GEBÄUDE ZUKUNFTS-SICHER BAUEN - DEN ANFORDERUNGEN VON MORGEN OFFEN BEGEGNEN - Voltimum

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GEBÄUDE ZUKUNFTS-SICHER BAUEN - DEN ANFORDERUNGEN VON MORGEN OFFEN BEGEGNEN - Voltimum
GEBÄUDE ZUKUNFTS-
SICHER BAUEN
DEN ANFORDERUNGEN VON MORGEN OFFEN BEGEGNEN

 Themen im Heft

 Digitalisierung im Gebäude:
 Gebäudeautomation zukunftssicher gestalten
 –
 Interview:
 Gebäudetechnik im Wandel der Zeit
 –
 Kurswechsel bei Sanierungen gefragt
 –
 Kälte aus dem Container:
 Gebäude mit Kältetechnik nachrüsten
GEBÄUDE ZUKUNFTS-SICHER BAUEN - DEN ANFORDERUNGEN VON MORGEN OFFEN BEGEGNEN - Voltimum
IHR GEBÄUDEPROJEKT –
UNSERE LEIDENSCHAFT!
EFFIZIENTER, FLEXIBLER, SMARTER
Anforderungen an Gebäude steigen. Ganz gleich, ob Bestandsgebäude oder Neubau: Als Partner für
Gebäudeinstallation und -automation erkennen wir Potentiale und entwickeln gemeinsam mit
Ihnen zukunftsfähige, individuelle Lösungen für Ihr Projekt.

                                                                                    www.wago.com/gebaeudetechnik
GEBÄUDE ZUKUNFTS-SICHER BAUEN - DEN ANFORDERUNGEN VON MORGEN OFFEN BEGEGNEN - Voltimum
DIGITALISIERUNG IM GEBÄUDE
CHANCE UND VERANTWORTUNG ZUGLEICH

Liebe Leserinnen und Leser,                                      müssen Jahrzehnte überdauern und dies trifft in der Regel
                                                                   auch für die verbaute Technik zu. Die Schwierigkeit dabei:
wir arbeiten in einer spannenden Branche, die sich mal             Wer weiß schon, wie die Technik und die Anforderungen in
wieder in einer Zeit des Umbruchs befindet. Während die            10 Jahren aussehen werden? Flexibilität und Offenheit
Elektrifizierung und Automatisierung für den Gebäudesektor         werden damit ohne Diskussion zur größten Stärke zukunfts-
seit Jahrzehnten ein wichtiger Treiber ist, hält aktuell mit der   fähiger Gebäude. Wie Gebäudeautomation dafür aus unserer
Digitalisierung eine neue industrielle Revolution Einzug in die    Sicht heute schon aufgestellt sein muss, wie sinnvolles
Gebäude. Betrachtet man die Veränderungen, die wir sehen           Gebäudemanagement aussieht, wie viel Digitalisierung ein
oder die wir in weiten Teilen vielleicht auch nur erahnen kön-     Gebäude aktuell wirklich braucht und welche Rolle Cloud-
nen, so wird klar, dass die Auswirkungen dieser industriellen      Anwendungen zukünftig spielen werden, sind Leitfragen,
Revolution mindestens genauso groß sein werden, wie die            die uns bei dieser Ausgabe der WAGO DIRECTBUILDING
der Elektrifizierung und der Automatisierung.                      begleitet haben und die wir auf den nächsten Seiten für Sie
                                                                   beleuchten.
Wir sehen eine immer stärker vernetzte Welt, Systeme die
übergreifend miteinander kommunizieren und dabei entwe-            Wir befinden uns in einem Umbruch, bei dem wir mehr denn
der vor Ort oder irgendwo anders auf der Welt stehen. Der          je schauen, wie wir den Anforderungen von morgen in der
Nutzer steht verstärkt im Fokus, Gebäude werden komplexer          Gebäudetechnik offen begegnen können. Dabei haben wir
und müssen in Bezug auf Komfort und Energieeffizienz im-           nicht nur die Chance, mit der heutigen Technik Gebäude zu
mer höheren Anforderungen entsprechen. Die Innovations-            schaffen, die über den gesamten Lebenszyklus effizienter
zyklen werden kürzer und die eingesetzten Technologien             und langfristig nachhaltiger sind. Wir haben auch die Verant-
wandeln sich.                                                      wortung, Gebäude zu errichten, die mit den Anforderungen
                                                                   der nächsten Jahre wachsen können.
Gleichzeitig stehen wir vor der Herausforderung, in einem
Sektor zu arbeiten, der, wie wohl kaum ein anderer, Projekte
mit Weitsicht planen muss. Smartphones tauschen wir alle           Ihr Daniel Wehmeier
2 Jahre, Autos im Schnitt etwa alle 9,5 Jahre, doch Gebäude        Head of Market Management Building bei WAGO

                                                                                                                               3
GEBÄUDE ZUKUNFTS-SICHER BAUEN - DEN ANFORDERUNGEN VON MORGEN OFFEN BEGEGNEN - Voltimum
GEBÄUDE ZUKUNFTS -
SICHER BAUEN
Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren vieles
vorangetrieben – auch die Gebäudebranche. Smart Buildings
sind dabei längst kein Fremdwort mehr. Gebäude sind ver-
netzter, digitaler und dadurch komfortabler, effizienter und
energiesparender. Gleichzeitig steigen die Anforderungen.
Was heute mit dem aktuellen Stand der Gebäudetechnik
möglich ist, kann morgen schon wieder überholt sein.
Doch wie begegnen Gebäudebetreiber und -automatisierer
einer sich schnell wandelnden Technikbranche bestmöglich,
wenn ihre Objekte selbst auf Jahrzehnte ausgelegt sind? Wie
lassen sich Gebäude mit der aktuellen Technik heute schon
auf die Anforderungen von morgen vorbereiten? Und wie
können diese Anforderungen aussehen? Damit haben wir
uns in dieser Ausgabe der WAGO DIRECTBUILDING für Sie
beschäftigt.

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INHALT
Digitalisierung im Gebäude
Gebäudeautomation zukunftssicher gestalten                     6

Gebäudetechnik im Wandel der Zeit
Im Interview mit Martin Hardenfels und Daniel Wehmeier        16

Effizient bauen mit steckbarer Elektroinstallation
In 12 Wochen zur fertigen Kita                                21

Integral Planen und offen Automatisieren
Ein Muss für zukunftsfähige Gebäudeprojekte                   24

Effizienzsteigerung im Gebäudesektor durch Sanierungen
Kurswechsel gefragt                                           26

Gebäudemigration »Alter Wall«
Automation, die sich auch zukünftig erweitern lässt           30

Kälte aus dem Container
Gebäude mit Kältetechnik nachrüsten                           34

Moderne Beleuchtungssteuerung
So geht Lichtmanagement heute                                 40

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6   WAGO MINI HEADLINE
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DIGITALISIERUNG IM GEBÄUDE

                     GEBÄUDE-
                     AUTOMATION
                     ZUKUNFTSSICHER
                     GESTALTEN
                     Digitalisierung und Konnektivität sind richtungsweisende Entwicklungen des 21. Jahr-
                     hunderts – mit enormem Einfluss auf die Gebäudebranche. Automatisierte Gebäudetechnik,
                     bei der einzelne Sensoren und Aktoren vernetzt sind, miteinander kommunizieren und über
                     Controller gesteuert werden, gehört dabei längst zum Standard moderner Gebäude. Doch wie
                     viel smarte Automation braucht ein Gebäude wirklich und wie lässt sich die zunehmende
                     Technik in Gebäuden sinnvoll und zukunftsfähig managen?

WAGO MINI HEADLINE                                                                                          7
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Die Gebäudetechnik unterliegt einer        Dass die Branche den potentiellen
    sich wandelnden, zunehmend digitalen       Mehrwert der dabei entstehenden
    Welt, die in den letzten Jahrzehnten       Datenpools längst erkannt hat, zeigen
    immer wieder neue Entwicklungen            die aktuellen Entwicklungen im Bereich
    vorangetrieben hat, insbesondere die       der Management- und Bedienebene.
    Gebäudeautomation. Dabei nimmt vor         Managementsysteme greifen dabei auf
    allem die Kommunikation in und zwi-        die Datenbasis zu und nutzen sie für
    schen Gebäuden zu und wird übergrei-       übergeordnete Gebäudebeobach-
    fender. Früher hatten einzelne Anlagen     tungen, wie beispielsweise Analysen
    wie die Heizung oder die Beleuchtung       und Optimierungen.
    eigenständige Regler; heute werden
    diese unterschiedlichen Anlagen auf
    eine gemeinsame Datenbasis gehoben         »Wenn man sich die Gebäudeautomation
    und die erfassten Daten zusammen dar-      der letzten 20 Jahre anschaut, haben wir
    gestellt. Anlagen und Systeme werden
                                               uns schon immer in einem Bereich bewegt,
    integral betrachtet: Statt proprietärer
    Inselsysteme arbeiten Gebäude heute        den man heute so gern als Internet of
    mit offenen, vernetzten Systemen. Hier-    Things bezeichnet. Wir waren schon immer
    für haben sich auf der Feld- und Auto-     eine Branche, die viele Sensoren und
    mationsebene IP-basierte Steuerungs-
                                               Aktoren im Feld in den Fingern hatte und
    geräte, Sensoren und Schaltsysteme,
    die über Feldbus und ETHERNET auf
                                               diese gesteuert und geregelt hat.«
    ein Netzwerk gebracht werden, sowie
    herstellerunabhängige Protokolle, wie
    beispielsweise BACnet®, fest etabliert.    Während Managementsysteme generell
                                               nichts Neues sind, zeigt sich auch hier
    Auch WAGO hat als Komponenten- und         die fortschreitende Digitalisierung und
    Systemanbieter die Verfügbarkeit von       der Trend zur Konnektivität: Neben lokal
    Netzwerken über IP-Layer von Ge-           installierten On-Premise-Systemen
    bäudekomponenten seit Anfang an            entdecken Hersteller und Gebäudebe-
    konsequent verfolgt. „Wenn man sich        treiber zunehmend die Möglichkeiten,
    die Gebäudeautomation der letzten 20       die cloudbasierte Managementsysteme
    Jahre anschaut, haben wir uns schon        bieten. Dabei gilt: Je automatisierter ein
    immer in einem Bereich bewegt, den         Gebäude ist, desto mehr Daten stehen
    man heute so gern als Internet of Things   zur Auswertung und Optimierung zur
    bezeichnet,“ fasst Daniel Wehmeier,        Verfügung und desto sinnvoller ist es,
    Head of Market Management Building         verschiedene Managementlösungen in
    bei WAGO, zusammen. „Wir waren schon       Betracht zu ziehen. Die erste Frage, die
    immer eine Branche, die viele Sensoren     sich Gebäudebetreiber daher stellen
    und Aktoren im Feld in den Fingern hatte   müssen, ist: Wie smart soll mein Gebäu-
    und diese gesteuert und geregelt hat.“     de eigentlich sein?

8                                                               GEBÄUDEAUTOMATION ZUKUNFTSSICHER GESTALTEN
GEBÄUDE ZUKUNFTS-SICHER BAUEN - DEN ANFORDERUNGEN VON MORGEN OFFEN BEGEGNEN - Voltimum
Alle Gebäudedaten im Blick:
   Die Applikation WAGO Cloud
   Building Operation and Control
   lässt sich jederzeit und von
   überall auch über mobile
   Endgeräte abrufen.

Wie smart muss ein                          Gebäudeautomation trägt entscheidend          Wehmeier. „Gebäude sollten nicht wahl-
Gebäude heute sein?                         zu einem wirtschaftlich und ökologisch        los überautomatisiert sein. Am Ende
                                            effizienten Gebäudebetrieb bei. Das           muss die Automatisierung immer einen
Was heute ein sinnvoller Grad an Auto-      wurde auch in für die Gebäudebranche          Mehrwert für den Nutzer oder den Be-
matisierung in Gebäuden ist, lässt sich     wichtigen Vorgaben, wie dem zuletzt           treiber bieten.“
nicht pauschal beantworten. Es gibt         im November 2020 in Kraft getretenen
nicht den einen Standard, den Gebäude       Gebäudeenergiegesetz (GEG), fest-             Die große Herausforderung ist dabei,
haben sollten. Vielmehr hängt der Auto-     gehalten. Das GEG stellt energetische         dass schwer absehbar ist, wie sich der
matisierungsgrad von den individuellen      Anforderungen an neue und bestehende          Gebäudemarkt oder auch Direktiven wie
Wünschen und Anforderungen des              Gebäude und setzt damit eine Mindest-         das GEG entwickeln. Hinzu kommt die
Nutzers ab. Bei Gebäuden mit beson-         intelligenz in Gebäuden voraus. Darüber       rasante technische Entwicklung. Was
ders flexibler Nutzung, wie beispielswei-   hinaus ist heute von Raumautomation           heute noch keinen Mehrwert für den
se Büromietflächen, macht eine höhere       bis zu ersten Ansätzen künstlicher Intelli-   Nutzer bietet, kann morgen schon ganz
technische Ausstattung Sinn. Dabei hat      genz in Form selbst lernender Systeme         anders aussehen. Gleichzeitig spielt
sich mit den Chancen, die die Gebäude-      technisch schon viel möglich. Aber:           begrenztes Budget bei Gebäudepro-
automation bietet, ein wichtiger Inno-      „Nicht alles, was technisch möglich ist,      jekten häufig eine Rolle. Es macht also
vationstreiber herausgestellt: Effizienz.   ist am Ende auch immer sinnvoll“, so          aus unterschiedlichen Gründen Sinn,

GEBÄUDEAUTOMATION ZUKUNFTSSICHER GESTALTEN                                                                                         9
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Über die WAGO Cloud Building Operation and
Control können alle für ein Gebäude oder
für verteilte Liegenschaften relevanten
Informationen verarbeitet und in
Berichten zusammengefasst
werden.

Gebäude nicht direkt mit einem
geschlossenen, umfassenden
Automations- oder Managementsys-
tem auszurüsten, sondern step-by-
step nach den jeweiligen Bedürfnissen        Zukunftsfähig
auszustatten. Wichtig ist dabei, dass        aufgestellt: der Smart-                       SRI einen Wert da, wie gut ein Gebäude
Gebäude von Anfang an auf spätere                                                          auf zukünftige Anforderungen, bei-
                                             Readiness-Indicator
Nachrüstungen und neue Anforderung-                                                        spielsweise in Bezug auf erneuerbare
en vorbereitet sind und die Möglichkeit                                                    Energienetze und Bedürfnisse der
haben, ihre Technik entsprechend zu          Der Smart-Readiness-Indicator wurde           Nutzer, vorbereitet ist. Ziel des SRI ist
erweitern. Diese Bereitschaft lässt sich     erstmals mit der EU-Gebäuderichtlinie         es, Möglichkeiten zur Verbesserung der
über den sogenannten „Smart Readi-           2018 (EPBD) aufgeführt. Ermittelt aus         „Smart Readiness“ zu skizzieren und
ness Indicator“ (SRI) gut abbilden.          unterschiedlichen Kriterien, stellt der       diese anhand einer Skala darzustellen.

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einstellen können.” Die wohl wichtigste         Dass es auch hierbei kein „Richtig“ und
                                         Rolle spielen dabei offene Schnittstel-         „Falsch“ gibt, sondern vom Gebäudetyp
                                         len und Kommunikationsprotokolle, die           und Nutzungsverhalten abhängt, liegt
                                         herstellerunabhängig funktionieren und          auf der Hand. Managementsysteme
                                         sich so auch zukünftig flexibel erweitern       lassen sich über drei Wege darstellen:
                                         lassen. Das lässt nicht nur Spielraum für       als lokal installierte On-Premise-Lösung,
                                          Techniken und Systeme, die wir heute           als On-Premise-Lösung mit Cloud-Op-
                                             noch nicht kennen, sondern gibt             tion, beispielsweise über Edge-Devices,
                                               auch die Möglichkeit, die Gebäu-          oder als komplette Cloud-Version. „Es
                                                 deautomation nach den eigenen           gibt für jedes System seine Berech-
                                                  Bedürfnissen, finanziellen Mit-        tigung und unterschiedliche Gründe.
                                                   teln und Wünschen aufzustel-          Wir sehen aber, dass wir mit der Cloud
                                                     len und jederzeit bei Bedarf        einige Herausforderungen meistern
                                                      zu erweitern. Während sich         können, die mit den anderen Systemen
                                                       diese Flexibilität in Form von    nur schwer zu lösen sind,“ so Wehmeier.
                                                       offenen und interoperablen        „Insbesondere wenn wir über verteilte
                                                       Systemen in der Steue-            Liegenschaften sprechen.“
                                                       rungs- und Regelungs-
                                                       technik berechtigterweise         Für das Cloud-System spricht vor allem
                                                       zunehmend durchsetzt,             die Zukunftssicherheit. Systeme kom-
                                                      gibt es bei der Flexibilität der   plett von außen abzuschotten, ist heute
                                                    Managementsysteme noch               nicht mehr zeitgemäß. Systeme sind
                                                   Aufholbedarf.                         aktiv und müssen kommunizieren. Die
                                                                                         Anwendungen wie auch die Anforde-
                                                Gebäudemanagement                        rungen an Gebäude ändern sich. Das
                                                                                         erfordert Flexibilität, die ein Gebäude
                                              der Zukunft – alles Cloud,
                                                                                         und entsprechend auch ein Manage-
                                             oder was?!                                  mentsystem heute liefern müssen. Bei
                                                                                         On-Premise-Systemen ist der Gebäu-
                                         Managementsysteme übernehmen in                 debetreiber selbst gefragt, sein System
                                         der Gebäudeautomation Funktionen                zu pflegen und aktuell zu halten, was mit
                                         wie das übergeordnete Bedienen der              Personalaufwand und eigenen IT-Infra-
                                         Gesamtheit einer Anlage, das Aufstellen         strukturen verbunden ist. Mit der Ver-
                                         von Vergleichen und das Alarmhandling           wendung von Cloud Systemen werden
                                         bei Störungen. Hier werden Daten aus            Themen wie Sicherheit, Aktualität, Aus-
          Das ermöglicht Gebäudebe-      der Gebäudeautomation gesammelt                 fallsicherheit der Hardware, generelle
      treibern sowohl bei der Planung    und zur Verfügung gestellt. Damit geben         Pflege der Systeme sowie ein verläss-
eines Neubaus als auch bei Migrations-   Managementsysteme eine Übersicht                liches Back-up-Management an den
projekten abzuwägen, welcher Standard    über den gesamten Gebäudebetrieb                Cloud-Betreiber abgegeben. Der Betrei-
an Gebäudeautomation für sie sinnvoll    und unterstützen so die Steigerung der          ber eines Gebäudes kann sich so ganz
ist anzustreben. „Am Ende muss alles,    Energieeffizienz. Der Status quo sind           auf sein Kerngeschäft konzentrieren
was ich in ein Gebäude einbaue, das      Managementsysteme, die lokal instal-            und sein Gebäude bequem, ohne ad-
Potential haben, zu einem Großen und     liert sind. ‚Die Frage ist, wie sieht das       ministrative Systemarbeiten, über eine
Ganzen beizutragen“, so Wehmeier.        Managementsystem der Zukunft aus?               Webvisualisierung von überall managen.
„Wir haben in unserer Technik heute      Was muss es können und welche An-               Gerade kleinere und mittlere Gebäude
viele Skalierungsmöglichkeiten, sodass   forderungen haben wir an es?‘ Das sind          profitieren von der Auslagerung dieser
wir uns perfekt auf den sinnvollen und   Fragen, die WAGO mit dem Blick auf              Administrationsaufgaben. Ein Beispiel:
gewünschten Smart-Readiness-Faktor       die Gebäude der Zukunft beschäftigen.           Eine Universitätsklinik hat sicher rund

GEBÄUDEAUTOMATION ZUKUNFTSSICHER GESTALTEN                                                                                      11
um die Uhr ein Facility-Management-          Operation and Control Cloud das letzte       ich sie gerade brauche und für sinnvoll
Team, das den Betrieb überwacht und          Puzzleteil zu einer ganzheitlichen, ge-      halte. Die Daten konzentriere ich in der
sicher auch ein IT System oder IT-Be-        bäudespezifischen Systemlösung,              Cloud und darüber hinaus habe ich über
treiber, der 24 Stunden zur Verfügung        vom Controller bis hin zur Software,” so     die REST-API-die Möglichkeit, Fremd-
steht. Eine Gesamtschule dagegen             Wehmeier. Alle für ein Gebäude relevan-      systeme einzubinden, wie beispiels-
eher nicht – hier punktet die Cloud mit      ten Informationen, wie beispielsweise        weise Energiemanagementsysteme,
ihren Vorteilen, wie der verlässlichen       Energiedaten, können über die Bedien-        Workplace Apps oder Ähnliches,” so
Wartung. Noch deutlicher zeigt sich          ebene der WAGO Cloud verarbeitet und         Wehmeier. „Das ermöglicht den zum
der Mehrwert bei kleineren Gebäuden          in Berichten zusammengefasst werden.         jetzigen Zeitpunkt optimalen Betrieb,
mit verteilten Liegenschaften. Lokal         Das System ist zwar weniger grafisch         lässt mir aber auch die Tür für spätere
installierte Systeme kommen hier allein      orientiert, die „reduzierte“ Bedien- und     Erweiterungen offen. Denn wir wissen
aufgrund räumlicher Einschränkungen          Controloberfläche der Building Opera-        nicht, wie die zukünftigen Anforderun-
schnell an ihre Grenzen. Um die Daten        tion and Control erfüllt aber trotzdem die   gen aussehen. Wir befinden uns in einer
einzelner Liegenschaften zentral zu          Anforderungen für BAFA gelistete Ener-       hochdynamischen Zeit und können nur
sammeln, müsste mühevoll ein eigenes         giemanagementsoftware und ist damit          die Zeichen sehen und so gut wie mög-
übergreifendes Netzwerk aufgebaut            förderfähig und voll bezuschussbar.          lich vorbereitet sein.”
werden. Hier bietet es sich an, die unter-
schiedlichen Liegenschaften in der           Bei der Entwicklung der Building Opera-
Cloud zusammenzufassen. Die lokale           tion and Control hat WAGO an seinem
Bedienung bleibt dabei natürlich in ihrer    seit Jahrzehnten verfolgten Grundsatz
vollen Funktionalität bestehen.              der offenen Automatisierung festgehal-
                                             ten und das System mit einer REST-API-
Flexibilität auch im                         Progammierschnittstelle ausgestattet.
                                             Die Offenheit der Building Operation
Gebäudemanagement
                                             and Control ermöglicht, auch techni-
gefragt                                      sche Errungenschaften der Zukunft in
                                             das System einzubinden. Mit der REST-
Realisiert hat das WAGO Team ihre Vision     API ergibt sich außerdem ein weiterer
eines einfachen, zukunftsfähigen Ge-         entscheidender Vorteil gegenüber On-
bäudemanagements in der WAGO Cloud           Premise-Systemen: Bei Bedarf sind ko-
Building Operation and Control. Ziel bei     existente Systeme in der Cloud-Lösung
der Verwirklichung war es, eine Lösung       möglich. Das kann beispielsweise dann
für den operativen Bediener zu schaffen,     der Fall sein, wenn ein Gebäude bereits
die so umfassend wie nötig und gleich-       mit einem Energiemanagement arbeitet,
zeitig so schlank wie möglich ist. Sie ist   seine Management- und Bedienebene
damit kein „vollständiges“ Building-Ma-      aber in die Cloud verlegen will. Dann
nagement-System, gibt dem Anwender           kann über die Building Operation and
aber den Baustein, vom Sensor über die       Control und die REST-API das Energie-
Steuergeräte bis hin zum System alles        management eingebunden werden.
aus einer Hand von WAGO zu bekom-            „Idealerweise sieht es dann so aus: Ich
men. „Für uns ist die Anwendung Building     gestalte die Gebäudeautomation so, wie

12                                                                                    GEBÄUDEAUTOMATION ZUKUNFTSSICHER GESTALTEN
»Wir wissen nicht,
 wie zukünftige
 Anforderungen
 aussehen. Wir
 befinden uns
 in einer hoch-
 dynamischen Zeit
 und können nur die
 Zeichen sehen und
 so gut wie möglich
 vorbereitet sein.«

GEBÄUDEAUTOMATION ZUKUNFTSSICHER GESTALTEN   13
HTTP(S)                                    HTTP(S)
                              ETHERNET                                   ETHERNET

                                                                                                                             ETHERNET

                                             z. B. Taster, Kontakte,                z. B. Ventilantriebe, Leuchten,
                                        DI                                    DO                                             Modbus
                                             Präsenzmelder, Counter, …              Beschattungsantriebe

                                        z. B. Temperatur, Feuchte,
                                 AI                                      AO   z. B. Ventilantriebe                    MBus
                                        Luftqualität, …

FLEXIBEL AUTOMATISIEREN
WAGO Application Building Control heißt die neue, vorprogrammierte
Applikationslösung für Gebäudeanwendungen und verteilte Liegenschaften.

Die Gebäudeautomation ist in vielen Anwendungen ähnlich                             zugreifen. Das integrierte Dashboard bietet eine zeitgemä-
aufgebaut: Heizung, Klimatisierung, Beleuchtung und Be-                             ße Visualisierung der Anlagenzustände und ermöglich eine
schattung müssen gesteuert und geregelt werden. WAGO                                einfache und übersichtliche Bedienung der gesamten Anla-
bietet hierfür eine neue, vorprogrammierte Applikations-                            ge. Optional können die Daten der Applikation an die WAGO
lösung, die eine hohe Flexibilität mit einfacher und effizien-                      Cloud Building Operation and Control übertragen werden.
ter Handhabung vereint. Die Application Building Control                            Diese Kombination ergibt eine Gesamtlösung, die sich auch
erkennt automatisch die installierten I/O-Module und er-                            für die zentrale Überwachung, Datenauswertung und Be-
möglicht eine flexible Funktionsdefinition zwischen Eingän-                         dienung von verteilten Liegenschaften sehr gut eignet.
gen, Ausgängen und Kommunikationsschnittstellen. Von
logischen Funktionen über mathematische Berechnungen,                               Artikelnummer: 750-8212 und 2759-2120/0261-1000
Regelkreise, Vergleiche, Zustandsbedingungen, Kennlinien
bis hin zu Zeitschaltprogrammen – die Applikation bietet
zahlreiche Möglichkeiten, um auch individuelle Anforde-                                 Ihre Vorteile:
rungen umsetzen zu können. Der Systemintegrator kann
sämtliche Funktionen ohne Programmierung einfach per                                    ▪ Vorprogrammierte Applikationslösung für
Konfiguration zusammenstellen und in Betrieb nehmen.                                      flexible Anwendungen in der Gebäudeautomation
                                                                                        ▪ Einfache Konfiguration, Inbetriebnahme ohne
Die vorprogrammierte Lösung bietet alle notwendigen                                       Programmierkenntnisse
Funktionen für die verschiedenen Gewerke, inklusive                                     ▪ Integriertes Dashboard für ansprechende
Monitoring und Alarmierungen. Die Benutzeroberfläche                                      Visualisierungsmöglichkeiten
sowohl für die Konfiguration als auch für den laufenden                                 ▪ Anbindung an die WAGO Cloud Building Operati-
Betrieb basiert auf einer modernen Webvisualisierung. Der                                 on and Control ermöglicht den weltweiten Zugriff
Systemintegrator und der Betreiber des Gebäudes können                                    auf alle Daten.
über einen Standardwebbrowser auf sämtliche Funktionen

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GEBÄUDE EINFACH
UND EFFIZIENT
ZENTRAL VERWALTEN
Die WAGO Cloud Building Operation and Control bietet einen
optimalen Einstieg in die cloudbasierte Liegenschaftsverwaltung.

Die Digitalisierung des Facility-Managements bietet großes
Potential für Effizienzsteigerungen. WAGO ermöglicht mit        Ihre Vorteile:
der WAGO Cloud Building Operation and Control eine gute
Einstiegsmöglichkeit, um verteilte Liegenschaften mit loka-     ▪ Einfache Anbindung der verteilten
ler Infrastruktur und dezentralen Anlagen an zentraler Stelle     Liegenschaften
aus einer Hand zu managen und zu überwachen. Einzelne           ▪ Zentrale Überwachung der Sensor-
Gewerke, wie Heizung, Klimatisierung, Lüftung, Beleuchtung        daten und des Alarmlimits
und andere Elektrogewerke, lassen sich über die lokale          ▪ Optimierter Service und effizienter
Automation und ein IoT-Gateway einfach an die WAGO                Betrieb
Cloud anbinden. Über die cloudbasierte Visualisierung hat
der Liegenschaftsbetreiber die Informationen aus allen
Liegenschaften stets umfassend im Blick und kann diese
für Vergleiche und fundierte Auswertungen nutzen – eine
wichtige Möglichkeit, um Abläufe zu optimieren und Energie
zu sparen. Auch Status- und Alarmmeldungen der verteil-
ten Liegenschaften können zentral aufgenommen werden;
dadurch lassen sich etwa Instandhaltungs- und Wartungs-
aufträge optimal koordinieren.
                                                                                                     D-
Artikelnummer: Serie 2760                                                                       CLOU FÜR
                                                                                                   NG
                                                                                              LÖSU EILTE
                                                                                               VERT EN-
                                                                                                 LIEG TEN
                                                                                                     F
                                                                                                SCHA

                                                                                                            15
IM INTERVIEW

GEBÄUDETECHNIK
IM WANDEL DER ZEIT
Welche Meilensteine haben die Gebäudetechnik der letzten Jahre
entscheidend geprägt? Was sind aktuelle Herausforderungen und welche
Anforderungen an Gebäude werden die technische Weiterentwicklung
für Installation und Automation in den nächsten Jahren vorantreiben?
Im Interview mit uns werfen Martin Hardenfels, Head of Business
Development Building bei WAGO, und Daniel Wehmeier, Head of Market
Management Building bei WAGO, einen Blick auf die Gebäudetechnik im
Wandel der Zeit und geben einen Einblick, was die Branche in den nächsten
Jahren beschäftigen wird.

Herr Wehmeier, Herr Hardenfels,          dieses Systems im Vergleich zu klas-      Was würden Sie sagen, ist dabei
bevor wir gleich einen Ausblick auf      sischer Elektroinstallation – vor allem   die wohl prägendste Entwicklung
die Entwicklungen in der Gebäude-        in Zusammenhang mit Planungs-             gewesen und was sind aktuelle
technik werfen – was sind, Ihrer         methoden wie BIM – zukünftig ideal        Herausforderungen?
Meinung nach, die größten Fort-          zu den Anforderungen des Marktes
schritte, die wir die letzten Jahre in   im Rahmen der Digitalisierung passt       Wehmeier: »Wir kommunizieren ge-
der Gebäudeinstallation und -auto-       und sich steckbare Elektroinstallation    nerell viel mehr in Gebäuden und zwi-
mation gesehen haben?                    immer weiter durchsetzen wird.«           schen Anlagen und Systemen. Offene
                                                                                   Feldbussysteme und Interoperabilität
Daniel Wehmeier: »Die Gebäude-           Und in der Gebäudeautomation?             sind deshalb die Themen der letzten
technik befindet sich generell in                                                  Jahre, an denen auch WAGO erheb-
spannenden Zeiten. Vieles wird           Martin Hardenfels: »Im Bereich der        lich mitgewirkt hat – zum Beispiel mit
intelligenter, wächst stärker zu-        Automation sind die letzten Jahr-         der Entwicklung unseres WAGO I/O
sammen und die Vorfertigung von          zehnte ganz klar mit dem Weg vom          Systems. Aktuell stehen wir im Zuge
Teilsystemen nimmt zu. Im Bereich        proprietären Inselsystem hin zu offe-     der Digitalisierung mit beiden Beinen
der Elektrotechnik ist hier sicher       nen, vernetzten und herstellerüber-       in nicht weniger als einer industriellen
die steckbare Installationstechnik       greifenden Systemen verbunden.            Revolution, deren Auswirkungen
zu erwähnen. Die steckbare Ge-           Diese Wende hin zur integralen Be-        nicht nur unsere Gebäudeautomation,
bäudeinstallation ist verschiedenen      trachtung der Systeme, um Effizienz-      sondern die gesamte Gesellschaft
Trends der letzten Jahre gefolgt. Es     potentiale heben zu können, und die       betreffen. Für die Gebäudeautomation
findet eine höhere Vorfertigung statt,   damit einhergehende Veränderung           ist dies aber wiederum der Aufbruch
wodurch Aufwände reduziert werden        in der Planung vernetzter Systeme         in eine komplett neue Welt, erneut ist
und Gebäude in kürzerer Zeit sowie       hat entscheidend dazu beigetragen,        Änderungsbereitschaft gefragt. Her-
zu niedrigeren Kosten erstellt werden    dass Automatisierungssysteme aus          stellerübergreifende Kommunikation
können. Genau für diese Anforde-         dem effizienten Betrieb nicht mehr        ist kein Thema mehr, sie ist selbst-
rungen haben wir bei WAGO unser          wegzudenken sind. Und Effizienz           verständlich. Vielmehr sprechen wir
Steckverbindersystem WINSTA®. Ich        ist nicht mehr nur aus der ökonomi-       heute über die Erweiterung der uns
denke, dass die Standardisierung         schen Perspektive relevant.«              bekannten Welt um neue Möglich-

16                                                                                       GEBÄUDETECHNIK IM WANDEL DER ZEIT
Martin Hardenfels,
                         Head of Business
                     Development Building
                       bei WAGO, sammelt
                       seit über 25 Jahren
                          Expertise in der
                      Gebäudeautomation.

keiten, Technologien und Services.
Wir befinden uns also mitten in einem
Wandel und vor allem in spannenden
Zeiten.«

Sie sprechen vom „Aufbruch in eine
neue Welt“ – wie wird diese „neue
Welt“ in Ihren Augen aussehen?

Wehmeier: »Noch sehr viel vernetzter
als bisher! Während wir in den letzten
Jahrzehnten über die reine Synchro-
nisation der Protokolle gesprochen
haben, sehen wir heute das Zusam-
menspiel ganzer Gewerke sowie über-
geordneter Applikationen. Grenzen
verschwimmen, alles wächst mehr als
Ganzes zusammen. Das bringt aber
auch Aufgaben mit sich. Natürlich
sehen wir eine Vielzahl innovativer
Softwareapplikationen, die uns erheb-
liche Mehrwerte bringen und die Ge-
bäude immer transparenter und kom-
fortabler machen. Diese Anwendungen
sind jedoch auch sehr datenhungrig
und diese Daten müssen sowohl er-
fasst, als auch transportiert werden.

GEBÄUDETECHNIK IM WANDEL DER ZEIT            17
Daniel Wehmeier
     bringt als Head of
     Market Management
     Building frischen
     Wind in den Bereich
     der Gebäudetechnik
     bei WAGO.

     Die Gebäudeautomation in einer
     neuen, digitalen Welt wird sich also
     sowohl mit der Erfassung von wesent-
     lich mehr Daten, deren Transport und
     Bereitstellung für eine Vielzahl von
     Anwendungen sowie natürlich der
     Auswertung und der Nutzerschnitt-
     stelle beschäftigen.«

     Was glauben Sie: Wie werden
     unsere Gebäude in 10/20 Jahren
     aussehen? Und was bedeutet das
     für Unternehmen wie WAGO?

     Wehmeier: »Wir haben eben über
     den Aufbruch in eine neue Welt ge-
     sprochen, ich finde diesen Vergleich
     sehr treffend. Christoph Kolumbus hat
     nicht mal geahnt, was ihn auf dem
     Seeweg nach Indien erwartete und
     welche Bedeutung seine Reise be-
     kommen sollte. Wir können zu diesem
     Zeitpunkt nur die Richtung sehen, in
     die wir uns bewegen und da reden
     wir über mehr Konnektivität, deutlich
     mehr Daten und die Auswertung in
     übergeordneten Systemen, die uns
     aktiv unterstützen werden. Für WAGO
     bedeutet das einerseits maximale
     Flexibilität, um auf die kontinuier-
     lichen Änderungen und Entwicklun-
     gen reagieren zu können und anderer-
     seits die konsequente Weiterentwick-
     lung dessen, was wir schon immer
     tun: Verbindungen herzustellen. In
     einer immer stärker vernetzten Welt
     sorgen wir für die nötigen Verbindun-

18           GEBÄUDETECHNIK IM WANDEL DER ZEIT
gen, sowohl bei der Elektroinstallation   wird sich dabei an seiner Vision
als auch bei der Automation und na-       „Backbone of a smart connected
türlich auch bei der Digitalisierung.«    world” entwickeln und diese Position
                                          konsequent stärken. Konkret bedeutet
Was bedeutet das für den Bereich          das: neue Produkte und Lösungen von
Building bei WAGO in den nächsten         der Feldkonnektivität bis zur Cloud-
Jahren konkret?                           Applikation sowie ein durchgängiges
                                          Engineering auf allen Ebenen. Sie
Hardenfels: »Der Schwerpunkt der          dürfen also gespannt bleiben.«
Entwicklung wird sich in Zukunft
sicherlich an den genannten Weiter-
entwicklungen und den Herausforde-
rungen ausrichten. Mit dem WAGO
Cloud-Angebot richten wir uns auch           »WAGO hat den
                                              letzten Wandel
an die Gebäudetechnik. Mit der Wei-
terentwicklung unserer Infrastruktur
bieten wir Lösungen für die steigende
Anforderung im Bereich der Netzwerk-
sicherheit von GA-Netzen. Mit den             in Installation
HMI-Erweiterungen unserer TP600-
Serie mit BACnet®-Option sind unsere          und Automation
                                              entscheidend
Anwender heute schon gut aufgestellt,
um zukünftige Herausforderungen
meistern zu können.«

Wehmeier: »WAGO hat den letzten               mitgeprägt und
                                              wird diesen Weg
großen Wandel in Installation und
Automation entscheidend mitgeprägt

                                              der Änderung
und wird diesen Weg der Änderung
konsequent weiter gehen. Wir bieten
mit der WAGO Cloud heute schon
das Fundament für all das, was neue
Systemarchitekturen benötigen.                konsequent
                                              weitergehen.«
Gleichzeitig werden wir weiterhin auf
die Vielzahl an Schnittstellen im Feld
setzen, um das Internet of Things
tatsächlich zu ermöglichen. WAGO

GEBÄUDETECHNIK IM WANDEL DER ZEIT                                                19
DIE BAUBRANCHE ENTDECKT
DIE VORTEILE STECKBARER
ELEKTROINSTALLATION
Elektroinstallationen stecken statt klemmen – was in Deutschland für viele Elektro-                      Glücklich über die
installateure und -konstrukteure noch die Ausnahme ist, ist in Ländern wie den Nieder-         fristgerechte Eröffnung von
landen und Schweden längst Standard. Steckbare Elektroinstallation arbeitet dabei        Charly‘s Kinderparadies in Dissen:
mit im Vorfeld genau geplanten und konfektionierten Leitungen und Steckern, die auf           v. l. n. r. Heinrich Mackensen,
der Baustelle schnell, sicher und fehlerfrei zusammengesteckt werden. Steckverbin-                Heinz Repin, Hans-Georg
dersysteme kommen dabei vor allem in Zweckgebäuden zum Einsatz und erleichtern            Rethmann und Astrid Kerkenhoff
durch Standardisierung und Vorfertigung den Bauablauf enorm. In Schweden werden
sie bereits seit über 25 Jahren eingesetzt, um die Elektroinstallation in Büros, Kran-
kenhäusern und Schulen deutlich zu vereinfachen. Hier wurde früh erkannt, dass die
Arbeitszeit im Vergleich zur herkömmlichen Installation mit Arbeiten, wie der Skalie-
rung von Kabeln und der manuellen Verbindung in Boxen, um durchschnittlich 50 %
verkürzt werden kann. Auch in Deutschland erfreut sich die steckbare Installation
dank ihrer zahlreichen Vorteile immer mehr an Beliebtheit.

20
ENN
                                                                                                          R K LICFK
                                                                                                                  A H RE
                                                                                                       HIE R ER GO
                                                                                                          MEH        WA      -
                                                                                                      UND BER DAS BINDER® .
                                                                                                        Ü      V E R    S TA
                                                                                                             K        N
                                                                                                        STECTEM WI
                                                                                                         SYS

IN 12 WOCHEN ZUR FERTIGEN KITA

EFFIZIENT BAUEN
MIT STECKBARER
ELEKTROINSTALLATION
Anfang 2019 hat Dissen am Teutoburger Wald den Bau einer neuen Kinderkrippe und eines Kindergartens beauftragt.
Die Herausforderung: Bereits im Frühsommer sollten die ersten zwei Gruppen starten. Für die Bauzeit von nur 12 Wo-
chen setzten die Elektrotechniker dabei auf das zeiteffiziente Steckverbindersystem WINSTA® von WAGO.

Kindergartenplätze sind dringend benötigte Mangelware in          Ein ambitioniertes Bauvorhaben
Deutschland. Ein Problem, dem sich auch die niedersächsi-
sche Stadt Dissen gegenübergestellt sieht: Allein in Nieder-      Um die zwei Gebäude in nur zwölf Wochen hochzuziehen,
sachsen fehlen laut IW Köln 30.500 Kitaplätze. Um die an-         mussten die Planer vor allem auf Zeiteffizienz setzen. Grund-
gespannte Lage um die Betreuungsplätze für die Gemeinden          gerüst für die Krippe und den Kindergarten bildeten deshalb
und Familien schnellstmöglich zu beruhigen, hat Dissen An-        moderne Holzrahmenkonstruktionen, die individuell und be-
fang 2019 den Bau einer neuen Kinderkrippe und eines neuen        reits mit Außen- und Innenwänden vorgefertigt werden – das
Kindergartens beauftragt. In klassischer Bauweise rechneten       spart beim Bau und im späteren Anschluss Zeit.
die Planer dabei mit einer Bauzeit von einem dreiviertel bis zu
einem Jahr – für viele Eltern, die Stadt Dissen und den Bau-      Beauftragt waren zwei, auf Holzbau spezialisierte Unter-
träger Charlys Kinderparadies deutlich zu lange. Heinrich         nehmen, die das Krippen- und das Kindergartengebäude
Mackensen, erster Vorsitzender des Trägervereins, war klar,       zeitgleich errichteten. Dabei kamen zwei Baukonzepte zum
dass für eine kürzere Bauspanne eine konventionelle Bauwei-       Tragen. So haben die Errichter des Kindergartengebäudes
se nicht ausreicht. Die Lösung: zwei Bauten mit Holzrahmen-       die Außenwände der Holzrahmenkonstruktion einseitig mit
konstruktionen und der Einsatz steckbarer Elektro-                OSB-Platten versehen. Die Innenseiten kamen offen auf die
installation mit WINSTA® von WAGO.                                Baustelle. Alle Leerrohre und Leitungen konnten bei dieser

EFFIZIENT BAUEN MIT STECKBARER ELEKTROINSTALLATION                                                                               21
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                                                                                    Elektro Herkenhoff GmbH & Co. KG (links), und Heinz
                                                                                      Repin, verantwortlicher Planer des Ingenieurbüros
                                                                                    Greve (rechts), hatten die herausfordernde Aufgabe,
                                                                                           die Kita Dissen auch installationstechnisch in
                                                                                                           12 Wochen fit zu bekommen.

   Bauweise direkt auf der Baustelle in den Wänden verlegt wer-      licher Planer des Ingenieurbüros Greve. „Bei der Prüfung der
   den. Erst nach Abschluss dieser Arbeiten wurden die Wände         am Markt verfügbaren steckbaren Systeme konnte WAGO mit
   verschlossen und mit Dämmung ausgeblasen. Beim Bau der            WINSTA® klar punkten. Wir haben die einfachste und optimalste
   zweigeschossigen Kinderkrippe wählten die Holzbauer einen         Lösung gesucht. WINSTA® bot alle für die Arbeiten in Kita und
   anderen Ansatz. Hier wurden die Wände bereits in der Werk-        Kindergarten benötigten Komponenten mit runden Steckver-
   statt komplett mit geschlossenen Leerrohren versehen und          bindern. Um die Leitungen in den Wänden schnell zu verlegen,
   geschlossen auf der Baustelle angeliefert. Beide Baukon-          haben wir 25er Leerrohre ausgeschrieben. Der Einsatz von Lei-
   strukte lieferten mit ihren Leerrohren einen weiteren entschei-   tungen mit rechteckigen Steckern hätte deutlich größere Rohre
   denden Zeitvorteil: Die Elektroleitungen mussten nicht mehr       erfordert.“ Die passenden Schalter und Steckdosen haben die
   aufwändig verlegt werden, sondern konnten ganz einfach in         Planer bei Peha Elektro GmbH, einem WINSTA®-Systempart-
   die Rohre geschoben und fehlerfrei gesteckt werden.               ner, gefunden.

   Stecken statt Klemmen                                             Das Steckverbindersystem WINSTA® von WAGO, das be-
                                                                     sonders für Gebäude mit Hohlwänden geeignet ist, war für die
   Mit der Elektroinstallation gingen die Planer neue Wege. „Auf-    Bauprojekte in Dissen die ideale Lösung. „Mit diesem Auftrag
   grund des engen Zeitrahmens haben wir uns für eine steckbare      haben wir Neuland betreten,“ gesteht Hans-Georg Rethmann,
   Installation entschieden,“ erläutert Heinz Repin, verantwort-     technischer Leiter der Elektro Herkenhoff GmbH & Co. KG.

   22                                                                            EFFIZIENT BAUEN MIT STECKBARER ELEKTROINSTALLATION
„Es war das erste Gebäude, bei dem wir die gesamte Elektrik
steckbar ausgeführt haben.“ Die komplette Verkabelung mit
allen Steckdosen, Schaltern und Verteilerboxen wurde dabei
bereits im Voraus genauestens konzipiert und dann dank
vorkonfektionierter Leitungen auf der Baustelle ganz einfach
gesteckt. „Auf Baustellen dieser Größe benötigen wir während
der Bauzeit rund 14 bis 16 Mitarbeiter,“ erläutert er weiter.
„Durch den Einsatz von WINSTA® konnten wir unser Team
halbieren und alle Arbeiten ohne Mehraufwand im Zeitrahmen
abschließen.“

Richtig geplant ist halb montiert
Auch für Heinz Repin war das Projekt eine neue Herausfor-
derung. „Stecken statt Klemmen“ erklärt er, „beschleunigt die
Arbeiten auf der Baustelle enorm, aber verlangt eine sehr um-
fassende und genaue Planung.“ Das Ingenieurbüro Greve hatte
alle Pläne sehr detailliert aufgearbeitet. Alle Leitungen waren
genau in den Zeichnungen eingetragen. Jede Leitungslänge
war in den Unterlagen aufgeführt, jede Steckdose vermaßt und
alle Funktionen der Schaltboxen genau beschrieben. Eine gute
Vorplanung macht sich bezahlt: Durch den Einsatz von WINS-
TA® und seine steckbaren, vorkonfektionierten Systemkompo-
nenten reduzieren sich die Montagezeiten auf der Baustelle um
die Hälfte. Davon profitierten auch Repin’s Planungen: „Für die     Steckverbindersysteme spielen ihre Vorteile überall dort aus, wo sich
Planungen, Abstimmungsgespräche und Rückfragen haben                Anforderungen an die Installation wiederholen: wie zum Beispiel bei
                                                                    der Installation von Beleuchtungssystemen
wir zusätzlich Zeit benötigt, die wir dann aber in der Bauausfüh-
rung mehrfach eingespart haben.“

Auch Elektro Herkenhoff hatte sich schnell auf das Arbeiten         Systemsynergien für mehr Effizienz
mit WINSTA® eingestellt. „Für uns ungewohnt war die Logistik,“
erläutert Rethmann. „Wir haben das gesamte Material im Vor-         Perfekt aufeinander abgestimmte Systeme machen es Instal-
feld geordert. In unserem Lager haben wir dann das komplette        lateuren auf der Baustelle einfacher und beschleunigen den
Material den einzelnen Räumen der Kita und des Kindergartens        Arbeitsprozess. Diesen Vorteil nutzten die Planer in Dissen für
zugeordnet und nach Baufortschritt auf die Baustelle geliefert.“    weitere Zeitersparnis: Alle Schalter und Steckdosen wie auch
                                                                    die Beleuchtung wurden mit WINSTA®-Anschlussmöglichkeit
                                                                    geliefert, verfügten so bereits über integrierte Steckverbinder
                                                                    und konnten ganz einfach an das WAGO System angeschlos-
                                                                    sen werden. Die Downlights beispielsweise wurden in der
    Zeitvorteile mit WINSTA® von WAGO                               Elektrowerkstatt bereits mit WINSTA®-Kabeln ausgerüstet,
                                                                    sodass sie auf der Baustelle nur noch an das System an-
    ▪ Schnelle Installation durch Push-in CAGE                      gesteckt werden mussten. „Für uns eine wunderbar einfache
      CLAMP®-Federanschlusstechnik für                              und schnelle Arbeit,“ erinnert sich Hans-Georg Rethmann.
      direktes Stecken der Leiter                                   „Die Tischler haben die Öffnungen für die Downlights ge-
    ▪ Minimale Montagezeiten durch optimale Vor-                    schnitten und wir mussten die Leuchten nur einhängen und
      planung mit konfektionierter Systemlösung                     einstecken und alles funktionierte. Unsere Erfahrungen mit
    ▪ Fehlsteckschutz durch passend vor-                            WINSTA® sind absolut positiv. Mit dem System haben wir die
      konfektionierte Leitungen und Standard-                       Arbeiten auf der Baustelle auf ein Minimum reduziert und die
      komponenten                                                   Termine fristgerecht eingehalten.“ Im Mai 2019 eröffnete die
    ▪ Unkomplizierter Anschluss an elektrische Bau-                 Kinderkrippe, der Kindergarten folgte eine Woche später.
      teile wie z. B. Steckdosen und Leuchten durch
      WINSTA®-Systempartnerprogramm

WAGO MINI HEADLINE                                                                                                                          23
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                                                                                         herunter, um die maximale Abschottung
                                                                                         von solaren Einträgen zu ermöglichen und

  WARUM INTEGRALE
                                                                                         gegebenenfalls Kühllasten zu vermeiden;
                                                                                         das erhöht den Nutzerkomfort und spart

  PLANUNG UND OFFENE                                                                     letztlich Energie. Damit die automatisierte
                                                                                         Gebäudetechnik so reibungslos wie im

  AUTOMATISIERUNG EIN                                                                    Beispiel läuft, ist es wichtig, bereits zu
                                                                                         Beginn im Sinne einer ganzheitlichen und

  MUSS FÜR ZUKUNFTS-                                                                     interdisziplinären Bauplanung alle ge-
                                                                                         wünschten Funktionen und Automations-

  FÄHIGE GEBÄUDE-                                                                        systeme zu berücksichtigen; das optimiert
                                                                                         den Planungsablauf, bekräftigt System-
  PROJEKTE SIND                                                                          synergien und vermeidet nachträgliche
                                                                                         Änderungen.

                                                                                         Möglich macht das eine integrale Pla-
                                                                                         nung, die einen gewerke- und system-
  Der Anspruch an moderne Gebäude ist       tionstechnik ausgestattet sind, können       übergreifenden Ansatz verfolgt und einen
  hoch: Sie sollen ganzjährig den Kom-      sie aufgrund einer fehlenden Schnitt-        Informationsaustausch zwischen den
  fort der Nutzer gewährleisten, dabei      stellenplanung und der Verwendung von        einzelnen Anlagenteilen sicherstellt. Der
  möglichst effizient und wirtschaftlich    unterschiedlichen Kommunikations-            Erfolgsschlüssel der integralen Planung
  agieren und im Idealfall nachhaltig und   protokollen nur schwer oder sogar keine      und somit für den optimierten Gebäude-
  ressourcenschonend laufen. Dafür          Informationen austauschen.                   betrieb liegt in der genauen Betrachtung
  braucht es intelligente Gebäudekon-                                                    der Schnittstellen. Diese möglichst
  zepte, die von vornherein integral ge-    Integrale Planung                            standardisierten Schnittstellen stellen
  plant und offen automatisiert sind.                                                    sicher, dass von den primären Anlagen
                                            Wünschenswert ist dagegen ein Netz-          bis in die einzelnen Räume alle Teile der
  Wird heute ein Gebäude geplant, dann      werk, in dem unterschiedliche, auf ihren     technischen Gebäudeausrüstung vernetzt
  häufig noch auf konventionelle Weise:     Bereich spezialisierte Anlagen und Sys-      sind und im Datenaustausch stehen. So
  Fachplaner und Architekten betrach-       teme miteinander kommunizieren, Daten        kann zum Beispiel der Sonnenschutz die
  ten oft nur die von ihnen zu planenden    austauschen und diese für die Optimie-       Heizung nur dann smart unterstützen,
  Gewerke und setzen in vielen Fällen auf   rung aller im Gebäude ablaufenden Ener-      wenn im System die Anforderungen der
  funktionierende aber in sich geschlos-    gieprozesse nutzen. Ein Beispiel: Wird der   thermischen Einzelraumregelung bekannt
  sene Lösungen, wobei sie mögliche,        Sonnenschutz mit der Präsenzerkennung        sind. Fehlt dieser Informationsfluss, kann
  sinnvolle Interaktionen mit anderen Ge-   gekoppelt, kann bei Anwesenheit eines        solare Energie nicht gezielt in Räume
  werken und Systemen außer Acht lassen.    Nutzers gezielt Tageslicht in den Raum       eingetragen und zur Einsparung von Heiz-
  Obwohl Anlagen dann mit Kommunika-        gelenkt werden. Bei Abwesenheit fährt        energie genutzt werden.

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Offene Automatisierung                    viele verschiedene Geräte und Systeme       rung, Sicherheit und Brandmeldetechnik
                                          unterschiedlicher Disziplinen zusam-        ermöglicht. Das bedeutet eine erhöhte
Integrale Planung ist entscheidend für    mengebracht werden müssen.”                 Flexibilität und geringere Wartungs- und
die erfolgreiche Umsetzung intelligent                                                Installationskosten in der Gebäudeauto-
gesteuerter Gebäude. Für die integra-     Auch der offene Kommunikations-             matisierung und -steuerung.
le Planung wiederum sind offene und       standard BACnet®, der ebenfalls zur
interoperable Automatisierungslösun-      Schnittstellenvielfalt des WAGO I/O         Fazit
gen unverzichtbar. Sie können Mess-       Systems zählt, spielt dabei eine wichtige
signale flexibel erfassen und ermögli-    Rolle. Das Datenübertragungsprotokoll       Um Gebäude erfolgreich zu betreiben,
chen eine einfache Kommunikation zwi-     BACnet® (Building Automation and            zukunftsgerecht zu gestalten und dabei
schen Komponenten unterschiedlicher       Control Networks) dient der Verbindung      das volle Potential der schon heute ver-
Hersteller. „Dafür braucht es Systeme,    verschiedener Systeme und Produkte          fügbaren Gebäudetechnik auszuschöp-
die vielfältige Schnittstellenlösungen    und gewährleistet den Datenaustausch        fen, braucht es vernetzte Strukturen:
für Feldbussysteme und Subsysteme         zwischen unterschiedlichen Geräten          sowohl zwischen Betreibern, Planern
mit einbeziehen”, erläutert Stephan       in einem einheitlichen Gesamtsystem.        und Systemintegratoren als auch zwi-
Lampe, Projektleiter bei WAGO. „Unser     Unterstützt wird eine Vielzahl von Netz-    schen Systemen und Anlagen selbst.
WAGO I/O System regelt, steuert und       werktechnologien und -topologien, ein-      Eine integrale Planung und der Einsatz
überwacht nahtlos alle Gewerke. Der       schließlich des IP-Protokolls. Dadurch      offener Automatisierungssysteme sind
offene Automationsansatz hilft gerade     wird eine gewerkeübergreifende Inte-        dabei unumgänglich.
bei komplexen Aufgaben, bei denen         gration primärer Anlagen, Lichtsteue-

OFFENHEIT IN DER GEBÄUDEAUTOMATISIERUNG                                                                                     25
KURSWECHSEL GEFRAGT

EFFIZIENZSTEIGERUNG
IM GEBÄUDESEKTOR
IST AUF SANIERUNGEN
ANGEWIESEN
Der Klimaschutz ist eins der erklärten     nicht nur auf bessere Wärmedämmung         Sanierungsquote zu gering
Ziele der Europäischen Union und           oder innovativere Heizungstechnik be-
seiner Mitgliedsstaaten. Bis 2050          schränken, sondern auch nachgerüste-       Europaweit liegt die Renovierungsquote
sollen Treibhausgasemissionen auf          te Gebäudeautomation, die die Energie-     bei gerade einmal 11 Prozent und nur
ein Minimum reduziert werden. Der          effizienz eines bestehenden Gebäudes       in den wenigsten Fällen steht dabei ein
Gebäudesektor spielt dabei eine            entscheidend steigert, fokussieren.        effizienter, nachhaltiger Gebäudebetrieb
wichtige Rolle: Allein 40 Prozent des                                                 im Fokus. Renovierungen, die tatsäch-
gesamten Energieverbrauchs und             Hohe Energieeinsparungen werden            lich eine Verbesserung der Energie-
etwa 36 Prozent aller CO2-Emis-            durch eine durchdachte Gebäudeauto-        effizienz erreichen, bilanzieren sich auf
sionen entfallen auf den Gebäude-          mation, die die gebäudetechnischen         etwa 1 Prozent. Noch geringer ist mit
bereich. Das Energieeinsparpotential       Prozesse erfasst, steuert und regelt       0,2 Prozent der Anteil an sogenannten
ist enorm. Der Fokus nachhaltiger          sowie Systeme und Gewerke mitein-          „tiefgreifenden“ Gebäudesanierun-
Gebäudeprojekte liegt allerdings           ander vernetzt, erreicht. Dabei kom-       gen, die eine Energieersparnis von 60
noch zu häufig auf Neubauten – dabei       munizieren einzelne Systeme unterein-      Prozent bringen. Doch warum werden
liegen potentielle Energieeinsparun-       ander oder mit einem übergeordneten        nicht mehr Gebäude saniert und mit
gen vor allem in der Modernisierung        Managementsystem. Heizung, Lüftung         entsprechender Automationstechnik
von Bestandsgebäuden.                      und Klimatisierung, Beleuchtung sowie      nachgerüstet?
                                           Beschattung interagieren und nutzen
Während bei den jedes Jahr 24.000          Synergien für einen energieoptimierten     Neben Informationsdefiziten stellen
neu errichteten Nicht-Wohngebäuden         Betrieb. So wird Primärenergie erst dann   sich für Gebäudebetreiber und -inves-
Gebäudeautomation (auch aufgrund           bedarfsorientiert eingesetzt, wenn dies    toren energieeffiziente Technologien
festgelegter Energiestandards für Neu-     unbedingt nötig ist. Die klimatischen      gegenüber konventionellen Lösungen
bauten) bereits gängig ist, weist gerade   Raumbedingungen werden beispiels-          teils noch als unwirtschaftlich dar. Der
der Bestandsbau noch einiges an            weise in Abhängigkeit einer Anwesen-       Zugang zu Finanzierungen ist zwar
Optimierungspotential auf. Zurzeit gibt    heit automatisch so angepasst, dass        meistens vorhanden, allerdings fehlt
es schätzungsweise 2,7 Millionen Nicht-    der Nutzer ein angenehmes Klima            häufig schlicht die Übersicht, was wie
Wohngebäude in Deutschland (dena*          vorfindet und produktiv arbeiten kann.     gefördert wird und welche Voraus-
Report 2019). Das sind insgesamt           Bei Nichtnutzen des Raums hingegen         setzungen für die Programme erfüllt
13 Prozent des deutschen Gebäude-          regulieren sich die vorhandenen Sys-       werden müssen. Zusätzlich sind viele
bestands. Gleichzeitig entfallen auf       teme und können so die nicht ge-           Gebäudebesitzer über den Energie-
Nicht-Wohngebäude über ein Drittel des     brauchte Energie sparen. Die dafür         zustand ihrer Gebäude und die Mög-
gesamten Gebäudeenergieverbrauchs.         notwenigen Steuerungen, Sensoren           lichkeiten, welche die heutige Technik
Um diesen zu senken, bedarf es neben       und Aktoren sind in den meisten Fällen     bietet, nicht ausreichend informiert.
energieeffizienten Neubauten vor allem     problemlos nachrüstbar.                    Dabei ist es dringend an der Zeit, zu
energetische Sanierungen, die sich                                                    handeln: Wenn das EU-Ziel, bis 2050

* Deutsche Energie Agentur

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einen klimaneutralen Gebäudesektor zu     Im Fokus der Richtlinie liegt unter         aktuellem technischen Stand – noch
haben, erreicht werden soll, muss die     anderem die Digitalisierung des Ge-         Optimierungsbedarf besteht. Inwiefern
Renovierungsquote spätestens in den       bäudesektors mit einer Vernetzung aller     dieser Wert zukünftig zur Bewertung
nächsten 9 Jahren mindestens um das       technischen Systeme inklusive smarter       von Gebäuden, beispielsweise in Bezug
Doppelte steigen.                         Sensoren und Aktoren. Denn: Eine tief-      auf den Energieausweis, herangezogen
                                          greifende Vernetzung, das Erfassen von      wird, ist noch nicht abschließend ge-
Gebäudesanierungen längst                 Informationen und das Monitoring sind       klärt.
                                          Grundvoraussetzungen für ein zukunfts-
auch Thema in der EU-Politik
                                          fähiges, smartes Gebäude.                   Generell lässt die EU-Gebäuderichtlinie
                                                                                      in der Standardisierung von Gebäude-
Dass Sanierungen und Gebäudeauto-         Ziel der EPBD ist es dabei nicht nur,       automationsmaßnahmen noch Luft
mation entscheidend zur Einsparung        Gebäude auf den heutigen Stand der          nach oben. Gleichzeitig gibt sie – wie
von Energie in Gebäuden beitragen, hat    Technik zu bringen und damit ver-           auch mit dem Intelligenzfähigkeitsindi-
mittlerweile auch die Politik verstan-    bundene Energieeinsparpotentiale            kator beabsichtigt – Gebäudebetreibern
den und entsprechende Vorgaben in         auszuschöpfen, sondern auch dafür zu        schon heute eine Leitlinie an die Hand,
Direktiven wie der europäischen „Energy   sorgen, dass Gebäude technisch auf          welche Sanierungsmaßnahmen die Ge-
Performance of Building Directive“        zukünftige Anforderungen und Sys-           bäudeeffizienz zusätzlich steigern und
(EPBD), die von den Ländern bis Anfang    teme vorbereitet sind. Hierfür wurde mit    wo noch nachgebessert werden muss,
dieses Jahres in Landesrecht umge-        der novellierten Richtlinie erstmals der    um auch zukünftige Systeme für einen
setzt werden sollte, festgehalten. Lag    Intelligenzfähigkeitsindikator erwähnt,     energieeffizienteren Gebäudebetrieb
der Fokus der EU-Gebäuderichtlinie bis    der eine Orientierung zum Messen der        jederzeit nachrüsten zu können. Denn
2018 noch auf der Gebäudehülle, hat       Intelligenzfähigkeit eines Gebäudes gibt.   klar ist: Ohne Gebäudesanierungen und
die Novellierung die Einsparpotentiale    Der Intelligenzfähigkeitsindikator „um-     Nachrüsten effizienter Gebäudeauto-
durch Gebäudeautomation erkannt und       fasst Merkmale für erhöhte Energieein-      mationssysteme ist das Erreichen der
aufgegriffen. Die Schwerpunkte:           sparungen, Benchmarks und Flexibilität      gesetzten Energiereduktionsziele nicht
                                          sowie verbesserte Funktionen und Fä-        haltbar.
▪ Kommunikationsfähigkeit/ Monitoring     higkeiten, die auf stärker vernetzte und
▪ Installation von selbstregulierenden    intelligente Geräte zurückzuführen sind“
  Einrichtungen                           (EPBD, Anhang IA). Der Indikator soll
▪ Intelligentes Aufladen von Elektro-     dabei eine Orientierung bieten, inwiefern
  fahrzeugen                              Gebäude und ihre bestehende Technik
▪ Intelligenzfähigkeitsindikator/Smart    den heutigen und zukünftigen Anforde-
  Readiness Indicator                     rungen gerecht werden und wo – nach

Der europäische Gebäudebestand im Überblick

               220 MILLIONEN
               Wohn- und Nicht-Wohngebäude wurden                                                    Dafür müssen
               vor 2001 gebaut – das sind 85 % des                                                 Gebäude bis 2030
                                                                                                 ihre CO2-Emissionen
               gesamten Gebäudebestands Europas.
                                                                                                    um 60 %, den
                                                                  Gebäude sind für
                                                                                                 Endenergieverbrauch
                                                                    40 % des                      um 14 % und den
Die meisten, heute                                               gesamten Energie-               Energieverbrauch für
existierenden Gebäude                                               verbrauchs                   Heizung und Kühlung
sind NICHT                                                        und 36 % der                    um 18 % senken.
ENERGIE-                        Laut EU-Angaben                   CO2-Emissionen
EFFIZIENT.                      muss sich die Sanie-               verantwortlich.
                                rungsquote in den
                                nächsten Jahren min.
                                VERDOPPELN.                       CO2-Emissionen
                                                                 sollen bis 2030 UM
                                                                MINDESTENS 55 %
                                                                 gesenkt werden (im
Jährlich werden nur ETWA 1 %
                                                                 Vergleich zu 1990).
der Gebäude energieeffizient saniert.

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