Geologie die Wissenschaft der Erde
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Studium Auf Geologiestudierende wartet an der Universität Bern ein abwechslungsreiches und spannendes Studium in einer angenehmen, persönlichen Atmosphäre. Es beantwor- tet nicht nur für Naturfreaks die Gründe für imposante Naturschauspiele. Wer gerne Problemstellungen auf dem analytischen Weg löst, ist hier gleichfalls an der richtigen Stelle. Kaum ein Studium bietet ein so breit gefächertes Spektrum an Einsatzmöglich- keiten. Denn Geologen haben ein sehr umfassendes, naturwissenschaftliches Wissen. Sie können Phänomene beobachten, analysieren und entwickeln Problemlösungen. Entsprechend vielfältig ist das Studium. Vorlesungen, Praktika, Seminare, Exkursionen und Geländekurse vermitteln notwendiges Wissen und Fertigkeiten. Bachelor Propädeutisches 42 Die Universität Bern bietet Modul I im Rah men der BEFRI- 1. Jahr Mathematik-Statis- Modul Erdwissenschaften 18 tik-Informatik 15 -Kristallographie Konvention ein Studium in Chemie 12 Physik 15 Erdwissenschaften mit dem Modulgruppe Erdwissenschaften 93 Ziel eines interuniversitären Propädeutisches 2 Bachelor oder Masterab- Modul II Modul Entstehung der 22.75 schlusses in Erd wis sen- Bachelor-Studium in Erdwissenschaften Biologie oder Gesteine Vertiefung Chemie/ Geochemie 8.25 schaften. Das Bachelorstu- Mathematik/Physik Mineralogie 6.25 dium soll zur akademischen 2. Jahr Petrologie 8.25 Grund be fähi gung, das Modul Oberflächenprozesse 12 & -produkte Masterstudium zur Berufs- Geomorphologie 3.5 befähigung führen. Wahlmodul 10 Quartärgeologie 4 Sedimentologie 4.5 Das Bachelorstudium (mit Modul Bau der Erde 17 der Universität Fribourg Tektonik / Strukturgeologie 9 Geophysik 8 koordiniert) dauert 3 Jahre System Erde 5 und umfasst 180 Kredit- Modul Entwicklung der Erde 12.25 Regionale Geologie 5.25 punkte (60 pro Jahr). Neben 3. Jahr Erdgeschichte 3 den Erd wissenschaften Paläontologie 4 enthält das Studium die Bachelor-Arbeit 10 Modul Angewandte Geologie 10 natur wissen schaftlichen Modul Mikroskopie 7.5 Grundlagen in Mathe- Modul Geländekurse 11.5 matik, Physik, Chemie und Biologie. Daneben sind im Dynamische Alpen und Soft Skills 6 2. und 3. Jahr frei wählbare Wahlfächer vorgesehen. Erdwisschenschaften und benachbarte Forschungs- gebiete, Wahlpensum, Spezialisierung in: 54 Master-Studium 4. und 5. Jahr - Geologie Die Lehrveranstaltungen - Angewandte und Allgemeine Quartärgeologie des 2. und 3. Studienjahres - Umwelt- und Rohstoff-Geochemie vertiefen das Wissen zur - Geomaterialie - Entwicklung der Erde und des Lebens Entstehung der Gesteine, zu Ober flä chen prozessen Masterarbeit 60 und –produkten, zum Bau 2 Geologie - Die Wissenschaft der Erde
und der Entwicklung der Erde und eine Einführung in die angewandte Geologie. Weitere Lehrveranstaltungen sind Mikroskopier- und Geländekurse. Einige Vorlesun- gen werden koordiniert angeboten: Geophysik in Bern, Hydrogeologie in Neuchâtel, Paläontologie in Fribourg. Master / Masterarbeit Das Masterstudium (gemeinsam mit BeFri) dauert 2 Jahre. Der Masterabschluss in Geologie sieht ein Pflichtpensum in Erdwissenschaften und ein Wahlpensum in breiterem Rahmen vor. Es ist aber auch möglich, einen Masterab- Exkursionen schluss mit Spezialisierung in heute wichtigen Teilgebie- Ein Geologiestudium ten der Erdwissenschaften zu erlangen. ohne Exkursionen und Der Höhepunkt des Studiums – endlich das tun was einem Geländekurse ist wie eine brennend interessiert – ist die Masterarbeit. Sie beginnt Suppe ohne Salz – fad im 7. Semester. Das Thema kann aus einem reichen Ange- und undenkbar. Lava- bot der sieben Forschungsgruppen ausgewählt werden. Fontänen am Stromboli, Die Arbeit umfasst 3 Monate Geländeaufnahmen, ca. frischer Meeresschlamm in 6 Monate Labor/ Büro, Auswertung und Bericht schrei- der Nordsee, Hochdruck- ben. Minerale im Tessin, giganti- sche Falten im Berner Zur Auswahl stehen fünf Schwerpunkte: Oberland, ein Murgang im - Geologie Entlebuch oder Dinosau- - Angewandte und Allgemeine Quartärgeologie rierspuren an ehemaligen - Umwelt- und Rohstoff-Geochemie tropischen Meeresküsten - Geomaterialien im Jura machen die Geolo- - Entwicklung der Erde und des Lebens gie greifbar. Zeitliche und räumliche Beziehungen werden vorstellbar. Die Geländekurse öffnen den Horizont und liefern das Rüstzeug für die eigene praktische Tätigkeit. Unvergesslich bleiben die Erlebnisse und Geschichten am Rande der Geologie. Doktorarbeit Ein Doktorat dauert 3–4 Jahre und besteht aus einer selb- ständigen Forschungsarbeit. Diese weist je nach Thema Schwerpunkte bei der Geländearbeit, bei Laboranaly- sen, Experimenten oder Computer-Modellierungen auf. Sie wird in Zusammenarbeit mit der Industrie oder im Rahmen eines entlöhnten Nationalfonds-Projekts durch- geführt. Geologie - Die Wissenschaft der Erde 3
Esther Haudenschild, Masterstudentin im 2. Jahr „Geologie bietet eine spannende Mischung der Naturwissenschaften. Der Blick reicht von der Entstehung des Universums bis zu kleinsten Atomstruk- turen in Kristallen.“ “Bereits im Gymnasium faszinierten mich das Weltall, die Vielfalt der Gesteine, Fossilien, Vulkane und die Bildung der Alpen.” sagt Esther. An einem Schnuppertag an der Uni Bern diskutierte sie mit Studierenden und verglich das Studium der Geologie und Geographie. Sie kam zum Schluss, dass sich in der Geologie theoretische Grundlagen der Mathematik, Physik, Chemie und Biologie mit angewandten Themen am besten kombinieren lassen. Nach dem dreijährigen Bachelorstudium infor- mierte sich Esther am Masterinfotag über ihre weiteren Studienmöglichkeiten. Das vorge- stellte Masterthema zu römischen Steinbrüchen reizte sie. Da sie sich insbesondere für Archä- ologie und Altersbestimmungen von Gestei- nen interessierte, suchte sie das persönliche Gespräch mit den Betreuern Naki Akçar und Christian Schlüchter. Mittels Oberflächenda- tierungen sollte Esther herausfinden, wann die Römer in welchen Steinbrüchen Säulen abbauten. Esther schätzt die Einblicke in angewandte Bereiche der Geologie wie beispielsweise im Altlastenkurs oder beim Aufnehmen von Bohrkernen. Sie lernte gut zu beobachten, zu klassifizieren und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Diese Fähigkeiten nützen ihr in ihrem Nebenjob in einem geologischen Büro, wenn sie Baustellen besucht. Dort erkennt sie sofort, ob es sich um Schotter oder Seeablagerungen handelt. Unvergessliche Momente gab’s natürlich auf Exkursionen. In Slowenien lernte Esther eindrückliche Karstphänomene kennen, unter anderem Poljes. Dies sind auffällig flache Ebenen mit sehr steil ansteigenden Flanken. Der Untergrund ist stark verdichtet und Ober- flächenwasser verschwindet in den randlichen Kalkgesteinen. Deshalb eignet sich das Land gut für die Landwirtschaft. Das Highlight war die abenteuerliche Fahrt mit einem defekten Schlauchboot in einer Höhle... 4 Geologie - Die Wissenschaft der Erde
Forschung: Wie Berge sich erheben Im Juli 2008 nahm die UNESCO die Tektonik- arena Sardona in die UNESCO-Welterbe-Liste auf. Die Tektonikarena erlaubt einzigartige Einblicke in die Entstehungsgeschichte des alpinen Gebirges und dessen Berge und Täler. Lochsiten- kalk Verrucano Durch den Zusammenstoss der afrikanischen Flysch und europäischen Platte türmten sich im Verlauf von Jahrmillionen die Alpen auf. Ein wichtiger Mechanismus bei der Gebirgsbil- dung sind Überschiebungen. Dabei stapeln sich Gesteinspakete aufeinander und die Erdkruste wird verdickt. Da sich die Alpen stetig heben und das Gebirge gleichzeitig abgetragen wird, gelangte eine grosse Überschiebung allmählich an die Erdoberfläche. Diese geologische Struktur erlaubt es den Forschern Gesteinsbewegungen zu beobachten, die vor Jahrmillionen tief Die Tekton in Die der Erdkruste Glarner Hauptüberschiebung abgelaufenen am Fil de Cassons sind. Zusätzliche Informationen erhalten die Geologen Sie befasst Erdkruste, ausAfrikaGesteins-Dünnschliffen Durch den Zusammenstoss von Europa und begann die Bildung der Alpen. und auf jüngere Untersuchungen über eine Distanz von mehr als 40 km Flysch-Gesteine im Rasterelektronenmikroskop. Geschwindigkeit von einigen Zentimetern pro Jahr mehrere Millionen Jahre. Die Bruchstücke zerfallen ist. Es wird angenom men, dass die Decke aufgrund der Anwesen grossräum (35-50 Mio. Jahre) geschoben. Informatio Speziell an der Glarner Hauptüberschiebung heit des Lochsitenkalks, welcher die Rei- Kombination Vor etwa 20-25 Mio Jahrender wurdenAnalysen Bei der Kollision der Kontinentalplatten 16 km ermöglicht eine Rekonstruktion Es herrschten Drucke von bis zu 5 kbar und der geologischen Vorgänge ist, dass eine Decke mit einer Breite von 100 bung verminderte, nicht zerbrochen ist. In Geschäfts unterhalb der damaligen Erdoberfläche alte diesem Kalkband fand vermutlich die Haupt Städtchen aubbt es, die vor während Verrucano-Gesteineder Gebirgsbildung. (250 -300 Mio. Jahre) Temperaturen um die 320 °C. Der Über- schiebungsprozess dauerte bei einer km und einer Länge von 50 km als Ganzes überschoben wurde und nicht in kleinere bewegung der Überschiebung statt. Es diente im Grunde als Schmiermittel. 7320 Sarg Tel. +41 (0 millionen in der Erdkruste info@une aufenen Gesteins- www.une gungen eindrücklich 1 2 3 4 onstruieren. Glarn er Ha uptü Glarus Glarus Europäische Platte Afrikanische Platte bersc hiebu ng Mels Pfäfers Q Bad Ragaz Die Hauptüberschiebung am Fil de Cassons Vor etwa 20-25 Millionen Jahren schoben sich 250-300 Mio. Jahre alte Verrucano-Gesteine auf nur 35-50 Mio. Jahre alte Flysch-Gesteine. Dies geschah in einer Tiefe von 12 km unter der Erdoberfläche entlang der markanten, heute 8mm von weitem sichtbaren Linie, der so genannten „Glarner Hauptüberschiebung“. ~20cm Der Überschiebungsprozess dauerte mehrere Verrucano Millionen Jahre. Die Gesteine bewegten sich über eine Distanz von mehr als 40 km mit einer Geschwindigkeit von einigen Zentimetern pro Jahr. Es herrschten Drücke von bis zu 4 kbar Lochsiten- und Temperaturen um die 320 °C. kalk Der dazwischen liegende Lochsitenkalk (benannt Flysch nach der Lochsite bei Sool/Schwanden) wirkte dabei vermutlich als eine Art Schmiermittel. Geologie - Die Wissenschaft der Erde 5
Forschung Gruppe Exogene Geologie Wie werden aus Berggipfeln Meeresablagerungen? Eine einfache Frage mit unzähligen Antworten. Dazu unter- suchen Geologen Erosion, Transport und Ablagerung, den Einfluss von Klima und gebirgsbildenden Kräften im Gelände mit quantitativen Modellen. Neben den heute wirkenden Prozessen werden auch solche vergangener geologischer Zeiten z.B. an Kalk und Sand- steinen erforscht. Denn Meeresablagerungen bestehen aus verwitterten Bergen. Doch ein Rätsel bleibt: Wieviel des Eigers wird in der Nordsee landen? Gruppe Gesteins-Wasser-Interaktion Seit Jahrmillionen zirkulieren heisse “Mineral - Wässer” in der Erdkruste und reagieren mit Gesteinen, wodurch wert- volle Lagerstätten entstanden. Andererseits transportieren sie auch umweltschädliche, von Menschen freigesetzte Schadstoffe. Geologen erforschen die Wechselwirkungen zwischen solchen Wässern und den Gesteinen und tragen zum Auffinden neuer Ressourcen (z.B. Metalle, Erdöl), und alter nativer Energiequellen (z.B. Erdwärme) sowie zur sicheren Lagerung radioaktiver und chemischer Abfälle bei. Gruppe Isotopengeologie Geologische Fragen vom Erdalter (4.55 Milliarden Jahre) bis zum quartären Klima können mit Isotopenverhältnis- sen beantwortet werden. So reflektieren z.B.Kalkschalen planktonischer Lebewesen die Temperatur ihres Lebens- raumes. In der Isotopengeologie Bern ist die Ca-Isotopen- methode als neues Paläo-Thermometer entwickelt worden. Damit zeigte sich: Das Oberflächenwasser der tropischen Meere war während der letzten Eiszeit 3°C kälter. Nur wer die Klimageschichte kennt, kann die Zukunft einschätzen. Gruppe Mineralogie-Kristallographie Die Mineralogie beschäftigt sich mit gesteinsbildenden Mineralien, deren Kristallstruktur, Eigenschaften und tech- nischen Anwendungen. Im Vordergrund der Forschung stehen Silikatmineralien mit grossen Hohlräumen (Zeolithe). Diese werden als Ionenaustauscher (Waschmittel, radioak- tive Abfälle) und zur Speicherung von kleinen Molekülen verwendet. Strukturen bestimmen wir mit der Röntgen - Einkristallmethode, die Aufschluss über die periodische Anordnung von Atomen in einem Kristall geben. Bern ist ein Kompetenzzentrum für die Aufklärung der Kristallstruktur von neuen Mineralien. 6 Geologie - Die Wissenschaft der Erde
Gruppe Petrologie Gesteine sind grundlegend wichtig, sowohl als Rohstoffe wie auch als Archiv der Erdgeschichte, etwa um die Entstehung der Alpen und die Dynamik von Vulkanen zu verstehen. Deshalb studieren wir in der Gesteinskunde (Petrologie) Minerale und Gesteine, bestimmen deren Eigenschaften und physikalisch, chemisches Verhalten quantitativ. Die Kombination von Feldarbeit, Experiment und Theorie eröffnet faszinierende Einblicke in Prozesse, welche u.a. Kontinente entstehen liessen, Ozeanböden rezyklieren, Rohstoffe anreichern… Gruppe Quartäre Geologie und Paläoklimatologie Im Zentrum der Forschung stehen Umweltveränderungen der 'jüngeren' Erdgeschichte, d.h. der letzten 2.5 Mio Jahre. Um die natürliche Bandbreite der Klimaschwankungen zu kennen, die auf den Kontinenten zu Eiszeiten führten, analysieren Forscher geologische Klima-Archive wie Meer-, See- und Gletscherablagerungen. Die Erkenntnisse erlau- ben auch zukünftige Klimaveränderungen besser voraus- zusagen. Weiter untersuchen Geologen die Häufigkeit und Intensität von Naturgefahren (Erdbeben, Bergstürze und Hochwasserereignisse). Da der Mensch selber sich zum geologischen Faktor entwickelte, wird auch die archäolo- gische Geschichte, die Nutzung der natürlichen Rohstoffe, Geotechnik und Umweltbelastungen in die geologische Forschung integriert. Gruppe Strukturgeologie Die Kontinente der Erde sind als riesige Platten in Bewe- gung. Wenn zwei Kontinente aufeinander prallen, werden die Gesteine in der Kontaktzone zusammen gestaucht und Gebirge entstehen. Hierbei finden Deformationsprozesse statt, welche vom atomaren bis hin zum hunderte von Kilo- meterbereich reichen. Der Strukturgeologe entschlüsselt das Zusammenspiel dieser Prozesse und macht Vorhersa- gen über den Verlauf von Gesteinen und Störungszonen in der Tiefe. Dies ist wichtig für die Planung von Tiefen- projekten wie etwa Tunnelbauten, Geothermie oder die Lagerung radioaktiver Endlager. Geologie - Die Wissenschaft der Erde 7
Geologie - ein Beruf zum Anfassen Klassische Arbeiten in einem geologischen Büro: - Erstellen geologischer Karten, Gefahrenkarten, Grund- wasserkarten, Rohstoffkarten - Altlastuntersuchungen, Deponien - Grundwasseruntersuchungen, Wassererschliessung und -nutzung, Grundwasserschutz - Naturgefahren (Rutschungen, Bergstürze, Hochwasser) - Baugrunduntersuchung, Gebäudesicherheit, Verkehrs- wegebau, Gasleitungen, Tunnelbau, Staudammbau - Geothermie, Wärmepumpen Klassische Arbeiten in der Industrie: - Kontrolle von mineralischen und synthetisierten Produkten inkl. Gefügeuntersuchungen (Mergel, Kalk- steine, Tone, Erze, Recyclingprodukte, Keramiken, Metalle, Legierungen, Kristalle) - Suche nach Ersatzstoffen zur Optimierung von Herstellungsabläufen - Suche von Rohstoffen, Optimierung und Leitung von Rohstoff-Abbau (Erze, Kiese, Erdöl, Steinbrüche, Geochemische Prospektion) - Analyse und Behebung von Herstellungsproblemen (Hochöfen, Glasindustrie) - Zertifizierung von Edelsteinen Forschung: - an Universitäten im In- und Ausland (Erdbebenfor- schung, Gletscherforschung, Klimaforschung, Erdge- schichtliche Entwicklung des Lebens, Petrologie, Mineralogie/Kristallographie, Materialwissenschaften, Rohstoffe, Geochemie) - an privaten Forschungsinstituten - Recycling (Wiederverwertung von Sekundärrohstoffen) - Abklärung zur Lagerung von radioaktiven Abfällen und Aushubmaterial Spezialisten und Expertinnen - in Bundesämtern (Bundesamt für Umwelt, Swisstopo) oder in kantonalen Ämtern (Gewässerschutz, Umwelt- schutz, Hoch- und Tiefbau) - in der Privatwirtschaft (Beratungsfirmen, Ingenieurbü- ros, Umweltbüros, Industrie, Versicherungen, Banken) - in naturkundlichen Museen - im Wissenschaftsjournalismus - in der Entwicklungszusammenarbeit - Konservierung und Restaurierung - Lehrtätigkeit und Öffentlichkeitsarbeit (Mittelschulen, Museen, Geotope, Geoparks) 8 Geologie - Die Wissenschaft der Erde
Ein Tag mit Reto Hänni Kein Tunnel ohne Geologen. Sie erstellen die Prognose der zu erwartenden Gesteine. Dadurch können die Ingenieure den Vortrieb planen und Gefahren vorbeugen. Ein Kenner der Geologie des Neat-Lötschbergtunnels ist Reto Hänni. Er beendete sein Studium in Bern mit der Doktorarbeit “Der geologische Bau des Helve- tikums im Berner Oberland” im Jahr 2000. Seither ist er beim Geotechnischen Institut für den Lötschberg Tunnelbau tätig. Regenwolken hängen im Talkessel von Kandersteg als wir Reto Hänni in Mitholz treffen. Mit Helm, Regenjacke, Stiefeln, Stollenlampe und Gehörschutz ausgerüstet, fahren wir nach der Stollenkontrolle die dunkle Zufahrt hinunter. Auf Tunnelniveau gelangen wir zu einer riesigen Kaver ne mit Werkstätten, Camions und Baggern. Stollen führen in die verschiedensten Richtungen. An der Decke hängen dicke Lüftungsschläuche. Beim zuletzt gesprengten Abschnitt werden Decke und Wände mit langen Felsankern gesichert, denn trotz Eisengitter und Spritzbeton zeigen sich bereits Risse. “Wir sind hier in schlechtem, brüchigem Flyschgestein”, erklärt Reto, und beginnt die Felsstrukturen einzumessen und aufzuschreiben. Danach fahren wir zum Vortrieb in Richtung Süd, wo zwei Tunnelröhren ausgebrochen werden. In einer laufen Sondierbohrungen um die Wasserführung in den verkarsteten Kalken zu analysieren. Hier beschreibt Reto Hänni die Bohrkerne. In der zweiten Röhre hängt beissender Spreng- stoff-Geruch. “Pro Tag wird dreimal gesprengt und etwa 12 m ausgebrochen”. Überall tropft Wasser und Reto misst bei einem grösseren Zutritt dessen Menge. “Arbeit unter Tag ist oft nass, schmut- zig und laut, aber nie langweilig”. Weitere Berufsportraits finden Sie unter: www.geo.unibe.ch/studium/berufspersonen Geologie - Die Wissenschaft der Erde 9
Kaarina Schenk: Verwaltung und Ökologie Wie gehen wir zukünftig mit unseren Abfällen und Rohstoffen um? Oder wie kann das Recycling gefördert werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Kaarina Schenk. Nach dem Diplom in Mineralogie in Bern wechselte sie an die ETH Zürich und schrieb ihre Doktorarbeit über “Geochemie, Isotopengeochemie und Datierung penninischer Amphibolite und Meta-Ultrabasite zwischen Simplonpass und Lago di Como”. Heute arbeitet sie in der Abteilung Abfall und Rohstoffe des Bundesamtes für Umwelt (BAFU). Schon während der Doktorarbeit arbeitete sie für das damalige BUWAL (heute BAFU). So konnte sie ihre beiden grössten Interessen kombinieren: Forschung und Ökologie. Ihr war damals schon wichtig, dass ihre Arbeit einen praktischen Nutzen hat. Ihr heutiges Arbeitsfeld ist sehr vielfältig und abwechslungsreich. Kürzlich schloss sie das Projekt “Wirksamkeitsanalyse der Abfallpolitik der Schweiz” ab, bei dem sie die Projektleitung hatte. Einerseits ging es um die Evaluation der bisherigen Abfallpolitik, andererseits wurden die Grundlagen für eine nachhaltige Rohstoffnutzung und Abfall- entsorgung für die Zukunft geschaffen. Weiter erarbeitet sie gesetzliche Vorschriften in Zusammenarbeit mit Kantonen, Wirtschaft und Forschung. Sie unterstützt den kanto- nalen Vollzug der Technischen Verordnung über Abfälle (TVA). Gleichzeitig betreut sie Forschungsprojekte wie z.B. die Untersuchung von Rückständen aus der Abfallverbren- nung. Auch bei anderen Arbeiten in der Verwaltung sind ihre vielseitigen naturwis- senschaftlichen Fachkenntnisse gefordert. Deshalb rät Kaarina Schenk, sich für dasjenige Studienfach zu entscheiden, das einem am meisten reize. Geologie ermöglicht umfangreiche Einblicke in die Naturwissenschaf- ten und bietet viele interessante und spannende Möglichkeiten für die spätere Tätigkeit. Im Umweltbereich wird es immer Geologen brauchen. 10 Geologie - Die Wissenschaft der Erde
Giancarlo Rizzoli: Der Weg eines Mineralogen Komplizierter chirurgischer Eingriff? Eine Knochenentnahme ist sehr schmerzhaft. Stattdes- sen kann ein künstliches Keramikprodukt einge- setzt werden. Für die Herstellung und Entwicklung ist ein Mineraloge gefragt: Giancarlo Rizzoli Sein Studium in Bern schloss er 2001 mit einer Doktorarbeit über „die Steigerung der Wirtschaftlichkeit bei der Herstellung von grobkeramischen Produkten“ ab. Heute leitet er in der Firma Synthes die Produktionsabteilung Biomaterials in Bettlach und ist Produk- tionsmanager von ganz Europa. Auf den ersten Blick scheint seine Laufbahn ungewöhnlich für einen Geologen. In seiner Diplomarbeit in der Rosatschgruppe führte er petrographische und geochemische Untersuchungen durch. Anschliessend entschied er, dass seine Dissertation einen prak- tischen Nutzen für die Industrie haben soll. Nach dem Abschluss seiner Dok torarbeit erhielt er eine einmalige Chance von der Firma Mathys (heute Synthes, Herstellung von Implantaten und Instrumenten zur opera- tiven Kno chenbruchbehandlung). Er konnte in ein kleines Projektteam mit einer Pionieridee einsteigen. Das Ziel war die Ent wicklung eines neuar tigen Biomaterial - Pro dukts. Das neue Produkt „chronOS™“ war ein Er folg! Um bei einer Operation die schmerzhaf te Entnahme von Knochen zu ver meiden, werden poröse Kalziumphosphatkerami- ken als Kno chener satz eingesetzt. Das Produkt hat zwei verschiedene Porenarten. Durch die grösseren Hohlräume zirkuliert das Blut. In den kleineren Poren lagern sich die im Blut transportierten Zellen an. Diese Zellen bauen das Kalziumphosphat innerhalb von maximal 12 Monaten ab. Gleichzeitig wird neuer Knochen aufgebaut. Seine wichtigste Aussage: In der Keramikindustrie werden dringend Mineralogen gebraucht! Chemiker arbeiten in hochreinen Systemen. Ihnen fehlt die Erfahrung in unreinen Systemen, wie sich dies Geologen gewohnt sind. Die analy- tische Grundausbildung sowie das Verständnis des Einflusses von Druck und Temperatur auf verschiedene Mineralphasen (Metamorphose) können einem Geologen in der techni- schen Keramik unbekannte Tore öffnen. Beispielsweise in der Medizinaltechnik: einer extremen Wachstumsbranche. Geologie - Die Wissenschaft der Erde 11
Geologinnen/Geologen - Erforschen die Entstehung und Entwicklung der Erde - Suchen Rohstoffe, wie z.B. Erdöl und Erze - Klären Naturgefahren - Prüfen die Standfestigkeit von Böden und Fels - Zeigen mögliche Wege der Schadstoffausbreitung in Deponien - Rekonstruieren die Klima-Entwicklung an fossilen Archiven Impressum Institut für Geologie Universität Bern Baltzerstrasse 1+3 3012 Bern Tel: 031 631 87 61 / 66 info@geo.unibe.ch www.geo.unibe.ch/studium www.geo.unibe.ch/zukstudierende
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