Fish-facts 33 Keine Pestizide - sauberes Wasser Agrarpolitik: Blockade beenden! Fischern im Senegal helfen - Fair-Fish

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Fish-facts 33 Keine Pestizide - sauberes Wasser Agrarpolitik: Blockade beenden! Fischern im Senegal helfen - Fair-Fish
33
fish-       Keine Pestizide –
facts
Mai 2021   ­sauberes Wasser
            Agrarpolitik:
            Blockade beenden!
            Fischern im
           Senegal helfen
Fish-facts 33 Keine Pestizide - sauberes Wasser Agrarpolitik: Blockade beenden! Fischern im Senegal helfen - Fair-Fish
Es gibt nichts Gutes . . .
                                    . . . ausser man tut es!

                                    Seit seiner Gründung setzt sich fair-fish für das Wohl
                                    der Fische ein. Anfangs wurde das als exotisches
                                    ­Anliegen belächelt. Denn selbst für Tierschutzorgani-
                                     sationen war der Fisch kein Thema. Erst neuere wis-
                                     senschaftliche Untersuchungen zeigten, dass Fische
                                     hohe kognitive Fähigkeiten und ein Verhaltens­
                                     repertoire haben, das weit über Reflexe hinaus geht,
                                     und dass auch sie Schmerz empfinden.

                                    Wenn Fische genutzt werden, ist dies zu beachten.
Inhaltsverzeichnis
                                    Die Fischerei gehört aber seit Urzeiten zum Menschen,
Fische in Bedrängnis           3   und Fische werden seit über tausend Jahren ge­
                                    züchtet. fair-fish will die Fischereiwirtschaft nicht
Schweizer Agrarpolitik         4
blockiert                           ­abschaffen, sondern in tierschutzkonforme und
                                     ­nachhaltige Bahnen lenken. Für Fischzuchten schaf-
Trinkwasser-Initiative         6
                                      fen wir ethologische Grundlagen, die eine artge-
Pestizid-Initiative7                 rechte Haltung ermöglichen. In der Fischerei wollen
                                      wir dazu beitragen, die artisanalen Fischer, wie
Schulprojekt8
                                      etwa im Senegal, vor den Auswüchsen der indus­
Ja zu beiden Initiativen !     9     triellen ­Fischerei zu schützen, und sie gleichzeitig
                                    zu einem rücksichtsvolleren Umgang mit den gefan-
Zierfisch-Kampagne10
                                    genen F­ ischen motivieren.
Fair Trade Towns              11
                                    Um langfristig Erfolg haben zu können, müssen wir
Sea grabbing im Senegal (2)   12   auch politisch aktiv sein. Dabei sind die Anliegen
                                    der Fische weit zu fassen, um auch deren Lebensraum
Kurznachrichten14
                                    Wasser zu schützen.
Impressum, Fussnoten,         15
Bildnachweis                        Lesen Sie mehr darüber in diesem fish-facts !

Titelbild : Am Doubs                Rolf Frischknecht
                                    Teamleiter Schweiz fair-fish international

                                    Volksabstimmung 13. Juni
                                    Für das Wohl der Fische und der Menschen
                                    bittet fair-fish Sie um ein Ja zu
                                    • Trinkwasser-Initiative
                                    • Pestizide-Initiative
                                    • CO2-GesetzDanke!

2 | fish-facts 33                                                                   fair-fish
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Fische in Bedrängnis
Gemäss Bundesamt für Umwelt sind                           an denen die Tiere nach wochen- bis mo-
heute drei Viertel der einheimischen                       natelangem Leiden sterben.

Fisch- und Krebsarten bedroht oder                         Gülleschwemme, Klimaerwärmung
bereits ausgestorben.                                      Der Viehbestand in der Schweiz ist im Ver-
                                                           gleich zur Fläche viel zu hoch, namentlich
             Umweltschutz ist Tierschutz!                  im Mittelland. Für die Fütterung werden
             In Gewässern im landwirtschaftlich genutz-    1,2 Millionen Tonnen Futtermittel impor-
             ten Gebiet sind bis zu 30 unterschiedliche    tiert. Die produzierte Gülle überdüngt die
             Pflanzenschutzmittel gleichzeitig anzutref-   Gewässer und führt zu Sauerstoffmangel.
             fen, in teilweise hohen Mengen – die Fische   Einige Seen müssen deshalb seit Jahren be-
             schwimmen faktisch in Pestizidcocktails.      lüftet werden. Das Sterben von Fischen we-
             Sowohl akute wie chronische ökotoxikolo-      gen auslaufender Gülle ist zudem fast an
             gische Grenzwerte werden mehrfach über-       der Tagesordnung.
             schritten. Fischnährtiere wie etwa Insek-     Die Veränderung des Klimas ist an unseren
             ten werden stark reduziert; in Deutschland    Gewässern deutlich abzulesen. Immer öfter
             konnte ein Rückgang von 80% nachgewie-        trocknen sie im Sommer aus oder werden
             sen werden. Schwindendes Futterangebot        so warm, dass die Fische sterben.
             und direkte toxische Wirkungen: Das be-       Die globale Erwärmung durch Treibhaus-
             deutet doppeltes Leiden für die Fische.       gase stammt zu einem Viertel von Methan.
             Leider lassen sich selbst bei akuten Ver­     Dieses Gas stammt aus Verbrennungspro-
             giftungen mit qualvoll verendenden Fi-        zessen, aber auch aus dem Verdauungstrakt
             schen die Verantwortlichen nicht immer        von Wiederkäuern, die soviel zum Klima-
             eruieren. Noch weniger gelingt dies bei       wandel beitragen wie 350 Millionen Autos.
             schleichenden, chronischen Vergiftungen,
                                                           Wenn Fische schreien könnten,
                                                           würden sie es tun! fair-fish unterstützt des-
                                                           halb aktiv die laufenden Initiativen, welche
Quellen:                                                   auch die Belastung der Fische reduzieren.
Spycher et. al: Anhaltend hohe PSM-Belastung
                                                           Rolf Frischknecht
in Bächen 1
Junghans et. al: Ökotoxikologische Unter­s uchungen
bestätigen Risiko von Pflanzenschutzmitteln 2
Umwelt Schweiz 2018 – Bericht des Bundesrates3
Süddeutsche : Dramatischer Insektenschwund
in Deutschland 4                                           1   	Auslaufende Gülle führt zu akutem Fisch­
Die Zeit : Weltweiter Methanausstoss steigt                      sterben – leider fast täglich.
auf Rekordwert5                                            2     Vom Aussterben bedroht : der Aal

fair-fish                                                                                      fish-facts 33 | 3
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Blockierte Agrarpolitik
Schweizer Agrarpolitik im Schatten                       werden Lösungen entwickeln, die den Kli-
der Pandemie : Das Reformprojekt                         maschutz in der Landwirtschaft verbes-
                                                         sern, den Erhalt der Biodiversität und das
«Agrarpolitik 2022+» ist blockiert,                      Tierwohl weiter fördern und den Einsatz
Volksabstimmungen stehen an.                             von Pflanzenschutzmitteln und Anti­    bio­
                                                         tika reduzieren. »
           Nach jahrelanger Debatte vertagte das ge-
           schlossene bürgerliche Lager in der Früh-     «Absenkpfad» als Minimalkonsens
           lingssession des Nationalrats die «Agrar-     Als Minimalkonsens resultierte aus der ag-
           politik 2022+» (AP 22+) und damit die         rarpolitischen Debatte der vergangenen
           dringend notwendige Auseinandersetzung        Jahre immerhin der so genannte « Absenk-
           über agrar- und ernährungspolitische He-      pfad », ausformuliert in der parlamenta-
           rausforderungen für die Zukunft. Statt-       rischen Vorlage « Das Risiko beim Einsatz
           dessen hiess das Parlament das Postulat6      von Pestiziden reduzieren »8. Im Kern geht
          «Zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik»      es um ein Branchenprogramm, das mit
          gut – ein taktisches Manöver von ­Markus       «eigen­verantwortlichen Massnahmen» zu
          ­Ritter, Nationalrat (CVP, SG) und Präsident   einer Reduktion des Pestizideinsatzes füh-
           des Schweizer Bauernverbands (SBV).           ren soll. Der «Absenkpfad» dient als indi-
                                                         rekter Gegenvorschlag zu den beiden Pesti-
          Weiterhin Handlungsbedarf                      zid- und Trinkwasser-Volksinitiativen (siehe
          Damit wurde die grundsätzliche Weiter-         Seiten 6 und 7).
          entwicklung der agrarpolitischen Rahmen-       Peter Jossi
          bedingungen verzögert. Ritter stellte sich
          gegen die Haltung der Agrarallianz7, einem
          breiten Netzwerk von Organisationen aus
          den Bereichen Konsumenten, Umwelt, Tier-
          wohl und Landwirtschaft. Sie fördert den
          Dialog zwischen Heu- und Essgabel.
          Die bäuerlichen Mitglieder der Agrarallianz
          – IP Suisse, Bio Suisse, Kleinbauern-Verei­    3        raktor mit Schlauchhaspeln vorne und hinten
                                                                 T
                                                                 zur Gülleverschlauchung
          nigung (VKMB) und KAGfreiland – haben            4   	Pumpen der Gülle aus dem Tank
          bereits deutlich gemacht, dass die Sistie-     5     	Apparatur zum Verteilen der Gülle
          rung nichts an ihrem Willen ändert, mit ih-    6     	Selten geworden : die Grosse Steinfliege
                                                                 (Dinocras megacephala)
          ren Marktpartnern nachhaltige Lösungen
                                                         7       Eine Eintagsfliege
          auszuarbeiten. « Konsument/innen, Detail-      8        Versprühen von Pestiziden im Frühling
          handel, Land- und Ernährungswirtschaft         9         Versprühen von Pestiziden gegen Nematoden

4 | fish-facts 33                                                                                     fair-fish
Fish-facts 33 Keine Pestizide - sauberes Wasser Agrarpolitik: Blockade beenden! Fischern im Senegal helfen - Fair-Fish
6   7                                                       8   9

                     Stimmbevölkerung vor richtungsweisendem Entscheid
                     Die aktuelle politische Debatte ist geprägt von Markus Ritter, « Mitte »-­
                     Nationalrat und Bauernpräsident, und von dessen « hohen Kunst des
                     ­gezielten Ignorierens und Nicht-Zuhörens », ein Prädikat, mit dem Bio­
                      bauer Ritter selbstverständlich nicht einverstanden wäre. Die ohne Not
                      durch ihn hauptverantwortlich herbeigeführte agrarpolitische Blockade
                      lässt sich damit jedenfalls treffend auf den Punkt bringen.
                      An Optionen für einen echten und konstruktiven Gegenvorschlag zu den
                      im Juni zur Abstimmung gelangenden Volksinitiativen hatte es nicht
                      ­gefehlt. Eine pragmatische und breit abgestützte Umsetzung der berech­
                       tigten Ziele wäre so möglich gewesen. Die Erfolgschancen für ernsthafte
                       und substantielle Gegenvorschläge des Parlaments sind erfahrungsgemäss
                       hoch. Die Parlamentsmehrheit von Mitte bis rechts hat diesen sicheren
                       und vernünftigen Weg gezielt blockiert und damit die aktuell extrem
                       ­polarisierte agrarpolitische Situation provoziert. Der Entscheid, das um­
                        fassende Reformpakt AP 22+ zu vertagen, kann nur als bewusste Macht­
                        demonstration gewertet werden.
                        Gut möglich, dass dieses Spiel kurzfristig einmal mehr funktioniert und
                        der Bauerverbandspräsident bei den Juni-Abstimmungen einen weiteren
                        taktischen Erfolg erreicht. Mit Blick auf die grossen Herausforderungen
                        der Ernährungswirtschaft wird das Resultat jedoch vor allem eines sein :
                        vergeudete Zeit und zerstörtes Vertrauen bei einem mit Sicherheit sub­
                        stantiellen Anteil der Stimmbevölkerung.
                        Die heutige Situation erinnert an die 1990er Jahre, als es nach einer mehr-
                        jährigen agrarpolitischen Debatte gelang, das aus der Kriegswirtschaft
                        stammende System der Agrarsubventionen zu überwinden. Daraus resul-
                        tierten rückblickend erstaunlich richtungsweisende Leitplanken wie
                        das heutige Direktzahlungssystem mit der Vergütung ökologischer und
                        gemeinnütziger Leistungen. Im Kern der aktuellen Herausforderungen
                        steht die konsequente und zeitgemässe Umsetzung dieses Prinzips.
                        Mit einem zweifachen Ja am 13. Juni zu den beiden Volksinitiativen
                        haben es die Stimmberechtigten in der Hand, wie vor rund 25 Jahren
                        ­erneut den richtigen Weg in die Zukunft zu weisen.
                     Peter Jossi

fair-fish                                                                             fish-facts 33 | 5
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Trinkwasser-Initiative:
warum?
Wir trafen Franziska Herren,                                     Was würde ein Ja zu Ihrer Initiative den Fi-
die Initiantin, zum Interview.                                   schen bringen ?
                                                                 Durch den hohen Pestizideinsatz in der
          fair-fish: Was hat Sie bewogen, Ihre Initiative        Landwirtschaft entstehen in vielen Gewäs-
          zu lancieren ?                                         sern richtige Pestizidcocktails – mit bis zu
          Franziska Herren: Eigentlich begann das im             über 145 verschiedenen Stoffen. Pestizide
          Herbst 2011. Auf einem Spaziergang sah                 vergiften die Fische selbst, aber auch die
          ich eine junge Mutterkuh, die nach ihrem               Nahrung der Fische, wie zum Beispiel Ein-
          Kälbchen schrie. Man hatte es ihr wegge-               tags- und Steinfliegen. Eine pestizidfreie
          nommen, damit sie mehr Milch produziert.               Landwirtschaft führt zu sauberen Gewäs-
          Ich werde die leidvollen Augen dieser Mut-             sern, mehr Artenvielfalt und somit zu mehr
          terkuh nie vergessen. Ich begann dann zu               Nahrung für die Fische. Zudem fordert die
          recherchieren und wollte wissen, ob alle               Trinkwasser-Initiative, dass die Bauern nur
          Schweizer Milch so produziert wird. Gestos-            so viele Tiere halten sollen, wie sie von ih-
          sen bin ich auf eklatante Wasserverschmut-             rem Land ernähren können. Das reduziert
          zung und Umweltzerstörung, ausgelöst                   die vielerorts zu hohen Viehbestände und
          durch eine von Antibiotika, Importfutter               damit die Überdüngung der Gewässer.
          und Pestiziden abhängigen, mit Milliarden
          subventionierten Landwirtschaft.                       Wie schätzen Sie die Chancen ein ?
          Meine Recherchen führten mir vor Augen,                Wir werden die Bevölkerung für ein Ja ge-
          dass die Konsument/innen über die wah-                 winnen – mit Ihrer Hilfe!
          ren Zustände der Lebensmittelproduktion
          in der Schweiz nicht ehrlich und transpa-              Wie können die Freund/innen der Fische Ihr
          rent informiert werden. Im Gegenteil : Sie             Anliegen unterstützen ?
          werden gezielt mit Werbung in die Irre                 Stellen Sie private Flächen für Fahnen und
          geführt; gerade die unerträgliche Fleisch­             Plakate zur Verfügung. Informieren Sie Ihr
          werbung wird übrigens aus Steuermitteln                Umfeld über die Trinkwasser-Initiative und
          finanziert. Diese Erkenntnis hat mich 2011             verteilen Sie Flyer in die Briefkästen.
          bewogen, die Trinkwasser-Initiative auf die            Interview: Rolf Frischknecht
          Beine zu stellen.

   10   F ranziska Herren an ihrem Element
   11    und beim Baumpflanzen mit dem Autor

6 | fish-facts 33                                                                                      fair-fish
Fish-facts 33 Keine Pestizide - sauberes Wasser Agrarpolitik: Blockade beenden! Fischern im Senegal helfen - Fair-Fish
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Pestizid-Initiative:
warum?
Ein Interview mit Jean-Denis Perrochet,                          spritzen wir vorbeugend ein wenig Kupfer,
Mitglied des Initiativkomitees                                   Schwefel, einen Absud von verschiedenen
                                                                 stärkenden Pflanzen oder sogar ätheri-
             fair-fish: Herr Perrochet, Sie bewirtschaften       sches Öl. Neu versuchen wir, Kupfer durch
             als Weinbauer in der sechsten Generation            Rohmilch zu ersetzen. Die Ergebnisse sind
             die Domaine de La Maison Carrée. Was hat            vielversprechend.
             Sie bewogen, auf biodynamische Produktion
             umzustellen und sich aktiv im Initiativkomi-        Wie ist die Reaktion der anderen Weinbau-
             tee «Für eine Schweiz ohne Pestizide» zu en-        ern auf Ihr Engagement ?
             gagieren?                                           Am Anfang waren viele skeptisch. Da wir
             Jean-Denis Perrochet: Ein Kurs über Boden­          in unserem Dorf zusammenarbeiten und
             kunde in Frankreich gab 2003 den Aus-               Erfahrungen austauschen, zogen mit den
             schlag. Die logische Folge war ein allmähli-        Jahren mehrere Kollegen nach. Mittlerwei-
             cher Übergang zur Biodynamie. 2013 wurde            le werden 80 % der Rebfläche in Auvernier
             unser ganzer Betrieb biodynamisch zertifi-          ohne synthetische Pestizide bewirtschaftet.
             ziert. Die gegenwärtige Umweltverschlech-
             terung und die zunehmenden Probleme                  Was würde ein Ja zu Ihrer Initiative den Fi-
             der menschlichen Gesundheit beschäftigen             schen bringen ?
             mich sehr, weshalb die Initiative dringend           Einen besseren Lebensraum. Dies ist drin-
             notwendig ist. Als Praktiker im Weinbau,             gend notwendig. In den nahegelegenen
             der seit Jahren Reben ohne synthetische              Neuenburgersee fliessen grosse ­   Mengen
             Pestizide pflegt, kann ich auch fachlich viel        von Schadstoffen aus der Landwirtschaft.
             zum Erfolg der Initiative beitragen.                 Mein Freund, der Berufsfischer ­     Olivier
                                                                 ­Junod, berichtet von Veränderungen beim
             Was tun Sie denn heute gegen das Unkraut             Plankton und rückläufigen Fangerträ-
             oder wenn Krankheiten auftreten ?                    gen. Er hat selbst bei einer Studie der Uni
             Unkraut wird im Unterstockraum mecha-                Neuchâtel mitgemacht, welche demnächst
             nisch entfernt. Zwischen den Rebreihen               publiziert wird : 100 % der analysierten
             wächst Spontanvegetation oder gezielte              Fischlebern enthalten Pestizide aus der
             Einsaat von Gründüngung. Gegen Mehltau              Landwirtschaft, hauptsächlich Neonico-
                                                                 tinoïde. Durch einen Verzicht auf synthe-
                                                                 tische Pestizide würde sich die Wasser-
       12    
             Jean-Denis Perrochet mit seinem Produkt,
       13    mit seinem Freund und Berufsfischer Olivier Junod   qualität allmählich verbessern. Dadurch
       14    und mit dem Autor                                                           Fortsetzung auf Seite 8

fair-fish                                                                                        fish-facts 33 | 7
Fish-facts 33 Keine Pestizide - sauberes Wasser Agrarpolitik: Blockade beenden! Fischern im Senegal helfen - Fair-Fish
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fair-fish macht Schule
Das Team von fair-fish hat ein Schul-                        2. Kapitel : Fischfang – das Fischstäbchen
projekt ins Leben gerufen, das                               bekommt ein Gesicht, Überfischung und
                                                             Beifang im Fischteich-Spiel (30’)
einen nachhaltigen Umgang mit                                3. Kapitel : Verantwortungsvoller Konsum –
Fischen näherbringen will.                                   « Fischtest » in der Praxis (30’)
                                                             4. Kapitel : Aquakultur – Haltungsbedin-
          Kinder sind die Konsument/innen von mor-           gungen und Umwelt (45’)
          gen. Wir möchten Schulkindern verschiede-
          ner Altersklassen spielerisch und interaktiv       Wegen der Covid-Schutzmassnahmen kön-
          das Lebewesen Fisch näherbringen. Dabei            nen die interaktiven Elemente vorerst nicht
          lernen sie : « Stumm wie ein Fisch » trifft kei-   durchgeführt werden. Es ist aber auf Anfra-
          neswegs zu.                                        ge denkbar, das Schulprojekt auf Fernunter-
          Im Zentrum der vierteiligen Unterrichts-           richt umzustellen. Die Unterrichtseinheit
          einheit (vorerst für die Unterstufe) stehen        ist als vollständiges Paket verfügbar, inklu-
          Nachhaltigkeit, Überfischung, planetari-           sive Anleitung, Power-Point-Präsentatio-
          sche Grenzen und verantwortungsvoller              nen, Übungsblättern und Vorzeigematerial.
          Konsum:                                            Nina Fehlbaum
          1. Kapitel : Biologie der Fische – Kommuni-
          kation von Fischen, Sinne, kognitive Leis-
          tungen und Schmerzempfinden (30’)                  15 16 	Spielmaterial   für die Lektionen

          Fortsetzung von Seite 7                            mutigt uns. Wir sind überzeugt, dass ein Ja
          könnten sich Wasserinsekten und für die            zu unserer Initiative erreichbar ist.
          Fische wertvolle Mikro­organismen wieder
          vermehren und so einen grösseren und ge-           Wie können die Freund/innen der Fische Ihr
          sunden Fisch­bestand ernähren.                     Anliegen unterstützen ?
                                                             Um die Initiative noch bekannter zu ma-
          Wie schätzen Sie die Chancen ein ?                 chen, besonders in der deutschsprachigen
          Seit einiger Zeit kommen immer mehr Pro-           Schweiz, können Sie ihren persönlichen
          bleme aufgrund der Gewässerverschmut-              Freundes- und Familienkreis mobilisie-
          zung und des Rückgangs der Biodiversität           ren, Fahnen an Fenstern oder Balkons auf-
          ans Licht. Viele Menschen aus allen Be-            hängen, unseren Newsletter abonnieren
          völkerungsschichten beginnen, sich mit             (www.lebenstattgift.ch) oder sich als Frei-
          dieser Problematik zu befassen und sind            willige melden.
          empfänglich für unsere Argumente. Das er-          Interview: Rolf Frischknecht

8 | fish-facts 33                                                                                       fair-fish
Fish-facts 33 Keine Pestizide - sauberes Wasser Agrarpolitik: Blockade beenden! Fischern im Senegal helfen - Fair-Fish
nehcuarb ereiT                                                                                          Tiere
                                                                                                           nehcubrauchen
                                                                                                                 arb ereiT
   !emmitS enieD                                                                                           Deine
                                                                                                            !emmiStimme!
                                                                                                                 tS enieD
                                                                                                                                              Network for Animal Protection
                                                                                                                                              www.netap.ch

                                                                                                                                                                                                                                                            Beispiele aus der von fair-fish ­
                                                                                                              Network for Animal Protection
                                                                                                              www.netap.ch
                                                      noitcetorP laminA rof krowteN                           Network for Animal Protection                                                      noitcetorP laminA rof krowteN
                                                                      hc.paten.www                            www.netap.ch                                                                                       hc.paten.www

                                                                                                                                                    TIERSCHUTZVEREIN
                                   NIEREVZTUHCSREIT                                                                                                          NIDWALDEN
                                                                                                                                                    TIERSCHUTZVEREIN          NIEREVZTUHCSREIT
                                                                                      TIERSCHUTZVEREIN
                                   NEDLAWDIN                                                                                                                    NIDWALDEN     NEDLAWDIN
                                                                                                                                                                                                                                 pro Igel

                                                                                                                                                                                                                                                            mitgetragenen Kampagne
                                                                                               NIDWALDEN

                                                                                                        Dachverband Berner Tierschutzorganisationen, 3000 Bern
      n reB 0003 ,nenoitasinagroztuhcsreiT ren reB dnabrevhcaD                                          Dachverband
                                                                                                          n reB 0003 ,Berner
                                                                                                                       nenoitaTierschutzorganisationen,
                                                                                                                               sinagroztuhcsreiT ren reB d3000
                                                                                                                                                           nabre
                                                                                                                                                               Bern
                                                                                                                                                                vhcaD
                                                                                                  Spendenkonto IBAN CH64 0900 0000 3002 8005 1, Postkonto 30-28005-1
1-50082-03 otnoktsoP ,1 5008 2003 0000 0090 46HC NABI otnoknednepS                                Spendenkonto
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                                                                                                                      CH64
                                                                                                                        oP ,10900
                                                                                                                             50080000
                                                                                                                                   20033002
                                                                                                                                        00008005
                                                                                                                                             00901,46Postkonto
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                                                                                                                                                                 tnoknednepS

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      Dachverband Berner Tierschutzorganisationen, 3000 Bern                                            Dachverband Berner Tierschutzorganisationen, 3000 Bern
                                                                                                             Dachverband Berner Tierschutzorganisationen, 3000 Bern

    fair-fish wird aktiv für 2x Ja
                                   NIDWALDEN                                                                                                                    NIDWALDEN     NIDWALDEN
                                   TIERSCHUTZVEREIN                                                                                                 TIERSCHUTZVEREIN          TIERSCHUTZVEREIN

                                                      www.netap.ch                                            www.netap.ch                                                                       www.netap.ch
                                                      Network for Animal Protection                           Network for Animal Protection                                                      Network for Animal Protection

   Deine Stimme!                                                                                           Deine Stimme!
                                                                                                           Deine Stimme!
   Tiere brauchen                                                                                          Tiere brauchen
                                                                                                           Tiere brauchen

    Am 13. Juni 2021 stimmen wir über                                                                                                                                                                                                       . . . Umweltschutz und Fischerei
    die Trinkwasser- und die Pestizid-­                                                                                                                                                                                                     Die Umweltorganisationen der Schweiz
                                                                                                                                                                                                                                            sind im Komitee 2x Ja vereint. fair-fish ist
    Initiativen ab. Beide sind für die Fische                                                                                                                                                                                               aktiv dabei. Über Internet (2xja.ch) und mit
    entscheidend.                                                                                                                                                                                                                           Plakaten soll die breite Bevölkerung ange-
                                                                                                                                                                                                                                            sprochen werden.
                                  Gemeinsam mit Tierschutz . . .                                                                                                                                                                            Gleichzeitig suchte fair-fish den Kontakt
                                  Die Trinkwasser-Initiative ist aus Tierschutz-                                                                                                                                                            mit den Fischereikreisen. Ein gemeinsa-
                                  sicht sehr wichtig, insbesondere wegen der                                                                                                                                                                mes ganzseitiges Inserat in der grössten Fi-
                                  Beschränkung des Tierbestandes : Da nur                                                                                                                                                                   scherzeitschrift ruft dazu auf, beide Initiati-
                                  noch auf dem Betrieb erzeugtes Futter ein-                                                                                                                                                                ven zu befürworten.
                                  gesetzt werden darf, wird die indus­trielle                                                                                                                                                               Um die Botschaften zu den Initiativen zu
                                  Massentierhaltung stark reduziert. Zudem                                                                                                                                                                  verstärken und weitere Bevölkerungskreise
                                  dürfen Gesundheitsprobleme von Tieren                                                                                                                                                                     zu erreichen, wird fair-fish spezifische Ar-
                                  wegen schlechter Haltung nicht mehr pro-                                                                                                                                                                  tikel auf seinen Facebook9- und Twitter10-
                                  phylaktisch mit Antibiotika kaschiert wer-                                                                                                                                                                Seiten verbreiten.
                                  den. Ein Teil der Tierschutzorganisationen
                                  unterstützt auch die Pestizid-Initiative,                                                                                                                                                                 Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, die Schwei-
                                  weil insbesondere Wildtiere stark von einer                                                                                                                                                               zer Bevölkerung zu überzeugen, dass Fische
                                  intakten Umwelt abhängig sind. fair-fish                                                                                                                                                                  ihre Stimme brauchen:
                                  wird deshalb zwei Plakat- und Inserate­                                                                                                                                                                   Postkonto 15-585569-1 oder
                                  aktio­nen der Tierschutz­or­ga­ni­sa­tio­nen ak-                                                                                                                                                          IBAN: CH69 0900 0000 1558 5569 1
                                  tiv unterstützen.

    Die Trinkwasser-Initiative will nur noch Bauern mit Steuer­
    geldern unterstützen, deren Tierbestand der eigenen Futter-
    grundlage angepasst ist und die auf prophylaktische Anti­
    biotikagaben und auf Pestizide verzichten.
    Mehr dazu : initiative-sauberes-trinkwasser.ch                                                                                                                                                                                                               Banner zum Aufhängen
                                                                                                                                                                                                                                                                 Erhältlich bei:
                                                                                                                                                                                                                                                                 2xja.ch/produkt/fahne/
     Die Pestizid-Initiative fordert ein landesweites Verbot von
    s­ ynthetischen Pestiziden in der Landwirtschaft und der Boden-
     und Landschaftspflege sowie ein Importverbot von Lebens­
     mitteln, die unter Einsatz von Pestiziden hergestellt wurden.
    Mehr dazu : lebenstattgift.ch

  fair-fish                                                                                                                                                                                                                                                                   fish-facts 33 | 9
Fish-facts 33 Keine Pestizide - sauberes Wasser Agrarpolitik: Blockade beenden! Fischern im Senegal helfen - Fair-Fish
17                                                                18   19

Zierfischkampagne 2021
Aus politischen und organisatorischen                    Veterinärwesen. Dies sichert nicht nur ein
Überlegungen wird die Zierfisch­                         grösseres Budget, sondern erhöht auch den
                                                         Einfluss auf weitere Bevölkerungskreise
kampagne in den Herbst verschoben.                       und verstärkt die Unterstützung der Voll-
fair-fish bleibt dran.                                   zugsbehörden in den Kantonen.
                                                         Das von den teilnehmenden Organisatio-
           Die von fair-fish initiierte Zierfischkampa- nen definierte Ziel hat nach wie vor Gül-
           gne will das Los der zuhause gehaltenen Fi- tigkeit. Es soll aber mit Unterstützung
           sche verbessern. Wie in den Diskussionen des Bundesamts verfeinert und in sei-
           mit allen relevanten Organisationen im Be- ner Wirkung verstärkt werden. So wird
           reich Zierfischhaltung klar wurde, liegt das die Kampagne nun dreisprachig lanciert.
           Hauptproblem für das Tierwohl beim feh- Das Bundesamt will zusätzlich zu den be-
           lenden Wissen über diese Tiere.               reits geplanten Kampagnenelementen wie
           Deshalb war auf Anfang Mai dieses Jah- Webseiten, Plakate und Broschüren auch ei-
           res eine Kampagne zur Bewusstseins- und nen animierten Film realisieren lassen, der
           Wissensvermittlung geplant. Kernbotschaft: das Wesentliche in einfacher Form breiten
           «Zierfische sind Lebewesen, keine Deko-­ Bevölkerungsschichten näherbringen soll.
           Objekte!». Wenn es uns gelingt, diese Ein- Bei der Verschiebung stand nebst dem hö-
           sicht in der Bevölkerung zu verankern, ist heren Aufwand vor allem eine Aktuali-
           schon viel gewonnen.                          tätsüberlegung im Vordergrund. Beim ur-
           Im Hinblick auf die Reichweite und damit sprünglich auf den Mai geplanten Start
           den Erfolg der Kampagne übergab fair-fish hätte die Aufmerksamkeit für unser An-
           die strategische Leitung der Kampagne dem liegen gleich zweimal gelitten: durch die
           Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und immer noch alles beherrschende Corona-
                                                         Pandemie sowie die Diskussion über die im
                                                         Juni zur Abstimmung kommenden Volks­
           Machen Sie mit – Ihre Spende zählt!
           IBAN Spendenkonto: CH69 0900 0000 1558 5569 1 initiativen gegen Pestizide, fürs Trinkwas-
           Vermerk Zierfischkampagne                     ser und zum CO2-Gesetz.
                                                         Bis zum Herbst bleibt so genügend Zeit für
                                                         die sorgsame Entwicklung der Inhalte, an
17 	Ein fischgerecht eingerichtetes Aquarium mit
                                                         welcher fair-fish gemeinsam mit den Part-
     ­variantenreicher Bepflanzung und Strukturierung.   nern aktiv mitarbeiten wird. Wir freuen
18 	Regenbogenfische aus Australien und Neuguinea       uns mit Ihnen auf die erste schweizweite
      bleiben meist klein.
                                                         Kampagne für die Zierfische und werden
19 	Der Flaggenbuntbarsch aus dem Amazonasbecken
      kann bis 15 cm lang werden und braucht Aquarien    Sie auf dem Laufenden halten.
     von mindestens 200 Litern.                        Rolf Frischknecht

10 | fish-facts 33                                                                           fair-fish
20   21

Städte für Fairen Handel
Fair Trade Towns ist eine inter­                            profitieren zudem davon, dass ihr Engage-
nationale Kampagne, die Städte und                          ment sichtbar gemacht wird, neue Netz-
                                                            werke geschaffen und die Kundschaft aus-
Gemeinden für besonderes Engage-                            geweitet werden kann.
ment im Fairen Handel auszeichnet.
                                                            World Fair Trade Day: Klima
             Viele der globalen sozialen und ökologi-       Der in der Schweiz von der Dachorgani-
             schen Herausforderungen stehen in Zu-          sation «Swiss Fair Trade»12 koordinierte
             sammenhang mit unserem Konsumver-              Tag des Fairen Handels setzte dieses Jahr
             halten. Durch einen nachhaltigen, fairen       am 8. Mai den Fokus auf das Klima. Mit
             Konsum können wir positive Veränderun-         den konkreten Herausforderungen befasst
             gen in Gang setzen. Hier setzt Fair Trade      sich das Swiss Fair Trade-Mitglied fair-fish
             Towns11 an mit dem Ziel, das Bewusstsein       seit langem. Am Beispiel der Küstenfische-
             der Bevölkerung zu stärken. Dabei werden       rei kann gut aufgezeigt werden, dass die
             lokale Betriebe, Restaurants, Cafés, Schulen   massvolle Nutzung der Fischbestände tat-
             und Institutionen der Gemeinde mit einge-      sächlich einen Beitrag zur nachhaltigen
             bunden.                                        regionalen Entwicklung leisten kann. Vor-
                                                            aussetzung dafür ist jedoch einerseits die
             Schon an vielen Orten                          Chancengerechtigkeit gegenüber industri-
             Fair Trade Towns gibt es bereits in 32 Län-    ellen Fischflotten, andererseits Etablierung
             dern. In der Schweiz bis jetzt dabei sind      entsprechend verbindlicherer Regelwerke
             Amriswil, Bellinzona, Bern, Burgdorf, Cap-     auf internationaler Ebene. Die Küstenfi-
             riasca, Carouge, Fribourg, Frutigen, Glarus    scherei könnte dadurch wichtige Impulse
             Nord, Gossau SG, Renens, Zweisimmen und        für die lokalen Gemeinschaften liefern, mit
             Vaduz in Liechtenstein. Zahlreiche weitere     positiven volkswirtschaftlichen, sozialen
             Gemeinden und Städte sind auf dem Weg,         und nicht zuletzt ökologischen Auswirkun-
             eine Fair Trade Town zu werden.                gen über die Küstengebiete hinaus.
             Damit wird ein Nachhaltigkeitsprozess in       Peter Jossi
             Schweizer Gemeinden ausgelöst, der sich
             positiv auf Menschen im globalen Sü-
             den auswirkt : Verantwortungsvolle Kon-
             sument/innen unterstützen den Fairen
             Handel und verbessern so die Arbeitsbe-
                                                            20 	So    sieht Fairer Handel für die meisten
             dingungen von Produzent/innen in Ent-
                                                                 in Europa aus . . .
             wicklungs- und Schwellenländern. Die Ge-       21 	. . . aber wann kommt der Faire Handel
             meinden und alle beteiligten Akteur/innen           mit Fisch ?

fair-fish                                                                                        fish-facts 33 | 11
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«Sea grabbing» im Senegal (2)
Die senegalesischen Fischbestände                        mal keinen Fisch mehr gibt? Von den Euros
werden weiter geplündert, die Fischer                    bestimmt nicht; die verschwanden in eher
                                                         privaten Taschen, als im Meer und in den
wehren sich – ob sie gewinnen, liegt                     Fischerdörfern etwas zu bewirken.
auch an uns.                                             Daher schlug fair-fish damals zusammen
                                                         mit lokalen Fischeraktivisten vor, dass ein
          Im Jahr 2006 platzten die Verhandlungen        künftiger Vertrag nicht nur die EU und de-
          zwischen der Republik Senegal und der          ren Fangschiffe, sondern auch die Regie-
          EU über die Erneuerung des Vertrags, der       rung Senegals stärker in die Pflicht nehmen
          den Fangflotten der EU-Länder seit 1980        soll. Sie müsste die Euros in die Nachhaltig-
          das Recht einräumte, vor Senegals Küsten       keit der Fischerei investieren: für eine po-
          zu fischen. Die einheimischen Fischer und      tentere Küstenwache und für wirksamere
          Teile der Zivilgesellschaft forderten schär-   Meeresschutzzonen.
          fere Bestimmungen zum Schutz der Fisch-        Erst 2014 gelang der Abschluss eines neu-
          bestände. Die senegalesische Regierung ih-     en Vertrags mit der EU, der nach der Re-
          rerseits verlangte von der EU mehr als die     form der EU-Fischereipolitik von 2013 jetzt
          bisher jährlich etwa 16 Millionen Euro für     «Partnerschaftsabkommen» hiess. Dahin-
          die Fanglizenzen.                              ter steckte nicht nur Kosmetik: Auch wenn
                                                         unsere Vorschläge unberücksichtigt blie-
          Fisch viel zu billig                           ben, sind immerhin die Lizenzen auf jene
          Weniger fangen, aber mehr bezahlen: Das        Fische beschränkt, die lokal nicht bean-
          war für Brüsseler Ohren nicht verständlich.    sprucht werden. Allerdings werden vor Se-
          Die Ressource Fisch war zwar stets viel zu     negal weitaus grössere Mengen von asia-
          tief bewertet worden. Doch was helfen ein      tischen Schiffen gefangen, unter largeren
          paar Millionen mehr, wenn die Plünderung       Auflagen . . .
          einfach weiter geht? Wovon soll die sene-
          galesische Bevölkerung leben, wenn es ein-     Ungezügelter Raubbau
                                                         Im Frühling 2020 wollte die senegalesische
                                                         Regierung im grossen Stil 52 weitere Li-
                                                         zenzen vergeben, vor allem an chinesische
                                                         Fangschiffe. Die inländische Fischwirt-
      	Fischen mit fair-fish im Senegal:
      22 	Zusammenziehen eines Strandnetzs im Saloum    schaft wehrte sich mit einer Kampagne
      23 	Fischerfrauen kontrollieren den Fang          dagegen, die auch fair-fish unterstützte.
      24 	Ankunft der Fische in der Fabrik in Dakar
                                                         Unter diesem Druck lehnte der Fischerei-
      25 	Qualitätskontrolle in der Fabrik
      26 	Arbeiterinnen beim Entschuppen                minister alle Lizenzanträge ab. Dass da-
      27 	Tagelöhnerinnen warten auf Arbeit             mit die Fischereipolitik des Landes end-

12 | fish-facts 33                                                                             fair-fish
25                             26    27

             lich transparent und nachhaltig werde,              Wenn die Fischer immer öfter ohne Fang
             bezweifeln allerdings viele senegalesische          zurückkehren, bleibt ihnen nur die Migra-
             Fischer.                                            tion nach Europa, um ihre Familien zu er-
             Dutzende ausländischer Fangschiffe be-              nähren.
             dienen sich bereits vor Senegals Küsten,
             darunter 38 allein aus Europa, nebst Fang-          Fische brauchen Atempause
             schiffen aus asiatischen Ländern und Russ-          Überfluss war in den senegalesischen
             land. Die Kampagne der senegalesischen              Fischbeständen bis vor 60 Jahren der Nor-
             Fischer richtete sich denn auch nicht nur           malzustand. Diesen wieder herzustellen
             gegen die neuen Lizenzen, sondern gegen             würde dem Senegal Schub für eine nach-
                                                                 haltige Entwicklung geben. Dazu müssen
                                                                 zunächst die Fänge während mindestens
                                                                 vier Jahren halbiert werden. Danach wür-
Infobox :                                                        de es möglich, die Erträge über das heutige
 Seit unserem Fischerei­projekt (2004–2010)                      Volumen hinaus zu steigern, und zwar bei
 ist fair-fish mit Menschen im Senegal verbunden.                geringerem Aufwand, sofern die Regeln der
 Mehr zum Projekt im neuen fair-fish-Buch13                      nachhaltigen Fischerei eingehalten wer-
 und in einer Bildgeschichte14                                   den – das heisst auch: weniger Industrie­
 Zum seitherigen Engagement von fair-fish                        fische­
                                                                       rei. Die artisanale Fischerei schafft
 im Senegal: Kampagne Überfischung und                           25 Mal mehr Arbeitsplätze, schützt die zen-
­Migration (2019–2019)15 und Kampagne gegen                      trale Rolle der Frauen in Verarbeitung und
 neue Fischereilizenzen (2020)16                                 Handel und gleichzeitig die Bestände und
                                                                 die Meeresumwelt.
                                                                 Das sind Fragen, die sich im Rahmen der
                                                                 Verhandlungen um die Erneuerung des fi-
             die schon bisher intransparente Verga-              schereilichen Partnerschaftsabkommen ab
             be von Lizenzen an ausländische Schiffe             2024 zwischen der EU und dem Senegal er-
             – auch an solche, die unter Zuhilfenahme            neut stellen. Auch wenn Europa nicht die
             fragwürdiger juristischer Tricks unter se-          grösste Menge von Senegals Fischen fängt,
             negalesischer Flagge operieren.                     könnte es Impulse geben. Dazu mehr im
             Zehntausende artisanale Fischer gehen zu-           nächsten Heft.
             nehmend leer aus, und so wird auch der              Billo Heinzpeter Studer
             Rohstoff für die handwerklichen Fischver-                                     Quellen: siehe Infobox
             arbeiterinnen und für die lokalen Fisch­
             fabri­ken immer knapper. Fisch ist tra­  di­
             tio­nell eines der wichtigsten Produkte des
             Senegals und ein wichtiger Bestandteil der
             lokalen Ernährung. Die Fischerei schaffte
             bisher Einkommen für 600 000 Menschen.

fair-fish                                                                                        fish-facts 33 | 13
28   29

Kurz geangelt                                aus einer Tierhaltung impor­     ins System gepferchten Fi­
                                             tiert, die  den Schweizer        schen dabei wirklich ist, in­ter­
          Tierschutz weltweit                ­Bestimmungen widerspricht.      essiert die meisten Anlage­
          einfordern                                                          betreiber bis heute nicht.
          Die auf Tierrecht spezialisier­    Fischwohl in der Aquakultur      Das wird sich erst unter dem
          te Juristin Charlotte Blattner     Das praxisbasierte Forschungs­   wachsenden Druck von Fra­
          legt in ihrer Dissertation17       projekt18 von fair-fish inter­   gen kritischer Menschen
          an der Uni Bern eine interes­      national und  seiner Fish        ­ändern.
          sante Idee dar : Das im Inland     Ethology and Welfare Group       Mehr dazu in unserem Blog 19.
          geltende Tierschutzgesetz          (FEG) zur Enwicklung eines
          soll auch bei Importen durch­      Fischwohl-Standards für das      Leiden im Fischfang
          gesetzt werden. Was in der         internationale Label «Friend     reduzieren
           Schweiz verboten ist, z. B. un­   of the Sea» (FOS) steht kurz     Ein neues Forschungsprojekt
          betäubtes Schlachten von           vor dem Abschluss. Der neue      unter der Leitung von fair-fish
          ­Fischen, soll nicht mehr so       Standard wird von FOS im         international will Dauer und
            einfach durch Importe aus­       kommenden Juni eingeführt.       Stärke des Leidens erfassen,
            gehebelt werden können.          Im Rahmen des von der Stif­      das mit unterschiedlichen
            Blattner schlägt vor, das völ­   tung Open Philanthropy fi­       Fang­methoden verbunden ist,
            kerrechtliche Konzept der        nanzierten Projekts wird die     und Möglichkeiten untersu­
            «extraterritorialen Jurisdik­    FEG nun Farmer und Audi­         chen, wie das Leiden verkürzt
            tion» anzuwenden, das            toren ausbilden, damit mehr      und gemildert werden kann,
            beim Schutz von Menschen­        Fischwohl in der Praxis an­      sei es durch Verbesserungen
            rechten und im Wirtschafts­      kommt.                           der bestehenden oder den
            recht ­bereits etabliert ist.                                     Wechsel zu anderen Metho­
            Analog könnte die Schweiz        Aquaponic :                      den. Am vierjährigen Projekt
            gegen Tierschutzverstösse        gut für die Fische ?             beteiligen sich mehrere In­
            im Ausland vorgehen, die         Die trendige, mit Gemüse­        stitu­te; es ist derzeit im Auf­
            von Schweizer Personen oder      anbau gekoppelte Fischzucht      bau und umfasst die Fischerei
            Unter­nehmen begangen            auf Fabrikdächern gilt als       in verschiedenen Meeres­
           ­werden – also etwa auch,         «besonders grün». Wie wohl       gebieten und auf zahlreiche
            wenn eine Firma Produkte         es den als Düngerlieferanten     Arten.

28 	Lachszucht vor Färöer
29   Binnenfischerei in Deutschland

          Spenden an fair-fish:
          fair-fish, Team Schweiz, online (CHF):             fair-fish international (EUR):
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14 | fish-facts 33                                                                                     fair-fish
Bildnachweis                                                  Impressum fish-facts 33
Titelbild: Rolf Frischknecht                                  Retouren, Reklamationen:
                                                              fair-fish
Seite 3: Rolf Frischnecht (1), GerardM/Wikimedia(2)
                                                              Scheuchzerstrasse 126, 8006 Zürich
Seite 4: Roland zh (3), Oliver Dixon (4),                     office@fair-fish.ch
Rasbak (5), Maasaak (8), Zeynel Cebeci (9)
                                                              Fragen zu Inhalten:
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Rolf Frischknecht (6, 7)
                                                              Herausgeber:
Seite 6: Rolf Frischknecht
                                                              Verein fair-fish international
Seite 7: Rolf Frischknecht                                    Chemin du Léman 3, 1135 Denens
                                                              mail@fair-fish.net
Seite 8: Nina Fehllbaum (15), ktipp (16)
                                                              © fair-fish.net, Mai 2021, 2350 Exemplare
Seite 9: Initiativkomitees
                                                              Redaktion: Billo Heinzpeter Studer
Seite 10: Hans Gonella                                        Layout: satzbild.ch
                                                              Druck: baldegger.ch
Seite 11: Fairytale111/Wikimedia (20),
                                                              100% Recycling-Papier, klimaneutral ISSN 1662-7903
Billo Heinzpeter Studer (21)
                                                              Spendenkonto:
Seiten 12–13: Billo Heinzpeter Studer                         fair-fish international
                                                              Team Schweiz
Seite 14: Erik Christensen (28), Tvb hof (29)
                                                              IBAN = CH69 0900 0000 1558 5569 1
beide Wikimedia
Seite 16: Petri-Heil/Suter

Fussnoten
Fische in Bedrängnis, Seite 3
1 newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/56289.pdf
2 newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/56290.pdf
3	umwelt-schweiz.ch/_Resources/Persistent/
   5f0f9da52a702df39fef4d7ff21e1d2fbc4c8820/
   BAFU-Umweltbericht_Umwelt_Schweiz_2018_D.pdf
4	sueddeutsche.de/wissen/
   insektensterben-dramatischer-insektenschwund-in-deutschland-1.3713567
5	zeit.de/wissen/umwelt/2020-07/treibhausgas-methan-klimawandel-us-studien-corona-krise
Blockierte Agrarpolitik: raus!, Seiten 4–5
6 parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20203931
7 agrarallianz.ch/aktuell-medien/
   agrarallianz.ch/standpunkte/agro-forte-2022/
8 parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20190475
2xJa, Seite 9
9 facebook.com/fair.fish
10 twitter.com/fairfish2
Fair Trade Towns, Seite 11
11 fairtradetown.ch/de
12 swissfairtrade.ch
«Sea grabbing» im Senegal, Seiten 12–13
13 fair-fish.ch/aktuell/fair-fish-buch
14 fair-fish.ch/was-wer-wo/wo/senegal/
15 fair-fish.ch/aktuell/migration
16 fair-fish.ch/aktuell/senegal
Seite 14
17	snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/
    news-201021-medienmitteilung-tierschutz-in-einer-globalisierten-welt.aspx
18 fair-fish.net/de/was/fischwohl/aquakultur/carefish/
19 fair-fish.ch/blog/2021/02/05/
WIR SUBVENTIONIEREN
     UNSERE EIGENE
     WASSERVERSCHMUTZUNG!

                                                                                   itiativen
                                                              Pestizidin

                                                                                  2 x JA

          Fische brauchen
          Deine Stimme!
 Unterstützt von

  Schweizerischer Fischerei–Verband
         Fédération Suisse de Pêche
        Federaziun Svizra da Pestga
      Federazione Svizzera di Pesca

                                                                                                                                 FLIEGENFISCHEN                 Kantonaler
                                                                                                                                 O B E RWA L L I S              Fischerei Verband
                                                                                                                                 fliegenfischen-oberwallis.ch
                                                                                                                                                                Basel-Stadt

                                                                                        KFVGR
                                      Bernisch Kantonaler Fischerei-Verband
                                      Fédération Cantonale Bernoise de la Pêche

                                                                                        Kantonaler Fischereiverband Graubünden

fair-fish lanciert zusammen mit den Fischereiorganisationen eine gemeinsame Kampagne 2 x JA
zu den am 13. Juni zur Abstimmung kommenden Pestizid- und Trinkwasser-Initiativen.
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