Einblicke in Corona-Zeiten - Kaiserswerther Diakonie

 
WEITER LESEN
Einblicke in Corona-Zeiten - Kaiserswerther Diakonie
Kaiserswerther
     Mitteilungen
     Das Magazin der Kaiserswerther Diakonie | 155. Jahrgang, SONDERAUSGABE

Einblicke
 in Corona-Zeiten
Einblicke in Corona-Zeiten - Kaiserswerther Diakonie
Editorial

Über uns
Die Kaiserswerther Diakonie (KWD) zählt zu den großen                     Liebe Leserinnen und Leser!
­diakonischen ­Unternehmen in Deutschland. Sie wurde 1836 durch           Eigentlich waren wir dabei, ein völlig anderes Heft
 Pfarrer ­T heodor F­ liedner und seine Frau Friederike gegründet. Mit    der Kaiserswerther Mitteilungen vorzubereiten. Doch
 rund 2.600 Be­schäftig­ten in den Bereichen Bildung und Erziehung,       dann wurde aus dem lokalen Ereignis einer Virus­
 Soziale Dienste, ­Altenhilfe und ­Gesundheit sowie mehreren Tochter-     infektion im fernen Wuhan eine weltweite Pandemie.
 unternehmen bietet die KWD in der ­Region ein umfassendes Leis-          Die ­globalisierte Hochgeschwindigkeitswelt, zu der wir
 tungsspektrum für Menschen in verschiedenen Lebenslagen.                 die Schöpfung Gottes umgestaltet haben, sorgte dafür,
Weitere Informationen finden Sie unter:                                   dass das neuartige Coronavirus sehr schnell auch nach
www.kaiserswerther-diakonie.de                                            Deutschland kam und unser aller Leben auf den Kopf
www.florence-nightingale-krankenhaus.de                                   stellte. Damit veränderte sich natürlich auch das Leben
www.fliedner-fachhochschule.de                                            und Arbeiten in der Kaiserswerther Diakonie.
                                                                          Das Krankenhaus musste sich auf einen erhöhten
                                                                          Andrang von COVID-19-Patienten vorbereiten – zu
                                                                          dem es dann zum Glück nicht kam. Kitas und Schu­
Impressum
                                                                          len wurden geschlossen, Heime der Altenhilfe und
Kaiserswerther Mitteilungen, Sonderausgabe 2020
                                                                          der Eingliederungshilfe bekamen Betretungsverbote.
Herausgeber: Vorstand der Kaiserswerther Diakonie
Alte Landstr. 179, 40489 Düsseldorf                                       Not­programme wurden aufgesetzt, vertraute Arbeits­
Fon 0211.409 0, info@kaiserswerther-diakonie.de                           formen verändert und manches wurde auch ganz neu
Redaktion: Klaus Riesenbeck, Vorstand,                                    erfunden. Viele Einrichtungen gingen in Arbeit unter –
Despina Lazaridou-Daub, Unternehmens­kommunikation                        und anderen war die Arbeit weggebrochen, sodass Mit­
Texte: Katharina Bauch (kb), Isabelle D
                                      ­ e ­Bortoli, H
                                                    ­ annah Esser (he),   arbeitende in Kurz­arbeit gehen mussten. Eine für uns
Despina Lazaridou-Daub (dld), Dr. Janine van Ackeren                      alle völlig neue Erfahrung.
 Fotos / Illustration: Frank Elschner, Bettina Engel-Albustin,            Bei so vielen, teilweise tiefgreifenden Veränderungen
 Rendel Freude, Sabine Hanna, Matthias Sandmann, Claudia Witte,
                                                                          gleichzeitig hakte es natürlich an der einen oder ande­
­Adobe Stock
                                                                          ren Stelle auch einmal. Insgesamt aber ist es dank des
Grafik: Jan van der Most, Düsseldorf
                                                                          enormen Einsatzes unserer Mitarbeitenden erstaunlich
Druck: B & W Druck & Marketing
                                                                          gut gelungen, die Situation zu bewältigen und die An­
Auflage: 10.000 Exemplare
                                                                          gebote für die von uns begleiteten und betreuten Men­
Mitglied im Gemeinschaftswerk der Evangelischen P­ ublizistik (GEP)
Mitglied im Diakonischen Werk der Evangelischen K­ irche im Rheinland
                                                                          schen aufrechtzuerhalten. Das erfüllt mich mit großer
                                                                          Dankbarkeit und macht mich zuversichtlich im Blick
                                                                          auf künftige Herausforderungen. Denn: Die Corona-
Informationen zum Datenschutz
                                                                          Pandemie ist noch lange nicht vorbei.
Mit den Kaiserswerther Mitteilungen informieren wir Sie regelmä-
ßig über Entwicklungen und Neuigkeiten aus der Kaiserswerther             In das, was sich in dieser ersten Phase der Pandemie
Diakonie. Wir möchten Sie daher darauf hinweisen, dass Ihre Ad-           bei uns ereignet hat, möchten wir Ihnen mit dieser Aus­
ressdaten in unserem Verteiler für den Versand der Kaiserswerther         gabe der Kaiserswerther Mitteilungen einen kleinen
Mitteilungen gespeichert sind. Die Verarbeitung Ihrer Adressdaten
erfolgt (auch mithilfe von Beauftragten) aufgrund Ihrer Einwil-
                                                                          Einblick geben.
ligung. Diese Einwilligung kann von Ihnen jederzeit widerrufen
werden. Sie können den Widerspruch auch per E-Mail senden an
info@kaiserswerther-diakonie.de. Durch den Widerruf entstehen
                                                                          Mit herzlichen Grüßen
Ihnen keine Nachteile.                                                    Ihr Klaus Riesenbeck

2
Einblicke in Corona-Zeiten - Kaiserswerther Diakonie
Wir sagen Danke!
Die Kaiserswerther Diakonie erfährt in der Corona-Pandemie viel Solidarität
und Unterstützung von Unternehmen und Privatspendern. Die Mitarbeiten-
den bedanken sich für die zahlreichen Hilfsangebote und Spenden. Denn damit
können sie den Menschen helfen, die in der Krise ganz besonders Unterstüt-
zung brauchen. Hier zu sehen sind einige exemplarische Hilfs-Aktionen.

                                            Im April hat Carola von
                                            Schmettow, Sprecherin
                                            des Vorstandes von HSBC
                                            Deutschland und stellver-
                                            tretende Kuratoriumsvorsit-
                                            zende der Kaiserswerther
                                            Diakonie, 1.000 FFP2-Schutz-
                                            masken sowie 10.000 Mund-
                                            Nasen-Schutze an den Vor-
                                            stand der Kaiserswerther
                                            Diakonie übergeben.                                  Die Bewohner des inklusiven und generations-
                                                                                                 übergreifenden Wohnquartiers Fliednerhof
                                                                                                 erlebten ein Fensterkonzert mit Singer-Song-
                                                                                                 writerin Kate Rena Fleming. Das Kulturamt der
   Henkel hat eine Großspende an Hände-                                                          Stadt Düsseldorf hat das Konzert ermöglicht
   desinfektionsmitteln an Düsseldorfer                                                          und die Kosten übernommen.
   Krankenhäuser und öffentliche Einrich-
   tungen verteilt – auch das Florence-
   Nightingale-Krankenhaus hat 2.500
   Liter erhalten.

                                                                Die Kaiserswerther Diakonie hat von
                                                                Dr. Karla Frey eine Spende in Höhe von
                                                                100.000 Euro erhalten. Damit konnten für
                                                                das Florence-Nightingale-Krankenhaus
                                                                ein Lungensonographiegerät und ein Virus-
                                                                Schnelltestgerät angeschafft sowie vier
                                                                Beatmungsgeräte umgerüstet werden.

      In den Sozialen Diensten haben zahlrei-
      che Kinder- und Jugendwohngruppen
                                                                                                            Die Firma Zander Immobilien aus
      Schutzmasken erhalten, damit Begegnun-
                                                                                                            Lintorf hat Tablets an ortsansässige
      gen mit Abstand und Masken ein wenig
                                                                                                            Alten- und Pflegeeinrichtungen ge-
      unverkrampfter stattfinden können: Die
                                                                                                            spendet – auch an Haus Salem Lintorf
      Stiftung Sterntaler hat 500 Schutzmasken
                                                                                                            wurde ein Tablet überreicht. Damit
      und die Riyad Khasawneh Foundation e. V.
                                                                                                            können die Bewohner und ihre Ange-
      200 KN95-Masken gespendet.
                                                                                                            hörigen über Videoanrufe Kontakt hal-
                                                                                                            ten. In dieser schwierigen Zeit ist der
                                                                                                            Austausch mit den Liebsten besonders
Fotos:
                                                                                                            wichtig und fördert die Lebensfreude
Frank Elschner, Bettina Engel-Albustin,
Matthias Sandmann, Sabine Hanna,                                                                            der Bewohner.
Claudia Witte

                                                                                                                                                      3
Einblicke in Corona-Zeiten - Kaiserswerther Diakonie
Titel                                                  Ob im Krankenhaus, im Kindergarten oder in der Behinderten­hilfe:
                                                       In Zeiten der Corona-Pandemie müssen sich viele Mitarbeiterin-
                                                        nen und Mitarbeiter der Kaiserswerther Diakonie auf ­einen neu-
                                                       en Arbeitsalltag einstellen. Gemeinsam schaffen sie es, ­Kollegen,
                                                       ­Angehörigen, Bewohnern, Patienten und ­Familien V
                                                                                                        ­ ertrauen und
                                                       Zuversicht zu vermitteln. Sechs Einrichtungen h
                                                                                                     ­ aben der Redak­
Texte:                      Fotos:                     tion der Kaiserswerther Mitteilungen im Mai und im Juni Einblicke
Isabelle De Bortoli,        Frank Elschner,
Dr. Janine van Ackeren      Bettina Engel Albustin      in ihre Arbeit gewährt.

Ein ganz
          neuer Alltag
                                                                                     „Die Kinder
                                                                                     machen das
                                                                                     ganz toll mit“

                                                                                                  In der Kita Fliednerstraße ­halten
                                                                                                  die Erzieherinnen den Eltern in
                                                                                                  systemrelevanten Berufen den
                                                                                                  Rücken frei.
                                                                                                  In der Grünen Gruppe der Kita Flied­
                                                                                                  nerstraße wird gemalt, gebastelt und
                                                                                                  gespielt. Auf den ersten Blick wirkt
                                                                                                  ­alles wie ein normaler Morgen im
                                                                                                   Kindergarten. Aber: In der Zeit der
                                                                                                   Corona-­Pandemie ist eben nichts nor­
                                                                                                   mal, und erst recht nicht in den Kin­
                                                                                                   dergärten des Landes. „Wir haben der­
                                                                                                   zeit 20 Kinder in der Notbetreuung,
                                                                                                   sagt Gabriele Walden, Leiterin der
                                                                                                   Kita Fliednerstraße. „Wir sind jetzt
                                                                                                   schon gut eingespielt, auch in Sachen
                                                                                                   Hygiene. Eine wichtige Regel für die
Kita-Leiterin Gabriele Walden ist stolz auf ihr Kita-Team, das in dieser außergewöhnlichen Zeit    Kinder: als Erstes Händewaschen! Da­
sehr gute Arbeit leistet.                                                                          zu singen wir Happy Birthday. Aber

4
Einblicke in Corona-Zeiten - Kaiserswerther Diakonie
rinnen allerdings nicht: „Die Kinder
                                                                                                             müssen die Mimik erkennen und auch
                                                                                                             die korrekte Aussprache von Wörtern
                                                                                                             hören“, so Walden. „Demnächst tragen
                                                                                                             wir hier in der Einrichtung Shirts, die
                                                                                                             hierbleiben und nicht mit nach Hause
                                                                                                             kommen.“
                                                                                                             Dennoch: In einer Kita kann der Min­
                                                                                                             destabstand eben nicht immer gewahrt
                                                                                                             bleiben: „Wenn ein Kind hinfällt oder
                                                                                                             seine Mama vermisst, dann nehme ich
                                                                                                             es natürlich in den Arm“, sagt D­ iana
                                                                                                             Thewes. Auch die Kleinen suchen
                                                                                                             Nähe zueinander: „Wir hatten einen
                                                                                                             Stuhlkreis mit Abstand aufgebaut. In
                                                                                                             einem unbeobachteten Moment haben
                                                                                                             zwei dicke Freunde sich schnell in den
                                                                                                             Arm genommen.“
                                                                                                             Doch auch die Kinder, die nicht in der
Diana Thewes, stellvertretende Kita-Leiterin, koordiniert die Betreuung der Kinder vor Ort.                  Kita sein können, bekommen von den
                                                                                                             Erzieherinnen täglich Nachrichten, um
    am Anfang war die Unsicherheit in                  im Kindergarten: „Zum Beispiel muss                   den Kontakt zu halten. „Wir haben et­
    ­Sachen Abstandsregeln, auch unter                 man sich jetzt schon vor der Tür verab­               wa ein Video mit Sportübungen erstellt
     uns Erzieherinnen, natürlich groß.“               schieden“, sagt Jenny Plambeck.                       und die Geschichte der Raupe Nimmer­
     Am 13. März verfolgten ­Gabriele                  Nachdem die Notbetreuung erweitert                    satt als kleinen Film aufbereitet“, so
­Walden und ihre Stellvertreterin                      wurde, funktioniert die Betreuung der                 Gabriele Walden. „Als Rätsel bekamen
 ­Diana Thewes die Nachrichten. Kurz                   rund 20 Kinder in zwei 10er-Gruppen.                  die Kinder Kinderfotos von uns Erzie­
  vor Feierabend war klar: Die Kitas in                Dafür wurde der Kindergarten in zwei                  herinnen. Dann konnten sie raten, wer
  NRW müssen schließen. „­ Montags                     getrennte Trakte mit zwei verschie­                   wer ist. Unser Pfarrer Marquardt un­
  ­haben wir uns mit dem gesamten                      denen Eingängen geteilt. „So haben                    terstützt uns – beispielsweise mit einem
   Team wieder in der Kita getroffen –                 wir die Abhol-Situation entschärft, bei               Video zu Ostern. Außerdem stehen wir
   ohne Kinder. Natürlich waren wir                    der es sonst zu knubbelig würde“, sagt                den Eltern für Fragen zur Verfügung
   ­alle sehr aufgeregt und verunsichert,              ­Gabriele Walden. „Außerdem sind die                  und hoffen natürlich, dass wir uns bald
    es gab sehr viele Schreiben seitens des             Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten                  alle wiedersehen.“ n
    Ministeriums. Aber dann haben wir                   draußen im Garten. Die Kinder ma­
    – gemeinsam mit den anderen Kitas                   chen das alles wirklich sehr gut mit.“
    der Kaiserswerther Diakonie – einen                 Mit Mundschutz arbeiten die Erziehe­
    Plan für die Notbetreuung erstellt“,
    sagt D­ iana Thewes.
     Mit drei Kindern startete die Notbe­
     treuung – darunter Tochter und Sohn
     von Jenny Plambeck. „Ich arbeite als
     Kinderkrankenschwester, mein Mann
     ist Arzt. Wir haben also beide system­
     relevante Berufe und waren sehr froh,
     dass es schnell mit der Notbetreuung
     geklappt hat.“ Plambeck lobt vor allem
     die Kommunikation des Kindergartens:
     „Es war zügig klar, dass die Betreuung
     der Kinder sichergestellt ist. Wir hätten
     sonst wirklich Probleme gehabt, in un­
     seren Berufen hätten wir nicht einfach
     fehlen können.“
     Jenny Plambecks sechsjährige T   ­ ochter
     und ihr viereinhalbjähriger Sohn
     ­genossen in dieser Zeit die volle Auf­
     merksamkeit der Erzieherinnen und
     gewöhnten sich auch schnell an die                Die Erzieherinnen in der Kita Fliednerstraße versuchen den Alltag für die Kinder so normal wie möglich
     neue Situation und die neuen Regeln               zu gestalten.

                                                                                                                                                                5
Einblicke in Corona-Zeiten - Kaiserswerther Diakonie
Im Florence-Nightingale-Kranken-
haus arbeiten die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter Tag für Tag d­ aran,
die Patienten bestmöglich vor
­einer Infektion mit dem neuartigen
 Coronavirus zu schützen und me-
 dizinisch optimal zu versorgen.

„Das Risiko, sich in der Notaufnahme
und im restlichen Krankenhaus mit
dem neuartigen Coronavirus zu infi­
zieren, ist sehr gering – dafür sorgen

                                                    „Wir schützen
wir Tag für Tag“, versichert Martin
Pin, Chefarzt der Zentralen Interdis­
ziplinären Notaufnahme am Florence-

                                                  unsere Patienten
Nightingale-Krankenhaus. „Patienten
brauchen sich daher keinerlei Sorgen
zu machen, bei Beschwerden die Not­

                                                      konsequent“
aufnahme in Anspruch zu nehmen.“
Konkret heißt das: Die Mediziner des
Krankenhauses haben drei Schutz­
schilde aufgebaut, um die Patienten
bestmöglich vor einer Ansteckung mit                                      Martin Pin ist Chefarzt der Zentralen Interdisziplinären Notaufnahme am
dem SARS-CoV-2-Virus zu schützen.                                         Florence-Nightingale-Krankenhaus.

Erstens: An der Eingangstür der Not­
aufnahme werden alle Patienten nach
Symptomen befragt. Patienten mit Ver­              virus bei jedem Patienten durchgeführt,              Auch die anderen Bereiche des Flo­
dacht auf eine Infektion werden kon­               der stationär aufgenommen wird, und                  rence-Nightingale-Krankenhauses ha­
sequent von symptomfreien Patienten                die Patienten werden bis zum Tester­                 ben sich optimal auf die Pandemie ein­
getrennt. So ist auch die Notaufnahme              gebnis isoliert. „Wir haben bereits alle             gestellt – etwa die Geburtshilfe. Die
in zwei komplett getrennte Bereiche un­            Notfallpatienten, die stationär aufge­               Kreißsaalführung vor Ort ist durch ei­
terteilt – ein „roter“ für m
                           ­ öglicherweise         nommen werden, getestet, bevor Ge­                   ne virtuelle Kreißsaalführung ersetzt
infektiöse Patienten, ein „gelber“ für             sundheitsminister Jens Spahn davon                   worden. Auch gibt es – bereits seit Vor-
Patienten, die keine Anzeichen von CO­             gesprochen hat – und zwar auch dieje­                Corona-Zeiten – einen Infektionskreiß­
VID-19 aufweisen. „Um Platz für die                nigen, die keinerlei Symptome aufwei­                saal, in dem Gebärende mit Infektions­
‚zweite‘ Notaufnahme zu schaffen, nut­             sen“, berichtet Pin stolz. „Darin be­                krankheiten isoliert werden können.
zen wir Teile der Eingangshalle und des            stärkt hat mich die Tatsache, dass uns               Nach der Geburt werden Mutter und
Bistros“, berichtet Pin. Dabei achten die          keine einzige Infektion mit dem neu­                 Kind in einem speziell eingerichte­
Mediziner strikt darauf, dass sich die             artigen Coronavirus durchgegangen                    ten Bereich fernab der Wöchnerinnen­
Patientenwege nicht kreuzen – auch die             ist.“ Stolz ist Pin auch auf ein SARS-               station weiter isoliert und betreut. Die
Mitarbeiter wechseln nicht zwischen                Schnelltestgerät, mit dem die Tester­                Stillberatung wurde ebenfalls an die
„rot“ und „gelb“.                                  gebnisse bereits nach einer Stunde vor­              Situation angepasst: Sie findet jetzt per
Der zweite und dritte Schutzschild: Es             liegen. Eine großzügige Spenderin hat                Telefon oder Video-Chat statt. In der
werden Tests auf das neuartige Corona­             das Gerät finanziert.                                Onkologischen Tagesklinik hingegen
                                                                                                        wurden an Krebs erkrankte Patienten
                                                                                                        während der Pandemie weiterbehan­
                                                                                                        delt. Alle Patienten sind auf das neuar­
                                                                                                        tige Virus untersucht und regelmäßig
                                                                                                        nach Symptomen befragt worden. Indi­
                                                                                                        zierte Chemotherapien konnten ambu­
                                                                                                        lant durchgeführt werden.
                                                                                                        Zusammenfassend sagt Martin Pin:
                                                                                                        „Menschen, die sich krank fühlen, soll­
                                                                                                        ten unbedingt ärztliche Hilfe oder die
                                                                                                        Notaufnahme in Anspruch nehmen.
                                                                                                        Niemand sollte aus Angst vor dem neu­
                                                                                                        artigen Coronavirus eine Erkrankung
                                                                                                        verschleppen und Schaden nehmen.“ n
Um eine Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus zu verhindern, wurde die Notaufnahme in zwei getrennte
Bereiche unterteilt.

6
Einblicke in Corona-Zeiten - Kaiserswerther Diakonie
„Damit die Mitarbeiter
    Sicherheit haben“
Am Florence-Nightingale-­
Krankenhaus wurde mit der
­A bstrichambulanz ein echtes
 Team-Projekt realisiert.
Habe ich mich mit dem neuartigen
Coronavirus angesteckt oder nicht?
Eine wichtige Frage für alle, die mit
Menschen zusammengekommen sind,
die sich später als infiziert herausge­
stellt haben, oder die grippeähnliche
­Symptome bei sich selbst feststellen.
 In dieser Situation ist jeder froh, wenn
 er schnell einen Test machen lassen
 kann und bald Sicherheit hat. „Die Mit­
 arbeitenden aller Einrichtungen der
 Kaiserswerther Diakonie können nach
 Terminabsprache in die Abstrichambu­                                              Dr. Gregor Zysk, Leiter der Klinikhygiene am Florence-Nightingale-­
 lanz am Florence-Nightingale-Kranken­                                             Krankenhaus, leitet die Abstrichambulanz.

 haus kommen und erhalten dann am
 nächsten oder übernächsten Tag das Er­
 gebnis“, sagt Dr. Gregor Zysk, Leiter der           ein Mitarbeitender der Pflege oder                    fanden, haben in der Abstrichambulanz
 Klinikhygiene. „Wir machen Abstriche                des ärztlichen Dienstes mit jemandem                  unterstützt. „Zusätzlich haben wir eine
 bei Mitarbeitenden, die mit Menschen                Kontakt, der später positiv auf SARS-                 telefonische Terminvergabe und eine
 Kontakt hatten, die mit dem n   ­ euartigen         CoV-2 getestet wurde, ging er zum Test                Befundauskunft eingerichtet, da natür­
 Coronavirus infiziert sind. Auch wer                in die Notaufnahme“, sagt Gregor Zysk.                lich viele Menschen angerufen haben,
 Symptome hat, wird natürlich getestet.              „Das war natürlich eine große Mehr­                   um ihre Ergebnisse zu erfahren“, sagt
 Und alle Mitarbeitenden, die COVID-                 belastung für die dortigen Kollegen,                  Gregor Zysk. „Wir hatten bis zu 35 Ab­
 19-Patienten versorgen, können sich ein­            und so bestand die Notwendigkeit, die                 striche pro Tag.“ Am Telefon geholfen
 mal die Woche in der Abstrichambulanz               Abstrichambulanz direkt neben dem                     haben Mitarbeitende aus dem Bereich
 testen lassen, wenn sie das möchten.“               Krankenhaus zu eröffnen.“                             Bildung und Erziehung, die ihre eigent­
 Die Abstrichambulanz wurde in einer                 Und diese ist personell eine echte Ge­                liche Arbeit aufgrund von Schließungen
 Phase eingerichtet, als die Zahl der                meinschaftsleistung der Kaiserswerther                nicht ausüben konnten.
 COVID-19-Fälle in Düsseldorf stark                  Diakonie: Krankenhaus-Mitarbeiten­                    Den großen Vorteil der Ambulanz sieht
gestiegen ist. Bis dahin wurden betrof­              de, die weniger in den Ambulanzen im                  der Leiter der Klinikhygiene für die
 fene Mitarbeitende in der Notaufnah­                Einsatz waren, weil beispielsweise viele              Mitarbeitenden darin, dass diese kei­
 me getestet. „Hatte also ­beispielsweise            aufschiebbare Operationen nicht statt­                nen Umweg über Hausarzt oder Ge­
                                                                                                           sundheitsamt machen müssen, son­
                                                                                                           dern schnell getestet werden können.
                                                                                                           „Zumal wir eben auch testen, wenn
                                                                                                           Kontakt zu einem Infizierten bestan­
                                                                                                           den hat, ohne dass es Symptome gibt.
                                                                                                           Im zentralen Diagnosezentrum in
                                                                                                           ­Düsseldorf wird bislang nur getestet,
                                                                                                            wenn Symptome bestehen.“
                                                                                                            Aufgrund der sinkenden COVID-19-Fall­
                                                                                                            zahlen, hat Mitte Juni die Zentrale Inter­
                                                                                                            disziplinäre Notaufnahme (ZINA) die
                                                                                                            Arbeit der Abstrichambulanz übernom­
                                                                                                            men. Die Abstrichambulanz bleibt jedoch
                                                                                                            weiterhin komplett eingerichtet und die
In der Abstrichambulanz werden die Mitarbeitenden ohne Umwege schnell getestet. Infektionen k­ önnen        Infrastruktur erhalten. So kann sie bei
so schnell erkannt und andere Mitarbeitende sowie Patienten, Klienten und Bewohner ­geschützt werden.       Bedarf jederzeit sofort wieder öffnen. n

                                                                                                                                                         7
Einblicke in Corona-Zeiten - Kaiserswerther Diakonie
„Wir konnten
                                                                        die Coronavirus-
                                                                        Ausbreitung
                                                                        eindämmen“

Claudia Witte leitet das Altenzentrum Haus Salem Lintorf.

                                                      Durch umfassende Hygienemaß-               Hauses einberufen“, erinnert sie sich,
                                                      nahmen und Isolierung unter-               „gleichzeitig wurde einer unserer Be­
                                                      brachen die Mitarbeitenden des             wohner ins Krankenhaus eingeliefert,
                                                      ­Altenzentrums Haus Salem Lintorf          am darauffolgenden Tag lag auch hier
                                                       die Infektionskette und verhinder-        ein positives Testergebnis vor.“ Die
                                                       ten eine Ausbreitung.
                                                                                                 ­Mitarbeitenden des Altenzentrums
                                                      Am 3. April gegen 17 Uhr schrillte das      ­taten alles, was in ihrer Macht lag –
                                                      Telefon im Altenzentrum Haus Salem           in engem Austausch mit dem Gesund­
                                                      in Lintorf. Nichts Besonderes, möchte        heitsamt und der Heimaufsicht der
                                                      man meinen. Doch sollte dieser Anruf         Stadt Ratingen: Sie isolierten zunächst
                                                      das Altenzentrum in einen Ausnahme­          einmal alle Bewohner des Hauses in
                                                      zustand versetzen: Das Gesundheits­          ihren Zimmern, informierten alle An­
                                                      amt des Kreises Mettmann teilte der          gehörigen, verhängten ein Besuchsver­
                                                      Einrichtungsleiterin Claudia Witte mit,      bot, verteilten Schutzausrüstung an die
                                                      dass eine ihrer Mitarbeiterinnen positiv     Mitarbeiter, organisierten eine zusätz­
                                                      auf das neuartige Coronavirus getestet       liche Nachtwache für den betroffenen
                                                      wurde. Dieser war kurz zuvor bei der         Wohnbereich, ließen sämtliche Bewoh­
                                                      Arbeit schwarz vor Augen geworden,           ner sowie alle Mitarbeitenden auf das
                                                      woraufhin sie ins Krankenhaus einge­         neuartige Coronavirus testen. Es stell­
                                                      liefert wurde. Witte reagierte umge­         te sich heraus: 21 der 24 Bewohner
                                                      hend. „Ich habe sofort eine Krisen­          des betroffenen Wohnbereichs waren
                                                      sitzung mit den F­ ührungskräften des        infiziert – auf die anderen drei Berei­

8
Einblicke in Corona-Zeiten - Kaiserswerther Diakonie
che des Altenzentrums hatte das Virus
nicht übergegriffen.
„Eine besondere Herausforderung
war die Personalsituation“, erzählt die
Heimleiterin. Denn auch 13 Mitarbei­
tende waren infiziert und daher in hei­
mischer Quarantäne. Zudem stieg der
Betreuungsaufwand durch die Infekti­
onen. Doch die nötige Unterstützung
ließ nicht lange auf sich warten: Das
Florence-Nightingale-Krankenhaus
stellte zehn Pflegekräfte zur Verfü­
gung, da dort zahlreiche Operationen
aufgrund der Corona-Krise verschoben
wurden und somit auf einigen Statio­
nen weniger zu tun war als gewohnt.
Zwei Führungskräfte „lieh“ das g ­ rößere
Haus Salem in Ratingen-Ost kurzzei­
tig aus. „Somit hatten wir einen sehr
guten Personalschlüssel: Kümmern sich                 Besuche von Angehörigen sind im Altenzentrum in dafür eingerichteten Besucherzonen eingeschränkt
üblicherweise drei Mitarbeiter im Früh-               wieder möglich.

und zwei im Spätdienst um die Bewoh­
ner, waren es nun sechs bzw. fünf. Wir                tend“, sagt Witte. Erleichtert zeigt sich          dies hat uns den Sachstand aufgezeigt
konnten daher alle Betroffenen sehr gut               die Heimleiterin darüber, dass sich seit           und für Sicherheit gesorgt. Wir haben
versorgen“, erläutert Witte.                          dem Bekanntwerden der Infektionen                  in dieser schwierigen Zeit sehr viel
Doch bei einigen der Erkrankten wa­                   niemand Weiteres mit dem Virus ange­               ­Zuspruch bekommen – unter a­ nderem
ren Pfleger und Ärzte in den Kranken­                 steckt hat – auch blieben die anderen               von den Angehörigen“, freut sich ­Witte.
häusern machtlos: Sechs Menschen                      Bereiche des Altenzentrums verschont.               Auch konnten wir den Bewohnern
verstarben an dem Virus. „Nun muss                    „Durch unsere Isolationsmaßnahmen                   durch Konzerte vor dem Haus und
man dazu sagen: Die Bewohner waren                    konnten wir die Infektionskette unter­              ­andere Künstlerauftritte etwas Ab­
alle Risikopatienten – für sie hätte da­              brechen und eine Ausbreitung auf die                 wechslung bieten.
her auch jede andere Infektion tödlich                anderen drei Wohnbereiche verhin­                    Seit dem 27. Mai gibt es im Altenzent­
verlaufen können. Dass jedoch die An­                 dern“, fasst sie zusammen. Dazu mag                  rum keine Infizierten mehr. Auch Be­
gehörigen aufgrund der deutschland­                   auch folgender Punkt beigetragen ha­                 suche von Angehörigen sind wieder
weiten Corona-Bestimmungen nicht                      ben: „Mithilfe des Labors des Florence-              eingeschränkt möglich: „Für mobile
Abschied nehmen konnten, war per­                     Nightingale-Krankenhauses haben wir                  Bewohner und ihre Angehörigen ha­
sönlich äußerst tragisch und belas­                   fortlaufend Tests durchführen können,                ben wir vor dem Haus einen ­Pavillon
                                                                                                           aufgestellt, auch in der derzeit ge­
                                                                                                           schlossenen Cafeteria haben wir eine
                                                                                                           Besucherzone mit Plexiglasscheibe
                                                                                                           aufgestellt. Für Bewohner, die an ihr
                                                                                                           Zimmer gebunden sind, gibt es eine
                                                                                                           andere Regel: Ihre Angehörigen dür­
                                                                                                           fen mit FFP2-Maske und Kittel aus­
                                                                                                           gestattet zum Besuch ins Zimmer.“
                                                                                                           Es tritt also langsam wieder so etwas
                                                                                                           wie Normalität ein im Haus Salem. n

Claudia Witte ist sehr erleichtert darüber, dass der Ausbruch des neuartigen Corona­virus eingedämmt
werden konnte. Seit Ende Mai ist das Altenzentrum „coronafrei“.

                                                                                                                                                         9
Einblicke in Corona-Zeiten - Kaiserswerther Diakonie
In Phase zwei boten die S ­ tudiengänge
                                                                                                          dann wie gewohnt getrennte A   ­ ngebote
                                                                                                          für ihre Studierenden an. Phase drei
                                                                                                          ab dem 5. Mai sah die Rückkehr zu
                                                                                                          Präsenz­veranstaltungen vor – aufgrund
                                                                                                          der anhaltenden Corona-Krise blieb es
                                                                                                          jedoch bei der Online-Lehre. „Bei der
                                                                                                          Umstellung auf die Online-Formate
                                                                                                          kam uns sicherlich zugute, dass wir uns
                                                                                                          früh mit digitalen Formen des Lehrens
                                                                                                          und Lernens beschäftigt haben und die
                                                                                                          technische Infrastruktur somit bereits
                                                                                                          zur Verfügung stand“, freut sich Evers.
                                                                                                          Selbst die Bibliothek zog mit: „Im März
                                                                                                          haben wir einen fünfstelligen Betrag
                                                                                                          dafür genutzt, um unseren Bestand an
                                                                                                          digitalen Publikationen deutlich zu er­
                                                                                                          weitern“, sagt Evers.
                                                                                                          Spezielle Anforderungen ergaben sich in
                                                                                                          den berufsbegleitenden Masterstudien­
                                                                                                          gängen. „Viele meiner Studenten sind in

                               „Es sind viele
                                                                                                          der Jugendhilfe tätig und daher gerade
                                                                                                          in Corona-Zeiten beruflich besonders
                                                                                                          eingespannt“, berichtet Prof. Dr. Menno

                               positive Dinge
                                                                                                          Baumann, Professor für Intensivpäda­
                                                                                                          gogik an der Fliedner Fachhochschule.
                                                                                                          „Wir setzen daher auf hohe Flexibilität

                               entstanden“
                                                                                                          – viele Aufgaben können abends oder
                                                                                                          am Wochenende erledigt werden.“ Das
                                                                                                          Thema Coronavirus berücksichtigte er
                                                                                                          auch im ersten Online-Seminar: Welche
Professor Dr. Dr. Ralf Evers ist seit Oktober 2019                                                        Bedeutung hat es für die soziale Ge­
Rektor der Fliedner Fachhochschule.                                                                       sundheit? „Wir konnten viele von den zu
                                                                                                          lernenden Inhalten am Beispiel von Co­
                                                                                                          rona erarbeiten“, sagt Baumann.
Die Fliedner Fachhochschule Düs-                     nen, finden seit Juni in der Hochschule              Die Studierenden zeigen sich insgesamt
seldorf hat unmittelbar zu Beginn                    statt. „Wir wollen den Studierenden er­              sehr zufrieden mit dem Online-Ange­
der Corona-Pandemie schnell und                      möglichen, in der vorgesehenen Zeit zu               bot, auch wenn sie den direkten Un­
mit sehr gutem Ergebnis auf digi-                    ihren Studienabschlüssen zu kommen“,                 terricht in der Fachhochschule natür­
tale Lehre umgestellt.                               fasst Evers zusammen.                                lich vorziehen würden. Dem trägt die
Das Sommersemester startete pünktlich                Drei Phasen waren geplant für die Um­                Hochschule Rechnung. Zwar ist bereits
an der Fliedner Fachhochschule Düssel­               stellung auf die Online-Lehre. Während               jetzt klar: Es werden auch im Winter­
dorf am 23. März 2020 – und doch auf                 der ersten beiden Wochen, in Phase                   semester Online-Angebote stattfin­
ganz andere Weise als gewohnt. „Wir                  eins, gab es ein zentrales Online-An­                den – aller­dings mit so viel Präsenzver­
haben bereits am ersten Tag des Semes­               gebot für alle Studierenden sowie erste              anstaltungen wie möglich. „Für uns hat
ters komplett auf digitale Lehre umge­               Online-Formate in den Studiengängen.                 die Situation, so belastend sie auch ist,
stellt – als eine der ersten Hochschulen                                                                  Gewinn gebracht – es sind viele posi­
und weit vor dem Lockdown“, erinnert                                                                      tive Dinge entstanden“, fasst Evers zu­
sich Rektor Prof. Dr. Dr. Evers. Statt                                                                    sammen. „Auch nach der Corona-Krise
sich in die Hörsäle zu drängen, l­ aden                                                                   werden wir daher nicht zum Status quo
die Studierenden die Vorlesungen am                                                                       ante zurückkehren. So können wir uns
heimischen PC von einer hochschul­                                                                        beispielsweise vorstellen, einzelne große
weiten Plattform herunter, diskutieren                                                                    Präsenz-Vorlesungen weiterhin online
miteinander in den digitalen Diskussi­                                                                    anzubieten.“ n
onsräumen und nehmen per Videokon­
ferenz in kleinen Gruppen an Semina­
                                                     Die Hörsäle der Fliedner Fachhochschule bleiben
ren teil. Eine kleine Ausnahme gibt es
                                                     derzeit leer. Stattdessen bietet die Fachhoch-
allerdings: Die Prüfungen, die nicht                 schule den Studierenden vielfältige digitale Lehr-
elektronisch durchgeführt werden kön­                und Lernangebote.

10
Im Erich-Plauschinat-Haus hat
sich der Alltag für Bewohner und
­Betreuer stark verändert: Die
 ­Freiheit, allein spazieren zu gehen,
  mussten die Menschen mit Behin-
  derung aufgeben.
Dorothee Hasbach hat einen festen täg­
lichen Programmpunkt: Täglich läuft
sie mit einem Betreuer des Erich-Plau­
schinat-Hauses zur Hauptverwaltung
der Kaiserswerther Diakonie, um die
Post zu holen. Denn während sich Do­
rothee Hasbach in Vor-Corona-Zeiten
mit ihrem Rollator ganz frei und oh­
ne Begleitung über das Gelände und
überhaupt durch Kaiserswerth bewe­
gen konnte, bleibt ihr nun nur noch der
tägliche Weg zur Post. „Und der ist ihr
wichtig, das ist ihre neue Zuständig­
keit, eine willkommene Abwechslung“,
sagt die Leiterin des Erich-Plauschinat-­
Hauses, Ute Schmitz.

    „Post holen ist
eine willkommene
    Abwechslung“                                                             Das Erich-Plauschinat-Haus hat einen einladenden Garten, in
                                                                             dem die Bewohner trotz der Beschränkungen Zeit in der Natur
                                                                             verbringen können.

Denn da die 25 Bewohner der drei            sagt. „Manchmal gab es Fensterbe­            dass manche die Freiheit haben, drau­
Wohngruppen den Sicherheitsabstand          suche“, sagt Ute Schmitz. „Und wir           ßen herumzulaufen, und unsere Bewoh­
im Alltag nicht einhalten können,           haben auch Zaunkontakte möglich ge­          ner hier eben nicht“, sagt Ute Schmitz.
mussten sie einen Teil ihrer Selbststän­    macht. Das heißt: Ein Bewohner stand         „Aber sie sagen gerne Fremden ,Guten
digkeit aufgeben: Spaziergänge sind         mit ausreichend Abstand in unserem           Tag‘ und können nicht abschätzen, wie
nur noch mit einem Betreuer möglich.        Garten, die Angehörigen außerhalb des        lang zwei Meter sind.“ Um das Haus
Eine weitere Einschränkung, die viele       Geländes, getrennt von einem Zaun.“          zu schützen, halten sich alle gemein­
Menschen mit Behinderung getroffen          Nun sind einzelne Besuche zwar wie­          sam an die neuen Regeln. Und so lange
hat: Die Werkstätten mussten schlie­        der erlaubt, aber: „Der Abstand muss         freut sich Dorothee Hasbach auf den
ßen. „Das hat den strukturierten All­       gewahrt bleiben. Und natürlich fällt         täglichen Weg zur Post. n
tag durcheinandergebracht“, sagt Ute        es schwer, Mutter und Vater nicht zu
Schmitz. Abwechslung bringen die            umarmen“, sagt Ute Schmitz. Im Haus
Mitarbeiter der Werkstätten dafür ins       bleiben zudem die Wohngruppen von­
Haus: Sie kommen, um gemeinsame             einander getrennt: Gemeinsame Spie­
Spiele oder auch individuelle Förde­        lerunden oder Besuche auf einen Kaf­
rung anzubieten.                            fee müssen ausbleiben.
Am schmerzlichsten vermissen die Be­        Dorothee Hasbach fehlen nicht nur
wohner des Erich-Plauschinat-Hauses         ihre täglichen Spaziergänge, sondern
aber den normalen Kontakt mit ihren         auch ihr Mann: Da dieser ambulant
Angehörigen und Freunden: Wie auch          betreut wird, durften sich die beiden
in Alten- und Pflegeheimen waren die­       lange nur über den Zaun sehen. „Es
se bis zum Muttertag komplett unter­        ist natürlich nicht leicht zu verstehen,

                                                                                                                                     11
Neues
Preisträger der Theodor-Fliedner-             2. Preis: Sonja Beckmann vom Universi­              und Fitnessangeboten. Außerdem kön­
Medaille stehen fest                          tätsspital Zürich und Patrizia Künzler-­            nen wir das Reitangebot und die Pferde
(kb) Die Kaiserswerther Diakonie              Heule vom Kantonsspital St. Gallen                  von Gut Rosendahl mitnutzen und stel­
hat im vergangenen Jahr erstmals die          erhalten für ihr Projekt „Die spitalüber­           len dem Gut Rosendahl dafür unsere
„Theodor-Fliedner-Medaille für inno­          greifende Pflegesprechstunde Leber­                 Sporthalle zur Verfügung“, freut sich
vative Pflegepraxis“ ausgelobt. Gefragt       transplantation“ einen zweiten Preis,               Einrichtungsleiter Dirk Hintemann.
waren fundierte und nachhaltige Pro­          der mit 2.500 Euro dotiert ist.                     In Gut Hochmoor ziehen im Laufe des
jekte, die die gängige Pflegepraxis ver-      2. Preis: Stellvertretend für das Projekt­          Jahres sieben Kinder im Alter von sechs
bessern. 38 hochwertige Bewerbungen           team werden Juliane Spank und Cath­                 bis elf Jahren ein. Ein multiprofessio­
aus Deutschland, Österreich und der           leen Koch für das Projekt „AKTIVER –                nelles Team, darunter sieben Sozial­
Schweiz sind bis Jahresende 2019 ein­         eine frühzeitige Delir(risiko)erkennung             pädagogen und eine Psychologin, wird
gegangen. Jetzt hat der wissenschaftli­       und -behandlung am Klinikum Stutt­                  die Jungen rund um die Uhr b  ­ etreuen.
che Beirat die drei Preisträger bekannt       gart“ ebenfalls mit einem zweiten Preis             „Die Kinder, die hier ein Zuhause fin­
gegeben. Die Auszeichnungen werden            geehrt, der mit 2.500 Euro dotiert ist.             den, haben massive Verhaltensauffäl­
im Rahmen der 5. ANP-Tagung verge­            Ausführlich vorgestellt werden alle                 ligkeiten entwickelt und konnten in
ben, die wegen der aktuellen Kontakt­         ­Projekte unter: www.theodor-fliedner-              ihrem bisherigen Lebensumfeld nicht
beschränkungen auf den 7. Mai 2021 in         medaille.de.                                        adäquat erreicht werden. Häufig sind
Düsseldorf verlegt wurde.                                                                         sie bereits zwischen der Kinder- und
 „Die hohe Anzahl an Bewerbungen                                                                  Jugendpsychiatrie sowie Einrichtungen
und die Hochwertigkeit der Beiträge           GlücksSpirale spendet 52.200                        der Jugendhilfe hin und her gewechselt.
haben uns sehr gefreut, aber auch vor         ­Euro für Gut Hochmoor                              In unseren Einrichtungen werden sie
eine große Herausforderung gestellt“,          (dld) Die Kaiserswerther Diakonie hat              ausgehalten – und gehalten“, erläutert
erläutert Sebastian Dorgerloh, Pflege­         eine dritte intensivpädagogische Ein­              Dirk Hintemann.
direktor am Florence-Nightingale-­             richtung eröffnet: In Gut Hochmoor in              Die Kaiserswerther Diakonie hat neben
Krankenhaus und Mitglied des                   Gescher finden traumatisierte Jungen               Gut Hochmoor zwei weitere intensivpä­
wissenschaftlichen Beirats. Nach aus­          ab sofort ein Zuhause.                             dagogische Einrichtungen: Gut Rosen­
führlicher Sichtung, Bewertung und Be­                                                            dahl im Münsterland bietet Hilfe für
ratung hat der wissenschaftliche Beirat                                                           Kinder im Alter von sieben bis zwölf
folgende Preisträger ausgewählt:                                                                  Jahren an, der Borgardtshof am Nieder­
1. Preis: Stellvertretend für alle Projekt­                                                       rhein für Jungen ab elf Jahren.
partner wird Lynn Leppla von der Uni­
versitätsklinik Freiburg für das Projekt
„Implementierung und Testung eines                                                                Neue Masterstudiengänge
eHealth-gestützten Versorgungsmodells                                                             (dld) Die Fliedner Fachhochschule Düs­
nach allogener Stammzelltransplantati­                                                            seldorf führt drei neue berufsbeglei­
                                              Die GlücksSpirale fördert seit mehr als 40 Jahren
on: Das SMILe Projekt“ mit dem ersten         soziale Projekte.                                   tende Masterstudiengänge im Bereich
Preis ausgezeichnet, der mit 5.000 Euro                                                           Gesundheitswesen und Pädagogik ein,
dotiert ist. Die Projektpartner kommen        Zum Start bekommt die Einrichtung                   die im kommenden Wintersemester
von der Universität Basel, der Universi­      großzügige finanzielle Unterstützung                2020/2021 und im Sommersemester
tätsklinik Freiburg und der Hochschule        von der GlücksSpirale. 52.200 Euro                  2021 starten: „Kultur – Bildung – Teil­
Augsburg. Das neu entwickelte SMILe-          spendet die Soziallotterie an Gut Hoch­             habe. Kunst & Pädagogik in der frühen
Versorgungsmodell unterstützt Men­            moor für erlebnispädagogische und                   Kindheit“, „Versorgungsforschung und
schen im ersten Jahr nach einer alloge­       ­therapeutische Angebote.                           Management im Gesundheitswesen“
nen Stammzelltransplantation.                  „Dank der Unterstützung durch die                  und „Physician Assistant“.
                                               GlücksSpirale können wir den Kin­                  Damit erweitert die private Fachhoch­
                                               dern, die wir in Gut Hochmoor nach                 schule der Kaiserswerther Diakonie
                                               und nach aufnehmen werden, ein um­                 ihr Angebot an Masterstudiengängen
                                               fangreiches sport- und erlebnispäda­               in den Bereichen Gesundheit und Pfle­
                                               gogisches Angebot unterbreiten. Wir                ge sowie Soziales und Bildung auf ins­
                                               werden in einer rund 200 Quadratme­                gesamt fünf: „Die Masterstudiengän­
                                               ter großen Halle auf dem Gelände eine              ge der Fliedner Fachhochschule bieten
                                               Kletterwand errichten und ein Sport­               nicht nur eine Spezialisierung im ge­
                                               feld anlegen. Hier können sich die Jun­            lernten Bereich, sondern erweitern ins­
                                               gen ausprobieren und auspowern – un­               gesamt den thematischen Horizont mit
Mit der Theodor-Fliedner-Medaille werden       ter anderem mit Fußball, Basketball,               einem intensiven wissenschaftlichen
­innovative Pflegeprojekte ausgezeichnet.      Volleyball, Badminton, Parcourslauf                Fokus und einer fächerübergreifenden

12
Florence-Nightingale-Kranken-                Diakonie das vom Land NRW zertifi­
                                                haus zählt erneut zu „Deutsch-               zierte Verbund-Familienzentrum. Sie
                                                lands besten Krankenhäusern“                 sind Anlaufstelle für frühe Beratung,
                                                 (kb) Das Florence-Nightingale-Kran­         Betreuung, Bildung sowie Erziehungs-
                                                 kenhaus gehört erneut zu den qualitativ     und Lebenshilfe.
                                                 besten Krankenhäusern Deutschlands.         Ob Familienaktionen, offenes Eltern­
                                                 In Düsseldorf ist es das beste Kranken­     café, Beratungs- und Informationsver­
                                                 haus seiner Größenklasse, deutschland­      anstaltungen zu Themen wie Sprach­
                                                 weit hat es den zweiten Rang erreicht.      förderung oder Ernährung – im
                                                 Das weist das F.A.Z.-Institut in s­ einer   zertifizierten „Familienzentrum NRW“
                                                 diesjährigen Studie „Deutschlands           ihres Stadtteils finden Eltern und Kin­
Studieninteressierte können sich an die Info-    ­beste Krankenhäuser“ aus.                  der ein breites Angebot, das auf ihre
Hotline der Studienberatung wenden:               Mit der Studie will das renommier­         Bedürfnisse eingeht. Denn Familienzen­
0211.409 3232.
                                                  te und unabhängige Institut die zahl­      tren bieten nicht nur Kindern Betreu­
Vernetzung. Sie richten sich insbeson­            reichen Informationsangebote über          ung und Bildung, sondern unterstützen
dere an Bachelorabsolventen, die eine             die mehr als 2.200 Krankenhäuser in        durch ihr Netzwerk Eltern in Alltags-,
berufliche Spezialisierung anstreben              Deutschland für Patienten „überschau­      Erziehungs- und Bildungsfragen.
oder eine wissenschaftliche Karriere              bar“ machen und Patienten eine Ori­
ins Auge fassen, und sind auf die ak­             entierungshilfe geben. Dazu hat es
tuellen Bedürfnisse in der Praxis aus­            mithilfe der Qualitätsberichte des Ge­
gerichtet“, erläutert Prof. Dr. Dr. Ralf          meinsamen Bundesausschusses der Öf­
Evers, Rektor der Fliedner Fachhoch­              fentlichkeit sowie ergänzender Daten
schule Düsseldorf.                                aus Bewertungs- und Befragungsporta­
Informationen über alle Studiengänge             len eine Rangliste derjenigen deutschen
                                                                                             Ziel des Familienzentrums NRW ist es, allen
gibt es unter www.fliedner-fachhoch­             Krankenhäuser erstellt, die aus emoti­
                                                                                             Kindern optimale Bildungschancen und Entwick-
schule.de.                                       onaler und sachlicher Sicht mit ihrem       lungsmöglichkeiten zu geben.
                                                 Gesamtangebot überzeugen. Im Ver­
                                                 gleich zum Vorjahr wurden zusätzlich        „Durch die Kooperation mit verschiede­
Fliedner-Kulturstiftung sammelt                  zu den Daten der Krankenhäuser auch         nen Einrichtungen können wir Familien
Corona-Exponate                                  die der einzelnen Kliniken und Abtei­       ein besonders vielseitiges Angebot im
(dld) Was wird aus der aktuellen „Co­            lungen ausgewertet.                         Stadtteil bieten“, so Gabriele W
                                                                                                                            ­ alden,
rona-Zeit“ später einmal erinnert? Wel­          Die Ergebnisse sind auf https://www.        Leiterin der beiden zertifizierten Kin­
che Objekte und Dokumente werden                 faz.net/asv/beste-krankenhaeuser            dertagesstätten. „Die Mitarbeiter der
die Zeit überdauern und können viel­            ­veröffentlicht.                             Evangelischen Beratungsstelle für Le­
leicht später einmal in einer Ausstel­                                                       bens- und Erziehungsfragen Kaisers­
lung in Kaiserswerth gezeigt werden?                                                         werth bieten beispielsweise wöchentlich
Die Fliedner-Kulturstiftung möchte                                                           eine offene Sprechstunde rund um Fa­
diesen Fragen nachgehen und eine Co­                                                         milienthemen an. In der Kaiserswerther
rona-Sammlung in der Kaiserswerther                                                          Familienakademie können Bewegungs-
Diakonie aufbauen.                                                                           und Kreativangebote sowie gesund­
Wer Interesse hat, kann der Fliedner-                                                        heitsfördernde Kurse besucht werden.
Kulturstiftung per Post oder E-Mail                                                          In unseren Kitas finden regelmäßig
Objekte, Fotos, Videos oder Aufzeich­                                                        thematische Elternnachmittage oder
nungen zuschicken. Gefragt sind sämt­                                                        Aktionen für Familien am Wochenende
liche Erinnerungen, die den Alltag                                                           statt“, beschreibt Gabriele Walden das
während der Corona-Pandemie ge­                                                              Angebot des Familienzentrums.
prägt haben. Der Daten- und Persön­                                                          Informationen zu den Kursen der Fami­
lichkeitsschutz wird selbstverständlich                                                      lienakademie gibt es unter www.kaisers­
eingehalten.                                    Gütesiegel „Familienzentrum                  werther-diakonie.de/familienakademie.
Fragen zu der geplanten Sammlung                NRW“ für Kindertagesstätten
­beantwortet Dr. Norbert Friedrich,             (dld) Die Kindertagesstätten Fliedner­
 ­Leiter der Fliedner-Kulturstiftung:           straße und Geschwister-Aufricht-Stra­        Weitere Nachrichten finden Sie
  friedrich@fliedner-kulturstiftung.de /        ße haben zum dritten Mal das Gütesie­        auf ­unseren Internetseiten:
0211 5667 3780 / Adresse: Fliedner-             gel „Familienzentrum NRW“ verliehen          www.kaiserswerther-diakonie.de
Kulturstiftung, Zeppenheimer Weg 20,            bekommen. Seit 2008 bilden die beiden        www.florence-nightingale-
40489 Düsseldorf.                               Kindertagesstätten der Kaiserswerther        krankenhaus.de

                                                                                                                                        13
„Rückenschmerzen
       können jeden treffen“
Nachgefragt                        Schmerzen im Kreuz, Hexenschuss, steifer Nacken, „sich verho-
                                   ben haben“ oder „es im Rücken haben“ – die vielfältigen Aus-
                                   drücke geben einen Hinweis darauf, wie unterschiedlich Rücken-
                                   schmerzen sich zeigen können und wie stark die Betroffenen
                                   darunter leiden. Prof. Dr. med. Sönke Frey, seit Anfang Mai Chef-
                                   arzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Handchirurgie
                                   am Florence-Nightingale-Krankenhaus, erläutert, was man dage-
Interview:        Foto:
Katharina Bauch   Frank Elschner   gen tun kann und wann eine Operation wirklich notwendig ist.

14
Herr Prof. Frey, wie häufig treten
 ­Rückenschmerzen auf?
  Prof. Dr. med. Sönke Frey: Fast jeder                    „Wenn Rückenschmerzen
Bundesbürger leidet mindestens ein­
mal im Leben unter Rückenschmerzen.
Bei Orthopäden sind sie die häufigste
                                                             länger als zwei Wochen
­Diagnose. Chronische Rückenschmer­
 zen sind neben Herzerkrankungen der
                                                          anhalten, sollte man einen
 häufigste Grund für Erwerbsunfähig­
 keit und Frühverrentung.
                                                                     Arzt aufsuchen“
In welchem Alter sind Menschen besonders
betroffen?                                 zen länger als zwei Wochen anhalten,
Prof. Dr. med. Sönke Frey: Rücken­         sollte man einen Arzt aufsuchen, der        Zur Person
schmerzen können Menschen fast jeden       die Ursache genauer untersucht. Tre­        Prof. Dr. med. Sönke Frey ist Chefarzt der
Alters treffen. Neben Kopfschmerzen        ten Lähmungserscheinungen auf, sollte       Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und
gehören sie zu den häufigsten Schmer­      man nicht lange warten, sondern besser      Handchirurgie am Florence-Nightingale-
zen in Deutschland. Frauen berichten       sofort den Hausarzt aufsuchen.              Krankenhaus, Facharzt für Orthopädie und
häufiger über Rückenschmerzen als                                                      Unfallchirurgie, Zusatzbezeichnungen:
Männer – dieses Phänomen zeigt sich         Wie können Rückenschmerzen behandelt       ­Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Ortho-
auch bei anderen Schmerzarten. Wäh­        ­werden?                                     pädische Chirurgie.
rend Bandscheibenvorfälle am häufigs­       Prof. Dr. med. Sönke Frey: So vielfäl­     Klinik für Orthopädie, Unfall­
ten bei Menschen zwischen 35 und 50         tig wie die Ursachen sind auch die Be­     chirurgie und Handchirurgie
Jahren auftreten, ist die Spinalkanal­      handlungsmöglichkeiten. Das Spekt­         Die Klinik bietet das gesamte Spektrum
stenose eher im höheren Lebensalter         rum reicht von konservativ bis operativ.   der Therapie angeborener und erworbener
typisch. Schon 3-Jährige können von ei­     Die Häufigkeit des Methodeneinsatzes       Erkrankungen des Stütz- und Bewegungs-
ner kindlichen Deformation der Wirbel­      lässt sich in einer Pyramide darstellen.   systems durch konservative und operative
säule, einer Skoliose, betroffen sein.      Am häufigsten sind Physiotherapie und      Verfahren. Pro Jahr werden hier ca. 6.500
                                            Rückenschule – sie stellen den Boden       ambulante Untersuchungen sowie 2.600
Was sind die Ursachen?                      der Pyramide dar und werden meist zu       stationäre und 400 ambulante Operationen
Prof. Dr. med. Sönke Frey: Es gibt          Beginn der Behandlung eingesetzt. Im       durchgeführt.
zahlreiche mögliche Ursachen für Rü­        nächsten Schritt werden Bewegung und       Die Behandlung von Wirbelsäulenerkran-
ckenschmerzen. So kann der Verschleiß       Ernährung umgestellt. Hilft dies nicht,    kungen vom obersten Halswirbel bis zum
der Wirbel und Bandscheiben der Wir­        kommt eine Schmerztherapie infrage.        unteren Wirbelsäulenende gehört zum er-
belsäule, der ab dem 30. Lebensjahr         Erst an der Spitze der Pyramide stehen     weiterten Leistungsspektrum der Klinik.
einsetzt, Bandscheibenvorfälle hervor­      Operationen. Diese kommen erst zum         Neben den sehr häufigen degenerativen
rufen. Rückenschmerzen können aus           Einsatz, wenn nichts anderes hilft.        Veränderungen wie Bandscheibenvorfällen,
Fehlhaltungen oder Fehlbelastungen                                                     Wirbelkanaleinengungen und Wirbelglei-
resultieren, wenn jemand beispielswei­     Wann ist eine OP notwendig?                 ten gehören Wirbelbrüche durch Osteopo-
se ungeübt und untrainiert auf einem       Prof. Dr. med. Sönke Frey: Wenn Men­        rose oder nach Unfällen sowie Infektionen
Trampolin in eine Brücke geht. Bei Pa­     schen die Schmerzen nicht mehr ertra­       an der Wirbelsäule dazu. Weitere Schwer-
tienten mit Osteoporose kann bereits       gen können oder ihre Lebensqualität         punkte der Klinik sind die Endoprothetik
ein Niesen Wirbelkörperbrüche und          maximal reduziert ist, sollte eine Ope­     sowie die Fußchirurgie, aber auch die mini-
damit verbundene Beschwerden auslö­        ration in Erwägung gezogen werden.          malinvasive operative Therapie bei osteo-
sen. Auch Tumore können zu Rücken­         Bei Ausfall- und Lähmungserscheinun­        porotischen Beckenbrüchen.
schmerzen führen.                          gen ist eine sehr zeitnahe Operation
                                           notwendig, um bleibende Lähmungen           Kontakt
                                                                                       Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie
Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?      und Funktionsausfälle möglichst zu
                                                                                       und Handchirurgie
Prof. Dr. med. Sönke Frey: Rücken­         vermeiden.
                                                                                       Kreuzbergstraße 79 · 40489 Düsseldorf
schmerzen sind ein Volksleiden der mo­
                                                                                       Fon 0211.409 5000 Fax 0211.409 5001
dernen Zivilisation. Sie können aus hei­   Bieten Sie Videosprechstunden an?
                                                                                       orthopaedie@kaiserswerther-diakonie.de
terem Himmel kommen, zum Beispiel          Prof. Dr. med. Sönke Frey: Video­
                                                                                       www.florence-nightingale-krankenhaus.de/
bei einem sogenannten „Hexenschuss“,       sprechstunden sind eine Möglichkeit,
                                                                                       orthopaedie
sich jedoch auch nach und nach ent­        um beispielsweise ein Röntgenbild oder
wickeln. Sind die Schmerzen durch ei­      ein MRT-Bild vorzulegen und dazu e­ ine
ne verspannte Muskulatur ausgelöst,        Zweitmeinung einzuholen. Dennoch
können Betroffene selbst viel tun – von    lebt mein Fachgebiet von der körper­
Wärmepackungen bis hin zu körperli­        lichen Untersuchung, um fundierte
chen Übungen. Wenn Rückenschmer­           ­Indikationen zu stellen. n

                                                                                                                                  15
Corona-Hilfsfonds:
                                   Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende

Wir kümmern uns um Menschen, die in der Corona-Krise ganz besonders
 unsere Hilfe brauchen: Patienten im Florence-Nightingale-Krankenhaus,
 ­Senioren in ambulanter oder vollstationärer Betreuung, Menschen mit
­Behinderung oder Menschen mit psychischen Erkrankungen.

                      Mit den Liebsten Kontakt halten
                      Senioren, Menschen mit Behinderung und Vorerkrankungen
                      leiden besonders unter der Situation. Sie gehören zur Hoch-
                      risikogruppe und müssen deshalb zu Hause bleiben und auf
                      Besuch verzichten. Um die Kommunikation der uns anver-
                      trauten Menschen zu erleichtern, benötigen wir technische
                      Hilfsmittel – mit Laptops, Tablets und entsprechender Soft-
                      ware können die Bewohner in unseren Einrichtungen weiter-
                      hin mit ihren Angehörigen und Freunden in Kontakt bleiben.

   Für gute medizinische Versorgung
   Im Florence-Nightingale-Krankenhaus leisten                             Sicherheit für alle
   Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte ihr Bestes, um                        Wir benötigen zusätzliche Schutz­
   Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und erkrankte                             kleidung für die Mitarbeitenden in
   Menschen zu versorgen. Für die Ausstattung der                          ­unseren verschiedenen Einrichtungen.
   spezialisierten Isolationsstationen sowie den be-
   sonderen medizinischen Bedarf ist das Kranken-
   haus auf Unterstützung angewiesen.

                                                                 Unser Spendenkonto:
Schnell flexible Hilfe
                                                                 Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank
ermöglichen – das ist jetzt wichtig.                             IBAN: DE61 3506 0190 0000 6506 50 | BIC: GENODED1DKD
                                                                 Nutzen Sie den beiliegenden Überweisungsträger oder
Förderstiftung der Kaiserswerther Diakonie
                                                                 spenden Sie online unter:
Christiane Taylor, Geschäftsführerin
                                                                 www.kaiserswerther-diakonie.de/corona-hilfsfonds
Fon: 0211.409 2593
Mail: taylor@kaiserswerther-diakonie.de                          Für Ihre Unterstützung danken wir Ihnen sehr herzlich!
Sie können auch lesen