Erziehung & Wissenschaft 05/2021 - Neujustierung der beruflichen und akademischen Bildung - Berliner Institut für Islamische ...
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Erziehung & Wissenschaft 05/2021 Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW Viele Wege führen zum Ziel Neujustierung der beruflichen und akademischen Bildung
INHALT 3 Prämie Inhalt des Monat s Seite 5 IMPRESSUM Erziehung und Wissenschaft Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung · 73. Jg. Herausgeberin: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund Vorsitzende: Marlis Tepe Redaktionsleiter: Ulf Rödde Gastkommentar Redaktion: Jürgen Amendt Redaktionsassistentin: Katja Wenzel Bildungspolitische Fortschritte Seite 2 Postanschrift der Redaktion: Reifenberger Straße 21 60489 Frankfurt am Main Telefon 069 78973-0 Impressum Seite 3 Fax 069 78973-202 katja.wenzel@gew.de www.gew.de Auf einen Blick Seite 4 facebook.com/GEW.DieBildungsgewerkschaft twitter.com/gew_bund Redaktionsschluss ist in der Regel Prämie des Monats Seite 5 der 7. eines jeden Monats. Erziehung und Wissenschaft erscheint elfmal jährlich. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste und Internet Schwerpunkt: Neujustierung der beruflichen und akademischen Bildung sowie Vervielfältigung auf Datenträger der „Erziehung und Wissenschaft“ auch auszugweise nur nach vorheri- 1. Vom Studienabbruch zur Berufsausbildung: Über Umwege zum Ziel Seite 6 ger schriftlicher Genehmigung der Redaktion. 2. Neue Berufsfelder für Erzieherinnen und Erzieher: Erst die Arbeit – und dann? Seite 10 Die E&W finden Sie als PDF auf der GEW-Website unter: www.gew.de/eundw. 3. Berufliche Hochschule Hamburg: Ein Sonderweg mit Erfolgsaussicht Seite 13 Hier wird die E&W auch archiviert. Gestaltung: 4. Prof. Andrä Wolter zum Hochschulzugang ohne Abitur: Hohe Hürden Seite 14 Werbeagentur Zimmermann GmbH Kurhessenstraße 14 5. Braucht Deutschland mehr Akademikerinnen und Akademiker? Seite 16 60431 Frankfurt am Main Für die Mitglieder ist der Bezugspreis im Mitglieds- beitrag enthalten. Für Nichtmitglieder beträgt der Bildungspolitik Bezugspreis jährlich Euro 7,20 zuzüglich Euro 11,30 Zustellgebühr inkl. MwSt. Für die Mitglieder der 1. Infektionsschutzgesetz: 165 ist immer noch zu hoch Seite 18 Landesverbände Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland, 2. Die Kunst des Geschichtenerzählens: Bilder im Kopf entstehen lassen Seite 30 Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen werden die jeweiligen Landeszeitungen der E&W beigelegt. Für un- 3. Studiengang Islamische Religionspädagogik: „Das ist eine große Aufgabe“ Seite 32 verlangt eingesandte Manuskripte und Rezensionsexem- plare wird keine Verantwortung übernommen. Die mit dem Namen des Verfassers gekennzeichneten Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder Schule der Herausgeberin dar. 1. Lehrerin und Metal-Fan Caro Blofeld: „Goethe würde Metal hören“ Seite 20 Verlag mit Anzeigenabteilung: Stamm Verlag GmbH 2. Bundesforum „Bildung in der digitalen Welt“: Konsens jenseits der Union Seite 22 Goldammerweg 16 45134 Essen 3. GEW-Kommentar von Marlis Tepe: Stotterbremse Seite 27 Verantwortlich für Anzeigen: Mathias Müller Telefon 0201 84300-0 4. Corona und Personalräte: „Wir müssen die Leute schützen“ Seite 28 Fax 0201 472590 anzeigen@stamm.de www.erziehungundwissenschaft.de gültige Anzeigenpreisliste Nr. 41 Dialog: Zeitschrift für Seniorinnen und Senioren Seite 23 vom 01.01.2019, Anzeigenschluss ca. am 5. des Vormonats Nutzungsrechte für digitale Pressespiegel erhalten Sie Internationales über die PMG Presse-Monitor GmbH unter www.presse-monitor.de Folgen der Corona-Pandemie für Perus Schulen: Hoffen auf die Impfung Seite 34 Erfüllungsort und Gerichtsstand: Frankfurt am Main Gewerkschaftstag 2021 Wahlvorschläge für den Geschäftsführenden Vorstand Seite 36 ISSN 0342-0671 e Mitgliederforum Seite 42 Die E&W wird auf 100 Prozent chlorfrei gebleichtem Recyclingpapier gedruckt. emi d Pan a Diesmal - n on oro Seite 48 a r c o ur de/ C s z . nfo gew Titel: Werbeagentur Zimmermann I elle w. u Ak ww t
32 BILDUNGSPOLITIK „Das ist eine große Aufgabe“ // In Deutschland gibt es mitt- Lehrerinnen und Lehrer sind oft nicht I k: Kooperationsprojekte befinden sich lerweile an sieben Hochschulen besonders integriert in die Kollegien. In in Planungsphasen. Ab diesem Sommer- Zentren für Islamische Theologie anderen Bundesländern wird der Unter- semester beginnen wir, interreligiöse oder Islamische Studien. Sie sol- richt nicht so stiefmütterlich behandelt. Lehrveranstaltungen im Team-Teaching len unter anderem auch künftige E&W: Als Sie hier begonnen haben, sag- anzubieten. Das zielt jetzt nicht nur auf Imaminnen und Imame ausbil- ten Sie, „islamische Religionspädago- die Studierenden hier an der Uni, son- den. Die jüngste Einrichtung ist gik“ sei „eine deutsche Erfindung“. Was dern auch auf künftiges „interreligiöses das Institut an der Berliner Hum- meinen Sie damit? Lernen“ im Klassenverband in der Schule. boldt Universität. Ein Gespräch I k: Der klassische Wissenskanon des E&W: Könnten die Lehramtsstudentin- mit Prof. Tuba I k über den Islam kennt keine eigene Disziplin, die nen und -studenten später mit dieser dortigen neuen Lehramtsstu- sich Religionspädagogik nennen ließe. Ausbildung auch in einer Gemeinde als diengang Islamische Religions- Diese hat sich im Auftrag der Politik im Imamin oder Imam arbeiten? pädagogik. // Zuge der Entstehung islamisch-theo- I k: Wir müssen zwischen dem klas- logischer Standorte entwickelt, um sischen Studium Islamische Theologie E&W: Frau Professorin I k, Sie haben Lehrkräfte für den Islamischen Religi- und der zusätzlichen Option der Lehr- im vergangenen Herbst den Bachelor- onsunterricht auszubilden. Sicherlich amtsausbildung unterscheiden. An Lehramtsstudiengang Islamische Reli- wollte man damit auch vermeiden, unserem Institut gibt es keine Imam- gionspädagogik für Grundschulen „aus dass – ähnlich zu den Imamen in vielen ausbildung, die würde primär in der der Taufe gehoben“. Wie war der Start? Moscheegemeinden – die Lehrkräfte Verantwortung einer Religionsgemein- Prof. Tuba I k: Aktuell studieren am aus dem Ausland geholt werden. Die schaft liegen. Denn zu einer Imamaus- Berliner Institut für Islamische Theolo- fachdidaktische Ausbildung im Rah- bildung gehört auch, religiöse Praxis gie 147 junge Menschen. Davon haben men von Islam-Studien ist deshalb et- wie die Predigtlehre, praktische Erfah- im Oktober 2020 elf mit dem neuen Stu- was Neues. rungen in der Gemeindearbeit, der diengang begonnen. Die meisten kom- E&W: Was lernen die Studentinnen und Totenwaschung oder der Leitung eines men aus Berlin. Die Hintergründe sind Studenten bei Ihnen? Gebets möglich zu machen. sehr unterschiedlich, sowohl was ihre I k: Ganz klassisch geht es zum einen E&W: Stand hinter der Idee der Zentren ethnische Herkunft angeht als auch ihre um fachwissenschaftliche Grundlagen: für Islamische Theologie in Deutschland, religiöse Prägung. Als Studierende für Koran, islamisches Recht, Ideenge- gerade diese Ausbildung unter staatliche das Grundschullehramt sind sie zusätz- schichte, islamische Systematik, Philo- Kontrolle zu bringen und damit dem Ein- lich zu Islamischer Theologie für zwei sophie und Mystik. An unserem Institut fluss einzelner Moscheegemeinden oder weitere Fächer eingeschrieben. wird auf die Ambiguität theologischer Islamverbände zu entziehen? E&W: Der islamische Religionsunter- Meinungen Wert gelegt. Sie alle sind I k: Die Politik möchte, dass Imame in richt ist in Deutschland noch sehr unter- natürlicher Bestandteil wissenschaftli- Deutschland ausgebildet werden. Das schiedlich geregelt. Während in Berlin cher Auseinandersetzung. Zum anderen braucht Zeit, denn in der Bundesrepublik etwa der Unterricht in alleiniger Ver- geht es um die fachdidaktische Ausbil- sind die Moscheegemeinden noch über- antwortung eines Verbandes, der Isla- dung: Mein Lehrstuhl hat die Aufgabe, wiegend ethnisch heterogen geprägt – mischen Föderation, liegt, ist in Bayern den künftigen Lehrkräften das didakti- und ob ein universitär ausgebildeter allein der Staat zuständig. In anderen sche Handwerkszeug und entscheiden- Imam unmittelbar eingestellt würde, ist Bundesländern gibt es Kooperations- de Grundhaltungen für den Islamischen bislang umstritten. In Osnabrück wurde modelle oder gleich gar keinen islami- Religionsunterricht zu vermitteln. das Islamkolleg gegründet, wo zum ers- schen Religionsunterricht. E&W: Hat der fünfköpfige Institutsbei- ten Mal bundesweit Imame ausgebildet I k: Das liegt daran, dass bundesweit rat, in dem unter anderem Vertreterin- werden sollen. Hierfür wird mit einigen keine islamische Religionsgemeinschaft nen und Vertreter des Zentralrates der kleinen Gemeinden kooperiert, um die de jure als solche anerkannt ist wie Muslime, der Islamischen Föderation praktischen Anwendungsbereiche abzu- die evangelische oder katholische Kir- in Berlin und der Islamischen Gemein- decken. Das wird in größerem Rahmen che. Deswegen gibt es vielerorts noch schaft der schiitischen Gemeinden sit- erst funktionieren, wenn die Religions- Pilotprojekte mit einzelnen Trägern zen, einen Einfluss auf die Lehrinhalte? gemeinschaften entsprechende Ausbil- oder Kommissionen auf Länderebene. I k: Selbstverständlich nicht, sonst wäre dungskonzepte entwickeln und mit den Der Unterricht in Berlin ist auch schon die Freiheit für Forschung, Lehre und theologischen Instituten kooperieren. besonders, weil das Fach nicht verset- Wissenschaft nicht gewahrt. Der Ball liegt eigentlich bei den Gemein- zungsrelevant, eine Teilnahme nicht E&W: Wie sieht die Zusammenarbeit den und Verbänden. Mein Wunsch ist, verpflichtend ist. Der Unterricht landet mit den christlichen Theologien an der die Einsatzmöglichkeiten von Theolo- häufig am Rand der Stundentafel, die Uni aus? ginnen und Theologen, also die Berufs- Erziehung und Wissenschaft | 05/2021
BILDUNGSPOLITIK 33 felder unserer Absolventinnen und Ab- solventen zu erweitern: Also nicht nur Imame oder Lehrkräfte, sondern auch Museumspädagoginnen und -pädago- gen, Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger oder Referentinnen und Referenten auszubilden. E&W: Sie haben in einem Interview einmal gesagt, der Islam sei ein eigener Wissenschaftskosmos. Das macht ja die Aufgabe für Ihre Studentinnen und Studenten nicht unbedingt einfacher, wenn sie sich erst in neue Denkmodelle einarbeiten müssen. I k: Wir versuchen, die Vielfalt der is- lamischen Theologietraditionen zu leh- ren: von orthodoxen über mystische bis hin zu liberalen und modernen Stimmen des Islams. Es ist tatsächlich ein eigener Kosmos. Die Wissensbestände sind wie komplexe Systeme, die in ihren eigenen kulturellen und historischen Kontexten erwachsen sind, aber nicht in einem Vakuum, sondern in Wechselwirkung mit bereits präsenten Ideen und Tra- ditionen, beispielsweise dem antiken griechischen Erbe. Im Weiteren gilt es unter anderem, die Brücke in die Ge- Tuba I k wurde 1981 genwart zu schlagen. Wenn wir wollen, in Mainz geboren und dass unsere Theologie einen Beitrag für studierte in Gö ngen die Gesamtgesellschaft leistet, müssen Rechtswissenschaften und wir diese religiöse Binnensprache über- Pädagogik. 2013 promovier- setzen und für Fachfremde verständlich te sie an der Uni Osnabrück machen. Das ist eine große Aufgabe. im Fach Komparative Theo- E&W: ... der sich auch die anderen Theo- logie. Zeitgleich studierte logien stellen müssen. sie Katholische Theologie I k: Wenn wir wollen, dass muslimische in Paderborn und an der Kinder religionsmündig werden – also päpstlichen Universität Ur- eine reflektierte Sicht auf ihre Religion baniana. Seit Oktober 2020 haben, nicht etwas repetitiv blind über- hat sie den Lehrstuhl für Isla- nehmen, sondern dass sie über religiö- mische Religionspädagogik se Inhalte reflektieren und sich zu ihrer und Praktische Theologie am Religion verhalten können – dann brau- Zentralinstitut Islamische chen wir gut ausgebildete Lehrerinnen Theologie an der Berliner und Lehrer. Humboldt Universität inne. E&W: Aber für diese Uniabsolventen muss es dann auch die Möglichkeit ge- ben, zu unterrichten. Sind Sie für einen verpflichtenden Religionsunterricht an Schulen? I k: Nein. Auch wenn das Interesse an Religion, die Suche nach Sinn- und Deu- tungsmustern wächst. Religion sollte Foto: Matthias Heyde immer ein freiwilliges Fach sein. Lukas Philippi, Redakteur beim Evangelischen Pressedienst (epd) Erziehung und Wissenschaft | 05/2021
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