Inklusionsbarometer Arbeit - Ein Instrument zur Messung von Fortschritten bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung auf dem deutschen ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inklusionsbarometer Arbeit Ein Instrument zur Messung von Fortschritten bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung auf dem deutschen Arbeitsmarkt 2. Jahrgang (2014) In Kooperation mit:
Inhalt Arbeit 1 Vorwort 3 1. Einleitung 4 2. Forschungsstand 6 3. Projektziel 8 4. Das Inklusionsbarometer 9 4.1 Definition von „Menschen mit Behinderung“ 9 4.2 Inklusionslagebarometer 10 4.3 Inklusionsklimabarometer 20 4.4 Inklusionsbarometer (Gesamtergebnis) 30 5. Meinungen und Einstellungen von Arbeitgebern ohne Beschäftigte mit anerkannter Schwerbehinderung 32 6. Fazit und Handlungsempfehlungen 34 Anhang: Ergebnisse der Umfrage 36 1. Meinungen und Einstellungen von Arbeitnehmern mit anerkannter Schwerbehinderung 36 2. Meinungen und Einstellungen von Arbeitgebern von Beschäftigten mit anerkannter Schwerbehinderung 47 3. Meinungen und Einstellungen von Arbeitgebern ohne Beschäftigte mit anerkannter Schwerbehinderung 60 Impressum 74 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen gelegentlich auf die gleichzeitige Ver wendung von weiblicher und männlicher Form verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen, sofern es sich nicht aus dem Kontext anders ergibt, beziehen sich gleichermaßen auf Frauen und Männer.
Inklusionsbarometer Seite 3 Vorwort Mit der ersten Ausgabe des Inklusionsbarometers Arbeit haben wir im vergangenen Jahr neue Wege beschritten. Nun liegt die zweite Ausgabe des Inklusionsbarometers vor und wir können in diesem Jahr erstmals Entwicklungen aufzeigen und Vergleiche ziehen. Die Veränderungen sind nach einem Jahr erwartungsgemäß klein und deuten eher Tendenzen an als große Sprünge. Der Gesamtwert des Index‘ hat einen kleinen Schritt in Richtung Verbesserung gemacht, aber erst der Blick auf die einzelnen Indikatoren und Umfrage ergebnisse zeigt uns das umfassendere Bild hinter dem Gesamtwert: Eine erfreuliche Ent wicklung sehen wir bei der Beschäftigungsquote von Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh mern mit schwerer Behinderung. Mit 4,6 Prozent nähert sich diese Quote dem gesetzlich vorgeschriebenen Anteil von fünf Prozent an. Die Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten weist einen Rückgang von 14,1 auf 14 Prozent auf, liegt aber noch immer deutlich über der allgemeinen Arbeitslosenquote von 8,8 Prozent. In der diesjährigen Analyse haben wir erstmals auch eine regionale Auswertung durchge führt. Auffallend ist hier, dass das ökonomische Musterland Baden-Württemberg im Teilindex zur Inklusionslage auf dem letzten Platz liegt und auch der wirtschaftlich starke Freistaat Bayern deutlich hinter den ostdeutschen Bundesländern einschließlich Berlin zurückbleibt. Gerade im Osten aber, wo der Fachkräftemangel bereits spürbar ist, setzen die Unterneh men auf Menschen mit Behinderung. Das mag den Arbeitgebern in Regionen, die den Man gel an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – noch! – nicht spüren, ein Hinweis darauf sein, wo die Zukunft der Personalsuche liegt. Warum überhaupt verzichten Unternehmen auf die Fähigkeiten von Menschen mit Behinde rung? Um dem auf den Grund zu gehen, haben wir in diesem Jahr eine Sonderbefragung bei Betrieben ohne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung durchführen lassen. Hier hat sich gezeigt, dass ein unklares Bild von Behinderung vorherrscht: Die Personalverant wortlichen dort denken an körperliche und geistige Behinderungen, doch tatsächlich haben vier Fünftel der Beschäftigten mit Behinderung diese im Laufe ihres Erwerbslebens durch schwere Erkrankungen erworben. Uns als Aktion Mensch bestärken diese Erkenntnisse, dass wir mit unserem Engagement das Richtige tun. Mit unserer Aufklärungsarbeit und unseren Förderprogrammen wollen wir ein realistisches Bild von Behinderung vermitteln und zeigen, welches Talent und welche Motivation Kolleginnen und Kollegen mit Behinderung mitbringen. Wir wollen über die Viel falt von Maßnahmen informieren, mit denen Arbeitsplätze barrierefrei gemacht werden kön nen. Und wir setzen uns dafür ein, dass Beratung und staatliche Förderung von Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt verbessert und ausgebaut werden. Christina Marx Leiterin des Bereichs Aufklärung bei der Aktion Mensch
Inklusionsbarometer Seite 4 1. Einleitung Im Auftrag der Aktion Mensch führt das Handelsblatt Zum ersten Mal wurden in diesem Jahr auch 400 Per Research Institute mit dem Meinungsforschungs sonalverantwortliche in Unternehmen ab 20 Mitarbei institut Forsa seit 2013 jährlich eine bundesweite, tern befragt, die keine Menschen mit Behinderung in repräsentative Umfrage durch. Aus den Ergebnissen ihrem Unternehmen beschäftigen. Diese Ergebnisse dieser Umfrage und einer Analyse verfügbarer amt gehen nicht in die Berechnung des Inklusionsbarome licher Daten zur Beschäftigung Schwerbehinderter ters ein, da die Methodik nicht verändert werden soll. wurde für Deutschland ein Inklusionsbarometer entwi Sie geben jedoch aufschlussreiche Erkenntnisse über ckelt. Für das diesjährige Inklusionsbarometer haben mögliche Gründe, die aus Unternehmenssicht gegen wir 402 Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeiter eine Beschäftigung von Menschen mit Behinderung innen und Mitarbeitern, die Menschen mit Behinde sprechen, sowie frühere Erfahrungen der Unterneh rung beschäftigen, sowie 803 berufstätige Arbeit men mit der Beschäftigung von Menschen mit Behin nehmerinnen und Arbeitnehmer mit Behinderung zur derung. Arbeitsmarktsituation und zu ihren Erfahrungen mit einander in der Arbeitswelt befragt. Für die Umfrage verzichteten wir bewusst darauf, Menschen zu befragen, die keiner regulären Beschäf Kleine und mittelständische Unternehmen in die Be tigung nachgehen. Der Grund: Ziel der Umfrage war fragung einzubeziehen war wichtig, weil diese Unter es, zu ermitteln, welche Erfahrungen Arbeitnehmer nehmen einerseits die meisten Arbeitnehmerinnen mit Behinderung und Arbeitgeber tatsächlich mitein und Arbeitnehmer in Deutschland beschäftigen, an ander machen. Die Ergebnisse sind dadurch erheb dererseits bei ihnen die gesetzlich vorgeschriebene lich aussagekräftiger als frühere Umfragen, die pau Beschäftigtenquote von fünf Prozent häufiger nicht schal Unternehmen oder Arbeitnehmer nach der Lage erfüllt wird als bei Großunternehmen. von Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt befragt haben. Bei einer solchen Vorgehensweise ist Mit diesen Ergebnissen ist es nun erstmals möglich, nicht zu vermeiden, dass ein Großteil der Befragten die aktuelle Situation mit dem Vorjahr zu vergleichen. aufgrund von Hörensagen oder Medienberichten und Die regelmäßige jährliche Berechnung dient dazu, eben nicht auf Grundlage persönlicher Erfahrungen Fortschritte oder Rückschritte bei der Inklusion zu antwortet. Wir wollen aber die Arbeitnehmerinnen und messen. Eine solche Auswertung hat es bisher für den Arbeitnehmer mit Behinderung selbst zu Wort kom deutschen Arbeitsmarkt noch nicht gegeben. Neben men lassen. den aggregierten Zahlen auf Bundesebene werden in diesem Jahr erstmalig auch Ergebnisse auf regiona ler Basis, nämlich für einzelne (große) Bundesländer, ausgewiesen. Damit ist nun auch ein interregionaler Vergleich möglich: Wer liegt bei der Inklusion an der Spitze, wer hat noch Nachholbedarf?
Inklusionsbarometer Seite 5 In Deutschland leben nach Angaben des Statistischen Noch immer sind Arbeitgeber und Unternehmen nicht Bundesamtes 3,27 Millionen Menschen mit Behinde ausreichend für dieses wichtige Thema sensibilisiert. rung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 Sie haben vielfach noch Berührungsängste, Menschen Jahren. Ihre Anzahl wird aufgrund der demografischen mit Behinderung in ihre Personalplanung und Perso Entwicklung, insbesondere der Alterung, bis 2021 auf nalpolitik einzubeziehen, möglicherweise auch, weil geschätzt 3,4 Millionen ansteigen. Die Aufgabe, Men sie falsche Vorstellungen vom Bild einer Behinderung schen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt zu haben. Damit handeln sie nicht nur gegen das Inter inkludieren, wird also künftig nicht kleiner, sondern esse der Menschen mit Behinderung, sondern letzt noch größer. lich auch gegen ihr eigenes Interesse. Allein schon vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung Die Teilhabe am Arbeitsleben hat für Menschen mit mit einem schrumpfenden und alternden Erwerbsper Behinderung einen besonders hohen Stellenwert, sonenpotenzial können sie es sich nicht leisten, auf denn sie bildet eine wesentliche Voraussetzung für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben künftig zu verzichten. Um dieses bisher unzureichend in der Gesellschaft. Mit der Unterzeichnung der UN- genutzte Potenzial besser auszuschöpfen, ist es es Behindertenrechtskonvention hat sich Deutschland im senziell, sowohl die aktuelle Situation von Menschen Jahr 2009 verpflichtet, den Arbeitsmarkt barrierefrei zu mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt zu erkennen gestalten. Das bedeutet: gleiche Rechte auf Arbeit und und zu verstehen, als auch ein beide Seiten einbe im Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen. ziehendes Bild der Fortschritte und Probleme bei der Inklusion zu ermitteln. In dieser Studie wird deshalb Fünf Jahre nach der Unterzeichnung der UN-Behin nun zum zweiten Mal untersucht, wie Menschen mit dertenrechtskonvention liegt die Arbeitslosenquote Behinderung selbst ihre Berufstätigkeit und ihre Kar von Menschen mit Behinderung noch immer bei 14 riereperspektiven erleben und wie gut sie sich im Un Prozent und damit deutlich über der allgemeinen Ar ternehmen integriert und akzeptiert fühlen. Anderseits beitslosenquote. Unternehmen ab 20 Beschäftigten wird die Rolle der Unternehmen im Inklusionsprozess haben in Deutschland die Pflicht, mindestens fünf Pro analysiert, um Optimierungspotenziale zu erkennen. zent ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Men schen zu besetzen. Unterschreitet ein Unternehmen diese Quote, muss es eine gestaffelte Ausgleichsab gabe von bis zu 290 Euro im Monat je unbesetztem Pflichtarbeitsplatz zahlen. In der Summe bleiben die Arbeitgeber der Privatwirtschaft nach wie vor unter dieser Pflichtquote – derzeit beschäftigen sie 4,1 Pro zent Schwerbehinderte. Da der öffentliche Dienst die Pflichtquote mit 6,6 Prozent übererfüllt, liegt der Anteil Schwerbehinderter an den Beschäftigten insgesamt bei 4,6 Prozent.
Inklusionsbarometer Seite 6 2. Forschungsstand Die eingehende Sichtung von veröffentlichten Studien • die Ergebnisse einer von der Gewerkschaft Verdi in der jüngsten Zeit zeigt, dass es eine Reihe von – zumeist Auftrag gegebenen Sonderauswertung des DGB- regionalen – Studien zur Einbeziehung von Menschen Index‘ „Gute Arbeit” inklusive einer repräsentativen mit schwerer Behinderung ins Arbeitsleben und zu Umfrage des DGB unter 4.066 Beschäftigten über Einstellungen der Personalverantwortlichen und Füh die Arbeitsbedingungen von Menschen mit Behin rungskräfte in Unternehmen gibt. Zu nennen sind ins derung5 besondere • sowie die repräsentative Unternehmensbefragung der Bertelsmann-Stiftung zur Situation von jugend • die Ergebnisse einer qualitativen, regionalen Un lichen Auszubildenden mit Behinderung 6. tersuchung in Unternehmen des Landes Bremen durch das Institut Arbeit und Wirtschaft (IAW) in Da die Inhalte der ersten vier Studien bereits in der Kooperation mit der Universität Bremen und der Inklusionsbarometer-Studie des Vorjahres referiert Arbeitnehmerkammer Bremen1, wurden, soll an dieser Stelle nur noch auf die Ergeb • die Ergebnisse aus einer Grundlagenstudie bei nisse der beiden neuen Arbeiten aus diesem Jahr nä Personalverantwortlichen, die von der Puls Markt her eingegangen werden. forschung GmbH im Auftrag von ACCESS 2011 durchgeführt wurde2, Die von Verdi in Auftrag gegebene Sonderauswertung • die Allensbach-Studie „Gesellschaftliche Teilhabe des DGB-Index‘ „Gute Arbeit” beleuchtet die Arbeits von Menschen mit Behinderung in Deutschland bedingungen von Menschen mit Behinderung mit Hil – Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen fe einer bundesweiten, repräsentativen Umfrage des Befragung” im Auftrag des Bundesministeriums für DGB unter 4.066 Beschäftigten. Für die Sonderaus Arbeit und Soziales3, wertung wurden die Angaben aller an der Umfrage • die vom Lehrstuhl für Arbeit und berufliche Rehabi Teilnehmenden, die zur Teilstichprobe „Beschäftigte litation der Universität zu Köln im Auftrag der Aktion mit Behinderung“ gehören, analysiert. Aus der Studie Mensch durchgeführte Analyse zu „Chancen und geht hervor, dass fast die Hälfte aller Beschäftigten Barrieren für hochqualifizierte Menschen mit Behin mit Behinderung auf einem Arbeitsplatz arbeitet, der derung hinsichtlich des Übergangs in ein sozialver nicht behindertengerecht ausgestattet ist. Bei Arbeit sicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis”4, nehmern mit anerkannter Schwerbehinderung beträgt dieser Wert nach eigener Einschätzung immer noch mehr als ein Drittel (38 Prozent). 1 Fietz, B., Gebauer, G., Hammer G. (Institut Arbeit und Wirtschaft, Universität Bremen, Arbeitnehmerkammer Bremen): Die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt – Einstel lungsgründe und Einstellungshemmnisse. Akzeptanz der Instrumente zur Integration. Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung in Unter nehmen des Landes Bremen, 2011. 2 Weßner, K., Pfeffer, D., Gromer, M. (Puls Marktforschung GmbH): Kom pensation des Fachkräftemangels durch Arbeitnehmer mit Behinderung. Ergebnisse aus einer Grundlagenstudie bei Personalverantwortlichen, 2011. 3 Institut für Demoskopie Allensbach: Gesellschaftliche Teilhabe von Men 5 ver.di – Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft: Arbeitsbedingungen schen mit Behinderung in Deutschland. Ergebnisse einer bevölkerungs von Menschen mit Behinderung – Ergebnisse einer Sonderauswertung repräsentativen Befragung, 2011. der Repräsentativumfrage zum DGB-Index Gute Arbeit, 2014. 4 Niehaus, M., Bauer, J.: Chancen und Barrieren für hochqualifizierte 6 Enggruber, R., Rützel, J. (Bertelsmann-Stiftung): Berufsausbildung junger Menschen mit Behinderung bezüglich des Übergangs in ein sozial Menschen mit Behinderung – eine repräsentative Befragung von Betrie versicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis, 2013. ben, 2014.
Inklusionsbarometer Seite 7 Die Umfrage zeigt zudem, dass in Unternehmen, in Die Analyse der bisher veröffentlichten Studien stützt denen es eine Schwerbehindertenvertretung gibt, die Ausgangsposition, mit der das Inklusionsbarome deutlich mehr behindertengerechte Arbeitsplätze ter vergangenes Jahr initiiert wurde: Es gibt bisher vorhanden sind als in Unternehmen ohne Vertretung kein Projekt, das langfristig und mit einer einheitlichen (16 Prozentpunkte Differenz). Dennoch gibt es in nur Methodik Entwicklungen und Tendenzen der Arbeits etwa 60 Prozent der Unternehmen, die Menschen mit situation von Menschen mit Behinderung aufzeigt Behinderung eingestellt haben, eine Schwerbehinder und dabei regelmäßig untersucht, wie Menschen mit tenvertretung. Behinderung selbst ihre Berufstätigkeit und ihre Kar riereperspektiven erleben und einschätzen, und ob Ebenfalls in diesem Jahr wurde eine Studie der Ber und wie stark sie sich im Unternehmen integriert und telsmann-Stiftung zur Situation von jugendlichen Aus akzeptiert fühlen. Hier beschreitet das Inklusionsbaro zubildenden mit Behinderung vorgelegt. Aus einer meter neue Wege. repräsentativen Unternehmensbefragung ging hervor, dass Betriebe zwar generell Offenheit für Inklusion zei gen, staatliche Unterstützungsangebote jedoch bisher kaum bei den Unternehmen ankommen. Lediglich ein Viertel der Unternehmen, die Jugendliche mit Behin derung ausbilden, nehmen die bereits bestehenden staatlichen Förderungen in Anspruch. Jedoch mehr als die Hälfte der Betriebe, die bereits Jugendliche mit Behinderung ausbilden, und ein Drittel der übri gen Betriebe sagen, dass sie mehr Jugendliche mit Behinderung ausbilden würden, wenn sie überhaupt oder besser vom Staat gefördert werden würden. Dies zeigt das vorhandene Defizit bei der staatlichen För derung auf. Unternehmen, die Jugendliche mit Behinderung aus bilden oder ausbildeten, haben dagegen zum über wiegenden Teil positive Erfahrungen gemacht. Nicht einmal jedes zehnte Unternehmen gab an, negative Erfahrungen gemacht zu haben, dagegen bewerteten 47,1 Prozent dieser Betriebe die Entscheidung zur Ein stellung positiv.
Inklusionsbarometer Seite 8 3. Projektziel Mit der Entwicklung eines jährlich neu berechneten Barometers für die Inklusion von Menschen mit Behin derung in die Arbeitswelt soll die Aufmerksamkeit auf deren Arbeitsmarktlage gelenkt werden. Leistungs gerechte Arbeit ist neben Barrierefreiheit eine der Hauptvoraussetzungen für gesellschaftliche Teilhabe sowie ein selbstbestimmtes und gleichberechtig tes Leben und eines der Handlungsfelder, in denen Deutschland noch Nachholbedarf und Entwicklungs potenzial hat. Arbeitgeber und Unternehmen scheinen noch nicht ausreichend für das Thema sensibilisiert zu sein und beziehen daher Menschen mit Behinderung häufig noch nicht in ihre Personalplanung ein. Ziel des Inklusionsbarometers ist es daher, sowohl den derzei tigen Status zu beschreiben als auch die Entwicklun gen gegenüber dem Vorjahr und aktuelle Tendenzen aufzuzeigen und auf den sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Handlungsbedarf hinzuweisen. Das Inklusionsbarometer Arbeit hat den Anspruch, ein langfristiges und umfassendes, Unternehmen und Arbeitnehmer einbeziehendes Bild des Standes der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt zu zeichnen.
Inklusionsbarometer Seite 9 4. Das Inklusionsbarometer Um gesamtheitlich betrachten zu können, wie sich 4.1 die aktuelle Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderung in Deutschland darstellt, basiert Definition von „Menschen das Inklusionsbarometer auf zwei Säulen: zum einen mit Behinderung“ auf der Auswertung vorhandener statistischer Daten ( Inklusionslagebarometer) und zum anderen auf einer Die Auswirkungen einer Behinderung auf die Teilhabe repräsentativen Umfrage unter Arbeitnehmerinnen und am Leben in der Gesellschaft werden als Grad der Arbeitnehmern mit Behinderung sowie Unternehmen, die Behinderung nach Zehnergraden (20 – 100) abgestuft diese beschäftigen (Inklusionsklimabarometer). festgestellt. In den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit sowie im SGB IX, Teil 2 (Schwerbehinderten Ziel des Inklusionslagebarometers ist es, objektiv recht) gilt als schwerbehindert, wer einen Grad der Auskunft über den aktuellen Grad der Inklusion von Behinderung von 50 und mehr hat oder von der Bun Menschen mit Behinderung („Schwerbehinderte“ desagentur für Arbeit einem schwerbehinderten Men in der Diktion der Bundesagentur für Arbeit) in die schen gleichgestellt wurde. Nach § 2 Abs. 3 SGB IX Arbeitswelt zu geben. Das Inklusionsklimabarometer sollen Menschen mit einem Grad der Behinderung basiert im Gegensatz dazu auf einer Forsa-Umfrage von weniger als 50, aber wenigstens 30, schwerbe unter den Personalverantwortlichen von 402 Unter hinderten Menschen gleichgestellt werden, wenn sie nehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen, infolge ihrer Behinderung ohne die Gleichstellung sowie 803 abhängig beschäftigten Menschen mit Be keinen geeigneten Arbeitsplatz erlangen oder behal hinderung, deren Antworten die subjektive Einschät ten können. Die Gleichstellung erfolgt auf Antrag des zung und die individuellen Erfahrungen wiedergeben. Menschen mit Behinderung durch die Bundesagentur für Arbeit. In diesem Jahr kann neben den Teilergebnissen auf der Basis der diesjährigen Erhebung nun erstmals ein Gesamtwert für das Inklusionsbarometer errech net werden, weil nun auch historische Daten aus dem Vorjahr (2013) vorliegen, auf deren Grundlage eine Veränderung dargestellt werden kann. Inklusionsbarometer 2013 = 100 Inklusionslagebarometer Inklusionsklimabarometer Quantitative Daten der Repräsentative Forsa-Umfrage amtlichen Statistik
Inklusionsbarometer Seite 10 4.2 Inklusionslagebarometer 4.2.1 Ziel und Methodik Ziel des Inklusionslagebarometers ist es, Auskunft Ein Vorteil dieses aus Teilindikatoren bestehenden Lage über den aktuellen Grad der Inklusion von Men barometers liegt demnach darin, über den komple schen mit Behinderung in die Arbeitswelt zu geben. xen Prozess der Inklusion eine belastbarere Aussage Da es sich beim sozialen Prozess der Inklusion um treffen zu können als durch einen einzigen Indikator, ein mehrdimensionales Ereignis handelt, besteht das bei dem nicht sicher davon auszugehen ist, dass er Barometer aus zehn „harten“ Teilindikatoren, die diese eine Verbesserung oder Verschlechterung der Lage Mehrdimensionalität abbilden. Sie basieren auf den eindeutig anzeigt. So zeigt die Statistik der BA für ein jüngsten verfügbaren Zahlen aus den Statistiken der Jahr einen Anstieg der Anzahl arbeitsloser Schwer Bundesagentur für Arbeit und der Integrationsämter.7 behinderter, während gleichzeitig die Arbeitslosen quote Schwerbehinderter sinkt. Es ist demnach nicht Mehrdimensional bedeutet in diesem Zusammenhang: eindeutig zu erkennen, in welche Richtung sich der Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung entwi 1. die (isolierte) Darstellung der Situation Schwer ckelt hat. behinderter auf dem Arbeitsmarkt, 2. die Berücksichtigung der relativen Position behinder Ein weiterer Vorteil: Im Zeitablauf kann man erkennen, ter zu nichtbehinderten Menschen auf dem Arbeits wie sich die Indikatoren relativ zueinander entwickeln. markt und Dadurch können die Felder, auf denen Fortschritte er 3. die Einbeziehung der Rolle der Arbeitgeber/Unter zielt wurden, von denen unterschieden werden, auf nehmen im Inklusionsprozess. denen Handlungsbedarf besteht. 7 Amtliche Nachrichten der Bundesagentur für Arbeit, 60. Jg. Sonder nummer 2, Arbeitsmarkt 2012; Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Arbeitsmarkt in Zahlen – Beschäftigungsstatistik: Schwerbehinderte Menschen in Beschäftigung (Anzeigeverfahren SGB IX) 2012, Nürn berg 2014; BIH Jahresbericht 2013/14. Hilfen für schwerbehinderte Menschen im Beruf, hrsg. von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen, Wiesbaden 2014 (und ältere Jahrgänge).
Inklusionsbarometer Seite 11 Hier die Indikatoren im Einzelnen*: Quelle Datensatz Periodizität Erstellungsdatum Arbeitsmarkt in Zahlen Beschäftigungsquote Bundesagentur Beschäftigungsstatistik jährlich April 2014 Schwerbehinderter für Arbeit (BA) 2013 Arbeitsmarkt in Zahlen Zahl der arbeitslosen Bundesagentur Beschäftigungsstatistik jährlich April 2014 Schwerbehinderten für Arbeit (BA) 2013 Anteil der Langzeitarbeits Bundesagentur Arbeitsmarkt in Zahlen losen an allen arbeitslosen für Arbeit (BA) Beschäftigungsstatistik jährlich April 2014 Schwerbehinderten 2013 Arbeitsmarkt in Zahlen Arbeitslosenquote der Bundesagentur Beschäftigungsstatistik jährlich April 2014 Schwerbehinderten für Arbeit (BA) 2013 ALQ der Schwerbehinderten Bundesagentur Amtliche Nachrichten der jährlich Juli 2014 in % der allgemeinen ALQ für Arbeit (BA) BA, Arbeitsmarkt 2013 Dauer der Arbeitslosigkeit Bundesagentur Amtliche Nachrichten der Schwerbehinderter in % der für Arbeit (BA) BA, Arbeitsmarkt 2013 jährlich Juli 2014 allgemeinen Dauer Erwerbstätigenquote der Bundesagentur Amtliche Nachrichten der jährlich Juli 2013 Schwerbehinderten für Arbeit (BA) BA, Arbeitsmarkt 2012 Bundesarbeitsgemeinschaft Anträge auf Kündigung BIH-Jahresbericht der Integrationsämter und jährlich Oktober 2014 Schwerbehinderter 2013/2014 Hauptfürsorgestellen (BIH) Anteil der Arbeitgeber, die Arbeitsmarkt in Zahlen Bundesagentur mindestens einen Pflicht für Arbeit (BA) Beschäftigungsstatistik jährlich April 2014 arbeitsplatz besetzen 2013 Anteil der Arbeitgeber, die Arbeitsmarkt in Zahlen Bundesagentur alle Pflichtarbeitsplätze für Arbeit (BA) Beschäftigungsstatistik jährlich April 2014 besetzen 2013 * Bei allen Indikatoren ist eine separierende Analyse für West- und Ostdeutschland möglich.
Inklusionsbarometer Seite 12 Die Beschäftigtenstatistik schwerbehinderter Men Die rund 3,4 Millionen Arbeitgeber, die weniger als 20 schen basiert auf den Daten, die der Bundesagentur Arbeitnehmer beschäftigen und somit von der gesetz für Arbeit im Rahmen des Anzeigeverfahrens gemäß lichen Pflichtquote befreit sind, müssen nur alle fünf § 80 Abs. 2 SGB IX zur Berechnung des Umfangs Jahre und nur nach Aufforderung durch die Bundes der Beschäftigungspflicht, zur Überwachung ihrer agentur für Arbeit im Rahmen einer repräsentativen Erfüllung und der Berechnung einer unter Umständen Teilerhebung (Stichprobenerhebung) Anzeige erstat fälligen Ausgleichsabgabe anzuzeigen sind. Unter ten. Die aktuelle „Teilerhebung nach § 80 Abs. 4 SGB nehmen ab 20 Arbeitsplätzen müssen ihre Anzeige IX zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen jährlich bis zum 31. März bei der Agentur für Arbeit bei nicht anzeigepflichtigen Arbeitgebern“, veröffent einreichen. Die Veröffentlichung vom April 2014 weist licht im April 2012, weist (für das Jahr 2010) 138.294 (für das Jahr 2012) 145.708 Unternehmen aus, die unter Beschäftigte mit Behinderung in Deutschland aus. die Beschäftigungspflicht fielen. Bei ihnen waren zum Stichtag 995.717 Schwerbehinderte beschäftigt (2011: Die zehn Teilindikatoren werden jeweils berechnet, 964.457). Das Beschäftigungssoll beträgt 1.034.840, indem der aktuelle Wert in Beziehung zu einem Fünf- sodass sich eine Lücke von 39.123 Personen ergibt Jahres-Durchschnittswert gesetzt und das Ergebnis (2011: 56.585). Diese Beschäftigungslücke gilt es zu mit 100 multipliziert wird. Da das Inklusionslage schließen, um die gesamtwirtschaftliche Pflichtquote barometer in diesem Jahr zum zweiten Mal berechnet von fünf Prozent zu erfüllen. wird, wird der historische Fünf-Jahres-Durchschnitts wert unverändert übernommen. So sind die aktuellen Schwerbehinderte und diesen gleichgestellte behin Ergebnisse mit denen des Vorjahres vergleichbar. Für derte Menschen, die bei Arbeitgebern mit weniger den aktuellen Wert des Jahres 2012 wird der Durch als 20 Mitarbeitern beschäftigt sind, werden über das schnitt der Jahre 2006–10 als Basis genommen. Für Anzeigeverfahren grundsätzlich nicht erfasst. So ist den aktuellen Wert des Jahres 2013 bildet der Durch die Beschäftigungsstatistik zum Gesamtumfang der schnitt der Jahre 2007–11 die Basis. Für diesen Fünf- Beschäftigung schwerbehinderter Menschen nur ein Jahres-Durchschnitt als Basis spricht, dass damit das geschränkt aussagekräftig. Risiko einer Verzerrung durch die Wahl eines einzigen Basisjahres (Normaljahr) minimiert wird. Aktueller Wert Indikator = x 100 FünfJahres Basisdurchschnittswert Liegt der Wert über 100, ist die aktuelle Lage besser als im Fünf-Jahres-Basiszeitraum, liegt der Wert unter 100, ist die Lage schlechter.
Inklusionsbarometer Seite 13 Die Werte für die Teilindikatoren lauten: Teilindikatorwert Aktueller Wert Fünf-Jahres-Ø Beschäftigungsquote 106,4 4,64% 4,36% Schwerbehinderter Zahl der arbeitslosen 98,0 gespiegelt* 178.631 173.613 Schwerbehinderten Anteil der Langzeitarbeits losen an allen arbeitslosen 103,2 gespiegelt 44,47% 45,98% Schwerbehinderten Arbeitslosenquote der 106,0 gespiegelt 14,00% 14,90% Schwerbehinderten ALQ der Schwerbehinderten 92,9 gespiegelt 159,10% 149,33% in % der allgemeinen ALQ Dauer der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter in % der 101,9 gespiegelt 136,82% 139,44% allgemeinen Dauer Erwerbstätigenquote der 102,7 38,20% 37,20% Schwerbehinderten** Anträge auf Kündigung 96,4 gespiegelt 27.286 26.338 Schwerbehinderter Anteil der Arbeitgeber, die mindestens einen Pflicht 102,5 74,20% 72,40% arbeitsplatz besetzen Anteil der Arbeitgeber, die alle Pflichtarbeitsplätze 105,9 39,80% 37,60% besetzen * gespiegelt: Indikatorwert wird an der 100er-Achse gespiegelt, um ** Für den Indikator „Erwerbstätigenquote der Schwerbehinderten“ die negative/positive Veränderung deutlich zu machen. Beispiel: konnten die Bundesagentur für Arbeit bzw. das Statistische Bun Die Zunahme der Zahl arbeitsloser Schwerbehinderter von 173.613 desamt bis zum Redaktionschluss (15. Oktober) noch keine neuen auf 178.631 würde einen positiven Indikatorwert von 102,0 erge Zahlen zur Verfügung stellen. Dieser Wert ist daher unverändert. ben, stellt aber tatsächlich eine Verschlechterung um 1,4 Punkte dar, der Wert beträgt folglich 98,0.
Inklusionsbarometer Seite 14 Inklusionslagebarometer positiver Wert negativer Wert Änderung Indikator 2013 Aktueller Wert 2014 zum Vorjahr Beschäftigtenquote Schwerbehinderter 104,6 106,4 Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten 98,6 98,0 Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen 105,5* 103,2 arbeitslosen Schwerbehinderten Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten 105,4 106,0 Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten 92,6 92,9 in % der allgemeinen ALQ Dauer der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter 104,0 101,9 in % der allgemeinen Dauer Erwerbstätigenquote der Schwerbehinderten 102,7 102,7 Anträge auf Kündigung Schwerbehinderter 94,9 96,4 Anteil der Arbeitgeber, die mindestens einen 101,9 102,5 Pflichtarbeitsplatz besetzen Anteil der Arbeitgeber, die alle Pflichtarbeits 104,0 105,9 plätze besetzen Durchschnitt der fünf Basisjahre = 100 Quelle: eigene Berechnungen auf Basis von Daten der Bundesgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen, Bundesagentur für Arbeit * Der im Vorjahr ausgewiesene Wert von 108,6 musste aufgrund einer Datenrevision der Bundesagentur für Arbeit auf 105,5 korri giert werden.
Inklusionsbarometer Seite 15 4.2.2 Teilergebnis Lage Inklusionslagebarometer Gesamtwert = 101,6 (Vorjahreswert: 101,4) Verschlechterung Verbesserung 0 50 100 150 200 Quelle: eigene Berechnungen; Durchschnitt der fünf Basisjahre Basisdaten: Bundesagentur für Arbeit, BIH Werden alle zehn Teilindikatoren bei der Berechnung Diese verhalten positive Entwicklung auf Jahressicht des Barometers gleich gewichtet (jeweils zehn Pro ist nur auf den ersten Blick enttäuschend, wie die zent), beträgt der aktuelle Wert des Inklusionslage D etailanalyse zeigt. Immerhin haben sich sechs der barometers 101,6 (nach 101,4 im Vorjahr).8 zehn Indikatoren im Vorjahresvergleich besser ent- wickelt, lediglich drei Indikatoren haben schlechtere Die Lage schwerbehinderter Arbeitnehmer hat sich Werte als im vergangenen Jahr, ein Wert ist aufgrund demnach sowohl im Vergleich zu den Basisjahren als der Datenlage unverändert. auch gegenüber dem Vorjahr (leicht) verbessert. 8 Der im Vorjahr ausgewiesene Wert von 101,7 musste aufgrund einer Datenrevision der Bundesagentur für Arbeit für den Indikator auf 101,4 korrigiert werden.
Inklusionsbarometer Seite 16 So nähert sich die Beschäftigungsquote Schwer Zu den Problemfeldern: Die Zahl der arbeitslosen behinderter mit 4,64 Prozent immer weiter dem ge Schwerbehinderten ist 2013 gegenüber dem Vor setzlich vorgeschriebenen Wert von fünf Prozent an jahr leicht angestiegen. Sie liegt nun bei 178.631 (106,4 zu 104,6 im Vorjahr). Die Arbeitslosenquote der gegenüber 176.040 zuvor. Damit entwickelte sich Schwerbehinderten ist im Vorjahresvergleich gering der Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung im fügig gesunken, der Indikatorwert hat sich von 105,4 Gleichschritt mit dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Der auf 106,0 verbessert. Sie liegt zwar mit 14,0 Prozent Indikatorwert hat sich von 98,6 auf 98,0 verschlech noch immer deutlich über der Nicht-Schwerbehin tert. Die oben angeführte sinkende Arbeitslosenquote derter (8,8 Prozent), der „personenübergreifenden ist also auf die gewachsene Gruppe der schwerbehin Referenzgruppe“ 9, die nach der gleichen Methodik derten abhängigen Erwerbspersonen zurückzuführen, berechnet wird wie die Quote der Schwerbehinder auf deren Basis die Arbeitslosenquote berechnet wird, ten. Sie liegt daher höher als die bekanntere Arbeits nicht jedoch auf eine gesunkene Arbeitslosenzahl. losenquote aller zivilen Erwerbspersonen (2013: 6,9 Prozent). Aber auch hier sind leichte Fortschritte zu Gravierender noch gestaltet sich das Problem der erkennen (92,9 zu 92,6). Dauer der Arbeitslosigkeit bzw. der Langzeitarbeits losigkeit, denn je länger eine Arbeitnehmerin oder ein Positiv ist auch: Fast drei Viertel der 145.708 Unter Arbeitnehmer arbeitslos ist, desto schwieriger gestal nehmen (2011: 142.847), die unter die Beschäfti tet sich der Wiedereinstieg ins Berufsleben. gungspflicht fallen, beschäftigen nun (mindestens einen) Menschen mit Behinderung. Der Indikatorwert So beträgt der Anteil der Langzeitarbeitslosen – das steigt von 101,9 auf 102,5. Und der Anteil der Arbeit sind die Arbeitslosen, die mindestens ein Jahr auf geber, die alle Pflichtarbeitsplätze besetzen und des Beschäftigungssuche sind – an allen arbeitslosen halb keine Ausgleichsabgabe mehr zahlen müssen, Schwerbehinderten 44,5 Prozent. Er liegt damit zwar liegt nun bei fast 40 Prozent. Der Indikator hat sich niedriger als im Durchschnitt der Basisjahre (46,0 Pro deutlich verbessert (105,9 zu 104,0). Die Anträge auf zent), jedoch höher als vor einem Jahr (43,5 Prozent). Kündigung Schwerbehinderter liegen mit 27.286 zwar Der Indikatorwert hat sich von 105,5 auf 103,2 gegen immer noch über dem Durchschnitt der Basisjahre über dem Vorjahr verschlechtert. (26.338), aber auch hier ist im Vorjahresvergleich eine Verbesserung zu erkennen (96,4 zu 94,9). Auch bei der Dauer der Arbeitslosigkeit Schwerbehin derter ist ein Rückschritt zu verzeichnen. Lag diese im vergangenen Jahr um knapp 34 Prozent über der Nicht-Schwerbehinderter, sind es jetzt bereits fast 37 Prozent. Sie suchen nun fast 95 Tage länger als ihre Kolleginnen und Kollegen ohne Behinderung nach einer neuen Beschäftigung, im Jahr davor waren es noch 87 Tage. Der Indikatorwert ging von 104,0 auf 101,9 zurück. Er liegt damit zwar immer noch über dem Basiswert, aber ebenso wie bei der Langzeit 9 Alle Arbeitslosen, bezogen auf folgende Teilkomponenten der Bezugs größe zur Berechnung der Arbeitslosenquote auf Basis der abhängigen arbeitslosigkeit besteht die Gefahr, dass die Fort zivilen Erwerbspersonen: sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, schritte der Vergangenheit zunichte gemacht werden. Beamte und Arbeitslose. Damit werden die Arbeitslosenquoten Schwer behinderter und die personengruppenübergreifenden Referenzquoten analog berechnet.
Inklusionsbarometer Seite 17 Als das Inklusionslagebarometer vor einem Jahr erst Die Gefahr wird dadurch potenziert, dass Schwer mals errechnet wurde, hieß es am Schluss der Ana behinderte überproportional in der Alterskohorte der lyse: 55- bis 65-Jährigen vertreten sind, die auch wegen ihres Lebensalters größere Probleme auf dem Arbeits „Am Aufschwung am Arbeitsmarkt in den vergange- markt haben. nen Jahren partizipieren auch die Menschen mit Be- hinderung – allerdings nicht im gleichen Maße wie So kommt auch die Bundesagentur für Arbeit in ihrer ihre Kolleginnen und Kollegen ohne Handicap. jüngsten Analyse vom Mai 2014 zu dem Ergebnis: Dies kann nicht akzeptabel sein. Menschen mit Behin- „Schwerbehinderten Menschen gelingt es trotz einer derung sollten vom Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt vergleichbaren Qualifikation in geringerem Maße als im gleichen Maße profitieren wie die Gesamtheit der nicht schwerbehinderten Menschen, ihre Arbeitslosig- Beschäftigten. Außerdem ist es vor dem Hintergrund keit durch Aufnahme einer Beschäftigung am ersten der demografischen Entwicklung mit einem schrump- Arbeitsmarkt zu beenden.“10 fenden und alternden Erwerbspersonenpotenzial volkswirtschaftlich schädlich, auf die Beschäftigung von Arbeitnehmern mit Behinderung zu verzichten.“ Dieser Befund ist weiterhin uneingeschränkt gültig. Seit dem Erscheinen des ersten Inklusionslagebaro meters sind jedoch in vielen Teilbereichen Fortschritte zu erkennen, die zu vorsichtigem Optimismus Anlass geben. So hat sich der Gesamtwert des Barometers denn auch leicht verbessert. Allerdings haben Schwerbehinderte, die arbeitslos ge worden sind, größere Probleme, einen neuen Arbeits platz zu finden als noch vor einem Jahr. Hier besteht die Gefahr eines sich verfestigenden Sockels an Lang zeitarbeitslosen, die nur unter großen Anstrengungen wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden können. 10 Bundesagentur für Arbeit: Der Arbeitsmarkt in Deutschland. Der Arbeits markt für schwerbehinderte Menschen, Nürnberg 2014, S. 11
Inklusionsbarometer Seite 18 4.2.3 Die Regionen im Vergleich Im Rahmen der regionalen Analyse werden die Ergeb nisse der großen Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen sowie der Region Ostdeutschland (Berlin, Branden burg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen- Anhalt und Thüringen) miteinander verglichen. Damit werden über 85 Prozent der deutschen Bevölkerung abgedeckt. Die kleineren Bundesländer wurden nicht berücksichtigt, weil die erforderlichen Zahlen nicht vollständig erhoben werden konnten. Inklusionslagebarometer regional 2014 positiver Wert negativer Wert Baden- Nieder- Ost- Bayern Hessen NRW Württemb. sachsen deutschl. Beschäftigtenquote Schwerbehinderter 107,7 113,7 113,0 104,0 109,4 106,9 Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten 94,9 91,5 91,4 99,5 91,8 104,0 Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen 100,8 102,2 107,4 105,0 103,9 102,0 arbeitslosen Schwerbehinderten Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten 101,8 107,3 99,1 106,6 101,9 116,1 Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten 88,0 89,1 85,3 88,9 96,2 99,5 in % der allgemeinen ALQ Dauer der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter 100,8 94,0 99,1 103,5 106,8 98,1 in % der allgemeinen Dauer Erwerbstätigenquote der Schwerbehinderten 93,7 111,2 101,7 103,5 101,8 108,6 Anträge auf Kündigung Schwerbehinderter 80,4 107,5 93,4 98,3 97,7 96,7 Anteil der Arbeitgeber, die mindestens einen 102,5 102,7 102,1 101,8 102,8 103,5 Pflichtarbeitsplatz besetzen Anteil der Arbeitgeber, die alle Pflichtarbeits 104,2 109,1 104,2 103,6 107,1 106,2 plätze besetzen Inklusionslage 97,5 102,8 99,7 101,5 101,9 104,2 Durchschnitt der fünf Basisjahre = 100 Quelle: eigene Berechnungen
Inklusionsbarometer Seite 19 Die regionale Analyse zeigt eine durchaus unter Auch die Dauer der Arbeitslosigkeit im Vergleich zu schiedliche Entwicklung der Inklusionslage: An der der Nicht-Schwerbehinderter hat sich in vier der sechs Spitze liegt wie im Vorjahr Ostdeutschland mit einem Regionen erhöht. In Nordrhein-Westfalen suchen Wert von 104,2 (102,7), am Ende erneut Baden-Würt Schwerbehinderte im Durchschnitt nun 429 Tage nach temberg mit dem Wert 97,5, der noch einmal schwä einem neuen Arbeitsplatz, im Vorjahr waren es noch cher als im Vorjahr ist (98,1). Dazwischen haben sich 23 Tage weniger. Bayern (94,0) und Hessen (99,1) Bayern auf 102,8 (Vorjahr 101,2) und Niedersachsen konnten sich hier zwar verbessern, liegen aber immer auf 101,5 (101,0) verbessert. Nordrhein-Westfalen noch unter ihrem historischen Basiswert. In Bayern liegt mit 101,9 nun leicht unter dem Vorjahreswert von suchen arbeitslose Schwerbehinderte 299 Tage nach 102,4 – aber immer noch über dem Bundesdurch einem Arbeitsplatz gegenüber 183 Tagen bei Men schnitt von 101,6 –, während Hessen bei 99,7 stag schen ohne Behinderung, die Dauer der Suche ist also niert. um 60 Prozent länger. Schließlich hat sich mit Ausnah me Ostdeutschlands auch die Arbeitslosenzahl in den Erfreulich: In allen sechs Regionen haben sich die Be Regionen negativ entwickelt. schäftigungsquote sowie der Anteil der Arbeitgeber, die mindestens einen bzw. sogar alle Pflichtarbeits Es bleibt festzuhalten: Inklusion ist offensichtlich plätze besetzen, positiv entwickelt. weniger stark vom Wohlstandniveau einer Region abhängig als erwartet. Ostdeutschland, das bei der Unter den Flächenländern hat Hessen mit 5,3 Pro Wirtschaftsleistung pro Kopf in der Bundesrepublik zent die höchste Beschäftigungsquote, gefolgt von am Schluss steht, ist bei der Inklusionslage an der Nordrhein-Westfalen mit 5,1 Prozent. Niedersachsen Spitze, während Baden-Württemberg, ein ökono erreicht 4,1 Prozent, Baden-Württemberg 4,4 und Bay misches Kraftzentrum Deutschlands, sich am Ende ern 4,5 Prozent. In Ostdeutschland hat sie sich von wiederfindet. Ein möglicher Erklärungsansatz: In den 4,5 auf 4,6 Prozent verbessert und liegt damit nicht süddeutschen Ländern ist das Fachkräfteangebot auf nur auf dem gleichen Niveau wie in Westdeutschland, dem Arbeitsmarkt höher als im durch Abwanderung sondern sogar höher als in den beiden ökonomisch gekennzeichneten Ostdeutschland. Daher genießt die prosperierenden süddeutschen Bundesländern. Inklusion von Menschen mit Behinderung in den ers ten Arbeitsmarkt in den neuen Ländern einen höhe Problematisch: In allen Regionen steigt der Anteil der ren Stellenwert. Die Inklusionspolitik wäre in diesem Langzeitarbeitslosen wieder an, am stärksten in Nord Fall kein Luxusprojekt, sondern aus der Not geboren. rhein-Westfalen, wo sich der Wert von 108,1 auf 103,9 verschlechtert hat.
Inklusionsbarometer Seite 20 4.3 Inklusionsklimabarometer 4.3.1 Ziel und Methodik Der zweite Teil des Inklusionsbarometers Arbeit, das Die Befragung wurde mithilfe computergestützter Inklusionsklimabarometer, basiert auf einer Forsa- Telefoninterviews vom 14. Juli bis zum 29. August Umfrage unter 402 Unternehmen, die Menschen 2014 durchgeführt. Diese „weichen“ Faktoren ergän mit Behinderung beschäftigen, sowie 803 abhängig zen die „harten“ statistischen Daten des Inklusions b eschäftigten Menschen mit Behinderung.11 Die Um lagebarometers und ermöglichen so ein Gesamtbild. frage unter den 400 Personalverantwortlichen ohne Beschäftigte mit Behinderung fließt nicht mit in die • Das Teilbarometer Arbeitgeber/Unternehmen basiert Berechnung ein, da sie keine Auskunft über die indivi auf zehn Fragen. duellen Erfahrungen bzw. die subjektive Einschätzung • Das Teilbarometer Arbeitnehmer basiert auf acht von Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt Fragen. gibt. Für jede Frage wird der Saldo aus positiven und nega tiven Antworten gebildet. Bei den Antwortvor gaben „sehr gut“ – „eher gut“ – „eher schlecht“ – „sehr schlecht“ werden die Extremwerte („sehr“) mit dem Faktor 1,5 gewichtet, bevor der Saldo gebildet wird. Die einzelnen Fragen sowie die von Forsa ermittelten, aufgeschlüsselten Antworten sind dieser Studie im Anhang beigefügt. Die berechneten Salden aus posi tiven und negativen Antworten ergeben sich daraus wie folgt: 11 Die Größe der Stichprobe erlaubt in einem zweiten Schritt u.a. eine regionale, branchenspezifische, altersspezifische sowie berufs strukturelle Analyse der Umfrageergebnisse.
Inklusionsbarometer Seite 21 Inklusionsklimabarometer Arbeitnehmer positiver Saldo negativer Saldo Änderung Indikatoren des 2013 Aktueller Wert 2014 zum Arbeitnehmerbarometers Vorjahr Einsatz entsprechend der Qualifikation 81 77 Akzeptanz innerhalb des Kollegenkreises 89 91 Einschätzung der Entwicklungsmöglichkeiten 42 42 im Unternehmen Schriftliche Grundsätze zur Integration von 27 28 Menschen mit Behinderung Beurteilung der staatlichen Unterstützung 10 12 Veränderung der Situation von Schwerbehinderten -1 0 auf dem Arbeitsmarkt Weiterempfehlung des Arbeitgebers 47 47 Weiterempfehlung des Arbeitgebers an einen 49 52 Bekannten mit Behinderung Quelle: eigene Berechnungen; Basisdaten: Forsa Inklusionsklimabarometer Arbeitgeber/Unternehmen positiver Saldo negativer Saldo Änderung Indikatoren des 2013 Aktueller Wert 2014 zum Unternehmensbarometers Vorjahr Leistungsunterschiede zwischen Beschäftigten mit 63 51 und ohne Behinderung Einfluss auf das Arbeitsumfeld 19 21 Schriftliche Grundsätze zur Integration von -68 -60 Menschen mit Behinderung Barrierefreiheit 20 25 Einstellung von Menschen mit Behinderung 3 6 Veränderung der Situation von Schwerbehinderten 8 11 auf dem Arbeitsmarkt Weiterempfehlung des Unternehmens 82 77 Weiterempfehlung des Unternehmens an einen 72 75 Bekannten mit Behinderung Bekanntheit staatlicher Förderung 57 52 Inanspruchnahme der staatlichen Unterstützung 44 30 durch die Unternehmen* * denen die Förderung bekannt ist Quelle: eigene Berechnungen; Basisdaten: Forsa
Inklusionsbarometer Seite 22 Die beiden (Teil-)Barometer werden wie folgt berechnet: x Barometer = ((Saldo 1+200)(Saldo 2+200)…(Saldo 10+200)) – 200 x = 10. Wurzel beim Teilbarometer Arbeitgeber/Unternehmen x = 8. Wurzel beim Teilbarometer Arbeitnehmer Um negative Werte unter der Wurzel zu vermeiden, wird zu den Salden der Variablen jeweils eine Kon stante von 200 addiert und nach der Berechnung des Wurzelterms wieder subtrahiert. Der Wertebereich des Inklusionsklimabarometers kann zwischen den Extremen –100 (d.h. alle Befrag ten schätzen das Inklusionsklima als „sehr schlecht“ ein) und +100 (d.h. alle Befragten schätzen das In klusionsklima als „sehr gut“ ein) schwanken. Ein Wert von –50 ist „eher schlecht“, ein Wert von +50 „eher gut“. Der Wert von +50 soll als Schwellenwert defi niert sein, ab dem von einem positiven Inklusions klima gesprochen werden kann. Das arithmetische Mittel der beiden Teilindizes ergibt den Gesamtwert für das Inklusionsklimabarometer.
Inklusionsbarometer Seite 23 4.3.2 Teilergebnis Klima Inklusionsklimabarometer Gesamtwert = 33,5 (Vorjahreswert: 33,6) Unternehmen = 25,1 Arbeitnehmer = 41,9 (Vorjahreswert: 25,9) (Vorjahreswert: 41,3) negativer Wert positiver Wert 0 50 Schwellenwert = 50 100 Quelle: eigene Berechnungen Das Teilbarometer Arbeitnehmer hat einen Wert von 41,9 (Vorjahr: 41,3). Das Teilbarometer Arbeitgeber/Unternehmen hat einen Wert von 25,1 (Vorjahr: 25,9). Der Gesamtwert für das Inklusionsklimabarometer eträgt 33,5 nach 33,6 im Vorjahr, er hat sich also b leicht verschlechtert.
Inklusionsbarometer Seite 24 Es würden insgesamt auch 74 Prozent und damit zwei Um die Dynamik sichtbar zu machen, werden Prozent mehr als bei der letzten Befragung ihren Arbeit die Werte auf 100 normiert. So zeigt sich, ob geber an einen Bekannten mit Behinderung weiter sich das Inklusionsklima im Zeitablauf verbes empfehlen. sert oder verschlechtert hat. Wie bereits im Vorjahr empfinden auch in diesem Jahr Die Formel lautet: die Menschen mit Behinderung ihre Situation sub jektiv als relativ gut ein, wenn sie einen Arbeitsplatz Aktueller Wert (2014) haben. Sie fühlen sich, wie oben beschrieben, allge Barometer = x 100 mein akzeptiert von ihren Kolleginnen und Kollegen, Wert des Basisjahrs (2013) sehen ihre persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten als überwiegend positiv an und würden einem stel Der normierte Wert für das Teilbarometer lensuchenden Menschen mit Behinderung ihr Unter Arbeitnehmer liegt somit bei 101,5. nehmen als Arbeitgeber empfehlen. Der normierte Wert für das Teilbarometer Unternehmen liegt bei 96,9. Auf der anderen Seite sehen die Befragten fast keine Verbesserung der Gesamtsituation von Schwerbehin Das Inklusionsklimabarometer hat einen Ge derten auf dem Arbeitsmarkt. Wie im Vorjahr gab die samtwert von 99,7, zeigt also eine leicht nega Mehrheit von 55 Prozent an, dass sich die Gesamtsitu tive Veränderung gegenüber dem Vorjahr (2013 ation nicht verändert hat, jeweils 16 Prozent sagen, die = 100). Situation habe sich leicht verbessert bzw. leicht ver schlechtert, der Saldo liegt somit bei Null (Vorjahr: –1). Erfreulich ist, dass sich das Klima unter den Arbeit Negativ zu Buche schlägt zudem, dass im Vergleich nehmern mit Behinderung leicht positiv zum Vorjahr zum Vorjahr weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeit entwickelt hat (41,9 zu 41,3) – allerdings liegt der Wert nehmer in der Befragung angaben, entsprechend noch immer unter dem Schwellenwert von 50, der ein ihrer Qualifikation eingesetzt zu werden. Der Anteil positives Klima anzeigt. Dennoch: Fünf der acht Indi derer, die mit ihrer Position zufrieden sind, sank leicht katoren haben sich verbessert, ein Wert ist gesunken von 90 auf 88 Prozent. Im Gesundheits- und Sozial und zwei blieben unverändert. bereich (95 Prozent) sowie in der öffentlichen Verwal tung (92 Prozent) fühlen sich dabei mehr Arbeitneh So stieg die Prozentzahl derjenigen Befragten, die merinnen und Arbeitnehmer ihrer Qualifikation gemäß angaben, dass sie innerhalb des Kollegenkreises voll eingesetzt als im Dienstleistungsbereich (85 Prozent) akzeptiert werden, von 94 auf 95 Prozent an und liegt oder der Industrie (86 Prozent). Dennoch ist dieser damit auf einem sehr hohen Niveau. Zudem schätzen Wert noch vergleichsweise hoch. die Arbeitnehmer die Entwicklungsmöglichkeiten in ihrem Unternehmen etwas positiver ein als noch vor Das Inklusionsklima der Arbeitgeber/Unternehmen einem Jahr (Steigerung von 21 auf 23 Prozent). hat von 25,9 auf einen Wert von 25,1 nachgegeben und sich damit noch weiter vom Schwellenwert 50 entfernt. Fünf Teilindikatoren haben sich (leicht) ver bessert, aber ebenso viele – teilweise deutlich – ver schlechtert.
Inklusionsbarometer Seite 25 Dafür verantwortlich sind vor allem zwei Entwicklun Dies ist umso erstaunlicher, als ausschließlich Unter gen: Zum einen sehen in diesem Jahr 23 Prozent nehmen befragt wurden, die bereits Menschen mit der Befragten Leistungsunterschiede zwischen Men Behinderung beschäftigen. Branchen wie die Industrie schen mit und ohne Behinderung. Im Vorjahr waren es (zehn Prozent) und Handel/Logistik (sieben Prozent) nur 18 Prozent. Der Indikatorwert sinkt von 60 auf 51. schneiden unterdurchschnittlich ab. In der öffentlichen Der zweite Grund: Lediglich 64 Prozent der Unterneh Verwaltung dagegen haben immerhin 55 Prozent der men, denen die staatliche Förderung bei der Integration Unternehmen diese Grundsätze eingeführt. Des Wei von Schwerbehinderten in den ersten Arbeitsmarkt teren gibt es ein starkes Gefälle bezogen auf die Un bekannt ist, nehmen diese Unterstützung auch an. Im ternehmensgröße: Während in Unternehmen mit mehr Vorjahr waren es immerhin noch 71 Prozent. Der Saldo als 1.000 Mitarbeitern in mehr als der Hälfte der Fälle wert geht von 44 auf 30 zurück. Zudem gaben von ein Grundsatzplan existiert (53 Prozent), gilt das nur den Befragen noch einmal drei Prozent mehr als im für elf Prozent der kleinen Unternehmen mit bis zu 50 Vorjahr an, dass ihnen die staatliche Förderung gar Mitarbeitern. Hier gibt es häufig keine eigene Abtei nicht erst bekannt ist (24 gegenüber 21 Prozent). lung oder Positionen, die diese Aufgaben bearbeiten können. Daher benötigen vor allem kleinere und mit Zu den positiven Entwicklungen: Die Zahl der Unter telständische Unternehmen hier Unterstützung. nehmen, die planen, in den nächsten zwei Jahren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung Als das Inklusionsklimabarometer vor einem Jahr erst einzustellen, steigt von acht auf zehn Prozent. Zudem mals errechnet wurde, hieß es am Schluss der Ana hat sich die Situation hinsichtlich der Barrierefreiheit lyse: verbessert – der Anteil der Unternehmen, die nicht barrierefrei sind, sank von 29 auf 24 Prozent. Schließ „Das Inklusionsklimabarometer hat einen Gesamtwert lich gibt eine größere Zahl von Unternehmen an, dass von 33,6, zeigt also ein negatives Inklusionsklima an die Einstellung eines Arbeitnehmers mit Behinderung – oder als Auftrag formuliert: Ein noch auszuschöp- einen positiven Einfluss auf das Arbeitsumfeld hat (22 fendes Optimierungspotenzial bei der Inklusion von zu 19 Prozent). Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt.“ Verhalten positiv ist auch zu bewerten, dass die Unter Da sich der Wert des Inklusionsklimas auf 33,5 noch nehmen in diesem Jahr häufiger angeben, schriftliche einmal leicht verschlechtert hat, besteht dieser Auf Grundsätze zur Inklusion von Menschen mit Behinde trag also unverändert weiter. Angesichts der enttäu rung etabliert zu haben. Dennoch ist der Anteil derer, schenden Entwicklung des Inklusionsklimas der Un die schriftliche Grundsätze haben, mit 19 Prozent im ternehmen stellt sich die Frage, ob das bestehende mer noch gering (Vorjahr: 15 Prozent), der Saldowert Instrumentarium zieladäquat ist, ob also staatliche liegt bei –60 nach –68 im Vorjahr. Förderung, Ausgleichsabgabe und Sonderregelungen wie der besondere Kündigungsschutz geeignet sind, das angestrebte Ziel zu erreichen.
Sie können auch lesen