Der Ackermann - Landshut: Signal für Europa ab Seite 3 - Ackermann-Gemeinde

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Der Ackermann

                                                                         B 20027 F
                Zeitschrift der Ackermann-Gemeinde
               70. Jahrgang | München                    2019 | Heft 3

Landshut:            Limburg:                   Literatur:
Signal               Seliger                    Sonne
für Europa           Pater Henkes               hat Flecken
> ab Seite 3         > Seite 11                 > Seite 18

                    www.ackermann-gemeinde.de
Der Ackermann - Landshut: Signal für Europa ab Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Inhalt

                               (Foto: ag)
Aus der Festrede von
Prof. Dr. Thomas Stern-                                         In dieser Ausgabe:
berg, Präsident des Zen-
tralkomitees der deut-                                           3      Landshut: Beitrag zu Europa
schen Katholiken, zum
Abschluss der deutsch-                                           5      Verleihung Versöhnungsmedaille
tschechischen        Begeg-
nungstage in Landshut:                                           6      Zur Diskussion: Umfrageergebnisse
  „Was ist denn christlich in Europa jenseits des Nachwei-
ses historischer kultureller Wurzeln und Traditionen? Die        8      Standpunkte
Berufung auf das ‚christliche Abendland‘ hat zwar zurzeit
bei einigen wieder große Popularität gewonnen, wird aber        10      Altötting: Wallfahrtstradition
kaum auch inhaltlich gefüllt. ‚Jene, die vorgeben, ‚das
christliche Abendland zu retten‘ [wenden] bisweilen Prak-       11      Seligsprechung P. Richard Henkes
tiken an, die für die christliche Ethik jenseits des Zulässi-
gen liegen‘, formulierte Rémi Brague bereits 1993. Die          12      Sozialwerk
keineswegs mehr ungeteilte Zustimmung zu einer vertief-
ten Integration der europäischen Staaten verlangt nach          13      Junge Aktion
neuen grundsätzlichen Europadiskursen.
  Im Mai des Jahres 2016 nahm Papst Franziskus in Rom           14      Impressionen von Landshut
den Internationalen Karlspreis entgegen. Bei dieser Gele-
genheit übte der erste nichteuropäische Papst aus Süd-          18      Literatur
amerika wie zwei Jahre zuvor vor dem Europarat heftige
Kritik an einem müde und alt gewordenen Europa. Aus             21      Aus unserer Gemeinschaft
der Außensicht erschien Europa dem Papst als ein Konti-
nent, der sich eher abschotte und verschanze als neue           26      Familiennachrichten
Initiativen zu befördern.
  Seine Aufforderungen leiten zu einer anderen Herange-         28      Termine
hensweise an unser Thema. Er erinnert Europa an seine
großen Fähigkeiten. In der Erinnerung an die Gründungs-
idee und die Gründerväter der Gemeinschaft nannte er
drei Fähigkeiten, die Europa wesentlich bestimmten: die
                                                                     Der Ackermann - Zeitschrift der Ackermann-
zur Integration, zum Dialog und zur Kreativität. ‚Die euro-          Gemeinde München, 70. Jahrgang, Heft 3-2019;
päische Identität ist und war immer eine dynamische und              Hg.: Ackermann-Gemeinde e.V.
multikulturelle Identität‘, so ein Schlüsselsatz der Rede.           Redaktion: M. Dörr (verantwortlich), A. Insel, Msgr. D.
  Als ‚ein Sohn, der in der Mutter Europa seine Lebens-              Olbrich, Dr. O. Pustejovsky, D. Schroth, A. Toscano del
und Glaubenswurzeln‘ habe, träume er von einem neuen                 Banner. Für das Familienbuch: M. Klieber.
europäischen Humanismus. An der Verwirklichung sol-
                                                                     Heßstraße 24, 80799 München,
cher Träume von einem sozialen und menschlichen Euro-                Postfach 340161, 80098 München;
pa solle die Kirche mitarbeiten. ‚Ich träume von einem               Tel. (089) 27 29 42-0, Fax (089) 27 29 42-40;
Europa, von dem man nicht sagen kann, dass sein Ein-                 E-Mail: info(at)ackermann-gemeinde.de;
satz für die Menschenrechte an letzter Stelle seiner Visio-          Internet: www.ackermann-gemeinde.de;
nen stand‘, so schließt die Rede.                                    Kontakt zur Redaktion (Artikel, Fotos, Leserbriefe):
                                                                     redaktion(at)ackermann-gemeinde.de.
  Ein solcher Zugang zu unserem Thema der europäi-
                                                                     Kontoverbindungen: LIGA Bank eG München,
schen Identität fragt […] nach der Qualität und der Art der          Luisenstr. 18, 80333 München,
zugrunde liegenden Haltungen. Es lohnt sich, die Frage               BIC GENODEF1M05.
nach dem Christlichen nach der Form zu bestimmen:                    Ackermann-Gemeinde e.V. München:
‚Das Christentum [ist] weniger ein Inhalt als die Form der                     IBAN DE94 7509 0300 0002 1417 44;
europäischen Kultur‘, so noch einmal Rémi Brague.                    Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V.:
‚Europas beste Traditionen wurden von Menschen be-                             IBAN DE05 7509 0300 0002 1222 00;
                                                                     Stiftung Ackermann-Gemeinde:
gründet und bewahrt, deren Ziel niemals die Etablierung                        IBAN DE79 7509 0300 5502 3461 09.
einer ‚christlichen‘ Zivilisation war, sondern die konse-
quent im Glauben an Christus lebten.‘ “                              Als Manuskript gedruckt. Für gezeichnete Aufsätze trägt
                                                                     der/die Verfasser/in die Verantwortung. Der Bezugs-
                                                                     preis wird mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.
Titelbild: Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Be-
                                                                     Erscheinungsweise: 4 x im Jahr.
gegnungstage in Landshut trafen sich auf einer Brücke
                                                                     Redaktionsschluss für Heft 4-2019: 04.11.2019
über die Isar zum Gruppenfoto. (Foto: ag)                                                                        Beilage

 2 | Der Ackermann 3-2019
Der Ackermann - Landshut: Signal für Europa ab Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht

                                                                        Die Vorsitzenden Martin Kastler (l.) und Daniel
                                                                        Herman (r.) begrüßten zum Auftakt Landshuts
                                                                           Oberbürgermeister Alexander Putz und die
                                                                                       tschechische Generalkonsulin
                                                                                       Kristina Larischová. (Foto: ag)

  „Jeder kann und soll zu Europa beitragen!“
„Europa 1989 – 2019. Mut zur Zu-        Jahr 1989 führten die Moderatoren        meister Alexander Putz in seinem
kunft“ hieß das Motto der Deutsch-      des Eröffnungsabends Rainer Karlit-      Grußwort hin. Grüße von Botschafter
Tschechischen Begegnungstage            schek und Anežka Rázková. Auf die        Podivínský übermittelte Generalkon-
der Ackermann-Gemeinde vom 1.           ersten Kontakte zur Ackermann-           sulin Kristina Larischová. Die Grüße
bis 4. August in Landshut. Über         Gemeinde noch zur kommunistischen        des Bayerischen Ministerpräsidenten
450 Personen ‒ darunter viele aus       Zeit machte der Vorsitzende der          Dr. Markus Söder überbrachte Rainer
Tschechien ‒ wohnten der Veran-         Sdružení Ackermann-Gemeinde Da-          Haselbeck, Regierungspräsident von
staltung unter der Schirmherr-          niel Herman in seiner Begrüßung auf-     Niederbayern. Beim „gemütlichen
schaft des Landshuter Oberbürger-       merksam. Der Eiserne Vorhang sei         Plausch am Bügelbrett“ erzählten die
meisters Alexander Putz und des         auch durch die Arbeit der Ackermann-     Ehrengäste von ihren Bezügen zum
Bayerischen Ministerpräsidenten         Gemeinde durchlöchert worden. Be-        Jahr 1989.
Dr. Markus Söder bei.                   sonders erwähnte Herman populisti-         Zum Thema „Europa 1989 – Europa
  „Wir wollen miteinander gedenken      sche und nationalistische Tendenzen,     2019: Enttäuschte Hoffnungen?“ brach-
und Mut machen für Europa, ein Sig-     die Ängste vieler Menschen und           te Gräfin Róża zu Thun-Hohenstein,
nal setzen für ein gemeinsames, frei-   „neue Gräben in Europa zwischen          polnische Europaabgeordnete, als
es Europa“, stellte der Bundesvorsit-   Ost und West“. „Es gibt auch Men-        Grundlage für die anschließende Po-
zende der Ackermann-Gemeinde            schen, die unsere Werte nicht teilen.    diumsdiskussion ein Eingangsstate-
Martin Kastler MdEP a.D. fest und       Wir müssen am gemeinsamen euro-          ment. „Bestimmt gibt es Erwartungen,
betonte: „Die Gestaltung der deutsch-   päischen Haus weiterbauen und uns        die nicht erfüllt wurden. Aber nicht
tschechischen Nachbarschaft bleibt      gegen jeden verteidigen, der ver-        immer ist uns bewusst, welche tolle
unsere Hauptaufgabe. Wir bringen        sucht, Hass zu säen“, wurde der SAG      gemeinsame Heimat wir geschaffen
Menschen zusammen – auch das ist        -Vorsitzende sehr deutlich.              haben“, stellte sie u.a. fest.
Europa“. Am Eröffnungsabend ent-          Auf Historisches wie die Hochzeit        Moderiert von der Politikwissen-
führte die Landshuter Hofkapelle mit    des Bayernherzogs Ludwig der Kel-        schaftlerin Prof. Dr. Barbara Krause
Kostümen und Musik in die Zeit der      heimers mit Prinzessin Ludmilla von
„Landshuter Hochzeit“. Zurück ins       Böhmen wies Landshuts Oberbürger-        > Seite 4

                                                                                        Der Ackermann 3-2019 |        3
Der Ackermann - Landshut: Signal für Europa ab Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht / Aus dem Bundesvorstand

> von Seite 3                              pa und die EU sind nicht nur Aufgabe     rung: „Ohne eine demokratische Ba-
                                           des Staates, sondern unser aller Auf-    sis macht Europa keinen Sinn! Die
widmete sich die Podiumsdiskussion         gabe“, schloss Münch ihr Statement.      positive Bedeutung der EU muss im-
mit dem Theologen Dr. Tomáš Pet-           Fischer ging in seinem Statement auf     mer wiederholt werden.“ Für Dr. Selle
ráček, der ehemaligen bayerischen          die technologischen und gesellschaft-    werden die Euroskeptiker überhöht
Landtagspräsidentin Barbara Stamm,         lichen Entwicklungen und die mit die-    dargestellt, denn „70 bis 80 Prozent
dem Landtagsabgeordneten Tobias            sen verbundenen Gefahren für die         in Deutschland sind europafreund-
Gotthardt und Gräfin Róża zu Thun-         Demokratie von innen und außen ein.      lich“. Akademiedirektorin Münch sieht
Hohenstein dem Thema: „Diese Wer-             Das von Sebastian Kraft moderierte    einen Teilaspekt für die EU-Skepsis
te sind für Europa wichtig“.               Podium wurde mit dem Journalisten        darin, dass die EU als ein Staat gese-
   „Europa als Garant nach innen und       Luboš Palata und der Präsidentin der     hen werde, was sie aber gemäß den
außen in unruhigen Zeiten – Hand-          Europäischen Bewegung Dr. Linn           europäischen Verträgen nicht ist.
lungsoptionen heute“ lautete das The-      Selle erweitert. „In Tschechien erle-    Senator Fischer verwies auf die vie-
ma am Samstagvormittag. Zunächst           ben wir eine Krise der EU, die Tsche-    len Parteien, die einen Umbau der
gab es Statements der Direktorin der       chen sehen die EU mehrheitlich nicht     EU fordern, und auf Viktor Orban, der
Akademie für Politische Bildung Prof.      als ihre eigene Sache, sondern au-       meint, im Namen des Christentums
Dr. Ursula Münch und des tschechi-         ßerhalb“, stellte Palata fest. Tsche-    zu sprechen. „Aber nicht in meinem
schen Senators Pavel Fischer. Münch        chen haben vor allem nationalistische    Namen!“, widersprach Fischer und
sieht eine gemeinsame und verbin-          Politiker ins EU-Parlament gewählt.      betonte die im Christentum veranker-
dende Idee für die Zukunftsgestaltung      Daraus schloss Palata die Befürch-       te individuelle Freiheit und Verant-
Europas       verlorengegangen.   Sie      tung, dass Tschechien – wenn sich        wortung. „Wir brauchen niemanden,
wandte sich gegen Vereinfachungen          nichts verändert – „eine ähnliche        der uns als Gruppe schützt“, wurde
und Schwarz-Weiß-Malerei, sondern          Richtung wie Polen, Ungarn oder          Fischer deutlich.
plädierte für Differenzierung. Histo-      Großbritannien“ einschlage. Die Vise-       Bei der Feierstunde am Sonntag-
risch-politische Bildung sowie hohes       grád-Staaten zeigen zum Teil schon       morgen hielt der Präsident des Zen-
Bürgerengagement sieht sie als Mög-        eine „Abwendung von den demokrati-       tralkomitees der deutschen Katholi-
lichkeiten zum Gegensteuern. „Euro-        schen Grundlagen“. Palatas Folge-        ken Prof. Dr. Thomas Sternberg die
                                                                                    Festrede. Vor dem Hintergrund an-
                                                                                    wachsender rechtspopulistischer und
                                                                     Messe am       nationalistischer Bewegungen stellte
  Salz und Sauerteig Europas                                         Sonntag
                                                                     mit Weih-
                                                                                    er die Kernfrage: „Welches Europa
                                                                                    wollen wir?“ „Europa war nie einfach
                                                                     bischof
                                                                                    Europa. Es musste sich immer erst
                                                                     Rupert
                                                                     Graf zu        als Europa begreifen. Europa ist ein
                                                                     Stolberg       Raum, der sich durch Religion bzw.
                                                                     und zahl-      Kultur und Geschichte herausgebildet
                                                                     reichen        (…) hat“, stellte Sternberg fest,
                                                                     Konzele-       „Europa war immer erfolgreich, wenn
                                                                     branten
                                                                                    es sich offen für Fremdes und Neues
                                                                     (Foto: ag)
                                                                                    zeigte und es sich aneignete. All das
                                                                                    bestimmt die Identität Europas, sie
Die Landshuter Begegnungstage wa-          und wünschte, dass das Tagungs-          war immer mehr als eine nationale
ren auch geprägt durch Gottesdienste       motto „Mut zur Zukunft“ Motivation zu    Kultur“.
an allen vier Tagen mit wechselnden        neuem Handeln sei. „Solange es              Die Begegnungstage in Landshut
Themen und Zelebranten. Nach einer         Christen gibt, besteht Hoffnung. Euro-   boten ein vielfältiges Programm an.
feierlichen Vesper mit den Geistlichen     pa braucht uns als Christen. Wir ha-     In Arbeitskreisen wurden die Thesen
Beiräten Msgr. Dieter Olbrich und          ben Inhalte, die zur Hoffnung beitra-    des „Landshuter Signals für Euro-
Msgr. Adolf Pintíř in der Stiftsbasilika   gen. Wir Christen können Salz und        pa“ (s. Ackermann 2-2019) diskutiert.
St. Martin, einer von der Jungen Akti-     Sauerteig für unseren Kontinent sein.    Weiter wurden Exkursionen, Gottes-
on gestalteten Heilige Messe in der        Werden wir nicht müde, eine Gesell-      dienste und kulturelle Programmele-
Dominikanerkirche mit Weihbischof          schaft aus dem Verständnis des           mente angeboten. Und natürlich war
Dr. Reinhard Hauke und einem Got-          Evangeliums heraus aufzubauen“,          das Treffen in Landshut auch ein
tesdienst in der Abtei Seligenthal mit     motivierte Weihbischof Stolberg. Die     Fest der Begegnung zwischen Deut-
Abt Filip Zdeněk Lobkowicz war der         musikalische Gestaltung lag beim         schen und Tschechen und zwischen
Münchener Weihbischof Rupert Graf          Chor und Orchester des Rohrer Som-       den Generationen.
zu Stolberg Hauptzelebrant der Ab-         mers, der die Fibich-Messe in F-Dur                           Markus Bauer/ag
schlussmesse in St. Martin. Er hoffte      darbot.              Markus Bauer/ag

 4 | Der Ackermann 3-2019
Der Ackermann - Landshut: Signal für Europa ab Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Aus dem Bundesvorstand

                                                                    „So wird Europa
                                                                    von unten
                                                                    aufgebaut“

                                                                 David Macek (stellvertretender Festivaldirek-
                                                                 tor, l.) und Jaroslav Ostrčilík (r.) nahmen aus
                                                                 den Händen von Martin Kastler die Versöh-
                                                                 nungsmedaille entgegen. (Foto: ag)

Mit der Verleihung der „Versöhnungs-        Für das Festival nahmen der stell-        danke ich im Namen aller Kollegen
medaille der Ackermann-Gemeinde“          vertretende Direktor David Macek und        von ‚Meeting Brno‘“, drückte Macek
gingen am 4. August in Landshut die       Jaroslav Ostrčilík die Medaille entge-      seine Freude aus. Auch Ostrčilík
deutsch-tschechischen Begegnungs-         gen. Ostrčilík ist der Initiator des Ver-   ergriff das Wort. „Was die Ackermann
tage zu Ende. Mit der höchsten Aus-       söhnungsmarsches, der an den soge-          -Gemeinde, die Sdružení Ackermann-
zeichnung des katholischen Verban-        nannten Brünner Todesmarsch Ende            Gemeinde und wir in Brünn machen –
des wurde das Brünner Festival            Mai 1945 erinnert und fester Bestand-       das ist gelebtes Europa. So wird
„Meeting Brno“ geehrt. Der Bundes-        teil des Festivals ist. „Meeting Brno“      Europa von unten aufgebaut. Wichtig
vorsitzende Martin Kastler würdigte       versteht sich als eine Plattform für        ist nicht nur, was wir alle gestalten,
das Festival als „ein Symbol für eine     Begegnungen von Menschen unter-             sondern die Begegnungen – was wir
aktive Bürgergesellschaft heute“. Die     schiedlicher Meinungen, Kulturen und        gemeinsam machen. Ich danke für
Idee zu „Meeting Brno“ war 2015           Religionen. Es stehen dabei jährlich        die Unterstützung unserer Projekte
nach dem „Jahr der Versöhnung“ der        zwei Wochen lang Diskussionen,              und für die Auszeichnung.“
Stadt Brünn/Brno entstanden. Es           Ausstellungen, Lesungen und Kunst-            Zu den bisherigen Preisträgern der
setzt den Geist dieses Jahres fort.       aktionen, aber auch Gedenkveran-            Versöhnungsmedaille gehörten in den
„Brünn macht es vor, wie eine selbst-     staltungen und Gottesdienste auf dem        vergangenen Jahren der frühere
bewusste, zukunftsgerichtete und          Programm. Zahlreiche Gäste aus              tschechische Außenminister Karel
kreative Vergangenheitsbewältigung        dem Ausland, insbesondere aus               Schwarzenberg sowie der Prager
aussehen kann“, so der Bundesvorsit-      Deutschland und Österreich, kommen          Kardinal Miloslav Vlk.             ag
zende. Zugleich verbinde es diese         hierzu in die mährische Metropole.
„mit einer Verantwortung für die Ge-      Die heutige Aufgabe sieht Macek                    Hauptversammlung
staltung der Gegenwart und der Zu-        darin, Prozesse zu initiieren, „die zur
kunft“, würdigte Kastler den Preisträ-    Heilung und zur Hoffnung führen. Ich        Am 19. Oktober 2019 kommen die
ger in der Laudatio. „Dies ist vorbild-   freue mich, dass ich diesen                 Delegierten der Ackermann-Gemein-
haft und verdient unsere Anerken-         Augenblick hier mit Ihnen feiern kann       de nach drei Jahren erneut zur
nung.“                                    und ausgezeichnet wurde. Dafür              Hauptversammlung zusammen. Im
                                                                                      Mittelpunkt der Sitzung im Burkardus-
          Mit bewährten und neuen Kräften                                             haus in Würzburg (Am Bruderhof 1)
                                                                                      stehen der Bericht für die Jahre 2016-
Anfang August hat sich in Landshut        mit    der   Bundesgeschäftsführerin        2019 und die Wahlen des/r Bundes-
der neue Bundesvorstand der Jungen        Amálie          Kostřížová           die    vorsitzenden, der Stellvertreter/innen
Aktion konstituiert. Zuvor hatten alle    Bundesführung. Auch unter den wei-          und des Geistlichen Beirates sowie
Mitglieder des Jugendverbandes der        teren     Bundesvorstandsmitgliedern        der weiteren Bundesvorstandsmitglie-
Ackermann-Gemeinde die Möglich-           gibt es bewährte und neue Kräfte.           der. Die Sitzung beginnt um 10.30
keit, in einer Online-Abstimmung ihre       AG-Bundesgeschäftsführer Matthias         Uhr und endet um 16.00 Uhr mit ei-
Stimme abzugeben. Matthias Melcher        Dörr dankte den bisherigen Vor-             nem Gottesdienst.
wurde als JA-Bundessprecher bestä-        standsmitgliedern für zwei erfolgrei-         Die Hauptversammlung ist für Mit-
tigt. Neue Bundessprecherin ist Jo-       che Jahre und den neuen für ihre            glieder der Ackermann-Gemeinde
hanna Lüffe. Stellvertreter bleiben       Bereitschaft, sich aktiv einzubringen       öffentlich. Die Delegierten wurden
Julia Schäffer und Peter Eisener. Der     und die JA mitzugestalten. Eine aus-        entsprechend der Wahl- und Abstim-
Theologe Matthias Altmann komplet-        führliche Vorstellung folgt in der kom-     mungsordnung mit Schreiben vom
tiert als Geistlicher Beirat gemeinsam    menden Ausgabe.                      ag     13.09. eingeladen.                 ag

                                                                                                Der Ackermann 3-2019 |    5
Der Ackermann - Landshut: Signal für Europa ab Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Zur Diskussion

                            Deutsch-tschechische
                            Begegnungen prägen

                            Ergebnisse der Umfrage
                                     „Ein gemeinnütziger Verband wie die Ackermann-
                                     Gemeinde lebt vom Interesse, der Teilnahme und der Un-
                                     terstützung seiner Mitglieder“, betont Bundesgeschäftsfüh-
                                     rer Matthias Dörr. Daher sei es den Hauptamtlichen, aber
                                     auch den Ehrenamtlichen im Bundesvorstand wichtig, die
                                     Verbandsinhalte und Veranstaltungen so zu gestalten,
                                     dass die Mitglieder sich mit diesen identifizieren, mit Freu-
                                     de Mitglied der Ackermann-Gemeinde sind und die Werte
                                     des Verbandes nach außen tragen. Aus diesem Grund
                                     fand in diesem Sommer eine Online-Umfrage statt. Per
                                     Mail und mit einem Artikel in der vergangenen Ausgabe
                                     der Zeitschrift „Der Ackermann“ (2-2019) waren die Mitglie-
                                     der der Ackermann-Gemeinde eingeladen, ihre Meinungen
                                     zum Ausdruck zu bringen. „Das Ziel dieser anonymen Um-
                                     frage war, die Interessen der Mitglieder unserer Gemein-
                                     schaft besser kennen zu lernen und zu erfahren, was sie
                                     anspricht und was sie zum Mitmachen besonders moti-
                                     viert“, erläutert Dörr.
                                       In der Umfrage hatten die Mitglieder Gelegenheit, sich
                                     einzubringen, um die Arbeit und das Wirken der Acker-
                                     mann-Gemeinde aktiv mitzugestalten. Persönliche Werte,
                                     Motivation und eigene Erfahrungen fanden ebenso Raum
                                     wie die Frage nach Kritikpunkten und der zukünftigen Aus-
                                     richtung des Verbandes.

                                     Bedeutung der Diözesen

                                       Insgesamt nahmen 235 Mitglieder an der Umfrage teil.
                                     Die Antworten machten die vielfältigen und zum Teil auch
                                     sehr unterschiedlichen Interessen deutlich. Am stärksten
                                     beteiligte sich die Altersstufe 65+ (52,4%), gefolgt von der
                                     Altersgruppe der 36- bis 55-Jährigen (27,95%). Mitglieder
                                     im Alter zwischen 56 und 65 Jahren machten 14,85% der
                                     Umfrageteilnehmer aus; die Gruppe der 27– bis 35-
                                     Jährigen 3,9%. 40% der teilnehmenden Mitglieder gaben
                                     an, in der Ackermann-Gemeinde ehrenamtlich engagiert
                                     zu sein und/oder eine gewählte Funktion inne zu haben.
                                     Zur Häufigkeit der Teilnahme an Veranstaltungen gaben
                                     14 % (fast) immer und 25 % regelmäßig an, während 40%
                                     eher selten und 11% (fast) nie die Angebote wahrnehmen.
                                     Hier zeigt sich auch noch ein Potential an Teilnehmern aus

                           Der Austausch zwischen den Generationen wird in der Acker-
                           mann-Gemeinde von den Mitgliedern gepflegt und geschätzt,
                           wie hier beim „intergenerationellen Speeddating“ der Jungen
                           Aktion am Eröffnungsabend in Landshut. (Fotos: ag)

6 | Der Ackermann 3-2019
Der Ackermann - Landshut: Signal für Europa ab Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Zur Diskussion

den Reihen der Mitglieder, insbesondere in den Altersgrup-   den kann, seien hier auszugsweise mehrfach genannte
pen zwischen 36 und 65 Jahren, die zu einem größeren         Wünsche benannt:
Teil nur eher selten oder (fast) nie teilnehmen.              Mehr regionale Treffen, eine stärkere dezentrale Organi-
  Die Ergebnisse zeigen eine starke Bedeutung der diöze-     sation, eine verstärkt ökumenische Zusammenarbeit, mehr
sanen und regionalen Veranstaltungen. Auf die Frage, wel-    Angebote für Familien, ein selbstbewusstes Auftreten in
che Veranstaltungen wahrgenommen werden, zeigte sich         Staat und Kirche, stärkere Medienpräsenz.
mit 67,4% ein mehrheitliches Interesse an diözesanen und
regionalen Angeboten, gefolgt von bundesweiten (47,3%)
und länderübergreifenden (48,3%) Veranstaltungen. Be-
sonders auffällig ist jedoch, dass bei den 36- bis 55-
Jährigen Bundesprojekte dominieren (64%) und bei der
älteren Generation ab 65 Jahren am deutlichsten die diöze-
sanen und regionalen Angebote mit 82% führen.

Deutsch-tschechische Begegnung gefragt

  Doch welche Veranstaltungsformate sprechen die Mit-
glieder besonders an? Deutsch-tschechische Begegnun-
gen standen an erster Stelle; dahinter wurden die angebo-    Grafik 2: Was motiviert Sie besonders zur Teilnahme
tenen Vorträge als besonders ansprechend bewertet. (vgl.     und Mitgliedschaft in der Ackermann-Gemeinde (max.
Grafik 1). Je jünger die Gruppe, desto deutlicher stechen    4 Nennungen möglich)
die deutsch-tschechischen Projekte hervor. Lediglich bei
der Altersgruppe ab 65 Jahren sind Vorträge etwas stärker      Nach frei formulierten persönlichen Schwerpunkten inner-
gefragt als Begegnungen (68% zu 60%).                        halb der Ackermann-Gemeinde befragt, wurden Gemein-
                                                             schaft, Begegnung und Versöhnung am häufigsten ge-
                                                             nannt. Daran schlossen sich der Wunsch nach Verständi-
                                                             gung, die Sorge um die gemeinsame Geschichte und ein
                                                             gelebtes, geeintes und friedliches Europa an. Auch die
                                                             Grundlage eines gelebten christlichen Glaubens sowie der
                                                             Austausch in Glaubensfragen waren mehrfach genannte
                                                             Bestandteile, die Mitglieder in der Ackermann-Gemeinde
                                                             schätzen.
                                                               Die generationsübergreifende Arbeit der Ackermann-
                                                             Gemeinde wurde als im positiven Sinne seltenes Modell
                                                             hervorgehoben. Gemeinsames Singen und Musizieren
                                                             spielen für viele Mitglieder eine große Rolle, ebenso wie
Grafik 1: Welche Veranstaltungsformate sprechen Sie          persönliche Freundschaften und die Möglichkeit, sich in
besonders an? (max. 2 Nennungen möglich)                     Vorträgen und Diskussionen weiterzubilden und auszutau-
                                                             schen. Dies waren ebenfalls genannte Argumente zu der
 Auch bei der Frage nach der Motivation zur Teilnahme        Frage, ob die Mitglieder die Ackermann-Gemeinde weiter-
und Mitgliedschaft in der Ackermann-Gemeinde waren mit       empfehlen.
69% deutsch-tschechische Begegnungen an erster Stelle          Verstärkt wurde der Wunsch nach zusätzlichen Angebo-
gefolgt von politisch-historischer Bildung (60%) und dem     ten für die jüngere Generation der Ackermann-Gemeinde
Einsatz für Europa mit 58%. Doch auch das Erleben von        geäußert, insbesondere für ehemalige Mitglieder der Jun-
Gemeinschaft ist für 55% Motivation (vgl. Grafik 2). Dabei   gen Aktion. Der Zeitschrift „Der Ackermann“ wird eine wich-
weichen die Ergebnisse zwischen den Mitgliedern, die eher    tige Bedeutung beigemessen. Sie wird als informativ und
an Veranstaltungen in den Diözesen und Regionen, und         mit anspruchsvollem Inhalt geschätzt, verbunden mit dem
denen, die eher an überdiözesanen und bundesweiten Ver-      Wunsch, diesen weiterhin in dieser Form zu erhalten.
anstaltungen teilnehmen, nicht stark voneinander ab.           „Mit dieser Umfrage haben wir eine Menge an Daten und
                                                             Beiträgen vorliegen, die dem neuen Bundesvorstand eine
Generationenübergreifende Gemeinschaft                       Hilfe sind, wenn es darum geht, für die kommenden Jahre
                                                             Schwerpunkte zu setzen und das Profil der Ackermann-
  Als besonders aufschlussreich und vielfältig erwiesen      Gemeinde zu schärfen“, zeigt sich Dörr zufrieden. Er dankt
sich die persönlichen Kommentare und Anregungen der          allen, die durch ihre Teilnahme hierzu einen wertvollen
Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer, die von diesen       Beitrag geleistet haben.
Antwortmöglichkeiten sehr stark Gebrauch machten. Wenn                                                 Johanna Bromm
an dieser Stelle auch nicht jeder Kommentar erwähnt wer-

                                                                                          Der Ackermann 3-2019 |      7
Der Ackermann - Landshut: Signal für Europa ab Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Standpunkte

Nun sind einige Wochen nach den deutsch-
tschechischen Begegnungstagen in Landshut ver-
gangen. Was hat diese grenzüberschreitende und
intergenerative Begegnung uns gebracht? „Der
                                                        „Was bleibt von Landshut?“
Ackermann“ stellt daher die Frage:

                     Erich G. Pohl,     Europas waren sicherlich für uns alle     gegnung mit den Mitgliedern unserer
                     Mitglied seit      ein Ansporn dafür, uns mit voller Kraft   tschechischen Schwesterorganisation
                     fast 60 Jahren     weiterhin für eine gute Zukunft Euro-     Sdružení Ackermann-Gemeinde war
                     und bis 2018       pas einzusetzen. Über 70 Jahre Frie-      vielfach herzlich, bewegend; sie muss
                     Diözesanvor-       den auf unserem Kontinent, in einer       weiter gesucht, gepflegt und vertieft
                     sitzender in der   Welt des Unfriedens, der vielfachen       werden. Sehr erfreulich war vor allem
                     Erzdiözese         Kriege und Flüchtlingsströme sind         die Teilnahme so vieler junger Men-
                     Freiburg:          uns eine Verpflichtung, die wir nicht     schen. Dies lässt uns auf eine gute
                                        leichtfertig vergeben dürfen. Die gu-     Zukunft unserer Gemeinschaft hoffen.
                     Die     Deutsch-   ten Kontakte zu unseren östlichen         Wir dürfen uns über die von unserer
Tschechischen        Begegnungstage     Nachbarn, insbesondere den Tsche-         kleinen Gemeinschaft geleistete Ar-
zeugten erneut von der Vitalität un-    chen, müssen deshalb verstärkt aus-       beit im politischen, gesellschaftlichen
serer Gemeinschaft. Die in den Reden    gebaut werden, da sie ein unerlässli-     und kirchlichen Raum freuen und da-
und Podiumsgesprächen behandelten       cher Baustein für eine gedeihliche        rauf berechtigt stolz sein. Weiter so!
Themen im Hinblick auf die Probleme     Entwicklung in Europa sind. Die Be-

                     Kristýna           to, ich führe spannende Gespräche          Jede Generation hat ihre Erfahrun-
                     Kopřivová,         mit AGlern und SAGlern… Doch kann         gen – sie erzählt von der Flucht, er
                     gebürtig aus       man es so trennen? In Landshut ver-       von der Mauer und ich von Letná
                     Brünn/Brno,        mischen sich die Gruppen – es gibt        2019. Es gibt sicher mehr als 10 Milli-
                     viele Jahre in     keine Grenzen, keine Barrieren. Wir       onen Augenblicke für die Demokratie.
                     Spirála und        sind am Ort, wo deutsch und tsche-         Die Möglichkeit, sie teilen zu können
                     der Junge Ak-      chisch, jung und alt, Musik und Dis-      mit Freunden, die ich seit meiner
                     tion aktiv, nun    kussion, Geistliches und Weltliches       Kindheit kenne und die bald 90 wer-
                     beim „Rohrer       aufeinandertrifft und sich entfalten      den, und mit denen, die mich seit ih-
                     Sommer“:           kann. Das gibt Mut zur Zukunft!           rer Kindheit kennen und dabei erst
                                          In Gesprächen, Diskussionen, Vor-       zwei Jahre alt sind, das ist ein Schatz,
Ich singe und tanze mit dem Rohrer      trägen und Predigten merke ich, dass      den ich aus Landshut mitnehme!
Sommer, ich spiele Gitarre mit Ju-      wir einen gemeinsamen Wunsch ha-
gendlichen der JA und Spirála, ich      ben: mehr Beachtung für Demokratie,
lache mit Kindern von Plasto Fantas-    für ein gemeinsames Europa.

                     Ute Belle, vie-      Der Straßenclown, die Burgführung,      ich selbst seit Kinder- und Jugendzei-
                     le Jahre aktiv     das zusammen Tanzen und Singen            ten kenne und schätze. Ich wünsche
                     in der Jungen      auf der Straße und im Saal, Fotos         mir, dass auch meine Kinder all die
                     Aktion, nun        machen, mit Freunden spielen und          tollen Erfahrungen erleben, die mir
                     mit Familie        Eis essen; von all dem wurde ge-          die Ackermann-Gemeinde seit über
                     regelmäßige        schwärmt.                                 40 Jahren schenkt.
                     Teilnehmerin         Mit Tränen in den Augen hat mein
                     bei den Be-        8-jähriger Sohn am Abschlussabend
                     gegnungsta-        gesagt: „Mama, das Schlimmste ist,
                     gen in Eglofs:     dass man sich verabschieden muss
                                        und all die tollen Menschen lange
Landshut hat mir vor Allem gezeigt,     nicht sieht.“
mit welcher Freude und Begeisterung       Mich hat es sehr berührt zu spüren,
meine Kinder „Gemeinschaft“ erleben     wie den Kindern diese gemeinschaftli-
und mit leben.                          che Atmosphäre gut tut; etwas, was

 8 | Der Ackermann 3-2019
Der Ackermann - Landshut: Signal für Europa ab Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Nachbarschaft

                                                                                     Foto: S. Grebner

                                                                                         Impulse auf dem Weg
                                                            In der Todesangst-       Sie ließen sich von der unsicheren
                                                     Christi-Kapelle. (Foto: ag)     Wetterprognose nicht abhalten und
                                                                                     wurden durch den Besuch verschie-
Gemeinsames Gedenken in Dachau                                                       dener, oft nicht zugänglicher Kapellen
                                                                                     in Landshut belohnt: die Wallfahrer,
                                                                                     die sich auf den Weg zur Kirche Maria
Die in der Turmhalle der Landshuter       nore František Koutný aus Brünn. Die       Brünnl machten. Start war an der
Stiftsbasilika St. Martin gezeigte Aus-   Inhaftierten hätten zum Teil die Hoff-     Stiftsbasilika St. Martin. Der Geistliche
stellung „Zeugen für Menschlichkeit“      nung gehabt, zu überleben. Andere          Beirat der AG Würzburg Pfr. Klaus
wies bereits auf Märtyrer in der NS-      hätten aber auch damit gerechnet,          Oehrlein gestaltete das Programm
Zeit hin. Vertieft wurde diese Thema-     hier zu sterben. „Die hier Genannten       durch geistliche Impulse (Foto). Die
tik durch eine Fahrt in die KZ-           haben anderen geholfen, in der Hoff-       Landshuter Gemeindereferentin Erika
Gedenkstätte Dachau mit Führungen         nung zu leben“, führte der Priester        Gandorfer begleitete die Gruppe und
und einer Andacht in der Todesangst-      aus. Von den sechs besonders ge-           wusste viel zur Geschichte der einzel-
Christi-Kapelle, bei der sechs Glau-      würdigten sudetendeutschen und             nen Orte des Glaubens zu berichten.
benszeugen, sudetendeutsche und           tschechischen Märtyrern standen
tschechische, besonders gewürdigt         Fotos angereiht vor dem Altar: der
wurden.                                   Selige Pater Engelmar Unzeitig, Kar-
   Drei Busse mit über 100 Personen       dinal Josef Beran, der Publizist, Philo-
machten sich auf den Weg nach             soph und YMCA-Leiter Jaroslav
Dachau. Mehrere Gruppen, in deut-         Šimsa, Pater Richard Henkes, Abt
scher und tschechischer Sprache,          Arnošt Vykoukal und Prior Augustinus
ließen sich Informationen zu diesem       Franz Schubert. Zu jedem dieser
bereits im Jahr 1933 errichteten La-      Glaubenszeugen wurden kurze Texte
ger vermitteln, so u.a., dass bald        verlesen, danach Kerzen entzündet
nach Abschluss des Münchner Ab-           und neben den Bildern aufgestellt.         Foto: S. Uhlich
kommens (schon im Oktober 1938)           Das Gedenken galt abschließend
tschechische und sudetendeutsche          auch allen weiteren von den NS-                      An der Donau
Häftlinge hierher verbracht wurden.       Machthabern verfolgten Personen            Die Junge Aktion gestaltete für rund
Auch wurde auf die Geistlichen, die       und Gruppen. Weitere Höhepunkte            100 Personen die Fahrt in die Bene-
hier inhaftiert wurden, verwiesen, und    der Andacht waren das gemeinsam            diktinerabtei Niederalteich, dem Ort
auf die Nutzung von Teilen des Kon-       gesprochene       Glaubensbekenntnis       ihrer jährlichen Osterbegegnungen.
zentrationslagers als Flüchtlingslager    nach Dietrich Bonhoeffer und das           Die Abtei verbindet durch ihr klösterli-
bis 1964.                                 Gebet um Frieden von Jaroslav              ches Leben zwei Traditionen, die des
   Zum Gedenkgottesdienst in der          Šimsa. Mit dem in der Kirche des Kar-      römischen sowie des byzantinischen
Todesangst-Christi-Kapelle hieß Pas-      mel Heilig Blut in deutscher und           Ritus. Damit schafft sie Verbindungen
toralreferent Ludwig Schmidinger,         tschechischer Sprache gesungenen           zwischen West und Ost. Neben einer
Bischöflicher Beauftragter für KZ-        Marienlied „Tausendmal stets wollen        Führung durch die Basilika und die
Gedenkstättenarbeit in der Erzdiöze-      wir dich grüßen“ endete der ein-           Nikolauskirche stand noch eine Be-
se München-Freising, die Tagungs-         drucksvolle Besuch.                        gegnung am Donaukreuz auf dem
teilnehmer willkommen. Von den über                                                  Programm (Foto). Dort hatte zu Be-
200.000 in Dachau inhaftierten Men-                            Markus Bauer/ag       ginn der „Ökumenische Aktionskreis
schen seien über 40.000 gestorben.                                                   lebendige Donau“ eine Andacht vor-
Die Andacht soll besonders an einige                                                 bereitet. Christoph Mauerer bedankte
tschechische und sudetendeutsche                                                     sich für die Junge Aktion zum Schluss
Opfer erinnern, erklärte Schmidinger.                                                für den erlebnisreichen Nachmittag
Einen geistigen Impuls gab Monsig-                                                   bei Frater Pirmin Wolf.
                                                                                                     ag

                                                                                              Der Ackermann 3-2019 |        9
Der Ackermann - Landshut: Signal für Europa ab Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Nachbarschaft

          Priester pauken Deutsch                                                   Kurzmeldungen

                                                                                    Botschaftsflüchtlinge
Zum 28. Mal fand im Juli der 4-           vertriebenen, in deren Sprache kom-       Vor 30 Jahren, im Sommer und
wöchige Deutschkurs für tschechi-         munizieren und mit ihnen Gottes-          Herbst 1989, haben Tausende DDR-
sche und slowakische Priester, Semi-      dienst feiern. Auch Urlaubsvertretun-     Bürger in der Botschaft der Bundesre-
naristen und Ordensleute in Vierzehn-     gen in Deutschland werden mit guten       publik Deutschland in Prag den Weg
heiligen/Bamberg statt. Er wird von       Deutschkenntnissen möglich.               in die Freiheit gesucht und gefunden.
der Ackermann-Gemeinde in der Erz-          Diese Kurse führen Tschechen,           Die Botschaft erinnerte am 28. Sep-
diözese Bamberg angeboten und von         Slowaken und Deutsche zusammen,           tember mit einem „Fest der Freiheit“
Horst Schleß organisiert. Gefördert       lassen Freundschaften entstehen           an diese Ereignisse. Zudem wurde
wird er von Renovabis, der Erzdiöze-      und tragen so zur Verständigung bei.      auf dem Bahnhof Prag-Libeň eine
se Bamberg, und der Bayerischen             Gerne nahmen drei Priester die          Gedenktafel „Züge in die Freiheit“
Bischofskonferenz und getragen vom        Einladung des Vorsitzenden des So-        enthüllt und die Ausstellung „Die Bot-
Sozialwerk der Ackermann-Gemein-          zialwerks, Msgr. Dieter Olbrich, zu       schaftsflüchtlinge auf ihrem Weg von
de. In der ersten Kurshälfte waren die    einem Besuch in München und ei-           Prag nach Hof“ eröffnet. Die vom
16 Teilnehmer im Bildungshaus Vier-       nem Gottesdienst im Liebfrauendom         BStU vorbereitete Ausstellung ist dort
zehnheiligen untergebracht, in der        an.                               sw      noch bis zum 18. Oktober zu sehen
zweiten wohnten sie bei Gastfamilien,
bei Freunden und Mitgliedern der                                                    Gedenken an den Kriegsbeginn
Bamberger       Ackermann-Gemeinde,                                                 Die Deutsche und die Polnische Bi-
und trafen sich zum Unterricht im                                                   schofskonferenz veröffentlichten ein
Theresianum. Begleitend konnten sie                                                 gemeinsames Wort aus Anlass des
kirchliche, caritative und soziale Ein-                                             80. Jahrestages des Beginns des
richtungen kennenlernen.                                                            Zweiten Weltkriegs am 1. September
  Ihre Motivation, Deutsch zu lernen,                                               1939. Der Text erinnert an die Gräuel
beschreiben die Teilnehmer so: sie                                                  des Krieges, benennt die Zwangsmi-
wollen während des Studiums deut-                                                   grationen nach Kriegsende und wür-
sche theologische Literatur auswerten     P. Jan Hlavka, Msgr. Dieter Olbrich,      digt die Etappen der Versöhnung zwi-
können und später, als Priester, mit      P. Miroslav Hafera und P. Martin Ma-      schen den Völkern, zu der die Kirche
deutschen Besuchern, häufig Heimat-       dassery SVD im Münchner Liebfrau-         wichtige Anstöße gegeben habe. Ab-
                                              endom (v.l., Foto: D. Olbrich)        schließend mahnen die Bischöfe, „mit
                                                                                    den Früchten der Versöhnung verant-
                                                                                    wortungsbewusst“ umzugehen und
                                                 Altöttinger                        „sie nicht leichtfertig in politischem
                                                                                    Interesse“ preiszugeben. Die Zukunft
                                                 Wallfahrts-                        liege darin, „die Einheit Europas, das
                                                 tradition                          auf christlichen Fundamenten errich-
                                                                                    tet ist, zu festigen und zu vertiefen“.

                                               Msgr. Olbrich (Mitte) mit Kon-       Jesuitenpater Kajpr
                                               zelebranten (Foto: M. Bauer).        Für den von Nationalsozialisten und
                                                                                    Kommunisten verfolgten Jesuitenpa-
Den Gottesdienst der Sudetendeut-         ihre Bitten und ihren Dank für erfahre-   ter und Journalisten Adolf Karel Kajpr
schen Wallfahrt am ersten Julisonn-       ne Hilfe an die Gottesmutter zu rich-     (1902-1959) ist ein Seligsprechungs-
tag zelebrierte in diesem Jahr der        ten. An dieser Tradition haben sie bis    verfahren eröffnet wurden. Er wandte
Präses der Sudetendeutschen Mon-          heute festgehalten. Heute wollen wir      sich unter anderem gegen den Miss-
signore Dieter Olbrich. In seiner Be-     bitten, dass aus diesem Beten und         brauch des Heiligen Wenzel durch
grüßung wies der Diözesangeschäfts-       Wallfahren eine gute Zukunft wird und     NS-Kollaboranten, was ihm 4 Jahre in
führer der AG München Lothar Palsa        dass sie ein Zeichen friedlichen Zu-      KZs einbrachte. 1950 wurde er erneut
auf die Begründung dieser Wallfahrt       sammenlebens zwischen den Völkern         festgenommen. Er starb 1959 in kom-
der sudetendeutschen Katholiken           werden“.              Markus Bauer/ag     munistischer Haft.
durch die Braunauer Benediktiner in
Rohr vor 73 Jahren hin. „In einer Zeit,
                                                  Die Ackermann-Gemeinde e.V. sucht zum 1. November 2019
als das Pilgern zu den Wallfahrtsorten                 für den Diözesanverband München und Freising
der Heimat nicht möglich war, wand-                     einen Geschäftsführer (m/w/d) in Teilzeit (50%)
ten sich die Pilger an die Schwarze
Madonna in Altötting, um im Gebet             Vollständige Stellenausschreibung unter: www.ackermann-gemeinde.de

10 | Der Ackermann 3-2019
Kirche und Gesellschaft

                                                                  Fotos: ag

                                                                                     Pilger aus Tschechien
                                                                                 Die Seligsprechung war eine große
                                                                                 Begegnung      von     Christen   aus
                                                                                 Deutschland und Tschechien. Rund
                                                                                 250 Pilger reisten aus dem Nachbar-
                                                                                 land an. Begleitet wurden sie von
                                                                                 dem Olmützer Weihbischof Antonín

Pater Richard Henkes                                                             Basler und dem Ostrauer Weihbischof
                                                                                 Martin David (im Gespräch mit AG-
                                                                                 Vertretern, Foto). Zwischen Ruppach,
Deutsche und Tschechen feiern neuen Seligen                                      dem Geburtsort Henkes, und seiner
                                                                                 letzten Wirkungsstätte Strandorf/Stra-
Richard Henkes kann jetzt als Seliger   scher Sprache vorgetragen. Die Ver-      hovice im heutigen Tschechien gibt
angerufen und als Märtyrer verehrt      ständigung zwischen Deutschen und        es seit vielen Jahren eine lebendige
werden: Kardinal Kurt Koch hat den      Tschechen war Henkes nach seinen         Partnerschaft.
Pallottinerpater aus Ruppach, der       Erlebnissen in Strandorf ein Herzens-
auch in Strandorf/Strahovice im Hult-   anliegen. Kardinal Koch würdigte Pa-      Kollekte nach Tschechien
schiner Ländchen wirkte und sich für    ter Henkes in seiner Predigt als         Die Hälfte der Kollekte des Festgot-
ein Miteinander von Deutschen und       „Märtyrer der Nächstenliebe aus Lie-     tesdienstes geht auf Vermittlung der
Tschechen einsetzte, am Sonntag,        be zu Christus“. Liebe, Opfer und        AG im Bistum Limburg in das Bistum
15. September, im Limburger Dom         Kreuz: Diese Begriffe seien untrenn-     Ostrau-Troppau/Ostrava-Opava. Un-
seliggesprochen. Papst Franziskus       bar verwoben in Leben und Wirken         terstützt wird damit die Jugendarbeit
würdigte in seinem Schreiben Henkes     des Pallottinerpaters, der sich selbst   des Bistums. Auch hierin zeigt sich,
als „heroischen Zeugen der christli-    als „Opferpriester“ bezeichnet und       welche Bedeutung der deutsch-
chen Liebe“ und als „unerschrocke-      dies durch sein Leben bezeugt habe       tschechischen Nachbarschaft bei der
nen Verkünder des Evangeliums“.         mit der Hingabe bis zum Tod für an-      Seligsprechung von Henkes beige-
Pater Henkes hatte unter dem Terror-    dere Menschen. Er habe sehr früh         messen wurde.
regime der Nationalsozialisten im       und klar wahrgenommen, dass die
Konzentrationslager Dachau freiwillig   nationalsozialistische Ideologie mit
sein Leben im Dienst an typhuskran-     dem christlichen Menschenbild nicht
ken Mitgefangenen hingegeben. Er        zu vereinbaren ist. Der Generalrektor
war wegen seiner Regimekritik inhaf-    der Pallottiner Pater Jacob Nampu-
tiert worden. Sein Gedenktag ist auf    dakam sieht Henkes als Brückenbau-
den 21. Februar festgelegt worden.      er zwischen Tschechen und Deut-
  Unter den knapp 1.500 Gläubigen       schen, der uns lehre, nationale und
waren auch Vertreter der Ackermann-     ethnische Grenzen zu überwinden
Gemeinde sowie etwa 250 Besucher        und für den Frieden zwischen den
aus Tschechien. Eine Lesung und         Völkern einzutreten.
Fürbitten wurden auch in tschechi-        Auch für Bischof Georg Bätzing ist        Ausstellung in Limburg
                                        der Pallottinerpater Vorbild und Ermu-   Pater Richard Henkes gehört zu den
                                        tigung. „Seine Entschiedenheit, sein     zehn „Zeugen für Menschlichkeit“, die
                                        Einsatz für das Evangelium, für Wahr-    in der Ausstellung der Ackermann-
                                        heit und Versöhnung wollen uns Ori-      Gemeinde über den christlichen Wi-
                                        entierung geben.“                        derstand 1938 bis 1945 in den böhmi-
                                          Nach einem Fest bei strahlendem        schen Ländern vorgestellt werden.
                                        Sonnenschein im Bischofsgarten gab       Am Vorabend der Seligsprechung
                                        es ein gemeinsames Abendlob in der       wurde sie in der Pallottinerkirche St.
                                        voll besetzten Pallottinerkirche St.     Marien in Limburg im Rahmen einer
 Kardinal Koch war der päpstliche       Marien in Limburg.                       Vorabendmesse eröffnet. Sie ist dort
 Delegat und verlas das Schreiben.                                          ag   noch bis zum 6. Oktober zu sehen.

                                                                                         Der Ackermann 3-2019 | 11
Sozialwerk

                                                                                            Die Wurzeln
                                                                                             Europas
                                                                                         Sozialwerk. Das Thema des dies-
                                                                                         jährigen Malwettbewerbs an kirchli-
Für Brünn und...                                                                         chen Schulen in Tschechien und der
                                                                                         Slowakei lautete „Die geistigen Wur-
                                                                                         zeln Europas“. Es nahm Bezug zu
                                                                                         den heiligen Patronen Europas und
                                                                                         stieß wieder auf großes Interesse.
                                                    Maria Stock                          125 Bilder von 8 tschechischen und
                                                                                         10 slowakischen Schulen wurden
                                                                                         eingesandt.
Sozialwerk. Wie mehrfach berichtet            Sozialwerk. Wie in Heft 2-2019 be-
(zuletzt 4-2018) geht der Neubau der          richtet wurde die Kollekte beim dies-
Restituta-Kafka-Kirche in Brünn/Brno-         jährigen Sudetendeutschen Tag in
Lesná zügig voran. Immer wieder               Regensburg dem Erhalt der Wall-
erreichen uns Bilder von den Baufort-         fahrtskirche sowie dem Ausbau kirch-
schritten (s. Foto K. Pažourek). Das          lichen Lebens in Maria Stock/Skoky
Sozialwerk ist in ständigem Kontakt           gewidmet. Ebenfalls für Maria Stock
mit Gemeindepfarrer Pavel Hověz               war die Kollekte beim Gottesdienst
und bemüht, dieses Werk der Ge-               im Kloster Seligenthal am 3. August
meindemitglieder zu unterstützen,             anlässlich der Begegnungstage in
denn sie haben dieses Vorhaben ge-            Landshut, den der für Maria Stock/
wünscht und initiiert. Deshalb wurde          Skoky zuständige Abt von Tepl/
die Kollekte beim Abschlussgottes-            Teplá, Filip Zdeněk Lobkowicz zele-
dienst der deutsch-tschechischen              brierte. Sie erbrachte 561,75 € und
Begegnungstage am 4. August in                wurde vom Sozialwerk auf 600 € auf-
Landshut diesem Projekt gewidmet.             gerundet. Dort begegneten sich (v.r.,
Sie erbrachte den erfreulichen Betrag         Foto: ag) AG-Bundesgeschäftsführer
von 1.173,13 € und wird vom Sozial-           Matthias Dörr, Abt Lobkowicz,
werk auf 1.400 € (ca. 35.000 CZK)             Richard Šulko von der Deutschen
aufgerundet. Die Spende wird Anfang           Minderheit und einen früheren Be-
Oktober an Pfarrer Hověz übergeben            wohner bereits bei der deutsch-              Das Siegermotiv kommt von Janka
werden.                                       tschechischen Wallfahrt Anfang Juli.       Vyletelková. Sie besucht die 7. Klasse
                                   sw                                           sw       der kirchlichen Kunstgrundschule im
                                                                                         slowakischen Topoltschan/Topoľča-
Spendenkonto: Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V., Kennwort                           ny. Ihre Klasse erhält hierfür das
„Spende Brünn“ oder „Spende Maria Stock“, LIGA-Bank München, IBAN:                       Preisgeld von 500 €. Zudem wir das
DE05 7509 0300 0002 1222 00, BIC: GENODEF1M05                                            Siegermotiv (s. Foto) als Postkarte
                                                                                         gedruckt und dem Kartenmäppchen
                                                                                         beigelegt. Der 2. Preis mit 300 € für
Verdiente Auszeichnung für Eva Habel                                                     die Klassenkasse geht nach Zipser
                                                                                         Neudorf/Spišská Nová Ves, der 3.
Dr. Eva Habel setzt sich seit 2008 für das Wohlergehen der Roma-Minderheit in            Preis (200 €) nach Skalité, beide Slo-
der Region Schluckenau/Šluknov ein. Hierfür gab sie eine gesicherte Position in          wakei.
Bayern auf und zog nach Nordböhmen. Dort wirkte sie zunächst als                           Die Arbeiten für die „Kartenaktion“
Pastoralreferentin, bis sie eine lokale Caritas-Organisation gründete. Nun wurde ihr     beginnen nach Allerheiligen. Auch in
Ende Juni vom Deutschen Botschafter in Prag, Dr. Christoph Israng, das Bun-              diesem Jahr werden wieder ehren-
desverdienstkreuz am Bande verliehen. Mit diesem wird neben der Sozialarbeit             amtliche Helfer aus dem Raum Mün-
auch ihr Einsatz für die deutsch-tschechische Aussöhnung ausgezeichnet. Msgr.            chen zur Vorbereitung des Postver-
Dieter Olbrich gratulierte der Geehrten für das Sozialwerk: „Mit dieser Ehrung           sands gesucht. Die „Kartenspenden“
erfährt Ihre Arbeit in Nordböhmen, Ihr Engagement für die Caritas, für alle dort Hilfe   sind die finanzielle Basis des Sozial-
Suchenden und vor allem für die benachteiligte Bevölkerung des Schluckenauer             werks für die Förderung kirchlicher
Zipfels eine verdiente Würdigung.“ Das Sozialwerk unterstützt seit vielen Jahren         und sozlialer Projekte in Tschechien
ihre soziale Arbeit. Hierzu ist auch eigens ein Projektkonto eingerichtet.        sw     und der Slowakei.                  sw

12 | Der Ackermann 3-2019
Junge Aktion

                                                                 Begegnungen in
                                                                     Haidmühle
                                                                       (Foto: ja)       Zum Mauerfall
                                                                                        vor 30 Jahren
                                                                                       Junge     Aktion.   Die   diesjährige

                                                                                                    fand unter dem Motto
                                                                                       „Europa 1989-2019. Mut zur Zukunft“
                                                                                       statt. Eine Woche lang wurde mit die-
                                                                                       sem Thema gearbeitet, darüber ge-
                                                                                       sprochen und auch debattiert.
                                                                                         Meist ging es morgens mit einer

Eine Woche voll Mut und Spass                                                          besinnlichen Statio los, welche ge-
                                                                                       danklich auf den Tag vorbereitete.
                                                                                       Anschließend gab es dann täglich
Jubire. Das diesjährige Thema der         und seine Erfahrungen auf der Flucht         verschiedene Projekte, die das The-
deutsch-tschechischen Kinder– und         und bei der Integration in Deutsch-          ma näherbringen sollten.
Jugendbegegnung „Plasto Fantasto“         land hat er ein Buch verfasst. Er kann         Spannend war der Vortrag des
lautete „Mutmacher“. Die 8- bis 15-       Mut machen, da es ihm gelang, trotz          langjährigen Abgeordneten der CSU
Jährigen besprachen, was ihnen Mut        Schwierigkeiten sein Leben zu gestal-        Dr. Klaus Rose über die Zeit und die
macht und lernten Mutmacher ken-          ten. Die Schriftstellerin Sabine Dittrich    Gründe des Mauerfalls, welche er als
nen. Start war in der Jugendherberge      wiederum stellte Přemysl Pitter vor,         damaliger Zeitzeuge besonders le-
in Haidmühle. Schnell entstanden          der nach Ende des Zweiten                    bendig schildern konnte. In die Zu-
erste Freundschaften. Auch die Angst      Weltkrieges in Prag und Umgebung             kunft blickte ein Vortrag von Dominik
vor der jeweils anderen Sprache wur-      jüdischen Kindern aus Konzentrati-           Porvažník, des UN-Jugenddelegier-
de genommen durch Singen und              onslagern und dann deutschen Kin-            ten der Slowakei. Er erzählte nicht
durch Sprachanimationen, bei denen        dern aus Internierungslagern Mut             nur von der alltäglichen Arbeit bei den
wichtige Worte und Floskeln wie           machte.                                      Vereinten Nationen, sondern sprach
„Hallo, wie geht’s?“ bzw. „Ahoj, jak se     Am Freitag machten sich alle auf           mit den Teilnehmern über die notwen-
máš?“ gelernt wurden. Seit Jahren         den Weg nach Landshut zu den                 dige Politik kommender Jahre. Ein
gehört auch die „Kontrolla Brokko-        deutsch-tschechischen Begegnungs-            Höhepunkt war dann der gemeinsa-
li“ (kontrola pokojí/Zimmerkontrolle)     tagen. Dort trafen die Plasto-               me Gottesdienst am Freitag im Rah-
zu Haidmühle dazu. Daher galt es für      Teilnehmer auf JAler und zum Teil            men der deutsch-tschechischen Be-
die Kinder und Jugendlichen, die Zim-     auch auf ihre Eltern und Großeltern.         gegnungstage. Viele Teilnehmer ha-
mer immer ordentlich zu halten.           Ein Höhepunkt war das eigens ver-            ben sich dort in Form von Fürbitten,
   Das Thema wurde in spannenden          fasste deutsch-tschechische Lied,            Lesungen und natürlich der musikali-
Rollenspielen behandelt. Außerdem         das die Kinder und Jugendlichen am           schen Gestaltung mit deutschen,
kamen Referenten, die Mut machen-         Begegnungsabend            präsentierten.    tschechischen und englischen Lie-
de Geschichten vorstellten. Hassan        Beim Abschied hofften alle auf ein           dern eingebracht. Zusätzlich nahmen
Ali Djan flüchtete als Jugendlicher von   Wiedersehen in Haidmühle im kom-             die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Afghanistan nach Deutschland. Über        menden Jahr (09.-16.08.2020).                noch an dem Programm der Acker-
seine „Flucht in ein besseres Leben“                                              ja   mann-Gemeinde teil und hörten
                                                                                       spannende Vorträge, unter anderem
                                            Die Junge Aktion dankt herzlich            des ZdK-Präsidenten Prof. Dr. Dr.
     Neuer Freiwilliger                    der Stiftung Ackermann-Gemeinde             Thomas Sternberg und des vielleicht
                                             Stuttgart für die Unterstützung
Junge Aktion. Auch in den kom-                                                         zukünftigen tschechischen Präsiden-
                                                    der Jugendarbeit!
menden zwölf Monaten wird die Arbeit                                                   ten Šimon Pánek.
der Jungen Aktion durch einen Euro-                                                                            Simon Bode/ag
päischen Freiwilligen in München un-
terstützt. Nachdem es hieß, von Mi-
chal Vosínek nach einem Jahr Ab-
schied zu nehmen, konnte Anfang
September Jakub Jančík, der aus                                                                Die Teilnehmerinnen und
                                                                                               Teilnehmer der Sommerbe-
Kaaden/Kadaň stammt, in der Bun-
                                                                                               gegnung. Sie brachten sich
desgeschäftsstelle begrüßt werden.                                                             auch aktiv in die deutsch-
Auch in Prag und Würzburg began-                                                               tschechischen Begegnungs-
nen neue EVSler.                  ja                                                           tage ein. (Foto: ja).

                                                                                                Der Ackermann 3-2019 | 13
Die Landshuter Hofkapelle am Eröffnungsabend.

                                                                                   Tage voll von
                                                                                      Es waren ereignisreiche deutsch-
                                                                                      tschechische Begegnungstage vom 1.
                                                                                      bis 4. August 2019 in Landshut. Und
                                                                                      sie haben ganz im Sinne des Mottos
                                                                                      „Europa 1989 - Europa 2019. Mut zur
                                                                                      Zukunft“ Mut gemacht: durch den
     Der Rohrer Sommer spielte zum Tanz auf.                                          Dialog über die historischen Erfahrun-
                                                                                      gen, durch die Diskussionen über
                                                                                      Europa, durch die Impulse für die
                                                                                      Zukunft, durch das gemeinsame Be-
                                                                                      ten und Singen, durch die spürbare
                                                                                      Freude und Herzlichkeit sowie nicht
                                                                                      zuletzt durch das Erleben von Ge-
                                                                                      meinschaft über Grenzen und Gene-
                                                                                      rationen hinweg.
                                                                                        Landshut bot mit der Altstadt, den
                                                                                      Stadtsälen und den schönen Kirchen
                                                                                      einen perfekten Rahmen für diese
                                                                                      Begegnung. Die Offenheit und die
                                                                                      Unterstützung vor Ort waren spürbar
                                                                                      und für die Durchführung eine wichti-
              Volle Tanzfläche am Begegnungsabend.                                    ge Stütze.
                                                                                        Zum Gelingen dieses Treffens ha-
                                                                                      ben viele beigetragen. Neben den
                                                                                      Rednern, Diskutanten, Moderatoren
                                                                                      sowie Zelebranten gilt ein besonderer
                                                                                      Dank den Mitwirkenden der deutsch-
                                                                                      tschechischen Kulturwoche „Rohrer

                                                                                      Die Geistlichen Beiräte Msgr. Olbrich
                                                                                      und Msgr. Pintíř (v.l.) bei der
                                                                                      Eröffnungsvesper

Die Junge Aktion gestaltete
den Gottesdienst am Freitagmorgen

Die deutsch-tschechischen Begegnungstage fanden statt unter der Schirmherrschaft
des Landshuter Oberbürgermeisters Alexander Putz und des Bayerischen Minister-
präsidenten Dr. Markus Söder und mit Unterstützung des Bundesministeriums des
Innern, für Bau und Heimat, des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, der Stadt
Landshut und des Verbands der Diözesen Deutschlands.

    14 | Der Ackermann 3-2019
Erinnerten an 30 Jahre Wende (v.l.); R. Karlitschek, K. Lari-
schová, A. Putz, Msgr. Dr. F. J. Baur und A. Rázková.                        In Arbeitskreisen ging es um das „Landshuter
                                                                             Signal für Europa“. Hier mit J. Ostrčilík (3.v.l.).

Begegnungen
    Sommer“ sowie der Jungen Aktion
    der Ackermann-Gemeinde und Spi-
    rála der Sdružení Ackermann-                                                    Es gab unter der Überschrift „Europa
                                                                                         braucht…“ 6 Arbeitskreise,
    Gemeinde. Sie haben mit ihren viel-
                                                                                    hier mit Tobias Gotthardt MdL (Mitte).
    fältigen Beiträgen das viertägige Pro-
    gramm sehr bereichert.
      Viele Anregungen und Impulse wer-
    den von den Beiträgen in Landshut
    für das weitere Engagement der
    Ackermann-Gemeinde in der deutsch-
    tschechischen Nachbarschaft und für
    Europa ausgehen.
      Viele positive Rückmeldungen er-
    reichten die Geschäftstelle nach den
    Begegnungstagen. Stellvertretend sei
    eine zitiert, der sich hoffentlich viele
    Teilnehmerinnen und Teilnehmer an-
    schließen können: „Ich möchte noch              Führten einen Dialog über die Werte Europas: T. Gotthardt
                                                    MdL, Landtagspräsidentin a.D. B. Stamm, R. Thun-Hohenstein
    einmal betonen, wie wichtig ich sol-
                                                    MdEP, Dr. T. Petráček und Moderatorin Prof. B. Krause.
    che Begegnungen für die deutsch-
    tschechische Freundschaft finde. Ich
    zähle die Begegnungstage zu einer
    der besten Begegnungen, die ich seit
    langem im deutsch-tschechischen
    Kontext erlebt habe.“ Auch solche
    Rückmeldungen machen Mut.
                             Matthias Dörr

                                                                                   Diskutierten über Handlungsoptionen für die EU
                                                                                   (v.l.): L. Palata, Dr. L. Selle, S. Kraft (Moderator),
                                                                                   Prof. U. Münch, Senator P. Fischer.

Zu jedem Gottesdienst gab es eine
   zum Motto gestaltete Kerze.

                                           Für viele ein Höhepunkt: Das neu
                                           geschaffene Lied von Plasto Fantasto.
                                                                                                   Der Ackermann 3-2019 | 15
Dr. Jaromír Konečný trug
                                                             seine Texte vor.

 Die Schriftstellerin Dr. Radka Denemarková (l.).mit
 dem Moderator Dr. Christian Geltinger. (Fotos: ag)

                                                                  Anfang August stand die Innenstadt
          Der Clown Roman Horák trat in                           von Landshut für einen Abend und
          der Fußgängerzone auf.                                  eine Nacht ganz im Zeichen baye-
                                                                  risch-böhmischer Begegnungen. Die
                                                                  Ackermann-Gemeinde hatte anläss-
                                                                  lich der Begegnungstage gemeinsam
                                                                  mit zahlreichen Partnern aus Lands-
                                                                  hut zu einer Kulturnacht eingeladen.
                                                                  Mit Kateřina Tučková und Radka De-
                                                                  nemarková lasen zwei preisgekrönte
                                                                  tschechische Autorinnen aus ihren
                                                                  Werken. Klassische Werke von
                                                                  Dvořák und Brahms sowie Barockmu-
                                                                  sik kamen ebenso zur Aufführung wie
                                                                  Roma-Musik und Jazz. Deutsche und
                                                                  tschechische Kinder brachten die
                                                                  Kinderoper „Brundibár“ zur Auffüh-
   Die Kinderoper „Brundibár“ wurde vom Rohrer                    rung. Während eine Folkloregruppe
   Sommer als Schattenspiel aufgeführt.                           vor dem Rathaus zum Mittanzen ein-
                                                                  lud, bezauberte der Straßenclown
                                                                  Roman Horák mit seinen Tricks und
                                                                  seinen Beiträgen zur deutsch-
                                                                  tschechischen Kommunikation. Ge-
                                                                  meinsam mit der Stadtkirche Lands-
                                                                  hut standen sakrale Musik in der
                                                                  Krypta von St. Jodok und in der Turm-

                                                       Das Quartett des Rohrer Sommers spielte Brahms und
                                                                Dvořák in der Heilig-Geist-Kirche.

16 | Der Ackermann 3-2019
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