IT-Programme im öffentlichen Sektor Transformation statt Baustellen-Dschungel

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IT-Programme im öffentlichen Sektor Transformation statt Baustellen-Dschungel
Perspektive   Dr. Rainer Bernnat
              Dr. Wolfgang Zink
              Dr. Frank Thomé

IT-Programme im
öffentlichen Sektor
Transformation statt
Baustellen-Dschungel
Kontaktinformation

Frankfurt
Dr. Rainer Bernnat
Partner/Geschäftsführer
+49-69-97167-414
rainer.bernnat@booz.com

München
Dr. Wolfgang Zink
Mitglied der Geschäftsleitung
+49-89-54525-517
wolfgang.zink@booz.com

Berlin
Dr. Frank Thomé
Projektleiter
+49-30-88705-895
frank.thome@booz.com

                                Booz & Company
EXECUTIVE        Der öffentliche Sektor ist in einem tiefgreifenden Umbruch.
                 Angesichts knapper werdender Ressourcen sowie steigender
SUMMARY
                 Anforderungen und neuer Rahmenbedingungen stehen viele tra-
                 dierte Strukturen auf dem Prüfstand. In diesem Zusammenhang
                 wird das Modernisierungspotenzial, das in der modernen
                 Informationstechnologie (IT) liegt, weithin grundsätzlich aner-
                 kannt. Entsprechend verbinden sich mit der Einführung neuer
                 IT-Großprogramme nicht selten weitreichende Hoffnungen.
                 Der IT wird manchmal eine fast magische Fähigkeit zugetraut,
                 die Behörden wirtschaftlicher und effektiver zu machen.

                 Bei der Umsetzung derartiger Vorhaben     der Bedeutung sind. Gewiss, es gibt
                 macht sich jedoch häufig schon nach       keine Zauberformel für das „rich-
                 kurzer Zeit Ernüchterung breit. Das       tige“ IT-Programm. Doch bei der
                 Gesamtprojekt der IT-Modernisierung       Planung und Durchführung großer
                 zerfällt in Einzelbaustellen, die schon   Transformationsinitiativen zeichnen
                 bald ihrem eigenen Rhythmus folgen,       sich in der Praxis sehr wohl bestimmte
                 so dass das Programm insgesamt in         Handlungsfelder mit wesentlichen
                 Gefahr gerät. Viele Behörden schrecken    Weichenstellungen ab.
                 daher schon vor Großinitiativen zurück
                 und versuchen eine Reform, die schritt-   Diese Felder sind Gestaltungsspiel­
                 weise vorgeht und auf eine Folge von      räume für Entscheider und Programm-
                 Teilmaßnahmen setzt. Wenn die Teil­       verantwortliche. Sie lassen sich in
                 stücke dann „im Nachhinein“ auch          folgende vier Kerndimensionen glie-
                 zusammenpassen, ist das in der Praxis     dern: IT-Landschaft und Verfahren,
                 allerdings eher ein Glücksfall.           Infrastruktur und Technologie, Organi­
                                                           sation und Personal sowie Steuerung
                 Müssen die Behördenleiter also die        und Prozesse. Hier finden die wichtigs-
                 Hoffnung aufgeben, durch eine             ten Weichenstellungen statt.
                 IT-Modernisierung mehr Wirtschaft­
                 lichkeit und Effektivität zu erreichen?   Am Ende des Viewpoints werden die
                                                           wesentlichen Entscheidungspunkte aus
                 In diesem Viewpoint bieten wir einen      diesen Feldern zusammengefasst – für
                 Rundblick über die Aspekte, die nach      eilige Leser als „Checklist“ und, so
                 unseren Erfahrungen für ein gutes         hoffen wir, für die Entwicklung Ihrer
                 Programmdesign von entscheiden-           IT-Modernisierungsstrategie.

Booz & Company                                                                                   1
Definition                                               Am Anfang einer erfolgreichen
                                                         Mo­der­nisierung steht die Festlegung
                                                                                                                 Wirtschaftlichkeit, mehr Effektivität
                                                                                                                 und mehr Bürgernähe.
spezifischer                                             angemessener Zielsetzungen. Denn
Ziele                                                    nur wenn sich die Entscheidungsträger
                                                         und alle übrigen Beteiligten über
                                                                                                               • Im Rahmen einer umfassenden
                                                                                                                 Binnenmodernisierung ist eine
                                                         die Ziele im Klaren sind, verfügt                       Senkung der Verwaltungskosten
                                                         die weitere Planung und Umsetzung                       unumgänglich. Es müssen daher
                                                         über eine hinreichende praxisleitende                   erhebliche Einsparpotenziale
                                                         Orientierung.                                           identifiziert werden.

                                                         Bei der Neugestaltung der IT-Land­                    • Die Strukturen und Prozesse sollen
                                                         schaft spielen üblicherweise vielfäl-                   optimiert werden („Lernen von den
                                                         tige Zielsetzungen und Erwartungen                      Besten“).
                                                         eine Rolle, die von unterschiedlichen
                                                         Blickrichtungen geprägt sind und von                  • Ein Personalabbau ist oftmals
                                                         verschiedenen Adressaten formuliert                     unausweichlich, muss aber sozial-
                                                         werden:                                                 verträglich gestaltet werden.

                                                         • Die Politik und die Öffentlichkeit                  • Die Bearbeitungszeiten pro Verwal­
                                                           erwarten von der Verwaltung mehr                      tungs­akt sollen reduziert und die

Abbildung 1
Verbesserung der Servicequalität auf unterschiedlichen Ebenen
VERBESSERUNG DER SERVICEQUALITÄT AUF UNTERSCHIEDLICHEN EBENEN

     BEREICH                 HEUTE                                   ZUKÜNFTIG                                     MESSZAHLEN FÜR ERFOLG

                         - Kaum Segmentierung                       - Segmentierung der Kunden gemäß              - 90% aller Anrufe werden innerhalb von
 Kunden-
                         - Fragmentierter und schleppender            individuellen Anforderungen                   30 Sek. beantwortet
 service
                           Service                                  - Großteil der Bearbeitung durch              - 100% des Posteingangs werden
                         - Keine Kommunikation mit anderen            eine Person in einem Durchgang                innerhalb von 4 Tagen beantwortet
                           Behörden                                 - Verbindung zu anderen Behörden,             - Gesamtbearbeitungszeit < 7 Tage
                                                                      wo erforderlich

                         - Viele unterschiedliche Standorte,        - Signifikante Standortkonsolidierung         - 65% Standorteinsparung
 Organisation
                           differenziert nach Produkten und           und Vereinheitlichung                       - 50% Reduktion von Hierarchieebenen
                           Zugang                                   - Einheitliche Support-Struktur für alle        (von 10 auf 5)
                         - Hohe Anzahl von Hierarchieebenen           Standorte                                   - Reduktion der Administrationskosten
                         - Hohe Kosten für Administration (3 : 1)   - Kostenreduktion für Administration            10 - 20%
                                                                    - Limitierte Anzahl von Hierarchien

                     - Spezialisierte Rollen nach Produkt           - Zwei wesentliche Arbeitsplatztypen          - Mitarbeiter Fluktuation < 10%
 Mitarbeiter
                       oder Zugangskanal                            - IT-Unterstützung kundenzentriert,           - Zufriedenheit bei ca. 90%
                     - Unbefriedigende Arbeitsplatzqualität           nicht transaktionsorientiert                - Durchschnittliche Anzahl der
                       durch fehlende Systeme, Duplizierung         - Durchgängige Bearbeitung von                  Krankheitstage < 7 - 8
                       und Ineffizienzen                              Anfang bis Ende                             - 5 Tage Training pro Jahr
                                                                                                                    (auf Management-Ebene)

                         -   Viele Übergaben und Prozessbrüche      - Wenige Übergaben und Prozessbrüche          - 80% Bearbeitung ohne Übergabe
 Prozesse
                         -   Viele manuelle Arbeitsschritte         - Mehr Zeit für den Kundenkontakt             - 0% geblockte Anrufe
                         -   Relativ wenig Kundenkontakt            - Standardisierte und optimierte Prozesse     - 62% Reduktion der Prozessschritte
                         -   Viele Spezialprozesse für Ausnahmen      sowie weniger Ausnahmen                       (von 13 auf 5)
                                                                                                                  - 7 Fälle pro Stunde pro Agent

                         - Papierbasierte Prozesse und nur          - Signifikant steigende Automatisierung,      - Verfügbarkeit von Informationen
 Technologie/
                           wenig Automatisierung                      insbesondere bei Routineprozessen           - “Response”-Zeit der Alt-Systeme wird
 IT
                         - Spezialisierte "Säulen”                  - Entscheidungshilfen ermöglichen               von 30 Sek. auf 7 Sek. reduziert
                         - Verbindung zwischen Kundenschnitt-         breiteres Bearbeitungsspektrum              - 95% aller Systeme ständig verfügbar
                           stelle und Back-end-Systemen             - Bessere Kundenbetreuungsinstrumente
                           nicht möglich

Quelle: Booz & Company

 2                                                                                                                                         Booz & Company
Bearbeitung über Direktkanäle                    gezielte Auswahl aus der Vielzahl an                  bild dargestellt. Dadurch wird ins-
   (Telefon, Internet) optimiert werden.            möglichen Anforderungen zu treffen.                   besondere auch die herausragende
                                                    Dabei ist besonders auf etwaige                       Bedeutung der Informationstechnologie
• Bestehende Mehrfacharbeiten                       Wider­sprüche oder Divergenzen                        in dienstleistungsorientierten Sektoren
  müssen über die verschiedenen                     zwischen den einzelnen Zielen zu                      deutlich (siehe Abbildung 1).
  Organisationseinheiten hinweg                     achten. Schließlich muss ein Verfahren
  identifiziert und eliminiert werden.              entwickelt werden, dass es erlaubt,                   Aus den diversen übergreifenden
                                                    den Er­folg der Restrukturierung in                   Zielsetzungen wiederum ergeben sich
Welche Rolle kann nun eine gezielte                 einer adäquaten und transparenten                     zahlreiche konkrete Anforderungen
Anpassung der IT-Strategie bei der                  Weise zu messen.                                      an die Effektivität und Qualität der
Er­füllung dieser Anforderungen spie-                                                                     neugestalteten IT-Struktur. Diese
len? Um einen hohen Wirkungsgrad                    Ein Beispiel für operationalisierte                   stellen in Verbindung mit den im
der Modernisierung zu erreichen,                    Ziel­setzungen, das den übergreifen­den               Anschluss angeführten langfristigen
müssen die Zielsetzungen ausreichend                Zusammenhang zwischen Or­gani­                        Gesichtspunkten die Basis der weite-
definiert und priorisiert werden. Hier­             sation, Personal, Prozessen und IT                    ren Planung dar (siehe Abbildung 2).
bei ist es mitunter erforderlich, eine              verdeutlicht, ist in folgendem Schau-

Abbildung 2
Anforderungen an Effektivität und Qualität

Effektivitäts- und
Qualitätsanforderungen ...   ... mit Bezug auf die Informationstechnologie
                             -   Multipler Zugang zur Behörde: persönlich, telefonisch und via Internet
    KUNDEN-                  -   Einsatz mobiler Arbeitsplätze
    ORIENTIERUNG             -   Barrierefreiheit
                             -   Sicherheit des Zugangs und des laufenden Betriebs

    SERVICE-                 - Prozessorientierte Organisation ist ausgerichtet auf Services
    ORIENTIERUNG             - Servicelevel sind adäquat definiert und unterliegen einem Business Process/Activity Monitoring

                             - Flexible Arbeitsformen, z. B. Home-Office
                             - Prozessunterstützender, hochperformanter Arbeitsplatz, der die notwendigen Informationen zum
    MITARBEITER-               richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stellt und Hilfestellung in Zweifelsfällen gibt
    ORIENTIERUNG             - Hoher Automatisierungsgrad, durchgängige Unterstützung, keine manuelle Datenübertragung,
                               möglichst ohne Medienbrüche, keine wiederholten Anmeldungen etc.
                             - Aus- und Fortbildung am Arbeitsplatz

                             - Online-Auskünfte und Online-Beratung
    eGOVERNMENT              - Komfortabler 7 x 24 Stunden-Betrieb
                             - Durchgriff auf Daten und Funktionen

Quelle: Booz & Company

Booz & Company                                                                                                                                   3
Festlegung der                               • Elektronische Arbeitsabläufe
                                               (Work­flows) setzen sich zunehmend
                                                                                         Management, Enterprise-Portale,
                                                                                         Desktop-Suche, Wikis, Blogging,
lang­f ristigen                                im Kerngeschäft und in we­sent­li­        e-Learning und e-Conferencing,
Perspektive                                    chen Support­prozessen der Behörde
                                               durch. Langfristig werden ganze
                                                                                         semantische Netze etc.) gewinnt
                                                                                         an Bedeutung und relativiert die
                                               Geschäftsprozesse im Rahmen von           tradierten hierarchischen und
                                               elektronischen Work­flow-Systemen         „tayloristischen“ Strukturen.
                                               realisiert. Dabei erfolgt eine Auto­-
                                               matisierung bzw Teilautomatisie­        Angesichts dieser Entwicklungen
                                               rung der Geschäftsprozesse.             ergeben sich vor allem zwei zentrale
                                                                                       Punkte, an denen Weichenstellungen
Eine Modernisierung der IT bietet            • Die IT-gestützte Kommunikation          vorgenommen werden müssen.
enorme Potenziale im Hinblick auf eine         spielt eine zentrale Rolle in der       Zunächst stellt sich die Frage der
Steigerung der Wirtschaftlichkeit und          internen Interaktion.                   Leistungstiefe. Diese ist nicht zu­-
Effektivität. Um diese zu nutzen, ist                                                  letzt auch mit IT-exogenen Faktoren,
eine langfristig angelegte Perspektive       • Der elektronische Datenaustausch        wie z. B. der Entwicklung der
für den IT-Einsatz notwendig, welche           mit externen Stellen gewinnt an         Personaldemographie (z. B. Durch­
die Auswirkungen auf die Organi­sa­            Bedeutung.                              schnittsalter, IT-Kompetenzen etc.),
tions­entwicklung der Behörde in aus-                                                  verbunden. Eine zweite Grundent­
reichendem Maße berücksichtigt.              • Standard-Software-Komponenten,          scheidung betrifft das „Austarieren“
                                               die bereits standardisierte Services    des Spektrums zwischen Dezentralität
Die Implikationen, die sich durch den          und Schichten bereitstellen, stehen     (hohes Maß an Qualität und Effek­
Einsatz von IT ergeben, sind auf lang-         vermehrt zur Verfügung.                 tivität) und Zentralisierung (hohes
­fristig-organisationsbezogene Ent­wick­-                                              Maß an Kontrolle und Effizienz), das
 lungstrends wie z. B. Arbeits­produk­       • Moderne IT-Architekturen unter-         gerade in großen Organisationen rich-
 ti­vi­tät, Verrichtungsprinzipien, Anfor­     stützen zukünftig in signifikantem      tungweisende Bedeutung hat.
 derungen an Führungsprinzipien und            Maße ein übergreifendes „Kanal-
 Arbeitsorganisationen zu analy­sieren,        management“.                            Durch das Festlegen dieser Faktoren
 damit die richtigen Weichen­stel­lungen                                               entstehen die grundlegenden Leitlinien
 für die neue IT erfolgen können.            • Qualifiziertes internes IT-Fach­per­    für ein strategisches Vorgehen im
                                               sonal bleibt eine knappe Ressource.     Rahmen der Neugestaltung der IT-
Zu den zukünftigen Potenzialen,                                                        Landschaft. Diese Leitlinien sind ein
Entwicklungen und Anforderungen im           • IT-gestütztes Wissensmanagement         wichtiges Instrument zur Sicherung
Bereich der IT-Technologie können (in          (schneller bzw. geführter Zugang zu     des langfristigen Erfolgs der Trans­
einer exemplarischen Weise) die folgen-        interner und externer Information       formationsmaßnahmen im Hinblick
den Hypothesen formuliert werden:              über Enterprise Content                 auf Wirtschaftlichkeit und Effektivität.

4                                                                                                             Booz & Company
Auswahl                                               Wenn die Rahmenbedingungen                            sind jedenfalls auch die politischen
                                                      identi­fiziert und die Anforderungen an               Rahmenvorgaben zu berücksichtigen.
der Strategien                                        die IT sowie die Ziele definiert sind,
zur Kosten-                                           ergibt sich eine Bandbreite an mögli-                 Typische Felder, auf denen im Rah­men
                                                      chen An­satz­punkten zur Realisierung                 einer Restrukturierung der In­for­ma­-
reduzierung                                           der ge­plan­ten Effizienzsteigerung.                  tionstechnologie eine Kosten­re­du­zie­
                                                      Auf­gabe der Entscheidungsträger                      rung angestrebt werden kann, sind
                                                      und Pro­grammentwickler ist es                        der Betrieb von Anwendungen, der
                                                      nun, die möglichen Optionen zur                       Anwendungssupport, die Lizenz­
                                                      Ausschöpfung des Synergiepotenzials                   beschaffung sowie die An­wen­dungs­
                                                      systematisch auszuwählen und                          entwicklung. Diese Felder sind im
                                                      anschließend umzusetzen. Hierbei                      folgenden Schaubild beschrieben.

Abbildung 3
Potenzielle Felder zur Kostenreduzierung

 BETRIEB VON ANWENDUNGEN                                                          ANWENDUNGSSUPPORT (3RD LEVEL SUPPORT)

 - Konsolidierung der Betriebsmannschaften für die angepassten                   - Konsolidierung der Supportverträge: Durch den Abschluss von
   Standardanwendungen                                                              übergreifenden Supportverträgen mit einem einzelnen Dienstleister
 - Reduktion des erforderlichen Expertenwissens für den Betrieb der                 lassen sich durch das höhere Volumen und durch den Glättungseffekt
   Infrastruktur und der Systeme                                                    deutlich bessere Konditionen aushandeln
 - Verbesserung der Reaktionszeiten und Erhöhung der Betriebsstabilität:          - Nutzung von vorhandenen Entwicklungskapazitäten für Supportfälle:
   Durch einen kontinuierlichen Austausch innerhalb der Betriebsmann-               Durch die Verwendung einer übergreifenden Architektur ist ein
   schaften lässt sich schneller Expertenwissen aufbauen, das es                    Vor-Ort-Einsatz von IT- Experten für die Standardsoftware in den
   ermöglicht, unmittelbar auf Ausfälle zu reagieren oder diese gänzlich zu         Organisationen einfacher. Damit ist Expertise “vor Ort” möglich, die auch
   vermeiden (beispielsweise beim Einspielen neuer Patches)                         für Supporttätigkeiten eingesetzt werden kann und somit den Bedarf an
                                                                                    zusätzlichen Supportleistungen senkt
 - Konsolidierung der Schulungen und der Schulungsumgebungen:
   Der Einsatz vereinheitlichter Technologien reduziert die Schulungs-            - Vereinfachung der Vertragsverwaltung: Durch Begrenzung der
   kosten (z. B. Kosten für unterschiedliche Administrator-                                    Supportverträge auf bestimmte Technologien und wenige
   schulungen, Kosten für Anwenderschulungen)                                                  Dienstleister reduziert sich der interne Aufwand für die
                                                                         Potenzielle           Vertragsverwaltung
                                                                         Felder der
                                                                         Kosten-
  GEMEINSAME LIZENZBESCHAFFUNG                                           reduzierung          ANWENDUNGSENTWICKLUNG

  - Skaleneffekte sind bei Einkaufskonditionen und Vertrags-                                 - Kostenreduktion durch gestiegene Verhandlungsmacht bei
    konditionen durch höhere Volumina erzielbar                                                der Beauftragung externer Dienstleister (weniger Dienstleiter,
  - Vereinfachung der Verwaltung der Lizenzverträge: Durch                                     höhere Preisnachlässe)
    Reduktion der Vertragspartner verringert sich die Komplexität                - Reduktion der Komplexität beim Management von Dienstleistern bei
    durch weniger Lizenzmodelle und einen geringeren                               Entwicklungsprojekten
    Verwaltungsaufwand                                                           - Reduktion des Aufwands für Roll-out-Aktivitäten durch Nutzung eines
                                                                                   gemeinsamen, zentralen Roll-out-Teams
                                                                                 - Reduktion der Integrationsprobleme, insbesondere von peripheren
                                                                                   Technologien (Archiv, Backup, Messaging, Telefonie) durch einmalige
                                                                                   Programmierung und Wiederverwendung des Programmcodes und
                                                                                   Software-Designs oder durch die Wiederverwendung von Expertise und
                                                                                   Softwareelementen bei Prozessen, die in den Organisationseinheiten der
                                                                                   Behörde ähnlich sind

Quelle: Booz & Company

Booz & Company                                                                                                                                                  5
Alternative                                    Sollen öffentliche Organisationen                     kann von folgenden Hypothesen
                                               eigene IT-Systeme entwickeln oder auf                 ausgegangen werden:
Modelle für                                    bereits bestehende Programme zurück­­
IT im öffent­                                  greifen? Im Rahmen der Moder­nisie­                   • Der Einsatz von individuell
                                               rung stellt diese Entscheidung eine                     ent­wickelter Software ist nur
lichen Sektor                                  zen­trale Herausforderung dar, der                      in seltenen Fällen erforderlich
                                               es offen zu begegnen gilt in dem                        und wirt­schaft­lich, da sich in
                                               Sinne, dass auch alternative Modelle                    der Regel auch sehr spezifische
                                               berücksichtigt werden.                                  Ge­schäfts­prozesse durch
                                                                                                       Anpassung von Standardsoft­-
                                               Auf der Basis der bisherigen Projekt­                   ware kosten­günstiger abbilden
                                               er­fah­rungen von Booz & Company                        lassen.

Abbildung 4
Herausforderungen im IT-Bereich des öffentlichen Sektors

                                        - Mitarbeiter mit neuester IT-Expertise können i.d.R. im Rahmen der
 IT-Kompetenz entwickelt sich nicht
                                          Vergütungsstruktur des öffentlichen Sektors nicht gehalten werden
 analog zum technischen Fortschritt
                                        - Begrenzte Budgets für Training und Ausbildungsmaßnahmen

                                                                                                                      Folge:
                                        - Historisch gewachsene IT-Landschaft mit Innovationsrückstau -               Erhöhte Risiken in Bezug
 Wenig praktische Erfahrungen mit         IT konzentriert sich auf Wartung/Weiterentwicklung, selten                  auf Qualität, Zeit- und
 vergleichbaren IT-Großprojekten          Restrukturierung in Verbindung mit IT-Großprojekten                         Budgeteinhaltung der
                                        - Folge hieraus: qualifizierte Projektmanager mit praktischen                 IT-Leistungserbringung
                                          Erfahrungen fehlen

                                        - “Projektanten-Problematik” trotz Vergaberechtsnovellierung
 Inflexibilität aufgrund öffentlichem
                                        - Risiko von Verfahrensfehlern bei unflexiblen Vergabeverfahren
 Vergaberecht
                                        - Oftmals: Delegation von Spezifikationsverantwortung

Quelle: Booz & Company

 6                                                                                                                           Booz & Company
• Die Synergien lassen sich maximie­                      Dadurch, dass sich im IT-Bereich                          Die Vergütungsstruktur des öffentli-
  ren, indem die Nutzung von Stan­­                       neue Geschäftsmodelle etabliert                           chen Sektors führt dazu, dass die
  dard­software auf der Basis einer                       haben, ergeben sich zusätzliche                           dort gezahlten Gehälter weit unter
  einheitlichen IT-Architektur ver-                       Möglichkeiten im Hinblick auf                             dem Niveau liegen, was im IT-
  stärkt wird. Die Synergien bei                          Kosten- und Qualitätsziele. Sie                           Bereich sonst marktüblich ist. Da-
  Infrastruktur und Hardware (z. B.                       legen ein Umdenken nahe, und                              durch wird eine dauerhafte Bindung
  vereinheitlichte PC- oder Server-                       zwar im Sinne eines Abschieds                             von IT-Experten an den öffentlichen
  Spezifikationen) sind besonders                         von der klassischen „In-house“-                           Dienst stark erschwert. Nicht zuletzt
  durch eine gemeinsame Beschaffung                       Leistungserbringung. Das wird                             daraus erklärt sich die zunehmende
  zu realisieren. Die dabei zu erziel­en­­-               insbesondere bei Betrachtung der                          Beliebt­heit von Public-Private-
  den Skaleneffekte sind zwar be­­                        Herausforderungen im IT-Bereich                           Partnerships (PPP-Modellen) im
  grenzt, doch weitgehend un­-                            des öffentlichen Sektors offensicht-                      Markt für IT-Dienstleistungen
  komp­li­ziert umsetzbar.                                lich (siehe Abbildung 4).                                 (siehe Abbil­dung 5).

Abbildung 5
Vergütungsstruktur des öffentlichen Sektors

                                                                                                                                     AUSGEWÄHLTE BEISPIELE1)

    Bruttojahres-
     gehalt in €

          125.000
                                                                                                                                      Bandbreite
                                                                                                                                      am Markt
          100.000

           75.000
60.000                                                                                                                     60´
                                                                                                        54´                            Bandbreite der Brutto-
                                                       51´                    51´                                                      jahresgehälter für
           50.000                                                                                                          42´
                               46´                                                                      38´                            IT-Angestellte im
                                                                              35´                                                      Öffentlichen Dienst2)
30.000                         31´                     32´

           25.000          E11                     E12                    E13                        E14                E15

                                                                                                    junior             senior
                     Anwendungs-               SAP Experte             Datenbank
                     betreuung                                         Experte                  IT-Projekt Manager

1) Quellen: Eigene Daten/Berechnungen; öffentlich zugängliche Informationen
2) TVöD Kommunen, Tarifgebiet West, Entgeltgruppen 11-15, Entwicklungsstufen 1-5, zzgl. Einmalzahlung 2007 und Jahressonderzahlung

Booz & Company                                                                                                                                                  7
Dieses Modell kann für die Behörden       • Schaffung größtmöglicher kauf-          t­ raggeber und privatem Auf­trag­neh­
eine wertschaffende Alternative für die     männischer Transparenz und               mer aus. Vor der Entscheidung für
zukünftige IT-Leistungserbringung dar-      Kosten­sicherheit sowie                  ein PPP-Modell müssen die folgen­den
stellen. Der Nutzen liegt auf der Hand:                                              Kriterien geprüft bzw. die folgenden
                                          • Erhaltung und Ausbau des eigenen         Gesichtspunkte berücksichtigt werden:
• Minimierung des Betriebsrisikos           Innovationspotenzials.
  im Sinne der Sicherstellung der                                                   • Für die Behörde ergibt sich mit
  nachhaltigen Verfügbarkeit einer        In der Praxis dienen PPP-Modelle den        einer PPP-Lösung die Möglichkeit
  Dienstleistung in hoher Qualität;       öffentlichen Institutionen oft auch als     einer risikooptimalen und nach-
                                          Plattform für die externe Vermarktung       haltigen Gestaltung des Anwen-
• gleichzeitig Erhaltung der eigenen      und für Kooperationsangebote. PPP-­         dungsbetriebes, die (auch ohne
  Steuerungskompetenz und eigener         Modelle zeichnen sich durch einen           zusätzliches externes Geschäft)
  Einflussmöglichkeiten bei der           ange­mes­senen Ausgleich der An­-           Kostenvorteile gegenüber einem
  Leistungs­erbringung;                   sprüche zwischen öffentlichem Auf-          dauerhaften Beratereinsatz bringt.

Public-Private-Partnerships eröffnen
attraktive Gestaltungsmöglichkeiten
zur Optimierung der öffentlichen
Leistungstiefe.

8                                                                                                         Booz & Company
Für die PPP besteht eine belastbare                     • Aus der Sicht der Behörde bietet sich                 PPP-Gesell­schaft vorsieht. Dies er-
   wirtschaftliche Grundlage, die                            ein PPP-Modell an, das neben der ver-                 höht die Kontroll- und Einflussmög­
   es ermöglicht, weitere attraktive                         traglichen Beziehung (Betriebsfüh­                    lichkeiten der Behörde, ermöglicht
   Optionen zur Ausweitung des                               rungsvertrag) auch eine institu-                      eine Risiko­teilung und schafft volle
   Geschäfts zu nutzen.                                      tionelle Einbindung des privaten                      Kosten- und Leistungstransparenz
                                                             Partners durch eine gemeinsame                        (siehe Abbildung 6).

Abbildung 6
Gestaltungsalternativen der Wertschöpfung und Leistungstiefe

                         ANFORDERUNGSPROFIL

                         NACHHALTIGE                         ERHALT DER INTERNEN               KOSTEN- UND                     ERHALT DER
GESTALTUNGS-             VERFÜGBARKEIT                       STEUERUNGS-                       LEISTUNGS-                      INNOVATIIONS-
ALTERNATIVEN             BETRIEBSPERSONAL                    KOMPETENZ                         TRANSPARENZ                     FÄHIGKEIT

                         - Abwanderung von                   - Know-How bleibt im Haus,        - Kosten- und Leistungstrans-   - Interne Kapazitäten sind
                           IT-Fachpersonal                     soweit Kontinuität bei den        parenz besteht im Rahmen        schwerpunktmäßig auf
                         - Inkompatible                        Führungskräften gewähr-           der verfügbaren Zeiter-         den Betrieb ausgelegt.
„In-House” IT                                                  leistet werden kann               fassungs- und Reporting-        Impulse von Außen für
                           Vergütungsstrukturen
                         - Zeitaufwändige Qualifizierung                                         Tools                           Weiterentwicklungen
                           mit erhöhten Risiken                                                - Keine Marktpreisäquivalenz      fehlen
                             -                                 +                                  -                               -

                         - Bei langfristigen                 - Hohes Risiko eines schritt-     - Hohe Kosten, jedoch           - Externe Berater vermarkten
Externe                    Beratungsaufträgen ist              weisen Know-How-                  maximale Flexibilität im        Innovationen aktiv, aber
Beauftragung               erfahrungsgemäß mit                 Verlusts bei dauerhafter          Einsatz                         honorarorientiert.
                           Beraterfluktuation zu               Bindung an ein extermes         - Hohe Transparenz auf            Bedarfsorientierung bleibt
                           rechnen                             Beraterhaus                       Basis der vertraglichen         ggf. auf der Strecke
                                                                                                 Grundlagen
                             -                                  -                                +    -                          +

                         - Qualifizierte Mitarbeiter         - Durch Einbindung des            - Kosten- und Leistungs-        - Die ÖPP erhält sich durch
Nutzung von                (Interne und Externe)               privaten Partners wird            transparenz besteht im          eigene Aktivität am Markt
ÖPP Modellen               können durch attraktive             dessen Eigeninteresse am          Rahmen des Vertrags- und        und durch den privaten
                           Rahmenbedingungen                   langfristigen Erfolg gestärkt     durch Zugriff der Kontroll-     Gesellschafter ihre
                           langfristiger gebunden              und Kontinuität gewähr-           organe auf alle Unterneh-       Innovationsfähigkeit und
                           werden                              leistet                           mensinformationen               entwickelt sich aktiv weiter
                           +                                   +                                 +                               +

Quelle: Booz & Company

Booz & Company                                                                                                                                                  9
Strategie                                           Im Mittelpunkt einer umfassenden
                                                    Modernisierung steht die Konzeption
                                                                                                   wei­sen miteinander verbunden
                                                                                                   werden: ein „Top-down“-Vorgehen
mit Blick                                           der IT-Strategie. Durch diese müssen           in den Dimensionen Organisation
fürs Ganze                                          die technischen Voraussetzungen für
                                                    ­die erstrebten Kosten- und Effek­tivi­
                                                                                                   und Personal sowie Steuerung und
                                                                                                   Prozesse, und eine „Bottom-up“-
                                                     täts­vorteile geschaffen werden.              Analyse der IT-Landschaft und der
                                                                                                   Verfahren sowie der Infrastruktur
                                                    Für den Umsetzungserfolg ist es we­­­­-        und der Technologie, welche den
                                                    sent­lich, dass die IT-Strategie alle vier     fach­lichen und technischen Hand­
­                                                   Di­mensionen – IT-Landschaft und ­             lungs­bedarf transparent macht
                                                    Verfahren, Infrastruktur und Tech­­no­         (siehe Abbildung 7).
                                                    logie, Organisation und Per­so­nal
                                                    sowie Steuerung und Pro­zesse – in             Dimension 1: IT-Landschaft und
                                                    ihrem wechselseitigen Ge­samtzu­sam­           Verfahren
                                                    men­hang betrachtet und behandelt.             Als Basis für eine konsolidierte und
                                                    Dies erfordert zum einen ein stimmi-           fokussierte Applikationslandschaft
                                                    ges und gesamthaf­tes Ziel­bild und            dient eine kritische Bestandsaufnahme
                                                    zum anderen eine Migrationsstrategie,          der wesentlichen zu unterstützenden
                                                    welche die Verzahnung dieser Dimen­            Geschäftsprozesse und der bisher ein-
                                                    sionen ausdrücklich vorsieht bzw.              ­gesetzten Verfahren sowie eine darauf
                                                    be­rück­sichtigt.                               aufbauende Modellierung der Soll-
                                                                                                    Prozesse. Parallel dazu erfolgt die
                                                    Konkret kann dies dadurch erfolgen,             Definition einer fachlichen Architektur
                                                    dass in einem „Masterplan Migration“            mit klaren Architekturprinzipien und
                                                    zwei unterschiedliche Vorgehens­                Standards.

Abbildung 7
Vorgehensweisen der Gesamtstrategie

     Kernbestandteile IT-Strategie                      Vorgehen

             IT-Landschaft           Infrastruktur
         1                      2                      Bottom-up Analyse der fachlichen und technischen IT-Landschaften
             und Verfahren           und Technologie

                                                                                                                                  Gesamt-
                                                                                                                                  strategie

             Organisation            Steuerung         Top-down Umsetzung von konvergenzschaffenden Steuerungsmechanismen
         3                      4
             und Personal            und Prozesse

Quelle: Booz & Company

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Die Analyse der Ist-Prozesse und die          scheidend, die IT an einem fach­lichen   Umfeld zunehmend service-orientierte
Modellierung der Soll-Prozesse ver-           „Bebauungsplan“ auszurich­ten.           Architekturen (SOA) durch. Service-
folgt drei wesentliche Ziele:                 Diese fachliche Architektur ist das ­    orientierte Architekturen bieten den
                                              Binde­glied zwischen den Geschäfts­      Vorteil einer Reduktion individu-
• die Erstellung einer einheitlich do­­ku-    pro­zessen und den technischen IT-       eller Schnittstellenlösungen. Das
  mentierten und klar struk­tu­rier­ten       Verfahren. Sie wird im Sinne einer       Prinzip der SOA ist eine konsequente
  Übersicht der Kern­­ge­­schäfts­prozesse;   „Enterprise-Architektur“ angelegt,       Weiterführung einer modularisierten
• die Abschichtung der Prozesse               d. h. die Architekturen der einzelnen    Architektur: Die IT-Verfahren werden
  in einrichtungsinterne (d. h.               Einrichtungen werden in diese            so gegliedert, dass sie einer fachlichen
  dezentrale) und übergreifende               Verbundarchitektur für die Gesamt­       Domäne (Aufgabenblock) entsprechen
  Prozesse;                                   behörde integriert.                      und die dort definierten Prozesse
                                                                                       abdecken.
• die Ableitung von Handlungsbedarf           Die Definition klarer Architek­tur­
  im IT-Bereich zur konkreten                 prinzipien und Standards ist eine        In einer „IT-Roadmap“ werden die
  Unterstützung der Prozesse.                 wesentliche Voraussetzung dafür,         Ausbaumaßnahmen im Hinblick
                                              dass die IT-Lösungen der Behörde         auf Verfahren und Architekturen
Durch Vorschaltung der Prozess­­­­-           effizient und veränderungsfähig          bestimmt und schrittweise angepasst.
ana­ly­se vor die Definition der IT-          ausgestaltet werden können. Nach         Während der strategische Teil den
Unter­stützung kann bereits eine              Maßgabe der Größe der Behörde und        Migrationsansatz im Hinblick auf die
erste Opti­mie­rung durch klassische          ihrer organisatorischen Einbindung       Ziel-Landschaft darstellt, zeigt der
Me­thoden der Prozess­vereinfachung           sowie der variierenden Bedarfe und       Maßnahmenteil die Einzelschritte mit
(Re­duktion von Schnittstellen,               Veränderungserfordernisse sind die       ihren gegenseitigen Abhängigkeiten
Eli­mi­nierung von Redundanzen,               Leitlinien für einen modularen,          auf. Damit ist er ein wesentliches Pla­-
Eli­mi­nierung von Teilprozessen durch        ska­lier­baren und geschichteten Auf­    nungsinstrument, das die Um­setzung
Auf­gabenkritik etc.) erzielt werden.         bau festzulegen. Eine umfassende         der IT-Restrukturierung über mehrere
Im Rahmen dieser Analyse sind auch            Referenzarchitektur umfasst dabei        Jahre hinweg steuert.
die bisher eingesetzten IT-Verfahren          Prinzipien für die verschiedenen
sowie die Ressourcenausstattung               Schichten: Zugang, Präsentation,         Dimension 2: Infrastruktur und
zu beurteilen. Außerdem können                Prozesse, Applikationen, Daten,          Technologie
aufbauend auf dieser Gesamtsicht              Integration, Infrastruktur, IT-          Ein erster wesentlicher Schritt zur
Kernprozesse priorisiert und der              Operations und Sicherheit sowie          Ent­­wicklung einer umfassenden
IT-Unterstützungsbedarf für die               entsprechende „Muss“- und                IT-Strategie liegt in der Bestands­auf­­
einzelnen Prozesse präzisiert werden          „Kann“-Standards (Empfehlungen).         nahme der bestehenden IT-­Ka­pa­zi­
(auch in Abhängigkeit von ihrem               Die Governance der Enterprise-           tä­ten, d. h. eine konkrete Erhebung
internen bzw. übergreifenden                  Architektur und der Standards ist in     der Leistungsparameter und der Last
Charakter).                                   einem eigenen Modell ausgestaltet.       der verschiedenen Komponenten,
                                                                                       die Bildung der jeweiligen „Mengen­
Um Redundanzen und Inkompa­ti­                Als adäquate Umsetzung setzen            gerüste“ zu verschiedenen Betriebs­
bilitäten zu vermeiden, ist es ent­           sich derzeit auch im öffentlichen        zei­ten in Abhängigkeit von den

Booz & Company                                                                                                                11
An­for­derungen sowie die Klärung                   Aufgabenbereiche im Umfeld des               weiteren Ausgestaltung der
der relevanten Rahmenbedingungen                    Betriebs von Rechenzentren zu                EU-Dienstleistungsrichtlinie,
(dazu gehören u. a. rechtliche Aspekte              beleuchten sind (siehe Abbildung 8).         sicherer E-Mails (DE-Mail) etc.;
wie Sicherheitsanforderungen, daten-
schutzrechtliche Bestimmungen mit                   Einzubetten ist eine solche Konso-         • zunehmende organisations­
organisatorischen Auswirkungen, etwa                lidierung in die „IT-Roadmap“ und            übergreifende Zusammenarbeit;
zur Haltung von Personendaten, etc.).               damit in die bereits aus Prozess-
Im Hinblick auf die Optimierung der                 und Architektursicht definierten           • weiter steigender Bedarf an Band-
Infrastruktur und Technologie sind                  Anforderungen. Zu ergänzen sind              breite für die Anwen­dun­gen
auf der Basis der Bestandsaufnahme                  diese durch spezifisch die Infrastruktur     und wachsende Verfügbarkeitsan­-
Schwachstellen im derzeitigen Modus                 und Technologie betreffende                  forderungen an die Kommuni-
aufzuzeigen, etwa Lücken und                        Veränderungen der Anforderungen an           kationsnetze;
zu­gleich Redundanzen in der Auf­                   die IT-Bereitstellung, wie:
gaben­verteilung (z. B. Ent­wick­lungs­                                                        • zunehmender Sicherheitsbedarf
services in beiden Rechenzentren),                  • weiter zunehmende Flexibilisierung         – sowohl im Hinblick auf Schutz
über- oder unterdimensionierte                        der Arbeitsstrukturen (z. B.               als auch auf Resilience/Business
Kapazitäten sowie Synergiepotenziale                  Telearbeit, mobile Nutzung) und            Continuity – als Voraussetzung für
durch stärkere Bündelung der derzeit                  Arbeits- bzw. Nutzungszeiten;              eine tiefer gehende Abwicklung von
noch fragmentierten Kapazitäten.                      Änderungen im weiteren tech-               Geschäftsprozessen.
                                                      nischen und Nutzungsumfeld,
Für eine solche Konsolidierung                        z. B. durch Potenziale und               Zudem ist die Kommunikations­
sind eine Reihe bewährter Hebel                       Erfordernisse des elektroni-             infrastruktur dediziert in das Blickfeld
zu prüfen, die anhand typischer                       schen Personalausweises, der             der IT-Strategie einzubeziehen.

Abbildung 8
Hebel für die Konsolidierung beim Betrieb von Rechenzentren

 - Service-Delivery- und Service-Support-Prozesse                                                            - Definition von Standards
                                                            IT Support Processes
                                                                                                               und Prozessen

 - (Weiter-)Entwicklung und Integration von
   Anwendungen                                              Application Development                          - Administrative Prozesse
 - Abwicklung von Entwicklungsprojekten                                                                        (Finanzielle Planung und
                                                                                                               Controlling)
                                                                                                             - Einkauf
 - Betrieb und Wartung von Anwendungen nach                 Application Management
   definierten Service Levels (Verfügbarkeit,
   Antwortzeiten etc.)
                                                            IT Infrastructure Operations
                                                            (HW, OS, DBs, Com/Firewall)
  - Betrieb und Wartung von Rechner- und
    Kommunikationsinfrastruktur
  - Betrieb/Wartung der Facility

Quelle: Booz & Company

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Mit der Einführung von Voice-over-       Die Fragen der Organisation               Hier sind systematische Maßnah-
IP-Technologien (VOIP) lassen sich       umfassen zunächst die Gliederung          men mit längerfristiger Entwicklungs­
erhebliche Effizienzpotenziale heben,    der zukünftigen IT-Organisation.          perspektive erforderlich, um eine
und zugleich lässt sich das Leistungs-   Auszutarieren ist dabei der Grad der      kritische Kompetenz aufzubauen
spektrum durch die Konvergenz von        Zentralisierung bzw. der dezentralen      und für sie eine gewisse Kontinuität
Daten- und Sprachenkommunikations-       Leistungserbringung. Dies bedeutet vor    zu gewährleisten, d. h. vor allem
infrastruktur erweitern.                 allem eine Abwägung des Kriteriums        auch – trotz der im Markt insbe-
                                         der Kundennähe und Effektivität (das      sondere für erfahrene IT-Fachkräfte
Die Gesamtplanungsbasis stellt hier-     im dezentralen Modell tendenziell         nachteiligen Wettbewerbsposition des
für eine Netzwerk-Topologie dar,         besser erfüllt ist) gegen dasjenige der   öffent­lichen Dienstes – qualifiziertes
die entsprechend den Prinzipien der      Realisierung von Effizienzgewinnen (im    Personal zu halten.
Enterprise-Architektur die Einrich-      Falle einer Bündelung). Im Hinblick
tungen der Organisation in ein ge-       auf das Zielbild einer Enterprise-        Aus organisatorischer Sicht relevant ist
ordnetes Gesamtdesign einbezieht         Architektur sind grundsätzlich der sys-   – wie bereits oben angesprochen –
und die Referenzarchitektur konkret      tematische Aufbau und die Bündelung       die Definition der Leistungstiefe und
ausgestaltet, u. a. durch Festlegung     von IT-Kompetenzen erforderlich. In       das ggf. eingesetzte Modell eines punk-
entsprechender Sicherheitszonen          Anbetracht der Struktur der gegebenen     tuellen „Contracting-Out“, Outsorcing
(„trusted zones“, „demilitarized         Behörde als Flächenorganisation ist       bzw. größerer Public-Private- oder
zones“ etc.). Unter dem Aspekt des       zwar die Bereithaltung eines gewis-       Public-Public-Partnerships.
Zugangs bzw. der Nutzung ist dabei       sen Mindestgrades an dezentraler
insbesondere die Ausgestaltung der       Leistungserbringung vorauszusetzen.       Nicht zu vernachlässigen ist schließ-
Zugriffsrechte (Authentifzierung) zu     Jedoch sind die konkreten Einsatzfelder   lich auch die Notwendigkeit, die
bedenken, die unter Umständen den        noch zu bestimmen und die                 IT-Restrukturierung mit umfangrei-
Einsatz einer Public-Key-Infrastruktur   Steuerungsmechanismen zu definieren.      chen Schulungsmaßnahmen in der
(PKI) erforderlich machen.                                                         Behörde insgesamt zu begleiten und
                                         Zu definieren ist zudem die Dimen-        für einen im Hinblick auf die stellen-
Dimension 3: Organisation und            sionierung und die Ausgestaltung der      spezifische IT-Kompetenz überprüften
Personal                                 IT-Organisation, wobei unter Rückgriff    Personaleinsatz zu sorgen. Ohne
Die Erarbeitung und Umsetzung            auf die erhobenen Mengengerüste           einen entsprechenden Wissensaufbau
einer übergreifenden IT-Strategie        Kennziffern bzw. Benchmarks sowie         und aktives Change Management
bedingt erhebliche Anforderungen         gängige Frameworks für die Definition     lassen sich die Potenziale der IT
an Organisation und Personal, die        der IT-Prozesse (wie etwa ITIL v. 3.0)    im Hinblick auf Effizienzgewinne
anfangs häufig unterschätzt werden.      einen Ausgangspunkt darstellen.           und Verbesserung der Service-
Solche Versäumnisse sind ein             Ein wesentlicher Aspekt ist ferner        Qualität nicht erzielen, sondern es
erheblicher Risikofaktor.                die Qualifizierung des IT-Personals.      drohen Prozessunsicherheiten, hohe

Booz & Company                                                                                                           13
Fehlerquoten, Abwehrreaktionen und      dinierenden Funktion. Dies erfor-          Ausgestaltung dieser Mechanismen
unnötige Doppelungen.                   dert zugleich die Definition seines        lassen sich zudem Kosten- und
                                        Zuständigkeitsbereichs, der ins-           Haushaltsziele mit der Steuerung der
Dimension 4: Steuerung und Prozesse     besondere auch die gemeinsame              IT-Bereitstellung verbinden.
Für die Umsetzungssteuerung und         Infrastruktur und die Standards
die gesamthafte Koordination der IT     umfassen sollte.                           In der Ausgestaltung der IT-
in der Behörde ist die Ausgestaltung                                               Organisation lässt sich die Nach-
einer effektiven IT-Governance          Im Bereitstellungsansatz ist, wie be­-     frageorientierung wiederum mit dem
erforderlich.                           reits skizziert, das angestrebte Maß an    zuvor erwähnten Prozess-Framework
                                        Zentralität bzw. Dezentralität festzule-   ITIL V3.0 als Basis ausgestalten –
Die IT-Governance umfasst die           gen. In Abhängigkeit von der Struktur      wobei „Demand Management“ als
Steuerungs- und Kontrollmecha-          und Größe der jeweiligen Organisation      wesentliche Komponente verwendet
nismen, die es erlauben, die Bereit-    ist dabei das Modell eines Shared          werden kann.
stellung und Weiterentwicklung von      Service für einzelne Komponenten
IT im Einklang mit der übergeordne-     bzw. die IT-Bereitstellung im Blick        Für die Umsetzung des Gesamt-
ten Strategie und einrichtungsüber-     auf den Gesamtzusammenhang zu              programms, d. h. die Steuerung
greifend auszugestalten. Dies umfasst   prüfen. Im Spektrum der effizien-          der Migration, empfiehlt sich
die organisatorische Koordination       ten, gebündelten und kundennahen           die Kombination eines klaren
sowie die Definition der Rollen und     dezentralisierten Organisationsform        Vorgehensmodells als Referenz, so
Verantwortlichkeiten, der erforder-     können Shared Services Vorteile            dass die einzelnen Projekte nach
lichen Managementprozesse sowie         beider Modelle vereinen, insofern sie      einer bewährten Richtschnur aufge-
der Kontrolle und der Messung der       mit marktähnlichen Mechanismen             setzt und begleitet werden können.
Performance.                            eine klare Bedarfsorientierung und         Zum Qualitätsmanagement und zur
                                        eine entsprechend kundenorientierte        Erfolgskontrolle kann das Verfahren
Übergeordnet sind dafür zudem die       Service-Bereitstellung mit Bündelung       eines „Gated Review Process“ nach
IT-Leitungsstrukturen auszugestalten,   verbinden. Voraussetzung hierfür           den Standards des britischen Office
insbesondere durch die Funktion eines   ist jedoch die Schärfung des Profils       for Government Commerce (OGC)
Chief Information Officer (CIO).        der IT-Organisation als Dienstleister      adaptiert werden.
Das Mandat und die Attribute            und die Realisierung in Form von
dieses CIO sind entsprechend dem        Zielvereinbarungen/„Service Level          In der Umsetzungssteuerung spielt
definierten Grad an Zentralisierung     Agreements“ (SLAs), um eine effi-          also einerseits das Programm-Büro
festzulegen, also im Sinne einer        ziente Ressourcen-Allokation zu            eine zentrale Rolle. Für den Erfolg
eher steuernden oder eher koor-         gewährleisten. Durch eine koordinierte     mindestens ebenso wichtig ist aber

Aktives Change Management ist un-
erlässlich, um Effizienzgewinne und
eine Verbesserung der Service-Qualität
zu erzielen.

14                                                                                                        Booz & Company
das belastbare Commitment der                       Zielbebauungsplans ist dann auch         der zukünftigen Umgebung nicht
Behördenspitze.                                     zu entscheiden, welche spezifischen      mehr realisiert werden müssen.
                                                    Projekte im Rahmen der Definition        Die Zusammenführung beider
Geeignete Migrationsstrategie und                   des Ziel-Projektportfolios für das       Betrachtungsdimensionen ergibt
Programm Management                                 Migrationsprogramm fortgeführt           das Zielprojektportfolio für das
Alle Maßnahmen sind in einer defi-                  werden und welche möglicherweise         Migrationsprogramm, das abschlie-
nierten Schrittfolge durchzuführen                  eingestellt werden müssen. Eine          ßend nach den Kriterien Budget,
und aufeinander abgestimmt in einer                 weitere Priorisierung erfolgt ent-       Risiken und Personalverfügbarkeit
Migrationsstrategie abzubilden.                     lang der Einzelfunktionalitäten der      sowie im Hinblick auf weitere
Hierbei ist zunächst Transparenz                    Ist-Anwendungen – auch hier ist zu       Abhängigkeiten überprüft werden
bezüglich jener laufenden bzw.                      entscheiden, welche Funktionalitäten     muss (siehe Abbildung 9).
geplanten Projekte zu erzielen, die                 im Migrationsprogramm abzubil-
sich an dem Zielbebauungsplan der                   den sind, welche zusammengefasst         Hieraus können die Richtungs­
Behörde orientieren. Anhand des                     werden können und welche in              vorgaben für die Migration abgeleitet

Abbildung 9
Zielprojektportfolio für das Migrationsprogramm

                                                                                                                          ILLUSTRATIV
                                                         Zielprojektportfolio für
 Laufende/geplante Projekte                              das Migrationsprogramm                        Ist-Produkte/Anwendungen

       Projekt 1                                                                                                     Anwendung 1
                                                          Projekt 1
                               x                                                                             x       Funktionalität 1

                                                                                                                     Funktionalität 2
       Projekt 2                                          Projekt 2
                                                          z.B. Stabilisierung eines                                  Funktionalität 3
                                       +                  Projektes gemäß einer
                                                                                                                     Funktionalität 4
                                                          gesetzlichen Vorgabe

       Projekt 3                                                                                         +           Anwendung 2
                                                                                                                     Funktionalität 1
                                                          Projekt 3
                                                                                                                     Funktionalität 2
       Projekt 4                                                         ...
                                                                                                                     Anwendung 3
                                                          Projekt n

             ...                                                                                                            ...
                                                         Zielsetzung:
       Projekt n                                         Vollständige Abdeckung des                                  Anwendung n
                                                         Zielbebauungsplans (Domänen
                                                         und Subdomänen)

 Zukunftsorientiert                                                                                     Vergangenheitsorientiert
 am Ziel-Bebauungsplan                                   Top-Down-Abgleich entlang von:                 an den Ist-Anwendungen
                                                         Budget, Risiken, Personal,
                                                         Abhängigkeiten, etc.

             Priorisierungskriterien für Produkte       x = Stoppen     + = Zusammenlegung    Priorisierungskriterien für Produkte

Quelle: Booz & Company

Booz & Company                                                                                                                          15
werden, die das gesamte Kontinuum        Priorisie­rung durch neue gesetzliche   aktiv steuert. Die Erfahrung aus
möglicher Entscheidungen auf             Anforderungen, Budgetrestriktionen,     einer Vielzahl von Transformations-
Anwendungs- und Funktionsebene           Veränderungen in der Verfügbarkeit      programmen zeigt, dass dieses Büro
beinhalten. Die Bandbreite der mög-      von internem Fachpersonal etc.)         dabei mehr leisten muss als ein reines
lichen Entscheidungen wird durch         um­fassend zu berücksichtigen. Hie­r­   Fortschrittscontrolling. Von eminenter
das nachstehende Schaubild illustriert   aus können sich weitere Anpassungen     Bedeutung ist vielmehr, dass es auch
(siehe Abbildung 10).                    ergeben, die in einem konsolidierten    über den inhaltlichen Sachverstand
                                         „Masterplan Migration“ zusammen-        und das Mandat verfügt, in Einzel-
In einem abschließenden Arbeits-         fassend festgelegt werden.              projekte unterstützend oder pro-
schritt erfolgt auf der Basis der                                                blemlösend einzugreifen. Nicht
„Bottom-up“-orientierten Definition      Einen wesentlichen Erfolgsfaktor        zuletzt erhöht dies die Attraktivität
des Zielprojekt­­portfolios für das      bei der IT-Neustrukturierung – in       des Büros bei den Leistungsträgern
Mig­ra­tions­programm eine „Top-         sämtlichen Phasen von der Kon-          und steigert seine Akzeptanz in der
down“-Vali­dierung. Sie soll es er-      zeption bis hin zur Umsetzung –         Organisation (siehe Abbildung 11).
möglichen, Variablen bzw. Risiken        bildet die Etablierung eines Pro-
(wie etwa mög­liche Änderungen der       grammbüros, das die Umsetzung

Die aktive Steuerung durch ein
Programmbüro trägt maßgeblich
zum Umsetzungserfolg bei.

16                                                                                                     Booz & Company
Abbildung 10
Richtungsvorgaben für die Migration

                                          Anwendung/Funktionalität beibehalten (“As-Is”) und ggf. stabilisieren

                                          Anwendung/Funktionalität abschalten

                                          Anwendung/Funktionalität gemäß zusätzlicher funktionaler
                                          Anforderungen erweitern (auf bestehender Technologie)
Ableitung von Richtungs-                                                                                                Zusätzlich:
vorgaben für die Migration                                                                                              Einbeziehung der
(auf Anwendungs- und                      Anwendung/Funktionalität beibehalten und technologische Basis                 Dimension “Zeit”
Funktionalitätsebene)                     erneuern, einschl. Schnittstellen zu Diensten

                                          Anwendung/Funktionalität neu entwickeln und auf neue
                                          Domäne/Subdomäne überführen

                                          Weitere?

Quelle: Booz & Company

Abbildung 11
Vom Zielprojektportfolio zum „Masterplan Migration“

  Bottom-up-Analyse
  Projekte und Produkte

 Ziel-Projektportfolio für   Kriterien für die Top-Down Validierung              Konsolidierung zu dem
 das Migrationsprogramm                                                          “Masterplan Migration”
                             - Mögliche Änderungen der Priorisierung
                               durch erwartete gesetzliche Anforderungen
  Projekt 1                                                                              Zeitfenster        01.12.07          31.05.08
                             - Zeitliche Restriktionen mit Einfluss auf die
                               Abfolge der Projekte                                   Projekt           Start          Ziel
  Projekt 2
  z. B. Stabilisierung       - Budgetrestriktionen (Verpflichtungs-
  eines Projektes gemäß        ermächtigungen, Beschränkungen des
  gesetzlicher Vorgabe         Haushaltes etc.)

                             - Migrationsrisiken (Komplexität, Veränderungs-
  Projekt 3                    geschwindigkeit der Organisation, etc.)
                                                                                                                                H
              ...            - Interne Fähigkeiten und verfügbare Kapazitäten                                                Zeit
                               des internen Mitarbeiterteams (z. B. verfügbare
                               Top-Projektleiter für Großprojekte)                       06 07 08 09 10 11 12 01 02 03 04 05 (Monate)
  Projekt n
                             - Grenzen der Steuerung externer Dienstleister
                               für die Umsetzung der Projekte

Quelle: Booz & Company

Booz & Company                                                                                                                           17
Realistische   Wie kann nun der tatsächliche Er­folg
               der Neustrukturierung gemessen
                                                        Handlungsalternativen;
                                                        2. Er­mittlung der Plan-Zahlungs­
Wirtschaft­    werden? Die Berechnung der Vor­teil­     strö­me; 3. Bestimmung des Kal­ku­la­
lichkeits­     haf­tigkeit der IT-Strategie soll aus-
               schließlich aus einzelwirtschaftlicher
                                                        tionszinsfußes; 4. Berechnungsmodell.
                                                        Booz & Company wendet das
betrachtung    Sicht und unter Berücksichtigung         Kapitalwertverfahren in Form der
               et­waiger Anforderungen an Behörden      international üblichen „Discounted-
               und Organisationen durchgeführt          Cash-Flow“-Methode (DCF)
               werden.                                  an, die alle haushaltsrechtlichen
                                                        Anforderungen erfüllt.
               Die einschlägigen Bestimmungen
               unter­scheiden grundsätzlich zwischen    Die Entscheidung über die IT-Strategie
               Untersuchungen in der Planung            erfordert den Vergleich unterschiedli-
               („a priori“) und Erfolgskontrollen       cher Handlungsoptionen. Die Basis-
               („a posteriori“). Auch bei einer         option ist die Fortführung des Status
               Un­ter­suchung der Planung ist die       quo, also die Beibehaltung der his-
               Be­rechnung so anzulegen, dass die       torisch gewachsenen IT-Landschaft
               um­setzungsbegleitende und abschlie-     in ihrem Grundgerüst. Dies schließt
               ßende Erfolgskontrolle bereits           nicht aus, dass ein gewisser techni-
               „mit­gedacht“ wird. Grundsätzlich        scher Fortschritt sowie eine globale
               kommen folgende Verfahren in Frage:      Verbesserung der Produktivität ein-
               (a) eine Kostenvergleichsrechnung,       treten. Ferner sind Annahmen über
               (b) die Kapitalwertmethode, (c) eine     das jährliche Investitionsvolumen und
               Nutzwertanalyse und (d) eine Kosten-     die Anzahl der in der IT und durch
               Nutzen-Analyse.                          die IT gebundenen Mitarbeiter zu
                                                        treffen. Eine zweite Option besteht
               Zur Veranschaulichung wird hier die      in der Umsetzung der entwickelten
               Wirtschaftlichkeitsberechnung auf        IT-Strategie entlang der definierten
               der Basis der Kapitalwertmethode         Migrationsschritte. Dazu sind alle
               dargestellt. Die Anwendung dieses        zahlungsrelevanten Wirkungen der
               Verfahrens besteht im Kern aus vier      vier oben erörterten Kernbestandteile
               Teilkomplexen: 1. Definition der         der IT-Strategie zu inventarisieren.

18                                                                            Booz & Company
Die definierten Optionen müssen             Rechnung abgeleitet oder direkt in      Referenzzinsfuß oder die Annahmen
bezüglich ihres Leistungsspektrums,         Einzelpositionen (für Einnahmen         zu Inflation und Personalintensität
also z. B. im Hinblick auf die Service-     und Ausgaben) geplant.                  der IT, variiert werden. Zweitens wird
Levels der IT, vergleichbar sein.                                                   alternativ eine Annuitätenrechnung
                                          Die Diskontierung der ermittelten         durchgeführt, bei der die Perioden-
Die Ermittlung der Plan-Zahlungs­         Cashflows erfolgt prinzipiell mit         Cashflows in eine Annuität umge-
ströme setzt zunächst eine Abgrenzung     den haushaltsrechtlich anerkann­ten       rechnet werden, um etwaigeVer-
des „Mengengerüsts“ im Rahmen             Abzinsungszinssätzen. Formal wird         zerrungen durch den zeitlichen Anfall
der DCF-Methode voraus. Dieser            nach Bestimmung des Referenz­zins­        größerer Zahlungsströme zeitlich
Schritt ist üblicherweise durch drei      fußes ein Bezugszeitpunkt fest­gelegt,    identifizieren zu können. Drittens
Aspekte geprägt:                          auf den die ermittelten Nettozah­         werden die Handlungsoptionen einer
                                          lungsströme ab- bzw. aufgezinst           Risiko-betrachtung unterzogen, so
• Alle durch die Strategie verursach-     werden sollen.1                           dass das Risikoniveau vergleichbar
  ten Zahlungsströme sind zu berück-                                                ist. Ist dies nicht der Fall, können die
  sichtigen, unabhängig davon, in         Nach Festlegung der Abzinsungs­fak­       Zahlungsströme der risikostärkeren
  welcher Organisationseinheit            toren ergibt sich der Kapitalwert wie     Handlungsalternativen noch um
  sie anfallen.                           folgt: DCF-Kapitalwert = Summe            Risikozuschläge ergänzt werden.
                                          der Perioden-Cashflows x Abzinsungs-
• Zahlungsströme werden über              faktor. Er wird für alle zu bewertenden   Als Gesamtergebnis wird, so die
  einen längeren Planungszeitraum         Handlungsalternativen berechnet.          Annahme, die Vorteilhaftigkeit der
  aufgezeigt, z. B. über 8-12 Jahre.                                                erarbeiteten IT-Strategie aufgezeigt
                                          Als Abschluss erfolgt eine dreiteilige    und beziffert. Unter Umständen
• Die Zahlungsmittelsalden je             Plausibilisierung des Ergebnisses:        müssen aber auch Modifikationen
  Periode (Perioden-Cashflow)             Erstens wird eine Sensitivitätsanalyse    der Strategie vorgenommen werden.
  werden entweder indirekt aus            durchgeführt, bei der wesentliche
  einer Jahres-Gewinn- und Verlust-       Berechnungsparameter, wie z. B. der

Booz & Company                                                                                                             19
Konsistente                                    Als letzten Schritt im Rahmen des
                                               Programm-Designs müssen die Ent­-
                                                                                               wird das Verständnis für die jewei-
                                                                                               ligen Projekterwartungen und die
Planung und                                    schei­dungsträger einen Projekt­-               erfolgskritischen Faktoren ge-
Management                                     plan für die Durchführung der
                                               IT-Restrukturierung erstellen.
                                                                                               schärft. Damit können dann Schwer-
                                                                                               punkte der Untersuchung sowie
                                               Diesen Projektfahrplan, der die                 Ergebniserwartungen detailliert und
                                               Um­setzungsplanung zusammenfasst,               erste Arbeitshypothesen formuliert
                                               ver­steht Booz & Company als Teil               werden. In dieser ersten Phase ist
                                               eines ganzheitlichen Soll-Konzeptes.            dann auch ein Projekt-Kick-off mit
                                               Hier­bei hat sich ein strukturiertes            den Vertretern eines (als Teil der
                                               Vor­gehen in fünf Modulen bewährt               Projektorganisation einzurichtenden)
                                               (siehe Abbildung 12).                           Steuerungskreises vorgesehen, in
                                                                                               dem Projektinhalte und Meilensteine
                                               Im ersten Modul „Exploration“                   gemeinsam abgestimmt werden.
                                               werden das vorliegende Material
                                               aus Vorarbeiten eingehender ausge-              Im zweiten Modul „Bestands­auf­
                                               wertet und erste Interviews auf der             nahme“ oder „Konzeption“ geht es
                                               Ebene der Verwaltungs-, Dezernats-,             zunächst darum, den Ist-Zustand der
                                               Abteilungs- und Dienststellenleitungen          IT-Landschaft zu untersuchen und
                                               durchgeführt. Zudem werden das                  Probleme innerhalb der bestehenden
                                               Schlüsselpersonal der bestehenden               Organisation aufzudecken. Dabei wird
                                               IT-Landschaft und gegebenenfalls                der bestehende Leistungsanspruch der
                                               weitere relevante Akteure in die                IT-Funktion analysiert. Die Bestands-
                                               Befragung einbezogen.                           aufnahme gliedert sich hier in drei
                                               Auf der Basis dieser Informationen              Komplexe.

Abbildung 12
Projektmodule des Umsetzungsfahrplans

PROJEKTMODULE DES UMSETZUNGSFAHRPLANS
                                  Konzeption                          Strategiebestimmung              Umsetzung/Migration

                                         IT-Bestandsaufnahme
                                   2.1                                                                   4.1 IT-Roadmap
                                         und Prozessanalyse
                                                                             Definition
                                                                       3.1
                                                                             Strategierahmen

  1   Exploration                  2.2 Kapazitätsbewertung                                               4.2 Umsetzungs-
                                                                                                             masterplan

                                                                       3.2 IT-Bebauungsplan
                                   2.3 Organisationsanalyse                                              4.3 Umsetzungs-
                                                                                                             steuerung

  5   Projektkoordination/-kommunikation und Wirtschaftsbetrachtung

Quelle: Booz & Company

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