IN DIE LUFT ÜBERSICHT - Ú BRENNSTOFFZELLEN GEHEN Ú GROSSE POWER-TO-GAS- H2-Alpenländer Verein
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Hydrogeit Verlag / www.hzwei.info / 18. Jahrgang / Heft 3 / Juli 2019 / 82 Ú BRENNSTOFFZELLEN GEHEN IN DIE LUFT Ú ROSSE POWER-TO-GAS- G ÜBERSICHT
I N H A LT INHALTSVERZEICHNIS 2 Impressum 3 Editorial 4 Meldungen Weiterer Wechsel bei SOLIDpower Neuer CEP-Chef ist Starr Bosch baut Brennstoffzellen DWV-Mitgliederversammlung 8 Messen und Kongresse ESE in Düsseldorf und ees in München New Energy Days in Husum Hydrogen + Fuel Cells Europe so groß wie nie 15 Hausenergie BZ-Heizgeräte sind ein guter Anfang 13 Hannover Messe: Bodo Ramelow (r.) ist „bei Wasserstoff immer mit offenem Herzen mit dabei“ 16 Energiespeicherung Quelle: HES Energy Systems, Singapore Status und Perspektive von PtX Große Nachfrage nach HyStarter HYPOS-Projekt H2-Netz gestartet Grünes Ammoniak im Tank H2-Projekt im Hafen von Emden Windretter beim Wirtschaftsminister 2 28 Elektromobilität Wahrnehmung und Akzeptanz von H2-Stationen H24Racing – wasserstoffbetriebener Rennsport Kontinuierliche Infrastrukturförderung Alstom unterliegt in erster Instanz Flotteneinführung von H2-Schienenfahrzeugen Wasserstoff in der Luftfahrt 37 Drohnen mit Brennstoffzellen … 40 Entwicklung Quelle: AeroDelft Brennstoffzellenfahrzeuge im Brandfall Wirkung von Wasserstoff auf Werkstoffe Iridium könnte Elektrolyseurhochlauf bremsen 47 Produktmeldungen 48 Aktienanalyse 52 International Australiens Exportgut Nummer eins 54 Terminkalender 55 Firmenverzeichnis 39 … und Kleinflugzeuge mit Wasserstoff IMPRESSUM HZwei Design: Dipl.-Des. Andreas Wolter, Weimar Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der Autoren Satz: Dipl.-Des. Robert Müller, Berlin wider und entsprechen nicht unweigerlich der Meinung der Redaktion. Anzeigen: Kirsten Laasner Projektmanagement, Bad Segeberg Inhalte der Zeitschrift sowie der Homepage sind urheberrechtlich geschützt ISSN: 1862-393X Lektorat: Dione Gutzmer, Berlin und dürfen nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Hydrogeit Verlages Jahrgang: 19. (2019) / Heft 3, Juli 2019 vervielfältigt oder anderweitig veröffentlicht werden. Für unverlangt einge- Druck: Printec Offset – medienhaus, Kassel sandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Verlag: Hydrogeit Verlag PEFC-zertifiziertes Papier Inh. Sven Geitmann, Gartenweg 5 Alle technischen Angaben in D – 16727 Oberkrämer Druckauflage: 4.500 Stück (plus 20.000 Downloads/Jahr) dieser Zeitschrift wurden von Erscheinungsweise: 4 × jährlich den Autoren, der Redaktion UStID.: DE 221143829 und dem Verlag mit größter Einzelpreis (Inland): 8,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 2,00 2 Versand) Sorgfalt erarbeitet und zusammengestellt. Trotzdem sind Fehler nicht ViSdP: Dipl.-Ing. Sven Geitmann Jahrespreis (Inland): 30,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 7,00 2 Versand) vollständig auszuschließen. Der Hydrogeit Verlag weist ausdrücklich Tel./Fax: +49 (0)33055 – 21322/20 Einzelpreis (Europa): 8,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 4,00 2 Versand) darauf hin, dass er keine Haftung für Folgen, die auf fehlerhafte E-Mail: kontakt@hydrogeit.de Jahrespreis (Europa): 30,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 16,00 2 Versand) Angaben zurückgehen, übernehmen kann. Internet: www.hydrogeit-verlag.de, www.hzwei.info Redaktion. Mitarbeit: Sven Geitmann, Alexandra Huss, Studenten: 50 % Ermäßigung Titelbild: Vision eines BZ-Drohnen-Flugplatzes Sven Jösting, Joseph DiRenzo Kündigung: jederzeit möglich, 6 Wochen vor nächster Ausgabe (Quelle: HES Energy Systems, Singapore) H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19
EDITORIAL NEUE AKTEURE Liebe Leserinnen und Leser! Nun wird mit Sicherheit nicht Die Zeichen sind deutlich: Große Hersteller klassischer Ver- gleich die gesamte Gasinfrastruk- brennungsmotoren verabschieden sich gerade allmählich von tur von heut auf morgen deinstal- ihren angestammten Betätigungsfeldern und investieren in liert, aber die Branche muss sich die Wasserstofftechnik. So stieg beispielsweise im März 2019 MAN Frage gefallen lassen, ob sie nicht zu Energy Solutions, ein klassischer Bus- und Lastwagenbauer lange an fossilem Erdgas festgehal- und gleichzeitig Tochterunternehmen des Volkswagen-Kon- ten und somit viel Gestaltungsspiel- zerns (bis 2018 MAN Diesel & Turbo; s. S. 6), mit 40 Prozent raum abgegeben hat. Der DVGW ist der Firmenanteile beim Elektrolyseurhersteller H-Tec Systems zwar jetzt eine Kooperation mit ein. Deutz, über Jahrzehnte hinweg der Inbegriff für große dem DWV eingegangen (s. S. 7), fossilbetriebene Verbrennungsmotoren, kooperiert jetzt mit aber eine aktive, transparente Mit- Keyou und arbeitet fortan an Wasserstoffaggregaten (s. S. 5). arbeit ist bislang noch nicht zu erkennen. So schaffte es der Aber auch andere Großkonzerne bringen sich allmählich DVGW beispielsweise nicht, einige kritische Fragen seitens in Stellung – sowohl in der Gasbranche als auch in der Au- der HZwei-Redaktion zur Motivation und den Zielen des tomobilindustrie: Fast zeitgleich mit den oben geschilderten Verbands zu beantworten. Neuigkeiten verkündete das Gaseunternehmen Linde, dass Es dürfte somit spannend werden, zu beobachten, wie es in Wien eine neue Tochtergesellschaft namens Linde Hy- sich der Gassektor zukünftig weiterentwickelt. Insbesondere drogen FuelTech GmbH ins Leben ruft. bei den Gaseherstellern stehen neue Herausforderungen an, Kurz darauf vermeldete der Automobilzulieferer Bosch, da die übergroßen ehemaligen Mineralölkonzerne in deren dass er zukünftig Brennstoffzellen bauen werde, und zwar in angestammte Geschäftsbereiche drängen. Es gibt Stimmen, großer Stückzahl (s. S. 5). So könnte im BZ-Sektor etwas entste- die unterstellen, auch dies sei einer der Gründe gewesen, wa- hen, das vergleichbar wäre mit der Akkumulatorenfabrik, die rum die Gaseunternehmen in der Vergangenheit den Was- seit Monaten im Gespräch ist, aber nicht wirklich vorankommt. serstoffsektor nicht wirklich gepusht hätten. Selbst bei den ehemaligen Mineralölkonzernen tut sich Während aber auf der einen Seite immer mehr Firmen etwas: So verkündete Shell-Vorstand Maarten Wetselaar im den H2- und BZ-Sektor für sich entdecken, scheint bei deut- März 2019: „Wir wollen der größte Stromversorger der Welt werden.“ Neben dem bisherigen Öl-, Gas- und Chemiege- schäft soll in den nächsten Jahren das Stromgeschäft zu einer schen Automobilherstellern der Wissensverlust weiter vor- anzugehen. Da insbesondere im Stuttgarter Raum viele einst im BZ-Sektor Beschäftigte den dortigen Autobauer verlassen 3 vierten Säule ausgebaut werden. Diese Ansage bedeutet nichts und zu Zulieferern wechseln, stellen sich einige Beobachter anderes, als dass hier innerhalb eines Konzerns das realisiert bereits die Frage, ob und wie diese Abwanderung von Know- werden könnte, was in der Energiebranche bisher nur ange- how jemals wieder kompensiert werden kann. dacht, aber kaum umgesetzt wurde: die Sektorenkopplung. Die Antwort darauf wird nun Ola Källenius, der neue Unternehmen wie Shell, die dann sowohl Zugriff auf Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, finden müssen. das Gasnetz als auch auf Solar- und Windkraftanlagen ha- Nachdem sein Vorgänger Dieter Zetsche im Mai 2019 den ben, können mithilfe von Wasserstoff als Zwischenspeicher Chef-Sessel abgegeben hat, obliegt es jetzt dem Schweden, in großem Maßstab Energie von einem Sektor zum anderen zu entscheiden, ob und ab wann serienmäßig BZ-Autos mit transferieren. Wichtige Wirtschaftszweige wie die Raffinerie- Stern nicht nur in begrenzter Stückzahl verleast werden, und Stahlbranche sind bereits mit von der Partie. sondern in Masse auf den Markt kommen. Demgegenüber gerät die Gasbranche aktuell etwas ins Hinter- treffen: Während auf der einen Seite die Stromer für eine „all-elec- Herzlichst tric-world“ die Einrichtung einer „Kupferplatte“ in Deutschland forderten, um Ökostrom besser verteilen und E-Autos überall laden zu können, bekamen auf der anderen Seite die Gaser zu- nehmend Muffensausen, weil sie – berechtigterweise – befürchten Sven Geitmann mussten, dass ihr Gasnetz überflüssig werden könnte. HZwei-Herausgeber
MELDUNGEN WEITERER WECHSEL BEI NEUER CEP-CHEF IST STARR SOLIDPOWER Die SOLIDpower-Group kommt nicht zur Ruhe. Nachdem Mitte Februar 2019 Alberto Ravagni SOLIDpow- er S.p.A. verlassen und Platz für den aus Österreich kom- menden Dr. Andreas Pichler als neuen Geschäftsführer gemacht hatte, verließ Ende März 2019 auch Andreas Ballhausen die SOLIDpower GmbH. An seine Stelle trat Gerald Neuwirth, der fortan Abb. 1: Ballhausen die Geschicke des deutschen Unternehmens als Geschäfts- führer und als Vertriebs-Chef der australisch-deutsch-italie- nischen Gruppe lenken wird. Wie es anlässlich der Berufung des gelernten Betriebswirtes aus der Firmenführung hieß, „richtet sich die SOLIDpower Group für die Zukunft aus“, um ihre Expansionsstrategie besser umsetzen zu können. Abb. 1: T. Bystry (l.) und J. Starr – CEP-Vorgänger und -Nachfolger Ballhausen war im Februar 2017 zu SOLIDpower gekom- men und hatte den Posten von Guido Gummert übernom- Die Wahl des neuen Vorsitzenden der Clean Energy Part- men (s. HZwei-Heft Apr. 2017). Wie es aus Firmenkreisen nership (CEP) hatte bereits während der New Energy Days hieß, verließ Ballhausen den Hersteller von Hochtempera- in Husum stattgefun den (s. S. 11), aber der erste öffentliche 4 turbrennstoffzellengeräten auf eigenen Wunsch, da seine Ziele mit denen der teils neuen Investoren nicht deckungs- gleich waren. SOLIDpower hatte 2017 „eine strategische Auftritt erfolgte in Hannover. Auf dem Public Forum der Hydrogen + Fuel Cells Europe fand quasi die Staffelstab übergabe statt: Thomas Bystry, der im Mai 2019 bei Shell in Finanzspritze in Höhe von 40 Mio. Euro“ von einem nicht den vorzeitigen Ruhestand ging, hat die Unternehmensini- benannten Investor erhalten und war Mitte 2018 eine lang- tiative über drei Jahre lang geleitet. Zum Abschied sagte er: fristige Kooperation mit Buderus Thermotechnik eingegan- „In den einzelnen Branchen und Unternehmen wächst der- gen. Andreas Pichler, Mitglied des SOLIDpower Aufsichts- zeit die Erkenntnis, dass die Realisierung der Mobilität mit rates, erklärte: „Gemeinsam mit Gerald Neuwirth als CSO Wasserstoff nur mit vereinten Kräften geht.“ werden wir eine neue Vermarktungsstrategie realisieren und Sein Nachfolger ist jetzt Jörg Starr. Der Manager, der zu- insbesondere unser Geschäftsfeld in Europa erweitern.“ nächst bei Smart sowie Daimler war und seit 2007 bei Audi Ballhausen hat Anfang Juni einen neuen Posten angenom- tätig ist, erklärte: „Das Thema ist komplex und vielschichtig, men, der nur noch indirekt mit Brennstoffzellen zu tun hat. || weshalb wir wachsen möchten. Und ich erhoffe mir natür- lich stetig weitere Impulse durch neue Partner.“ Damit zu- künftig auch klein- und mittelständische Unternehmen der CEP beitreten können, wurde jüngst ein neues Finanzkon- NEUER ANSPRECHPARTNER zept mit reduzierten Beiträgen verabschiedet. In Hannover betonte Starr zudem, dass er den Firmenzusammenschluss IN HANNOVER „gerne auch längerfristiger“ (mehr als zwei Jahre) als Spre- cher leiten würde, und wies ausdrücklich darauf hin, dass Bei der Deutschen Messe AG die Bereitschaft seines Unternehmens, ihn für dieses Amt Quelle: Deutsche Messe ändern sich die Zuständig- „freizustellen“, durchaus als Bekenntnis von Audi zur Brenn- keiten: Benjamin Low, der stoffzellentechnologie verstanden werden kann. || bisherige Global Director der Hannover Messe, hat Ende Februar 2019 die nieder- sächsische Messegesellschaft SPI OHNE DEUTSCHE MESSE verlassen. Sein Nachfolger ist Basilios Triantafillos, Die Solar Power International (SPI) findet in diesem Jahr der bislang in Hannover die vom 23. bis 26. September im Rahmen der North America Energy leitete. Fortan ist der Smart Energy Week in Salt Lake City statt, aber ohne die Diplom-Ökonom sowohl für Hydrogen + Fuel Cells North America. Wie der Veranstal- alle Energiethemen als auch ter Solar Power Events gegenüber HZwei bestätigte, wird die Basilios Triantafillos für die Druckluft- und Va- Kooperation der vergangenen zwei Jahre mit der Deutschen kuumtechnik sowie Global Messe und Tobias Renz nicht weitergeführt. Einen H2- und Business and Markets verantwortlich – in Hannover, aber BZ-Bereich soll es aber trotzdem geben unter dem Titel Hy- auch in Asien sowie Nord- und Mittelamerika. || drogen + Fuel Cells International. || H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19
MELDUNGEN BOSCH BAUT BRENNSTOFFZELLEN Im August 2018 hatte Bosch zudem eine strategische Ko- operation mit der Ceres Power Holdings plc vereinbart, um die Technologieentwicklung sowie den Aufbau einer Kleinserienfertigung voranzutreiben. Das britische Un- Quelle: Bosch ternehmen entwickelt Festoxidbrennstoffzellen (SOFC). Bosch erwarb vier Prozent der Firmenanteile. Dr. Har- tung erklärte dazu: „Die hocheffiziente Brennstoffzelle mit sehr geringen Emissionen ist für Bosch ein wich- tiger Beitrag zur Versorgungssicherheit und Flexibilität des Energiesystems.“ DER H2-MOTOR LEBT Lange war es sehr ruhig um den H2-Verbrennungsmotor. Lediglich die Keyou GmbH aus München hielt an dieser Technologie fest. Jetzt bekommt das Team des ehemaligen BMW-Mitarbeiters und heutigen Keyou-Geschäftsführers Thomas Korn Unterstützung von prominenter Stelle: Die Deutz AG unterzeichnete Ende März 2019 eine Kooperati- onsvereinbarung mit Keyou. Darüber hinaus teilte der Köl- ner Konzern mit, ein erster Prototyp, der Wasserstoff als Kraftstoff verwende, sei bereits entwickelt worden. Hierbei Bosch hat sich Ende April 2019 laut und deutlich zur Brenn- sei ein Sechszylinder-Dieselmotor (7,8 l Hubraum) zum Ein- stoffzelle bekannt, indem der Konzern bekanntgab, zukünf- satz gekommen, der erstmals 2018 auf der bauma China und tig gemeinsam mit PowerCell Sweden AB BZ-Stacks für im April 2019 auf der bauma in München präsentiert wurde. mobile Anwendungen produzieren zu wollen. Laut Presse- meldung will die Robert Bosch GmbH damit „den Durch- bruch der Technik für Lkw und Pkw vorbereiten“. Dr. Stefan Deutz und Keyou weiten damit ihre bisherige Entwick- lungspartnerschaft aus, um gemeinsam die Industriali- sierung und Kommerzialisierung von CO2-freien Wasser- 5 Hartung, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender des Un- stoffmotoren für den Off- und Onroad-Bereich sowie die ternehmensbereichs Mobility Solutions, erklärte dazu: „Das Energieerzeugung voranzutreiben. Zusammen wollen sie gehen wir jetzt konsequent an und erschließen den Markt.“ eine Alternative zur Brennstoffzellentechnologie etablieren. Die Brennstoffzelle von PowerCell, einer Ausgliederung Der Deutz-Vorstandsvorsitzende Dr. Frank Hiller erklär- der Volvo-Gruppe mit mittlerweile 60 Mitarbeitern, basiert te: „Die Nutzung von alternativen Kraftstoffen wie Wasser- auf dem AutoStack, der vom ZSW und von europäischen stoff gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wir sehen in dieser Automobilherstellern in Kooperation entwickelt worden Antriebslösung eine wertvolle Ergänzung unserer Elektri- war. Dieser PEM-Stack soll nun gemeinsam von Bosch und fizierungs-Strategie und eine wichtige Säule für die emis- PowerCell zur Serienreife weiterentwickelt und dann von sionsfreie Mobilität der Zukunft.“ Die Serienreife wird für den Schwaben in Lizenz für den Automotive-Markt produ- 2021/22 angestrebt. || ziert werden – voraussichtlich in Deutschland. Spätestens 2022 soll er auf den Markt kommen. Der Automobilzulie- ferer aus Gerlingen geht davon aus, dass „2030 bis zu 20 Prozent aller Elektrofahrzeuge weltweit mit Brennstoffzel- len angetrieben werden“. Großes Potential sehen die Partner insbesondere im Nutzfahrzeug-Markt, da die Flottenvorgaben der Euro- päischen Union für Lkw bis 2025 eine Minderung der CO2-Emissionen um im Schnitt 15 Prozent vorsähen – bis 2030 um 30 Prozent. „Durch die Industrialisierung und über die Verbreitung der Technik am Markt wird Bosch Skaleneffekte erzielen und an der Kostenschraube drehen“, so Hartung. Bart Biebuyck, Geschäftsführer von Fuel Cells and Hy- drogen Joint Undertaking (FCH JU) hatte kurz zuvor wäh- rend der Hannover Messe noch erklärt, dies sei einer der „besten Stacks der Welt“. Er hatte jedoch auch konstatiert, dass die Europäer das noch nicht erkannt hätten – andere hingegen schon. Der US-Hersteller Nikola nutzte beispiels- weise den PowerCell-Stack, bei dessen Implementierung auch Bosch involviert war, für die ersten H2-Trucks. Anfang April 2019 hatte Nikola jedoch verkündet, diesen Stack fort- Abb. 1: H2-Motor im Foyer der Deutz-Hauptverwaltung in an nicht weiter verwenden zu wollen. || Köln-Portz, [Quelle: Deutz] H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19
MELDUNGEN Solarsektor, die zunehmend mit Mobilitäts- und Wärmethe- MAN STEIGT BEI H-TEC men verknüpft werden, ein weiteres wesentliches Betäti- gungsfeld sei jedoch inzwischen auch das Dienstleistungs- SYSTEMS EIN segment. In Nordamerika nehme GP Joule zudem immer mehr die Rolle eines Energiedienstleisters inklusive Energie- versorgung ein – wie ein modernes Stadtwerk, so Petersen. Das Tochterunternehmen H-Tec Systems bleibe nach der Ende 2018 erfolgten Trennung von H-Tec Education weiter- hin ein wichtiges Standbein, das jedoch deutlich unabhängi- ger gemacht worden sei. MAN Energy Solutions hatte passend zu seiner bereits Mitte 2018 eingeleiteten inhaltlichen Umorientierung ge- meinsam mit ARGE Netz (s. S. 27 und HZwei-Heft Jan. 2019) und Vattenfall Anfang April 2019 verkündet, im Industrie- park Brunsbüttel ein großindustrielles Power-to-Gas-Pro- jekt starten zu wollen. Im Rahmen des Vorhabens HySyn- Gas sollen mit regional erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien grüner Wasserstoff und synthetische Gase herge- stellt werden. Ziel sei, einen Power-to-Gas-Hub für die sek- torenübergreifende Dekarbonisierung in Norddeutschland zu etablieren, weshalb man sich auch als Reallabor (s. S. 2) beworben habe. || Abb. 1: T. Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMWi (l.), vorm GP-Joule-Elektrolyseur auf der Hannover Messe mit F. Zimmermann NEUER STACK FÜR H2BUS-PROJEKT MAN ist ein Fahrzeug- und Maschinenbaukonzern und wird gemeinhin assoziiert mit Verbrennungsmotoren und Nutz- Der kanadische Brennstoff- Quelle: Ballard fahrzeugen. Dies dürfte sich nun ändern, denn seit Ende März zellenhersteller Ballard Pow 6 2019 hält das Tochterunternehmen der Volkswagen AG 40 Prozent der Anteile an der H-Tec Systems GmbH, einem Elekt- rolyseurhersteller. Heinrich Gärtner, Frank Zimmermann und er Systems hat Mitte Juni 2019 während des UITP Glo- bal Public Transport Summit Dr. Joachim Herrmann verbleiben allerdings in der Geschäfts- in Stockholm, Schweden, führung, während Ove Petersen, Mitgründer und CEO der einen neuen Brennstoffzel- Mutterfirma GP Joule, aus der Geschäftsführung von H-Tec len-Stack vorgestellt. Der Systems in den Vorsitz des Beirats, der aus Vertretern von GP FCmoveTM-HD ist speziell Joule und MAN Energy Solutions gebildet wird, wechselt. für den Nutzfahrzeugsektor Gärtner erklärte: „Die Erfahrung unseres neuen Part- (Heavy Duty Motive Market) ners im Maschinenbau wie auch die weltweite Präsenz im konzipiert. Laut Herstellerangaben ermöglicht der kompakte, Vertrieb geben uns die Möglichkeit, jetzt noch schneller auf robuste Stack einen deutlich günstigeren Betrieb und eine hö- die anstehende Expansion des Marktes für Elektrolyseure here Zuverlässigkeit mit 50 Prozent weniger Teilen (40 Prozent zu reagieren. Unsere konsequent auf Serienfertigung aus- Volumen- und 35 Prozent Gewichtsreduzierung). gelegte Technologie wird dadurch noch schneller Maßstäbe FCmoveTM ist das erste Element einer neuen Produktfa- setzen.“ Dr. Uwe Lauber, Vorstandsvorsitzender von MAN milie, die einen breiten Leistungsbereich für unterschied- Energy Solutions, sagte: „Für uns ist die Partnerschaft mit liche Fahrzeuge (Nfz, Trucks, Züge) abdecken soll. Dieser H-Tec Systems ein strategischer Schritt und der Einstieg in BZ-Stack wird unter anderem in den insgesamt 1.000 ge- die Wasserstoffwirtschaft. Die Bedeutung von klimaneutral planten Brennstoffzellenbussen zum Einsatz kommen, die erzeugtem Wasserstoff als Brenn- und Kraftstoff wird weiter im Rahmen des europäischen H2Bus-Projekts auf die Straße steigen. […] Wasserstoff bildet die Grundlage für die Gewin- gebracht werden (s. HZwei-Heft Apr. 2019). Als Erstes wird nung von e-Fuels über das Power-to-X-Verfahren.“ der polnische Bushersteller Solaris Bus & Coach die neuen Aggregate in seinen Solaris Urbino 12 hydrogen, der eben- falls in Stockholm präsentiert wurde, integrieren. „Mithilfe von Power-to-X lässt sich eine Vielzahl voll- Randy MacEwen, Präsident und Geschäftsführer von kommen klimaneutral erzeugter, synthetischer Gase Ballard, erklärte: „Heute sehen wir weltweit ein wachsendes gewinnen, deren Einsatz als Brennstoff die CO2-Be- Interesse an dem überzeugenden Leistungsversprechen, das lastung aus globaler Logistik und Energiegewinnung einzig und allein Brennstoffzellenelektrofahrzeuge in mitt- drastisch reduzieren kann.“ leren und schweren Transportanwendungen bieten. Mit ei- Dr. Uwe Lauber anlässlich der Umfirmierung von ner Senkung der Lebenszykluskosten um 35 Prozent stellt MAN Diesel & Turbo in MAN Energy Solutions im Juni 2018 das FCmove™-HD-Modul einen wichtigen Fortschritt in der Kostenwettbewerbsfähigkeit von Brennstoffzellenlösun- gen für diesen Markt dar.“ Der technische Geschäftsführer Gegenüber HZwei hatte Ove Petersen im Frühjahr 2019 er- Dr. Kevin Colbow fügte hinzu: „Das Brennstoffzellenmo- klärt, GP Joule habe sich in den letzten Monaten neu auf- dul FCmove™ bietet einen attraktiven Kundennutzen durch gestellt. Ein Schwerpunkt sei zwar weiterhin die klassische hohe Zuverlässigkeit, vereinfachte Systemintegration und Projektierung von Vorhaben im Wind-, Bioenergie- sowie optimierte Betriebsparameter.“ || H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19
MELDUNGEN Thema: Meldungen Autor: Sven Geitmann VOTUM FÜR EIN ZWEI-ENERGIETRÄGER-SYSTEM DWV-Mitgliederversammlung in Leipzig Der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) hat während seiner diesjährigen Mitgliederver- sammlung am 14. Mai 2019 einen entscheidenden Schritt unternommen, um sich zukünftig stärker für den Aufbau einer grünen Energiewirtschaft auf Basis des Energieträgers Wasserstoff einsetzen zu können. Die in Leipzig anwesenden Mitglieder wählten Alfred Klees, Leiter der Einheit Gastech- nologien und Energiesysteme aus der Hauptgeschäftsstelle des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), als weiteren Beisitzer in den Vereinsvorstand, damit er fort- an als Bindeglied zwischen den beiden Verbänden fungieren und neue energiepolitische Akzente setzen kann. Als neues DWV-Vorstandsmitglied soll Alfred Klees fortan rund dreißig Prozent seiner Hauptarbeitszeit für den H2- Abb. 1: Der um einen Beisitzer (5. v. r.) erweiterte DWV-Vorstand und BZ-Verband tätig sein. Unterstützt wird er dabei von dem Rechtsanwalt Dr. Uwe Wetzel, dem Leiter des Brüsseler nerativen Primärenergien als Grundlage für die Energie- DVGW-Büros, der ebenfalls für beide Vereine agieren wird. wirtschaft der Zukunft dient. Die parallel dazu geführten Im Gegenzug soll der DWV-Vorstandsvorsitzende Werner Gespräche mit dem BVES (Bundesverband Energiespeicher) Diwald Mitglied des DVGW-Präsidiums werden. Diese und hatte Diwald bereits während der Hannover Messe 2019 ge- weitere Details hatte Diwald mit dem DVGW-Vorstandsvor- sitzenden Prof. Gerald Linke in vorausgegangenen Gesprä- chen vereinbart. genüber HZwei für beendet erklärt. >> 7 Zu den geplanten Maßnahmen gehört auch, dass die DWV-Geschäftsstelle im Laufe des Jahres in die Räume der Berliner Repräsentanz des 700 Mitarbeiter beschäftigenden Gas- und Wasserverbands ziehen wird. Der anvisierte Um- h2herten zug geht außerdem einher mit weiteren Veränderungen beim Wasserstoff-Kompetenz-Zentrum DWV: So zeichnet sich ab, dass der langjährige Sekretär Dr. Ulrich Schmidtchen bei der nächsten Vorstandswahl 2020 voraussichtlich nicht wieder kandidieren wird, da er in den Ruhestand geht. Inwieweit er danach den Verband trotzdem noch weiter unterstützen wird oder ob dann noch weitere Vorstandsposten von Gründungsmitgliedern neu besetzt werden müssen, ist derzeit offen. GRUNDLAGE EINER ZUKÜNFTIGEN ENERGIEWIRTSCHAFT Als neuer Vorstandsbeirat soll Klees sowohl die Vereinsmit- glieder als auch die Öffentlichkeit davon überzeugen, dass aktuell eine neue Ära anbricht. Der bis dato vornehmlich für Erdgas stehende DVGW soll grüner werden, damit er zukünftig weiterhin in der Energiewirtschaft mitreden kann. Erdgas soll sukzessiv durch Wasserstoff substituiert werden, so die neue Vorgabe, in deren Mittelpunkt fortan ein Zwei-Energieträger-System stehen wird. Inwieweit diese Strategie von allen DVGW-Mitgliedsunternehmen tatsäch- lich mitgetragen wird, ist bislang unklar. Sicher ist hingegen, ANWENDERZENTRUM Kontakt: info@h2herten.de dass Klees‘ Aufgabe keine einfache sein wird. H 2 HERTEN www.h2herten.de DWV und DVGW hatten bereits Anfang 2018 bilaterale Gespräche aufgenommen und daraufhin am 17. Januar 2019 eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet (s. HZwei- • Erstes Technologiezentrum für Firmen der Heft Apr. 2019). Ihr erklärtes Ziel ist seitdem, gemeinsam die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik „fossile Energiewirtschaft schrittweise zu einem zunehmend • Büroräume und Technika klimafreundlichen Energieversorgungssystem zu transfor- • Integrierte Wasserstoffversorgung mieren“, indem Erdgas nach und nach durch synthetisches • H2-basiertes Energiekomplementärsystem Gas ersetzt wird und Wasserstoff in Verbindung mit rege- • Meetingräume inkl. Präsentationstechnik H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19
ME SSEN & KONGRE SSE novationspreis ausgezeichnet. Alle drei Arbeiten hatten mit KOOPERATION MIT KOMMUNEN Membranen zu tun: Die beste Dissertation war die von Dr. Im April 2019 hatte die Stadt Heidelberg gemeldet, dass Martin Kopp aus Freudenstadt. Der Wirtschaftsingenieur sie als deutschlandweit erste Kommune dem DWV bei- hatte sich an der Universität Kassel mit der „strommarkt- getreten ist, „um das Netzwerk auszubauen und die seitigen Optimierung des Betriebs einer PEM-Elektrolysean- Lobbyarbeit für eine nachhaltige Wasserstoffmobilität lage“ beschäftigt. Er zeigte in Theorie und Praxis, dass die zu unterstützen“. Der DWV teilte dazu mit, dass weitere Stromkosten einer Power-to-Gas-Anlage gesenkt, die Be- Städte und Gemeinden als Mitglieder ausdrücklich will- triebsstunden erhöht und der Wasserstoffabtransport opti- kommen sind. miert werden kann, wenn verschiedene Strombeschaffungs- märkte genutzt werden. Peter Holzapfel erhielt den Innovationspreis für die beste Der jetzt erfolgte Schulterschluss der Erdgas- und Wasser- Masterarbeit, in der er sich ebenfalls mit PEM-Elektrolyseu- stoffbranche bietet einerseits die Möglichkeit, zukunft- ren beschäftigte, allerdings vornehmlich mit edelmetallfreien strächtige Energiespeichertechnologien gezielt in den struk- Katalysatoren. Auch Holzapfel hat Wirtschaftsingenieurwe- turschwachen beziehungsweise ehemaligen Kohleregionen sen studiert. Im Rahmen seiner Arbeit entwickelte er sowohl Deutschlands anzusiedeln. Andererseits könnte die Ablö- eine Kathode mit kohlenstoffgeträgertem Platinkatalysator sung einer fossilen durch eine nachhaltige Energietechnik als auch eine edelmetallfreie Kathode mit Molybdänsulfit, die bis auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben werden. beide beträchtliche Leistungssteigerungen vorweisen konnten. Der gelernte Industriemechaniker und angehende Ma- AUSGEZEICHNETE MEMBRANARBEITEN Bevor es zur Be- schinenbau-Ingenieur Jürgen Hahn erhielt die Auszeich- sichtigung des sächsischen BMW-Werks ging, wurden im nung für die beste Bachelorarbeit. Ihm war die „Realisierung öffentlichen Teil der Versammlung die beste eingereichte eines halbautomatischen Beschichtungsverfahrens für Nie- Dissertation, Master- und Bachelorarbeit mit dem DWV-In- dertemperatur-Brennstoffzellenmembranen“ gelungen. || Thema: Messen & Kongresse Autor: Sven Geitmann INTERSOLAR BINDET NEUE ENERGIEBRANCHEN EIN 8 5. electrical energy storage in München Unter einer Fachmesse stellt man sich meist eine Ausstel- Die Intersolar Europe ist – laut Veranstalter – die „welt- lung von überschaubarer Größe vor, auf der einige Exper- weit führende Fachmesse für die Solarwirtschaft und ihre ten sehr spezielle Produkte präsentieren, die dann von einer Partner“. Als vor einigen Jahren das bis dahin stetige Bran- mäßigen Zahl von Besuchern kritisch begutachtet werden. chenwachstum einer Pleitewelle wich, suchte Solar Pro- So ist die Intersolar nicht. Stattdessen ist sie groß, bunt, motion, der Organisator dieser Veranstaltung, nach neuen richtet sich sowohl an Endverbraucher als auch Fachleu- Themenfeldern, die den Aussteller- und Besucherrückgang te, und sie bietet jede Menge interessanter Produkte und abfangen könnten. Man fand sie sowohl in der Elektromo- Dienstleistungen aus der gesamten Energiewirtschaft, da bilität als auch in der Energiespeicherung. Somit integrier- die ursprüngliche Solarmesse inzwischen um die Themen te das Team von Geschäftsführer Markus Elsässer zunächst Energiespeicherung, Elektromobilität und Ladeinfrastruk- Batterietechnik sowie Power-to-Gas und später auch E- tur erweitert wurde. Autos sowie Ladesäulen. Aus diesem Viergestirn kreierte das in Pforzheim an- sässige Veranstaltungsunternehmen The smarter E Europe. Hinter diesem etwas sperrigen Begriff verbergen sich heute die Intersolar Europe, die electrical energy storage Europe (ees), die Power2Drive Europe (p2d) und die EM-Power. Gemeinsam kamen sie dieses Mal in zehn Messehallen auf dem Münchener Messegelände auf insgesamt 1.354 Aus- steller (2018: 1.172) und auf 100.000 m 2 bei 50.000 Besu- chern. Allein auf der ees-Messe waren es 250 präsentieren- de Institutionen. Wie bereits im Vorjahr gab es ein spezielles Areal, in dem sich in Halle C2 vornehmlich die ohnehin auf vielen Ener- giemessen vertretenen H2- und BZ-Firmen versammelten – direkt neben dem Tesla-Stand. Zudem waren aber auch Unternehmen wie Siqens anwesend, in diesem Fall auf dem Bayern-innovativ-Stand. Das inzwischen auf 22 Mitarbeiter angewachsene süddeutsche Unternehmen präsentierte eine kommerziell erhältliche, autarke Energieversorgungseinheit, Abb. 1: Reges Treiben – nicht nur bei Solar-, sondern auch die über eine Hochtemperatur-Brennstoffzelle verfügt, aber bei H2-Firmen Methanol statt Wasserstoff als Energiespeicher nutzt. H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19
ME SSEN & KONGRE SSE Gemeinsam mit dem als Referenten eingeladenen Dr. Tobias Brunner von der Hynergy GmbH legte er den rund 45, teils aus der Solarbranche kommenden Zuhörern die Notwendig- keit der Speicherung von Ökostrom in Wasserstoff dar. Brunner feuerte in seinem Vortrag im von ihm gewohn- ten Stakkato jede Menge Daten und Fakten auf die Zuhörer ab, die ihrerseits alle Informationen dankbar aufzusaugen schienen. Der ehemalige BMW-Manager zeigte seine mit In- formationen fast schon überfrachteten Folien alle nur kurz, weshalb etliche Zuhörer alles per Handy abfotografierten. Brunner erklärte parallel dazu die teils komplizierten Hin- tergründe schnell, aber gut verständlich sowie nachvollzieh- bar und bewies damit mal wieder, dass er mit seinem for- schen, aber gleichzeitig charmanten Auftreten eine wertvolle Bereicherung jedes Podiums ist. Abschließend stellte Chatzimarkakis in Aussicht, dass sich Hydrogen Europe voraussichtlich auch in Zukunft wei- ter in München engagieren wird, als Nächstes, wenn sich 2020 vom 19. bis zum 22. Juli wieder die Solar- mit der Ener- Abb. 2: EcoContainer mit PEM-Brennstoffzelle, Reformer und giespeicherbranche trifft. || Methanolkanistern Das Besondere an diesem für 500 W Dauerleistung ausge- „Der Traum, endlos Energie aus der Sonne zu gewinnen legte EcoCabinet ist, dass in dem bis auf 15 kW skalierbaren und kostengünstig als Wasserstoff über die bestehen- System kein elementares Wasser auftritt, so dass es bei Tem- den Gasnetze zu transportieren, kann Realität werden. peraturen bis -20 °C betrieben werden kann. Einsatzgebiete Solar und Gas könnten in Zukunft ein Traumpaar wer- sieht die Firmensprecherin Katrin Fischer in allen erdenk- den. Die Power-to-Gas-Technologie ist ausgereift, fan- lichen Off-grid-Anwendungen, beispielsweise für Messzwe- gen wir jetzt an!“ cke. Wie sie berichtete, fand sich auch schon ein Privatkunde Jorgo Chatzimarkakis, Hydrogen Europe während der Messe, der das 24.000 Euro teure System ver- wenden will, um trotz vorhandenen Stromanschlusses ener- gieautark leben zu können. 9 ZEICHEN STEHEN WIEDER AUF WACHSTUM Für denjeni- gen, der noch nie auf der Intersolar war, mutete es fast etwas irritierend an, dass es auf einer thematisch doch sehr spe- ziellen Fachmesse derart turbulent zugehen kann. Sowohl die meisten Gänge als auch viele der Stände waren voll, die Aussteller meist gut beschäftigt. Die Stimmung war positiv, Bio-elektrochemische sogar relativ locker, obwohl die Solarbranche vor gar nicht Brennstoffzelle allzu langer Zeit noch in depressiver Stimmung verharrte. Photovoltaik ist nach wie vor in der Bevölkerung relativ beliebt, auch wenn die Zahl der Beschäftigten seit 2010 von damals 133.000 auf heute 35.000 abgesunken ist. Das Tal der Tränen scheint nach einer gewissen Marktbereinigung durchschritten, so dass Carsten Körnig, Hauptgeschäftsfüh- rer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW), freudig fest- Unsere Entwicklung für eine stellte: „Die Zeichen stehen endlich wieder auf Wachstum.“ emissionsfreie, nachhaltige und Zur Elektromobilität sagte er: „An ihrem Siegeszug führt saubere Abwasserreinigung kein Weg vorbei. Wir freuen uns, dass die neue Messe Pow- er2Drive dieses Thema aufgreift. […] Solarenergie, Speicher und E-Mobilität werden im Energiesystem der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen – auf bislang unvorstellbare Wei- se dezentral und intelligent vernetzt.“ Revolutionäres Projekt zur direkten Stromerzeugung durch POWER-TO-X-KONFERENZ AUCH 2020 Wie es sich für Abwasserreinigung von Eisenhuth solch einen Branchentreffpunkt gehört, werden alljährlich auch gleich mehrere Konferenzen im Internationalen Con- gress Centrum Munich (ICM) organisiert. So fand am 14. und Mittels einer speziellen Brennstoffzelle 15. Mai 2019 die ees Europe Conference statt, ergänzt unter ist es einem Team von Eisenhuth, der anderem durch drei jeweils zweistündige Side Events am 16. TU Clausthal, TU Braunschweig und Mai zum Thema Power-to-X. Bei der von Hydrogen Europe KIT Karlsruhe gelungen, aus dem explizit zum Thema Wasserstoff organisierten Session bril- Abwasser einer Kläranlage direkt lierte Jorgo Chatzimarkakis, Generalsekretär von Hydrogen Strom zu gewinnen und dabei das Europe, mal wieder als Moderator und Energiewelt-Erklärer. Abwasser gleichzeitig zu reinigen. H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19 Eisenhuth GmbH & Co. KG Tel.: +49 (0) 5522 – 90 67 0 | info@eisenhuth.de | www.eisenhuth.de
ME SSEN & KONGRE SSE Thema: Messen & Kongresse Autor: Sven Geitmann ENERGIESPEICHER SIND ENTSCHEIDEND 8. Energy Storage Europe in Düsseldorf Die Kernaussagen der Messe Düsseldorf waren wider- sprüchlich: Einerseits erklärte der Geschäftsführer der BVES-BRANCHENZAHLEN Messegesellschaft Hans Werner Reinhard: „Hier entsteht Während der Pressekonferenz am ersten Veranstal- eine neue Branche. […] Wir wollen in Deutschland die zen- tungstag präsentierte der BVES neue Marktzahlen. Der trale Plattform für Energiespeicher haben.“ Andererseits Energiespeicherverband hatte Team Consult, eine Un- konstatierte er für 2019 „eher eine horizontale Bewegung“ ternehmensberatungsagentur der Energiewirtschaft, der Ausstellerzahlen: Die vermietete Fläche blieb gegenüber damit beauftragt, eine Befragung unter den rund 200 dem Vorjahr nahezu gleich, gegenüber 2018 jedoch stellten Vereinsmitgliedern sowie Experteninterviews durchzu- dieses Mal mit rund 160 Institutionen zehn weniger aus, führen, um neben Umsatz- und Beschäftigungszahlen und es kamen auch rund zehn Prozent weniger Besucher in auch die Stimmungslage innerhalb der Speicherunter- die Messehalle. Indessen dokumentieren die in Düsseldorf nehmen einzuholen. Aus den Antworten, die von rund vorgestellten Branchenzahlen, dass das Thema Energiespei- einem Viertel der Mitglieder zurückgeschickt wurden, cherung weiter an Fahrt gewinnt und über viel Entwick- ging beispielsweise hervor, dass die Branche bei den lungspotential verfügt. Beschäftigtenzahlen einen Zuwachs von neun Prozent auf 12.100 Arbeitskräfte Ende 2018 verzeichnen konnte. Für Jörg Blaurock von Team Consult war insbesonde- re bemerkenswert, dass die Umsatzerlöse im Bereich der Speichertechnologien (ohne Pumpspeicher) um fast neunzehn Prozent von 2,7 Mrd. Euro im Jahr 2017 auf 3,2 Mrd. Euro 2018 anstiegen. Power-to-Gas-Anlagen tra- 10 gen allerdings derzeit nur 70 Mio. Euro zum Gesamtum- satz (2018: 5 Mrd. Euro, inkl. Pumpspeicher) bei. Reinhard bezeichnete die Energy Storage Europe (ESE) als ein „noch sehr kleines Pflänzchen“, obwohl die Energiespei- cherveranstaltung vom 12. bis 14. März 2019 mittlerweile zum insgesamt achten Mal in der Rhein-Metropole stattfand BVES-Chef Urban Windelen erklärte anlässlich der Prä- – das dritte Mal in Messehalle 8. Urban Windelen, Bundesge- sentation der Branchenzahlen: „Wir wollen darstellen, schäftsführer des Bundesverbands Energiespeicher (BVES), dass Energiespeicher volkswirtschaftlich relevant sind. stellte fest, dass es aktuell deutschlandweit noch vergleichs- Die Branche wächst.“ Gleichzeitig mahnte er jedoch an, weise wenig Unternehmen in diesem Bereich gebe. So seien es bestehe die Gefahr, dass diese bislang noch „über- im BVES, dessen Gründung 2013 von der Messe Düsseldorf raschend kleine Branche“ abwandern könnte, bevor sie mitinitiiert worden war, gerade mal 220 Institutionen Mit- sich in Deutschland etabliert habe. Der Exportanteil glied, wovon auch viele in Düsseldorf vertreten waren. sei bereits heute vergleichsweise hoch, da sichtliche Hemmnisse im heimischen Markt einer Weiterentwick- SCHÜLERWETTBEWERB SOLL WEITERLAUFEN Das Kon- lung im Wege stünden, weshalb das Wachstum zuneh- ferenzprogramm war in diesem Jahr sehr viel übersichtlicher mend außerhalb der Bundesrepublik stattfinde. als in den vergangenen Jahren. Es fand weder ein StorageDay Befragt nach den wesentlichen Markthemmnissen nann- noch der Power-to-Gas-Kongress, der ursprünglich von dem ten 86 Prozent der Befragten vornehmlich die regula- 2016 insolvent gegangenem OTTI-Kolleg organisiert worden torischen Rahmenbedingungen, die die Einordnung der Speicher als Verbraucher und Erzeuger vorsehen. Dies sei eine „große Bürde für die Marktteilnehmer“, so Blaurock. „Die Politik erkennt die Relevanz von Speichern zur Windelen sagte dazu: „Wir brauchen einen verursacher- Dekarbonisierung eines versorgungssicheren Energie gerechten CO2-Preis.“ Zudem forderte er, dass die Spei- systems. Die Weiterentwicklung von Power-to-X-Tech- cherung neben der Erzeugung, dem Transport und dem nologien wie der grünen Wasserstoffproduktion ist hier Verbrauch als vierte Säule innerhalb der Energiewirt- ein wichtiger Ansatz.“ schaft etabliert und auch die Regularien dementspre- Urban Windelen, BVES-Bundesgeschäftsführer chend überarbeitet werden müssten. H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19
ME SSEN & KONGRE SSE war, statt. Da in diesem Jahr der Deutsche Wasserstoff- und Branchen-Events. Diesen Trip zur ESE hatte der in Wien an- Brennstoffzellen-Verband (DWV) erstmals nicht als Koope- sässige Wasserstoff-Fan gemeinsam mit dem Fotografen Lars rationspartner zur Verfügung stand, gab es auch keinen Pow- Regge in einem Toyota Mirai unternommen, um auf dem er2X-Workshop. Jedoch wurde von der EnergieAgentur.NRW Weg unterschiedliche H2-Tankstellen zu testen. wieder das traditionelle Lehrerseminar organisiert, ebenso wie die Preisverleihung des FuelCellBox-Schülerwettbewerbs, ESE-LEITER WECHSELT Gleich am ersten Veranstaltungs- obwohl H-Tec Education als Hardware-Lieferant aufgrund tag gab die Messeleitung bekannt, dass im Laufe dieses Jahres seiner Firmeninsolvenz nicht länger zur Verfügung steht. ein Personalwechsel in Düsseldorf stattfinden würde: Neuer Parallel zur 8. Energy Storage Europe Conference und Chef der Energy Storage Europe ist nun seit Mitte 2019 Dr. zur 13. International Renewable Energy Storage Conference Andreas Moerke, der bisherige Geschäftsführer des in Tokio (IRES), die im separaten Vortragsbereich abgehalten wur- ansässigen japanischen Tochterunternehmens Messe Düs- den, gewährten im frei zugänglichen Messe-Forum verschie- seldorf Japan Ltd. Sein Vorgänger Bastian Mingers, der seit dene Aussteller und Akteure Einblick in ihre Projekte und März 2015 die Leitung der Energiespeichermesse innehatte, präsentierten Best-Practice-Beispiele. Mortimer E. Schulz kümmert sich zukünftig um die Messe ProWein. beispielsweise, der mit einem Brennstoffzellenauto von Am dritten Konferenztag erschien zudem Prof. Andreas Frankfurt a. M. nach Düsseldorf gekommen war, berichtete Pinkwart, Wirtschafts- und Energieminister von Nord- über seine Praxiserfahrungen aus zahlreichen Fahrten mit rhein-Westfalen, auf der ESE und erklärte: „Speicher sind einem H2-Pkw. Im Rahmen der von ihm selbst organisierten entscheidend für das Gelingen der Energiewende. Sie leisten „Energy Tours“ ist der selbständige Energie- und Finanz- einen wichtigen Beitrag zur Flexibilisierung und Integration berater bereits Tausende Kilometer quer durch Europa ge- wachsender Anteile erneuerbarer Energien und tragen zur fahren und informiert darüber sowohl online als auch auf Versorgungssicherheit bei.“ || Thema: Messen & Kongresse Autor: Sven Geitmann ERNEUERBARE ENERGIEN VEREDELN New Energy Days in Husum 11 Abb. 1: Keyword-Cloud zum Thema „Was muss für eine grüne H2-Wirtschaft getan werden?“ „Lassen Sie uns erneuerbare Energien veredeln – wir als Energy Expert statt, die mit insgesamt rund 90 Ausstellern Branche wären so weit.“ Mit diesen Worten eröffnete sowohl Verbraucher als auch Fachleute auf den neusten Mai-Inken Knackfuß, die Geschäftsführerin von watt_2.0, Stand im Energiesektor brachten. die New Energy Days, die vom 21. bis zum 24. März 2019 in Husum stattgefunden haben. Den Auftakt zu dieser Veran- Jan Philipp Albrecht, der Minister für Energiewende, Landwirt- staltung bildete die H2.0-Konferenz, zu der über 120 Teil- schaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung in Schleswig-Hol- nehmer ins NordseeCongressCentrum gekommen waren, stein, kam eigens mit einem H2-Bus zum Messegelände ge- um sich über eine Grüne Wasserstoff-Wirtschaft in den fahren. In seiner Eröffnungsrede berichtete er, der prozentuale Regionen zu informieren. Ergänzend dazu fanden die Pub- Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch betra- likumsmesse New Energy Home sowie die Fachmesse New ge bundesweit 36 Prozent, in seinem Bundesland hingegen >> H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19
ME SSEN & KONGRE SSE digen Zuhörer geradezu gierig auf neue Informationen wa- EES E.V. ren. Insgesamt erwies sich mal wieder, dass die Nordfriesen Peter Helms vom Erneuerbare Energien & Speicher erneuerbaren Energien gegenüber äußerst aufgeschlossen e. V. berichtete während der Konferenz von einer Veran- sind und ohne viel Federlesens Sachen anpacken. Machen, staltung des Kieler CDU-Ortsvereins, der zum Thema nicht nur darüber schnacken, so lautete hier die Devise. „Wasserstoff“ eingeladen hatte. Anstelle der sonst zu Ein Höhepunkt war die Vorstellung von insgesamt acht derartigen Treffen erscheinenden zwanzig Teilnehmer deutschen Wasserstoffregionen, die ihre Aktivitäten so- kamen zu diesem Termin rund 230 Gäste. Dort wurde wie ihre Zukunftsvorstellungen im H2- und BZ-Bereich dann auch offen ausgesprochen, was einige schon vor- im Rahmen von Best-Practice-Beispielen präsentierten. her vermutet hatten: „Die meisten Politiker haben von Einhellige Meinung der Regionalvertreter aus Hessen, Nie- Wasserstoff keine Ahnung.“ dersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Sachsen und Schleswig-Holstein war in der nachfolgenden Debatte, dass untereinander kein Wettbewerb herrsche, sondern alle ge- 156 Prozent. Weiterhin habe das Statistikamt Nord ermittelt, dass meinsam in dieselbe Richtung strebten. in Schleswig-Holstein 2016 rund 19.000 Beschäftigte im Bereich Parallel zu dem Kongress fand die Fachmesse New Ener- der erneuerbaren Energien tätig waren. Gleichzeitig stellte er klar: gy Expert statt. Im Kongressbereich der Messe nebst Forum „Niemand möchte, dass Windkraftanlagen hingestellt werden fand ein reger Austausch unter zahlreichen Fachleuten aus und diese dann stillstehen.“ Deswegen, so Albrecht, werde sich der Energiewirtschaft statt. Am zweiten Veranstaltungstag das Land dafür einsetzen, dass Benachteiligungen abgeschafft folgte dann die New Energy Home, bei der sich zahlrei- und die vorhandenen Potentiale genutzt würden. che interessierte Laien, Anwender sowie Schülerinnen und Das Programm der H2.0-Konferenz, das der Branchen- Schüler auch in der angeschlossenen Messehalle tummelten verband watt_2.0 zusammengestellt hatte, bot anschließend und viele Gespräche führten. eine abwechslungsreiche Abfolge von zahlreichen spannen- den Beiträgen, die gewohnt professionell und unterhalt- HOHE AKZEPTANZ VOR ORT Ove Petersen, Geschäftsfüh- sam von dem langjährigen fachkundigen Moderator Ul- rer von GP Joule und Vorsitzender von watt_2.0, erklärte vor rich Walter begleitet wurden. Besonders hervorzuheben ist Ort gegenüber HZwei zum Kompromiss der Kohlekommis- die progressive Stimmung, die während der Veranstaltung sion (s. HZwei-Heft Apr. 2019), mit der darin vorgegebenen vorherrschte. So spendeten die Konferenzteilnehmer häufig zeitlichen Schiene könne er leben. Wichtig sei ihm jedoch, Szenenapplaus, wenn markante Sätze fielen und von Red- dass jetzt „endlich eine Richtung vorgegeben“ worden sei. 12 nern beispielsweise die immer noch fehlenden politischen Rahmenbedingungen kritisiert wurden. Auch in den gut be- suchten Seminaren war zu spüren, dass die zumeist fachkun- Allerdings vermisse er nach wie vor einen weiteren Ausbau der Erneuerbare-Energien-Kapazitäten. Petersen, der neben GP Joule auch noch zahlreiche weite- re Unternehmen leitet, betonte sowohl in Husum als auch in Hannover: „Eine hohe Wertschöpfung in der Region fördert die Akzeptanz.“ Er verwies dabei auf das Verbundvorhaben eFarm (s. HZwei-Heft Jan. 2019) und die Aktivitäten von Windkraftpionier Reinhard Christiansen (s. HZwei-Heft Apr. 2019). Die Frage „Warum funktioniert das dort heute schon?“ beantwortete er folgendermaßen: Solar- und Windstrom wird aktuell für 3 bis 5 Cent pro Kilowattstunde gehandelt. Für grauen Wasserstoff, der teils per Dampfreformierung aus Erdgas produziert wird, bezahlt man an H2-Tankstellen 25 Cent pro kWh. Somit steht ein Dif- ferenzbetrag in Höhe von 20 Cent pro kWh zur Verfügung, der in die Elektrolyse, die Verdichtung, den Transport und den Vertrieb investiert werden kann. Abgaben entrichtet GP Joule im Rahmen seines Pilotprojekts kaum, da die insgesamt fünf geplanten Elektrolyseure direkt an Windparks stehen und das öffentliche Stromnetz somit nicht genutzt wird. Der gelernte Landwirt berichtete zudem von einer ho- hen H2-Affinität vor Ort: „Es sind noch nicht so viele auf die klassische batteriebetriebene Mobilität aufgesprungen, aber viele wollen in Wasserstoff investieren, wenn entsprechende Tankstellen aufgebaut werden.“ Gleichzeitig merkte er je- doch an, dass es aktuell an der Verfügbarkeit von H2-Fahr- zeugen mangele. || „Es ist nicht nachvollziehbar, warum man ab dem ersten Gramm Wasserstoff, das produziert wird, eine kom- plette BImSchG-Genehmigung (Bundes-Immissions- schutzgesetz) benötigt, ein 5-MW-Blockheizkraftwerk Abb. 2: „So stellen wir uns die Zukunft vor“, erklärte GP-Joule- aber keine braucht.“ CEO O. Petersen dem Energiewende-Minister J. P. Albrecht (Mitte); André Steinau, GP Joule rechts: Messe-Chef A. Petersen H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19
ME SSEN & KONGRE SSE Thema: Messen & Kongresse Autor: Sven Geitmann WASSERSTOFF WIRD KOMMEN Hydrogen + Fuel Cells Europe so groß wie nie zuvor Es war voll in Hannover, zumindest so voll, dass fast alle Hallen auf dem Messegelände belegt waren. Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG bezifferte die Ausstellerzahl auf 6.500 – ebenso hoch wie im Vergleichsjahr 2017. Die Besucherzahl lag mit 215.000 zwar etwas höher als 2018, aber deutlich niedriger als vor zwei Jahren. Bemerkenswert war jedoch, dass die Hydrogen + Fuel Cells Europe mit 185 ausstellenden Institutionen einen neuen Rekord in ihrer mittlerweile 25-jährigen Geschichte verzeichnen konnte. Die Gänge im hinteren Bereich der Halle 27 waren voll, der orangefarbene Teppich war phasenweise kaum mehr zu se- hen. Entsprechend positiv war die Stimmung – sowohl bei den Ausstellerinnen und Ausstellern als auch bei den Be- sucherinnen und Besuchern. Handelsfertige Produkte gab Abb. 1: Viel Bewegung in Halle 27 es zwar auch in diesem Jahr wieder nicht wirklich viele zu sehen, aber darum ging es den meisten auch gar nicht. Viel VDMA ZEIGT SICH ZUVERSICHTLICH Traditionsgemäß wichtiger waren das Kontakteknüpfen, das Fachsimpeln präsentierte die Arbeitsgemeinschaft Brennstoffzellen des und die Diskussion über das Potential der Wasserstoff- und Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. Brennstoffzellentechnologie. Vorherrschendes Thema war natürlich die Äußerung des VW-Chefs Herbert Diess, der sich erst kurz zuvor gegen (VDMA) ihren Bericht über den Zustand der BZ-In- >> 13 Technologieoffenheit und für einen reinen Batterieantrieb im Pkw-Bereich ausgesprochen hatte (s. u.). SEIT 25 JAHREN IN HANNOVER Zentrale A nlaufstelle war Hydrogen + Fuel Cells wieder einmal das Public Forum, in dessen Umfeld sich Be part of the community einige größere Stände tummelten. Ansonsten war das Bild geprägt von vielen kleineren Präsentationen, da trotz ver- mehrter Buchungen die Gesamtfläche mit 5.000 m2 wie auch schon in den Jahren zuvor gleich geblieben ist. Nicht mehr mit dabei war beispielsweise das Forschungszentrum For more information visit Jülich, das seit 1996 auf dem damals noch vergleichsweise hannovermesse.de/en/worldwide kleinen Gemeinschaftsstand Wasserstoff und Brennstoff- zellen vertreten gewesen war. An ihrem angestammten Platz stellte dieses Mal die EnergieAgentur.NRW aus, die erstmals seit vielen Jahren keinen großen branchenübergreifenden Gemeinschaftsstand in der Energie-Halle organisiert hat- te, sondern sich ganz auf Wasserstoff und Brennstoffzellen konzentrierte. Anlässlich des 25. Jubiläums bekam Tobias Renz, der Organisator der Hydrogen + Fuel Cells Europe, eine große Geburtstagstorte von der Deutschen Messe AG überreicht, was allerdings bei Arno A. Evers, dem ebenfalls in Han- nover anwesenden Gründer des Gemeinschaftsstandes (s. Abb. 2), sauer aufstieß, da er zu der offiziellen Würdigung nicht eingeladen worden war und sich deshalb übergan- gen fühlte. Gegenüber HZwei erklärte Renz: „Gemeinsam mit der Deutschen Messe AG haben wir beschlossen, das Wort ‚Gemeinschaftsstand‘ aufzugeben.“ Er begründeten diesen Shanghai, China Hannover, Germany Schritt damit, dass Gemeinschaftsstände normalerweise 23 – 26 Oct 2019 20 – 24 Apr 2020 zehn, maximal dreißig Aussteller hätten. Angesichts von 185 h2fc-fair.com/asia h2fc-fair.com Ausstellern erscheine es mittlerweile an der Zeit, von einer eigenen Messe auf der Messe zu reden, so Renz. H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19
ME SSEN & KONGRE SSE dustrie in Deutschland auf der Hannover Messe. Wie PROBEFAHRTEN MIT BZ-AUTOS – KEINE BEV der Vorsitzende Dr. Manfred Etwas verwunderlich war, dass beim Ride+Drive-Par- Stefener erläuterte, „blieb cours auf dem Freigelände in diesem Jahr nur einige der Umsatz deutlich hinter Brennstoffzellenautos der Clean Energy Partnership den beiden Vorjahren und sowie ein batterieelektrischer Kleinbus und ein Lasten- auch den Erwartungen zu- rad für Probefahrten angeboten wurden. Batterieautos rück, weil wichtige Zuliefe- (Battery Electric Vehicle – BEV), die in den vergangenen rer aus dem Markt gingen Jahren zahlreiche Besucher angelockt hatten, fehlten und einzelne Unternehmen dieses Mal. Und im Shuttle-Betrieb zwischen den Hal- sich neu orientiert haben“. len waren – wie zu früheren Zeiten – wieder fast nur Die- Zudem stellte er fest, dass selbusse im Einsatz. „das Geschäft mit stationä- Abb. 2: Arno A. Evers, ren Systemen weiterhin stark Gründer und langjähriger rückläufig“ sei. insbesondere um die Ankündigung von Herbert Diess, dem Organisator des Gemein- Geschäftsführer Gerd- Vorsitzenden des Vorstands der Volkswagen AG, sein Konzern schaftsstandes Wasserstoff Dieter Krieger konstatierte werde sich ab sofort ganz auf batteriebetriebene E-Mobilität und Brennstoffzellen daraufhin, dass die Verkaufs- konzentrieren. Die von ihm eingeforderte Abkehr von der zahlen wieder auf dem vor- Technologieoffenheit sorgte nicht nur hier, sondern überall an herigen Niveau angekommen seien. Weiter sagte er: „Im Jahr den Ständen und in den Gängen der Energie-Halle für reich- 2018 arbeiteten etwa 1.400 Menschen in den befragten Berei- lich Gesprächsstoff. Der anfänglichen Verunsicherung wich chen. Für das laufende Jahr rechnen Unternehmen mit einem jedoch relativ schnell die Gewissheit, dass diese Äußerung Zuwachs auf 1.500 Beschäftigte.“ vornehmlich eine wohlüberlegte und gut platzierte politische Äußerung gewesen sein dürfte, um Käufer für die 2020 anste- EDF GRÜNDET H 2 -TOCHTER HYNAMICS Der Energiever- hende Marktoffensive von VW zu gewinnen. sorger Électricité de France (EDF), der auf der Hydrogen + Prof. Henning Kagermann, Vorsitzender der Nationalen Fuel Cells Europe auf dem französischen Gemeinschafts- Plattform Zukunft der Mobilität (NPM), sagte dazu klipp stand ausstellte, nutze die Industrieschau, um die Gründung und klar: „Nein, man muss sich nicht frühzeitig festlegen. einer neuen Tochtergesellschaft bekanntzugeben. Hynamics Ich bin weiterhin für Technologieoffenheit. Ein Standort 14 soll eine breite Palette an H2-Lösungen für Industrie- und Mobilitätskunden entwickeln. Dabei sollen unter anderem Komponenten der Partnerfirma McPhy Energy, bei der EDF muss technologieoffen sein – ein Unternehmen kann anders entscheiden.“ In Bezug auf Brennstoffzellen stellte er fest: „Wir sind beim Wasserstoff da, wo wir bei batteriebetriebe- seit 2018 Hauptaktionär ist, zum Einsatz kommen (z. B. an ner Elektromobilität vor sechs Jahren waren. Das wird auch H2-Tankstellen von BZ-Nutzfahrzeugen). kommen. Im Schwerlast-, Schienen- und Schiffsverkehr geht Christelle Rouillé, Geschäftsführerin von Hynamics, es gar nicht anders.“ erklärte: „Die Zusammenarbeit mit der Industrie und ver- Sein diesjähriger Bericht über die Entwicklungsfort- schiedenen Regionen durch die Unterstützung ihrer De- schritte im Elektromobilitätssektor fiel indes weitaus knap- karbonisierungsprojekte ist eine Herausforderung, der sich per aus als in den vergangenen Jahren, aber nicht weniger Hynamics mit einer Lösung zur Herstellung von Wasserstoff dramatisch. So erklärte Kagermann, dass eine „fundamen- ohne CO2-Emissionen mit Mehrfachverwendung und wirt- tale Transformation“ vor uns liege. Er verwies darauf, dass schaftlicher Effizienz stellen will.“ die CO2-Emissionen innerhalb von elf Jahren entgegen dem derzeitigen Trend um 40 Prozent reduziert werden müssen, DISKUSSION ÜBER DIESS In der benachbarten Electric und stellte infrage, dass dies mit der Hybridisierung, die Lounge fand eine äußerst spannende Diskussionsrunde zum bislang von den konventionellen Autoherstellern favorisiert Thema „Batterie versus Brennstoffzelle“ statt. Hierbei ging es wurde, erreichbar sei. Der NPM-Chef machte zudem deut- lich, dass neue Anbieter komplett anders als konventionel- le Autobauer vorgehen: „Derjenige, der disruptiv ist, fängt gleich beim Roboterfahrzeug an.“ Dr. Wolfgang Haselrieder, Geschäftsführer Research and Development von Battery LabFactory Braunschweig, stellte in Aussicht, dass „man den Hybrid sicher nicht lange mit dem Verbrennungsmotor, sondern dann mit der Brennstoff- zelle kombinieren wird“. Auch Nikolas Iwan berichtete, ein Batterie-Manager habe ihm erklärt, es mache keinen Sinn, 800 Kilogramm Akkumulatormasse umherzufahren. Er gehe stattdessen davon aus, dass der Plug-in-Hybrid in Chi- na schon bald verschwinden werde, weil dort kaum jemand das Laden liebe. Etwas abseits in Halle 4 präsentierte die WätaS Wärme- tauscher Sachsen GmbH selbstentwickelte Bipolarplatten (s. HZwei-Heft Juli 2018), die ab Oktober 2019 auf der geplan- ten Produktionsstraße in Serie gefertigt werden sollen. Zum Einsatz kommen sollen diese Platten in Stacks mit einer Leis- Abb. 3: Spannende Diskussion über Batterien und Technologieof- tung von 1 und 5 kW. fenheit in der Electric Lounge Die nächste Hannover Messe wird vom 20. bis 24. April 2020 stattfinden – mit Indonesien als Partnerland. || H Z w e i 0 3 | J U L I 2 0 19
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