INITIATIVE MINUS 15 PROZENT - will "Spitalskeime" reduzieren und nimmt Politik in die Pflicht - Plattform Patientensicherheit
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ONLINE-ROUND TABLE INITIATIVE MINUS 15 PROZENT will „Spitalskeime“ reduzieren und nimmt Politik in die Pflicht 4.500 bis 5.000 Menschen sterben jedes Jahr in Österreich an nosokomialen Infektionen („Spitalskei- me“), etwa fünfmal so viele wie im Straßenverkehr. Operationsbezogene Wundinfektionen („surgical site infections“, SSI) zählen zu den häufigsten nosokomialen Infektionen. Das müsste nicht so sein, viele Todes- fälle als Folge von Spitalskeimen könnten durch entsprechend konsequentes und professionelles Vorgehen vermieden werden. Die von der „Initiative Sicherheit im OP“ (SIOP) und der Österreichischen Plattform Patientensicherheit gegründete „Initiative minus 15 Prozent“ strebt deshalb eine Verringerung der noso- komialen Infektionen in Österreich innerhalb der nächsten fünf Jahre um 15 Prozent an. Sie appelliert an die Politik, erwartet von ihr konkrete und verbindliche Vorgaben, und fordert ein klares Commitment und die erforderlichen Rahmenbedingungen zum Erreichen des Minus-15-Prozent-Ziels. Die Coronakrise hat die Bedeutung der Infektionsprophylaxe besonders deutlich gemacht und gezeigt, welche Anstrengungen möglich sind. Dieses neue Bewusstsein und Engagement gilt es auch für die Prä- vention von Spitalskeimen zu nützen. Bei einem Online-Round-Table in den Räumlichkeiten der APA kamen am 1. Juli 2021 Expertinnen und Ex- perten aus den Bereichen Medizin, Wissenschaft, Krankenhausmanagement, Pflege und Patientenanwalt- schaft zusammen, um aus ihrer Perspektive jeweils drei Vorschläge zum Erreichen dieses Ziels zu machen und zu diskutieren. DIE TEILNEHMERINNEN UND TEILNEHMER O Dr. Gerald BACHINGER O Univ.-Prof. Dr. Klaus MARKSTALLER Sprecher der österreichischen Patienten- Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensiv- und Pflegeanwältinnen und -anwälte (zugeschaltet) medizin und Schmerztherapie, MedUni Wien/AKH Wien; Past Präsident der ÖGARI O Dr. Alexander BLACKY Facharzt für Hygiene; Vorstandsmitglied der O Dir. Christian SCHROFFENEGGER, MSc, Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaus- Verwaltungsdirektor und Prokurist des hygiene und Mikrobiologie (ÖGKH) gemeinnützigen und öffentlichen Akut- krankenhauses der Elisabethinen in Graz O Dir.in Dr.in Brigitte ETTL Ärztliche Direktorin an der Klinik Hietzing; O DGKP Josef ZELLHOFER Präsidentin der Österreichischen Plattform Vorsitzender der ÖGB/ARGE-Fachgruppenvereinigung Patientensicherheit für Gesundheits- und Sozialberufe O Dr.in Maria KLETECKA-PULKER Geschäftsführerin der Österreichischen Plattform Moderation: Patientensicherheit, Direktorin des LBI Digital Health Mag. Roland BETTSCHART and Patient Safety Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung 1
men 10.000 bis 12.000 Euro zusätzliche Behand- Dir. Dr. in in lungskosten und verursacht eine Verlängerung des Anna Rauchenberger BRIGITTE ETTL Krankenhausaufenthaltes um das 2½- bis 3-Fache. Die Plattform Patientensicherheit und die Initia- Ärztliche Direktorin tive Sicherheit im OP haben dieser Entwicklung an der Klinik Hietzing; Rechnung getragen. So wurde das Expertenpapier Präsidentin der „Haftung bei nosokomialen Infektionen – Wie Kran- Österreichischen kenanstalten ihre Patientinnen und Patienten, ihre Plattform Patienten- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sich selbst sicherheit schützen können“ erarbeitet. Das Thema Haftung im Zusammenhang mit nosokomialen Infektionen wird wohl in Zukunft an Relevanz gewinnen. Da- mit rückt die Frage der bestmöglichen Prävention sowie Absicherung für den Ernstfall verstärkt in L aut einer Schätzung des European Centre for Di- den Fokus von Institutionen, Berufsgruppen und sease Prevention and Control (ECDC) erkranken Einzelpersonen. über 4,1 Millionen Menschen in Europa jährlich an einer nosokomialen Infektion. Ganz allgemein kann 3. Patient Empowerment: Patientinnen und Patienten man sagen: Antibiotikaresistente Infektionen sind auf müssen in die Abläufe eingebunden werden und dem Vormarsch und gefährden die öffentliche Ge- eine aktive Rolle spielen. Dass auch Patienten einen sundheit. Gerade die Pandemie hat die Bedeutung von positiven Beitrag zu mehr Patientensicherheit leis- Hygiene und Infektionsprophylaxe deutlich gemacht. ten könnten, rückt erst langsam in das Bewusstsein der Verantwortlichen. Beobachtungen der Patien- Als Präsidentin der Österreichischen Plattform Patien- tinnen und Patienten sowie von deren Angehörigen tensicherheit und Ärztliche Direktorin der Klinik Hiet- sind für das Gesundheitspersonal sehr wertvoll. Wir zing ist es mir ein besonderes Anliegen, das Bewusst- dürfen nicht vergessen: Sie sind die Einzigen, die sein für dieses Thema hochzuhalten. Mit der „Initiative den gesamten Prozess eines Krankenhausaufent- Sicherheit im OP“ setzen wir daher seit Jahren Schwer- haltes erleben. Aus diesem Grund hat die Plattform punkte wie die aktuelle „Initiative minus 15 Prozent“, um Patientensicherheit Publikationen wie den Folder nosokomiale Infektionen in Österreich zu reduzieren. „Sicher ist sicher“ oder das Patientenhandbuch he- Dafür braucht es die Zusammenarbeit und das Com- rausgegeben, um Patient Empowerment zu stärken. mitment aller vor Ort Involvierten, aber auch der Sys- tempartner und der Politik. Aus meiner Sicht sind drei Schwerpunkte und Aspekte besonders zu beachten: 1. Hygiene- und Schulungsprogramme: Hygiene- und Schulungsprogramme können die Patienten- und Mitarbeitersicherheit in diesem Bereich massiv verbessern. Das ECDC geht davon aus, dass 20 bis 30 Prozent aller nosokomialen Infektionen durch entsprechend intensive Hygiene- und Kontroll-Pro- gramme vermieden werden können. Dies beginnt bei einfachen Schritten wie Händedesinfektion. Im Rahmen des Austrian Patient Safety Awards, den die Österreichische Plattform Patientensicherheit alle zwei Jahre vergibt, um innovativen und erfolg- reichen Projekten zum Thema Patientensicherheit eine Bühne zu geben, zeichnen wir auch immer wie- der Initiativen in diesem Bereich aus. Beim letzten Award wurde zum Beispiel das AUVA-Unfallkran- kenhaus Klagenfurt mit dem Projekt „Der Hygiene- O Hygiene- und Schulungsprogramme Co-Pilot – ein innovativer interdisziplinärer Ansatz weiter ausbauen zur Verringerung nosokomialer Infektionen“ ausge- O Volkswirtschaftliche und juristische zeichnet und als Best-Practice-Beispiel präsentiert. Komponenten verstärkt berücksichtigen 2. Volkswirtschaftliche und juristische Komponenten: O Patient Empowerment stärken Jeder Infektionsfall kostet laut Gesundheitsökono- 2
Dr. ALEXANDER O Kompetente präoperative Hautantisepsis Anna Rauchenberger BLACKY O Erreger durch Abstrich des Nasenvorhofs feststellen Facharzt für Hygiene; Vorstandsmitglied der O Hygieneteams stärken Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie Dr.in MARIA Anna Rauchenberger (ÖGKH) KLETECKA- PULKER E Geschäftsführerin ine Operation beginnt wesentlich früher als in der Österreichischen dem Moment, in dem das Skalpell in den Körper Plattform Patienten- eindringt. Schon vorher sind wichtige Maßnahmen sicherheit; Direktorin erforderlich. Aus der Sicht des Hygienikers gibt es hier des LBI Digital Health sehr vieles zu befolgen, wobei drei Maßnahmen ganz and Patient Safety besonders zu betonen sind. 1. Kompetente präoperative Hautantisepsis: Die prä- W operative Hautantisepsis hat in der Prävention einen ir wissen aus aktuellen Umfragen, welche hohe hohen Stellenwert. Sie muss kompetent durchge- Bedeutung nosokomiale Infektionen bei den führt werden, das bedeutet z. B. die richtige Technik Patientinnen und Patienten haben. Jetzt geht oder die Verwendung geeigneter Wirkstoffe bzw. es darum, die Hygienestandards der COVID-Pandemie deren Kombination bei ausreichend langer Einwirk- beizubehalten und ein entsprechendes Problembe- zeit. Das sollte nicht von Operierenden an andere wusstsein der Menschen wachzuhalten. im OP anwesende Personen oder Berufsgruppen delegiert werden. Aus meiner Sicht sind drei besonders wichtige Forde- rungen die folgenden: 2. Erreger durch Abstrich des Nasenvorhofs feststel- len: Ein nicht unbeträchtlicher Anteil von SSI ist 1. Die Beibehaltung strenger Hygienestandards in den dadurch bedingt, dass Patienten zeitweise Träger Krankenhäusern. (z. B. häufig im Nasenvorhof) des Erregers Sta- 2. Die Awareness der Patienten durch Aufklärung und phylococcus aureus sind. Mit diesem Bakterium Information wachzuhalten. besiedelte Personen haben ein deutlich erhöhtes 3. Nicht nur in Krankenhäusern, sondern möglichst Risiko (bis zu 20 Prozent) einer Wundinfektion bei auch im Alltag auf das Händeschütteln zu verzichten einer OP. Durch einen Abstrich des Nasenvorhofs und auch andere Hygienemaßnahmen aus der Zeit kann dieser Erreger leicht festgestellt und mittels der Pandemie beizubehalten. lokaler Behandlung und antiseptischen Waschungen beseitigt werden. Mit einem regelmäßigen Scree- Dabei sind systematisch erhobene Daten und deren ning bei geplanten Eingriffen ließen sich so bedingte Verknüpfung das Um und Auf, um nicht im wissen- Wundinfektionen leicht vermeiden. schaftlichen Blindflug vorzugehen. Wir brauchen evi- denzbasiertes Wissen, um die Wirksamkeit einzelner 3. Hygieneteams stärken: Die Hy- Maßnahmen bewerten zu können, und das erfordert gieneteams müssen gestärkt und Studien, Evaluierung und Tests. auf den planmäßigen Sollstand ge- bracht werden, damit sie die hy- gienisch relevanten Maßnahmen O Beibehaltung strenger Hygienestandards in zur Verhinderung von postopera- Krankenhäusern. tiven Wundinfektionen etablieren O Awareness der Patienten durch Aufklärung und begleiten können. Dazu zählt auch ein aussagekräftiges Überwa- und Information chungssystem für SSI, dessen systematische Pflege O Hygienemaßnahmen aus der Zeit der für die Auswahl der bestmöglichen Maßnahmen bei Pandemie beibehalten bestimmten Patienten sehr aufschlussreich sein kann. 3
teur für die nächste Operation das OP-Zentrum, Dir. CHRISTIAN wird eine neue OP-Bereichskleidung verwendet. Anna Rauchenberger SCHROFFENEG- Sucht der Operateur zwischen den Operationen GER, MSc hingegen schnell die Ambulanz, die Endoskopie oder die Station auf, trägt er beim Verlassen des Verwaltungsdirektor OP-Zentrums über der OP-Bereichskleidung ei- und Prokurist des nen weißen Mantel. Betritt er anschließend für gemeinnützigen und die nächste Operation das OP-Zentrum, wird der öffentlichen Akut- weiße Mantel abgelegt und die OP-Bereichsklei- krankenhauses der dung gewechselt. Damit ist sichergestellt, dass eine Elisabethinen in Graz mögliche Kontamination in den anderen Bereichen nicht in den OP-Saal eingeschleppt wird. 3. Konsequente Händedesinfektion: Wir achten ganz W undinfektionen sind für Patienten gefährlich besonders auf eine konsequente Händedesinfektion und belastend – außerdem ist ihre Behandlung unser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Beim Ein- im Spital in der Regel äußerst kostenintensiv. tritt neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt Sie ist mit Abstand viel teurer als gut gesetzte prä- es diesbezüglich eine eigene Hygieneschulung, ventive Maßnahmen. Wir haben uns deshalb im Akut- bei der alle relevanten hygienischen Maßnahmen krankenhauses der Elisabethinen in Graz bemüht, eine den neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von bestmögliche Ausgangssituation zur Vermeidung von unserer Hygienefachkraft mitgeteilt werden. Des SSI zu schaffen. Dazu drei Beispiele: Weiteren nehmen wir bereits seit 2011 all- 1. Ausschließlich Einweg-OP-Abdeckungen und -Mäntel: jährlich an der Aktion Im OP-Bereich verwenden wir ausschließlich Ein- „Saubere Hände“, initi- weg-OP-Abdeckungen inklusive Einwegmäntel. iert vom Gesundheits- Diese OP-Komplettsets beinhalten nicht nur die fonds Steiermark, teil. Einweg-OP-Abdeckungen und Einwegmäntel für Ziel dieser Aktion ist die Operationen, sondern größtenteils auch die es, eine Optimierung gesamten Verbrauchsmaterialien für die jeweili- der Compliance der gen standardisierten Operationen. Durch diese Händedesinfektion Vorgehensweise schaffen des Personals in den steirischen Gesundheitsein- wir mit wenigen Hand- richtungen zu erreichen und damit verbunden eine griffen eine äußerst effi- Reduktion Gesundheitssystem-bezogener Infektio- ziente und hygienisch gut nen zum Schutz der Patientinnen und Patienten, durchdachte Vorberei- aber auch zum Schutz des Gesundheitspersonals tung und Durchführung in den jeweiligen Einrichtungen. der jeweiligen Operatio- nen. Diese Arbeitsabläufe Das Einhalten dieser drei Maßnahmen lässt sich mithil- sorgen gleichzeitig auch fe von sogenannten Messkennzahlen gut überprüfen. für große Ruhe und wenig Ist zum Beispiel der Einsatz der OP-Bereichskleidung Bewegungen im OP-Saal im Verhältnis zur Operationszahl auffallend niedrig? und tragen ebenfalls zur Gibt es negative Abweichungen vom errechneten op- Infektionsprophylaxe bei. timalen Verbrauch von Händedesinfektionsmittel pro Ein weiteres stichhaltiges Monat und Station? Generell müssen bei steigenden Argument ist die Tatsache, Infektionszahlen der gesamte Arbeitsprozess analy- dass Einwegprodukte im- siert, die richtigen Schlussfolgerungen daraus gezogen mer neu sind, Mehrweg-Textil-Abdeckungen hin- und Prozesse verbessert werden. gegen Dutzende Male aufbereitet werden. 2. Verantwortungsbewusster Umgang mit OP-Bereichs- O Ausschließlich OP-Komplettsets mit kleidung: Sorgfältiger und verantwortungsbewuss- Einweg-OP-Abdeckungen und -Mänteln ter Umgang mit der OP-Bereichskleidung ist für uns besonders wichtig. In der Regel legt der Operateur O Verantwortungsbewusster Umgang mit beim Verlassen des OP-Zentrums die OP-Bereichs- OP-Bereichskleidung kleidung (grün oder blau) ab und wechselt auf die O Konsequente Händedesinfektion übliche Dienstkleidung (weiß). Betritt der Opera- 4
DGKP JOSEF Univ.-Prof. Dr. Anna Rauchenberger Anna Rauchenberger ZELLHOFER KLAUS Vorsitzender der MARKSTALLER ÖGB/ARGE-Fachgrup- Universitätsklinik für penvereinigung für Anästhesie, Allgemei- Gesundheits- ne Intensivmedizin und Sozialberufe und Schmerztherapie, MedUni Wien/AKH Wien; Past Präsident der ÖGARI W N ährend der COVID-Pandemie wurde die hohe osokomiale Infektionen und Sepsis sind für Patien- Arbeitsdichte bei den Mitarbeiterinnen und tinnen und Patienten lebensbedrohlich. Die Inzi- Mitarbeitern in den Krankenhäusern einmal denz an Sepsis beträgt in der EU ca. 0,1 Prozent, mehr besonders deutlich. Es ist inzwischen aus zahl- die Sterblichkeit liegt bei 50 Prozent. Gleichzeitig sind reichen internationalen Studien bekannt, dass Arbeits- mindestens 20 bis 30 Prozent der Fälle vermeidbar, überlastung in der Pflege ein Risikofaktor für höhere sodass aus ethischer und ökonomischer Sicht Hand- nosokomiale Infektionsraten ist. lungsbedarf besteht. Ich schlage daher drei zentrale Maßnahmen vor: Aber Infektionsgefahren drohen auch aus einer ganz anderen Richtung: Wir wissen, dass in Krankenhäusern 1. Verpflichtendes Intensivregister: Ein zentrales, ver- rund ein Drittel der Keime über die Luft übertragen pflichtendes nationales Intensivregister. Zu klären wird, was eine konsequente Kontrolle der Klimaanlagen ist noch, wer es betreiben soll: das Gesundheits- erforderlich macht. ministerium, das ÖBIG, die Ärztekammer? Meine Empfehlungen: 2. Benchmarks: Das Erstellen von Benchmarks und deren Überprüfung als verpflichtende Qualitäts- 1. Mehr Pflegepersonen: Mehr Pflegepersonen pro management-Maßnahme. Zum Beispiel könnte das Patient als bisher, die bedarfsgerecht geschult und Projekt A-IQI (Austrian Inpatient Quality Indica- eingesetzt werden und sich im erforderlichen Um- tors), eine bundesweit einheitliche Ergebnisquali- fang um die Patienten kümmern können. tätsmessung aus Routinedaten, ausgebaut werden. 2. Patienten einbeziehen: Patienten sollten intensiver 3. Entwicklung von Früherkennungsmodalitäten: Ein- in Hygienekonzepte einbezogen werden und darü- bindung von innovativen Industriepartnern zur Er- ber informiert werden, welche Beiträge sie dabei probung und Entwicklung von Früherkennungsmo- selbst leisten können. Das reicht von der richtigen dalitäten, eventuell unter Einbindung des Ludwig Körperhygiene vor einer Operation über konse- Boltzmann Institute for Digital Health and Prevention. quentes Händewaschen und Handdesinfizieren bis zur entsprechenden Vorsicht beim Türöffnen. Eine Kontrolle der Wirksamkeit der gesetzten Maß- nahmen müsste über die Publikation der Benchmarks 3. Verpflichtendes Meldesystem: Wir brauchen ein ver- und der zugrundeliegenden Methode erfolgen, den pflichtendes Meldesystem für nosokomiale Infektio- Nachweis des Aufbaus eines aussagefähigen ICU nen, das öffentlich einsehbar ist. Die damit möglich (Intensive Care Unit)-Registers, sowie die Förderung gewordene Vergleichbarkeit sollte der Bereitschaft und Publikation klinischer Studien zur Prävention so- der Krankenhäuser, zielführende Maßnahmen gegen wohl intra- wie extramural. Infektionen einzusetzen, zusätzliche Impulse ver- leihen. O Ein zentrales, verpflichtendes nationales Intensivregister O Erstellen von Benchmarks und deren O Mehr Pflegepersonen pro Patient Überprüfung als QS-Maßnahme O Patienten einbeziehen O Entwicklung von Früherkennungs- O Verpflichtendes Meldesystem modalitäten 5
erfolgen. Derzeit gibt es noch Schwierigkeiten bei der Umsetzung, aber hier muss mit vollster Energie Patienten- und Pflegeanwaltschaft und bestmöglichem Ressourceneinsatz weiterge- arbeitet werden. Die Umsetzung umfasst derzeit mit der Total-Endoprothese des Hüftgelenks und der Gallensteinentfernung zu wenig Bereiche von postoperativen Infektionen sowie Infektionen auf Intensivabteilungen. Ein umfassender Ansatz ist hier rasch erforderlich, um bessere Transparenz für die Einrichtungen im Gesundheitswesen und die Patienten zu erzielen. 3. Patienten-Entschädigungsfonds: Hier ist eine Aus- Dr. GERALD BACHINGER weitung und bessere Dotierung erforderlich, weil Sprecher der österreichischen das für eine Entlastung im Verhältnis Patienten- Patienten- und Pflegeanwältinnen Gesundheitspersonal sorgt und den Haftungsdruck und -anwälte von den Gesundheitsberufen nimmt. W Es bedarf verpflichtender rechtsverbindlicher Maßnah- ährend der COVID-Krise hat man gesehen, men im Bereich der internen Qualitätssicherung, aber was in der Infektionsprävention alles möglich auch externer Maßnahmen wie Qualitätstransparenz. ist. Jetzt geht es generell darum, nachhaltig Ich befürworte nicht nur Sanktionen, sondern auch an diesem Thema dranzubleiben und nicht in die alten gut gesetzte Anreize im Sinne von „Pay for Quality“: Verhaltensweisen zurückzufallen. Meine Vorschläge: Beim Erreichen bestimmter klar definierter Ziele kann es zum Beispiel für ein Krankenhaus einen Zuschlag zu 1. Qualitätsvorgaben Hygiene: Der bereits bestehende den LKF-Punkten geben. Qualitätsstandard „Organisation und Strategie der Krankenhaus-Hygiene“ muss verbindlich gemacht werden. Eine Empfehlung, wie derzeit vorgesehen, O Qualitätsstandard „Organisation und genügt nicht. Die Inhalte sind unbestritten und Strategie der Krankenhaus-Hygiene“ müssen daher lückenlos und ausnahmslos umgesetzt verbindlich machen werden. Das Gesundheitsqualitätsgesetz bietet hier O Systematische Erfassung von nosokomialen die rechtliche Grundlage und Möglichkeit. Infektionen beschleunigen 2. Systematische Erfassung von nosokomialen In- O Ausweitung und bessere Dotierung des fektionen: Ein Surveillance-System wurde bereits Patienten-Entschädigungsfonds 2016 beschlossen, ein erster Bericht sollte 2018 Anna Rauchenberger Mit freundlicher Unterstützung von: Impressum: Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Initiative „Sicherheit im OP“, c/o B&K – Bettschart & Kofler Kommunikationsberatung GmbH, 1090 Wien, Den Videomitschnitt zum Round Table Liechtensteinstraße 46a; Redaktion: Mag. Roland Bettschart; Fotos: Hartmann, finden Sie unter: www.sicherheitimop.at/ Adobe Stock, Shutterstock; Lektorat: Susanne Hartmann; Grafik: Patricio Handl video-zum-online-round-table www.sicherheitimop.com 6
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