Kinder- und Jugendreferat Sinsheim - Gesamtbericht 2019/20

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Kinder- und Jugendreferat Sinsheim - Gesamtbericht 2019/20
Kinder- und Jugendreferat
Sinsheim

Gesamtbericht 2019/20
Kinder- und Jugendreferat Sinsheim - Gesamtbericht 2019/20
INHALT

1. Vorbemerkung                                                                                     S.3

2. Kinder- und Jugend(sozial)arbeit unter Pandemiebedingungen                                       S.4
     2.1           Auswirkungen der Pandemie auf die Lebenssituation von Kinder und Jugendlichen    S.4
     2.2           Auswirkungen der Pandemie auf die Felder der Kinder- und Jugend(sozial)arbeit    S.7

3. Das Kinder- und Jugendreferat                                                                    S.9
     3.1           Rahmenbedingungen                                                                S.9
     3.2           Tätigkeitsbereiche des Kinder- und Jugendreferenten                              S.11
     3.3           Fachberatung/Fachliche Leitung                                                   S.13
     3.4           Weitere Arbeitsschwerpunkte im Kinder- und Jugendreferat                         S.15
           3.4.1   Planung, Steuerung und Evaluierung der Kommunalen Kinder- und Jugendarbeit       S.15
           3.4.2   Beteiligung von Kindern und Jugendlichen                                         S.15
           3.4.3   Kooperation/Vernetzung der Einrichtungen und Angebote der Kinder-/Jugendarbeit   S.17
           3.4.4   Fachstelle für kommunale Kinder- und Jugendangelegenheiten                       S.18
           3.4.5   Ausbildung, Anleitung, Qualifizierung                                            S.19
           3.4.6   Öffentlichkeitsarbeit                                                            S.20

4. Arbeitsfeld Offene Kinder- und Jugendarbeit                                                      S.21
     4.1           Rahmenbedingungen                                                                S.21
     4.2           Kommunal getragene Kinder- und Jugendarbeit in den Stadtteilen                   S.23
     4.3           Bericht Jugendhaus [M. Zöller]                                                   S.24

5. Arbeitsfeld Schulsozialarbeit                                                                    S.29
     5.1           Rahmenbedingungen                                                                S.29
     5.2           Rahmenkonzeption Schulsozialarbeit 2019                                          S.31
     5.3           KVJS-Statistik Schulsozialarbeit Schuljahr 2017/18                               S.32
     5.4           Berichte: Schulsozialarbeit an den einzelnen Schulen:                            S.33
           5.4.1   Schulsozialarbeit an der Grundschule Dühren [S. Berthold]                        S.33
           5.4.2   Schulsozialarbeit an der Grundschule Hilsbach-Weiler [S. Berthold]               S.35
           5.4.3   Schulsozialarbeit an der Wingertsberg-Grundschule Reihen [S. Berthold]           S.37
           5.4.4   Schulsozialarbeit an der Grundschule Rohrbach [C. Moser]                         S.39
           5.4.5   Schulsozialarbeit an der Schule am Giebel, Steinsfurt [C. Moser]                 S.41
           5.4.6   Schulsozialarbeit an der Theodor-Heuss-Schule [M. Bosler]                        S.44
           5.4.7   Schulsozialarbeit an der Carl-Orff-Schule [A. Glück]                             S.46
           5.4.8   Schulsozialarbeit an der Kraichgau Realschule [M. Fink-Adebayo]                  S.48
           5.4.9   Schulsozialarbeit am Wilhelmi-Gymnasium [K. Himmelmann]                          S.52

6. Arbeitsfeld Jugendberufshilfe                                                                    S.55
     6.1           Rahmenbedingungen                                                                S.55
     6.2           Bericht Jugendberufshilfe [J.Prager]                                             S.57

7. Arbeitsfeld Mobile Jugendarbeit                                                                  S.59
     7.1           Rahmenbedingungen                                                                S.59
     7.2           Bericht Mobile Jugendarbeit [L. Olbert]                                          S.60

8. Fazit                                                                                            S.69

9. Presseschau                                                                                      S.72

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Kinder- und Jugendreferat Sinsheim - Gesamtbericht 2019/20
1. Vorbemerkung
Im Jahr 2013 hat der Gemeinderat der Stadt Sinsheim die Stelle des Kinder- und Jugendreferats neu
konzipiert und zum 01.04.2014 in Kooperation mit der Diakonischen Jugendhilfe Region Heilbronn
besetzt. Im Jahr 2017 wurde ein erster Tätigkeitsbericht vorgelegt, der sich auf die Jahre 2014-2017
bezog. Seit 2018 werden jährliche Berichte erstellt. Der nun vorliegende vierte Gesamtbericht erstreckt
sich auf das zurückliegende Schuljahr und somit auf den Zeitraum September 2019 bis August 2020.
Lediglich der Teilbericht zur Mobilen Jugendarbeit weicht geringfügig davon ab, da die Projektlaufzeit
des JuMo-Projekts im Oktober endete. Der Vollständigkeit halber wurde auch der Berichtzeitraum bis
Oktober ausgeweitet.

Das Kinder- und Jugendreferat umfasst unter anderem die fachliche Verantwortung für die
Angebotsbereiche Offene Kinder- und Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, Mobile Jugendarbeit und
Jugendberufshilfe. Die Jahresberichte dieser Arbeitsfelder sind im Bericht des Kinder- und
Jugendreferats integriert. Alle hauptamtlichen Kolleg*innen, deren Angebote hier dargestellt werden,
stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung. Die Urheber*innen der Einzelberichte sind jeweils in
eckigen Klammern genannt. Die Berichte wurden vom Kinder- und Jugendreferenten redaktionell
bearbeitet und sind somit nicht identisch mit der Originalversion der Verfasser*innen.

Es versteht sich von selbst, dass ein aktueller Tätigkeitsbericht die Coronapandemie nicht
ausklammern kann. Im Gegenteil: Die Pandemie hatte (und hat) so gravierende Auswirkungen auf
Kinder, Jugendliche und Familien, und somit auch auf die Arbeitsfelder der Kinder- und
Jugend(sozial)arbeit, dass diese Perspektive auch im Bericht eine zentrale Rolle spielen muss. Dies wird
einerseits über ein vorangestelltes Kapitel realisiert, das die Auswirkungen auf die Gesamtsituation in
den Blick nehmen möchte. Andererseits werden die Folgen der Pandemie auf der konkreten
Arbeitsebene in den Einzelberichten der Kolleg*innen besonders beleuchtet.

Zur Schreibweise: Im Gesamtbericht wird die Genderschreibweise mit dem Sternchen verwendet. Im
Rahmen des geschlechterbewussten Umgangs mit der Sprache werden dadurch sowohl männliche,
weibliche wie auch so genannte nicht-binäre Geschlechtsidentitäten berücksichtigt.
Wir haben uns bemüht, auf Abkürzungen zu verzichten. Die städtischen Arbeitsfelder, die im Zentrum
des Berichtes stehen, wurden teilweise mit folgenden Kürzeln dargestellt: OKJA – Offene Kinder- und
Jugendarbeit; SchuSo – Schulsozialarbeit; MJA – Mobile Jugendarbeit; JBH – Jugendberufshilfe.

Die Abbildung von Fotos und Presseartikeln wurde in einem überschaubaren Maß gehalten, um den
Umfang des Berichts nicht zu sehr auszuweiten. Wer sich zusätzliche Einblicke verschaffen möchte, sei
auf die folgenden Internetseiten verwiesen:

https://www.sinsheim.de/pb/sinsheim,Lde/Home/Bildung+_+Soziales/Jugend.html
https://de-de.facebook.com/pg/jugendhaus.sinsheim
https://de-de.facebook.com/JuMoSNH

Wir bedanken uns bei allen Leserinnen und Lesern für ihr Interesse. Über Fragen und Rückmeldungen
jeder Art freuen wir uns.

Sinsheim, den 22.12.2020

Markus Bosler.

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2. Kinder- und Jugend(sozial)arbeit unter Pandemiebedingungen

2.1 Auswirkungen der Pandemie auf die Lebenssituation von Kinder und Jugendlichen

Wie hat sich die Pandemie auf die Lebenssituation der jungen Leute ausgewirkt? Die Antwort auf diese
Frage lässt sich in einem Wort komprimieren: Grundlegend! Es liegt sicherlich nicht in der Absicht des
Verfassers, die Geschehnisse und Auswirkungen im Zusammenhang mit der Coronapandemie
ausschließlich negativ zu bewerten. Allerdings ist es die Aufgabe und somit auch die Verantwortung
eines Kinder- und Jugendreferenten, gerade die Zielgruppe der jungen Mitbürger*innen im Blick zu
haben und deren Interessen und Bedürfnisse zu vertreten. Diese Zielgruppe war (und ist) in der
aktuellen Krise oft genug nicht im Blickfeld der Politik und der Öffentlichkeit, obwohl die
Einschränkungen gerade sie massiv getroffen hat und nach wie vor trifft!

Eingeschränkt in der Kontaktgestaltung, in der Ausübung ihrer Hobbys und Freizeitinteressen, in Sport
und Bewegung, in der Pflege ihrer Freundschaften, beim Ausgehen und Feiern, bei der beruflichen
Orientierung, u.s.w. Diese Liste lässt sich noch um viele weitere Aspekte verlängern. Es hat sich gezeigt,
dass unsere Gesellschaft sich – wie jedes System – in der Krise auf „das Wesentliche“ konzentriert, und
dies war offensichtlich zunächst die Funktionalität des Gesundheitswesens und gleich danach die
Funktionsfähigkeit unserer Wirtschaft. Auch die Bereiche „Bildung und Betreuung“ wurden hier
nachgeordnet, denn diese Bereiche hatten vorwiegend den Zweck zu erfüllen, Kinder zu betreuen,
damit die Eltern weiterhin arbeitsfähig bleiben konnten. Damit soll keineswegs das politische
Krisenmanagement in Frage gestellt werden. Es soll aber gleichwohl darauf aufmerksam gemacht
werden, dass bei den meisten Entscheidungen die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen keine
Rolle spielten. Die Pandemie wird sicherlich in allen Teilen der Gesellschaft mittel- und langfristige
Auswirkungen haben, aber während die erwachsene Gesellschaft sich nach einem „Zurück zur
Normalität“ sehnt, ist gerade für jüngere Kinder überhaupt nicht mehr greifbar, wie die Welt vor der
Krise eigentlich ausgesehen hat.

Neu ist außerdem: Andere Menschen werden als alltägliche Bedrohung gesehen, und – noch
gravierender: Kinder nehmen sich selbst als Bedrohung für andere wahr. Soziale Nähe ist gefährlich,
Körperkontakt, unbefangenes Herumtollen, spontane Umarmungen, all dies wird zum Risiko.

Die Auswirkungen der jeweiligen Maßnahmen sind sicherlich sehr unterschiedlich. Dies hängt u.a. von
der Betreuungssituation in der Familie, von der räumlichen Konstellation zu Hause, von der
technischen Ausstattung, von der Resilienz der Einzelnen, von der Präsenz von gefährdeter Personen
im direkten Umfeld, von der konkreten Umsetzung des Homeschooling und vom Interesse der
Bezugspersonen ab, um nur einige Faktoren zu nennen. Aber grundsätzlich kann man konstatieren,
dass die Pandemie bestimmte problematische Rahmenbedingungen verschärft und andere hilfreiche
Bedingungen deutlich eingeschränkt hat: Der allgemeine Bewegungsmangel wurde verstärkt, viele
Kinder konnten wegen geschlossener Bäder nicht schwimmen lernen, der Spracherwerb wurde durch
reduzierte Sozialkontakte eingeschränkt. Alle Schüler*innen sich viel mehr mit Medien
auseinandersetzen, sie mussten viel mehr Zeit selbstorganisiert (oder sich selbst überlassen) in den
eigenen vier Wänden verbringen, sie wurden in der Ausübung von ehrenamtlichem Engagement
eingeschränkt, sie wurden um einen aktiven und anregungsreichen Bestandteil der Freizeitgestaltung
gebracht, weil keine Freizeit- und Vereinsangebote mehr stattfinden durften.

Dass Maßnahmen wie Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, Schul- und KiTa-Lockdown und das
Herunterfahren/Schließen nahezu aller Freizeit- und Konsumangebote sich insbesondere in den
Familien gravierend auswirken können, in denen die Voraussetzungen bereits ohne/vor Corona
schwierig waren, liegt auf der Hand: Wo Betreuungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, der Wohnraum
begrenzt ist, man sich in den eigenen Räumen nicht aus dem Weg gehen kann, wo keine ausreichende
technische Ausstattung für Homeschooling/Homeoffice vorhanden ist, die Eltern nicht bereit oder in
der Lage sind, ihre Kinder schulisch zu unterstützen oder kreativ zu beschäftigen, der Medienkonsum

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nicht reflektiert und auch zeitlich begrenzt stattfindet, wo Streit und Auseinandersetzungen und
vielleicht auch Übergriffe und Gewalt üblich sind, wo vielleicht Suchtprobleme oder psychische
Belastungen/Erkrankungen bestehen, wo Kinder oder Jugendliche in „schwierigen“ Lebensphasen
sind, in denen sie sehr aktiv und umtriebig oder sich sehr provokativ verhalten – überall dort können
sich die jeweiligen Schutzmaßnahmen auf vorhandene Problemlagen verschärfend auswirken. Hinzu
kommt, dass durch fehlende Alltagskontakte in KiTa, Schule, Verein und Nachbarschaft es auch viel
schwieriger ist, solche Problem- und Notlagen überhaupt wahrzunehmen.

Es soll an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt werden, dass es natürlich auch zahlreiche Kinder und
Jugendliche gibt, die von diesen Rahmenbedingungen profitieren konnten: Es gibt junge Menschen,
die mit der sozialen Nähe nicht so gut zurechtkommen, die zu Hause besser lernen als in der Schule,
die in der Krise als Individuum wahrgenommen wurden. Es gibt Familien, die sich in der Zeit wieder
mehr als Familie erlebt und miteinander beschäftigt haben.

Und dennoch: Die meisten Kinder und Jugendlichen waren und sind eben nicht Profiteure, sondern
Leidtragende der Coronakrise! In der Zwischenzeit wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die
Pandemie die soziale Ungleichheit in der Gesellschaft verstärkt und dass gerade die weniger
privilegierten Bürger*innen mehr unter den Auswirkungen und Nachteilen zu leiden haben als die
anderen. Es nötigt mir daher großen Respekt ab, wie verständig, konstruktiv und gefasst die
überwiegende Mehrheit unserer Kinder und Jugendlichen mit dieser Situation umgeht.

Zur aktuellen Situation und Wahrnehmung der jungen Generation ist in der Oktoberausgabe (Nr. 44)
2020 der Wochenzeitung Die Zeit ein Magazin zum Thema „Abitur“ erschienen, in dem Yasmine
M´Barek, eine 21-jährige Redakteurin und freie Journalistin, unter dem Titel „Wir sind keine Last. Wir
sind eure Zukunft!“ ihre Wahrnehmung der Lebenssituation junger Menschen in Deutschland
beschreibt. Ich möchte diesen Artikel bewusst in längeren Auszügen wiedergeben, da er viele relevante
Aspekte beinhaltet und da er vor allem die direkte Sicht einer „betroffenen“ jungen Erwachsenen
abbildet.

Jugend und Corona: „Wir sind keine Last. Wir sind eure Zukunft!“ – Yasmine M´Barek

 „Ich bin 1999 geboren und gehöre einer Generation an, die viel interessierter und politisierter ist, als man es ihr
nachsagt (…). Als es zu Beginn der Corona-Pandemie hieß: Seid vorsichtig, nehmt Rücksicht auf die Älteren!, taten
die Jugendlichen (von Ausnahmen abgesehen) genau das – zur Überraschung vieler Boomer [Anmerkung:
„Boomer“ meint die Generation der „Babyboomer“, die in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis zum Ende der
1960er-Jahre geboren wurden]. Nur wenige Jüngere erkrankten in den ersten Wochen des Ausbruchs selbst an
Covid-19. Dennoch wurden sie nicht egoistisch – sie nahmen die Krise sehr ernst und sich selbst zurück. Sie blieben
zu Hause, feierten keine Partys, und sie gingen nicht mehr demonstrieren für eine bessere Zukunft. Ein halbes
Jahr, viele abgesagte Abi-Bälle und aufgeschobene Zukunftspläne später frage ich mich: Hat eigentlich jemand
gemerkt, was diese Einschränkungen für die Jüngeren bedeutet haben? Was sie weiterhin bedeuten? (…)

Dass Teenager sich von Politikern weder gehört noch ernst genommen fühlen, zeigte im Juli auch die Sinus-
Jugendstudie. Sie ergab zudem, dass die Jugendlichen durch die Pandemie belasteter und erster geworden sind:
Über 60 Prozent sorgen sich um die Gesundheit ihrer Familien und empfinden Corona als besorgniserregend.
Wenn es in der Öffentlichkeit mal um die Jungen ging in den vergangenen Monaten, standen ihre Ängste und
Wünsche nicht im Mittelpunkt. In den Medien kamen die Jugendlichen allenfalls als Partygänger,
Maskenverweigerer und Randalierer vor. Die Ereignisse in Stuttgart, als alkoholisierte junge Männer Geschäfte
plünderten und sich Straßenschlachten mit der Polizei lieferten, bildeten dafür ein beliebtes Motiv. Schnell wurde
in Talkshows und auf Twitter generalisierend über „die randalierenden Jugendlichen“ diskutiert. Von
„randalierenden Erwachsenen“ sprach dagegen so pauschal niemand – egal, wie viele von ihnen ohne Masken
und Einhaltung von Abstandsregeln vor dem Berliner Reichstag, in Frankfurt, München und Stuttgart protestieren.
Vielleicht verhalten sich in Wahrheit die Jugendlichen erwachsener als jene, die endlose Debatten über ihre
eigenen Freiheiten führen. Die in Talkshows erst dann ernsthaft über die Situation in Kitas und Schulen
nachzudenken begannen, nachdem sie ausgiebig über Biergärten und die Bundesliga diskutiert hatten.

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Die immerzu darüber reden, wie sich die Wirtschaft retten lässt, aber die Umwelt dabei wieder einmal vergessen.
Bezeichnen wir die Erwachsenen deswegen pauschal als selbstsüchtig? Nein.

Die absolute Mehrheit der Jungen hat die Einschränkungen nahezu ohne Murren akzeptiert. Auch das ist ein
Ergebnis der Sinus-Studie: Teenager haben vor allem mitfühlend und verantwortungsbewusst reagiert. (…)

Schlimmer, als dass sie ihre eigenen Bedürfnisse nicht erfüllen können, ist für viele Jugendliche aber, dass sie sich
auch beim Kampf gegen die Klimakrise zurücknehmen müssen. Seit Februar sind sie enorm eingeschränkt in ihren
Protestmöglichkeiten: Demos, bildungspolitische Podien oder Blockaden – das ist alles nur noch sehr bedingt
möglich. Die Jungen fühlen sich mit ihren Interessen ohnehin schon nicht vertreten, nun können sie nicht einmal
mehr öffentlichkeitswirksam auf sie hinweisen. Die Corona-Pandemie, der Klimawandel, die Abschottung Europas
gegenüber Migrantinnen und Migranten: Niemanden betreffen diese Themen mehr als Kinder und Jugendliche,
die in Zukunft mit den Folgen jetziger politischer Entscheidungen leben müssen. Meine Generation hat nicht nur
in Umweltfragen eine klare Haltung. Auch nach dem Tod des US-Amerikaners George Floyd sind in Deutschland
vor allem die Jungen mit Abstand, Maske und Vorsicht auf die Straße gegangen, um ein Zeichen gegen Rassismus
zu setzen. Einen großen Teil der Proteste verlegten sie sogar ins Internet. Vernunft und Solidarität sind Werte, die
Jugendliche leben. Dafür wollen sie aber auch als verlässlicher Teil der Demokratie anerkannt werden. Doch das
Gegenteil ist der Fall: In der Sinus-Umfrage beklagen die Jungen eine „Jeder für sich“-Mentalität. Ihr Lebensgefühl
hat sich in der Pandemie verändert. Für sie scheint es, als seien sie der Politik nur eine Last. Sie dürfen nichts
entscheiden, fühlen sich aber auch nicht unterstützt – für ihre Zukunft scheinen sie allein in der Bringschuld zu
stehen. Die einzig gute – und angesichts der Lage erstaunliche – Nachricht ist: All diese Unsicherheiten und
Ärgernisse hindern junge Menschen nicht daran, ihrer eigenen Zukunft optimistisch entgegenzusehen. Jeder
Zweite ist eher positiv gestimmt. Wieso fängt die Politik nicht endlich damit an, diesen massiven
Vertrauensvorschuss umzuwandeln? Nehmt die Interessen der Jugend endlich ernst! (…)

Die Jungen wünschen sich mehr Beteiligung, weil sie sich sicher sind in dem, was sie verlangen. Laut einer Studie
der Vodafone Stiftung ist es 80 Prozent der jungen Menschen in Deutschland wichtig, Politik beeinflussen zu
können. Es geht ihnen nicht darum, sich aufzulehnen, nicht ums Rebellieren – sondern darum, konstruktiv
mitarbeiten zu können! (…) Es ist nicht die Aufgabe der Jugend, fertige Konzepte zur Rettung der Zukunft
vorzulegen. Es sind die Politiker, die in der Pflicht stehen, die Konzepte für alle Beteiligten auszuarbeiten – denn
sie vertreten die Bevölkerung. (…)

Es ist zu befürchten, dass es Jahrzehnte dauern wird, die wirtschaftlichen Verluste der Corona-Kreise einzuholen.
Zu spüren bekommen wird dies besonders die Generation Z, die in den späten Neunzigern und den Nullerjahren
geboren wurde. Diese Jahrgänge bräuchten die größte Unterstützung, da sie die wirtschaftlich Schwächsten sind.
(…) Eine junge Aktivistin fasste ihr Ohnmachtsgefühl im Rahmen der Sinus-Studie so zusammen: „Wir gehen auf
die Straße, sind Millionen von Menschen, und das interessiert die einfach nicht. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht“.
Sie und Millionen weitere Jugendliche fühlen sich mit ihren Themen nicht repräsentiert von ihren Repräsentanten.
(…)

Was also muss jetzt passieren? Der Staat darf nicht auf Kosten der Zukunft sparen. Die sogenannte Bazooka, die
Bundesfinanzminister Olaf Scholz auspackte, um den Folgen des Virus zu trotzen, sollte auf die Perspektiven der
Jungen zielen – auf Maßnahmen zum Klimaschutz und auf die Absicherung der beruflichen Bildung (…). Vor allem
muss die Politik sich endlich auf Jugendliche einlassen. Ihnen zuhören, mit ihnen diskutieren, sie ernst nehmen.
Nur so kann sie das verbreitete Gefühl der Machtlosigkeit mindern. Reden aber reicht nicht. Der nächste Schritt
wäre die echte Partizipation im demokratischen System. Also: Senkt endlich das Wahlalter! Bundestagswahl
schon mit 16, Kommunalwahl mit 14 Jahren (…). Nicht einmal ein Volksbegehren für Bienen könne er
unterschreiben, weil er keine 18 Jahre alt sei, monierte ein Teilnehmer der Sinus-Studie. Falls sich jemand fragt,
wo die Politikverdrossenheit von Jugendlichen – sofern sie sich doch einmal bemerkbar macht – herrührt: Das ist
die Antwort.“

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Kinder- und Jugendreferat Sinsheim - Gesamtbericht 2019/20
2.2 Auswirkungen der Pandemie auf die Felder der Kinder- und Jugend(sozial)arbeit?

„Was ist eigentlich geschehen?“ – Ein kurzer Abriss der Entwicklungen Anfang 2020:

27.01. Erste Infektion in Deutschland – 26.02. Zahlreiche Infizierte in NRW, Kreis Heinsberg infolge
einer Carnevalssitzung – 27.02. Erster Fall in BaWü – 04.03. Corona-Krisenstab beschließt zentrale
Beschaffung von Schutzausrüstungen – 09.03. Erste Todesfälle in NRW – 10.03. Veranstaltungen über
1000 Teilnehmer*innen verboten – 11.03. Die WHO definiert den Ausbruch des Coronavirus als
„Pandemie“ – 13.03. Schließung von KiTas und Schulen bis zum Ende der Osterferien (19.04.) – 15.03.
Wiedereinführung von Grenzkontrollen – 16.03. Weitere Einschränkung des öffentlichen Lebens
(Schließung von Bars, Kinos, Freizeiteinrichtungen, Verbot von religiösen und kulturellen
Veranstaltungen) – 17.03. Weltweite Reisewarnung – 22.03. Deutschlandweite Ausgangs- und
Kontaktbeschränkungen – ...

Daran anschließend folgte eine lange Zeit des Auf und Ab, viele verschiedene Regelungen und Vorstöße
von einzelnen Bundesländern, ein ständiges Anpassen der Verordnungen und ein sich Entlanghangeln
zwischen den gesundheitlichen Notwendigkeiten und den Wünschen und Bedürfnissen der
Bürger*innen: Kann der Sommerurlaub stattfinden? Welche Quarantänebestimmungen gelten? Wie
lange kann man den Eltern die Betreuung ihrer Kinder zumuten? Wie können die Belastungen für die
verschiedenen Wirtschaftsbranchen abgefedert werden? Wie wird mit Demonstrationen
umgegangen, die zwar verfassungsmäßig geschützt sind, auf denen aber bewusst und willentlich gegen
die Hygieneregeln verstoßen wird? Können wir Weihnachten feiern? Bei der Fertigstellung dieses
Gesamtberichts im Dezember 2020 befinden wir uns inmitten des zweiten Lockdowns und niemand
kann abschätzen, wie die Entwicklung im Jahr 2021 weitergehen wird …

„Der Tanz um die Verordnung“

Alle betroffenen Gesellschaftsbereiche müssen in der Pandemiezeit damit zurechtkommen, dass über
einen langen Zeitraum hinweg politische Entscheidungen getroffen werden, die einerseits
weitreichende Auswirkungen auf die jeweiligen Systeme haben, die aber andererseits so kurzfristig
veröffentlicht werden, dass für die verantwortlichen Personen in der Administrative und in den
Praxisfeldern ein sehr großer Handlungsdruck entsteht. Dies bringt eine enorme (und manchmal auch
unnötige) Verunsicherung und Belastung mit sich. Wochenlang waren die verantwortlichen
Mitarbeiter*innen in einer ständigen Alarmbereitschaft: Wann kommt die neue Verordnung? Welche
neuen Regelungen beinhaltet sie? Welche Maßnahmen sind zu ergreifen? Wie können die Vorgaben
umgesetzt und kommuniziert werden? Wie kann man mit entstehende Umsetzungsprobleme
auffangen?

Alles nichts!?

Nicht nur die Regelsysteme (Betreuung, Bildung, Wirtschaft und Arbeitswelt, Handel, Gastronomie,
Kultur) sind von den Corona-Schutzmaßnahmen betroffen. Auch Unterstützungssysteme wie die
Jugendhilfe waren relativ unvermittelt in Frage gestellt. Es dauerte Tage, Wochen und teilweise
Monate, bis auch auf der politischen Ebene erkannt wurde, welche individuelle und gesellschaftliche
Bedeutung diese Hilfen haben. Gehört die Schulsozialarbeit zur Schule? Kann sie trotz Schulschließung
noch weiterhin tätig sein? Wie kann sie in Zeiten des Homeschooling mit den Schüler*innen in Kontakt
treten? Wie ist es mit Kolleginnen, die für mehrere Schulen zuständig sind und somit nicht nur
zwischen unterschiedlichen Klassen, sondern auch noch zwischen verschiedenen Schulen pendeln? Ist
die Offene Kinder- und Jugendarbeit ein Bildungs- oder ein Freizeitangebot? Muss bei der Berechnung
der Teilnehmerzahlen auch der Außenbereich mitgerechnet werden? Gelten Kontaktsperren im
öffentlichen Raum auch für die Mobile Jugendarbeit? Können Ferienangebote oder Ausflüge mit
Übernachtung stattfinden?

Erst spät hat sich bei den Ministerien die Erkenntnis eingestellt, dass diese Unterstützungsangebote
der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit ein wichtiger Bestandteil der

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Kinder- und Jugendreferat Sinsheim - Gesamtbericht 2019/20
sozialen Infrastruktur sind und damit auch nicht – wie in den ersten Verordnungen geschehen – in
einem Atemzug mit Bordellen und Bäderbetrieben genannt (und geschlossen) werden können. So
wurde erst in der „Begründung zur Corona-Verordnung Angebote der Kinder- und Jugendarbeit sowie
Jugendsozialarbeit“ vom 01.12.2020 schriftlich konstatiert:

„Von den Maßnahmen bewusst ausgenommen bleiben Einrichtungen, die für den gesellschaftlichen
Zusammenhalt während der Pandemie und auch für die Zukunft der Gesellschaft und des Landes in
besonderer Weise von essentieller Bedeutung sind, insbesondere die Bereiche „Kinderschutz“,
„Bildung“ und „Kernbereiche der (nicht publikumsintensiven) Wirtschaft. (…) Gerade in Zeiten der
Kontaktbeschränkungen ist die grundsätzliche Aufrechterhaltung der Angebote der Kinder- und
Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit von grundsätzlicher Bedeutung, um den Auftrag nach § 1
Absatz 3 SGB VIII zu erfüllen. (…) Die Jugendsozialarbeit ist (…) wesentlicher Bestandteil der sozialen
Fürsorge, die auch unter Pandemiebedingung aufrecht zu erhalten ist.“

Diese Feststellungen stärken die Legitimation der benannten Arbeitsfelder und sorgen dafür, dass die
Angebote verlässlich und nachhaltig zur Verfügung gestellt werden können. Die inhaltliche Frage und
Herausforderung, wie Soziale Arbeit und „social distancing“ zusammen funktionieren, ist damit
allerdings noch (lange) nicht beantwortet. Gerade in der Arbeit mit Kindern ist sehr gut sichtbar, dass
Soziale Arbeit grundsätzlich Beziehungsarbeit ist. Diese gründet auf Vertrauen, Nähe, Kontakt, Mimik
und Gestik sowie auf der realen Wahrnehmung des „Gegenübers“. Onlineberatung, Maskenplicht und
Abstandsgebot sind Rahmenbedingungen, die sich keinesfalls förderlich auf die Gestaltung und
Aufrechterhaltung von Beziehungen auswirken.

Systemrelevanz

Zum Abschluss dieser Zustandsbeschreibung möchte ich mir noch eine kritische Betrachtung erlauben.
Die Vokabel „systemrelevant“ war während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 allgegenwärtig.
Sie diente als Maßstab für die Beurteilung, welche Einrichtungen und auch welche Berufsgruppen von
bestimmten Maßnahmen betroffen sind bzw. ausgenommen bleiben, wer Anspruch auf eine
„Notbetreuung“ seiner Kinder hat, u.s.w.

Selbstverständlich sind in Krisenzeiten Bewertungs- und Unterscheidungskriterien notwendig, um das
öffentliche Leben aufrecht erhalten zu können, um bei Sachverhalten und Maßnahmen „wichtig“ von
„weniger wichtig“ zu unterscheiden. Eine Differenzierung in „relevant“ und „irrelevant“ beinhaltet
allerdings auch eine Komponente von „Wertigkeit“. Dies kann gerade in einer solchen Krise auch einen
Beitrag zur (weiteren) Spaltung der Gesellschaft liefern, wenn Menschen, Einrichtungen und Angebote
priorisiert, bewertet und kategorisiert werden. Soziale Ungleichheit ist bereits ein prägendes Merkmal
unserer Realität. Durch die Verwendung bestimmter Vokabeln und Denkkategorien kann diese
zusätzlich forciert werden. Sachverhalte und Kriterien können bewertet werden, aber bei der
Bewertung von Menschen(gruppen) wird ein sehr sensibles Terrain betreten. Denn wo Gewinner sind,
sind auch Verlierer. Wo „relevante“ Menschen sind, gibt es auch „irrelevante“. Und wer möchte gerne
freiwillig zu dieser zweitgenannten Gruppe gehören?

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Kinder- und Jugendreferat Sinsheim - Gesamtbericht 2019/20
3. Das Kinder- und Jugendreferat

3.1      Rahmenbedingungen

Die Ursprünge der hauptamtlich verantworteten Jugendarbeit in Sinsheim liegen im Jahr 1995, als die
Stelle der „Stadtjugendpflege“ eingerichtet wurde. Das Arbeitsfeld Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit
hat sich seither kontinuierlich weiterentwickelt.

In den Jahren 2012/13 wurde in Sinsheim ein externer Beratungsprozess durchgeführt. Die zentrale
Frage lautete „Wie kann die Jugendarbeit in Sinsheim zukunftsweisend und modern aufgestellt
werden?“ Als Ergebnis dieses Prozesses legte der Fachberater Volker Fuchs (damaliger
Geschäftsbereichsleiter der Diakonischen Jugendhilfe Region Heilbronn) im März 2013 einen Bericht
mit 8 Handlungsempfehlungen vor, der folgende Einschätzung enthielt: „Bei einer Umsetzung der oben
genannten Punkte wäre im Hinblick auf eine zeitgemäße Jugendarbeit ein zusätzlicher Bedarf von 2,5
Stellen erforderlich“ [Vorlage zur Sitzung des Gemeinderates am 20.03.2013, S. 4]. Dies war aufgrund
der damals angespannten Haushaltslage nicht möglich, weshalb sich der Gemeinderat dafür entschied,
die Mindestanforderungen zur Fachaufsicht der Schulsozialarbeit und zur Vernetzung und
Gesamtkoordination der Jugendarbeit umzusetzen und dafür eine Stelle zu schaffen. „Sowohl im
Hauptausschuss als auch im Lenkungskreis wurde aber auch deutlich gemacht, dass diese Stelle nur
die absolute Mindestanforderung abdecken kann und damit nicht alle im Bericht gemachten Aussagen
abgearbeitet werden können“ [ebd., S.5]. Die Besetzung der Stelle wurde an die Diakonische
Jugendhilfe Region Heilbronn gGmbH vergeben und konnte am 01.04.2014 realisiert werden. Die Stelle
war zunächst auf zwei Jahre befristet und wurde im Jahr 2017 vom Gemeinderat dauerhaft etabliert.
Das Büro des Kinder- und Jugendreferats befindet sich im Amt für Bildung, Familie und Soziales im
Dachgeschoss der „Villa Bildung“ (Wilhelmstraße 18).

Die Diakonische Jugendhilfe Region Heilbronn gGmbH (DJHN) ist ein freier Träger der Kinder- und
Jugendhilfe sowie der Jugendberufshilfe mit Sitz in Eppingen-Kleingartach im Landkreis Heilbronn. Sie
beschäftigt rund 600 Mitarbeitende an über 75 Standorten in der Region Heilbronn und darüber
hinaus. Das Angebotsspektrum gliedert sich in die Bereiche „Hilfe“ (stationäre, teilstationäre und
ambulante Angebote der Hilfen zur Erziehung) und „Bildung“ (Kommunale Kinder- und
Jugendförderung sowie schulische und berufliche Bildung). Unter dem Dach des Arbeitsbereichs
„Kommunale Kinder- und Jugendförderung“ vereinen sich unterschiedliche Angebote, die ein
gemeinsames Ziel haben: Sie wollen die Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen in ihrem
direkten oder kommunalen Lebensumfeld verbessern, soziale Benachteiligungen überwinden und
junge Menschen in ihrer Entwicklung fördern. Die Bandbreite reicht dabei von der individuellen
Hilfestellung für den Einzelnen über passgenaue Angebote in Schulen und Jugendhäusern bis hin zur
Beratung von Kommunen bei der Planung ganzheitlicher Konzepte kommunaler Kinder- und
Jugendbildung. In diesem Arbeitsbereich sind 76 Mitarbeitende in 14 Kommunen tätig. Für
weitergehende Informationen sei auf die Homepage des Trägers verwiesen: www.djhn.de

Die gesetzlichen Grundlagen für die Kommunale Kinder- und Jugendarbeit liegen im Kinder- und
Jugendhilfegesetz (SGB VIII), im Landesausführungsgesetz des SGB VIII für Baden-Württemberg sowie
in der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg. Im Wesentlichen bilden die §§ 11-14 SGB VIII die
gesetzliche Basis für die Kommunalen Jugendreferate bei der Umsetzung jugendpolitischer
Zielsetzungen der Kommunen:

         § 11 Jugendarbeit
         § 12 Förderung der Jugendverbände
         § 13 Jugendsozialarbeit
         § 14 Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz

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Kinder- und Jugendreferat Sinsheim - Gesamtbericht 2019/20
Die grundlegenden Ziele der Kinder- und Jugendarbeit werden in § 1 SGB VIII umfassend mit dem Recht
junger Menschen auf Förderung ihrer Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen
und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit beschrieben. Die Aufgabe der Jugendhilfe ist die Schaffung
von positiven Lebensbedingungen für Familien, Kinder und Jugendliche. Alle Angebote der
Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit setzen im Vorfeld der „Hilfen zur Erziehung“ an, richten sich
in ihrer Gesamtheit an alle Kinder und Jugendlichen einer Kommune und setzen auf Prävention,
Integration und Partizipation. Nach dem Willen des Gesetzgebers ist es eine Pflichtaufgabe der
örtlichen Träger, eine flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung auf dem Gebiet der
Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit sicherzustellen.

Die allgemeinen Aufgabenschwerpunkte von Kinder- und Jugendreferaten werden u.a. in der
Handreichung „Kommunale Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg“ definiert, die im Jahr
2013 von der Arbeitsgemeinschaft Jugendreferate des Städte- und Gemeindetages erstellt wurde.

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3.2 Tätigkeitsbereiche des Kinder- und Jugendreferenten

 Aufgaben als Fachberatung/Fachdienst

 Team Schulsozialarbeit/JBH                      Vorbereitung, Tagesordnung, Moderation
 Team OKJA                                       Vorbereitung, Moderation
 „Pädagogische Küchenwerkstatt“                  Neues Austausch- und Planungsformat für den gesamten
                                                 Arbeitsbereich, ca. 1 Treffen/Monat
 Pädagogischer Tag im Arbeitsbereich             Vorbereitung, Abstimmung, Durchführung, Moderation,
                                                 Dokumentation
 DB Bereich „Jugend“                             Gemeinsame Vorbereitung, teilweise inhaltliche
                                                 Schwerpunkte
 Kollegiale Beratung (SchuSo)                    Präsenz, Absprachen
 Konzeptionsentwicklung                          Prozessbegleitung und –steuerung sowie inhaltliche
                                                 Verantwortung für die Bereiche SchuSo, OKJA, MJA
 Elternzeitvertretung Stelle JBH                 Einarbeitung/Begleitung, Kooperations- und
                                                 Klärungsgespräche, Abstimmung inhaltlich/konzeptionell
 Fachliche Begleitung Stelle JuMo                Kooperation, Planung, Reflexion, Beratung
 Kooperation/Abstimmung zum Thema                Schnittstellen zum KiTa-Bereich, Kooperation Projekt FlexBiS,
 Kinderschutz                                    Fachliche Weiterentwicklung, Kooperative Fachveranstaltung
                                                 für Randzeitbetreuungen und HSL-Gruppen, Vorbereitung
                                                 Fachtagung Kinderschutz 2021
 Kommunalpolitische Aufgaben

 Ausschuss für Bildung, Kultur, Sport und      Gemeinsame Vorbereitung, inhaltliche Schwerpunkte,
 Soziales (BKS)                                Präsentationen, Berichterstattung
 Gemeinderat                                   Fachliche Vertretung des Arbeitsbereiches, thematische
                                               Schwerpunkte nach Bedarf/Tagesordnung
 Fachliche Vernetzung, Arbeitskreise in Sinsheim

 AK Übergang Schule-Beruf                Vorbereitung, Moderation, Koordination
 AK Jugend                               Vorbereitung, inhaltliche Impulse, Koordination
 AK Migration                            Teilnahme nach Bedarf und Themensetzung
 Kooperationsprojekte/Abstimmungsgespräche in Sinsheim

 Woche für Demokratie und Toleranz            Gemeinsame Planung im Organisationsteam, Vorbereitungs-
 (Thema „Heimat“)                             und Abstimmungsgespräche mit DGB und
                                              Kooperationspartnern, Planung, Durchführung und Begleitung
                                              von Workshops und weiteren Programmpunkten
 Beirat Fanprojekt (AWO)                      Teilnahme
 Lern-Praxis-Werkstatt                        Beteiligung an Kooperationsgesprächen zur Einrichtung eines
                                              neuen Angebots zur Berufsorientierung, federführend: Stift
                                              Sunnisheim, RNK
 Projekte zur Jugendbeteiligung und politischen Bildung

 Beteiligungsprojekte in den verschiedenen       Planung, fachliche Begleitung, nach Bedarf Teilnahme bzw.
 Angebotsbereichen                               Durchführung
 Fachliche Entwicklungen zur Umsetzung           Verfolgen des fachlichen Diskurses, Information und
 des § 41 a Gemeindeordnung                      Beteiligung auf Landes- bzw. Kreisebene, Ansprechpartner
                                                 und Impulsgeber für lokale Beteiligungsansätze
 Barcamp 2020                                    Planung und Vorbereitung, Organisation von Arbeitsgruppen
 Projekt „Jungsein in der Kommune“               Interne Abstimmung, Konzeptentwicklung, Antragstellung
 Ausbildung, Anleitung, Stellenbesetzung

 Einführungswoche neue FSJ, BFD,                 Vorbereitung und Durchführung bzw. Begleitung
 Studierende                                     verschiedener Programmpunkte

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Vorstellungsgespräche, Personalauswahl,    Vertretung der Arbeitsbereiche des Amt 40 im
 FSJ/BFD                                    Bewerbungsverfahren
 Begleitung BFD-Stelle Jugendhaus           Probezeit- und Abschlussgespräche, Schnittstelle zur DJHN
 Stellenbesetzung SchuSo an der THS         Beteiligung an Vorstellungsgesprächen und Personalauswahl,
                                            Einarbeitung, fachliche Begleitung, Kooperations- und
                                            Abstimmungsgespräche mit der Schulleitung
 Anleitung DHBW-Studentinnen,               Koordination der Praxisblöcke, Begleitung, Reflexion,
 Abstimmung mit den Praxisstellen           Unterstützung, Anleitung, Verantwortung für Entwicklung
                                            bzw. Erstellung des Ausbildungsplans
 Außenvertretung, fachliche Repräsentanz auf Kreis- bzw. Landesebene und im Städtetag

 Arbeitskreis Qualitätsstandards SchuSo im       Regelmäßige Teilnahme als Vertreter der Stadt Sinsheim als
 RNK                                             örtlichem Träger der Schulsozialarbeit, Organisation einer
                                                 Fachveranstaltung zum Thema Datenschutz in der SchuSo
 AG Jugendreferate im RNK                        Regelmäßige Teilnahme
 KVJS-Jahrestagung AG JuRef Städtetag            Herrenberg-Gültstein
 Tagung AG JuRef Städtetag                       Aalen und Bruchsal
 AG OKJA der AG JuRef Städtetag,                 Stuttgart
 Fachgespräch Lehre & Praxis
 Vertretung des Netzwerk Schulsozialarbeit       AG auf Landesebene zur SGB VIII-Reform, Arbeitsbereich
 e.V.                                            Jugendsozialarbeit
 Trägerbezogene Termine

 Führungsteam DJHN Geschäftsbereich              Teilnahme
 KomFö
 Team Kommunale Jugendreferate DJHN              Inhaltlich-fachliche Abstimmung
 Fachtage, Fortbildungen

 FoBi Jugendhilfeplanung für kommunale           Stuttgart, KVJS?
 Jugendreferate
 Bundeskongress Schulsozialarbeit (Jena)         Teilnahme in Delegation der DJHN
 Außerdem

 Austausch-/Abstimmungsgespräche mit Kollegen/innen, Schulleiter/innen, etc., Teilnahme an Runden
 Tischen, Krisengesprächen, etc.
 Bei Bedarf Vorort-Termine mit Ortsvorstehern bzw. pädagogischen Mitarbeiter*innen im Zusammenhang
 mit Fragen zur Jugendarbeit in den Stadtteilen (Raumnutzung, Materialien, Unterstützungsbedarf, …)
 Teilnahme bzw. Initiierung von „Runden Tischen“ oder Abstimmungsgesprächen zur Kooperation oder zur
 Klärung von Aufgaben, Zuständigkeiten und Handlungsoptionen (z.B. mit MJA, Ordnungsamt und Polizei zur
 Situation im Bahnhofsumfeld)
 Teilnahme an Dienstbesprechungen der Schulleiter*innen (themenbezogen)
 Kooperationsgespräche mit zuständigen Mitarbeiter*innen des Landratsamts (Kreisjugendpflege,
 Jugendhilfeplanung, ASD-Teamleitung)
 Öffentlichkeitsarbeit (Kontinuierliche bzw. anlassbezogene Berichterstattung für den Stadtanzeiger,
 Pressegespräche etc.)

Diese Auflistung ist bei weitem nicht „vollständig“. Sie umfasst die wesentlichen Aufgabenbereiche,
um einen gewissen Überblick über die Vielfalt der jeweiligen Tätigkeiten zu vermitteln. Auf eine
Darstellung des Zeitaufwandes wurde in diesem Jahr verzichtet, weil die Pandemielage viele reguläre
Termine beeinträchtigt hat und dafür andere Aufgaben in den Mittelpunkt gerieten, die nicht
unbedingt repräsentativ sind.

Alle fachlichen Entwicklungen finden in enger Abstimmung mit der zuständigen Abteilungsleiterin im
Amt für Bildung, Familie und Soziales statt. Bei Bedarf bzw. anlassbezogen wird auch die Amtsleiterin
in die Abstimmungsprozesse mit einbezogen.

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3.3 Fachberatung/Fachliche Leitung

Die fachliche Verantwortung für die Arbeitsfelder der kommunalen Jugendarbeit und
Jugendsozialarbeit in Sinsheim nimmt eine zentrale Rolle im Arbeitsalltag des Kinder- und
Jugendreferenten ein. Dabei geht es um die Gestaltung der Kooperation, des fachlichen Austausches
und der Beratung; weiterhin um Fragen der konzeptionellen Weiterentwicklung, um die Kooperation
der jeweiligen Angebotsbereiche mit ihren „externen“ Kooperationspartnern und auch um die
Außendarstellung der unterschiedlichen Arbeitsfelder.

Die Organisation und Gestaltung des fachlichen Austausches stellt dabei ein wichtiges
Steuerungsinstrument dar. So sind mit allen Fachbereichen und Kolleg*innen die jeweiligen
Besprechungsstrukturen bedarfsorientiert zu gestalten. Hier war deutlich geworden, dass die
organisatorischen Themen und der Abstimmungsbedarf in den einzelnen Arbeitsfeldern immer mehr
zunehmen, und gleichzeitig die Begegnung, der Austausch und die gemeinsame fachliche Entwicklung
von Themen zu kurz kommen. Daher wurde mit der „pädagogischen Küchenwerkstatt“ ein neues
Besprechungsformat ins Leben gerufen, in dem sich die Mitarbeiter*innen im Bereich Kinder- und
Jugend(sozial)arbeit monatlich für 90 Minuten treffen, um sich gegenseitig über die aktuellen Themen
und Entwicklungen zu informieren, um übergreifende Entwicklungen zu erkennen und ggf.
entsprechende Konzepte oder Projekte zu initiieren. Der Begriff „Küchenwerkstatt“ gründet auf der
Idee, dass man die Küche aus dem familiären Umfeld als einen Ort kennt, wo Austausch und
Begegnung, aber auch kreative Ideen, Vorhaben und Rezepte entwickelt oder umgesetzt werden
können. Um diese Atmosphäre greifbar zu machen, wird die pädagogische Küchenwerkstatt in der
Ausbildungsküche im Kellergeschoss der Werderstraße 1 durchgeführt. Die bestehenden
Besprechungsformate (Team Schulsozialarbeit/Jugendberufshilfe, Team OKJA, Kollegiale Beratungen
im Bereich Schulsozialarbeit, sowie weitere Termine wie Klausur- und Fachtage) blieben bestehen,
allerdings wurde die Anzahl dieser Besprechungstermine punktuell reduziert. In der Abteilung für
Familie, Jugend und Soziales fanden außerdem zwei Dienstbesprechungen statt, in denen die
organisatorischen Themen im Rahmen der Stadtverwaltung bzw. des Amts im Vordergrund stehen.

Durch konsequente Information, fachliche Vernetzung in lokalen und überregionalen Arbeitskreisen,
trägerbezogenen Arbeitsgemeinschaften und sonstigen Gremien, sowie durch Teilnahme an
landesweiten Veranstaltungen wie Fachtagen und Fortbildungen, hält sich der Kinder- und
Jugendreferent selbst über die Entwicklungen in der Jugendhilfelandschaft und den einzelnen
Arbeitsfeldern auf dem aktuellen Stand.

Das zurückliegende Jahr war weiterhin geprägt durch beträchtliche Herausforderungen im
Personalbereich. So ging es im Jugendhaus um die Einarbeitung des neuen Kollegen, in der
Jugendberufshilfe um die Regelung der Elternzeitvertretung und ebenfalls um die Einarbeitung der
neuen Kollegin. Darüber hinaus haben zwei neue Studierende ihre Einsatzbereiche in der
Schulsozialarbeit und in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit kennengelernt. Für diese musste auch
die Anleitungsverantwortung geklärt, der Ausbildungsrahmen definiert und ein vorläufiger
Ausbildungsplan erstellt werden. Zu guter Letzt haben die beiden langjährigen Kolleginnen in der
Schulsozialarbeit der THS im Laufe des Frühjahrs angekündigt, dass sie sich beruflich neu orientieren
möchten. Somit stand auch hier die Begleitung eines längeren und tiefgreifenden Übergangsprozesses
an. Hinzu kamen längere krankheitsbedingte Ausfallszeiten bei mehreren Kolleg*innen, die nicht
vorhersehbar waren und die an den jeweiligen Einsatzstellen spürbare Vakanzen verursachten.

Eine sehr erfreuliche Entwicklung gibt es zum Thema Supervision zu vermelden. Nachdem der Bedarf
seit Jahren immer wieder thematisiert worden war, erhielt dieses Angebot durch die Stellungnahme
der städtischen Fachkraft für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit eine zusätzliche Bedeutung. In deren
Beratungsprozess war deutlich benannt worden, dass auch bei der Stadt Sinsheim die
sozialpädagogischen Arbeitsbereiche eine überdurchschnittlich hohe psychische Belastung für die
Mitarbeiter*innen beinhalten. In den vorhergehenden Monaten hatte es im gesamten Team mehrere
längerfristige Ausfälle gegeben. Zwar konnte die Supervision pandemiebedingt bisher noch nicht

Gesamtbericht: Kinder- und Jugendreferat Sinsheim 2019/20                                      Seite 13
umgesetzt werden, aber zumindest wurde eine gemeinsame Vorstellung und Auswahl der
Supervisor*innen durchgeführt. Weitere Informationen hierzu finden sich unter 5.1.

Die Qualifizierung der Fachkräfte ist ein zentraler Aspekt der fachlichen Weiterentwicklung und der
Personalentwicklung. Die Mitarbeiter*innen des Fachbereichs werden deshalb konsequent darin
unterstützt, Fort- und Weiterbildungsangebote zu besuchen, die einen aktuellen Bezug zu ihren
Arbeitsinhalten haben. Dazu gehört auch die Teilnahme an Fachtagen und Jahrestagungen.

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt im zurückliegenden Schuljahr war die Perspektivklärung für die
Mobile Jugendarbeit. Die Projektförderung des 3-jährigen Projekts „JuMo“ lief im Oktober 2020 aus,
so dass eine Auswertung des bisherigen Projektverlaufs anstand. Gleichzeitig musste ein politischer
Diskussions- und Klärungsprozess initiiert werden, um zu klären, ob bzw. in welcher Form die MJA
fortgesetzt werden sollte bzw. konnte. Der Gemeinderat hat die Projektstelle zunächst bis Ende 2021
verlängert. Dies bedeutet gleichzeitig, dass die Frage der Perspektivklärung auch in 2021 wieder auf
der Tagesordnung stehen wird.

Zur Qualitätsentwicklung hat das Gesamtteam der kommunalen Kinder- und Jugend(sozial)arbeit beim
pädagogischen Tag am 21.09.2018 gemeinsame Leitsätze entwickelt, die hier noch einmal abgebildet
werden sollen:

Gemeinsame Leitgedanken zum Qualitätsverständnis:

 Wir arbeiten zielgruppen- und bedarfsorientiert

 Jede*r ist (herzlich) willkommen

 Wir leben Menschenrechte

 Wir setzen uns für das Wohl, die Rechte und den Schutz von Kindern und Jugendlichen ein

 Wir fördern mit unseren Angeboten die Persönlichkeitsentwicklung und verbessern die Chancen
von jungen Menschen

 Rahmenbedingungen und Strukturen ermöglichen „gute“ Arbeit

Neben den internen Aufgaben nimmt die Vernetzung nach außen, in Arbeitskreisen und Fachgremien
auf lokaler, Kreis- und auch auf Landesebene einen wichtigen Stellenwert ein. Dadurch wird
gewährleistet, dass die aktuellen fachlichen Themen und Entwicklungslinien bekannt sind und
rechtzeitig mit bedacht werden können. Gleichzeitig geht es aber auch um die aktive
Weiterentwicklung und Mitgestaltung dieser Themenfelder. Und auch das Thema Netzwerk- und
Kontaktpflege im jeweiligen Kolleg*innenkreis wird dadurch abgedeckt.

Im Bereich Schulsozialarbeit besteht seit einigen Jahren ein „Arbeitskreis Qualitätssicherung
Schulsozialarbeit im Rhein-Neckar-Kreis“, an dem der Kinder- und Jugendreferent teilnimmt. Dieser
AK ist unter anderem Urheber des trägerübergreifenden Handbuchs „Qualitätsstandards
Schulsozialarbeit im Rhein-Neckar-Kreis“. Aktuelles Schwerpunktthema des AK ist der Datenschutz.
Die Schulsozialarbeit unterliegt hier besonderen Bedingungen, da nicht nur der eigene „interne“
Umgang mit Daten geregelt sein muss, sondern durch die enge Kooperation mit dem System Schule
natürlich auch die Datenschutzregelungen der Schule berücksichtigt werden müssen. Dies stellt die
Soziale Arbeit oft vor besondere Herausforderungen: Hierbei geht es nicht nur um den zunehmenden
Formalismus, sondern auch um die erschwerte Kooperation und Kommunikation mit anderen
Akteuren, wie z.B. den Lehrkräften. Der AK hat für 2020 ein Seminar mit Prof. Dr. Rainer Patjens (Jurist
und Studiengangsleiter an der DH-BW Stuttgart) organisiert, das leider auch pandemiebedingt
mehrfach verschoben und neu terminiert werden musste.

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3.4      Weitere Arbeitsschwerpunkte im Kinder- und Jugendreferat

3.4.1    Planung, Steuerung und Evaluierung der kommunalen Kinder- und Jugendarbeit

Dieser Tätigkeitsschwerpunkt hatte im Berichtszeitraum keine vorrangige Bedeutung, denn die
Pandemie sorgte dafür, dass in vielen Bereichen an ein „reguläres“ Arbeiten über Monate hinweg gar
nicht zu denken war. Insofern forderten die Krise und der Umgang mit ihr eine große Aufmerksamkeit,
so dass planerische Komponenten zwangsläufig in den Hintergrund traten. Die Hauptamtlichen im
Jugendhaus konnten beispielsweise ihre alljährliche Evaluation auf der Grundlage einer 14-tägigen
Besucherbefragung nicht durchführen, weil das Haus im ersten Halbjahr 2020 kaum regulär geöffnet
werden konnte.

Darüber hinaus bedeutete die Absage der Heimattage Baden-Württemberg und aller in diesem
Zusammenhang geplanten Veranstaltungen des Kinder- und Jugendbereichs eine sehr ernüchternde,
aber auch arbeitsintensive Erfahrung: Für jede einzelne Veranstaltung wurde abgewogen, ob sie nicht
doch in einem geänderten Umfang oder Format bzw. zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt
werden konnte. Für die meisten Angebote und Events waren Inhalte und Abläufe vorbereitet, Räume
reserviert, Plakate und Flyer entworfen oder sogar bereits gedruckt. Jede Menge Planungs- und
Vorbereitungszeit war investiert worden, weshalb es besonders schwerfiel, diese Veranstaltungen
endgültig zu streichen.

Doch nicht nur die „Abwicklung“ der Veranstaltungen und Beteiligungsformate, sondern auch die
Umplanung und Organisation der bereits geplanten und anstehenden Besprechungstermine sorgte für
einen großen Mehraufwand. Immer wieder neu musste geprüft werden, ob die Räume groß genug
sind, ob die Teilnehmer*innen überhaupt reisen dürfen, ob der jeweilige Veranstalter solche Termine
durchführen darf, ob die notwendige Technik für Online-Besprechungen vorhanden ist, u.s.w.

Insofern waren die Planungs- und Steuerungskapazitäten nahezu vollends für tagesaktuelle
Herausforderungen notwendig und ließen wenig perspektivische Planung zu. Eine der wenigen
Ausnahmen war die Auswertung und Berichterstattung zum Projekt JuMo und zur Fortsetzung der
Mobilen Jugendarbeit im Mai 2020. Hierzu wird in Kapitel 7 ausführlicher berichtet.

3.4.2    Beteiligung von Kindern und Jugendlichen

Die Beteiligungsidee des § 41a der Gemeindeordnung Baden-Württemberg sieht eine strukturelle
Form der Beteiligung vor: „Die Gemeinde soll Kinder und muss Jugendliche bei Planungen und
Vorhaben, die ihre Interessen berühren, in angemessener Weise beteiligen. Dafür sind von der
Gemeinde geeignete Beteiligungsverfahren zu entwickeln. Insbesondere kann die Gemeinde einen
Jugendgemeinderat oder eine andere Jugendvertretung einrichten (…).“ Interessant ist die Perspektive
dieser Regelung: Den Kindern und Jugendlichen wird zwar das Recht eingeräumt, eine
Jugendvertretung zu initiieren, aber die Planungsverantwortung für die Bereitstellung geeigneter
Verfahren ist klar bei der Kommune verortet.

Die Mitglieder des „alten“ Kinder- und Jugendbeirats hatten sich in der Vergangenheit mehrheitlich
dafür ausgesprochen, dass man sich aus Kapazitätsgründen vorrangig auf projektbezogene
Beteiligungsmöglichkeiten konzentrieren sollte. Projektbezogene Beteiligungsansätze sind aus der
fachlichen Perspektive grundsätzlich zu befürworten und werden auch zukünftig zur Umsetzung
kommen. Sie bieten den (betroffenen bzw. interessierten) jungen Menschen eine anlassbezogene und
zeitlich überschaubare Möglichkeit der Mitwirkung.

Andererseits sind diese projektbezogenen Ansätze auch relativ aufwändig, da sie immer wieder aufs
Neue initiiert und organisiert werden müssen. Die sehr gelungenen Beteiligungsprozesse zur
Erneuerung des Skateparks und zur Gestaltung der Hauptstraßenunterführung („streetart gallery“)
haben dies bestätigt. Die Aktion „Kunst am Kasten“, die die künstlerische Gestaltung von Strom- und
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Verteilerkästen im Stadtgebiet durch interessierte Gruppen ermöglicht, ist ein weiteres positives
Beispiel. Diese Angebote waren nur durch die engagierte Unterstützung und Koordination durch JuMo
in dieser Qualität und Intensität durchführbar. Es bleibt daher zu hoffen, dass die JuMo-Stelle
nachhaltig im Leistungsangebot der städtischen Jugendarbeit verankert werden kann, um auch
zukünftig solche attraktiven Beteiligungsprojekte umsetzen zu können. Jugendliche erhalten dadurch
die Möglichkeit, den öffentlichen Raum in ihrer Stadt mitzugestalten. Dies erzeugt die Erfahrung von
Selbstwirksamkeit und befördert die Identifikation mit dem Lebensort.

Vorübergehend konnten für die Beteiligungsaufgaben, vor allem auch im Hinblick auf die Heimattage
Baden-Württemberg, Stellenanteile im Umfang von 30% einer Vollzeitstelle eingerichtet werden. Dies
war allerdings dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass eben diese 30% als nicht zugeordnete
Stellenanteile bei einer Kollegin noch „zu füllen“ waren. Insofern ist auch diese Ressource nur
eingeschränkt nutzbar und (noch) nicht verlässlich abgesichert. Im Rahmen der Heimattage waren
verschiedene Beteiligungsformate geplant, die leider Corona bedingt abgesagt werden mussten. Unter
anderem war im März 2020 ein „Jugend-Barcamp“ geplant. Ein Barcamp ist ein neues
Veranstaltungsformat, bei dem die Teilnehmer*innen selbst die Möglichkeit haben, so genannte
„Sessions“ anzubieten. Sessions sind eine Art Workshop, in dem es um Inhalte und Themen, um
spezielle persönliche Fähigkeiten oder um konkrete Probleme oder Fragestellungen gehen kann. Somit
kann man gleichzeitig als Besucher*in und auch als Akteur*in an einem Barcamp teilnehmen. Der erste
Termin am 06.03.2020 musste abgesagt werden, und auch der Ersatztermin am 08.05.2020 konnte
pandemiebedingt nicht realisiert werden. Dies war umso bedauerlicher, da die Veranstaltung von
langer Hand und mit einem ganzen Organisationsteam geplant und vorbereitet worden war. Ein sehr
anschauliches Beispiel dafür, dass solche Beteiligungsevents einen großen zeitlichen und
organisatorischen Aufwand verursachen, der im Falle einer Terminabsage natürlich sehr schmerzhaft
ist. Events dieser Art können zwar als Einstieg und Motivation für dauerhafte Prozesse eine hilfreiche
Funktion erfüllen, aber im Sinne einer nachhaltigen und strukturellen Beteiligung von Kindern bzw.
Jugendlichen lediglich Impulse geben.

Diese kritischen Betrachtungen der geplatzten Barcamp-Planungen führten zu der Erkenntnis, dass
zukünftige Beteiligungsansätze auch verstärkt auf die Jugendlichen in ihren Lebenswelten zugehen
müssten, anstatt zu sehr zu erwarten, dass die Zielgruppe zu zentralen Veranstaltungen kommt. Die
Ausschreibung des landesweiten Projekts „Jungsein in der Kommune“ (PJUK) im Frühsommer 2020
zielte in eine ähnliche Richtung. Dort sollte es um die Perspektive einer lokalen Jugendhilfeplanung
gehen: Wie können die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen vor Ort, also dort, wo sie leben und ihre
Freizeit verbringen, erfasst und berücksichtigt werden? Welche Daten und Informationen gibt es
überhaupt, die zukünftigen jugendpolitischen Planungen zugrunde gelegt werden können? Wie ist die
Perspektive und wie sind die Erwartungen von jungen Menschen in ihren Heimatdörfern und
-städten? Wie kann das Instrument der Jugendhilfeplanung, das eigentlich auf Kreisebene beim
Jugendamt angesiedelt ist, auf der lokalen Ebene wirksam werden? Diese Fragen standen im
Mittelpunkt der Projektausschreibung und führten zu der Idee, dass ein solches Projekt gerade für
Sinsheim mit seiner vielschichtigen Struktur der 13 Stadtteile ein interessanter Ansatzpunkt sein
könnte. Daraufhin wurde vom Kinder- und Jugendreferat ein Projektantrag ausgearbeitet, der im Falle
einer erfolgreichen Berücksichtigung und Umsetzung im Mittelpunkt des nächsten Gesamtberichts
stehen wird.

Eine Neuauflage des JugendMeetings, zunächst fürs Jahr 2021 vorgesehen, wurde corona- und auch
ressourcenbedingt zwischenzeitlich zurückgestellt, da die Konzeptentwicklung des PJUK-Projekts
vorrangig behandelt werden soll. Auch bei einer späteren Umsetzung wäre allerdings vorab zu klären,
welche Ressourcen zur Verfügung stehen, um diese Veranstaltung zu organisieren und um die darin
aufkommenden Ideen und Anliegen zeitnah und engagiert bearbeiten zu können. Denn eine
Aktivierung und dauerhafte Begleitung von jungen Menschen für/in Beteiligungsgremien erfordert
verlässliche und ausreichende Zeitressourcen. Dies gilt nicht nur für das landläufig bekannte Format
des Jugendgemeinderats.

Gesamtbericht: Kinder- und Jugendreferat Sinsheim 2019/20                                      Seite 16
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