(Em)Power Women Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018

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(Em)Power Women Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
(Em)Power Women
Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen
BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
Die Boston Consulting Group (BCG) ist eine
internationale Managementberatung und weltweit
führend auf dem Gebiet der Unternehmensstrategie.
BCG unterstützt Unternehmen aus allen Branchen
und Regionen dabei, Wachstumschancen zu nutzen
und ihr Geschäftsmodell an neue Gegebenheiten
anzupassen.
In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den
Kunden entwickelt BCG individuelle Lösungen.
Gemeinsames Ziel ist es, nachhaltige Wettbewerbs-
vorteile zu schaffen, die Leistungsfähigkeit des
Unternehmens zu steigern und das Geschäfts-
ergebnis dauerhaft zu verbessern.
Das 1963 gegründete Unternehmen unterhält Büros
in mehr als 90 Städten in 50 Ländern und befindet
sich im alleinigen Besitz seiner Geschäftsführer.
Weitere Informationen unter bcg.com.

Das BCG Henderson Institute ist der strategische
Think-Tank der Boston Consulting Group und
widmet sich mit der Erforschung und Weiterent-
wicklung wertvoller neuer Einblicke aus Wirtschaft,
Technologie und Wissenschaft. Das Institut beteiligt
Führungskräfte an provokativen Diskussionen und
Experimenten, um die Grenzen von Wirtschafts-
theorie und -praxis zu überwinden und innovative
Ideen aus der Wirtschaft und anderen Bereichen zu
nutzen. Weitere Informationen unter https://www.
bcg.com/de-de/bcg-henderson-institute/default.aspx

Die Technische Universität München (TUM) zählt zu
den besten Universitäten Europas. Spitzenleistungen
in Forschung und Lehre, Interdisziplinarität und
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schaftlichen Einrichtungen auf der ganzen Welt.
Die TUM ist eine der drei ersten Exzellenz-
Universitäten Deutschlands. In internationalen und
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hervorragend ab. Seit 1927 wurden 17 Professoren
oder Absolventen der TUM mit einem Nobelpreis
ausgezeichnet.
(Em)Power Women
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BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018

Rocío Lorenzo, Nicole Voigt und Judith Wallenstein (BCG) sowie Isabell M. Welpe
(Technische Universität München)

März 2019
Inhalt
1 Management Summary                                                             3

2 BCG Gender Diversity Index 2018                                                4

     2.1 Einführung: „Es ist an der Zeit“                                        4

     2.2 Methodik                                                                7

  2.3 BCG Gender Diversity Index – Ergebnisse und Insights
		 zur Geschlechterparität: Der Fortschritt ist ein Bummelzug                    8

  2.4 Blick in die Vorstände: Zwei Frauen in CEO-Position –
		 Vorbild für die deutsche Wirtschaft                                          17

  2.5 Fokus auf die Aufsichtsräte: Frauen im Kontrollgremium
		 werden zur Normalität, Vergütungsgleichheit in weiter Ferne 24

3 Managing the Future of Work                                                   28

     3.1 Einführung: Managerinnen und Manager bewerten die
         gleichen Trends für den Umgang mit der Zukunft der
         Arbeit als wichtig und positiv                                         28

     3.2 Methodik                                                               30

     3.3 Ergebnisse und Insights: Deutsche Managerinnen sehen
         den Arbeitsplatz nicht optimal vorbereitet für Frauen –
         Arbeitnehmerinnen stehen Technologietrends skeptischer
         gegenüber als männliche Kollegen                                       30

4 Fazit: BCG Gender Diversity Index 2018:
  Divers aufgestellten Unternehmen gehört die Zukunft                           37

5 Anhang:
  Ergänzung zur Methodik des BCG Gender Diversity Index 2018                    40

2                       (Em)Power Women - Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen,
                                       BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
1 Management Summary
Deutschlands Chefetagen sind immer noch ausgesprochen männlich: In den 100
größten deutschen börsennotierten Unternehmen gibt es lediglich zwei weibliche
CEOs sowie gerade einmal sieben Prozent weibliche Vorstandsmitglieder. In den
Aufsichtsräten dieser Unternehmen ist mittlerweile immerhin jedes dritte Mitglied
eine Frau. Fünf von 100 Aufsichtsratsgremien haben eine weibliche Vorsitzende.

Das bedeutet: Der Frauenanteil an der Spitze der Unternehmen – Vorstände und
Aufsichtsräte zusammengerechnet – liegt immer noch bei niedrigen 19 Prozent.
Man könnte sagen: Der Fortschritt hat in Deutschland Ladehemmung.

So zeigen es die Ergebnisse des vorliegenden BCG Gender Diversity Index 2018, die
die Boston Consulting Group in Kooperation mit der Technischen Universität
München zum zweiten Mal in Folge vorlegt. Darin wird deutlich: Die Diversity-
Spitzenreiter des vergangenen Jahres entwickeln sich weiterhin gut, in den rest-
lichen Unternehmen lässt der Fortschritt in Richtung Geschlechterparität allerdings
zu wünschen übrig.

Sollte sich die Entwicklung bei den Vorstandsbesetzungen im gleichen Tempo fort-
setzen, würde es noch fast vier Dekaden dauern, bis ein ausgeglichenes Geschlech-
terverhältnis in den Vorständen erreicht ist. Bei den Aufsichtsräten wäre dies im-
merhin schon in weniger als einem Jahrzehnt der Fall.

Auch in der Bezahlung bestehen deutliche Unterschiede: Frauen in Vorständen
und Aufsichtsräten verdienen im Durchschnitt gut ein Fünftel weniger als ihre
männlichen Kollegen. Zumindest ist hier eine leichte Verbesserung festzustellen:
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Vergütungslücke um knapp fünf Prozentpunkte
geschrumpft, getrieben durch langsam steigende Gehälter von Frauen in Vorstands-
positionen.

Spitzenreiter unter den 100 größten deutschen börsennotierten Unternehmen im
Gender Diversity Index 2018 sind die Aareal Bank, Telefónica und Grenke, die
Schlusslichter heißen Delivery Hero, Nemetschek und United Internet. Unter den
DAX-Konzernen hat erneut Henkel am besten abgeschnitten, gefolgt von Deutsche
Lufthansa und Merck KGaA.

Mit Blick auf die Zukunft – der zweite Teil der Studie widmet sich dem Thema
„Managing the Future of Work“ – bewerten weibliche und männliche Manager
dieselben Trends als wichtig. Dazu gehören steigende Anforderungen an den

Boston Consulting Group • BHI • TUM                                                 3
Qualifikationsbedarf, sich ändernde Kundenbedürfnisse sowie flexible Arbeit.
Wesentlicher Unterschied: Während Managerinnen die Anstrengungen, die ihr
Arbeitgeber unternimmt, um seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den
Umgang mit der Zukunft der Arbeit vorzubereiten, als unzureichend ansehen, sind
ihre männlichen Kollegen zufriedener mit den bislang ergriffenen Maßnahmen.

2 BCG Gender Diversity Index 2018
2.1 Einführung: „Es ist an der Zeit“

“Because it’s … – 2018”! Vor gut drei Jahren machte der frisch gewählte kanadische
Ministerpräsident Justin Trudeau Schlagzeilen, als er sein aus 15 Frauen und
15 Männern bestehendes Kabinett präsentierte und dessen Zusammensetzung ledig-
lich mit den Worten begründete: “Because it’s 2015.” Das Foto der bunt besetzten
Regierungsmannschaft fand weltweit viel Beachtung, besonders auch in den
sozialen Medien. Noch vor ihrem ersten Arbeitstag präsentierte sich die neue
kanadische Regierung so bereits als modern, liberal, innovativ und divers.

Freilich müssen solchen Bildern Taten folgen. Für die Wirtschaft haben gemischte
Teams in der Politik in jedem Fall eine Vorbildfunktion. Sie zeigen: Es ist zeit-
gemäß, Herausforderungen mit einer heterogenen Mannschaft anzupacken, sowohl
im Hinblick auf Alter, Herkunft und Kultur als auch auf das Geschlecht – weil da-
durch die Chancen steigen, ausgewogene und innovative Ergebnisse hervorzubrin-
gen. Zahlreiche Untersuchungen haben das wiederholt gezeigt; auch eine Studie
der Boston Consulting Group hat nachgewiesen, dass die Innovationskraft von
Unternehmen durch eine diverse Führungsriege gestärkt wird.1

“Because it’s … 2018”: Drei Jahre sind vergangen, und immer noch müssen hiesige
Unternehmen ihre Bemühungen, gemischte Teams aufzustellen, deutlich intensivie-
ren – auf dem Einstiegslevel unter Berufsanfängern genauso wie im Topmanage-
ment. 2016 war gerade mal ein Viertel aller Top-Führungskräfte in der Privat-
wirtschaft in Deutschland weiblich. Auf der zweiten Führungsebene liegt der
Frauenanteil immerhin bei 40 Prozent und damit um sieben Prozentpunkte höher
als im Jahr 2004.2

Der vorliegende BCG Gender Diversity Index 2018 wurde von der Boston Consulting
Group (BCG) in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München erstellt
und untersucht nach 2017 bereits zum zweiten Mal, wie weiblich die Top-Führungs-
teams der 100 größten deutschen börsennotierten Unternehmen sind. Neben den
quantitativen Ergebnissen im Hinblick auf die Anteile der Frauen in Vorständen
und Aufsichtsräten wurde auch ermittelt, welche Bedeutung Frauen in den ober-
sten Gremien zukommt, indem ihre Vergütungen mit denen der männlichen
Kollegen verglichen wurden. Dabei hat sich gezeigt: Die Unternehmen, die bereits
im vergangenen Jahr Fortschritte in Richtung Geschlechterparität gemacht hatten,

1. Rocío Lorenzo, Nicole Voigt, Miki Tsusaka, Matt Krentz und Katie Abouzahr: How Diverse Leadership
Teams Boost Innovation. Boston Consulting Group, Januar 2018. Online verfügbar unter: https://www.
bcg.com/publications/2018/how-diverse-leadership-teams-boost-innovation.aspx.
2. Susanne Kohaut und Iris Möller: Oberste Chefetage bleibt Männerdomäne. Institut für Arbeitsmarkt-
und Berufsforschung, November 2017. Online verfügbar unter: http://doku.iab.de/kurzber/2017/
kb2417.pdf

4                               (Em)Power Women - Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen,
                                                  BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
entwickeln sich weiterhin positiv. Die Mehrheit bewegt sich allerdings zu langsam,
sofern sie überhaupt von der Stelle kommt.

Flankierend wurden Interviews mit zehn Spitzenmanagerinnen aus Vorständen
und Aufsichtsräten deutscher Unternehmen geführt. Ihre Kernaussagen werden in
den folgenden Kapiteln wiedergegeben.

In einem zweiten Teil wird erstmals untersucht, was Führungskräfte – nachstehend
„Managerinnen und Manager“ genannt – sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
ohne Führungsverantwortung – im Folgenden „Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mer“ – von „Managing the Future of Work“, also dem Umgang mit der Zukunft der
Arbeit, erwarten. Schließlich haben die Arbeitsumgebung, die Arbeitsorganisation
und die Art der Zusammenarbeit nicht nur Einfluss auf die Produktivität der Be-
legschaft, sie prägen auch die Entwicklung von Frauen und Männern und damit
womöglich die Karrierepfade künftiger Vorstände und Aufsichtsräte. Zudem ist es
elementar, dass Managerinnen und Manager, d. h. die Vorstände und Aufsichtsräte
von morgen, wissen, wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den Umgang mit
der Zukunft der Arbeit sehen.

Für diesen Studienteil wurde auf ein Projekt, das die Harvard Business School
zusammen mit dem BCG Henderson Institute durchgeführt hat, zurückgegriffen.
Dafür wurden insgesamt 6.500 Managerinnen und Manager sowie 11.000 Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer in elf Ländern befragt, davon 800 Managerinnen
und Manager sowie 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland.

Der BCG Gender Diversity Index hat in zweifacher Hinsicht ein Alleinstellungs-
merkmal: Er stellt den ersten Gender Diversity Index für Deutschlands größte
börsennotierte Unternehmen dar, der den Faktor Bezahlung einbezieht. Und er
thematisiert den Umgang mit der Zukunft der Arbeit als erste Studie, die einen
besonderen Fokus auf weibliche und männliche Manager sowie Arbeitnehmer legt.

Kaum Bewegung: Frauenanteil an der Spitze der 100 größten Konzerne steigt um ein bis
zwei Prozentpunkte

Betrachtet man Vorstände und Aufsichtsräte der 100 größten deutschen börsen-
notierten Unternehmen zusammen, liegt der Frauenanteil an der Unternehmens-
spitze bei 19 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Zuwachs um
knapp zwei Prozentpunkte. In diesen Gremien erhalten Frauen im Durchschnitt
80 Prozent der Vergütung, die Männern in Vorstands- und Aufsichtsratspositionen
bezahlt wird. Dieser Wert ist von 2017 auf 2018 um fünf Prozentpunkte gestiegen.

Damit wird deutlich: Es ist ein Fortschritt zu verzeichnen. Allerdings kommt dieser
eher als Schnecke denn als Rennpferd daher. Besonders auffällig ist dies bei den
Vorstandspositionen: Hier liegt der Frauenanteil bei mageren sieben Prozent –
gegenüber sechs Prozent im Vorjahr. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit in der
Entwicklung würde es noch fast vier Dekaden dauern, bis ein ausgeglichenes
Geschlechterverhältnis in den Vorständen erreicht ist.

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In den Aufsichtsräten sieht es etwas positiver aus: Hier war 2018 fast jedes dritte
                           Mitglied weiblich (31 Prozent), was einer Steigerung um zwei Prozentpunkte
                           gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die gesetzliche Frauenquote hat einen entschei-
                           denden Beitrag dazu geleistet, dass die Zahl der weiblichen Aufsichtsratsmitglieder
                           in den vergangenen Jahren beträchtlich gewachsen ist. Deutlich wird dadurch auch,
                           dass es eine Vielzahl von qualifizierten Frauen gibt, die Führungspositionen beset-
                           zen können – ohne Notwendigkeit zur Belegung von Doppelmandaten. Ginge es in
                           dem Wachstumstempo wie von 2017 auf 2018 weiter, gäbe es immerhin in neun
                           Jahren ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in den Kontrollorganen der 100
                           größten deutschen börsennotierten Unternehmen.

       Es ist wichtig, dass das Signal von der Unternehmensspitze kommt, damit das Thema Diversity
       Nachdruck hat. Gleichzeitig gilt es zu vermeiden, dass der Eindruck entsteht, dass Frauen zu sehr
       unterstützt werden müssen.“

Aus dem BCG-Interview mit Dr. Christina Reuter, Mitglied des Aufsichtsrats, Kion Group

                           Mehr Gehalt für weibliche Vorstände – doch es bleibt ein „Gender Pay Gap“ von 21 Prozent

                           Die Vorstandsgehälter von Frauen sind deutlich um neun Prozentpunkte auf
                           79 Prozent3 der Männergehälter gestiegen. Das ist die größte Verbesserung der im
                           Rahmen der Studie erfassten Werte zwischen den Jahren 2017 und 2018. Damit ver-
                           dienen weibliche Vorstände im Schnitt 2,3 Mio. Euro gegenüber 2,9 Mio. Euro – die
                           durchschnittliche Vergügung ihrer männlichen Kollegen liegt dagegen bei 2,9 Mio.
                           Euro. Immerhin: Wenn die Gehaltssteigerungen im selben Tempo weitergehen, kön-
                           nte bereits in gut zwei Jahren Gleichstand bei den Gehältern in deutschen Vorstän-
                           den herrschen. Vor allem durch die Bestellung von Frauen in den Vorstandsvorsitz
                           kann sichergestellt werden, dass dieses Tempo gehalten wird.

                           Die Bezahlung weiblicher Aufsichtsräte hat sich hingegen kaum verbessert: Wie im
                           Vorjahr erhielten Frauen im obersten Kontrollgremium auch 2018 nur 80 Prozent4
                           der männlichen Aufsichtsratsvergütung. Ihr Einkommen liegt damit im Schnitt bei
                           rund 94.000 Euro jährlich.

                           Tatsächlich ist ungleiche Bezahlung nicht nur ein Phänomen der oberen Hierar-
                           chieebenen: Laut Statistischem Bundesamt lag der sogenannte Gender Pay Gap,
                           das heißt der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied zwischen Frauen und
                           Männern, im Jahr 2017 über alle Berufe und Hierarchiestufen hinweg bei
                           21 Prozent.5 Im EU-Durchschnitt gehört Deutschland damit zu den Schlusslichtern,
                           hinter Estland und der Tschechischen Republik.6

                           3. Diese Lücke zwischen Frauen- und Männergehältern ist statistisch signifikant (p < 0,05). Analyse auf
                           Basis aller Unternehmen, die Vergütungen für weibliche Vorstandsmitglieder ausweisen (n = 32).
                           4. Diese Lücke zwischen Frauen- und Männergehältern ist statistisch signifikant (p < 0,05). Analyse auf
                           Basis aller Unternehmen, die Vergütungen für weibliche Aufsichtsratsmitglieder ausweisen (n = 92).
                           5. Statistisches Bundesamt: Equal Pay Day: Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen weiter bei
                           21 %. Meldung vom 16. März 2018. Online verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/
                           ImFokus/VerdiensteArbeitskosten/Verdienstunterschiede2018.html
                           6. Statistisches Bundesamt: Verdienste auf einen Blick (2017). Online verfügbar unter: https://www.
                           destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/VerdiensteArbeitskosten/Arbeitnehmerverdienste/
                           BroschuereVerdiensteBlick0160013179004.pdf?__blob=publicationFile

                           6                                (Em)Power Women - Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen,
                                                                              BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
Zumindest zeigt der Trend an der Spitze der 100 größten börsennotierten Unter-
nehmen insgesamt nach oben, wie die vorliegende Studie bestätigt. Lag die
geschlechtsspezifische Gehaltslücke 2017 in Vorständen und Aufsichtsräten zusam-
men noch bei etwas über 25 Prozent, verbesserte sich der Wert auf gut 20 Prozent
im Jahr 2018.

2.2 Methodik
Um den Status quo im Hinblick auf Gender Diversity im deutschen Top-Manage-
ment zu ermitteln, haben BCG und die Technische Universität München einen
Index konzipiert, der die 100 größten deutschen börsennotierten Unternehmen
nach Marktkapitalisierung betrachtet. Der Index zeigt, welche Konzerne bei diesem
Thema besonders gut abschneiden und wie groß die Abstände zwischen den
Unternehmen sind. Zudem wird beschrieben, welche Entwicklung seit dem vergan-
genen Jahr stattgefunden hat, als die Zahlen zum ersten Mal erhoben wurden.
Die Indexberechnung erfolgt durch eine gleichwertige Analyse der beiden Haupt-
komponenten Frauenanteil sowie Vergütungsanteil, die jeweils für die zwei Sub-
komponenten Vorstand und Aufsichtsrat berechnet werden. Für die Auswertung
wurden zum Stichtag 30. Juni 2018 die Anteilsdaten auf Basis von BoardEx in Kom-
bination mit den aktuellen Besetzungen auf den Unternehmenswebsites heran-
gezogen. Die Vergütungsdaten wurden auf Personenbasis individualisiert den zum
Stichtag zuletzt verfügbaren Jahresberichten entnommen.

••   Analyse des Frauenanteils in den Aufsichtsräten und Vorständen zum Stichtag:
     Hierbei wird eine Besetzung mit 50 Prozent Frauen angestrebt; ein Anteil von
     50 Prozent Frauen ergibt daher 100 Punkte.

••   Analyse des Vergütungsverhältnisses anhand der Durchschnittsvergütungen
     von Männern und Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten des jeweiligen
     Unternehmens (tatsächlicher Zufluss im Konzern gemäß DCGK): Hierbei wird
     eine gleich hohe Vergütung von Männern und Frauen angestrebt; ein
     Vergütungsverhältnis von 100 Prozent ergibt daher 100 Punkte.

Die vier Subkomponenten fließen zu gleichen Teilen ( je 25 Prozent) in die Gesamt-
punktzahl ein.

Die im Index vertretenen Konzerne stehen für einen Gesamtumsatz von 1,8 Bil-
lionen Euro und repräsentieren rund 2,7 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer. Von den 100 Unternehmen unterliegen 63 der gesetzlichen Quote zum
Frauenanteil in Aufsichtsräten7, und 50 von ihnen haben sich eine Zielquote für
den Frauenanteil im Vorstand von größer als null Prozent gesetzt.

Kriterien für die Aufnahme in den Index:

••   Börsenlistung im deutschen Prime Standard (DAX, MDAX, SDAX, TecDAX)

••   Unternehmenshauptsitz in Deutschland

7. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Interaktive Grafik zum Frauenanteil in
den Aufsichtsräten der börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen. Online verfügbar
unter: https://www.bmfsfj.de/quote/daten.html

Boston Consulting Group • BHI • TUM                                                                     7
••    Klassifizierung als „Public Company“ nach Capital IQ

••    Namen, Ein- und Austrittsdaten sowie individuelle Vergütungsdaten sind für
      alle Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder separat verfügbar und öffentlich
      zugänglich (u. a. durch Jahresberichte und BoardEx-Datenbank).

••    Listung unter den 100 größten Unternehmen gemäß Marktkapitalisierung zum
      30. Juni 2018 (Quelle: Capital IQ)

2.3 BCG Gender Diversity Index – Ergebnisse und Insights zur
Geschlechterparität: Der Fortschritt ist ein Bummelzug

Es gibt noch viel zu tun: Zwar ist sowohl der Anteil an Frauen als auch deren Ein-
kommen in den Vorständen und Aufsichtsräten der 100 größten börsennotierten
Unternehmen in Deutschland zuletzt gestiegen – allerdings ist es noch ein weiter
Weg, bis tatsächlich von Geschlechterparität gesprochen werden kann. Aktuell
erreichen die untersuchten Konzerne durchschnittlich nur 43 von 100 Punkten –
nach 41 Punkten im Vorjahr.

     Abbildung 1 | Keine großen Sprünge bei der Gleichstellung von Frauen und
     Männern in Deutschland im Jahr 2018 (lt. BCG Gender Diversity Index 2018)

                                                         Gesamt
                                                    Max. 100 Punkte

                                                                       41

                                                                        + 2 Punkte
                                                                  43

                                Frauenanteil                                Vergütungsunterschied1
                                Max. 50 %                                   Max. 100 %

                      19
                       19%
                         %                                         80
                                                                    19%
                                                                      %                                       2018
         Gesamt                    +2                                                                +5
                      17 %                                         75 %                                       2017

                      19 7% %                                      79
                                                                    19%
                                                                      %                                       2018
        Vorstand                   +1                                                                +9
                         6%                                        70 %                                       2017

                      31
                       19%
                         %                                         80
                                                                    19%
                                                                      %                                       2018
     Aufsichtsrat                  +2                                                                + 0,1
                      29 %                                         80 %                                       2017

     Quelle: BCG Gender Diversity Index 2018
     1. Vergütungsdaten für den BCG Gender Diversity Index stammen aus dem jeweils letztverfügbaren
     Geschäftsbericht, für den BCG Gender Diversity Index 2018 meist mit Stichtag zum 31. Dezember
     2017. Dargestellte Jahreszahlen beziehen sich daher auf die Auswertung; das Jahr der Vergütung ist
     jeweils das vorangegangene Jahr, d. h. 2016 und 2017. Analyse von Vergütungskomponenten unter
     Ausschluss von Ausreißern (d. h. Personen, deren Gehalt die Summe des Mittelwerts und der dreifachen
     Standardabweichung übersteigt). Die Vergütungsgleichheit wurde auf Basis derjenigen Unternehmen
     berechnet, die die Vergütung von Frauen im jeweiligen Gremium berichten (Vorstand 2018: 32 [2017:
     27], Aufsichtsrat 2018: 92 [2017: 95]); daher lässt sich die Gesamtpunktzahl nicht aus den Komponenten
     ableiten.

8                                      (Em)Power Women - Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen,
                                                           BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
Dabei ist die Zahl der Spitzenreiter mager: Nur acht von 100 Unternehmen erzielen
mehr als 70 Punkte im Ranking, 31 Organisationen erreichen mindestens 50 Punk-
te. Damit hat nur ein knappes Drittel die halbe Strecke auf dem Weg zur Geschlech-
terparität geschafft.

Acht der Top-Ten-Unternehmen von 2017 liegen auch im Jahr 2018 an der Spitze.
Sie scheinen eine Kultur geschaffen zu haben, die Vielfalt begrüßt und Frauen in
Vorstand und Aufsichtsrat halten kann. Die Nummer eins des Rankings, die Aareal
Bank AG aus dem MDAX, konnte ihre Gesamtpunktzahl auf mehr als 80 steigern.
Das Finanzhaus hat sich von Platz fünf im Jahr 2017 (72,3 Punkte) auf den Spitzen-
platz mit 80,4 Punkten hochgearbeitet. In seinem Vorstand sind beispielsweise
schon seit längerer Zeit zwei Frauen vertreten (von insgesamt fünf Vorstandsmit-
gliedern zum Stichtag der Studie); zudem sitzt dem Aufsichtsrat eine Frau vor, was
in der deutschen Wirtschaft eine Seltenheit ist.

Auf die Aareal Bank folgen auf Platz zwei und drei die Telefónica Deutschland
Holding aus dem TecDAX sowie die Grenke AG aus dem SDAX. Beim Mobilfunk-
unternehmen Telefónica wirkte sich besonders positiv aus, dass sowohl im Vor-
stand als auch im Aufsichtsrat nahezu Vergütungsgleichheit erreicht wird (mehr als
95 Prozent). Bei Grenke wiederum, einem Leasinganbieter für Bürokommunikation,
ist mit Antje Leminsky eins von vier Vorstandsmitgliedern weiblich. Im März 2018
hat sie zudem den CEO-Posten übernommen.8

Drei Unternehmen verzichten komplett auf Frauen an der Spitze

Die Zahl der Nachzügler, das heißt jener Unternehmen, die im Ranking unter
31 Punkten liegen, ist immerhin um sieben auf 15 gesunken. Zwei der schlechtesten
zehn Unternehmen des Jahres 2017 haben einen Sprung aus den „Worst Ten“ nach
vorn gemacht, da schon kleine Veränderungen auf diesen Positionen große
Wirkung haben: Norma, ein Unternehmen für Verbindungstechnik, hat sich von
Platz 92 auf Rang 50 verbessert, weil es zusätzlich zu den bisherigen Mitgliedern
eine zweite Frau in den Aufsichtsrat berufen hat. Der Baustoffkonzern Heidelberg-
Cement gewann durch die Ernennung von zwei weiteren Frauen zu Aufsichtsrats-
mitgliedern zehn Punkte hinzu und arbeitete sich von Rang 93 auf Nummer 69 vor.

Allerdings gibt es erneut drei Konzerne, die auf exakt null Punkte kommen: der
Internet-Provider United Internet AG, der Softwareanbieter Nemetschek SE sowie
die Delivery Hero SE. Das bedeutet: Ihre Vorstände und Aufsichtsräte sind reine
Männerveranstaltungen.9

Betrachtet man die unterschiedlichen Segmente des Prime Standard, sind zwischen
den deutschen Indizes keine großen Unterschiede zu beobachten. DAX-30-Konzerne
schneiden hinsichtlich des Frauenanteils in ihren Vorständen vergleichsweise am
besten ab, die TecDAX-Unternehmen insgesamt am schlechtesten. Ausnahme:

8. Ihre Vergütung als CEO konnte noch nicht im BCG Gender Diversity Index 2018 berücksichtigt
werden, da diese Vergütungsdaten zum Studienstichtag 30. Juni 2018 noch nicht vorlagen.
9. Für Delivery Hero gilt das inzwischen nicht mehr: Die Online-Bestellplattform hat nach dem
Stichtag der Studie zwei Frauen in den Aufsichtsrat berufen.

Boston Consulting Group • BHI • TUM                                                             9
Im SDAX und TecDAX verdienen Frauen im Vorstand durchschnittlich mehr als
Männer, wie die folgende Grafik verdeutlicht10:

  Abbildung 2 | Keine großen Sprünge bei der Gleichstellung von Frauen und
  Männern in Deutschland im Jahr 2018 (lt. BCG Gender Diversity Index 2018)
 Vorstand                                                         Aufsichtsrat
                                            95 % 1
                                                                                               81 % 81 % 77 %
                                74 % 76 %                                                                     76 %

                                                     47 % 1
                                                                   34 % 31 % 31 %
                                                                                        26 %
  11 %
             6% 7% 4%

      DAX MDAX SDAX TecDAX      DAX MDAX SDAX TecDAX               DAX MDAX SDAX TecDAX        DAX MDAX SDAX TecDAX

      30     35    15      20    19    7      4       2             30    35    15      20      29    32   14    17

            Frauenanteil        Vergütungsunterschied                    Frauenanteil          Vergütungsunterschied

  X        Anzahl Unternehmen

  Quelle: BCG Gender Diversity Index 2018
  Anmerkung: Darstellung Frauenanteil mit Null-Werten, Darstellung Vergütung ohne Null-Werte. Punkte im
  BCG Gender Diversity Index gemäß Kalkulationslogik nicht aus dargestellten Ergebnissen ableitbar. Analyse
  von Vergütungskomponenten unter Ausschluss von Ausreißern (d. h. Personen, deren Gehalt die Summe des
  Mittelwerts und der dreifachen Standardabweichung übersteigt).
  1. Hier ist die durchschnittliche Vergütung von weiblichen Vorstandsmitgliedern höher als die von
  männlichen Vorstandsmitgliedern.

Konzerne ohne Frau im Aufsichtsrat sind eine Seltenheit – Konzerne ohne Frau im
Vorstand sind die Norm

Generell schneiden große Unternehmen deutlich besser ab als kleinere – zumindest
im Hinblick auf ihre Kontrollgremien. Bei Betrieben mit mehr als 2.000 Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeitern ist jedes dritte Aufsichtsratsmitglied weiblich (2017:
30 Prozent). Bei Unternehmen mit weniger als 2.000 Beschäftigten hat hingegen
nicht einmal jeder vierte Aufsichtsrat eine Frau (2018 und 2017: 24 Prozent).

Im Top-Management gibt es zwischen großen und weniger großen Unternehmen
keine deutlichen Unterschiede. In Unternehmen mit weniger als 2.000 Beschäf-
tigten liegt der Frauenanteil im Vorstand bei knapp acht Prozent (2017: 7 Prozent),
in den größeren bei mehr als sieben Prozent (2017: 6 Prozent).

Im Umkehrschluss bedeutet dies: Die Zahl der Konzerne, die keine Frau in ihrem
Vorstand beschäftigen, ist enorm. Fast zwei Drittel der untersuchten Firmen, näm-
lich 64 der 100 größten deutschen börsennotierten Unternehmen, verzichten kom-
plett auf eine Frau im Top-Management. Besonders häufig ist dies bei den

10. Aufgrund des geringen Umfangs der Stichprobe ist die Wahrscheinlichkeit eines statistisch
signifikanten Effekts sehr gering.

10                                        (Em)Power Women - Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen,
                                                              BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
MDAX-Firmen der Fall (26), gefolgt von TecDAX- (17), SDAX- (11) und DAX-
Unternehmen (10). Einziger Lichtblick: In allen Segmenten ist der Anteil der
Unternehmen ohne Frau im Vorstand zurückgegangen.

Unternehmen ohne weibliche Mitglieder im Aufsichtsrat muss man hingegen schon
suchen: Nur fünf von 100 Konzernen verzichteten 2018 komplett auf weibliche
Expertise in ihrem Kontrollgremium.

Boston Consulting Group • BHI • TUM                                            11
Abbildung 3 | BCG Gender Diversity Index 2018 (I/III)
                                                                      Komponente 1.1 Komponente 1.2 Komponente 2.1               Komponente 2.2
                                                  DAX-      Gesamt- (Frauenanteil    (Frauenanteil  (Vergütungsgleich-           (Vergütungsgleich-
     Unternehmen                                  Kategorie punktzahl Aufsichtsrat)  Vorstand)      heit Aufsichtsrat)           heit Vorstand)
 1   Aareal Bank AG                               MDAX           80,44        41,7 %            40,0 %             87,0 %              71,5 %
 2   Telefónica Deutschland Holding               TecDAX         79,47        37,5 %            25,0 %             96,7 %              96,2 %
 3   Grenke AG1                                   SDAX           75,08        33,3 %            25,0 %             88,9 %              94,8 %
 4   Henkel AG & Co. KGaA                         DAX            74,43        37,5 %            16,7 %             96,0 %              93,4 %
 5   KWS Saat SE                                  SDAX           74,00        50,0 %            25,0 %             68,0 %              78,0 %
 6   Evonik Industries AG                         MDAX           73,91        35,0 %            25,0 %             90,4 %              85,3 %
 7   Deutsche Lufthansa AG                        DAX            72,31        35,0 %            20,0 %             90,5 %              88,7 %
 8   Merck KGaA                                   DAX            72,25        37,5 %            16,7 %             87,3 %              93,4 %
 9   Deutsche Börse AG                            DAX            69,71        42,9 %            20,0 %             82,9 %              70,2 %
10   Fraport AG                                   MDAX           69,09        30,0 %            25,0 %             84,0 %              82,4 %
11   Deutsche Telekom AG                          DAX            67,65        40,0 %            12,5 %             68,6 %              97,0 %
12   Fuchs Petrolub SE                            MDAX           66,83        33,3 %            20,0 %             80,7 %              80,0 %
13   Deutsche Bank AG                             DAX            65,97        31,6 %            11,1 %             95,9 %              82,6 %
14   Hamburger Hafen und Logistik AG              SDAX           65,52        33,3 %            25,0 %             74,1 %              71,3 %
15   Siemens AG                                   DAX            64,75        35,0 %            25,0 %             89,8 %              49,2 %
16   Munich Re                                    DAX            64,61        45,0 %            12,5 %             80,4 %              63,0 %
17   BMW AG                                       DAX            64,16        30,0 %            12,5 %             72,7 %              98,9 %
18   Allianz SE                                   DAX            64,03        33,3 %            20,0 %             64,3 %              85,2 %
19   ProSiebenSat.1 Media SE                      MDAX           61,26        33,3 %            16,7 %             96,6 %              48,4 %
20   BASF SE                                      DAX            60,05        33,3 %            14,3 %             79,9 %              65,1 %
21   Schaeffler AG                                  MDAX           59,13        20,0 %            11,1 %             94,1 %              80,2 %
22   SAP SE                                       DAX            58,72        38,9 %            22,2 %             97,6 %              15,0 %
23   Bayer AG                                     DAX            57,16        30,0 %             0,0 %             78,5 %              90,1 %
24   Fresenius SE & Co. KGaA                      DAX            56,87        33,3 %            14,3 %             98,8 %              33,4 %
25   Wirecard AG2                                 TecDAX         54,93        50,0 %            25,0 %             69,7 %               0,0 %
26   Deutsche Post AG                             DAX            54,90        35,0 %            16,7 %             79,0 %              37,3 %
27   Daimler AG                                   DAX            54,87        30,0 %            25,0 %             70,0 %              39,4 %
28   Volkswagen AG                                DAX            52,43        30,0 %            12,5 %             61,5 %              63,2 %
29   Continental AG                               DAX            51,45        30,0 %            12,5 %             68,5 %              52,3 %
30   Adidas AG                                    DAX            50,77        25,0 %            16,7 %             75,7 %              44,0 %
31   Kion Group AG3                               MDAX           50,40        31,3 %            25,0 %             89,1 %               0,0 %
32   TAG Immobilien AG                            MDAX           48,66        16,7 %            33,3 %              0,0 %              94,7 %
33   MorphoSys AG                                 TecDAX         48,39        33,3 %             0,0 %             91,9 %              35,0 %
34   Vonovia SE4                                  DAX            48,24        33,3 %            25,0 %             76,3 %               0,0 %

     Frauen mit durchschnittlich            Frauen und Männer mit durch-            Männer mit durchschnittlich             Weibliche Aufsichtsrats-
     höherer Vergütung                      schnittlich gleicher Vergütung5         höherer Vergütung                       vorsitzende

Quelle: BCG Gender Diversity Index 2018 (BCG-Analyse auf Datenbasis von BoardEx [für Frauenanteilskomponenten 1.1 und 1.2] und der
aktuellen Geschäftsberichte [für Vergütungskomponenten 2.1 und 2.2]).
1. Antje Leminsky ist als reguläres Vorstandsmitglied in allen Daten inkludiert. Vergütungsdaten zur CEO-Position lagen zum Stichtag 30. Juni 2018
nicht vor. 2. Für Susanne Steidl lagen bis zum Stichtag 30. Juni 2018 keine Vergütungsdaten vor. 3. Für Anke Groth lagen bis zum Stichtag 30. Juni
2018 keine Vergütungsdaten vor. 4. Für Helene von Roeder lagen bis zum Stichtag 30. Juni 2018 keine Vergütungsdaten vor. 5. Als annähernd gleich
wird eine Vergütungsgleichheit von 95 % und mehr bezeichnet.

                                   12                                    (Em)Power Women - Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen,
                                                                                             BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
Abbildung 3 | BCG Gender Diversity Index 2018 (II/III)
                                                                       Komponente 1.1 Komponente 1.2 Komponente 2.1              Komponente 2.2
                                                   DAX-      Gesamt- (Frauenanteil    (Frauenanteil  (Vergütungsgleich-          (Vergütungsgleich-
       Unternehmen                                 Kategorie punktzahl Aufsichtsrat)  Vorstand)      heit Aufsichtsrat)          heit Vorstand)
  35   Metro AG                                    MDAX           46,90         45,0 %           0,0 %             97,6 %               0,0 %
  36   GEA Group AG1                               MDAX           45,16         41,7 %          20,0 %             57,3 %               0,0 %
  37   Commerzbank AG2                             DAX            44,91         40,0 %          14,3 %             71,1 %               0,0 %
  38   DMG Mori AG                                 SDAX           43,92         41,7 %           0,0 %             92,3 %               0,0 %
  39   Deutsche Pfandbriefbank AG                  MDAX           40,82         33,3 %           0,0 %             96,6 %               0,0 %
  40   Bilfinger SE                                 SDAX           40,66         41,7 %           0,0 %             79,3 %               0,0 %
  41   Symrise AG                                  MDAX           40,51         33,3 %           0,0 %             95,4 %               0,0 %
  42   Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA        DAX            39,99         40,0 %           0,0 %             80,0 %               0,0 %
  43   Ceconomy AG                                 MDAX           39,80         45,0 %           0,0 %             69,2 %               0,0 %
  44   Osram Licht AG                              MDAX           39,78         41,7 %           0,0 %             75,8 %               0,0 %
  45   Scout24 AG                                  MDAX           39,61         33,3 %           0,0 %             91,8 %               0,0 %
  46   Koenig & Bauer                              SDAX           39,56         33,3 %           0,0 %             91,6 %               0,0 %
  47   Infineon Technologies AG                     DAX            39,48         37,5 %           0,0 %             82,9 %               0,0 %
  48   Dürr AG                                     MDAX           39,37         33,3 %           0,0 %             90,8 %               0,0 %
  49   Hochtief AG                                 MDAX           38,87         31,3 %           0,0 %             93,0 %               0,0 %
  50   Norma Group SE                              MDAX           38,75         40,0 %           0,0 %             75,0 %               0,0 %
  51   zooplus AG                                  SDAX           38,74         0,0 %           33,3 %             0,0 %               88,3 %
  52   Aurubis AG                                  MDAX           38,66         33,3 %           0,0 %             88,0 %               0,0 %
  53   Rhön-Klinikum AG                            SDAX           38,57         43,8 %           0,0 %             66,8 %               0,0 %
  54   Covestro AG                                 DAX            38,26         33,3 %           0,0 %             86,4 %               0,0 %
  55   Leoni AG                                    MDAX           37,74         33,3 %           0,0 %             84,3 %               0,0 %
  56   SGL Carbon SE                               SDAX           37,71         37,5 %           0,0 %             75,9 %               0,0 %
  57   Carl Zeiss Meditec AG                       TecDAX         37,50         33,3 %           0,0 %             83,3 %               0,0 %
  58   Hapag-Lloyd AG                              SDAX           36,99         31,3 %           0,0 %             85,4 %               0,0 %
  59   Freenet AG                                  TecDAX         36,87         33,3 %           0,0 %             80,8 %               0,0 %
  60   SMA Solar Technology AG                     TecDAX         36,32         25,0 %           0,0 %             95,3 %               0,0 %
  61   Gerresheimer AG                             MDAX           35,99         33,3 %           0,0 %             77,3 %               0,0 %
  62   Jenoptik AG                                 TecDAX         35,37         33,3 %           0,0 %             74,8 %               0,0 %
  63   Brenntag AG                                 MDAX           34,91         33,3 %           0,0 %             73,0 %               0,0 %
  64   Hannover Rück SE                            MDAX           34,81         44,4 %           0,0 %             50,3 %               0,0 %
  65   RWE AG                                      DAX            34,47         30,0 %           0,0 %             77,9 %               0,0 %
  66   Linde AG                                    DAX            34,34         33,3 %           0,0 %             70,7 %               0,0 %
  67   Wüstenrot & Württembergische AG             SDAX           34,24         37,5 %           0,0 %             61,9 %               0,0 %
  68   Talanx AG                                   MDAX           34,08         31,3 %           0,0 %             73,8 %               0,0 %

       Frauen mit durchschnittlich            Frauen und Männer mit durch-           Männer mit durchschnittlich            Weibliche Aufsichtsrats-
       höherer Vergütung                      schnittlich gleicher Vergütung3        höherer Vergütung                      vorsitzende

 Quelle: BCG Gender Diversity Index 2018. (BCG-Analyse auf Datenbasis von BoardEx [für Frauenanteilskomponenten 1.1 und 1.2] und der
 aktuellen Geschäftsberichte [für Vergütungskomponenten 2.1 und 2.2]).
 1. Martine Snels Vergütungsdaten basierten auf einem Zeitraum von weniger als drei Monaten, daher wurde sie nicht in die Analyse
 eingeschlossen. 2. Bettina Orlopps Vergütungsdaten basierten auf einem Zeitraum von weniger als drei Monaten, daher wurde sie nicht in die
 Analyse eingeschlossen. 3. Als annähernd gleich wird eine Vergütungsgleichheit von 95 % und mehr bezeichnet.

Boston Consulting Group • BHI • TUM                                                                           13
Abbildung 3 | BCG Gender Diversity Index 2018 (III/III)
                                                                      Komponente 1.1 Komponente 1.2 Komponente 2.1               Komponente 2.2
                                                  DAX-      Gesamt- (Frauenanteil    (Frauenanteil  (Vergütungsgleich-           (Vergütungsgleich-
      Unternehmen                                 Kategorie punktzahl Aufsichtsrat)  Vorstand)      heit Aufsichtsrat)           heit Vorstand)
69    HeidelbergCement AG                         DAX           33,95         33,3 %             0,0 %             69,1 %               0,0 %
70    Bechtle AG                                  TecDAX        33,59         33,3 %             0,0 %             67,7 %               0,0 %
71    MTU Aero Engines AG                         MDAX          33,56         27,3 %             0,0 %             79,7 %               0,0 %
72    Salzgitter AG1                              MDAX          33,15         28,6 %             0,0 %             75,5 %               0,0 %
73    Beiersdorf AG1                              DAX           33,15         25,0 %             0,0 %             82,6 %               0,0 %
74    CompuGroup Medical SE                       TecDAX        33,08         16,7 %             0,0 %             99,0 %               0,0 %
75    CTS Eventim AG & Co. KGaA                   MDAX          32,99         25,0 %             0,0 %             82,0 %               0,0 %
76    1&1 Drillisch AG                            TecDAX        32,91         16,7 %             0,0 %             98,3 %               0,0 %
77    Evotec AG                                   TecDAX        32,87         33,3 %             0,0 %             64,8 %               0,0 %
78    Siltronic AG                                TecDAX        32,85         33,3 %             0,0 %             64,7 %               0,0 %
79    K+S AG                                      MDAX          32,41         25,0 %             0,0 %             79,6 %               0,0 %
80    Sartorius AG                                TecDAX        32,26         41,7 %             0,0 %             45,7 %               0,0 %
81    E.ON SE                                     DAX           32,00         28,6 %             0,0 %             70,9 %               0,0 %
82    thyssenkrupp AG                             DAX           31,92         30,0 %             0,0 %             67,7 %               0,0 %
83    Xing SE                                     TecDAX        31,48         16,7 %             0,0 %             92,6 %               0,0 %
84    Aixtron SE                                  TecDAX        31,22         20,0 %             0,0 %             84,9 %               0,0 %
85    Rheinmetall AG                              MDAX          31,19         25,0 %             0,0 %             74,8 %               0,0 %
86    Uniper SE                                   MDAX          30,60         33,3 %             0,0 %             55,7 %               0,0 %
87    Krones AG                                   SDAX          30,25         25,0 %             0,0 %             71,0 %               0,0 %
88    Lanxess AG                                  MDAX          30,14         25,0 %             0,0 %             70,6 %               0,0 %
89    Cancom SE                                   TecDAX        29,89         33,3 %             0,0 %             52,9 %               0,0 %
90    Zalando SE                                  MDAX          28,76         22,2 %             0,0 %             70,6 %               0,0 %
91    LEG Immobilien AG                           MDAX          28,58         16,7 %             0,0 %             81,0 %               0,0 %
92    TAKKT AG                                    SDAX          27,50         16,7 %             0,0 %             76,7 %               0,0 %
93    Software AG                                 TecDAX        26,05         16,7 %             0,0 %             70,9 %               0,0 %
94    Pfeiffer Vacuum Technology AG2               TecDAX        20,83         16,7 %            25,0 %              0,0 %               0,0 %
95    Ströer SE & Co. KGaA3                       SDAX          18,36         35,7 %             0,0 %              2,0 %               0,0 %
96    TLG Immobilien AG                           SDAX          13,29          0,0 %             0,0 %             53,2 %               0,0 %
97    Deutsche Wohnen AG                          MDAX           8,33         16,7 %             0,0 %              0,0 %               0,0 %
98    Delivery Hero SE                            MDAX           0,00          0,0 %             0,0 %              0,0 %               0,0 %
99    Nemetschek SE                               TecDAX         0,00          0,0 %             0,0 %              0,0 %               0,0 %
100   United Internet AG                          TecDAX         0,00          0,0 %             0,0 %              0,0 %               0,0 %

      Frauen mit durchschnittlich           Frauen und Männer mit durch-            Männer mit durchschnittlich             Weibliche Aufsichtsrats-
      höherer Vergütung                     schnittlich gleicher Vergütung4         höherer Vergütung                       vorsitzende

Quelle: BCG Gender Diversity Index 2018 (BCG-Analyse auf Datenbasis von BoardEx [für Frauenanteilskomponenten 1.1 und 1.2] und der
aktuellen Geschäftsberichte [für Vergütungskomponenten 2.1 und 2.2]).
1. Salzgitter AG und Beiersdorf AG mit unterschiedlicher Gesamtpunktzahl; lediglich durch Rundung gleiche Punktzahl. 2. Ayla Buschs
(Aufsichtsratsmitglied) und Natalie Benedikts (Vorstandsmitglied) Vergütungsdaten basieren auf einem Zeitraum von weniger als 3 Monaten,
daher wurden sie nicht in die Vergütungsanalyse einbezogen. 3. Der Geschäftsbericht 2017 weist für die weiblichen Aufsichtsratsmitglieder Julia
Flemmerer, Anette Bronder und Sabine Hüttinger keine Festvergütung, sondern ausschließlich Sitzungsgelder aus. 4, Als annähernd gleich wird
eine Vergütungsgleichheit von 95 % und mehr bezeichnet.

                                    14                                   (Em)Power Women - Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen,
                                                                                             BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
Diversität hat nichts mit dem Alter des Unternehmens zu tun

Richtet man den Blick weg von den Großen der deutschen Wirtschaft auf die ganz
Kleinen – die jüngeren Start-ups und Einzelunternehmungen außerhalb des Fokus
dieser Studie –, zeigt sich kaum ein positiveres Bild: Der Anteil der Frauen unter
den Gründern liegt laut KfW-Gründungsmonitor bei 37 Prozent – Tendenz rück-
läufig. 2016 waren noch gut 40 Prozent der Firmengründer weiblich, 2015 knapp
43 Prozent. Hinzu kommt, dass Frauen überwiegend im Nebenerwerb gründen.11

Das könnte erklären, warum auch die jüngeren Unternehmen im vorliegenden
Index – darunter Start-ups, die den Kinderschuhen entwachsen sind, vor allem aber
Fusionen und Ausgründungen von Konzernen – im Management nicht unbedingt
vielfältiger aufgestellt sind als manche Dickschiffe der Industrie. Geschlechter-
vielfalt hat also nichts mit dem Alter des Unternehmens zu tun.

So erreicht beispielsweise die Xing SE, gegründet 2003, im Gesamtindex lediglich
31 Punkte, die Zalando SE ( Jahrgang 2008) bloße 29 Punkte. Delivery Hero, 2011
gegründet, hat zumindest nach dem Stichtag der diesjährigen Studie zwei Frauen in
den Aufsichtsrat berufen. (Vor dem Stichtag waren in diesem Gremium des Start-
ups keine weiblichen Mitglieder vorhanden.) Dennoch bleibt für alle drei Firmen,
bei denen es sich im Ranking um Neugründungen der vergangenen 20 Jahre han-
delt, sehr viel Luft nach oben.

  Abbildung 4 | Sowohl bei Traditionsunternehmen als auch bei jungen Firmen mangelt es an Diversität
   100 Punkte (max.)

    80

    60

    40

    20

          Gründungsjahr des Unternehmens
         1668                               1898                 1951                               2000

                       Vor 1900                    1900 – 1950               1950 – 2000              Nach 2000
  Quelle: BCG Gender Diversity Index 2018

11. Dr. Georg Metzger: KfW-Gründungsmonitor 2018, KfW Research, Mai 2018. Online verfügbar unter:
https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Gr%C3%BCnd
ungsmonitor/KfW-Gruendungsmonitor-2018.pdf

Boston Consulting Group • BHI • TUM                                                           15
Finanz- und Versicherungsdienstleister schaffen es mit durchschnittlichen Ergebnissen an
die Spitze

Gliedert man die 100 größten deutschen börsennotierten Konzerne nach Branchen,
ergeben sich sieben Gruppen:12

••    An der Spitze des Rankings steht der Finanz- und Versicherungssektor, wenn-
      gleich er mit 55 Punkten eher als gutes Mittelmaß bezeichnet werden müsste.

••    Platz zwei nimmt die Chemie- und Pharmaziebranche ein (knapp 50 Punkte),
      während sich Platz drei der Maschinen- und Fahrzeugbau sowie Handel,
      Verkehr und Lagerei teilen wird ( jeweils knapp 45 Punkte).

••    Energie und Bau sowie die Prozess- und Werkstoffindustrie ( jeweils rund
      35 Punkte) stehen auf den hinteren Plätzen des Rankings. Hier gibt es keine
      einzige Frau in den Vorständen.

••    Das absolute Schlusslicht bilden die Unternehmen des Immobilienmanage-
      ments (rund 29 Punkte), obgleich sie die Spitzenposition bei der Vergütung
      einnehmen: Weibliche Vorstände erhalten hier rund 95 Prozent des Einkom-
      mens ihrer männlichen Kollegen.

••    Bis auf zwei Ausnahmen konnten sich alle Branchen im Vergleich zum Vorjahr
      verbessern: Die Unternehmen des Immobilienmanagements haben sich prak-
      tisch nicht bewegt ( jeweils 30 Punkte 2017 und 2018), und die Akteure der
      Energie- und Baubranche haben sich mit einem Minus von fast neun Punkten
      deutlich verschlechtert (von 44 Punkten im Vorjahr auf 35 Punkte 2018).

••    Den größten Sprung nach vorne in Sachen Vergütungsparität im Vorstand
      machte nach dem Immobilienmanagement (von 11 Prozent in 2017 auf
      95 Prozent in 2018) die Informations- und Kommunikationsbranche (von
      7 Prozent in 2017 auf 64 Prozent in 2018).

••    Bei der Vergütung fallen die Hersteller elektronischer und technischer Erzeug-
      nisse besonders negativ auf: Die weiblichen Mitglieder der Vorstände erhalten
      lediglich 33 Prozent der durchschnittlichen Männergehälter.

Der Vergleich mit dem Ausland lässt die deutsche Wirtschaft ebenfalls nicht gut
dastehen: Deutschland ist in Bezug auf den Frauenanteil in Vorständen und Auf-
sichtsräten gemessen im weltweiten Durchschnitt (20 Prozent) alles andere als ein
Vorreiter. Während in Norwegen (42 Prozent) und Frankreich (41 Prozent)13 ein
nennenswerter Anteil aller Top-Jobs von Frauen besetzt wird, sieht es in Deutsch-
land mit 19 Prozent14 sehr viel dürftiger aus.

12. Die Anzahl der Unternehmen pro Gruppe variiert zwischen 5 und 17 Unternehmen.
13. Meggin Thwing Eastman: Women on Boards: Progress Report 2017. MSCI, Dezember 2017. Online
verfügbar unter: https://www.msci.com/documents/10199/239004/MSCI_Women+on+Boards+Pro-
gress+Report+2017.pdf/b7786a08-c818-4054-bf3f-ef15fc89537a
14. Quelle: BCG Gender Diversity Index 2018

16                             (Em)Power Women - Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen,
                                                BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
2.4 Blick in die Vorstände: Zwei Frauen in CEO-Position – Vorbild
für die deutsche Wirtschaft
Nehmen wir an, es sollen 100 Unternehmen an das dringend benötigte schnelle
Internet angeschlossen werden. 32 haben bereits einen solchen Zugang, nun sind
Anschlüsse für vier weitere Unternehmen hinzugekommen. Wie ist dieser Prozess
zu bewerten? Sind vier Unternehmen viel? Und ist die Zahl von 36 insgesamt
zufriedenstellend?

Genauso verhält es sich mit den Vorständen in Deutschland. Auch in ihrem Wandel
spiegelt sich der Fortschritt hierzulande. Dass die Zahl der Unternehmen mit min-
destens einer Frau im Vorstand im vergangenen Jahr von 32 auf 36 Prozent gestie-
gen ist, ist unbestritten ein Plus. Aber ist das viel? Oder ausreichend? Es lässt jeden-
falls viel Luft nach oben, würde eine diplomatische Antwort lauten.

Ein symbolträchtiger Ausdruck des Wandels zeigt sich immerhin: Die Zahl der
weiblichen CEOs ist um 100 Prozent gestiegen. Nach der 2017 ernannten Vorstands-
vorsitzenden der Hamburger Hafen und Logistik AG, Angela Titzrath, ist im vergan-
genen Jahr Antje Leminsky bei der Grenke AG in das CEO-Amt berufen worden.
Damit gibt es in den 100 größten börsennotierten deutschen Unternehmen – zum
Stichtag 30. Juni 2018 – zwei weibliche Vorstandsvorsitzende sowie 40 einfache
weibliche Vorstandsmitglieder. Der Frauenanteil in Vorständen ist somit von sechs
Prozent im Jahr 2017 auf sieben Prozent gestiegen.

Von diesen beiden weiblichen Vorstandsvorsitzenden könnte eine Signalwirkung
ausgehen. Hatte es nicht immer wieder geheißen, es gebe keine Kandidatinnen für
derartige Positionen? Die Öffentlichkeit beobachtet die beiden einzigen weiblichen
CEOs in den 100 größten deutschen Unternehmen zweifellos mit Argusaugen. Den-
noch muss auch ihnen die Möglichkeit zugestanden werden zu scheitern, genauso
wie jedem Mann: Sie sind der Beweis, dass Frauen nicht nur Bundeskanzlerin und
Parteivorsitzende sein, sondern selbstverständlich auch große Unternehmen
steuern können.

           Karrieren kann man nicht planen, man kann nur versuchen, alle Chancen für die persönliche Weiter-
           entwicklung zu nutzen. Ich rate Frauen, offen und mutig zu sein, auch Aufgaben zu übernehmen, die
           sie vielleicht noch nicht ganz beherrschen. Oftmals mangelt es Frauen am Mut, die eigene Komfort-
           zone zu verlassen und neue Verantwortung zu übernehmen.“
  Aus dem BCG-Interview mit Anke Giesen, Vorstand Operations bei Fraport

Darüber hinaus gibt es weitere Neubesetzungen unter den Ressortvorständen:
Dessi Temperley heuerte beim Nivea-Hersteller Beiersdorf als Finanzvorstand an.15
Der Gabelstapler-Konzern Kion holte Susanna Schneeberger im Oktober 2018 als
Digitalvorstand ins Top-Management. Zuvor hatte Kion gerade erst Anke Groth als
CFO berufen. Damit kommen im Kion-Vorstand jetzt zwei Frauen15 auf drei Männer
– wie in einigen weiteren Unternehmen auch. Denn eine Frau an der Spitze macht

15. Nach dem Stichtag der Studie (30. Juni 2018).

Boston Consulting Group • BHI • TUM                                                   17
noch keinen Frühling, wie man in Abwandlung einer sprichwörtlichen Redensart
sagen könnte. Erst wenn mindestens zwei weibliche Vorstände dem Gremium ange-
hören – so berichten Amtsträgerinnen in vertraulichen Gesprächen immer wieder
–, können sie sich innerhalb des Männerzirkels dauerhaft behaupten und sich ge-
genseitig die Bälle zuspielen.16 Die Aareal Bank hat mit Dagmar Knopek und
Christiane Kunisch-Wolff beispielsweise ein solches Zweierduo, Telefónica mit
Nicole Gerhardt und Valentina Daiber, Daimler mit Britta Seeger und Renata Jungo
Brüngger. Über die wohl bekannteste Frauendoppelspitze verfügt Siemens mit
Janina Kugel und Lisa Davis.

Es tut sich also etwas – jedoch in sehr verhaltenem Tempo. Bei gleichbleibender
Geschwindigkeit der Veränderung, das heißt bei einem linearen Zuwachs von gut
einem Prozentpunkt jährlich, würde es ca. 40 Jahre dauern, bis ein ausgeglichenes
Geschlechterverhältnis im Spitzenmanagement erreicht ist.

  Abbildung 5 | Zwei von drei Vorständen sind männlich

                  Frauenanteil in Vorständen                    In den 100 größten Unternehmen
                   ∅ 6,3 %       ∅ 7,4 %                        gibt es nur zwei weibliche CEOs1
                                                                   + 1 (2018)

                32 %           +4%
              Vorstände          (2018)
              mit mind.
              einer Frau
                (2017)

                                64 %

  Quelle: BCG Gender Diversity Index 2018
  1. Angela Titzrath, Hamburger Hafen und Logistik AG, und Antje Leminsky, Grenke AG.
  Auf Basis der gerankten Unternehmen zum Stichtag 30. Juni 2018.

36 Prozent aller Vorstände hatten damit 2018 mindestens eine Frau in ihren Reihen
– nach 32 Prozent im Jahr davor. Dass die durchschnittliche Verweildauer von
Frauen in Chefetagen bislang noch deutlich kürzer ist als bei Männern, liegt an
ihrer verspäteten Einbeziehung – schließlich waren weibliche Vorstände vor ein
paar Jahren noch absolute Ausnahmeerscheinungen. Knapp ein Viertel der männ-
lichen Vorstandsmitglieder ist seit acht Jahren und länger im Top-Management, von
den weiblichen Vorständen erreichen gerade einmal drei Prozent diese Amtsdauer.
Aber die Frauen holen auf: Der Anteil derer, die sich länger als vier Jahre in der
obersten Führungsriege befinden, hat sich von 2017 auf 2018 mehr als verdoppelt
und liegt jetzt bei 36 Prozent (2017: 15 Prozent).17

16. Alison M. Konrad, Vicki Kramer und Sumru Erkut: “Critical Mass: The Impact of Three or More
Women on Corporate Boards.” Organizational Dynamics 37 (2008), 2, S. 145 – 164.
17. Quelle: BoardEx; Pressemitteilungen; Geschäftsberichte

18                                   (Em)Power Women - Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen,
                                                       BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
Interessanterweise scheinen einige Unternehmen mehrere Diversity-Aspekte auf
einmal erfüllen zu wollen, wenn sie Frauen in den Vorstand berufen: Knapp ein
Drittel der Top-Managerinnen hat einen internationalen Hintergrund, während es
bei ihren männlichen Kollegen nur ein gutes Viertel ist. Beim Lebensalter sind die
Unterschiede gering: Frauen in Vorständen sind im Durchschnitt 52, Männer
54 Jahre alt.

Top-Managerinnen im Jahr 2018 im Durchschnitt etwas besser vergütet

Erfreulicherweise hat sich die finanzielle Vergütung der weiblichen Vorstände im
vergangenen Jahr verbessert; dennoch sind die Top-Managerinnen noch weit von
den Gehältern entfernt, die ihre männlichen Kollegen erhalten. Während sie 2017
lediglich 70 Prozent der durchschnittlichen Männervergütung ausgezahlt bekamen,
lag dieser Wert 2018 bei 79 Prozent bzw. 2,3 Mio. Euro. Das heißt, weibliche
Vorstandsmitglieder verdienen im Schnitt 21 Prozent weniger als ihre männlichen
Kollegen.18 Bereinigt man diese Zahl um die deutlich höher dotierte CEO-Position,
da diese nur zwei Vorstandsfrauen überhaupt betrifft, ist die geschlechterbedingte
Gehaltslücke zwar deutlich kleiner, beträgt aber immer noch 13 Prozent.19

  Abbildung 6 | Weibliche Vorstände verdienen inzwischen besser, aber noch
  lange nicht so gut wie männliche Kollegen
     ∅ Vergütung mit CEO                                        ∅ Vergütung ohne CEO
     (Mio. €)                                                   (Mio. €)

                                 - 30 % 1
          - 21 % 1
                                                                     - 13 % 1                - 22 %
                               3,092
       2,938
                                                                  2,696                  2,745
                2,308                                                      2,343
                                       2,148                                                     2,148

           2018                    2017                               2018                    2017

  Quelle: BCG Gender Diversity Index 2018
  Anmerkung: Analyse auf Basis aller Unternehmen, die Vergütungen für weibliche Vorstandsmitglieder
  ausweisen (n = 32 [inkl. CEO] bzw. 31 [bereinigt um CEO-Funktion – Antje Leminsky wurde als CEO im
  Frauenanteil, jedoch nicht im Vergütungsanteil berücksichtigt, da bis zum 30. Juni 2018 keine neuen
  Vergütungsdaten vorlagen] in 2018, n = 27 [inkl. CEO und bereinigt um CEO-Funktion – Angela Titzrath
  wurde als CEO im Frauenanteil, jedoch nicht im Vergütungsanteil berücksichtigt, da bis zum 30. Juni
  2017 keine neuen Vergütungsdaten vorlagen] in 2017). Analyse von Vergütungskomponenten unter
  Ausschluss von Ausreißern (d. h. Personen, deren Gehalt die Summe des Mittelwerts und der dreifachen
  Standardabweichung übersteigt).
  1. Dieser Unterschied ist statistisch signifikant (p < 0.05).

18. Diese Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern ist statistisch signifikant (p < 0,05). Analyse auf
Basis aller Unternehmen, die Vergütungen für weibliche Vorstandsmitglieder sowie die genannten
Vorstandspositionen ausweisen (Unternehmen n = 32).
19. Diese Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern ist statistisch signifikant (p < 0,05). Analyse auf
Basis aller Unternehmen, die Vergütungen für weibliche Vorstandsmitglieder sowie die genannten
Vorstandspositionen ausweisen (Unternehmen n = 31). Antje Leminsky (seit März 2018 CEO bei
Grenke) wurde als CEO im Frauenanteil, jedoch nicht im Vergütungsanteil berücksichtigt, da bis zum
Stichtag der Studie am 30. Juni 2018 keine neuen Vergütungsdaten vorlagen.

Boston Consulting Group • BHI • TUM                                                                      19
Die Gründe, warum Managerinnen auch im Vorstand weniger verdienen als ihre
Kollegen, sind komplex. Während mitunter darüber spekuliert wird, ob Frauen
schlechter verhandeln oder sogar bewusst benachteiligt werden, liefert die vor-
liegende Studie eine Reihe plausibler Gründe:

••    Frauen bekleiden selten den CEO-Posten.
      Der Chief Executive Officer hat den bestbezahlten Job innerhalb des Vorstands.
      Sein bzw. ihr Einkommen liegt im Durchschnitt bei 5,2 Mio. Euro und ist damit
      etwa doppelt so hoch wie das der übrigen Vorstände (2,4 bis 2,8 Mio. Euro).20

      Da aktuell nur zwei der 100 größten deutschen börsennotierten Unternehmen
      von einer Frau gelenkt werden, kommen auch nur zwei Managerinnen in den
      Genuss eines CEO-Gehalts. Der Umstand, dass die übrigen 98 Konzerne von
      Männern geführt werden, macht rund sieben Prozentpunkte der 21-Prozent-
      Gehaltslücke aus.21

••    Top-Managerinnen werden selten Finanzvorständin.
      Auch wenn es zuletzt einige Berufungen von Managerinnen in das Finanzressort
      gegeben hat (Beiersdorf, Kion, Vonovia etc.), werden Frauen vergleichsweise
      selten Chief Financial Officer (CFO). Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch
      um die am zweitbesten bezahlte Position in Unternehmen mit Frauen im
      Vorstand. Über alle 100 untersuchten Konzerne hinweg verdient der Finanz-
      vorstand im Schnitt 2 Mio. Euro. In den 32 Konzernen, von denen die Vergütung
      für mindestens eine Frau im Top-Management ausgewiesen wurde, liegt das
      Durchschnittseinkommen des CFO sogar bei 2,8 Mio. Euro – gefolgt von den
      Business-nahen Positionen, beispielsweise Produktion oder Vertrieb, mit
      2,6 Mio. Euro und den Support-nahen Posten wie Personal oder Recht mit
      durchschnittlich 2,4 Mio. Euro.

      Besonders häufig sind Frauen unter den Support-nahen Vorständen vertreten;
      hier liegt ihr Anteil bei 33 Prozent. Bei den Business-nahen Vorstandspositionen
      (17 %) und den Finanzvorständen (18 %) ist ihr Anteil deutlich geringer – auf
      vier Männer kommt hier nicht einmal eine Frau.22

      Die Tatsache, dass weibliche Spitzenkräfte eher selten die Position des CFO
      innehaben, macht weitere fünf Prozentpunkte des Gender Pay Gap aus.

20. Analyse auf Basis aller Unternehmen, die Vergütungen für weibliche Vorstandsmitglieder sowie
die genannten Vorstandspositionen ausweisen (Unternehmen n = 32).
21. Analyse auf Basis aller Unternehmen, die Vergütungen für weibliche Vorstandsmitglieder sowie
die genannten Vorstandspositionen ausweisen (Unternehmen n = 32), davon Anzahl von Frauen im
Vorsitz n = 1 (Antje Leminsky wurde als CEO im Frauenanteil, jedoch nicht im Vergütungsanteil
berücksichtigt, da bis zum Stichtag der Studie am 30. Juni 2018 keine neuen Vergütungsdaten
vorlagen).
22. Aufgrund des geringen Umfangs der Stichprobe ist die Wahrscheinlichkeit eines statistisch
signifikanten Effekts sehr gering. Analyse auf Basis aller Unternehmen, die Vergütungen für weibliche
Vorstandsmitglieder sowie die genannten Vorstandspositionen ausweisen (Unternehmen n = 32),
davon Anzahl von Frauen im Finanzvorstand n = 6, Anzahl von Frauen in Business-nahen Positionen
n = 11 und Anzahl von Frauen in Support-nahen Positionen n = 13.

20                              (Em)Power Women - Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen,
                                                  BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018
In der Lufthansa Group wird jede Führungsposition transparent ausgeschrieben, nichts wird unter der
           Hand vergeben. Weil sich manche Frauen zu wenig zutrauen, setzen wir außerdem auf die persönli-
           che Ansprache. Wir sind hartnäckig, sagen ihnen, dass wir ihnen den Job zutrauen. Zudem bieten wir
           zahlreiche Programme unterhalb der Managementebene an, mit denen wir Frauen – und natürlich
           auch Männer – auf Führungspositionen vorbereiten.“
 Aus dem BCG-Interview mit Bettina Volkens, Mitglied des Vorstands, Deutsche Lufthansa

 Abbildung 7 | Vergütungsdifferenz lässt sich zur Hälfte durch Wahl der
 Position erklären

  Anteil Vorstands-                21,5 %               7,5 %
  positionen an
  Reduzierung
  Gehaltslücke
                                                                            4,9 %

                                                                                               9,1 %

                                Gehaltslücke         Anteil CEO          Anteil CFO          Residuum
                                 (gesamt)

 Quelle: BCG Gender Diversity Index 2018
 Anmerkung: Analyse auf Basis der Daten für 32 Vorstandsgremien; neu berufene Frauen konnten nicht
 berücksichtigt werden, wenn zum Stichtag 30. Juni 2018 keine neuen Geschäftsberichte (inkl. Vergütung)
 vorlagen; Analyse von Vergütungskomponenten unter Ausschluss von Ausreißern (d. h. Personen, deren
 Gehalt die Summe des Mittelwerts und der dreifachen Standardabweichung übersteigt).

Es verbleibt ein Residuum von gut neun Prozentpunkten. Dieses lässt sich dadurch
erklären, dass die besser bezahlten Business-nahen Positionen – wie oben erwähnt
– überwiegend von Männern besetzt sind. Bei den Support-nahen Positionen
wurden Frauen im diesjährigen Betrachtungszeitraum jedoch erstmals besser
vergütet als Männer.

Eine weitere Betrachtung der Vergütungslücke richtet sich auf die Art der Ver-
gütung, also die fixen und variablen Bestandteile. Auf die mehrjährige variable
Vergütung, bei der es deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt,
wird weiter unten eingegangen.

Zuvor werfen wir noch einen Blick auf die Vorstandsgehälter der 32 Unternehmen,
die mindestens eine Frau in ihrem Top-Management haben und deren Vergütung
ausweisen. Hier zeigt sich, dass Frauen in allen Positionen weniger verdienen als
ihre männlichen Kollegen (CEO 77 Prozent, CFO 51 Prozent, Business-nahe Posi-
tionen 28 Prozent) – mit einer Ausnahme: Bei den Support-nahen Positionen
schneiden Männer interessanterweise schlechter ab. Das Durchschnittsgehalt für

Boston Consulting Group • BHI • TUM                                                                       21
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