Ebola und Virenthemen bewegen - strukturell breite Impfskepsis

Die Seite wird erstellt Fiete Bernhardt
 
WEITER LESEN
Ebola und Virenthemen bewegen - strukturell breite Impfskepsis
Ebola und Virenthemen
bewegen – strukturell breite
Impfskepsis

Gefährliches Halbwissen über Viren

Wichtiges in Kürze Virusmonitor 2014

Studie im Auftrag von
Gilead Sciences Switzerland Sàrl
Projektteam
Lukas Golder Politik- und Medienwissenschafter
Martina Imfeld Politikwissenschafterin
Stephan Tschöpe Politikwissenschafter
Philippe Rochat Politikwissenschafter
Meike Müller Soziologin und Medienwissenschafterin
Johanna Schwab Sekretariat und Administration
Ebola und Virenthemen bewegen - strukturell breite Impfskepsis
Inhaltsverzeichnis
    Wichtiges in Kürze ........................................................................................3
           Mandat ..................................................................................................3
           Datenbasis ............................................................................................3
           Gesundheitsfragen interessieren, Wissen zu Viren medial geprägt .....4
           Gesundheitszustand, Gesundheitschecks und Prävention...................6
           Issue Impfschutz...................................................................................8
           Fazit       ................................................................................................10
    Anhang ........................................................................................................12
           gfs.bern-Team .....................................................................................12

Bern, der 23. Dezember 2014
Copyright by gfs.bern

                                                                                                                       2
Ebola und Virenthemen bewegen - strukturell breite Impfskepsis
Wichtiges in Kürze

                                        Mandat

                                        Gilead Sciences Switzerland Sàrl ist in Erwartung eines möglichen Meinungs-
                                        wandels und neu aufkommender Aktualität des Themas Viren an einer Studie
                                        interessiert, die systematisch die vorhandenen Haltungen, Bewusstsein sowie
                                        Einstellungen zu Viren und den Umgang damit erläutert, als auch die zeitliche
                                        Entwicklungen misst.
                                        Gleichzeitig sollen die wahrgenommenen Neuigkeiten und Bewertungen dieser
                                        erfasst und beschrieben werden. Im Zentrum stehen nicht nur die Gesundheit
                                        und das Risikoverhalten der einzelnen Befragten, sondern auch die gesell-
                                        schaftliche und politische Dimension dieser Fragestellungen.

                                        Datenbasis

                                        Die Ergebnisse des Virusmonitor 2014 basieren auf einer repräsentativen Be-
                                        fragung von 1213 EinwohnerInnen in der Schweiz. Die Befragung wurde dabei
                                        zwischen dem 28. Juli und dem 12. August 2014 von gfs.bern telefonisch
                                        durchgeführt. Der statistische Fehler bei der Stichprobengrösse für die jeweili-
                                        gen befragten Gruppen beträgt 2.9 Prozent. Bei 1213 Befragten und einem
                                        ausgewiesenen Wert von 50 Prozent liegt der effektive Wert bei 95prozentiger
                                        Wahrscheinlichkeit zwischen 47.1 und 52.9 Prozent. Werden Aussagen zu klei-
                                        neren Untergruppen gemacht, erhöht sich der statistische Unschärfebereich.
Tabelle 1
Technischer Kurzbericht Virusmonitor 2014
Auftraggeber                   Gilead Sciences Switzerland Sàrl
Durchführendes Institut        Forschungsinstitut gfs.bern
Grundgesamtheit                EinwohnerInnen der Schweiz, die einer der drei Hauptsprachen mächtig sind
Stichprobengrösse              Total Befragte N = 1213
Erhebungsart                   CATI
Auswahlverfahren               at random für Telefonnummern und Haushaltszusammensetzung
Befragungsdauer                28. Juli bis 12. August 2014
Mittlere Befragungsdauer       22.6 Minuten
Standardabweichung             5.5 Minuten
Mittlerer Befragungstag        04. August 2014
Theoretischer                  ± 2.9 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger
Stichprobenfehler              Wahrscheinlichkeit
© gfs.bern, Virusmonitor 2014, August 2014

                                                                                                                      3
Ebola und Virenthemen bewegen - strukturell breite Impfskepsis
Gesundheitsfragen interessieren, Wissen zu Viren
                                              medial geprägt

                                              Gesundheitsfragen im Allgemeinen interessieren und sie bewegen die Gemü-
                                              ter der Schweizer Einwohnerschaft; das zumindest tendenziell vorhandene
                                              bekundete Interesse ist mit 83 Prozent ausserordentlich hoch. Für Frauen liegt
                                              der Wert gar noch höher (90%), bei Männern befindet er sich unter dem
                                              Schnitt (76%). Weiter steigt das Interesse an Gesundheitsthemen mit dem
                                              Alter und der sozialen Schichtzugehörigkeit an.
                                              Die Sensibilität für Neuigkeiten im Zusammenhang mit Viren ist demgegenüber
                                              als durchschnittlich zu beschreiben; 40 Prozent der Befragten geben an, in den
                                              vergangenen zwölf Monaten Neuigkeiten aus diesem spezifischen Bereich
                                              vernommen zu haben. Bildungs- und Einkommenseffekte finden sich auch in
                                              dieser Frage, denn höhere Bildungs- und Einkommensgruppen sind erfah-
                                              rungsgemäss sensibler für Neuigkeiten generell und spezifisch eben auch für
                                              Neuigkeiten im Zusammenhang mit Viren.
                                              Inhaltlich ist die Wahrnehmung zum Thema Viren medial getrieben und führt
                                              man sich die fünf meist genannten Themen vor Augen, finden sich deutliche
                                              Einflüsse der Tagesaktualität. Jene 40 Prozent, die aktiv Neuigkeiten erinnert
                                              haben, geben am häufigsten an, etwas im Zusammenhang mit dem Ebola-Virus
                                              vernommen zu haben, mit deutlichem Abstand folgen Nennungen rund um HIV
                                              und Aids gleichauf mit solchen zu neuen Viren und Gefahren der Ausbreitung
                                              sowie Grippeviren und Pandemien.
Grafik 1

  Filter Beurteilung der wichtigsten fünf Themen zu Viren
  "Wie beurteilen Sie dieses von Ihnen genannte Thema? Ist dieses Thema für Ihr Urteil über die Akteure im
  Gesundheitswesen sehr positiv, eher positiv, eher negativ oder sehr negativ?"

  in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren, die Neuigkeiten vernommen haben und ein wichtigstes Thema benennen

                    Ebola     11             23                  23                  20                   23

                HIV, AIDS          18                      41                                 28               10    3

      neue Viren/Risiken
         Ausbreitung             15               23              17                 25                    20

       Grippeviren,
  Epidemien, Pandemien       9                 31                         24                   23               13

  spezifische Krankheiten               28                         39                         13          16         4

           sehr positiv     eher positiv      weiss nicht/keine Antwort        eher negativ         sehr negativ

 © gfs.bern, Virusmonitor, Juli/August 2014 (n = 335)

                                              Die hohe Präsenz von Ebola ist klar situativ zu lesen, der Ausbruch des Virus in
                                              Afrika und die mediale Berichterstattung hierzu dürften dafür verantwortlich
                                              sein, ebenso gilt dies für das drittplatzierte Thema 'Risiken der Ausbreitung'.
                                              Bei HIV und AIDS liegt die Medienaufmerksamkeit rund um die jüngste Präven-
                                              tionskampagne ebenfalls nahe. Hepatitis wird von lediglich von 5 Prozent der
                                              Befragten aktiv erinnert, obwohl auch in diesem Punkt ein Medienereignis den

                                                                                                                            4
Ebola und Virenthemen bewegen - strukturell breite Impfskepsis
öffentlichen Diskurs während des Befragungszeitraums mitbestimmte; die
                                                   hohen Preise neuer Hepatitis-C-Medikamente.
                                                   Bewertet werden die fünf wichtigsten erinnerten Themen unterschiedlich. Ebo-
                                                   la und neue Viren respektive die Ausbreitung solcher werden relativmehrheit-
                                                   lich negativ bewertet. Neuigkeiten zu HIV und AIDS, zu Grippeviren und insbe-
                                                   sondere solche zu spezifischen Krankheiten werden (relativ-)mehrheitlich posi-
                                                   tiv bewertet.
                                                   Bei jedem der fünf Topthemen rund um Viren finden sich beträchtliche Anteile,
                                                   die keine Themenbewertung abgeben können oder wollen, was zusammen mit
                                                   der ausgeglichenen Bilanz und den eher knappen Mehrheitsverhältnissen für
                                                   eine kaum strukturell prädeterminierte Themenlage von Viren spricht. Viren
                                                   sind nicht ein per se negativ oder positiv vorbelastetes Thema, dem Gefahren-
                                                   potenzial, das aber von Viren ausgeht, ist man sich durchaus bewusst und es
                                                   wird höher eingestuft als jenes von Bakterien.
Grafik 2

  Viren grössere Gefahr als Bakterien*
  Variante A: "Finden Sie allgemein Viren oder Bakterien die grössere Gefahr für die Gesundheit der Menschen?
  Sind Viren eine viel grössere, eher grössere, eher kleinere oder viel kleinere Gefahr für die Gesundheit als
  Bakterien?"
  Variante B: "Finden Sie allgemein Bakterien oder Viren die grössere Gefahr für die Gesundheit der Menschen?
  Sind Bakterien eine viel grössere, eher grössere, eher kleinere oder viel kleinere Gefahr für die Gesundheit als
  Viren?"
  in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren
                               weiss nicht/keine
                                   Antwort                  Viren viel grössere
                                      12                    Gefahr als Bakterien
                                                                     17
             Viren viel kleinere
            Gefahr als Bakterien
                      7

        Viren eher kleinere
        Gefahr als Bakterien
                 10

                                                                         Viren eher grössere
                                                                         Gefahr als Bakterien
                                                                                  32
                  beides etwa gleich/
                   kommt darauf an
                          22
 © gfs.bern, Virusmonitor, Juli/August 2014 (N = 1213),
 * Befragte erhielten zufällig zu je 50% Variante A oder Variante B

                                                                                                                               5
Ebola und Virenthemen bewegen - strukturell breite Impfskepsis
Gesundheitszustand, Gesundheitschecks und
                                                                                 Prävention

                                                                                 Ihren Gesundheitszustand beschreibt die Schweizer Einwohnerschaft als min-
                                                                                 destens eher gut, lediglich 3 Prozent geben an, ihr Gesundheitszustand sei
                                                                                 schlecht oder eher schlecht. Knapp weniger als die Hälfte gibt an, regelmässig
                                                                                 Sport zu treiben und lediglich ein Viertel war im vergangenen Monat in ärztli-
                                                                                 cher Behandlung.
                                                                                 Regelmässige Gesundheitschecks erachten 70 Prozent der Befragten für sich
                                                                                 selbst als wichtig, für Risikogruppen wird solchen mit 94 Prozent gar eine bei-
                                                                                 nahe flächendeckende Wichtigkeit zugeschrieben.
                                                                                 Mehrheiten sprechen sich für routinemässige Tests im Rahmen von Gesund-
                                                                                 heitschecks für Brustkrebs1, Herz- und Kreislauferkrankungen, Prostata2 und
                                                                                 andere Formen von Krebserkrankungen aus. Knapp verworfen werden routi-
                                                                                 nemässige Tests bei Hepatitis A, B und C. Deutlicher ist die Ablehnung syste-
                                                                                 matischer Tests von sexuell übertragbaren Krankheiten und insbesondere auch
                                                                                 HIV-Tests.
Grafik 3
 Standard Gesundheitschecks                                                                                               Standard Gesundheitschecks bei Risikogruppen
 "Unabhängig davon, wie wichtig Sie generell Gesundheitschecks finden.                                                    "Und welche Tests sollten routinemässig in einem Gesundheitscheck bei Risikogruppen als Standard enthalten
 Welche Tests sollten als Standard in einem Gesundheitscheck für Sie persönlich enthalten sein?"                          sein?"
 in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren                                                                                        in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren
             Brustkrebs*                                    75                                     2                23             Brustkrebs*                                         86                                     2        12

         Herz- und                                                                                                              Herz- und
   Kreislauferkrankungen                                  70                                 1                 29                                                                  84                                     2            14
                                                                                                                         Kreislauferkrankungen

              Prostata**                               66                                2                 32               Krebsabklärungen                                      82                                  3            15

                                                                                                                             HIV-Test, der
       Krebsabklärungen                              63                              2                    35                                                                      80                              3                17
                                                                                                                         sogenannte AIDS-Test

              Hepatitis C                      47                            5                     48                               Prostata**                                    79                             2                19

                                                                                                                          sexuell übertragbare
       Hepatitis A oder B                  45                            6                         49                         Krankheiten                                     76                             3                    21

    sexuell übertragbare                                                                                                            Hepatitis C                              75                               8                    17
        Krankheiten                       43                         2                        55

HIV-Test, der sogenannte                                                                                                     Hepatitis A oder B                              74                              8                    18
       AIDS-Test                          41                     1                           58

                      Ja                       weiss nicht/keine Antwort                           Nein                                      Ja                   weiss nicht/keine Antwort                Nein
 © gfs.bern, Virusmonitor, Juli/August 2014 (N = 1213),                                                                  © gfs.bern, Virusmonitor, Juli/August 2014 (N = 1213),
 * nur Frauen (n = 612), ** nur Männer (n = 601)                                                                         * nur Frauen (n = 612), ** nur Männer (n = 601)

                                                                                 Das Bild präsentiert sich anders, fragt man nach standardisierten Tests bei Risi-
                                                                                 kogruppen. An den Spitzenrängen ändert sich ausser Intensität der Bejahung
                                                                                 solcher Tests nichts. Es zeigt sich jedoch, dass für Risikogruppen erstens sämt-
                                                                                 liche Tests von klaren Mehrheiten als sinnvoll erachtet werden. Und zweitens,
                                                                                 dass solche routinemässigen Tests speziell für sexuell übertragbare Krankhei-
                                                                                 ten bei Risikogruppen gemessen an Rängen höhere Relevanz zugeschrieben
                                                                                 wird, Tests zu Formen von Hepatitis hingegen eine geringere.
                                                                                 Von allen abgefragten Formen der Information und Bekämpfung von Krankhei-
                                                                                 ten geniesst Aufklärung und Prävention im schulischen Rahmen die mit Ab-
                                                                                 stand höchste Akzeptanz. Doch auch Krankenkassen und die Pharmaindustrie
                                                                                 werden als relevante Informationsstellen angesehen, denn deutliche Mehrhei-
                                                                                 ten wären damit einverstanden, dass Krankenkassen Anreize für Impfungen
                                                                                 und Gesundheitschecks schaffen respektive, dass der Staat die Industrie mög-
                                                                                 lichst frei über Neuerungen informieren lässt. Angezweifelt wird hingegen die
                                                                                 Wirksamkeit von solchen Informationskampagnen, und zwar sowohl in generel-
                                                                                 ler Hinsicht als auch in Bezug auf die eigene Verhaltensbeeinflussung durch
                                                                                 AIDS-Kampagnen.

                                                                                 1
                                                                                     nur Frauen gefragt
                                                                                 2
                                                                                     nur Männer gefragt
                                                                                                                                                                                                                                            6
Ebola und Virenthemen bewegen - strukturell breite Impfskepsis
In der Konsequenz setzt man denn auch eher auf Eigenverantwortung als auf
                                                      staatliche Prävention, obligatorische Gesundheitschecks oder Impfpflicht in der
                                                      Gesundheitsversorgung.
Grafik 4

 Wünsche Gesundheitsversorgung
  "Was für eine Gesundheitsversorgung wünschen Sie sich grundsätzlich?
  Bitte sagen Sie mir auf einer Skala von 0 bis 10, was Ihnen lieber ist. Mit den Werten dazwischen können Sie
  Ihre Meinung abstufen."
 in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren
      bei Verdacht
     untersuchen vs.
                                    20               15              15               16     12         12             9   1
      obligatorische
    Gesundheitschecks

    bewährt und günstig
     vs. innovativ und         13            13                14               24           16              13        5 2
           teuer

   staatliche Prävention
             vs.           7         7       10                 21               17         18                    18       2
   Eigenverantwortung

         Impfpflicht vs.
        Entscheid jedes    10            6    8           12         12               21                30                 1
           Einzelnen

           0       1-2         3-4           Mitte             6-7        8-9         10   weiss nicht/keine Antwort
 © gfs.bern, Virusmonitor, Juli/August 2014 (N = 1213)

                                                      War man tatsächlich schon einmal mit Gesundheitsproblemen konfrontiert, so
                                                      bespricht man diese, gerade in heiklen Fällen, am liebsten mit dem Hausarzt
                                                      oder der Partnerin, dem Partner. Beiden Personen wird klarmehrheitliches Ver-
                                                      trauen entgegengebracht, was in leicht abgeschwächter Form auch für Apo-
                                                      theker und Gesundheitsfachpersonen aus dem eigenen Umfeld gilt. Mehrheitli-
                                                      ches Vertrauen wird weiter Drogisten und Telefonauskünften der Krankenkasse
                                                      entgegengebracht. Internetbasierte Institutionen jedoch werden mehrheitlich
                                                      als wenig vertrauenswürdig eingestuft.

                                                                                                                                   7
Grafik 5

  Vertrauen Personen und Institutionen
   "Es gibt manchmal Gesundheitsprobleme oder Gesundheitsfragen über die man nicht mit allen Personen
   sprechen möchte.
   Falls Sie schon solche Situationen erlebt haben, sagen Sie mir bitte für die nachfolgenden Personen und
   Institutionen, ob Sie Ihnen sehr vertrauen, eher vertrauen, eher nicht vertrauen oder überhaupt nicht vertrauen,
   wenn es um ein sehr persönliches Gesundheitsproblem geht."
  in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren
                                      Hausarzt                                                    70                                                  24                 2 31

                           Partnerin/Partner                                             58                                               27                   5 3 5 2

                                     Apotheker                          33                                              48                                 10        4 41

      Gesundheitsfachperson im
   Bekannten- oder Verwandtenkreis                                      32                                            46                               10        5       6 1

                                         Drogist              16                              38                                     29                        12          4 1

  Gesundheits-Telefon-Auskunft der
          Krankenkasse                                      12                               39                               23                     14             9       3

                                 Krankenkasse               12                         32                                  33                             16             5 2

     Online-Foren oder Online-Chats
             von Betroffenen                            3          19                                  34                              28                      10          6

 Soziale Medien wie Facebook oder
              Twitter             1 5                                     25                                            53                                      12         4

      vertraut sehr                                     vertraut eher                                       vertraut eher nicht
      vertraut überhaupt nicht                          nie eine solche Situation erlebt                    weiss nicht/keine Antwort
 © gfs.bern, Virusmonitor, Juli/August 2014 (N = 1213)

                                                                          Issue Impfschutz

                                                                          Wichtig finden die Schweizer und Schweizerinnen, ihren Impfschutz aktuell zu
                                                                          halten, lediglich eine Minderheit von 23 Prozent gibt an, dass sie es eher oder
                                                                          überhaupt nicht wichtig fänden. Das erstaunt wenig, wen man sich vor Augen
                                                                          führt, dass lediglich 8 Prozent bestreiten, dass einige Krankheiten dank Impfun-
                                                                          gen praktisch besiegt werden konnten.
                                                                          Diese Grundhaltung zur Wichtigkeit des Impfschutzes mündet jedoch nicht in
                                                                          demselben Masse in Handlungen; ein Drittel der Schweizer EinwohnerInnen
                                                                          gibt nämlich an, der eigene Impfschutz sei nicht mehr aktuell. Davon gibt wie-
                                                                          derum knapp die Hälfte an, ganz bewusst auf gewisse Impfungen zu verzich-
                                                                          ten. Nichts desto trotz erachtet man die Impfdurchdringung in der Schweiz
                                                                          eindeutig höher als im Ausland.
Grafik 6
 Aktualität eigene Impfungen                                                                                       Vergleich Impfungen Schweiz-Ausland
 "Wissen Sie zufällig:                                                                                             "Vergleichen wir noch die Schweiz mit dem Ausland.
 Sind bei Ihnen alle Impfungen noch aktuell oder sind die Impfungen nicht mehr aktuell?"                           Denken Sie, dass in der Schweiz viel mehr, eher mehr, eher weniger oder viel weniger Personen geimpft sind
 "Verzichten Sie bewusst auf gewisse Impfungen?"                                                                   als im Ausland?"
 in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren       weiss nicht/keine                                                          in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren
                                            Antwort                                                                                                  weiss nicht/keine
                                                2                                                                                                        Antwort
                nicht aktuell,                                                                                                                              13
                                                                                                                                                                                             viel mehr
            unbewusster Verzicht
                                                                                                                                                                                                 23
                     21

                                                                                                                                       gleichviele
                                                                                                                                            9

                                                                               Ja, aktuell                                         viel weniger
                                                                                   55                                                   10

              nicht aktuell,
            bewusster Verzicht
                   22

                                                                                                                                                                                 eher mehr
                                                                                                                                                                                    45

© gfs.bern, Virusmonitor, Juli/August 2014 (N = 1213)                                                              © gfs.bern, Virusmonitor, Juli/August 2014 (N = 1213)

                                                                                                                                                                                                                                8
Rund um Grippeerkrankungen und Pandemien ist deutliche Skepsis vorhanden,
                                                        eine klare Mehrheit bejaht, dass Pharmaunternehmen über Angstmacherei ihr
                                                        Geschäft betreiben. Weiter steht ein latenter Vorwurf gegenüber der Pharma-
                                                        industrie im Raum, denn man glaubt, dass durch Lockerungen der Patentrechte
                                                        HIV und AIDS in Entwicklungsländern viel besser bekämpft werden könnten.
                                                        Obwohl eine flächendeckende Impfpflicht nur für wenige Befragte eine reale
                                                        Option wäre, findet sich eine Mehrheit, die sich für obligatorische Masernimp-
                                                        fungen bei Kindern ausspricht. Impfen wird ebenso mehrheitlich als Solidari-
                                                        tätsakt gegenüber Personen, die sich nicht Impfen lassen können, empfunden.
                                                        Überwiegend bekannt ist weiter, dass HIV-Infektionen bei richtiger Behandlung
                                                        keine tödliche Krankheit mehr sein müssen und dass man sich gegen mehrere
                                                        Formen von Hepatitis Impfen lassen kann, wobei der Wissensstand gerade in
                                                        Bezug auf Hepatitis beträchtliche Lücken aufweist (21% weiss nicht/keine An-
                                                        gabe).
Grafik 7

 Aussagen Krankheiten, Medikamente und Impfungen (1/2)
  "Sagen Sie mir bitte für folgende Aussagen, ob sie für Sie persönlich voll zutreffen, eher zutreffen, eher nicht
  zutreffen oder überhaupt nicht zutreffen."
 Krankheiten dank Impfungen besiegt "Dank Impfungen konnten einige Krankheiten weltweit praktisch besiegt werden."
 Angstmacherei "Mit der Angstmacherei rund um Grippewellen und andere Pandemien machen vor allem die
          Pharmaunternehmen ihr Geschäft."
 Lockerung Patente zur Bekämpfung HIV/AIDS "Würde die Pharmaindustrie ihre Patente lockern, könnten HIV und AIDS in
          Entwicklungsländern viel besser bekämpft werden."
 HIV nicht mehr tödlich "Wenn eine HIV-Infektion richtig behandelt wird, ist es heute keine tödliche Erkrankung mehr."
 obligatorische Masernimpfung bei Kindern "Kinder sollen obligatorisch gegen Masern geimpft werden."
 Impfung gegen Hepatitis "Gegen mehrere Formen von Hepatitis kann man sich impfen lassen."
 Akt der Solidarität "Impfungen sind auch ein Akt der Solidarität gegenüber Personen, die sich nicht impfen können."
 in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren
  Krankheiten dank Impfungen besiegt                                  57                                 31                     3       6       3

                          Angstmacherei                          46                               34                   5        10              5

                  Lockerung Patente zur
                  Bekämpfung HIV/AIDS                        43                             33                     11               8           5

                   HIV nicht mehr tödlich                   39                         32                     9            11               9

     obligatorische Masernimpfung bei
                  Kindern                                        47                         23           3        13                14

                Impfung gegen Hepatitis                    37                         32                          21                    6       4

                        Akt der Solidarität                37                         32                  7            14               10

       trifft voll zu     trifft eher zu      weiss nicht/keine Antwort    trifft eher nicht zu        trifft überhaupt nicht zu
 © gfs.bern, Virusmonitor, Juli/August 2014 (N = 1213)

                                                        Hohe Anteile unsicherer Voten finden sich weiter in Bezug auf Medikamente,
                                                        welche die Vermehrung von Viren eindämmen und im Speziellen was die Zu-
                                                        nahme von Neuansteckungen von Hepatitis in der Schweiz angeht. Kritische
                                                        Untertöne in Bezug auf das Impfen finden sich, wenn es um das Impfverhalten
                                                        des Gesundheitspersonals geht aber auch, wenn es um die Abwägung geht, ob
                                                        eine Krankheit besser natürlich durchzumachen sei, anstatt zu Impfen. Tenden-
                                                        ziell aber überzeugen Argumente von Gesundheitsexperten für das Impfen eine
                                                        hauchdünne Mehrheit.

                                                                                                                                                    9
Grafik 8

 Aussagen Krankheiten, Medikamente und Impfungen (2/2)
  "Sagen Sie mir bitte für folgende Aussagen, ob sie für Sie persönlich voll zutreffen, eher zutreffen, eher nicht
  zutreffen oder überhaupt nicht zutreffen."
  kein Medikament Heilung Grippe "Es gibt kein Medikament, das Grippe heilen kann."
  behindert Vermehrung von Viren "Es gibt Medikamente, die die Vermehrung von Viren behindern."
  Gesundheitspersonal impft nicht systematisch "Das Gesundheitspersonal impft sich nicht systematisch."
  Erkrankung besser durchmachen "Anstatt zu impfen ist es besser, eine Erkrankung natürlich durchzumachen."
  Experten haben Argumente der Gegner entkräftet "Gesundheitsexperten haben mit überzeugenden Argumenten
          Behauptungen von Impfgegnern entkräftigt."
  Grippeimpfungen gefährlich "Grippeimpfungen sind gefährlich, weil die Impfung selbst eine Erkältung auslösen kann."
  Zunahme Neuansteckungen Hepatitis "Die Neuansteckungen von Hepatitis in der Schweiz nehmen wieder zu."

 in % EinwohnerInnen ab 18 Jahren
      kein Medikament Heilung Grippe                       34                        25                 9         18            14

       behindert Vermehrung von Viren                 27                        32                          21            13         7

       Gesundheitspersonal impft nicht
              systematisch                           25                    27                  14                 22                12

      Erkrankung besser durchmachen              19                   29                  7                 27                 18

        Experten haben Argumente der
              Gegner entkräftet                 17                   30                       18                 21             14

            Grippeimpfungen gefährlich          17               26                  9                  28                     20

 Zunahme Neuansteckungen Hepatitis             14               27                                 37                     17             5

       trifft voll zu   trifft eher zu    weiss nicht/keine Antwort         trifft eher nicht zu            trifft überhaupt nicht zu

 © gfs.bern, Virusmonitor, Juli/August 2014 (N = 1213)

                                                       Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Meinungen zum Impfen zwar
                                                       auseinandergehen aber relativ gefestigt erscheinen, während rund um Viren
                                                       und insbesondere Hepatitis beträchtliche Informationsdefizite der Schweizer
                                                       Bevölkerung auszumachen sind. Zwischen Meinungen und Handlungen aller-
                                                       dings ist in Bezug auf das Impfen eine Divergenz zu beobachten.

                                                       Fazit

                                                       Aus den Befunden haben wir sechs Thesen zur weiteren Diskussion im Rah-
                                                       men des Virusmonitors abgeleitet.

                                                       These 1: Wertelandschaft
                                                       Gesundheit ist zentral und interessiert hochgradig, wird allerdings als etwas
                                                       Privates erachtet. Einmischung erlaubt man gerade bei intimen Themen höchs-
                                                       tens dem Hausarzt oder der eigenen Partnerin respektive dem eigenen Partner.
                                                       Schweizer EinwohnerInnen wollen in Gesundheitsfragen autonom entscheiden
                                                       und ziehen eigenverantwortliches Handeln staatlichen Interventionen, Zwängen
                                                       oder Kampagnen gegenüber in jedem Falle vor.
                                                       Politisches Vorpreschen mit verbindlichen Regeln über Gesundheitschecks
                                                       oder andere die Gesundheit betreffende Vorschriften dürften einen schweren
                                                       Stand haben.

                                                       These 2: Kommunikation
                                                       Die situative Prägung erinnerter Neuigkeiten im Zusammenhang mit Viren
                                                       zeigt, dass das Thema Viren die Gemüter bei gegebenem Anlass zu bewegen
                                                       vermag. Allerdings überlagern in solchen Fällen emotionale Themen der Aktua-
                                                       lität wie Ebola die strukturell schwierige Themenarbeit wie beispielsweise zur
                                                       Reduktion der Impfskepsis. Die Gefahr von "gefährlichem Halbwissen" ist im
                                                       Virenbereich gross.

                                                                                                                                             10
Ein guter Kommunikationszeitpunkt für Themen rund um Viren kann spontan
auftreten und sollte dann genutzt werden. Die Kommunikationsarbeit wird
durch Skandalisierungen erschwert, wie es rund um teure neue Hepatitis-
Medikamente geschehen ist.

These 3: Akteure
Der Hausarzt ist die Schlüsselfigur, wenn es um vertrauliche Inhalte aber auch
Informationen genereller Natur geht. Besser als medial Inhalte zu verbreiten, ist
es, den Zugang zum Patienten über den Arzt zu suchen. Direkter Austausch
wird vor Konsum von Wissen via Medien eindeutig bevorzugt.

These 4: Prävention
Kampagnen werden als wirkungslos abgetan, landen jedoch auf dem zweiten
Rang erinnerter Neuigkeiten (HIV/Aids) und dürften gerade bei jüngeren Perso-
nen wirken. Sensibilisierungsarbeit im Bereich von viralen Erkrankungen kann
über Kampagnen geschehen, weniger aber der Transport von substantiellen
Inhalten wie Handlungsanweisungen oder Testempfehlungen. Die Gefahr be-
steht, dass Marketingtätigkeiten damit in Verbindung gesetzt werden.

These 5: Testverhalten
Die Testbereitschaft steigt deutlich, wenn man ein Erkrankungsrisiko voraus-
setzt. Um Testing im Bereich der viralen Erkrankungen zu fördern, müssen die
Erkrankungsrisiken deutlich aufgezeigt werden.
Tendenziell möchte man sich eher auf Krankheiten testen lassen, die man
durch das eigene Verhalten höchstens bedingt beeinflussen kann (Krebs, Herz-
Kreislauf), so genannte NCDs. Rund um ansteckende Krankheiten herrscht ein
vermeintliches Kontroll- und Sicherheitsgefühl vor.
Mit dem Ziel die Testbereitschaft insbesondere für Hepatitis zu erhöhen, ist das
vorhandene Informationsdefizit in diesem spezifischen Bereich zu decken.

These 6: Impfschutz
Das Solidaritätselement ist in der Kommunikation rund um Impfungen zentral.
Gewisse Impfungen hätten Chancen als obligatorisch deklariert zu werden,
eine generelle Impfpflicht aber stösst auf wenig Akzeptanz. Es scheint sinnvol-
ler mit Argumenten als mit Zwängen Handlungsänderungen herbeizuführen.
Das Impfproblem in der Schweiz ist akzentuiert, weil sich relativ breite Skepsis
gegenüber Experten auf Einstellungsseite mit geringer Impfdisziplin auf Ebene
konkreter Handlungen überlagern.

                                                                              11
Anhang

gfs.bern-Team

LUKAS GOLDER
Senior Projektleiter, Mitglied der Geschäftsleitung, Politik- und Medienwissen-
schafter, MAS FH in Communication Management
Schwerpunkte:
Integrierte Kommunikations- und Kampagnenanalysen, Image- und Reputati-
onsanalysen, Medienanalysen/Medienwirkungsanalysen, Jugendforschung und
gesellschaftlicher Wandel, Abstimmungen, Wahlen, Modernisierung des Staa-
tes, gesundheitspolitische Reformen.
Publikationen in Sammelbänden, Fachmagazinen, Tagespresse und auf dem
Internet

MARTINA IMFELD
Projektleiterin, Politikwissenschafterin
Schwerpunkte:
Analyse politischer Themen und Issues, nationale Abstimmungen und Wahlen
(SRG-Trend, VOX-Analysen, Wahlbarometer), Image- und Reputationsanalysen,
integrierte Kommunikationsanalysen, Medieninhaltsanalysen, qualitative Me-
thoden, Gesellschaftsthemen (Jugendforschung, Rassismus, Familien, Mittel-
schicht)

STEPHAN TSCHÖPE
Leiter Analyse und Dienste, Politikwissenschafter
Schwerpunkte:
Koordination Dienstleistungen, komplexe statistische Datenanalytik, EDV- und
Befragungs-Programmierungen, Hochrechnungen, Parteien- und Strukturanaly-
sen mit Aggregatdaten, integrierte Kommunikationsanalysen, Visualisierung

PHILIPPE ROCHAT
Datenanalytiker, Politikwissenschafter
Schwerpunkte:
Datenanalyse und Datenbanken, Programmierungen, integrierte Kommunikati-
onsanalysen, Medienanalysen, Recherchen, Visualisierungen, Hochrechnungen

                                                                              12
MEIKE MÜLLER
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Soziologin und Medienwissenschafterin
Schwerpunkte:
Datenanalyse, Programmierungen, Integrierte Kommunikationsanalysen, Quali-
tative Datenanalysen, Koordination Dienstleistungen, Medienanalysen, Recher-
chen, Visualisierungen

JOHANNA LEA SCHWAB
Sekretariat und Administration, Kauffrau EFZ
Schwerpunkte:
Desktop-Publishing, Visualisierungen, Projektadministration, Vortragsadminist-
ration

                                                                             13
gfs.bern
                                                                 Hirschengraben 5
                                                                 Postfach 6323
                                                                 CH – 3001 Bern
                                                                 Telefon +41 31 311 08 06
                                                                 Telefax +41 31 311 08 19
                                                                 info@gfsbern.ch
                                                                 www.gfsbern.ch

Das Forschungsinstitut gfs.bern ist Mitglied des Verbands
Schweizer Markt- und Sozialforschung und garantiert, dass
keine Interviews mit offenen oder verdeckten Werbe-, Verkaufs-
oder Bestellabsichten durchgeführt werden.

Mehr Infos unter www.schweizermarktforschung.ch
Sie können auch lesen