Darauf kommt's an Ethik - Die Forschung begleiten - Wirtschaft Neckar-Alb

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Darauf kommt's an Ethik - Die Forschung begleiten - Wirtschaft Neckar-Alb
Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | 1. März 2018, 3/2018

       Digitalisierung

      Darauf
      kommt’s an
       Ethik
       Die Forschung begleiten

      Feuer
      Dem Ernstfall vorbeugen

       Export
       Den Krisen trotzen
Darauf kommt's an Ethik - Die Forschung begleiten - Wirtschaft Neckar-Alb
O    b Kongress, Event, Meeting oder
     Seminar, Weihnachtsfeier oder Bankett –
das Tagungshotel
Grand La Strada
in Kassel bietet Großes!
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O zentrale und ruhige Lage nahe dem „Staatspark Karlsaue“
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E    ines der größten privat geführten Tagungshotels
     ist zugleich Kassels vielseitigste Hotelwelt:
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                  Wir freuen uns auf Sie! Ihr Team vom Grand La Strada
Raiffeisenstr. 10 . 34121 Kassel . Tel.: 05 61 / 2 09 00 . E-Mail: info@lastrada.de . www.lastrada.de
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             3                Fragen zum...
                                 Stau
                                                                ???

                                Laut der aktuellen ADAC-Staubilanz ist Baden-Württemberg in den Top Drei.
                                Warum gibt es hier so viele Staus? Wird zu wenig gebaut oder wird zu viel
                                und zu lange gebaut?

                                Unter 15, 20 Jahren geht grundsätzlich gar nichts in Deutschland mit Bauprojek-
                                ten. Ob A8, A81 oder B27: Es bleibt immer ein Flickenteppich. Jeder Landkreis
                                baut ein Teilstück aus, aber am Stück wird das Projekt nicht fertig. Daher sind in
                                jeder Region eher die Engstellen das Problem. In Bad Sebastiansweiler ist so eine
                                Dauer-Engstelle. Ich habe mal mit dem Zuständigen telefoniert, warum die Ampel
                                nicht von zwei auf drei Minuten Umlaufzeit geschaltet werden könnte. Geht nicht,
                                hieß es, die Ampelsteuerung ist so alt, das kostet zu viel, um das umzuprogram-
                                mieren. Am Sudhaus Tübingen gab es vor 6 Jahren auch immer mindestens einen
                                Stau von bis zu 80 Minuten. Seit man eine zweite Ampelschlaufe und das Links-
Jürgen Maurer (links) ist       abbiegen von Balingen her umgestellt hat, ging die Wartezeit auf etwa 20 Minuten
Geschäftsführer der IQ-5
GmbH (rechts John Lebherz,      herunter. Noch besser liefe es wahrscheinlich mit dem Schindhautunnel und einer
zweiter Geschäftsführer).       Umfahrung Ofterdingen, aber da sind wir ja wieder beim Grundproblem.
Er vertreibt Dokumen-
tations-, Diagnose- und
Gerätemanagementsysteme         Was kostet Sie der Stau so durchschnittlich als Unternehmer?
für die Gesundheitsbran-
che. Maurer ist klassischer     Schwer zu sagen. Wir fahren von Bitz aus im Schnitt 100 bis 400 Kilometer am Tag,
Handelsvertreter und auf
der Straße zuhause.             da gehen in der Woche locker zehn Stunden Arbeitszeit im Stau drauf. Rechnet
Foto: PR                        man 100 Euro Umsatz die Stunde, läppert sich da was zusammen. Von geplanten
                                Terminen muss ich manchmal am Tag auch einige streichen, weil es keinen Sinn
                                mehr macht. Wir versuchen so zu planen, dass man zu bestimmten Uhrzeiten los-
                                oder zurückfährt und alternative Strecken wählt, aber das tun andere auch. Südlich
                                von Tübingen ist der Verkehr halbwegs planbar, nördlich davon wird’s zum Poker-
                                spiel. Wenn ich morgens in Heilbronn oder Pforzheim sein muss, versuche ich um
                                Viertel vor sieben dort zu sein, sonst kann ich das Auto auch nach Tübingen oder
                                Degerloch schieben. Ansonsten lebt man halt damit und übernachtet.

                                Ihr Tipp: Was müsste besser laufen, damit es läuft?

                                Die Straßen wachsen nicht mit dem Verkehrsaufkommen. Was uns fehlt ist ein
                                überregional zuständiges Verkehrs-und Stau-Management. Hessen hat in den 90ern
                                viele wichtige Autobahnstrecken wie A5 und A3 mit elektronischen Leitschildern
                                bei Stau ausgerüstet: linke Spur 120, mittlere 100, rechte 60. Es gilt recht schnell
                                Überholverbot für LKW und in den Nebenzeiten komplett freie Fahrt. In Baden-
                                Württemberg gibt’s das nirgends. Ich habe das Gefühl, dass die für die Planung Zu-
                                ständigen gar nicht mit dem Auto unterwegs sind oder an der S-Bahn wohnen.

                                                                                    Wirtschaft Neckar-Alb | März 2018
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     Inhalt

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   Digitalisierung

    Darauf
    kommt’s
    an
                                                       08

   TITELTHEMA                                          INHALT
   „Unternehmen müssen sich auf die Digitalisierung    03   Erste Seite
   einstellen“ – dieser Satz darf derzeit in keiner         Drei Fragen zum Stau
   Sonntagsrede fehlen. Klingt gut, doch was bedeu-
                                                       06   Hingucker
   tet das? WNA wird konkreter und zeigt, wie die
                                                            Bier
   Digitalisierung in der Arbeitswelt gelingen kann.
                                                       08   Aktuelles
   22    Breitbandinfrastruktur: Fleckenlösungen            08 Großbrand bei Nopma und Thomas Preuhs:
   24    Aus- und Weiterbildung: Mutig sein!                   Wie Phönix aus der Asche
   26    Digitales Estland: Tigersprung                     10 Ein Blick zurück:
                                                               Die Alb auf Leinwand
   27    Baustein für die Region der Zukunft:
         Der Hub kommt                                      12 20 Millionen für Forschung und Entwicklung:
                                                               Willkommen in der Champions League

                                                       16   Im Gespräch
                                                            Theologin Elisabeth Gräb-Schmidt

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                                           10
                                           30

                                                     42
19   IHK-Service                                    62   Börsen
     Messenübersicht
                                                    64   Bekanntmachungen
30   IHK-Report
                                                    67   Stellenanzeigen
     30 Außenhandel trotz den Krisen:
        Die Welt ist ein Dorf                       71   Ihre IHK
     32 IHK-Konjunktur – Problem Fachkräfte:
                                                    71   Impressum
        Noch weiter nach oben
                                                    72   Leute, Leute
40   Info & Praxis
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     45 Praxis-Workshop:
         Online gefunden werden
54   Firmenreport
     54 Fischer Elektro- und Beleuchtungstechnik:
         Gold im Wettbewerb um den Elmar
     56 Wir Unternehmen: Ölmanufaktur

                                                                            Wirtschaft Neckar-Alb | März 2018
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6 | Hingucker

                                                            20
                                       Brauereien halten nach wie vor die Fahne des
                                        Bierbrauens in der Region Neckar-Alb hoch.

                                                                8,20
                                             Euro kostete 2017 eine Maß Bier im Festzelt
                                            auf dem Balinger Volksfest. Damit war die Maß
                                             rund zwei Euro günstiger als auf dem Wasen.

                                                                                Hingucker

                                                                 230
                                       stationäre Krankenhausaufenthalte von 13- bis 19-Jährigen
                                      aufgrund von Alkoholkonsum gab es 2016 in Neckar-Alb. Am
                                             wenigsten waren es im Landkreis Tübingen (62).
                                         Im Zollernalbkreis gab es einen Krankenhausaufenthalt
Foto: Easy Morning/shutterstock.com

                                      mehr zu verzeichnen und in Reutlingen mit 105 die meisten.

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Hingucker | 7

                                                        74,6
                                  Milliarden Euro wurden 2009 durch Bierexporte aus
                                Baden-Württemberg erwirtschaftet. Die Einfuhren erreich-
                                ten einen Wert von 23 Milliarden Euro. Größte Abnehmer
                                   der Biere aus dem Ländle waren Italien und Irland.

                      1521
wurde die Zwiefalter Klosterbrauerei erstmals urkundlich
erwähnt. Den Benediktinermönchen war die Verfeinerung
  des Biergeschmacks wichtig, da sie damit die harten
   Einschränkungen der Fastenzeit umgehen konnten.

                                                              35
                                        Prozent der weltweiten Gesamtanbaufläche für
                                       Hopfen liegen in Deutschland. Damit ist die Bun-
                                       desrepublik der größte Hopfenerzeuger der Welt.

                            63
  Liter Bier und Biermixgetränke werden im Regierungsbezirk
Tübingen jährlich pro Person getrunken. Für einen Liter Bier im
Einzelhandel zahlten die Bewohner durchschnittlich 1,46 Euro.

                                                       Wirtschaft Neckar-Alb | März 2012
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8 | Aktuelles

                                                                                                                          Brandruine: Der Schaden bei Thomas
                                                                                                                          Preuhs wurde auf acht Millionen Euro
                                                                                                                          beziffert. Foto: PR

                                          Großbrand bei Nopma und Thomas Preuhs

                                           Wie Phönix aus der Asche
                                         Großbrände können Firmenexistenzen zerstören, bei Nopma in Albstadt
                                         und bei Thomas Preuhs in Geislingen ist man der Katastrophe mit Zuver-
                                         sicht begegnet.

                                         Montag, 6. November 2017: Bei Nop- setzt werden wie zuvor, teilt ein Her- Produktion wieder. „Es musste alles
                                         ma, Hersteller von technischen Texti- steller von Feuerlöschanlagen mit. sehr koordiniert ablaufen“, erklärt der
                                         lien, in Albstadt wütet ein Großbrand. Fast fünfzig Prozent aller Unterneh- Firmenchef. Zum Beispiel wurden alle
                                         Wie durch ein Wunder wird niemand mens-Brände würden zum völligen Mitarbeiter, die unmittelbar für den
                                         verletzt. Ein Gebäude ist völlig zer- Zusammenbruch der betreffenden Wiederaufbau nicht benötigt wurden,
                                         stört. „Als ich                                             Firma führen. in der Zeit weitergebildet. Der Brand
                                         die Zeitung mit
                                                                    „Als ich die Zeitung mit         Nach Angaben mit Millionenschaden hat beim Alb-
                                         dem Katastro-            dem Katastrophenbericht            der Versiche- städter Unternehmen zu einer Art
                                         phenbericht auf-        aufschlug, hab ich die Seite rungswirtschaft Wandel geführt: Das Miteinander, die
Grafiken: Alemon cz/shutterstock.com

                                         schlug, hab ich              glatt nassgeheult.“            führt etwa jeder Mitverantwortung für den Betrieb,
                                         die Seite glatt Jens Meiser, Geschäftsführer Nopma dritte Brand in sie haben unter der Brandkatastrophe
                                         nassgeheult“, er-                                           der Industrie zu nicht gelitten – ganz im Gegenteil.
                                         zählt Geschäftsführer Jens Meiser vom Sachschäden von mehr als einer hal-
                                         ersten Schock. „In diesem Moment ben Million Euro.                           Ein Großfeuer wütete auch am 3. Janu-
                                          hab ich mir gesagt, das ist der tiefste                                     ar frühmorgens bei der Thomas Preuhs
                                            Punkt, es gibt jetzt nur einen Weg: Besseres Miteinander                  Holding in Geislingen-Binsdorf. Ins-
                                             nach vorne!“                         Bei Nopma gingen bereits wenige gesamt 160 Einsatzkräfte konnten eine
                                                                                  Tage nach der Ka-                                      Lagerhalle nicht vor
                                                      Die Folgen eines Firmen- tastrophe die Auf-       „Man rückt zusammen              den Flammen be-
                                                     brandes können verhee- räumarbeiten mit                   in der Not.“              wahren. Unterneh-
                                                  rend sein: In mehr als Drei- Hochdruck voran.                                          menssprecher Peter
                                                                                                        Peter Wark, Unternehmens-
                                                  viertel aller Fälle könne der Nach nur 14 Ar-           sprecher Thomas Preuhs         Wark beziffert den
                                                   Betrieb nicht mehr so fortge- beitstagen lief die                                     Schaden auf acht

                                         www.wirtschaft-neckar-alb.de
Darauf kommt's an Ethik - Die Forschung begleiten - Wirtschaft Neckar-Alb
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Millionen Euro, den Gebäu-                             mehr als einer Woche
deschaden allein auf drei Mil-                          Zwangspause nach den
lionen. „Zum Glück hatten                               Betriebsferien wieder
wir Betriebsferien und es wur-                          anlaufen konnte“, erklärt
de niemand verletzt“, erklärt er.                      Wark und fügt hinzu,
Schlimmere Schäden konnten               „das        ist auch der Solidarität und
                                                                                                 Von Unternehmer zu Unternehmer
dank einer Brandschutzwand ver-          d e m Entgegenkommen vieler Lie-
mieden werden, die ein Übergreifen       feranten zu verdanken“. Inzwischen sei                  geht vieles einfacher.
des Feuers verhinderte.                  „weitgehend Normalität“ eingekehrt.
                                         „Man rückt zusammen in der Not.“
„Es grenzt schon an ein kleines logis-   Auch bei Thomas Preuhs herrscht Op-                     Buchhaltung beim Steuerberater
tisches und organisatorisches Wunder,    timismus vor: Die Lagerhalle soll bis                   papierlos – mit Online-Zugriff
dass die Produktion mit nur etwas        zum Jahresende wieder stehen.
                                                                                                 Meistens werden Belege und Auswertungen
                                                                                                 noch in Papierform ausgetauscht. Steigen
                                                                                                 Sie jetzt um auf unsere Online-Buchhal-
                                                                                                 tung und profitieren Sie von den Vortei-
                                                                                                 len der Digitalisierung:
                       Brandschutz im Unternehmen
                                                                                                   Belege integriert in die Buchhaltung
                           www.ihkrt.de/brandschutz
                                                                                                   Online-Zugriff auf alle Auswertungen:
                                                                                                   u.a. BWA, Kostenrechnung, Lohn-Journal
                                                                                                   Belege archiviert im DATEV-Rechenzen-
                                                                                                   trum: maximale Sicherheit, einfache Su-
                                                                                                   che, zeitlich unbegrenzt, GoBD-konform

Tipps vom Kreisbrandmeister Reutlingen                                                           Mehr zum digitalen Rechnungswesen erfah-
                                                                                                 ren Sie beim RWT Kolleg am 20.03.2018 (sie-
Der gute Draht zur Feuerwehr                                                                     he www.rwt-gruppe.de/veranstaltungen).

Angesichts der gültigen Vorschriften zum Brand- und Arbeitsschutz sei das Aus-                   Sie haben Fragen zur Online-Buchhaltung?
maß an großen Firmenbränden in der Region zurückgegangen, informiert Wolfram                     Kontaktieren Sie Marc Mollenkopf, Leiter
Auch, Kreisbrandmeister in Reutlingen. Unternehmen rät er, die Brandschutzvor-                   der RWT-Mandantenbuchhaltung:
schriften ernst zu nehmen. Feuerlöscher und Brandmelder gehören regelmäßig                       Tel. 07121 489-341.
gewartet. Rettungswege müssen freigehalten werden. Zum vorbeugenden Brand-
schutz zählt ebenfalls die Schulung der Mitarbeiter in puncto Sicherheit und Sau-
berkeit am Arbeitsplatz. Auch der Dialog mit der örtlichen Feuerwehr ist wichtig.
Die Experten der Feuerwehren können bei allen Details zum Brandschutz hel-
                                                                                                 RWT-Gruppe
fen. Außerdem bietet die IHK einen Leitfaden und veranstaltet Foren zum Thema                    Charlottenstraße 45-51
Brandschutz.                                                                                     72764 Reutlingen
                                                                                                 Telefon: 07121 489-201
                                                                                                 www.rwt-gruppe.de

                                                                                                   Wirtschaft Neckar-Alb | März 2012
                                                                                                 REUTLINGEN        STUTTGART           ALBSTADT
                                                                                                 weltweite Zusammenarbeit mit
Darauf kommt's an Ethik - Die Forschung begleiten - Wirtschaft Neckar-Alb
10 | Aktuelles

                                                                                             Rauchende Schlote der aufkeimenden
                                                                                             Industrie inmitten blühender Albwiesen:
                                                                                             Ein Gemälde von Wilhelm Kehrer (geboren
                                                                                             1892) ist stiller Zeitzeuge. Foto: Rath

                                                                                             Die Gemälde zeigen eine Zeit, die schon
                                                                                             längst vergangen ist. Wie vor rund 100
                                                                                             Jahren die Saat ausgebracht wurde, wel-
                                                                                             che Hunderassen es noch gab, was die
                                                                                             Leute am Leib trugen. „Beim Betrach-
                                                                                             ten der Bilder merkt man, dass es noch
                                                                                             gar nicht lange her ist, dass man noch
                                                                                             mit dem Pferdewagen gefahren ist“,
                                                                                             sagt Rath, „die schnelle Entwicklung
                                                                                             der Technik wird beim Anblick der Ge-
                                                                                             mälde deutlich.“

                                                                                             Niethammer bis Ende April
    Ein Blick zurück                                                                         Neben Werken von Jakob Plankenhorn,
                                                                                             Otto Kübler und Wilhelm Kehrer sind
    Die Alb auf Leinwand                                                                     bis April Werke des eher unbekannten
                                                                                             Künstlers Eduard Niethammer zu se-
    Der Reutlinger Kunstsammler Mar-           Alb eine Last“, so Rath, „heute ist sie       hen. Die Arbeiten des Einsiedlers hat
    tin Rath hat 2016 ein Museum               für mich Energiequelle. Hier tanke ich        der Kunstsammler in Ungarn gefun-
    eröffnet, das die Werke von Hei-           in einer natürlichen Landschaft wieder        den. Auch die anderen Werke hat er
    matmalern zeigt. Die Landschafts-          auf, die für mich wertvoll und erhal-         bei Auktionen auf der ganzen Welt er-
    bilder gewähren einen Einblick in          tenswert ist.“ Das Museum ist für ihn         standen. „Viele sind in den 20er Jahren
    die Lebensbedingungen vergange-            ein Tribut an die Heimat. „Wir zeigen         mit der Kunst ausgewandert“, so Rath,
    ner Zeiten.                                dort oben die unangetasteten, abwechs-        „jetzt sind die Bilder wieder zurück in
                                               lungsreichen Landschaften der Alb.“           der Heimat.“
    In einem ehemaligen Offiziersgebäu-
    de des Alten Lagers in Münsingen hat
    die ungewöhnliche Sammlung einen
    Platz gefunden. Mit rund 600 Bildern
    mit Alb-Motiven ist es wohl die größ-
    te ihrer Art. Rund 200 Gemälde sind
    dauerhaft zu sehen, weitere 200 in einer
    Wechselausstellung. Auf dem Ex-Trup-
    penübungsplatz auf der Alb will der
    Unternehmer Franz Tress ein Touris-
    muszentrum errichten. Das Albmaler-
    Museum passt da genau ins Konzept.

    „Wir wollen die Heimat zeigen“, erklärt
    Martin Rath seine Motivation, ein sol-
    ches Museum zu führen. Der Anwalt
                                               Auch im Besitz der IHK Reutlingen befindet sich ein Albmaler-Gemälde von Jakob Planken-
    ist in Reutlingen und Metzingen gebo-      horn (1894–1977). Der Künstler aus Mössingen-Talheim hielt die Alb auf Leinwand fest,
    ren und aufgewachsen. Hauptberuflich       überall dort, wohin er mit dem Fahrrad und seinen Malerutensilien hinreisen konnte. Unter
    berät er vornehmlich asiatische Fuß-       anderem auch den Blick auf die Reutlinger Achalm, wie hier zu sehen ist. Da die IHK-Zent-
                                               rale in Reutlingen derzeit abgerissen wird, übergab IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang
    ballspieler und kommt so viel auf der      Epp das Gemälde als Leihgabe an Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim
    Welt rum. „In der Jugend war mir die       Eisert. Nun hängt die Landschaft in Öl im ersten Stock der Handwerkskammer Reutlingen.

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Aktuelles | 11

                                                                               Foto: olly - Fotolia.com
                                                                                                          Christian O. Erbe,
                                                                                                          Präsident der IHK Reutlingen

                                                                                                          Nur Erfolge verwalten
 Europaweite Jugendstudie                                                                                 Vor fünf Monaten und einer Woche

 Optimistischer Blick in die Zukunft                                                                      haben wir einen neuen Bundestag ge-
                                                                                                          wählt. Seither wartet das Land auf eine
                                                                                                          neue Regierung. Spötter sagen: Wir ver-
„Welche Rolle spielt Geld in unserer       Mehrheit eher optimistisch in die Zu-                          missen sie nicht, es geht ja auch ohne.
Gesellschaft?“ oder „Was bedeutet          kunft: 38 Prozent der Befragten denken,                        Ich sage: Wir brauchen dringender denn
Heimat für Dich?“: Antworten lie-          dass ihr Leben ähnlich gut verlaufen                           je eine Regierung, die sich den Heraus-
ferten über 100.000 Jugendliche            wird wie das ihrer Eltern. Das Verhält-                        forderungen der nächsten Jahre stellt .
aus 35 Ländern für eine Studie der         nis zu Papa und Mama ist bei den meis-
Europäischen Rundfunkunion.                ten Befragten ohnehin sehr gut. Genau                          Wie wird Deutschland die Digitalisie-
                                           90 Prozent gehen davon aus, dass ihre                          rung bewältigen? Die Koalition will in-
Die Befragung verdeutlicht Wertvor-        Eltern stolz auf ihre eigenen Kinder                           tensiv in Breitband und digitale Bildung
stellungen, Zukunftspläne und Men-         sind. Weniger positiv sieht es mit dem                         investieren. Doch ein Gesamtkonzept
talität der sogenannten „Generation        Vertrauen zur Politik aus. Lediglich                           erkenne ich nicht. Wo bleiben die digi-
What“. So glauben beispielsweise 89        zwei Prozent der befragten Jugendli-                           tale Verwaltung, der Mut zu einer digital
Prozent der befragten Jugendlichen         chen geben an, völliges Vertrauen in                           getriebenen Start-up-Kultur oder Impul-
zwischen 18 und 34 Jahren, dass Geld       die Politik zu haben.Die Erhebung der                          se für ein deutsches Silicon Valley? Die
grundsätzlich eine zu große Rolle in der   Europäischen Rundfunkunion gilt als                            digitale Welt kommt mir zu kurz. Es wird
Gesellschaft spiele. Dennoch blickt die    größte Jugendstudie aller Zeiten.                              nur der Erfolg verwaltet und wenig Neu-
                                                                                                          es gewagt. Das zeigt sich auch beim Ver-
                                                                                                          zicht auf Steuerentlastungen für Unter-
Neuer Studiengang startet im April                                                                        nehmen. Die letzte umfassende Reform
                                                                                                          liegt zehn Jahre zurück. Unternehmen,
Land finanziert fünf Jahre mit                                                                            die eigenes Geld nutzen können, um zu
                                                                                                          investieren, setzen Wachstumskräfte
Am 9. April wird auf dem Campus            ministerin Theresia Bauer. Das Land                            frei. Das ist gut für Innovationen und Be-
der Hochschule Reutlingen der              hat eine fünfjährige Teilfinanzierung                          schäftigung und am Ende profitiert auch
neue Studiengang „Soziale Ar-              über insgesamt 3,5 Millionen Euro                              Vater Staat. Nur der will es gerade nicht.
beit“ eröffnet.                            zugesichert. Inzwischen wurde auch                             Eine vertane Chance.
                                           die Frage der Unterbringung geklärt.
Der Studiengang „Soziale Arbeit“ soll      In die Bresche springt das Kultusmi-                           Bleibt die Reform der EU. Dieser haben
starke Bezüge zum Thema Inklusion          nisterium, das für eine Übergangszeit                          die Koalitionäre ein großes Kapitel ge-
und zu den sozialen und diakonischen       von drei bis vier Jahren, einen Teil der                       widmet. Das ist richtig, weil wir nur mit
Einrichtungen in der Region Neckar-        Räume des Staatlichen Seminars für                             einem klaren Bekenntnis zu Freihandel
Alb haben. „Der gesellschaftliche Be-      Didaktik und Lehrerbildung auf dem                             wachsen können. Mir fehlt derzeit aber
darf in diesem Bereich ist unbestritten    Hochschulcampus zur gemeinsamen                                die Hoffnung, dass wir einen Durch-
und die Region bietet beste Anknüp-        Nutzung zur Verfügung stellt. Die ers-                         bruch erleben werden. Mit den Populis-
fungspunkte für den Praxisbezug die-       ten Studierende starten nach der Er-                           ten im eigenen Haus bleiben die globa-
ses Studiengangs “, sagt Wissenschafts-    öffnung im Sommersemester.                                     len Veränderungen ein sehr fernes Ziel.

                                                                                                                  Wirtschaft Neckar-Alb | März 2018
12 | Aktuelles

                                                                                                                              Foto: NMI
    RANDNOTIZ
    Kein Wachstum
    Facebook verliert. Bei Jugendlichen
    sind es nur noch 61 Prozent, die das
    Netzwerk nutzen. Vor vier Jahren wa-
    ren es noch 89 Prozent. Das zeigt der
    neue Social-Media-Atlas. Einen star-
    ken Zuwachs kann Facebook lediglich
    noch bei älteren Nutzern notieren: Bei
    den sogenannten „Silver Surfern“ ab 60
    Jahren nimmt der Anteil um 23 Pro-
    zentpunkte auf 70 Prozent zu.              20 Millionen für Forschung und Entwicklung

                                               Willkommen in der Champions League
    Kein Vertrauen
    Die Deutschen verlieren Vertrauen zu
    Unternehmen. Eine Forsa-Umfrage          20 Millionen Euro sind in den neu-     Materialforschung
    zeigt, dass derzeit nur 27 Prozent der   en Regio-Win-Campus im Techno-         Das Nanoanalytikzentrum des NMI
    Wirtschaft trauen. Die Gründe: Die       logiepark Reutlingen-Tübingen ge-      soll, so Hämmerle, „uns mit seinen
    Dieselaffäre, die Insolvenz von Air      flossen. Entstanden sind das neue      High-End-Elektronenmikroskopen
    Berlin und der angekündigte Stel-        Nanoanalytikzentrum und der For-       die Chance geben, in die Champions
    lenabbau bei Siemens. Hingegen ist       schungscampus Bio-Med-Tech.            League der Elektronenmikroskopie
    das Ansehen von Polizei und Gewerk-                                             aufzusteigen.“ Nanoanalytik spielt
    schaften größer geworden.                8,5 Millionen Euro stammen aus dem heute in vielen Bereichen der Materi-
                                             Wettbewerb „Regio Win“. Er war vor alforschung eine große Rolle. Sowohl
                                             fünf Jahren vom Land und der Eu- für die industrielle Entwicklung und
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                                             ausgelobt worden,       Zwei Leuchttürm für die Werkstoffe als auch
                                             um Impulse für eine        gesamte Region.                für die Grundla-
                                             langfristige Regio-                                       genforschung ist die
                                             nalentwicklung zu setzen. Unter der Erforschung kleinster Strukturen im
                                             Federführung des Landratsamts Tü- Maßstab des millionstel Millimeters
                                             bingen hatte sich die Region Neckar- heute unverzichtbar.
                                             Alb an dem Wettbewerb beteiligt und
                                             als Leuchtturmprojekte das Nanoana- Wachstumsbranche
                                             lytikzentrum und den Forschungscam- Der Forschungscampus Bio-Med-
                                             pus vorgeschlagen. „Das neue Zent- Tech soll die Branchen Medizintech-
                                             rum wird für einen Innovationsschub nik und Biotechnologie thematisch
                                             im Bereich Biomedizintechnik, Mate- und räumlich zusammenführen. Regi-
                                             rialwissenschaft und Werkstofftechnik onale Unternehmen können hier mit
                                             sorgen und die Wettbewerbsfähigkeit der Grundlagen- und angewandten
                                             der ansässigen Unternehmen stärken“, Forschung unter einem Dach arbei-
                                             zeigte sich Prof. Hugo Hämmerle, Lei- ten. „Wir bewegen uns hier in einer
                                             ter des Naturwissenschaftlichen und der größten Wachstumsbranchen und
                                             Medizinischen Instituts (NMI), bei der in die Arbeitsplätze der Zukunft“, sag-
                                             Schlüsselübergabe überzeugt. Die Bau- te Reutlingens Oberbürgermeisterin
                                             zeit betrug 15 Monate.                 Barbara Bosch.

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Aktuelles | 13

                                                                             Foto: olaser/iStockphoto.com

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                                                                                                            •   STEUERBERATUNG
Kostenlos Bus fahren                                                                                        •   CORPORATE FINANCE
                                                                                                            •   UNTERNEHMENSBERATUNG
Wer soll das bezahlen?                                                                                      •   FINANCIAL SERVICES
                                                                                                                UND VIELES MEHR

Bekommt Reutlingen einen kos-           nehmen. „Wer bestellt, bezahlt“, ließ                               Selbstverständlich sind auch
tenfreien Öffentlichen Personen-        sich Bosch zitieren. Tübingens Ober-                                die gesamte BANSBACH-Gruppe
nahverkehr? Die Bundesregierung         bürgermeister Boris Palmer zeigte sich                              sowie unser weltweites Netz-
will das testen und hat dafür fünf      nicht weniger verwundert. Immerhin                                  werk KRESTON INTERNATIONAL
Städte ins Auge gefasst.                startet bei ihm gerade der kostenlose                               jederzeit für Sie da, und das
                                        Wochenendbus. Ab Mitternacht in der
Die Idee kommt nicht von ungefähr. Nacht von Freitag auf Samstag müssen
                                                                                                                     RATIONAL
Deutschland droht eine Klage vor dem die Fahrgäste auf allen Tübus-Linien
Europäischen Gerichtshof. Um dieser des Stadttarifs Tübingen keinen Fahr-                                            WELTOFFEN
zu umgehen, bringt                                         schein mehr lö-
                                                                                                                       NACHHALTIG
die geschäftsfüh-        Reutlingen wäre gerne             sen – bis 5 Uhr am
rende Bundesregie-               Testgebiet.               S on nt a g m orge n .                                            SPONTAN
rung kostenlosen                                           Damit sind auch die
öffentlichen Nahverkehr ins Spiel. Der Nachtbusse Teil der Aktion. Lediglich                                                         NAH

kostenlose Nahverkehr soll die Zahl Züge, Regionalbusse und regionale                                                     LEIDENSCHAFTLICH
der Pkws verringern, die in Innenstäd- Nachtbuslinien gehören nicht zum
te einfahren. Der Test könnte in Essen, freien Angebot.
Bonn, Herrenberg, Mannheim und                                                                              BANSBACH GmbH
eben Reutlingen stattfinden, schreibt Überrascht zeigte sich auch der Ver-
die Regierung.                          band Deutscher Verkehrsunterneh-                                    Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
                                                                                                            Steuerberatungsgesellschaft
                                        men. Er bemängelt: „Schon heute
Wer zahlt es?                           drängeln sich die Fahrgäste überall in                              BADEN-BADEN
Den Vorstoß finden Länder und Bussen und Bahnen. Ein kurzfristiger,                                         BALINGEN
Kommunen überraschend. Landes- sprunghafter Fahrgastanstieg würde                                           DRESDEN
verkehrsminister Winfried Hermann die vorhandenen Systeme vollständig                                       FREIBURG
forderte direkt tatkräftige finanzielle überlasten“, so Verbandspräsident Jür-                              JENA
Unterstützung des Bundes. Ins gleiche gen Fenske. Der Finanzierungsbedarf                                   LEIPZIG
Horn stieß Reutlingens Oberbürger- des Nahverkehrs betrage laut Verband                                     STUTTGART
meisterin Barbara Bosch: Die Stadt sei derzeit zwölf Milliarden Euro pro Jahr.
gerne Testgebiet, der Bund müsse aber Zusätzliche Fahrgäste sind noch gar                                   www.bansbach-gmbh.de
in jedem Fall die Finanzierung über- nicht eingerechnet.

                                                                                                Anzeige IHK.indd 1                     05.02.2018 10:15:45
                                                                                                                 Wirtschaft Neckar-Alb | März 2018
14 | Aktuelles
                             Rufus Wainwright

                               Drama, Baby!
    Eine lange Note reicht ge-                                                                                                   heute hat er sich beharrlich
    wöhnlich. Mit der Rufus                                                                                                      den Erwartungen entzogen
    Wainwright auf Anhieb                                                                                                        und Grenzen ausgelotet: Er
    Spannung und Intimität                                                                                                       veröffentlichte sieben Alben,
    erzeugt. Eine unverwech-                                                                                                     schrieb zwei eigene Opern –
    selbare Stimme, zwischen                                                                                                     die New Yorker Met hatte eine
    Bariton und Tenor, rund                                                                                                      angefordert und klassische
    und süffig, selbstverges-                                                                                                    Oper wollte er nicht singen –,
    sen, aber schnörkellos.                                                                                                      vertonte für Theaterregisseur
    Man sieht einen Posterboy                                                                                                    Robert Wilson Shakespeare-
    in schrägen Klamotten.                                                                                                       Sonette und führte ein Kon-
    Aber man hört den wohl                                                                                                       zert von Judy Garland in der
    talentiertesten     Sänger                                                                                                   Carnegie Hall in ebendieser
    und Songwriter seiner Ge-                                                                                                    nochmal neu mit ihm in der
    neration. Einem breiten                                                                                                      Hauptrolle auf. Privat heira-
    Publikum ist Wainwright                                                                                                      tete der einstige Partylöwe
    mit einem Cover von Leo-                                                                                                     seinen Geliebten und grün-

                                                                                 Fotos: Matthew Welch, PR, L.Klauser – Fotolia
    nard Cohens „Halleluja“                                                                                                      dete mit der Tochter Leonard
    im Soundtrack zu „Shrek“                                                                                                     Cohens, seiner Sandkasten-
    bekannt geworden. Seine                                                                                                      freundin, eine Patchworkfa-
    beiden Alben „Want One“                                                                                                      milie. Manche nennen so-
    und „Want Two“ gelten                                                                                                        was gesundes Ego, andere
    bislang als die besten der                                                                                                   Größenwahn. Jedenfalls hat
    Nullerjahre und als Maß-                                                                                                     er Sinn für Drama und weiß,
    stab für queeres Songwri-                                                                                                    was er kann. Auf der Bühne
    ting. Bei Wainwright trifft                                                                                                  heißt das, das große Rad dre-
    amerikanischer Songwri-                                                                                                      hen (er ist der erste Musiker,
    ter-Pop auf europäische                                                                                                      der das Londoner Opernhaus
    Operndramatik, Billy Joel                                                                                                    Covent Garden an fünf Aben-
    und Randy Newman auf                                                                                                         den ausverkauft hat) sowie
    Strauss und Verdi. Luxuri-     Er pendelt zwischen Pop und Oper, zwischen Wun-                                               im kleinen, intimen Rahmen,
    öse Melancholie. Mit Witz,     derkind und Wahnsinn: Der Kanadier Rufus Wain-                                                allein am Piano auftrumpfen.
    Raffinesse und offener         wright entspricht dem viel strapazierten Attribut                                             Letzteres wird am 4. April im
    Hose. Kitsch, durchaus,        Ausnahmekünstler. Sein Auftritt in Reutlingen gilt                                            franz.K Reutlingen der Fall
    ja. Aber gut inszeniert. Bis   schon vorab als konzertanter Coup des Jahres.                                                 sein. Garantiert glamourös.

    KULTUR-STENO
    +++ Schauspiel: „Lola rast – und andere schreckliche Geschichten“ – ab 3. März – LTT +++ Comedy: Mundstuhl
    „Mütze-Glatze! Simply the Pest!“ – 9. März – Sudhaus Tübingen +++ Musik: Leipziger Philharmonie „Whitney
    Houston Tribute“ – 9. März – Stadthalle Balingen +++ Kleinkunst: Dieter Baumann „Läuft halt. Weil singen
    kann er nicht“ – 10. März – Sudhaus Tübingen +++ Vortrag: Dylan Wickrama „Am Ende der Straße – mit dem
    Motorrad um die Welt und über den Pazifik“ – 13. März – Stadthalle Balingen +++ Lesebühne: Felix Huby &
    Hartwin Gromes „Die Kerners – eine Familiengeschichte“ – 15. März – Museum Tübingen +++ Kabarett:Stefan
    Waghubinger „Jetzt hätten die guten Tage kommen können“ – 15. März – Sudhaus Tübingen +++

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Aktuelles | 15

„Global Players“ & „Eskalation ordinär“

 Vorne und hinten
Dicke Luft in Hechingen. Die schwä-       in Zwangsurlaub müssen. Senior Paul        übernimmt Altmeister Bernhard
bische Traditionsfirma „Bogenschütz       Bogenschütz sieht sein Lebenswerk be-      Hurm. Im Film selbst hatten bereits ei-
& Söhne“ steht vor der Pleite und der     droht und nur einen Ausweg: Alles Ei-      nige Lindenhöfler mitgewirkt. Fast al-
Chinese vor den Toren. Globalisierung     gentum, die Privathäuser, an die Bank.     les sei neu in der Theaterversion, meint
und Finanzkrise sind dem Textilfab-       Die Erben haben eine andere Meinung,       Regisseur Stöhr, und weitaus stärker
rikanten so zu Leibe gerückt, dass die    manche wollen verkaufen. Die Nerven        auf eine Komödie zugeschnitten. Man
Bank selbigen hängen lässt, Mitarbeiter   liegen blank. Aber zum Glück gibt’s die    darf gespannt sein (Premiere ist am
                                          Maultasche und das gute deutsche Pa-       3. März). Entscheidend ist, was hinten
                                          tent. Hannes Stöhrs Kinofilm „Global       rauskommt. Zum Beispiel der Wert ei-
                                          Player – Wo wir sind isch vorne“ setz-     nes Menschen. Eines arbeitslosen Men-
                                          te vor vier Jahren einige vertraute The-   schen. In „Eskalation ordinär – ein
                                          men eindrucksvoll in Szene: Kriegsge-      Schwitzkastenschwank in sieben Af-
                                          neration und Generationenkonflikt,         fekten“, dem letzten Werk des verstor-
                                          Familienbetrieb und Nachfolge. Vor         benen österreichischen Autors Werner
                                          allem aber die Region rund um den          Schwab, durchläuft der ehemalige Spar-
                                          Hohenzollern. Nun legt Stöhr mit dem       kassenangestellte Helmut Brennwert
                                          Lindenhoftheater Melchingen den            stellvertretend unterschiedliche Stufen
                                          Stoff neu für die Bühne auf. Die zent-     der Deklassierung: Vorm Bewerbungs-
                                          rale Figur Paul Bogenschütz, im Film       gespräch wird er mit Senf beschmiert,
                                          gespielt von Walther Schultheiß (Foto),    der Personaler verhöhnt ihn, seine Ver-
                                                                                     lobte verlässt ihn, er wird getreten und
                                                                                     erniedrigt. Entsprechend angeschärft
                                                                                     zerren ihn schließlich Deutschnationa-
                                                                                     le für eigene Zwecke aus der Gosse und
                                                                                     vor die Kameras. Doch Brennwerts ver-
                                                                                     meintlicher Aufstieg währt nur kurz.
                                                                                     Schwabs Theaterstück als explizit zu
                                                                                     bezeichnen, wäre noch untertrieben.
                                                                                     Der Theaterschreck der 90er ätzt hier
                                                                                     über die Heuchelwelt, dass es keine
                                                                                     Freude mehr ist. Und aktueller nicht
                                                                                     sein könnte (Premiere ist am 9. März,
                                                                                     Zimmertheater Tübingen).

KULTUR-STENO
+++ Musik: Kevin Hays & Lionel Loueke – 17. März – Sudhaus Tübingen +++ Musik: „Irish Spring-Festival“ –
19. März – Sudhaus Tübingen +++ Schauspiel: „Arthur & Claire“ (u. a. mit Hardy Krüger Jr.) – 20. März – Thalia
Theater Albstadt +++ Comedy: Rick Kavanian „Offroad“ – 21. März – franz. K Reutlingen +++ Ausstellung: „Sexy
& Cool. Minimal goes emotional“ – ab 24. März – Kunsthalle Tübingen +++ Ausstellung: #RTimBild: Dein Blick,
deine Stadt – Reutlingen mit dem Smartphone“ – ab 24. März – Heimatmuseum Reutlingen +++ Comedy: Chris-
toph Sonntag „#Bloß kein Trend verpennt!“ – 25. März – Stadthalle Reutlingen +++ Musik: „Represent-Your-
Hometown-Music-Festival“ – 30. März – franz.K Reutlingen +++

                                                                                            Wirtschaft Neckar-Alb | März 2018
16 | Im Gespräch

                                                                         Foto: PR
   Theologin Elisabeth Gräb-Schmidt

     Der Mensch als Schöpfer
   Das Klonen oder die Embryonenforschung betrifft den Menschen in
   seinem innersten Menschsein, meint die Tübinger Theologin Elisabeth
   Gräb-Schmidt. Geht die Forschung hier zu weit?

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Im Gespräch | 17

WNA: Im Januar wurde bekannt, dass       Vita
es in China erstmals gelungen ist, Af-
fen zu klonen. Bricht China damit ein    Elisabeth Gräb-Schmidt (geboren 1956 in Bad Säckingen) ist Professo-
Tabu?                                    rin für systematische Theologie mit Schwerpunkt Ethik an der Eberhard
Gräb-Schmidt: Ja und nein, wenn          Karls Universität Tübingen. Sie studierte Evangelische Theologie in
wir bedenken, dass bereits vor 20 Jah-   Göttingen, Berkeley, Heidelberg und Mainz. Seit 2013 ist sie Mitglied im
ren das Schaf Dolly geklont wurde        Rat der EKD und ebenfalls in 2013 erfolgte die Berufung in die Zentrale
und seitdem 23 weitere Tiere einen       Ethikkommission der Bundesärztekammer. Zudem ist sie seit 2015 Mit-
genetischen Zwilling bekommen ha-        glied in der Senatskommission für Grundsatzfragen der Genforschung
ben. Dass es nun gelungen ist, einen     der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Theologin ist verheiratet
Primaten zu klonen, ist ein Ereignis,    und Mutter zweier Kinder.
dessen Tragweite noch nicht in vol-
ler Gänze wahrgenommen wurde. Es
ist problematisch, nicht nur aus ethi-
schen, sondern auch aus politischen      schengemachte Auswahl für Sie ein          sich nicht leichtfertig über die Mög-
und wirtschaftlichen Gründen. China      Eingriff in die Schöpfung Gottes?          lichkeit der Forschung hinwegsetzen.
hat damit einen Sprung in der For-       Das ist eine Benennung des Prob-           Sie hat die Aufgabe, die Forschung zu
schung gemacht, vor allem in Hinblick    lems, das erst an zweiter Stelle bedacht   begleiten, aber nicht zu verhindern. Es
auf medizinische Forschung. Es geht      werden muss. Es ist nur eine religiöse     muss genau geschaut werden, welche
bei diesem Fortschritt darum, wer die    Benennung des Sachverhaltes dessen,        Chancen der Heilung gegeben sind
Großmacht des 21. Jahrhunderts wird.     was anthropologisch auf dem Spiel          und diese müssen dann auch genutzt
                                         steht. Und hier steht auf dem Spiel,       werden. Gleichwohl darf dies nicht um
Und ethisch betrachtet?                  dass sich der Mensch selbst technisch      jeden Preis geschehen.
Es ist ein Tabubruch, wenn der Mensch    produziert. Er verändert sich somit
in seiner Individualbestimmtheit tan-    von einem Wesen in ursprünglicher       China, USA, Großbritannien, nur
giert wird, in seinem innersten Perso-   Freiheit, wie es durch geboren werden,  drei Beispiele dafür, dass die For-
nenkern. Das ist beim Klonen der Fall    gezeugt werden möglich ist, in ein      schung in anderen Ländern weniger
und auch beim Eingriff in die Keim-      Wesen, das genau designed ist. Und      Grenzen als in Deutschland hat. Ver-
bahn. Hier sehe ich große ethische       insofern gemacht ist wie ein Produkt.   lieren wir aufgrund moralischer Be-
Bedenken im Hinblick auf das Ver-        Damit verliert der Mensch auch seine    denken den Anschluss an die Spitzen-
ständnis des Menschen. Auch in der       Zufälligkeit, an die er, zumindest für  forschung oder ist das schon längst
westlichen Forschungsszene ist man       mich, in seiner Endlichkeit gebunden    passiert?
gerade dabei, solche Tabus zu brechen.   ist. Entscheidend ist, dass der Mensch  Das ist die Klage der Wissenschaftler
                                         eine Selbstzwecklichkeit hat. Also,     hierzulande. Es gilt aufzupassen, dass
Was zieht das nach sich?                 dass er, ganz unabhängig von seiner     die Forschungsergebnisse aus anderen
Wenn Primaten geklont werden, ist        Leistung, einen Wert hat und in sich    Ländern nicht einfach übernommen
das Klonen von Menschen näher ge-        Würde trägt.                            werden, obwohl man die Forschung
rückt. Etwa auch um ein Ersatzteilla-                                            hier nicht duldet, und doppelte morali-
ger für andere Menschen zu haben.        Genforschung verspricht, viel Leid schen Standards errichtet. Deshalb darf
Die Vorstellung ist ein Horrorszena-     im Vorfeld schon zu verhindern.         man sich der ethischen Bedenken aber
rio, dass Menschen gezüchtet werden,     Für die Biologen ist die Ethik natür- noch lange nicht entledigen, wenn die
um im Krankheitsfall für andere Men-     lich nur ein Hemm-                                         Forschungsfreiheit
schen Ersatzorgane zu haben.             schuh, die sie an                                          versus Selbstbestim-
                                         ihren Forschungen
                                                                 „Der Mensch hat ganz mung des Menschen
US-Forscher haben in 2017 erstmals       hindert. Durch die      unabhängig von seiner steht. Trotzdem hal-
defekte Gene lebensfähiger Embryo-       Genschere können         Leistung einen Wert.“ te ich nichts davon,
nen ausgetauscht. In Großbritannien      ganz einfach und                                           Forschung zu früh-
ist es erlaubt, an bis zu sieben Tage    zielgenau defekte Gene ausgetauscht zeitig zu unterbinden. Wir dürfen das
alten Embryonen zu forschen, die         werden, das verspricht in der Tat, viel nicht nur den anderen überlassen und
danach getötet werden. Ist die men-      Leid zu verhindern. Die Ethik darf dann die Erträge nutzen.

                                                                                           Wirtschaft Neckar-Alb | März 2018
18 | Im Gespräch

   Sie sind seit rund fünf Jahren in der       tion entschieden werden? Welche ethi-       Themen ins Bewusstsein. Die Technik
   Zentralen Ethikkommission der Bun-          schen Direktiven sollen programmiert        ist aber lange nicht nur vernachlässigt,
   desärztekammer. Mit was beschäfti-          werden? Soll nach utilitaristischen         sondern auch verteufelt worden. Tech-
   gen Sie sich derzeit?                       Maßstäben programmiert werden, die          nik war das Grundübel, das in die Ka-
   Der Einsatz von Robotern in der Pfle-       das Leben vieler rettet und den Einzel-     tegorie „Gott spielen“ gerückt wurde.
   ge. In Japan ist das schon weit verbrei-    nen opfert? Oder soll man nach Kant         Hier zeigt sich zum Glück ein Bewusst-
   tet, bei uns eher auf spielerische Weise.   gehen, der die Würde eines einzelnen        seinswandel.
   Ich sehe hier große Chancen: Roboter        Menschen nicht verrechnet? Wollen
   können den Pflegenden bei schweren,         wir nicht lieber von der Entscheidung       Spielt der Mensch nicht schon längst
   repetitiven Arbeiten helfen, die ihn oft-   eines Menschen abhängig sein als von        Gott?
   mals körperlich überfordern. Roboter        der einer Maschine?                         Die Kirche hat auch die Fähigkeit des
   dürfen aber nur als Begleitung, nicht                                                   Menschen vernachlässigt, die seine
   als Ersatz eingesetzt werden. Das wür-      Wir sind also noch nicht so weit, dass      schöpfungsgemäße Mitkreativität be-
   de dann bedeuten, dass die Pflegenden       wir autonom fahrende Autos auf die          deutet. Die ihn auch zu Gottes Ebenbild
   mehr Zeit für Gespräche haben. Was          Straße lassen sollten?                      werden lässt als Mitarbeiter an seiner
   durch einen Pflegeroboter verantwort-       Aus ethischer Sicht wäre es wünschens-      Schöpfung. Die Technik ist ein wesent-
   lich übernommen werden kann, ist            wert, dass autonome Systeme nur in Be-      licher Faktor menschlicher Freiheit.
   derzeit unsere Frage. Der Einsatz kann      gleitung eines Menschen fahren dürfen       Ohne Technik ist der Mensch nicht
   auch Kosten sparen, das Geld kann so        und Menschen Überwachung leisten            Mensch. Dabei hat er die Aufgabe, mit
   in mehr Zeit für die Patienten investiert   – wie es bislang im Cockpit eines Flug-     dieser technischen Fähigkeit umzuge-
   werden.                                     zeugs ist. Insofern entdramatisiert sich
                                               dann auch die Verantwortungsfrage.           „Die Kirche muss sich spu-
   Sie forschen zum Thema Ethik und                                                         ten, den gesellschaftlichen
   Technik. Künstliche Intelligenz und         Welche Rolle kann die Kirche bei sol-        Diskurs mitzubestimmen.“
   selbstlernende Systeme stellt die Ethik     chen Debatten einnehmen?
   vor ganz neue Herausforderungen,            Sie muss sich in den Medien dazu äu-        hen. Hier muss nun die Differenz zwi-
                                               ßern und sagen, was auf dem Spiel           schen Mensch und Gott greifen. In sei-
       „Die Technik ist ein                    steht. An das Verständnis des Men-          nen technischen Fähigkeiten ist er eben
                                               schen erinnern und die Konsequenzen         nicht der Gott, der alles übersieht und
       wesentlicher Faktor
                                               offenlegen, wenn beispielsweise die         alle Folgen im Blick hat und die Ver-
      menschlicher Freiheit.“                  Verantwortung an künstliche Intelli-        antwortung für alles Tun übernehmen
                                               genz delegiert wird. Hier müssen die        kann, dass er die Ethik nicht braucht.
   beispielsweise beim Thema autono-           Maßstäbe für Verantwortung deutlich         Die ethische Reflexion ist unabdingbar.
   mes Fahren. Wer trägt die Schuld:           markiert werden und keine Abstriche
   Mensch oder Maschine?                       geduldet werden. Wir müssen daher           Wie hält es die Kirche mit der Digita-
   Das Problem ist immer, dass die Tech-       aufpassen, dass uns die gesellschaftliche   lisierung?
   nik voranschreitet und die Ethik dann       Debatte nicht überrollt.                    Die Fragen, die die Digitalisierung auf-
   schauen muss, wie sie mit der Sachlage                                                  wirft, sind eine Chance für die Kirche.
   umgehen kann. Bislang haben wir auf         Mischt sich die Kirche nicht genug          Sie muss sich sputen, den gesellschaft-
   diesem Feld mehr Fragen als Antwor-         ein?                                        lichen Diskurs mitzubestimmen. Aber
   ten. Wer will sich überhaupt darauf         Die Kirche hat ein enormes Defizit bei      die Digitalisierung ist für die Kirche
   einlassen, mit einem Auto zu fahren,        technologischen Begleitdiskussionen.        selbst eine gute Gelegenheit. Die jun-
   das unter Umständen entscheidet, sich       Sie ist präsent, wenn es um Sterbehil-      gen Leute können so ins Boot geholt
   selbst zu opfern zugunsten anderer?         fe geht oder Embryonenforschung.            werden – und die sind auch munter
   Auch solche Kalkulationen müssen in         An den Rändern des Lebens fühlt sie         und gerne dabei. Es muss auch klar
   die Entscheidungsfähigkeit eines sol-       sich zuständig. Sie fühlt sich weniger      werden, dass Digitalisierung nicht
   chen autonomen Systems eingebaut            zuständig bei technologischen Frage-        nur Bürde und Last ist, sondern die
   werden. Die Fragen fangen aber schon        stellungen. Sie hat sich nun aber das       Chance zum Dialog und zu neuen
   bei der Entwicklung solcher Systeme         Thema Digitalisierung auf die Agenda        Vergemeinschaftungsformen via so-
   an: Wie soll in einer bestimmten Situa-     geschrieben. So langsam dringen diese       ziale Netzwerke bietet.

   www.wirtschaft-neckar-alb.de
IHK-Service | 19

  IHKSERVICE
  Messenübersicht

   Kontakte knüpfen
  Um auf Messen neue Geschäftskontakte zu knüp-
  fen oder die eigene Firma zu präsentieren, muss
  man die Region nicht verlassen. Die IHK bietet auf
  ihrer Homepage ein Verzeichnis der Branchentreffs
  in Neckar-Alb.

  Messen gibt es nicht nur in Stuttgart oder Frankfurt: Auch
  die Region hat einiges zu bieten – von der Automobil- über
  die Bau- bis hin zur Gründermesse. Das Verzeichnis findet
  sich unter www.ihkrt.de/messen. Mit einem Klick gelangt
  man direkt auf die Websites der einzelnen Ausstellungen.
                                                                 Foto: Pla2na/shutterstock.com

IHK-NeWsletteR                                                  WeIteRBIlDUNG
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nachricht aus der Region Neckar-Alb. Das wöchentliche           gängen und Seminaren der IHK-Weiterbildung erklimmen Sie
Update versorgt Sie zudem mit Veranstaltungstipps und Hin-      die Karriereleiter. Das Team der IHK-Akademie berät Sie.
weisen zu Gesetzesänderungen oder Förderprogrammen.             www.ihkrt.de/weiterbildung
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Ob Firmen- oder Mitarbeiterjubiläum: Eine Urkunde der IHK       schaft Neckar-Alb als Online-Ausgabe.
drückt Anerkennung für langjährige Leistung aus. In einem       www.facebook.com/IHK.Reutlingen
Leitfaden finden Sie hilfreiche Tipps zur Organisation Ihres
                                                                twitter.com/ihk_reutlingen
Mitarbeiterjubiläums.
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ADResseNseRVIce                                                 BöRseN
Datenbestände von bundesweit im Handelsregister eingetra-       Unternehmensnachfolge, Gewerbeflächen oder Personal-
genen Firmen werden nach Basisdaten ausgewertet. Liefe-         und Kooperationsvermittlung: Angebote und Gesuche fin-
rung erfolgt wahlweise als Liste, per E-Mail oder auf CD-Rom.   den Sie in den IHK-Börsen oder inserieren Sie selbst.
www.ihkrt.de/adressen                                           www.ihkrt.de/boersen

                                                                                                 Wirtschaft Neckar-Alb | März 2018
20 | Titelthema

                                                                                                                                 Piktogramme: shutterstock: Rova N/Studio_G/Arcady/Micromaniac/Vaclav Krivsky/IhorZigor/D Line/D Line, Freepik.com
   Zahlen und Fakten

    Wie digital ist die Wirtschaft?
    Zur Digitalisierung und ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft gibt es viele Studien. Für diese
    Doppelseite haben wir einige Zahlen und Fakten zusammengestellt.

    Immer mehr Deutsche kaufen mehrmals die Woche
    online ein. So shoppen fünf Prozent der Online-Käu-
    fer bereits täglich. 14 Prozent kaufen mehrmals pro Wo-               Für den Markt der „smarten Textilien“ wird bis zum
    che online ein und 15 Prozent ein Mal pro Woche. Ge-                  Jahr 2030 ein Marktvolumen von 4,2 Milliarden
    samt gesehen shoppt also knapp jeder Fünfte mehrmals pro              Euro vorhergesagt. Smarte Textilien zeichnen sich
    Woche im Internet. (Digitalverband Bitkom)                            dadurch aus, dass beispielsweise Elektronik ins
                                                                          Garn eingewebt ist oder dass das verarbeitete Ma-
                                                                          terial bestimmte physische Eigenschaften aufweist.
                                                                          Bei den Olympischen Winterspielen in Pyeong-
                                                                          chang waren deutsche Skiläufer mit Heizhosen
                                                                          aus Reutlingen/Denkendorf am Start. (Zen-
                                                                          trum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW)

                                                                                                   52 Prozent der Kunden
                                                                                                   besuchen die Händlerweb-
                                                                                                   seite vor einem Autokauf.
   Mehr als jeder vierte Arzt (27 Prozent) geht davon aus,                                         Durchschnittlich verbrin-
   dass menschliche Organe im Jahr 2030 per 3D-                                                    gen Kunden im Internet
   Druck hergestellt werden. Sieben Prozent erwarten, dass                                         zehn Stunden mit der
   der Einsatz solcher Verfahren im deutschen Gesundheitswesen                                     Recherche für einen Auto-
   dann alltäglich sein wird. (Digitalverband Bitkom)                                              kauf. (Ernst & Young)

   Achtung, Datenschutz! Im Durchschnitt haben mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland (56 Pro-
   zent) weniger als eine Vollzeitstelle eingeplant, die sich hauptsächlich mit Datenschutz befasst. Ab dem 25. Mai 2018 tritt
   die neue EU-Datenschutzverordnung (DSGVO) in Kraft. Die veränderte Rechtslage gilt ausnahmslos für
   alle Unternehmen. (Digitalverband Bitkom)

   www.wirtschaft-neckar-alb.de
Titelthema | 21

Die große Mehrheit der deutschen Un-
ternehmen lässt Start-ups links lie-
gen. Rund zwei Drittel (65 Prozent)
der Vorstände und Geschäftsführer von
Unternehmen ab 20 Mitarbeiter geben an,
dass sie mit Start-ups nicht zusammenar-
beiten. 28 Prozent arbeiten mit ihnen                                       Angebot und Nachfrage von digitaler
auf andere Art zusammen, etwa bei Grün-                                     Verwaltung, sogenanntem E-Govern-
derwettbewerben. Lediglich 14 Prozent                                       ment, befinden sich noch im An-
entwickeln gemeinsam mit Start-ups neue                                     fangsstadium. Es fehlen derzeit di-
Produkte oder Dienstleistungen. (Digitalver-                                gitale Strategien – insbesondere bei den
band Bitkom)                                                                Kommunen. Zudem besteht ein Man-
                                                                            gel an Koordination zwischen den
                                                                            Verwaltungsebenen. Deutschland
                                                                            belegt im europäischen Vergleich nur
                                      Zwei Drittel (63 Prozent) al-         den elften Platz, was die Nutzung
                                      ler Nutzer der Sozialen               des Internets für Behördengänge an-
                                      Netzwerke haben dort schon            geht. (Digitalisierungsstrategie der Landes-
                                      einmal eine Kaufanregung              regierung Baden-Württemberg)
                                      bekommen und deshalb ein Pro-
                                      dukt gekauft. Bei 45 Prozent
                                      der Befragten kamen die Kauf-
                                      anregungen aus dem Freundes-
                                      kreis, bei 41 Prozent von Un-
                                      ternehmen. Es folgen Influencer,
                                      Blogger und Youtuber (39 Pro-
                                      zent). 72 Prozent aller Be-
                                      fragten sind der Meinung, dass ein
                                      Social-Media-Auftritt für Händler
                                      heute einfach dazugehört. (Digital-
                                      verband Bitkom)

                                                                            Von der Landespolitik wünschen sich
                                                                            die baden-württembergischen Un-
                                                                            ternehmen mit 87 Prozent vor al-
                                                                            lem eine Förderung der Forschung
                                                                            zur IT-Sicherheit. 81 Prozent
                                                                            der Unternehmen erwarten, besser
                                                                            über IT-Sicherheitsthemen in-
                                                                            formiert zu werden. 78 Prozent
                                                                            würden Angebote und finanzielle Un-
                                                                            terstützung von Weiterbildungsmaß-
                                                                            nahmen begrüßen. (Monitoring-Reports
                                                                            Wirtschaft Digital Baden-Württemberg, ZEW)

Für rund 45 Prozent der befragten Unternehmen sind die größten
Hürden beim Einsatz von neuen Technologien die Anforderungen
an den Datenschutz. Dahinter folgen technische Sicherheitsanforde-
rungen (39 Prozent) und der Mangel an Fachkräften (33 Prozent).
(Digitalverband Bitkom)

                                                                                     Wirtschaft Neckar-Alb | März 2018
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   Breitbandinfrastruktur                                                             ligenzimmern selbst den Spaten in die
                                                                                      Hand genommen, sagt Bürgermeister
    Fleckenlösungen                                                                   Thomas Miller. Nachdem die Telekom
                                                                                      2014 kein Interesse an einem Breit-
   Es gibt viele sogenannte „weiße Flecken“, an denen das schnelle Inter-             bandausbau signalisiert hatte, plante
   net nicht ankommt. Manche Kommune stemmt sich dagegen, mit Eigen-                  und finanzierte man selbst und mit
   initiative und Fördermitteln. Der Weg ist dennoch lang und mühselig. Ein           Landeszuschuss ein Glasfasernetz,
   Besuch in Rosenfeld im Zollernalbkreis.                                            fand aber keinen Netzbetreiber. Das
                                                                                      Netz lag brach. Nachdem man sich mit
   Ausgerechnet Deutschland, heißt es       Basisnetz, den Backbone hat der Land-     der Gemeinde Haigerloch zusammen-
   immer wieder, ausgerechnet das Land      kreis übernommen. Die Kommune             tat, fand man schließlich mit der Pep-
   der Exportweltmeister, der Ingenieu-     selbst hat die Aufgabe die Glasfaser-     com-Gruppe im zweiten Anlauf einen
   re und Hidden Champions bekommt          leitungen auf ihren Gemarkungen zu        Betreiber, geriet aber dann mit der Te-
   kein schnelles Internet hin. Auch das    legen und dafür einen Betreiber zu        lekom aneinander, die nun doch aktiv
   Ziel für 2018, flächendeckend min-       finden, dem man das Netz verpachtet.      wurde und mit Vectoring-Lösungen
   destens 50 Megabit pro Sekunde zu        Damit soll der Netzausbau refinan-
   ermöglichen, wird voraussichtlich        ziert werden. Im Fall von Rosenfeld           „Bei der Regulierung
   scheitern. Vor allem in der Provinz      betragen die Gesamtkosten bisher 2,5        solcher Vorhaben, kriegt
   gibt es immer noch sogenannte „wei-      Millionen Euro, als Betreiber hat man          man einen Vogel.“
   ße Flecken“. Auch die Stadt Rosenfeld    die Pepcom-Gruppe aus Unterföhring                 Thomas Miller,
   im Zollernalbkreis galt lange als sol-   verpflichtet. „Überall, wo die Pepcom          Bürgermeister Rosenfeld
   cher. Beharrlich und den gegebenen       versorgt, sind 50 Mbit/s innerorts kein
   Umständen entsprechend – so lässt        Problem mehr“, sagt Bürgermeister         (Aufrüstung klassischer Kupferkabel
   sich das Engagement von Rosenfeld in     Thomas Miller.                            per Software) die durchgeförderten
   Sachen Breitbandausbau beschreiben.                                                Maßnahmen der Kommune zu torpe-
   Das Ziel der Bundesregierung hat man     Steiniger Weg                             dieren drohte. Die Bundesnetzagentur
   inzwischen in weiten Teilen erreicht.    Das war freilich nicht immer so. 2008,    musste einschreiten. Inzwischen ist
   Dennoch bleibt noch einiges zu tun.      als die Gemeinde eigenverantwortlich      die Pepcom städtischer Netzbetreiber,
                                            in den Breitbandausbau einstieg, gab      bis auf den Ortsteil Täbingen. Derzeit
   Die Stadt verfolgt das klassische Be-    es noch keine Förderung vom Land          laufen die Vorbereitungen für die Aus-
   treibermodell: Die Planung für das       oder Bund. Die Bürger hätten bei Hei-     schreibung der Glasfaseranbindungen

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Titelthema | 23

der Bildungseinrichtungen und den          bisherigen Anbieter, die Telekom, eine    Der Hersteller von feinmechanischen
FTTB-Ausbau (Glasfaser ans Gebäu-          symmetrische Leitung zu installieren,     Metallteilen für die Medizintechnik,
de) im Rosenfelder Gewerbegebiet           was einer störungsfreien Standleitung     Maschinenbau und Luft- und Raum-
Dornbrunnen. Im diesjährigen Haus-         gleichkommt. Der Dreijahresvertrag        fahrttechnik ist auf große Internet-
halt sind dafür 1,8 Millionen Euro         mit 50 Mbit/s im upload-/download         leistung angewiesen, muss hochauf-
eingeplant, das Land bezuschusst die       läuft demnächst ab, man möchte auf        lösende Zeichnungen und diffizile
Masterplanung mit 90 Prozent. Der          100 Mbit/s aufstocken. Vom Standort       Daten verarbeiten und verwalten.
Baubeginn ist, Bürgermeister Thomas        ist man nach wie vor mehr als über-       Was den städtischen Provider betrifft,
Miller zufolge, allerdings offen. Der      zeugt: Das zentrale Rechenzentrum         ist man verhalten optimistisch. „Wir
Grund: Wegen der guten Konjunktur          des Unternehmens, auf das alle inter-     brauchen Versorgungssicherheit und
sind die Tiefbaukapazitäten nahezu         nationalen Standorte zugreifen, liegt     einen Provider, der verlässlich ist.
ausgereizt und Bauunternehmen nur          in Rosenfeld. „In den USA und Chi-        Ich möchte nur ungern Versuchs-
schwer zu kriegen. Man kalkuliere da-      na braucht man hier eine verlässli-       kaninchen sein“. Die Firma Helixor
her größere Ausschreibungszeiträume        che Performance“, so Sülzle. Letztlich    Heilmittel hatte hiermit weniger Ge-
ein und hofft, diesen Sommer mit dem       profitiert man aber auch inzwischen       wissensbisse. Profitiert hat man vor
Spatenstich loslegen zu können. „Bei       davon, dass die Kommune mit ihrem         allem als erster Geschäftskunde des
der Regulierung solcher Vorhaben           Netzbetreiber so aktiv ist. Der Wett-     städtischen Betreibers Pepcom, nach-
kriegt man einen Vogel“, sagt Miller.      bewerb hat sich erhöht, die Preise sind   dem mit der erfolgreichen Koopera-
                                                                                     tion von Haigerloch und Rosenfeld,
Kommune und der Markt                          „Der Breitbandausbau                  schnelles Internet in den betreffenden
Die Frage, wer den Anschluss an die            der Kommune kommt                     Ortsteilen möglich wurde. Zuvor hat-
digitale Welt sicherstellt, hat die Bun-        eigentlich zu spät.“                 te man 8,5 Mbit/s im upload-/down-
despolitik an die Kommunen und den                                                   load und war zu kostenintensivem
                                                      Martin Sülzle,
Markt weitergereicht. Viele meinen, es            Blickle Räder + Rollen             Outsourcing gezwungen. Nun hat
sei Aufgabe des Bundes ein schnelles                                                 man 100 Mbit/s und spart Geld. „Die
Internet für alle zu gewährleisten. Doch                                             Umsetzung war problemlos, die Opti-
der ehemalige staatliche Netzbetreiber,    gefallen. Blickle plant über die Pepcom   mierung der Arbeitsprozesse weitrei-
die Telekom, handelt eigenwirtschaft-      einen Backup zu buchen, also sogar        chend“, sagt Geschäftsführer Raffaele
lich. Wo es sich nicht rechnet, passiert   mit zwei Providern zu fahren.             Constantini.
freilich auch nichts. Den Ländern und
Kommunen werden daher diverse För-         Auch der Feinmechanikproduzent            Ausbaufähig bleiben
dermittel zur Verfügung gestellt, doch     Beutter Präzisionskomponenten spielt      In Rosenfeld, so viel kann man fest-
die Prozesse sind langwierig. Von der      mit diesem Gedanken, auf zwei Pro-        halten, ist auf jeden Fall Bewegung
Markterkundung, der Planung, den           vider – Pepcom und Telekom – zu           drin. Die Erfolge sind spürbar, doch
Förderanträgen, dem Bau und Aus-           setzen. Allerdings sieht es, auf der      das zähe Ringen ums Netz hat man-
schreibung bis zum letztendlichen An-      von Blickle aus betrachteten anderen      chen Unternehmer und kommunalen
schluss können ein paar Jahre vergehen.    Ortsseite, mit schnellem Internet ver-    Akteur auch ermüdet. Die Struktur ist
                                           gleichsweise mau aus. „Wir erreichen      weiterhin ausbaufähig und muss das
Manchen Betroffenen dauert das             oft nur 10 Mbit/s im Download und 1       eigentlich auch bleiben: Der Standard
schon mal zu lang: „Wir wollen nichts      Mbit/s im Upload – da können Sie ei-      von 50 Mbit/s wird in ein paar Jahren
schönreden: Für uns kommt der Breit-       gentlich einpacken und nachhause ge-      auch wieder veraltet sein. Die Mittel
bandausbau der Kommune eigentlich          hen“, sagt Geschäftsführer Wolf-Dieter    dazu wären vorhanden: Mit bis zu 12
zu spät“, meint Martin Sülzle, Leiter      Kiessling. Bisher hat man nur mit der     Milliarden Euro will die neue Bun-
Einkauf bei Blickle Räder + Rollen.        Telekom einen Vertrag. Auf Anfragen       desregierung den Breitbandausbau
Vor drei Jahren hat sich das Unterneh-     für schnellere Internet-Leitungen habe    in Deutschland vorantreiben. Ob die
men selbst um einen FTTB-Glasfa-           der Netzbetreiber aber bisher nicht re-   Wege für Kommunen wie Rosenfeld
seranschluss gekümmert. Man nahm           agiert. Das Angebot einer Vectoring-      dadurch schneller gangbar werden,
Geld in die Hand, beauftragte den          Lösung lehnte Beutter ab.                 bleibt abzuwarten. Nach wie vor.

                                                                                            Wirtschaft Neckar-Alb | März 2018
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