Endelin - Wendelin-Pflegeheim
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Wendelin Pflegeheim Wendelin Tagesheim Inzlingerstrasse 50 Inzlingerstrasse 46 4125 Riehen 4125 Riehen Tel: 061 645 22 22 Tel: 061 643 22 16 info@aph-wendelin.ch info@th-wendelin.ch www.aph-wendelin.ch www.th-wendelin.ch 2
Der Heimleiter berichtet Liebe Bewohnende, liebe Leser des «Wendelinheftlis» Schöne Momente und Zeiten Es grünt so grün… Kennen Sie dieses Lied aus dem Musical «My fair Lady»? Immer wenn ich aktuell in unseren neu gestalteten Garten schaue, kommt mir dieses Lied in den Sinn. Die Geburt hat lange gedauert und die Eröffnung und Einweihung noch einmal fast so lange. Dieses Jahr wird es nun aber so weit sein, und wir weihen unseren neuen Garten auch noch offiziell ein. Wir danken insbesondere den Donatoren, die dieses Projekt durch namhafte Spenden ermöglicht haben. Am Anfang waren der Gedanke und die Idee für einen ansprechenden Garten zwischen dem Tagesheim und dem Wendelin. Aber langsam, der Reihenfolge nach: Im Jahre 2007 konnte das Tagesheim aus den Räumlichkeiten im Wendelin an den neuen Standort in der Liegenschaft des Landpfrundhauses umziehen, auf das Gelände des alten Bauernhofes zwischen dem Wendelin und dem Bahntrasse. Die Tagesheimgäste und die Bewohnenden des Wendelins hatten nun neu die Gelegenheit, den angrenzenden Garten und Grünbereich vom Landpfrundhaus und dem Wendelin verstärkt zu nutzen. In der Folge wurde noch der Anbau ans Wendelin, das Wendelino, vor acht Jahren eröffnet. Der bestehende Gartenbereich zwischen Wendelin, Wendelino und den Gebäu- den des Landpfrundhauses wird als Garten und Aufenthaltsbe- reich für die Bewohnenden vom Wendelin, die Tagesgäste vom Tagesheim und den Mitarbeitenden und den Mietern des Land- pfrundhauses genutzt. Der Zugang zu diesem Bereich ist von vier Seiten her uneingeschränkt möglich. 3
Was war das Projektziel? Mit der zunehmenden Alterung unseres Klientels vom Tages- heim und vom Wendelin und der damit verbunden verstärkten Zunahme von an Demenz betroffenen Bewohnenden und Tagesheimgästen hat sich die Frage nach einem demenz- gerechten Garten aufgedrängt. Die Gebäude zwischen Inzlin- gerstrasse, Oberdorfstrasse, Bahngleis und Veloweg bilden eine räumliche Einheit, jedoch keinerlei Sicherheit für weglauf- gefährdete Bewohnende und Tagesheimgäste. Mit einer demenzgerechten Gartenanlage für solch gefährdete Klienten kann die Sicherheit und Attraktivität dieses Bereichs und Gelän- des so gestaltet werden, dass sich die betroffenen Personen auch mal selbständig, alleine und unbeaufsichtigt, in diesem Bereich aufhalten können. Bis heute brauchte es hier aus Sicherheitsgründen immer entsprechende Begleitpersonen, die für die Sicherheit sorgten. 4
Der neu zu gestaltende Innenhof- und Gartenbereich soll so angelegt sein, dass an Demenz erkrankte Menschen hier sicher und gefahrlos verweilen und umhergehen, aber nicht weglaufen können. Jedoch soll der Zugang für alle übrigen Personen jederzeit möglich sein. Der Garten soll attraktiv sein, zum Verweilen einladen und nicht als «Gefängnis» mit Zäunen emp- funden werden. Dann wird er für alle Betroffenen und Beteiligten einen Gewinn und Mehrwert darstellen. In der Projektphase waren Nutzer des Landpfrundhauses, des Tagesheims und des Wendelins vertreten. Der Stiftungsrat des Wendelins bewilligte in seiner Sitzung vom 7. November 2017 die Ausführung des Vorprojektes für die Realisierung eines Demenzgartens im Innenhof des Wendelins. Die Firma Breitenfeld und Fahrni wurde mit den Abklärungs- aufgaben und der Planung beauftragt. Diese konnten zu Jahres- mitte 2018 abgeschlossen werden. Die budgetierten Kosten beliefen sich auf rund Fr. 300’000.00 Diesen Betrag hatte das Wendelin jedoch nicht zur Verfügung, und so ging der Stiftungs- ratspräsident auf die Suche nach Donatoren, die uns bei diesem Projekt finanziell unterstützen konnten. Mit der «Ulrich Stamm- Wohltätigkeitsstiftung» aus Basel haben wir einen Mäzen gefun- den, der bereit war, für dieses Projekt Fr. 50’000.00 beizusteu- ern. Ein Legat von Frau Alice Locher-Garattli selig, einer ehema- ligen Mieterin aus dem Landpfrundhaus vis-à vis von über Fr. 70’000.00 konnte der Stiftungsrat Wendelin für die Projek- tumsetzung einsetzen. Die «Zunft zu Rebleuten» hat die Finan- zierung der Gartenbänkli mit Fr. 7377.45 übernommen. Die restlichen Kosten konnten aus der laufenden Betriebsrechnung beigesteuert werden. So wurde das Projekt im Jahr 2020, inmitten der Pandemiemassnahmen, erfolgreich realisiert. Der Förderverein hat bei unserem Herbstfest im Jahre 2019 einen Wettbewerb zur Namensgebung des neuen Gartens ausgeschrieben. Unter den 133 Namensvorschlägen hat der 5
projektleitende Gartenbauingenieur, Beat Breitenfeld, von der Firma Fahrni und Breitenfeld den Gewinnernamen bestimmt. Bei der offiziellen Garteneröffnung am Sonntag dem 6. Juni 2021 wird der neue Name verkündet und der Gewinnerpreis verliehen. Wir freuen uns mit Ihnen allen, dass der neugestaltete Garten bereits so gut angenommen wurde. In den kommenden Monaten werden wir weitere Projekte im Rahmen der Aktivie- rung und Alltagsgestaltung im Garten starten. Erste Bewohner im Garten sind bereits eingezogen: zwei griechische Landschild- kröten Namens Tau und Nayla. Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Donatoren und Unter- stützern bedanken, namentlich der Ulrich Stammwohltätigkeits- stiftung», der «Zunft zu Rebleuten», dem Projektteam, der Firma «Schneider Gartenbau» aus Reinach, der Firma «Fahrni & Breitenfeld Landschaftsarchitekten», den Vertretern des Land- pfrundhauses, dem Stiftungsrat des Wendelins, dem Förderver- ein und allen Freunden des Wendelins, die das Projekt ideell und informell unterstützt und zur erfolgreichen Realisierung beigetragen haben. Es grünt so grün, wenn Wendelins Gärten blühn! Welche schöne Zeiten und Momente in Ihrem oder unserem Garten sind Ihnen noch in Erinnerung? Berichten Sie uns! Es grüsst Sie herzlichst Ihr Rainer Herold Heimleiter 6
Geburt Mirjam Henzi, wurde am 12.05.2020 Mutter eines gesunden Söhnchen namens Jorin Wir gratulieren der ganzen Familie herzlich zu diesem wunder- schönen Ereignis und wünschen auf dem weiteren Lebensweg zu viert alles Liebe und Gute. 3520 g 52 cm 7
Geburtstage im Juni Bewohnende 03.06. Karin Christener 82 09.06. Gertrud Seiler 88 20.06. Esther Pfenninger 91 21.06. Verena Thiele 81 23.06. Christa Linnenbröker 85 27.06. Rina Pedroni 94 Personal 01.06. Mercy Alappat Pflege 01.06. Alpay Yildiran Küche 05.06. Linda Lenz Pflege 09.06. Tashi Gyatso Khonginantsang Küche 11.06. Salome Locher Hauswirtschaft 14.06. Erna Sütterlin Hauswirtschaft 15.06. Anna Hasselwander Pflege 19.06. Marianne Aebi Pflegedienst 22.06. Turap Cacik Küche 22.06. Jelena Grgic Hauswirtschaft 23.06. Ervanur Celik Pflege 24.06. Valérie Holder Pflege 26.06. Manuela Abt Pflege 27.06. Maria Burtscher Service 27.06. Yildiz Isik Pflege 29.06. Elvira Flück Tagesheim Tagesheim 02.06. Alois Hug 82 18.06. Johann Küng 90 19.06. Germain Della Bianca 81 8
Personelles Austritte Frau Leonora Balazhi, Fachfrau Gesundheit EFZ Frau Monica Cruz Penedo, Fachfrau Gesundheit EFZ Frau Marianne Aebi, Leiterin Pflege und Betreuung haben uns auf Ende Mai verlassen. Wir danken ihnen für die wertvolle Zeit und wünschen ihnen für die Zukunft alles Gute. Jubiläen im ersten Halbjahr 01.03. Harun Akgün 10 Jahre 01.03. Naciye Kayaalp 25 Jahre 01.04. Thiang Frischknecht 5 Jahre 01.04. Hans-Rudolf Sutter 10 Jahre 01.06. Yvette Mawuena 10 Jahre 01.06. Dorota Gorzolka 15 Jahre 01.06. Anna Starcevic 30 Jahre Wir danken für die Treue und hoffen, dass sie uns noch lange erhalten bleiben. 9
In lieber Erinnerung gedenken wir Frau Christel Betz gestorben am 16.05.2021 Zu uns gezogen sind Frau Eva Della Casa eingezogen am 04.05.2021 Herr Guerrino Gnech eingezogen am 20.05.2021 Wir heissen die neuen Bewohnenden herzlich willkommen, wünschen ihnen ein gutes Einleben und hoffen, dass sie sich bei uns wohlfühlen werden. 10
Gottesdienste und Morgenbetrachtungen Gottesdienste Donnerstag 03.06. Pater Eugen Frei Donnerstag 17.06. Pfarrerin Martina Holder Gedenkgottesdienst Donnerstag 24.06. Pfarrer Lukas Wenk Morgenbetrachtungen Donnerstag 10.06. Sr. Annette Bader Die Gottesdienste und Morgenbetrachtungen finden jeweils um 10.00 Uhr im Mehrzweckraum statt. Angehörige, Freunde, Bekannte sowie die Mieter der umliegen- den Alterswohnungen sind zu diesen Anlässen herzlich eingela- den. Wir bitten Sie eine Gesichtsmaske zu tragen. 11
Unser Personal stellt sich vor Frank Schlegel Es freut mich, dass ich die Gelegenheit bekomme, mich hier im Wendelin Heftli vorzustellen. Ich arbeite seit dem 1. April 2021 als stellvertretender Küchenchef im Wendelin. Ganz nach dem Motto dieser Ausgabe «Schöne Zeiten – schöne Momente» habe ich meinen Einstieg ins Wendelin empfunden. Ich wurde offen und herzlich von allen im Wendelin aufgenommen, was mir meinen Start erheblich verein- fachte und verschönte, ich empfand es so, als käme ich in eine grosse Familie, dafür möchte ich mich recht herzlich bedanken. In meiner Freizeit gibt es so Manches, was mich interessiert und mit dem ich mich beschäftige. Ich bin immer für ein gutes Buch zu haben oder für Geschichte, aber auch das eine oder andere handwerkliche Projekt nehme ich gerne an, um unseren Garten oder unser Haus zusammen mit meiner Frau zu verschönern. Schöne Zeiten und schöne Momente erlebe ich aber auch sehr gerne mit unserer Katze Lilo, sowie in der freien Natur, nämlich immer dann, wenn ich mit meinem Angelfreund gemeinsam an den Altrhein zum Fischen gehe, hier geniesse ich vor allem die Ruhe und immer wieder diesen Moment, wenn am Morgen die Sonne aufgeht und der Tag erwacht. Natürlich ist es auch jedes Mal spannend zu sehen, wenn zum Beispiel die Schwäne mit ihren Jungen über den Rhein gleiten und wie schnell die Jungen heranwachsen. 12
Anna Hasselwander Mit grosser Freude nehme ich die Gelegenheit wahr, mich im Wendelin Heftchen vorzustellen! Ich bin 45 Jahre alt. Geboren bin ich in einer schönen Stadt in Russland, welche sich Kostroma nennt. Ich bin nun seit 17 Jahren in der Schweiz und freue mich, dass ich mich hier gut integrieren konnte! Ich bin mit einem Schweizer verheiratet und habe zwei bezaubernde Kinder, einen 16 Jahre alten Jungen und eine 12 Jahre alte Tochter. In meiner Freizeit tanze ich gerne. Genauso gehe ich gern wandern, in Museen, an Konzerte und mache auch sehr gerne Städtereisen. Ich bin ausgebildete Pflegehelferin SRK. Diese Ausbildung habe ich gemacht, weil ich schon länger älteren Menschen zur Seite stehe und sie betreue. Ich durfte nach meiner Ausbildung im Wendelin ein Praktikum absolvieren. Mit Freude durfte ich nach dem Praktikum bleiben. Seit dem 1. April arbeite ich nun fest im Wendelin und gehe jeden Tag mit Freude hier arbeiten. Das Team hat mich sehr herzlich und warm aufgenommen. Ich schätze hier die Pro- fessionalität und auch den Humor, welcher hier herrscht. Jeden Tag darf ich wieder Neues lernen und versuche, meine Arbeit so gut wie möglich zu erledigen. 13
Mein Leben nach der Pensionierung Anne Stücheli Arheit Als ich mich freudig in meinen (Vor-) Ruhestand begab, wussten ich und die Welt noch nichts von Corona und ihren Auswirkungen. Entsprechend hatte ich viele Pläne und Ideen, wie ich meine Zeit ausfüllen könnte. Dann kam Corona und wir blieben brav zu Hause: Keine Weiterbildungen an der Uni, keine Ausflüge mit den Enkelkindern, keine Musikstun- den mit dem Cello, keine Gäste, keine Ferien … Nun, womit füllte und fülle ich meine Zeit aus? Ich begleite noch Lernende und Studierende auf ihrem Ausbil- dungsweg, indem ich mit ihnen Pflege- und Medizintheorie bearbeite (einmal Lehrerin, immer Lehrerin). Dank zoom, geht das ja. Seit Januar 2020 bin ich in der Kirchenleitung und habe dadurch vielfältige Aufgaben: z.B. habe ich zu Beginn des Lockdowns einen Einkaufsservice für unsere älteren Kirchenmitglieder ins Leben gerufen, ich fahre kranke und behinderte Kirchenmitglie- der ins Spital, zum Arzt, zum Impfen ... Ich helfe mit bei verschiedenen Anlässen, wie dem Ehekurs im letzten Herbst (unter anderem habe ich für alle gekocht); ich bin verantwortlich für unser Bistro, das aktuell im Schlafmodus ist; nehme regelmässig an den Leitungssitzungen teil und bekomme dort dann immer wieder kleine und grössere Aufgaben übertragen. Ich bin im Garten sehr beschäftigt, wir haben die Zeit genutzt und ihn umgestaltet, und es gibt ja immer etwas zu tun, und sei 14
es nur «Unkraut jäten». Im Haus hatte ich eine Aufräumaktion geplant. Leider ist es mehrheitlich bei der Vision geblieben und ich bin noch weit von meinem Ziel entfernt (Ich habe aber noch Zeit, denn ich bin ja pensioniert). Gerne kümmere ich mich auch um unsere Indoor Katzen und Out- door Haustiere (Igel und Vögel) – 3 Igel haben bei uns im Garten überwintert und sind jetzt wieder aktiv unterwegs. Sofern es erlaubt ist, haben wir natürlich gerne und oft Gäste. Ich habe Zeit, um Beziehungen zu pfle- gen, wenn es teilweise auch nur übers Telefon oder den Computer ist. Es bleibt aber auch genügend Zeit zum Le- sen und «Nichtstun». Die Hausarbeit macht sich auch nicht von selber … Ja, und dann nimmt die Betreuung und Pflege meines Mannes auch immer noch etwas Zeit in Anspruch, vor allem, weil ich seine Chauffeuse bin. Von meinem Berufsleben konnte ich mich gut distanzieren, einzig die Kontakte und Beziehungen zu Lernenden, KollegIn- nen, BewohnerInnen fehlten mir, vor allem zu Beginn. Gewis- senhaft lese ich das Wendelinheftli und freue mich über 15
einzelne direkte Begegnungen. Am meisten geniesse ich, dass mein Tag nicht mehr so durchgeplant ist, ich nicht mehr von einem Termin zum anderen renne, wie zu Arbeitszeiten. Ich kann meine Zeit und meine Unternehmungen frei planen, ganz nach Lust und Laune. Auch haben mein Mann und ich viel mehr gemeinsame Zeit, was für ihn am Anfang gewöhnungsbedürftig war, denn ich war plötzlich den ganzen Tag zu Hause. Natürlich schränkt uns die Corona Situation nach wie vor etwas ein. Doch unsere Ausflugs- und anderen Pläne liegen bereit und warten auf die (hoffentlich) baldige Umsetzung. Mit diesem, meinem aktuellen Lebensmotto: Blicke glaubend nach oben – mutig vorwärts – liebend zur Seite – und dankbar zurück! Grüsse ich alle ganz herzlich Anne Stücheli Arheit 16
Zauber der Blumen und Blüten Gedichte – Bilder -Texte - Musik Literarisch-musikalische Stunde von Niklaus Schmid-Heimes Montag, 21. Juni 2021, 15 Uhr im Mehrzweckraum «Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Sterne, Kinder, und Blumen» (Dante Alighieri) Blumen und Blüten erfreuen unser Herz. Wer kann an einem blühenden Garten vorbeigehen, ohne die Blumen zu bewun- dern? Auch Dichter und Musiker liessen sich von Blumen inspirieren. Sie hören Gedichte, Texte und musikalisch begleitete Bilderfolgen von der Insel Mainau und von der Blumenpracht in nah und fern. Angehörige und Gäste können an diesem Anlass teilnehmen. Für sie gilt Maskenpflicht. Eintritt frei, Kollekte für den Förderverein Wendelin 17
Der Juni von Erich Kästner Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt. Kaum schrieb man sechs Gedichte, ist schon ein halbes Jahr herum und fühlt sich als Geschichte. Die Kirschen werden reif und rot, die süssen wie die sauern. Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub, so sehr wir es bedauern. Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott. Aus Herrlichkeit wird Nahrung. Aus manchem, was das Herz erfuhr, wird, bestenfalls, Erfahrung. 18
Es wird und war. Es war und wird. Aus Kälbern werden Rinder und, weil's zur Jahreszeit gehört, aus Küssen kleine Kinder. Die Vögel füttern ihre Brut und singen nur noch selten. So ist's bestellt in unsrer Welt, der besten aller Welten. Spät tritt der Abend in den Park, mit Sternen auf der Weste. Glühwürmchen ziehn mit Lampions zu einem Gartenfeste. Dort wird getrunken und gelacht. In vorgerückter Stunde tanzt dann der Abend mit der Nacht die kurze Ehrenrunde. Am letzten Tische streiten sich ein Heide und ein Frommer, ob's Wunder oder keine gibt. Und nächstens wird es Sommer. Eingesandt von Frau Häberli 19
Bericht des Tagesheims Wendelin Tau und Nayla, zwei Schildkröten bevölkern den Garten Im Garten vom Tagesheim Wendelin verbringen zwei Gäste den kommenden Sommer: Tau und Nayla, die Schildkröten unserer Mitarbeiterin Bettina Jenni. Wer sich diese Panzertiere hält, verbindet sich oft ein Leben lang mit ihnen, da Schildkröten sehr alt werden können. Als Haustiere am meisten verbreitet sind die griechische und die europäische Landschildkröte. Tau und Nayla sind griechische Landschildkröten. Doch lassen wir die zwei Kriechtiere sich gleich selber vorstellen. Tau: Mein Name ist Tau, ich bin tagaktiv und mit 19 Jahren der ältere von uns. Seit meiner Geburt lebe ich in der Schweiz. Da- mals war ich so klein wie ein Einfranken- Stück und wog nur 14 Gramm. Heute bin ich 25 cm lang und bringe 900 Gramm auf die Waage. Damit ist noch lange nicht Schluss, ich werde an Grösse und Gewicht noch zulegen. 20
Nayla: Der Name Nayla bedeutet «Das Mädchen aus dem Pa- radies». Im Paradies fühle ich mich auch, seit ich den Alltag mit meinem Artgenossen teilen darf. Ich bin 4 Jahre alt, 7 cm lang und 60 Gramm schwer. Halt noch ein Baby. Wie Tau bin auch ich eine Pflanzenfresserin. Unser Speiseplan enthält Spitz- und Breitwegerich, Löwenzahn, Klee und Hahnenfuss, dazu frisches Wasser. Nayla und Tau sind sehr zahm und erkunden ihr Gehege im Garten beim Tagesheim, tanken Sonne und lassen es sich gut gehen. Im April sind sie aus dem Winterschlaf erwacht. Natur- und artgerechte Haltung schliesst ein grosszügiges Freigehege im Garten beim Tagesheim ein. Ihr Gebiet sollte auf jeden Fall eingezäunt sein, damit sie nicht ausbrechen können und kein «Missgeschick» passiert. Da Nayla noch so klein ist, braucht sie zusätzlich ein feinmaschiges Gitter, welches sie vor Raubvögeln schützt. Schildkröten sind faszinierende und gemütliche Tiere. Sie freuen sich über jeden Besuch und zaubern den Menschen ein Lächeln ins Gesicht. 21
Gesang, der rote Faden in meinem Leben Bericht von Frau Agnes Bailat, Bewohnerin im Wendelino, notiert von Hansruedi Flückiger Nach einer Gruppenstunde be- gegne ich Frau Bailat auf ihrem täglichen Spaziergang durchs Haus. Sie spricht mich an und nimmt Bezug auf das letzte Monatsheft mit den Beiträgen von zwei Bewohnenden zum Thema «Frühlingsmusik», die sie als sehr schön und berührend empfand. Musik sei in ihrem Leben eine ganz wichtige Stütze. Sie singe jeden Tag für sich im Zimmer, mal zu Liedern, die am Radio laufen oder bei Musiksendungen im Fernsehen, die sie sich im Programmheft immer sogleich ankreuze, wenn dieses eintreffe. «Möchten Sie davon erzählen?» Gerne! Ich habe immer gesungen. Singen hat mich das ganze Leben begeistert; was es heute noch tut! Schon als kleines Kind von fünf Jahren habe ich für die Familie, Angehörige und Freun- de gesungen. Sie hatten mir gesagt, ich hätte gesungen bevor ich hätte reden können. «Aus dir wird einmal eine grosse Sängerin.» Meine Kindheit verbrachte ich in Brig, einer zweisprachigen Region, darum waren schon die Kinderlieder in Deutsch und Französisch. Der Drang, in einem Chor mitzusingen, war gross. Als ich 14 Jahre alt war, zog die Familie nach Basel um. Ich 22
musste noch zwei Jahre zur Schule. Das Schulhaus war in der Nähe vom Theater Basel. Da bin ich immer hingegangen zum Lauschen und nach den Proben bei jeder Gelegenheit reinge- schlüpft, um die Sänger zu sehen. Ich bin in den Singunterricht gegangen und habe mit 14 Jahren das kleine Diplom für Sopranstimme gemacht und in einem Chor gesungen. Nach der Schule kam der Welschlandaufenthalt. Die Wahl fiel auf Corcelles in Neuenburg, weil ich im dortigen gemischten Chor mitsingen durfte. Mit 20 Jahren ging ich nach London, um die englische Sprache zu lernen und zu singen. Auch dort suchte ich Anschluss übers Singen. Schon das erste Vorsingen an einer Musikschule hatte geklappt. Ich durfte einmal pro Woche zur Schule, um das grosse Diplom für Sopran zu machen. Es war ein toller Lehrer! Die Schule dauerte ein Jahr. Es kam der Tag der Prüfung (in Englisch): Ich hatte nie Prüfungsangst im Leben, zudem hat mich der Lehrer schon durchs Jahr immer bestätigt und gesagt, dass ich die Prüfung leicht schaffen werde. Es waren vier Experten da: Ein Sopran, ein Alt, ein Tenor und ein Bass. Ich musste vorlesen, Noten lesen, Noten schreiben und singen: Ein Lied meines Lieblings- komponisten - Mozart, dessen Haus in Salzburg ich später auch einmal besuchen durfte. Die Prüfung dauerte gut eine Stunde. Am Ende bekam ich gleich das Resultat: Bestanden! Ich habe gejauchzt vor Freude! Ich habe es geschafft! Ich habe sofort meine Mutter, meinen Vater und meine Schwester angerufen, um ihnen die freudige Nachricht zu übermitteln. Sie haben mir alle gratuliert. Bei meiner Rückkehr von London bin ich zur Grossmutter nach Brig gefahren und habe ihr vorgesungen. Sie hatte grosse Freu- de und war stolz auf mich. 23
In Basel wohnend war ich, und später auch mein Mann, Mitglie- der im Don Bosco Kirchenchor. So kam, neben Deutsch, Französisch und Englisch auch noch Latein dazu. Im Verlaufe der Karriere habe ich alle grossen Messen und verschiedenste klassische und moderne Werke als Solistin oder im Chor gesun- gen. Mein Lieblingsstück, natürlich von Mozart, ist die Zauber- flöte. Ich durfte den Part der «Papagena» singen. Das war wunderbar! Wir haben unsere Tochter, wenn immer möglich, zum Singen mitgenommen. So singt auch sie und ihr Mann heute im Chor der Franziskuskirche in Riehen. Das erfüllt mich mit Freude. Nach der Karriere als Solistin habe ich, zusammen mit meinem Mann, immer im Kirchenchor gesungen. Als mein Mann dement wurde, haben wir zu Hause und auch hier im Wendelin abends oft zusammen gesungen. Er wurde dabei ruhig und zufrieden. Es gab ihm ein Wohlbefinden. Inzwischen ist er gestorben, aber ich singe auch heute noch täglich für mich selber. Es läuft immer das Radio oder mal der Fernseher, und wenn ein mir bekanntes Lied läuft, singe ich mit. Es gibt mir ein gutes Gefühl und schöne Erinnerungen kommen hoch. Singen ist meine grosse Liebe! Versuchen Sie es doch auch; ich kann es allen nur empfehlen. 24
Hindernisse & Umwege auf dem Weg zum Glück Frau Susanne Ivankovic, Bewohnerin im Wendelin Schon mit sieben Jahren wusste ich, was ich einmal werden wollte: Krankenschwester, mein Herzenswunsch. In dieser Zeit hatte ich meine Mutter nach der schweren Geburt der Zwillinge gepflegt, so gut ich das eben konnte. Das hat mir viel Freude gemacht. Waschen, pflegen, die Kinder zum Stillen ans Bett bringen, wickeln und so weiter. Andererseits trug ich auch den Gedanken in mir, ins Kloster gehen zu wollen. Das war ein Ziel. Es schien logisch, da ich ja auch nie heiraten wollte. So habe ich nach der Schule die Lehre zur Krankenschwester in einem Spital gemacht. Alles hat mir gefallen, die Patienten, die Mitarbeiter, das Pflegerische, die Medikamente, Verbände und das Ganze drum herum. So war schnell klar, dass es die richtige Entscheidung war. Mein Beruf wurde zu meiner Berufung. Kaum 25
etwas war mir zu viel. Was mir am meisten Freude machte, waren die Einsätze im Militär: Frauenhilfsdienst. Da war ich als Pflegedienstleiterin eingesetzt. Wir mussten zum Beispiel einmal in Brunnen ein Hotel in ein Spital verwandeln und betrei- ben. Das hat mir grossen Spass gemacht. Ich mochte das Unvorhergesehene, improvisieren, organisieren, dirigieren, sehr. Nach der Ausbildung arbeitete ich in einer Arztpraxis bei Dr. Ivankovic. Es gefiel mir gut, es war eine angenehme Arbeitsstel- le und bot schöne Arbeit, bis zu dem Moment als ich feststellte, dass ich mich in den Chef verliebt hatte. Das wollte ich nun gar nicht! Geschäft und Privat vermischen, das kommt nie gut, war ich überzeugt. Deshalb habe ich das Gespräch mit ihm gesucht und die Stelle gekündigt. Ich brauchte Zeit und Distanz, um wieder klar denken zu können. Deshalb habe ich mich entschieden, nach England zu gehen, um die Sprache zu lernen. Mit zwei anderen Frauen aus der Schweiz wohnten wir zu dritt bei einer «Landlady» (Schlummermutter), die für uns kochte. Wir gingen in Cambridge in die Sprachschule. Am Ende des zweiten Jahres wurde ich krank. Die eine der Kolleginnen, Rita aus Luzern, zu der ich noch heute Kontakt habe, ging auf dem nahe gelegenen US Militärfriedhof Kräuter suchen, um zu helfen. Die Krankheit wurde aber immer schlim- mer, sie hatten Angst, ich könnte sterben. Sie wussten nicht mehr, was sie tun sollten. Es wurde kein Arzt gerufen, weil man dachte, es sei kein Geld da, um diesen zu bezahlen. Da kam Rita auf die Idee, in meiner Agenda nach möglichen Kontakten zu suchen, um vielleicht irgendjemanden zu benachrichtigen und fand dabei die Adresse eines Doktor Ivankovic. 26
Sie rief ihn an, erzählte ihm von der ausweglosen Situation und fragte, ob er irgendwie helfen könnte? Schon am nächsten Tag stand er mit dem Arztköfferchen im Haus. Er hatte sich ganz schnell eine Reise von Basel nach Cambridge organisiert. Er untersuchte mich, stellte eine Meningitis (Hirnhaut-Ent- zündung) fest, gab mir Antibiotika und Schmerzmittel und organisierte sofort den Transport nach Basel. Jetzt auf einmal wollte auch ein lokaler Arzt kommen, da er verstanden hatte, dass Geld vorhanden sei. – Zu spät, jetzt brauchte der auch nicht mehr zu kommen! Ich wurde mit dem Flugzeug nach Basel transportiert. Die Ambulanz war am Flughafen schon bereit und brachte mich ins Claraspital. Dr. Ivankovic hat sich persönlich um mich geküm- mert. Täglich kam er vorbei zum Schauen, wie die Heilung voranging. Ich war gute vier Wochen im Spital bis ich nach Hause durfte. Da ja durch die unerwartete Rückkehr aus England keine eigene Wohnung vorhanden war, wohnte ich wieder bei meiner Mutter. Auch hier kam Dr. Ivankovic jeden Abend nach seiner Arbeit in der Praxis auf Besuch. Wohl hat er in der Zeit ein paar Mal gefragt, ob ich nicht mit zu ihm kommen möchte, worauf ich immer geantwortet habe, dass ich noch Zeit zum Überlegen bräuchte. Ich mochte ihn ja, aber ich wollte ja nie heiraten, sondern ins Kloster gehen! Bis eines Abends er wieder an der Tür klingelte, ich ihm die Tür öffnete und er sagte: «Suschgeli, wenn du heute nicht mitkommst, dann war ich das letzte Mal hier. Ich werde nie mehr kommen!» Ich spürte sofort, dass er es ernst meinte. Meine Mutter, die das drinnen auch gehört hatte, kam dazu und fügte ganz betroffen 27
an: «Suseli, du musst jetzt etwas tun, sonst kommt er nicht mehr!» So bin ich nach dem ersten Schock ganz verstört und durchei- nander hoch gegangen, habe eine Reisetasche gepackt und bin mit ihm mitgegangen - in diesen fremden Haushalt. Noch immer war ich voller Zweifel, ob es ein guter Entscheid war. In einer der folgenden Nächte hatte ich einen Traum: Ich war auf einem Schiff, da kam ein junger Mann, ganz in Weiss gekleidet. Er sagte nichts, machte mit dem rechten Arm eine Geste, als ob er mir den Weg zeigen wollte. Am Morgen bin ich aufgewacht und wusste: Ja, es war der richtige Weg. Ich hatte keine Zweifel mehr, wollte auch nicht mehr ins Kloster. Fortan lebten wir zusammen und ich arbeitete auch wieder in seiner Praxis. Während der Arbeit siezten wir uns; bis mir dies nach einiger Zeit nicht mehr recht war. «Wir leben und arbeiten 28
zusammen, deshalb werde ich dir von jetzt an Du sagen» sagte ich entschlossen. So geschah es. Und schliesslich, nach gut zwei Jahren des Wegzugs von meiner Mutter heirateten wir standesamtlich, da es für ihn, Katholik, die zweite Ehe war. Als wir das erste Mal nach Kroatien fuhren, nahmen mich seine Eltern mit grosser Freude auf und behandelten mich wie eine eigene Tochter. Sie sagten ihm voller Stolz: «Jetzt hast du die richtige Frau gefunden!» Wir waren dreissig Jahre bis zu seinem Tod hier im Wendelin, verheiratet. Er war ein Goldschatz von Anfang an; ein Gentleman durch und durch. Er hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Wir hatten wunderschöne Jahre, wir sind in der Zeit durch die halbe Welt gereist und haben viel erlebt. Für mich ist er nicht gestorben. Er ist immer da, Tag und Nacht. (Bilder vom Garten in Ronco) 29
Schöne Momente Vreni und Rolf Brechbühler Da wir früher einen günstigen Mietzins hatten, konnten wir uns schöne Ferien leisten. Die hatten wir nötig, weil wir fest körper- lich «schaffen» mussten. In den 80er Jahren waren die kanarischen Inseln Trumpf. Das Hotel Parque Tropical in Playa del Inglés machte seinem Namen alle Ehre mit seinem grossen Garten mit Schwimmbad. Dort durften wir bei Vogelgezwitscher frühstücken. Die Brötli hatten einen leichten Anisgeschmack und am ersten Morgen trank ich sehr viel Kaffee. Wahrscheinlich wegen der Luftverän- derung hatte ich grossen Durst. Die Wellen des Atlantiks waren manchmal ungestüm und warfen uns um. Dann hiess es: ab in die Dünen! Auf der Jeep-Safari hatten wir weisse Hosen an, abends waren sie braun! Gran 30
Canaria hat auch Gebirge und viele Bananenplantagen. Sie munden köstlich, die Vollreifen kanarischen Bananen. Dann kam «Abano-Time» mit Fango und Pasta. Im Familienho- tel führte Gabriella Regie in Küche und Service; und wie flott! Es gab feines Fleisch, Gemüse und Käse, sowie hausgemachte Kuchen. Morgens um vier hiess es: «Pronto Fango!» - um fünf kam der Masseur ins Zimmer und sang lauthals: «O Sole mio! …» - Das halbe Haus wurde davon wach! Das Baden im warmen Thermalwasser tat gut und das Spazie- ren auch. In Abano hat es viele Hotels mit wunderschönen Gärten und «Beizlis». Bei Giuseppe an der Fussgängerfront gibt es den besten Cappuccino. Wenn es mal regnete, sagte unser Freund 31
Peter: «D’Sunne schient dr Dachkännel dürab.» Einmal wöchentlich gab es Musik und Tanz und alle machten mit. Das war lustig und schön. Wir müssen noch heute schmunzeln, wenn wir uns an folgende Anekdote erinnern: Zum Abendessen gab es einmal Suppe mit einem grossen «Gutsch» Sherry. Danach war ich den ganzen Abend lustig und «gigelig». Ich habe meinen Mann mit Lachen angesteckt. Es wurde ein unvergesslicher Abend. Die letzten Ferien verbrachten wir in Seefeld im Tirol. Mit dem Rail Jet fuhren wir nach Innsbruck und dann mit der München- Bahn weiter bis Seefeld. Die schönen Häuser mit Blumen überall, das ist wirklich eine Pracht! Auf der Vollmoosalm gab es einen guten Kaiserschmarrn und ein Schnapsbrünneli, aus dem jeder Gast sich einen herauslassen durfte. Daheim neckten uns dann unsere Freunde wegen dem Schnapsbrunnen. Der Wildsee ist sehr schön, und man kann ihn gut umrunden. Es ist eben und hat viele Bänkli zum Verweilen. Man kann auch darin schwimmen, wobei das Wasser recht kühl ist. Doch mit den Füssen ins Wasser stehen geht gut. Das genoss ich sehr. Wir sind sehr dankbar, dass wir all das Schöne zusammen erleben durften, und wir danken Gott dafür. 32
Fortsetzungsgeschichte von Hildi Hari-Wäfler Das heutige Kapitel aus dem Buch »Felsig, karg und hoffnungs- grün, eine Kindheit in Adelboden», berichtet davon, wie die Eltern der Autorin sich entschlossen, in ihrem Haus Feriengäste zu beherbergen. Dies bedeutete einen grossen Aufwand und manche Verzichtleistung für die ganze Familie. Ein Dorf wacht auf (Das Kapitel beginnt mit einem historischen Überblick über die Zufahrtsmöglichkeiten nach Adelboden. Nur ein schmaler Fuss- pfad führte ursprünglich von Frutigen nach Adelboden. Erst 1917 war der Bau der Strasse fertiggestellt. Damit nahm der Fremdenverkehr stetig zu, Hotels wurden gebaut, Ferien- wohnungen vermietet.). Meine Eltern versuchten auf alle erdenkliche Art, ihre finanzielle Lage zu verbessern. Da der Fremdenverkehr den Menschen in Adelboden seit einiger Zeit ganz neue Möglichkeiten eröffnete, stellten sich meine Eltern die Frage, ob auch sie davon profitieren könnten. Kurz nach der Jahrhundertwende, als Wilhelm und Rosina (die Eltern der Autorin) geboren wurden, war Adelboden daran, sich zu einem bedeutenden Kurort zu entwickeln. 33
Ferienwohnung Wäfler Weil nun die Feriengäste immer zahlreicher nach Adelboden kamen, überlegten auch meine Eltern, ob sie das Interesse der Urlauber an einer passenden Unterkunft für sich nutzen könnten. Diese Frage wurde gründlich abgewogen. Die Lage unseres Hauses war mit Blick auf den Wildstrubel und den Wasserfall einzigartig. Abends versetzten die glühenden Sonnenuntergänge und die wechselnden Stimmungen am Lohner und der Bonderspitze den Betrachter in immer neues Staunen. Die Umgebung war absolut ruhig. Vom Wohnhaus in der Oey führte ein steiler, achtzig Meter hoher Rain bis unters Hotel Nevada Palace. Vor dem Wohnhaus breitete sich eine lan- ge, breite und ebene Wiese aus, an deren Ende einige Meter Abhang mit Bödeli, dem «Hangi», direkt zum Allenbach führte. 34
«Wo im Haus könnten wohl Feriengäste untergebracht werden?», war die Frage meiner Eltern. Das Haus war ja nicht sehr gross: Eine Zweizimmerwohnung im ersten Stock, unter dem Dach eine abgeschrägte, kleine Wohnung, die von einem kinderlosen Ehepaar bewohnt wurde, und im Parterre Waschküche, Keller und eine Bude für Vaters Arbeiten. Doch Mutter war ernsthaft entschlossen, die finanzielle Lage der Familie zu verbessern, und so wurde das Unmögliche möglich gemacht. Mutter setzte sich ein und war bereit, den Preis dafür zu bezahlen. Heraus kam folgende Lösung: Im Winter wohnten wir als Fami- lie im mittleren Stockwerk, im Sommer zogen wir in die unteren Räume um. Die Waschküche wurde notdürftig in eine Küche umfunktioniert und die Schreinerbude in ein Wohn- und Schlafzimmer verwandelt. Als unsere Familie später mehr Platz brauchte, musste auch die Remise in der Scheune als Schlaf- stätte herhalten. 35
Unsere eigentliche Wohnung wurde im Sommer vermietet – vor- wiegend an Basler, Aargauer, Berner, Zürcher, Luzerner und ab und zu an französisch sprechende Gäste. Mutter nähte weisse Bettwäsche, denn die weisse war damals sehr vornehm, im Gegensatz zu der eigenen bunt karierten. Sie legte grossen Wert auf peinliche Sauberkeit, gestärkte Vorhänge an den blank geputzten Fenstern, saubere Böden, glänzend polierte Messing- knöpfe am Kochherd, Blumen in den Kisten vor den Fenstern, einen Feldblumenstrauss auf dem Tisch. Alles sollte dazu dienen, den Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Mutters Anstrengungen lohnten sich. Die meisten der Ruhebe- dürftigen kamen gerne wieder. Sie empfahlen die Wohnung weiter und die Wochen im Sommer waren lückenlos besetzt, ohne grosse Werbung zu betreiben. So kam es zu langjährigen Urlaubern, die sich mit der Familie auch durchs Jahr hindurch verbunden fühlten. Ein Ehepaar aus dem Baselbiet schickte während vieler Jahre das von den Kindern oft heiss ersehnte Osterpäckli mit köstlichen Süssigkeiten. Es kamen Grüsse zu Weihnachten und Neujahr. Ich selbst durfte einmal zehn Tage Ferien in der Stadt Basel verbringen bei Heidi, einem Mädchen ungefähr im gleichen Alter. Wie habe ich gestaunt über das Leben in der Stadt, den Zoologischen Garten oder die Aussicht vom Turm des Basler Münsters aus über das Häusermeer! Damals machte ich im Eglisee meine ersten Schwimmversuche. Noch heute bestehen Verbindungen zu der Tochter, die längst Grossmutter ist. Mit ihrer fliessenden, schönen Schrift erledigte Mutter sämtliche Korrespondenz, denn zu jener Zeit kam das Telefon ja nur für Leute infrage, die es aus beruflichen Gründen benötigten, der Arzt, die Hoteliers oder mancher Gewerbetreibende. Diese waren meist auch im Besitz eines Autos. 36
Schon damals war es ratsam, die Verträge für Ferienwohnun- gen schriftlich zu bestätigen. Pro Nacht und Bett verlangte Mutter lange Zeit einen Franken, achtzig Rappen und für die Benutzung der Küche pauschal einen Franken und fünfzig Rappen pro Tag. Dazu kamen noch die Kosten für Holz und Strom nach Verbrauch. Im Herbst, nach Wegzug der letzten Gäste, wurden die altvertrauten Räume wieder eingenommen. War das ein Fest! Jedes Ding erhielt erneut seinen Platz. Ein geregeltes Leben konnte beginnen. Wen wundert es, dass sich meine Mutter schon bald nach einem Ort sehnte, an dem sie bleiben konnte. Zu mühsam war der ständige Umzug. (Fortsetzung folgt) 37
Bildernachweis Seite 1 Titelseite von E. Eberle 4 Foto vom Garten im Wendelin 10 Foto von E. Eberle 17 Foto von N. Schmid 18 Foto von Free-Photos, Pixabay 20 Foto Schildkröten von Bettina Jenni 21 Foto Schildkröten von Bettina Jenni 28 Foto vom Garten in Ronco, von Frau Ivankovic 29 Foto vom Garten in Ronco, von Frau Ivankovic 31 Foto von Vreni und Rolf Brechbühler 33 Foto von Hildi Hari-Wäfler 34 Foto: Adelboden um 1900: Photochrom Print Collection 35 Foto von Hildi Hari-Wäfler 39 Frühlingsblumen von E. Eberle 40 Rückseite von E. Eberle 38
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