ELAN Wird es wieder, Landeskirche Schaumburg-Lippe

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ELAN Wird es wieder, Landeskirche Schaumburg-Lippe
AUSGABE 2 | 2021
                                                                  SOMMER

                ELAN
                Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten
                Magazin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe

  Wird es wieder,
          wie es nie war?

Schloss Baum
     S. 16-20
ELAN Wird es wieder, Landeskirche Schaumburg-Lippe
Vorwort
                                                           Liebe Leserinnen und Leser!
                                                           Was werden die beiden auf dem Titelbild gleich
                                                           tun? Johanna und Janett – Begegnung auf dem
                                                           Bückeburger Markt. Werden sie sich in die Arme
                                                           fallen und fest drücken? Halt! Darf man das? Ohne
                                                           Maske? Distanzlos? Was werden sie sich trauen?
                                                           Und wie ist es bei Ihnen? Sind Sie der Entbehrungen
                                                           und der Beschränkungen auch überdrüssig? Haben
                                                           Sie sich schon Ihre Strategie zurechtgelegt für die
                                                           Augenblicke und Situationen, in denen sich Ihnen
                                                           neue Gelegenheiten bieten? Die Begegnung mit
                                                           Enkelkindern oder Freund:innen – eine Einladung
                                                           zur Gartenparty – der Chef beordert Sie zurück aus
                                                           dem Homeoffice ins Großraumbüro – im Postkas-
                                                           ten liegt der Prospekt für die nächste Theatersai-
                                                           son – der Kumpel schenkt Ihnen eine Karte für das
                                                           Spiel Hannover 96 gegen Hansa Rostock am 31.
                                                           Juli – und vieles andere mehr an Gelegenheiten und
                                                           Möglichkeiten wird uns allen begegnen.
                                                           Wird es dann wieder so, wie wir es gewohnt waren?
                                                           Oder »Wird es wieder so, wie es nie war?« So haben
                                                           wir diese ELAN Ausgabe betitelt. Menschen haben
                                                           uns erzählt, wie sie die vergangenen 16 Monate
                                                           erlebt haben, was sich in ihrer Sicht auf die Dinge
                                                           für sie selbst verändert hat und was sie davon in
                                                           die »neue Zeit« herüberretten möchten.
                                                           Die Zeit unter dem Vorzeichen der Pandemie war
                                                           herausfordernd und wird folgenreich sein. Wer soll
                                                           das bezahlen? Wie verändert sich gottesdienstli-
                                                           ches Leben? Welche Konsequenzen ziehen wir als
                                                           einzelne und als Gesellschaft?
                                                           Besonders freuen wir uns darüber, dass sich Anna-
                                © ejaugsburg auf Pixabay

                                                           Nicole Heinrich, die neue Präses der EKD Synode
                                                           Zeit für ein Interview mit uns genommen hat.
                                                           Dankbar und berührend, aber auch traurig und
                                                           wehmütig blicken stellvertretend für unzählige
                                                           Besucher:innen einige der Gäste zurück auf eine
                                                           wunderbare Zeit, die sie in der Jugend- und Frei-
                                                           zeitstätte Schloss Baum verbracht haben. Leider
                                                           ist der Betrieb dieses Ortes der Begegnung, der
                                                           Einkehr, des Spiels, der Kultur, des Feierns, des
                                                           gemeinschaftlichen Glaubenslebens und der
                                                           Gastfreundschaft im Frühjahr eingestellt worden.
                                                           Und schließlich ein Blick nach vorne mit Infos über
                                                           geplante Veranstaltungen, zu denen Sie herzlich
                    kd
                                                           eingeladen sind. Außerdem berichten wir über die
                              ade
                                                           Tagung unserer Landessynode Anfang Juni, bei der
                                                           weitreichende und wegweisende Beschlüsse zur
                                                           Weiterentwicklung des kirchlichen Lebens in unser
                                                           Landeskirche gefasst wurden.
               uh
                                                           Verleben Sie einen erholsamen und erfrischenden
                                                           Sommer. Und kommen Sie unbeschadet und ge-
                         eb                                sund durch diese Zeiten.
                                                           Bleiben Sie behütet und bewahrt unter Gottes
                                                           Segen.
                                                           Ihr Ulrich Hinz
          cm                                               ELAN Redaktion:
                                                           Ulrich Hinz (uh), Karin Droste (kd), Eike Büchner (eb),
                                                           Beate Ney-Janßen (ade) & Christiane Meyer (cm)
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ELAN Wird es wieder, Landeskirche Schaumburg-Lippe
Andacht
                                                Liebe ELAN Leser:innen,

                                                Moin und Hallo, zu Beginn eine kleine Ge-
                                                schichte … ein Fischer sitzt am Strand und
                                                blickt auf das Meer. Er hat gerade seinen               Andacht
                                                Fang zum Markt gebracht. Da fragt ihn
                                                ein Tourist, warum er nicht einen Kredit
                                                aufnehme. Dann könne er einen Motor
                                                kaufen und das Doppelte fangen. Das
                                                brächte ihm Geld für einen Kutter und
                                                einen zweiten Mann ein. Zweimal täglich
                                                auf Fang hieße das Vierfache verdienen
                                                – warum er eigentlich herumtrödele.
                                                Auch ein dritter Kutter wäre dann sicher
                                                möglich. So könnten die Fanggebiete vor       maximal heißes Thema werden. Denn
Inhalt
                                                der Küste viel besser ausgenutzt werden.      gerade rücken viele glücksverheißende
                                                Als weiteres Upgrade dann ein Stand auf       Dinge neu in den Focus wie Urlaub, Got-
3        Andacht                                dem Markt und Angestellte. Dann später
4        Im Gespräch                                                                          tesdienste, Konzerte, Grillen, Familie /
                                                ein Fischrestaurant, eine Konservenfabrik.    Freunde besuchen. Alles supertoll und
6        Umfrage                                Dem Touristen leuchteten die Augen, als
7        Es tut mir leid, aber Ihr Name steht                                                 doch hängt über all dem immer noch das
                                                er so sprach. Da schaute der Fischer ihn      pandemische Damoklesschwert. Unser
         nicht auf meiner Liste                 direkt an und fragte: »Und dann?« Darauf
8        Krisengewinner                                                                       Glück ist und bleibt immer bedroht, nicht
                                                der Tourist: »Dann brauchen Sie gar nichts    nur durch Coronavarianten, auch durch all
9        Wer zahlt die Corona Zeche?            mehr zu tun. Dann können Sie den ganzen
10       Das geht nicht mehr weg                                                              die anderen Nöte dieser Welt wie Kriege,
                                                Tag sitzen und glücklich auf Ihr Meer hi-     Hunger, Flucht, Krankheiten und die vielen
12       Punkrock, bestuhlt!?                   nausblicken!« Der Fischer: »Aber das tue
14       Herzliche Grüße: Ihre 			                                                            Seelennöte und Ängste.
                                                ich doch jetzt schon«.                        Die Frage ist also: Was muss / kann man
         Urlaubsseelsorger:innen                Liebe Leserinnen, hier hat einer sein Glück
16       Jugend- und Freizeitstätte Schloss                                                   tun für sein Glück? Jesus Christus hat sei-
                                                gefunden. Er hat es so sehr gefunden,         nen Jüngern zu dieser Frage etwas sehr
         Baum wurde geschlossen 		              dass er sich aus seinem Glückszustand
         ... sehr schön war die Zeit!                                                         Wichtiges gesagt. In seinen Abschiedsre-
                                                nicht mehr herauslocken lässt. Vielleicht     den in Johannes 16,33b spricht er ihnen
21       Landessynode Juni 2021                 kennen Sie ja auch jemanden, der definitiv
24       Aus der Landeskirche                                                                 zu: »In der Welt habt ihr Angst; aber seid
                                                da angekommen ist, wo er immer hinwoll-       getrost, ich habe die Welt überwunden«.
26       Termine und Veranstaltungen            te. Und mal ganz direkt gefragt: Gibt es
28       Freud und Leid                                                                       Mit anderen Worten: Christus hat diese
                                                in Ihrem Kopf auch die Vorstellung einer      Welt mit ihrer Angst und ihrem Unglück
                                                idealen Lebenssituation, die maximales        ganz durchschritten und am Kreuz und
                                                Glück und Zufriedenheit verheißt?             in seiner Auferstehung überwunden. Er
                                                Was den Fischer betrifft, wäre noch die       ist uns vorausgegangen ins Reich Gottes
                                                Frage interessant, ob er tatsächlich den      hinein. Er dreht sich nun nicht mehr wie
                                                Rest seines Lebens zufrieden geblieben        wir mit dieser Welt im Kreis. Er sitzt zur
                                                ist. Das Leben lehrt uns ja, dass unser       Rechten seines Vaters und kann uns da-
                                                irdisches Glück etwas sehr Liquides sein      rum einen festen Halt außerhalb dieser
                                                kann. Es fließt uns immer wieder leicht       Welt geben. Dieser Halt besteht aus seiner
                                                aus den Händen. Und so sind die meisten       liebevollen Lehre, dem Evangelium und
                                                Menschen immer wieder mal neu auf der         dem Wirken des Heiligen Geistes in dieser
                                                Suche nach ihrem Glück.                       Welt. Der macht uns fähig zu lieben und
                                                Dazu ein Zitat von John Lennon, dem viel      Freude zu empfinden, auch wenn das
EL AN                                           zu früh verstorbenen Mastermind der           Leben schwierig ist. Der schenkt uns Frie-
Magazin der Evangelisch-Lutherischen            Beatles. Er hat in einem Interview gesagt:    den ins Herz, macht uns fähig zur Geduld
Landeskirche Schaumburg-Lippe                   »Als ich 5 Jahre alt war, hat meine Mutter    und zur Freundlichkeit und Güte. Und
-Landeskirchenamt- Pressestelle                 mir immer gesagt, dass das Glück der          Er gibt uns die Kraft zur Bescheidenheit
Bahnhofstraße 6 | 31675 Bückeburg               Schlüssel zum Leben ist. Als ich zur Schule   und Selbstbeherrschung (Galaterbrief
Internet: www.LKSL.de                           ging, fragten sie mich dort, was ich wer-     5,22-23). All das hilft, besonders in diesen
E-Mail: pressestelle@lksl.de                    den will, wenn ich groß bin. Ich schrieb      schwierigen Zeiten dabei, ein glückliches
                                                ›glücklich‹. Sie sagten mir, dass ich die     Leben zu führen. In der Jahreslosung 2014
Verantwortlich: Ulrich Hinz (uh)                Aufgabe nicht verstanden habe, aber ich       hieß es: »Gott nah zu sein ist mein Glück«
Layout / Design: Karin Droste (kd)              sagte ihnen, dass sie das Leben nicht ver-    (Psalm 73,28). Unser Lebensglück hat also
                 & Eike Büchner (eb)            standen haben.« So beschreibt Lennon mit      bestimmt etwas mit der Nähe Gottes zu
                                                wenigen Worten die Glückssuche seiner         tun. Und das Erleben dieser, seiner Nähe
Titelbild:       2021 © (eb)
                                                Nachkriegsgeneration und eigentlich auch      wünsche ich uns allen immer wieder neu
Mitarbeit:       Beate Ney-Janßen (ade)         aller weiteren Generationen bis heute.        – besonders in dieser schwierigen Zeit.
                 & Christiane Meyer (cm)        Besonders in diesem Sommer wird ja die               Herzliche Grüße, Ralf Schneckener
                                                Suche nach dem persönlichen Glück ein               (Diakon im Landesjugendpfarramt)

                                                                                                                                     3
ELAN Wird es wieder, Landeskirche Schaumburg-Lippe
Im Gespräch
mit Anna-Nicole Heinrich – seit Mai 2021
neue Präses der EKD-Synode

Vom 6. bis 8. Mai 2021 fand die digitale Tagung
der 128 EKD-Synodalen der 13. Synode in Hannover
statt. Zugleich tagten die Vollkonferenz der UEK und die
Generalsynode der VELKD.
Die neu gewählten und berufenen Synodalen wurden
offiziell in ihr Amt eingeführt. Unsere Landeskirche wird
vertreten durch Synodenpräsidentin Daniela Röhler und
Pastor Ulrich Hinz.
Am 3. Sitzungstag wurde das Präsidium der EKD Synode
neu gewählt. Die 25-jährige Philosophie-Studentin Anna-
Nicole Heinrich aus der bayerischen Landeskirche ist an die
Spitze der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) gewählt worden. Sie tritt damit die Nachfolge der
bisherigen Präses Irmgard Schwaetzer an. Die 79 Jahre
alte ehemalige Bundesministerin hatte die Synode fast
acht Jahre lang geleitet.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutsch-
land (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wertete das Ergebnis
als »historisch«. Es sei ein »ganz starkes Zeichen für unsere
Kirche« und zeige die Bedeutung, die junge Menschen für
die Gestaltung der Zukunft hätten.
                                                                    © Peter Bongard

Liebe Frau Heinrich, Sie sind ja in die Gemein-
schaft der Christen und Christinnen nicht durch
eine »klassische Tür« eingetreten? Wie fanden
Sie hinein?
Meine Eltern kommen aus Thüringen, Kirche
spielte für sie keine Rolle, so dass ich auch nicht als
Baby getauft wurde. In dem kleinen Ort Nittenau
in der Oberpfalz, in dem ich aufgewachsen bin und               Was macht eine Präses der EKD-Synode denn
in dem fast alle zur katholischen Kirche gehörten,              zwischen den Synodentagungen und neben den
war ich damit aber eine echte Ausnahme.                         vielen Interviewanfragen?
Das zeigte sich sehr deutlich bei der Anmeldung                 Zu meinen Aufgaben als Präses gehört mehr als
zur Schule. Als meine Eltern sagten, ich wäre                   die Leitung der Tagungen. Gemeinsam mit dem
nicht getauft, müsste also in den Ethikunterricht,              Präsidium und dem Synodenteam im Kirchenamt
erklärte die Sekretärin, dass es so etwas bei ihnen             bereiten wir die Tagungen thematisch vor und
nicht gäbe. Ich sollte mir eine Woche den katho-                treffen uns dafür regelmäßig. Außerdem bin ich
lischen und eine Woche den evangelischen Religi-                Teil des Rates der EKD, der monatlich zusammen-
onsunterricht anschauen und mich dann entschei-                 kommt. Dann gibt es Veranstaltungen, zu denen
den. Weil es in der ganzen Schule gerade mal etwa               ich eingeladen werde und Gespräche, die ich führe.
zehn Protestant:innen gab, hatte der evangelische               Und dann habe ich ja auch noch mein Studium,
Religionsunterricht eine besondere Organisation                 meinen Job an der Uni und nicht zuletzt meinen
und Gestaltung. Es gab kein richtiges Klassenzim-               Mann, meinen Freundeskreis und meine Hobbies.
mer, der Unterricht fand im Nachmittagsbetreu-
ungsraum statt. Dort saßen wir im Kreis auf dem                 Wie kann die Kirche Ihrer Meinung nach junge
Boden. Unterricht auf dem Spieleteppich – das                   Menschen zwischen 20 und 35 erreichen?
überzeugt eine Sechsjährige. Dazu kam, dass ich                 Wir müssen unseren Glauben mehr nach außen
mich mit den anderen gut verstanden habe. So bin                tragen. Mir gibt mein Glaube viel – aber ich tue
ich da reingewachsen. Nach einigen Jahren habe                  mich auch öfter schwer, das auch nach außen zu
ich mich dann taufen lassen.                                    kommunizieren. Da brauchen wir mehr Selbst-

4
ELAN Wird es wieder, Landeskirche Schaumburg-Lippe
© Peter Bongard
»Wir müssen unseren
Glauben mehr nach
außen tragen. Mir gibt
mein Glaube viel – aber
ich tue mich auch öfter
schwer, das auch nach
außen zu kommunizieren.
Da brauchen wir mehr
Selbstbewusstsein.«

bewusstsein. Ich finde unsere Botschaft für alle       Wir müssen uns als Christ:innen aus der christli-
spannend. Sicher ist es schwer, diese Altersgruppe     chen Botschaft heraus in der Gesellschaft positi-
zu erreichen – das liegt aber nicht an unserer Bot-    onieren, engagieren und christliche Werte leben.
schaft, sondern an der Lebenssituation von Men-        Da müssen wir bei vielen Themen ganz laut sein
schen zwischen 16 und 30 Jahren, wo ganz viel im       und mit NGOs zusammenarbeiten. Das machen
Umbruch ist. Daher ist es wichtig, dass wir diese      wir schon bei der Seenotrettung, müssten es aber
Situation gut begleiten und auf die jungen Men-        auch bei Themen wie dem Klimawandel stärker
schen zugehen. Wir müssen mit ihnen sprechen           tun. Das hat für mich viel mit meinem Glauben zu
und auf ihre Bedürfnisse eingehen.                     tun: Ich kann nicht nur Nächstenliebe predigen, ich
                                                       muss sie auch leben.
Wie haben Sie Kirche während der Corona-Pande-
mie erlebt und wahrgenommen? Es gibt manche            Was für eine Vision von Kirche tragen Sie in sich?
Kritiker, die meinen, die Kirche hätte Chancen         Ich wünsche mir eine Kirche, die allen Menschen
vertan und zu spät reagiert. Wie und wodurch hat       eine Heimat gibt. Die rausgeht aus der Bubble und
Kirche nach Ihrer Einschätzung und Beobachtung         mit Menschen spricht, die sie sonst nicht im Blick
auch Hilfreiches und Positives beigesteuert?           hat. Die sich einmischt und mutig Stellung bezieht.
Die Kirche war sehr mutig und hat vieles Neues         Wir müssen auch mal etwas riskieren. Wir wissen,
probiert. Gerade auch im digitalen Raum. Es wur-       dass wir kleiner werden und sparen müssen. Aber
den Räume geschaffen für Leute, die bisher kein        genauso wichtig ist es, Freiräume zu schaffen und
konkretes Angebot von Kirche erhalten haben.           etwas auszuprobieren. Ich wünsche mir, dass wir
Natürlich hat nicht alles geklappt, aber es war gut,   das mehr ermöglichen und dass mehr Menschen
dass es probiert wurde. Nach der Krise müssen          ausprobieren wollen. Und das völlig ergebnisoffen.
wir gut prüfen, welche Sachen wir bewahren und         Aus Fehlern, die wir dabei machen, können wir nur
welche wir vielleicht gar nicht wieder anfangen        lernen.
wollen. Auch sollte man sichtbar machen, dass
Kirche und ihre Mitarbeitenden in den stillen          Gibt es einen biblischen Text / Vers, der Ihnen
Momenten da waren, Trost gespendet haben und           besonders am Herzen liegt und etwas über Ihr
Menschen ganz individuell begleitet haben. Diese       Gottesbild / ihr Kirchenbild / ihre Glaubensüber-
Zeit bringt uns dazu unseren Blick noch stärker als    zeugung aussagt?
bisher einen Schwerpunkt auf Trauerprozesse und        Ja, das Vaterunser, wie es im Matthäus-Evangelium
Seelsorge zu legen. Wir werden nun genau hinse-        steht. Ich verbinde damit meine ersten Erfahrun-
hen: Was hat der Lockdown, was hat die lange Dis-      gen aus dem Religionsunterricht. Es gibt mir die
tanz mit den einzelnen Menschen und mit uns als        Sicherheit, zu wissen, wofür ich stehe. Und es
Gesellschaft gemacht? Das ist ein riesiges Thema,      bietet immer wieder einen Anreiz, sich gemeinsam
das unsere Aufmerksamkeit fordert.                     über christliche Fragen auszutauschen.

In welcher Weise sollte sich die Kirche zu gesell-     Liebe Frau Heinrich! Vielen Dank Ihnen für dieses
schaftlichen und politischen Themen äußern?            Interview. Wir wünschen Ihnen für ihre neue
Wo sollte sich die Kirche unter Umständen aktiv        Aufgabe Gottes bestärkenden Segen und seinen
einmischen?                                            inspirierenden Geist.

                                                                                                        5
ELAN Wird es wieder, Landeskirche Schaumburg-Lippe
Das Leben nach Corona
Drei Fragen
                                                      Umfrage
1. Was ist das erste, das
   du nach Corona wieder
   machen wirst?                                                        Merle Kuehn, Levesen
                                                                        Was ist das erste, das du nach Corona wieder machen wirst?
2. Was nimmst du mit aus                                                In den Urlaub fahren.
   dieser Corona-Zeit?
                                                                        Was nimmst du mit aus dieser Corona-Zeit?
3. Wirst du etwas                                                       Ich habe gelernt, selbstständiger zu sein und
   sein lassen?                                                         meinen Tag zu strukturieren.
                                                                        Wirst du etwas sein lassen?
                                                                        Ich nehme mir vor, nicht mehr ganz so oft am Handy oder iPad zu sein.

                                                 Peter Knipping, Nordsehl
               ... wenn Corona vorbei ist, werde ich mit meiner Frau draußen
                 eine Tour machen. Dann nehmen wir uns Zeit, setzen uns auf
                          eine Bank und halten Rückschau auf die Coronazeit.
  ... mich hat erschreckt, wie uneinig die deutsche Politik in der Krise agiert.
                              ... die Pandemie war für mich auch eine Zeit der
                                   Entschleunigung. Das will ich mir bewahren.

                                          Bärbel Erhardt, Lindhorst
                                          ... wenn die Außengastronomie wieder ohne Einschränkungen geöffnet ist,
                                          ohne Tests und ohne Maske, werde ich mich mitten in Stadthagen auf den
                                          Marktplatz setzen und einen Cappuccino trinken. Darauf freue ich mich.
                                          ... mir ist bewusst geworden, wie abhängig wir sind von Ärzten
                                          und Wissenschaftlern, die die Impfstoffe entwickeln. Und ich
                                          bin froh und dankbar, dass es solche Impfungen gibt.
                                          ... ich möchte mein altes Leben genauso wieder haben, wie es war.

                                                       Ylvie Busche, Seggebruch
                   ... ich freue mich total darauf, wenn ich irgendwann nicht mehr
                         immer auf genug Abstand und Maskenpflicht achten muss.
                           ... in der Pandemie habe ich viel mehr mit meiner Familie
                  gemacht und da ist mir meine Familie noch wichtiger geworden.
                                     ... das möchte ich beibehalten und auch nach der
                                    Pandemie mehr mit meiner Familie unternehmen.

                                                  Solvej Bushühl, Steinhude
                                                  ... ich werde einen Flug buchen, um »nach
                                                  Hause« zu fliegen, nach Irland!
                                                  ... Online Shoppen
                                                  ... zu realisieren, dass die Freiheit, die wir alle genießen
                                                  nicht selbstverständlich ist. Zum Schutz aller Menschen.
                                                  Egal ob geschwächt, erkrankt oder in der Pflege!

      6
ELAN Wird es wieder, Landeskirche Schaumburg-Lippe
Es tut mir leid, aber
Ihr Name steht nicht
auf meiner Liste

Sie möchten an der Trauerfeier für
Frau Petersen teilnehmen? ...
Wie heißen Sie? ...
Gisela Müller? ...
Es tut mir leid, aber Ihr Name steht
nicht auf meiner Liste. Die Trauer-
feier findet im engsten Familienkreis
statt. So hat es doch auch in der
Traueranzeige gestanden. Sie waren
eine gute Freundin der Verstorbe-
nen? ...
Das mag ja sein, aber ich kann trotz-
dem keine Ausnahme machen. Wie
gesagt, ich halte mich streng an die                © Bela Bergemann

Liste, und da finde ich Sie nicht. Was
meinen Sie? ...                           bei Wind und Wetter. Wir mussten
                                          uns kurz halten, zunächst durften wir      Der Rückzug ins Private,
Sie haben ein Recht darauf, Abschied
                                          noch singen, draußen natürlich ohne
nehmen zu können? ...                                                                der ja schon länger zu
                                          Orgel, dafür mit Trompete oder Ak-
Trauerfeiern sind öffentliche Veran-      kordeon. Bald durften wir auch wie-        beobachten ist, hat durch
staltungen? ...                           der in die Kirche, aber immer noch         die Pandemie noch einmal
Ich kann Ihnen die Teilnahme gar          mit nur wenigen Teilnehmern, und           einen Schub bekommen
nicht verwehren? ...                      dann durften wir nicht mehr singen,
                                          wir lauschten dem Orgelspiel und        erkultur ist nicht mehr so wie vor
Nun seien Sie doch vernünftig und
                                          mussten einen Mund-Nasen-Schutz         Corona. Der Rückzug ins Private, der
respektieren Sie den Wunsch der
                                          tragen. Wir waren um Abstand be-        ja schon länger zu beobachten ist,
Angehörigen. Die wollen im kleinsten
                                          müht und vermieden jegliche Berüh-      hat durch die Pandemie noch einmal
Kreis Abschied nehmen, ganz persön-
                                          rung. Kondoliert wurde mit Mimik        einen Schub bekommen. Nein, ich
lich. Ob ich das für richtig halte? ...
                                          und Gestik. Nach der Trauerfeier        finde es auch nicht gut. Ja, natürlich
Ich weiß nicht. Das habe ich auch         gingen wir auseinander. Keine lan-      hat die Kirche einen Öffentlichkeits-
gar nicht zu entscheiden. Die Kinder      gen Gespräche, keine Kaffeetafel.       auftrag. Ja, sicher, das gilt auch für
von Frau Petersen wollen das so, und      Wie bitte? ...                          das Trauern. Aber was soll ich denn
daran halte ich mich. Warum? ...
                                          Nein, das hat mir auch nicht gefal-     machen? ...
Weil ich es als meine Aufgabe an-         len. Trotzdem hatten diese Trauer-      Sie haben gut reden: Einfach ma-
sehe, die Familie in ihrer Trauer zu      feiern eine ganz besonders dichte       chen. Nein, noch einmal, Sie können
unterstützen und ihr auf dem Weg          Atmosphäre. Als ob die unheimliche      nicht kommen. Wer das entscheidet?
der Trauer Trost und Halt zu ge-          Corona-Bedrohung einen deutlich         ...
ben. Und es war der ausdrückliche         sensibler für Tod und Sterben und
Wunsch der Kinder, dass wir die           für das Abschiednehmen gemacht          Na, ich, nein, die Familie.
Trauerfeier ganz genauso gestalten        hat. Was? ...                           Frau Müller? ...
wie schon bei ihrem Vater. Ja, ich                                                Frau Müller? ...
                                          Ja, Corona ist schon lange vorbei.
weiß, damals hatten wir noch Co-
                                          Zurück zur Normalität? ...              Aufgelegt! Na toll, wo kommen wir
rona. Da war alles anders. Anfangs
                                          Das denke ich nicht. Die Pandemie       denn hin, wenn jeder macht, was er
durften wir noch nicht einmal in die
                                          hat uns verändert, nachhaltig. In       will? ...
 Kirche gehen. Da standen wir mit
 den engsten Angehörigen am Grab,         vielerlei Hinsicht. Auch unsere Trau-                Pastor Norbert Siemens,
                                                                                                           Glücksburg

                                                                                                                  7
ELAN Wird es wieder, Landeskirche Schaumburg-Lippe
Krisengewinner
D     ie Hoffnung wächst. Die dritte
      Welle der Pandemie ebbt ab.
Und mit etwas Glück und viel Diszip-
                                         die Universität und vermissten Ihre
                                         Freunde. Nein – das wünsche ich
                                         nicht noch mal – auch wenn solche
                                                                                  konsumieren, immer mehr verbrau-
                                                                                  chen, immer schneller leben: das
                                                                                  kann nicht gut gehen. Unser Lan-
lin werden wir auch die vierte Welle     Epidemien immer mal wieder vor-          desbischof Dr. Manzke und Pastor
im Herbst / Winter meistern können.      kommen werden.                           Gräber haben in ihrem Papier diesen
Zeit zurückzuschauen, Bilanz zu zie-                                              Lebensstil »riskant und überheblich«
hen nach 1½ Jahren Pandemie.                                                      genannt. Und genau das ist er. Rück-
 Da muss ich mich als »Krisenge-                                                  kehr zur Normalität ist Rückkehr zur
winner« outen und gestehen, dass                                                  Risikogesellschaft und zur Überheb-
diese Zeit mir viele Vorteile ge-                                                   lichkeit.
bracht hat. Die Ruhe – statt                                                            »Kehrt um und glaubt an das
des auch nachts dröhnenden                                                              Evangelium.« Das ist für mich
Verkehrs um unser Haus ver-                                                               die Botschaft des Glaubens.
misse ich schon jetzt. Die von                                                            Die Pandemie ist nicht Got-
uns betreuten Enkelkinder                                                                  tes Strafe, sondern von Men-
beglückten uns jeden Morgen                                                                schen gemacht und Folge
mit ihrer Fröhlichkeit und                                                                 unseres Lebensstil. Gott will
Lebenslust – in der Zeit der                                                              uns nicht strafen, sondern
Trauer um unseren verstorbe-                                                             dass wir umkehren. Was dazu
nen Sohn konnte uns gar nichts                                                          nötig ist, wissen wir alle: weni-
Besseres geschehen. Natürlich                                                          ger CO2 produzieren, weniger
habe ich Kontakte zu Freunden                                                        Autofahren, weniger Fliegen,
vermisst. Aber auch viele tiefer                                                   Plastik vermeiden, Urlaube redu-
gehende Gespräche erlebt. Got-                                                    zieren, mehr auf Abstand achten,
                                                                                  in Ansteckungszeiten Mundschutz
  muss ich mich als                                                               tragen, große Versammlungen mei-
  »Krisengewinner«                        Doch auch wenn darüber kaum             den und... und... und. Die Liste ist
  outen und gestehen,                    berichtet wird: Die Zahl der Gewin-      lang. Wir wissen das. Aber tun wir
  dass diese Zeit mir viele              ner ist sehr groß, vermutlich höher      es auch?
  Vorteile gebracht hat                  als die der Verlierer. Und ich finde
                                         es nach wie vor beschämend, dass          Rückkehr zur Normalität ist
                                         die Politik keinen »Solidaritätsfond«     Rückkehr zur Risikogesellschaft
tesdienste im Fernsehen geschaut         hingekriegt, sondern (offenbar billi-     und zur Überheblichkeit
und viele gute Ideen erlebt – auch
in unseren Kirchengemeinden. Und                                                   Fordern ist wohlfeil. Machen ist
                                         Die Zahl der Gewinner ist
das Geld stapelt sich auf dem Konto.                                              nötig. In den Kirchengemeinden
Die Pension kommt pünktlich; große
                                         sehr groß, vermutlich höher
                                         als die der Verlierer                    sollten wir damit anfangen. Haben
Unternehmungen oder Anschaffun-                                                   wir in den Kirchengemeinden und in
gen blieben aus. Ich habe gewonnen                                                unserer Landeskirche Arbeitsgrup-
– zumal ich nicht erkrankte und nun      gend) in Kauf genommen hat, dass         pen, die alle unsere Arbeitsberei-
schon zweimal geimpft bin.               die Reichen immer reicher wurden         che darauf durchleuchten, was wir
 Wünsche ich mir also noch so eine       und die Armen immer ärmer. So            ändern können und wollen? Und
Pandemie? Gott bewahre: Nein!            war das immer bei Epidemien – aber       warum nicht?
Zu schlimm waren die Folgen für          sollten wir nicht klüger geworden
                                         sein? Stattdessen wirtschaften wir        Es ist an der Zeit umzukehren,
andere. Zu viele Menschen sind an                                                 damit wir nicht umkommen. Denn
Corona gestorben oder durch die          mit Schulden, die die heutigen Kin-
                                         der zahlen müssen.                       Gott will nicht den Tod des Sünders,
intensivmedizinische Behandlung                                                   sondern das er umkehre!
für ihr Leben gekennzeichnet. Zu          Nun beginnt langsam wieder das,
viele haben ihre Arbeit verloren, ihr    was man die »Normalität« nennt                                   Reiner Rinne,
Geschäft schließen müssen. Viel zu       – die aber in Wahrheit nicht nor-                          Superintendent i. R.
viele Kinder und Jugendliche konn-       mal, sondern ein völliger Irrsinn ist:
ten nicht in die KITA, die Schule oder   immer mehr arbeiten, immer mehr

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ELAN Wird es wieder, Landeskirche Schaumburg-Lippe
Wer zahlt die Corona Zeche?
Die Frage bewegt die Gemüter. Wer soll die hohen
Kosten der Corona Pandemie aufbringen?

D     ie Reichen, die Armen, alle
      irgendwie? Der Staat durch
höhere Steuern oder Stellenabbau
und Kürzungen bei den Sozialleis-
tungen? Zunächst einmal gilt es, die
tatsächliche Höhe der Kosten zu
erfassen. Das ist aber gar nicht ein-
fach, denn nur z.T. bilden sie sich in
höheren Schulden ab, die beim Staat
anfallen. Gravierend für die Zukunft
sind auch Einnahmeausfälle in vielen
Unternehmen, die die Kapitaldecke
aufgefressen haben. Andere haben
aber auch floriert und beträchtliche
Gewinne gemacht. Viele Privat-
personen haben ihre Sparanlagen
erhöhen können, während sich bei
anderen die Armut wieder verfestigt
hat. Alles hängt davon ab, dass die
Wirtschaft hochfahren kann und
Arbeitsplätze wieder stabil werden.
Dafür braucht es möglicherweise
noch weitere Konjunkturhilfen.           Prof. Dr. Gerhard Wegner leitete von 2004-2019 das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD
 Aber natürlich ist klar, dass Corona
viel zusätzliches Geld gekostet hat.                                                      An ihm sollte nicht gerüttelt wer-
Es war nötig, um massive Einbrüche        Es war der Sozialstaat,                        den! Und es waren insbesondere
in wirtschaftlichen und sozialen          der uns durch die Krise                        die großen Leistungen der Pflege-
Bereichen zu vermeiden. Deswegen          getragen hat. An ihm sollte                    kräfte, denen die Rettung vieler
sind auch neue Schulden entstan-          nicht gerüttelt werden!                        Menschenleben zu verdanken ist.
den. Normalerweise würde man nun                                                         Ihnen müssen deswegen auch fi-
sagen: sofort schnell zurückzahlen!       und dann können Schulden auch                  nanziell Anerkennungen durch hö-
Schulden sind nicht gut. Aber da          belastend sein. Es war die insgesamt           here Löhne zukommen. Es braucht
überrascht uns der Ökonom, Dr.            vergleichsweise geringe deutsche               einen einheitlichen Flächentarif-
Andreas Mayert vom Sozialwissen-          Schuldenquote, die das Aufbringen              vertrag!
schaftlichen Institut der EKD. Schul-     von Geldern in der Krise erheblich
                                          erleichterte.                                   Wir sollten uns jetzt nicht in De-
den jetzt zurückzuzahlen wäre für                                                        batten über die Abrechnung der
Deutschland falsch, denn deutsche           Dennoch werden jetzt wieder Ein-             Corona Kosten verrennen. Der Blick
Staatsanleihen werden z.Z. negativ        schnitte in Staatsleistungen disku-            muss nun wieder nach vorne gehen:
verzinst, d. h. dass die Kreditgeber      tiert. Ein jetzt erfolgender Sozial-           Was ist nötig, um eine wirklich
sogar noch dafür zuzahlen, dass sie       abbau wäre aber ungerecht, weil                nachhaltige Wirtschaft und Ge-
Deutschland Geld leihen können.           er diejenigen, die am meisten unter            sellschaft zu gestalten, die den zu
Den Abbau der Schulden jetzt zum          Corona gelitten haben, noch zusätz-            erwartenden ökologischen Katast-
Staatsziel zu erklären hätte also eine    lich bestrafen würde. Das könnte               rophen begegnen kann? Das ist die
falsche Wirkung. Panische Reaktio-        die Spaltung der Gesellschaft, um              alles entscheidende Frage. Corona
nen sind also sicherlich nicht ange-      deren Vermeidung man sich ja in der            war nur ein Vorgeschmack.
bracht. Das ändert allerdings nichts      Krise bemühte, erst richtig lostreten.
daran, dass sich irgendwann die           Es war der Sozialstaat, der uns durch                     Prof. Dr. Gerhard Wegner,
Situation auch wieder ändern kann,        die Krise getragen hat.                           Vorsitzender des Nds. Bundes für
                                                                                                   Freie Erwachsenenbildung
                                                                                                           Publizist, Pastor i.R.

                                                                                                                                9
ELAN Wird es wieder, Landeskirche Schaumburg-Lippe
Das geht nicht mehr weg
Neue gottesdienstliche Formate und spirituelle Praktiken

                                                                                                                    Foto: © uh
In den letzten Monaten entstanden         Zoom-Gottesdienste                       Und weiter?
unzählige neue gottesdienstliche          Die Pfarrerinnen Ruth Nakatenus          Versuch einer Prognose
Formate. Sie waren zunächst viel-         und Esther Philipps aus der Frie-
                                                                                  Irgendwann wird diese Pandemie
leicht »Notlösungen«, haben sich          densgemeinde Pforzheim (Badische
                                                                                  zu Ende sein. Christian Drosten
aber längst als etwas entpuppt, das       Landeskirche) feiern seit April 2020
                                                                                  wird wieder mehr Zeit zum Gitarre
zeigt, wie Gottesdienst, Spiritualität,   regelmäßig Gottesdienste via Zoom,
                                                                                  spielen haben. Wir werden wieder
Glaubenteilen gegenwärtig gedacht         die sich an der einfachen, klassi-
                                                                                  ohne Masken Zug fahren können,
werden können – auch ohne die             schen Sonntagmorgen-Gottesdienst-
                                                                                  werden reisen, in Chören singen,
Zwänge einer Pandemie. Eine kleine        Form orientieren. Für die Gebete
                                                                                  Restaurants, Konzerte und analoge
Auswahl dieser neuen Formate wer-         und manchmal auch die Predigt
                                                                                  Gottesdienste besuchen ohne an-
den vorgestellt und dann ein kühner       nutzen sie die Chatfunktion, was
                                                                                  derthalb Meter Abstand zu allen
Ausblick auf die Zukunft von Predigt      den Gottesdienst interaktiver macht
                                                                                  anderen. Aber eins ist klar: es wird
und Verkündigung gewagt.                  als viele analoge Gottesdienste. Am
                                                                                  nicht wie zuvor. Auch nicht in unse-
Gemeindebrief mit Anleitungen             Ende eines jeden Gottesdienstes hal-
                                                                                  ren Gottesdiensten, Andachten und
für Andachten zuhause                     ten alle eine Schnur so vor den Bild-
                                                                                  spirituellen Praktiken.
Pfarrerin Birgit Molin aus Thüringen      schirm, dass sich die Zoom-Fenster
                                                                                  Denn viele fragen sich jetzt schon:
(EKM) gestaltete eine Extraausgabe        miteinander verbinden.
                                                                                  Werde ich je wieder wie im Bus
des Gemeindebriefs für die Kar- und       Aus Berlin und Zürich kommt das
                                                                                  in einer Kirche sitzen wollen und
Osterwoche 2020. Für jeden Tag gab        regelmäßige Zoom-Gottesdienst-
                                                                                  das beten, was die vorne betet?
es darin eine kleine Liturgie samt        Format »Brot & Liebe«. Dort werden
                                                                                  Jetzt, wo ich bei einem Zoomgot-
Bibeltext und Hinweisen auf Rituale       Geschichten zu einem Thema erzählt
                                                                                  tesdienst den anderen ins Gesicht
aus der Tradition, aber auch etwa         und dann gemeinsam Abendmahl
                                                                                  sehen konnte und meine Bitte in den
einem Rezept für Osterbrot.               gefeiert.
                                                                                  Chat schreiben? Jetzt, wo ich mich
Ähnlich haben viele Gemeinden und         Weitere Formate                         selber umsah nach den Spuren des
teilweise auch ganze Landeskirchen        Wer Lust auf mehr Ideen hat,            Heiligen Geistes in der Welt? Wo ich
Weihnachtsliturgien zur Verfügung         google einmal die Netzgemeinde          von einer Kanzel auf ein Labyrinth
gestellt.                                 da_zwischen, suche auf Twitter nach     aus Laub schaute? Will ich je wieder
Eine Vorlage für all das war das          #twomplet und bei Instagram nach        eine nach Schrank schmeckende
Konzept »Gottesdienst Zeitgleich«         #gospelnachkaramo. Und kaufe die        Hostie essen - wo ich das Brot fürs
des Michaelisklosters: www.micha-         Michaeliskloster-Zeitschrift »Für       Abendmahl zusammen mit anderen
eliskloster.de                            den Gottesdienst« auf www.micha-        vor dem Bildschirm in meiner Küche
                                          eliskloster.de. In den Ausgaben 91      gebacken habe? Werde ich wieder
                                          (November 2020) und 92 (Mai 2021)       zurück ins Gemeindehaus wollen, wo
                                          gibt es zahlreiche Praxisbeispiele      es draußen im Stadtteil unter freiem
                                          samt Reflexionen dazu.
 10
Himmel so lebendig war und so ganz      und mit ihren Hörer*innen.                                                    winkendem Verkündigungsengel
andere Menschen vorbei kamen?           Manche von uns werden weniger                                                 und der live gelesenen Weihnachts-
Es ist zu früh, um wissen zu können,    senden und mehr Sprach- und Aus-                                              geschichte aus Lautsprechern …
wie es im Detail weitergehen wird.      drucksräume für andere ermögli-                                               Im Netz: Youtube, Facebook, Insta-
Aber für mein Hauptarbeitsgebiet        chen.                                                                         gram, der eigene Whatsapp-Status:
Predigt und Verkündigung wage ich       Das vereinzelte tragische Prediger*                                           all das werden weiter Orte einer
doch ein paar kühne Thesen:             innen-Genie am Schreibtisch wird je-                                          Evangeliumsverkündigung sein, die
Kürzer & echter                         denfalls wohl ein seltenes exotisches                                         gegenwärtig und kontextuell ist.
                                        Tier werden. Zum Glück.                                                       Ich freu mich drauf.
Es wird nicht die eine Form geben,
sondern viele verschiedene, die ein-    An mehr & anderen Orten
ander ergänzen.                         Die Orte der Verkündigung werden                                                                  Birgit Mattausch ist
Predigten in klassisch analogen got-    sich verschieben – auf vielen Ebe-                                                        Pastorin und Referentin am
tesdienstlichen Kontexten werden        nen:                                                                                     Michaeliskloster Hildesheim,
kürzer und persönlicher werden,         Innerhalb des Kirchenraums: wer                                                          dem Gottesdienstinstitut der
zeugnishafter als bisher in der groß-   wird noch auf eine Kanzel wollen,                                                           Landeskirche Hannovers.
kirchlichen Landschaft – das werden     wenn er*sie Menschen ins Gesicht
Prediger*innen z.B. auf Insta und       schauen konnte? Wird die Altarstufe
in Zoomgottesdiensten wie Brot          the place-to-be? Sitzend womöglich?
& Liebe gelernt haben. Vielleicht       Außerhalb: der öffentliche Raum ist
werden sie bereichert durch Musik       endgültig als Ort der Verkündigung
und Performance-Elemente – eben         entdeckt worden: Predigten zum                                                         aus: MusikundKirche 3/2021
durch das, was digital nicht so ein-    Mitnehmen, Kreidebotschaften,                                                              www.musikundkirche.de
fach möglich ist.                       Getaptes, ein durch die Stadt fahren-                                                 Wir danken für die freundliche
Länger & plaudernder                    des Auto mit aus dem Schiebedach                                                       Genehmigung zum Abdruck!
Theologische Vorträge und Lehr-
predigten werden andere Formen
und Formate finden: Podcasts und
Videos on demand. Von einzelnen
oder mehreren, die miteinander                                                                                                Anselm Grün
                                                  gsmöglichkeiten vorb.

über ein Thema reden. Das reflab                                                                                        Meine Musik-Rituale
und Worthaus machen es schon
lange vor. Man wird sie hören wäh-
                                                       – Irrtum, Preisänderung und Lieferun

rend man spült oder läuft, nicht
mehr in kalten Kirchen auf unbeque-
men Bänken.
Kollaborativer & ermöglichender
                                                                 € = geb. Euro-Preis in Deutschland

Die Entstehungsprozesse von Pre-                                                                                                                                       © Julia Martin, Abtei Münsterschwarzach

digten und anderen Verkündigungs-
formaten werden kollaborativer
sein. Die digitale Welt, mit der nun
fast alle endlich Erfahrungen ge-
sammelt haben, ist ja nicht einfach
ein technisches Tool, sondern ein                                                                     Anselm Grün - Meine Musik-Rituale
Mindset: Social Media sind da für                                                                           Wie Musik uns verwandelt
den Austausch, sie kennen keine Ein-
bahnstrassenkommunikation (auch                            158 Seiten, gebunden                                            • Ein Buch für unsere krisenhafte Zeit:
                                                                                                                             aufbauend, kritisch, heilend, tröstend,
                                                           ISBN 978-3-7618-2600-3 • 19,95 €
wenn es immer noch landeskirch-                                                                                              stärkend, seelsorgerlich, politisch
                                                                                                                             aufmunternd, spirituell nährend,
liche Social-Media-Accounts gibt,                          Der Autor:
                                                                                                                             lebensnah
                                                           Anselm Grün ist Benediktinermönch, spi-
die meinen, Losung plus Stockfoto                          ritueller Begleiter und Autor vieler Bücher
                                                                                                                           • Neue Hör-Perspektiven auf bekannte
und niemals auf Fragen antworten                           mit einer weltweiten Auflage von über 20
                                                           Millionen Exemplaren.                                             Musikstücke und deren existenzielle
sei ein hilfreiches Konzept). Social                       Anselm Grüns Leidenschaft für die Musik                           Veränderungskraft
                                                           und seine spirituelle und therapeutische
Media sind auf Resonanz ausgelegt,                         Kraft finden in diesem Buch auf faszinie-                       • Nie eng religiös, sondern hilfreich und
auf liken, herzen, kommentieren,                           rende Weise zusammen.                                             bereichernd

vernetzen. Prediger*innen werden
unter diesem Eindruck mehr im Aus-                                                                                Bärenreiter
                                                                                                                   w w w.baerenreiter.com

tausch sein als früher: miteinander

                                                                                                                                                                       11
Punkrock, bestuhlt!?

E     ine zerzauste Meise flattert
      auf den Balkon, lässt sich 20
Zentimeter neben Timos Kopf nieder
und pickt die letzten Krümel aus
dem Meisenknödel vom Winter.
Alle schauen hoch, alle lächeln. Und
alle sehen ähnlich zerzaust aus wie
dieser Vogel.
  Vergangene Nacht haben sie in
Hannes Geburtstag hineingefei-
ert. Tolle Party! Da sind sich alle
einig. In einem Zimmer gab es eine
Cocktailbar, in der Küche einen
Falafel-Stand. Weinverkostung,
Kneipen-Quiz, Kiosk und Karaoke-
Show haben sie auf die anderen
Räume verteilt. Hannes, der öffent-
liche Auftritte hasst wie die Pest, hat
mit seiner Freundin Linn im Duett
gesungen. »Bolle reiste jüngst zu           Tiefes Luftholen ringsum. Das ist        Immerhin: Sie konnten sich zu viert
Pfingsten…« In Erinnerung daran           ein Szenario, von dem alle hoffen,        amüsieren. »Eine krasse Privilegie-
stimmt die verkaterte WG mit Elan         dass es nicht kommt. »Es würde das        rung«, sagt Hannes. In der WG leben
ein weiteres Mal das Geburtstags-         Studieren nachhaltig verändern«,          zu dürfen. Nicht einsam zu sein.
lied an: »Heute kann es regnen,           sagt Daniel. Sich leibhaftig in die Au-   Führt dieses andere Szenario dazu,
stürmen oder schneien …«                  gen sehen, in den Pausen bei Kaffee       dass WGs aussterben? Uni-Städte
                                          und Kippe miteinander reden. Das          verwaisen?
 Ja, solch eine außergewöhnliche          macht doch ein Studium erst aus.
Party hätten sie nicht gefeiert, wenn                                                Eine WG auch schließlich auch ein
                                          Erst recht bei ihnen, die sie alle Stu-   großer Infektionsherd. Vier Men-
Corona nicht wäre. Hätten sich nicht      dienfächer im sozialen Bereich ge-
so ins Zeug legen müssen, sondern                                                   schen, die jeweils mindestens einen
                                          wählt haben. Werden Abiturienten          Job haben. In Behinderten- oder
hätten Hannes unter den Arm ge-           in Zukunft in ihren Kinderzimmern
nommen und wären mit ihm um                                                         Wohnungslosenhilfe, Jugendzen-
                                          bleiben? Nicht mehr aufbrechen,           trum, im Baumarkt. Die jeweils
die Häuser gezogen. In Hildesheim,        sich freischwimmen vom Elternhaus,
wo Hannes, Timo, Daniel und Tobi                                                    Partner:innen haben. Da kommen
                                          die Welt entdecken? Wo bleibt dann        viele wechselnde Menschen zusam-
studieren und sich eine Wohnung           die Dynamik, die gerade diese Le-
teilen. Die Pandemie hat also durch-                                                men. Auf 110 Quadratmetern.
                                          benszeit ausmacht?
aus auch ihre guten Seiten. Ande-                                                     »Bislang hatten wir Glück«, erzäh-
rerseits …                                                                          len sie. Niemand hat sich infiziert. In
                                           Chorgesang allein im Zimmer
 Wird es wieder so, wie es nie war?                                                 Quarantäne ist der eine oder andere
                                           Daniel erinnert sich nur zu gut an       aber geraten. Daniel zu Weihnach-
Das ist unsere Frage an die WG.
                                          den Chor-Kurs, den er belegt hatte.       ten. Es gibt dieses Foto. Er allein an
Oder: Was glaubt, hofft oder be-
                                          Da stand er dann in seinem Zimmer         einem Tischchen, das die anderen
fürchtet ihr, wie es werden wird?
                                          vorm PC und hat zwar im Chor, aber        ihm möglichst festlich geschmückt
 Timo erzählt von der Kommilitonin,       eben doch für sich allein gesungen.       haben. Ein tapferes Grinsen im Ge-
deren Dozent:innen schon ange-            Nicht prickelnd. Auch wenn seine          sicht. Aber auch die hängenden
deutet haben, auch in Zukunft ihre        Mitbewohner jedes Mal an der Tür          Schultern sprechen Bände.
Seminare online geben zu wollen.          gelauscht und sich köstlich amüsiert
Weil das so einfach sei.                  haben.

 12
Timo hat seine Eltern Weihnachten     & Drublic« im November. Sich aus-      schultern müssen. Das verlorene
nur beim Grillen im Garten gesehen.    toben, laute Musik hören, das ge-      Jahr, das ihnen an der Rente fehlen
Und Hannes hat mit seiner Mutter       meinsame Erlebnis. »Vor einem          wird. Gar nicht einfach, jung zu sein
einen Spaziergang samt Bescherung      Punkrock-Konzert einen Identitäts-     in diesen Zeiten.
über Hildesheims Friedhof gemacht.     nachweis abliefern zu müssen, ist        Allzu sehr wollen sie den Kopf aber
Schön auf Abstand. Ein Fest der Her-   aber ganz schön heftig«, sagt Han-     nicht hängen lassen. Wie gesagt: Sie
ausforderungen. Das ihnen allen im     nes. Er hat noch das einzige Konzert   haben sich. Sie haben Arbeit. Fami-
Gedächtnis bleibt.                     aus 2020 im Hinterkopf, zu dem er      lie. Den Wert von Freundschaften
                                       mit Linn gehen konnte. Bestuhlt!       haben sie noch mehr schätzen ge-
 Biergartenbesuch                      Sitzen wollten sie eigentlich erst     lernt. Und das Glück an den kleinen
 wird zum Erlebnis                     dann, wenn sie mit AOK-Shopper         Dingen des Lebens. Das nächste
                                       unterwegs sind.                        Weihnachtsfest wieder im Wohn-
  Angesichts solcher Erlebnisse wür-
digen sie jede wiedergewonnene          »Punks not dead« steht auf einer      zimmer mit der Familie feiern zu
kleine Freiheit umso mehr. Wie neu-    Fußmatte vor der Haustür. Durch        können zum Beispiel. Die große Lust
lich den ersten Besuch im Biergar-     solche Beschränkungen womöglich        aufs Reisen habe er gar nicht mehr,
ten. »Wir waren alle so aufgeregt!«,   doch?                                  sagt Weltenbummler Timo, der kurz
sagt Tobi. Der Regen, der beim Bier                                           vor Corona noch für Monate nach
auf sie herunter pladderte? »Scheiß     Nicht einfach, jung zu                Panama flog. Viel wichtiger sei es
egal!«                                  sein in diesen Zeiten                 ihm jetzt, Freunde wieder treffen
                                                                              zu können. So verschieben sich die
 Große Hoffnungen setzen sie auf        Sorge macht ihnen auch die Aus-
                                                                              Prioritäten.
die ersten Konzerte, die jetzt für     sicht auf die ferne Zukunft. Die
den Herbst angekündigt sind. »Punk     Staatsschulden, die sie eines Tages                                   (ade)

                                                                                                               13
lic h  e  Gr  ü ß e
Her z                       rg er :in n e n
         r la  ub s s e elso
Ihre  U

              Zurzeit bin
                               ich auf der
            – eine Woche                        Insel Spiek
                              vor Pfingste                    eroog
           u n d A n d a ch                    n . G ottesdien         Herzliche Grüße: Ihre
                             te n f in d e n                    ste
           ruht das kir                      stat t, a ns o            Urlaubsseelsorger:innen
                            chliche Lebe                    n ste n
          gen kommen                         n. Se
                             erste Tourist it einigen Ta-
            Die Inselgem                       en auf die I
                                                              nsel.
                              einde ist vor
         Saison. U rla                         bereitet auf
                          uberpastorin                         d
         werden bis in                      nen und -past ie
                           den Herbst                        oren
        Alte Inselk                         hier sein. Ab               Aren d de
                        irche kann n                       er die                     Vries is t O
        den, da sie                       icht genutz                   Pa stor, Pr                st friese,
                        zu klein ist.                    t wer-                      ior des Klo
                                                                       Loccum u                    ster s
       K irch e k ö n n                    U nd in der                              n d war bis
                         e n sta t t 2                   Ne ue n       sein er Pen                 zu
       Personen an                        8 0 h ö chste                             sionierun g
                        wesend sein                       n 60         Geis tliche
                                                                                   r Viz eprä
       Z a hl d e r G                     . Darum wir                 L an deskir               sident im
                       ot tesdienst                       d die                    chen amt
      werden müss                       e deutlich e                  In sein er                Han n over.
                        en und Vera                     rhöht                    Freiz eit ü
                                                                      er ver tretu             ber nimmt
      draußen verl                       nstaltungen                                n gsweise
                       egt werden.                       nach         Urlauber se                die
      an den Stra                        Am besten g                               elsorge au
                     nd …                                leich                                   f Spiekero
                                                                                                              og .

14
eit im
                          v  ie  le  d ie  schönste Z
                   fü r                                        noch
 U rlaub ist                    in  d ie s e m S o mm e r
                 dürf t    e                                   f te n
Jahr. Das                         E r w  a r t ungen d ür
me h r g e lt
                 e n . D ie                               re it u n g
                                 o ß   s e in . V o r b e
                  en  d    g   r                               mic h:
e n t s p re c h                 e it   b e d e u te t f ü r
                   la u b  s  z                             n in der
 a uf d ie U r aterial zum A uslege
                     M                                       che für
 rechtzeitig che bestellen, die Kir                                                                    at Pa sto
                                                                                                                     r
                     Kir
  geöffneten orbereiten und vor a
                                                             llem die                     mein de h                 n eere n
                                                                              Sein e Ge                  in   S c h
                    gv                                          k tu e ll                    Kanjah n                    r
  die Öf fnun                                   em e in d e a                 Friedrich                   tein hude
                      der       K  irc h e  n g                       e-               a  r d o r f am S               c h in
   H o m e pa g e                       m ir  d e r Blick für B               u n d  M
                                                                                          o r t  k üm m e r t
                                                                                                               e r  si
                                                                                                                       e m
                                                                                       D
                                                                                                        a t e n z ud
                      htig is       t                          : kirch-        Meer.
   halten . Wic U rlauber*innen. A lso                                         d e n So m
                                                                                             mer mo n
                                                                                                          Ferien gä
                                                                                                                         ste.
                      o  n                                       ö g li c h                 ub e r u n d
    dürfnisse v e s o sic ht ba r w ie m es-                                   u m   U r la
    li c h e A n g e
                       bot                                e n G ot t
                      u n  d   a  u ch   die geplant rtungen
     machen –                                     ubserwa
            s te   im   B   li ck auf U rla ich auf Sehn-
     dien                                    it will
                       n . U n d dam c h t n a c h L e b e n ,
      vorbereite                             nsu
                    a c h te n : S e h                       ng .
       s ü c h t e
                             n  g , n a ch   A nerkennu
                        ll u
        nach Erfü

           C uxhaven h
                             at sechs M
         g u n g sv e r b o                  onate Behe
                            t m it O n li n                    rber-
         u n d Po d ca s                    e g o t tes d ie
                          t s ü b e r b rü                   n  ste n
         A usbau der                       ck t u n d m it
                          U rlauberkap                          dem
        ist bis W eih                       elle begonne
                          na chten nic                       n. Sie
       a u ch a ls Ba                     ht n ut zba r,
                          uste lle ein e                      a be r
       Spendenakq                           A t tra k tio n
                        uise für den                         .  D ie
       Herausforde                       Ausbau bleib
                         rung . Solang                     t eine
      dienste und                         e f inden G ot
                        tägliche A n                         tes-
      und E r wa ch                      gebote für
                        sene im Du                       K in  der
      Plätze) und                       hner K ursa                              Maike Selm
                       d e r Du h n e r                 a l (6 0                               ay
     Plätze) sta                         G rundschule                            mit Sit z im r is t Pa storin
                     tt. Eine spa                           (20                                 S e e b a d Cu
     fü r a ll e im                   nnende U mst                              Ihre vor ra                    xhaven .
                      S omme r 2 0                      ellung                               n gige Aufg
                                                                                is t die Ur                 abe dor t
    und M itarb                         21 . K u r pas                                      lauber seels
                    eiterteam f                         to re n                                            orge.
    B egeg n u n g                    re uen sich au
                     mit U rlaube                        f die
    von A ngesic                       rn endlich w
                   ht zu A nge                          ieder
                                    sicht!

                                                                                                                                15
Jugend- und Freizeitstätte Schloss Baum
wurde geschlossen
... sehr schön war die Zeit!
                                                                                   Jugend- und Freizeitstätte Schloss Baum wurde
                                                                                   geschlossen ... sehr schön war die Zeit!

  Zum 31. März 2021 wurde der Betrieb der Freizeit-                   Zum Team, dass sich zusammen mit Klaus Bratherig-
und Tagungsstätte Schloss Baum des Evangelischen                      Harms um Gastfreundlichkeit, Sauberkeit, Problem-
Jugendwerkes e.V. eingestellt. Seit 1988 wurde diese                  lösungen, das ein oder andere Wehwehchen, die
weit über die Grenzen Schaumburgs hinaus bekannte                     Verpflegung und vieles mehr kümmerte, gehörten im
Einrichtung von Heimleiter Klaus Bratherig-Harms                      Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte im Reinigungs-
geleitet. In den vergangenen 33 Jahren waren Kinder-                  Team Christel, Hannchen, Marion, Waltraud, Silke,
gartengruppen, Konfirmandenkurse, Gemeindegrup-                       Jasmin, Mareen, Rosi, Silke, Anja und André und in der
pen, Schulklassen, Familien, Musiker:innen, Schüler-                  Küchen-Crew Annegret, Heike und Anette.
vertretungen, Naturkundler:innen, Hochzeits- und                      Stellvertretend für viele erinnern sich ehemalige Gäste
Geburtstagsgesellschaften, Teamerkurse, Theatergrup-                  aus unterschiedlichen Bezügen an ihre Aufenthalte auf
pen, Jagdgesellschaften, Tanzfreudige, Landfrauen,                    Schloss Baum. Zusammen mit ihnen danken wir Klaus
Leitungsgremien und Gruppen aus Kirchengemeinden                      Bratherig-Harms und seinem Team sehr herzlich für
und anderen unterschiedlichen Zusammenhängen dort                     die wunderbare und unvergessliche Zeit!
zu Gast.

      Ein Ort wunderbarer Freizeiterfahrungen
      Wenn ich an das Jahr 2010 zurückdenke – an das         der wunderschönen Umgebung, an der Zeit für
      erste Jahr meiner Mitarbeit in der Landeskirche        Gespräche und das Beisammensein, an der Zeit
      Schaumburg-Lippe – dann erinnere ich mich an           für Begegnungen. Das liegt aber natürlich auch
      viele Besuche in den Kirchengemeinden und bei          besond ers an den Mitarb eiterin nen und Mit-
      Bürger innen und Bürger n in Schaum burg. Bei          arbeitern und an dem unvergleichlic hen Klaus
      Funktionsträgern, aber auch bei Frauen und Män-        Bratherig-Harms. Er hat auf den Schultern sei-
      nern, die unsere Region wesentlich mitgestalten.       ner Vorgänger im Amt diesen Ort entscheidend
      Und dann steht mir erneut vor Augen, wie viele         geprägt. Und das wird bleiben.
      Person en mir, wenn wir auf die Landes kirche          Corona hat ein Übriges getan, dass der Verein Ev.
      Schaumburg-Lippe zu sprechen kamen, davon in           Jugendwerk nun mit seinem Vorstand beschlossen
      glühenden Farben erzählten, wie wichtig in ihrer        hat, den Tagungsbetrieb in Schloss Baum enden zu
      Kinder- und Jugendzeit Aufenthalte in Schloss           lassen. Das ist ein Einschnitt auch für unsere Lan-
      Baum gewesen sind.                                      deskirche. Das macht auch mich sehr wehmütig.
       Schloss Baum verbinden viele Schaumburgerinnen         Die Fürstliche Hofkammer wird nun gewiss Über-
       und Schaumburger mit ersten Erfahrungen, in            legungen anstellen, ob und wie dieser wunderbare
       einer Gruppe unterwegs zu sein. Erste Übernach-        Ort weiter genutzt werden soll und kann. Er bleibt
       tungen, das erste Mal von zu Hause weg, Gemein-        vielen Schaumburgerinnen und Schaumburger und
       schaftserfahrungen in Sport und Spiel in herrlicher     Menschen aus allen Teilen des Landes als ein Ort
       Atmosphäre und Umgebung.                                in Erinnerung an wunderbare Freizeiterfahrungen,
                                                               an Konzerte am Sonntagabend und an eine gast-
       So ist Schloss Baum über viele Jahrzehnte hinweg
                                                               freundliche und fröhliche Kirche.
       nicht nur für Schaumburgerinnen und Schaum-
       burger ein Ort, mit dem sie sehr positive und           Dr. Karl-Hinrich Manzke,
       stärkende Erfahrungen verbinden. Das liegt an           Landesbischof

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Wenn alte Steine erzählen könnten
   Liebe altes, spätbarockes, ehrwürdiges Jagd-
   schloss Baum, was könntest du uns für Geschich-
   ten erzähle n, Geschi chten, die du in und um
   deine Mauern erlebt hast. Seit etwa 1760 stehst
   du im Schaumburger Wald, Grafen, Fürstinnen,
   Jagdgesellschaften, Menschen jeglicher Couleur,
   Reiche, Arme, Alte, Junge sind bei dir ein- und
   ausgegangen.
   Auch ich war ein Teil dieser Geschichte von 1978
  bis 1987. Was könntest du mir aus dieser Zeit
  erzählen? Woran erinnerst du dich mit Freude,
  aber auch mit Grausen? Erzähl mir doch von den
  vielen Silvesterfreizeiten mit übervollem Haus.
  Kannst du dich an den zugefrorenen See erinnern,
  der bis lange nach Mitternacht von fröhlichen,
  lachend en, jauchzenden Jugend lichen bei Ker-
  zen- und Fackelschein belegt war? Siehst du die
  Lagerfeuer, an denen Jungen und Mädchen sitzen,
  singen und sich Geschichten erzählen. Könntest
  du mir von dem Pfingsttreffen erzählen, das bei-
 nahe buchstäblich ins Wasser fiel. Siehst du noch
 den LKW mit 5 Tonnen Kies, die ins Zelt gekarrt          Neuer Schlossherr, der deine alten Mauern
 wurden, damit sich dort dann die Jugendlichen          neu erstrahlen ließ und anregendes, schönes,
 treffen konnten.                                      kreatives Leben in dein Gemäu er einhau chte.
 Oder sind dir noch die angeregten Gesprä che          Ja, liebes Jagdschloss Baum. Was könnten deine
 im Ohr, Gespräche über Erzählungen der Bibel,         Steine erzählen? Und was erzählen die damaligen
den Glauben, das Leben mit Gott und das Leben          Jugendlichen heute? Vielleicht erinner t sich der
überhaupt. Und dann die Diskussionen bei Mit-          eine und die andere im Laufe des Lebens daran –
arbeiterseminaren. Gruppenarbeit oder offene           ja damals in Baum. Fast hätte ich gesagt, bleib so
Jugendarbeit, missionarisch, biblisch orientiert       wie du bist, altes Gemäuer. Wahrscheinlich bleibst
oder einfach so.                                       du so, doch das Leben in um deine Mauern verän-
Oder dann die Samstagabende nach dem Volley-          dert sich, aber die Geschichten und Erinnerungen
ballturnier. Musikgruppen im Geweihsaal oder          bleiben.
einfach nur chillen und abhäng en. Manchmal           Claus Jesch, Jugendreferent in
hattest du sicherlich Sorge, ob deine Decke hält,     Landesjugendpfarramt 1978-1987, jetzt
wenn im Saal oben Jugendliche tanzten und fei-        im Ruhestand. Davor Dozent und Referent
erten. Unten im Speisesaal dann aber die Lampen       im Haus Birkach das Bildungszentrum der
gewaltig in Schwingung gerieten. Vieles könntest      Landeskirche Württemberg. Arbeitsbereiche
du noch erzählen, auch über die Zeit nach 1987.       Prädikantenpfarramt und ökumenische
Was haben die Veränderungen mit dir gemacht?          Arbeitsstelle Kirchen Raum Pädagogik

                                                       Ein ehemaliger Teamer erinnert sich
                                                        Mit Schloss Baum verbinde ich in erster Linie Konfirmandenfreizeiten, die
                                                        ich im Zuge meiner Betreuertätigkeiten in der Kirchengemeinde Lindhor
                                                                                                                                  st
                                                        an diesem fantastischen Ort durchführen durfte. Besonders in Erinnerung
                                                        sind mir hierbei die Empfänge der Gruppen durch den Hausherren Klaus
                                                        Bratherig-Harms beim jeweils ersten Abendessen mit den klassischen
                                                       Spaghetti Bolognese im Schloss geblieben. Niemand sonst konnte in einer
                                                       derart rasanten temporeichen und eloquenten Ansprache die Konfis beleh-
                                                       ren, wie sie sich auf dem Gelände zu verhalten haben und mit welche
                                                                                                                                   n
                                                       Konsequenzen bei Nicht-Einhaltung zu rechnen ist.
                                                       Aber Schloss Baum war nicht nur der Ort der Konfirmandenfreizeite
                                                                                                                                  n.
                                                       Immer mal wieder zog es mich auch privat dorthin. Meist nur, um mit Klaus
                                                       ein Eis am Teich zu essen oder bei einem kühlen Getränk ein wenig über
                                                       Aktuelles oder die gemeinsam erlebten, teilweise verrückten Geschichten
                                                      und Personen zu plaudern bzw. zu lachen.
                                                      Schloss Baum ist und bleibt für mich ein besonderer Ort mit sehr vielen
                                                      positiven Erinnerungen. Vielen Dank an alle Beteiligten, die diese Erlebnis
                                                                                                                                 se
                                                      ermöglicht haben.
                                                      Michael Geisler (Berufsschullehrer in Braunschweig),
                                                      jahrzehntelang Teamer in der Jugend- und Konfirmandenarbeit

                                                                                                                                       17
Zum Abschied vom Jagdschloss Baum und Herrn Bratherig-Harms
     Wir, die pädagogischen Mitarbeiterinnen der Kin- Es war nicht nur Klaus,
                                                                                    der uns diese Tage ver-
     dertagesstätte St. Martin aus Hannover-Anderten, süßte, auch die Küchen
                                                                                     damen zauber ten die
     denken sehr gerne an unsere alljährlichen Vor- leckersten Speisen
                                                                                und bereiteten uns morgens
     schulfahrten zurück. Seit 17 Jahren haben wir das und abends reichhaltige
                                                                                   Buffets zu. Ein extra Dank
     Jagdschloss Baum »unsicher« gemacht.                von »Frau Königin« für das Zubereiten ihrer lecke-
    Für die Kinder waren es unvergessliche Tage und ren Tütensuppen! Jedes Jahr aufs Neue nahmen
    Momente, oft für einige der erste Urlaub ohne wir uns vor, nicht zu viel zu schlemmen – doch
    Eltern. Für uns Betreuerinnen war es immer eine dieser Vorsatz wurde von Fahrt zu Fahrt immer
    willkommene Auszeit vom Arbeitsalltag.               wieder gebrochen.
    Tagsüber waren wir stets für alle Kinder da und
    haben ihnen spannende Abenteuer geboten. Dazu
    gehörten Lagerfeuer, Schatzsuche, Nachtwande-
    rungen, Walderkundungen und ein Kinoabend.
    Sobald alle Kinder aber müde und glücklich in
   ihren Träumen schlummerten, begann für uns
   Betreuerinnen unsere »Freizeit«. Wir hatten uns
   viel zu erzählen, haben uns Mottos zum Verkleiden
   ausgedacht, Spiele gespielt und uns vor das Haus
   in den Mondschein gesetzt. Ja diese Nächte waren
   immer recht kurz! Ach, war das schön ...
  Dabei hat Klaus Bratherig-Harms uns stets mit
  Köstlichkeiten versorgt und sich um unser Seelen-
  heil gekümmert. 
  Ach ja, Klaus – unser allerbester Herbergsvater!
  Nein, der Beste aller Besten! Er hatte stets ein
  Lächeln auf dem Gesicht, oder es gab liebe Worte
  zu uns und den Kindern. Klaus ist immer hilfs-
  bereit, freundlich und hat sein Herz am rechten
  Fleck.
  Herzlichen Dank lieber Klaus, für die Warnungen
  vor den Steinbeißern, wenn jemand zu lange auf
 einem Stein verweilte, oder auch den Hinweis,
 dass Lachen verboten ist.                                                    Irgendwann war der Bust-
 Zur Info: Hierbei handelt es sich um Insiderwis- ransfe r vom Bückeb urger Bahnh of so teuer
 sen, welches wahrscheinlich nur Klaus verstehen geword en, dass wir keinen Bus mehr buchen
 wird ...                                             konnten. Dann sorgten Mitarbeitende der Meinser
 Ebenso erweiterte er unseren Wissenshorizont mit      Kirchen gemeinde mit Bulli und Privatwagen dafür,
 seinen naturkundlichen und geschichtlichen Hin-       dass die   Kinder heil zum Jagdschloss und wieder
 tergrundinformationen rund um das Jagdschloss         zurück zum    Bahnhof gebracht wurden.
 Baum.                                                 Wir behalten Klaus, seine Frau und die »Küchen-
Der beste und allen am meisten im Gedächtnis           feen« in guter Erinnerung und wünschen ihnen
gebliebene Aufenthalt war, als Klaus uns verges-       immer    die Sonne im Herzen . Sämtlic he Kolle-
sen hatte abzusagen, weil die Bundeswehr eine          ginnen ,  die an diesen Freizeiten teilgenommen
Tagung im Jagdschloss hatte. Daraufhin bekamen        haben,  werden    diese schmerzlich vermissen.
wir für unsere komplette Reisegruppe einen All Wir sind alle sehr traurig darüber, dass das Jagd-
Inklusive Ausflug in einen Freizeitpark, auf Staats- schloss Baum nun nicht mehr als Freizeitstätte
kosten, mit eigenem Bus und Chauffeur. Zusätzlich genutzt werden kann.
haben wir bei dieser Vorschulfahrt auch gelernt, Regina Doil (Erzieherin u. stellv. Leiterin),
dass man den Wald fegen kann, damit die Schuhe Sabine Fehlhaber (Erzieherin), Tina Winter
sauber bleiben.                                       (Erzieherin), Agnes Bialowas (Sozialassistentin),
                                                      Yvonne Wolf (Sozialassistentin)

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