Journal - Kassenärztliche Vereinigung Hamburg

 
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Journal - Kassenärztliche Vereinigung Hamburg
Rundschreiben des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg       ISSN 2568-9517   1 / 2021

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         kollateralschäden
             Versäumen Patienten aus Angst vor Ansteckung
                     notwendige Behandlungen?

        Corona-impfung                                                      pädiatrie
Vorbereitungsarbeiten in den Messehallen                   Kinderärztliche Notfallpraxis am AKK
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Impressum

Das KVH-Journal enthält Informationen für den Praxisalltag, die für das
gesamte Team relevant sind. Bitte ermöglichen Sie auch den nichtärztlichen
Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeitern Einblick in dieses Heft.

Impressum
KVH-Journal
der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg
für ihre Mitglieder und deren Mitarbeiter
ISSN (Print) 2568-972X
ISSN (Online) 2568-9517
Erscheinungsweise monatlich
Abdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers
Namentlich gezeichnete Artikel geben die
Meinung des Autors und nicht unbedingt
die des Herausgebers wieder.
VISDP: Walter Plassmann
Redaktion: Abt. Politik und Öffentlichkeitsarbeit
Martin Niggeschmidt, Dr. Jochen Kriens
Kassenärztliche Vereinigung Hamburg,
Humboldtstraße 56, 22083 Hamburg
Tel: 040 / 22802 - 655
E-Mail: redaktion@kvhh.de
Titelillustration: Sebastian Haslauer
Layout und Infografik: Sandra Kaiser
www.BueroSandraKaiser.de
Ausgabe 1/2021 (Januar 2021)

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Journal - Kassenärztliche Vereinigung Hamburg
Editorial

                              Liebe Leserin, lieber Leser!
                              Muss das sein? Habt Ihr nichts Besseres zu tun? Einige Reaktionen auf die
                              Nachricht, dass die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg den Auftrag der Stadt
                              zu Aufbau und Betrieb eines Impfzentrums angenommen hatte, waren eher
                              skeptisch. Unrecht hatten sie ja auch nicht: Impfungen sind vom Sicherstellungs-
                              auftrag nicht umfasst, der Betrieb eines Impfzentrums schon gar nicht.
                                 Zudem erfordert die Erledigung dieses Auftrags eine ungeheure Arbeitsleis-
                              tung. Knapp 10.000 qm umfassen beide Messehallen, die das Impfzentrum
                              bergen, rund 600 Mitarbeiter sind einzustellen und in einen geordneten Betrieb
                              zu integrieren, 7.000 Menschen sollen täglich durch die Hallen geschleust, einem
                              komplexen Verwaltungsverfahren unterzogen und dann auch noch geimpft
                              werden. Alles von der KV?
                                 Ja – und es war die richtige Entscheidung. Denn die KV und vor allen Dingen
                              die niederge-lassenen Ärztinnen und Ärzte haben bewiesen, dass sie solche
                              Aufgaben bewältigen können. Das bundesweit einmalige Vorgehen zu Beginn
                              der Pandemie war ein entscheidender Schritt zum „Cool-down“ des „Hotspots“
                              Hamburg. Die schnelle Reaktion der KV und der Ärzte hat das geänderte Test-
                              regime der Politik im Sommer innerhalb weniger Stunden umgesetzt. Und am
                              Hauptbahnhof ist eines der größten Corona-Testcenter Deutschlands entstanden,
                              mit dem eine hocheffiziente Testabwicklung sichergestellt wurde.
                                 So wird es auch in den Messehallen sein. Das Zentrum ist „atmend“ konzipiert,
                              kann sich den Bedingungen der Bereitstellung des Impfstoffes und der Einla-
                              dungspolitik schnell anpassen. Und wieder haben die Hamburger Ärztinnen
                              und Ärzte ihr außergewöhnliches Engagement bewiesen: Innerhalb weniger
                              Tage hatten Hunderte ihre Bereitschaft erklärt, im Zentrum arbeiten zu wollen –
                              manchmal mitsamt dem ganzen Praxisteam.
                                 So viel Engagement fällt auf. Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher lobt die
                              niedergelassenen Ärzte als „starke Truppe“ (siehe das Statement auf S. 15), die
                              Gesundheitspolitiker aller Parteien bekunden der KV Respekt, und nur die KV
                              Hamburg ist derart umfassend in die Impfarbeit einbezogen worden.
                                 Muss das sein? Ja, unbedingt. Weil wir es können, weil sich Politik und
                              Bevölkerung auf die Niedergelassenen in Hamburg verlassen – und weil es das
                              Ansehen der Vertragsärzteschaft weiter stärkt.

                              Ihr Walter Plassmann,
                              Vorsitzender der KV Hamburg

Ko n ta k t
Wir freuen uns über Reaktionen auf unsere Artikel, über Themenvorschläge und Meinungsäußerungen.
Tel: 22802-655, Fax: 22802-420, E-Mail: redaktion@kvhh.de
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I n h a lt

        Rundschreiben des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg      ISSN 2568-972X   1 / 2021

                                                                                journal

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             kollateralsChäden
                 Versäumen Patienten aus Angst vor Ansteckung                                                  14_ Vorbereitung für
                         notwendige Behandlungen?
                                                                                                                   Corona-Impfzentrum
                                                                                                               15_ Tschentscher: "Die Hamburger
                                                                                                                   Ärzteschaft ist eine starke Truppe"
                                                                                                               16_ Notfallpraxen Altona und Farmsen
                                                                                                                   sind jetzt reine Infektpraxen
                                                                                                                    Eröffnung einer kinderärztlichen
                                                                                                                    Notfallpraxis am AKK
                                                                                                               17_Online-Buchung von Infektterminen
                                                                                                                  für Patienten
            Corona-impfung                                                      pädiatrie
    Vorbereitungsarbeiten in den Messehallen                   Kinderärztliche Notfallpraxis am AKK

Schwerpunkt                                                                                                    Au s d e r P r a x i s f ü r d i e P r a x i s

06_ Nachgefragt: Haben Patienten aus                                                                           18_ Fragen und Antworten
    Angst vor Ansteckung notwendige                                                                            19_ BKK-Vertrag zur ambulanten
    Behandlungen versäumt?                                                                                         Erbringung der elektrischen
08_ Interview mit Gesundheitswissen-                                                                               Kardioversion
    schaftlerin Dr. Sandra Mangiapane:
    Welche Auswirkungen hat die        Arzn ei- un d H ei lm ittel
    Corona-Pandemie auf die ambu-
    lante Versorgung?                  20_ Verordnungsempfehlung
                                           für HIV-Therapeutika

    w e i t e r l e s e n i m N e t z : w w w. k v h h . d e
    Auf unserer Internetseite finden Sie Informationen rund um den Praxisalltag – unter anderem zu Honorar, Abrechnung, Phar-
    makotherapie und Qualitätssicherung. Es gibt alphabetisch sortierte Glossare, in denen Sie Formulare/Anträge und Verträge
    herunterladen können. Sie haben Zugriff auf Patientenflyer, Pressemitteilungen, Telegramme und Periodika der KV Hamburg.

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T e l e m at ik
                                          N e tz w e r k
                                          ev i d e n z b a s i e rt e m e d i z i n
22_ Adress-Verzeichnisdienst der
                                          24 _Covid-19: Schutz der
    Telematikinfrastruktur                      besonders vulnerablen
22_ Elektronische AU ab Oktober 2021            Gruppen geboten
    verpflichtend
                                          R u b r ik e n
Forum
                                          02_Impressum
28_ ÄrzteNetz Hamburg testete             03_Editorial
    Mitglieder auf Corona-Antikörper      Ko l u m n e
30_Zi-Befragung zur wirtschaftlichen      32_Zwischenruf von
                                             Dr. Matthias Soyka
   Situation von MVZ verlängert
                                          Amtliche
     Hamburger Versorgungsforschungs-     Veröffentlichung en
     tag: MVZ-Projekt mit dem Zi          33_Bekanntmachungen im
                                             Internet
S e l b s t v e r wa lt u n g             Terminkalender
                                          34_Termine und geplante
31_ Steckbrief: Florian Flüß                 Veranstaltungen

                                        bi ldnachweis
                                        Titelillustration: Sebastian Haslauer
                                        Seite 3: Michael Zapf; Seite 9: Andrea Katheder;
                                        Seite 13: Yuris Arcurs Photography / Fotolia; Seite
                                        14 und 15: Florian Sonntag; Seite 16: Anna Mutter;
                                        Seite 17: KV Hamburg; Seite 19: Fleur Priess;
                                        Seite 34: Michael Zapf; Seite 36: Markoagentur.de;
                                        Icons: iStockfoto

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NA c h g e f r a g t

Haben
Patienten
aus Angst vor
Corona
notwendige
                               Dr. Erik Engel
                               Internist, Hämatologe und Onkologe in der Hämatologisch-
                               Onkologischen Praxis Altona (HOPA)

Behandlungen
versäumt?                      Niemand geht
                               »verloren«
                               Es wurde öffentlich darüber spekuliert, ob die Pandemie zu
                               einer Einschränkung der notwendigen Versorgung von
                               Krebspatienten geführt habe. Das können wir nicht bestäti-
                               gen. In der ersten Phase der Pandemie gab es zwar Unsicher-
                               heiten: Man wusste noch wenig über das Virus. Es fehlte
                               Schutzausrüstung. Einige Patienten verschoben Nachsorge-
                               termine oder wir selbst haben zeitlich unkritische Behand-
                               lungen verlegt, um laufende Tumortherapien verzugsfrei
                               auch unter Coronabedingungen sicherzustellen. Dies führte
                               vorübergehend zu einer geringen Fallzahlreduktion, wäh-
                               rend die Anzahl der durchgeführten Tumortherapien aber
                               demgegenüber sogar zugenommen hat. Deshalb war die
                               Versorgung der aktuell an Krebs erkrankten Patienten zu
                               jedem Zeitpunkt vollständig gewährleistet. Wir begleiten
                               unsere Patienten meist über lange Zeiträume, da geht
                               niemand „verloren“. Wenn ein Patient, der behandelt werden
                               muss, seinen Termin versäumt hat oder ihn verlegen
                               möchte, fragen wir aktiv nach. Für die meisten krebskran-
                               ken Patienten steht die Angst vor Corona aber gar nicht im
                               Mittelpunkt ihrer Sorgen, wenngleich diese zusätzlich
                               belastet. Konkreter ist das Anliegen, dass die lebenswichti-
                               ge Behandlung ihrer bestehenden Erkrankung trotz der
                               Pandemie sicher durchgeführt wird. Neben rigiden Hygien-
                               emaßnahmen haben wir deshalb auch organisatorische
                               Maßnahmen ergriffen. So arbeiten wir beispielsweise
                               derzeit in zwei voneinander getrennten Behandlungsteams,
                               um sicherzustellen, dass die Versorgung selbst dann auf-
                               rechterhalten werden kann, falls in der Praxis Quarantäne-
                               maßnahmen ergriffen werden müssten.

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NA c h g e f r a g t

Dr. phil. Gudrun Wiborg                                    Dr. Heinz Breuer
Psychologische Psychotherapeutin und therapeutische        Internist, Kardiologe und Angiologe
Zentrumsleitung des MVZ Colonnaden                         im Cardiologicum Hamburg

Mehr Begleitung                                            Die meisten lassen
per Video                                                  sich überzeugen
Das Leistungsangebot unseres MVZ umfasst Psychi-           Es kommt immer wieder vor, dass Patienten Termine
atrie, Neurologie und Psychotherapie. Der Anteil der       absagen wollen, weil sie Angst vor einer Ansteckung
Patientinnen und Patienten, die seit Pandemiebeginn        mit SARS-CoV-2 haben. Wir erklären dann, dass unsere
aus Angst vor Ansteckung nicht in unser Zentrum            Praxis ein sicherer Ort ist, weil wir sehr umfangreiche
kommen, ist insgesamt gering, und überwiegend ist in       und effektive Schutzmaßnahmen etabliert haben. Diese
diesen Fällen die Angst vor der Anfahrt mit öffentlichen   Erläuterung bekommt jeder in Abhängigkeit von der
Verkehrsmitteln der primäre Hinderungsgrund. Wir           Schwere der Grunderkrankung. Zum Beispiel haben
haben bereits im März 2020 tiefgreifende Hygiene- und      gefährdete, vom Gerät abhängige Schrittmacher/
Schutzmaßnahmen vor Ort umgesetzt, um Patientin-           Defipatienten oder Patienten mit einer Symptomatik
nen und Patienten sowie das Team einem geringst-           wie Angina Pectoris oder Herzschwäche mit Luftnot ein
möglichen Ansteckungsrisiko auszusetzen. Einer der         erhöhtes Risiko, wenn sie den vereinbarten Termin
derzeitigen Hauptgründe für das Wegbleiben von             nicht wahrnehmen. Versäumte Termine und schlecht
Patientinnen und Patienten sind angeordnete Qua-           eingestellte Patienten können das Risiko eines schwe-
rantänemaßnahmen.                                          ren Verlaufs bei einer Coronaerkrankung erhöhen. Die
   Zum Wohle der Patientinnen und Patienten, die nicht     meisten Patienten lassen sich von uns überzeugen –
vor Ort behandelt werden können, ist es von zentraler      aber nicht alle. Etwa fünf Prozent der primär verein-
Bedeutung, den Patientenkontakt individuell so zu          barten Termine werden aus Gründen der Angst vor
gestalten, dass der therapeutische Prozess soweit wie      Ansteckung mit Corona nicht wahrgenommen. Dies
möglich fortgesetzt werden kann. Dazu haben wir            kann je nach Verlauf der Epidemie noch weiter zuneh-
unsere technische Infrastruktur stark erweitert,           men. Wir tun unser Bestes, um insbesondere den durch
sodass wir unsere Patientinnen und Patienten unter         die Grunderkrankung gefährdeten Patienten die Angst
anderem auch über Videotherapie zuverlässig beglei-        vor dem Praxisbesuch zu nehmen.
ten können.

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Journal - Kassenärztliche Vereinigung Hamburg
Schwerpunkt

                                                      Interview

»Die Praxen halten
  die Stellung«
                          Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie
                   auf die ambulante Versorgung? Gesundheitswissenschaftlerin
                   Dr. Sandra Mangiapane über die Schutzwall-Funktion der
                    Praxen und den vorübergehenden Einbruch der Fallzahlen in
                                  der ersten Phase der Pandemie.

In der ersten Phase der Pandemie       der Patientinnen und Patienten                    ges, dezentrales Netz hausärztlicher
wurden vier von fünf Corona-           wurden rein ambulant versorgt.                    und fachärztlicher Praxen. Länder, in
Fällen ambulant versorgt. Hat sich                                                       denen die Versorgung vor allem an
dieser Anteil verändert?               Wie kommt das?                                    den Kliniken konzentriert ist, sind
MANGIAPANE: Ja, er hat zuge-           MANGIAPANE: Die Gesundheits-                      in dieser Pandemie-Situation ganz
nommen. In den Sommermonaten           systeme sind anders strukturiert. In              offensichtlich im Nachteil.
ist der Anteil ambulant versorg-       Deutschland gibt es ein engmaschi-
ter Corona-Fälle auf mehr als 90                                                         In wiefern?
Prozent angestiegen. Aktuell sind                                                        MANGIAPANE: Wenn ein Groß-
                                               Wer führt
es sogar 94 Prozent. Das zeigen die      Corona-PCR-Tests durch?                         teil der Corona-Patienten in den
Meldedaten des RKI zum stationä-                                                         Kliniken versorgt wird, steigt
ren Bereich.                                                                             das Infektionsrisiko. So hat man
                                                                                         beispielsweise in der Lombardei
                                                22%
Wie groß ist der Anteil ambulant                                                         mitverfolgen können, wie Kran-
versorgter Corona-Fälle in anderen                    Kliniken                           kenhäuser plötzlich zu „Hot-Spots“
europäischen Ländern?                                            Vertragsarzt-     45%   und somit zum Ausgangspunkt
MANGIAPANE: Dort ist die Situati-                                      bereich           für weitere Infektionen wurden.
on anders. Aus Auswertungen des                                                          Natürlich hängt die Entscheidung,
Fachgebiets „Management im Ge-          33%      Gesundheitsämter,                       ob ein an Covid erkrankter Pati-
                                                 Teststationen, Andere
sundheitswesen“ der TU Berlin geht                                                       ent stationär behandelt werden
hervor, dass in der ersten Pandemie-                                                     muss, von Verlauf und Schwere
phase in Großbritannien 59 Prozent                                                       der Erkrankung ab. Doch wenn der
der Corona-Fälle stationär behandelt                                                     ambulante Sektor es schafft, über
wurden. In Frankreich waren es 72          Quelle: RKI, Laborbasierte Surveillance von
                                                                                         das kontinuierliche Monitoring der
Prozent, das heißt: Nur 28 Prozent         SARS-CoV-2, Wochenbericht vom 17.11.2020      Patienten die Notwendigkeit einer

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Journal - Kassenärztliche Vereinigung Hamburg
Schwerpunkt

                 Dr. Sandra Mangiapane: "Offenbar gab es keine Praxisschließungen oder krankheits
                 bedingte Ausfälle in nennenswertem Umfang."

stationären Aufnahme rechtzei-           in Hamburg wie auch im Bundes-            Wie haben sich die Zahl der PCR-
tig einzuleiten, bis dahin aber die      durchschnitt rund 94 Prozent der          Testungen und die Positivquoten
Krankenhäuser von Infektpatien-          gegenüber den KVen abgerechneten          entwickelt?
ten zu entlasten, ist das ein riesiger   PCR-Tests im vertragsärztlichen           MANGIAPANE: Bis Ende April
Vorteil. Und genau das ist bisher        Bereich durchgeführt wurden, nur 6        wurden in Deutschland weniger
gelungen. Bisher hatte Deutschland       Prozent der PCR-Tests wurden ambu-        als 400.000 PCR-Tests wöchent-
im europäischen Vergleich eher           lant von Krankenhäusern abgerech-         lich durchgeführt. Der bisherige
niedrige Fallzahlen sowie einen          net. Will man Aussagen zum gesam-         Höchststand wurde in der letzten
geringen Anteil intensivmedizi-          ten Testgeschehen machen, muss            Oktoberwoche mit über 1,6 Mil-
nisch betreuter Covid-Patienten          man die RKI-Publikationen hinzuzie-       lionen erreicht, seither gehen die
und Covid-assoziierter Todesfälle.       hen. Auf das gesamte Testgeschehen        Zahlen etwas zurück. Es wird wie-
Dazu hat der ambulante Schutzwall        bezogen haben Gesundheitsämter            der gezielter getestet. Das zeigt sich
einen großen Beitrag geleistet.          und Testzentren aktuell einen Anteil      auch an der Positivquote: Etwa 9
                                         von 33 Prozent, der Vertragsarztbe-       Prozent der Tests fallen derzeit po-
Welche Rolle spielen die Kranken-        reich liegt bei 45 Prozent. Die Testun-   sitiv aus. Damit ist die Positivquote,
häuser und der öffentliche Gesund-       gen werden also in Deutschland zu         die in den Sommermonaten teil-
heitsdienst bei der Corona-Testung?      einem ganz wesentlichen Anteil von        weise bei unter einem Prozent lag,
MANGIAPANE: Die Abrechnungsda-           den Vertragsärztinnen und Vertrags-       wieder auf das Niveau von Ende
ten des 1. Quartals 2020 zeigen, dass    ärzten durchgeführt.                      März gestiegen.                      ➞

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Journal - Kassenärztliche Vereinigung Hamburg
Schwerpunkt

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                                                                                                                                                       Jugendärzte
                                            10                                                                                                         Hausärzte
                                                                                                                                                       Augenärzte
                                             0                                                                                                         HNO-Ärzte
   Behandlungsfälle: Änderungen in %

                                           -10

                                           -20
                                           -30
                                           -40

                                           -50
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                                                                                                                                                       Quelle:
                                           -70                                                                                                         Zi, Trendreport
                                                                                                                                                       für das 1. Halbjahr
                                           -80                                                                                                         2020

                                                     4.3.- 11.3.-   18.3.- 25.3.-       1.4.-28.4.2020           29.4.-26.5.2020            27.5.-30.6.2020
                                                     10.3. 17.3.    24.3. 31.3.

      Fachgruppen: Relative Veränderung der Anzahl der Behandlungsfälle (mit Grund- und
      Versichertenpauschalen) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum

➞ Welche Kollateraleffekte hatte die                                                rend der ersten Pandemie-Phase         gegangen und lagen bis Ende Juni
      Corona-Pandemie bisher?                                                       erkennen wir bei den Augenärzten,      mit minus 23 bis minus 34 Prozent
      MANGIAPANE: Wir haben für den                                                 den HNO-Ärzten, den Phoniatern         deutlich unter den Vorjahreswerten.
      aktualisierten Trendreport zur Co-                                            und den Kinder- und Jugendärzten.      Dies deckt sich mit den Ergebnissen
      vid-Krise die Abrechnungsfrühin-                                              Hier gab es Rückgänge zwischen         des AKTIN-Notaufnahmeregisters.
      formationen der KVen zum ersten                                               53 und 65 Prozent gegenüber dem        Daraus geht hervor, dass die Fallzah-
      Halbjahr 2020 ausgewertet. Dabei                                              Vorjahreszeitraum. Auch bei den        len in den Notaufnahmen auch in
      stellten wir fest, dass entsprechend                                          Nephrologen war ein Rückgang in        den Sommermonaten weiter unter
      den Vorgaben der Kontaktbe-                                                   dieser Größenordnung zu beobach-       den Vorjahreswerten lagen und mit
      schränkungen die Behandlungsfäl-                                              ten – nicht aber in der Versorgung     Beginn der zweiten Welle ab Mitte
      le mit persönlichem Arzt-Patien-                                              dialysepflichtiger Patienten. Das      Oktober wieder stärker sinken.
      ten-Kontakt im Verlauf des März                                               haben wir uns gesondert angese-        Aktuell liegen die Notaufnahme-
      deutlich gesunken sind – und zwar                                             hen: In diesem Bereich konnten wir     vorstellungen 20 Prozent unter den
      über alle Fachgruppen hinweg und                                              keine signifikante Veränderung in      Vorjahreswerten.
      insbesondere bei verschiebbaren                                               der Leistungsentwicklung gegen-
      Leistungen, wie Krankheitsfrüh-                                               über dem Vorjahr erkennen.             Wurde notwendige Versorgung
      erkennung. Im April und Mai ist                                                                                      wegen der Pandemie auf die lange
      dann eine langsame Erholung der                                               Sind auch die Fallzahlen im            Bank geschoben?
      Versorgung zu beobachten. Im Juni                                             Notfall- und Bereitschaftsdienst       MANGIAPANE: Das können wir
      liegen die Fallzahlen über denen                                              gesunken?                              noch nicht sagen. Bei der Versor-
      im Vorjahreszeitraum – teilweise                                              MANGIAPANE: Ja. Die Fallzahlen         gung im Rahmen der Onkologiever-
      werden wohl versäumte Behand-                                                 im Notfall- und Bereitschaftsdienst    einbarung, also der qualifizierten
      lungen nachgeholt. Die stärksten                                              sind mit Beginn der Corona-Pan-        onkologischen Betreuung krebs-
      Behandlungsfallrückgänge wäh-                                                 demie Anfang März stark zurück-        kranker Patienten, ist die Fallzahl

      10                               |   KV H - J o u r n a L                                                                                            1 /2021
Schwerpunkt

                                    100

                                                                                                                                                   Telefonische
                                     50                                                                                                            Beratung
Behandlungsfälle: Änderungen in %

                                                                                                                                                   DMP-
                                      0                                                                                                            Schulungen

                                                                                                                                                   Notfall
                                     -50
                                                                                                                                                   Quelle:
                                                                                                                                                   Zi, Trendreport
                                                                                                                                                   für das 1. Halbjahr
                                                                                                                                                   2020
                                    -100
                                           4.3.-   11.3.-   18.3.- 25.3.-        1.4.-28.4.2020             29.4.-26.5.2020           27.5.-30.6.2020
                                           10.3.   17.3.    24.3. 31.3.

  Leistungsbereiche: Relative Veränderung der Anzahl der Behandlungsfälle im
  Vergleich zum Vorjahreszeitraum

  in der letzten Märzwoche gegen-                                           schwer zu interpretieren, denn die        wonach im zweiten Quartal 2020
  über dem Vorjahr um 40 Prozent                                            Diagnose- und Patienten-bezogenen         die Anzahl der in den onkologischen
  abgesunken. Anfang Juni kommen                                            Auswertungen liegen uns noch              Schwerpunktpraxen versorgten
  wir auf einen Zuwachs gegenüber                                           nicht vor. Das Wissenschaftliche          Krebspatienten im Vergleich zum
  dem Vorjahr von 10 Prozent. Für                                           Institut der Niedergelassenen Hä-         Mittelwert der drei vorherigen Jahre
  die Kardiologie haben wir ähnli-                                          matologen und Onkologen (WIN-             sogar leicht zugenommen hat (siehe
  che Zahlen. Diese Ergebnisse sind                                         HO) hat eine Auswertung vorgelegt,        Kasten).

                                                                                                                      Wie sieht es bei der Versorgung
                           WINHO: Ambulante Versorgung von Krebspatienten                                             chronisch Kranker aus?
                           auch in Pandemiezeiten gewährleistet                                                       MANGIAPANE: Bisher können

                        D
                                                                                                                      wir lediglich sagen, dass die DMP-
                               as Wissenschaftliche Institut                Rahmen der Onkologie-Vereinbarung
                               der niedergelassenen Hämato-                 erhalten. Den ausgewerteten Abrech-       Schulungen im März und April
                          logen und Onkologen (WINHO) hat                   nungsdaten zufolge gab es im zweiten      entsprechend den Empfehlungen
                          das Versorgungsgeschehen in den                   Quartal 2020 im Vergleich zum Mit-        deutlich zurückgefahren wur-
                          onkologischen Schwerpunktpraxen                   telwert der Vorjahre (2017 – 2019) ein
                          während der ersten Pandemie-Phase                 Rückgang der Gesamtgruppe der Pa-         den. Die Auswertung von DMP-
                          analysiert. In der Studie wird zwischen           tienten um 8,2 Prozent. Zugleich war      Dokumentationsbögen zeigt, dass
                          „allen Patienten“ und der Untergrup-              jedoch ein Anstieg der Untergruppe        die Betreuung der DMP-Patienten
                          pe „Krebspatienten“ unterschieden.                der „Krebspatienten“ um 8,3 Prozent
                                                                                                                      insgesamt ab April relativ schnell
                          Erstere Gruppe umfasst auch Patien-               zu verzeichnen. Das WINHO folgert da-
                          ten, die wegen elektiver Leistungen               raus, dass die Versorgung von Patien-     wieder angelaufen ist. Allerdings
                          die Schwerpunktpraxen aufsuchen.                  ten mit einer Krebserkrankung durch       gibt es im Vergleich zum Vorjah-
                          Als „Krebspatienten“ werden nur jene              niedergelassene Hämatologen und           reszeitraum deutlich weniger
                          Patienten bezeichnet, die aktuell eine            Onkologen auch in Pandemiezeiten
                          medikamentöse Tumortherapie im                    jederzeit gewährleistet gewesen sei.      Erstdokumentationen. Es wurden
                                                                                                                      also vorübergehend weniger neue

  1 /2021                                                                                                                            KV H - J o u r n a l    |   11
Schwerpunkt

Patienten in die DMP-Programme         genommen. So wurden von An-           ist man zum persönlichen Arzt-
eingeschrieben.                        fang März bis Ende Juni insgesamt     Patienten-Kontakt zurückgekehrt.
                                       1,24 Millionen Videosprechstunden
Und die psychotherapeutische           durchgeführt, im Vorjahreszeit-       Ist der Fallzahlrückgang auf ein
Versorgung?                            raum lag diese Zahl bei wenigen       vermindertes Angebot an ambu-
MANGIAPANE: Bis Mitte April kam        tausend. Unterm Strich konnte der     lanter Versorgung zurückzufüh-
es bei den Einzeltherapien zu einem    Zuwachs an telefonischer Bera-        ren?
starken Rückgang gegenüber dem         tung oder Videosprechstunden          MANGIAPANE: Ein ganz klares
Vorjahr, aber bereits ab Ende April    den Fallzahlrückgang aber sicher      „nein“. Die Anzahl abrechnender
waren die Fallzahlen fast schon wie-   nicht ausgleichen. Im 2. Quartal      Praxen hat sich im ersten Halbjahr
der auf dem Vorjahresniveau. Bei der   2020 beispielsweise gab es im         gegenüber dem Vorjahreszeitraum
Gruppentherapie sieht es komplett      Vergleich zum Vorjahresquartal        fast nicht verändert. Offenbar gab es
anders aus: Hier sanken die Fall-      rund eine Million mehr Fälle mit      keine Praxisschließungen oder
zahlen sogar im April noch um 60       Telefon- und Videoversorgung,         krankheitsbedingte Ausfälle in
Prozent im Vergleich zum Vorjahres-    aber rund 12 Millionen weniger        nennenswertem Umfang. Man
wert, und auch bis Ende Juni konnte    Fälle mit persönlichem Arzt-Pati-     kann also sagen: Die Praxen haben
noch kein Anstieg auf das Vorjahres-   enten-Kontakt. Telefon- oder Vi-      die Stellung gehalten, doch ein Teil
niveau erreicht werden.                deoversorgung ist während einer       der Patienten hat das unvermindert
                                       Pandemie sicher eine wertvolle Er-    bestehende Angebot während der
Konnte der Rückgang an Fällen          gänzung, um auch innerhalb einer      ersten Hochphase der Pandemie
mit persönlichem Arzt-Patienten­       Arztpraxis Kontakte zu reduzieren     nicht angenommen. In vielen Fällen
Kontakt durch telefonische Be-         und Ansteckungen zu verhin-           war die Reduzierung persönlicher
ratung und Videosprechstunden          dern, sie kann jedoch wesentliche     Kontakte ja wahrscheinlich durch-
ausgeglichen werden?                   Bestandteile der ärztlichen Versor-   aus rational und indiziert im Sinne
MANGIAPANE: Im gesamten                gung nicht ersetzen.                  der Pandemie-Eindämmung.
vertragsärztlichen Bereich sind die                                          Allerdings müssen wir im weiteren
Fälle mit telefonischer Beratung       Ist der erhöhte Umfang der Te-        Verlauf genau beobachten, wie sich
oder per Videosprechstunde mit         lefon- und Videoversorgung ein        der vorübergehende Rückgang der
Beginn der Kontaktbeschränkun-         dauerhaftes Phänomen?                 Leistungsinanspruchnahme auf den
gen ab März 2020 im Vergleich          MANGIAPANE: Wir können sowohl         Gesundheitszustand der Bevölke-
zum Vorjahreszeitraum deutlich         bei der Videosprechstunde als         rung und insbesondere auf die
gestiegen. Wir sehen in den Ab-        auch bei der telefonischen Bera-      Chroniker auswirkt.
rechnungsfrühinformationen, dass       tung erkennen, dass mit Abflachen
im Zeitraum vom 4. März bis 30.        der 1. Welle Ende April auch der
Juni 2020 insgesamt rund 3,1 Mil-      Zuwachs an telefonisch oder per       Dr. Sandra Mangiapane
lionen ausschließlich telefonische     Video durchgeführten Beratungen       Gesundheitswissenschaftlerin am
Beratungen abgerechnet wurden.         abnimmt. Unserer Meinung nach         Zentralinstitut für die ambulante
Das sind gut 1,6 Millionen mehr        lässt sich daraus schlussfolgern,     Versorgung in der Bundesrepublik
als im Vorjahreszeitraum. Hinzu        dass die Ärzte und Psychothera-       Deutschland (Zi)
kamen weitere rund 500.000             peuten die Versorgung der Pati-
Stunden für telefonische Beratung,     enten adäquat auf die jeweilige       Die vollständige Studie „Verände-
die über die im 2. Quartal 2020 in     Notwendigkeit angepasst haben.        rung der vertragsärztlichen Leis-
den EBM eingeführten Zuschläge         Wo es nötig war, die Kontakte zu      tungsinanspruchnahme während
vergütet wurden. Auch die Video-       beschränken, hat man auf Video        der COVID-Pandemie“ finden Sie im
sprechstunde wurde in wesentlich       und Telefon umgestellt, und als es    Internet: www.zi.de → Publikatio-
größerem Ausmaß in Anspruch            dieses Erfordernis nicht mehr gab,    nen → Trendreport Covid-Krise

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versorgung

                            Vorbereitung
                      für Corona-Impfzentrum
                      Bürgermeister, Sozialsenatorin und KV-Vorstand besuchten
                                  Baustelle auf dem Messegelände

Führung durch Halle A3: Architekt Olaf Schindel (rechts) erläutert den Besuchern die Ausbaupläne.

A     nfang Dezember 2020 liefen
      unter hohem Zeitdruck die Vor-
arbeiten für die Inbetriebnahme des
                                            Vorstände Walter Plassmann und
                                            Caroline Roos besuchten die Halle
                                            A3, um sich ein Bild vom Stand der
                                                                                       fen. Wenn ausreichend Impfstoff zur
                                                                                       Verfügung steht, der unter normalen
                                                                                       Bedingungen verarbeitet werden
zentralen Impfzentrums auf dem              Arbeiten zu machen.                        kann, soll ein Großteil der Impfungen
Messegelände. Die Einrichtung steht            Sobald ein Impfstoff zugelassen         in die Praxen verlagert werden.
unter der organisatorischen und             ist, werden im Impfzentrum etwa
ärztlichen Leitung der KV Hamburg.          200 Ärztinnen und Ärzte zum Einsatz        Falls Sie Interesse haben, im Impf-
   Bürgermeister Dr. Peter Tschent-         kommen. Die Stadt will zusätzlich          zentrum mitzuarbeiten, schreiben
scher, Sozialsenatorin Dr. Melanie          mobile Teams einsetzen, um Bewoh-          Sie uns bitte eine E-Mail:
Leonhard sowie die KV-Hamburg-              ner von Pflegeeinrichtungen zu imp-        telegramm@kvhh.de

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versorgung

  »DIE HAMBURGER ÄRZTESCHAFT IST EINE STARKE TRUPPE«
 Bürgermeister Tschentscher dankt den Vertragsärztinnen und Vertragsärzten für ihren Einsatz während
 der Pandemie (Wortlaut-Zitat aus dem Pressestatement beim Besuch des künftigen Impfzentrums)
 „Das Hamburger Gesundheitswe-                                                      sind. Vieles davon hat nicht in Zei-
 sen ist sehr gut aufgestellt. Die                                                  tungen gestanden, was hervorra-
 Hamburger Ärzteschaft ist eine                                                     gend vorbedacht und organisiert
 starke Truppe - organisiert in der                                                 worden ist. Und deswegen danke
 Ärztekammer und in der Kassen-                                                     ich der Kassenärztlichen Vereini-
 ärztlichen Vereinigung mit 100                                                     gung nochmal sehr herzlich für
 Jahren Erfahrung. Und genau                                                        das Engagement in den letzten
 deshalb haben wir sehr gerne mit                                                   Monaten, für die großartige Hilfe
 Ihnen, Herr Plassmann, mit der                                                     und diesen großartigen Beitrag,
 Kassenärztlichen Vereinigung die-     Dr. Peter Tschentscher                       die Pandemie in Hamburg zu be-
 ses gemeinsame Konzept [zum                                                        kämpfen. Und nochmal im Vor-
 zentralen Impfzentrum] erarbei-       auch in der Pandemie gezeigt, dass           aus auch herzlichen Dank für das,
 tet, weil wir auf die Zuverlässig-    die Kassenärztliche Vereinigung ei-          was Sie in den nächsten Wochen,
 keit, die Kompetenz der Hambur-       niges dazu beigetragen hat, dass             vielleicht Monaten hier in diesem
 ger Ärzteschaft setzen. Es hat sich   wir gut durch diese Zeit gekommen            Zentrum leisten.“

                                                                In der Halle werden Wände und Türen eingezogen für Warte-
                                                                räume, Impfboxen und Ruhezonen. Insgesamt soll das Impfzen-
                                                                trum aus acht Modulen bestehen, die unabhängig voneinander
                                                                in Betrieb genommen werden können.

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versorgung

KV-Notfallpraxen in                                    Kinder-Notfallpraxis
Altona und Farmsen sind                                am AKK eröffnet
jetzt reine Infektpraxen
                                                       D     ie KV Hamburg hat eine neue kinderärztli-
                                                             che Notfallpraxis am Altonaer Kinder-

                       D     ie Notfallpraxen der KV
                             Hamburg in Altona und
                       Farmsen sind seit Anfang
                                                       krankenhaus (AKK) in Betrieb genommen und
                                                       weitet damit ihren bisherigen pädiatrischen
                                                       Notfalldienst deutlich aus. Die neue Notfallpra-
                       Dezember reine Infektpraxen:    xis erstreckt sich auf sechs Behandlungsräume
                       Bis auf Weiteres können sich    in der Zentralambulanz des AKK. Der kinder-
                       dort nur noch Patientinnen
                       und Patienten mit Erkältungs-
                       symptomen behandeln und
                       bei Indikation auf Corona
                       testen lassen. Parallel dazu
                       stehen die Notfallpraxen am
                       UKE, in Harburg und in
                       Reinbek nur noch für die
                       Versorgung von Menschen
                       ohne Erkältungssymptome
                       zur Verfügung. Mit dieser       V.l.n.r: Dr. Stefan Renz, Vorsitzender des Hamburger
                       zielgruppen-spezifischen        Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte,
                                                       Caroline Roos, stellvertretende Vorsitzende der
                       Aufteilung hat die KV Ham-      KV Hamburg und Christiane Dienhold, Geschäfts­
                       burg angesichts steigender      führerin des Altonaer Kinderkrankenhauses
                       Infektionszahlen eine Versor-
                       gungsstruktur geschaffen, die   ärztliche Bereitschaftsdienst an der KV-Notfall-
                       konsequent auf die Trennung     praxis Altona in der Stresemannstraße wird
                       symptomatischer und asymp-      eingestellt. Eltern, die ihre Kinder bislang dort
                       tomatischer Menschen            haben behandeln lassen, werden gebeten, sich
                       ausgerichtet ist.               künftig an die neue ausschließlich pädiatrische
                                                       Notfallpraxis am AKK zu wenden.
                       Öffnungszeiten der Notfall-
                       praxen:                         Kinderärztliche Notfallpraxis
                       Mo, Di, Do, Fr: 19 bis 24 Uhr   am Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK)
                       Mi: 		          13 bis 24 Uhr   Bleickenallee 38, 22763 Hamburg
                       Sa, So: 		      7 bis 24 Uhr
                       Eine vorherige Terminverein­    Öffnungszeiten:
                       barung ist nicht notwendig.     Mo, Di, Do:      19 bis 23 Uhr
                                                       Mi: 		           14 bis 23 Uhr
                                                       Fr: 		           16 bis 23 Uhr
                                                       Sa u. feiertags: 8 bis 24 Uhr
                                                       So: 		           8 bis 23 Uhr
                                                       Eine vorherige Terminvereinbarung
                                                       ist nicht notwendig.

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v e r s orrugburni k
                                                                                                                      g

Info-Video: Anleitung zur Nutzung der Arztruf-Hamburg-App

Online-Buchung von
Infektterminen für Patienten
Patientinnen und Patienten mit              Die KV hat für Patienten eine       erhält der Nutzer einen Code, der
Erkältungssymptomen, die keinen          detaillierte Anleitung zur Online-     ihn berechtigt, einen Termin zu
Arzt haben, können einen Termin          Buchung veröffentlicht und ein Info-   buchen. Dieser Code sollte notiert
für eine Infektsprechstunde in einer     Video erstellt, in dem das Buchungs-   und zu dem Termin in die Praxis
Hamburger Arztpraxis einfach             Prozedere erklärt wird (siehe Bild).   mitgenommen werden.
online buchen. Der Service kann             Bei der Online-Buchung über
über die App.116117 oder über die        116117.de ist zu beachten, dass        Weitere Infos, die Anleitung zur
Webseite 116117.de genutzt werden.       Patienten zunächst auf den Button      Online-Buchung sowie das Info-
Er ergänzt die entsprechende telefo-     „Jetzt Termin finden“, daraufhin auf   Video zum Buchungs-Prozedere:
nische Terminvermittlung über die        „Corona-Test“ drücken müssen und       www.arztruf-hamburg.de.
Hotline 116117.                          sich dann weiter durch das Menu
                                         führen lassen. Nach der Eingabe der
                                         Postleitzahl und dem aus Daten-
                                         schutzgründen notwendigen
                                         Empfang einer Bestätigungsmail

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au s d e r p r a x i s f ü r d i e P r a x i s

Fragen und Antworten
In dieser Rubrik greifen wir Fragen des Praxisalltags auf, die unserem Infocenter
gestellt wurden. Wenn Sie selbst Fragen haben, rufen Sie bitte an.
Infocenter Tel: 22802-900

                       Bestätigung von TSS-Terminen                      Zuschläge TSS-Patienten
                       Es kommt in letzter Zeit vermehrt                 Wann bekomme ich Honorar-Zu-
                       vor, dass unsere TSS-Patienten die                schläge, wenn ich Patienten von
                       vermittelten Termine nicht bestä-                 der Terminservicestelle überneh-
                       tigen. Wie kann ich dem entgegen-                 me, und wie kennzeichne ich diese
                       wirken?                                           richtig?
                       Wir empfehlen Ihnen das Setzen von „All-          Seit September 2019 können Sie für die von der
                       gemeinen Praxishinweisen“ oder „Termin-           Terminservicestelle (TSS) vermittelten Patien-
                       profilhinweisen“ in der eTS-Datenbank, um         ten einen Zuschlag auf die Versicherten- bzw.
                       Missverständnissen vorzubeugen. Wünschen          Grundpauschale abrechnen. Für die Zuschläge
                       Sie beispielsweise die telefonische Bestätigung   wurden neue Gebührenordnungspositionen
                       des Termins durch den Patienten, formulieren      in den jeweiligen Kapiteln des EBM etabliert.
                       Sie bitte einen entsprechenden Hinweis. Auch      Diese sind zusätzlich mit den Buchstaben A, B,
                       Hinweise zu Untersuchungsgeräten, nicht aus-      C oder D - je nach Zeit zwischen Anruf des Ver-
                       geübten Facharztspezialisierungen etc. können     sicherten bei der TSS und dem Behandlungs-
                       an dieser Stelle sinnvoll sein. Zudem empfehlen   termin - zu kennzeichnen und bestimmen die
                       wir Ihnen die Aktivierung der Benachrichti-       Höhe des Zuschlags.
                       gungsfunktion (per Email oder Fax).               A: 50 Prozent: Termin innerhalb von 24 Stun-
                                                                         den (TSS-Akutfall)
                       Eine Anleitung zur Einrichtung und Freischal-     Der TSS-Akutfall setzt voraus, dass seitens der
                       tung der Benachrichtigungsfunktion finden         Terminservicestelle eine medizinische Erstein-
                       Sie hier: www.kvhh.net → (rechts oben) Menü       schätzung der Dringlichkeit der Behandlung
                       → „Praxis“ ausklappen → Terminservicestelle →     erfolgt ist.
                       (nach unten scrollen) Informationen für Praxen    B: 50 Prozent: Termin innerhalb von acht Tagen
                       → (jeweilige Gruppe) „Anleitung zum Eintra-       (TSS-Terminfall)
                       gen von Terminen in den digitalen Kalender der    C: 30 Prozent: Termin innerhalb von neun bis 14
                       Terminservicestelle“                              Tagen (TSS-Terminfall)
                                                                         D: 20 Prozent: Termin innerhalb von 15 bis 35
                                                                         Tagen (TSS-Terminfall)

                                                                         Eine Übersicht zu den arztgruppenspezifischen
                                                                         TSS-Vermittlungszuschlägen finden Sie auf
                                                                         unserer Homepage: www.kvhh.net → (rechts
                                                                         oben) Menü → „Praxis“ ausklappen → TSVG
                                                                         → „Übersicht zum Terminservice- und Versor-
                                                                         gungsgesetz“

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au s d e r p r a x i s f ü r d i e P r a x i s

Benachrichtigung
zur TSS-Terminvermittlung                              BKK-Vertrag zur ambulanten
                                                       Erbringung der elektrischen
Wie erkenne ich, ob und wann ein                       Kardioversion
Patient durch die Terminservice-
stelle an mich vermittelt wurde?
                                                       A    b dem 1. Januar 2021 können Kardiologen
                                                            aufgrund eines Vertrags der KV Hamburg
                                                       mit dem BKK-Landesverband NORDWEST bei
Die Terminservicestelle informiert Sie über die
                                                       bestimmten BKK-Versicherten mit tachykar-
Terminvereinbarung, sofern Sie die Benachrich-         den Herzrhythmusstörungen eine elektri-
tigungsfunktion per E-Mail oder Fax aktiviert          sche Kardioversion ambulant erbringen. Die
haben. In dem Benachrichtigungsschreiben               Leistung darf nur nach Genehmigung, die bei
                                                       der KV Hamburg zu beantragen ist, erbracht
werden die Initialen des Patienten, der Tag der        werden. Der Vertrag sieht ferner vor, dass auch
Kontaktaufnahme sowie der errechnete Ver-              Versicherte ihre Teilnahme am Vertrag erklären
mittlungszuschlag mitgeteilt.                          müssen.
                                                       Vertragstext, Teilnahmeformulare für Ärzte
Überweisung
                                                       und Versicherte sowie die Liste der teilnehmen-
                                                       den BKK im Internet: www.kvhh.de → (oben
innerhalb Praxisgemeinschaft                           rechts) Menü → „Praxis“ ausklappen → Recht
Ich bin Hausarzt und arbeite mit                       und Verträge → Themen: Verträge → K →
                                                       Kardioversion
einem Facharzt in einer Praxisge-
meinschaft. Darf ich meine Patien-
ten in dringenden Fällen an mei-
                                                    Buchungsabstand
nen Praxisgemeinschaftspartner
überweisen?                                         Wie lange muss ich die gemeldeten
                                                    TSS-Termine freihalten?
Ja, das ist zulässig. Jedoch sollten hierbei die
Plausibilitäts-Richtlinien zu identischen Patien-   Den Buchungsabstand können Sie je Termin(-
ten bei Praxisgemeinschaften beachtet werden.       serie) in der eTS-Datenbank einrichten. Der
Bei fachungleichen Praxisgemeinschaften             Buchungsabstand sagt aus, bis wie viele Tage
gilt eine Patientenidentität von mehr als 30        vor dem Termin dieser für die TSS zur Verfügung
Prozent als Aufgreifkriterium für eine Plausibi-    steht. Voreingestellt ist ein Buchungsabstand
litätsprüfung.                                      von sieben Tagen. Möglich ist eine Zeitspanne
                                                    zwischen null und sieben Tagen vor dem Termin.
Neupatienten nach TSVG
                                                    Infocenter Tel: 22802-900
Muss ich die Neupatienten selbst
identifizieren oder übernimmt die
KV die Kennzeichnung?
Die Kennzeichnung der Neupatienten erfolgt
automatisiert durch die KV nach Übermittlung        Ihre Ansprechpartner im Infocenter der KV Hamburg (v.l.n.r.):
der Abrechnung.                                     Susanne Tessmer, Monique Laloire, Petra Timmann,
                                                    Katja Egbers, Robin Schmidt, Christine Pöpke

1 /2021                                                                                                  KV H - J o u r n a l   |   19
Arzn ei- un d h ei lm ittel

                       Verordnungsempfehlung zu
                       HIV-Therapeutika
                       A     ufgrund der großen Einsparmöglichkeiten
                             bei der medikamentösen antiretrovira-
                       len Therapie einer Infektion mit dem HI-Virus
                                                                                    So sind die Mono-und Kombinationstherapeu-
                                                                                    tika mit Tenofovirdisoproxil mit Ausnahme der
                                                                                    Vierfach-Kombination (TDF/FTC/COBI/EVG)
                       verhandelt die KV Hamburg mit den Kassen                     sowie der Dreifach-Kombinationen (TDF/FTC/
                       über ein neues Generikaziel für die Wirkstoff-               RPV und TDF/Lamivudin/Doravirin) generisch
                       vereinbarung (WSV) 2021. Die Verhandlungen                   verfügbar.
                       waren zu Redaktionsschluss noch nicht abge-                     Stehen zum Erreichen eines Therapieziels
                       schlossen. Einstweilen gilt das neue Ziel zu den             mehrere gleichwertige Behandlungsstrategi-
                       HIV-Therapeutika als Verordnungsempfehlung                   en zur Verfügung (siehe https://daignet.de →
                       der KV Hamburg.                                              Leitlinien und Empfehlungen → Leitlinien), soll
                          Es geht um alle zur Behandlung von HIV-                   die nach Tagestherapiekosten und Gesamtbe-
                       Infektionen zugelassenen Mono- und Kombi-                    handlungsdauer wirtschaftlichste Alternative
                       nationsarzneimittel und zudem um die direkt                  gewählt werden (§ 9 Arzneimittelrichtlinie). Die
                       antiviralen Mittel zur Behandlung der Hepati-                Adhärenz der Patienten vorausgesetzt, kann aus
                       tis-B-Infektion.                                             wirtschaftlicher Sicht ggf. eine freie Kombinati-
                          Alle generikafähigen Wirkstoffe gelten als                on (Mehrdosenregime) einer fixen Kombination
                       wirtschaftlich, das heißt: alle Generika und alle            (Eindosenregime) vorgezogen werden.
                       Altoriginale ohne Patentschutz. Für diese Wirk-                 Die Verordnung von Generika oder soge-
                       stoffgruppe empfehlen wir eine Zielquote von                 nannter Altoriginalen ohne Aut-idem-Kreuz
                       36 % (entspricht dem Istwert aus dem 1. Halb-                unterstützt die Zielerreichung.
                       jahr 2020). Patentgeschützte Originale zählen                   Wir informieren Sie darüber, wenn aus der
                       negativ. Auf Wunsch der Kassenseite werden                   Verordungsempfehlung ein offizielles Ziel
                       rabattierte patentgeschützte Originalpräparate               innerhalb der WSV geworden ist.
                       nicht positiv berücksichtigt.
                                                                                    Ansprechpartner:
                          Viele Wirkstoffe (Mono- als auch Kombi-                   Abteilung Praxisberatung,
                       nationspräparate) zur Behandlung und vor                     Tel: 22802 - 571/-572
                       allem auch die Prä-Expositionsprophylaxe des
                       HI-Virus sind inzwischen generisch verfügbar.

Welche Wirkstoffe sind generisch?

                                ATC-      Wirkstoffnamen/ Kombinationen                              Generika-          Beispiele
                                Code                                                                 kennung*
 Proteasehemmer                 J05AE01   Saquinavir                                                       1/2          Invirase®
                                J05AE03   Ritonavir                                                        1/2          Norvir® und Generika
                                J05AE07   Fosamprenavir                                                     0           Telzir®
                                J05AE08   Atazanavir                                                       1/2          Atazam® und Generika
                                J05AE09   Tipranavir                                                       1/2          Aptivus®
                                J05AE10   Darunavir                                                        1/2          Darunasta® und
                                                                                                                        Generika
                                               *Generikakennung nach WIDO: Patentgeschützte Originale: 0; Altoriginale ohne Patentschutz: 1; Generika: 2

20   |   KV H - J o u r n a L                                                                                                                 1 /2021
Arzn ei- un d h ei lm ittel

                      ATC-      Wirkstoffnamen/ Kombinationen                        Generika-          Beispiele
                      Code                                                           kennung*
 Nukleosidale         J05AF01   Zidovudin                                                  1/2          Retrovir® und Generika
 und nukleotidale     J05AF04   Stavudin                                                   1/2          Zerit®
 Inhibitoren der      J05AF05   Lamivudin                                                  1/2          Epivir®
 Reversen             J05AF06   Abacavir                                                   1/2          Ziagen® oder Generika
 Transkriptase        J05AF07   Tenofovirdisoproxil (TDF)                                  1/2          Viread® und Generika
                      J05AF08   Adefovirdipivoxil                                           0           Hepsera®
                      J05AF09   Emtricitabin                                               1/2          Emtriva®
                      J05AF10   Entecavir                                                  1/2          Baraclude® und Generika
                      J05AF13   Tenofoviralafenamid (TAF)                                   0
 Nicht-nukleosidale   J05AG01   Nevirapin                                                  1/2          Neviran® und Generika
 Inhibitoren der      J05AG03   Efavirenz                                                  1/2          Sustiva®
 Reversen             J05AG04   Etravirin                                                   0           Intelence®
 Transkriptase        J05AG05   Rilpivirin (RPV)                                            0           Edurant®
                      J05AG06   Doravirin                                                   0           Pifeltro®
 Antivirale Mittel    J05AR01   Zidovudin und Lamivudin                                    1/2          Combivir® und Generika
 zur Behandlung von   J05AR02   Lamivudin und Abacavir                                     1/2          Kivexa® und Generika
 HIV Infektionen,     J05AR03   Tenofovirdisoproxil und Emtricitabin (FTC)                 1/2          Truvada® und Generika
 Kombinationen        J05AR04   Zidovudin, Lamivudin und Abacavir                          1/2          Trizivir®
                      J05AR06   Emtricitabin, Tenofovirdisoproxil und Efavirenz            1/2          Atripla® und Genrika
                      J05AR08   Emtricitabin, Tenofovirdisoproxil und Rilpivirin            0
                      J05AR09   Emtricitabin, Tenofovirdisoproxil,                          0           Stribild®
                                Elvitegravir (EVG) und Cobistat
                      J05AR10   Lopinavir und Ritonavir                                    1/2          Kaletra® und Generika
                      J05AR12   Lamivudin und Tenofovirdisoproxil                          1/2          Generika
                      J05AR13   Lamivudin, Abacavir und Dolutegravir                        0           Triumeq®
                      J05AR17   Emtricitabin und Tenofoviralafenamid                        0           Descovy®
                      J05AR18   Emtricitabin, Tenofoviralafenamid, Elvitegravir             0           Genvoya®
                                und Cobistat
                      J05AR19   Emtricitabin, Tenofoviralafenamid und                      0            Odefsey®
                                Rilpivirin
                      J05AR20   Emtricitabin, Tenofoviralafenamid und                      0            Biktarvy®
                                Bictegravir
                      J05AR21   Dolutegravir und Rilpivirin                                0            Juluca®
                      J05AR22   Emtricitabin, Tenofoviralafenamid, Darunavir               0
                                und Cobistat
                      J05AR24   Lamivudin, Tenofovirdisoproxil und Doravirin               0            Delstrigo®
                      J05AR25   Lamivudin und Dolutegravir                                 0            Dovata®
 Andere antivirale    J05AX08   Raltegravir                                                0            Isentress®
 Mittel               J05AX09   Maraviroc                                                  0            Celsentri®
                      J05AX12   Dolutegravir                                               0            Tivicay®
 Andere therapeuti-   V03AX03   Cobicistat (COBI)                                          0            Tybost®
 sche Mittel
 Antikörper           J05AX23   Ibalizumab                                                 0            Trogarzo®

                                                                           Alle Angaben ohne Gewähr. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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T e l e m at ik

Verzeichnisdienst der                               Elektronische AU
Telematikinfrastruktur                              ab Oktober 2021
                                                    verpflichtend
Adressdaten für den Nachrichten­-
versand über KIM

I  m Dezember 2020 wird ein Verzeichnis-
   dienst der Telematikinfrastruktur (kurz:
TI-Verzeichnisdienst) eingerichtet. Er dient als
                                                    N     icht zu Jahresbeginn, sondern erst ab Okto-
                                                          ber 2021 wird die elektronische Arbeitsun-
                                                    fähigkeitsbescheinigung (eAU) für alle Praxen
zentrales Adressierungsverzeichnis – ähnlich        Pflicht. Ab dann müssen Vertragsärzte die AU-
einem allgemeinen Adressbuch – für die An-          Daten digital an die Krankenkassen übermitteln.
wendungen innerhalb der TI.                            Die KBV hatte sich beim Bundesgesundheits-
   Der TI-Verzeichnisdienst kann beispielsweise     ministerium für eine Verschiebung eingesetzt.
für den Nachrichtenversand über den Dienst          Der Aufschub ändert nichts an der grundsätzli-
"Kommunikation im Medizinwesen" (KIM) oder          chen Kritik der KBV, dass das Ausstellen von AU-
die Berechtigungsvergabe der elektronischen         Bescheinigungen nur teilweise auf ein digitales
Patientenakte genutzt werden.                       Verfahren umgestellt wird. So müssen Vertrags-
   Die Gematik ist als Betreiber des TI-Verzeich-   ärzte ab 1. Oktober 2021 neben der elektronischen
nisdienstes dafür zuständig, dass die Sicherheit    Datenübermittlung an die Kassen Papier-Beschei-
der Daten gewährleistet wird. Jede KV ist dazu      nigungen ausdrucken, die der Patient für sich
verpflichtet, die Daten der TI-Anwender zu          sowie für seinen Arbeitgeber erhält.
übermitteln und aktuell zu halten.                     „Für die Ärzte bringt die eAU damit keinerlei
   Neben den Basisdaten einer Betriebsstätte        Erleichterung“, kritisierte KBV-Vorstandsmitglied
(unter anderem BSNR, Name und Adresse,              Thomas Kriedel. Erst ab 1. Juli 2022 seien die Kran-
Fachgebietscodierung) wird auch der Zertifi-        kenkassen zur elektronischen Weiterleitung der
katseintrag des SMC-B-Praxisausweises in den        AU-Daten an die Arbeitgeber verpflichtet. Doch
TI-Verzeichnisdienst aufgenommen. Der               auch dann laufe das Verfahren nicht komplett pa-
jeweilige Anbieter des Praxisausweises benach-      pierlos ab. Der Patient bekomme weiterhin einen
richtigt die Praxis per E-Mail, wenn ein Eintrag    Ausdruck für seine Unterlagen.
erfolgt ist.
                                                    Für eAU erforderlich:
www.kvhh.net → (rechts oben) Menü → „Praxis“        KIM-Dienst, Update PVS und Konnektor, eHBA
ausklappen → Praxis IT & Telematik → (nach          Zur Übermittlung der eAU an die Krankenkassen
unten scrollen) TI-Verzeichnisdienst                benötigen Praxen einen Dienst für Kommunikati-
                                                    on in der Medizin (KIM-Dienst), mit dem sie
Ansprechpartner:
KV Hamburg / Online-Services,                       innerhalb der Telematikinfrastruktur sicher
Tel: 22802 – 539 / -554 / -588                      Daten versenden können. Außerdem sind ein
E-Mail: online-services@kvhh.de                     Update des Praxisverwaltungssystems und des
                                                    Konnektors erforderlich (Update zum E-Health-
                                                    Konnektor). Für die elektronische Signatur
                                                    benötigen Ärzte einen elektronischen Heilberufs-
                                                    ausweis.

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au s d e r p r a x i s f ü r d i e P r a x i s

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                                Aus dem Netzwerk Evidenzbasierte Medizin

                        Covid-19: Schutz der besonders
                        vulnerablen Gruppen geboten
           Evidenz zu Maßnahmen in Alten- und Pflegeheimen weiterhin mangelhaft

                 Von prof. Dr.Andreas Sönnichsen und Prof. Dr. Gabriele Meyer

I
         im Auftrag des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V. (www.ebm-netzwerk.de)

                                                        Schutz dieser äußerst vulnerablen Gruppe sollte da-
                                                        her höchste Priorität eingeräumt werden.

                                                        Beispiele aus dem Ausland
                                                        Doch wie kann dieser Schutz aussehen und welche
                                                        Evidenz liegt vor zum Nutzen und Schaden von Schutz-
                                                        maßnahmen?
                                                           In einer retrospektiven Kohortenstudie aus Frank-
                                                        reich wurden 17 Pflegeheime, deren Pflegende sich
                                                        freiwillig mit den Bewohnern in den Heimen isoliert
                                                        hatten (das Personal blieb abgesehen von wenigen
                                                        Ausnahmen sieben Tage durchgehend im Heim, dann
                                                        erfolgte ein Schichtwechsel), mit Heimen ohne diese
Im 3. Quartal 2020 kam es trotz umfangreicher Tests,    Maßnahme aus einem nationalen Survey verglichen.
Kontaktnachverfolgung, Maskenpflicht und weit-          Die Covid-19 assoziierte Todesfallrate lag um geschätzte
reichender Einschränkungen zu einer beständigen         80 % unter der Rate der Heime ohne diese Maßnahme
Zunahme der Test-Positiven, der im Krankenhaus und      (Odds Ratio 0,22; 95 % CI 0,09-0,53) [6]. Das Studien-
auf Intensivstationen Behandelten sowie letztlich       design lässt jedoch keine belastbare Aussage zu. Pro-
auch der Todesfälle durch COVID-19 [1,2].               spektive kontrollierte Studien zu dieser Fragestellung
   Obgleich es an systematischen Zahlen fehlt, dürfte   wären dringlich.
die kumulative Gesamt-Letalität der Pandemie ganz          Eine Studie aus den USA untersuchte die Wirksam-
wesentlich durch die Sterblichkeit von Pflegebedürf-    keit von präventivem Testen in 28 Pflegeheimen [7].
tigen in Langzeitpflegesettings bestimmt sein [3].      In 13 Pflegeheimen, in denen präventiv das gesamte Per-
   Schätzungen zu Folge sind etwa die Hälfte aller      sonal und alle Bewohner getestet wurden, erkrankten
COVID-19-Todesfälle in Deutschland in der Gruppe        17 von 1163 Personen (Personal und Bewohner) und drei
der Alten- und Pflegeheimbewohner zu verzeich-          Bewohner verstarben (0,26 %). In 15 Vergleichseinrich-
nen [4].                                                tungen, in denen erst nach Auftreten des ersten Er-
   Ähnliche Zahlen werden für andere Länder wie         krankungsfalls getestet wurde, erkrankten 723 von 1705
zum Beispiel die USA berichtet [5]. Dem wirksamen       Personen und 109 verstarben (6,4 %). Aus diesen Zahlen

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N etzwerk

lässt sich schätzen, dass das präventive Testen die To-         Weitere mögliche Maßnahmen zum Schutz von
desrate relativ um 96 % (95 % CI 87,3-98,7) reduziert hat.   Pflegeheimen sind die konsequente Anwendung von
Auch hier erlaubt das Studiendesign keine belastbare         FFP2-Masken durch alle Pflegenden während des
Aussage und es wäre dringend geboten, den Effekt prä-        unmittelbaren Kontaktes bei Pflegehandlungen, ver-
ventiven Testens in einer Cluster-randomisierten Studie      pflichtendes Tragen von FFP2-Masken durch Besucher
zu überprüfen.                                               während des Aufenthalts in der Pflegeeinrichtung und
   Eine weitere Studie aus Frankreich verglich die Wirk-     der Einsatz von Antigen-Schnelltests bei Besuchern
samkeit des Unterteilens von Pflegeheimen in Bereiche        vor Betreten der Einrichtung. Zur Evaluation der Effek-
und die strikte Zuteilung des Personals zu einzelnen         te des Einsatzes dieser Maßnahmen fehlen Studien-
Bereichen (n=74 Pflegeheime) versus Heime ohne diese         protokolle.
Maßnahme (n=50). Die Odds Ratio, an COVID-19 zu                 Zwar ist die Evidenz für die Überlegenheit von FFP2-
erkranken, betrug für die Heime mit Bereichsuntertei-        Masken gegenüber chirurgischen Masken begrenzt,
lung 0,19 (95 % CI 0,07-0,48). Aus den Zahlen lässt sich     aber es konnte gezeigt werden, dass die Kontamination
eine relative Risikoreduktion um 71 % (95 % CI 42,1-85,6)    der Umgebung mit Viruspartikeln beim Husten infek-
abschätzen [8].                                              tiöser Personen durch FFP2(N95-)Masken gegenüber
   Auch aus dieser Studie können natürlich keine             chirurgischen Masken deutlich reduziert wird [10]. Es
belastbaren Aussagen abgeleitet werden, aber es wäre         hätte sich angeboten, in randomisierten kontrollierten
geboten, die Maßnahme in einer kontrollierten Studie         Studien Pflegeheime, die chirurgische Masken für das
zu evaluieren.                                               Personal und die Besucher nutzen, mit Einrichtungen
                                                             zu vergleichen, in denen FFP2-Masken eingesetzt wer-
Studien in Deutschland fehlen                                den, und so aussagkräftige Ergebnisparameter zu unter-
Diese drei Studien zeigen, dass vergleichende Studien        suchen wie die Häufigkeit von Covid-19 Erkrankungen
zur Prävention von COVID-19-Erkrankung und Sterb-            und assoziierten Todesfällen.
lichkeit möglich sind. Die Effekte der gewählten Maß-
nahmen müssen wissenschaftlich abgesichert werden.           Bedeutung von sozialer Teilhabe
Prospektive kontrollierte Studien, auch randomisierte        und Lebensqualität
kontrollierte Studien sind geboten, wenn es um die           Soziale Teilhabe und Lebensqualität müssen auch unter
Reduktion der Unsicherheit geht, wie die besonders           pandemischen Bedingungen konkurrenzlose Ziele der
gefährdete Population älterer und pflegebedürftiger          Langzeitpflege sein. Sie sind mit dem Infektionsschutz
Menschen durch gezielte Maßnahmen geschützt wer-             in Einklang zu bringen [11]. Statt Besuche pauschal zu
den kann. Noch ist die Evidenz für derartige Maßnah-         verbieten und die Bewohner so von ihren Angehörigen
men begrenzt.                                                und Freunden zu isolieren, sollten die oben beschriebe-
   Die sehr früh im Pandemiegeschehen formulier-             nen Maßnahmen implementiert und evaluiert werden.
ten Forderungen aus der Wissenschaft [9] nach einer          Die Einrichtungen benötigen finanzielle Unterstützung
soliden klinisch-epidemiologischen Datenbasis durch          durch die Politik. Tests und Masken müssen durch
zielgerichtetes Testen, systematische Dokumentation,         öffentliche Mittel finanziert und bereitgestellt werden.
Aufbau eines Registers und Beforschung von Versor-           Ähnliche Maßnahmen sollten auch für die ambulante
gungsmodellen, Einrichtung einer Task-Force für das          Pflege gelten.
koordinierte Handeln im Umgang mit dem Setting
Pflegeheim sind bis heute hierzulande nicht umgesetzt.       Aussetzen der Dokumentation gefährdet
Jüngst empfohlen wurden präventive Schulungsteams            die Bewohner
in den Heimen, Krisen-Interventionsteams im Infek-           Selbstredend wird es mit einer auf die vulnerablen
tionsfall (bestehend aus Akteuren in den Heimen und          Gruppen fokussierten Strategie nicht gelingen, Pflege-
außerhalb), pflegerische Notfalldienste (bei Personal-       heime gänzlich vor COVID-19-Infektionen zu schützen.
mangel aufgrund von Quarantäne und Krankenstand)             Doch muss bei dieser Strategie das Augenmaß zwi-
und Test-Teams [3].                                          schen Einschränkung der Grundrechte und des sozialen

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n etzwerk

Lebens für die Betroffenen und dem Schutz vor der                                      lässigung, Gewalt und reduzierte Pflege- und Versor-
Erkrankung gewahrt werden [12].                                                        gungsqualität [14]. Auch die Qualitätsprüfungen des
   Die Möglichkeiten für einen nachhaltigen und                                        MDK sind weitgehend ausgesetzt und Dokumentati-
sozial verträglichen Schutz von vulnerablen Personen                                   onspflichten wurden gelockert. Es ist somit ein gefährli-
in der bisherigen Strategie der Pandemiebekämp-                                        ches Vakuum entstanden, in dem nicht einmal Angehö-
fung sind bei weitem nicht ausgeschöpft und müssen                                     rige und Besucher eine soziale Kontrolle wahrnehmen
dringend in den Vordergrund rücken, um die soziale                                     können.
„Tragödie“ der Pflegeheimbewohner nicht weiter will-
fährig zu tolerieren [13].                                                             Prof. Dr. Andreas Sönnichsen
   Pflegeheimbewohner sind ohnehin in ihren sozialen                                   Leiter der Abteilung für Allgemein- und Familien­
Kontakten depriviert und in besonderem Maße auf                                        medizin, Zentrum für Public Health an der
Kontaktpflege mit nahestehenden Menschen ange-                                         Medizinischen Universität Wien
wiesen. Eine Kontaktsperre über Wochen bis Monate
verletzt ihre Persönlichkeitsrechte und die körperliche                                Prof. Dr. Gabriele Meyer
und psychische Unversehrtheit. Langzeitpflegebedürfti-                                 Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft,
ge Personen haben unter pandemischen Bedingungen                                       Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität
sehr wahrscheinlich ein erhöhtes Risiko für Vernach-                                   Halle-Wittenberg

                                                                                          Literatur
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26   |   KV H - J o u r n a L                                                                                                                                   1 /2021
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