Der Luzerner Arzt April 2019/2 Nr. 117 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG

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Der Luzerner Arzt April 2019/2 Nr. 117 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG
Der       April 2019/2 Nr. 117

Luzerner
Arzt
              Informationsblatt
        der Ärztegesellschaften
   der Kantone Luzern, Ob- und
   Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug
Der Luzerner Arzt April 2019/2 Nr. 117 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG
IMPRESSUM                                                   INHALTSVERZEICHNIS
«Der Luzerner Arzt» erscheint viermal   Editorial Wissen sie denn, was sie tun? Und wir? (Herbert Widmer)                   3
jährlich (plus Spezialausgabe).
                                        Brief des Präsidenten: Medizin mit Augenmass, Verhandeln lohnt sich,                6
Verlag:                                 Der Mensch im Mittelpunkt (Aldo Kramis)
Ärztegesellschaft des Kantons Luzern
Schwanenplatz 7, 6004 Luzern            Radiojodtherapie zur Behandlung gutartiger Erkrankungen der Schilddrüse            10
Tel. 041 410 88 85
Fax 041 410 80 60
                                        (Janusch Blautzik, Dorothee Rita Fischer, Stephan Pfister, Udo Schirp)
                                        Pflege zu Hause (Daniel Kuratli)		                                                 15
Redaktionsadresse:
Dr. med. Herbert Widmer                 Fünf bisherige Stationen erhalten im Neubau Haus C … (Julius Kurmann)              16
Sonnbühlstrasse 15, 6006 Luzern
Tel. 041 410 65 81                      Hypofraktionierte Radiotherapie der Prostata (Gabriela Studer, Winfried Arnold,    18
                                        Yousef Najafi, Christoph Glanzmann)
Redaktion:                              Fortbildung		                                                                      21
Dr. med. Herbert Widmer, Luzern
  (Redaktor)                            «Advance Care Planning»: Wird die konvent. Patientenverfügung (Gregor Schubiger)   22
Dr. med. Aldo Kramis, Emmenbrücke
  (Präsident)                           Mandatsträger / Sektionen 		                                                       26
                                        Adressliste Zentralschweizerische Chiropraktoren-Gesellschaft (ZSCG)               29
Inserate-Verkauf:
Dr. med. Herbert Widmer                 Der Zuger Arzt		                                                                   30
Sonnbühlstrasse 15
6006 Luzern                              Vorstand der Zuger Ärztegesellschaft		                                            30
Tel: 041 410 65 81                       E-Mail-Adressen und Telefon-Nummern der Zuger Ärzte                               30
E-Mail: hcwidmer@bluewin.ch
                                        Der Urner Arzt		                                                                   34
Mitarbeiter dieser Ausgabe:              Vorstand Ärztegesellschaft Uri		                                                  34
Dr. med. univ. Winfried Arnold, LUKS
 (Hypofraktionierte Radiotherapie der   Der Unterwaldner Arzt		                                                            35
 Prostata)                              Vorstand Unterwaldner Ärztegesellschaft                                            35
PD Dr. med. Janusch Blautzik, Luzern
 (Radiojodtherapie gutartiger           Hausärztefortbildung		                                                             35
 Erkrankungen der Schilddrüse)
Prof. Peter Dubsky, Klinik St. Anna     Der Schwyzer Arzt		                                                                36
 (Brustkrebschirurgie)                   Delegiertenliste Schwyzer Ärzte		                                                 36
PD Dr. med. Dorothee Rita Fischer,
 Luzern (Radiojodtherapie gutartiger
                                         Telefon-, Telefax- und E-Mail-Verzeichnis Spital Einsiedeln                       38
 Erkrankungen Schilddrüse)               Telefon-, Telefax- und E-Mail-Verzeichnis Spital Lachen                           40
Dr. med. Christoph Glanzmann, USZ
 (Hypofraktionierte Radiotherapie der   E-Mail-Adressen, Fax- und Telefonnummern der Luzerner Ärzte                        43
 Prostata)
Daniel Kuratli, Luzern                  Gesundheitspolitik: läuft wirklich alles rund? (Herbert Widmer)                    52
 (Pflege zu Hause)
Dr. med. Julius Kurmann, Luzern         «Ein Werkzeugkasten» für die Brustkrebs-Chirurgie (Peter Dubsky)                   56
 (Neubau Haus C lups)
Prof. Dr. med. M. Maassen, Luzern       Gegen die Überreglementierung (Marcus M. Maassen)                                  58
 (Gegen die Überreglementierung)
Dr. med. Yousef Najafi, LUKS            Kommunikation von Medikamentenverordnungen zwischen Spitex und Hausarzt            60
 (Hypofraktionierte Radiotherapie
 der Prostata)                          «Tarmed in früheren Zeiten» (Herbert Widmer)                                       63
Dr. med. Stephan Pfister, Luzern
 (Radiojodtherapie gutartiger           Elektronisches Patientendossier: Kanton Luzern und Leistungserbringer treiben      67
 Erkrankungen der Schilddrüse)
Dr. med. Udo Schirp, Luzern             gemeinsam Einführung voran
 (Radiojodtherapie gutartiger
 Erkrankungen der Schilddrüse)          mfe: Gibt es den Haus- und Kinderarzt morgen noch?                                 68
Prof. Dr. med. Gregor Schubiger,
 Luzern («Advance Care Planning)        Die EQUAM Stiftung feiert 20 Jahre der Qualitätsförderung in der ambulanten        69
Prof. Dr. med. Gabriela Studer, LUKS    Medizin
 (Hypofraktionierte Radiotherapie der
 Prostata)                              Aus den Reihen unserer Mitglieder		                                                71

Herstellung:
SWS Medien AG Print
Am Viehmarkt 1, 6130 Willisau           Erscheinungsdatum / Redaktionsschluss für den Luzerner Arzt 2019/2020:
info@swsmedien.ch                       Nr. 118 / Juli 2019                         25. Mai 2019
                                        Nr. 119 / November 2019                     25. September 2019
Titelbild:                              Nr. 119 / Spezialheft / November 2019       05. Oktober 2019
Sternmagnolie, ein Zeichen des
keimenden Frühlings.
                                        Nr. 120 / Januar 2020                       15. Dezember 2019
(Foto: Herbert Widmer)                  Nr. 121 /April 2020                         15. März 2020
Der Luzerner Arzt April 2019/2 Nr. 117 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG
EDITORIAL

Wissen sie denn, was sie tun? Und wir?
«Die Geschichte (Mär) von der klaren Linie in der Schweizerischen Gesundheitspolitik»
   Kennen Sie die Linie in der Schweize-       Beruf gerät in eine immer grössere Ab-           ser und wichtiger wäre, wenn die Parteien
rischen Gesundheitspolitik? Nein, nicht        hängigkeit von der «Politik», statt das Ge-      Bundesrat Berset und seine Mannschaft
die rote Linie, welche nicht überschritten     genteil bewirkt diese bei uns eine immer         dazu brächten, sich mit den Protagonisten
werden darf; nein, ich meine die klare Li-     grössere Unsicherheit und mangelnde              des Gesundheitswesens an den runden
nie, welche wir nach dutzenden von Jah-        Klarheit. Oh ja, fast jeder Politiker, jede      Tisch zu setzen, dort hierarchiefrei zu dis-
ren mit Analysen, Expertisen, Gesprächen       Partei weiss, was richtig wäre, nur betrach-     kutieren und zu verhandeln (vgl. Harvard-
u.a.m. gefunden haben sollten! Haben wir       tet jede(r) eben etwas anderes als richtig.      Prinzip) und echte Lösungen zu finden. XY
aber noch nicht, verfolgen Sie doch die        Der Ärzteschaft traut der durchschnittli-        erklärte mir, BR Berset hätte eine Studie
Diskussionen unter Parteien, Politikern,       che Politiker wenig, die vertreten ja doch       durchführen lassen, welche 43 Vorschläge
«Gesundheitsexperten», Medien etc. Zu-         nur die eigenen Interessen. Ja, da haben es      – v.a. zur Kosteneindämmung im Gesund-
gegeben, in anderen Ländern besteht die        die Bauern halt doch besser!                     heitswesen – hervorgebracht hätte. Meine
gleiche oder eine ähnliche Situation. In der                                                    Frage, ob der Expertenbericht unter der
so genannten NERA-Studie hat man vor                                                            Führung von Alt-Ständerätin Verena Die-
Jahren die Gesundheitssysteme und die                                                           ner mit 38 Lösungsvorschlägen gemeint sei
geplanten Änderungen in diesem Bereich                                                          und ob XY diesen Bericht studiert hätte,
in circa 35 Ländern verglichen. Quintes-                                                        wurde mit einem klaren NEIN beantwor-
senz: Jedes Land plante ein Gesundheits-                                                        tet. XY hat die Studie nicht gelesen, argu-
system einzuführen, welches in einem an-                                                        mentiert aber damit und entscheidet unter
deren Land bereits gescheitert war! Diese                                                       diesen Voraussetzungen politisch mit! Und
Studie füllte eine Menge von Ordnern, ist                                                       dazu passt die Frage aus dem Titel: Wissen
heute aber weitgehend vergessen.                                                                sie denn, was sie tun?
                                                                                                   Zum Expertenbericht Diener ist zu sa-
                                                                                                gen, dass von den 38 Vorschlagen recht vie-
Als Erstes: Wir haben ein                                                                       le schon umgesetzt sind, sich in Umsetzung
                                                                                                befinden oder mehr oder weniger kurz da-
sehr gutes Gesundheits­                                                                         vor stehen. Die Hauptaussage besteht da-
system! Auch bezahlbar?                                                                         rin, dass die Gesundheitskosten gedeckelt
                                                                                                und Sanktionen ins Auge gefasst werden
   Bevor wir in die Abgründe der Gesund-                                                        sollen, wenn die «Leistungserbringer die
heitspolitik eintauchen wollen, sollten wir                                                     Vorgaben nicht erfüllen». Dabei ist kein
den Mut haben festzustellen, dass unser                                                         Weg aufgezeigt, wie etwa der medizinische
Land ein sehr gutes Gesundheitswesen                                                            Fortschritt, neue Behandlungsmethoden,
sein Eigen nennen darf. Dies zeigen auch                                                        neue Krankheiten abgegolten beziehungs-
neutrale Vergleiche mit anderen Ländern           Haben Sie schon erlebt, dass ein ech-         weise in den Kostenanstieg einberechnet
auf. Nicht fehlerfrei, keineswegs, aber es     tes «Gesundheitskonzil» einberufen wur-          werden sollen – wer kannte vor vierzig
bietet unserer Bevölkerung im Rahmen           de, hier im Sinne einer Versammlung von          Jahren die enorme Kosten verursachende
des Möglichen ein umfassendes Angebot.         Gleichberechtigten, welche die Situation         Krankheit AIDS oder die zunehmenden
Viele, sehr viele Vertreterinnen und Ver-      analysieren, Verbesserungsmöglichkeiten          Kosten im Drogenbereich, wer kannte
treter der blauen Berufe engagieren sich       finden, Ziele und Wege zu diesen Zielen          die enormen psychischen Probleme durch
mit Kopf, Herz und körperlichem Einsatz        festlegen, Probleme diskutieren und Mög-         Überlastungen im Berufsbereich? Der
für die Patienten. In Apotheken, Praxen,       lichkeiten, diese Probleme aus dem Wege          ganz einfache Schluss im Expertenbericht
Spitälern, anderen Institutionen des Ge-       zu räumen, einen ehrgeizigen aber erfüllba-      bezüglich der Gründe für den Kostenan-
sundheitswesens erhalten die Patientin-        ren Zeitplan definieren etc.? Glauben Sie,       stieg lautet: «Wir kennen diese nicht!».
nen und Patienten Hilfe, Zuspruch, soweit      dass Bundesrat, BAG und andere Zuständi-
möglich Heilung. Wer weiss nicht, was zum      ge dazu fähig wären, das Wissen anderer in
Beispiel auch die Pflegeberufe leisten!        die Entscheidungsfindung einzubeziehen,          Und wir?
   Dennoch, auch unser Gesundheitswe-          andere anzuhören, statt nur Massnahmen-
sen krankt in gewissen Bereichen. Am           pakete von eigenen Gnaden in die Welt zu            Es stimmt, unser Berufsverband macht
meisten wohl in der Tatsache, dass «wir»       setzen, zu bestimmen und bei Nicht-Erfül-        viel, wir können es gerade in dem heute
nicht fähig sind, die Rahmenbedingungen        lung dieser undemokratisch festgelegten          Morgen eingetroffenen Geschäftsbericht
für ein noch besseres Gesundheitssystem        Bestimmungen mit Sanktionen zu drohen?           der FMH lesen. Auch die Editorials in der
zu erarbeiten und festzulegen. Zu nen-         Glauben Sie das wirklich, der Gegenbeweis        SAeZ aus der Feder des FMH-Präsidenten
nen sind da die Arbeiten für ein neues         fehlt bisher! Weil man aber eben nicht oder      Jürg Schlup oder anderer Vorstandsmit-
Tarifsystems, die Diskussionen über die        zumindest viel zu wenig bereit ist, miteinan-    glieder sind meist «träf und zutreffend».
Gesundheitskosten, die interkantonale          der zu sprechen, fehlt sehr oft in der Politik   Die FMH leidet aber auch an der meist ein-
Zusammenarbeit, die mühsamen – lange           auch das Wissen!                                 seitigen Übermittlung durch BR und BAG,
fehlenden – Grundlagen für die Erarbei-                                                         an der ungenügenden Kommunikation
tung von e-Health und vieles mehr.                                                              und Gesprächsbereitschaft, am Mangel ei-
                              Als Beispiel eine kleine Be-                                      nes runden Tischs in Bern und – das ist ein
                                                                                                ernst gemeinter Tadel – an ungenügender
Zumindest mitschuldig ist die gebenheit                                                         Öffentlichkeitsarbeit nach aussen, in den
                                                                                                Medien. Warum nicht Mal ein grosses, ehr-
Politik                        Kürzlich forderte mich Mitglied XY des                           liches, interessensarmes Inserat über das
                                               Bundesparlaments auf, den politischen            Gesundheitswesen mit den Patientinnen
  Oh herrje, was hat denn die Politik mit      Vorstoss der entsprechenden Partei zu un-        und Patienten im Mittelpunkt einsetzen,
unserem Beruf zu tun? Viel, viel! Unser        terschreiben. Ich erwiderte XY, dass es bes-     erschienen in den vier grössten schweizeri-

                                                                                                                       Luzerner Arzt 116/2019   3
Der Luzerner Arzt April 2019/2 Nr. 117 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG
schen Tageszeitungen, am besten während         tionen gegen die Leistungserbringer         Ein Ziel: Patient im
einer Session des Bundesparlaments publi-       angedroht werden (Kostendeckelung,          Mittelpunkt
ziert, denn dann werden die Zeitungen am        Globalbudget etc.)?
intensivsten gelesen. Wir – der Vorstand      • Was bringt es, wenn die gesamten Prä-          Selbstverständlich gilt dies für sehr viele
der Ärztegesellschaft des Kantons Luzern        mienkosten im Umfang gleich bleiben,        unter uns: Der Patient soll im Mittelpunkt
– haben dies vor einigen Jahren genau so        die Belastung aber zum Mittelstand          stehen. Er soll dies aber auch klar spüren
mit einem recht grossen Inserat mit dem         verschoben wird, zum Mittelstand, wel-      und wissen, denn wenn dies von unserer
Titel «Sie haben einen Hausarzt! Wie lan-       cher bereits mehr Steuern bezahlt und       Seite echt und glaubwürdig ist, steht er –
ge noch?» durchgeführt. Die Reaktionen          kaum von der Prämienverbilligung pro-       der Patient – in vielem auch zu uns! Wenn
– eben auch aus dem Parlament – waren           fitiert?                                    dies so ist, dürfen wir auch berechtigte
erfreulich! Aktiv und proaktiv heissen die    • Was bringt es, Expertenberichte zu ver-     Forderungen – ich meine hier nicht ein-
heute geläufigen Schlagworte!                   langen, wenn bereits im Auftrag dazu        fach die finanziellen – stellen.
                                                mehr oder weniger klar ausgesagt wird,         Dasselbe gilt aber auch für unsere Mit-
                                                wie die Aussage der Expertise lauten        arbeiterinnen, für die MPA, für die Pfle-
Und halt doch «Gesundheits-                     soll?                                       geberufe und andere mehr. Uns fehlen
                                              • Was bringt es, wenn Parteien entspre-       viele Mitstreiter in den Pflegeberufen,
kosten»                                         chende Positionspapiere erarbeiten, die     recht viele wandern ab, weil sie den Stress,
                                                breitgefächerten Aussagen aber gestri-      die zeitliche Arbeitsbelastung, mangelnde
  Ja, wir müssen in diesem Bereiche eini-       chen und die Meinungen der Partei-          Achtung für ihren Beruf nicht mehr er-
ges tun. Nicht umfassend:                       spitze veröffentlicht werden, sodass die    tragen. Nehmen Sie sich mal die Zeit und
• Die Gründe des Kostenanstiegs tiefge-         Arbeitsgruppenmitglieder das Papier         sprechen Sie mit Ihren Mitarbeiterinnen
  hend studieren und analysieren                so nicht mehr erkennen? (Selbstver-         und Mitarbeitern in Praxis und Spital! Es
• Festlegen, welche Gründe, in welchem          ständlich hypothetische Aussage, keine      könnte sein, dass Sie erstaunt sein werden.
  Umfang, akzeptiert werden müssen              bestimmte Partei gemeint).
  (Neue Krankheiten, neue Therapie-
  möglichkeiten (vertretbare), allgemei-        Haben Sie nun den Eindruck, dass ich        Und zum Schluss: Idealbild
  ner medizinischer Fortschritt, Bevölke-     wüsste, was zu tun ist? Falsch, aber anders
  rungszunahme, Teuerung usw.)                machen als wir dies momentan tun, dazu        Politiker
• Überprüfung des Leistungskatalogs           käme mir einiges in den Sinn. Dazu müssten
• Förderung der Prävention, ev. mit ei-       wir Mails, Cc, Bcc, Wikipedia und Google          Gestatten Sie mir, nach 24 Jahren Parla-
  nem gewissen Bonussystems                   zur Seite legen und uns an den runden Tisch   mentstätigkeit, Ihnen mein subjektives (!)
• Förderung der Selbstverantwortung           mit 2-3 Flipcharts oder gar auf den Boden     Idealbild einer Politikerin bzw. eines Po-
  (nicht als Entschuldigung, sich nicht um    mit einem grossen Packpapier an der Wand      litikers zu schildern bzw. auszusagen, was
  den anderen kümmern zu müssen!)             (auf welchem man Ideen und einen Kon-         ich von ihr/ihm erwarte:
• Kampf gegen den massiv verteuernden         zeptentwurf notieren könnte) setzen.          • Engagement, mitdenken, sich einbringen
  «Tourismus auf die Notfallstationen»                                                      • Gründliche Aktenkenntnisse, wenn dies
  durch nicht Notfall-Fälle                                                                     auch nicht für jede(n) in allen Bereichen
• Förderung der smarter medicine              Selbstverständlich gibt es                        möglich ist
• Interkantonale Zusammenarbeit der                                                         • Bereitschaft, anders Denkende, andere
  Spitäler                                    auch viele Hindernisse                            Parteien nicht von vorneherein als Geg-
• Gründliche Analyse von Massnahmen-                                                            ner zu betrachten
  vorschlägen um nicht solche zu fördern,       Hindernisse sind da, um aus dem Wege        • Einsicht, dass auch andere vernünftige
  welche überhaupt keine Kosten sparen,       geräumt zu werden, zugegeben nicht im-            Ideen (Vorstösse) vorlegen können
  sondern nur zu Kostenverschiebungen         mer einfach. Bei uns Ärztinnen und Ärz-       • Bereitschaft, erst im vierten Jahr einer
  führen                                      ten sind wohl allzu viele Eigeninteressen,        Legislatur an die nächsten Wahlen zu
• Förderung der digitalen Möglichkeiten,      ein öfters fehlender Zusammenhalt zu              denken.
  um Fehler in Medikation (Interaktio-        nennen. Manchmal wohl auch ein zu ver-        • Klare Bereitschaft der Exekutiv- und Le-
  nen), Behandlung etc. zu minimeren          besserndes Engagement für das «Ganze»             gislativvertreter, auch die Meinung ande-
  und anderes mehr.                           und die Bereitschaft, nicht nur im eigenen        rer zu anerkennen – man muss sie ja nicht
                                              Bereich mitzudenken!                              teilen –, Kritik zu akzeptieren – man darf
  Viele der Vorschläge, welche heute auf                                                        ja anderer Meinung bleiben – und nicht
dem Tisch liegen und für welche Initiati-        Probleme ergeben sich wohl auch durch          das Gefühl haben, man trage die einzige
vunterschriften gesammelt werden taugen       unseren oft positiven Föderalismus mit            wahre Meinung in sich. Sie sind sich wohl
wenig oder kaum etwas.                        allzu grossem «Kantönligeist». Über die           im Klaren, dass dies Voraussetzungen für
• Was bringt es, wenn wir die eigentlichen    nicht immer förderliche Dominanz der              eine echte Zusammenarbeit, für echte
  Kosten gar nicht senken, sondern nur        Politik mit der Tendenz der Politikerinnen        Verhandlungen, für gewinnbringende
  die Zahlungspflichten verschieben?          und Politiker alles zu regeln und selbst          Entscheidungen auch für die von uns
• Was bringt es, wenn ohne die Gründe         zu bestimmen, könnten wir stundenlange            vertretene Bevölkerung sind!
  für den Kostenanstieg zu berücksichti-      Gespräche führen (vgl, arztunabhängiges
  gen, das zur Verfügung gestellte Geld       Qualitätszentrum).                            Dr. med. Herbert Widmer
  verringert wird und gleichzeitig Sank-                                                    Redaktor «Der Luzerner Arzt»

                                             LUKiS
                                             Das Luzerner Kantonsspital (LUKS) treibt die Realisierung des neuen Klinikinforma-
                                             tionssystems LUKiS voran Die Einführung ist im Herbst 2019 vorgesehen. Die neue
                                             digitale Plattform stärkt auch die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten.
                                             Dazu wird ein spezielles Zuweiserportal eingeführt. An den LUKiS-Tagen für die Mit-
                                             arbeitenden des LUKS haben auch die niedergelassenen Ärzte die Möglichkeit, einen
                                             Einblick in das System zu haben. Weitere Informationen folgen.
                                             Wenn Sie jetzt schon Interesse haben persönlich teilzunehmen, können Sie sich bei
                                             lukis@luks.ch melden. Jederzeit informiert: www.luks.ch/lukis
                                             Sobald das Detailprogramm steht, wird es Ihnen zugesandt.

4   Luzerner Arzt 116/2019
Der Luzerner Arzt April 2019/2 Nr. 117 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG
BRIEF DES PRÄSIDENTEN

Medizin mit Augenmass
Verhandeln lohnt sich
Der Mensch im Mittelpunkt
                                               etwa um 7 Prozent. Medikamente distri-        Es soll kein gegen-, sondern ein miteinan-
                                               buiert durch Apotheken um 3 Prozent und       der sein.
                                               Spitalleistungen und Physiotherapien um
                                               4-5 Prozent.                                     Und bei all den Diskussionen geht lei-
                                                                                             der meist vergessen, dass der Patienten
                                                 Dabei gilt es die Fortschritte in der Di-   im Mittelpunkt stehen soll. Es geht letzt-
                                               agnostik, neue Medikamente, neue The-         lich um das Wohl jedes einzelnen Patien-
                                               rapieoptionen, neue Interventionen und        ten. Und wer den Menschen ins Zentrum
                                               Patientenwünsche nach sofortiger Diag-        stellt, der entscheidet in der Regel richtig.
                                               nostik zu berücksichtigen. Stellt sich die
                                               Frage, wer über die Therapie entscheiden
                                               soll. Die Politik? Das Volk an der Urne?      Verhandeln lohnt sich
                                               Jede und jeder mit seinem Geldbeutel?
                                                                                               Ein weiterer Fakt ist: Wir müssen ver-
                                                  Gerade jetzt im Wahljahr 2019 strotzt      handeln! Was früher als Tugend galt,
                                               die Politik nur so von Vorschlägen, Ideen,    wird heute als Misserfolg interpretiert.
                                               einfachen Lösungsansätzen – alles unter       In Verhandlungen muss man einen Kon-
                                               dem Motto Sparen. Diese hohen Kosten          sens finden, Kompromisse eingehen. Wer
                                               müssten nicht sein, heisst es. Alles sei zu   Kompromisse eingeht wird oft aber als
                                               teuer. Schlagworte wie Zweitklassenmedi-      Verlierer eingestuft. Dem ist aber nicht so.
                                               zin, Prämiensenkung, Krankenkasse light
                                               dominieren die Schlagzeilen.                     Die KAEG LU hat sich zum Beispiel
                                                                                             entschieden, den Taxpunktwert (TPW)
                                                  Wir wissen, die Prämienlast drückt be-     nicht zu kündigen, obwohl wir mit der Ver-
Dr. med. Aldo Kramis.                          reits jetzt vielen Menschen aufs Porte-       gütung 2018 nicht zufrieden sein können –
                                               monnaie. Und doch wollen die meisten,         ein Kompromiss? Gleichzeitig verkündet
                                               wenn sie in der Rolle des Patienten sind,     die Regierung, dass man im Gesundheits-
Gesundheitskosten und                          die bestmögliche Versorgung, die wir mit      wesen 5.6 Prozent gespart hat. Spitzenrei-
politisches Wissen                             unserem Gesundheitssystem auch bieten         ter ist Luzern! Die Gründe sind vielfältig.
                                               können.                                       Einerseits greift die Strategie «ambulant
   Dieser Tage reden die Politiker nur von                                                   vor stationär», andererseits gibt es weni-
Prämien, Prämienexplosion, ungerecht-                                                        ger stationäre Fälle und 3. wirkt sich der
fertigten Prämienanstiegen, Abzockerei,        Medizin mit Augenmass                         BR Tarifeingriff markant auf die Spezialis-
bundesrätlichen Tarifeingriffen, Zwangs-                                                     tenvergütungen aus. Für die Hausärzte än-
massnahmen zur Kostendämpfung. Also              Das System soll mit Vernunft genutzt        dert sich kaum etwas – so viel ist klar – sie
im Grunde genommen wird über ein Glo-          werden. Es gilt, gemeinsam die Verant-        sind für die Kostenexplosion nur marginal
balbudgets mit definierten maximalen           wortung zu tragen, um die Kosten nicht        mitverantwortlich.
Kostenkorridoren diskutiert.                   weiter steigen zu lassen. In Frage kommen
                                               Rationierungen, Einschränkungen bei              Verhandeln lohnt Sich? Ja immer, aber
   Die Politiker haben bis dato oft die        Arzt- Therapiewahl, Spitalschliessungen,      wie oft bemerkt, braucht es sehr differen-
Hausärzte für die Kostensteigerung von         Abbau von Zusatzdiensten, Limitationen        zierte eigene Daten! Diese müssen sehr um-
vier bis fünf Prozent verantwortlich ge-       und Zulassungssteuerung, tiefere Franchi-     fangreich und minutiös dokumentiert sein,
macht. Wir würden zu viele Medikamente         sen. In der Regel entscheidet die Politik     um für eine « LOHN» = TPW-Erhöhun-
verschreiben, zu viele Termine verordnen,      darüber, wie gespart werden soll. Doch im     gen zu kämpfen… Wir haben gesehen, man
übertherapieren und «leichtfertig» Ar-         Grunde sind in einer direkten Demokratie      kann kündigen, aber anschlies­send heisst
beitsunfähigkeitszeugnisse ausstellen.         die Stimmbürger gefragt.                      es: verhandeln, aushandeln, offenlegen,
                                                                                             Transparenz schaffen, auf welcher Basis
   Ausser Acht gelassen wird dabei, dass          Politisch kann man viel verkünden, aber    und wie sieht die Realität aus? Denkt man
die Kostenabrechnung via System minu-          Umsetzen und den Patienten klarmachen         weiter, werden sich die Leistungserbringer
tiös kontrolliert wird. Zudem genehmigt        – die sogenannte «Vollcasco-Mentalität»       und die Kassen kaum einigen, aufgrund
das BAG die Prämienanstiege und im             (Gesundheitsleistungen: jederzeit – rund      des unterschiedlichen Zahlenmaterials und
«tiers garant» haben die Patienten immer       um die Uhr – unbegrenzt und mit perfek-       damit geht man in die Festsetzung mit Ziel
Einsicht in die Rechnungen. Es ist einfach,    ter Qualität – ohne Notfall oder Inkon-       vor Bundesgericht zu landen?… Dabei
den Grund des Kostenanstiegs bei den           venienzpauschale) ist weder die Lösung,       passiert 5 Jahre nichts!, Man kann in die-
Ärzten zu verorten.                            noch sinnvoll und bezahlbar. Nur mit          sen Fällen nicht mehr verhandeln und die
                                               shared decision making/smarter medicine       Richter werden sich hüten, sich in Tarif-
  Gemäss der Informationen aus dem             kann man individuell und abgestimmt auf       streitigkeiten für eine Partei zu entscheiden.
BAG scheint nämlich klar: Die Ärzte ver-       die Lebenssituation des Einzelnen einen       Richter werden sich höchstens festlegen,
ursachen 2018 nur knapp 0.2% Kosten-           gemeinsamen Entscheid treffen. Gemein-        wenn es keine guten bisherigen Daten gibt,
anstieg. Hingegen steigen die Kosten für       sam und mit Augenmass sollten wir mehr-       welches Datenmaterial zu berücksichtigen
Zusatzdienste wie Transport und Rettung        heitsfähige Lösungsstrategien entwickeln.     sei und somit geht ein hin und her über Jah-

6   Luzerner Arzt 117/2019
Der Luzerner Arzt April 2019/2 Nr. 117 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG
re weiter? Mit Festsetzungen ist nichts ge-       SVP und SP haben die Vorlage gekippt.      die persönlichen und finanziellen Res-
wonnen, nur hinausgezögert… Das heisst         Man müsse die Ärzte disziplinieren und        sourcen sind bei allen Leistungserbringen
für uns WARTEN bis wir Zahlen aus dem          ihnen Qualität via Bund aufdrücken. An-       beschränkt.
Praxisnavigator/MAS-Erhebungen oder            statt auszuhandeln, was unser Gesund-
vom BFS haben, um zu verhandeln…?!             heitssystem braucht, wird nun wieder eine       Wir sind verpflichtet, diese Probleme
                                               Qualitätskommission – mit Steuergeldern       anzupacken! Dabei ist auch der Vorstand
   Vor kurzem hat der Nationalrat die Mo-      finanziert und von Politikern beeinflusst –   eingeladen, wenn nicht gar aufgefordert,
tion von Olivier Feller-Thorens durchge-       eingesetzt. Wir, die betroffen sind, haben    konstruktive Vorschläge zu unterbreiten.
winkt, die verlangt, dass eine unabhängige     da offensichtlich nichts mehr zu melden.
Organisation die Zahlen aller Leistungs-                                                       Die Löcher existieren, die Baustellen
erbringer analysieren soll. Das Bundesamt        Wenigstens in einem Punkt konnten die       laufen auf Hochtouren. Fallen wir nicht
für Statistik, mit dem die Ärzteschaft nun     Leistungserbringer, FMH, H+, Curafutura       hinein, sondern bauen wir mit, denn un-
konstruktiv zusammenarbeitet, könnte           und Santé Suisse unter Führung der GDK        sere Erfahrungen und unser Wissen sind
solche Daten liefern. Dann wäre endlich        eine gemeinsame Allianz bilden, um die        gefragt! Das Fundament können wir nur
die gemeinsame Datenbasis geschaffen           anstehende grossen Probleme anzupa-           gemeinsam – mit allen Leistungserbrin-
für Verhandlungen.                             cken.                                         gern – bauen.

  An dieser Stelle möchten wir den rund           Diese Gespräche umfassen neben der           Auch 2019 braucht es viel Engagement,
500 Kolleginnen und Kollegen danken, die       von der FMH gewünschten Revision des          goodwill und konstruktive Lösungsvor-
im Praxisnavigator respektive im BFS-          ambulanten Tarifes v.a. Themen der GDK        schläge!!
MAS-Fragebogen ihre Leistungs- und             und der Versicherer, wie die Zulassungs-
Betriebsdaten deponiert und uns damit in       steuerung und die einheitliche Finanzie-      WIR machen MIT!
eine hoffentlich gute Verhandlungsbasis        rung inklusive der Pflegefinanzierung,        Für die KAEG LU
geschaffen haben.                              Kostencontrolling und Steuerungsinstru-       aldo kramis
                                               mente.
   Wir haben nun während fünf Jahren
verhandelt und zusammen mit der MTK               Es hat zwar keiner die Lösung bereit,
und Curafutura/HSK gerechnet, damit wir        aber man bleibt diesbezüglich immerhin
bis Ende Juni 2019 eine gemeinsame Tarif-      in Kontakt.                                   Auf Wunsch des LUKS
struktur beim BR eingeben können. Der
Aufwand ist und war immens.                                                                     Das LUKS will in den nächsten Wo-
   Zeit-, Personalressourcen, Durchhalte-      Den Menschen in den                           chen «First Responder» ausbilden. Falls
willen und goodwill sind nötig, bis wir das                                                  Ihr interessierte Personen aus Eurer Pra-
Vertragswerk zur Genehmigung an der            Mittelpunkt stellen!                          xis (oder Umgebung) kennt, macht diese
DV der FMH traktandieren und an der                                                          doch auf die erste Informationsveranstal-
kommenden Ärztekammer verabschieden               Nach all den anstehenden politischen       tung vom Donnerstag, 23. Mai 2019, 19
können. Wir hoffen, das Verhandeln wird        Vorstössen sollte man nicht vergessen,        Uhr im Luzerner Kantonsspital aufmerk-
sich letztlich auszahlen.                      nicht nur Prämien, Parteipolitik, Kosten-     sam (Siehe dazu Seite 25).
                                               kontrolle, Finanzen-Ökonomie und Akti-
  Alternativen gibt es nicht, sonst kommt      vismus ins Zentrum zu rücken.
der dritte bundesrätliche Tarifeingriff. Wir
hoffen sehr, der BR prüft ab Ende Juni            Wir sind gut beraten, den Patienten ins
den neuen TARDOC und hat den Mut die           Zentrum zu stellen und über den gemein-
Tarifstruktur in Kraft zu setzen (muss er      samen Versorgungsauftrag zu diskutieren.
aber nicht!!).                                 Dies hat uns Prof Giovanni Maio anläss-
                                               lich der GV der AGLU eindrücklich auf-
   Santé Suisse hat keine Lösung präsen-       gezeigt!
tiert, nie partizipiert, sondern nur verhin-
dert. Indem sie sich ausklinken, erhoffen         Zudem gibt es viele Aktionen wie Men-
sie sich, ihre eigene Lösung präsentieren      schenmedizin, der Mensch im Zentrum
zu können.                                     und Medizin mit Augenmass. Allesamt
                                               haben das Ziel kranke Mitmenschen und
  Wir setzen auf die bundesrätliche Be-        deren Bedürfnisse, Wünsche und Ängste
urteilung der Tarifstruktur – Ziel: die die    in den Fokus unseres Handelns zu stellen.
verhandelt haben, legen ein gemeinsames           Es liegt nun an uns, zu überlegen, wie
Vertragswerk vor und jene, die nicht mit-      der Fürsorgeauftrag lautet und wie die
arbeiten, haben dies so zu akzeptieren.        beste Versorgung für den Patienten ausse-
                                               hen soll. Wer hat den Lead und trägt die
                                               Verantwortung in der Versorgung unserer
Wir haben aber auch                            Patienten?                                        Generalversammlung
                                                  Gemeinsam mit allen Leistungserbrin-
verloren!                                      gern werden wir verschiedene Versor-              der Ärztegesellschaft
                                               gungslösungen anpacken. Auch möchten
   Wir haben aber auch verloren beim           wir vermehrt diese Aspekte in die stan-           des Kantons Luzern
Qualitätsartikel. Diesmal haben KK,            despolitischen Diskussionen einbringen:
FMH und alle Leistungserbringer auf            zusammen mit Departementsleitern,                Mittwoch, 13. November 2019,
privater Stufe eine Qualitätsorganisation      Chefärzten und den praktizierenden Ärz-                    17.00, s.t.
aufbauen wollen, auf freiwilliger Basis, da    ten. Auch gibt es politische Initiativen in
schon sehr viel Qualitätsarbeit von Ärz-       die Richtung neue Versorgungsstrukturen
                                                                                                        SPZ Nottwil
ten, in Spitälern und Privatpraxen geleis-     zielen.
tet wird und die FMH hier mit der SAQM            Probleme werden immer komplexer                    Wir erwarten auch Sie!
federführend eine eigene Organisation          und schwieriger zu lösen. Überall herrscht          In Ihrer Agenda eintragen!
aufgebaut hat.                                 ein Mangel an Gesundheitspersonal und

8   Luzerner Arzt 117/2019
Der Luzerner Arzt April 2019/2 Nr. 117 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG
Radiojodtherapie zur Behandlung gutartiger
Erkrankungen der Schilddrüse
PD Dr. med. Janusch Peter Blautzik, PD Dr. med. Dorothee Rita Fischer, Dr. med. Stephan Pfister, Dr. med. Udo Schirp
Institut für Radiologie und Nuklearmedizin, Hirslanden Klinik St. Anna, Luzern

Überblick                                    Wirkprinzip und gesetzliche                   völkerung legt daher das Bundesamt für
                                             Vorgaben                                      Gesundheit (BAG) fest, dass die Durch-
   Die Radiojodtherapie (RJT) ist ein seit                                                 führung aktivitätsabhängig in «speziell
Jahrzehnten etabliertes und sicheres Ver-       Die Schilddrüse stellt das einzige Or-     abgeschirmten (…) Therapiezimmern»6
fahren zur Behandlung sowohl benigner        gan dar, das Jod spezifisch anreichert,       durchzuführen ist (Bild 1); die gesetzlich
als auch maligner Schilddrüsenerkrankun-     was eine sehr selektive Akkumulation          vorgeschriebene stationäre Mindestauf-
gen. Der erste Therapieversuch einer Hy-     der Substanz sicherstellt5. Für die RJT       enthaltsdauer beträgt 48 Stunden. Die
perthyreose mit radioaktivem Jod erfolgte    wird das radioaktive Jodisotop I131 ver-      Entlassung erfolgt, wenn zusätzlich die
bereits im Jahre 19411, die ersten Schild-   wendet, im Normalfall in Form einer           gemessene Dosisleistung in 1 Meter Ab-
drüsenkarzinome wurden nur wenige Jah-       Kapsel p.o., bei Bedarf auch als i.v. Ap-     stand zum Patienten weniger als 10 μSv/h
re später behandelt2.                        plikation. Die Substanz wird über den in      beträgt6; dieser Wert stellt sicher, dass Per-
                                             der Zellmembran lokalisierten Natrium-        sonen mit engem Kontakt zum Patienten
   Seit Ende des Jahres 2017 wird die RJT    Jodid-Symporter in die Schilddrüsenzel-       keiner Strahlung ausgesetzt werden, die
auch am Institut für Radiologie und Nu-      le aufgenommen und anschliessend in           über die natürliche Hintergrundstrahlung
klearmedizin der Klinik St. Anna erfolg-     den Follikeln in Schilddrüsenhormone          in der Schweiz hinausgeht. Die Erfahrung
reich durchgeführt. Dieser Artikel möchte    eingebaut. Entscheidend hierbei ist, dass     lehrt, dass die meisten Patienten nach
der Leserschaft des Luzerner Arztes ei-      die Aufnahme in Abhängigkeit von der          3 bis 4 Tagen entlassen werden können.
nen Überblick über die RJT bei benignen      Hormonsynthese und damit dem Jodbe-           Eine etwas längere Aufenthaltsdauer ist
Schilddrüsenerkrankungen       vermitteln.   darf der Zelle stattfindet. So wird eine      typischerweise bei sehr grossen Strumen
Eine Übersicht über die RJT bei malignen     hohe I131-Konzentration in erkrankten,        zu erwarten, wo die verabreichten I131-
Erkrankungen folgt in der kommenden          d.h. autonomen, bzw. beim M. Basedow          Aktivitäten höher liegen.
Ausgabe.                                     in vermehrt stimulierten Zellen erreicht,
                                             wohingegen die Akkumulation, und da-
                                             mit die Wirkung, im nicht betroffenen         Morbus Basedow
Indikationen                                 Gewebe signifikant geringer ausfällt.
                                                                                             Der M. Basedow stellt aufgrund der
   Indikationen für eine RJT bei benig-         Der Wirkmechanismus des I131 basiert       Komplikation einer endokrinen Orbito-
nen Schilddrüsenerkrankungen umfassen        auf einer β-Strahlung, die v.a. eine Schä-    pathie (eO) eine besondere Entität dar.
im Allgemeinen Entitäten, die mit einer      digung der DNA und damit den Zell-            Typischerweise wird die Erkrankung im
Überfunktion des Organs aufgrund ver-        untergang bewirkt. Die Reichweite der         Initialstadium für die Dauer von 12 bis
mehrter Hormonsynthese einhergehen,          β-Partikel beträgt im Gewebe etwa 0.6         18 Monaten mit einem Thyreostatikum
d.h. M. Basedow und uni-/multifokale bzw.    – 2.0 mm, weshalb angrenzende Organe          wie Carbimazol behandelt4. Persistiert
disseminierte Autonomien. Eine weitere       weitgehend geschont werden. Eine weite-       oder rezidiviert anschliessend die Hyper-
Indikation stellt die mechanisch beein-      re Komponente des I131 bilden γ-Strahlen,     thyreose, ist im Normalfall eine definitive
trächtigende Struma mit dem Ziel einer       die therapeutisch nicht relevant sind und     Therapie mittels RJT oder Operation an-
Volumenreduktion dar.                        die unmittelbare Patientenumgebung            zustreben4.
                                             erreichen. Zum Strahlenschutz der Be-
   Wie das operative Vorgehen (Hemi-/
Thyreoidektomie) ist auch die RJT ein
Ansatz zur definitiven Beseitigung der
Hyperthyreose. Wann welches Verfah-
ren, Operation oder RJT, durchgeführt
wird, hängt von verschiedenen Faktoren
ab. Eine Hilfestellung für die Entschei-
dungsfindung bieten u.a. die Leitlini-
en der American Thyroid Association
(ATA)3, für den M. Basedow auch die
Leitlinien der European Thyroid Asso-
ciation (ETA)4. So stellen beispielsweise
eine Schwangerschaft und Stillzeit abso-
lute Kontraindikationen für die RJT dar;
Komorbiditäten mit erhöhtem Operati-
onsrisiko oder Voroperationen am Hals
befürworten dagegen die Durchführung
dieser Therapie3. Nicht zuletzt sind je-
doch auch die Präferenzen des einzelnen
Patienten in der Entscheidungsfindung
zu berücksichtigen.

                                             Bild 1: Therapiezimmer in der Klinik St. Anna. Für den Patienten sind die Strahlenschutz-
                                             massnahmen nicht ersichtlich.

10   Luzerner Arzt 117/2019
Der Luzerner Arzt April 2019/2 Nr. 117 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG
Tabelle 1: Therapeutische Optionen beim M. Basedow mit eO, angelehnt an die ETA-              ten, führen wir bei allen Patienten eine Ab-
Leitlinien von 20184.                                                                         schlussuntersuchung in unserer Abteilung
                                                                                              etwa 6 Monate nach der Therapie durch.
Schweregrad & Aktivität der eO                 MED                 RJT               Tx
Mild, inaktiv                                  ja                  ja*               ja
Mild, aktiv                                    ja                  ja**              ja       Ergebnisse
Moderat bis schwer, inaktiv                    ja                  ja*               ja
Moderat bis schwer, aktiv                      ja                  nein              nein        Beim M. Basedow wird heutzutage ge-
Visus-bedrohend                                ja                  nein              nein     nerell ein ablatives Dosiskonzept verfolgt,
                                                                                              das Mindestziel ist die Beseitigung einer
eO: endokrine Orbitopathie, MED: thyreostatische Medikation, RJT: Radiojodtherapie,           Hyperthyreose; je nach Literatur wird
Tx: totale Thyreoidektomie. *Steroidprophylaxe in ausgewählten Fällen. **Steroidpro-          dieses Ziel nach einer einzelnen Therapie
phylaxe notwendig.                                                                            bei mehr als 95 Prozent der Patienten er-
                                                                                              reicht12 (Bild 2). Eine Autonomie wird in
                                                                                              etwa 90 Prozent der Fälle beseitigt13 (Bild
   Die RJT beherbergt ein kleines Risiko,         Bei Basedow-Patienten mit bestehen-         3). Falls die Hyperthyreose nach 6 Mona-
eine bestehende eO zu aggravieren oder         der eO ist eine Wiederherstellung der Eu-      ten noch persistiert, kann eine Wiederho-
deren de novo Entstehung zu begünsti-          thyreose generell zwingend notwendig, da       lung der RJT erfolgen3.
gen7. Liegen entsprechende Risiken vor, so     sich sowohl Hyper- als auch Hypothyreose
hat sich eine peritherapeutisch niedrig-do-    negativ auf die eO auswirken7.                    Als Folge der RJT resultiert eine teils
sierte Gabe von Glukokortikoiden als sehr                                                     signifikante Volumenreduktion des Gewe-
effektiv zur Vermeidung einer Neuent-             Eine Thyreostase erhöht allerdings das      bes; bei der Struma multinodosa sinkt das
stehung/Progression dieser Komplikation        Risiko eines Therapieversagens10. Daher        Volumen auf etwa 30 bis 50 Prozent des
erwiesen8,9. Das Vorliegen einer eO stellt     wird sie bei Basedow-Patienten, falls kli-     prätherapeutischen Wertes, beim M. Base-
somit in den meisten Fällen keine Kontra-      nisch vertretbar, kurz vor der RJT abge-       dow und toxischen Adenomen gar auf nur
indikation für die RJT dar (Tabelle 1).        setzt und bei entsprechenden Risikopa-         noch 10 bis 20 Prozent11.
                                               tienten anschliessend überbrückend bis
   In unserer Abteilung wird jeder Patient     zum Wirkungseintritt der Therapie wieder
mit M. Basedow vor der RJT um ein ent-         angesetzt.                                     Nebenwirkungen und
sprechendes augenärztliches Konsil gebeten.
Patienten mit einem erhöhten Risiko für die       Bei Patienten mit Autonomien ist prin-      Risiken der RJT
Progression oder de novo Entwicklung einer     zipiell ein therapeutischer TSH-Wert ≤ 0.3
eO erhalten mit Beginn der Therapie Glu-       mU/l wünschenswert11, da in einer solchen         Die RJT ist ein sicheres, nebenwir-
kokortikoide in risikoadaptierter Dosierung    Situation die I131-Aufnahme im gesunden        kungsarmes und von den Patienten sehr
für eine Dauer von bis zu 12 Wochen4,7.        Parenchym und damit das Risiko einer           gut toleriertes Verfahren. Als Komplika-
                                               Schädigung reduziert wird. Falls klinisch      tion kann selten das Schilddrüsengewe-
                                               vertretbar, wird die Thyreostase bei diesen    be infolge der Therapie anschwellen und
Vorbereitung, Therapie und                     Patienten daher deutlich früher abgesetzt.     Schmerzen verursachen (sog. «Strahlen-
                                                                                              thyreoiditis»). Ein extrem seltenes Ereig-
Nachsorge                                         Anders als beim operativen Vorgehen         nis ist die Entwicklung einer thyreotoxi-
                                               tritt der Effekt der RJT erst zeitverzögert    schen Krise infolge des Gewebezerfalls.
   Vor Durchführung einer RJT bei beni-        nach mehreren Wochen oder gar Monaten          Längerfristig kann sich im Verlauf von
gnen Schilddrüsenerkrankungen ist in der       ein3. Nach Therapie sollten die Schilddrü-     Jahren und Jahrzehnten bei Patienten, die
Schweiz eine individuelle Aktivitätsbestim-    senwerte generell alle 4 bis 6 Wochen für      nach RJT zunächst in Euthyreose waren,
mung vorgeschrieben6. In diese fliessen u.a.   eine Dauer von 6 Monaten gemessen wer-         eine substitutionspflichtige Hypothyreose
Informationen über das Herdvolumen             den oder so lange, bis eine stabil-euthyreo-   entwickeln14,15. Schliesslich kann die RJT
(je nach zugrundeliegender Erkrankung          te Stoffwechsellage vorliegt3. Das TSH ist     aufgrund des Einsatzes radioaktiver Stof-
Grösse des autonomen Areals oder der           in dieser Anfangsphase ein suboptimaler,       fe theoretisch das zukünftige Malignomri-
gesamten Schilddrüse, ermittelt mittels        da langsam reagierender Marker, weswe-         siko erhöhen. Nach derzeitigem Wissens-
Ultraschall, ggf. mittels CT) und die pati-    gen primär auf die peripheren Schilddrü-       stand kann allerdings davon ausgegangen
entenspezifische Jodkinetik, ermittelt mit     senhormone geachtet werden sollte. Das         werden, dass bei den geringen Aktivitäten,
dem sog. Radiojodtest, ein. Die entspre-       Ausschleichen einer etwaigen Betablocka-       die bei benignen Schilddrüsenerkrankun-
chenden Untersuchungen erfolgen ambu-          de und Thyreostase empfiehlt sich, wenn        gen eingesetzt werden, das Risiko ver-
lant und werden bei uns zwei Wochen vor        die peripheren Hormone den Normbereich         nachlässigbar klein ist1.
der eigentlichen Therapie durchgeführt.        erreichen. Eine Levothyroxin-Substitution
                                               sollte eingeleitet werden, wenn das fT4
   Sowohl beim M. Basedow als auch bei         den unteren Normbereich unterschreitet;        Zusammenfassung
den verschiedenen Autonomie-Formen             die Dosierung richtet sich hierbei nach der
kann die RJT durch Zelldestruktion und         fT4-Konzentration und sollte im Verlauf          Der vorliegende Artikel gibt einen
damit Freisetzung bereits produzierter         angepasst werden. Beim M. Basedow spielt       Überblick über die RJT in der Behand-
Schilddrüsenhormone eine Exazerbation          eine posttherapeutisch offenkundige Hy-        lung gutartiger Schilddrüsenerkrankun-
der Hyperthyreose verursachen. Daher           pothyreose eine Rolle in der Progression       gen. Weitere, umfangreichere Informatio-
werden Patienten mit einem erhöhten Ri-        der eO und sollte daher vermieden werden.      nen zu diesem Thema können den zitierten
siko für die Entwicklung von Komplikati-       Anschliessend sind lebenslang Verlaufs-        Leitlinien/Publikationen      entnommen
onen peritherapeutisch mit einem Betablo-      kontrollen in zumindest jährlichen Abstän-     werden. Insbesondere die Leitlinien der
cker wie Propranolol behandelt. Gleichsam      den anzustreben, bei klinischen Auffällig-     ATA und ETA bieten dem behandelnden
ist bei Patienten mit starker Hyperthyreose,   keiten selbstverständlich jederzeit.           Arzt eine Hilfestellung bei der Wahl der
bei älteren Patienten und generell solchen                                                    für jeden Patienten individuell optimalen
mit höherem Risiko für Komplikationen            Die Nachsorge-Untersuchungen erfol-          Therapie und unterstützen ihn auch beim
infolge einer Hyperthyreose-Exazerbation       gen typischerweise hausärztlicherseits, bzw.   peri-/posttherapeutischen Vorgehen. Dar-
eine Thyreostase zu erwägen3.                  bei Kolleginnen oder Kollegen der Endo-        über hinaus steht Ihnen auch das Team der
                                               krinologie. Um eine Rückmeldung über           Nuklearmedizin der Klinik St. Anna in al-
                                               die Qualität der eigenen Arbeit zu erhal-      len Belangen der RJT beratend zur Seite.

                                                                                                                    Luzerner Arzt 117/2019   11
Der Luzerner Arzt April 2019/2 Nr. 117 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG
Bild 2: A. Patientin mit M. Basedow. Prä-
                                                                                                              therapeutisch pathologisch erhöhte Auf-
                                                                                                              nahme des Radionuklids im gesamten
                                                                                                              Schilddrüsenparenchym.
                                                                                                              B. Nach ablativer Radiojodtherapie wie ge-
                                                                                                              wünscht nur noch residuelle Funktion des
                                                                                                              Gewebes. Die Patientin ist entsprechend
                                                                                                              auf eine Levothyroxin-Substitution ange-
                                                                                                              wiesen.

                                                                                                              Bild 3: A. Patient mit latenter Hyperthyre-
                                                                                                              ose. Szintigraphisch autonomes Adenom
                                                                                                              («heisser Knoten») im linken Schilddrü-
                                                                                                              senlappen mit relativer Suppression des
                                                                                                              übrigen Schilddrüsenparenchyms.
                                                                                                              B. Nach RJT Beseitigung der fokalen Au-
                                                                                                              tonomie mit nun an entsprechender Loka-
                                                                                                              lisation relativer Minderanreicherung des
                                                                                                              Radionuklids. Normalisierter Uptake des
                                                                                                              zuvor supprimierten Gewebes. Der Patient
                                                                                                              ist ohne Levothyroxin-Substitution euthy-
                                                                                                              reot.

Literaturangaben:                                       7. Bartalena L, Baldeschi L, Boboridis K, et al.            bei benignen Schilddrüsenerkrankungen (Ver-
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   14.05.2018.                                              empfehlung (S1-Leitlinie), Radioiodtherapie

12   Luzerner Arzt 117/2019
Der Luzerner Arzt April 2019/2 Nr. 117 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG
PD Dr. med.                   PD Dr. med.                   Dr. med.                       Dr. med.
Dorothee Rita Fischer         Janusch Peter Blautzik        Stephan Pfister                Udo Schirp

    SPORTMEDIZIN ST. ANNA IM BAHNHOF:
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    Betreuung der Patientinnen und Patienten von der Prävention über die Diagnostik bis hin zur Therapie.

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                                                                                                    Luzerner Arzt 117/2019   13
Pflege zu Hause
Die Kunst des Möglichen
   85 Jahre in den «eigenen vier Wänden»,
und dann ab ins Heim? Das muss nicht
sein und hängt von einigen Faktoren ab,
welche gegeben sein müssen. cura-pflege
ist seit 10 Jahren auf dem Markt. Wir bie-
ten Pflege und Betreuung für ältere Men-
schen zu Hause an. In der Zwischenzeit
haben wir eine reiche Erfahrung in der
Kunst des Möglichen. Nicht jeder Fall eig-
net sich für die Betreuung zu Hause. Eini-
ge Kriterien müssen erfüllt sein. Wenn ein
Fall sich jedoch eignet, erweist sich die Lö-
sung einer Betreuung zu Hause als finan-
ziell gut machbar und gibt in vielen Fällen
den Betreuten eine hohe Lebensqualität.

Wer eignet sich für die Pflege
und Betreuung Zuhause?                          Stadtwohnung. Wir schätzen es sehr, wenn        Die Antworten auf Fragen nach der Be-
                                                die zu betreuende Person durch eine Per-     findlichkeit und dem Grad der Eigenstän-
  Wenn ein Hausarzt gemeinsam mit ei-           son ihres Vertrauens beim circa einstündi-   digkeit bei den täglichen Verrichtungen
nem Patienten überlegt, ob ein weiteres         gen Gespräches unterstützt wird.             entsprechen vielfach nicht der gelebten
Verbleiben in den eigenen vier Wänden                                                        Realität. Die Diskrepanz zwischen Eigen-
machbar ist, sollten vorerst folgende Fra-                                                   /Fremdwahrnehmung ist oft hoch. Daher
gen geklärt werden:                             Die Bedarfsabklärung                         waren wir im oben geschilderten Fall sehr
• Steht ein eigenes Zimmer für die Be-                                                       dankbar, dass diese Fakten aufgrund der
  treuerin zur Verfügung?                          Bei der Bedarfsabklärung werden die       bisher erbrachten Spitex-Leistungen vor-
• Kann die Zeit überbrückt werden, bis          oben erwähnten Fragen (welche mit Vor-       lagen. Aufgrund der vorgenommenen
  die Betreuung organisiert ist? Das dau-       teil bereits auch mit dem Arzt geklärt       Bedarfsabklärung konnten wir den Pati-
  ert in der Regel etwa 1-2 Wochen, je          wurden) besprochen, welche noch ergänzt      enten in die Betreuung übernehmen. Die
  nach den Umständen.                           werden durch nachstehende Themen:            Bedarfsabklärung durch uns erfolgt ein-
• Akzeptiert die zu betreuende Person                                                        malig und ist kostenlos. Die dabei erhal-
  einen dauernd anwesenden «fremden»            • Tägliche Routine / Tagesverpflichtun-      tenen Erkenntnisse dienen der weiteren
  Menschen in den eigenen vier Wänden?            gen                                        Planung und dem zukünftigen Einsatz,
• Allgemeinzustand / Lebenssituation?           • Grund-/Behandlungspflegebedarf (med.       sofern dies dann erwünscht, aber auch re-
  Bei stark dementen Patienten oder               Diagnosen und verordnete Medikamen-        alisierbar ist.
  Senioren/Seniorinnen mit aggressivem            te)
  Verhalten ist eine Betreuung Zuhause          • Fremd-/Eigenwahrnehmung                       Eine rund-um-die-Uhr-Betreuung und
  nicht möglich.                                • Soziales Umfeld und Ansprechperson         Pflege ist keine 1:1-Betreuung während
• Stark suchtkranke Patienten eignen            • Administrative Fragen (Sozialversiche-     24 Stunden. Ruhe- und Freizeit, Präsenz-
  sich oft nicht für eine Betreuung in den        rungs-Nummer; Krankenversicherungs-        sowie Einsatzzeiten der Betreuungsper-
  eigenen vier Wänden.                            Police)                                    son sind gesetzlich geregelt. Diese und
• Unterstützungsbedarf / Hilfestellung.         • Hygienesituation häusliches Umfeld         weitere Fragen in Bezug auf den konkre-
  Bei einem zu hohen Betreuungsauf-                                                          ten Einsatz sind ebenfalls Bestandteil der
  wand eignet sich unser Betreuungskon-            Die Bedarfsabklärung bei dem 89-jäh-      Bedarfsanalyse. Der Gesundheitszustand
  zept nicht.                                   rigen alleinstehenden Mann ergab folgen-     der zu betreuenden Person ist veränder-
                                                des Bild: Seine Gehbehinderung und seine     lich. Einsatz-/Präsenzzeiten müssen gege-
   Sind die oben genannten Fragen im            altersbedingten Gebrechen verunmöglich-      benenfalls angepasst werden. Zusätzliche
Grundsatz positiv zu beantworten, kön-          ten ihm, weiterhin selbstständig mit nur     Entlastungsdienste (lokale Spitex-Orga-
nen weitere Abklärungen Klarheit schaf-         punktueller Unterstützung durch die lo-      nisation, Pro Senectute, Schweizerisches
fen. Wenn es unsicher ist, ob die Betreu-       kale Spitex in seiner Wohnung zu verblei-    Rotes Kreuz) sind unsere möglichen Part-
ung Zuhause für eine Person möglich ist,        ben. Der Allgemeinzustand sowie die all-     ner.
lohnt sich die Kontaktaufnahme mit uns in       gemeine Lebenssituation konnte vor Ort
jedem Falle. Wir können aufgrund unserer        durch die Pflegedienstleiterin in Augen-
Erfahrung gut einschätzen, was machbar          schein genommen werden. Der Haushalt         Die Kosten
ist. Ein erstes Beratungsgespräch mit uns       war sauber geführt. Eine Grundreinigung
vor Ort ist kostenlos.                          der Wohnung war hier nicht notwendig.          Lassen Sie uns die Kosten anhand eines
                                                Vor Jahren wurde die Eigentumswohnung        konkreten Beispiels aus der Praxis näher
  Kürzlich erhielten wir einen Anruf ei-        seinen Bedürfnissen entsprechend (roll-      betrachten:
nes allgemein praktizierenden Arztes. Er        stuhlgängig) eingerichtet. Der Unterstüt-
wünschte sich eine raschmögliche Klärung        zungsbedarf und das Wissen um seine täg-       Eine alleinstehende 87-jährige Dame,
der Machbarkeit einer sogenannten rund-         liche Routine sind wichtige Erkenntnisse     wohnhaft in einem Einfamilienhaus war
um-die-Uhr-Betreuung und Pflege bei ei-         für uns. Beim anschliessenden Gespräch,      aufgrund rezidivierender Pneumonien
nem seiner Patienten. Tags darauf erfolgte      in Anwesenheit seiner Nichte, konnten        hospitalisiert. Bis zum Spitaleintritt konn-
das Gespräch mit der Pflegedienstleiterin       detaillierte Einsichten über sein soziales   te sie mit punktueller Hilfe der lokalen
der cura-pflege und dem Senior in seiner        Umfeld gewonnen werden.                      Spitex den Alltag zu Hause gestalten. Auf-

14   Luzerner Arzt 117/2019
grund des reduzierten Allgemeinzustan-       Seriosität in einem zuneh-                   lukrativen Angeboten profitieren wollen.
des war dies nun nicht mehr möglich. Der     mend unseriösen Umfeld                       Dabei kann mit wenigen Mausklicken die
involvierte Sozialdienst hat in Absprache                                                 «Spreu vom Weizen» bei Pflege- und Be-
mit ihr sowie ihrem Sohn Kontakt mit            Im Internet finden Sie Angebote für die   treuungs-Organisationen in der Schweiz
uns aufgenommen. Eine kostenlose Be-         Pflege Zuhause durch Pflegende aus den       getrennt werden.
darfsanalyse erfolgte zeitnah. Aufgrund      Oststaaten unter CHF 3’000.–! Ein super
der Erkenntnisse konnte der Spitalaustritt   Deal? Bei diesen Angeboten kann es sich        Nachstehend finden Sie einige Kriteri-
geplant werden und eine nahtlose Betreu-     gar nicht um seriöse Anbieter handeln.       en:
ung zu Hause erfolgen.                       Das ist zu diesem Preis in der Schweiz aus   • Die Organisation ist Krankenkassen
                                             rein rechtlichen Gründen schon gar nicht       anerkannt
   Die von cura-pflege GmbH verrechne-       möglich. Zumeist fehlt es hier an grund-     • Der Firmensitz ist in der Schweiz (www.
ten Leistungen für einen Monat betragen      legenden Anforderungen. Oft hat ein In-        zefix.ch)
CHF 8’550.– für die Betreuung durch eine     teressent nur einige Fragen übers Internet   • Die Institution ist eine Spitex-Organisa-
Person im eigenen Haushalt. Dies sind        zu beantworten und schon wird eine Be-         tion mit Bewilligung der Gesundheits-
pro Tag CHF 285.–. Je nach Pflegeauf-        treuungsperson aus dem Ausland gestellt.       direktion des jeweiligen Kantons
wand in der Grundlage nach KLV wird          Doch es bleiben schwerwiegende Fragen:       • Die Organisation verfügt über die not-
eine Rückerstattung durch die Kranken-       • Ist eine Verständigung in deutscher          wendigen Bewilligungen für den Perso-
versicherung von ca. CHF 3’500.– pro            Sprache möglich?                            nalverleih sowie die Personalvermitt-
Monat erfolgen. Voraussetzung dafür ist,     • Sind die Arbeitsbewilligungen einge-         lung (für 24-Std. Dienstleistungen und
dass eine ärztliche Anordnung für Spitex-       holt?                                       Anbietern von Betreuungsleistung ist
Leistungen nach einer Bedarfsabklärung       • Werden die Arbeitgeberpflichten nach         dies zwingende Grundvoraussetzung;
für Spitex-Leistungen vorliegt. Ohne wei-       Schweizerischem Recht erfüllt? (e.g.        www.arbeit.swiss)
tere Zusatzversicherungen bezahlt der           Mindestlohn)                              • Die Ansprechperson sind namentlich
Betroffene somit CHF 5’050.– pro Monat.      • Ist die abgeordnete Person qualifiziert?     bekannt und können kontaktiert wer-
Besteht eine Zusatzversicherung, welche      • Werden die Sozialversicherungen be-          den
für hauswirtschaftliche Leistungen auf-         zahlt?                                    • Können sämtliche Pflege- und Be-
kommt, werden zusätzliche Kosten über-                                                      treuungsleistungen       von    derselben
nommen und der Patient finanziert in der       Bei der Betreuung alter und pflegebe-        Organisation bezogen werden (weni-
Regel ca. CHF 4’500.– pro Monat.             dürftigen Menschen sind illegale Prakti-       ger Koordinationsaufwand, weniger
                                             ken gang und gäbe. Das kann strafrechtli-      Schnittstellen)
                                             che Konsequenzen haben, was sowohl für
                                             windige «Gschäftlimacher» gilt wie auch      Daniel Kuratli
                                             für Personen, die von diesen vermeintlich    Inhaber der cura-pflege GmbH

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