Ergebnisband Urban Data Management - Nachhaltig ...
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Ergebnisband Urban Data Management Ergebnisse aus dem Forschungs- und Technologieprogramm „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Berichte aus Energie- und Umweltforschung 21/2020 © UNSPLASH.COM, MICHAEL NIESSL, SATURN TOWER, VIENNA, AUSTRIA
Liste sowie Downloadmöglichkeit aller Berichte dieser Reihe unter http://www.nachhaltigwirtschaften.at Impressum Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Radetzkystraße 2, 1030 Wien Verantwortung und Koordination: Abteilung für Energie- und Umwelttechnologien Leiter: DI Michael Paula Die Fotos wurden, soweit nicht anders angegeben, von den ProjektnehmerInnen zur Verfügung gestellt. Auszugsweise Abdruck ist nur mit Quellenangabe gestattet. Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in die- ser Publikation trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Republik Öster-reich und der Autorin/des Autors ausgeschlossen ist. Nutzungsbestimmungen: https://nachhaltigwirtschaften.at/de/impressum/
Ergebnisband Energiedaten auf Stadtebene Ergebnisse aus dem Forschungs- und Technologieprogramm „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Redaktionelle Gestaltung: Bianca Pfefferer, MSc Mag. (FH) Hannes Warmuth Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) Texte aus den Projektberichten Wien, Mai 2020 Ein Ergebnisband im Rahmen des Programms des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)
Vorbemerkung Der vorliegende Ergebnisband stellt die Ergebnisse abgeschlossener Projekte aus dem For- schungs- und Technologieprogramm „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klima- schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) vor. Dieses Programm baut auf dem langjährigen Programm „Haus der Zukunft“ auf und hat die Intention Konzepte, Technologien und Lösungen für zukünftige Städte und Stadtquartiere zu entwickeln und bei der Umsetzung zu unterstützen. Damit soll eine Entwicklung in Richtung energieeffiziente und klimaverträgliche Stadt unterstützt werden, die auch dazu beiträgt, die Lebensqualität und die wirtschaftliche Standortattraktivität zu erhöhen. Eine integrierte Planung wie auch die Berück- sichtigung von allen betroffenen Bereichen wie Energieerzeugung und -verteilung, gebaute Infrastruktur, Mobilität und Kommunikation sind dabei Voraussetzung. Um die Wirkung des Programms zu erhöhen, sind die Sichtbarkeit und leichte Verfügbarkeit der innovativen Ergebnisse ein wichtiges Anliegen. Daher werden nach dem Open Access Prin- zip möglichst alle Projektergebnisse des Programms in der Schriftenreihe des BMK publiziert und elektronisch über die Plattform www.HAUSderZukunft.at zugänglich gemacht. In diesem Sinne wünschen wir allen Interessierten und AnwenderInnen eine interessante Lektüre. DI Michael Paula Leiter der Abt. Energie- und Umwelttechnologien Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Ergebnisband Urban Data Management 5
Inhalt VORBEMERKUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 ENERGIEDATEN AUF STADTEBENE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3D Thermalkataster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Monitoringkonzept für Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Energiezellen zur Integration von Erneuerbaren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Energiedatenbank für Gemeinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Bereitstellung von energierelevanten Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 ENERGIEDATEN AUF GEBÄUDEEBENE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Eingabedaten für Energieausweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Monitoring von Dienstleistungsgebäuden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Optimierung des Gebäudebetriebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Gebäudeenergieverbrauch und Performance Gap . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Methoden zur Messung der Energieeffizienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 URBAN MINING . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Städtischer Ressourcenkataster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Urbane Materiallager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Ergebnisband Urban Data Management 7
© UNSPLASH.COM, MICHAEL NIESSL, SATURN TOWER, VIENNA, AUSTRIA) ENERGIEDATEN AUF STADTEBENE Die Verfügbarkeit von Daten zum Energieverbrauch von Städten oder Regio- nen ist oft nur unzureichend gegeben. Für die Erstellung von Analysen, Pro- gnosen und Planungen sind diese jedoch entscheidende Inputs. Daher wird nun vermehrt untersucht, wie energiebezogene Daten im größeren Kontext effizient erhoben, generiert und weiterverarbeitet werden können. Die Entwicklungen betreffend Datenerfassung zur Stadtentwicklung, Smart City Monitoring, der Erstellung von Energie-Datenbanken und die Umsetzung von Energiezellen werden im folgenden Kapitel dargestellt. Ergebnisband Urban Data Management 9
ENERGIEDATEN AUF STADTEBENE 3D Thermalkataster HOTSPOTS - Holistic thermographic screening of urban physical objects at transient scales Die Projektidee verknüpft messtechnische Innovationen in der Erfassung und Generierung stadtbezogener Daten mit neuartigen Prozessketten in der Datenauswertung und Analyse. Auf Basis wissenschaftlicher Ansätze erarbeitet HOTSPOTS eine durchgängige Verfahrenskette, die künftige Auswahlverfahren im Bereich von baulichen Maßnah- men der Stadtentwicklung auf eine nachvollziehbare und (mess-)datengetriebene Basis stellt, und somit das Risiko von ad-hoc Entscheidungen oder Fehlinvestitionen reduziert. Keywords • Energiedaten • Datenauswertung • Datenanalyse Factbox • eigens entwickelter multi- sensorialer Messkopf • Messtechnische Erfassung und Generierung eines dreidimensionalen Luftgas- schichtenmodelles Bislang liegen stadtbezogene Daten in den, die das Risiko von ad-hoc Entschei- unterschiedlicher Qualität, Aktualität und dungen oder Fehlinvestitionen reduziert. • Einsatz von Heißluft-ballons räumlicher Auflösung fragmentiert bei und UAVs in der Datenauf- Die Datengrundlage des Projektes bildet nahme unterschiedlichen Datenhaltern auf. Es ein sog. 3D Thermalkataster, welcher • Zukünftig: Leichtflugzeuge mangelt an einer gemeinsamen Daten- aus Luftbildaufnahmen generiert wird. oder Helikopter zur Daten- basis konsolidierter und harmonisierter Aufgabe ist hierbei die flächendeckende aufnahme wegen Beeinflus- Datensätze. Erfassung von Thermaldaten im Stadt- sung durch Wetterbedingun- HOTSPOTS verfolgt das Ziel, Städten gebiet. Die Einzelbilddaten werden zur gen Werkzeuge und wissenschaftlich fundierte einer holistischen stadtweiten Datenbasis • Methodischer Zugang zur Methoden in die Hand zu geben, um den verknüpft. Basierend auf diesen Daten Integration von thermischen aktuellen Zustand des Baubestandes hin- wird eine gezielte Schwachstellenanalyse und statistischen Daten sichtlich Energieeffizienz zu erfassen und der eingeschlossenen Infrastrukturele- Entscheidungsgrundlagen zu liefern, um mente durchgeführt. Anschließend erfolgt diesen Zustand zu verbessern. die Erstellung eines Effektivmaßnahmen- Projektleitung kataloges, inklusive Einflussfaktoren für Im Rahmen des Projektes wird eine durch- DI Claudia Windisch die definierten Critical Spots in der Stadt, gängige Verfahrenskette erarbeitet und Siemens AG Österreich welche ein besonders großes Potential zur an der Modellstadt Gleisdorf validiert, die Optimierung aufweisen. ProjektpartnerInnen Städten zukünftig helfen soll, Optimie- rungspotentiale zu erkennen, zu bewerten Zusätzlich wird ein Decision Support • Austrian Institute of und treffsicher zu adressieren. Künftige Instrument für die Auswahl und Verortung Technology GmbH Auswahlverfahren im Bereich von bau- von Energieeffizienzmaßnahmen und der • AEE Intec lichen Maßnahmen der Stadtentwicklung Simulation der Effekte mit der Berechnung • Stadtwerke Gleisdorf GmbH sollen auf eine nachvollziehbare und von optimalen Maßnahmenkombinatio- (mess-)datengetriebene Basis gestellt wer- nen für Teilräume eingesetzt. 10 Ergebnisband Urban Data Management
ENERGIEDATEN AUF STADTEBENE Monitoringkonzept für Städte Smart.Monitor – SMART City Indikatoren- und MONITORing für Smart City Zielsetzungen am Beispiel der „Smart City Wien Rahmenstrategie“ Erhebung der wesentlichen Grundlagen für die Konzeptionierung eines Monitorings und dessen Indikatoren im Bereich Smart City. Die Ergebnisse sollen zukünftig die Erstellung eines Smart City Monitorings unterstützen. Keywords • Monitoring • Indikatoren • Stadtplanung Factbox Empfehlungen: • AnwenderInnen, Nutzer-In- nen und Betroffene von Beginn an einbeziehen • Auf bestehenden Daten und Strukturen der Stadt aufbauen • Komplexität vermeiden und „Mut zur Lücke“ • laufende Rückkopplungen und Reality Checks sind In Anbetracht der globalen Folgen des Kli- • ein Indikatoren-Konzept für die 51 Ziele erfolgsversprechend mawandels machen die gegenwärtige und der Smart City Wien Rahmenstrategie, • Klare Verantwortlich-keiten prognostizierte hohe Wachstumsdynamik das dem europäischen State of the und Strukturen von Städten und Stadtregionen und Urba- Art entspricht, mit den wesentlichen • Standardisierung erleichtert nisierungsprozesse deutlich, dass Städte AkteurInnen und AnwenderInnen der den Prozess eine maßgebliche Rolle hinsichtlich der Stadt Wien und ihren Unternehm(ung) • Durch ansprechende visuelle Verringerung des Ressourcenverbrauchs en gemeinsam erarbeitet wurde und Aufbereitungen informieren und der Reduktion der CO2-Emissionen auf bestehende Daten und Berichte der übernehmen müssen. Mit der Smart City Stadt Wien aufbaut • Steter Austausch mit ande- Wien Rahmenstrategie wurden ein erster ren Städten birgt hohe Lern- • eine Prozessbeschreibung für den Ab- potenziale strukturierender Referenzrahmen sowie lauf des Monitorings der Smart City eine handlungspraktische Orientierung Wien Rahmenstrategie für bestehende und künftige Fachstrate- gien und Sektoralprogramme der Stadt • ein Kommunikationskonzept, welches Projektleitung geschaffen, um die Realisierung einer Vorschläge für die Visualisierung und Dipl.-Ing. Ina Homeier Smart City Wien voranzutreiben. Aufbereitung der Monitoring-Ergeb- Stadt Wien nisse für eine zielgruppenorientierte Magistratsabteilung 18 Um den Fortschritt der Stadt Wien in Kommunikation enthält. ProjektpartnerInnen: Richtung einer „Smart City“ messen zu können, wird ein Indikatoren- und Moni- Die erarbeiteten Inhalte stellen eine we- • Denkstatt GmbH toring-Konzept entwickelt. Wesentlich für sentliche Grundlage für die Entwicklung • AIT Austrian Institute of den methodischen Ansatz in diesem Pro- des Smart City Wien Rahmenstrategie- Technology GmbH jekt ist die Verknüpfung der Forschungs- Monitorings und dessen Implementierung • WWTF GmbH ebene mit der Anwendungsebene der in die Regelabläufe der Stadt Wien dar. • TINA VIENNA Urban Techno- Stadt Wien und der Übertragungsebene Die Ergebnisse des ersten Monitoring- logies and Strategies GmbH auf andere Smart Cities. Das ausgearbei- Durchgangs werden als Input zur Über- tete Monitoring-Konzept umfasst: arbeitung und Adaptierung der Smart City Wien-Rahmenstrategie als eine sich stets weiterentwickelnde Dachstrategie genutzt. Ergebnisband Urban Data Management 11
ENERGIEDATEN AUF STADTEBENE Energiezellen zur Integration von Erneuerbaren UrbanEnergyCells – Anforderungen zur Umsetzung von Energiezellen in zukünftigen Energiesystemdesigns Die Transformation des derzeitigen Stromsystems hin zu einem erneuerbaren, dezentralen Stromsystem stellt die Akteure in der Energiewirtschaft und Gesellschaft vor große Herausforderungen. Der überwiegende Teil der derzeit installierten dezentralen, erneuerbaren Energiequellen wurde aufgrund der einfacheren rechtlichen Umsetzbarkeit und kürzerer Wege der Entscheidungsfindung vorwiegend in ländlichen Gebieten installiert. Die Energiedichte in urbanen Gebieten ist jedoch deutlich höher, weswegen die Energie in die Verbrauchszentren transportiert wird. Keywords • Energiezellen • Geschäftsmodelle • Integration von Erneuerbaren Factbox • Beitrag zur Netzentlastung • wirtschaftliche Vorteile für NutzerInnen • Herausforderung bzgl. In- vestition und Aufteilung des wirtschaftlichen Vorteils • Autarker Betrieb: unwirt- schaftlich und führt zu hohem Aufwand der Imple- mentierung unter-schied- Das Projekt „Urban Energy Cells“ er- Die Energiezellen wurden mittels Pareto licher Technologien forscht, wie der Anteil an dezentralen Optimierung nach zwei relevanten Ziel- • Sektorenkopplung von erneuerbaren Erzeugern in urbanen Ge- funktionen optimiert: Kosten und Netz- Strom und Wärme: höchster bieten durch neue angepasste Geschäfts- spitzenleistung. wirtschaftlicher und systemi- und Finanzierungsmodelle signifikant scher Nutzen Die Ergebnisse zeigen, dass durch die erhöht werden kann. In urbanen Berei- • maßgeschneiderte Lösung je Kombination von Photovoltaik, Wärme- chen gibt es dabei jedoch viele Herausfor- Anwendungsfall: Verbrauchs- pumpen, Stromheizern und Wärmespei- derungen für die Umsetzung von Energie- daten der Energiezellen und chern sowohl wirtschaftliche, als auch Potentiale für dezentrale zellen (z.B. Eigentümerstruktur, rechtliche systemrelevante (durch eine Reduktion Erzeugung für praktikable Barrieren, Wirtschaftlichkeit). So können der Spitzenleistung) Vorteile erzielt Implementierungslösung verschiedene Marktteilnehmer die Finan- werden können. Zusätzlich zeigen die notwendig zierung, Errichtung, Betrieb und Instand- Untersuchungen, dass bei der Investi- haltung dezentraler Erzeuger, Speicher tion in Photovoltaik in Energiezellen ein und Netze in Energiezellen übernehmen, hoher Korrelationskoeffizient zwischen Projektleitung um eine leichtere Integration von erneu- Erzeugung und Verbrauch von Relevanz erbaren dezentralen Energieträgern in Georg Lettner ist. Energiezellen können somit sowohl urbanen Regionen zu ermöglichen. Technische Universität Wien Emissionen als auch Kosten reduzieren. Aufbauend auf den rechtlichen und ProjektpartnerInnen Die erarbeiteten Ergebnisse wurden für wirtschaftlichen Rahmenbedingungen • Sonnenplatz Großschönau die Konzeptionierung eines Umsetzungs- derzeitiger Geschäfts- und Finanzierungs- GmbH projekts in einem Mehrfamilienhaus in modelle wurden mögliche zukünftige hyb- • Wien Energie GmbH Wien verwendet. Als erste gemeinschaft- ride Energiesystemdesigns ausgearbeitet. liche Erzeugungsanlage in Wien soll diese Fünf mögliche Energiezellen und vier Erkenntnisse für die Umsetzung weiterer Technologieportfolios wurden definiert. Anlagen liefern. 12 Ergebnisband Urban Data Management
ENERGIEDATEN AUF STADTEBENE Energiedatenbank für Gemeinden Energiemosaik Austria – Österreichweite Modellierung und webbasierte Visualisierung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen auf Gemeindeebene Inhalt des Projektes ist eine alle Nutzungs- und Mobilitätsarten umfassende Modellierung und webbasierte Visu- alisierung von Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen aller österreichischen Gemeinden. Die Ergebnisse können in zahlreiche energie- und klimarelevante Handlungsfelder integriert und für die Sensibilisierung von Ent- scheidungsträgern und Öffentlichkeit genutzt werden. Keywords • Datenbank • Gemeinden • Modellierung Factbox • Darstellung des Energie- verbrauchs und der damit verbundenen Treibhausgas- Emissionen aller österreichi- schen Gemeinden • Nutzung statistischer Daten und einer standardisierten Modellierung und Berücksich- tigung aller Energieverbrau- cher bzw. alle Verursacher von Treibhausgasemissionen Der beträchtliche energie- und klimapoli- Energiemosaik Austria, zielt darauf ab, die tische Handlungsbedarf, der sich ange- Informationen den Entscheidungsträgern • strategische Planungs- und Entscheidungsgrundlage sichts der Verpflichtung zur Erreichung verschiedener Disziplinen in Verwaltung internationaler Klimaschutzziele sowie und Politik ebenso wie einer breiten • leistet einen Beitrag zur Sen- nationaler Strategien zur Energiewende (Fach-)Öffentlichkeit zur Verfügung zu sibilisierung für die Energie- und zum Klimawandel offenbart, wirft stellen und damit wende und den Klimaschutz die Frage auf, in welchem Maße Städte • Webseite eine Referenz für die fundierte Beurtei- und Gemeinden einen Beitrag zur Ver- www.energiemosaik.at lung von Entwicklungsstrategien hin- ringerung von Energieverbrauch und sichtlich ihrer Energie-, Mobilitäts- und Treibhausgasemissionen leisten können. Klimarelevanz zu schaffen. Hauptaugen- Bisher fehlt dazu jedoch ein Überblick Projektleitung merk liegt auf der Modellierung des Per- über die Ausgangssituation im Hinblick sonenverkehrs, wobei die Gemeinde als Dr. Lore Abart-Heriszt auf Energieverbrauch und Treibhausgas- Wohnort, als Arbeits- und Ausbildungsort Universität für Bodenkultur emissionen der Gemeinden. sowie als Standort kundenorientierter Wien (BOKU) Das Ziel des Projekts ist die Entwick- Dienstleistungen aufgefasst wird. ProjektpartnerInnen lung einer geobasierten Datenbank auf Das Ergebnis ist eine umfangreiche, • Spatial Services GmbH, kommunaler Ebene, die energierelevante öffentlich zugängliche Geodatenbank, die Salzburg (SPASE) Strukturdaten sowie den alle Nutzungs- differenzierte Aussagen zum Energiever- und Mobilitätsarten umfassenden Ge- • Universität Salzburg, brauch und zu den Treibhausgasemissio- samtenergieverbrauch und das gesamte Fachbereich für nen auf kommunaler Ebene trifft. Die Vi- Aufkommen an Treibhausgasemissionen Geoinformatik (Z_GIS) sualisierung der Datenbank einschließlich aller österreichischen Städte und Gemein- der Erarbeitung interaktiver Webservices den nachvollziehbar und in der erforder- soll die breite Anwendbarkeit der Er- lichen Differenzierung darstellt. kenntnisse gewährleisten und komplexe, Die Visualisierung der im Rahmen des raumrelevante Sachverhalte anwender- Projekts generierten Datenbank, das freundlich und interaktiv vermitteln. Ergebnisband Urban Data Management 13
ENERGIEDATEN AUF STADTEBENE Bereitstellung von energierelevanten Daten Enerspired Cities – Offene, harmonisierte Informationsgrundlagen für die energieorientierte Stadtplanung In „Enerspired Cities“ wird das Konzept für eine automatisierte Zusammenführung und rechtlich abgesicherte Zu- griffssteuerung zu energieräumlich relevanten Datensätzen erarbeitet. Dieses wird in den Städten Innsbruck, Salz- burg und Wien an die jeweilig anzutreffende Situation angepasst und in individuellen Pilotanwendungen umgesetzt. Ziel ist die Unterstützung von Stadtplanungs-, Monitoring- und Forschungsvorhaben durch eine einfache und trans- parente Bereitstellung von Basisdaten aus unterschiedlichsten Quellen für eine breite Schicht von Nutzern. Keywords • Informationszugang • Stadt- und Energieplanung • Pilotimplementierung Factbox • Systematische Erfassung der energieorientierten Stadtpla- nung zur Identifikation des relevanten Datenbedarfs • Standardisierte Meta- datenerfassung und zent- rale Zusammenführung zur harmonisierten, eindeutigen GebäudeReferenzierung • Implementierung von Daten- portalen für standardisierte Daten-Zusammenführung und zentrale Bereitstellung • Abläufe und IT-Infrastruktur Ob auf lokaler, regionaler oder globaler in der Stadt- und Energieplanung sowie zur strukturierten Datennut- Skala – die Umsetzung der Dekarbonisie- zu verfügbaren Datensätzen, -plattfor- zung durch die Gebietskör- rung des bestehenden Energiesystems men und technologischen Lösungen. Die perschaften wird immer wichtiger. Städtische Pla- Aufarbeitung und Berücksichtigung des nungsprozesse und integrative System- rechtlichen Rahmens für die Nutzung von analysen basieren auf verfügbaren (Geo-) Daten und insbesondere Privacy-Richt- Projektleitung Datengrundlagen und intelligenten Inter- linien, sowie die Sondierung zu (landes-) Dr. Markus Biberacher pretationsmodellen. Während Modelle rechtlichen Möglichkeiten zum verpflich- Research Studios Austria und Metriken für eine fundierte Entschei- tenden Datenaustausch stehen dabei Forschungsgesellschaft mbH dungsfindung meist vorhanden sind, ist besonders im Fokus. der Zugang zu den dafür notwendigen ProjektpartnerInnen: Die mit konkreten Pilotanwendungen Daten häufig nicht geklärt. • Universität Innsbruck beteiligten Städte Wien, Innsbruck und • Salzburger Institut für Raum- In „Enerspired Cities“ wird ein Konzept für Salzburg sowie die Follower-City Graz ordnung und Wohnen eine zentrale Informations- und Zugriffs- sind in Österreich Vorreiter in Fragen der • Magistrat der Stadt Salzburg steuerung auf harmonisierte, öffentlich energieorientierten Stadtplanung und • Amt der Salzburger Landes- zugängliche sowie weitere relevante aber gewährleisten, dass die im Rahmen dieses regierung nutzungsbeschränkte (Geo-)Daten für Projektes entwickelten Konzepte sowie • Stadt Innsbruck städtische Planungsprozesse erarbeitet die städtischen Pilotimplementierungen • Stadt Wien und im Rahmen von drei Pilotimplemen- die relevanten praktischen Fragestellun- • Umweltbundesamt tierungen in den Landeshauptstädten gen adressieren und ein laufender Betrieb • gizmocraft, design and Innsbruck, Salzburg und Wien umgesetzt. – getragen durch die eingebundenen technology GmbH Kommunen – auch über die Projektlauf- Die Entwicklung stützt sich auf eine fun- zeit hinaus gewährleistet wird. dierte Status-quo-Analyse zu relevanten Fragestellungen und Anwendungsfällen 14 Ergebnisband Urban Data Management
© IEA 4E ELECTRONIC DEVICES AND NETWORKS ANNEX - EDNA (EDNA.IEA-4E.ORG) ENERGIEDATEN AUF GEBÄUDEEBENE Die Datenverfügbarkeit ist auch auf Gebäudeebene oft unzureichend gege- ben. Dazu kommen Unterschiede in der Datenerfassung und -generierung, zum Beispiel bei der Erstellung von Energieausweisen. Die Performance von Gebäuden im Betrieb weicht oftmals von zuvor errechneten Kennzahlen ab und verursacht höhere tatsächliche Energieverbräuche. Mittels Energiever- brauchs- und Komfort-Monitoring können Betriebsoptimierungen durchge- führt und der Perfomance-Gap zwischen dem berechneten und dem tatsäch- lichen Verbrauch reduziert werden. Die Realisierung eines effizienten Gebäudebetriebs durch die Hebung dieser und weiterer Optimierungspotentiale wird in den nachfolgend beschriebenen Forschungsprojekten behandelt. Ergebnisband Urban Data Management 15
ENERGIEDATEN AUF GEBÄUDEEBENE Eingabedaten für Energieausweise EDEN - Entwicklung einer strukturierten und fehlerminimierten Datenaufbereitung und Dokumentation für Energieausweise Aufgrund der Mängel von ausgestellten Energieausweisen widmete sich das Projekt der Problematik über die Ent- wicklung einer standardisierten und leicht verwendbaren, generischen Eingabedatendokumentation, welche für alle Stakeholder erhöhte Rechtssicherheit bedeuten würde. In der Sondierung wurde die Entwicklung einer Dokumentation anhand eines repräsentativen Beispielgebäudes durchexerziert und das Potential einer solchen Entwicklung diskutiert. Keywords • Energieausweise • Dateneingabe • Eingabedokumentation Factbox Aufgedecktes Verbesserungs- potential: • Überarbeitung der Default- Werte Energieausweise, welche eine maximale Heizwärmebedarf von Gebäuden, „dy- • Eingabedokumentation und Gültigkeit von zehn Jahren aufweisen, namisch“ nachvollzogen werden können. -möglichkeiten in zugelas- werden aktuell in sehr unterschiedlicher Dadurch kann unmittelbar ein Einblick in senen Softwarepaketen Art und Weise verfasst, so dass die ur- die Art der Auswirkung möglicher Fehler verbessern sprüngliche Intention der Vergleichbarkeit gewonnen werden. • Bedeutung transparenter Flä- von Objekten nicht gegeben ist. Ziel des chen stärker berücksichtigen Unsicherheitskategorien für Energie- Forschungsvorhabens ist eine substantiel- • Neukonzeption der Energie- ausweise wurden basierend auf den le Behandlung der Problematik der man- kennzahlen: ein alleiniger Erfahrungen der eigenen Sensitivitäts- gelnden Reproduzierbarkeit der Resultate flächenbezogener Kennwert untersuchungen gegliedert. Zur besseren ist problematisch von Energieausweisen in der Praxis. Dazu mathematisch-statistischen Beurteilung wurde eine generisch verwendbare, des Einflusses von Abweichungen bei standardisierte Eingabedokumentation Eingabedaten sowie für die Ableitung entwickelt. der Eingabedatendokumentation wurden Mehr als 85 Gebäude und 149 thermische verschiedene Methoden aus anderen Zonen wurden im Rahmen der Analyse Disziplinen studiert und übertragen, eines Gebäudesamples unter Berück- wie die vor allem in der Volkswirtschaft sichtigung auftretender Eingabe-Datenun- verwendete Elastizität und die ABC-Port- sicherheiten behandelt und stellen eine folioanalyse, welche u.a. in der Produk- solide Basis für das Ableiten der Eingabe- tionswissenschaft sowie im Aktienhandel datendokumentation dar. Die Samplebil- eingesetzt wird. dung erfolgte anhand von verschiedenen Die Arbeit bildet eine umfassende Doku- Gebäudekenndaten (Nutzung, Größe, mentation, die als Grundlage zur Verbes- Projektleitung Baualter, etc.). Detail-Evaluierungen wur- serung, Präzisierung und Verlässlichkeit Universität für Angewandte den für 16 dieser Gebäude durchgeführt. der involvierten Berechnungsmethoden Kunst - Abteilung Energie Es wurde zusätzlich eine eigene Soft- genutzt werden kann. Design ware-Umsetzung erarbeitet, mit welcher Key Performance Indikatoren, wie der ProjektpartnerInnen TU Wien - Abteilung Bauphysik und Bauökologie 16 Ergebnisband Urban Data Management
ENERGIEDATEN AUF GEBÄUDEEBENE Monitoring von Dienstleistungsgebäuden GEMA - Messtechnische Untersuchung von energieeffizienten Demonstrationsgebäuden Messtechnische Untersuchung und Analyse von Dienstleistungs- und Wohngebäuden in Österreich mit inno- vativen Technologien bzw. Gesamtkonzepten für die thermische Konditionierung und Gebäude-Energiever- sorgung. Die Ergebnisse dienen der Nutzung des Optimierungspotentials in energetischer, ökologischer und sozialer Hinsicht für künftige Bauvorhaben. Keywords • Energie-Monitoring • Nachhaltigkeitsbewertung • Betriebsführung Factbox Innovative, energieeffiziente Dienstleistungsgebäude: • bis zu 100% lokale Energie- bereitstellung für Konditio- nierung (z.B. Grundwasser, Geothermie, solare Wärme, Maschinenabwärme), • komplexe haustechnische Verbundanlagen mit Optimie- rungspotential im Zusam- menspiel der Teilsysteme • nur in Einzelfällen mit umfas- sendem Energie-Monitoring- system ausgestattet - Grund- Um sicherzustellen, dass die geplante Das vorrangige Ziel war die Auswertung lage für energieeffizienten energetische Performance und behaupte- der Messdaten und Aufbereitung auf Ba- Gebäudebetrieb te Nachhaltigkeit von energieeffizienten sis von Energiekennzahlen in Anlehnung • nur in Einzelfällen ganzjährig Gebäuden auch tatsächlich erreicht wer- an vorliegende Leitfäden. Alle Gebäude nutzergerechte Komfortpara- den, wurden bereits zahlreiche Gebäude wurden in einer Nachhaltigkeitsbewer- meter, insbesondere bei der in einer Gegenüberstellung von im Real- tung mit dem Total Quality Building (TQB- Luftfeuchte betrieb gemessenen Energieverbräuchen ) System nach technischen, ökologischen, bzw. -erträgen mit den im Voraus berech- ökonomischen und sozialen Kriterien ein- neten Werten evaluiert. gestuft. Bei den meisten der untersuchten Projektleitung Gebäude zeigte sich in der Auswertung DI Martin Beermann In diesem Projekt werden weitere der messtechnischen Daten, dass die ge- Joanneum Research innovative energieeffiziente Gebäude in messenen End-Energieverbrauchswerte Forschungsgesellschaft mbH Österreich und Ergebnisse der Gebäude- gut mit den im Voraus berechneten Plan- bewertung vorgestellt, um das Potential ProjektpartnerInnen werten übereinstimmen. In der Betriebs- innovativer Gebäudekonzepte und -tech- führung der haustechnischen Anlagen • EUDT Energie- u. Umwelt- nologien sichtbar zu machen. Bei den konnten Potentiale für Optimierungsmaß- daten Treuhand GmbH untersuchten Gebäuden handelt es sich nahmen identifiziert werden. • DI E. Sauper Mess-, Regel- um Dienstleistungsgebäude. Die Empfehlungen an zukünftige Gebäu- und Steuerungstechnik In allen Gebäuden wurden über einen deplaner und -errichter beziehen sich vor Zeitraum von mindestens zwölf Monaten allem auf die Erkenntnisse zur Betriebs- die Energiemengen für die Bereitstellung führung der haustechnischen Anlagen und Verteilung von Heizungswärme, und zur messtechnischen Untersuchung Warmwasser und Kälte, der objektgebun- an sich. dene Stromverbrauch und gegebenenfalls Stromerzeugung mit PV-Anlagen erfasst. Ergebnisband Urban Data Management 17
ENERGIEDATEN AUF GEBÄUDEEBENE Optimierung des Gebäudebetriebs Monitoring Passivhäuser China - Monitoring eines Bürogebäudes und eines Arbeiterwohnheims in ZhuoZhou, Hebei, China Neubau eines Bürogebäudes und eines Arbeiterwohnheims mit anschließendem Monitoring. Das Projekt wurde als erstes Gebäude mit dem Austrian Green Planet Building® Award ausgezeichnet und von der chinesischen Regierung als chinaweites Passivhaus-Pilotprojekt für den Bürobau ausgewählt. Keywords • Monitoring • Passivhaus • Betriebsoptimierung Factbox • Neubau Bürogebäude mit angeschlossenem Arbeiter- wohnheim (4.000 m2) • Erstes zertifiziertes Büro-Pas- sivhaus in China • Erstes Passivhaus mit Moni- toring in China • 2 Jahre Monitoring • Bauherrschaft: Hebei Xinhua Curtain Wall Co. Ltd., ZhouZ- hou In ZhuoZhou, Provinz Hebei (70 km süd- Die ersten Messergebnisse standen ab • Geothermie für Heizen und lich von Peking) wurde im Mai 2015 der August 2015 zur Verfügung. Die Aus- Kühlen mit Wärmepumpen Neubau eines Bürogebäudes mit 3.000 m² wertung der laufend erhobenen Mess- • Lüftungssystem mit Wärme- und eines Arbeiterwohnheimes mit ergebnisse wurde seither bis Mitte März rückgewinnung 2.300 m² fertiggestellt. Beide Gebäude 2017 durchgeführt. Zwischenergebnisse wurden von chinesischen Baufirmen in und Auswertungen stellten die Basis für Passivhausstandard hergestellt. Betriebsoptimierungen dar. Direkt nach der Inbetriebnahme war für die Air-Con- Die Entscheidung, die Gebäude als Passiv- ditioning-Anlagen (AC) im Sommer 2015 haus zu bauen, wurde erst nach Bau- ein zu niedriger Sollwert für die Innen- beginn und nach der offiziellen Erteilung raumtemperatur in der Kühlperiode ein- der Baugenehmigung getroffen. Daher gestellt (22 °C). Dies erhöhte nicht nur den konnten einige Details, insbesondere Energieverbrauch, auch die resultierende Wärmebrücken im Gründungsbereich und relative Luftfeuchte in den Innenräumen die Kanalführung der Lüftungsanlage im erreichte kritische Werte von über 75 % rF. Dachbereich, nicht vollständig optimiert werden. Trotzdem konnten gut funktio- Das Know-How über das Passivhaus-Kon- nierende Passivhäuser mit hoher Nutzer- zept und die Optimierung der Inbetrieb- Projektbeteiligte zufriedenheit entwickelt werden. nahme wurden an den Betreiber weiter- • Schöberl & Pöll GmbH gegeben, so dass der laufende Betrieb Bauphysik, Wien: Die Daten des Monitorings gaben wert- ständig überwacht und auch laufend DI Helmut Schöberl und volle Hinweise für die Betriebsoptimie- Fehlfunktionen erkannt und schnell be- Dawid Michulec rung der haustechnischen Einrichtungen hoben werden können. Eine über die • Passivhaus Institut, (Lüftung, Heizung und Kühlung). Die Monitoring-Zeit hinaus fortlaufende Darmstadt und Innsbruck: Messungen der Energieverbräuche für Überwachung der Betriebsparameter zur Dr. Berthold Kaufmann, Heizung und Kühlenergie stimmen bis auf Sicherung eines optimalen Betriebs ist Dr. Jürgen Schnieders, eine erklärbare und akzeptable Differenz jedenfalls angeraten. Dipl. Ing. Huijun Jiang mit den vorher berechneten Energiebe- darfswerten (PHPP) überein. 18 Ergebnisband Urban Data Management
ENERGIEDATEN AUF GEBÄUDEEBENE Gebäudeenergieverbrauch und Performance Gap IEA EBC Annex 70: Energie-Epidemiologie – Analyse des tatsächlichen Energieverbrauchs in Gebäuden Im Rahmen des IEA-EBC Annex 70 werden Ursachen über Abweichungen errechneter zu tatsächlicher Energie- verbräuche in Gebäuden empirisch untersucht und Anforderungen an die Datenqualität, -charakteristik oder -sicherheit erarbeitet. Weiters werden Empfehlungen hinsichtlich der Verwendung international einheitlicher Standards und Methoden der Datenerhebung, -aufbereitung und -auswertung entwickelt. Keywords • Gebäudeenergieverbrauch • Performance Gap • Gebäudebestandsmodelle Factbox • Aufbau der weltweit um- fassendsten Datenbank im Bereich Energie- und Gebäu- dedaten • Erarbeitung von 4 nationalen Case Studies zu Datenerhe- bung, -verarbeitung und -auswertung • Bibliometrische Analyse von Mit dem IEA EBC Annex 70 wurde eine bung und Informationsverarbeitung zu rd. 5.000 Papers zur Identi- internationale Forschungskooperation beschreiben, fikation weltweiter Wissens- initiiert, mit dem Ziel, das komplexe Zu- netzwerke und Trends (siehe • Empirische Erhebung und Überprü- Bild links) sammenspiel zwischen den technischen fung der Validität von Gebäudedaten • Befragung nationaler Akteu- Systemen, sozio-ökonomischen Rahmen- hinsichtlich des Performance Gap von re zeigt Lücken im Zugang bedingungen und individuellem Ver- Energieverbräuchen, und der Nutzung von Ener- brauchsverhalten zu untersuchen. • Entwicklung von Best Practices in der gie-/Gebäudedaten Im Rahmen des Annexes wird angestrebt, Datenerhebung und -analyse von ge- Ursachen über Abweichungen errechneter bäudebezogenen Energieverbrauchs- zu tatsächlicher Energieverbräuche empi- Projektpartner Österreich daten und risch zu untersuchen und Anforderungen • Vergleich verschiedener Ansätze in der • Österreichische Gesellschaft an die Datenqualität, -charakteristik oder für Umwelt und Technik -sicherheit zu erarbeiten. Weiters werden Entwicklung von Gebäudebestandsmo- Empfehlungen hinsichtlich der Verwendung dellen, um darauf aufbauend Pfade und • AEE – Institut für Nachhalti- international einheitlicher Standards und Szenarien zum Energiebedarf und damit ge Technologien Methoden der Datenerhebung, -aufbe- verbundenen CO2-Emissionen aus dem • Technische Universität Wien reitung und -auswertung entwickelt. Ein Gebäudebestand zu entwickeln. Teilnehmende Staaten weiterer wesentlicher Pfeiler von Annex Durch die Teilnahme am Annex 70 können Australien, Belgien, China, 70 besteht im Vergleich unterschiedlicher nationale Forschungsergebnisse verstärkt Dänemark, Deutschland, EU, Ansätze zur Entwicklung von Gebäude- auf internationaler Ebene vorgestellt Irland, Japan, Kanada, Nieder- bestandsmodellen, um darauf aufbauend werden, womit Österreich nicht nur im lande, Norwegen, Österreich, Pfade und Szenarien zum Energiebedarf Bereich der wissenschaftlich-theoreti- Portugal, Schweden, Schweiz, und damit verbundenen CO2-Emissionen schen Forschung, sondern auch in der Südkorea, UK, USA aus dem Gebäudebestand zu entwickeln. praktischen Umsetzung am Markt seine Die erwarteten Ergebnisse sind: Vorreiterrolle ausbauen kann. • Identifikation von Bedarfslagen unter- schiedlicher Zielgruppen, um Bedürfnis- se und Anforderungen der Datenerhe- Ergebnisband Urban Data Management 19
ENERGIEDATEN AUF GEBÄUDEEBENE Methoden zur Messung der Energieeffizienz IEA EBC Annex 58: Zuverlässige Charakterisierung der Gebäudeenergieeffi- zienz mit Hilfe dynamischer Messungen in Originalgröße Einfache und robuste Prognosemodelle für das dynamische thermische Verhalten von Gebäuden werden für die Be- wertung von Energieeffizienzmaßnahmen und für die Anbindung an Smart Grids benötigt. Dieses Projekt liefert die wissenschaftlichen Grundlagen und die ersten Lösungsansätze für die energetische Charakterisierung von Gebäu- den mit Hilfe von dynamischen Messungen. Diese sollen in Zukunft möglichst während der Gebäudenutzung und mit bereits vorhandener Infrastruktur ermöglicht werden. Keywords • Gebäudemodelle • Verbrauchsprognosen • Auswertung und Analyse Factbox • Dynamische Messdaten – Ableitung von Modellen zur Charakterisierung des ther- mischen und energetischen Gebäudeverhaltens • Diverse Modellmethoden einsetzbar (z.B. physikalisch basierte, Grey-Box- oder Black-Box-Modelle) • Methodenwahl beeinflusst Ergebnisse mitunter stark – Erarbeitung von Richtlinien für passende Mess- und Analysemethoden Zur Beschreibung des energetischen oder Bauteilen mit Hilfe dieser Charak- • Modellkomplexität verur- sacht teilweise Fehleingaben Verhaltens von realen Gebäuden werden terisierungsgrößen prognostizieren zu und damit Abweichungen möglichst einfache Charakterisierungsme- können. zwischen Vorhersage und thoden benötigt. Realität Im Rahmen der Subtasks 1-5 wurden die Diese sollen zum einen für die Quali- notwendigen Schritte zur Optimierung tätssicherung bei der Umsetzung von und Analyse und Auswertung dieser effizienzsteigernden Maßnahmen und Full-Scale-Messungen bis hin zum Aufbau Projektpartner Österreich zum anderen für die Prognose des Last- eines Kompetenznetzwerks erarbeitet. Assoz. Prof. Dr. Rainer Pfluger, verhaltens im Hinblick an eine Smart Grid Ziel war es, sowohl die notwendigen Universität Innsbruck Anbindung eingesetzt werden können. Methoden und die Infrastruktur für die Darum verfolgte das IEA EBC Annex 58 Messungen festzulegen, als auch die Teilnehmende Staaten Projekt folgende Ziele: geeigneten Auswertungs- und Analyseme- Belgien, China, Dänemark, thoden zu entwickeln. Deutschland, Finnland, Frank- • Entwicklung von einheitlichen Quali- tätsstandards für die dynamische Ver- Im Rahmen des österreichischen Teilpro- reich, Griechenland, Italien, Ja- messung von Gebäuden oder Gebäude- jektes wurde die messtechnische Validie- pan, Niederlande, Norwegen, komponenten in Echtgröße rung der Simulationsmodelle sowie die Österreich, Polen, Spanien, Kopplung mit mathematischen Optimie- Tschechische Republik, UK, • Identifikation bzw. Entwicklung von USA rungsroutinen vorgenommen, sowie die möglichst einfachen Gebäudemodellen, Möglichkeiten und Grenzen der Verwen- um eine effektive Charakterisierung rea- dung bereits im Gebäude vorhandener ler Gebäude auf Basis von Messdaten Mess- und Automations-Infrastruktur zu ermöglichen bzw. um das transiente ausgelotet. thermische Verhalten von Gebäuden 20 Ergebnisband Urban Data Management
© CROWFORD JOLLY/UNSPLASH URBAN MINING Zur Steigerung der Ressourceneffizienz und in Anbetracht der enormen Mengen an bereits verbauten Ressourcen sowie der Endlichkeit von fossilen Rohstoffen gewinnt das Thema des städtischen Bergbaus zunehmend an Bedeutung. Der potentielle Beitrag von Urban Mining zur Gestaltung res- sourcen- und energieeffizienter Kreisläufe soll nun durch die Erforschung des Materiallagers abgeschätzt werden. Die vorgestellten Forschungsprojekte befassen sich unter anderem mit der Analyse und Charakterisierung des anthropogenen Materiallagers sowie mit der Beurteilung, ob und wie ein Ressourcenkataster zur Verortung erdver- legter Materialbestände machbar ist. Aufgezeigt werden dabei Potentiale, Herausforderungen und zukünftiger Forschungsbedarf. Ergebnisband Urban Data Management 21
URBAN MINING Städtischer Ressourcenkataster SURO - Der städtische Untergrund als Rohstoffmine? Potential an Sekundärressourcen in der erdverlegten Infrastruktur Das Projekt untersucht die Machbarkeit eines Ressourcenkatasters zur Inventarisierung, Charakterisierung und Verortung der Materialbestände in den erdverlegten Infrastrukturnetzwerken österreichischer Stadtregionen. Das Ergebnis dient der ökonomischen Bewertung von Sekundärrohstoffpotenzialen. Keywords • Ressourcenkataster • Rohstoffpotentiale • Materialbestände Factbox • Reservoir an potentiell zu gewinnenden Sekundärroh- stoffen hängt von regional- spezifischen Gegebenheiten ab • Informationen zur Erstellung eines Materialinventars der Einbauten als Bestandteil eines betrieblichen bzw. na- tionalen Ressourcenkatasters vorhanden • Für Aussagen zu „Reserven“ im Sinne von gewinnbaren Der städtische Bergbau (Urban Mining) anhand der Auswertung konkreter Daten Ressourcen sind weiter- führende Informationen versteht Gebäude, Infrastrukturen und den Aufwand für die Erststellung eines erforderlich Deponien (Landfill Mining) als Reservoir Ressourcenkatasters abzuschätzen, und für die Produktion von Sekundärroh- anschließend die Ergebnisse aus Datenbe- • Zusatznutzen durch digitalen stoffen. Die Infrastrukturen für Energie, darf und -bestand gegenübergestellt, um Leitungskataster: Beitrag Wasser und Information stellen ein die Machbarkeit eines Ressourcenkatas- zur Ressourceneffizienz und Kostenreduktion beträchtliches, aber wenig bekanntes ters beurteilen zu können. Rohstoffpotential dar. Ein Ressourcen- Die Ergebnisse in den Testgebieten zeigen, kataster würde die Materialbestände dass bei den meisten Netzbetreibern ein nach Art, Menge und Nutzungszustand betrieblicher Ressourcenkataster mit ver- verorten und damit eine Grundlage für tretbaren Aufwand machbar ist. Dieser die wirtschaftliche und ökologische Be- erlaubt die Entwicklung einer integrierten urteilung der Rohstoffpotentiale liefern. Instandhaltungs- und Rückbaustrategie Ziel der Studie ist die Beurteilung, ob ein und leistet somit einen Beitrag zur lebens- Ressourcenkataster für erdverlegte Ver zyklusorientierten Bewirtschaftung von und Entsorgungsnetzwerke (Elektrizität, Netzinfrastrukturen. Telekommunikation, Trinkwasser, Abwas- Projektleitung ser, Gas sowie Fernwärme und -kälte) in Für die Umsetzung eines nationalen Res- O.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.rer. Österreichs Stadtregionen mit vertretba- sourcenkatasters mit den Stadtregionen nat. Paul H. Brunner rem Aufwand machbar ist. im Fokus müssen die Daten der betrieb- Technische Universität Wien lichen Ressourcenkataster aggregiert und Um das Ziel zu erreichen, werden der Institut für Wassergüte, zusammengeführt werden. Dies unter- Datenbedarf für die Erstellung eines Ressourcenmanagement und stützt eine nationale Rohstoffplanung in Ressourcenkatasters definiert, der Daten- Abfallwirtschaft ihrem Bemühen, primäre und sekundäre bestand zu der erdverlegten Netzinfra- Rohstoffe sowohl wirtschaftlich als auch struktur in Österreich erhoben sowie ökologisch optimal zu nutzen. städtische Testgebiete ausgewählt, um 22 Ergebnisband Urban Data Management
URBAN MINING Urbane Materiallager RESUM - Energie- und Ressourceneinsparung durch Urban Mining- Ansätze Durch die Nutzung natürlicher Ressourcen in langlebigen Produkten und Bauwerken haben sich in unseren Städten enorme Materiallager aufgebaut. Das Potential dieser urbanen Minen, zur Ressourceneffizienz moder- ner Städte beizutragen, wird im Rahmen des Projektes analysiert. Keywords • Materiallager • Ressourceneffizienz • Urban Mining Factbox • Photovoltaik-Module für die Recyclingbranche erst in 10 bis 15 Jahren als Abfallstrom relevant • Lebenszyklusorientierte Infrastrukturbewirtschaftung bringt ökologische und öko- Urban Mining oder städtischer Bergbau Diverse äußere Faktoren wie Rechtslage, nomische Vorteile zielt auf die effiziente Rückgewinnung von Markt, Technologien etc. bestimmen Materialien aus (langlebigen) Gütern am die sich ständig verändernden Grenzen • Hochbauten stellen aufgrund hoher Materialmengen und Ende ihrer Nutzungsdauer ab. Aufgrund zwischen Ressourcen und Reserven und Anteilen an Wertstoffen ein des enormen anthropogenen Lagers, sind damit wichtige Treiber für die Um- relevantes Ressourcenpoten- das urbane Regionen im Laufe der Zeit setzung von Urban Mining Strategien zur tial dar aufgebaut haben, kann verstärktes Urban Steigerung der Ressourceneffizienz auf Mining maßgeblich zur Steigerung der städtischer Ebene. Politische Anreize für Ressourceneffizienz von Städten bei- Urban Mining und in weiterer Folge die tragen. Für manche Materialien liegt Aufklärung der Gesellschaft in Bezug auf dieses anthropogene Lager bereits in der dessen Erfordernis und Potenziale sind Größenordnung wirtschaftlich abbaubarer ebenso notwendig, wie die Forcierung der natürlicher Lagerstätten vor. Ziel des Pro- Forschung, da diese den Grundstein für jektes ist es, Energie- und Ressourcenein- erfolgreiches Urban Mining legt. Urban sparungen durch die gezielte Nutzung und Mining beginnt bei der Erkundung des Verwertung städtischer Materiallager zu anthropogenen Lagers, über die Bestim- untersuchen und anhand von drei Fallstu- mung der Rückgewinnbarkeit bis hin zur dien darzustellen, welchen Beitrag Urban Bewertung der rechtlichen, ökonomi- Mining zur Gestaltung ressourcen- und schen und ökologischen Rahmenbedin- energieeffizienter Kreisläufe leisten kann. gungen. Die gesamten anthropogenen Material- Um eine breite Basis für die zukünftige bestände können im Durchschnitt mit Gestaltung der Umweltpolitik zu erhalten, rund 400 Tonnen pro Einwohner*in ab- muss die quantitative Betrachtung durch Projektleitung geschätzt werden, wobei mengenmäßig qualitative Informationen sowie durch mineralische Baustoffe das Lager domi- zusätzliche Beurteilungshilfen (z.B. räum- Caroline Roithner, MSc nieren. Obwohl die Größe der anthropo- liche Verteilung) ergänzt werden. Urban Technische Universität Wien genen Materiallager bereits in zahlrei- und Landfill mining zeigen ein hohes Institut für Wassergüte und chen Studien untersucht wurde, besteht Ressourcenpotenzial, jedoch sind für die Ressourcenmanagement erheblicher Forschungsbedarf, was die Nutzung noch angewandte Lösungen Projektpartner Charakterisierung dieser Materiallager in notwendig und damit die Entwicklung von Energieinstitut an der Johan- Bezug auf ihre Nutzbarkeit als Rohstoff- Methode und Tehcnologien, die sich auch nes-Kepler-Universität Linz quelle betrifft. in der Praxis bewähren. Ergebnisband Urban Data Management 23
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Radetzkystraße 2, 1030 Wien bmk.gv.at
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