Gute Lösungen INNOVATIVE DIGITALE KOMMUNE - Vitako
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01|2020 INNOVATIVE DIGITALE KOMMUNE Gute Lösungen ZUKUNFTSWEISENDER SCHRITT govdigital nimmt Arbeit auf SERIE: DIGITALE BILDUNG Umsetzung Digitalpakt Schule UNSTILLBARER DATENHUNGER Vitako-Leitfaden zur Office-Nutzung Zeitschrift der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister e. V. www.vitako.de
Nicole J. (31), seit zwei Jahren bei Dataport. Auf einer Wellenlänge mit 112. Der Sinn-Faktor kommt in IT-Berufen ufen oft zu kurz. Bei uns ist er sozusagen im Quellcode s mit der festgeschrieben. Wir arbeiten stets Gewissheit, der Gesellschaft etwass zu geben. Zum Beispiel modernen BOS-Funk k für eine reaktionsbereite Feuerwehr. www.dataport.de GUT FÜR ALLE. GUT FÜR DICH.
Editorial ▲ Dr. Ralf Resch ist Vitako-Geschäftsführer. Liebe Leserinnen und Leser, unlängst ist die zweite Staffel des Modellwett Bedenkenswert wäre, die Förderprogramm bewerbs Smart Cities made in Germany gestar selbst Teil einer umfassenden Strategiebildung tet. Das Bundesinnenministerium ruft Kommu in den und für die Kommunen zu machen, nen und Gemeindeverbände dazu auf, Projekte damit eine übergreifende Zusammenarbeit für die nachhaltige Gestaltung der Digitalisie gelingen kann. rung einzureichen. Vor allem soll es dabei um Kompetenzaufbau und Wissenstransfer gehen. Die übergreifende Zusammenarbeit ist eines Das ist gut und richtig, und wir haben in dieser der Ziele von govdigital eG, einem neu gegrün Aufgabe den innovativen digitalen Kommunen deten genossenschaftlicher Zusammenschluss ja auch einen Schwerpunkt gewidmet. von IT-Dienstleistern aller föderalen Ebenen, initiiert von Vitako-Mitgliedern. Gemeinsam Gleichwohl ist es wichtig, darauf hinzuweisen, sollen innovative Digitalprojekte entwickelt dass Förderprogramme allzu oft nur Leucht und umgesetzt und die länderübergreifende türme hervorgebracht haben, die relativ einsam Integration unterstützt werden. in der Gegend blinken und erlöschen, wenn der Treibstoff – sprich die befristeten Fördermittel – Wie innovativ, smart und digital deutsche alle ist. Die Förderlandschaft in Deutschland ist Kommunen schon heute sind, davon können fragmentiert und erscheint wenig aufeinander Sie sich ein Bild machen anhand der vielen abgestimmt; den Förderprogrammen fehlt es beeindruckenden Beispiele, die wir zusam an einer nachhaltigen Strategie, unklar bleibt mengetragen haben. In allen Bereichen – in häufig, welche konkreten Ziele verfolgt wer Verwaltung, bei Mobilität und Umwelt, im den. So wurde bereits 2018 die Initiative „Stadt. Gesundheitswesen, der Kultur und Bürger Land.Digital.“ gestartet, die neben Vernetzung schaft – finden sich gute und vorbildliche der Akteure auf der kommunalen Ebene auch Lösungen. Nachahmung erwünscht, bitte einen Wettbewerb auslobt. weitersagen! 01|2020 Vitako aktuell 3
Impressum Inhalt Herausgeber: Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister e. V. Charlottenstr. 65 10117 Berlin Tel. 030/20 63 15 60 E-Mail: aktuell@vitako.de www.vitako.de V. i. S. d. P.: Dr. Ralf Resch Redaktion und Gestaltung: drei | Medien Merschmann Mühlke Jaschinski GbR www.drei-medien.de Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Berichte auch ohne vorherige Absprache zu kürzen. Der Inhalt der Beiträge gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder elektronische Verbreitung nur mit Zu stimmung des Herausgebers. Korrektorat: Henrike Doerr, Textwelten Druck: Laserline, Berlin Erscheinungsweise: 4 Ausgaben im Jahr Auflage: 5.000 Autoren und Mitwirkende dieser Ausgabe: Dr. Ralf Resch, Vitako; Matthias Kammer, Schwerpunkt: Innovative digitale Kommune govdigital; Peter Niehues, regio iT; Victoria Boeck, Technologiestiftung Berlin; Thomas Jarzombek, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie; Uwe Lübking, Deutscher Städte- und Gemeindebund; Daniel Sieberath, Vitako; Daniel Grimm, Vitako; 6 Leitartikel: Strategien statt Leuchttürme Helmut Merschmann, drei | Medien; Sibylle Mühlke, Text und Wissen; Förder- und Modellprojekte gibt es genug, doch es mangelt an Strategien zur Umsetzung. Karl-Josef Konopka, ProVitako; Hiestermann & Frömchen GmbH; Nur gemeinsame Vorhaben können das kommunale Zusammenspiel stärken und nach Susanna Kuper, Fraunhofer FOKUS haltig zu Innovation und digitalem Fortschritt führen. Bildnachweise: Titel: www.dominikultes.de - stock.adobe.com; S. 3, 6 Robert Schlesinger © 2017; S. 4 BillionPhotos.com - stock.adobe.com; 8 Zukunftsweisender Schritt 12 Digital und innovativ S. 5 iStock.com/Devonyu; S. 7 istock.com/ Mauricio Graiki; S. 9 istock.com/Joggie Botmai; Wie sieht es bei Blockchain, digitaler Sou- Viele Kommunen werden immer digitaler S. 8 Portrait: frederike heim photography; S. 11 sindret - stock.adobe.com; veränität oder künstlicher Intelligenz mit und innovativer. Sie entwickeln smarte, S. 11 und 25 Portrait: dirk hasskarl/fotografie; der länderübergreifenden Integration aus? bürgerfreundliche Dienste, die Stadt S. 12–17 Sergey Nivens - stock.adobe.com; S. 18 iStock.com/Orbon Alija; Mit der Gründung von govdigital eG machen entwicklung und Standort-Marketing S. 20–21 dirk hasskarl/fotografie; S. 23 Gpoint Studio – stock.adobe.com; öffentliche IT-Dienstleister einen zukunfts- vorantreiben und als Modelle für andere S. 23 Portrait: Bernhardt Link - Farbtonwerk; weisenden Schritt. Kommunen dienen. S. 24 ©Herby ( Herbert ) Me - stock.adobe.com; S. 27 Robbiy / Photocase; S. 27 Portrait: Anke Illing; S. 28 olly - stock.adobe.com; S. 30 Afrank99, CC BY-SA 2.0 10 Nase vorn 18 Open Data braucht Impulse Die neue govdigital eG fokussiert sich zu- Berlin macht sich für Open Data stark und nächst auf Blockchain und will Konzepte hat die Open Data Informationsstelle ODIS Hinweis: Vitako aktuell erscheint zusätzlich der Self-Sovereign Identity (SSI) einbinden. eingerichtet, die Verwaltungsmitarbeite- mit drei Regionalausgaben: krz, Lecos, regio iT. Bis Mitte 2020 ist eine IT-Infrastruktur ge- rinnen und -mitarbeiter bei der Bereitstel- Der Vertrieb erfolgt durch das jeweilige Vitako- Mitglied. plant, auf der auch Algorithmen der künstli- lung von Open Data unterstützt. ISSN 2194-1165 chen Intelligenz betrieben werden können. Wird innerhalb der Zeitschrift auf fremde Links oder externe Informationsangebote hingewie- sen, so macht sich Vitako diese Inhalte nicht zu eigen und kann für sie keine Haftung über- Interview nehmen. 20 „Die öffentliche Hand muss selbst Angebote machen“ Meilenstein der künstlichen Intelligenz gefeiert. demonstrieren. Seinerzeit wurde ELIZA als natürlicher Sprache durch einen Computer Programm ELIZA wollte er die Verarbeitung Anlässlich der Gründung von govdigital eG hat sich Vitako-Geschäftsführer Mit dem 1966 veröffentlichten Computer- Informatiker Joseph Weizenbaum (1923–2008). Dr. Ralf Resch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombek Der Gesuchte ist der deutsch-amerikanische über aktuelle Themen der öffentlichen IT unterhalten. 4 Vitako aktuell 01|2020
Inhalt Digitale Verwaltung Netztalk 22 Serie Teil 1: 26 Fehlzündung bei 30 Was macht Der Digitalpakt Schule – i-Kfz Stufe 3 eigentlich … Aktuelles zur Umsetzung Der Start von i-Kfz Stufe 3 im Oktober Branchenticker Der Digitalpakt Schule soll dazu beitragen, 2019 stellt Kommunen vor finanzielle dass digitale Technologien und Pro- und organisatorische Schwierigkeiten. 31 Köpfe & Technik gramme eingesetzt werden, um flexibles, Ursachen und Lösungsansätze zum aktuellen Stand im Überblick ProVitako individualisiertes Lernen zu erleichtern. Für sein Gelingen ist ein qualifizierter IT-Support wesentlich. 32 Vitako-Umfrage 28 Bürgernähe vs. Datenschutz 33 App-Check 24 Unstillbarer Datenhunger Bürgermeister-Sprechstunden und Die Debatten um das Sicherheitsniveau Bürgerinformationen per Social Media geraten in die Kritik. Datenschutz von Microsoft Windows und Office- 34 Spotlight Produkten reißen nicht ab. Vitako hat beauftragte haben Richtlinien zum richtigen Umgang mit Social Media ITKalender einen Leitfaden zur sicheren Nutzung von Office-Anwendungen in der Ver veröffentlicht. waltung veröffentlicht. 01|2020 Vitako aktuell 5
Leitartikel Strategien statt Leuchttürme Ob Bundesförderprogramm zum Breitbandausbau, Digitalpakt Schule oder Modellprojekte Smart Cities – nicht an Geld mangelt es, sondern an Strategien zur richtigen Umsetzung. Nur gemeinsame Vorhaben können das kommunale Zusammenspiel bestärken und nachhaltig zu Innovation und digitalem Fortschritt führen. Bundesweit warten Dutzende von Fördertöpfen sich kurzfristig auf die Parameter für ein beliebi für regionale und lokale Projekte darauf, ver ges Förderprogramm einzustellen. Eigene neue ausgabt zu werden. Doch die Digitalisierung Ideen (Innovationen), örtliches Engagement und der öffentlichen Hand wird von Bund und Län subsidiäres Handeln auf der bürgernächsten dern sehr fragmentiert angegangen: Viele Pro Staatsebene gehen so verloren. gramme sind kaum abgestimmt, greifen wenig ineinander oder laufen sich sogar zuwider. Hohe formale Anforderungen und ein immer stär Förderstrategie und ker werdender personeller Engpass erschwe Strategieförderung ren Kommunen zusätzlich den Weg zu Finanz In der Konsequenz empfiehlt das Difu, zumin mitteln und mindern die Effektivität staatlicher dest für die Standortförderung auf neue Pro Förderprogramme. gramme zu verzichten. Stattdessen sollten bestehende Fördermaßnahmen konsolidiert, So bemängelt eine Studie des Deutschen Ins neu zugeschnitten und flexibilisiert werden, ▶ Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik: tituts für Urbanistik (Difu) von 2018 die hohen Anträge und Abrechnungen vereinfacht. Andere https://bit.ly/2GRO8fl Bürokratiekosten auf kommunaler Seite, um Stimmen fordern, Förderprogramme komplett städtebauliche Fördermittel überhaupt abrufen abzuschaffen – zugunsten einer größeren (aus zu können. Eine weitere Hürde: die anteilige reichenden) kommunalen Beteiligung am Steu Eigenfinanzierung. Was in Berlin und mancher eraufkommen. Was zunächst interessant klingt, Landeshauptstadt als Instrument gegen Miss wäre politisch aber ein Riesenakt und kaum zeit brauch beziehungsweise für einen „sorgfältigen nah umzusetzen. Besser deshalb: Strategien stra Umgang“ mit Bundesgeldern betrachtet wird, tegisch bezuschussen. bereitet Städten, Gemeinden und Landkreisen in Finanznot oft große Probleme. Doch gerade Wünschenswert wäre eine gemeinsame oder hier besteht der größte Nachholbedarf. Fehlt es zumindest besser abgestimmte Förderstrate nicht am Geld, so scheitern Anträge und Bewilli gie aller staatlichen Akteure. Es braucht eine gungen vor Ort auch an unzureichender Exper stärkere Förderung der Strategiebildung in den tise etwa im Vergaberecht oder mangels Erfah Kommunen selbst sowie deren übergreifende rungen im Projektmanagement. Und sollte die Zusammenarbeit. Gerade in kleineren Kommu ▲ Dr. Ralf Resch ist Anschubfinanzierung wirklich stehen – was nen wird Digitalisierung dauerhaft nicht mehr Vitako-Geschäftsführer. kommt danach? ohne Konzept und Kooperationen in der vom Bürger erwarteten Qualität zu bewerkstelligen Gerade Digitalprojekte müssen regelmäßig auf sein. Innovatives Handeln heißt deshalb, sich den aktuellen Stand gebracht werden. Dabei stärker auf ein gemeinsames Vorgehen einzulas fallen laufende Betriebskosten an, auf denen sen und Standards zuzulassen, ohne den indivi Kommunen oft sitzenbleiben. Neben fehlender duellen Touch und die Ideengebung vor Ort auf Nachhaltigkeit bemängeln Kritiker zudem den geben zu müssen. Ein Ziel, dem etwa auch durch grundsätzlichen Fehlanreiz, „das Geld aus Berlin den Portalverbund von Bund, Ländern und Kom noch eben abzugreifen“. Im Zweifel wird man munen im Onlinezugangsgesetz (OZG) Rechnung cherorts ein eigenes Projekt hintangestellt, um getragen wird. 6 Vitako aktuell 01|2020
Innovative digitale Kom mune Zusammenspiel erhöht die Erfolgs 81 Prozent sehen dabei den Bund in schaft aus der Taufe gehoben, die aussichten – viele Städte und Gemein der Pflicht. Beide Ebenen können explizit Innovationen aus Bereichen den haben das laut einer Befragung das sicherlich nicht allein leisten. Als wie künstlicher Intelligenz, Blockchain des Bundeswirtschaftsministeriums Ratgeber kommen deshalb genauso oder Automatisation für Leistungen (unterstützt durch die kommunalen andere Vertreter der öffentlichen Hand, der öffentlichen Hand vorantreiben Spitzenverbände) längst verstanden. aus privaten Unternehmen und Ver und nutzbar machen soll. Über 80 Prozent der vorhandenen Digi bänden infrage. talisierungsstrategien beinhalteten Ob Finanzierung oder Beratung – staat demnach explizit die Kooperation mit Die kommunalen IT-Dienstleister sind liche Förderungen können sinnvoll benachbarten Städten und Gemeinden, bundesweit in unterschiedlichen Kons sein: Nämlich genau dort, wo Struktu wobei „mangelnde finanzielle Ressour tellationen – auch in Kooperation mit ren entstehen, die möglichst nicht nur cen“ und „fehlende Expertise“ als größ der Privatwirtschaft – mit der Digita einen singulären Leuchtturmeffekt, tes Hindernis erscheinen. lisierung befasst. Gerade in übergrei sondern einen langfristigen Mehrwert fenden Projekten und mit Blick auf die erzielen. Es gilt, Kosten für Wartung neuen Technologien können (gemein und Support nachhaltig zu senken und Natürliche Partner mit same) Rechenzentren als natürliche gleichzeitig Qualität, Datenschutz und vielen Kompetenzen Partner der Kommunen eine Schlüssel Sicherheit zu steigern. Bei passenden Schon jetzt greifen drei Viertel der rolle spielen. Oft steckt die Kraft in der Strategiebildungsprozessen und inter befragten Kommunen auf externe Bündelung von Kapazitäten, das haben kommunalen Projekten sind und wol Beratung zurück, um Digitalisierungs die Vitako-Mitglieder verstanden, len die kommunalen IT-Dienstleister strategien auszuarbeiten. Fast 90 Pro kooperieren zunehmend gebietsüber als Partner und Ideengeber fungieren. zent dieser Kommunen erwarten von greifend und gründen gemeinsame ihrem Bundesland Hilfestellung für Unternehmen: Mit der govdigital eG ▶ Befragung des Bundeswirtschafts ministeriums: https://bit.ly/2Sfbpxe die Digitalisierung und Vernetzung, wurde zuletzt etwa eine Genossen 01|2020 Vitako aktuell 7
Schwerpunkt Zukunftsweisender Schritt govdigital – Promoter und Plattform für moderne öffentliche Leistungen Themen wie Blockchain, digitale Souveränität oder künstliche Intelligenz sind derzeit in aller Munde. Doch wie sieht es mit der länderübergreifenden Integration dieser innovativen Lösungen im öffentlichen Sektor aus? Durch die Gründung der Genossenschaft govdigital eG machen öffentliche IT-Dienstleister einen zukunfts weisenden Schritt. Das Medienecho war groß, als die erste öffent Gut aufgestellt liche Blockchain-Genossenschaft am 12. Dezem Sämtliche Gründungsmitglieder der Genossen ber 2019 in Berlin gegründet wurde. Drei Monate schaft sind heute entweder direkt Teil der öffent nach der Geburt, also kaum in den Kinderschu lichen Verwaltung oder agieren mittelbar als hen, hat sich das Konsortium aus neun kom öffentliche Unternehmen, die Dienstleistungen munalen IT-Dienstleistern und der Bundesdru für den öffentlichen Sektor anbieten. Dabei sind ckerei bereits klar definierte und ambitionierte die AKDB, Bundesdruckerei, Dataport, ekom21, Ziele gesteckt: Blockchain und weitere neue Governikus, Kommunale Datenverarbeitung Technologien für die öffentliche Hand voran Oldenburg (KDO), Stadt Köln, krz Lemgo, regio treiben! Die Konsortialpartner wollen eine bun iT und Südwestfalen-IT. In den Vorstand wurden desweite und dezentrale Netzwerkinfrastruktur Torsten Koß (Vorstand der Dataport) und Rudolf für sichere und vertrauenswürdige Datenanwen Schleyer (Vorstandsvorsitzender der AKDB) dungen schaffen. gewählt. Im Aufsichtsrat sind neben Dieter Reh feld vertreten: Jochen Felsner (Marketing-Lei ter der Bundesdruckerei) und Dr. Rolf Beyer (Geschäftsführer der KDO). Was ist nun konkreter Zweck der govdigital? Ein Fokus wird absehbar darin liegen, das Potenzial Erste Gedanken zur Gründung dieses wirklich der Blockchain beziehungsweise unterschied bemerkenswerten Unternehmens hatte Dieter liche Formen der „Distributed Ledger Techno Rehfeld schon vor vier Jahren. Der Vorsitzende logy“ für die Zusammenarbeit von Verwaltungs- der Geschäftsführung der Aachener regio iT und Identifikationsvorgängen auszuloten. Es GmbH hat seither bereits erste Blockchain-Kno geht darum, im Sinne einer digitalen Daseins ten getestet – gemeinsam mit Partnern aus Nord vorsorge für öffentliche Verwaltungen und rhein-Westfalen gelang es, Fördergelder des andere öffentliche Institutionen eine sichere Landes abzurufen und die erste Infrastruktur und verbindliche bundesweite Kommunikation aufzubauen. Einmal in der Welt, fiel es den Ini zu gewährleisten. Ziel ist es auch, notwendige tiatoren um Rehfeld, der heute Vorsitzender des Infrastrukturen wie Server und Datenbanken in govdigital-Aufsichtsrates ist, nicht schwer, wei zertifizierten Rechenzentren zur Verfügung zu tere Mitstreiter aus dem kommunalen Umfeld stellen und zu betreiben. Auf Basis dieser Infra von der Idee zu überzeugen. strukturen können kommunale genauso wie Landes- und Bundesbehörden Anwendungen für die öffentliche Hand entwickeln und anbieten. 8 Vitako aktuell 01|2020
Innovative digitale Kom mune Dass die neue Genossenschaft zur richtigen Augenhöhe, gleichzeitig können jederzeit Inte Zeit kommt, zeigen nicht nur erste Förderpro ressenten hinzustoßen – bei vergleichbar gerin gramme in Ländern wie Nordrhein-Westfalen. gem bürokratischen und finanziellen Aufwand. Auch die Bundesregierung will mit ihrer jüngst Idee und Konzeption unserer Genossenschaft beschlossenen Blockchain-Strategie explizit scheinen auch weitere Akteure zu überzeu digitalisierte Verwaltungsdienstleistungen vor gen. So haben in den Wochen nach der Grün antreiben und würdigte darin erste kommunale dung mehrere öffentliche IT-Dienstleister und Ansätze zur Technologieentwicklung. In unse Gebietskörperschaften bereits Interesse signali rem neuen Verbund greifen wir die Innovations siert – und werden sicherlich alsbald folgen. Der dynamik der Blockchain auf und wollen diese für zweite Aufnahmeprozess in die Genossenschaft unsere Verwaltungen zugänglich machen. Dies läuft sozusagen schon in vollem Gange. ist ein wichtiger Beitrag für die nächste Stufe der Digitalisierung, der den öffentlichen Sektor auch Anfang Januar 2020 fand die erste Sitzung von für Startups attraktiver machen wird. Geschäftsführung, Vorstand und Aufsichtsrat statt. Der anschließende Workshop im brand neuen Digital Lab der AKDB in München brachte Über Blockchain hinaus – ein ganz konkretes Ergebnis: Im Laufe des Som wachsendes Netzwerk mers 2020 wird govdigital die erste Infrastruktur Es geht aber längst nicht nur um Blockchain. Der zur Verfügung stellen, die für Blockchain-An Ansatz der govdigital ist breiter gefasst und tech wendungen genutzt werden kann. Weil das bun nologieoffen. So wird etwa künstliche Intelligenz desweite Interesse schon jetzt immens ist, gilt absehbar ein ebenso wichtiges Geschäftsfeld der es, die Vorbereitungen zügig voranzutreiben. Genossenschaft darstellen. Darüber hinaus zielt Die govdigital-Gremien haben in München ein das Konsortium darauf ab, Kompetenz und Wis solches Projekt auf den Weg gebracht. sen unserer Mitglieder auszutauschen und damit in größerem Stil nutzbar zu machen. govdigital Die govdigital-Genossenschaft hat ihre Ge soll ein wachsendes Netzwerk öffentlicher Teil schäftsräume in den Räumlichkeiten der Vitako- haber schaffen, das durch vielschichtiges Know- Geschäftsstelle in Berlin-Mitte bezogen. Die how einen Mehrwert für ein modernes Staatswe Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen ▲ Matthias Kammer ist Geschäftsführer der sen in Kommunen, Bund und Ländern schafft. IT-Dienstleister hatte den Gründungsprozess eng govdigital eG in Berlin. Das Modell der Genossenschaft erscheint uns begleitet. govdigital möchte die gute Zusammen Weitere Informationen: maßgeschneidert, um dieses anspruchsvolle Ziel arbeit auch künftig fortführen und hat eine Mit www.govdigital.de zu erreichen. Die Mitglieder begegnen sich auf gliedschaft bei Vitako beantragt. 01|2020 Vitako aktuell 9
Schwerpunkt Nase vorn Blockchain-Genossenschaft treibt Entwicklung innovativer Technologien für die öffentliche Hand voran. Die Blockchain-Technologie hat das Potenzial, unseren Umgang mit Daten grundsätzlich zu verändern: Man kann ihnen vertrauen, weil sie in einer Blockchain unveränderbar abgelegt sind. Selbst bestimmte digitale Identitäten gelten als Schlüsseltechnologie für viele Anwendungen, die auf digital bestätigte Nachweise beruhen. Offensichtlich ebbt der Hype um die Blockchain Anwendung betrieben werden soll: an welchen mit Jahresbeginn 2020 langsam ab. In ersten Standorten, bei welchen Institutionen und auf Fachbeiträgen ist gar vom aufkommenden „Tal wie vielen Knoten? Zwar bieten alle globalen der Tränen“ die Rede. Doch die Gründungsmit Cloud-Anbieter mittlerweile Blockchain-Ser glieder der Genossenschaft govdigital eG glau vices an – doch wie sieht es dabei mit einem der ben fest an die gemeinsame Unternehmung Hauptargumente der Blockchain aus, der Dezen und sind von deren Erfolg überzeugt. Gegründet tralität? Kann man noch von einem „Distribu wurde govdigital Mitte Dezember 2019 mit brei ted Ledger“ reden, wenn die Software in einem ter Zustimmung und großer Unterstützung aus einzigen Rechenzentrum installiert ist und von Politik, Verwaltung und Privatwirtschaft, und einem einzigen privatwirtschaftlichen Unter auch auf Arbeitsebene ist bei den Mitgliedern nehmen betrieben wird? eine große Dynamik spürbar. Was also ist der Grund für den anhaltenden Elan? Für eine vertrauenswürdige Blockchain wird eine dezentrale IT-Infrastruktur benötigt, bei Nachdem das Thema Blockchain zuletzt in der der die einzelnen Knoten sowohl geografisch breiten Öffentlichkeit angekommen ist, zeich getrennt als auch organisatorisch von verschie nen sich gerade im Bereich der öffentlichen denen Akteuren betrieben werden. Genau die Verwaltung vielversprechende Anwendungsfälle sen dezentralen IT-Betrieb wird die Genossen ab, die ein hohes Verbesserungspotenzial zu her schaft organisieren. Dabei befinden sich die kömmlichen Verfahren aufzeigen. Doch noch Betreiber, gleichzeitig Mitglieder von govdi gibt es keine lauffähige verteilte Blockchain-In gital, ausschließlich in der Hand öffentlicher frastruktur, die nicht ausschließlich in der Hand Organisationen. Jeder dieser Betreiber stellt eines einzelnen privatwirtschaftlichen Akteurs aus seinem zertifizierten Rechenzentrum die ist. Genau diese Lücke soll die Genossenschaft entsprechende IT-Infrastruktur zur Verfügung, nun füllen. bestehend aus Netzwerk, Firewall, Virenschutz, Internetzugang, Speicherplatz, CPU-Kapazität, Überwachung, Backup und weiteren Adminis Welche Blockchain passt? trationsleistungen. Dieses Zusammenspiel der Immer, wenn ein öffentliches oder privates verteilten Komponenten wird von govdigital nur Unternehmen oder eine Behörde eine Block orchestriert: Die Mitglieder bleiben Eigentümer chain-Anwendung entwickelt, steht sie frü der Infrastruktur-Elemente und behalten die her oder später vor der Entscheidung, wie die organisatorische Hoheit. 10 Vitako aktuell 01|2020
Innovative digitale Kom mune Diese verteilte IT-Infrastruktur dient als Basis orts für einen Online-Versandhandel oder eine für kommende Anwendungen der öffentlichen Versicherung wesentlich vertrauenswürdiger Daseinsvorsorge, die ihrerseits mithilfe von sein, als die freiwillige Angabe des Kunden in Blockchain-Technologien umgesetzt werden einem Web-Formular. Nicht ohne Grund glei können oder weitere Technologien wie Algorith chen viele Firmen diese Angaben mit Adressbü men der künstlichen Intelligenz verwenden. Die chern und Dienstleistern ab, um sich vor Ein Blockchain ist nur ein Baustein von vielen, maß gabefehlern oder bewusstem Missbrauch zu geblich für eine Technologieentscheidung der schützen. Die Konzepte der Self-Sovereign Iden Genossenschaft ist immer der jeweilige Anwen tity (SSI) bieten genau diese Möglichkeiten. dungsfall aus der öffentlichen Daseinsvorsorge. Die Genossenschaft fokussiert sich in der aktu Die Genossenschaft wird daher eine produk ellen Startphase auf Anwendungsfälle, die pri tive Blockchain aufbauen, mit der SSI-Anwen mär mithilfe einer Blockchain oder, allgemeiner dungen umgesetzt und langfristig betrieben gesprochen, auf Basis einer Distributed Ledger werden können. Basis sind die Konzepte und Technologie (DLT) optimiert werden können. die Blockchain-Technologie der Sovrin Foun dation (www.sovrin.org), die ihre Software als Open-Source-Lösung bereitstellt. Diese verwen Selbstbestimmte det einen Konsensmechanismus, der eben nicht digitale Identitäten als auf hohem Energieverbrauch beruht – anders Schlüsseltechnologie als der viel kritisierte Mechanismus von Bit ▲ Peter Niehues arbeitet Fachverfahren und Prozesse der öffentlichen coin. Generell will die Genossenschaft die Kon als Innovationsmanager für die regio iT GmbH. Verwaltung basieren in der Regel auf Registern, zepte zu Open-Source-Software und zum ener in denen fast ausschließlich personenbezogene gieschonenden Betrieb bei der technologischen Daten hinterlegt sind. Diese könnten den Bür Umsetzung priorisieren. Neben der Blockchain gern auch außerhalb der Register einen Nutzen wird govdigital alle für die Anwendung notwen bringen, selbstverständlich immer unter Ein digen technologischen Komponenten zur Verfü haltung der gesetzlichen und regulatorischen gung stellen. Erweiterungen dieser Umgebung Rahmenbedingungen. Beispielsweise kann der zur Verifikation von Zeugnissen und ähnlichen digital bestätigte Nachweis des aktuellen Wohn Dokumenten werden folgen. 01|2020 Vitako aktuell 11
Schwerpunkt Digital und innovativ Kommunen werden immer digitaler und innovativer und entwickeln „smarte“, bürgerfreundliche Dienste Im Zuge der Digitalisierung ent- stehen Apps, lokale Plattformen und Online-Tools für Bürgerschaft und Unternehmen. Die Kommunen wollen smarter werden und unter Zuhilfenahme digitaler Technolo- gien die Stadtentwicklung und das Standort-Marketing vorantreiben. Wettbewerbe und Gerade im ländlichen Raum sind Förderprogramme eine leistungsfähige Breitband- Ob Modellprojekte und Leuchtturmförderung die Städte und Gemeinden insgesamt auf ein versorgung und digitale Vielfalt zeitgemäßes digitales Niveau bringen können, ist ausschlaggebende Kriterien für die umstritten. Unter Kommunen sind Wettbewerbe wie „Modellkommune Smart City“ vom Bundes Ansiedlung von Wirtschaftsbetrie- innenministerium (BMI) oder „Stadt.Land.Digi ben, inzwischen aber auch für die tal“ vom Wirtschaftsministerium und die damit verbundenen Fördergelder jedenfalls beliebt. Sesshaftigkeit der Bürgerinnen und 97 Kommunen bewarben sich beim BMI-Wett Bürger. Digitale Infrastruktur, E- bewerb, die 13 Sieger sind inzwischen mit der Umsetzung ihrer digitalen Projekte befasst. Das Governance, Mobilität, Umwelt und Bundesministerium für Bildung und Forschung Energie, Bildung und Verwaltung fördert in der dritten Phase des Wettbewerbs „Zukunftsstadt“ sieben Städte bei der Umsetzung sind die Felder, auf denen die inno- innovativer Ideen für eine nachhaltige Stadtent vativen Projekte stattfinden. Es geht wicklung. Der Smart-City-Atlas von Bitkom und Fraunhofer IESE listet 50 „Vorreiterstädte“ auf, um die intelligente Vernetzung aller die mit einer Digitalstrategie aufwarten. Auch Lebens- und Wirtschaftsbereiche in Länderwettbewerbe wie in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen unterstützen Städte den Kommunen – und um die Weiter- bei ihren digitalen Ambitionen. verbreitung der guten Lösungen. 12 Vitako aktuell 01|2020
Innovative digitale Kom mune Stadt in 3-D In der westfälischen Kreisstadt Soest ist ein lationen und die Fußgängerperspek 3-D-Stadtmodell zur digitalen Erfassung des Stadt tive zurückgreifen können. Daten raums entstanden. Es steht im Rathaus als Polymer können in offenen Standardforma gipsdruck im Maßstab 1 : 200 und ist als digitales ten exportiert und etwa Handwer Modell online verfügbar. Alle Gebäude, geschützte kern als digitale Aufmaße zur Ver Mauern und Bäume der Altstadt sind bis auf einen fügung gestellt werden. In Zukunft Dezimeter genau erfasst – bis Ende 2019 insgesamt sollen auch unterirdische Infrastruk 86 Quadratkilometer Stadtoberfläche. Bürgern und turen, Brücken, Tunnel und Klima der Verwaltung steht das Modell offen. So können daten in das 3-D-Modell integriert etwa Stadtplaner die Gelände- und Gebäudedaten werden. Soest gehört zu den „Digita nutzen, um denkmal- und klimaschutzgerecht zu len Modellkommunen NRW“. planen, wobei sie auf uhrzeitgenaue Schattensimu https://bit.ly/2GoOABy Smartphone-ID Die Stadt Gelsenkirchen hat eine Bürger-ID zur Authentisierung ent wickelt, die auf dem Smartphone läuft. Künftig soll die Abwicklung von Behördengängen zuverlässig, einfach und sicher über das Smart phone erfolgen. Erste Anwendung ist die Beantragung eines Bewoh nerparkausweises. Bürger müssen hierfür einen QR-Code auf der Web site mit ihrem Smartphone und einer eigens entwickelten App einle Vernetzte Sensoren sen und starten damit den Antrags prozess. Ihnen wird daraufhin Ein „Long Range Wide Area Network“ (LoRaWAN)basiert auf angezeigt, welche weiteren Daten (meist batteriegetriebenen) Sensoren, die Daten über Luftqua benötigt werden. Abschließend iden lität, Pegelwerte, Beleuchtung, Zählerstände, Füllstände und tifizieren sie sich per Fingerabdruck dergleichen per Funk liefern. Eingebürgert hat sich dafür der oder Gesichtserkennung. Die Smart Begriff „Internet of Things“. In Karlsruhe werden auf diese phone-Bürger-ID ist ein Kooperati Weise etwa Parkräume überwacht und freie Parkplätze ange onsprojekt der Stadt Gelsenkirchen, zeigt. Gelsenkirchen liest die Verbrauchswerte seiner öffent der Gelsenkirchener XignSys GmbH, lichen Gebäude aus. In Berlin ist ein Projekt für auf Sensoren dem Institut für Internet-Sicherheit basierendes „Waste Management“ gestartet. Mülltonnen mel der Westfälischen Hochschule und den ihre Füllstände – geleert wird erst, wenn die Tonne voll der Stadt Aachen und wird durch ist. An Flughäfen laufen Projekte mit der Gepäckverfolgung das Förderprogramm der Digitalen mittels Funk – der Koffer bleibt immer ortbar. Auch in Fern Modellregionen des Ministerium wärmesystemen findet sich LoRa-Technik, um den Wärmebe für Wirtschaft, Innovation, Digita darf jahreszeitabhängig und nutzeroptimiert regeln zu können. lisierung und Energie des Landes https://bit.ly/2RVOQ02 Nordrhein-Westfalen finanziert. https://bit.ly/2GnMO3L 01|2020 Vitako aktuell 13
Schwerpunkt Ein Wörtchen mitreden Viele Städte und Kommunen haben den Anspruch, die Bür Bürgerbefragungen aufgelegt. Die App ist so konzipiert, dass gerschaft beim Umbau zur smarten Stadt einzubinden, und die Teilnahme auswärtiger Personen und Mehrfachteilnah setzen verstärkt auf Bürgerbeteiligung. So fragte Würzburg men ausgeschlossen sind. Es muss jedoch nicht immer eine für seinen neuen Flächennutzungsplan die Entwicklungspo Eigenentwicklung sein. Die Gemeinde Kirchheim bei Mün tenziale und Stärken im Stadtraum über eine Online-Infor chen setzt für ihre Befragung auf eine frei verfügbare Befra mationsplattform ab und formulierte daraufhin strategische gungsapp und erweitert so die Mitsprachemöglichkeit der Entwicklungsziele, die wiederum in einer Visionswerk Bürgerschaft. statt mit Online-Beteiligung weiter diskutiert werden. An https://www.raum-perspektive-wuerzburg.de/#beteiligung dere Städte nutzen ähnliche Beteiligungsplattformen. Die https://www.tuebingen.de/buergerapp Schwelle zur Teilnahme per Online-Plattform ist jedoch im https://democy.de/ mer noch recht hoch. Einige Städte setzen daher auf handy gestützte Befragungen. Tübingen hat eine Bürger-App für Bauleitplanung online Gerade bei kommunalen Bauvorhaben werden Betei ligungsverfahren seitens der Bürger eingefordert. In Schleswig-Holstein ist ein Projekt gestartet, das für die Bauleitplanung eine Online-Beteiligung erlaubt. „BOB-SH“ steht allen Kommunen zur Verfügung, um die Beteiligung in der Bauleitplanung komplett medienbruchfrei im Internet durchzuführen. Verwal tungen laden die Planungsdokumente auf der Web site hoch und stellen sie der Öffentlichkeit zur Verfü gung. Die Bürger reichen ihre Stellungnahmen online ein und erhalten später eine Bewertung. Startpunkt ist eine interaktive Karte, auf der die lokalen Betei ligungsverfahren eingetragen und weiterführende Verfahrensseiten erreichbar sind. Auch die Freie und Hansestadt Hamburg bietet mit BOB-HH ein ähn liches Tool an. https://www.bob-sh.de/ „Hallo, ich bin Bobby!“ Smarte Schnittstellen zwischen Bürgern und Bürgerserviceportal der Stadt und nutzt dessen Verwaltung entlasten beide Seiten: Der Gang Datenbasis. Der Prototyp wurde in einer Koope aufs Amt oder unfreiwillig lange Aufenthalte in ration von Technischer Universität Berlin und Telefonwarteschleifen entfallen; in den Verwal dem IT-Dienstleistungszentrum Berlin entwi tungen werden Helpdesks und Mitarbeiter ent ckelt. Auch Duisburg setzt künstliche Intelligenz lastet. Die Stadt Berlin nutzt seit geraumer Zeit ein und erweitert bisherige Informationskanäle einen Chatbot namens Bobby, der rund um die um einen Chatbot. Damit sollen Mitarbeitende Uhr und in verschiedenen Sprachen (Standard-) entlastet werden, um mehr Zeit für individuelle Fragen zu Leistungen und Standorten der Ber Anfragen zu haben. liner Verwaltung beantwortet. Er läuft auf dem https://bit.ly/2t0Jo3H 14 Vitako aktuell 01|2020
Innovative digitale Kom mune Erforschtes Wohnen Wie kann die Digitalisierung auch älte loten. Sechs automatisierte Forschungs kaum sichtbare Kleinstrechner und Sen ren, womöglich pflegebedürftigen Men wohnungen wurden dazu mit digitalen soren verbaut. Die Wohnungen werden schen behilflich sein? Die Stadt Braun Assistenzsystemen ausgestattet (Ambi so zum dritten Gesundheitsstandort ne schweig hat ein Projekt gestartet, um ent Assisted Living – AAL), zusätzlich ben Kliniken und Arztpraxen. Erforscht Möglichkeiten des Wohnens für pflege hat die Technische Uiversität Braun wird nun, wie Wohnungen mithilfe bedürftige und ältere Menschen auszu schweig in den Wohnungen zahllose, smarter Meldesysteme und Sensorik als diagnostisch-therapeutischer Gesund heitsstandort fungieren können. Auch andere altersgerechte, intelligente As sistenzsysteme werden erprobt. http://www.digitales-wohnen.de/ Stadterkundung mit VR Hinter dem Projekttitel „Art Caching Kaisers lautern“ verbirgt sich eine digitale Schnitzel jagd durch die Stadt Kaiserslautern und ihre Kulturinstitutionen. Mit dem eigenen Smart phone und einer geliehenen Virtual-Reality- Brille begeben sich die Teilnehmenden im Stadtraum auf die Suche nach virtuellen Mar kern in Form von QR-Codes, die Hinweise zur Lösung von Rätselfragen und auf das nächste Ziel preisgeben. So können sie unter Umstän den neue Orte oder bisher unbekannte Aspekte der städtischen Kulturszene entdecken. Neben dem Art-Caching gibt es inzwischen auch ande re Virtual-Reality- und 360-Grad-Touren zu ver schiedenen Orten und Themen. Kaiserslautern begreift seine Wandlung zur Smart City auch als Entwicklung des Gemeinwesens und bezieht Kunst und Kultur ausdrücklich ein. https://bit.ly/2RNOvN6 Flexibles Ehrenamt Vereine und (Hilfs-)Organisationen finden nur Für Helfende ist die Bedienung unkompliziert, noch schwer ehrenamtliche Helfer. Insbesondere Organisationen können auf Bedarfsspitzen junge Menschen wollen sich nicht fest an eine schnell und flexibel reagieren – ein guter Nut Organisation binden – möchten sich aber den zen also für alle. Gütersloh ist bereits seit 2014 noch engagieren. Die Stadt Gütersloh hat nun eine Teil des Projekts „Modellkommune E-Govern Ehrenamts-App entwickelt, mit der sich spontan ment“ des Bundesministeriums des Innern, und flexibel der freiwillige Dienst an der Gemein für Bau und Heimat und hat sich den Leitsatz schaft organisieren lässt. Die App bringt Hilfs „Wir machen uns das Leben leichter“ zu eigen willige und ein breites Spektrum von Vereinen, gemacht. Einrichtungen und Organisationen zusammen. https://bit.ly/2tW4bG1 01|2020 Vitako aktuell 15
Schwerpunkt Raum für Ideen Wolfsburg hat einen Aktionsort für digitale Vorhaben eröffnet, die „Markthalle – Raum für digitale Ideen“. In der zen trumsnah gelegenen Halle wurde bereits ein erfolgrei cher Pop-up-Space für Digitalisierung und Co-Crea tion betrieben. Nun wird die Markthalle von der Stadt Wolfsburg in Zusammenarbeit mit der Volkswagen AG und dem VfL Wolfsburg umgebaut. Auf 2.500 qm Fläche sollen unter anderem ein Makerspace, ein Virtual und Augmented Reality Lab, ein Broadcast Studio und ein Event Space entstehen. Ein bereits beste hendes Jugendzentrum und das städtische Co-Working werden einbezogen. Die Markthalle wird somit zu einem Ort, an dem Digitalisierung für verschiedene Zielgruppen aus Bürgerschaft und Wirtschaft erlebbar wird. Wolfsburg will bis 2025 zur Refe renzstadt für digitale Anwendungen werden und legt dabei besonderen Wert auf Projekte mit direktem Bürgernutzen. http://markthalle.digital Sicht aus dem Cockpit Das Smart-City-Cockpit der Stadt Bad Hers feld ist ein Echtzeit-Tool, das Informationen zu Lärmbelastung, Parkplatzsituation, Luft qualität oder auch Wetterdaten in der Kom mune anzeigt. Auf der Website kann man eine Kachelansicht wählen oder sich auf einer Die letzte Meile Geländekarte orientieren und erhält Auskünfte über freie Parkplätze in Parkhäusern oder auf Die Freie Hansestadt Bremen hat sich dem Markt im Zentrum, verfügbare Ladesäulen im Zuge ihrer IT-Strategie und des Mas und angeschlossene städtische Mülleimer und terplans Green City Bremen Gedanken deren Füllstand. An das „Smart Lighting“ sind über eine nachhaltige Logistik im Innen über 40 Laternenmasten angeschlossen, die bei stadtbereich gemacht – insbesondere was Dunkelheit auf Bewegung reagieren und Fuß die Anlieferung von Paketen und Palet gängern und Kraftfahrzeugen bei Bedarf Licht ten anbelangt. Das Projekt „Elektromo spenden. Und weil die Lösungen allesamt bür bile Citylogistik“ stellt ein neuartiges gerorientiert sind, hat sich Bad Hersfeld im Konzept für die Innenstadtbelieferung europaweiten Wettbewerb „Innovation in Poli dar. Anstatt Pakete und Paletten direkt tics Awards“ als Sieger in der Kategorie Lebens und einzeln an die Empfänger auszulie qualität durchgesetzt. fern, werden sie zunächst mit Transpor https://badhersfeld.urbanpulse.de/ tern oder Lkws an einen zentralen Ver teilpunkt in der Innenstadt gebracht und von dort aus mit elektrischen Lastenrä dern weiter ausgeliefert. Das reduziert den innerstädtischen Verkehr und CO2-Ausstoß gleichermaßen. Ziel ist die umweltfreund liche Lieferung auf der „letzten Meile“. https://bit.ly/2RRopsG 16 Vitako aktuell 01|2020
Innovative digitale Kom mune Kluger Verkehr Innenstädte leiden oft unter starkem Verkehrsaufkommen trotz Umweltzonen und Ampel schaltung. Smart Traffic soll das ändern. Die intelligente Steuerung von Verkehrsflüssen auf der Basis von automatisch erhobenen Daten zu Verkehrsdichte, Wetterbedingungen oder Umweltfaktoren soll den Verkehr in Fluss und die Belastungen in Grenzen halten. Die Daten stammen von Sensoren am Straßenrand, von Kontaktschleifen in der Fahrbahn oder von im Auto montierten GPS-Systemen. In Darmstadt werden Verkehrsdaten mithilfe von Sensoren an Ampelknoten erfasst und aufgezeichnet. Dies ermöglicht die Optimierung der örtlichen Verkehrssteuerung und mittelbar die Senkung von Emis sionen im Straßenverkehr. Das Bundesumweltministe rium fördert entsprechende Projekte im Rahmen der Kommunalrichtlinie. https://www.digitalstadt-darmstadt.de Integrierte Sicherheit Paderborn ist eine integrierte Sicher heits-Pilotregion. Wenn ein Einsatz der Feuerwehr oder Polizei nötig ist, zählt jede Minute. Wichtige Informatio nen müssen schnell und zuverlässig bei den Einsatzkräften ankommen. Das Sicherheitspro jekt INSPIRE basiert auf der Vernetzung von inno vativen Technologien für die zivile Gefahrenab wehr. Dabei kooperieren die Feuerwehren von Stadt und Kreis Paderborn, Polizei und Ordnungsamt, die Universität und der neu gegründete Verein „Safety Innovation Center“ miteinander. Durch intelligente Verknüpfung und Darstellung von Daten soll den Einsatzkräften bereits auf dem Weg zur Unglücks stelle ein möglichst umfangreiches und auf Echt zeitdaten basiertes Lagebild übermittelt werden. Auch Drohnen zur Visualisierung und Social Media für die Information sind eingebunden. https://bit.ly/2tSN489 Autonom durch die Stadt Der Stadtverkehr der Zukunft braucht neue Mobili entwickelt hat. Die Stadt Aachen ist eine von fünf tätskonzepte. In Aachen wird seit 2019 ein Elektro- digitalen Modellregionen in Nordrhein-Westfalen und Kleinbus im Innenstadteinsatz getestet, der ab 2021 will Modellstandort für autonomes Fahren, Mobilität das Aachener Angebot des öffentlichen Personennah 4.0 und innovativen ÖPNV werden. Das 2018 gegrün verkehrs (ÖPNV) ergänzen soll. Der e.Go Mover hat dete Projekt Erlebniswelt Mobilität Aachen bündelt Platz für 15 Personen und fährt zunächst noch mit die Forschungs- und Entwicklungskompetenzen von Fahrer, künftig soll er aber hochautomatisiert betrie über 30 lokalen Partnern aus Wirtschaft, Forschung ben werden. Dahinter steckt das Aachener Unterneh und Kommunen. men e.Go, das auch einen elektrischen Kleinwagen https://bit.ly/2RvnTBy 01|2020 Vitako aktuell 17
Schwerpunkt Kein Selbstläufer Open Data braucht Impulse Open Data ist kein Nischenthema mehr – das zeigt etwa der Koalitionsvertrag, der diesbezüglich klare Ziele festschreibt. Dennoch stellen von 11.000 Kommunen in Deutschland nur knapp 100 ihre Daten in Open-Data-Portalen bereit. Woran liegt das? Berlins Open Data Informationsstelle (ODIS) unterstützt Verwaltungsmitarbeitende. Laut der „Open Definition“ sind offene Daten solche onen eher gering. Das Kernargument für Open Data Daten, auf die alle frei zugreifen können und die mit lautet: Wenn Daten offen sind, gibt es die Möglichkeit, wenigen Einschränkungen auch von allen benutzt, ver dass Bürgerschaft, Privatwirtschaft oder andere gesell ändert und geteilt werden dürfen. Open Data bedeu schaftliche Akteure nützliche Tools oder Anwendun tet also, dass Verwaltungen radikal anders mit Daten gen mit den Daten erstellen. So entstehen Tools und umgehen müssen als bisher. In der gängigen Vorstel Anwendungen, deren Entwicklung für die Verwaltung lung sind Verwaltungsbeschäftigte die Einzigen, die gar nicht möglich wäre, weil Ressourcen oder Exper die nötige Kompetenz besitzen, Verwaltungsdaten zu tise dafür fehlen. verstehen oder zu analysieren. Häufig wird befürch tet, dass offene Verwaltungsdaten inkorrekt analysiert oder falsch interpretiert werden. Nicht alle Daten eignen sich Kommunen machen aber auch die Erfahrung, dass Tatsächlich haben Bürgerinnen und Bürger durchaus bereitgestellte Daten kaum genutzt werden. Allein die nötigen Fähigkeiten, rohe Verwaltungsdaten zu die Veröffentlichung von Daten bedeutet nicht, dass analysieren. Wenn die Verwaltung ausreichend Kon die Daten sofort genutzt werden und eine Anwendung text zu möglicherweise komplizierten oder komplexen entsteht. Ein Grund dafür ist, dass in vielen Kommu Daten bereitstellt, ist das Risiko von Fehlinterpretati nen ein Austausch über Datenbedarfe mit potenziel 18 Vitako aktuell 01|2020
Innovative digitale Kom mune len Nutzerinnen und Nutzern dieser unklaren Zuständigkeiten für die Daten beispielsweise in Zusammenarbeit mit Daten fehlt. Verwaltungen können nicht bereitstellung zwischen den zwölf Ber der Senatsverwaltung für Finanzen eine immer einschätzen, welche Datensätze liner Bezirken und der Hauptverwal interaktive Visualisierung von Förderda interessant sind oder wer sie überhaupt tung – als Stadtstaat hat Berlin eine ten entwickelt. nutzen könnte. Ohne den Bedarf und komplexere Verwaltungsstruktur als die Interessen vor Ort zu verstehen, stellen meisten anderen deutschen Städte. ODIS plant, für die nächste zwei Jahre Verwaltungen möglicherweise Daten weitere Visualisierungsprojekte und bereit, die zu wenig Nutzungsmöglich Als Hilfeleistung für solche Fälle hat Anwendungen zu entwickeln sowie keiten bieten. die Berliner Senatsverwaltung für Wirt neue Fortbildungsmaßnahmen im schaft, Energie und Betriebe im Mai Bereich Datenmanagement und Daten Zugriffe auf offene Daten können auch 2018 die Open Data Informationsstelle nutzung anzubieten. ODIS hat als eine auf Probleme mit der Datenqualität hin (ODIS) ins Leben gerufen und fördert einzigartige Initiative angefangen, weisen. Vielleicht liegen die Daten nicht sie. ODIS wird von der Technologiestif aber das Modell erweckt langsam auch in optimalen Formaten oder Strukturen tung Berlin betrieben und unterstützt bei anderen Kommunen und Behör bereit (zum Beispiel, wenn eine verwal die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Interesse. Beispielsweise hat auf tungsspezifische Datenstruktur benutzt der Berliner Verwaltung bei der Bereit Bundesebene das Kompetenzzentrum wird statt eines national oder interna stellung von Daten. Ein Teil dieser Open Data als Teil des Bundesverwal tional anerkannten Datenstandards) Arbeit besteht in der fachlichen Bera tungsamtes seine Türen im Mai 2019 oder sie sind nicht ausreichend spezi tung zur Bereitstellung von Open Data, geöffnet. Das Kompetenzzentrum funk fisch (zum Beispiel, wenn Daten nur auf zum Beispiel zur Frage, welche Daten tioniert ähnlich wie ODIS und stellt einer sehr aggregierten Ebene verfüg sätze eine bestimmte Behörde als Open Informationsmaterialien über Open bar sind). Um solche Probleme zu iden Data bereitstellen kann oder soll oder Data bereit und bietet Bundesbehörden tifizieren, hilft ein aktiver Austausch mit wie man eine Dateninventur, bei der Unterstützung bei der Bereitstellung denjenigen, die die Daten später nutzen alle Datensätze im Besitz einer Behörde von Daten an. sollen. erfasst werden, konzipiert und umsetzt. Berlin hat sein Open-Data-Portal 2011 eröffnet. 2016 wurde Open Data durch Potenziale zeigen das Berliner E-Government-Gesetz für Neben ihrer Beratungstätigkeit entwi alle Verwaltungsbehörden verpflich ckelt ODIS auf Open Data basierende tend. Wie der betreffende Paragraf tat Visualisierungen und Anwendungen, ◀ Victoria Boeck ist sächlich in der Praxis umgesetzt wer um das Potenzial von Open Data offen bei der Technologie- den soll, wird eine Rechtsverordnung zulegen und für die Behörden einen stiftung Berlin für Open Data zuständi- klären, die aktuell erarbeitet wird. Anreiz für die Bereitstellung von Open ge wissenschaftliche Doch schon jetzt gibt es mehr als 2.000 Data zu schaffen. Einige dieser Pro Mitarbeiterin und Datensätze im Berliner Datenportal – jekte wurden gemeinsam mit Verwal unter anderem Be- ein klarer Erfolg. Im November 2019 tungseinheiten entwickelt, so wurde treuerin der ODIS. hat die Verwaltung zudem ein Open- Data-Handbuch veröffentlicht, das eine umfassende Einführung in die Open- Data-Prozesse des Landes anbietet. Es Zum Weiterlesen gibt aber noch Herausforderungen für ▶ Zahlen zu Open Data in deutschen Kommunen: http://opendata.tursics.de/ Open Data in Berlin. ▶ Wann sind Daten offene Daten? https://opendefinition.org/od/2.1/de/ Unterstützung für Daten- ▶ Open-Data-Portal Berlin: https://daten.berlin.de/ Bereitsteller ▶ Berliner Open-Data-Handbuch: Ein großes Problem ist, dass viele Ber https://berlinonline.github.io/open-data-handbuch/ liner Behörden recht wenig darüber ▶ Berliner Open Data Informationsstelle (ODIS): https://odis-berlin.de/ wissen, welche Arten von Daten sie überhaupt besitzen und welche dieser ▶ Beispielhaftes ODIS-Projekt Visualisierung von Förderdaten: Datensätze sich für eine Veröffentli http://zuwendungsdatenbank.lab.technologiestiftung-berlin.de/ chung als Open Data eignen. Eine wei ▶M usterdatenkatalog NRW: https://cutt.ly/5N4HTX tere Herausforderung liegt in den oft 01|2020 Vitako aktuell 19
Interview „Die öffentliche Hand muss selbst Angebote machen“ Anlässlich der Gründung von govdigital eG hat sich Vitako- Geschäftsführer Dr. Ralf Resch mit dem Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombek unterhalten. Herr Jarzombek, bei der Nutzung von fizierungsmechanismus zu werden. Ebenfalls Online-Diensten stehen Bürgerinnen und beschlossen wurde, dass es über eine gesetzliche Bürgern eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Implementierung dann für alle Anbieter Pflicht Identifizierung und Authentisierung gegenüber. sein muss, dieses System zu akzeptieren und Wie zufriedenstellend ist das für Sie? bereitzustellen. Wichtig: Es soll keine ausschlie Die Authentifizierung von Bürgern lag bisher ßende Funktion werden, aber als eine Option vollkommen eindeutig in staatlicher Hand. Wenn neben den bestehenden Möglichkeiten stehen. ich sehe, wie viele Nutzer sich auf allen mögli chen Webseiten und Plattformen mit ihrem Goo gle- oder Facebook-Konto anmelden, dann wird der Staat in seiner hoheitlichen Funktion hier ganz klar herausgefordert. Die aktuelle Situation kann uns deshalb nicht zufriedenstellen. Warum wird die eID-Funktion des neuen ersonalausweises so gut wie nicht genutzt? P Hier gibt es bislang zu wenige attraktive Anwendungen, sodass schon die Mitarbeiterin nen und Mitarbeiter der Einwohnermeldeäm ter sich schwertun, den Nutzen der Funktion zu erklären. Andererseits kann man aber erst dann sinnvoll Anwendungen entwickeln, wenn eine Nutzerbasis einer gewissen Größe vorhanden ist. Deshalb habe ich mich in der letzten Legis laturperiode dafür eingesetzt, dass das Personal ausweisgesetz so verändert wird, dass Personal ausweise nun mit eingeschalteter eID-Funktion ausgeliefert werden. An diesem Punkt müssen Wie lassen sich die Entwicklung von Anwen wir nun weitergehen. dungen für den öffentlichen Sektor und die Interaktion mit den Bürgerinnen und Bürgern Woran wollen Sie dabei anknüpfen? erfolgreicher gestalten? Es gibt hier bereits Initiativen. Wenn ich ein Ich glaube, dass wir unbedingt eine Öffnungs aktuelles Beispiel geben darf, hat meine eigene strategie für die Leistungen der öffentlichen Ver Partei auf meine Initiative hin jüngst beschlos waltung brauchen. Wir sollten stärker durchdrin sen, dass wir das System der Authentifizierung gen, was der aktuelle technische Stand ist, was für Internet-Angebote staatlicherseits durch die Verwaltung wirklich braucht und was realis eine Programmierschnittstelle (API) öffnen wol tisch umzusetzen ist. Darüber hinaus müssen len. Das heißt also, es soll eine Schnittstelle zur wir mehr als in der Vergangenheit auf die Stärke Verfügung gestellt werden, an der andere Sys von Mittelständlern und Startups setzen, etwa teme andocken können, um Teil des Authenti bei der Organisation von Ausschreibungen. Es 20 Vitako aktuell 01|2020
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