Im Fokus: Nur die Liebe zählt Geschichten aus dem Leben Blind Date mit Mitgliedern Telefonaktion zum Jahresauftakt Ausblick 2021

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Im Fokus: Nur die Liebe zählt Geschichten aus dem Leben Blind Date mit Mitgliedern Telefonaktion zum Jahresauftakt Ausblick 2021
JANUAR 2021

Im Fokus: Nur die Liebe zählt
Geschichten aus dem Leben
Blind Date mit Mitgliedern
Telefonaktion zum Jahresauftakt
Ausblick 2021
          Das Umarmungs-Icon wurde zu Beginn der
          Pandemie im Frühjahr 2020 von Facebook®
          eingeführt als Symbol liebevoller Nähe in
          Zeiten sozialer Distanz.
Im Fokus: Nur die Liebe zählt Geschichten aus dem Leben Blind Date mit Mitgliedern Telefonaktion zum Jahresauftakt Ausblick 2021
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Liebe Mitglieder, Freundinnen                    Im Fokus: Nur die Liebe zählt                     4
und Freunde des Bürgervereins!                   Geschichten aus dem Leben
                                                 Telefonaktion – Blind Date mit Mitgliedern     17
Pünktlich zum Beginn des Lockdowns gab           Fahrradtouren – Gut gelaunte Kilometer         18
die Batterie meiner Armbanduhr den Geist         Herbst in der Eidelstedter Feldmark            19
auf. Weil ich zu den Menschen gehöre, die        Reizhustenattacke an der Ladenkasse            20
ihr Handy nicht stets bei sich tragen, lebe      Wi snakk platt! Dat Wohrteken vun „Eilstede“   21
ich seitdem ziemlich zeitlos vor mich hin        Kolumne – Liebe Debattant*innen                22
und richte mich nach meiner inneren Uhr          Geburtstage                                    23
und nach dem Stand der Sonne. Ich werde
mich für längere Zeit mit dieser Seinsweise      Achtung: Adressänderung
abfinden müssen, denn es gibt keinen Anlass      ab 1.1.2021 wieder im Stadtteilkulturzentrum
zu glauben, dass der aktuelle Lockdown am        Eidelstedter Bürgerverein von 1901 e.V.
                                                 c/o Eidelstedter KulturContainer
10. Januar aufgehoben wird.
                                                 Ekenknick 18, 22523 Hamburg
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, Sie        Telefon 0178 / 53 27 068
in diesem Vorwort nicht mit dem Thema
                                                 info@eidelstedter-buergerverein.de
Corona zu belästigen. Angesichts der Infek-      www.eidelstedter-buergerverein.de
tionszahlen, des Anstiegs der Todeszahlen        Bankverbindung
und der damit verbundenen Tragik für die         IBAN DE63 2069 0500 0001 1864 00
Betroffenen und deren Angehörigen, ist mir       BIC GENODEF1S11
das aber leider nicht möglich. Auch sind eini-   Herausgeber
ge politische Entscheidungen für mich nicht      Eidelstedter Bürgerverein v. 1901 e.V.
mehr nachvollziehbar, insbesondere, was die      Vereinsregister VR 4953 beim Amtsgericht
Hamburger Schulpolitik betrifft. Es bleibt nur   Hamburg, Mitglied im Zentralausschuss
                                                 Hamburgischer Bürgervereine v. 1886 r.V.
zu hoffen, dass zukünftig bessere Entschei-
dungen für die wirtschaftliche Entwicklung       Redaktion:
                                                 Ursula Kleinfeld (verantwortlich)
unseres Landes getroffen werden.                 info@eidelstedter-buergerverein.de
Vielleicht wundern Sie sich nun über unser       Andrea Höfgen
Titelthema „Nur die Liebe zählt“, das aber       Anzeigen:
nur auf den ersten Blick im Gegensatz zu         Rudolf Heitsch, r.heitsch@gmx.de
meiner trüben Einschätzung der Lage steht.       Design und Layout:
Was immer auch kommen mag, kann nur              Joerg Kilian, info@kilde.com, 0171 / 31 41 067
mit Solidarität, Menschlichkeit, Freundlich-     Druck: AldagM Druck und Papier
keit, Wohlwollen und … ja, Liebe bewältigt       Auflage: 2.000, erscheint vierteljährlich
werden. Na gut, Verstand und Fachwissen          Alle nicht gekennzeichneten Fotos sind gemein-
könnten auch helfen.                             freie Motive (public domain) oder wurden dem
                                                 Eidelstedter Bürgerverein unentgeltlich für die
Ich wünsche Ihnen, trotz allem, ein gutes        Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.
neues Jahr. Bleiben Sie frohgemut, zuver-        Das nächste Heft erscheint im April 2021
                    sichtlich und gesund.        Anzeigen- und Redaktionsschluss 12. März 2021

                             Herzliche Grüße,
                         Ihre Ursula Kleinfeld

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Im Fokus: Nur die Liebe zählt Geschichten aus dem Leben Blind Date mit Mitgliedern Telefonaktion zum Jahresauftakt Ausblick 2021
Im Fokus: Nur die Liebe zählt                      Zeit mein zweiter Lieblingsverein wurde.
                                                   Der HSV hat es mir in den vergangenen
Warum Geschichten über die Liebe? Weil sich
                                                   Jahren sehr schwer gemacht, ein treuer Fan
die Welt nicht um ein Virus dreht! Das mag
                                                   zu sein. Aber in dieser Saison haben sie schon
jetzt so sein, ist aber nicht von Dauer. Es ist
                                                   den alten Rekord von Kuno Klötzer einge-
so wie mit Donald Trump. Erst hält er die
                                                   stellt: die ersten vier Spiele - vier Siege,
Welt in Atem. Dann Feierabend. Sang- und
                                                   so kann es gerne weitergehen!
klangloser Abgang. Destruktives hat eben
keine Zukunft. Vielleicht ergeben sich aber        Sigrid Irriger
für Sie persönlich ganz neue Perspektiven
für die Zukunft, wenn Sie an unserer Aktion        Schweigen ist meistens Gold
„Blind Date“ teilnehmen. Was das ist und
                                                   Wolfram hatte einen wahrhaft schweren
wie es geht, lesen Sie auf Seite 17.
                                                   Beruf. Er wirkte als „Essensvorschläger“,
Für die fantasievollen Produkte unserer            auf Neudeutsch „Foodfinder“. Vorschläge
Eidelstedter Poeten bedankt sich die               für die dekadenten Feiern der Neureichen
Redaktion ganz herzlich.                           sowie auch für Feiern der „alteingesessenen“
Lesen Sie nun hier einige kleine Geschichten,      Vermögenserben, welche keine Kosten scheu-
die sich um das Schönste in der Welt drehen.       ten, sich mit teils ekelerregenden Sachen zu
Romantisch, abgründig, absurd – und                füllen. Aber auch für Grillbuden wurde der
garantiert virusfrei. Liebe ist wahrhaft divers.   Pseudo-Gourmet tätig. Die Kunden konnten
                                                   dabei wählen zwischen deutschen Haxen, ge-
                                                   grillt oder gepökelt oder beidem oder einem
Als ich 12 Jahre alt war, fragte mich              Eisbein, alles mit den unterschiedlichsten
eine Freundin, ob ich Lust hätte, mit ihr zum      Sauerkrautarten und Biersorten verse-
HSV zu gehen. Natürlich hatte ich Lust und         hen. Die Wahl konnte aber auch zwischen
sagte sofort zu. Dann erst erkundigte ich          verschiedenen französischen Schenkeln, mit
mich, wer oder was der HSV denn wäre.              gepanschtem Wein oder reinem Wein, rot
Ziemlich erstaunt bekam ich die Antwort:           oder weiß, oder gar chinesischer Pekingente
„Das ist der beste Fußballverein in ganz           mit verdauungsförderndem Sake sowie er-
Hamburg!“ Egal, ich ging mit und war faszi-        satzweise allen kulinarischen Köstlichkeiten,
niert: die vielen Menschen, die ausgelassene       die es versäumt hatten, schnell genug vom
Stimmung, die Begeisterung, wenn ein Tor           Straßenrand weg zu hüpfen oder zu kriechen,
fiel und die Zufriedenheit, wenn ein Sieg          erfolgen. Alles das und noch viel mehr hatte
zustande kam und damals siegte der HSV oft.        Wolfram in seinem Repertoire.
Mich ließ der Verein nicht mehr los. Ich ging      Ja, er hatte wahrlich Geschmack. Zumindest
auch zu den Trainingseinheiten, ich sam-           reichte dieser für sein erlesenes Publikum.
melte Autogramme, ich führte meine eigene          Aber auch in Bezug auf die Damenwelt
Tabelle. Als ich dann 2 Jahre in London war,       zeigte sich Wolfram sehr wählerisch. Bis dato
hat mir meine Familie regelmäßig und treu          hatte er noch keinerlei infrage kommende
die Ergebnisse mitgeteilt. Danach zog ich für      mögliche Partnerinnen in seinem Umfeld
viele Jahre an den Niederrhein. Da war es          gesichtet. Umso unvorbereiteter traf ihn der
schwer für mich, symbolisch die HSV-Fahne          „Verliebtheitsblitz“, als er auf einem Event die
hochzuhalten. Es gab Borussia Dortmund, es         schöne Agatha erblickte. Auch diese erblickte
gab Schalke 04, auch den MSV Duisburg und          ihn und ihre Blicke trafen sich in der Mitte,
den Traditionsverein Hamborn 07, der lange         was umgehend eine knisternde Spannung in

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Im Fokus: Nur die Liebe zählt Geschichten aus dem Leben Blind Date mit Mitgliedern Telefonaktion zum Jahresauftakt Ausblick 2021
Kopf und Genitalbereich verursachte. Agatha      nungen war nicht zu denken. Immer, wenn es
fand diesen Essenstüftler höchst anziehend,      doch zu so einer Begegnung kommen sollte,
und so landeten beide, nach Beendigung des       musste Wolfram unwillkürlich an den alten
Pflichtprogramms und nachdem das „zu mir         Mann denken, der da neben ihm im Bett ge-
oder zu dir“ geklärt war, im Bett.               legen hatte, was eine sofortige Impotenz zur
Nachdem einige Wochen der ausgiebigen            Folge hatte. Ein Hund wäre nicht so schlimm
„Bespielung“ ins Land gegangen waren, wa-        gewesen, aber ein alter Kerl? Niemandem
ren beide der innigen Oberflächlichkeit über-    konnte Wolfram sich anvertrauen, ohne
drüssig und fassten eine festere Beziehung ins   Gefahr zu laufen, im Irrenhaus zu landen. So
Auge. Dann, nach ein paar weiteren Wochen        lebten sich die beiden recht schnell auseinan-
der Festigung, in der beide die „große Liebe     der. Unter Herzeleid, Heulen und Zähne-
ihres Lebens“ propagierten, wurde sogar eine     klappern zerbrach die große Liebe und beide
spätere Eheschließung nicht ausgeschlossen.      gingen betrübt und, vorerst von der Liebe
Eine der wichtigen Voraussetzungen hierfür       kuriert, ihrer Wege.
sahen die beide in bedingungsloser Ehrlich-      Nach vielen Monaten harter Arbeit, die
keit und absoluter Wahrheit im Umgang            Wolfram aber immer wieder an diese
miteinander. Nun nahm das Unglück seinen         verfluchte Formwandelei erinnerte, da sie
Lauf. Nachdem Wolfram die verschiedensten        durchaus Parallelen aufwies, konnte er sich
Unmöglichkeiten gestanden hatte, erklärte        endlich wieder mit dem Gedanken an das
Agatha ihm allen Ernstes, sie sei gar kein       weibliche Geschlecht und den damit verbun-
Mensch, sondern eine Formwandlerin. Minu-        denen Freuden anfreunden. So kam es, dass
tenlanges, ungläubiges Staunen Wolframs          er auf einem Empfang die Operndiva Elvira
wandelte sich in Entsetzen. Sie war irrsin-      Doppler kennenlernte. Es reichte für beide zu
nig. Ja, so musste es sein. Seine Agatha war     gelegentlichen, gemeinsamen Privatauftrit-
verrückt.                                        ten, die dann meist in Arien unter und über
So lagen sie still und unwissend, wie mit der    der Bettdecke endeten. Langsam heilten die
Situation umzugehen sei, nebeneinander im        Wunden, die Wolfram sich bei seiner letzten
Bett, welches eben noch dazu diente, körper-     Verbindung zugezogen hatte, und Wolfram
liche Säfte zu aktivieren. Das unerträgliche     und Elvira fanden sich vor dem Standesbe-
Schweigen wurde von Agatha unterbrochen,         amten wieder. Ein überzeugendes Jawort
indem sie Wolfram fragte, ob sie ihre, für ihn   reichte und die Zweisamkeit hielt,
augenscheinlich so unerträgliche Aussage         bis sie den Geist aufgaben.
beweisen solle. Noch wie betäubt bejahte er      Elvira stand in ihrer Garderobe
dieses. Vor seinen Augen verwandelte sich        im Opernhaus und schaute in den
die begehrenswerte Agatha in einen uralten       Spiegel. Langsam verwandelte sich
Mann. Wolfram verdrehte die Augen und fiel       ihr Spiegelbild in Agathas. Traurig
in eine gnädige Ohnmacht. Als er wieder zu       schauten sie sich an. „Nie wieder
sich kam lag ein großer Hund neben ihm, der      die absolute Wahrheit!“ sagte die
sich gerade wieder in Agatha verwandelte.        Formwandlerin leise vor sich hin.
Die folgende Zeit war von Fragen und             Sie verwandelte sich zurück und
Misstrauen von Wolframs Seite her geprägt,       eilte auf die Bühne.
sodass an ein gedeihliches Zusammenleben         Aus dem Büchlein „Lyrik, Prosa, Kurzgeschichten“
nicht mehr zu denken war. Zwar gab er vor,       von Bernd Großmann, Alias Barni Bigman
seine merkwürdig gewordene Agatha noch zu        ISBN 978-3-7375-8618-4
lieben, aber an etwaige körperliche Begeg-       https://barni-bigman.wixsite.com/barni-bigman

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Aufnahmeantrag vom

Hiermit beantrage ich die Mitgliedschaft im
Eidelstedter Bürgerverein von 1901 e.V.

Name:
Vorname:

Straße/Hausnr.:

PLZ:                                   Ort:

geboren am:                                    Tel.:

                                               Fax:

E-Mail:

Ich zahle einen Jahresbeitrag von:                             €

Für dieses Jahr zahle ich                                      €
Der Mindestbeitrag beträgt 18 € jährlich und ist in einer Summe im Voraus zu bezahlen. Erfolgt der
Eintritt nach dem 30. Juni beträgt der Beitrag im ersten Mitgliedsjahr 9 €

Unterschrift           _________________________________________
Unsere Bankverbindung: Sparda Bank, Konto: 000 118 64 00, BLZ 206 905 00

IBAN DE63 2069 0500 0001 1864 00 – BIC GENODEF1S11

Einzugsermächtigung
Hiermit ermächtige ich den Eidelstedter Bürgerverein von 1901 e.V., meinen Mitgliedsbeitrag bei
Fälligkeit von meinem folgenden Konto abzubuchen.

IBAN oder BLZ und Kontonummer

Unterschrift           _________________________________________
Datenschutz: Ihre Angaben dienen nur der internen Verwendung durch den Vorstand des
Eidelstedter Bürgervereins.
Ich willige ein, dass mein Geburtsdatum (Tag und Monat) im Vereinsheft veröffentlicht wird.

    Ja              Nein
    Ich willige ein, dass meine E-Mail Adresse vom Vorstand des EBV für die Versendung
    von E-Mails für interne Mitteilungen und Einladungen verwendet wird.
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                           Mein Lieblingsbaum
                           Ich weiß nicht, wie oft ich in den letzten Jah-
                           ren zum Eidelstedter Platz gelaufen, geradelt
                           oder mit dem Bus gefahren bin. Erst vor ca. 3
                           Jahren ist mir ein riesiger Baum aufgefallen,
                           in den ich mich sofort verliebt habe. Wie
                           konnte ich ihn all die Jahre übersehen?
                           Seit dem Tag rede ich immer im Stillen ein
                           paar Worte mit ihm: „Hallo, mein schöner
                           Baum“ oder „Na, wie geht es Dir?“. Oder
                           nach einem Sturm, wenn viele Zweige unten
                           liegen „Dir hat man ja ganz schön zugesetzt“.
                           Auf einem Spaziergang mit meiner Familie
                           habe ich meine Enkelin gefragt, ob ich ihr
                           mal meinen Baum zeigen soll. Sie hat dann
                           ständig gefragt „Ist das Dein Baum?“ und ich
                           immer „Nein, meiner ist viel größer“, bis wir
                           schließlich vor ihm standen.
                           Mein Sohn wollte wissen, was es für ein
                           Baum ist, ich sagte „Ich glaube, eine Pappel“.
                           „Das kann nicht sein“, meinte er „Pappeln
                           werden nicht so groß“.
                           Wir haben zu viert versucht, den Baum zu
                           umarmen, aber es hat nicht gereicht, viel-
                           leicht, wenn meine Enkelin erwachsen ist.
                           Im nächsten Frühjahr hatten wir dann
                           Gewissheit, als mein Baum voller weißer
                           Flöckchen war und der Boden auch. Also
                           doch eine Pappel.
                           Ein paar Mal habe ich schon seine rissige
                           Rinde angefasst, aber nur, wenn es niemand
                           sieht; ich wüsste zu gerne, wie alt mein Baum
                           ist. Zurzeit wirft er nach und nach seine
                           Blätter ab und ist schon ziemlich kahl, aber
                           im nächsten Frühling wird er wieder grün,
                           wie alle anderen Bäume auch.
                           Dörte
                           Kommentar unseres „Bordgrafikers“: Es kann
                           doch kein Zufall sein, dass mir genau dieser
                           Baum an der alten dänischen Brücke über die
                           Mühlenau auch gerade in den letzten Monaten
                           erst aufgefallen ist …

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Im Fokus: Nur die Liebe zählt Geschichten aus dem Leben Blind Date mit Mitgliedern Telefonaktion zum Jahresauftakt Ausblick 2021
Im Fokus: Nur die Liebe zählt                   dass er ihr Badewasser eingelassen hatte, weil
                                                er wusste, dass Anett kommen würde. Warum
Abgeliebt
                                                hatte er sie sonst so gedrängt, ein Vollbad zu
Da lag sie nun in der gefüllten Badewanne,      nehmen? Insgeheim ahnte Sophie, dass dem
umhüllt von warmem Wasser und Seifen-           so war, aber so richtig glauben konnte sie es
schaum. Sie war sich immer noch nicht           trotzdem nicht. War er so verschlagen?
sicher, ob sie wirklich baden wollte. Ihr
                                                Langsam und fast geräuschlos stand sie auf
Freund hatte sie ein bisschen dazu überredet,
                                                und griff nach dem Handtuch. Sie ließ das
fast gedrängt. Doch langsam stieg Wohlbeha-
                                                Wasser in der Wanne, denn der Abfluss hätte
gen in ihr auf. Sie liebte Schaumberge schon
                                                verräterische Geräusche gemacht. Vorsichtig
als Kind. „Vielleicht kommt er ja auch noch
                                                stieg sie heraus und trocknete sich notdürftig
dazu, dann werden wir es nett miteinander
                                                ab, immer ein Ohr nebenan, dort, wo die
haben.“ Sophie rief nach ihm: „Markus!“
                                                beiden sich hingesetzt hatten, sich unterhiel-
In diesem Moment klingelte es an seiner
                                                ten und nun auf einmal schwiegen. Sophie
Wohnungstür, das konnte sie
                                                              zog schnell ihre Sachen an.
im Badezimmer, welches nur
                                                               Dann schob sie den Vorhang
durch einen Vorhang vom
                                                              beiseite …
übrigen Wohnbereich getrennt
war, deutlich hören. Dann
hörte sie Stimmen, seine und                               Wie die Geschichte weiter geht,
eine Frauenstimme. Irgend-                                 erfahren wir auf der Homepage
wie kam ihr die Frauenstim-                                www.eidelstedter-buergerverein.de
me bekannt vor. Konnte es
sein? Nein! Aber die Stimme
wurde deutlicher. Konnte
es tatsächlich sein, dass sie                              „Liebesgetaumel, Geschichten rund
hergekommen war? Sie!?                                    um die Liebe“ von Ida Eidel, Verlag
Heute?                                                    Tredition, www.tredition.de, No-
Sophie fühlte sich auf                                   vember 2020, 156 Seiten, broschiert,
einmal unwohl und gefan-                                 ISBN 978-3-7482-4085-3
gen in der Wanne. „Markus?“, rief sie
erneut. Sie würde sich hier nicht entspannen
                                                Autorin Ida Eidel wurde Anfang der 60er
können, wenn sie zu Besuch war. Markus
                                                Jahre in Kiel geboren und wuchs als Einzel-
schob den Vorhang ein wenig zur Seite und
                                                kind in einem kleinen Ort in Schleswig-Hol-
steckte seinen Kopf hindurch. „Anett ist zu
                                                stein auf. Am Ende der 70er Jahre ging sie
Besuch gekommen. Aber bleib du ruhig hier
                                                in eine Großstadt, um der Kleinstadtenge zu
und genieße dein Vollbad. Ich kümmere
mich“, sagte er, und schon war er wieder ver-   entfliehen. Heute lebt sie mit ihrem Hund
schwunden. Den Vorhang hatte er sorgsam         Billy in einem ruhigen Viertel an der Stadt-
zugezogen, sodass nicht mal ein kleiner Spalt   grenze Hamburgs. Ida hatte schon als Kind
offenblieb.                                     eine blühende Fantasie und gerne Geschichten
                                                erfunden und erzählt. Als Jugendliche begann
Aufruhr machte sich in Sophie breit. Nein!
                                                sie Kurzgeschichten und Gedichte zu schreiben.
Sie würde hier nicht tatenlos in der Wanne
                                                Mit „Muttertorte“ legte sie 2019 ihren ersten
liegen bleiben, wenn Anett zu Besuch war.
Was glaubte er denn? Ihr kam der Gedanke,       Roman vor.

              8                                                neunzehnnulleins 2021/01
Im Fokus: Nur die Liebe zählt Geschichten aus dem Leben Blind Date mit Mitgliedern Telefonaktion zum Jahresauftakt Ausblick 2021
Im Fokus: Nur die Liebe zählt
Tierisch lieb
Für viele gibt es wahrscheinlich einen
Unterschied zwischen der Liebe zu einem
Menschen und der Liebe zu einem Tier. Für
mich persönlich gibt es diesen Unterschied
nicht. Als ich meinen Kater Momo vor zwei
Jahren zum Geburtstag bekam, habe ich ihn
sofort ins Herz geschlossen und mittler-
weile sehe ich ihn als vollwertiges Famili-
enmitglied an und kann mir meinen Alltag
ohne ihn überhaupt nicht mehr vorstellen.
Zwischenmenschliche Beziehungen können
oft kompliziert sein, die Liebe zu einem Tier
hingegen ist unkompliziert und rein. Tieren
ist es egal wie man aussieht oder wie viel man
besitzt, das Einzige was zählt ist, wie man sie
behandelt. Schon Schopenhauer hat gesagt
„Wer gegen Tiere grausam ist, der kann kein
guter Mensch sein“ und das sehe ich genauso,
denn Tiere sind wie Menschen empfin-
dungsfähige Individuen. Deshalb versuche
ich jeden Tag, Momo meine ganze Liebe zu
schenken und im Gegenzug schenkt er mir           Momo bringt eine gewisse Leichtigkeit in
seine. Seitdem ich Momo bei mir habe, stehe       meinen manchmal hektischen Alltag und
ich morgens viel lieber auf, weil er zu mir ins   dafür bin ich ihm sehr dankbar. Vor allem
Bett kommt und mich liebevoll mit seiner          in Zeiten von Corona und Quarantäne ist es
Schnauze anstupst. Ich komme viel lieber          schön, einen Begleiter an seiner Seite zu ha-
nach Hause, weil ich weiß, dass Momo dort         ben. Wahrscheinlich ist all das für Leute, die
auf mich wartet und ganz aufgeregt miau-          keine Haustiere haben, nicht nachvollziehbar
en wird, sobald ich zur Tür hereinkomme.          aber ich für mich kann sagen, dass mein
Wenn ich mal gestresst bin beruhigt es mich       Leben durch Momo viel schöner geworden
unglaublich, wenn Momo auf meinen Schoß           ist und ich hoffe, dass er genauso denkt.
springt und gestreichelt werden will.             Katarina

neunzehnnulleins 2021/01                                                        9
Im Fokus: Nur die Liebe zählt Geschichten aus dem Leben Blind Date mit Mitgliedern Telefonaktion zum Jahresauftakt Ausblick 2021
Manchmal sind wir umgeben von einem
                                                 Kokon aus wirrem Fadengewusel. In den
                                                 wir uns zurückziehen können, wenn wir am
                                                 Miteinander scheitern. Konfuse untägliche
                                                 Zustände. Wir klemmen in verknoteten
Im Fokus: Nur die Liebe zählt                    Erinnerungen mit verklebten Anfängen. In
Die Fäden zwischen uns                           verschlungenen und gespleißten Erwartun-
                                                 gen. Irritierende Bruchstücke von Wünschen
Wir interessieren uns füreinander und es ist,
                                                 nicht zusammen puzzelbar. Wir erschöpfen
als würden sich Fäden zwischen uns spannen.
                                                 uns in ausgeleierten Oberflächlichkeiten und
Je mehr Anreiz entsteht, desto suchender
                                                 verworrene Zielen.
strecken sie sich zum Gegenüber. Zuerst ist es
nur ein kurzer Moment von blass transpa-         Manche Fäden können uns ohne Absicht mit
renten und wieder sich auflösenden Fasern.       Missverständnissen umwickeln, einengen, die
Dann schnelle Gier wie ein Ziehen im Bauch.      Gedanken fesseln. Ziehen sich mit jeder nach
Wir können mit dieser Nähe jonglieren,           außen strebenden Bewegung fester zu, Luft
spielerisch und behutsam.                        abschnürend.
Wir öffnen uns und entblößen unsere Wege,        Es tut uns auch körperlich weh, unharmo-
lassen die Ahnung unserer Schicksale fließen.    nisches oder unfaires Verhalten zu erfahren.
Unsere Instinkte verraten uns die Geschich-      Wir halten es nicht aus, wenn sich Wände
ten, die sich hinter den Sätzen befinden. Wie    zwischen uns aufbauen. Wir spüren an uns
aus luftigen Stoffen gemalte Bilder.             selber die Schläge und Tritte, die wir dem
                                                 anderen mental zu fügen. Es tut uns leid, wie
Einige Fäden werden stärker, bilden durch
                                                 Entfremdungen sich verhärten. Wir riechen
die Zeiten ein Geflecht zwischen den Kör-
                                                 das Unverständnis und fühlen beleidigtes
pern, Herzen und Sinnen.
                                                 Einkapseln. Wie unnötige, sinnlose und
Wir fühlen, wie es dem Anderen geht. Wis-        Energie raubende Schübe.
sen, was er sprechen wird, wo er ist. Fäden
                                                 Und dann reichen vielleicht einige weiche
wie von Riesenhand geworfene Wellen ver-
                                                 Worte und diese straffen Fesseln verändern
binden uns. Schwingen mit ihren Gefühlen
                                                 sich in elastische und flexible Netze, die Räu-
wieder zurück. Schwappen anklopfend an
                                                 me geben und frischen Wind durch lassen. In
uns heran, wenn wir uns abgewendet haben.
                                                 Freiheit gelüftete Gewebe.
Rollen lockend. Diese Fäden ziehen uns
wieder zusammen. Zueinander. Vernetzen           Die Fäden zwischen uns bleiben, solange wir
sich mit Dritten. Können fröhlich tanzen, wie    an uns denken.
Bänder des Maibaums.                             Dorea Klöwer

             10                                                  neunzehnnulleins 2021/01
Im Fokus: Nur die Liebe zählt                     Mit der Zeit wurden die Fragen persönlicher:
                                                            „Hast du gerade Abi gemacht?“
          Kaffeehausliebe
                                                            „Ja, dieses Jahr!“
          Anfang Dezember haben mein Freund und             „Oh, ich auch! Arbeitest du dann hier, bis du
          ich unser 6-jähriges Jubiläum gefeiert. In die-   studierst?“
          ser Zeit haben wir einiges miteinander erlebt     „Ja, genau.“
          und es sind viele Geschichten zusammenge-         „Oh, ich auch! Was willst du studieren?“
          kommen. Eine meiner liebsten ist allerdings       „Ich weiß noch nicht, vielleicht Englische
          auch die allererste: Nämlich, wie wir uns         Literatur in München“
          kennengelernt haben.                              „Oh, ich auch!“
          Werden wir von Bekannten danach gefragt,          Ganz überrascht fragte ich „Wirklich?“
          rollt mein Freund nur mit den Augen. Ich          Woraufhin er lachend „Nein!“ sagte. Das war
          hingegen freue mich immer, die Geschichte         also das erste Mal, dass er mich auf den Arm
          erzählen zu können. Ginge es nach ihm,            nahm und ich voll drauf rein fiel.
          lautet sie folgendermaßen: Wir haben uns bei
                                                            Nach diesem Besuch haben wir uns öfter mal
          der Arbeit kennengelernt. Nichts Besonderes
                                                            gesehen. Manchmal bin ich in seinen Laden
          eben.
                                                            gekommen, unter dem Vorwand mir etwas
          Geht es nach mir, klingt sie so:                  kaufen zu wollen, manchmal sah man sich
                                                            während der Pause und konnte ein bisschen
                                                            reden. Einmal saß ich zu Hause beim Essen,
                                                            als mir ein Kollege schrieb, der Kunde von
                                                            letztens hätte sich bei ihm unauffällig über
                                                            mich erkundigt. Aber so richtig passierte
                                                            lange nichts.
                                                            Bis eines Abend vor meinem 19. Geburtstag
                                                            meine Kollegin eine Idee hatte: Ich sollte am
                                                            nächsten Tag früh arbeiten und den Laden
                                                            aufschließen. Also schrieb sie eine Geburts-
                                                            tagskarte. Damit lief sie in den anderen
          Wir haben beide in einem großen Bahnhof,          Kaffee-Laden und – ein Glück – ER arbeitete
pixabay

          jedoch bei zwei konkurrierenden Kaffeehaus-       gerade. Sie fragte ihn, ob er nicht seine Han-
          ketten gearbeitet. Eines Abends, als ich die      dynummer auf die Karte schreiben wolle und
          Spätschicht hatte, kam ER in unseren kleinen      das tat er dann auch.
          Laden. Es war, wie gesagt, bereits spät und       Als ich morgens die Karte fand, freute
          ich und mein Kollege hatten bereits mit dem       ich mich riesig. Ich überlegte kurz, ob ich
          Putzen begonnen, denn der Feierabend war          jetzt drei Tage warten müsste, bis ich ihm
          schon in greifbarer Nähe. ER kam also in den      schreiben konnte, aber fand das albern. Also
          Laden und ich musste wohl oder übel mein          schrieb ich ihm direkt und kurz darauf haben
          Putzen unterbrechen, denn mein Kollege            wir uns dann auch zu unserem ersten Date
          machte gerade eine Zigarettenpause.               verabredet.
          Dieser spezielle Kunde fragte mich über jedes     Darauf folgten noch einige weitere und
          Produkt aus, was wir hatten:                      irgendwie sind daraus bereits sechs gemein-
          „Was ist da drin?“, „Womit ist das gemacht?“,     same Jahre geworden.
          „Schmeckt das?“.                                  Julia

          neunzehnnulleins 2021/01                                                       11
Im Fokus: Nur die Liebe zählt                     Hier kommt etwas für Fortgeschrittene:
                                                  Schauen Sie in den Spiegel, sehen Sie ganz
Selbstliebe
                                                  genau hin. Entdecken Sie Ihr Gesicht neu.
Der Mensch, mit dem ich lebenslang aus-           Schauen Sie sich selbst in die Augen. Lächeln
kommen muss, bin ich selbst. Da wäre es           Sie sich selbst aufmunternd zu.
doch schön, mich mindestens so liebevoll
                                                  Gerade in dieser Zeit, in der wir mehr mit
zu behandeln wie andere Menschen. Sich
                                                  uns allein sind als gewohnt, ist es besonders
selbst zu lieben, sich selbst Wertschätzung für
                                                  wichtig sich selbst ein liebevoller Begleiter
das eigene Sein zu schenken, das haben die
                                                  zu sein.
meisten von uns nicht gelernt. Man hat uns
eher informiert, dass man sich selbst nicht       Susanne Hänsch ist Inhaberin des Trainings-
so wichtig nehmen sollte oder gesagt, dass        instituts Ultravision Coaching + NLP Training.
wir uns doch mal ein Beispiel an anderen          Die Betriebswirtin hat sich 2010 entschlossen,
nehmen sollten.                                   ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mehr Men-
                                                  schen zur Verfügung zu stellen, Hilfestellungen
Ein gutes Beispiel dafür, dass es lebenswichtig
                                                  bei den Problemen des Alltags zu geben und
ist sich erst mal um die eigenen Bedürfnisse
                                                  mit ihren Teilnehmerinnen und Klienten
zu kümmern, ist die Durchsage im Flugzeug:
                                                  Lösungen zu entwickeln.
„Ziehen sie sich erst selbst die Maske an,
bevor sie Kindern und weiteren Passagieren        Mehr Informationen auf der Webseite:
helfen“. Mit der Selbstliebe ist es ähnlich.      www.ultravision.de
Wie kann man Selbstliebe lernen? Hier
kommen fünf Ansätze, um die Selbstliebe zu
stärken.
Denken Sie an einen Menschen, der Sie liebt,
geliebt hat oder der Sie mag, dem Sie sym-
pathisch sind, der Sie schätzt. Betrachten Sie
sich aus den Augen dieser Person.
Schreiben Sie sich auf, was Sie alles erreicht
haben in Ihrem Leben. Denken Sie dabei
auch an die kleinen Dinge. Diese Liste kann
ganz schön lang werden und Sie dürfen sie
jederzeit ergänzen.
Tun Sie etwas für sich. Machen Sie einen
Spaziergang, kochen Sie ihr Lieblingsessen,
decken Sie den Tisch als würde der wertvolls-
te Mensch zu Besuch kommen.
Klopfen Sie sich auf die Schulter, wenn etwas
gut gelungen ist. Meistens nehmen wir es für
selbstverständlich, wenn etwas gelingt und
bemerken nur, wenn etwas schiefgeht. Sie
sind heute aufgestanden, obwohl es schwer-
fiel? Hervorragend. Die Zimmerpflanze
gedeiht, dank Ihrer Pflege? Weiter so! Gut
gemacht.

              12                                                  neunzehnnulleins 2021/01
Im Fokus: Nur die Liebe zählt                    jedoch das Virus weit in die Familie hinein
                                                 getragen, sodass die älteren Herrschaften
Corona-Patchwork-Weihnacht
                                                 mehrere Tage um ihr Leben gebangt haben.
Wenn ich gewusst hätte, dass es so kommt,
                                                 Mein Bruder hatte einen motorisierten
hätte ich alles anders gemacht. Bereits im No-
                                                 Lattenrost für unsere Mutter besorgt, der al-
vember stand fest, wer mit wem feiern würde:
                                                 lerdings noch zu ihr geschafft werden musste.
meine 86-jährige Mutter wegen Infektionsge-
                                                 Obwohl seine Quarantäne beendet ist und
fahr allein, meine drei Geschwister in ihren
                                                 seine Frau bereits negativ getestet wurde, will
jeweiligen Kernfamilien bzw. Haushalten.
                                                 noch keiner mit ihm zu tun haben. Nachdem
Nur ich musste mich entscheiden, mit wem         meine beiden Söhne dankend ablehnten,
ich Weihnachten feiern wollte. „Blut ist         mir beim Transport zu helfen, habe ich dann
dicker als Wasser“; also mit meinen beiden       – mit FFP2-Maske und offenen Fenstern
Söhnen bei der Mutter meiner Söhne, zu-          autofahrend – das sperrige Teil zusammen
sammen mit ihrem Freund und der Freundin         mit meinem Bruder zu meiner Mutter in den
meines Sohnes. Mein jüngster Sohn lebt bei       Keller verfrachtet.
mir, der ältere mit Freundin im gleichen Haus
                                                 Die Rechnung dafür, dass ich versucht habe,
wie seine Mutter. Also sechs Personen aus 2,5
                                                 es allen recht zu machen, bekomme ich
Haushalten – noch im grünen Bereich. Der
                                                 jetzt: Der „große Integrator“ ist gescheitert
Heilige Abend und das tolle Essen, das die
                                                 und isoliert. Weder meine Söhne, noch ihre
Gastgeberin bereitet hatte, war gelungen.
                                                 Mutter wollen mich in den nächsten Tagen
Am Ersten Weihnachtstag wollte ich meine         sehen. Auf der einen Seite verständlich,
langjährige Lebenspartnerin in ihrem             auf der anderen Seite spüre ich nun soziale
Schrebergarten an der frischen Luft treffen.     Ächtung. Ich habe zu viel jongliert, zu viel
Sie konnte am Vortag nicht mit uns feiern,       auf einmal, nur Gutes gewollt, jedoch das
weil ihr in Südengland studierender Sohn         Gegenteil erreicht. Die Pandemie fokussiert
mit einer der letzten Fähren aufs Festland       den Charakter des Menschen
gekommen war und sich bei seiner Mama in         wie ein Brennglas; bereits
Quarantäne begeben hatte. So fand die Be-        vorhandene Befindlich-
scherung bei bestem Wetter und einer Tasse       keiten und Vorurteile
Tee im Garten statt; gefolgt von einem ausge-    verfestigen sich.
dehnten Spaziergang. Mein Versprechen, mit
                                                 Und ich erkenne
den Beiden demnächst in geschlossenen Räu-
                                                 die Wahrheit in
men ein Abendessen einzunehmen, traue ich
                                                 dem Spruch:
mich noch nicht einzulösen. Die Quarantäne
                                                 „Wenn man
ist noch nicht beendet; einem Test will sich
                                                 alle Türen
ihr Sohn nicht unterziehen.
                                                 offen lässt,
Mein jüngster Bruder war im November             kann man
mit seiner Frau, die aus einer osteuropäi-       sein Leben
schen Großstadt kommt, zu Besuch bei ihrer       bald auf
Familie. Dummerweise haben sich die beiden       dem Flur
beim Besuch der Schwiegermutter in einem         verbrin-
Krankenhaus mit dem Virus infiziert, weil        gen.“
das Personal dort ohne Masken arbeitete. Sie
hatten einen relativ leichten Symptomverlauf,

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Im Fokus: Nur die Liebe zählt                    Altona, das vorher ein Arbeitslager für
                                                 KZ-Häftlinge war. Dort wurden wir drei „ge-
Weihnachten seit 1945
                                                 mütlich“ mit 25 weiteren Personen in einem
Was war das denn? Der eigentlich von mir als     großen Raum untergebracht: Ein paar alte
ganz ordentlich empfundene Ministerpräsi-        Männer und viele Frauen mit ihren Kindern.
dent von NRW, Herr Armin Laschet, geboren        Jüngere Männer waren nicht darunter, die
in 1961, hat da einen Knaller rausgelassen,      waren als Soldaten entweder gefallen oder in
der mich dann nach einiger Überlegung            Kriegsgefangenschaft! Ernährt wurden wir
doch recht heftig vom Hocker gehauen hat!        aus einer Gemeinschaftsküche der Sozialbe-
Warum, fragt Ihr? Tjä, damit hat er bei mir      hörde. An einem Advents-Nachmittag wur-
wieder eine seelische Tür geöffnet, von der      den wir Kinder in der Lager-Krankenstation
ich eigentlich dachte, dass sie nicht mehr so    zusammengerufen, wo wir gemeinsam ein
leicht zu öffnen wäre. Na, woll´n mal sehen:     paar Weihnachtslieder sangen. Seit diesem
Das diesjährige Weihnachtsfest würde das         Nachmittag ist „Stille Nacht“ mein Lieblings-
schlimmste Fest seit Kriegsende werden,          weihnachtslied. Geschenke? Nö, da gab‘s nix!
schwafelte er! Womit er meint, so habe ich       Wir waren froh, noch am Leben zu sein! Ach
ihn verstanden, dass es fast unerträglich sei,   ja, in unserem „gemütlichen“ Raum stand ein
nicht im gewohnten Familien- und/oder            kleines, ungeschmücktes Tannenbäumchen!
Freundeskreis das diesjährige Christfest         Weihnachten 1946? Daran habe ich keine Er-
feiern zu können! - Wann kam er noch auf         innerung mehr. Nur an den Dorschlebertran
diese Welt? Ach ja, Neunzehnhunderteinund-       erinnere ich mich, den wir Kinder ein Mal
sechzig!                                         wöchentlich den ganzen Winter über in der
Wie war das Fest in diesem Jahr? Ich kann        Krankenstation einnehmen mussten. Bääähh!
mich nur noch daran erinnern, dass sich          Aber damit oder dadurch sind wir Kinder
unsere Familie mit Oma, Mama, Papa Heinzi        wohl recht gut über diese schlimmen Zeiten
und meinem lütten Bruder Jürgen in unserer       gekommen.
relativ neuen Wohnung recht wohl fühlte.         Weihnachten 1947? Da hatten wir drei bereits
Papa Heinzi fuhr damals Taxi, kam – wie          ein eigenes Zimmer; etwa 15 qm groß! Aber
immer am Heiligabend – gerade noch recht-        nach 12 qm befand sich ein Vorhang, den wir
zeitig zum Festessen, denn dieser Tag war für    zuziehen konnten, denn da war der Durch-
einen Taxifahrer immer sehr ertragreich! Nö,     gang zum nächsten Zimmer. Darin wohnte
sonst war eigentlich alles bestens an diesem     Frau Hollmann mit ihren zwei Kindern! Aber
Weihnachten.                                     in 1947 fanden auch keine Weihnachtsfei-
Aber wie war das denn früher? Diesen             ern statt. Nur wir Kinder versammelten uns
Scheißkrieg verloren die verdammten Nazis        wieder in der Krankenstation und sangen
bekanntlich am 8. Mai 1945! Gut sieben           Weihnachtslieder.
Monate später erlebten wir das erste „Nach-      Aber dann kam 1948! Da steppte der Bär! Am
kriegs-Weihnachten“. Wie war das damals,         23. Mai wurde das Grundgesetz verkündet.
woran erinnere ich mich noch? - Daran:           Am 20. Juni fand die erste Geldausgabe der
Ende November 1945 kamen wir drei „Bu-           D-Mark statt! Und im Laufe des Sommers
ten-Hamburger“ - Oma, Mama und ich - von         erlebten wir drei einen weiteren sozialen
unserer langen Flucht wieder zurück nach         Aufstieg, denn wir zogen schon wieder in
Hamburg und fanden als Flüchtlinge nur Un-       ein größeres Zimmer um. Dieses Mal sogar
terkunft in einem Wohnlager in Hamburg-          abschließbar, mit Fenster und einem kleinen

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Herd, auf dem Oma nun auch für uns etwas          „sensationelle“ Idee: Wir – mit Tante Marga
kochen konnte, denn die Gemeinschaftskü-          und unseren Kindern - mieteten uns für zwei
che war geschlossen worden.                       Wochen in einem hübschen Feriendorf im
So, nun konnte das Leben beginnen! Wer            hessischen Kirchheim ein schönes, großes
durch irgendwelche Vermögenswerte abgesi-         Ferienhaus mit vier Zimmern und einem
chert war, bekam wieder Boden unter seine         herrlichen Kamin und luden nun unsererseits
Füße. Wir Heimkehrer bekamen jeder DM             unsere Familien ein, dort mit uns das Fest
40,- ausgezahlt – in zwei Raten!                  zu feiern! Übernachten könne man ja gut
                                                  bei uns. Wer alles zum Familienfest kam? -
Weihnachten: Ich erinnere, dass ich mit mei-      Niemand, und wir haben das alles fröhlich
nen beiden Frauen in der Vorweihnachtszeit        überlebt, Herr Laschet!
mal im Alsterhaus war. Dort tappelten wir
                                                  Dennoch, oder trotzdem? - Dieses wun-
natürlich auch durch die Spielwarenabtei-
                                                  derbare Weihnachtsfest gehört zu meinen
lung. Sensationell, was es dort alles gab! Mein
                                                  „Highlights“! Vorausschauend, wie es
Kinderherz platzte bald vor Begeisterung!
                                                  nun mal meine Art ist, schickten wir die
Wie bitte? Was ich davon zu Weihnachten
                                                  Weihnachtsgeschenke per Post vorab dort
bekam? Ein klitzekleines Spielzeugauto, etwa
                                                  hin – aber das Paket kam dort nie an! Also
10 cm lang, mit dem ich sogar im Bett spielen
                                                  mussten wir noch schnell los und in Bad
konnte. Doch, und es gab auch meinen ersten
                                                  Hersfeld ein paar Geschenke für die Kinder
bunten Weihnachtsteller! Aber viel war da
                                                  kaufen. Im Wohnbereich dieses Ferienhauses
nicht drauf, in meiner Erinnerung nur ein
                                                  stand sogar eine schöne, leicht geschmückte
paar Süßigkeiten aus Fondant. Davon ist in
                                                  Weihnachtstanne. Nun konnte Weihnachten
meiner Geschmackserinnerung nur geblie-
                                                  also kommen. In der ersten Woche hatten wir
ben: Süüüß! Hat nicht sehr lange gedauert,        angenehm trockenes Wetter. So konnte ich
bis ich den Teller leer hatte – mit dem Erfolg,   mit unserem Basti durch die Wälder ziehen
dass der ganze Zucker nach einer halben           und lauter Brennholz für unseren Kamin
Stunde wieder raus kam. Mannomann, was            sammeln. In der zweiten Woche bekamen wir
habe ich mich darüber geärgert! Alles wieder      Schnee und ich kann mich noch gut daran
weg! Nee, nee, Herr Laschet, das war nix mit      erinnern, wie fröhlich unsere Kinder mit ih-
Ihrer Erkenntnis!                                 rem Schlitten rumgealbert haben! Und auch
Hier noch ein Weihnachts-Beispiel in Bezug        die dortige, wunderbare Schwimmhalle war
auf Familie: Es war wohl 1983, unsere Lütten      sehr oft unser Ziel.
waren fast 9 und gut 3 Jahre alt. Wo wollten      Ach ja, wieder zu Hause haben wir natürlich
wir das Fest feiern, bei uns zu Hause oder        unser verlorenes Paket bei der Post rekla-
wo? Schwiegereltern wären wohl zu uns ge-         miert. Wir bekamen ein Formular, auf dem
kommen, fanden aber, dass wir eigentlich bei      wir den Inhalt genau angeben sollten. Kurz
ihnen feiern könnten. Mein Vater und seine        vor Ostern bekamen wir tatsächlich unser
Frau Anne erwarteten, dass wir zu Ihnen           Paket mit vollem Inhalt zurück! Von der
nach Paderborn kämen. Und dann war da             Außenfläche hatte sich nämlich der Adress-
noch Tante Marga, die als „Oma-Ersatz“ an         aufkleber mit Absenderangabe gelöst und im
Stelle meiner verstorbenen Mama zu unserer        Paket lag leider keine zweite Adressangabe!
Familie gehörte.                                  Na ja, so kamen unsere Lütten nun zu einer
Um nun aber all diesen Problemen aus              tollen „Oster-Überraschung“!
dem Wege zu gehen, kamen wir auf diese            Hans-Uwe Seib

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Wo nichts zu verdienen war, kann auch
                                                 nichts verloren gehen. Die laufenden Kosten
                                                 wie Miete oder Versicherungen werden aus
                                                 den Mitgliedsbeiträgen bezahlt. Auch wenn
                                                 das öffentliche Leben ruht, sind wir dennoch
                                                 nicht untätig. Die Vorstandssitzungen
                                                 halten wir über Zoom ab. Abgesehen von
                                                 einigen Anlaufschwierigkeiten klappt das
                                                 sehr gut. Auch die Arbeitsgruppe Mobilität
                                                 für Eidelstedt/Feldmark hat sich digital
                                                 ausgetauscht und wird in diesem Jahr
                                                 regelmäßig virtuell zusammenkommen.
                                                 Für dieses Jahr sind Online-Sitzungen für
Jahresrückblick und                              Mitglieder geplant. Jede Sitzung hat ein
Ausblick auf 2021                                Schwerpunktthema, zu dem wir Fachleute
                                                 aus Politik und Verwaltung einladen werden.
                                                 Die Termine werden so früh wie möglich
                                                 über unsere Homepage und unseren E-Mail-
Voller Energie und Tatendrang starteten          Verteiler angekündigt. Über diese Wege
wir vom Vorstand in das Jahr 2020.               erhalten Sie dann auch die Zugangsdaten
Die Jahreshauptversammlung wurde                 für die Meetings. Wenn Sie es nicht schon
ordnungsgemäß abgehalten. Theaterangebote,       gemacht haben, senden Sie bitte Ihre aktuelle
Spielenachmittage und die Plattsnakker-          E-Mail-Adresse an:
Werkstatt – alles lief wieder an. Die Ausflüge
                                                 info@eidelstedter-buergerverein.de
waren bis ins Detail geplant. Doch der erste
Lockdown im März bereitete allem ein jähes
Ende. Ebenfalls unter den Opfern: Unser          An dieser Stelle möchte ich mich ganz
Frühjahrsempfang. Wie schade!                    herzlich bei Ihnen, liebe Mitglieder, dafür
Im Sommer haben wir uns dann wieder              bedanken, dass Sie uns die Treue halten!
auf Outdoor-Angebote verlegt und die             Ebenso herzlich bedanke ich mich bei
Eidelstedter Feldmark als schützenswerte         unseren Anzeigenkunden, die weiterhin dazu
Landschaft für uns entdeckt. Einige schöne       beitragen, dass dieses Heft erscheinen kann.
Spaziergänge und naturkundliche Führungen        In diesen Zeiten, in denen der Einzelhandel
fanden unter Beachtung der Vorschriften          und die Gastronomie schwer zu leiden haben,
im Freien statt. Doch auch diese Angebote        ist das bestimmt keine Selbstverständlichkeit.
konnten nicht weitergeführt werden. Uns          Wir alle hoffen auf ein besseres Jahr. Doch
ergeht es so, wie allen anderen kulturellen      Hoffen allein bringt es auch nicht. Was wir
Einrichtungen auch: Pause.                       tun können, ist eigenverantwortlich handeln,
Doch im Unterschied zu Theatern, Kinos,          Maske tragen und Abstand halten. Und
Bars, Restaurants und Sportvereinen, um          so bald wie möglich zur Impfung gehen.
nur einige Beispiele zu nennen, haben wir        Ich jedenfalls werde dieses Angebot mit
keinen wirklichen Grund zum Klagen. Wir          Sicherheit nicht ausschlagen.
alle arbeiten ehrenamtlich im Bürgerverein.      Ihre Ursula Kleinfeld

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Telefonaktion

  Blind Date mit Mitgliedern
  Viele kennen sich (noch) nicht persönlich. Warum also nicht das neue Jahr mit
  netten, aufregenden, mitfühlenden, anregenden Telefongesprächen beginnen?
  Wer möchte angerufen werden? Und wer möchte anrufen?
  Wenn Sie darauf Lust haben, dann senden Sie eine
  Mitteilung an den Bürgerverein:
  info@eidelstedter-buergerverein.de
  Geben Sie uns Ihre Telefonnummer/E-Mail-
  Adresse und einen oder mehrere Termine.
  Eine wichtige Information nicht vergessen:
  Wollen Sie angerufen werden, oder möchten

                                                                                                  pixabay
  Sie jemanden anrufen?
  Wir mischen die Teilnehmer nach dem
  Zufallsprinzip und vermitteln dann den
  entsprechenden Kontakt. Jetzt keine
  Schüchternheit. Geben Sie sich einen Ruck.
  Das Abenteuer wartet auch auf Sie!

Meine Meinung                                     Also auch hier „Tote Hose“. Gerade in der
                                                  dunklen Jahreszeit ist Einsamkeit noch
Tote Hose
                                                  schwerer zu ertragen. Aber was kann man
„Bei den Johannitern ist ja tote Hose“ - ein      dagegen tun?
Satz, den meine Mutter seit Monaten immer
                                                  Darüber unterhalte ich mich mit meinem
wieder zu mir sagt. Sie wohnt in einer durch
                                                  Sohn Tobias, der auch Mitglied im Bürger-
die Johanniter betreuten Wohnanlage. Mitte
                                                  verein ist.
Februar ist mein Vater gestorben. Wir hatten
Glück, noch vor Corona.                           „Du hast mir doch von deinem „Blind Date“
                                                  mit der Kollegin aus London erzählt. Wäre
Fast 60 Jahre lang waren sie verheiratet und
                                                  das – per Telefon – nicht auch etwas für den
nun ist sie alleine. Meine Söhne wollten mit
                                                  Bürgerverein?“
ihr ins Café gehen, einkaufen, spazieren ge-
hen. Ich besuche sie sowieso jeden Samstag.       Ich arbeite in einem großen Verlag, der auch
Doch Corona machte einen Strich durch die         in anderen Ländern Standorte hat. In Ham-
Rechnung. Keine Enkelbesuche, kein Einkau-        burg haben wir einen „Blind Lunch“, bei dem
fen, kein Café. Und auch keine Gymnastik          man mit einer zufällig ausgewählten Person
bei den Johannitern, keine Spielenachmittage,     die Mittagspause verbringen kann. Vor
kein Eis-Essen - tote Hose eben.                  kurzem kam dann die internationale Variante
                                                  dazu, bei der man sich über „Teams“ mit Bild
Warum erzähle ich das alles?
                                                  und Ton unterhalten konnte. Ich mache so
Meine Mutter ist ja nicht die Einzige, die        etwas immer sehr gerne mit, weil ich auf die-
unter der Einsamkeit leidet – das geht ja ganz    sem Weg Kolleg*innen kennenlerne, die ich
Vielen so.                                        sonst nicht kennenlernen kann. Und ich habe
Auch der Spielenachmittag beim Bürgerver-         mich bisher jedes Mal gut unterhalten.
ein, die Plattsnacker, die beliebten Ausfahrten   Deshalb bin ich sofort Feuer und Flamme!
und Vieles mehr kann seit Monaten nicht
                                                  Andrea Höfgen
mehr stattfinden.

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Fahrradtouren
                                                 Am 25. Oktober hatten wir uns noch eine
Gut gelaunte Kilometer                           Fahrradtour vorgenommen. Dörte und
Am 11. Oktober war das Wetter einigerma-         Hertha warteten am Treffpunkt. Birgit hatte
ßen trocken, trübe, nicht sehr windig und        sich abgemeldet, in Pinneberg regnete es. Wir
Dörte stand am Treffpunkt. Unser Ziel, das       haben uns fröhlich begrüßt und wollten auch
Bauerncafé am Klövensteen in Schenefeld.         gerne fahren. Unser Ziel war der Tibarg, eine
Wir zwei fuhren durch viele kleine Wege          längere Fahrt ließ das Wetter nicht zu. Wir
Richtung Krupunder, durch den Tunnel,            starteten Richtung Krupunder See, es sollten
an der S-Bahn entlang, überquerten die           ja einige km zusammenkommen. Im großen
Lornsenstraße, passierten den kleinen Sport-     Bogen ging es um den See herum, über die
platz Am Hollhorn Richtung Schenefeld.           Altonaer Straße, durch ein kleines Wohnge-
Wir umrundeten das Rückhaltebecken in            biet, über die Autobahnbrücke (A 23), den
Friedrichshulde (gerade trockengelegt, aber      AKN-Schienen und der Holsteiner Chaussee
interessant wild bewachsen) an der Stadtau-      immer in Richtung Niendorfer Gehege. Nach
tobahn, fuhren über die Autobahnbrücke           einer kurzen Verschnaufpause auf einem
Richtung Klövensteen und freuten uns auf         Parkplatz fuhren wir gleich weiter durch das
Kaffee und Kuchen. Trotz Anmeldung hatte         Gehege, am Spielplatz und an der Hunde-
das Bauerncafé am Seggerweg Herbstferi-          wiese vorbei über die Kollaustraße rüber, ein
en. Das Dorfcafé in der Nähe war sehr gut        Stück am Flugplatzrollfeld entlang über den
besucht und die wenigen freien Plätze waren      Garstedter Weg zum Tibarg.
uns nicht geheuer. So haben wir die Bäckerei     Das hatten wir gut geschafft. In der Bäckerei
Drave an der Hauptstraße aufgesucht und          Junge bekamen wir gleich einen freien Tisch
sind wirklich gut mit Kaffee und Kuchen und      für uns, guten Kaffee und leckeren Kuchen.
viel Platz um uns herum bedient worden. Der      Es war schon ein bisschen feucht gewesen,
Rückweg sollte etwas länger werden, da wir       aber wir drei waren der Meinung, bei der Re-
gut gestärkt waren. Wir durchfuhren wieder       genmenge kann man noch gut fahren. Nach
kleine Straßen in Schenefeld, streiften das      unserem gemütlichen Kaffeetrinken stellten
Gewerbegebiet Osterbrooksweg und umrun-          wir ziemlich schnell fest, dass der Regen er-
deten den wirklich schön gelegenen Hel-          heblich stärker geworden und der Rückweg
muth-Schack-See am Bornpark. Das ganze           noch vor uns war.
Areal ist Freizeitgelände mit Spielplatz, gro-
                                                 Na gut, wir fuhren den Tibarg hoch, über-
ßen Wiesen und schönen Spazierwegen. Dör-
                                                 querten die Friedrich-Ebert-Straße, dann an
te kannte das alles nicht. Vom Schack-See aus
                                                 der Kirche vorbei in das Gehege. Der Regen
unterquerten wir die Altonaer Straße, fuhren
                                                 wurde nicht weniger und die Blätter an den
an der Düpenau entlang, immer möglichst
                                                 Bäumen konnten uns nicht recht schützen.
weit weg von großen Straßen, und näherten
uns wieder Krupunder. Von da an ging unser       Hinter der Vogt-Kölln-Straße verabschiedete
Weg durch den Krupunder Grund, über den          sich Dörte, weil sie in Richtung Stellingen
Spielplatz am Halstenbeker Weg und über          wohnt und Hertha und ich in die Loh-
die Lohkampstraße Richtung Elbgaustraße.         kampsiedlung wollten. Den letzten Abschnitt
An der Feuerwache verabschiedeten wir uns,       sind wir richtig flott gefahren.
weil Dörte nicht mehr zum Treffpunkt zu-         Wir hatten 23 nette, sehr nasse, aber trotz-
rückbrauchte. Wir waren eine schöne Strecke      dem gut gelaunte Kilometer gemeistert.
von 26 km zusammengefahren.                      Sigrid Irriger

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Ausflug am Sonntagnachmittag
Herbst in der                                    schnitt dabei am besten ab. Des Weiteren
Eidelstedter Feldmark                            zeigte Jutta uns Bilder von heimischen Vö-
                                                 geln, die eher selten zu sehen sind, z. B. dem
Das war mal schön. An einem Sonntagnach-
                                                 prächtigen Eisvogel, und erzählte uns etwas
mittag mit bedecktem, regenverhangenem
                                                 über deren Lebensweise. Wir hörten das
Himmel trafen wir uns vor der Elisabeth-
                                                 Schimpfen eines Zaunkönigs und schulten
kirche. Uns neun vermummten Gestalten
                                                 unser Gehör weiter am Rückhaltebecken.
und einem unvermummten Kind wurde
                                                 Ausblenden mussten wir den dumpfen Klang
anschaulich von Jutta Tschierke illustriert,
                                                 der Autobahn, aber dann konnte man
was Knicks sind. Auf einem kleinen Stück
Pappe zeigte die Natur- und Umweltpädago-
gin und NABU-Naturführerin mithilfe von
Sand, Moos und Gras, wie landwirtschaftli-
che Nutzflächen den fruchtbaren Boden vor
Austrocknung und Erosion durch den Anbau
von Hecken schützen und Grenzen zu den
Nachbarn setzen. Vieles wusste ich schon,
aber dass man früher Büsche, wie z. B. Weiß-
dorn und Schlehen verwendete, weil sie mit
ihren Früchten den Menschen zusätzlichen
Nutzen brachten, war mir nicht bewusst.
Heute sind Kenntnisse über die Verwendung
dieser Pflanzen in Vergessenheit geraten, aber
die Tiere profitieren davon. Sie finden Schutz
und Nahrung in den Knicks. Weiter ging es
in Richtung Haus Kojen und dann auf einem
Trampelpfad in die Feldmark. Jeder bekam
ein „Eidelstedter-Feldmark-Fernrohr“. Unser
Entdeckerinstinkt war geweckt und wir            Mit gebastelten „Fernrohren“ der Natur auf der Spur
verteilten uns im hohen Gras. Mit oder ohne
                                                 tatsächlich das Rauschen der Bäume und das
Sitzunterlage beobachteten wir, was zu dieser
                                                 Zirpen und Zwitschern von Vögeln hören.
Jahreszeit dort noch kreucht und fleucht. Auf
                                                 Auf dem Rückweg, den wir etwas verkürzten,
einem Weg entlang der Mühlenau ging es
                                                 weil es ordentlich angefangen hatte zu reg-
weiter. Rechter Hand, auf der schönen weiten
                                                 nen, hörten wir noch eine kleine Geschichte.
Feldmark, sahen wir einen Bussard auf einem
                                                 Dann war der erfüllte zweistündige Spazier-
Zaunpfahl sitzen und zwei Turmfalken, die
                                                 gang zu Ende und wir nahmen viele neue
auf Futtersuche über der Wiese kreisten und
                                                 und schöne Eindrücke aus Eidelstedt mit
typisch für ihre Art in der Luft rüttelten.
                                                 nach Hause. Die Eidelstedter Feldmark ist
Wir schulten unser Gedächtnis, indem wir
                                                 wirklich ein Ort, an dem man viel entdecken
uns zehn verschiedene aufgereihte Stängel
                                                 kann. Er bietet Natur pur vor unserer Haus-
von Gewächsen einprägten. In der näheren
                                                 tür. Ein echter Schatz in der Großstadt, den
Umgebung suchten wir danach und legten sie
                                                 wir uns unbedingt bewahren sollten.
in der fast ganz richtigen Reihenfolge wieder
hin. Das jüngste Mitglied in unserer Runde       Ursula Striepe

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Ein Erlebnis während der „ersten Pandemie-Welle“
Die Reizhustenattacke an der Ladenkasse
Zu jeder guten Pandemie gehört auch ein            an der Kasse wies mich streng auf meine
bisschen Hysterie, zumindest mehr als üb-          staatlich verordnete Maskenpflicht hin.
lich. Das musste ich während der „ersten Co-       Verzweifelt versuchte ich den Hustenanfall zu
vid-19-Welle“ erfahren. Ausgerüstet mit einer      unterdrücken und mir wieder die Serviette
handelsüblichen, Gesichtsmaske („Bedecken          vor die Naaase zu halten („Denken Sie auch
Sie immer auch Ihre Naaase!“, so die sich          an Ihre Naaase!“, ja, mach ich doch!).
ständig wiederholenden Gehirnwäsche-An-            Aus Verzweiflung oder Ratlosigkeit über
sagen auf den Bahnhöfen) steuerte ich eine         die absurde Situation hob ich spontan zu
Supermarktkette an, um dort noch etwas             einer kurzen Ansprache an: „Ja, das Ende ist
Öl und andere Kleinigkeiten zu kaufen für          nahe, und es rückt immer näher!“ Und fügte
das Abendessen. Doch, oh Schreck, als ich          blasphemisch hinzu: „Das steht schon in der
meine Maske am Eingang des Supermarkts             Bibel!“ Das reichte offenbar. Um mich herum
aufsetzen wollte, war diese verschwunden.          verfiel alles in Schweigen. Das war wohl zu
Der Wind hatte sie vermutlich aus dem              viel des Guten. „Oh, Gott, ein Prediger, ein
Einkaufskorb meines Fahrrads geweht. Jetzt         Wahnsinniger, gleich holt er das flammende
war guter Rat teuer. Doch ich hatte noch eine      Schwert raus“, mochte mancher oder manche
unbenutzte Serviette in der Hosentasche, die       denken. Ich bezahlte schnell und machte
hielt ich mir beim Einkauf vor die Naaase.         mich auf und davon, verließ den Ort des
Ich verzichtete auf einen Einkaufswagen und        Schreckens.
einen Korb, denn ich hatte ja nur eine Hand
                                                   Die Lehre: Seitdem trage ich immer mehrere
frei – ein Fehler wie sich bald herausstellen
                                                   Gesichtsmasken mit mir herum – und Hus-
sollte.
                                                   tenbonbons sowie etwas Saftschorle, das hilft
Denn plötzlich überkam mich einer meiner           gegen den chronischen Reizhusten. Ach ja,
Hustenattacken, die ich häufig bekomme,            ab und zu schmökere ich auch etwas in der
wenn ich keine Hustenbonbons dabei habe            Bibel, Neues Testament, kann man immer
oder etwas Saftschorle zum Anfeuchten des          mal brauchen. Nicht nur im Supermarkt.
trockenen Halses. Auch ein Fehler. Um an
                                                   Reinhard Schwarz
der Kasse zu bezahlen, musste ich meinen
Mundschutz kurzzeitig ablegen, denn dazu
brauchte ich die rechte Hand, um das Geld
herauszufummeln. In dem Moment hatte ich
erneut einen fiesen Hustenanfall, der sich
bereits durch Kratzen im Hals (bekanntlich
erstes Anzeichen der todbringenden Corona-
Pandemie) ankündigte.
Der Kunde vor mir, der bereits gezahlt hatte
und seine Einkaufswaren einpackte, bekam
einen mittleren Kreischanfall und verlangte
                                                                                                   pixabay

von mir, ich möge zwei Meter von ihm
Abstand halten, obwohl zwischen mir und
ihm mindestens dreieinhalb Meter Ab-
stand waren. Auch die Verkäuferin

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Wi snakk platt                                   Vun und um uns Möhl
Dat Wohrteken vun „Eilstede“                     Ik bünn vun Kind op an ok stolz dorop
Manch een is sachtens schon mal wies warrn,      west, dat in mien Geburtsort so‘ne scheune
dat een vun uns Eidelstedter Afthekers een       Möhl steiht. As ik to‘n Geburtstag een Knips-
lütt Möhlnafteken in de Naam vun sien Laden      kassen kreg, mook ik mien ersten Biller an‘n
hett. Worüm dat?                                 Möhlndiek. Dat erste mol mutt mien Suester
De Möhl harr al jümmers een besünnere Be-        sick ünner de Möhl stelln. Dommols harr
düden för dat Leven in uns Stadtdeel. Dorüm      de Möhl noch ehr schönen ole Flögel und ik
hett de Lehrer und Gemeindevörsteher Hinsch      fünn, dat mien Suester sick ünner de Möhl
de olle Möhl in de Eidelstedter Chronik ok all   ganz besönners good utnehm. Jo, dat is nu all
de annern Biller vöran als Wohrteken vun         ne Reg vun Johrn her, de Möhl hett ehr Flögel
Eidelstedt affbild. Un ok in uns Wappen is de    verloorn und blot in mien Erinnerung und
Möhl to seh´n.                                   in mien Album is se noch mit ehr schönen
To’n eersten mal nöömt wöör die Möhl 1350 in     Flögel to sehn.
dat Archiv vun dat Hamburger Domkapitel.         Ik meen to erinnern, dat dat so an een
Domaals weer se in‘ Besitt vun de froeheren      Sünndag so um de Middagstiet wer. Ik seet
Landsherren, de Grafen vun Holstein un Stor-     jüst in de Stuuv. dor hör ik op eenmal so‘n
marn. Nah 1700 wurr de Möhl in Erbpacht          düchtigen Knall. As ik op de Straat leep, ver-
vergeven. De Möhl weer nu en Zwirnmöhl           tell man mi, dat de Möhlnflögel affbrooken
(Zwangsmühle). Dat bedüde för de Lüüd, dat       wärn. Dat har ober wirklich nich lang duert
hier neven de Buern ut Eidelstedt ok de             mit de neen schönen stromlinienförmigen
Dörpslüüd vun de annern Dörper as                   Flögei‘ De seeten doch noch gor nich lang.
Stellingen, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen
jümmer Korn in Eidelstedt mahlen loten              Ik harr dormols tokeken as se de neen an-
mööt. 1820 wurr de Möhl avreten un nee              moken deen. As ik nu na eenige Johrn mol
bööt. Aver al 1825 is de nee Möhl dörch en       vun Pinnbarg käm, seet dor son‘n fein öllern
Blitzslag afbrennt. 1826 keem dann wedder        Herrn int Affdeel in eene greune Försteruni-
en nee Möhl. Aver ok düsse harr bannig veel      form und do hör ik man wie he to een Doom
Malöör. 1936 brök bi vulln Bedriev en Flögel     sägt: ,,För disse Möhl heff ik vör eenige Johr
un zerdepper dat Flögelwark. 1940 fallt de       mol dat Holt för de Flögel levert.“ Jo, denk ik
Flögel to’n tweeten Maal rünner. Vundaag         so bi mi, segg dat man nich so luut, ik heff se
gifft dat de Möhl nich mehr. 1960 wöör de        nämlich gor nich veel später wedder rünner-
Möhlbedriev instellt. Aver een lütt Deel vun     knalln hörn. Ober dat weer jo ok meuchlig,
de olle Möhlnstraat un de Noom vun de letzt      dach ik so bi mi, dat de Möhl nix mit son
Möller Lampé sünd ok hüüd noch an de oolt        niemodschen Krom to doon hebbn wull. Dat
Stääd to finnen; Lampéstraat un de lütte Deel    günn ehr wohl to gau mit de Ümdreiung und
Kattenkoepp in den smucken Park an de Eck        denn knall se dool. Aver dat weer nur mien
Reichsbahnstraat.                                Meen domaals. Und wenn ik nu an düsse
Un nu noch een poor lütte Uttöög ut de Erin-     Tied denk und dorvun vertelln will, denn ist
nerungen vun uns Liddmaat Gerda Gedun ut         mi dat meis so, as seet ik vör de Kinner und
1958 as de Möhl noch bedreeven wöör un ok        vertell jürn een Märchen: Dat wär een mol …
noch ehr Flögel harr.                            Klaus-Peter Schulze
                                                 Quelle: Eidelstedter Heimatmuseum,
                                                 Die Geschichte der Eidelstedter Mühle

                                                                                            21
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