Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - April 2021/2 Nr. 125

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Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - April 2021/2 Nr. 125
April 2021/2 Nr. 125

           Informationsblatt
     der Ärztegesellschaften
der Kantone Luzern, Ob- und
Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug
Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - April 2021/2 Nr. 125
IMPRESSUM                                                        INHALTSVERZEICHNIS
«Der Luzerner Arzt» erscheint viermal     «Die edelste Art Erkenntnisse zu gewinnen ist die durch Nachdenken und Überlegung.         4
jährlich (plus Spezialausgabe).           Die einfachste Art ist die durch Nachahmung und die bitterste Art ist die durch Erfahrung.»
                                          Gedanken zum Zitat von Buddha im Rahmen der heutigen Zeit (Herbert Widmer)
Verlag:
Ärztegesellschaft des Kantons Luzern      Die Lösung schaffen wir gemeinsam (Christoph Cina, Aldo Kramis)                                         6
Schwanenplatz 7, 6004 Luzern              Offener Brief an den Gesundheitsdirektor des Kantons Luzern Guido Graf
Tel. 041 410 88 85
Fax 041 410 80 60                         Neubau LUKS Wolhusen: Die Versorgung in der Region langfristig sichern                                  8

Redaktionsadresse:
                                          Stellungnahme der Ärztegesellschaft des Kantons Luzern vom 29.03.202110
Dr. med. Herbert Widmer                   Die unendliche Geschichte über die Erarbeitung des EPD (Herbert Widmer)12
Sonnbühlstrasse 15, 6006 Luzern            Kritische Einleitung, Tätigkeit des eHealth-Vereins Zentralschweiz    12
Tel. 041 410 65 81
                                           Aktueller Stand der EPD-Einführung                                    13
Redaktion:                                 Etwas «vereinfachte» Darstellung der geplanten Einführung             14
Dr. med. Herbert Widmer, Luzern           Das Endometriumkarzinom (Christine E. Brambs)18
  (Redaktor)
Dr. med. Aldo Kramis, Emmenbrücke         Haemorrhoiden-Chirurgie (Stephan Engert, Norbert Runkel)22
  (Präsident)
                                          3. Zentralschweizer ACS-Symposium30
Inserate-Verkauf:                         Der neue medPoint PraxisNavigator31
Dr. med. Herbert Widmer
Sonnbühlstrasse 15                        Mandatsträger / Sektionen / Fachvereinigungen32
6006 Luzern
Tel: 041 410 65 81                        Adressliste Zentralschweizerische Chiropraktoren-Gesellschaft (ZSCG)35
E-Mail: hcwidmer@bluewin.ch               Der Schwyzer Arzt36
                                           Delegiertenliste Schwyzer Ärzte                                   36
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
                                           Telefon-, Telefax- und E-Mail-Verzeichnis AMEOS Spital Einsiedeln 38
PD Dr. med. Christine E. Brambs, LUKS
  (Das Endometriumkarzinom)               Der Zuger Arzt41
Dr. med. Christoph Cina, Messen            Vorstand der Zuger Ärztegesell-schaft 41
  (Die Lösung schaffen wir gemeinsam)      Adressen und Telefonnummern Zug       41
Dr. med. Stephan Engert,
  Spital Einsiedeln                       Der Unterwaldner Arzt46
  (Haemorrhoiden-Chirurgie)                Vorstand Ärztegesellschaft,  46
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Norbert Runkel,
  Spital Einsiedeln
                                          Der Urner Arzt47
  (Haemorrhoiden-Chururgie                 Vorstand Ärztegesellschaft Uri     47
                                           Medienmitteilung Kantonsspital Uri 47
Herstellung:
                                          Aus den Reihen unserer Mitglieder48
SWS Medien AG PriMedia
Am Viehmarkt 1, 6130 Willisau             Adressen und Telefon-Nummern Luzern54
info@swsmedien.ch

                                           Gedanken zum Titelbild: Warum wieder ein Bild aus dem Engadin?
                                           Durch die bekannte Engadiner Gemeinde Pontresina fliesst der Berninabach (Ova da Ber-
                                           nina). Im Bereich von Pontresina windet er sich durch eine schmale, recht tiefe Schlucht. Die
                                           ursprüngliche Brücke in der Tiefe ist eingestürzt, eine kleine Verbindung davor wirkt nicht
                                           sehr vertrauenserweckend, wer hätte den Mut da darüber zu gehen?
                                           Das Bild erinnert mich an die heute oft erlebte Polarisierung in vielen Bereichen unseres
                                           Lebens. Man findet dies in der Gesellschaft, in der Wirtschaft, zwischen und innerhalb vieler
                                           Länder, in der Politik zwischen den «Blöcken» (Nomen est omen), den Parteien und wohl
                                           auch oft zwischen Exekutive und Legislative, zwischen Arm und Reich, und vieles mehr.
                                           Auch wenn über die gegenseitige Hilfe in der Pandemiezeit medial gross berichtet wird, ist
                                           die effektiv geleistete Hilfe (siehe zum Beispiel der Kampf um Impfdosen) entsetzlich klein.
                                           Das gegenseitige Verständnis zum Beispiel zwischen den Generationen nimmt ab statt zu, in
                                           Artikeln wird spekuliert, welche Generation unter Covid-19 mehr leidet.
                                           Die ganz kleine, nicht sehr viel Vertrauen erweckende Verbindung («Brücke») auf dem Bild
                                           lässt etwas hoffen. Doch hoffen allein ist viel, viel zu wenig. Es wäre (ist) die Pflicht von uns
                                           allen, durch Nachdenken und Überlegung, durch Analysen und Entscheidungen, durch Ein-
                                           satz und gegenseitiges Verständnis gemeinsame Lösungen zu finden und dafür zu kämpfen.
                                           Auf mehr bittere Erfahrungen verzichten wir gerne!

                                          Erscheinungsdatum / Redaktionsschluss für den Luzerner Arzt 2021/22:
                                          Nr. 126 / Juli 2021                                                                   25. Mai 2021
                                          Nr. 127 / November 2021                                                        25. September 2021
Titelbild:
Schlucht des Bernina-Bachs
                                          Nr. 127 / Spezialheft / November 2021                                            05. Oktober 2021
(Ova da Bernina) in Pontresina            Nr. 128 / Januar 2022                                                          15. Dezember 2021
(Foto. Herbert Widmer, Luzern)            Nr. 129 /April 2022                                                                  15. März 2022

                                                                                                                        Luzerner Arzt 125 / 2021   3
Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - April 2021/2 Nr. 125
EDITORIAL

«Die edelste Art Erkenntnis zu gewinnen ist die durch Nach­
denken und Überlegung. Die einfachste Art ist die durch
Nachahmung und die bitterste Art ist die durch Erfahrung.»
Gedanken zum Zitat von Buddha im Rahmen der heutigen Zeit
Vor zwei Jahren hat mir ein Bekannter              sondern auch die Probleme mit der Digi-        gen die Buddha-Worte doch Probleme des
dieses Buddha-Zitat in seinem Neujahrs-            talisierung im Gesundheitswesen und im         Gesundheitswesens, der Politik, unserer
brief gesandt. Es hat mich beeindruckt,            Bereich der eID, die Diskussionen im Be-       Gesellschaft, unseres eigenen Lebens «auf
ich habe es aber wie dies so üblich ist, zur       reich Klimapolitik und vieles mehr – haben     den Punkt»! Neuzeitlich sprechen wir wohl
Seite gelegt. Die Geschehnisse der letzten         mich nun bewogen, nochmals über den            vom Fehlen von «Analyse und Konzept»!
Monate – nicht nur die Corona-Pandemie,            Sinn des Zitats nachzudenken. Wie brin-

Kritik wird nicht geschätzt, aber Lehren ziehen wäre zumindest empfehlenswert
Wer hat denn nicht schon bittere Erfah-            anderer, wenn ich doch schon eine eigene       und Überlegen gelten oft als nicht ziel-
rungen gemacht, als sie/er selbst oder zu-         habe?» für viele in Politik, Wirtschaft und    führend. Die gerade in der Politik oft ge-
sammen mit Andern Kritik geäussert hat?            Gesellschaft, ja sogar in Familien «nor-       hörte Aussage «Schauen wir doch, wie es
Wer hat nicht schon erfahren, dass der             mal» ist? Dies völlig entgegen der Rat-        die Anderen machen!» führt oft via Nach-
Titel eines Editorials aus einer früheren          schläge des «Harvard-Konzepts über das         ahmung zu Erkenntnissen aus bitterer Er-
Ausgabe «Was kümmert mich die Meinung              sachbezogene Verhandeln». Nachdenken           fahrung!

Beispiele gibt es viele
Führen                                                warnt worden war. Beispiel: die «grosse       – Auf Kontrollfreak-Massnahmen ver-
Etwas vom Schönsten ist die Gelegenheit,              Überraschung» über die 2. Corona-Wel-           zichten
führen zu können. Etwas vom Schwierigs-               le im vergangenen Herbst, dabei hatten        – Sich das Resultat vorstellen lassen,
ten ist genau dies, führen. Es gibt mehr              recht viele davor gewarnt.                      Korrekturen anbringen, zur Weiterar-
Kriterien für eine gute Führung, welche er-        • Wahrheit und Transparenz: Wie oft wird           beit motivieren
füllt sein sollten, als hier Platz ist (Erinnert      doch gerade in der Politik versucht, die      – Termin für Schlussresultat festlegen
mich an die über 4000 Kompetenzen des                 eigenen Ziele mit Un- oder Halbwahr-          – Dieses mit Nachdruck kommunizieren
Lehrplans 21 der Schulen!). Und doch, es              heiten oder mit fehlender Information         – Das altbekannte KKK (Kommandie-
rentiert sich ausserordentlich zu versuchen,          zu erreichen. Wie viele Politikerinnen          ren, Kontrollieren, Korrigieren) sollte
möglichst viele Kriterien zu erfüllen.                und Politiker sind in den letzten Jahren        heute so verstanden werden
                                                      (Tagen) ganz oder beinahe über solche         – Beispiele: u.a. im Rahmen der Pande-
Der Umgang mit der Pandemie Covid-19                  Fehler gestolpert! Wie viele Chefs auch         mie genügend bekannt
in unserem aber auch in anderen Ländern               im Bereich der Wirtschaft und des Ge-
bringt genügend Beispiele solcher Füh-                sundheitswesens litten unter ähnlichen      Idealistische Vorstellungen? Keineswegs!
rungskompetenzen oder deren Fehlen:                   «Symptomen»!                                Ohne Fehler ist zwar niemand, die fernere
                                                   • Kritikfähigkeit: oft fällt es Führenden      und nähere Geschichte haben uns aber
• Vorausschauend denken und handeln                   bekanntermassen einfacher zu kritisie-      gezeigt, dass es Persönlichkeiten gab und
  oder eben «nachdenken und überlegen»                ren als Kritik zu akzeptieren und zu ver-   gibt, welche dieser Idealvorstellung recht
  (Buddha). Wie lange dauerte es doch seit            suchen, daraus Lehren zu ziehen. Die        nahekamen bzw. -kommen. Wie wichtig
  Beginn der Pandemie, bis Bundesprä-                 Geschichtsbücher sind voll von Beispie-     wäre es doch auch heute, gewisse bittere
  sident Parmelin vor einigen Tagen die               len.                                        Erfahrungen für sich, das ganze Land, für
  Erkenntnis äusserte, dass wir in unserem         • Entschlusskraft und eigenes Beispiel er-     die Bevölkerung, für sich selbst zu verhin-
  Land oder zumindest im Raume Europa                leichtern die Führung erheblich.             dern.
  lernen müssten, unsere Abhängigkeit              • Projekte richtig planen und durchfüh-
  vom Ausland in gewissen Bereichen wie               ren: Wie oft muss man miterleben, wie       Mut zu eigener Stellungnahme
  Schutz- und Desinfektionsmaterial, Me-              gut durchdachte Projekte scheitern, weil    Wie oft haben wir nicht den Mut, zu unse-
  dikamente, Impfmaterial u.a.m. zu ver-              die Auftraggeber den Planern zu wenig       ren eigenen Erfahrungen, zu unserem Wis-
  ringern.                                            Vertrauen schenken, immer wieder kor-       sen, zu den Zielen der uns Anvertrauten,
• Teambildung in der Führung mit Mit-                 rigierend eingreifen, damit die Ideen und   etc. zu stehen. Wie viel erstrebenswerter
  sprache der Geführten und Verzicht auf              den Einsatz einer Arbeitsgruppe ein-        ist es, mit fliegenden Fahnen unterzugehen
  übertriebene Kontrollmechanismen, also              schränken und damit einerseits die bit-     als keine Stellung genommen zu haben!
  der Beweis, den Geführten Vertrauen zu              tere Erfahrung, andererseits aber auch      Glauben wir denn gelegentlich, dass «die
  schenken. Deren Begeisterung und Leis-              die Frustration der Mitarbeiter in Kauf     anderen» doch wüssten, was wir denken,
  tung wird sich durch mitreissendes Mo-              nehmen. Man könnte doch:                    wenn wir gar nicht den Mut hatten, uns zu
  tivieren deutlich steigern. Gescheiterte            – Sich für ein Projekt entscheiden, Rah-    äussern. Haben wir dann das Recht, uns
  Aufgaben mangels Führungskraft führen                 menbedingungen festlegen (ev. mit         wegen der nicht erreichten Ziele für unse-
  oft zu bitteren Erfahrungen. Kontroll-                Arbeitsgruppe), Projektauftrag for-       re Patientinnen und Patienten, für unseren
  freaks erleben oft zu spät, dass sie die              mulieren                                  Berufsstand zu ärgern.
  Motivationsfähigkeit ihrer Mitarbeiter              – Auftrag mit Vertrauen und Terminan-
  überschätzt haben!                                    gaben an Arbeitsgruppe weitergeben          Dürfen unsere Stellungnahmen korrekt
• Bereitschaft zuzuhören statt zu spät zu             – Das Wissen und die Meinung anderer        aber auch pointiert sein, auf die Gefahr
  erkennen, dass man von anderen ge-                    genügend ernst nehmen                     hin, dass dies uns Kritik einbringt? … Je-

4  Luzerner Arzt 125 / 2021
Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - April 2021/2 Nr. 125
denfalls lieber als weitere bittere Erfah-      selbst hunderte von Millionen Franken in       Die Ironie missbrauchter Begriffe
rungen. Die Stellungnahmen müssen «nur»         die Spitalinvestitionen gesteckt. Dass diese   In Mitteilungen von Behörden, Organisato-
auf Nachdenken und Überlegung fundie-           Tendenz – oder diese Pflicht – mit der Pan-    ren etc. werden wir immer wieder beruhigt,
ren. Kritikfähigkeit besteht auch darin,        demie noch zugenommen hat, ist selbstver-      oft mit Begriffen, welche gut tönen, aber
dass wir die Kritik anderer ernst nehmen        ständlich.                                     effektiv missbraucht werden. Kennen Sie
und sie analysieren, aber auch im Wissen,                                                      solche? Gestatten Sie mir zwei Beispiele.
dass sie bei einigen einer «Retourkutsche»         In eine ähnliche Richtung geht die Tat-
entsprechen kann!                               sache, dass man dem Pflegepersonal in          Selbstverantwortung: Als Eigenverantwor-
                                                Spitälern und Heimen unendlich dankbar         tung oder Selbstverantwortung bezeichnet
Zusammenarbeit                                  war und ist, weil die Patientinnen und Pa-     man die Bereitschaft und die Pflicht, für
Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt,         tienten in unzähligen Überstunden und mit      das eigene Handeln und Unterlassen Ver-
dass die Zusammenarbeit in vielen Berei-        persönlichen psychischen und physischen        antwortung zu übernehmen, wohl nicht
chen, in vielen Regionen nicht oder zu we-      Kraftakten betreut wurden, man sich aber       nur sich, sondern auch den anderen ge-
nig funktioniert. Als Beispiel kann die Zu-     meist ausserstande sah, dies auch materiell    genüber. Wie oft man nicht damit rechnen
sammenarbeit im Bereich der Testungen           abzugelten. Ob dies nicht zur bitteren Er-     kann, haben verschiedene Demonstratio-
und der Impfungen dienen, in welchen sich       fahrung führen wird, dass es uns nicht ge-     nen der vergangenen Tage gezeigt.
die Hausärzte öfters als «Störende» fühlten.    lingen wird, die Lücke von 65'000 fehlen-
Die Diskussionen zum Beispiel im Kanton         den Pflegenden bis ins Jahr 2030 zu füllen?    Schutzkonzept: Für gewisse «Anlässe» be-
Zürich füllten die Spalten der Medien. Die                                                     standen klare Schutzkonzepte betreffend
Vorgaben für die Impfung in den Praxen             Die Ärzte einiger Kantone haben sich        der Covid-19-Infektion, oft wurden sie auch
sind in unserem Kanton für viele Praxen         gewehrt, dass sie einen Teil der Kosten der    eingehalten. Immer wieder war das Kon-
gar nicht erfüllbar (Anmeldung, Kriterien       Covid-19-Impfung zu tragen haben. Wie          zept aber viel grösser als der Wille, dieses
der Priorisierung und für die Kühlung etc.)     ist diese Feststellung zu verstehen? Zuerst    einzuhalten. Die Verantwortlichen verstan-
                                                mussten sich die Ärztinnen und Ärzte bei-      den meist die Welt nicht mehr und kamen
Gesundheitskosten                               nahe anbieten, bei der grossen Impfaktion      mit einem hellblauen Auge davon. Ob dies
Ob in diesem Bereich dem «Nachdenken            mitmachen zu dürfen. Dafür bot man ihnen       den anderen gegenüber korrekt ist?
und der Überlegung» genügend Raum ge-           erst 14.50 Franken, später 24.50 Franken
geben wurde bzw. wird ist eher fraglich.        pro Impfung an. Auf diesem Niveau sind         Geschichtliche Rückblicke
EDI, BAG, Krankenkassen, Parteien u.a.          die meisten Kantone gemäss Beschluss der       Eines meiner Hobbies ist Geschichte, Er-
widme(t)en sich seit einigen Jahren enga-       GDK geblieben, vier Kantone (heutiger          eignisse und Lehren daraus, v.a. aus den
giert dem Kostensenkungssport. Dass dies        Stand) wie zum Beispiel der Kanton Zü-         letzten 2 Jahrhunderten. Trotz allen Nach-
mit ein Grund ist, dass uns heute eine zuneh-   rich haben erkannt, dass dieser Betrag die     denkens und trotz aller Überlegungen
mende Zahl an sehr wichtigen Medikamen-         Kosten der Impfung mit Infrastruktur, Per-     habe ich aber nicht begriffen, warum wir
ten fehlt, ist das eine. Dass das Parlament     sonal, Raumbelegung etc. gar nicht decken      in den letzten Wochen mehrmals mit selt-
ein nicht erfüllbares Spitalfinanzierungs-      würde. Dass in einigen Medien und in den       samen geschichtlichen Vergleichen kon-
gesetz beschlossen hat, ist das andere.         Kommentaren in den sozialen Medien der         frontiert wurden. Der Vergleich zwischen
                                                Eindruck erweckt wurde, die Ärzteschaft        einer modern eingerichteten Impfstation
   Es ist die nicht erst mit der Pandemie       wolle sich durch die Impfungen finanziell      gegen die Covid-19-Infektion mit einem
aufgetretene bittere Erfahrung, dass es vie-    gesundstossen, ist wohl mehr als respekt-      Konzentrationslager aus der Zeit des Na-
len (allen?) Spitälern gar nicht möglich ist    los. Der Kanton Zürich hat sich entschie-      tionalsozialismus oder der Vorwurf, eine
und sein wird, ihre Investitionen auf dem       den, für die in der Privatpraxis durchge-      Politikerin wäre von Joseph Goebbels als
Wege der Fallpauschalen zu finanzieren.         führte Covid-19-Impfung je 25 Franken          «mein Mädchen» bezeichnet worden, dürf-
Mehrere Kantone haben «gesetzesuntreu»          zusätzlich beizusteuern.                       ten nicht «Nachdenken» entsprungen sein.

                                                                                                              Streben wir doch die edels-
                                                                                                              te Art der Erkenntnisse
                                                                                                              an, durch Nachdenken und
                                                         Praxisübergabe?                                      Überlegung.
                                                                                                              In diesem Sinne wünsche

                                                         Ihr kompetenter
                                                                                                              ich Ihnen alles Gute und
                                                                                                              Gesundheit
                                                                                                              Dr. med. Herbert Widmer

                                                         Partner bei der                                      Redaktor «Der Luzerner Arzt»

                                                                                                               Unsere Inserenten
                                                         Praxisübergabe und                                    im Jahre 2021
                                                                                                               Ärztekasse, Urdorf
                                                                                                               Bristol-Myers Squibb SA,
                                                         beim Praxisaufbau.                                    Steinhausen
                                                                                                               Contrust Finance AG,
                                                                                                               Luzern
                                                                                                               Hirslanden Klinik
                                                                                                               St. Anna, Luzern
                                                      contrust finance ag                                      Luzerner Kantonsspital,
                                                      Friedentalstrasse 43, Postfach 2441                      Departement Medizin
                                                      CH-6002 Luzern                                           +medkey Trustcenter,
                                                                                                               Luzern
                                                      Telefon 041 429 09 09                                    MSD Merck Sharp &
                                                      www.cfag.ch                                              Dohme SA, Steinhausen
                                                                                                               Pfizer AG, Zürich

        Beratung von Arztpraxen und Gesundheitszentren                                                         Universität Luzern
                                                                                                               Viollier AG, Allschwil

                                                                                                                     Luzerner Arzt 125 / 2021   5
Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - April 2021/2 Nr. 125
Offener Brief an den Gesundheitsdirektor des Kantons Luzern Guido Graf
Anlässlich der Entlebucher Hausärztetage 2020 war Dr. med. Christoph Cina, CAS, Mitverantwortlicher für palliative Care an
der UNI lu, ehemaliges SGAM Vorstandsmitglied und langjähriger Hausarzt in Messen SO beim Podiumsgespräch zum Thema
Familienmedizin 2030 mit RR Guido Graf dabei. Er hat danach länger mit unserem Co­Präsidenten Aldo Kramis telefoniert und
in der Folge einen offenen Brief an den Regierungsrat geschrieben, den Aldo vorbehaltlos unterschreiben kann. Die beiden haben
sich anschliessend ausgetauscht und entschieden, den Brief nun im LAZ als offenen Brief im gemeinsamen Namen zu publizieren.

Die Lösung schaffen wir gemeinsam!
Entlebucher Hausärztetagung vom September 2020

«Wir haben genug Ärzte, aber die Falschen! Es braucht mehr Hausärzte, vor allem auf dem Land, wo der Hausärztemangel am
offensichtlichsten ist. Die Landärzte müssten einen 3x höheren Lohn erhalten.» Guido Graf, Gesundheitsdirektor Kanton Luzern

Sehr geehrter Herr Gesundheitsdirektor        Gesellschaftliche Veränderungen, wie die       Lohn beheben liesse, bleibt fraglich. Die
Guido Graf                                    Überalterung und damit verbunden die           Arbeitsplatzzufriedenheit kann kaum pe­
                                              Polymorbidität und Kostenexplosion, wir­       kuniär ersetzt werden.
Mit Ihrer Anwesenheit am Podiums­             ken sich nachhaltig auf die medizinische
gespräch «Familienmedizin 2030» haben         Grundversorgung aus. Andrerseits ist ein       Wo könnten die Gründe für den Attrakti-
Sie ein starkes Zeichen für die Bedeutung     beruflicher Mentalitätswandel von der          vitätsverlust liegen?
der Hausarztmedizin der Zukunft gesetzt.      Berufung zum Beruf, welcher der work­
Die Dankbarkeit und Wertschätzung             life­Balance gerecht werden soll, feststell­      Der Kompetenzverlust in der Hausarzt­
einer jungen Hausärztegeneration haben        bar.                                           medizin und die Kompetenzverschiebung
Sie hautnah gespürt. Ja, Sie haben richtig                                                   zu Gunsten der Spezialisten führt zu einer
gelesen. Die Entlebucher Hausärztetage                                                       Aushöhlung des Berufsbildes Hausarzt
waren von einer jungen Generation ge­         Ein «medical home»                             und die verlorene Selbstwirksamkeit zu ei­
prägt, welche am Podium das Bild einer        als Modell der Zukunft                         ner verminderten Arbeitsplatzzufrieden­
modernen Grundversorgung der Zukunft                                                         heit. Diese Kompetenzverschiebung hatte
entwarfen.                                    Eine moderne medizinische Grundversor­         auch eine Besserstellung der Spezialisten
                                              gung kann somit in Gemeinschaftspraxen         in der Tarifstruktur zur Folge.
                                              in Zusammenarbeit mit verschiedenen
Eine moderne Grund­                           Professionen umsetzt werden. In solchen          Die Technisierung in der Medizin mit
versorgung im inter­                          Gemeinschaftspraxen liesse sich ein kon­       Kompetenzvermehrung durch Bildgebung
                                              siliarärztlicher Dienst durch diverse Spe­     und eine defensiv ausgerichtete Medizin
professionellen Setting                       zialärzte integrieren, welche zusammen         überschätzt – in der Absicht sich vor Kla­
Eines ist offensichtlich. Die junge Genera­   mit Hausarzt und Patient Behandlungs­          gen zu schützen – den Nutzen von Diag­
tion arbeitet in Gemeinschaftspraxen und      optionen diskutieren. Solche Konsiliar­        noseinstrumenten. Das ärztliche Gespräch
die Einzelpraxis scheint ausgedient zu ha­    dienste würden auch zum Wissenstrans­          und die Arzt­Patientenbeziehung verlie­
ben. Parameter wie die Feminisierung, der     fer in die Hausarztmedizin beitragen und       ren an Bedeutung und dies mit entspre­
Wandel der Berufsrolle und gesellschaft­      zum gegenseitigen Verständnis beitragen.       chend negativen Auswirkungen auf die
liche Veränderungen werden die neuen          Die Integration, wie z.B. Diabetes­ oder       Tarifstruktur.
Praxisstrukturen bestimmen. In diesen         Demenz­Beratungsstelle, aber auch die
neuen Strukturen sind die Bedürfnisse         Anstellung eines Sozialarbeiters, wäre            Entspricht die heutige Ausbildung
nach geregelter Arbeitszeit, verbesserter     eine Überlegung wert. Physio­ wie auch         noch den Erfordernissen an einen Haus­
Aufteilung der Notfalldienste und der         Ergotherapie sind bereits heute unter ei­      arzt? Zukünftige Hausärzte werden nach
gesamten Arbeitslast besser realisiert. In    nem Dach. Der Einbezug eines Psycholo­         wie vor in unseren Spitälern weitergebil­
einem interprofessionellen Setting lassen     gen und die bessere Einbindung der Spitex      det. Der Anspruch einer ganzheitlichen
sich die anstehenden Aufgaben verteilen.      könnten durchaus eine Qualitätsverbes­         Vorgehensweise in der Hausarztmedizin
Dabei können entsprechend weitergebil­        serung darstellen. Damit diese Zusam­          lässt sich bei der zunehmenden Fragmen­
dete MPA’s verschiedenste Aufgaben, wie       menarbeit funktionieren kann, braucht          tierung und Spezialisierung kaum noch
Mitbetreuung von chronisch Kranken aber       es selbstredend gemeinsam erarbeitete          umsetzen. Zudem besteht ein Mangel an
auch Managementaufgaben wahrnehmen.           Standards und eine gemeinsame digitale         Weiterbildungsmöglichkeiten in bestimm­
Diese neue Aufgabenverteilung kann nur        Plattform, die die Arbeit erleichtert und      ten Fächern wie z.B. Dermatologie, HNO,
bei entsprechender Wertschätzung und          jegliche Parallelwelten wie verschiedene       Ultraschall etc.
damit verbunden adäquater Entlöhnung          Krankengeschichten, Mailadressen etc.
umgesetzt werden.                             vermeidet. Der professionsspezifische
                                              Wildwuchs von Softwareapplikationen
                                                                                             Lösungsansätze!
   Der Praxiseinstieg der jungen Hausärz­     mit schwer überwindbaren Schnittstellen        Das Praxisassistenzmodell und die Haus­
tinnen fällt oft mit der Familiengründung     erschwert die Zusammenarbeit.                  arztcurricula sind hoffnungsvolle Ansätze
zusammen und erfordert die Einführung                                                        die Attraktivität des Berufes zu steigern.
von Teilzeitpensen und Babypausen. Nicht                                                     Die hausärztliche Weiterbildung sollte zu­
selten ist dabei der Wunsch im Angestell­
                                              «Es braucht mehr Hausärzte»                    nehmend den ambulanten Realitäten und
tenverhältnis zu bleiben und keine finan­     Die veränderten beruflichen und ge­            Bedürfnissen angepasst werden. So liessen
zielle Verantwortung zu übernehmen. Die       sellschaftlichen  Rahmenbedingungen            sich z.B. die HNO­Lernziele in der ambu­
AG in den Händen der Hausärzte ent­           liessen am Podium keine Zweifel über           lanten HNO Praxis besser umsetzen als in
spricht einem Wunsch der jungen Gene­         den vermehrten Bedarf an Hausärzten            der fragmentierten und hochspezialisier­
ration.                                       aufkommen. Inwiefern sich der Mangel           ten HNO Klinik eines Universitätsspitals.
                                              an Landärzten durch einen 3x höheren           Dass ein modernes Ultraschallgerät wie

6  Luzerner Arzt 125 / 2021                                                                                                          1
Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - April 2021/2 Nr. 125
das Stethoskop zur Hausarztmedizin des          könnte dabei wichtige Funktionen in der       stellen zahlreich und praktisch unüber­
21 Jahrhundert gehört, ist selbstverständ­      Betreuung von Alters­, Pflege­ und Behin­     windbar. Bei digitalen Plattformen wie
lich. Gefordert wären entsprechende Bil­        dertenheimen übernehmen und zur Vor­          z.B. PalliaCare APP, welche die interpro­
dungsaufträge und Finanzierungsmodelle.         abtriage bei Hausbesuchen und immobi­         fessionelle Zusammenarbeit unter Einbe­
                                                len Patientinnen und Patienten eingesetzt     zug z.B. der Spitex ermöglichen, fehlt ein
   Die Zeit der Einzelpraxis in jedem Dorf      werden. Eine entsprechende Abbildung          intelligentes Finanzierungsmodell. Mit
gehört der Vergangenheit an. Regiona­           im tarifarischen Regelwerk ist notwendig.     «e­Mediplan», einem Medikamentenplan
le «medical home» mit attraktiven, dem                                                        mit 2D­Barcode, wären die technischen
Arbeits­ und Lebensmodell der heutigen                                                        Voraussetzungen zur Verbesserung der
Generation angepassten Rahmenbedin­
                                                …und die Digitalisierung                      Medikamentensicherheit gegeben.
gen, könnten auch hier umgesetzt werden.        In den letzten Jahren wurden in der Haus­
Das Praxisassistenzmodell und eine zen­         arztmedizin diesbezüglich grosse Anstren­     Sehr geehrter Gesundheitsdirektor, die
tralisierte – z.B. dem Spital vorgelagerte      gungen unternommen. Eine Einzelpraxis         Arbeit wird uns nicht ausgehen. Eine jun­
Hausarztpraxis – Notfalldienstregelung          mit einer papiergeführten Krankenge­          ge Hausärztegeneration ist bereit sich zu
sowie eine dankbare Landbevölkerung             schichte ist heute praktisch unverkäuflich    engagieren. Die Lösung schaffen wir ge­
gewähren einen guten Einblick in die zu­        und eine solche KG in der Zusammenar­         meinsam !
künftige Tätigkeit. Die Integration der         beit ein enormes Hindernis. Die Kosten
ANP (Pflegeexpertin mit Masterstudium)          der Digitalisierung sind hoch, die Schnitt­

                                Dr. med. Christoph Cina, CAS
                                Facharzt FMH für Allgemein­
                                medizin                                                               Dr. med. Aldo Kramis
                                                                                                      Facharzt FMH für Allgemein­
                                Hausarzt in Messen                                                    medizin, Akupunktur
                                Verwaltungsratspräsident
                                Medizentrum Messen                                                    Hausarztzentrum Gersag, Emmen
                                Ehemaliges Vorstandsmitglied                                          Co­Präsident Ärztegesellschaft
                                SGAM                                                                  Luzern

                                                                                                               KLINIK ST. ANNA

     ONLINE-ÄRZTEFORTBILDUNG VOM 4. MAI 2021 ZUM THEMA

     «KOMPLEXE KNIEVERLETZUNGEN»
     Knieschmerzen nach einem Trauma oder starken Belastungen sind ein häufiger Grund für das Aufsuchen der Hausärztin oder des
     Hausarztes. Wie geht man bei einer Knieuntersuchung vor, worauf muss die Hausärztin oder der Hausarzt achten?

     Unser Facharzt Dr. med. Christian Ryf gibt an dieser Online-Ärztefortbildung einen praktischen Einblick in die komplexe Thematik
     von Knieverletzungen. Er zeigt anhand von Bildern den Schweregrad von Verletzungen sowie deren Behandlungsmöglichkeiten
     auf. Dabei liegt der Fokus auf dem Praxisbezug: Unser Ziel ist es, Ihnen das Thema so näherzubringen, dass Sie möglichst viele
     Erkenntnisse für den Alltag mitnehmen können. Deshalb wird die Untersuchung direkt an einem Patienten veranschaulicht.

     Die Veranstaltung findet am 4. Mai 2021 von 13.00 bis 14.00 Uhr online statt. Nähere Informationen zum Pro-
     gramm und zur Anmeldung finden Sie unter klinikstanna.ch/aerztefortbildung. Die Veranstaltung ist kostenlos.

     Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.

     Zuweiserkommunikation, Hirslanden Klinik St. Anna, St. Anna-Strasse 32, 6006 Luzern
     Tel. +41 41 208 33 65, zuweiser.stanna@hirslanden.ch
Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - April 2021/2 Nr. 125
Neubau LUKS Wolhusen:
Die Versorgung in der Region langfristig sichern
Mitteilung vom 12. März 2021

Die Baubewilligung für das 2011 vom Lu-      • Tagesklinisches Zentrum mit umfang-          talstandort Wolhusen aufgrund seiner Be-
zerner Regierungsrat beschlossene Neu-          reichen Sprechstunden in unterschiedli-     deutung für die Gesundheitsversorgung
bauprojekt liegt vor. Da sich seither die       chen Fachgebieten und entsprechenden        und für die Volkswirtschaft in der Region.
Situation in der Gesundheitsversorgung          medizinischen Einrichtungen mit: Ope-       Der Neubau soll gebaut werden und die
stark verändert hat, definiert die Regie-       rations-Zentrum; Plätzen für tagesklini-    Einwohnerinnen und Einwohner im Ein-
rung ein bedarfsorientiertes Leistungsan-       sche Patientinnen und Patienten; Notfall-   zugsgebiet Wolhusen behalten auf der
gebot, welches den aktuellen und zukünfti-      angebot rund um die Uhr; ausgebautem        Luzerner Landschaft eine bedarfsorien-
gen Entwicklungen im Gesundheitswesen           Rettungsdienst-Angebot, wobei bis zu        tierte Gesundheitsversorgung. Das Leis-
Rechnung trägt. Ziel ist es, den Spitalbe-      drei zusätzliche Rettungsdienst-Fahrzeu-    tungsangebot hat zum Ziel, den Betrieb
trieb mit seiner grossen Bedeutung für          ge eingesetzt werden sollen und der Bau     des LUKS und damit diese wohnortsnahe
die Gesundheitsversorgung sowie die             einer Rega-Einsatzbasis im Raum Entle-      Versorgung auch zukünftig sicherstellen
Volkswirtschaft in der Region langfristig       buch/Hinterland geplant ist (Heli-Lan-      zu können.» Dies sei umso wichtiger, da
zu sichern. Aufgrund einer Beschwerde           deplatz bleibt vor Ort); konventionellem    das LUKS Wolhusen hervorragend mit
gegen die Baubewilligung lassen sich aktu-      Röntgen, CT, MRI und Endoskopie             externen Leistungserbringern zusammen-
ell noch keine gesicherten Aussagen zum      • Orthopädiezentrum mit Schwerpunkt            arbeite, insbesondere mit den Hausärztin-
weiteren Zeitplan des Projekts machen.         Gelenkersatz                                 nen und Hausärzten sowie mit der Spitex.
                                             • Rehabilitationszentrum mit Schwer-           «Das LUKS Wolhusen hat einen grossen
  Das 1972 erstellte Spitalgebäude des         punkt muskuloskelettale Rehabilitation       Stellenwert als Dreh- und Angelpunkt der
Luzerner Kantonsspitals (LUKS) in Wol-       • Betten für stationäre Patientinnen und       regionalen Gesundheitsversorgung und ist
husen ist sanierungsbedürftig und ent-         Patienten, deren Aufenthalt nach einer       ein wichtiges Glied in der Versorgungsket-
spricht nicht mehr den heutigen Anforde-       chirurgischen oder internistischen Be-       te», so Graf. Deshalb ist der Regierungs-
rungen an einen modernen Spitalbetrieb.        handlung mit dem bestehenden Personal        rat bereit, die nicht gedeckten Vorhalte-
2011 hatte der Regierungsrat deshalb           vor Ort sichergestellt werden kann.          leistungen für die Aufrechterhaltung des
einen Neubau beschlossen und 2014 ge-        • Geburtshilfe: Diese muss weiterhin an-       Betriebs des LUKS Wolhusen zu erhöhen,
meinsam mit dem LUKS über den Pro-             geboten werden. Das GSD lässt me-            sofern der Kantonsrat dies im Rahmen
jektstart für den Neubau und das geplante      dizinisch abklären, ob ausschliesslich       des Budgets genehmigt.
Leistungsangebot informiert. 2018 folgten      hebammengeleitete Geburten möglich
ein Studienauftrag durch das LUKS und          sind. Regierungsrat Guido Graf, Vor-            Das LUKS stellt sich hinter den Be-
die Präsentation des Siegerprojekts.           steher des Gesundheits- und Sozialde-        schluss des Regierungsrates. Dr. Ulrich
                                               partements, sagt: «Für den Luzerner          Fricker, Präsident des Spitalrats: «Wir be-
                                               Regierungsrat hat die Gesundheit von         grüssen, dass der Regierungsrat im Aus-
Situation in der Gesundheits-                  Frau und Kind oberste Priorität. Ziel ist    tausch mit dem LUKS ein bedarfsorien-
versorgung hat sich verändert                  es deshalb, ein Angebot zu schaffen, das     tiertes Leistungsangebot definiert hat mit
                                               den absehbaren Entwicklungen ange-           dem Ziel, in der Region auch künftig eine
Seit dem Regierungsbeschluss und der           messen Rechnung trägt.»                      wohnortsnahe und qualitativ hochstehen-
konkreten Planung des Neubaus hat sich                                                      de medizinische Grundversorgung anbie-
die Situation in der Gesundheitsversor-         Die Abklärung im Bereich Geburtshilfe       ten zu können. Insbesondere die Erhöhung
gung stark verändert. Das sehr dynamische    soll vom LUKS gemeinsam mit den Ärztin-        der gemeinwirtschaftlichen Leistungen zur
und komplexe Umfeld des Gesundheits-         nen und Ärzten aus dem Einzugsgebiet des       Deckung des strukturellen Defizits erach-
wesens verlangt nach einer Neuausrich-       LUKS Wolhusen vorgenommen werden.              tet der Spitalrat deshalb als zwingend.»
tung der Gesundheits- bzw. Spitalver-        Zur Definition jener Eingriffe und inter-      Auch aus Sicht von Spitalrat Dr. med. Ad-
sorgung im Kanton Luzern und darüber         nistischen Behandlungen, die auch künftig      rian Küng setzt der Regierungsrat nun ein
hinaus. Treiber sind vor allem der rasante   im LUKS Wolhusen mit einem nachfolgen-         wichtiges Zeichen. «Mit dem definierten
medizinische Fortschritt, neue Technolo-     den stationären Aufenthalt möglich sind,       Leistungsangebot stützt der Regierungsrat
gien, die Digitalisierung/Automatisierung,   beauftragt der Regierungsrat ebenfalls das     die Strategie der koordinierten, abgestuf-
der Fachkräftemangel, die Ambulantisie-      LUKS, zusammen mit den Hausärztinnen           ten Versorgung. Auch als Hausarzt der Re-
rung und insbesondere der zunehmende         und -ärzten der Region entsprechende Lis-      gion begrüsse ich diese vorausschauende
Qualitäts-, Preis- und Kostendruck.          ten zu erarbeiten und diese periodisch zu      Planung, welche den Spitalstandort Wol-
                                             überprüfen. «So stellen wir sicher, dass die   husen langfristig sichert.»
                                             Hausärztinnen und Hausärzte, welche die
Leistungsangebot hat zum                     Bedürfnisse in der Region am besten ken-
Ziel, Versorgung in Region                   nen, mitbestimmen können, was es braucht       Schwerpunkt Orthopädie
langfristig zu sichern                       und was nicht», so Graf.                       in Wolhusen, Schwerpunkt
Nach eingehender Prüfung dieser Aus-         Bedarfsorientierte Gesund-                     Viszeralchirurgie in Sursee
gangslage beauftragt der Luzerner Re-
gierungsrat den Spitalrat, folgendes         heitsversorgung vor Ort                        Die Angebotsplanung der Luzerner
Leistungsangebot im geplanten Neubau         Regierungsrat Guido Graf sagt: «Die Lu-        Regierung sieht vor, dass neben dem
LUKS Wolhusen sicherzustellen:               zerner Regierung bekennt sich zum Spi-         LUKS Luzern als Zentrumsspital der

18  Luzerner Arzt 125 / 2021
Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - April 2021/2 Nr. 125
Zentralschweiz die beiden Spitalstand-           Die Baubewilligung für das ursprüng-      Kanton Luzern sowie dem LUKS auch
orte in Wolhusen und Sursee künftig           liche Bauvorhaben wurde Mitte Februar        ein sogenanntes Notarzteinsatzfahrzeug
je einen Schwerpunkt anbieten – das           2021 durch die Gemeinde Wolhusen er-         stationiert werden. Damit kann der Re-
LUKS Wolhusen die Orthopädie und              teilt. Mittlerweile ist dagegen eine Be-     ga-Notarzt auch dann ausrücken, wenn
Rehabilitation und das LUKS Sursee die        schwerde beim Kantonsgericht eingegan-       schlechte Wetterbedingungen einen Heli-
Viszeralchirurgie (Chirurgie des Bauch-       gen. Diese hat aufschiebende Wirkung für     koptereinsatz verunmöglichen oder wenn
raumes) mit einem Adipositaszentrum.          das Projekt und verzögert die Planung.       der Einsatzort im unmittelbaren Umfeld
Diese Schwerpunkte werden gemäss Dr.          Auch das LUKS selber hat eine Beschwer-      der Basis liegt. Die Rega-Basen in den
Ulrich Fricker in den derzeit laufenden       de gegen die Baubewilligung eingereicht.     Kantonen Glarus und Uri verfügen be-
Strategieprozess einfliessen: «Im Rah-        Diese betrifft jedoch Auflagen zum Heli-     reits über Notarzteinsatzfahrzeuge, die
men der Umwandlung in eine gemein-            kopterlandeplatz bezüglich Lärmschutz,       sich im Einsatz sehr bewähren. Ernst
nützige Aktiengesellschaft und des Zu-        welche keine direkten Auswirkungen           Kohler, CEO und Vorsitzender der Ge-
sammenschlusses mit dem Kantonsspital         auf das Neubauprojekt haben. Bevor die       schäftsleitung der Rega, sagt: «Wir über-
Nidwalden Mitte 2021 ist der Spitalrat in     Beschwerden behandelt sind, lassen sich      prüfen unser Einsatzdispositiv laufend
Absprache mit den Kantonsregierungen          keine gesicherten Aussagen zum weiteren      und suchen immer nach Möglichkeiten,
derzeit daran, die Strategie für die neue     Zeitplan des Projekts machen.                wie wir unseren Patienten künftig noch
Spitalgruppe zu erarbeiten. Ziel ist eine                                                  rascher helfen können. Eine Rega-Basis
abgestufte, koordinierte Versorgung mit                                                    im Entlebuch wäre ein sinnvoller Mosa-
einem Zentrumsspital und leistungsstar-       Rega-Basis soll medizinische                 ikstein, um die flächendeckende medi-
ken regionalen Standorten.»                   Grundversorgung weiter                       zinische Grundversorgung aus der Luft
                                                                                           zugunsten der Bevölkerung in der ganzen
                                              verbessern                                   Region weiter zu verbessern.»
Beschwerde gegen
Baubewilligung führt                          Die Rega prüft laufend, wie sie die me-         Der Prozess für die Errichtung eines
                                              dizinische Versorgung aus der Luft zu-       Flugfelds wird vom Bund vorgegeben. In
zu Verzögerung                                gunsten der Schweizer Bevölkerung            einem ersten Schritt geht es nun darum,
                                              weiter optimieren kann. Vor diesem           gemeinsam mit dem Kanton mögliche
Das im Jahr 2018 präsentierte Siegerpro-      Hintergrund ist die Rega beim Kanton         Standorte für eine Einsatzbasis zu evalu-
jekt «PAIMIO» der Planergemeinschaft          Luzern vorstellig geworden – mit dem         ieren und mit Hilfe von Machbarkeitsstu-
Nissen Wentzlaff / LUDES Architekten,         Anliegen, gemeinsam zu prüfen, wie die       dien zu prüfen, ob die Standorte die vorge-
Basel wird weiterverfolgt. Das Spital-        notfallmedizinische Versorgung insbe-        schriebenen Anforderungen erfüllen.
gebäude in Wolhusen soll wie geplant          sondere in der Region Entlebuch/Hinter-
modular gebaut werden, sodass künftige        land weiter verbessert werden kann. Das      Kontakt:
Anpassungen für ambulante und statio-         Projekt «Rega-Basis Entlebuch» sieht         Fabienne Müller
näre Angebote einfacher realisiert werden     den Bau einer Einsatzbasis vor. Zusätz-      Mitarbeiterin Kommunikation
können.                                       lich zum Rettungshelikopter könnte dort      Gesundheits- und Sozialdepartement
                                              bei Bedarf und in Absprache mit dem          Telefon 041 228 69 54

Stellungnahme der Ärztegesellschaft Luzern vom 29.03.2021
Spitalneubau und
reduzierter Leistungsauftrag in Wolhusen!
Der Vorstand der Luzerner Ärztegesell-        können das erneute Bekenntnis dazu auch      Deshalb ist uns die nun überraschend
schaft freut sich über die Erteilung der      in der jetzigen Anpassung des Leistungs-     kommunizierte Änderung des Leistungs-
Baubewilligung für den wichtigen Er-          auftrages nur unterstützen.                  auftrages unverständlich. Dieser streicht
satzbau des Spitals Wolhusen. Trotz noch                                                   so gesehen die stationäre medizinische,
hängigen Beschwerden ist der Baube-              Vertrauensbildend sehen wir darin den     chirurgische und gynäkologische Behand-
ginn damit einen entscheidenden Schritt       festen Entschluss das Spital baldmöglichst   lung nahezu vollständig. Damit entfällt die
näher gerückt. Der Gesundheitsdirektor        und so zu bauen, wie es aufgrund des Ent-    Möglichkeit einer operativen nächtlichen
Herr Regierungsrat Graf und der Spital-       scheides von 2014 geplant und dann 2018      Notfallversorgung inklusive Kaiserschnitt.
rat des LUKS haben erneut betont und          konkretisiert wurde. Somit verbleibt ein     Dafür soll die elektive Orthopädie im Sin-
mit Nachdruck zugesichert, dass sie für       wichtiger Arbeitgeber in der Region. Wir     ne eines Prothesenzentrums und die mus-
die Region auch künftig eine wohnorts-        begrüssen das sehr.                          kuloskelettale Rehabilitation ausgebaut
nahe, langfristig gesicherte und qualitativ                                                werden. Diese unbelegte Anpassung des
hochstehende sowie bedarfsgerechte me-           Im Zuge der Konkretisierung dieser        Leistungsauftrages ist aus unserer ärzt-
dizinische Gesundheitsversorgung anbie-       Bauplanung haben sich die Nutzer in Wol-     lichen Beurteilung nicht vereinbar mit
ten wollen.                                   husen seit 2014 laufend konstruktiv ein-     dem 2014 als Grundlage für die Baupla-
                                              gebracht mit dem Ziel, zukunftsgerichtet     nung weitsichtig und breit abgestützt eru-
   So muss auch die Geburtshilfe zur          zu planen. Daher wurden schon früh und       ierten und bestätigten Bedarfs einer regi-
Grundversorgung gehören, was Gesund-          konsequent die Voraussetzungen für die       onalen 24-Stunden Grundversorgung für
heitsdirektor Guido Graf und die Spital-      in der Peripherie erkannte und umgesetz-     die gesamte Bevölkerung im Einzugsge-
leitung bereits 2011 erkannt und dann mit     te Praxis der ambulanten auch operativen     biet des Spitals Wolhusen. An Stelle eines
ihrem Entscheid 2014 bestätigt haben. Wir     Versorgung geschaffen.                       Abbaus müsste der Standort, gerade auch

10  Luzerner Arzt 125 / 2021                                                                                                        2
Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - April 2021/2 Nr. 125
im Hinblick auf die Erfahrungen mit der      Stadt verlegen zu wollen. Da das 2018           darfsgerecht gewährleistet, sondern auch
Corona-Krise, gestärkt werden und könn-      geplante Spital Wolhusen auch mit dem           das, durchzunehmende Versorgungsauf-
te zum Beispiel Teile des Routine-Ange-      darin nach breiter Vernehmlassung ur-           träge aus der ganzen Innerschweiz, zustän-
botes des Zentrumspitals als Entlastung      sprünglich beschlossenen Leistungsange-         dige Zentrumsspital entlastet.
desselben übernehmen. Dieses Konzept         bot ein sehr attraktiver Arbeitsplatz sein
wurde bereits während der Pandemiewel-       wird, kann schon jetzt mit Weitsicht durch        Dieses Angebot können wir im aktuell
len praktiziert und hat sich bewährt         gezielte Weiterbildung dem allgemein im         kommunizierten Leistungsauftrag nicht
                                             Gesundheitswesen drohenden Fachkräf-            mehr erkennen. Wir begrüssen daher die
   Schweizweit ist die Zusammenarbeit des    temangel entgegengewirkt werden. Vo-            darin integrierte Ausgestaltungsmöglich-
Spitals Wolhusen mit ihren Hausärztin-       raussetzung ist aber, eine weiter positiv       keit durch die Hausärzte/-innen zusam-
nen und Hausärzten und dem Zentrum-          belegte und kommunizierte Perspektive           men mit den Spitalärzten/-innen sehr.
spital eines der wohl am Besten funkti-      und eine flexible Unterstützung der Wei-
onierenden Netzwerke von integrierter,       terbildungscurricula.                              Aufgrund des im neuen Leistungsauf-
abgestufter und koordinierter Versorgung.                                                    trag für Wolhusen skizzierten Angebots
Vorbildlich hat sich die Ärzteschaft des        Aufgrund des bisherigen Leistungs-           mit Spezialsprechstunden, Tagesklinik und
Spitals Wolhusen bereits in den letzten 10   spektrums und der angewandten Tech-             ambulantem OP-Zentrum und wenigen
Jahren sowohl im medizinischen, gynäko-      niken und Abklärungen gilt Wolhusen             Überwachungsbetten inkl. Rehabilitation
logischen und chirurgischen Bereich auf      als 1A-Ausbildungsstätte für angehende          sehen wir eine ganz andere Ausrichtung
diejenigen Krankheitsbilder und Eingrif-     Hausärzte/-innen und Fachärzte/-innen.          gegenüber dem jetzigen Spital!
fe beschränkt, welche zeitnah, qualitativ    Gerade in der Grundversorgung und
hochstehend, interdisziplinär mit konti-     Hausarztmedizin braucht man Basiswis-              Aufgrund des im neuen Leistungsauf-
nuierlicher ärztlicher und pflegerischer     sen in klinischer Untersuchung und Ab-          trag für Wolhusen skizzierten Angebots
Betreuung in einem Guss angeboten und        klärung, diese Erfahrungssammlung und           mit Spezialsprechstunden, Tagesklinik und
geleistet werden können. Durch die her-      Kenntnisse der häufigsten 80% umfassen-         ambulantem OP-Zentrum und wenigen
vorragende Zusammenarbeit mit den Kol-       den Krankheitsbilder, kann meist nur in         Überwachungsbetten inkl. Rehabilitation
legen und Kolleginnen des Zentrumsspi-       kleineren Spitäler erlernt werden!              sehen wir eine ganz andere Ausrichtung
tals werden komplexere Eingriffe schon                                                       gegenüber dem jetzigen Spital!
lange konsequent dahin verlegt.                 Die zukünftigen Hausärzte/-innen wol-
                                             len und sollen in der Peripherie weiterge-         Die Geburtshilfe wird aufgrund der
   Den im regierungsrätlichen Beschluss      bildet werden. Die Fachärzte/-innen er-         fehlenden akuten Interventionsmöglich-
erwähnten in den letzten Jahren rasanten     langen in der Peripherie die Grundlagen         keiten nicht mehr möglich sein. Die Not-
Veränderungen in der Medizin, der zuneh-     ihrer Fachspezialitäten (Chirurgie, Ortho-      fallversorgung wie nun vorgeschlagen,
menden Digitalisierung und dem Credo         pädie, Medizin und Gynäkologie). Die zu-        bestünde vorwiegend in der Transport-
ambulant vor stationär wurde dabei im-       nehmende Spezialisierung im Zentrums-           möglichkeit Richtung der anderen städti-
mer Rechnung getragen und entsprechen-       spital erschwert die solide, breit gefächerte   schen Spitäler. Medizinisch gesehen kann
de Anpassungen in den Alltag integriert.     Weiterbildung von Grundversorgern in            keine wirkliche Notfallversorgung mit
Das LUKS hat ein zukunftsweisendes Kli-      der dafür vorgesehenen Zeit. Wir müs-           OP-Intervention, Intubation und Akut-
nikinformationssystem angeschafft, über      sen diese Weiterbildungsmöglichkeiten           versorgung angeboten werden.
welches sowohl standortübergreifend und      erhalten um zukünftige Hausärzte/-innen
direkt mit den Zuweisern als auch mit        ausbilden zu können. Davon profitiert die          Es ist für uns sowie die Kolleginnen
dem Patienten in Schrift, Bild und Ton       Luzerner Bevölkerung.                           und Kollegen im Luzerner Hinterland und
kommuniziert werden kann. Durch si-                                                          Entlebuch bis Malters nicht nachvollzieh-
multanen Zugriff auf Krankenakten und          Für den Vorstand der Luzerner Ärzte-          bar, warum diese Angebotslösung favori-
Videooptionen können sogar Fachärzte/-       gesellschaft ist klar, dass eine bedarfsge-     siert wird.
innen von verschiedenen Standorten eine      rechte qualitativ hochstehende Grund-
gemeinsame Patientenvisite durchführen       versorgung ein zentrales Bedürfnis und             Gleichzeitig verstehen wir Ärzte und
und dadurch den Patienten wohnortsnah        Recht für die Bevölkerung des Einzugs-          Ärztinnen aber die Aufforderung zur Aus-
und zentrumsfern die bestmögliche Be-        gebietes des Spitals Wolhusen ist. Insbe-       gestaltung des definitiven Leistungsange-
handlung ermöglichen.                        sondere aber auch eine notwendige An-           botes durch die betroffenen Zuweiser und
                                             forderung für unsere in der Region tätigen      Spitalärzte/-innen als sehr zielführend und
   Die rasante Entwicklung der digitalen     Hausärzte/-innen.                               lösungsorientiert. Wir danken dem Ge-
Möglichkeiten zeigt, dass eben gerade die                                                    sundheitsdirektor für diese Offenheit und
stationäre Behandlung nicht zentralisiert       Das Spital Wolhusen ist derzeit eine         freuen uns, hier Teil dieser Lösung sein zu
werden muss Hier ergeben sich Lösungen       stationäre Einrichtung und kann nicht nur       können.
welche ebenso sicher wie einfach, dezen-     Drehscheibe der regionalen Gesundheits-
tral, wohnortsnahe und damit nicht nur       versorgung und ambulanten spezialärztli-          Die Ärztegesellschaft Luzern wünscht
fachlich, sondern auch sozial qualitativ     chen Versorgung sein, sondern muss selbst       konstruktiv und zukunftsweisend an einer
hochstehend erfolgen können. Es ist daher    klar vor allem die stationäre Grundversor-      Versorgungsplanung für die Einzugsregi-
unverständlich im Laufe dieser modernen      gung übernehmen können. Damit ist nicht         on von Wolhusen, ja dem ganzen Kanton
Entwicklung Patienten aus der Landre-        nur die Behandlungskette vom Hausarzt           mitzuarbeiten.
gion für stationäre Behandlungen in die      resp. Hausärztin zur Spitalversorgung be-

Vielen Dank für die wohlwollende Prüfung unserer Anliegen.

Freundliche Grüsse
Für den Vorstand der Ärztegesellschaft des Kantons Luzern

Daniel Stäuble          Aldo Kramis               Andreas Hirth                      Ueli Zihlmann
Co-Präsident            Co-Präsident              Präsident Delegiertenrat           Geschäftsführer

                                                                                                                 Luzerner Arzt 125 / 2021    3
                                                                                                                                            11
Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - April 2021/2 Nr. 125
E-HEALTH

Die unendliche Geschichte …
über die Erarbeitung des EDP (Elektronisches Patientendossier)
Neueste Mitteilungen, Rückblick, eine Tabelle über das EPD-Geschehen 2007 – 2022 und anderes mehr

Motivationsversuch um Ihr Interesse zu wecken
In Diskussionen mit Kolleginnen und Kol-                    der Dinge in folgenden Abschnitten zu                 • Kritische Einleitung
legen spüre ich immer wieder, dass viele                    orientieren. Dies soll einerseits ernsthaft,          • Tätigkeit des eHealth Vereins
unter uns wissen wollen, wie es mit dem                     andererseits aber auch kritisch mit der                 Zentralschweiz
Projekt EPD weitergeht, wann mit dessen                     Möglichkeit aus Erfahrungen zu lernen                 • Mitteilung der Stammgemeinschaft
Einführung gerechnet werden kann, wel-                      und das nächste ähnliche Projekt besser,                Axsana XAD
ches der Nutzen – und die Kosten – des                      geschickter, effizienter und zeit- und kos-           • Tabelle des EPD-Geschehens
EPD sein werden und vieles mehr. Ger-                       tensparender anzugehen:                                 von 2007 – 2022 mit Fussnoten
ne versuche ich hier, Sie über den Stand

Kritische Einleitung
Währenddem ich mich mit der «Geschich-                      besteht aus Sequenzen, die in der Men-                Doch glauben wir nicht, dass es sich bei
te des EPD» befasste, kam mir immer                         schenwelt angesiedelt sind. Nein, «roman-             dem Beispiel dieser unendlichen Ge-
wieder der Titel des Jugendromans «Die                      tisch» ist die EPD-Geschichte nicht, schon            schichte um einen Einzelfall handelt. Ge-
unendliche Geschichte» in den Sinn. Es                      eher «dramatisch», aber doch «märchen-                rade heute – Ostersonntag – berichten
handelt sich um einen erstmals 1979 er-                     haft und phantastisch».                               die Medien, dass die Erstellung von drei
schienenen Roman von Michael Ende.                                                                                grossen Rechenzentren für die Armee
Das Werk ist ein zugleich märchenhaf-                       Die Notizen zum eHealth-Verein Zen-                   und die Bundesverwaltung 250 Millionen
ter, phantastischer und romantischer Bil-                   tralschweiz und die Mitteilungen der                  mehr als geplant kosten wird, nämlich 1.1
dungsroman. Der Grossteil der Handlung                      Stammgemeinschaft Axsana sind dabei                   Milliarden Franken, und diese fünf Jahren
spielt in einer Parallelwelt, Phantásien ge-                ernsthaft und wichtig. Der kritische Rück-            später als vorgesehen, nämlich 2028 in Be-
nannt, die durch das Nichts zerstört wird                   blick auf die Erarbeitung des EPD genügt              trieb genommen werden.
– immer größere Teile des Reiches ver-                      wissenschaftlichen Kriterien nicht, ist aber
schwinden einfach, ohne dass etwas davon                    den Tatsachen entsprechend und könnte                 Ob es uns gelingen wird, aus dem Gesche-
zurückbleibt. Eine Art Rahmenerzählung                      doch auch etwas lehrreich sein (Tabelle).             hen zu lernen? Hoffen wir es!

Kurzbericht über die Tätigkeit des eHealth-Vereins Zentralschweiz
Im eHealth-Verein Zentralschweiz sind                       men. Die Aktionäre prüfen zurzeit, wie                ist – mit der technischen Inbetriebnahme
die GSD Luzern und OW, LUKS, lups,                          sie der axsana hier Unterstützung leisten             starten. Vorerst ist pro Kanton eine – von
KSOW, KSNW, Hirslandenklinik St. Anna,                      können. Das EPD soll nun im Jahr 2021                 der axsana bereitgestellt – Dossier-Eröff-
Apothekerverein LU, Spitexverband LU,                       gestartet werden. Der eMediplan-Pilot                 nungsstelle geplant (Partner-Apotheke der
MediX Luzern, CURAVIA LU, die Pati-                         konnte wie geplant im November 2020 an                axsana). Weitere Eröffnungsstellen wer-
entenstelle ZS und die Ärztegesellschaft                    die Hand genommen werden.                             den in Absprache mit dem Verein eHZ
des Kantons Luzern vertreten. Er wird                                                                             folgen. Auf die Frage, wie die Information
vom Geschäftsführer Rolf Korner sehr gut                    Planung Vereinsjahr 2021                              der Bevölkerung rund um den EPD-Start
geführt.                                                    Aktuell ist geplant, dass das EPD im Früh-            geplant ist, informieren Rolf Korner und
                                                            jahr 2021 mit einer Pilotphase startet (we-           Hanspeter Bättig (GSD), dass der Bund
Im Jahre 2020 standen die Vorbereitung                      nig Volumen, keine Werbung). Frühestens               in Zusammenarbeit mit den Kantonen
der EPD-Einführung und der «eMedi-                          gegen Ende 2021 ist der EPD-Vollbetrieb               daran ist, ein entsprechendes Kommu-
plan» im Zentrum. Leider hat sich die                       geplant. Die EPD-Einführungsplanung                   nikationskonzept zu erstellen und eine
EPD-Einführung vor allem wegen der                          ist aber weiterhin stark abhängig von                 professionelle PR-Agentur sucht, die hier
sehr komplexen Zertifizierungs-Arbeiten                     Rahmenbedingungen (vor allem Stand                    Unterstützung anbietet. Diese nationale
verzögert. Die Stammgemeinschaft axsa-                      der Zertifizierung/Akkreditierung), wel-              EPD-Info-Kampagne wird voraussichtlich
    Vereinsjahr 2021
na kämpft wegen der verzögerten EPD-
Einführung u.a. mit finanziellen Proble-
                                                            che heute noch nicht vollständig klar sind.
                                                            Die axsana wird – sobald sie zertifiziert
                                                                                                                  anfangs 2022 starten

                                                                  2021                                                                 2022

                                                 EPD-Pilot                                              EPD-Vollbetrieb (national)
       EPD

                     Vorbereitung
                                                 kontrolliert, reduzierter Umfang (wenige Dossiers)     alle Einwohnerinnen/Einwohner (viele Dossiers)
                                    z.B. 15.4.

                                                       Eine DES pro Kanton via XAD
       DES

                                                                                                       Viele DES via XAD und ev. GE eHZ
       Info/PR

                                                         Info u.a. via www.ehzs.ch                    Infokampagne EPD Bund/Kantone/SG

                                                 eMediplan im eHZ-Raum ausbreiten (inkl. LUKS)
12  Luzerner Arzt 125 / 2021                                                                                                                              1
       B2B
Info u.a. via www.ehzs.ch              Infokampagne EPD Bund/Kantone/SG

      Info/P
                                      eMediplan im eHZ-Raum ausbreiten (inkl. LUKS)
      B2B
                                      Weitere eHealth-/EPD-Anwendungen prüfen

                                                     2021                                                        2022

DES = Dossiereröffnungsstelle
                                                                                                                                         9

Aktueller Stand der EPD-Einführung
Betriebsstart der XAD-Stammgemeinschaft
Mitteilung der axsana AG / XAD-Stammgemeinschaft

Wir haben heute (1. April 2021) die der          muss. Die Vorbereitungsarbeiten für die       Für die Gesundheitseinrichtungen bedeu-
XAD-Stammgemeinschaft angeschlosse-              auf Anfang April 2021 geplante Inbetrieb-     tet die jetzige Situation folgendes:
nen Gesundheitseinrichtungen über den            nahme wurden bereits gestoppt.
aktuellen Stand der EPD-Einführung und                                                         • Für die bereits angeschlossenen rund
des Betriebsstarts der XAD-Stammge-              Um möglichst rasch Klarheit zum weite-          300 Gesundheitseinrichtungen besteht
meinschaft informiert                            ren Vorgehen zu erlangen, führen axsana         kein unmittelbarer Handlungsbedarf.
                                                 und Swisscom intensive Gespräche mit            Die internen Vorbereitungsarbeiten
Nach dem Inkrafttreten des Bundesge-             dem Bund. Sie verfolgen dabei zwei un-          können grundsätzlich weitergeführt wer-
setzes über das elektronische Patienten-         mittelbare Ziele:                               den, wobei der Zeitpunkt des tatsächli-
dossier (EPDG) im Jahr 2017 hätte Mitte                                                          chen Betriebsstarts aus den vorstehend
April 2020 das elektronische Patienten-          Zum einen wird axsana per sofort die            genannten Gründen nicht genannt wer-
dossier (EPD) schweizweit in Betrieb sein        KPMG als einzige akkreditierte Zertifizie-      den kann.
sollen. Die Einführung des EPD steht je-         rungsstelle mit dem formalen Abschluss        • Für beitrittsbereite Gesundheitseinrich-
doch – mit Ausnahme der formalen Zer-            der Zertifizierung beauftragen. Dabei soll-     tungen ändert sich nichts. Für die internen
tifizierung zweier regionaler Stammge-           ten die detailliert vorgegebenen und nach-      Vorbereitungen muss ohnehin mit einer
meinschaften – bis heute immer noch aus.         weislich absolvierten und bestandenen           Dauer von 6 bis 12 Monaten gerechnet
                                                 applikatorischen Überprüfungen, Intero-         werden, unabhängig vom tatsächlichen
Die Gründe für diese massive Verzöge-            perabilitäts-Tests und IT-Sicherheitsprü-       Betriebsstart. Axsana bearbeitet den Bei-
rung sind vielfältig. Sie liegen in unreifen     fungen der technischen Infrastruktur der        tritt von Gesundheitseinrichtungen zur
regulatorischen Vorgaben, aufwändigen            Swisscom rasch bestätigt werden können.         XAD-Stammgemeinschaft unverändert
Zertifizierungs- und Akkreditierungsver-         Im Übrigen soll sich KPMG rasch auch            weiter.
fahren, verspätet verfügbaren elektroni-         den Überblick über hunderte von bereits       • Die Rechnungsstellung für die Jahresge-
schen Identitäten, technischem Nachbes-          geprüften organisatorischen und betrieb-        bühren 2021 wird sistiert, bis der Fahr-
serungsbedarf u.a.m.                             lichen Dokumenten verschaffen, um die           plan für den Betriebsstart verbindlich
                                                 Zertifizierung innert kurzer Zeit abschlie-     festgelegt ist.
Von den Schwierigkeiten rund um die              ssen zu können.                               • Die gesetzliche EPD-Anschlusspflicht
EPD-Einführung ist auch die XAD-                                                                 für die stationären Gesundheitseinrich-
Stammgemeinschaft mit Swisscom als               Zum anderen setzen sich axsana und die          tungen sowie die Übergangsfrist für Hei-
Technikprovider betroffen. Ihr Einzugs-          ihr angeschlossenen Kantone sowie Swis-         me bis 15. April 2022 gelten weiterhin.
gebiet erstreckt sich derzeit über vier-         scom für die rasche Lösung der nach wie
zehn Kantone der Deutschschweiz und              vor offenen technischen, organisatori-        Eine provisorische Betriebsaufnahme im
umfasst bereits mehr als 300 Leistungs-          schen und finanziellen Fragen sowie für       Sinne eines Pilotbetriebs wird vom Bund
erbringer. Aufgrund des langwierigen             die Schaffung von geeigneten Rahmen-          leider aus rechtlichen Gründen nicht er-
Zertifizierungsverfahrens sah sich axsana        bedingungen ein, um das EPD erfolgreich       laubt. Ein Go-Live auf den produktiven
als deren Betreiberorganisation seit April       einführen und nachhaltig etablieren zu        Umgebungen darf daher erst nach Ertei-
2020 bereits mehrfach gezwungen, den             können. Sie sind überzeugt, dass mit der      lung des Stammgemeinschafts-Zertifikats
Betriebsstart zu verschieben. Zwar sind          Beseitigung von Doppelspurigkeiten so-        erfolgen. Sobald dieser Zeitpunkt ver-
die technische Infrastruktur und die Be-         wie mit klar geregelten Zuständigkeiten       bindlich genannt werden kann, erfolgt die
triebsorganisation seit Monaten einsatzbe-       ein nutzstiftendes und wirtschaftlich be-     nächste Information.
reit – sie sind aber aufgrund der noch nicht     treibbares EPD-Schweiz realisiert werden
erfolgten Akkreditierung der Zertifizie-         kann.                                         Die axsana und die ihr angeschlossenen
rungsstelle SQS blockiert. Die Schweize-                                                       Kantone sowie Swisscom bedanken sich
rische Akkreditierungsstelle SAS hat nun         axsana und die ihr angeschlossenen Kan-       für Ihr Verständnis und für Ihr weiteres
klargestellt, dass diese Akkreditierung          tone sowie Swisscom bedauern es sehr,         Engagement auf dem herausfordernden
noch mindestens weitere sechs Monate in          dass die Einführung des EPD in der            Weg zu einem EPD für die Schweizer Be-
Anspruch nehmen wird.                            Schweiz trotz dem grossen Engagement          völkerung.
                                                 aller Beteiligten bis heute nicht erfolgen
Unmittelbare Folge der weiteren, unbe-           konnte. Sie sind aber zuversichtlich, dass    Beste Grüsse
stimmten Verzögerung der Akkreditie-             sich mit den nun eingeleiteten Schritten      Samuel Eglin
rung der Zertifizierungsstelle SQS ist,          und mit der raschen Änderung der Rah-
dass der Betriebsstart der XAD-Stamm-            menbedingungen die Zielsetzung des            Dr. Samuel Eglin
gemeinschaft erneut verschoben werden            EPD noch erreichen lässt.                     Geschäftsführer

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