F TRAKSHITTAZ Woki nach Baku - Das Magazin des österreichischen Song Contest Clubs - OGAE Austria

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F TRAKSHITTAZ Woki nach Baku - Das Magazin des österreichischen Song Contest Clubs - OGAE Austria
1/2012

             Das Magazin des österreichischen Song Contest Clubs

             TRAKSHITTAZ
 Foto: ORF

                      Woki nach Baku
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DAS FINDET IHR IN DIESER AUSGABE VON »REFLECTIONS«

Einladung Eurocafé                                            5
Trackshittaz rocken den Song Contest                          6
Teilnehmer Baku 2012                                          7
Das war Düsseldorf 2011                                       12
Österreich beim Song Contest 2011                             16
Ergebnislisten Song Contest 2011                              19
ESC-Internet-Berichte 2011                                    22
ESC-Medien-Berichte 2011                                      26
Unser Lieblingssong 1956-2000                                 30
Interview Hanne Krogh von den Bobbysocks                      32
Engelbert – Englands letzte große Hoffnung?                   36
OGAE International                                            39
Grand Prix d´Autriche                                         41
Die Vorentscheidungen in Österreich: 1995 und 1996            44
Euro-Song The Story 1981                                      48
Impressum                                                     55
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Liebe Freundinnen und Freunde,
Es ist mal wieder soweit, der heurige Song Contest
naht mit Riesenschritten
Aserbaidschan?! Wir saßen voriges Jahr live in der
wundervollen ESPRIT-Arena und konnten es kaum
glauben…. Wir hatten im Finale die Plätze zwischen
den Fans von Aserbaidschan und Irland. Zuerst jubel-
ten wir über die Punkte für Österreich, dann wurden
unsere Gesichter immer länger, als die Gruppe vor uns
immer mehr zu jubeln begann. Ein kurzes Aufflackern
noch, als wir von Deutschland die 12 Punkte beka-
men, aber dann wieder Ratlosigkeit in den Augen der
Österreicher.
Aserbaidschan? Die Frage tauchte auf: Wo ist das genau? Wie heißt die Hauptstadt?
Gibt es dort Häuser oder nur Beduinenzelte?
Man sieht, der Mensch ist sehr oberflächlich und die meisten setzen sich nicht mit
fremden Kulturen auseinander, wenn sie nicht dort ihren Urlaub verbringen oder dies
für ihr Studium oder den Beruf benötigen.
Ich schätze mich zwar nicht so oberflächlich ein, aber auch ich wusste nichts
Genaues über dieses Land. Mittlerweile habt Ihr Euch sicherlich schon informiert
und so manch´ Interes-santes herausgefunden.
Auch werden die meisten von Euch bereits die Songs für heuer kennen. Ich muss
gestehen, dass ich bis auf zwei Lieder noch keines angehört habe. Es sind dies der
deutsche und der österreichische Beitrag.
Zwei Vorentscheidungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. In
Deutschland hatte ich das Gefühl, die Vorentscheidung würde nie enden. Es war für
mich eine ziemlich langweilige Veranstaltung und der Sieger stand grundsätzlich
auch schon von Beginn an fest. In Österreich gab es auch zwei Favoriten und man
konnte davon ausgehen, dass sich einer der beiden Beiträge durchsetzen wird. Ich
hatte natürlich auch meine Präferenz, konnte aber mit beiden Songs gut leben. Ob
sich unsere Trackshittaz mit dem Song »Woki mit deim Popo« ins Finale katapultie-
ren werden ist zu hoffen. Ich wünsche es Ihnen und uns.
Aber ich will Euch nicht länger mit meinem Gelaber über den heurigen Song Contest
langweilen, mehr zu diesem Thema und was sich sonst noch voriges Jahr ereignet
hat, könnt Ihr in dieser Ausgabe unserer Reflection nachlesen.
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Im Herbst 2011 hatten wir auch das große Finale unserer besten Song Contest
Beiträge. Ich muss sagen, es war ein spannender Abend, an dem wir auch Malena
Ernman begrüßen durften. Sie war ein Supergast und hat es sich auch nicht nehmen
lassen, die Videos mit uns gemeinsam anzusehen und selbst auch zu bewerten, wobei
natürlich die schwedischen Beiträge auch zu ihren Favoriten gezählt haben. Der
Abend war wirklich gelungen und ich glaube, dass es jeder/m gefallen hat, die/der
dabei war. Selbstverständlich findet Ihr auch das gesamte Wertungsergebnis in dieser
Ausgabe.
Auch möchte ich Euch noch informieren, dass wir die Zusammenarbeit mit unserem
Homepage-Beauftragten beendet haben und eine neue Homepage auf die Beine
gestellt haben. (www.ogae-austria.at) Sie steckt zwar noch in den Kinderschuhen,
aber ich finde sie durchaus gelungen. Der Schwerpunkt liegt bei »Österreich beim
Song Contest« und den Aktivitäten unseres Clubs. Ich würde mich freuen, wenn Ihr
mal reinschaut und uns vielleicht Eure Meinung dazu mitteilt. Lob aber auch Kritik
ist immer willkommen (Ersteres natürlich lieber...)
Weiters möchte ich Euch gleich den Termin für unser 1. Clubtreffen 2012 bekannt
geben: es ist dies Samstag, der 19. Mai. Vielleicht wollt Ihr Euch gleich den Tag vor-
merken. Wir werden an diesem Abend wieder die Previews ansehen und nach Song
Contest-Manier bewerten.
Aber nun wünsche ich Euch noch viel Spaß beim Durchblättern dieser Ausgabe
unserer Reflection und freue mich schon auf ein Wiedersehen im Mai.

In diesem Sinne alles Liebe                                              Euer René

                      Der Song Contest 2012 im ORF

                     Eurovisions Song Contest: Semifinale 1
                        (mit österreichischer Beteiligung)
                    Dienstag, 22. Mai, ab 21.00 Uhr, ORF eins

                    Eurovisions Song Contest: Semifinale 2
                  Donnerstag, 24. Mai, ab 21.00 Uhr, ORF eins

                        Eurovision Song Contest Finale
                    Samstag, 26. Mai, ab 21.00 Uhr, ORF eins

                     Aktuelle Berichte stehen noch bis zum
                   Finale am 26. Mai auf dem Programm von
                     Chili, Seitenblicken und Hitradio Ö3.

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Einladung zum 1. Eurocafé 2012
               ansehen der Previews
         bewerten in Songcontest-Manier
           plaudern mit Gleichgesinnten
         aufregen über die heurigen Songs
        freuen auf die Finalwoche in Baku

Termin:     19. Mai 2012

Zeit:       19:00

Ort:        Gasthaus zum Goldenen Ochsen - Oxen
            Rennweg 60, Ecke Steingasse
            1030 Wien

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Trackshittaz
        rocken den
     Song Contest
Am 24. Februar 2012 war es bei einem weiteren Anlauf endlich soweit und
die ewig Zweiten »Trackshittaz« lösten das begehrte Ticket für die Teilnahme
beim Song Contest. Nach der Euphorie des Vorjahres wurde der
Ausscheidungsmodus heuer vereinfacht: Ö3 nomierte zehn Interpreten –
deren musikalisches Spektrum möglichst jeden Geschmack treffen sollte –,
die in einer großen Show zur Primetime um die Teilnahme beim größten
Musikspektakel kämpfen durften. Per Telefon und SMS stimmten die ORF-
ZuseherInnen ab und das Ergebnis war denkbar knapp: 51% stimmten in der
Stichwahl zwischen den Trackshittaz und Conchita Wurst für die
»Wokipopos«. Hoffentlich war es die richtige Entscheidung für Österreich
und wir sind nicht beleidigt, wenn der Rest von Europa unseren
Musikgeschmack nicht versteht!

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1. SEMIFINALE AM 22. MAI 2012
1 Montenegro                   5 Albanien           9 Finnland
Euro Neuro, Rambo              Suus, Rona Nishliu   När Jag Blundar, Pernilla
Amadeus

2 Island                       6 Rumänien           10 Israel
Never Forget, Greta Salóme &   Zaleilah, Mandinga   Time, Izabo
Jónsi

3 Griechenland                 7 Schweiz            11 San Marino
Aphrodisiac, Eleftheria        Unbreakable,         The Social Network Song,
Eleftheriou                    Sinplus              Valentina Monetta

4 Lettland                     8 Belgien            12 Zypern
Beautiful Song, Anmary         Would You?, Iris     La La Love, Ivi Adamou

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1. SEMIFINALE AM 22. MAI 2012
13 Dänemark                  15 Ungarn              17 Moldau
Should´ve Known Better,      Sound Of Our Hearts,   Lautar, Pasha Parfeny
Soluna Samay                 Compact Disco

14 Russland                  16 Österreich          18 Irland
Party For Everybody,         Woki Mit Deim Popo,    Waterline, Jedward
Buranovskiye Babushki        Trackshittaz

Die Halle
                                                    Die Crystal-Hall ist eine
                                                    brandneue       Multiver-
                                                    anstaltunghalle,    deren
                                                    Bau für den diesjährigen
                                                    Song Contest in Angriff

genommen wurde. Sie
wurde am 16. April fertig-
gestellt und wird an jedem
der drei Abende ungefähr
16.000 Zuschauern Platz
bieten. Sie liegt nahe des
Fahnenplatzes in Baku.
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2. SEMIFINALE AM 24. MAI 2012
1 Serbien                 5 Belarus                  9 Slowenien
Nije Ljubav Stvar,        We Are The Heroes,         Verjamem, Eva Boto
Zeljko Joksimovic         Litesound

2 F.Y.R. Macedonia        6 Portugal                 10 Kroatien
Crno I Belo,              Vida Minha, Filipa Sousa   Nebo, Nina Badric
Kaliopi

3 Niederlande             7 Ukraine                  11 Schweden
You And Me, Joan Franka   Be My Guest, Gaitana       Euphoria, Loreen

4 Malta                   8 Bulgarien                12 Georgien
This Is The Night,        Love Unlimited,            I´m A Joker, Anri Jokhadze
Kurt Calleja              Sofi Marinova

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2. SEMIFINALE AM 24. MAI 2012
13 Türkei            15 Slovakei              17 Bosnien & Herzegowina
Love Me Back,        Don´t Close Your Eyes,   Korake ti znam, Maya Sar
Can Bonomo           Max Jason Mai

14 Estland           16 Norwegen              18 Litauen
Kuula, Ott Lepland   Stay, Tooji              Love Is Blind,
                                              Donny Montell

Die Moderatoren

          Nargiz               Eldar                    Leyla
                                 -10-
FINALE AM 26. MAI 2012
1 Vereinigtes Königreich       10 Italien                     19 Spanien
Love Will Set You Free,        L`Amore E Femmina,             Quédate Conmigo,
Engelbert Humperdinck          Nina Zilli                     Pastora Soler

9 Frankreich                   13 Azerbeidschan               20 Deutschland
Echo (You And I), Anggun       When The Music Dies,           Standing Still, Roman Lob
                               Sabina Babayeva

Die fehlenden Startnummern werden den Qualifikanten aus dem jeweiligen Semifinale zugelost.

NARGIZ sammelte ihre           sen speziellen Event zu        Spirit des Song Contest an
ersten Fernseherfahrungen      präsentieren.«                 Millionen Menschen in
mit 16 Jahren. Sie studier-    ELDAR studierte Gesang         der ganzen Welt weiterzu-
te Recht in den USA und        und Schauspiel. Aus einer      tragen.«
arbeitete daneben als          bekannten Schauspieler-        LEYLA ist ausgebildete
Model. »Ich verfolge den       familie stammend, wid-         Musikerin und vom Beruf
Song Contest seit vielen       met er sich auch Kinopro-      TV-Moderatorin. Sie war
Jahren und ganz speziell       jekten. Nach seinem            bisher in alle Veranstaltun-
seit Azerbeidschan daran       Erfolg im Vorjahr, wird er     gen in Zusammenhang mit
teilnimmt. Als wir im Vor-     heuer einer der Präsenta-      dem Song Contest in ihrer
jahr gewannen, war mir         toren des Songcontest          Heimat involviert. »Der
klar, dass ich im Jahr 2012    sein. »Es ist ein außeror-     Song Contest ist die größte
ein Teil dieses Wettbe-        dentliches Gefühl Teil des     Veranstaltung, die es
werbes sein will. Ich bin      Song Contest zu sein. Ich      schafft Menschen aller
daher extrem stolz, dass       freue mich als Moderator       Anschauungen, Rassen und
ich ausgewählt wurde die-      den außerordentlichen          Nationen zu vereinen.«
                                          -11-
Das war
Düsseldorf 2011
»BESSER GEHT’S NICHT!«                       die ganze Zeit über positiv auf den
                                             Contest ausstrahlte. Ähnliches erlebte ich
Mit diesem Satz ist alles gesagt. Denn was   nur in Schweden. Überall in der Stadt sah
die Stadt Düsseldorf und der NDR gebo-       man freundliche Gesichter und die
ten haben, war »ganz großes Kino«. Gab       Einheimischen waren mehr als überrascht
es vorweg doch nicht wenige kritische        über dieses Großaufgebot von internatio-
Stimmen, die über alles mögliche gemault     nalen Besuchern. Ich glaube es ist ihnen
haben: Na die Deutschen werden eine          erst während des Bewerbes bewusst
langweilige Show bieten, ist Düsseldorf      geworden was für eine Auszeichnung es
für so einen Event die richtige Stadt?       ist den Song Contest austragen zu dürfen.
Kann dort überhaupt Partystimmung auf-       Voll Stolz haben sie die Fans über die
kommen?.....                                 Tage begleitet.
Bei meinem mitterweile elften Besuch         Sobald man an einer Straßenecke nach
eines ESCs (das erste Mal war ich 2000 in    dem Weg suchte, war jemand zur Stelle
Stockholm live dabei) kann ich nur sagen,    der einem sofort weiterhalf. Natürlich hat-
dass dieser einer der besten des letzten     ten wir den sprachlichen »Heimvorteil«
Jahrzehnts (wenn nicht der Beste) war.       und Nadine’s Song, den die Deutschen in
Mag der technische Aufwand in Moskau         ihr Herz schlossen, tat ein übriges dazu,
sicher noch größer gewesen sein, so war      dass man mit österreichischer Fahne
in der Rheinmetropole doch eine ganz         sofort umlagert wurde und Menschen
andere herzliche Stimmung zu spüren, die     allen Alters einen viel Glück für Nadine’s
                                        -12-
Die EspritArena wurde vom Fußballstadi-       Der sehr werbewirksame Auftritt bei der
on zur Song Contest Bühne umgebaut           Pressekonferenz, natürlich mit Lederhose

Auftritt wünschten. Das ist ja für einen   Deutschland          gegen        Ukraine.
österreichischen Song Contest Fan nicht    Anschließend diente die »Lena Arena«
unbedingt eine Situation die öfters vor-   der Fortuna für drei Spiele als Heimstadi-
kommt. Ich erinnere mich noch an vorher    on. Danach wurde es wieder abgebaut –
erwähnten Song Contest 2000 in Stock-      einmalig in der Fußballgeschichte.
holm als gerade die EU-Sanktionen gegen    Erwähnenswert ist, dass Fortuna alle drei
Österreich beschlossen wurden. Da traute   Heimpartien in der Ausweichstätte
ich mir nicht einmal dem Taxifahrer zu     gewann.
sagen aus welchem Land ich komme.          Bereits vor dem ESC tat sich einiges in
Zum technischen Aufwand ist zu sagen,      Düsseldorf. Verschiedene Stadtteile wur-
dass die EspritArena eigentlich als        den Paten für teilnehmende Länder, die
Fußballstadion dient und die Heimstätte    nicht selten in Volksfesten mit ESC-Musik
des Traditionsclubs Fortuna Düsseldorf     endeten. Ein besonderes Highlight war
(deutscher Meister 1933, Finalist im       das Konzert »Grand Prix Classics« wel-
Europacup der Pokalsieger 1976) ist. Um    ches am 11. Mai in der Düsseldorfer
die Kicker weiter ihre Heimpunkte sam-     Tonhalle stattfand. Durch den unterhaltsa-
meln zu lassen, hat man neben der Arena    men Abend führte Ralph Morgenstern
ein provisorisches Ausweichstadion mit     (Schauspieler, Musiker und Moderator)
20.000 Sitzplätzen in der Rekordzeit von   und bekennender Grand Prix Fan.
50 Tagen gebaut. Eingeweiht wurde die      Musikalisch lieferten sich die ESC-
Arena mit dem U17-Ländermatch              Größen Johnny Loga, Katja Ebstein, Mary
                                      -13-
EURO BOAT – ein Fan Event der Spitzenklasse auf dem neuesten Partyschiff.
     Mit jeder Menge Spass und Musik wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert

Roos, Nino de Angelo, Guildo Horn und       statt. Als Liveacts traten Igor Cukrov aus
Ingrid Peters einen Schlagabtauch auf       Kroatien (ESC 2009), die Gruppe WIND
höchstem Niveau. Dazu wurden sie vom        aus Deutschland (ESC 1985, 87 und 92)
großen WDR Rundfunkorchester beglei-        auf. Weiters heizte Nicki French aus
tet. Ein Leckerbissen nicht nur für Song    Großbritannien (ESC 2000) die sowieso
Contest Fans.                               schon tolle Stimmung noch weiter auf.
Gelungen war auch die »Euro Boat«.          Uns so feierten und tanzten über 1000 Be-
Damit fand erstmalig ein offizieller        sucher bis in die frühen Morgenstunden.
Eurovision Fan Club Event auf dem Rhein     Doch die Hauptrollen dieser zwei Wochen
statt. An Bord des MS RheinFantasie, dem    spielten natürlich die beiden Semifinales
neuen Event-Schiff der KölnDüsseldorfer,    und das große Finale am Samstag Abend.
hieß die »EuroBoat« alle ESC-Begeister-     Bereits am Dienstag Abend beim ersten
ten willkommen. An Bord traf rheinische     Halbfinale in der sehr beeindruckenden
Feierfreude auf die einzigartige Atmos-     EspritArena konnte man erahnen was sich
phäre des Eurovision Song Contest und       beim Finale am Samstag abspielen würde.
präsentierte dabei allen Fans und Gästen    Für uns Österreicher kam der große
die     beeindruckende     Kulisse    der   Moment am Donnerstag mit Nadines
Rheinmetropole Düsseldorf vom Wasser        Antreten. Merklich mehr Zuschauer und
aus. Das Event fand in Kooperation mit      ein Meer aus rot-weiß-roten Fahnen ließ
den deutschen Fanclubs Eurovision Club      eine Gänsehautstimmung aufkommen wie
Germany e.V. und OGAE Germany e.V.          ich sie noch selten erlebte. Und als am
                                       -14-
Startreihenfolge Finale

Ende des Abend endlich das Kuvert mit         teten die drei durch die Show und die
ÖSTERREICH geöffnet wurde, war der            Stunden vergingen wie im Flug.
Jubel – nicht nur im Österreich Corner –      Wie immer war für jeden Geschmack
grenzenlos. Anschließend konnten wir uns      etwas dabei. Kürzeste Röcke, nackte Six-
auf der Österreich Party die von der Öster-   Packs, Windmaschinen, Sandreliefs,
reichischen Handelskammer organisiert         zerberstende Glasscheiben, Möchtegern-
wurde (war genauso langweilig wie es          Opernsänger, schräge Töne und Auftritte
klingt), beruhigen.                           oder unsere große Ballade, die leider nicht
Ja und dann kam der Abend auf den ein         so weit vorne landete wie wir gehofft hat-
jeder Fan ein Jahr lang hinfiebert. Und es    ten.    Mit     dem      Siegersong     aus
war ein Abend der Superlative.                Azerbaidschan konnten alle mehr oder
Ein besonderer Gag waren die mit              weniger gut leben. Der zweite Platz von
Perücken verkleideten Lenas die zur           Italien war da für viele schon eine größere
Eröffnung der Show ihren Siegersong von       und positive Überraschung. Das – wie
2010 auf der Bühne zum Besten gaben.          immer – überaus faire deutsche Publikum
Besonders hervorheben muss man die            ging bei jedem Song mit und bei Lenas
Moderatoren Judith Rakers, Stefan Raab        Auftritt kochte die Halle förmlich über.
und allen voran die großartige Anke           So gesehen würde ich mich sehr freuen
Engelke. Ich kann nur sagen Danke Anke!       wenn Deutschland bald wieder ein Finale
Mit viel Witz und Humor und vor allem         ausrichtet, denn besser geht’s nicht.
sich selbst nicht so ernst nehmend, gelei-    Text: Michael Weymayer, Fotos: Stefan Ball
                                          -15-
Österreich beim
Song Contest 2011
Düsseldorf, Donnerstag 12.Mai 2011 kurz       Nachdem Nadine in den Proben bisher
nach 23:00 Uhr. Der Umschlag mit dem          immer überzeugend gesungen hatte und
sechsten Finalisten aus dem zweiten           alles was vor dem Finale mit einer rot-
Halbfinale wird geöffnet und das rot-         weiß-roten Fahne (was wirklich nicht nur
weiße Fahnenmeer des dänischen                Österreicher waren) rumlief Zuspruch
Fanblocks bricht in Jubelstürme aus.          erhielt, waren die Erwartungen dieses Jahr
Direkt dahinter sitzen die österreichischen   auch entsprechend hoch. Nur: nach einem
Fans und denen wird immer mulmiger.           fehlerfreiem weiteren Auftritt von Nadine
Nur noch vier Finaltickets sind zu verge-     am entscheidenden Samstag Abend, blieb
ben. Der »Außenseiter« Moldawien hat          der erhoffte Punkteregen aus. Insgesamt
schon einen Finalplatz belegt, dafür wur-     reichten die zusammengesammelten 64
den die ehemalige Gewinnerin Dana             Punkte gerade mal zu Rang 18 unter 25
International oder starke Kontrahenten        Finalteilnehmern. Österreich hatte schon
wie Schwedens »Popular« noch nicht auf-       einmal das Pech trotz einer ziemlich
gerufen. Doch schon als nächstes Land         hohen Punktzahl relativ schlecht platziert
verkündet Anke Engelke AUSTRIA und            zu sein. 1995 reichten die 67 gerade ein-
die rot-weiß-rote Eurovisionsseele wurde      mal für Platz 13, während 2001 Platz 8
erlöst. Was schon fast als unmöglich galt     damit drin gewesen wäre.
wurde war: nach 2004 endlich wieder im        In den letzten vier Jahren wäre man im
Finale. Das war in diesem Moment so viel      Finale mit der Punktzahl 64 auch immer
Wert wie ein Sieg.                            zwei bis vier Plätze weiter oben gelandet.
                                         -16-
Auf      der    anderen      Seite   hätten   Der niedrig ausgefallene Sieg und das
Aserbaidschan 221 Punkte seit Einfüh-         dicht gefasste Endergebnis dieses Jahr
rung der Halbfinals, also seitdem immer       war ein Ergebnis dessen, dass es keinen
mindestens 36 Teilnehmer abstimmten, nie      eindeutigen Favoriten gab, das Finalfeld
zu einem Sieg geführt. Selbst 1994 und        einigermaßen ausgeglichen besetzt und
1997, als je nur die 25 Teilnehmer            sich Europa bei der Abstimmung so unei-
abstimmten, hätte das bestenfalls nur zur     nig wie selten war. Am häufigsten erhielt
Silbermedaille gereicht. Im Schnitt bekam     hier Schweden Punkte, nämlich aus 32
der Sieger vom Kaukasus nur 5,26 Punkte       Ländern, dann erst kommen Aserbaid-
von jedem der 42 Nichtgewinner und das        schan und Italien mit 30 Einzelwertungen,
ist der niedrigste Wert seit Einführung des   gefolgt von Großbritannien, das aber nur
jetzigen Wertungssystems anno 1975.           Rang 11 belegte. Österreich belegt bei die-
Dahinter folgen Griechenland 2005 (6,05),     ser     Zählweise      zusammen        mit
Deutschland 2010 (6,47) und Russland          Griechenland und Frankreich Platz 9; acht-
2008 (6,48). Zum Vergleich: den höchsten      zehnmal standen diese drei jeweils in den
Wert erzielte hier bisher das Vereinigte      Wertungsrängen. Sieben Länder, die höher
Königreich 1976 mit 9,65 Punkten je           platziert sind, wurden mindestens einmal
anderem Teilnehmer. Auch Deutschland          weniger bepunktet. Es kam also auch
1982, das Vereinigte Königreich 1997,         besonders auf die Höhe der einzelnen
Norwegen 2009 und Irland 1994 kommen          Wertungen an; zum Vergleich: Dänemark
hier noch auf Werte von über 9,4.             kam mit 19 Wertungen auf Platz 5.
                                         -17-
Die Höchstwertung »12 Punkte« erhielten      geworden, während die Juries Nadine mit
gleich 20 der 25 Finalisten, so viele wie    145 Punkten auf Platz fünf sahen.
nie zuvor. Unter anderem hieß es fünfmal     Kurioserweise führte die Eurovisions-
Bosnien-Herzegowina, viermal Italien,        arithmetik dazu, dass ausgerechnet die
dreimal Aserbaidschan und zweimal            beiden Beiträge aus Island und Litauen
Schweden. Und erfreulicherweise auch         die Plätze (19, 20) tauschten, bei denen sie
einmal »Austria, twelve points«. Das hör-    sich platzierungsmäßig einig waren. Die
ten wir zwar auch in der Vergangenheit       Musikexperten in den Juries wirbelten das
schon (neun)mal, aber noch nie zuvor gab     Televotingergebnis dieses Jahr also
es die Höchstwertung aus Deutschland,        gewaltig durcheinander.
das dieses Jahr obendrein auch noch          Ist das Ergebnis also wirklich so enttäu-
Titelverteidiger und Gastgeber war.          schend wie es auf den ersten Blick
Alleine dieses Novum können sich             erscheint? Andere gefühlte Dauerfinalis-
Nadine und Thomas Rabitsch schon als         ten wie Armenien oder die Türkei sind ja
kleinen Erfolg anrechnen.                    sogar im Halbfinale hängen geblieben.
Auf der anderen Seite täuscht der relativ    Das Halbfinale hat Österreich mit 69
komfortable Punktevorsprung von 32           Punkten auf Platz sieben von 19
bzw. 36 Punkten vor den Zweit- und           Bewerbern gemeistert, sogar knapp vor
Drittplatzierten Italien und Schweden        dem Rekordgewinner Irland mit den
einen ungefährdeten Sieg vor. Aserbaid-      hochgehandelten Zwillingen. Und dass
schan gewann zwar das Televoting, aber       Österreich ins Finale sollte, darin waren
auch nur mit 223 Punkten und zwei            sich Tele- und Juryabstimmung einig.
Punkten Vorsprung vor Schweden. Italien      Beim Televoting wären wir auf Platz 10
erreichte hier nur 99 Punkte und Rang 11.    zwar nur noch so durchgerutscht, während
Der Rückkehrer gewann aber die               die Juries wieder gnädiger waren und
Jurywertung mit 251 Punken deutlich vor      Platz vier als angemessen ansahen.
Aserbaidschan mit 182 Punkten.               Außerdem: dreimal im Halbfinale antre-
Schweden schaffte hier nur 109 Punkte        ten und davon einmal ins Finale kommen
und Rang 9. Die Kaukasier profitierten       (1/3), es gibt auch hier schlechtere
also davon, dass sich die Masse der          Quoten. Auch hier zum Vergleich: zum
Abstimmenden und die Juries dieses Jahr      Beispiel Andorra (0/6), Belgien und
nicht wirklich einig waren. Auch bei eini-   Bulgarien (1/7), Niederlande (1/8), aber
gen Teilnehmern zeigte sich das, zum         auch noch andere.
Beispiel bei Dänemark (TV 18, Jury 3),       Insgesamt ist das Team aus Österreich mit
Slowenien (22/4), Russland (8/25) und        Platz 18 unter 43 Bewerbern also nicht abge-
nicht zuletzt bei Österreich. Nach           stürzt, es hat im Gegenteil viel Anerkennung
Televoting wären wir vor der Schweiz         und Respekt erfahren und sich insgesamt
gerade mal Vorletzter mit 25 Punkten         wirklich achtbar geschlagen.      Stefan Ball
                                        -18-
Ergebnis Finale 2011

             Gesamtergebnis              Televoting      Jurywertung
Platz        Punkte Land                 Platz Punkte    Platz Punkte

        1         221Aserbaidschan            1    223       2      182
        2         189Italien                 11     99       1      251
        3         185Schweden                 2    221       9      106
        4         159Ukraine                  4    168       7      117
        5         134Dänemark                18     61       3      168
                      Bosnien-
         6        125 Herzegowina             6    151      11       90
         7        120Griechenland             3    176      14       84
         8        119Irland                  10    101       6      119
         9        110Georgien                 7    138      16       79
        10        107Deutschland              9    113      10      104
        11        100Großbritannien           5    166      22       57
        12         97Moldau                  12     98      15       82
        13         96Slowenien               22     39       4      160
        14         85Serbien                 13     89       8      111
        15         82Frankreich              15     76      11       90
        16         77Russland                 8    138      25       25
        17         77Rumänien                14     79      13       86
        18         64Österreich              24     25       5      145
        19         63Litauen                 20     55      20       66
        20         61Island                  19     60      19       72
        21         57Finnland                21     47      17       75
        22         53Ungarn                  17     64      21       60
        23         50Spanien                 16     73      24       38
        24         44Estland                 23     32      18       74
        25         19Schweiz                 25      2      23       53
                                      -19-
Ergebnis Halbfinale 1

             Gesamtergebnis                 Televoting      Jurywertung
Platz        Punkte Land                    Platz Punkte    Platz Punkte
         1        133Griechenland              1      154       8       74
         2        122Aserbaidschan             2      124       2      109
         3        103Finnland                  3      111       5       86
         4        100Island                    6       79       3      104
         5         81Litauen                  11       52       1      113
         6         74Georgien                  5       90      13       51
         7         72Ungarn                    8       73      10       65
         8         67Serbien                  13       42       4      102
         9         64Russland                  4       93      16       31
        10         55Schweiz                  12       45       7       76
        11         54Armenien                  7       75      15       33
        12         54Malta                    18       24       6       84
        13         47Türkei                   10       54      12       58
        14         47Albanien                 13       42      11       61
        15         41Kroatien                 16       32      14       49
        16         34San Marino               19        8       8       74
        17         30Norwegen                  9       56      17       29
        18         22Portugal                 15       39      19        6
        19         18Polen                    17       25      18       13

                                     -20-
Ergebnis Halbfinale 2

         Gesamtergebnis            Televoting     Jurywertung
Platz    Punkte Land               Platz Punkte   Platz Punkte
        1     155Schweden              1    159       3       99
        2     135Dänemark              4    115       2      129
        3     112Slowenien             7     68       1      146
        4     111Rumänien              3    121       5       85
                  Bosnien-
         5    109 Herzegowina           2   131      11          65
         6     81Ukraine                5    91       7          76
         7     69Österreich            10    52       4          95
         8     68Irland                 6    78      10          66
         9     60Estland               13    46       6          83
        10     54Moldau                 8    61      13          53
        11     53Belgien               12    50       8          71
        12     48Bulgarien             14    43      12          59
        13     48Slowakei              16    40       8          71
        14     45Weißrussland           9    54      15          38
        15     38Israel                11    51      16          36
        16     36Mazedonien            17    33      14          47
        17     25Lettland              14    43      19          11
        18     16Zypern                18    23      17          24
        19     13Niederlande           19    17      18          22
                                -21-
ESC-Internet-
Berichte 2011
Und jetzt: Kreuzigt sie!
Sie hat mehr gegeben, als sie musste. Sie hat sich für dieses Land gequält, um
unsere Hoffnungen zu erfüllen. Sie hätte es einfacher haben können, doch sie
hat den schweren Weg gewählt. Gebt Lena Meyer-Landrut endlich, was sie
verdient: Das Bundesverdienstkreuz.
Sie hat es hinter sich, und sie hat Glück gehabt.
Platz zehn beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf ist das denkbar beste
Ergebnis für Lena Meyer-Landrut: Wäre sie nicht in den Top Ten oder gar im
letzten Drittel des Teilnehmerfeldes gelandet, wäre pseudomitleidige Häme
über die junge Sängerin hereingebrochen: von »Lenas Tränen« hätten wir
dann lesen dürfen, vom »Absturz einer Angehimmelten«, vom »peinlichen
Pop-Flop«. Und selbstverständlich wäre auch die alte Diskussion wieder auf-
geflammt, ob diese Frau überhaupt singen kann. Von ihrem Englisch ganz zu
Schweigen.
Noch schlimmer als das wäre nur ein Sieg gewesen. Deutschland nochmal im
La-La-Lena-Taumel, verdammte Axt, das hätte man doch im Kopf nicht aus-
gehalten – am wenigsten wohl Meyer-Landrut selbst.

Schmacht-Pop schlägt Bürstenkopf
Gewonnen haben den Eurovision Song Contest nicht die favorisierten
Bürstenköpfe oder Heldentenöre, sondern der beste Song aus Aserbaidschan.
Zu den Siegern zählt auch der NDR – die Mission ESC-Erneuerung ist gelun-
gen.
www.derspiegel.de
                                     -22-
Taken by Baku
Auch das große Finale von Düsseldorf war rundum gelungen und konnte auch
beim Publikum zuhause punkten: 13,83 Millionen Zuschauer sahen das Finale
in Düsseldorf, das war nach NDR-Angaben ein Marktanteil von 49,3 Prozent.
Nur im vergangenen Jahr saßen in Deutschland noch etwa 900 000 Menschen
mehr vor dem Fernseher. Damit war der diesjährige Grand Prix der dritterfolg-
reichste der vergangenen 25 Jahre. Nur im Lena-Jahr 2010 und im Guildo-
Horn-Jahr 1998 sahen mehr Menschen zu. Zugleich war der Düsseldorfer
Grand Prix das meistgesehene Fernsehprogramm dieses Jahres. Kein Wunder,
dass Thomas Schreiber, ARD-Teamchef für den »Eurovision Song Contest«
sagte: »Auf nach Baku - wir wollen uns den Pokal zurückholen!«

Der Erfolg hatte sicherlich auch etwas mit den Moderatoren zu tun, auf jeden
Fall mit Anke Engelke. Sie war so gut wie immer und damit die herausragen-
de Gastgeberin Deutschlands. Besser kann man eine solche Show nicht mode-
rieren. Auch Stefan Raab lief endlich zu einer – seiner – Höchstform auf, und
bei der »Nachrichtensprecherin« Judith Rakers schien ein Knoten geplatzt zu
sein. Fast konnte man meinen, sie habe Spaß am Moderieren gefunden.
Allerdings durfte sie auch bei einem der schönsten Momente des Abends im
Mittelpunkt stehen: »Mrs. Rakers, tear down this wall«, rief Stefan Raab sei-
ner Kollegin in Anlehnung an den berühmten Satz des amerikanischen
Präsidenten Ronald Reagan vor 23 Jahren an der Berliner Mauer zu.
Dass die Gewinner Ell & Nikki der Green-Room-Beauftragten Judith Rakers
nach der Punktevergabe einfach davon liefen, damit hätten die Verantwortli-
chen eigentlich rechnen können. Bei der Generalprobe hatten die vermeintli-
chen Sieger, einige freiwillige Helfer spielten nur zu gerne die Statisten, noch
brav gewartet, bevor sie gemessenen Schritts die Treppen hinab und die Stufen
zur Bühne wieder hinauf gingen, angeleitet von – Judith Rakers. Das sympa-
thische Duo aus der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku aber kannte kein
Halten. Die beiden rannten ihrer Trophäe entgegen, als befürchteten sie, ein
anderes Land könnte ihnen den Sieg doch noch streitig machen.
www.faz.de
                                     -23-
1. Der Unterhaltungsdino lebt
2. Deutschland kann Show
3. Anke Engelke im Moderations-Olymp
4. Düsseldorf in einer Liga mit Oslo und Moskau
5. Lena hat es allen gezeigt
6. Zwei sympathische Sieger
7. Hoffnung für die Grand-Prix-Zukunft Deutschlands

Das trällernde Sommermärchen
Am Ende gewann dann doch wieder eine ziemliche Schnulze; aber immerhin
gab es eine recht breite stilistische Vielfalt, vom fürchterlich x-beliebigen spa-
nischen Urlaubsliedchen, über schmetternden Tenorgesang, verrückten molda-
wischen Rock bis zu Jazz aus Italien. Auch Lenas »Taken by a stranger« konn-
te sich sehen lassen, war für diese Art Show aber vermutlich etwas zu sperrig
und zu wenig herzenswarm. Ein paar Ohrwürmer – etwa »Lipstick« von den
hibbeligen irischen Zwillingen »Jedwards« – waren dabei, aber es gab auch
Pseudo-Gothic oder Lieder, bei denen vor allem die fliegenden Fönwellen der
Sängerinnnen überzeugten.
www.stern.de

Psychedelischer Pomp
Groß geplant, groß gespielt, groß gewonnen: Beim Eurovision Song Contest
siegt Grabbeltisch-Pop aus Aserbaidschan – vor allem aber die schwindelerre-
gend perfekte Show. Und Lena? Die erreicht ihr selbstgestecktes Ziel um
Haaresbreite.
Auf die Höchstwertung Douze Points kam Lena mit ihren Silberfischchen
nicht ein einziges Mal. Mit gerade mal 107 Punkten wurde sie Zehnte in einem
Feld von 25 und erreichte damit so gerade noch das von ihr selbst gesteckte
Klassenziel. »Top Ten wäre schön«, hatte sie vorher gesagt und damit den
Erwartungsrahmen bewusst weit gesteckt.
                                       -24-
Im Fernsehinterview redet Lena nach der großen Show wie ein Politiker nach
einer Wahl. »Es geht mir phantastisch«, sagt sie. Sie sei zufrieden und super-
happy. Was man halt als Medienprofi so sagt, wenn man es gerade vor 13,83
Millionen Zuschauern nur mit Ach und Krach über die Fünfprozenthürde
geschafft hat und erkennen muss, dass man mit Unterkühltheit beim traditio-
nell auf Gefühlsbombast angelegten ESC kaum weit kommt
www.sueddeutsche.de

Sieg der beeindruckenden Durchschnittlichkeit
Den 56. Eurovisions-Gesangswettbewerb gewann Ell/Nikki, ein ungleiches
Duo aus Aserbaidschan, vor Italien und Schweden. Österreichs Kandidatin
Nadine Beiler klatschte auf dem 18.Platz auf.
Jetzt maulen wieder alle. Die ehemaligen Sowjetrepubliken hätten sich gegen-
seitig den Goder gekrault, die Skandinavier gepackelt, die Balkanbewohner
einander völlig ungeniert die Punkte zugeschanzt. Und Österreich? Wegen des
sich schon abzeichnenden Unheils wurde doch tatsächlich die Tradition lust-
voll gelebter Intimfeindschaft mit Deutschland gebrochen. Fette zehn Punkte
wurden über die Nordgrenze geschickt. Und die Deutschen praktizierten eben-
falls Höflichkeit gegen den Feind. Zwölf Punkte für Nadine Beilers leicht ver-
zitterte Performance, da war so mancher Song-Contest-Aficionado sprachlos.
Dass sowohl Portugal wie Frankreich Spanien mit Höchstwertungen eindeck-
ten, hatte tiefere Gründe. Pauschaltourismusclub-Diseuse Lucia Pérez attak-
kierte mit »Que Me Quiten Lo Bailado«. Das sich so harmlos gebende
Liedchen war von ideologischer Brisanz. Übersetzt trällerte Pérez nämlich:
»Ich hatte Spaß, was kümmert mich der Rest«. Da war sie wieder, die Idee des
Südens: faulenzen, schön sein und sich erotisch ganz viel umtun. Das war gar
nicht mehrheitsfähig. Drittvorletzter Platz.
www.diepresse.at

                                                             Dietmar Dellanoi
                                     -25-
ESC-Medien-
Berichte 2011
Der Standard:
Ann and Pat schämen sich fremd
Immerhin aber wurde mit dieser – gemeint ist die Ballade aus Aserbaidschan –
aus der Hitparade der mittleren 1970er-Jahre ins Heute gebeamten
Schmachtschnulze der alte und vom Untergang bedrohte Trash-Faktor des
ESC hochgehalten.
Österreich erreichte mit Nadine Beiler und ihrer nicht und nicht im Gedächtnis haf-
ten bleibenden Whitney-Houstonerei »The Secret Is Love« den verdienten 18. Platz.

                                          -26-
Kurier:
Kleines Licht, großes Interesse
Ell und Nikkis verwechselbares Pop-Liebeslied »Running scared« war in
einem favoritenfreien Jahr wohl der kleinste gemeinsame Nenner. Die
Wasserleiche des Abends: Deutschlands blass geschminktes Fräulein Lena
wurde – u. a. mit zehn Punkten aus Österreich – auf Platz zehn gewählt.

Gute Unterhaltung (Kommentar):
Beim Song Contest geht es genauso wenig ums Singen, wie es bei »Dancing
Stars« ums Tanzen geht. Beides sind einfach Fernsehshows, die ihr Publikum
unterhalten sollen. Und wie jeder, der schon einmal zugeschaut hat, weiß,
kann ein schlechtes Lied viel unterhaltsamer sein als ein gutes (und ein
schlechter Tänzer viel unterhaltsamer als ein guter).

Die Presse (vor dem ESC):
L’Europe, douze points
Der Songcontest hat wahrscheinlich mehr für die Einigung Europas getan als
fünfzehn Rettungsschirme und 597 Direktiven der EU-Kommission zusam-
men. Und so können Sie heute wählen zwischen dem Tzatziki-Rap aus
Griechenland, der »Kechtup-Song«-Coverversion aus Spanien, den Klaus-
Nomi-Zwillingen aus Irland, den Sieben Zwergen aus Moldawien, den drallen
Backgroundsängerinnen aus Slowenien, der Celine Dion aus Ungarn, der Lena
aus Deutschland und der männlichen Nicole aus Finnland.
Leider nicht mehr zur Verfügung stehen: die Black-Eyed-Peas aus Lettland,
die bulgarische Pink, die Waka-waka-Girls aus Norwegen, die Arbeiterbrigade
aus Portugal und jene weißrussischen Sängerinnen, die von Alexander
Lukaschenko anscheinend gezwungen wurden, »I love Belarus« zu singen
(und das gar nicht einmal schlecht).

                                   -27-
VN (vor dem ESC):
»Stefan Raab hat den Song Contest entstaubt«
Kritik übt (George) Nussbaumer am Wahlsystem – es sei undurchsichtig und
manipulierbar. Besonders gute Chancen räumt der Musiker in diesem Jahr der
Schweizer Vertreterin Anna Rossinelli mit ihren eingängigen Song »In love
for a while« ein. Auch bei Lena »müsste Platz drei drein sein.«
Nadine Beilers Song hält er für konservativ und gleichzeitig gewagt: »Das
Lied beginnt a capella – da muss jeder Ton getroffen werden.«

VN(Das i-Tüpfle)
I ha vom EuroWischnKontescht uf a Sepp Forcher umgschalta. Döt ischt alls
echt.

                                 -28-
Tiroler Tageszeitung:
Kein Sieg nach Punkten
Und auch die deutsche Medienlandschaft wollte nicht ganz verstehen, warum
das »kleine Mädchen mit der großen Stimme und der historischen Frisur« nur
vom Gastgeberland mit zwölf Punkten belohnt worden war. »Das habt ihr
nicht verdient«, tröstete dann auch gegen zwei Uhr Früh ein quirliger Reporter
aus Köln die etwas betrübt dreinblickende Österreich-Fanecke.

Beim Song Contest herrscht selten europäischer Einklang
Es loht sich, dabei zu sein, Flagge zu zeigen, sein Bestes zu geben und für sein
Land Sympathiepunkte zu sammeln. Wer hätte gedacht, dass plötzlich ganz
Europa auf Deutschland fliegt? Lena Meyer-Landrut machte es möglich – mit
Natürlichkeit und Frische. Prädikate, die auch auf Nadine Beiler zutreffen,
doch Österreich muss sich wohl erst wieder in die Eurovisions-Familie
zurückkämpfen. Zu oft hatte man den Event belächelt und durch den Kakao
gezogen – das spricht sich herum.
                                                               Dietmar Dellanoi

                                       -29-
Unser Lieblings

          Anlässlich des letzten Clubtreffens am
          22. Oktober 2011 wurde auch der
          Lieblingssong des OGAE Austria ermit-
          telt. Besonders stolz sind wir darauf,
          dass Malena Ernman, die 2009
          Schweden beim ESC mit »La Voix” ver-
          treten hat, an diesem Abend bei uns weil-
          te und auch an der Wertung teilgenom-
          men hat. Sie schien den Abend sehr zu
          geniessen und gab sich sehr auskunfts-
          freudig und gesellig.
          Wir bedanken uns bei Manfred Wally,
          der den Kontakt hergestellt hat und
          Malena in bewährter Weise betreut hat.
          Ein großer Dank auch an Werner

       -30-
song 1956-2000

Hinterer, der wie immer die Technik an           6. Frida Boccara, Un Jour, Un Enfant
diesem Abend fest im Griff hatte.                7. Abba, Waterloo
                                                 8. Natasha St. Pier, Je N´Ai Que Mon Àme
Hier das Ergebnis in Titeln ausgedrückt:         9. Carola, Invincible
1. Patricia Kaas, Et S´ill Fallait Le Faire      10. Vania, Senhora Do Mar
2. Danijela, Neka mi ne svane                    11. Carola, Främling
3. Celine Dion, Ne partez pas sans moi           12. Mary Roos, Aufrecht gehen
                                                 13. Anne-Marie David, Tu Te Reconnaîtras
                                                 14. Marie Myriam, L´oiseau Et L´enfant
                                                 15. Vicky Leandros, Apres toi
                                                 16. Isabel Conde, Vuelve Conmigo
                                                 17. France Gall, Poupée De Cire, Poupée De Son
                                                 18. Wencke Myhre, Ein Hoch der Liebe
4. Maribelle, Ik hou van jou                     19. Sergio Dalma, Bailar pegados
5. Mia Martini, Rapsodia                         20. Gigliola Cinquetti, Non ho l´étà
                                              -31-
Hanne Krogh (von den
La det swinge ... la det
Norwegen,    Trondheim,         Rockheim M.T.: Wie kommt es, dass Sie nahezu per-
Museum (06.11.2011)                        fekt Deutsch sprechen?
                                           H.K.: Teilweise habe ich Deutsch schon in
Markus Tritremmel: Sehr geehrte Frau der Schule unterrichtet bekommen, teil-
Krogh, ich bin sehr erfreut, Sie heute als weise habe ich die Sprache dann nach
Überraschungsgast bei der Verleihung der unserem Sieg mit »La det swinge« als
Norwegischen        »Hall    of    Fame«- »Bobbysocks« (Anm.: Platz 1 mit 123
Auszeichnungen zu treffen.                 Punkten beim Eurovision Song Contest in
Hanne Krogh: Ja, ich halte die Laudatio Göteborg 1985) sehr gut brauchen und
für Wencke Myhre, die ja eine der fünf auch üben können.
PreisträgerInnen sein wird. Ich denke M.T.: Sie haben ja insgesamt drei Mal bei
auch, dass ich ihr damit eine große Freude der Eurovision teilgenommen. Gehen wir
machen kann, und ich habe natürlich auch in das Jahr 1971 zurück. Sie sangen –
sofort zugesagt, hierher zu kommen.        weniger erfolgreich – von der Bedeutung
                                           des Glücks im Alltagsleben (Anm.:
                                           »Lykken er«, nur Platz 17 von 18
                                           Teilnehmern mit 65 Punkten).
                                           H.K.: Ja, sagen wir mal so, geschadet hat
                                           mir der Auftritt zumindest nicht. Über-
                                           haupt muss man sagen, dass in Norwegen
                                           schlechte       Platzierungen       beim
                                           Eurovisionswettbewerb leichter hinge-
                                           nommen werden, weil wir eben so oft ganz
                                           hinten lagen. So hat es einem Jahn Teigen
                                           auch nicht geschadet, keinen einzigen
                                           Punkt zu erhalten (Anm.: mit dem Titel
                                           »Mil etter mil« 1978).
Hanne Krogh beim spontanen Interview       Ich kann mich übrigens auch noch sehr gut
mit Markus Tritremmel                      an die deutsche Version von »Lykken er«

                                       -32-
Bobbysocks)
rock´n´roll!
er« erinnern, die dann ja trotzdem veröf-
fentlicht wurde und nur »Glück« betitelt
wurde. … (beginnt zu singen)

Glück ist immer wo du bist
Weil das Glück so einfach ist
Glück ist nicht Millionen besitzen, die dir
nichts nützen
Glück ist für dich viel mehr
Glück ist wenn ein Lied erklingt
Glück ist wenn ein Vogel singt
Glück ist miteinander zu lachen, lustig
sich machen
Alles ist Glück für dich
Komm und schau dich nur um
Auf der Welt sind tausend schöne Dinge
ausgestellt
Sie gehören dir, wenn’s dich freut
Dein Glück ist doch nur eine Kleinigkeit
Usw. usw. (lacht)                             Bezaubernde Hanne unterm Schirm beim
M.T.: Wow, der Text sitzt ja noch immer,      ersten Antreten im Jahr 1971
als wäre der Titel erst gestern aufgenom-
men worden.                                   H.K.: Das war nicht gerade meine eigene
H.K.: Gelernt ist eben gelernt. So sagt       Idee, aber da ich sowieso schon einen hin-
man doch, oder?                               teren Startplatz zugelost bekommen hatte,
M.T.: Wie kam es dazu, dass Sie die           wollte man mich eben besonders in Szene
ganze Zeit Ihres Auftritts einen              setzen – und zwar mit besagtem Schirm.
Sonnenschirm als Utensil auf der Bühne        Es dürfte die Idee von Arne Bendiksen
in Dublin benutzten?                          (Anm.: Bendiksen hatte jahrelang das
                                         -33-
Eurovisionsgeschick Norwegens gelenkt         lichkeit, da sich ja sowieso Misserfolg an
und vor allem seine beiden Schützlinge        Misserfolg – betreffend die norwegischen
Wencke Myhre und Kirsti Sparboe zu            Teilnahmen beim Grand Prix – gereiht
beträchtlichem Starruhm verholfen.)           hatte. Uns war die Konkurrenz sehr egal,
gewesen sein, der ja selber viel Erfahrung    was doch sehr bemerkenswert war.
mit dem Bewerb an sich besaß.                 Wir sollten schlussendlich auch Recht
M.T.: Und wer war 1971 Ihr persönlicher       behalten, indem wir beide Deutschland
Favorit?                                      die höchsten Siegeschancen einrechneten.
H.K.: Also, für mich hätte es nur eine        »Für alle« von der Gruppe »Wind«, eine
Siegerin gegeben: … Katja Ebstein mit         wunderschöne Melodie, wurde dann auch
»Diese Welt«. Severine war schon auch in      nur knapp von uns geschlagen.
Ordnung, aber ihr Lied (Anm.: »Un banc,       M.T.: Was passierte unmittelbar nach
une arbre, une rue«) hatte wohl keine         dem Sieg?
großartige Botschaft. – Ganz im               H.K.: Glauben Sie mir, die Resonanz in
Gegensatz zum deutschen Beitrag!              unserer Heimat hier war gewaltig. Noch
M.T.: Wer war denn dann 1985 im               heute wissen die Leute, wo sie an jenem
Vorfeld für Sie persönlich der größte         Abend waren, als Norwegen endlich zum
Konkurrent?                                   ersten Mal siegreich in der Eurovision
H.K.: Im Großen und Ganzen waren              war.
Bettan (Anm.: Elisabeth Andreassen) und       M.T.: Es ist auch bemerkenswert, dass
ich relativ entspannt. Es gab ja keinerlei    Sie und Elisabeth Andreassen, obwohl
Druck seitens der norwegischen Öffent-        Sie sich dann bereits nach drei Jahren

1985 gemeinsam mit Elisabeth Andreassen beim größten Erfolg als Bobbysocks

                                       -34-
beruflich wieder trennten, immer noch ab       H.K.: Lassen wir das lieber. (lacht) …
 und zu gemeinsam Konzerte geben und            Okay, wir wussten schon, dass wir nicht
 sichnoch immer blendend verstehen. Ist         um den Sieg mitkämpfen, dafür war die
 das nur mein Eindruck, den ich in Oslo         Konkurrenz – allein schon durch Carola
 während der Austragung des Eurovision          aus Schweden (Anm: der dritte schwedi-
 Song Contest 2010 bekommen habe, oder          sche Sieg mit »Fångad av en stormvind«)
 ist da wirklich noch immer dieselbe            – zu groß.
 Harmonie von 1985 zwischen Ihnen bei-          M.T.: Frau Krogh, vielen Dank für das
 den zu spüren?                                 spontane Interview, und ich wünsche
 H.K.: Durch den Sieg mit »La det swin-         Ihnen noch einen schönen Abend und
 ge« bin ich mit Bettan sowieso ein Leben       eine gelungene Laudatio hier in
 lang mehr oder weniger verbunden – ob          Trondheim.          Markus Tritremmel
 ich nun will oder nicht.
 Und es ist nun mal eine Tatsache, wir ver-
 stehen uns noch immer prächtig. Das ist
 auch keine Selbstverständlichkeit nach all
 den Jahren im Showgeschäft!
 M.T.: Und 1991 waren Sie wieder mit
 dabei, diesmal als eines der vier
 Gruppenmitglieder von »Just 4 Fun«.
 Was versprachen Sie sich von dem Titel
 »Mrs. Thompson«.

und 2010 verstehen sie sich noch immer gleich gut (anlässlich des ESC in Oslo)

                                         -35-
Engelbert - Love
Englands letzte große
Die Beatles waren verstört: Elf Singles         er den vollen Namen offiziell nicht füh-
hatten sie in Folge auf Platz eins der briti-   ren. Die Erben des Komponisten
schen Charts platziert, die zwölfte schei-      Engelbert Humperdinck hatten ihm die
terte an einem »komischen Kerl« mit             Verwendung des Künstlernamens gericht-
deutschem Namen.                                lich untersagt, zumal keinerlei verwandt-
Ein ähnliches Husarenstück wie es               schaftliche Beziehungen bestehen.
Engelbert Humperdinck 1967 mit dem              Engelberts Vater diente in der britischen
Schmachtsong »Please, Release Me«               Armee in Indien, das damals zum
schaffte, erhoffen sich die britischen          Britischen Empire gehörte, und war im
Eurovision-Song-Contest-Strategen von           damaligen Madras stationiert, als Arnold
dem Schnulzen-Veteran in Baku im Jahre          George Dorsey (der spätere Engelbert)
2012. Engelbert soll die Niederlagenserie       1936 als eines von zehn Geschwistern
britischer Interpreten beim Eurovision          geboren wurde. Mitte der 1940er Jahre
Song Contest endgültig beenden.                 zog die Familie wieder in das Vereinigte
Engelbert Humperdinck heißt mit bürger-         Königreich, genauer gesagt nach
lichem Namen Arnold Dorsey. Er hatte            Leicester um. Bereits mit elf Jahren
anfangs seiner Karriere in den Sechziger        begann Engelbert das Saxophonspiel zu
Jahren den Namen des berühmten deut-            erlernen und stellte so sein musikalisches
schen Komponisten der Spätromantik, der         Talent unter Beweis.
für seine Märchenoper »Hänsel und               Er arbeitete zunächst in einer Fabrik in
Gretel« weltberühmt ist, angenommen,            Leicester. Mit 17 Jahren nahm er in einem
weil er schlichtweg fand, dass er lustig        Pub an einem Gesangswettbewerb teil und
klingt. Der Anlass für die Wahl dieses          präsentierte sich dabei als Imitationstalent.
Namens war somit nicht dessen                   Mitte der 1950er Jahre siedelte er in die
Berühmtheit, sondern die Skurrilität des        Vereinigten Staaten. Nach seiner endgülti-
Namens an sich.                                 gen Umbenennung begann Engelberts
Anmerkung am Rande: In Deutschland,             imposante Weltkarriere, die bis heute
wo er seit jeher nur unter dem                  anhält. Immerhin erhielt Engelbert bislang
Künstlernamen »Engelbert« auftritt, darf        68 Goldene und 26 Platin-Schallplatten.
                                           -36-
will set you free
Hoffnung?

Im Jahr 1973 trat er in einer Fernseh-     Version des Nummer-1-Hits »You're My
Showreihe – einer britisch-deutschen       Heart, You're My Soul« von Modern
Koproduktion – zusammen mit Marlène        Talking. Dieser Titel wurde jedoch nicht
Charell (die bis heute unvergessene        als Single ausgekoppelt. Als Singles
Moderation des Grand Prix 1983 in          erschienen von diesem Album »Red
München durch Marlène Charell ist bis      Roses For My Lady«, »Only A Lonely
heute – an Pannen – unerreicht) auf.       Child« und »I Wanna Rock You In My
Im Jahr 1983 sah man ihn in der Serie      Wildest Dreams«. Die Zusammenarbeit
»Fantasy Island«, wo er den schüchternen   mit Dieter Bohlen war – trotz des Erfolges
Sänger Bob Smith spielt. Im Jahr 1989      – nach nur einem Album beendet.
nahm Engelbert, der in den 1980er-Jahren
mit Jack White zusammenarbeitete, das      Engelbert beim Eurovision Song
Album »Ich denk an dich« mit Dieter        Contest 2012:
Bohlen auf. Engelbert sang auch eine       Obwohl Engelberts letzter Top-Ten-Hit in
                                      -37-
Engelbert nämlich bereits 76 Jahre alt
                                           sein.
                                           Das Lied, das Engelbert am 26. Mai in der
                                           aserbaidschanischen Hauptstadt Baku zu
                                           Besten geben wird heißt: »Love will set
                                           you free«. Der Komponist ist Sacha
                                           Skarbek, der auch schon erfolgreich mit
                                           James Blunt zusammengearbeitet hat.
                                           In Engelberts Trophäenschrank stehen –
                                           wie bereits zuvor erwähnt – 68 goldene
                                           und über 26 Platin-Schallplatten sowie ein
                                           Golden Globe. Er hat über die Jahre mehr
                                           als 150 Millionen Platten verkauft. Allein
                                           sein Superhit »Release Me« – die Easy-
                                           Listening-Version eines alten Country-
                                           Songs – verkaufte sich zu besten Zeiten
                                           85.000 Mal am Tag. Dass er durchaus
                                           noch up-to-date sein kann, bewies er mit
                                           dem Stück »Lesbian Seagull« – als
Mit17 startete Engelberts Karriere mit der Titellied für den Film der Comic-Kultserie
Teilnahme an einem Gesangswettbewerb       »Beavis and Butt-Head«. Und auch dafür
                                           erhielt er Platin!      Markus Tritremmel
Großbritannien nun 42 Jahre zurückliegt,
hat Engelbert seine Karriere nie beendet.
Dass der Vater von vier Kindern und
Großvater von neun Enkeln sich im hohen
Alter von 76 Jahren nochmals in einen so
großen Wettbewerb, wie die Eurovision,
stürzt, wurde in Großbritannien dennoch
als große Überraschung gewertet.
»Ich bin aufgeregt und bereit, loszule-
gen«, sagte der in Indien geborene Brite,
nachdem er von der BBC bei einem inter-
nen Entscheid ausgewählt worden war.
Eine öffentliche Abstimmung wie in frü-
heren Jahren hat es diesmal nicht gegeben.
Engelbert ist somit der direkte Nachfolger
der Boyband »Blue«, die im vergangenen
Jahr für Großbritannien mit dem Beitrag
»I can« den etwas bescheidenen Platz elf
belegt hatte. Er wird der älteste
Soloteilnehmer sein, der jemals in einem
Grand-Prix-Finale stand – am Abend des In den 80er Jahren arbeitete Engelbert mit
Eurovision Song Contest in Baku wird Jack White und Dieter Bohlen zusammen
                                        -38-
OGAE International
Was bedeutet OGAE? Ausgeschrieben heisst das l’ORGANISATION
GÉNÉRALE DES AMATEURS DE L’EUROVISION. Und was war OGAE
International bisher? Überall im Eurovisionsgebiet haben sich im Laufe der
Zeit Song-Contest-Fan-Vereine gegründet. Der erste entstand 1984 in
Finnland und über 30 weitere folgten dem bis heute; es gibt sogar einen »Rest
of the World«, der für all die Länder von Island bis Australien zuständig ist, in
denen es keinen eigenen Club gibt, neuerdings auch wieder für den Libanon,
dessen Club sich mangels eigener Teilnahme (seit dem gescheiterten Versuch
2005 gibt es dort wohl keine Ambitionen mehr) und Mitglieder vor kurzem
aufgelöst hat. OGAE Austria wurde 1999 in Wien registriert und hat momen-
tan über 140 Mitglieder.
Einen richtigen Dachverband für all diese Vereine unterschiedlichster
Rechtsform gab es bisher aber nicht. Die Vereinspräsidenten oder deren
Vertreter trafen sich einmal jährlich am jeweiligen Austragungsort und ent-
schieden über verschiedenste Punkte. Dazu gab es einen gewählten Sekretär,
quasi einen Chefkoordinator. Da dies alles aber eben ohne einen richtig offi-
ziellen Rahmen ablief, wurde bereits vor ein paar Jahren beschlossen eine
richtige Dachorganisation mit einem festen Statutenwerk auszuarbeiten, um
nach außen geschlossen auftreten zu können.
In Düsseldorf lag dies dann vor und wurde beschlossen. Der nächste Schritt
war dann die Registrierung. Die erfolgte am 12. Juli 2011 in der
Polizeipräfektur von Paris unter dem Namen »l’ORGANISATION
GÉNÉRALE DES AMATEURS DE L’EUROVISION INTERNATIONAL«,
kurz OGAE International. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 26 der bisheri-
gen Clubs, die sich gemeldet hatten, als Mitglieder registriert. OGAE Austria
gab seine Anmeldung urlaubsbedingt dann am 22. Juli ab. Wir werden dann
wohl im September zusammen mit ein paar anderen Vereinen, z. B. dem por-
tugiesischem, offiziell als Mitglied in Paris eingetragen werden.
                                       -39-
Je Land kann nur ein Verein Mitglied werden. Bevor diese Regelungen schon
vor Jahren für den bisherigen Dachverband eingeführt wurde, gab es nur zwei
Länder mit zwei Clubs, Dänemark und Deutschland. Die dänischen haben
aber inzwischen fusioniert, so dass Deutschland das einzige Land mit zwei
OGAE International-Mitgliedern ist. Nur OGAE Poland kann nicht beitreten,
was aber am nationalen Recht liegt, wird von den bisherigen Aktivitäten (z. B.
Second Chance Contest oder Vergabe des Fankarten-Kontingents) bestimmt
nicht ausgeschlossen werden.
Geführt wird der Verband von einem gewählten Verband; das Präsidium setzt
sich seit der Wahl in diesem Sommer wie folgt zusammen:

Präsidentin:
Maiken Mäemets (Finnland)
Sekretär:
Alexandros Liapis (Griechenland)
Schatzmeister:
Mathieu Kroon Guitiérrez (Frankreich/Spanien)
ordentliche Mitglieder:
Miran Cvetko (Slowenien)
Adrian Refalo (Malta)
Stellvertreter
Simon Bennett (Vereinigtes Königreich)
Klaus Woryna (Deutschland)

OGAE Austria dankt dem neuen Präsidium für ihr Engagement und wünscht
viel Erfolg bei der Arbeit.

                                                      René Kern, Stefan Ball
                                    -40-
Grand Prix
    d’Autriche
Wie bereits seit Mitte der 90er Jahre wurde auch 2011 der traditionsreiche Club-
Wettbewerb Grand Prix d’Autriche ausgetragen. Dabei kann jedes Clubmitglied ein
Lied seiner Wahl (Ausnahme: es darf kein Eurovisionslied oder eine Coverversion
eines Eurovisionsliedes oder ein bereits
eingereichter Beitrag in den Bewerb
gesendet werden).
Ihr      findet      die     komplette
Wettbewerbshistorie auch auf unserer
Homepage www.ogae-austria.at. Hier
könnt ihr mittels einer tollen
Suchfunktion ganz einfach sehen, ob ein
Lied bereits eingereicht wurde und wer
die erfolgreichsten Teilnehmer bisher
waren.

Grand Prix d’Autriche 2011

Das Voting zum Grand Prix d’Autriche 2011 war doch recht eindeutig, konnten sich
der Platz 1 (»Maledetta Primavera« gesungen von Loretta Goggi, eingereicht vom
Grazer Markus Tritremmel) und Platz 2 (»Keep smiling« von Wencke Myhre, einge-
reicht von Peter K. Seibold aus Stuttgart) mit deutlichem Abstand zu den übrigen
Liedern am Wertungstableau absetzen.
Beide Erfolgsnummern des diesjährigen Wettbewerbes sind übrigens Kompositionen
des San Remo Festivals der 80er Jahre, denn auch hinter Wencke Myhres Beitrag
versteckt sich der Italo-San-Remo-Schlager »Non voglio mica la luna« von
Fiordaliso.
Bemerkenswert war, dass nur zwei Beiträge (von 26 Titeln im Finale) vergeblich auf
die begehrten 8, 10 oder 12 Punkte warten mussten.
16 Lieder und damit eindeutig über 50% der eingereichten Titel bekamen schlussend-
lich zumindest einmal die Top-Wertung 12. Der Siegertitel 2011 »Maledetta
Primavera« wurde insgesamt viermal mit der Höchstpunkteanzahl 12 bewertet, wei-

                                       -41-
tere sieben Titel erhielten zwei Mal die Top-Wertung, und acht weitere Teilnehmer
bekamen immerhin einmal die 12 Punkte zugewiesen.
Interessanterweise wurde der drittplatzierte Titel im Endrang (»Aber die Liebe
                                           bleibt« von Nana Mouskouri, einge-
                                           reicht von Friederike Kern aus Graz)
                                           kein einziges Mal von den Teilnehmern
                                           auf Platz 1 gesetzt.

Das Endresultat des Grand Prix d'Autriche 2011 nach 26 Wertungen:

Rang    Teilnehmer        Interpret      Song                                Pkt
01      Markus Tritremmel Loretta Goggi  Maledetta Primavera                 143
02      Peter Seibold     Wencke Myhre Keep Smiling                          102
03      Friedericke Kern Nana Mouskouri Aber die Liebe bleibt                77
04      Roland Putz       Elisa Tovati &
                          Tom Dice       Il nous faut                        67
05      Bernd Wochele Siw Malmkvist Nur die Zeit hat Zeit                    66
06      René Kern         Carmela Corren Have You Ever                       66
07      Christian Weiss Helene Boksle &
                          Kurt N.        Ge meg handa di venn                65
08      Sascha Mutavdzic Wynonna Judd I Will Testify To Love                 61
                                       -42-
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