MV Forstkammer & FFH-Sammel
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
E 3044 E Mitgliederzeitschrift der Forstkammer Baden-Württemberg e. V. 2 / 2018 FFH-Sammel- MV Forstkammer & Sonderteil Berichte verordnung für BW FORST live aus FBGs & Co.
:LUVLQGGDEHL Stand: S3.29 Stand: S3.35 Frei- gelände Mitte Stand: M4.21 Stand: BA1.51 Stand: BA1.57 Stand: M4.51 Stand: BA1.65 Frei- & W5.09 gelände Baden-Arena Freigelände Nord West Stand: N2.30 Stand: W5.84 Stand: N2.10 Stand: BA1.32 © Messe Offenburg
EDITORIAL Resilienz in Wald und Forst FORSTPOLITIK Zu Guttenberg: Neue Bundes- regierung muss sich für Stärkung klar wäre, dass es zukünftig ausschließ- der Waldbewirtschaftung stark machen 4 lich trockener wird, wäre der Umbau mit trockenheitsresistenten Baumarten aus- Weitere Ergebnisse aus den Sitzungen des Lenkungsaus- reichend, um die Wälder zu klimastabil schusses 5 zu machen. Da aber noch nicht sicher Kommentar zu den Ergebnissen I N H A LT ist, wie sich die Niederschläge zukünf- des Lenkungsausschusses 7 tig genau verteilen und welche sonsti- Gemeinsames Positionspapier von gen Folgen noch eintreten (Schädlinge), LBV, BLHV und Forstkammer zum Thema Förderung 8 ist die Baumartenmischung die erfolg- versprechendere Alternative. Dann kann Verordnungen für die FFH-Gebiete in Baden-Württemberg – Das sich der Wald anpassen und bleibt ins- Beteiligungsverfahren beginnt gesamt erhalten. am 9. April 9 Was für Wälder gilt, kann auch für Kommentar zu den forstliche Organisationen eine durchaus FFH-Sammelverordnungen 11 sinnvolle Strategie sein – gerade für die HOLZMARKT forstlichen Strukturen heute in Baden- Rundholzmärkte im Südwesten Württemberg. Mit dem Ende der Einheits- von Sturmkalamitäten unbeein- forstverwaltung steuert die Forstwirtschaft druckt 12 hierzulande auf eine Situation zu, die es Langholztransport – neuer Resilienz – so heißt seit einiger Zeit ein so noch nicht gegeben hat. Schließlich ist Lösungsansatz – Umsetzbarkeit Zauberwort für dauerhaft erfolgreiche diese Organisationsform älter als das Bun- noch offen 13 Strukturen und Systeme in den unter- desland selbst. Die weitere Entwicklung DER FORSTBETRIEB schiedlichsten Bereichen. Im Gegensatz entscheidender Rahmenbedingungen ist Der neue Leitplankenprotektor 13 zur Resistenz, der Fähigkeit sich gegen- damit unklar: wie werden der Holzmarkt Interview zur Sicherheitsfäll- über äußeren Einfluss unantastbar zu und die Holzkunden auf die Veränderun- technik mit der DGUV 17 machen, geht es bei der Resilienz dar- gen reagieren; wer wird zukünftig wel- Die richtige Fällhilfe 20 um, sich an Veränderungen anzupas- che Dienstleistungen anbieten und zu sen, ohne das eigene Wesen aufzugeben. welchen Preisen; welche Kooperations- VERBANDSGESCHEHEN Im Wald spielt Resilienz bei der An- modelle werden sich durchsetzen? Auf Sitzung des Forstkammer-Ausschus- passung an den Klimawandel eine gro- der Suche nach der richtigen forstlichen ses am 20. 02. 2018 22 ße Rolle. Wälder sollen sich an den Klima- Organisationsstruktur sollte daher eine Anpassungen des Forstkammer- wandel anpassen und gleichzeitig Wald Eigenschaft besonders beachtet werden: Mitgliedsbeitrags 22 bleiben. Junge Wälder sind in der Regel die Beweglichkeit – bzw. die Flexibilität, Mitgliederversammlung der Forstkammer 23 resilienter als alte Wälder. Standortge- sich an neue Herausforderungen und bis- rechte Bäume sind resilienter als solche, lang nicht absehbare Rahmenbedingun- Rege Diskussionen bei den ersten Kommunal.Wald.Gesprächen 24 die sich an einem bestimmten Fleck oh- gen anzupassen. Damit steigen die Chan- Forst live nehin schon nicht wohl fühlen. cen, dass das Wesen der Forstwirtschaft Experten stellen sich Ihren Fragen Die Resilienz erscheint besonders dann erhalten werden kann. rund um den Forstbetrieb 24 wichtig, wenn noch nicht klar ist, welchen BERICHTE AUS FBGS Einflüssen ein System in Zukunft ausge- Ihr setzt sein wird. Gegen einen klar defi- Jerg Hilt & CO. 26 nierten Störfaktor kann man sich wapp- Geschäftsführer KURZ UND BÜNDIG 32 nen und damit resistent machen. Wenn PERSÖNLICHES 33 TERMINE 34 NA SOWAS! 35 Frühjahrsgrün © Ulrike Staudt 2 / 2018 3
FORSTPOLITIK Bundespolitik Zu Guttenberg: Neue Bundesregierung muss sich für Stärkung der Waldbewirtschaftung stark machen Philipp zu Guttenberg, Präsident der AGDW – Die Waldeigentümer, for- derte, dass sich die neue Bundesre- gierung für eine Verbesserung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung in Deutschland stark macht. „Wer die Klimaschutz- und Nachhaltig- keitsziele ernsthaft umsetzen will, muss die Mobilisierung des Rohstof- fes Holz ganz oben auf die Agenda setzen“, sagte zu Guttenberg. Dazu zähle eine entschiedene Unterstüt- zung des Kleinprivatwaldes. Dieser mache das Gros der Waldbesitzer in Deutschland aus und stehe mit Blick auf das Kartellverfahren vor dem größten Strukturwandel seit Grün- dung der Bundesrepublik. ine gute Voraussetzung sei die neue E Spitze im Ressort Landwirtschaft: Zu Guttenberg freut sich darüber, dass © AGDW – Die Waldeigentümer mit Julia Klöckner eine kompetente und durchsetzungsfähige Fachministerin die- über eine große Expertise und großarti- Ein positives Signal sei, dass ein Kom- ses Ressort führen wird. „Aufgrund ih- ge Erfolge bei der nachhaltigen Bewirt- petenzzentrum Wald und Holz in den Koa- rer jahrzehntelangen politischen Erfah- schaftung und Pflege der Wälder“, sagte litionsvertrag von CDU, CSU und SPD auf- rung auf Bundes- und Landesebene und der AGDW-Präsident. Daher müssten die genommen wurde. Dieses Zentrum müsse als Winzertochter mit engem Bezug zum Waldeigentümer bei den Gesetzen einbe- jetzt mit Leben gefüllt werden. „Wir er- ländlichen Raum ist Frau Klöckner prä- zogen werden, die ihre Flächen betreffen. warten, dass die Stärkung und Förderung destiniert für dieses Ministerium“, sag- Das gelte auch für die Entschädigungs- der vielen Forstbetriebsgemeinschaften te der AGDW-Präsident. Darüber hinaus praxis beim Netzausbau: Auch hier müs- oberste Priorität in diesem Zentrum haben stehe sie mit ihrem Sachverstand und ih- se es zu einer Änderung bei den Rege- wird“, forderte zu Guttenberg. „Sie sorgen rem lebendigen Politikstil für den Gene- lungen kommen. „Wer über unsere Köpfe für die Wälder, und sie sind ein wichtiger rationenwechsel in der Bundesregierung. hinweg entscheidet, hängt den ländlichen Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor Zu den zentralen Forderungen des Ver- Raum ab“, sagte zu Guttenberg. Natur- auf dem Land.“ Vor dem Hintergrund des bandes zählt – so zu Guttenberg – ein Um- schutz und Energiewende dürften nicht Kartellverfahrens wird in Zukunft die in- denken bei der Naturschutzpolitik, die in weiterhin ohne Einbeziehung der betrof- direkte Förderung wegfallen. Daher wird den vergangenen Jahren im ländlichen fenen Bevölkerung ausgestaltet werden. eine direkte Förderung gebraucht, die zu Raum zu starken Kollisionen mit Wald- Zu Guttenberg hoffe, dass die neue Bun- einer Professionalisierung der Strukturen eigentümern und Landnutzern geführt desregierung an dieser Stelle einen Kurs- im Kleinprivatwald führt. hat. „Als Waldeigentümer verfügen wir wechsel vollzieht. AGDW – Die Waldeigentümer 4 2 / 2018
FORSTPOLITIK Forstneuorganisation in Baden-Württemberg Weitere Ergebnisse aus den Sitzungen des Lenkungsausschusses m 5. Februar und 12. März 2018 fan- perschaftswald wurden die Inhalte des Vergleichsfaktoren in Bezug auf die Flä- A den die dritte und vierte Sitzung des Lenkungsausschusses im Projekt Forst- staatlichen Betreuungsangebotes im Rah- men der Wirtschaftsverwaltung im Kör- che des Wirtschaftswaldes, den Hiebs- satz und weitere örtliche Einflussgrö- neuorganisation 2019 statt. „Wir sind ei- perschaftswald und der Betreuung im Pri- ßen, wie Laub- und Nadelholzanteile, nen guten Schritt vorangekommen. Die vatwald vorgestellt. Folgende Änderungen Zerstreutlage, Lage im Raum / Verdich- Inhalte des zukünftigen staatlichen Be- sind vorgesehen: Die Wirtschaftsverwal- tungsraum, Natura2000-Schutzgüter, treuungsangebotes und die Rahmenbe- tung soll Module umfassen (u. a. Holzver- Befahrbarkeit etc. hinsichtlich ihres Ar- dingungen für die Eigenbewirtschaftung kauf < 100 ha, Logistikdienstleistungen, beitsvolumens in einem engen Rahmen durch die privaten und kommunalen Wald- Vermarktung von Nebennutzungen, Be- objektiv vergleichbar. Die Flächengrößen besitzer zeichnen sich nun immer deutli- schaffungen etc.), denen Bezugsgrößen schwanken entsprechend zwischen rund cher ab. Die Forsteinrichtung im öffent- für die Abrechnung zu Gestehungskosten 13.000 und 20.000 ha forstlicher Betriebs- lichen Wald wird weiterhin das zentrale zugeordnet sind. Daran lehnt sich auch fläche (d. h. Wirtschaftswald, Nichtwirt- Instrument der Nachhaltigkeitssicherung die Betreuung im Privatwald an. Die In- schaftswald und Nicht-Holzbodenfläche), sein. Auch die AöR für die Bewirtschaf- halte der Privatwaldverordnung werden der Hiebssatz zwischen rund 83.000 und tung des Staatswaldes bekommt durch entsprechend der gegenwärtig geleisteten 150.000 Fm/Jahr. die Abgrenzung der Betriebsteile wei- Tätigkeiten erweitert und das Angebot ter Kontur“, sagte Minister Peter Hauk für die fallweise Betreuung auf Betriebs- Die vierte Sitzung des Lenkungsaus- MdL im Nachgang zur Februar-Sitzung. größen bis 500 ha ausgedehnt. schusses ergab folgende Ergebnisse: Folgende Ergebnisse wurden im Rah- 3. Gesetzliche Verankerung des Be- 1. Umsetzung der Eckpunkte zur men der dritten Sitzung erzielt: treuungsangebots Waldpädagogik Das im Baden-Württemberg-Modell vor- Die Waldpädagogik beruht bei der Anstalt 1. Standards der Forsteinrichtung: gesehene staatliche Betreuungsangebot des öffentlichen Rechts für den Staatswald Die inhaltlichen Standards der Forst- führt zu Änderungen des Landeswald- (AöR) und der Landesforstverwaltung einrichtung im Staats- und im Körper- gesetzes. So sind zum Beispiel die Tä- (LFV) auf einem gemeinsamen Bildungs- schaftswald sind gleich. Die Verfahren tigkeiten der früheren forsttechnischen verständnis. Maßgebliches quantitatives zur Sicherstellung des Standards kön- Betriebsleitung im hoheitlichen Bereich Ziel soll sein, dass künftig ein Drittel der nen sich jedoch unterscheiden. Die Pflicht und der forstlichen Betriebsleitung im Schüler/-innen in ihrem Schulleben durch für die Erstellung von Forsteinrichtun- wirtschaftlichen Bereich zu definieren. LFV und AöR die Möglichkeit erhalten, gen geht vom Land auf die Waldeigentü- Der jährliche Betriebsplan eines körper- zweimal an einer waldpädagogischen Ver- mer über, diese können neben dem Land schaftlichen Forstbetriebes soll zukünf- anstaltung und einmal an einem mehr- auch sachkundige Dienstleister mit der tig durch die untere Forstbehörde ge- tägigen Projekt teilnehmen zu können. Erstellung von FE-Werken beauftragen. nehmigt werden. Gleichzeitig soll eine Die im Ministerratsbeschluss vorgese- In Betrieben < 30 ha besteht zukünftig forstfachliche Beratung auch im körper- hene Stärkung der Waldpädagogik macht keine Verpflichtung mehr, eine Forstein- schaftlichen Waldbesitz erfolgen. Die Re- eine Steigerung der waldpädagogischen richtung anzufertigen und bei Betriebs- gelungen zu (gemeinschaftlichen) körper- Veranstaltungstage von derzeit rund 8.600 größen zwischen 30 und 100 ha kann der schaftlichen Forstämtern bedürfen einer auf zukünftig etwa 10.900 Tage im Jahr Forsteinrichtungszeitraum auf 20 Jahre weiteren Ausgestaltung. notwendig. verlängert werden. Im Körperschaftswald in Betrieben über 100 ha Größe soll eine 4. Abgrenzung der AöR-Betriebsteile 2. Übersicht zur Förderung in ande- Betriebsinventur als staatliche Aufgabe Auf der Lenkungsausschusssitzung vom ren Ländern und Stand des Beihil- durchgeführt werden, um auf der Grund- 20. Dezember 2017 wurde die Methode fe-Gutachtens lage dieser Daten eine unabhängige Prü- zur Abgrenzung von Betriebsteilen im Um einen bundesweiten Überblick über fung zur Nachhaltigkeitssicherung vor- Staatswald beschlossen. Das Ergebnis Fördermaßnahmen zu erhalten, wurde nehmen zu können. wurde nun vorgestellt (siehe Karte, S. eine entsprechende Abfrage in ande- 6). Bei der unterstellten Führungsspan- ren Ländern durchgeführt. Im Ergebnis 2. Wirtschaftsverwaltung im Kör- ne von 1 : 10 ergeben sich 21 Betriebs- ist festzuhalten, dass Baden-Württem- perschaftswald und Betreuung im teile, deren Grenzen sich maßgeblich an berg im bundesweiten Vergleich sehr Privatwald den Naturräumen 3. Ordnung orientie- gut aufgestellt ist und eine breite Palet- Ergänzend zur forstlichen Betriebsleitung ren. Die jetzt festgelegten Betriebstei- te an Fördertatbeständen abdeckt. Einen und zum forstlichen Revierdienst im Kör- le sind auf der Basis der beschlossenen Gemeinwohlausgleich als Anerkennung 2 / 2018 5
FORSTPOLITIK der besonderen Allgemeinwohlverpflich- FOKUS-Module gegen Entgelt an. Den 5. Nachhaltigkeitssicherung in der tung des Körperschaftswaldes gibt es unteren Forstbehörden, körperschaft- AöR nur in Bayern. lichen Forstämtern und Zusammen- Die Nachhaltigkeitssicherung von ForstBW In den Bereichen Beratung sowie Betreu- schlüssen, die auch hoheitliche Aufga- erfolgt heute auf der Grundlage des stra- ung des Körperschaftswalds gibt es bis- ben wahrnehmen, werden die Module tegischen Nachhaltigkeitsmanagements, lang allerdings keine direkte, sondern nur und Modulbestandteile für die hoheitli- der sogenannten SBSC (Sustainability eine indirekte Förderung, was mit Blick auf che Aufgabenerledigung kostenfrei zur Balanced ScoreCard). Die SBSC enthält den vorliegenden Beschluss des Oberlan- Verfügung gestellt. Module für die Be- 18 ökonomische, ökologische und sozia- desgerichts Düsseldorf in Frage gestellt treuung durch die unteren Forstbehör- le Ziele, die mit Indikatoren beschrieben ist. Um die hohen Standards der nachhal- den im Baden-Württemberg-Modell wer- werden. Die AöR wird auf diesen Grund- tigen multifunktionalen Waldbewirtschaf- den zu Gestehungskosten bereitgestellt. lagen aufbauen. tung in Baden-Württemberg aufrechter- Abrechnungsmodalitäten, Höhe der Ge- halten zu können, ist auch weiterhin eine stehungskosten für Drittkunden für die Die nächsten Sitzungen des Len- entsprechende Unterstützung der priva- Betreuung durch die untere Forstbehör- kungsausschusses finden wie folgt ten und körperschaftlichen Waldbesitzer den sowie die Forsteinrichtung werden statt: notwendig. Möglichkeiten hierfür werden derzeit ermittelt. • Dienstag, den 17. April 2018: Schwer- derzeit mit Unterstützung eines Rechts- punkte werden u. a. die Themen Perso- gutachtens zur Beihilfe ausgearbeitet. 4. Sachkundeanforderung für die nal-/Stellenbesetzungsverfahren und forstliche Betriebsleitung gesetzlichen Regelungen sein. 3. Konzeption zur IT-Trennung und Der Aufgabenkatalog für die zukünftige • Montag, den 11. Juni 2018: Soweit ge- IT-Dienstleistungen forstliche Betriebsleitung als wirtschaft- genwärtig absehbar, werden u. a. die Entsprechend der Eckpunkte zur Forst- licher Bestandteil der früheren forsttech- Einsatzmöglichkeiten für nicht in der neuorganisation wird die Informations- nischen Betriebsleitung wurde bereits Holzernte einsetzbare Forstwirte so- technologie (IT) für die AöR und die LFV im Lenkungsausschuss am 21. Dezem- wie das Arbeits- und Gesundheitsma- maßgeblich aus kartellrechtlichen Grün- ber 2017 vorgestellt. Für diese Tätigkeit nagement thematisiert. den getrennt. ist es erforderlich, die Sachkundeanfor- Die LFV bietet den langjährigen und derungen gesetzlich zu definieren. gekürzt aus: künftigen Drittkunden (körperschaftliche In diesem Punkt hat der Lenkungs- ForstBW – Interner Newsletter Zusammenschlüsse, kommunale / priva- ausschuss noch keine Einigung erzielen 01/2018 und 02/2018 te Forstbetriebe und Forsteinrichtungs- können. Das Thema wird auf der nächs- unternehmen) weiterhin die bewährten ten Sitzung erneut behandelt. Kommentar zu den Ergebnissen des Lenkungsausschusses angsam aber sicher wird das Bild wird, dann werden die Abläufe zumin- schon am Verhandlungstag am 10. Ap- L der zukünftigen Forststrukturen in Baden-Württemberg klarer. Die zahlrei- dest im ersten Schritt selten einfacher. Teilweise liegt die sich abzeichnende Re- ril 2018. Kaum klarer geworden sind in den vergangenen Wochen aber auch die chen Menschen, die derzeit mit viel En- gelungsdichte aber auch in einem aus- finanziellen Seiten der künftigen Struk- gagement und unter großem Zeitdruck geprägten Bedürfnis, auch in den zu- turen. Wieviel die Waldbesitzer zukünf- die Details der Forstreform erarbeiten, künftigen Strukturen den staatlichen tig für welche Leistungen zahlen müs- liefern Ergebnisse. Einfluss hoch zu halten. Durch hoheitli- sen und wie die Gemeinwohlleistungen Nicht jeder Beschluss des Lenkungs- che Kontrolle und Vorschriften, wie ins- gefördert werden, dazu fehlen weiter- ausschusses ist schon so konkret wie besondere der Körperschaftswald zu or- hin die entscheidenden politischen Be- beispielsweise die Vorstellungen zur ganisieren ist, soll der Wald vor Schaden schlüsse. Das betrifft alle Waldbesitzer Forsteinrichtung im Körperschaftswald. bewahrt werden. Es bleibt nur zu hoffen, und nicht zuletzt die kleinen. Ganz egal, Und nicht alle Vorschläge aus dem Re- dass die Wälder künftig auch tatsächlich wer sich zukünftig um die enorm gro- formprozess überzeugen bislang mit noch bewirtschaftet und nicht nur noch ße Gruppe der Klein(privat)waldbesit- dem gleichen Maß an Praktikabilität. verwaltet werden. zer kümmern wird, Umfang und Kosten Das liegt teilweise an den Rahmenbe- Einige wichtige Teile des oben genann- der Dienstleistung werden unmittelbar dingungen. Wenn eine Organisation in ten Bildes verbergen sich noch hinter ei- von der staatlichen Kofinanzierung ab- mindestens zwei (Anstalt öffentlichen nem dichten Schleier. Das betrifft zum ei- hängen. Wenn der Politik die Unter- Rechts und Landesforstverwaltung), ggf. nen immer noch die zulässigen Grenzen stützung der Waldbesitzer tatsächlich auch deutlich mehr (private und kom- staatlicher Dienstleistungen im Wald. Hier wichtig ist, dann wird es Zeit, bei den munale Bewirtschaftungs- und Ver- wird hoffentlich der Bundesgerichtshof Finanzen Farbe zu bekennen. marktungsorganisationen), aufgeteilt bald für Klarheit sorgen, vielleicht sogar Forstkammer 2 / 2018 7
FORSTPOLITIK Gemeinsames Positionspapier von LBV, BLHV und Forstkammer zum Thema Förderung ie Förderung des Privatwaldes wird band in Baden-Württemberg (LBV) und in einem Positionspapier die Politik auf, D in Zukunft eine zentrale Rolle bei der Unterstützung der Waldbesitzer sein. dem Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) fordert die Forst- im Zuge der Forstreform die Weichen für eine unbürokratische und sinnvolle För- Gemeinsam mit dem Landesbauernver- kammer Baden-Württemberg deshalb derung zu stellen: Sicherstellung der Waldpflege im Privatwald nach der Forstreform Gemeinsames Forderungspapier der Forstkammer Baden-Württemberg, des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg und des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes zur künftigen Ausgestaltung der Förderung des Privatwaldes in Baden-Württemberg. Die Umsetzung der politischen Zusage ei- • Die Förderung dient der Qualitätssi- tungen (EU-notifiziert und kartell- ner direkten Förderung des Privatwaldes cherung, d. h. der Privatwaldbesit- rechtskonform). als Kompensation der wegfallenden insti- zer kann so kostengünstig qualifi- tutionellen Förderung (zusätzlich zu der ziertes Personal mit der Waldpflege 2. Für Kleinprivatwald zwischen 2,5 ha bereits vorhandenen Förderung im Wald) beauftragen. bis zu 200 ha direkte Förderung al- hat praxisnah und effizient zu erfolgen. ler Maßnahmen der Waldpflege. Der Ziel der Förderung ist es, eine Vernach- • Gefördert werden alle Maßnahmen der Privatwaldbesitzer beantragt ent- lässigung der Waldpflege und damit auch Waldpflege sowohl in Eigenleistung weder die Förderung direkt oder per der Waldwege zu verhindern, die auch die als auch durch qualifizierte Dienst- Sammelantrag über Forstbetriebs- Erholungsnutzung der Wälder nachhaltig leister. gemeinschaften. Die Umsetzung beeinträchtigen würde. Sie dient damit der geförderten Waldpflegemaß- dem Gemeinwohlausgleich für öffentli- • Antragsberechtigt sind sowohl der nahmen erfolgt in Eigenleistung che Leistungen des Privatwaldes, auch einzelne Privatwaldbesitzer als auch oder über entsprechend qualifizier- im Rahmen des Betretungsrechtes. Das Forstbetriebsgemeinschaften. Nur te Dienstleister. Fördervolumen muss sich an dem Um- durch einen niederschwelligen Zu- fang der bisherigen institutionellen För- gang zu dieser Förderung wird sie 3. Werden vom Privatwald über die derung (zuletzt für die Betreuung insge- beim Klein- und Kleinstprivatwald Waldpflege und Bewirtschaftung samt mindestens 39 Mio €) orientieren. Akzeptanz finden. Dazu muss der An- hinaus weitere Standards eingefor- tragsaufwand aus Sicht der Waldbe- dert, müssen diese auch projektbe- I. Fördergrundsätze sitzer und nicht aus Sicht der Verwal- zogen zusätzlich gefördert werden. tung so gering wie möglich gehalten (Zusätzlicher Gemeinwohlausgleich) • Nur derjenige, der seinen Wald be- und auf die sonst übliche Vorgehens- – Beispiele: Erhöhung des Totholz- wirtschaftet oder bewirtschaften weise bei Förderanträgen verzichtet anteiles, Artenschutzmaßnahmen lässt, hat Anspruch auf die neue werden. oder besondere Erholungseinrich- Förderung. tungen. • Unabhängig von der Förderung ist die • Die direkte Förderung setzt Anrei- umfassende und kostenlose Offizial- 4. Gewährleistung und Förderung des ze und unterstützt die Waldbesitzer beratung jedes Privatwaldbesitzers vergünstigten Zugangs der Privat- deshalb dabei, ihre Wälder dauer- weiterhin zu gewährleisten. waldbesitzer zur forstpraktischen haft zu bewirtschaften, auch um die Aus- und Fortbildung in staatlichen o. g. Gemeinwohleffekte zu erzielen. II. Umsetzung der Förderung Ausbildungseinrichtungen zur Si- Analog zur bisherigen institutionel- cherstellung des hohen Niveaus in len Förderung sind darüberhinaus- 1. Für Kleinstprivatwald bis 2,5 ha der Waldbewirtschaftung in Baden- gehende Bewirtschaftungsinhalte (Stichtag 01. 01. 2018) gibt es wei- Württemberg. Gegenstand ergänzender Förder- terhin eine institutionelle Förderung programme (z. B. Waldbiotoppflege) durch subventionierte Dienstleis- 8 2 / 2018
FORSTPOLITIK Verordnungen für die FFH-Gebiete in Baden- Württemberg – Das Beteiligungsverfahren beginnt am 9. April Zum Schutz der Fauna-Flora-Habi- tat-Gebiete (FFH-Gebiete) erlässt das Land Baden-Württemberg Rechtsver- ordnungen. Ziel des Verordnungs- verfahrens ist die rechtsverbindli- che Abgrenzung der FFH-Gebiete im Maßstab 1 : 5.000 sowie die Festle- gung der Erhaltungsziele für die be- treffenden Lebensräume und Pflan- zen- und Tierarten. Beides wird durch Sammelverordnungen der vier Re- gierungspräsidien erfüllt werden. Im Rahmen des Verfahrens werden weder neue FFH-Gebiete ausgewie- sen noch sogenannte Ge- und Verbo- te formuliert. Im Zuge der öffentli- chen Auslegung können betroffene Bürgerinnen und Bürger Anregun- gen und Bedenken vorbringen. Vertragsverletzungsverfahren der EU Die Europäische Kommission fordert, die Ausweisung der gemeldeten FFH-Gebie- te als besondere Schutzgebiete (Artikel 4 Abs. 4 der FFH-Richtlinie). Sie hat des- halb im Jahr 2015 gegen Deutschland und andere Mitgliedsstaaten ein sogenann- Buchen-Laubbaum-Mischwald auf der Ostalb. Der Erhalt einzelner Bäume mit Höhlen, Spalten tes „Vertragsverletzungsverfahren“ ein- und Totholz in der Krone (sog. Habitatbäume) ist Bestandteil des FFH-Erhaltungsmangements. © FVA, 2015 geleitet. Die nun eingeleitete rechtliche Sicherung ist Voraussetzung dafür, dass die Europäische Kommission das Vertrags- ken jeweils eine separate Sammelverord- Neue Verpflichtungen oder verletzungsverfahren gegen Deutschland nung erlassen. Dabei werden die im Maß- Einschränkungen sind nicht einstellt. Bei einer Fortführung des Ver- stab 1 : 25.000 festgelegten FFH-Gebiete zu erwarten tragsverletzungsverfahrens drohen eine in den Maßstab 1 : 5.000 übertragen. Da- Verurteilung durch den Europäischen Ge- mit verbunden ist die Anpassung der Au- Wichtig ist, dass die FFH-Verordnungen richtshof und damit erhebliche Strafzah- ßengrenzen an vorhandene Schutzgebiets- zu keiner Verschärfung der bestehenden lungen und eine Blockade von EU-Agrar- grenzen und nachvollziehbare Linien wie Regelungen zu den FFH-Gebieten und und Strukturfördermitteln, also auch die Flurstückgrenzen und Wege. Berücksich- damit zu keinen zusätzlichen Verpflich- Blockierung von Finanzmitteln in der ers- tigt werden auch klar erkennbare Struk- tungen für die betroffenen Bürgerinnen ten und zweiten Säule der Agrarförderung. turen in der Landschaft wie Wasserläufe und Bürger führen, die über die bereits oder Waldränder sowie die natürliche Aus- seit Jahren bestehenden Anforderungen Grenzen werden konkretisiert, dehnung der Lebensräume. Mit der Präzi- des Bundesnaturschutzgesetzes hinaus- Erhaltungsziele festgelegt sierung soll die Auffindbarkeit im Gelände gehen. Denn das Verschlechterungsver- erleichtert und somit die Rechtssicher- bot und die FFH-Verträglichkeitsprüfung Um die Forderung der Kommission auch heit erhöht werden. Zum anderen werden (§§ 33, 34 und 36 Bundesnaturschutzge- in Baden-Württemberg zu erfüllen, wer- die Erhaltungsziele für alle FFH-Lebens- setz) sind bereits geltendes Recht. Auch den die vier Regierungspräsidien für die räume und für die Tier- und Pflanzenar- bei der Bewirtschaftung von FFH-Lebens- FFH-Gebiete in ihren Regierungsbezir- ten der einzelnen FFH-Gebiete festgelegt. raumtypen oder Lebensräumen für FFH- 2 / 2018 9
FORSTPOLITIK Arten waren die nunmehr aufgenommenen Erhaltungsziele bislang schon zu beach- FFH-Gebiete – Hintergrund ten. Weitergehende Ge- und Verbote sind in den FFH-Verordnungen nicht enthalten. Die Staaten der Europäischen Union ha- räume und Arten in den FFH-Gebiete ben sich bereits im Jahr 1992 mit der erhalten werden. Innerhalb der FFH-Ge- Zudem gilt: FFH-Richtlinie die Erhaltung der bio- biete liegen rund 270.000 Hektar Wald, • Die bisherige land-, forst- und fische- logischen Vielfalt in Europa zum Ziel das sind 11,6 % der Gesamtwaldfläche. reiwirtschaftliche Nutzung im Rahmen gesetzt und den Aufbau eines zusam- Schutzgüter sind zum einen zahlrei- der guten fachlichen Praxis ist weiter- menhängenden Netzes europäischer che Tierarten wie z. B. Spechte, Eulen, hin möglich, wenn sie dem günstigen Schutzgebiete angestoßen. Seit 25 Jah- Amphibien, Fledermäuse oder Holzkä- Erhaltungszustand nicht entgegensteht. ren sichert die Richtlinie den Bestand fer. Hinzu kommen sogenannte ‚Lebens- • Im Rahmen der FFH-Verordnungen unseres ökologischen Kapitals und un- raumtypen‘ innerhalb und außerhalb des werden weder neue FFH-Gebiete aus- serer schönen Landschaften und Arten. Waldes wie beispielsweise Buchen- und gewiesen noch bestehende FFH-Ge- Die Europäische Kommission hat die Eichenwälder, Mähwiesen, Fließgewäs- biete um neue Gebietsteile erweitert. FFH-Gebiete 2007 festgelegt. Das Land ser oder Moore. • Erhaltungsmaßnahmen sind nicht Ge- muss nun dafür sorgen, dass die Lebens- genstand der FFH-Verordnungen. Sie sind Gegenstand der Management- pläne. und Anregungen und Bedenken vorge- • auf den Internetseiten der Regierungs- bracht werden. Hierzu werden die Verord- präsidien veröffentlicht und Anregungen und Bedenken nungsentwürfe einschließlich der dazuge- • bei den Naturschutzbehörden der hörigen Anlagen im Zeitraum vom 9. April Stadt- und Landkreise elektronisch Im Zuge der öffentlichen Auslegung kön- 2018 bis 8. Juni 2018 zur Einsichtnahme bereitgestellt. nen die Verordnungsentwürfe und deren • bei den Regierungspräsidien während Anlagen (Karten mit den Gebietsabgren- der Sprechzeiten in Papierform öffent- Im Rahmen der Internet-Präsentation zungen und Erhaltungsziele) eingesehen lich ausgelegt, der Regierungspräsidien können Beden- Connecting Global Competence online Ticket . Bis n kaufe paren. %s zu 30 st.com/ r interfo ket tic INNOVATIONEN FÜR FORST UND TECHNOLOGIE 18. – 22. Juli 2018, Messe München 13. Internationale Leitmesse für Forstwirtschaft und Forsttechnik mit wissenschaftlichen Veranstaltungen und Sonderschauen interforst.com
FORSTPOLITIK ken und Anregungen auch online, unter gensätzliche Interessen darstellen. Den rer Gebietsteile über die konkretisierten https://ffh-bw.de, vorgebracht werden. Waldbewirtschaftenden wird eine zen- Gebietsgrenzen hinaus. trale Rolle eingeräumt, die für sie rele- Zum anderen wurden gemeinsam mit Rolle der unteren Forstbehörden vanten FFH-Erhaltungsziele aufzugreifen der Naturschutzverwaltung die Erhal- und von ForstBW und umsichtig in ihrer Betriebsführung tungsziele zu den FFH-Lebensraumtypen zu berücksichtigen. und -arten im Wald erarbeitet. Im Fokus Baden-Württembergs Wälder sind auf- Der Landesbetrieb Forst Baden-Würt- lagen hierbei die naturschutzfachlichen grund ihrer Großflächigkeit, ihrer hohen temberg (ForstBW) begleitet vor diesem Voraussetzungen zum Erhalt der Schutz- natürlichen Vielfalt und naturnahen Be- Hintergrund die FFH-Verordnungen kon- güter, dies aber auch mit Blick auf die In- wirtschaftung Lebensraum und Rück- struktiv und war sowohl bei der Konkre- tegrierbarkeit der Ziele in die betrieblichen zugsstätte für zahlreiche Tier- und Pflan- tisierung der Gebietsabgrenzungen als Abläufe der Waldbewirtschaftung. Kom- zenarten. Drei Viertel der Waldfläche wird auch bei der Erstellung der Erhaltungs- munale wie auch private Waldbesitzende daher als naturschutzrelevant eingestuft ziele mit Waldbezug beteiligt. können auf das Beratungs- und Betreu- (LUBW 2015). In enger Verzahnung mit Der besondere Fokus hinsichtlich der ungsangebot von ForstBW zurückgreifen. dem Offenland bildet der Wald einen, das Abgrenzung lag auf der Festlegung von ganze Land überziehenden Lebensraum- im Gelände leicht auffindbaren Gebiets- Weitere Informationen verbund. In Baden-Württemberg gibt es grenzen. Dies führt zu einer leichteren aktuell 212 FFH-Gebiete. Es überrascht Handhabbarkeit in der täglichen Praxis Die Internetauftritte der Regierungspräsi- nicht, dass rund zwei Drittel der Fläche und zu mehr Rechtssicherheit für die dien gehen detailliert auf alle dargestell- dieser Gebiete bewaldet sind. Dies zeigt, Waldbesitzenden. Die Konkretisierung ten Aspekte ein. Die Informationen sind dass die bisherige multifunktionale Wald- der Gebietsgrenzen ist als Fortsetzung abrufbar unter https://ffh-bw.de. bewirtschaftung zu ökologisch wertvol- des bekannten Vorgehens bei der Erstel- len Wäldern geführt hat. lung der Managementpläne für FFH-Ge- Carsten Hertel, Natura 2000 löst sich bewusst von dem biete zu verstehen. Der Prozess führt zu Referent für Landespflege am Gedanken, dass der Schutz der Natur keiner Neuausweisung von FFH-Gebie- Ministerium für Ländlichen Raum und und die Landnutzung von Grund auf ge- ten und zu keiner Neuaufnahme weite- Verbraucherschutz Baden-Württemberg Kommentar zu den FFH-Sammelverordnungen eim Thema FFH-Sammelverordnun- satz zu den Verordnungen nicht direkt all- keine Verschärfung darstellen, weil kei- B gen macht es sich die Verwaltung nicht leicht. Vier Sammelverordnungen gemeinverbindlich sind. Die Mindestumsetzung schränkt aller- ne neuen Einschränkungen für die Be- wirtschaftung eingeführt würden. Das wird es geben, pro Regierungsbezirk dings die Erfolgsaussichten von grund- Verschlechterungsverbot nach § 33 Bun- eine. Landesweit finden derzeit Infor- sätzlichen Einwendungen im Verordnungs- desnaturschutzgesetz gelte schließlich mationsveranstaltungen statt, bei de- verfahren ein. Beispielsweise weißt die schon heute. Das ist grundsätzlich rich- nen Betroffene und Interessierte ihre Verwaltung bereits jetzt darauf hin, dass tig. Dennoch stellt eine für alle verbind- Fragen, Sorgen und Meinungen einbrin- es eine Streichung von ganzen FFH-Ge- liche Verordnung prinzipiell eine andere gen können. Auch online wird man sich bieten nicht geben wird. Auch die Erhal- Rechtssituation dar als bisher. Auch die ab 09. April informieren und beteiligen tungsziele sind in erster Linie abhängig Tatsache, dass die EU bei Zuwiderhand- können. Diese breit angelegte Informa- von den laut Kartierung vorhandenen Ar- lung massive Strafen gegen Deutschland tionspolitik ist lobenswert und hoffent- ten und Lebensraumtypen und gleichen angedroht hat, erweckt nicht den Ein- lich beispielgebend auch für zukünftige sich über die Gebiete hinweg. Entschei- druck, dass es sich bei den FFH-Sam- naturschutzpolitische Prozesse im Land. dend kann im Einzelfall hingegen die Kon- melverordnungen um reine Formalien Sinnvoll ist auch, dass sich das Land kretisierung der Gebietsgrenzen sein, da handelt. Welche konkreten Auswirkun- bei den Inhalten der Verordnungen laut hier definiert wird, ob ein Flurstück tat- gen die Verordnungen haben, wird de- Ankündigung auf das beschränken wird, sächlich im FFH-Gebiet liegt oder nicht. ren Umsetzung zeigen. Dass FFH kei- was die EU den Mitgliedsstaaten vor- Daher sollten sich die betroffenen Eigen- ne nennenswerten Auswirkungen für schreibt: Name und Lage des jeweiligen tümer den geplanten Grenzverlauf ge- die Eigentümer hat, wurde seit Beste- Gebiets, die konkreten Gebietsgrenzen, nau ansehen und sich ggf. entsprechend hen dieses Schutzsystems immer wie- die nach FFH geschützten Arten und Le- einbringen. So ist die Erweiterung von der behauptet. Oft genug haben sich bensraumtypen und die Erhaltungszie- FFH-Gebieten (Änderungen über 50 m) diese Prognosen nicht bewahrheitet. le. D.h. Erhaltungs- oder Entwicklungs- ggf. an die Zustimmung der Eigentü- Umso wichtiger wäre es, auch hier mit maßnahmen werden die Verordnungen mer gebunden (siehe Waldwirt-Ausga- offenen Karten zu spielen und bei den den Flächenbewirtschaftern nicht vor- be 2 / 2017, S. 13). Betroffenen keine falschen Erwartun- schreiben. Dies bleibt Gegenstand der Die Verwaltung betont, dass die FFH- gen zu wecken. FFH-Managementpläne, die im Gegen- Sammelverordnungen für die Betroffenen Forstkammer 2 / 2018 11
HOL ZMARK T Rundholzmärkte im Südwesten von Sturmkalamitäten unbeeindruckt Forstbetriebe mit überwiegend guter Geschäftslage – Ende der Laubholz-Einschlagssaison in Sicht ie allgemeine Geschäftslage der Forst- D betriebe in Baden-Württemberg hat sich zuletzt leicht verschlechtert, bleibt ZƵŶĚŚŽůnjŵćƌŬƚĞŝŶĂĚĞŶͲtƺƌƚƚĞŵďĞƌŐ ŝĞĂůůŐĞŵĞŝŶĞ'ĞƐĐŚćĨƚƐůĂŐĞŝŵĞƌŝĐŚƚƐnjĞŝƚƌĂƵŵǁĂƌ͙ ϲϵй ϯϭй ŐƵƚ &ĞďƌƵĂƌϮϬϭϴ ďĞĨƌ͘ ƐĐŚůĞĐŚƚ DĂƌŬƚǀĞƌůĂƵĨŝŶĚĞƌĞƌŝĐŚƚƐnjĞŝƚ ^ͬďƐĐŚŶŝƚƚĞ ϯϴй ϰϲй ϭϱй Ϯϯй ϳϳй ϭϰй ϴϲй ϵϯй schäftslage, Ende Februar sind es „nur“ WĂůĞƚƚĞŶŚŽůnj Ϯϵй ϲϰй ϴϲй ϴϲй ϴϲй WĂƉŝĞƌŚŽůnj ϱϳй ϰϯй Ϯϱй ϳϱй ϯϴй ϲϮй ϵϮй noch knapp 70 %. Alle übrigen Betriebe /ŶĚƵƐƚƌŝĞŚŽůnj&ͬ< ϮϮй ϳϴй ϭϬϬй ϳϴй ϴϵй ŽƵŐůĂƐŝĞ melden eine befriedigende Geschäftsla- ^ƚĂŵŵŚŽůnjůĂŶŐ ϱϬй ϱϬй ϴϴй ϭϬϬй ϭϬϬй ge. Die Stürme „Burglind“ und „Friede- >^ͬďƐĐŚŶŝƚƚĞ ϯϴй ϲϯй ϭϬϬй ϭϬϬй ϭϬϬй /ŶĚƵƐƚƌŝĞŚŽůnj Ϯϱй ϳϱй Ϯϱй ϳϱй Ϯϱй ϳϱй ϭϬϬй rike“ zeigen – zumindest bislang – kei- ^ͬďƐĐŚŶŝƚƚĞ ϴϵй ϴϵй ϳϱй ϴϴй Holzmärkte im Südwesten. Zwar versu- /ŶĚƵƐƚƌŝĞŚŽůnj Ϯϵй ϳϭй ϭϰй ϴϲй ϭϳй ϴϯй ϭϬϬй ƵĐŚĞ chen einige Holzabnehmer die Preise ^ƚĂŵŵŚŽůnj ϲϰй ϯϲй ϵϭй ϭϴй ϯϲй ϰϱй ϳϯй Ϯϳй /ŶĚƵƐƚƌŝĞŚŽůnj ϰϬй ϲϬй ϴϵй ϳϬй ϮϬй ϴϬй mit Verweis auf „billiges“ Sturmholz aus &ĂƐĞƌŚŽůnj ϭϬϬй ϭϬϬй ϴϯй ϭϳй ϭϬϬй dem mittleren Bundesgebiet zu drücken, ƌĞŶŶŚŽůnj ϱϬй ϰϮй ϵϮй Ϯϳй ϰϱй Ϯϳй ϭϴй ϴϮй dringen damit jedoch kaum durch, weil Im Auftrag der Forstkammer Baden-Württemberg: Franz-Josef Lückge / Forst Holz Markt Consulting / Bachstraße 7 / 79235 Vogtsburg / Telefon 07662-2264990 / foka@holzmarktbericht.de die Auslieferungen der Forstbetriebe fast durchweg auf bestehende Verträge erfol- gen. Zudem werden durch Umsetzungen Preisindex Fichtenstammholz steigt seit September 2017 ununterbrochen: Monatlich um rund 0,5 %. Preisindex Buchenstammholz liegt in den letzten Monaten knapp unter seinem Vorjahresniveau. von Maschinen in die Hauptschadensge- Preisindex Rundholz im Staatswald Baden-Württemberg In Prozent (2010 = 100 %) biete die Arbeitskapazitäten in Baden- Württemberg und damit das Holzange- Fichtenstammholz Buchenstammholz bot verringert. Marktteilnehmer berichten 133 beispielsweise, dass die Abnehmer von 116 117 116 118 110 Papierholz weiterhin knapp bevorratet 105 Ż 100 % Ź 104 sind und neben den bestehenden Lang- fristverträgen am Spotmarkt nach Zusatz- mengen suchen. Leichte Preisaufschläge zu den vielfach vertraglich vereinbarten 2015 2016 2017 Feb '2018 2015 2016 2017 Feb '2018 42 bis 44 Euro/Fm sind am Spotmarkt Industrieholz Buchenbrennholz 136 136 möglich. Auch bei den übrigen Indust- 132 129 135 rieholzsortimenten scheint der Tiefpunkt 109 der Marktentwicklung überschritten zu 105 Ż 100 % Ź 108 sein. In Abhängigkeit von der Holzart be- richten zwischen 20 % und 40 % der Mel- debetriebe über eine aktuell anziehende Nachfrage. 2015 2016 2017 Quelle: ZS-ForstBW Berechnung/Darstellung: Franz-Josef Lückge Feb '2018 2015 2016 2017 Feb '2018 Auch Stammholz sämtlicher Holzar- ten ist gesucht. Dies gilt insbesondere für Douglasienstammholz und Buchen- wird im Leitsortiment derzeit vielfach Marktverhältnisse. Beim Laubholz kommt stammholz. Die Auslieferungen von Bu- zwischen 93 und 95 Euro/Fm vermark- allmählich das Ende der Einschlagssaison chen- bzw. allgemein Laubstammholz tet. Abschnitte liegen 2 bis 3 Euro/Fm in Sicht. Gleiches gilt für das hochwertige bleiben weiterhin in vielen Fällen hin- darunter. Lang ausgehaltenes C-Holz er- Kiefernstammholz. Die Nachfrage nach ter den ursprünglichen Lieferplänen zu- löst 77 bis 80 Euro/Fm. Kiefernabschnitte Fichtenstammholz wird unverändert bis rück. Entsprechend hoch ist der Druck normaler Qualität werden in den Stärke- leicht steigend sein. Grundlegende Preis- bei den Laubholzsägern in der Stamm- klassen von 2b bis 3b zu 67 bis 70 Euro/ änderungen sind voraussichtlich nicht zu holzbeschaffung. Weil es sich aber um Fm gehandelt. erwarten. Papierholz wird von den Abneh- (rückständige) Auslieferungen auf beste- Die Verantwortlichen in den Meldebe- mern weiterhin gesucht bleiben. hende Verträge handelt, sind Preissteige- trieben prognostizieren für die kommen- Dr. Franz-Josef Lückge rungen nicht möglich. Fichtenstammholz den Monate weitgehend unveränderte 12 2 / 2018
HOL ZMARK T Langholztransport – neuer Lösungsansatz – Umsetzbarkeit noch offen ie angekündigte Beschränkung der mit unnötige Bürokratie vermindert und kehrsministerium am 13.03. wurden den D Langholztransporte auf Stammlängen von 19,5 Metern (siehe Waldwirt-Ausga- Wettbewerbsgleichheit gewährleistet werde. Vermehrte Unfallzahlen mit Be- Branchenvertretern unter Beteiligung der Forstkammer Einzelheiten des strecken- be 1/2018) sorgt weiterhin für Diskussio- teiligung von Langholzfahrzeugen führ- bezogenen Lösungsvorschlags vorgestellt. nen im Land. Am 01.02.2018 machte der te der Minister nicht als Argument an. Ob dieser Ansatz aber tatsächlich eine Abgeordnete Hr. Dr. Bullinger, FDP/DVP, Nachdem von Seiten der Forst- und praktikable Lösung für den Rundholzab- in der 54. Plenarsitzung in einer mündli- Holzwirtschaft zunehmender Unmut ge- satz der Waldbesitzer darstellt, lässt sich chen Anfrage an Verkehrsminister Her- gen die geplanten Beschränkungen laut noch nicht abschließend beurteilen. Das mann auf die Folgen der Beschränkung wurde, ist man auf politischer Ebene der- Ministerium hat die zeitnahe Bereitstel- der Fahrzeuglängen auf 25 m aufmerk- zeit auf der Suche nach einer Kompro- lung eines schriftlichen Verfahrensent- sam. Der Verkehrsminister betonte, dass misslösung. Das Verkehrsministerium wurfs zugesagt. Die Forstkammer wird die Anpassung der bisherigen Regelun- schlägt vor, bestimmte, konkret benannte diesen Entwurf dann einer genauen Prü- gen aufgrund von Änderungen in der Strecken nach verkehrstechnischer und fung unterziehen. Nur wenn das geän- Verwaltungsvorschrift der Straßenver- -rechtlicher Prüfung für längere Fahrzeu- derte Verfahren eine substanzielle Ver- kehrsordnung des Bundes erfolgen müs- ge zu genehmigen. Für diese Strecken besserung für die Forstbetriebe darstellt, se. Dabei sollen in Baden-Württemberg, müsste dann nicht mehr jede einzelne macht es aus Sicht des Verbandes Sinn, Bayern, Hessen, Saarland und Rheinland- Fahrt genehmigt werden. Im Rahmen diesen Weg weiterzuverfolgen. Pfalz die gleichen Regelungen gelten, da- einer Informationsveranstaltung im Ver- Forstkammer DER FORSTBE TRIEB Der neue Leitplankenprotektor Bei Forstarbeiten entlang leitplankenbewährter Straßen mussten bislang oft teure Beschädigungen der Leit- planken in Kauf genommen werden. Neu entwickelte Protektoren schützen die Leitplanken und machen die Arbeit zügiger. traßen, die durch Waldgebiete füh- S ren, wachsen zu. Es ist ganz natür- lich, dass sich die Bäume dem Lichtraum zuwenden, also sich über die Straße nei- gen. In gebirgigen Gegenden, wie z. B. dem Schwarzwald, geht es oft an einer Seite der Straße steil bergauf, an der an- deren Seite steil bergab. Daher sind die- se Straßen vielfach mit Leitplanken be- währt. Gut für die Autofahrer. Aber ein Problem, wenn man die bis 40 m hoch ge- wachsenen Bäume beidseits der Straße fällen muss, um Gefahren durch Sturm- schäden von den Autofahrern fern zu halten. Beim Fällen der Bäume sind die Leitplanken einfach im Wege. Denn die- se halten die Wucht fallender Bäume in keinster Weise aus. So war es bisher Bisher gab es für dieses Problem nur zwei Bild 1: Ein Welte-Forstspezialschlepper hat die hangseitigen Bäume gefällt. Der Protektor (rechts Alternativen: Zum einen konnte man je- im Bild) hat die fallenden Bäume von den Leitplanken fern gehalten. 2 / 2018 13
DER FORSTBE TRIEB Bilder 2 und 3: Diese Zerstörungen stammen Bild 4a und 4b: a) Konstruktionszeichnung, b) Ausführung aus einem Hieb ohne Leitplankenprotektor. den Baum einzeln mit einer schweren Es geht auch anders wald. Enge, zugewachsene Bergstraßen Forstmaschine greifen, dann motorma- sieht er jeden Tag. Daher kann er Ideen nuell den Fällschnitt anlegen, und dann Statt Kosten erst zu verursachen und für eine Geräteentwicklung geben, neu vorsichtig über die Leitplanke heben. Das sich nachher darüber zu streiten, müsse entwickelte Geräte selbst in der harten ist sehr aufwändig. Zudem stehen viele es doch einen Weg geben, die anfallen- Praxis erproben, und ggf. Tipps zu wei- zu fällende Gefährdungsbäume weiter den Kosten wegen der Schäden an Leit- teren Verbesserungen geben. als 10 m von der Straße weg. planken drastisch zu senken oder ganz Georg Behringer ist Mitinhaber und Zum anderen musste die Straßenbau- zu vermeiden, so dachten die Herren Jo- Geschäftsführer der ART Engineering verwaltung die Leitplanken vor dem Hieb hannes und Georg Behringer, und gin- GmbH in Freiburg, einer Entwicklungs- abmontieren und nach dem Hieb wie- gen der Sache nach. und Konstruktionsfirma mit besonde- der zusammenbauen. Das ist teuer. Ca. Johannes Behringer ist Forstrevier- ren Kenntnissen im sicherheitsrelevan- 20.000 € Kosten und mehr sind für das leiter in Herrischried im Hochschwarz- ten Maschinenbau. Er kann mit seiner Ab- und Anmontieren von nur einem Ki- lometer Leitplanken im Gespräch. Und wenn man sich gar nicht um die Leitplanken beim Hieb kümmert, dann sehen die Leitplanken nach dem Hieb so aus wie auf den Bildern 2 und 3 oder noch viel schlimmer. Man spricht im Süd- westen über einen Fall, bei dem nach ei- nem Hieb 60.000 € für die Reparatur der Leitplanken zwischen Straßenbauver- waltung, Waldbesitzer und Rückeunter- nehmer strittig waren. Bild 5a und 5b: Der Leitplankenprotektor mit Prallkörper. a) Konstruktionszeichnung, b) Ausführung 14 2 / 2018
DER FORSTBE TRIEB Aufprallenergie direkt in den Straßenun- tergrund leitet. Im vorliegenden Fall hat man den Prallkörper praktischerweise aus einem kräftigen Baumstamm gebil- det. Wie groß die Aufprallenergie ist, kann man an Bild 5b abschätzen. Ein fallender Baum hat sogar diesen großen Prallkör- per gespalten. Die Leitplanke blieb aber unversehrt. Prallkörper aus einem oder mehreren Baumstämmen haben viele praktische Vorteile: Man hat sie vor Ort zur Verfü- gung, und wenn weite Umsetzfahrten erforderlich sind, kann man sie vor Ort zu Brennholz weiter verarbeiten, nur das Stahlgestell transportieren und sich am neuen Einsatzort neue Prallbäume suchen. Firma also Ideen in Maschinen und Ge- räte umsetzen. Ein dritter, wichtiger Akteur bei der Erprobung war Martin Müller, Inhaber der gleichnamigen Forstunternehmung in Häg-Ehrsberg. Die Firma Müller ist für ihre qualitativ hochwertige Forstar- beit bekannt. Zudem ist Martin Müller neuen Methoden und Geräten gegen- über immer aufgeschlossen. In der guten Zusammenarbeit dieser drei Fachleute entstanden das Verfah- ren und das Gerät „Leitplankenprotek- tor“. Die ART Engineering GmbH ist im Besitz eines Schutzrechtes bezüglich des Bilder 6 und 7: Die Umsetzung der Leitplankenprotektoren geht einfach und schnell. Der ge- Leitplankenprotektors und hält alle dies- samte Protektor wird bewegt, indem man einfach den Prallkörper greift. bezüglichen Rechte. Der Leitplankenpro- tektor wird auch von der ART Engineering A Stahlträger direkt über der Leit- C Manipulierbarkeit (Bilder 6 und 7) laufend in Details weiterentwickelt, wenn planke (Bilder 4a und 4b) Diese ist ein zentraler Punkt des Ver- Hinweise dazu in der Praxis anfallen. Ein mobiles Gestell mit einem Stahl- fahrens. Im vorliegenden Fall sind die träger wird an der Leitplanke so abge- einzelnen Leitplankenprotektoren 6 m Bewährung in der Praxis stellt, dass ein Stahlträger genau über lang. Die Prallbäume sind mit dem Ge- der Leitplanke zu liegen kommt. Dieser stell durch Spannketten fest verbunden. Forst BW hat die ersten Protektoren be- schützt dann die Leitplanke gegen grö- So braucht der Forstmaschinenfahrer reits gekauft und setzt diese laufend bei ßere Äste und auch kleinere Bäume. Wie nur den Prallbaum mit seinem normalen Fällarbeiten entlang leitplankenbewehr- nötig dieser Stahlträgerschutz ist, sieht Forstgreifer zu fassen, und schon kann ter Straßen ein. So musste Ende 2017 man auf Bild 4b: Ein nicht allzu starker er den kompletten Leitplankenprotektor eine Straße im Steinatal wieder frei ge- Baum hat den Schutzstahlträger verbo- mit allem drum und dran anheben und fällt werden, die zuzuwachsen drohte. gen. Die teure Leitplanke darunter blieb manipulieren. Aus diesem Hieb stammen die hier ge- aber unbehelligt. zeigten Bilder. D Der Schutz wandert mit der Bau- B Prallkörper auf dem festen Stra- stelle mit (Bild 6) So funktioniert es ßenuntergrund (Bilder 5a und 5b) Im Steinatal waren 4 Protektoren à 6 m Auch der Stahlträger könnte aber die Länge hintereinander an der Leitplanke Der Protektor gewährleistet einen zwei- Wucht fallender Bäume nicht aufneh- entlang aufgestellt. Diese boten ausrei- fachen Schutz (siehe A und B) und hat men, die hier bis zu 60 cm Durchmes- chende Sicherheitslänge, auch wenn die darüber hinaus praktische Vorzüge (sie- ser in Brusthöhe haben. Dazu ist ein Ge- Bäume einmal nicht genauso in die Rich- he C und D): stell mit einem Prallkörper nötig, das die tung fallen sollten, die beabsichtigt war. 2 / 2018 15
DER FORSTBE TRIEB Bäume. Fällen, auf den Protektor krachen lassen, wegräumen, die Arbeit geht zü- gig von der Hand. „Wir haben diesen Auftrag nur erhal- ten, weil wir diese Leitplankenprotekto- ren einsetzen, und weil wir gezeigt haben, dass wir mit den Leitplankenprotektoren auch umgehen können“, bemerkt Martin Müller. Und J. Behringer fügt hinzu: „Wir haben die Leitplankenprotektoren jetzt schon auf über 10 km Straßenlänge ein- gesetzt. Die Einsparungen gegenüber der Arbeit ohne Leitplankenprotektoren sind enorm.“ So haben alle etwas davon: Die Straßen- verwaltung, weil kaum noch Schäden an den Leitplanken auftreten. Die Waldbesit- zer, weil das Verfahren zügig vonstatten geht und das Risiko etwaiger Haftungsan- sprüche minimiert wird. Und Forstunter- nehmer Müller, weil er ein höchst interes- santes Verfahren beherrscht. Kein Wunder, dass dauernd Besichtigungsteams zu ihm kommen, um sich mit diesem Verfahren vertraut zu machen. Auch die Forstfach- zeitschrift Forst & Technik hat in der Aus- gabe 1.2018 schon über dieses neue Ver- fahren berichtet. Weiterführende Informationen: www.artengineering.de Dr.-Ing. Johannes Sebulke Berater und Fachjournalist für Forsttechnik Bilder 8 und 9: Umstürzende und liegende Bäume am Leitplankenprotektor. Man beachte den Größenvergleich mit dem Forstfahrzeug. Wenn der Hieb nun fortschreitet, dann nen Maschinenführer Willi Wasmer und fasst das Forstspezialfahrzeug einfach seinem Team schon zur Routine gewor- den letzten Protektor und setzt ihn vorn den. Voraus fährt Müller selbst mit sei- wieder an. So braucht man nur wenige nem Welte mit einem Fällgreifer Bio Jack Protektoren für im Prinzip endlos lange 400 Kombi. Diesen hat Müller in Sonder- Baustellen. Das ist ein wichtiger Punkt ausführung sowohl mit einem Fällmes- Weiß GmbH Holzentrindung für die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens ser als auch mit einer Fällsäge ausstat- Harlachweg 15 mit Leitplankenprotektoren. ten lassen. Dadurch kann er Gestrüpp 72229 Rohrdorf Tel. 0 74 52 / 9 30 80 und kleinere Bäume kappen, aber auch Fax 0 74 52 / 9 30 82 Die Routine Baumkronen und mittlere Baumdurch- weiss@weissholzentrindung.de messer bearbeiten. Die Arbeit an der Straße mit den Leitplan- Der Trupp mit den Leitplankenprotek- www.weissholzentrindung.de kenprotektoren ist für Martin Müller, sei- toren kümmert sich dann um die großen 16 2 / 2018
DER FORSTBE TRIEB Interview zur Sicherheitsfälltechnik mit der DGUV n der Branche ist der Eindruck ent- Waldarbeiter im Stehen durchtrennt, be- 3. Warum wollen Sie im Frühjahr I standen, dass die Deutsche Gesetzli- che Unfallversicherung (DGUV) die im vor er den Rückzugsort aufsucht. Durch das Sicherheitsband wird wie bei der ein Positionspapier zur Sicherheits- fälltechnik veröffentlichen? Januar 2017 eingeführten neuen Durch- Stütz- oder Haltebandtechnik die Stand- Die Diskussion um die Sicherheitsfäll- führungsanweisungen zu den Vorschrif- sicherheit des Baumes gewährleistet. technik führt zu einer Verunsicherung ten für Sicherheit und Gesundheitsschutz Erst nach Durchtrennen des Sicherheits- unserer Versicherten und zu unnötigen Forsten (VSG 4.3) nicht zur Gänze mit- bandes kann der Baum fallen. Der Mo- Bedenken. Deshalb halten wir es für ge- trägt1. Das gilt zumindest für die Sicher- torsägenführer hat keinen Zeitdruck boten, nicht auf die regelmäßige Überar- heitsfälltechnik, die von der Sozialversi- beim Anlegen des Fällschnitts und kann beitung unseres Regelwerks zu warten, cherung für Landwirtschaft, Forsten und den Fallbereich wirksam absichern. Bei sondern proaktiv Stellung zu beziehen. Gartenbau (SVLFG) als Regelfälltechnik so vielen Vorteilen haben wir natürlich festgelegt wurde. Wir haben darüber eine positive Haltung zur Sicherheits- 4. Was wird darin inhaltlich stehen? mit Christian Grunwaldt, dem stellver- fälltechnik. Viele unserer versicherten Die kontrollierte Fällung eines Baumes tretenden Leiter des Sachgebiets „Stra- Forstverwaltungen und -betriebe wen- ist Voraussetzung für Sicherheit und ße, Gewässer, Forsten Tierhaltung“ der den die Sicherheitsfälltechnik bereits als Gesundheit der Beschäftigten. Baum- DGUV, gesprochen. Selbstverständnis an – also auch ohne teile oder herabfallende Äste dürfen sie Vorgabe im Regelwerk. nicht gefährden. Bei normal gewachse- 1. Herr Grunwaldt, könnten Sie uns nen und ausreichend dimensionierten bitte schildern, welche Haltung die 2. Trägt die DGUV die Durchfüh- Bäumen werden diese Ziele durch die DGUV zum Thema Sicherheitsfäll- rungsanweisung der SVLFG voll mit? Sicherheitsfälltechnik mit Belassen ei- technik hat? Ihr Regelwerk erlassen die Unfallversi- nes Sicherheitsbandes erreicht. Mit dem Begriff „Sicherheitsfälltechnik“ cherungsträger jeweils für ihren Versi- Sie stellt derzeit die sicherste Fälltech- wird ein Verfahren zur motormanuellen chertenkreis. Die Initiative der SVLFG nik dar und wird vorrangig angewandt, Fällung eines Baumes bezeichnet, das zur Sicherheitsfälltechnik ist hier sicher außer eine konkrete Situation lässt dies sinngemäß auch als Stütz- oder Halte- wegweisend, wenngleich die Vorschrif- nicht zu. Bei Schwachholz (BHD
Sie können auch lesen