Ein gewiefter Schachzug 5 - Born Globals: Liechtenstein ist Meister Die Nachfolge regeln 17 - Volksblatt.li

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Ein gewiefter Schachzug 5 - Born Globals: Liechtenstein ist Meister Die Nachfolge regeln 17 - Volksblatt.li
Ein gewiefter Schachzug               5
                 Born Globals: Liechtenstein ist Meister

                 Die Nachfolge regeln                 17
                 Eine grosse berufliche Herausforderung

                 Digital Fempreneurs                 22
                 Frauen nutzen Chance in der Wirtschaft

28. April 2016
Ein gewiefter Schachzug 5 - Born Globals: Liechtenstein ist Meister Die Nachfolge regeln 17 - Volksblatt.li
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Ein gewiefter Schachzug 5 - Born Globals: Liechtenstein ist Meister Die Nachfolge regeln 17 - Volksblatt.li
5	Born Globals: Liechtenstein als Vorbild
      Diese Unternehmensform ist bereits mit oder nach      Liechtenstein
                                                            ist Meister!
      ihrer Gründung erfolgreich international unterwegs.
      Miriam Schüssler, M.Sc. und Doktorant Felix
      Schüssler erklären das Erfolgsrezept.

13	Mobilität: Liechtensteins Erfolgsgeheimnis?             «In keinem anderen Land der Welt ist die Dichte an Born
	Die grenzüberschreitende Mobilität ist zentral für die    Globals höher wie in Liechtenstein», sagt Felix Schüssler.
  Wirtschaft. Christian Frommelt und Roman Büsser           Das mag alles gut und recht sein, dachte ich mir, aber «um
  vom Liechtenstein-Institut erklären, weshalb diese        Gottsnama», was sind denn Born Globals. Felix erklärt: «Auf
  Mobilität verbessert werden muss.                         den Punkt gebracht heisst das: ‹In Liechtenstein gegründet,
                                                            in der Welt zu Hause›.»

17	Nachfolge: Nicht auf die lange Bank schieben            Zu den Kernkompetenzen der Born Globals gehören Ver-
	Wer führt das Unternehmen nach der Pensionierung          kauf, Marketing, Technologie, Forschung und Entwicklung.
  des Geschäftsinhabers weiter? Robert Sutter,              Ab Seite 5 beschreiben Miriam und Felix Schüssler, weshalb
  Betriebs­ökonom, klärt auf, welche Schritte wichtig       unser Land für Born Globals interessant ist.
  sind, damit das Unternehmen gesund bleibt.
                                                            Von wegen «schwaches Geschlecht». Frauen geben Gas!
                                                            Und wie! Viele Frauen nutzen die Chance, welche ihnen die
22	Digital Fempreneurs: Frauen nutzen die Chance           digitale Wirtschaft bietet. Die Zahlen aus Österreich spre-
	Frauen möchten «ihre Ideen verwirklichen». Hoch-          chen für sich. Im vergangenen Jahr sind in unserem Nach-
  schuldozentin Barbara Fuchs erklärt, wie Digital Fem-     barland knapp 30 000 Unternehmen gegründet worden.
  preneurs funktioniert und was den Erfolg ausmacht.        Das ist ein Plus von rund 5 Prozent im Vergleich zum Jahr
                                                            2014. Erwähnenswert ist der Frauenanteil, denn 40 Prozent
                                                            der Unternehmen werden von Frauen ins Leben gerufen.
27	Unternehmer: Start-ups unter die Arme greifen
	Das Alpenrheintal profitiert von der Interstaatlichen     Für Barbara Fuchs ist klar, weshalb der weibliche Anteil so
  Hochschule für Technik Buchs. Andreas Ettemeyer,          hoch ist: «Mitverantwortlich ist die Digitalisierung der Wirt-
  Prorektor an der NTB, zeigt auf, welche Chancen           schaft», sagt sie. Die Hochschuldozentin erklärt ab Seite 22,
  neue Produkte auf dem Markt vorfinden.                    wie das sogenannte «Digital Fempreneur» funktioniert und
                                                            zeigt auf, dass der Mix aus maskulinen und femininen Ei-
                                                            genschaften ein wichtiger Erfolgsbarometer ist.
41	Work-Life-Balance: Zeit unter Kontrolle?
	Was heisst Zeitmanagement? Maria Stepanek, Perso-         Halten Sie Schritt mit Ihrer Zeit? Oder hat der Terminka-
  nal- und Business-Coach, kennt den Weg, wie die Zeit      lender Sie im Griff, anstatt umgekehrt? Dann ist die Zeit
  zum Verbündeten wird.                                     reif, dem Work-Life-Balance einige Momente zu gönnen.
                                                            Entdecken Sie, wie die Zeit zum Verbündeten wird! Maria
                                                            Stepanek, Personal- und Business-Coach erklärt ab Seite 41,
44	Ehrliche und offene Kommunikation                       wie das funktioniert.
	Wie schaffen es grosse Unternehmen, ihre Mitarbeiter
  zu motivieren? Ausser Bonizahlungen ist auch zusätz-
  liche Freizeit ein wichtiger Ansporn.

 Impressum

 Herausgeberin: Liechtensteiner Volksblatt AG,              Mario Heeb,
 Im alten Riet 103, 9494 Schaan, www.volksblatt.li          Redaktionsleitung
 Redaktionelle Leitung: Mario Heeb                          «TOP-Unternehmen
 Redaktion: Silvia Böhler, Jürgen Fischer,                  aus der Region»
 Mario Heeb, Hannes Matt
 Titelfoto: Schützengarten Bier; Fotos: Paul Trummer,
 Nils Vollmar, Michael Zanghellini, Shutterstock, ZVG
 Gestaltung: Klaus Tement
                                                                                                                             top-unternehmen

 Verkauf: Sigi Egg, Judith Lampert,
 Christian Mastrogiuseppe, Josefine Mattle,
 Pierre Mitternöckler, Robert Schwandtner
 Auflage: 21 000 Exemplare
 Druck: Russmedia GmbH, Schwarzach

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1986                                                                         heute

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                                                                                                                      im Jahr 1986, erhielt Rankweil sein erstes
                                                                                                                      Fachgeschäft für Augenoptik.
                                                            er,
                                    86: Christian Müll
                    ERÖFFNUNG 19                 la M üll er und                                                      Heute führt Juliette Müller das Unternehmen
                                       er, G ise
                    Dr. Hildegard Müll               ter )                                                            in der 4. Generation. Auch viele Mitarbeiter
                                     r (Bürgermeis
                    Dr. Thomas Linde                                                                                  des Vorarlberger Familienbetriebs sind
                                                                                                                      bereits über 20 Jahren mit Freude dabei.

                                                                     Das MÜLLER UNITED OPTICS TEAM RAN
                                                                                                             KWEIL
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                                                                                                            ner und
                                                                     Marina Zech freut sich auf Sie!

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Ein gewiefter Schachzug 5 - Born Globals: Liechtenstein ist Meister Die Nachfolge regeln 17 - Volksblatt.li
Born Globals: In Liechtenstein
gegründet, in der Welt zu Hause
Einfach ausgedrückt sind Born Globals Unternehmen, die mit Ambition eine
internationale Wachstumsstrategie verfolgen. Liechtenstein ist Meister,
was Born Globals betrifft. Miriam und Felix Schüssler erklären, weshalb in
unserem Land Born Globals erfolgreich sind und mit welchem Schachzug
das Unternehmen aufs internationale Parkett geführt wird.

I
     n den letzten Jahrzehnten hat das
     internationale Geschäftsvolumen
     dramatisch zugenommen und mit
     dem stetigen Wandel von Techno-
logie und Geschäftsmodellen dazu ge-
führt, dass sich heute fast jeder Unter-
nehmenslenker mit diesen Themen aus-
einandersetzen muss. Insbesondere die
Digitalisierung und neue Kommunikati-
onswege, allen voran das Internet, ha-
ben zu einem raschen Ausbau internati-
onaler Beziehungen und geschäftlicher
Allianzen geführt. Doch welches sind
die strategischen Stellschrauben, an de-
nen Unternehmer und Manager drehen
können, um einen Betrieb oder ein ein-
zelnes Geschäftsfeld erfolgreich zu in-
ternationalisieren?

Von den Besten lernen
Um sich dieser Frage pragmatisch zu
nähern, lohnt der Blick auf Best-Practi-
ce-Beispiele, Firmen also, die eine über-
durchschnittliche Internationalisie-

 «Es kann also bereits festgehalten
werden, dass Born Globals offensicht-
 lich besser darin sind, mit limitier-
ten Ressourcen den grösstmöglichen
        Ertrag zu generieren.»

rungsperformance aufweisen und of-
fensichtlich einiges richtig machen. Ein
bestimmter Unternehmenstypus, auf           Miriam Schüssler untersucht im Rahmen ihrer Promotion an der Universität
den diese Eigenschaften per Definition      Liechtenstein den Einfluss der Geschäftsmodell-Innovation auf den Unterneh-
                                                                                                                                       top-unternehmen

zutreffen, ist das sogenannte Born Glo-     menserfolg. Felix Schüssler beschäftigt sich in seinem Doktorat ebenfalls an der
bal. Seit den 90er-Jahren beschäftigt       Universität Liechtenstein mit den Erfolgsfaktoren von Born Globals. (Foto: Nils Vollmar)
dieses Phänomen Wissenschaftler und
Praktiker, die auf der Suche nach den       schiedliche Aspekte beleuchtet, ohne         ten der Born-Global-Unternehmer noch
entscheidenden Erfolgsfaktoren sind.        bislang eine befriedigende Antwort zu        eine spezifische Ressourcenausstattung
Zwischenzeitlich wurden viele unter-        erhalten: Weder bestimmte Eigenschaf-        oder bestimmte Netzwerkpartner

                                                                                                                                           5
Ein gewiefter Schachzug 5 - Born Globals: Liechtenstein ist Meister Die Nachfolge regeln 17 - Volksblatt.li
bei der Faktor Effizienz die höheren
                                                                                                    Werte aufwies. Es kann also bereits
                                                                                                    festgehalten werden, dass Born Globals
                                                                                                    offensichtlich besser darin sind, mit li-
                                                                                                    mitierten Ressourcen den grösstmögli-
                                                                                                    chen Ertrag zu generieren. Diese Er-
                                                                                                    kenntnis ist naheliegend, da ein Born-
                                                                                                    Global-Unternehmen (wie die meisten
                                                                                                    Start-ups) zumindest zu Beginn seiner
                                                                                                    Geschäftstätigkeit nur über sehr be-
                                                                                                    grenzte Mittel verfügt und gezwunge-
                                                                                                    nermassen das Beste daraus machen
                                                                                                    muss.

                                                                                                    Smarte Innovationsstrategie
                                                                                                    Wie erklärt sich aber dann die gleich-
                                                                                                    zeitig höhere Innovationsausprägung,
                                                                                                    die klassischerweise mit hohen Invest-
                                                                                                    ments einhergeht? Auch hier haben
                                                                                                    sich spannende Erkenntnisse aufgetan:
                                                                                                    Born Globals stemmen den Innovati-
                                                                                                    onsprozess nicht alleine, sondern ma-
                                                                                                    chen sich ihre Netzwerkpartner zu-
                                                                                                    nutze. In der Praxis bedeutet das bei-
                                                                                                    spielsweise, dass ein neues Produkt

                                                                                                        «Um von den Besten zu lernen,
                                                                                                      kann man jedem Unternehmer mit
                                                                                                       globalen Wachstumsambitionen
                                                                                                       eine Studienreise ins Fürstentum
                                                                                                          Liechtenstein empfehlen.»
                  Die Produzenten dieses «S12 Allround» gehören auch in die Kategorie dieses
                  Geschäftsmodells. Die Kaiser AG in Schaanwald ist ein sogenanntes Born-again
                  Global, das sind Unternehmen, die beispielsweise nach 20 Jahren innert Kürze      nicht komplett selbst entwickelt wird,
                  eine Born-Global-Entwicklung aufs Parkett legen. (Foto: ZVG)                      sondern gewisse Teilschritte an die
                                                                                                    Lieferanten oder Produzenten «ausge-
                  können den Erfolg von Born Globals er-                                            lagert» werden. Diese verfügen meist
                  klären.                                                                           ohnehin über das nötige Know-how,

                  Forschung, die es in sich hat
                                                                    Was sind                        die Manpower und kapitalintensiven
                                                                                                    Anlagen, die oft gar nicht zur Gänze
                  Bahnbrechend könnten jetzt die Er-              Born Globals?                     ausgelastet sind. Die Offenheit für
                  kenntnisse aus ganz aktueller For-       Das sind Unternehmen, die bereits        neue Potenziale ist gross. Durch
                  schung sein, die sich gezielt mit der    mit oder kurz nach ihrer Gründung        diesen cleveren Schachzug haben Born
                  Konfiguration von Born-Global-Ge-        sehr rasch und erfolgreich internati-    Globals Zugriff auf einen grossen Pool
                  schäftsmodellen und deren Einfluss auf   onalisieren. Dabei erfolgt die globale   an externen Ressourcen, sind aber
                  den Internationalisierungserfolg be-     Expansion nicht graduell, sondern es     gleichzeitig bereit, ihre Netzwerkpart-
                  schäftigt hat. Hierzu wurden Daten von   werden sprunghaft gleich mehrere         ner über Exklusivitätsvereinbarungen
                  über 250 international tätigen Unter-    Auslandsmärkte parallel erobert. Nur     langfristig mit ins Boot zu holen.
                  nehmen (darunter 46 Born Globals) je-    geschätzte 10 Prozent aller Unterneh-
                  der Branche und Grössenklasse aus        men besitzen die Eigenschaften eines     Archetyp des Geschäftsmodells
                  Liechtenstein, der Schweiz und           Born Globals und finden sich in allen    Um ein noch griffigeres Bild dieser
                  Deutschland statistisch ausgewertet      Branchen wieder.                         erfolgreichen Geschäftsmodelle zu
                  und miteinander verglichen. Unter-       In den 90er-Jahren hat das Phäno-        zeichnen, wurden Inhaber von Born-
                  sucht wurde zunächst, ob sich die Ge-    men dieser jungen und flinken            Global-Unternehmen persönlich inter-
                  schäftsmodelle von Born Globals in ih-   Unternehmen die bis dahin existie-       viewt. Hierbei wurde gezielt nachge-
top-Unternehmen

                  rer grundsätzlichen Ausrichtung unter-   renden Internationalisierungstheo-       fragt, wie die Komponenten konkret
                  scheiden und eher effizienz- oder eher   rien auf eine harte Probe gestellt –     ausgestaltet sind, aus denen jedes
                  innovationsorientiert sind. Die Ergeb-   seitdem wird intensiv zu den             Geschäftsmodell besteht. Im Ergebnis
                  nisse waren überraschend: Beide Aus-     Erfolgsfaktoren von Born Globals         konnte folgender Archetyp eines
                  richtungen waren gegenüber anderen       geforscht.                               Born-Global-Geschäftsmodells abgelei-
                  Unternehmen stärker ausgeprägt, wo-                                               tet werden:

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Ein gewiefter Schachzug 5 - Born Globals: Liechtenstein ist Meister Die Nachfolge regeln 17 - Volksblatt.li
Was im Jahre 1923 in Zürich mit der Produktion künstlicher Zähne begann, zeigt sich heute als ein führendes Unterneh-
men in der Dentalbranche. Die Ivoclar Vivadent AG in Schaan ist heute in 25 Ländern der Welt präsent. (Foto: ZVG)

Ein Born Global kombiniert Produkte       satzquellen. Es kann hohe Margen            nem anderen Land der Welt trifft man
mit dazu passenden Dienstleistungen,      durchsetzen und hält das Verhältnis         wohl auf eine höhere Dichte an Born
die jeweils einen hohen Individualisie­   von fixen zu variablen Kosten mög­          Globals. Durch kluge politische Ent­
rungsgrad aufweisen und direkt an den                                                 scheidungen, eine überdurchschnittlich
Kunden (ohne Zwischenhandel) vertrie­                                                 hohe unternehmerische Schaffenskraft
ben werden. Das Produktportfolio ist        «Durch diesen cleveren Schachzug          der Einwohner und ideale volkswirt­
relativ schmal und die Produktionstiefe    haben Born Globals Zugriff auf einen       schaftliche Rahmenbedingungen hat
hoch. Born Globals fokussieren sich auf   grossen Pool an externen Ressourcen.»       sich Liechtenstein in den letzten Jahr­
das B2B-Geschäft und besetzen damit                                                   zehnten zu einem internationalen Vor­
internationale Nischenmärkte. Dabei                                                   zeigemodell entwickelt.
bedienen sie in der Regel den Endkun­     lichst niedrig. Born Globals verfolgen
den und pflegen mit diesem eine enge      eine klare Wachstumsstrategie via in­
Partnerschaft.                            ternationaler Expansion.
Zu den starken Kernkompetenzen der
Born Globals zählen Verkauf und Mar­      Liechtenstein als Erfolgsmodell              Autoren des Artikels
keting, aber auch Technologie und For­    Auch grosse, bereits gut etablierte Un­      Felix Schüssler, M.Sc., unterstützt
schung und Entwicklung. Ein Born Glo­     ternehmen können damit von einem             Unternehmen bei der internationalen
bal setzt sich sowohl durch überdurch­    Blick auf die flinken Born Globals profi­    Expansion. In seinem Doktorat an
schnittliche Effizienz als auch durch     tieren und sich deren erfolgreiche Ge­       der Universität Liechtenstein be­
hohe Innovationskraft vom Wettbewerb      schäftsmodellstrategie für die eigenen       schäftigt er sich mit den Erfolgsfakto­
ab. Das Image am Markt generiert sich     Internationalisierungsaktivitäten zu­        ren von Born Globals. Er ist Inhaber
                                          nutze machen. Daraus entstehende Ge­         der Unternehmensberatung Schüss­
                                          schäftsmodell-Innovationen können so­        ler-Consulting in Schaanwald.
  «Born Globals fokussieren sich auf      wohl im Unternehmen als Spin-in um­
das B2B-Geschäft und besetzen damit       gesetzt oder auch als Spin-off ausge­        Miriam Schüssler, M.Sc., ist Mitinha­
   internationale Nischenmärkte.»         gründet werden, um strukturellen Ver­        berin der Schüssler-Consulting und
                                          krustungen entgegenzuwirken und dy­          betreut den Bereich Mergers & Acqui­
                                                                                                                                 top-unternehmen

                                          namisch den schneller wandelnden             sition. Im Rahmen ihrer Promotion
aus der hohen Geschwindigkeit und der     Marktbedingungen zu begegnen.                an der Universität Liechtenstein un­
hohen Qualität der Leistungen. Durch      Um von den Besten zu lernen, kann            tersucht sie den Einfluss der Ge­
die Kombination aus verschiedenen         man jedem Unternehmer mit globalen           schäftsmodell-Innovation auf den
Produkten und Dienstleistungen ver­       Wachstumsambitionen eine Studienrei­         Unternehmenserfolg.
fügt ein Born Global über mehrere Um­     se ins Fürstentum empfehlen: In kei­

                                                                                                                                     7
Ein gewiefter Schachzug 5 - Born Globals: Liechtenstein ist Meister Die Nachfolge regeln 17 - Volksblatt.li
Oerlikon Balzers:
                  70 Jahre Innovation
                  Fast genau vor 70 Jahren wurde bei der Regierung ein neues Unternehmen
                  ins fürstlich-liechtensteinische Handelsregister eingetragen: die «Geräte-
                  bau-Anstalt» in Balzers. Ziel der neuen Firma sollte sein, «auf dem Gebiet
                  der dünnen Schichten insbesondere Prozesse zu entwickeln und die dazu
                  notwendigen Apparaturen für eine Fertigung zu erstellen». Ob sich die
                  Gründer damals bewusst waren, dass sie an diesem 11. Juli 1947 den
                  Grundstein für den Technologieführer der gesamten Branche legten?

                  Moderne Dünnfilm-Beschichtungsanlage für Präzisionskomponenten von Oerlikon Balzers. (Fotos: ZVG)

                  D
                             ie «Väter» des neu gegründe-      Dr. Max Auwärter selbst übernahm die         auch zusammen angeboten und verkauft
                             ten Unternehmens waren            andere Hälfte.                               – ein Geschäftsmodell, das sich über 70
                             hochrangig: Fürst Franz Josef                                                  Jahre als äus­serst erfolgreich erwies.
                             II. von und zu Liechtenstein      Eine Idee, die bis heute Bestand hat         Heute heisst die ehemalige «Gerätebau-
                  hatte die Vorstellung einer industriellen    Im Herbst 1946 wurden als Provisorium        Anstalt» Oerlikon Balzers, und sie ist Teil
                  Tätigkeit in seinem Land, die der «Art       zwei Militärbaracken aufgestellt und die     des Surface Solutions Segments der Oerli-
                  der Bevölkerung» Rechnung tragen soll-       ersten Mitarbeiter nahmen ihre Arbeit        kon Gruppe, das 2014 nach der Übernah-
                  te – einerseits machte er sich über die      auf, während die neue Fabrik geplant         me der Beschichtungssparte Metco vom
                  einseitige bäuerliche Struktur seines        und gebaut wurde, die schon im Spät-         Sulzer-Konzern entstanden ist. Balzers ist
                  Landes Sorgen, wollte aber andererseits      sommer 1947 fertiggestellt war. Die völlig   dabei nicht nur Stammsitz des Unterneh-
                  auch keine Massenfertigung unterstüt-        neue Idee von Prof. Max Auwärter war,        mens geblieben, sondern erfuhr durch
top-Unternehmen

                  zen, die dem Wesen der hiesigen Men-         auf dem Gebiet der dünnen Schichten          die Einrichtung des Segment-Hauptsitzes
                  schen nicht entsprochen hätte. Zusam-        Fertigungsprozesse zu entwickeln und         sogar noch eine wesentliche Stärkung.
                  men mit dem Unternehmer Emil G.              die für eine industrielle Durchführung
                  Bührle finanzierte das Fürstenhaus da-       notwendigen Apparaturen selbst zu bau-       Unternehmergeist und Wissenschaft
                  her das neu gegründete Unternehmen           en. Dadurch wurden zum ersten Mal Pro-       Für Dr. Roland Herb, CEO des Seg-
                  mit 50 % des Kapitals; der Initiator Prof.   zess und Anlage zu einer Einheit, und        ments, ist die Geschichte des visionä-

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Ein gewiefter Schachzug 5 - Born Globals: Liechtenstein ist Meister Die Nachfolge regeln 17 - Volksblatt.li
ren Prof. Auwärter ein Sinnbild für das                                                                Ressourcen – ein wichtiger Aspekt unse-
Unternehmen. «Lösungen für Fragen zu                                                                   rer Arbeit. Denn wir sind stolz darauf,
finden, auf die die Industrie (noch) kei-                                                              dass unsere tägliche Arbeit auf Werten
ne Antwort hat, das liegt im Balzers-                                                                  wie Nachhaltigkeit, Tradition und Inno-
blut, ist sozusagen Teil unserer DNA.                                                                  vationskraft beruht», so Roland Herb.
Und ebenso der Mut, diese Ideen in die                                                                 Mehr als 100 Mitarbeitende, die meisten
Tat umzusetzen», umspannt er 70 Jahre                                                                  davon am Hauptsitz in Liechtenstein,
Innovations- und Firmengeschichte.                                                                     sind bei Oerlikon Balzers in der globalen
1974 begann das Unternehmen mit der                                                                    Forschung und Entwicklung tätig. Sie
Entwicklung von PVD-Schichten (PVD =                                                                   sind an der Spitze der Wissenschaft mit
Physical Vapour Deposition, zu Deutsch:                                                                dabei, publizieren regelmässig und wer-
physikalische Dampfabscheidung). Der                                                                   den als Experten zu internationalen
Durchbruch gelang im Jahr 1978 mit der                                                                 Fachkongressen eingeladen. Roland
Beschichtungsmarke BALINIT, die bis                                                                    Herb spannt den Bogen über 70 Jahre
heute – neben bahnbrechenden weiteren                                                                  Innovation: «Wir sind stolz auf unsere
Entwicklungen – ein wichtiges Stand-                                                                   eigenständigen Forschungen, die zu vie-
bein von Oerlikon Balzers ist. «Im Grun-                                                               len Schicht- und Anlagenentwicklungen
de geht es für uns immer darum, den                                                                    und zu über 1300 Patenten im Bereich
Verschleiss zu reduzieren und gleichzei-                                                               der Oberflächenlösungen geführt haben
tig die Effizienz zu steigern, egal ob es                                                              – und unser Unternehmen zum Techno-
sich um Formel-1-Motoren, Flugzeugtur-                        «Wir sind stolz auf unsere eigen-        logieführer bei Dünnfilm-Beschichtun-
binen, Kolbenbolzen für die Automobil-                        ständigen Forschungen, die zu vielen     gen gemacht haben.»            (Anzeige)
industrie, um Präzisionsinstrumente                           Schicht- und Anlagenentwicklungen
oder Werkzeuge für die plastik- oder me-                      und zu über 1300 Patenten im
tallverarbeitende Industrie handelt. Hö-                      Bereich der Oberflächenlösungen
here Effizienz und weniger Verschleiss                        geführt haben», unterstreicht
bedeuten schlussendlich geringeren                            Dr. Roland Herb, CEO des Surface
Schadstoffverbrauch und Schonung der                          Solutions Segment der Oerlikon Gruppe.

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             Am Standort Balzers sind Weltmarktführer zu Hause. Mit den hauchdünnen Schichten von Oerlikon Balzers
             werden die Leistungsfähigkeit und die Lebensdauer von Präzisionsbauteilen sowie Werkzeugen für die
             Metall- und Kunststoffverarbeitung wesentlich verbessert. Mit innovativen Lösungsansätzen beschreiten wir neue
             Wege, entwickeln Zukunftstechnologien und unterstützen unsere Region.
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Ein gewiefter Schachzug 5 - Born Globals: Liechtenstein ist Meister Die Nachfolge regeln 17 - Volksblatt.li
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                  Technologieführer bei Fahrzeugen für die Kanalreinigung und industrielle
                  Entsorgung sowie Mobil-Schreitbaggern. Mehr unter www.kaiser.li
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                  Kaiser. Leistung zählt.

10
Familienunternehmen auf
internationalem Wachstumskurs
Auch 2015 bestätigt die KAISER AG mit einem zweistelligen Wachstum in der
Gruppe, insbesondere auch am Standort Liechtenstein, ihre Rolle als
international führendes Unternehmen in den beiden Branchen Fahrzeuge für
die Kanalreinigung und industrielle Entsorgung sowie Mobil-Schreitbagger.

A
           ls liechtensteinisches Famili-
           enunternehmen, das in dritter
           Generation von Markus Kaiser
           geführt wird, ist KAISER heu-
te ein international tätiges Industrieun-
ternehmen mit Standorten in Liechten-
stein, Italien, Finnland, Österreich und
der Slowakei sowie weltweit über 100
Vertriebs- und Servicepartnern. Das
Unternehmen nimmt damit eine füh-
rende Marktposition ein und ist heute
so präsent wie noch nie.

Neuheiten mit internationaler
Messepräsenz
Dieses Jahr ist KAISER auf zwei Welt-
leitmessen in ihrer Branche vertreten.
Nachdem das Unternehmen auf der
bauma 2013 seine aktuelle Mobil-
Schreitbagger-Generation S10 und S12
Allroad erfolgreich präsentierte und
mit dem bauma Innovationspreis ausge-
zeichnet wurde, konnte man bei der
kürzlich in München veranstalteten
bauma 2016 wieder eine Produktneu-
heit vorstellen: den Zweiwegebagger         KAISER AquaStar: Die Branchenreferenz für Leistung, Effizienz und vielseitigen
S22 RR. Der universell einsetzbare S22      Einsatz. Produziert am Standort Liechtenstein.
Railroad ist speziell auf die Vorgaben
und Regulierungen im Bahnumfeld             zeug mit einer Wasserauf bereitungsan-    international stärken, aber gleichzeitig
ausgerichtet und konnte bereits kurz        lage über Beflockung ausgestattet, was    auch die sehr gut etablierten, regiona-
nach der Produkteinführung sehr gute        die Anwendungsbereiche nochmals           len Brands miteinbeziehen», so Markus
Markterfolge verbuchen.                     deutlich erhöht. KAISER wird diese und    Kaiser, CEO.                   (Anzeige)
Auch im Bereich der Fahrzeuge für die       weitere Neuheiten an der IFAT in Mün-
Kanalreinigung steht KAISER kurz vor        chen vom 30. Mai bis 3. Juni einem in-
der Einführung neuer Produkte. Die          ternationalen Publikum präsentieren.
Kaiser VakuumDestillation ermöglicht
die mobile Auf bereitung von Abwasser       Neuer Markenauftritt von KAISER
zu absolut sauberem Wasser auf der          – ein starkes Zeichen
technologischen Basis einer Destillation    Mit den in 2011 und 2014 getätigten Ak-
unter Vakuum. Diese Anwendungslö-           quisitionen zweier Unternehmen in
sung ist einzigartig und bereits weltweit   Finnland und Italien gelang der Schritt
                                                                                                                                  top-unternehmen

zum Patent angemeldet.                      zum weltweit führenden Hersteller im
Eine weitere Neuheit, der AquaStar WT       Bereich der Fahrzeuge für die Kanal-
(Water Treatment), besticht als Combi-      und Industriereinigung. An der IFAT       Der profilfreie Zweiwegebagger S22RR
Fahrzeug mit multiplen Einsatzmög-          wird die Gruppe erstmals mit der ge-      wurde an der bauma 2016 präsentiert
lichkeiten für den Spül-, Saug- oder Re-    meinsamen Markenpolitik auftreten.        und ist auf den Einsatz im Bahnumfeld
cycling-Einsatz. Zusätzlich ist das Fahr-   «Alle Marken sollen den Namen KAISER      ausgerichtet. (Fotos: ZVG)

                                                                                                                                      11
P R E M I U M PA RT N E R

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                                                                                                                      ☎ 00423/3702803
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 12
Grenzüberschreitende Mobilität:
Liechtensteins Erfolgsgeheimnis
70 Prozent der Arbeitskräfte in Liechtenstein wohnen entweder im benachbarten Ausland
oder besitzen keinen liechtensteinischen Pass. Diese Mobilität ist eine wirtschaftliche
Erfolgsgeschichte. Deshalb ist es wichtig, wie unser Land grenzüberschreitende Mobilität plant,
denn Zupendler werden weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Christian Frommelt und Roman
Büsser vom Liechtenstein-Institut erklären, wie die grenzüberschreitende Arbeitskräftemobilität
weiter verbessert werden kann.

Liechtenstein hatte per 31. Dezember 2014 insgesamt 19 551 Zupendler aus dem Ausland. Seit dem Jahr 1990 hat sich die
Anzahl der Zupendler – innerhalb von 24 Jahren – fast verdreifacht. (Foto: Roland Korner)

I
      m Zuge der Globalisierung wurde       Menschen täglich zurücklegen, um ei-      sitz der liechtensteinischen Staatsange-
      Mobilität zu einem Schlüsselbegriff   ner beruflichen Tätigkeit nachzugehen,    hörigkeit. Alle anderen Beschäftigten
      von Politik und Wissenschaft. Je      oder die Distanz zwischen Geburts-        hatten einen «Mobilitätsbezug», indem
      nach Kontext verfügt der Begriff      und Wohnort.                              sie entweder im benachbarten Ausland
                                                                                                                                  top-unternehmen

allerdings über eine unterschiedliche       Für Liechtenstein zeigt sich die grosse   wohnen und nach Liechtenstein pen-
Bedeutung. In diesem Beitrag wird Mo-       Bedeutung von Mobilität insbesondere      deln oder in Liechtenstein wohnhaft
bilität ausschliesslich im Sinne von        am Arbeitsmarkt. Im Jahr 2014 waren       sind, aber nicht über die liechtensteini-
räumlicher Mobilität verstanden. Kenn-      weniger als 30 Prozent der in Liechten-   sche Staatsangehörigkeit verfügen. Die-
werte einer solchen Mobilität sind bei-     stein beschäftigten Personen sowohl in    se hohe Arbeitskräftemobilität ist glei-
spielsweise die Wegstrecken, welche         Liechtenstein wohnhaft als auch im Be-    chermassen Ausdruck und Ursache

                                                                                                                                      13
der wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte      treten des Personenfreizügigkeitsab-       tigt. Damit sichern Zupendler nach
                  Liechtensteins in den vergangenen           kommens zwischen der Schweiz und           Liechtenstein einen beträchtlichen Teil
                  Jahrzehnten.                                der EU im Jahr 2002 waren dies noch        des Steueraufkommens natürlicher Per-
                                                              über 80 Prozent. Bei den Zupendlern        sonen in den einzelnen Werdenberger
                  An die 20 000 Pendler täglich               aus Österreich verfügen derzeit 83 Pro-    Gemeinden.
                  Möglich wurde diese Mobilität durch         zent über die österreichische Staatsan-    Interessant ist auch der Blick in die
                  verschiedene internationale Verträge        gehörigkeit, wobei sich der Anteil in      Lohnstatistik. Zwar gibt es bezüglich
                  und Vereinbarungen. Für Liechtenstein       den letzten Jahren nur geringfügig ver-    des Medianlohns in den einzelnen
                  ist das Abkommen über den Europäi-          ringert hat. Das Wohnsitzland hat dabei    Branchen teils grosse Unterschiede zwi-
                  schen Wirtschaftsraum (EWR) sowie           durchaus einen Einfluss auf den Ar-        schen Zupendlern und in Liechtenstein
                  die Personenfreizügigkeit zwischen der      beitsort. So arbeiten Zupendler aus Ös-    wohnhaften Personen, insgesamt liegt
                  Schweiz und der Europäischen Union                                                     der Medianlohn von Zupendlern aber
                  (EU) von herausragender Bedeutung.                                                     nur unwesentlich unter demjenigen von
                  Letztere ermöglicht es Personen mit ei-        «Möglich wurde diese Mobilität          in Liechtenstein wohnhaften Personen.
                  ner EWR-Staatsangehörigkeit, in der           durch verschiedene internationale        Dies kann als Indiz dafür gewertet wer-
                  Schweiz Wohnsitz zu nehmen und in              Verträge und Vereinbarungen.»           den, dass Zupendler im Durchschnitt
                  Liechtenstein zu arbeiten.                                                             über ähnliche berufliche Qualifikatio-
                  Per 31. Dezember 2014 waren in Liech-                                                  nen wie in Liechtenstein ansässige Be-
                  tenstein insgesamt 19 551 Zupendler aus     terreich häufiger in den Gemeinden         schäftigte verfügen und dass die grenz-
                  dem Ausland beschäftigt. Damit hat          Eschen, Mauren und Ruggell und Zu-         überschreitende Arbeitskräftemobilität
                  sich die Anzahl an Zupendlern seit 1990     pendler aus der Schweiz häufiger in        keinen negativen Effekt auf das Lohnni-
                  fast verdreifacht, während sich die Ein-    den Gemeinden Vaduz, Triesen und           veau in Liechtenstein hat. Der Median-
                  wohnerzahl in diesem Zeitraum um            Balzers.                                   lohn von Zupendlern ist ferner höher
                  «nur» 30 Prozent erhöhte. Trotz der                                                    als derjenige von in Liechtenstein
                  grossen Bedeutung der Zupendler für         Wichtige Steuerzahler                      wohnhaften Ausländern.
                  den Arbeitsmarkt Liechtensteins gibt es     im Heimatland
                  bisher keine fundierte Studie über die-     Die grosse regionale Bedeutung des         Mehr Einkommen,
                  se Form der Mobilität. Einzige Informa-     liechtensteinischen Arbeitsmarktes un-     entspannter Leben
                  tionsquelle ist die Beschäftigungsstatis-   terstreicht der Vergleich der Beschäfti-   Mit Blick auf die Mobilität von Arbeits-
                  tik. Die grosse Mehrheit der Zupendler      gungsstatistik Liechtensteins mit der      kräften unterscheidet die Literatur zwi-
                  wohnt demnach in der Schweiz (53 Pro-       Bevölkerungsstatistik des Wahlkreises      schen Push- und Pull-Faktoren. Wäh-
                  zent) oder in Österreich (42 Prozent).      Werdenberg. Demnach sind fast 20 Pro-      rend sich Push-Faktoren auf das Her-
                  Fast 60 Prozent der Zupendler aus der       zent der im Wahlkreis Werdenberg           kunftsland beziehen, beschreiben Pull-
                  Schweiz verfügen über die Schweizer         wohnhaften Personen im Alter von 15        Faktoren die Attraktivität des Ziellan-
                  Staatsangehörigkeit. Vor dem Inkraft-       bis 64 Jahren in Liechtenstein beschäf-    des. Zu den wichtigsten Push-Faktoren
top-Unternehmen

                  An die 70 Prozent des «arbeitenden Volkes» besitzt keinen liechtensteinischen Pass oder wohnen im benachbarten
                  Ausland. (Foto: Roland Korner)

 14
zählen dabei Zukunftsangst und Pers-
pektivlosigkeit zum Beispiel in Form
von (drohender) Arbeitslosigkeit im
Herkunftsland. Auch eine generelle Un-
zufriedenheit mit dem System beispiels-
weise aufgrund hoher Steuern und Ab-
gaben kann einen wichtigen Push-Fak-
tor darstellen.
Umgekehrt sind berufliche Aspekte wie
beispielsweise Karrieremöglichkeiten
sowie gesellschaftliche Aspekte wie
bessere Sozialleistungen oder Möglich-

   «Per 31. Dezember 2014 waren in
  Liechtenstein insgesamt 19 551 Zu-
pendler aus dem Ausland beschäftigt.»

keiten des interkulturellen Austausches
wichtige Pull-Faktoren. Der wichtigste
Pull-Faktor ist aber meist der Wunsch
nach einer Verbesserung der Einkom-
menssituation und damit einer Erhö-
hung des Lebensstandards. Entspre-
chend konzentriert sich die Pendlertä-
tigkeit in Europa hauptsächlich auf
Grenzregionen mit eindeutigen Lohn-
differenzen. Über einen hohen Anteil
an Zupendlern verfügen dabei insbe-
sondere Luxemburg mit 44 Prozent so-
wie einzelne Kantone der Schweiz, al-
len voran das Tessin mit 28 Prozent.
Im Unterschied zu Liechtenstein gilt in
Luxemburg und der Schweiz die volle
Personenfreizügigkeit. Das heisst, Zu-
pendler nach Luxemburg oder in die
Schweiz mit einer EWR-Staatsangehö-
rigkeit hätten grundsätzlich auch die
Möglichkeit, dort zu wohnen. Ein Blick
in die entsprechenden Statistiken zeigt    «Der wirtschaftliche Erfolg Liechtensteins und der Region Rheintal ist ein
allerdings, dass in prosperierenden        Beispiel grenzüberschreitender Zusammenarbeit und Mobilität», unterstreichen
Grenzregionen die Anzahl an Zupend-        Christian Frommelt (links) und Roman Büsser. (Foto: Paul Trummer)
lern trotz Personenfreizügigkeit meist
weiter wächst. So hat sich zum Beispiel    leicht überdurchschnittliche Zuwande-      ter zu verbessern. Dazu zählen insbe-
im Kanton Tessin der Anteil an auslän-     rung aus. Nichtsdestotrotz folgt aus der   sondere die Verkehrsinfrastruktur und
dischen Zupendlern an der Gesamtbe-        Beschäftigungs- und Bevölkerungsent-       das Sozialversicherungsrecht. Denn der
                                           wicklung dieser Kantone, dass in           wirtschaftliche Erfolg Liechtensteins
                                           Grenzregionen selbst bei voller Perso-     und der Region Rheintal in den vergan-
                                           nenfreizügigkeit ein bedeutender Teil      genen Jahrzehnten ist nicht zuletzt vor
  «Im Jahr 2014 waren weniger als
                                           der Nachfrage nach Arbeitskräften          allem ein Beispiel erfolgreicher grenz-
   30 Prozent der in Liechtenstein
                                           durch Zupendler gedeckt wird und die       überschreitender Zusammenarbeit und
   beschäftigten Personen sowohl
                                           Mehrheit der Zupendler weiterhin im        Mobilität.
    in Liechtenstein wohnhaft als
                                           Heimatland wohnhaft bleibt.
auch im Besitz der liechtensteinischen
                                           Mit Blick auf Liechtenstein bedeutet
        Staatsangehörigkeit.»
                                           dies wiederum, dass unabhängig da-
                                           von, wie Liechtenstein seine Zuwande-
                                                                                        Autoren des Artikels
                                                                                                                                top-unternehmen

                                           rungspolitik künftig ausrichten wird,       Christian Frommelt ist Forschungs-
schäftigung seit 2002 von 17 auf 28 Pro-   Zupendler weiterhin eine zentrale Rolle     beauftragter Politikwissenschaft.
zent erhöht. Die Anzahl an Zupendlern      für den Arbeitsmarkt spielen werden.        Roman Büsser ist Doktorand im
erhöhte sich dadurch um 85 Prozent.        Entsprechend wichtig ist es, die Rah-       Fachbereich Politik. Beide arbeiten
Zwar weisen die meisten Schweizer          menbedingungen der grenzüberschrei-         am Liechtenstein-Institut in Bendern.
Grenzkantone seit 2002 ebenfalls eine      tenden Arbeitskräftemobilität stets wei-

                                                                                                                                    15
«In jungen Jahren konnte ich
                  mir dank Tankstellendienst
                  schon früh ein Töffli leisten»
                  Seit 65 Jahren gibt es die Mühleholz Garage bereits. «Top-Unternehmen» hat Geschäftsleiter
                  Andy Frommelt, der schon seit 45 Jahren im Familienbetrieb arbeitet, zum Gespräch getroffen.

                  «Top-Unternehmen»: Herr From-                                                          stellers ausstösst, umso teurer wird es.
                  melt, wie hat alles angefangen?                                                        Das kann einen Autobauer viel Geld
                  Andy Frommelt: Im Jahr 1950 errich-                                                    kosten.
                  tete mein Vater, Andreas Frommelt, ne-
                  ben der heutigen Garage sein Wohn-                                                     Ein Elektroauto im Sortiment zu
                  haus – plus angebauter Werkstatt und                                                   haben, macht also durchaus Sinn.
                  Tankstelle, die ihre Tore Anfang 1951                                                  Auch hier wurde schon früh stark in-
                  offiziell öffneten. Zusammen mit einem                                                 vestiert. Renault zeigte sich zudem in-
                  Mitarbeiter wurde dort zuerst «alles re-                                               novativ: Zu erwähnen ist dabei der au-
                  pariert und einfach gschaffet», bevor                                                  genfällige «Twizy» – ein kleiner Zwei-
                  die Mühleholz Garage fünf Jahre später                                                 plätzer, der vor allem für kurze Arbeits-
                  zum offiziellen Renault-Vertreter auf-                                                 wege gut geeignet ist. Rund 20 Stück
                  stieg. Übrigens: Sechs der neun From-                                                  sind bei uns schon verkauft worden.
                  melt-Sprösslinge arbeiteten einmal in                                                  Dann gibt es natürlich noch den «Zoe»
                  der Garage des Vaters.                                                                 – ein Fünfplätzer, der sich kaum von ei-
                                                                                                         nem herkömmlichen Auto unterschei-
                  Da kamen Sie sicherlich schon früh         Andy Frommelt ist seit 1971 bei             det. Meiner Meinung nach ist er auf-
                  mit Automobilien in Kontakt?               der Mühleholz Garage Vaduz tätig –          grund seines Designs das «erste schöne
                  Wir Kinder waren schon immer in den        heute als Geschäftsführer und               Elektroauto». Auch dieses Modell ver-
                  Betrieb involviert – vor allem beim        Verkäufer. (Foto: ZVG)                      kauft sich bei uns gut.
                  Tankstellendienst. Damals war es gang
                  und gäbe, dass jemand die Zapfsäule        Die 1970er- und 1980er-Jahre waren in       Jetzt gibt’s ja auch noch 3000 Fran-
                  bedient. Sobald es geklingelt hat, egal    Liechtenstein vom Wachstum und den          ken Subvention für alle Elektroau-
                  ob man gerade beim Mittagessen war,        Autoverkäufen her gute Zeiten. Wir hat-     tos – das ist doch eine feine Sache?
                  musste einer von uns zur Tankstelle        ten in der Vergangenheit übrigens nicht     Die Aktion der LKW und LIFE Klima­
                  sprinten – oder besser «durfte»: Denn      nur Renault-Modelle im Sortiment. Ich       stiftung hilft uns natürlich und wird den
                  es gab ja immer ein kleines Trinkgeld –    kann mich noch gut an die Borgwards,        Verkauf sicherlich noch fördern. Übri-
                  egal ob 20 oder 50 Rappen. Das war da-     Triumphs oder Austins erinnern, die         gens: So kostspielig sind Elektroautos ja
                  mals viel Geld. So konnten wir uns         wir ebenfalls verkauften – diese Marken     auch nicht mehr. Das teuerste mit allem
                  schon früh ein «Mopetle» leisten.          gibt es aber alle nicht mehr.               Drum und Dran gibt es bei uns für
                                                                                                         23 500 Franken – alle Förderungen und
                  Dann sind Sie auch direkt in das           Die Mühleholz Garage ist Renault            Aktionen abgezogen, kommt man dann
                  Familiengeschäft eingestiegen?             60 Jahre treu geblieben. Was zeich-         noch auf rund 18 000 Franken. Das ist
                  Nicht ganz. Meine KV-Lehre absolvierte     nete diesen Autohersteller aus?             dann wirklich günstig.       Hannes Matt
                  ich in einem anderen Betrieb. Ich hätte    Deren Fahrzeuge sind von Anbeginn als
                  auch etwas anderes machen können.          bequeme Autos konzipiert worden – et-
                  Mein Wunsch war aber schon immer, in
                  der Garage des Vaters zu arbeiten. Ob-
                                                             wa mit guter, weicher Federung. Des-
                                                             halb waren sie bei schlechten Strassen-
                                                                                                                      Kontakt
                  wohl ich nicht klassischer Mechaniker      verhältnissen sehr beliebt, die gab es       Mühleholz-Garage AG
                  geworden bin – von der Büroarbeit bin      früher in Liechtenstein zuhauf. Zudem        Landstrasse 126
                  ich dann in den Verkauf gewechselt –       zeichnete sich Renault durch Neuent-         9490 Vaduz
top-Unternehmen

                  haben mich Autos schon immer faszi-        wicklungen aus und brachte immer             Tel. +423 239 80 90
                  niert. Und der Beruf des Autoverkäu-       wieder völlig neue Autos auf den Markt.      Fax +423 239 80 91
                  fers gefällt mir immer noch.               Erwähnenswert ist auch die Sparsam-          info(at)auto.li – www.auto.li
                                                             keit der Renault-Motoren. Das hat Vor-
                  Wie haben Sie die Entwicklung des          teile, etwa bei den CO 2 -Werten. Denn je
                  Autohandels in Erinnerung?                 mehr eine Fahrzeugpalette eines Her-

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Für die Nachfolgeregelung
gibt es keinen Königsweg
Die Frage, wer das Unternehmen nach der Pensionierung des Geschäftsinhabers weiterführen
wird, ist nicht immer leicht zu beantworten. Oftmals wird die Antwort auf die lange Bank
geschoben. Die Erfahrung zeigt, dass die Nachfolgeplanung fünf bis sieben Jahre in Anspruch
nehmen kann. Robert Sutter erklärt, welche Schritte wichtig sind, damit das Unternehmen
auch in Zukunft «eine gute Falle macht».

«Die Erfahrung zeigt, dass bis zu einer definitiven Nachfolgelösung häufig mehrere Versuche und Ansätze nötig sind»,
unterstreicht Betriebsökonom Robert Sutter. (Foto: Nils Vollmar)

D
                                                                                                                                 top-unternehmen

          ie Unternehmenslandschaft      durch ihre Eigentümerstruktur immer          Unternehmer dar. Obwohl die frühzeiti-
          in Liechtenstein und der       wieder vor besondere Herausforderun-         ge Nachfolgeplanung für das generatio-
          Schweiz ist von KMU und        gen gestellt. Dies trifft auch beim The-     nenübergreifende Fortbestehen eines
          insbesondere Familienunter-    ma der Nachfolgeregelung zu. Die Nach-       Familienunternehmens erfolgsentschei-
nehmen geprägt. Sie bilden das Rück-     folgelösung stellt häufig die letzte gros-   dend ist, zeigt die Erfahrung, dass sich
grat unserer Wirtschaft, sind jedoch     se berufliche Herausforderung für den        viele Unternehmer oft zu wenig oder

                                                                                                                                     17
zu spät mit der Thematik auseinander-       Diesbezüglich ist eine sachliche Beur-     ternehmen dabei über mehrere Jahre
                  setzen.                                     teilung der Ausgangssituation entschei-    hinaus belasten.
                  Viele Familienunternehmen blicken auf       dend. Der frühe Einbezug der nachfol-
                  eine jahrzehntelange Entwicklung zu-        genden Generation ist zudem förderlich     Verkauf an ein Drittunternehmen
                  rück, welche sehr stark durch die trei-     für das Gelingen der Nachfolge.            Die letzte hier dargestellte Nachfolge-
                  bende Kraft des Eigentümers geprägt                                                    variante ist der Verkauf an ein anderes
                  war. Der Unternehmer war und ist da-        Einsetzung externer Geschäftsführer        Unternehmen, zum Beispiel einen Mit-
                                                              Eine weitere Möglichkeit ist die Einset-   bewerber. Wenn sich durch den Zusam-
                                                              zung eines externen Geschäftsführers       menschluss betriebliche Synergieeffek-
                                                              (ohne Eigentumsübertragung). Diese         te (zum Beispiel Kosteneinsparungen)
                           «Die Nachfolgelösung
                                                              Lösung bietet sich zum Beispiel an,        oder eine bessere Marktpositionierung
                       stellt häufig die letzte grosse
                                                              wenn eine familieninterne Nachfolge in     (zum Beispiel Ausweitung des Marktge-
                      berufliche Herausforderung für
                                                              Aussicht steht, aber noch nicht umge-      biets oder des Produktangebots) erge-
                          den Unternehmer dar.»
                                                              setzt werden kann, weil der Nachfolger     ben, lässt sich in der Regel ein höherer
                                                              noch in Ausbildung ist oder weitere ex-    Verkaufspreis verhandeln.
                                                              terne Erfahrung sammeln möchte. Mit        Unabhängig von den beschriebenen
                  bei mit seinem unternehmerischen            einem aussenstehenden Geschäftsfüh-        Nachfolgevarianten berücksichtigt eine
                  Denken und Handeln sowie seiner Füh-        rer kann diese Zeit überbrückt werden.
                  rungskompetenz meistens der Haupt-          Die Suche nach der passenden Füh-
                  verantwortliche für das Erreichte. Die      rungskraft ist jedoch gerade bei stark        «Der Unternehmer muss sich
                  Identifikation und die emotionale Ver-      personenabhängigen Unternehmen ei-         Gedanken zu seiner zukünftigen Rolle
                  bindung des Eigentümers mit seinem          ne Herausforderung. Ebenfalls von Be-        bzw. Lebenssituation machen.»
                  Unternehmen sind daher verständli-          deutung ist die Schaffung von entspre-
                  cherweise meist sehr stark.                 chenden unternehmerischen Anreizen
                  Diese starke Verbindung ist aber mit        (beispielsweise Erfolgsbeteiligung).       gute Nachfolgeplanung stets die Pers-
                  ein Grund dafür, dass sich Unterneh-                                                   pektive des Unternehmers und des Un-
                  mer oft zu wenig oder zu spät mit dem       Management-Buy-Out bezie-                  ternehmens.
                  Thema Nachfolgeregelung befassen.           hungsweise Management-Buy-In
                  Die eigene Firma bedeutet für die Ei-       Eine weitere Option kann der Unter-        Perspektive Unternehmer
                  gentümer Lebensinhalt. Die Vorstel-         nehmensverkauf an eine bereits für das     Einerseits sind zu Beginn die persönli-
                  lung, nicht mehr gebraucht zu werden,       Unternehmen tätige Kaderperson (Ma-        chen Vorstellungen und Wünsche des
                  kann Sorge bereiten. Zudem wird das         nagement-Buy-Out) sein. Denkbar ist        Unternehmers sowie sein privates Um-
                  Thema vielfach auf die lange Bank ge-                                                  feld (beispielsweise Familie, Vermö-
                  schoben, weil der Unternehmer immer                                                    genssituation) aufzunehmen. Der Un-
                  noch sehr stark im operativen Geschäft                                                 ternehmer muss sich Gedanken zu sei-
                                                                   «Die Vorstellung, nicht mehr
                  involviert ist oder kein geeigneter, fa-                                               ner zukünftigen Rolle bzw. Lebenssitu-
                                                                      gebraucht zu werden,
                  milieninterner Nachfolger in Aussicht                                                  ation machen. Eine frühzeitige Ausein-
                                                                      kann Sorge bereiten.»
                  steht.                                                                                 andersetzung ist wichtig und stärkt
                  Die Erfahrung zeigt, dass es nie zu früh                                               letztlich die psychologische Fähigkeit,
                  ist, sich mit seiner eigenen Ablösung zu                                               loszulassen. Andererseits bildet die
                  befassen. Idealerweise beginnt der Pro-     auch die Übertragung an eine oder          persönliche Vorsorgeplanung einen
                  zess der Nachfolgeplanung fünf bis sie-     mehrere externe Führungskräfte (Ma-        weiteren wichtigen Aspekt. Der aus der
                  ben Jahre vor dem eigentlichen Rück-        nagement-Buy-In). Der Kaufpreis wird       Unternehmensübertragung zu realisie-
                  trittszeitpunkt. Dabei ist zu beachten,     in diesen Fällen oftmals über die zu-      rende Erlös bildet oft einen wichtigen
                  dass eine erfolgreiche Nachfolge viele      künftige Ertragskraft des Unterneh-        Bestandteil der Altersvorsorge. Zudem
                  Aspekte abdecken muss und schluss-          mens beziehungsweise mittels Kreditge-     ist die Nachfolge bei familieninternen
                  endlich stets eine Individuallösung ist.    währung des abtretenden Unterneh-          Lösungen meist auch mit erbrechtli-
                  Nachfolgend werden mögliche Nachfol-        mers finanziert. Die Amortisation der      chen Fragen verknüpft. Insbesondere,
                  gevarianten beschrieben.                    entsprechenden Kredite kann ein Un-        wenn das Unternehmen ein zentraler

                  Familieninterne Nachfolge
                  Die familieninterne Nachfolge durch
                  die nächste Generation ist für viele Un-
                  ternehmer die präferierte Variante. In
                                                                              So funktioniert die Nachfolge
                  der Praxis ist diese Lösung jedoch nicht     Schritt 1: Nachfolgeregelung frühzeitig starten und ca. fünf bis
                  immer umsetzbar, beispielsweise weil                     sieben Jahre einberechnen.
                  die Nachkommen einen anderen beruf-          Schritt 2: Vorstellungen und Wünsche des Unternehmers ins Visier nehmen.
top-Unternehmen

                  lichen Weg gehen möchten. Zudem ist          Schritt 3: I ST-Situation des Unternehmens gegenüberstellen und
                  es auch bei der familieninternen Nach-                   Nachfolgevarianten evaluieren.
                  folge äusserst wichtig, dass der oder die    Schritt 4: M assnahmen zur Zielerreichung definieren und Zeitplan erstellen.
                  Nachfolger die erforderlichen Fähigkei-      Schritt 5: Vorbereitungsmassnahmen und Nachfolgelösung konsequent
                  ten und den entsprechenden Willen für                    umsetzen.
                  die Unternehmensführung mitbringen.

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Die Unternehmenslandschaft in unserem Land ist von KMU und insbesondere von Familienunternehmen geprägt.
Dabei wird die Eigentümerstruktur immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, dies vor allem, wenn es um die
Nachfolgeregelung geht. (Foto: Liechtenstein Tourismus)

Vermögensbestandteil ist, sind häufig     Ebenso wichtig ist aber auch die geziel-   folgsfaktor ist der frühzeitige Start der
Ausgleichsleistungen an weitere Erbbe-    te Vorbereitung des Nachfolgers auf sei-   Nachfolgeplanung durch den Unterneh-
rechtigte nötig. Eine wichtige Rolle      ne zukünftige Aufgabe. Zudem muss          mer. Ebenso wichtig ist aber auch, dass
spielt dabei auch die Einschätzung des    auch die Organisation, beispielsweise      der Unternehmer auf qualifizierte Un-
Unternehmenswerts, zu welchem der         mittels transparenter Kommunikation,       terstützung von Experten und Aussen-
                                          auf den Führungswechsel vorbereitet        stehenden zählen kann.
                                          werden. Die Erfahrung zeigt, dass bis
 «Ebenso wichtig ist aber auch, dass      zu einer definitiven Nachfolgelösung
  der Unternehmer auf qualifizierte       häufig mehrere Versuche und Ansätze
  Unterstützung von Experten und
  Aussenstehenden zählen kann.»
                                          nötig sind. In der Vorbereitungsphase
                                          muss das Unternehmen so weit struktu-
                                                                                         Autor des Artikels
                                          riert werden, dass es ein interner oder     Robert Sutter, MBA, Betriebsökonom
                                          externer Nachfolger übernehmen kann         FH ist Geschäftsführer und Mitinha-
Nachfolger den Betrieb übernehmen         und will. Oft steht dabei auch die Tren-    ber der AXALO Unternehmensbera-
kann. Nicht zu vernachlässigen sind zu-   nung von Privat- und Unternehmens-          tung AG. Die AXALO ist eine Gruppe
dem steuerliche Implikationen.            vermögen im Vordergrund (zum Bei-           von sechs Unternehmen, welche ih-
                                          spiel Entlastung der Bilanz um nicht        ren Kunden bei den Themen Immo-
Die Perspektive des Unternehmens          betriebsnotwendige Vermögensteile).         bilien, Buchhaltung, Unternehmens-
                                                                                                                                 top-unternehmen

Im Rahmen der Nachfolgeplanung darf       Für jedes Unternehmen ist eine indivi-      beratung, Versicherungsberatung,
auch die Perspektive des Unterneh-        duelle Lösung zu entwickeln, welche         Steuerberatung sowie Unterneh-
mens nicht vernachlässigt werden. Die     nebst betriebswirtschaftlichen, rechtli-    mensverkauf beratend zur Seite
erfolgreiche Übergabe und die weitere     chen, steuerlichen und finanziellen As-     steht. AXALO Kompetenz aus einer
Entwicklung hängen stark von der          pekten auch persönliche Fragen umfas-       Hand.
Wahl des geeigneten Nachfolgers ab.       send berücksichtigt. Ein wichtiger Er-

                                                                                                                                     19
WOLF Design in Schaan:
                  Grafik, Druck und Fotografie
                  Jeannine Wolf hat eine neue Marktlücke erkannt und Nägel mit Köpfen
                  gemacht. Qualität und Kundennähe stehen dabei im Vordergrund. Ab dem
                  5. August dieses Jahres ist nicht nur die Geschäftsadresse neu (Landstrasse
                  57 in Schaan), die Jungunternehmerin bietet auch zwei Onlineshops mit
                  frischen Ideen und interessanten Produkten. Reinschauen bringt Gewinn.

                  D
                             ie Druckereien in Liechtenstein
                             sind vor allem auf Grossaufträ-
                             ge ausgerichtet. Kleinere Fir-
                             men oder Privatpersonen se-
                  hen sich daher oft gezwungen, ihre De-
                  signs, Drucke oder Gravuren im Ausland
                  anfertigen zu lassen, denn der Preis bei
                  Grossdruckereien ist für kleine bis mittle-
                  re oder eben individuelle Druckaufträge
                  verhältnismässig hoch. Diesem Problem
                  ist nun Abhilfe geschaffen. Seit Dezember
                  2014 können derartige Aufträge bei der
                  Firma WOLF design&print in Schaan in
                  Auftrag gegeben werden.
                  Die meisten Aufträge werden im eigenen
                  Produktionsraum realisiert. Vor allem bei
                  persönlichen Gegenständen, welche man
                  ungern ins Ausland schickt, spielt dies ei-
                  ne grosse Rolle. «Um beispielsweise ein
                  iPhone zu gravieren, benötige ich ledig-
                  lich eine Stunde», verdeutlicht Jeannine
                  Wolf den grossen Vorteil ihres Konzepts.

                  Breites Geschäftsfeld
                  Jeannine Wolf ist gelernte Medienfach-
                  frau für Mediendesign. Dies ist eine poly-
                  technische Ausbildung, weshalb sie in ih-
                  rem Geschäft auch unterschiedliche
                  Dienstleistungen anbieten kann. Diese
                  reichen vom Grafikdesign, Druck und Fo-
                  tografie bis hin zu Lasertechnik. Vor al-
                  lem Letzteres ist in Liechtenstein in die-
                  ser Form ein Novum. Mit Lasertechnik
                  können Gravuren auf unterschiedlichsten
                  Materialien vorgenommen, Acrylschrif-
                  ten und dank der Partnerschaft mit Tro-       «Nur wenn ich auf jeden Kunden individuell eingehe, entsteht das optimale Pro-
                  dat auch Stempel innert Kürze hergestellt     dukt», unterstreicht die Geschäftsinhaberin Jeannine Wolf. (Fotos: P. Trummer/ZVG)
                  werden. Sowohl bei Gravuren als auch
top-Unternehmen

                  bei Drucksachen können Kunden ihre ei-        Im Internet einzukaufen, ist gefragt. Ein-   nem Klick. Beim Trodat-Shop können bei-
                  genen Sujets mitbringen oder von der          fach und zeitunabhängig Produkte zu be-      spielsweise Stempel, Wunschgravuren
                  kreativen Geschäftsführerin das Wunsch-       stellen, gehört heute zu den Dienstleis-     und weitere Druckartikel bestellt werden.
                  motiv für die individuelle Glasgravur         tungen eines innovativen Unternehmens.       «Beim Geschenkartikel-Shop können
                  oder das T-Shirt zum Junggesellenab-          Auch Wolf design&print bietet ab dem         Kunden den eigenen Artikel individuell
                  schied designen lassen.                       1. August das bequeme Einkaufen mit ei-      und einfach gestalten. Das Produkt kann

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anschliessend bei uns abgeholt werden
oder wir schicken es an die gewünschte
Adresse», unterstreicht Jeannine Wolf. Ei-
ne weitere Neuheit bietet die Produktfo-
tografie. Der Artikel wird dabei in 3D-An-
sicht fotografiert, so können sich Stilrich-
tungen und Effekte einheitlich durchzie-
hen.
Unabhängig davon, welche Dienstleistung
gewünscht werde, und egal, wie vielfältig
ein Auftrag auch sein möge, sei es sehr
wichtig, stets offen und anpassungsfähig
zu bleiben. «Nur wenn ich auf jeden Kun-
den individuell eingehe, entsteht das op-
timale Produkt», ist sich die selbstbe-
wusste Geschäftsfrau sicher. Und ihre bis-
herigen Aufträge geben ihr recht. Neben
Privatpersonen und kleineren Institutio-
nen gehören auch namhafte Liechtenstei-
ner Traditionsbetriebe wie beispielsweise
die Ospelt AG, die Hilti AG oder das           Ab dem 5. August ist WOLF design&print in der Landstrasse 57 zu finden.
«Liechtensteiner Volksblatt» zu den Kun-
den der Jungunternehmerin.

Ökonomisch sinnvoll
Die WOLF design&print bietet ein at-
traktives Gesamtpaket. Ob es dabei um
die neue Corporate Identity oder eine
individuell bedruckte Tasse zum Ge-
burtstag der Tante geht, spielt keine
Rolle. Die wettbewerbsfähigen Preise
für individuelle Beratung, Planung und
Umsetzung, gekoppelt mit der geografi-
schen Nähe, sind ökonomisch durchaus
interessant.                   (Anzeige)

   WOLF design&print
 Zollstrasse 84, 9494 Schaan
 (neu ab 5. August 2016:                       Im neuen Schauraum werden viele neue Ideen präsentiert. Hier ein kleiner
 Landstrasse 57, 9494 Schaan)                  Einblick in 3D-Ansicht.
 Telefon: +423 / 232 62 00
 Mobil: +423 / 791 62 00

 Öffnungszeiten:
 Montag bis Freitag:
 9 bis 12 Uhr und 13 bis 18 Uhr

 Kernkompetenzen:
 Grafikdesign, Druck,
 Fotografie, Lasertechnik

 jeannine@wolf-design.li
 www.wolf-design.li
                                                                                                                                        top-unternehmen

                                               Individuelle Einzelstücke wie gravierte Gläser und Acyrlschriften sind ein echter Hit.

                                                                                                                                            21
Digital Fempreneurs: Wie Frauen
                  neue Geschäftschancen nutzen
                  Egal, ob sie Anne Bezancon (www.placecast.net), Lisa Falzone (www.revelsystems.com), Ida Tin,
                  Béatrice Merlach, Anna Alex oder Julia Bösch heissen – heute nutzen viele Frauen die Chance,
                  welche ihnen die digitale Wirtschaft bietet. Die Hochschuldozentin Barbara Fuchs erklärt ihre
                  Geschäftsdynamik und streicht heraus, dass der Erfolg auf einem Mix aus maskulinen und
                  femininen Eigenschaften beruht.

                  D
                             ie unternehmerische Aktivität
                             hat seit den 1990er-Jahren
                             deutlich an Fahrt aufgenom-
                             men. Österreich verzeichnete
                  im Jahr 2015 beachtliche 29 561 neue
                  Unternehmen (plus 4,8 %). Nach drei
                  Jahren sind acht von zehn noch am
                  Markt; zwei Drittel (68 %) überleben
                  langfristig. Jede Neugründung schafft
                  im österreichischen Durchschnitt rund
                  2,5 neue Arbeitsplätze. Gründeten Ende
                  der 1990er-Jahre vor allem die über
                  Vierzigjährigen, sind es jüngst vor al-
                  lem junge Menschen im Alter zwischen
                  25 und 35 Jahren, die den Schritt in die
                  Selbstständigkeit wagen. In Österreich
                  und der Schweiz liegt der Frauenanteil

                       «Gründerinnen zahlenmässig
                            bald gleichauf.»

                  bereits bei rund 40 %. Die meisten
                  Gründerinnen geben als Motivation an,
                  dass sie «ihre eigene Chefin sein» und
                  ihre «Ideen verwirklichen» wollen.
                  Zwei Drittel der Gründerinnen schätzen
                  ausserdem die flexiblere Zeit- und Le-
                  bensgestaltung.
                  Mitverantwortlich für das höhere un-
                  ternehmerische Engagement von Frau-
                  en ist die Digitalisierung der Wirt-
                  schaft. Sie eröffnet Frauen in jenen Sek-
                  toren, in denen sie traditionell stark
                  vertreten sind, wie etwa der Freizeit-
                  und Kreativwirtschaft, der Beratung,
                  im Tourismus, im Einzelhandel und im
                  Gesundheitssektor, innovative Ge-
                  schäftsmodelle, deren Reichweite sie
top-Unternehmen

                  dank dem Einsatz von Informations-
                  und Kommunikationstechnologien
                  rasch und kostengünstig erhöhen kön-
                  nen. Was sich im Kleinen und auf loka-      «Die meisten Gründerinnen geben als überwiegende Motivation an,
                  ler Ebene nicht rechnet, wird, bezogen      dass sie ‹ihre eigene Chefin sein› und ihre ‹Ideen verwirklichen› wollen»,
                  auf eine breite und internationale Basis    sagt Hochschuldozentin Barbara Fuchs. (Fotos: Michael Zanghellini/ZVG)

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