Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs

 
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Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs
Das Humane Papillomavirus
als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs

               Kinderdoktorarbeit

                       am

   Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift
                    Hamburg

           Betreuer: Dr. Martin Frank
            Oberarzt der Frauenklinik
            des Marienkrankenhauses

                  vorgelegt von
                  Eva Maria S.
                  aus Hamburg
                  Januar 2009
Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs
Inhaltsverzeichnis

1.          Einleitung                                            3
2.          Das HP-Virus                                          3
     2.1      WAS IST HPV?                                        3
     2.2      WELCHE ARTEN VON HPV GIBT ES?                       5
     2.3      WAS PASSIERT NACH EINER INFEKTION?                  5
     2.4      HARALD ZUR HAUSEN UND SEINE THESE                   6
     2.5      WIE KANN MAN SICH VOR HPV SCHÜTZEN?                 7
3.         Gebärmutterhalskrebs                                   7
     3.1      WIE ENTSTEHT GEBÄRMUTTERHALSKREBS?                  7
     3.2      WIE ERKENNT MAN GEBÄRMUTTERHALSKREBS?               9
     3.3      PROGNOSE                                            9
     3.4      WIE KANN MAN GEHEILT WERDEN?                       10
     3.5      HISTORISCHE BEMERKUNGEN ZUM GEBÄRMUTTERHALSKREBS   10
4.         Die Impfung                                           11
     4.2      WER SOLL GEIMPFT WERDEN?                           12
     4.3      WOVOR SCHÜTZT DIE IMPFUNG?                         12
     4.4      NEBENWIRKUNGEN DER IMPFUNG                         13
5.          Eigene Studie                                        13
     5.1      DIE PROBANDEN                                      13
     5.4      DISKUSSION DER ERGEBNISSE                          15
6.          Diskussion: Impfung – ja oder nein?                  15
     6.1      WAS MEDIZINER DAZU SAGEN                           15
     6.2      MEINE MEINUNG                                      16
7.         Anhang                                                18
     7.1      DER FRAGEBOGEN                                     18
     7.2      QUELLEN                                            19
     7.3      DANKSAGUNG                                         20
     7.4      DAS BIN ICH                                        20

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Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs
1.    Einleitung
Überall lief das Thema durch Zeitungen und Fernsehen: Harald zur Hausen bekommt
dieses Jahr den Nobelpreis für Medizin! Der Grund: Er hat entdeckt, dass die
Infektion mit Papillomaviren Gebärmutterhalskrebs auslösen kann.
Da Krebs eine der häufigsten Todesursachen dieser Erde ist, ist die Frage nach dem
„woher“ und „was dagegen tun“ besonders heute grundlegend.
Es sind schon Krebsarten bekannt, die von Viren erzeugt werden, beispielsweise
Leberkrebs. Aber dass Gebärmutterhalskrebs auch von Viren ausgelöst werden
kann, war selbst für Experten vollkommen überraschend. Ich finde es gerechtfertigt,
dass Harald zur Hausen für jene Erkenntnis den Nobelpreis bekommen hat – war
diese Entdeckung doch nicht nur unerwartet, sondern auch ein großer Fortschritt für
die Medizin!
Und für uns gesunde Jungen und Mädchen liegt der Fortschritt darin, dass man nun
einen Weg, nämlich einen Impfstoff gefunden hat, der vor HPV (und damit sehr
wahrscheinlich vor Gebärmutterhalskrebs) schützt. Wissen aber die für eine solche
Impfung in Frage kommenden Jugendlichen, dass es diesen Zusammenhang
zwischen Virusinfektion und Krebs gibt? Wissen sie denn auch, dass es inzwischen
einen HPV-Impfstoff gibt? Und wer ist denn bereits geimpft? Diesen Fragen bin ich
anhand einer Studie, die ich im Rahmen dieser Arbeit an der Sankt-Ansgar-Schule
durchgeführt habe, nachgegangen
Allerdings werde ich im Laufe dieser Arbeit auch zeigen, dass sich einige Experten
über die Wirksamkeit der Impfung gegen HPV noch streiten und die medizinische
Fachwelt dort geteilt ist – was dieses Thema noch einmal spannender macht.
Mit dieser Arbeit möchte ich mein Thema nicht nur Mädchen und jungen Frauen,
sondern durchaus auch interessierten Jungen und Männern näher bringen.
Schließlich geht es ja uns alle etwas an.

2.    Das HP-Virus

2.1   Was ist HPV?

„HPV“ ist die Abkürzung für den Begriff „Humanes Papillomavirus“; häufig findet man
auch die jedoch falsche Bezeichnung „Herpespapillomavirus“.

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Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs
HP-Viren sind sogenannte DNA-Viren, gehören also zu der Art Viren, die eine, uns
Menschen ähnliche Struktur der Erbinformation enthalten. Ihre Erbinformation steckt
in zwei parallel laufenden Strängen, die durch chemische Gruppen (Basen) ähnlich
den Sprossen einer Leiter verbunden sind.
HPV (Abb. 1) gehören zur Familie der „Papillomaviridae“, die in die zwei Gattungen
Papilloma- und Polyomaviren unterteilt wird. Es sind bisher insgesamt 118
verschiedene HP-Virus-Typen entdeckt worden.
HP-Viren verursachen hauptsächlich Hautwarzen. Bestimmte HPV-Typen sind
verantwortlich für Warzen an den Extremitäten, andere HPV-Typen verursachen
Warzen an den Geschlechtsorganen. Viele tausende Menschen erkranken jährlich
infolge einer Ansteckung mit diesen Viren. Da sie durch sexuelle Kontakte
übertragen werden können, zählen die durch sie verursachten Erkrankungen auch zu
den   sogenannten    Geschlechtskrankheiten.    Die   meisten    Typen    humaner
Papillomaviren sind gutartig, manche können aber auch bösartige Tumoren
auslösen.

                                      Abb. 1: Humanes Papillomavirus
                                       (elektronenmikroskopische Aufnahme)

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Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs
2.2    Welche Arten von HPV gibt es?

Man kann humane Papillomaviren sehr grob in zwei große Gruppen einteilen:
„high-risk“- und „low-risk”-Viren.
Die „high-risk“-Gruppen lösen in 99,7 % aller Fälle Gebärmutterhalskrebs aus, die
„low-risk“-Gruppen hingegen fast nie.
Die gutartigen – also „low-risk“-Viren können Hautwarzen, die wir aus dem
Kindesalter kennen, sowie die äußerst unangenehmen Kondylome auslösen.
Kondylome - auch bekannt als Feigwarzen – sind sehr schmerzhafte, oft nässende
oder gerötete Warzen im Anogenitalbereich.
Die bösartigen – also „high-risk“-Viren können unter anderem den schon oben
erwähnten Gebärmutterhalskrebs, den ich im 3. Kapitel noch ausführlich behandeln
werde, auslösen.
Häufig vorkommende „low-risk“-Gruppen von HPV sind: 6, 11, 40, 42, 43, 44, 51, 54,
61, 70 und 72.
Häufig vorkommende „high-risk“-Gruppen von HPV sind: 16, 18, 31, 33, 35, 39, 52,
56, 58, 68, 73 und 82.

2.3    Was passiert nach einer Infektion?

Eine   Studie    aus   den   USA     bewies       kürzlich,   dass   es   nicht   erst   durch
Geschlechtsverkehr, sondern theoretisch schon durch Kontakt infizierter Hautstellen
mit der Vaginalschleimhaut zur Infektion kommen kann.
Viel seltener führen gemeinsam benutzte Handtücher, Zahnbürsten oder ähnliches
zur Infektion. Im Prinzip können ja infizierte Hautpartikel an diesen Dingen haften
bleiben und die Viren so übertragen werden.
Humane Papillomaviren können, sind sie erst einmal in den Körper eingedrungen, bis
zu einem Jahr nach der Infektion inaktiv bleiben!
Selbst dann noch besteht also das Risiko, dass bei infizierten Personen Symptome
wie z.B. Feigwarzen auftreten.
Beachtlich ist, dass ein großer Teil der Scheiden-, Penis- und Analkarzinome von
HPV ausgelöst wird.

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Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs
2.4    Harald zur Hausen und seine These

                                          Harald zur Hausen (Abb. 2) wurde 1936 in
                                          Gelsenkirchen geboren. Er interessierte
                                          sich schon als Kind sehr für Biologie und
                                          Medizin und studierte später in Bonn,
                                          Hamburg und Düsseldorf Medizin.
                                          Danach arbeitete er drei Jahre lang an der
                                          Universität Düsseldorf und weitere drei
                                          Jahre    lang   an    der    Universität     in
                                          Pennsylvania, USA.

                                          Abb. 2: Harald zur Hausen

1972 betrat zur Hausen den Lehrstuhl für Virologie an der Universität Nürnberg-
Erlangen, fünf Jahre später den Lehrstuhl für Virologie an der Universität Freiburg.
Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Ehrungen und Preise.
Dieses Jahr wurde zur Hausen mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt – der Grund
hierfür ist interessant:
Harald zur Hausen hat herausgefunden, dass Gebärmutterhalskrebs                      (mit
Fachnamen Zervixkarzinom) von humanen Papillomaviren ausgelöst werden kann
und hat sogar eine Impfung gegen HPV entwickelt!
Jahrelang arbeitete und experimentierte er mit Zellkulturen und Viren und versuchte
zielorientiert, seine These zu beweisen. Anfangs fiel ihm die Arbeit sehr schwer, weil
viele Mediziner seine doch recht ungewöhnliche Behauptung unglaublich, nicht
selten sogar lächerlich fanden. Dass Krebs durch eine Infektion mit bestimmten Viren
entstehen kann, hielten viele Fachleute für reine Spekulation. Die meisten hielten zur
Hausen für verrückt, weil er versuchte, etwas scheinbar Unmögliches zu beweisen!
Nun hat er sein Ziel erreicht – und die Medizin ist um ein Stück Wissen reicher.

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Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs
2.5   Wie kann man sich vor HPV schützen?

Den einfachsten und sichersten Schutz bietet natürlich Abstinenz, also gar kein Sex.
Aber da es noch einige andere, teils erstaunliche Schutzmaßnahmen gibt, habe ich
hier ein paar zusammengestellt.
Relativ verlässlich schützt auch die Impfung gegen HPV, zu der ich im Kapitel 4 noch
etwas sagen werde.
Kondome schützen zwar nur begrenzt, sind aber trotzdem unbedingt angeraten, weil
sie immerhin einen direkten Kontakt zwischen Penis und Scheide verhindern.
Gut ist es auch, möglichst wenig gemeinsame Trinkgläser, Handtücher und
Zahnbürsten zu benutzen.
Sexualpartner sollten wenig bis gar nicht gewechselt werden, denn auch dadurch
wird einer Infektion vorgebeugt.
Ferner schützt es, nicht zu rauchen und genügend Körperhygiene zu betreiben.
Das gleichzeitige Vorliegen einer HIV-Infektion oder einer Gonorrhöe (Tripper) erhöht
das Infektionsrisiko mit Papillomaviren.

3.       Gebärmutterhalskrebs

3.1   Wie entsteht Gebärmutterhalskrebs?

Die Ursachen für die Entstehung der meisten Krebsarten sind auch heute noch in der
Mehrzahl   ungeklärt.   Vor   ungefähr     30   Jahren   glaubten   einige   Mediziner,
Gebärmutterhalskrebs würde von Herpesviren ausgelöst werden. Harald zur Hausen
(siehe Kapitel 2.5) hat bewiesen, dass diese Annahme falsch ist.
Jedoch sind in etwa 70 % aller Fälle HPV die Auslöser von Gebärmutterhalskrebs –
in 50 bis 60 % der Typ 16 und in 10 bis 20 % der Typ 18. Aber wie entsteht dieser
Krebs?
Nachdem die Viren über die Scheidenschleimhaut in den Körper gelangt sind,
„nisten“ sie sich in Zellen des Gebärmutterhalses ein (Abb. 3 links). Dort können sie
zunächst völlig unbemerkt und passiv „ruhen“. Irgendwann, meist im Verlauf eines
Jahres, schleusen die HP-Viren dann aber Teile ihrer Erbinformation (DNA) in die der
Gebärmutterhalszellen ein (Abb. 3 Mitte). Dies führt dann dazu, dass diese somit

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falsch programmierten Zellen auf einmal nicht mehr „wissen“, wann sie z.B. aufhören
sollten zu wachsen, wo ihre Grenzen sind und so immer weiter und weiter wachsen
ohne Rücksicht auf Nachbarzellen.
Das bezeichnet man dann als das Wachstum eines bösartigen Tumors (Abb. 3
rechts), also als Krebs. Bei jüngeren Frauen liegt dieses Karzinom eher am
Außenrand des Gebärmutterhalses, bei älteren Frauen meist etwas tiefer in Richtung
Gebärmutterkörper. Der Tumor wächst dann entweder exophytisch – also
blumenkohlartig in Richtung Scheide – oder endophytisch – also in die Wand des
Gebärmutterhalses hinein.
Über den Lymphabfluss und Blutweg kommt es dann im fortgeschrittenen Fall zur
Verbreitung von Tochtergeschwüren in Leber, Lunge, Skelett und sogar im Gehirn.
Beim Einbruch des Krebses in die Nachbarorgane kann es zu äußerst heftigen
Schmerzen im Unterleib kommen. Der Krebs muss deshalb so früh wie möglich
erkannt und behandelt werden da er sonst zu großem Leiden und Tod führt.

Abb. 3: Entstehung von Gebärmutterhalskrebs nach einer HPV-Infektion.

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Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs
3.2    Wie erkennt man Gebärmutterhalskrebs?

Bei einem Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) gibt es normalerweise keine
Frühsymptome. Später treten meist unregelmäßige, z.T. übel riechende vaginale
Blutungen auf;

Die Früherkennung besteht in der Regel aus drei Untersuchungsschritten, die Teil
des üblichen jährlichen „Check-ups“ beim Frauenarzt sind:

   •   Die Kolposkopie:
       Hier wird die Wand der Vagina sowie die Oberfläche des Gebärmutterhalses
       Spekulum      und   einer   Art   Mikroskop   untersucht   und   oft   auch   mit
       Speziallösungen angefärbt. So kann der Frauenarzt bei bis zu 40-facher
       Vergrößerung bereits verdächtige Zellen erkennen.

   •   Der zytologische Abstrich:
       Mit einem fast immer schmerzfreien Abstrich werden oberflächliche Zellen
       vom Gebärmutterhals entnommen und auf ein Glasplättchen gebracht. Diese
       Zellen werden später im Labor gefärbt und von einem Spezialisten beurteilt.
       Hiermit können sehr zuverlässig bereits Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs
       entdeckt werden.
   •   Der HPV-Abstrich:
       Ähnlich wie beim zytologischen Abstrich werden hierfür oberflächliche Zellen
       vom Gebärmutterhals gewonnen und in einem Speziallabor auf HP-Viren
       untersucht.

Werden diese Methoden kombiniert angewandt, kommt man meist auf ein
eindeutiges Ergebnis.

3.3    Prognose

Die 5-Jahres-Überlebenschance für Gebärmutterhalskrebs beträgt 65 %, in
schlechteren Stadien nur 35%.
Das Risiko für eine Erkrankung ist für Frauen besonders hoch, wenn sie zwischen 35
und 55 Jahre alt sind.
In Deutschland erkranken jährlich etwa 6500 Frauen an einem Zervixkarzinom.

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Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs
Im Jahr 2004 sind circa 1660 Frauen daran gestorben – hier sieht man, dass das
ganz grob gesagt fast ein Viertel der erkrankten Frauen war!

3.4   Wie kann man geheilt werden?

Bei Vorstufen oder in ganz frühen Stadien eines Zervixkarzinoms, insbesondere,
wenn die betroffene Frau noch Kinder bekommen möchte, wird eine Konisation
durchgeführt, das heißt, es wird nur ein Teil, des in die Scheide reichenden
Gebärmutterhalses entfernt.

In fortgeschrittenen Stadien oder bei Frauen in / nach den Wechseljahren (die also
keine Kinder mehr gebären können) wird die Gebärmutter vollständig, die
Lymphknotenstationen sowie ein Teil der Vagina entfernt.

Nach der Operation erfolgt dann meist noch eine Chemotherapie kombiniert mit einer
Bestrahlung, um das Wiederauftreten des Krebses zu verhindern.

In weit fortgeschrittenen Stadien mit Metastasen (Tochtergeschwüren) wird meist
eher eine sofortige Chemotherapie mit Bestrahlung verordnet. Verschwinden die
Metastasen, wird gegebenenfalls später noch operiert.

Ist die erkrankte Frau schwanger, wird nach Möglichkeit ein frühzeitiger Kaiserschnitt
und eine Entfernung der Gebärmutter durchgeführt.

3.5   Historische Bemerkungen zum Gebärmutterhalskrebs

Es ist bekannt, dass schon Hippokrates (460–370 v. Chr.) Gebärmutterhalskrebs
beschrieben hat.
Der Arzt Johann Nepomuk Sauter-Huber aus Konstanz führte im Jahr 1822 die erste
vaginale Hysterektomie (Gebärmutterentfernung durch die Scheide) bei einem
Zervixkarzinom durch. Erst 1853 gelang zum ersten Mal die abdominale (mit
Bauchschnitt) Gebärmutterentfernung durch Walter Burnham aus Lowell in
Massachusetts, USA.

                                         10
4.      Die Impfung

4.1    Woraus ist die Impfung zusammengesetzt?

Harald zur Hausen hat, wie ich schon in Kapitel 2.5 angesprochen habe, eine
Impfung gegen HPV entwickelt.
Mittlerweile gibt es zwei gängige Impfstoffe, Gardasil® und Cervarix®.
Wie wir wissen, schützt eine Impfung, indem sie dem Krankheitserreger ähnelnde
Partikel (in diesem Fall tote Virusteile) in unseren Körper bringt, wir infolgedessen
Abwehrkörper bilden und fortan gegen diese Erreger immun sind.
Die Impfung gegen HPV enthält so genannte VLPs (engl. „virus-like particles“, also
virusähnliche Partikel), die aus dem Hauptprotein L1 der humanen Papillomaviren
gewonnen werden und die zur Bildung neutralisierender Antikörper führen. Mit
diesen VLPs lernt der Körper die Viren demnach „kennen“ und hat Zeit, Antikörper zu
bilden – er ist auf den Ernstfall vorbereitet.

Hier die genaue Zusammensetzung:

Gardasil® : Hauptprotein L1 HPV Typ 6, 20 µ
                                    Typ 11, 40 µ
                                    Typ 16, 40 µ
                                    Typ 18, 20 µ

Andere Inhaltsstoffe sind z. B.: Aluminiumverbindungen; Wasser zur Injektion.

Cervarix® : Hauptprotein L1 HPV Typ 16, 20 µ
                                    Typ 18, 20 µ

Andere Inhaltsstoffe sind z. B.: Aluminiumverbindungen; Wasser zur Injektion.

Interessant ist, dass für den Impfstoff Gardasil® das L1-Protein in einem Hefestamm
(Saccharomyces cerevisiae) hergestellt worden ist, für Cervarix® hingegen mittels
DNA-Technologie.

                                             11
4.2    Wer soll geimpft werden?

Natürlich ist es in jedem Alter und ebenso bei beiden Geschlechtern sinnvoll, sich
gegen HPV impfen zu lassen, da man ja in jedem Alter und auch wenn man ein
Junge oder Mann ist infiziert werden und die Viren wiederum übertragen kann.
Allerdings hat die STIKO (ständige Impfkommission) aus Kostengründen und weil
bisher nur in soweit ausreichende Studien vorliegen beschlossen, dass vorerst nur
alle Mädchen und jungen Frauen zwischen 12 und 17 Jahren geimpft werden sollen.
So bezahlt hier normalerweise auch die Krankenkasse die Impfung.
Jedoch ist zu vermuten, dass auch ältere Frauen, die innerhalb des empfohlenen
Zeitraums keine Impfung erhalten haben, von einer Impfung profitieren können.

4.3    Wovor schützt die Impfung?

Sicher ist, dass die von Harald zur Hausen entwickelte Impfung gegen HPV vor einer
Infektion   mit   HPV     und     vor   der    Entwicklung   von      Vorstufen   des
Gebärmutterhalskrebses schützt.
So wirkt die Impfung mit Cervarix® gegen die „high-risk“-HPV-Typen 16 und 18, der
Impfstoff Gardasil® zusätzlich gegen die „low-risk“-Typen 6 und 11.
Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich dann typischerweise im Verlauf mehrerer
Jahre aus diesen Vorstufen.
Höchstwahrscheinlich (noch nicht sicher bewiesen!) ist, dass diese Impfung somit
auch vor Gebärmutterhalskrebs schützt. Bevor aber nicht tausende, ja Millionen von
jungen Mädchen, die jetzt gegen HPV geimpft werden, nicht nur keine HPV-Infektion
und keine Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs mehr entwickeln (soweit ist es ja
bisher bereits bewiesen), sondern auch in 10, 20 und 30 Jahren keinen
Gebärmutterhalskrebs bekommen, ist diese Annahme noch unbewiesen. Theoretisch
erscheint dies jedoch sehr plausibel. Auf dieses Problem komme ich später, im
Diskussionsteil (Kapitel 6), noch einmal zurück.
Ob eine Auffrischungsimpfung nötig ist, ist auch noch nicht bekannt. Impf-Experten
gehen aber infolge theoretischer Überlegungen von einer lebenslangen Immunität
aus.

                                          12
4.4     Nebenwirkungen der Impfung

In Internetforen geimpfter Frauen und Mädchen wird auch viel über mögliche und
selbst erfahrene Nebenwirkungen berichtet. Häufig findet man Nebenwirkungen wie
z.B. Fieber, Schmerzen, Müdigkeit oder Juckreiz, Blutung und Schwellung an der
Injektionsstelle.
Auch eine vorübergehende Schwächung des Immunsystems wurde beobachtet.
Alles Dinge, die eigentlich nach jeder Impfung auftreten können und somit „normal“
sind.

5.      Eigene Studie

Mit dieser kleinen Studie wollte ich herausfinden, was Schüler meiner Schule im
typischen „Impfalter“ überhaupt über HPV wissen und ob sie sich ggf. impfen lassen
würden.

5.1     Die Probanden

Die Probanden meiner Studie waren alle Achtklässler der Sankt-Ansgar-Schule
(SAS) in Hamburg. Alle waren 13 oder 14 Jahre alt, es waren 52 Jungen und 47
Mädchen – insgesamt also 99 Probanden.
Bei der Auswertung habe ich Jungen und Mädchen getrennt, weil ich erwartete,
dass, weil HPV eher eine Frauenkrankheit auslöst, Mädchen alles in allem besser
informiert sind und mehr Interesse zeigen.

5.2     Durchführung

Die Studie wurde mittels eines Fragebogens durchgeführt. Ich habe ein Multiple-
Choice-Verfahren angewandt mit dem Zweck, dass            die Schüler nicht lange
überlegen mussten, sondern drei oder vier Möglichkeiten hatten, aus denen sie
auswählen sollten ( Der Fragebogen befindet sich im Anhang, Kapitel 7).

                                         13
Ich plante, diese Studie in allen vier Klassen am selben Tag in derselben Stunde
durchzuführen, damit sich die Schüler möglichst nicht austauschen konnten.
Als ich von allen Lehrern die Erlaubnis bekommen hatte, den Fragebogen in ihrer
Stunde auszuteilen, stellte ich mich an diesem Tag vor die Klassen, erklärte kurz, ich
schriebe eine Arbeit, verriet jedoch nicht, worum es ging. Dann bat ich sie, nicht in
Partner- oder Gruppenarbeit zu arbeiten (wobei ich beobachtet habe, dass sich
einige daran nicht gehalten haben) und teilte den Bogen aus. Aufgrund vieler
Nachfragen seitens der Schüler erklärte ich – nachdem sie ihre Fragebögen
ausgefüllt und abgegeben hatten – kurz das Thema HPV.

5.3    Auswertung

Zu Frage 1: Wie viele Probanden können mit der Abkürzung „HPV“ etwas anfangen?
Richtig beantwortet haben die Frage: 28 Mädchen = ca. 60 % der Mädchen
                                         21 Jungen    = ca. 40 % der Jungen

Zu Frage 2: Wie viele Probanden bringen HPV mit der richtigen Krankheit in
Verbindung?
Richtig beantwortet haben die Frage: 30 Mädchen = ca. 64 % der Mädchen
                                         16 Jungen    = ca. 31 % der Jungen

Zu Frage 3: Wie viele Mädchen stehen einer Impfung aufgeschlossen gegenüber?
„Ja“ angekreuzt haben: 32 Mädchen = ca. 68 % der Mädchen
Allerdings heißt das nicht, dass sich 68 % der Mädchen mit Sicherheit impfen lassen
werden, weil ja bei dieser Entscheidung verschiedene Faktoren eine Rolle spielen
(z.B. auch die Meinung der Eltern). 1 Probandin ist bereits geimpft!
Beachtenswert ist auch, dass ca. 11 % der Jungen über eine Impfung nachdenken.
Ca. 48 % Prozent der Jungen beziehen das Thema „HPV-Impfung“ überhaupt nicht
auf sich.
Ca.14 % Prozent aller Probanden denken, es gebe gar keine Impfung gegen HPV.

Zu Frage 4: Wie viele Probanden möchten mehr über HPV erfahren?
„Ja“ angekreuzt haben: 29 Mädchen = 62 % der Mädchen
                       23 Jungen = 44 % der Jungen

                                          14
5.4   Diskussion der Ergebnisse

Über 2/3 aller Mädchen, die getestet wurden, sind zumindest grundsätzlich über HPV
informiert, ziehen eine Impfung in Betracht und würden gerne mehr darüber erfahren.
Das ist deutlich mehr, als ich erwartet habe!

Nur etwa 1/3 der befragten Jungen ist mehr oder weniger informiert. Die Hälfte (viel
mehr als ich erwartet habe!) möchte gerne mehr erfahren. Ungefähr die andere
Hälfte der Jungen ist der Meinung, das Thema HPV ginge Jungen nichts an.

Nur 7 % aller Probanden sind der Überzeugung, das Thema ginge nur die Eltern
etwas an.
Daraus folgere ich, dass sich die große Mehrheit der Schüler selbst informieren
möchte.
Deshalb sollte es meiner Meinung nach Informationsveranstaltungen z.B. in Schulen
geben.

6.    Diskussion: Impfung – ja oder nein?

6.1      Was Mediziner dazu sagen

Die Meinungen zur Impfung gegen HPV gehen im Moment (noch) etwas
auseinander. Ich liste hier einige Meinungen verschiedener Mediziner auf:

Argumente für die Impfung:

Gesellschaft für Virologie e.V.: „Mit der Impfung gegen HPV wird eine gefährliche
Infektionskette unterbrochen.“

Prof. Peter Wutzler (Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten) zu
der Kritik an der Impfung: „Man sollte sich fragen, ob sich diese selbsternannten
Experten mit dem Thema auseinandergesetzt haben oder nur öffentlich gegen die
Impfung wettern wollen.“

                                          15
Dr. Christian Albring (Berufsverband der Frauenärzte) zu den ungeklärten
Todesfällen, die in zeitlicher Nähe zu einigen Impfungen aufgetreten sind.: „Die
Impfung steht in keinem ursächlichen Zusammenhang mit den ungeklärten
Todesfällen!“

Argumente gegen die Impfung:

Prof. Gerd Glaeske: „Die Impfstoffe sind voreilig eingeführt worden!“

Prof. Ingrid Mühlhauser: „Die Impfung macht nur Sinn, wenn sie vor allen
krebsverdächtigen Viren schützt.“

Kommission gegen die Impfung gegen HPV: „Junge Mädchen müssen ausreichend
informiert werden, damit kein falsches Bild der Impfung entsteht. Viele Argumente für
die Impfung sind nicht belegt.“

Stellungnahme meines Betreuers Dr. Frank:

„Es stimmt, dass junge Mädchen ausreichend informiert werden müssen. Allerdings
ist die Impfung eine sehr gute Erfindung, weil sie – wie von der Gesellschaft für
Virologie schon gesagt – eine gefährliche Infektionskette unterbricht. Ich finde nicht,
dass der Impfstoff voreilig eingeführt worden ist.“

6.2    Meine Meinung

Nachdem ich die Argumente zahlreicher Fachmediziner gelesen hatte, war ich selbst
etwas verunsichert, was die Impfung gegen HPV angeht.
Ich finde, es stimmt, dass mit dieser Impfung eine gefährliche Infektion verhindert
wird (siehe auch Kapitel 6.1). Da die Impfung vor HPV und damit vor Vorstufen von
Gebärmutterhalskrebs      schützt,   schützt    sie   höchstwahrscheinlich   auch   vor
Gebärmutterhalskrebs. Auch deshalb halte ich das Argument von Prof. Ingrid
Mühlhauser, die Impfung habe nur Sinn, wenn sie vor allen krebsverdächtigen Viren
schütze, für falsch.

                                           16
In meinen Augen ist es richtig, dass junge Mädchen ausreichend informiert werden
müssen. Es dürfen auf keinen Fall Eindrücke entstehen wie: „Ich bin geimpft und
muss fortan nicht mehr zum Frauenarzt“ oder gar „Sex macht Krebs und ist schlecht“.

Wahrscheinlich werde ich mich gegen HPV impfen lassen – um auf der sicheren
Seite zu sein.

                                        17
7.       Anhang

7.1      Der Fragebogen
                                            Fragebogen

         o     Ich bin ein Junge.
         o     Ich bin ein Mädchen.                         Alter:_______

     1. Für welchen Begriff ist "HPV" die Abkürzung?
     o   Herpespapillomvirus
     o   Humanes Papillomvirus
     o   Halblin'sches Pockenvirus

     2. Welche Krankheit bringst du mit HPV in Verbindung?
     o   AIDS
     o   Pocken
     o   Gebärmutterhalskrebs
     o   Grippe

     3. Möchtest du dich in absehbarer Zeit gegen HPV impfen lassen?
     o   Nein! Gegen HPV kann man sich gar nicht impfen lassen!
     o   Ja.
     o   Nein, ich bin ein Junge - folglich geht mich dieses Thema nichts an.
     o   Nein, ich bin ein Mädchen - folglich geht mich dieses Thema nichts an.
     o   Nein - diese Impfung gibt es nur für Erwachsene.

     4. Würdest du gerne mehr über HPV erfahren?
     o   Ja, gerne!
     o   Nein, ich interessiere mich nicht dafür.
     o   Nein, das ist Sache meiner Eltern.

     Vielen Dank!                                   Eva S., Kl. 7A

                                                     18
7.2   Quellen

Meine Quellen waren:

   Mel Greaves (2000): Krebs – der blinde Passagier der Evolution.
   Pierre Muller (1987): Geschichte der Gynäkologie vom 18. Jahrhundert bis zur
   Gegenwart.
   Epidemiologisches Bulletin, März 2007, Nr. 12.
   www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag3/downloads/Stellungnahmen_Wirksam-
   keit_HPV-Impfung.pdf (Stand Dezember 2008)
   www.welt.de/wissenschaft/krebs/article2852337 (Stand Dezember 2008)
   www.facharzt.de/content/druckversion.html?catid=1908artid=74868 (Stand
   Dezember 2008)
   www.tagesschau.de/inland/zurhausen102.html (Stand Dezember 2008)
   www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,druck-582473,00.html (Stand
   Dezember 2008)
   www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/856255/drucken/ (Stand Dezember
   2008)
   www.frauenarzt-marburg.de/hpv.htm (Stand Dezember 2008)
   www.sanego.de/krankheit_HPV-Geb%C3%A4rmutterhalskrebs-Impfung (Stand
   Dezember 2008)

Quellen der Abbildungen:

   Abb.    1:   www.wikipedia.de/wikipedia.org/wiki/Humanes_Papillomvirus   (Stand
   Dezember 2008)
   Abb. 2: www.science-connections.com/profiles/hausen.html (Stand Dezember
   2008)
   Abb. 3: „Die Welt“, Wissenschaftsteil, 3.1.2009.

                                         19
7.3     Danksagung

Herzlichen Dank richte ich an Herrn Dr. Frank, der mich netterweise bei meiner
Arbeit unterstützte, mir für viele Gespräche zur Verfügung stand, den Text korrigierte
und mir mit Ratschlägen und Informationen zur Seite stand. Vielen Dank auch an
meine Mutter – sie hat mich in die Geheimnisse von Microsoft Word eingeweiht und
mir beim Formatieren der Arbeit geholfen.
Überhaupt danke ich meiner Familie, die sich verständnisvoll zeigte, als ich
manchmal stundenlang vor dem Computer saß.
Vielen Dank dem katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift dafür, dass ich diese
Arbeit schreiben durfte! Danke besonders an Herrn Dr. Siefert, der mir meinen
Betreuer vermittelt hat.
Ich danke auch ganz besonders den Lehrerinnen und Lehrern Frau Haarmeyer,
Herrn Müller, Herrn Eigenwald und Herrn Ciupek von der SAS sowie den Schülern
der 8. Klassen der SAS. Sie haben mir bei meiner Studie entscheidend geholfen.
Herrn Hinz und Frau Schubert (auch von der SAS) danke ich dafür, dass sie mir
diese     Studie      mit    einer    Unterrichtsbefreiung       ermöglichten.    Der
Krebsinformationsdienst (KID) Heidelberg stellte mir freundlicherweise einige
nützliche Informationen zur Verfügung.

7.4     Das bin ich

Eva Maria Hella S., geboren im August 1997 in Leipzig
Einschulung 2003 in Hamburg
Wechsel auf das Gymnasium 2006
gegenwärtig 7. Klasse der Sankt-Ansgar-Schule in Hamburg
zwei Brüder, 9 und 3 Jahre alt

Ich interessiere mich für Naturwissenschaften, Sprachen und Musik, vor allem aber
für Psychologie, Biologie, Kosmologie, Philosophie und Physik.
In meiner Freizeit spiele ich Cembalo in einem Ensemble für Alte Musik, außerdem
singe ich im Mädchenchor Hamburg.
Gerne lese, schreibe und dichte ich oder lese meinem ganz kleinen Bruder Jakob
etwas vor.

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