LEAD MANAGEMENT IN FAHRZEUGHANDEL UND -SERVICE - Status quo und Entwicklungsperspektiven abgeleitet aus Kunden- und Händlerbefragungen - Gaul Company

 
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LEAD MANAGEMENT IN FAHRZEUGHANDEL UND -SERVICE - Status quo und Entwicklungsperspektiven abgeleitet aus Kunden- und Händlerbefragungen - Gaul Company
Digitalstudie 2018

studie   LEAD MANAGEMENT
         IN FAHRZEUGHANDEL
         UND -SERVICE
         Status quo und Entwicklungsperspektiven
         abgeleitet aus Kunden- und Händlerbefragungen​

                                     E i n e   Z u s a m m e n a r b e i t   v o n

                                                         und
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LEAD MANAGEMENT
IN FAHRZEUGHANDEL
UND -SERVICE
Status quo und Entwicklungsperspektiven
abgeleitet aus Kunden- und Händlerbefragungen​

Eine AUTOHAUS-Studie
in Kooperation mit TÜV NORD Mobilität
und SIGNITION Holding

Herausgeber: Ralph M. Meunzel, AUTOHAUS
Autor: Stefan J. Gaul, SIGNITION Holding
Datenerhebung: puls Marktforschung, Schwaig

© 2018 AU TO H AUS
LEAD MANAGEMENT IN FAHRZEUGHANDEL UND -SERVICE - Status quo und Entwicklungsperspektiven abgeleitet aus Kunden- und Händlerbefragungen - Gaul Company
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                           Digitalstudie 2018

                          LEAD MANAGEMENT
inhalt

                          IN FAHRZEUGHANDEL
                          UND -SERVICE
                          Status quo und Entwicklungsperspektiven
                          abgeleitet aus Kunden- und Händlerbefragungen​

         1          Digitalisierung: Paradigmenwechsel für den Handel                  …   8

         2          Medien im Umbruch: Neue Anforderungen an die Kundenkommunikation   …   10
         2.1        Medienlandschaft im Wandel                                         …   10
         2.2        Bezahlte , nutzbare und eigene Medien                              …   11
         2.3        Bedeutung des Medienwandels für den Autohandel                     …   12
         2.4        Kontakte in Leads verwandeln                                       …   13

         3          Marktbefragung: Was Käufer wollen und Händler bieten               …   16
         3.1        Methodik und Untersuchungsdesign                                   …   16
         3.2        Kundenbefragung: Das wünschen sich Autokäufer                      …   17
         3.3        Händlerbefragung: Das bieten die Autohäuser                        …   28

         4          Medienvielfalt: Herausforderungen für ein neues Lead Management    …   34
         4.1        Neue Medien als Erfolgsfaktor                                      …   34
         4.2        Effektivität von Lead-Quellen                                      …   35
         4.3        Was bisherige Systeme (nicht) leisten können                       …   36
         4.4        Aufgaben eines modernen Lead Managementsystems                     …   37
         4.5        Silodenken war gestern: Lead Management neu gedacht                …   38
         4.6        Lead Managementcenter als zukunftsweisende Lösung                  …   39

         5          Handlungsempfehlung: Einführung eines Lead Managementsystems       …   40
         5.1        Lead Management als Motor für Marketing, Vertrieb und Service      …   40
         5.2        Schritt für Schritt: Einführung des Lead Managementsystems         …   41

         6          Fazit / Ausblick                                                   …   48
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Im vergangenen Jahr haben TÜV NORD
Mobilität und AUTOHAUS in Zusammenarbeit
mit Stefan J. Gaul von Signition die Studie
„Digitalisierung im Automobilhandel“ vorge-
legt. Mit dem vorliegenden Exemplar präsentie-
ren wir Ihnen nun bereits zwölf Monate später
eine Fortsetzung der Analyse über den Stand
der Digitalisierung in den Autobetrieben vor.

Dass die Digitalisierung inzwischen fast alle Berei-      Um es klarzustellen: Wir wollen hier keine Ängste
che des privaten und öffentlichen Lebens erfasst          schüren, sondern die Akteure der PS-Branche moti-
hat, stellen viele von uns täglich fest. Wie bei allen    vieren, sich mit der Materie Digitalisierung zu befas-
Technologiesprüngen werden sich allerdings nicht          sen. Dafür liefert diese TÜV NORD Mobilität Studie
alle an die neue Internetzeit optimal anpassen            eine Fülle von Handlungsempfehlungen, um auch als
können und sich damit vom Markt verabschieden.            digitalisiertes Autohaus im Wettbewerb erfolgreich
Dieses Schicksal droht allen, die geschäftlich aktiv      bestehen zu können. Deshalb wurden als Grundlage
sind und damit auch dem Autohandel, sofern es ihm         der Studie wieder umfangreiche Befragungen von
nicht gelingt, sich auf die Erfordernisse des Internets   autorisierten Händlern und potenziellen Kunden
einzustellen. Man darf sich von einem boomenden           durch die Puls-Marktforschung durchgeführt.
Markt und vollen Werkstätten nicht täuschen lassen.
Die Nachfrage wird nicht auf so hohem Niveau
bleiben. Die Digitalisierungswelle rollt, Konzepte und
Know-how sind vorhanden. Man muss sich also jetzt
dafür fit machen.
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    Letztlich geht es doch darum, dass dem Autohaus           zu präsentieren. Dass Kunden und Handel weiterhin
    möglichst viele Leads aus dem Internet zugeführt          den Händlerbesuch als wichtigsten Kontaktpunkt
    werden – nicht nur von Neu- und Gebrauchtwa-              angeben, stärkt dabei den Präsenzhandel. Dass der
    genkunden, sondern auch von Servicekunden. Das            Kunde allerdings inzwischen vor allem aus dem Netz
    erfordert ein schlüssiges Konzept in Form eines           ins Autohaus kommt, belegt die Notwendigkeit
    Lead Managements. Das ist im Prinzip nichts Neues.        der Verknüpfung von online und offline. Das ist die
    Kundenkontakte in schriftlicher Form, am Telefon          eigentliche Herausforderung.
    oder persönlich sind das tägliche Brot des Autohan-
    dels. Mit dem Internet gibt es allerdings viele weitere
    Kanäle, die alle eine mehr oder weniger wichtige
    Rolle bei der Lead-Generierung spielen und mit
    spezifischen Anforderungen verbunden sind. Im
    Grunde bleibt einem erfolgreichen Betrieb gar nichts
    weiter übrig, als sich in diesen Kanälen entsprechend

                                                              HARTMUT ABELN        R ALPH M. MEUNZEL   STEFAN J. GAUL
                                                              Vorsitzender der     Chefredakteur       Senior Executive
                                                              Geschäftsführung     AUTOHAUS            Advisor
                                                              TÜV NORD Mobilität                       SIGNITION Holding
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Ein „Lead“ ist per Definition zunächst ein Da-          Kundenbeziehung: von der Lead-Generierung über die
tensatz – aber ein Datensatz, der es in sich hat:       Entwicklung zum Erstkäufer bis hin zu Wiederholungs-
Er ist für die Anbahnung des Kontaktes und den          käufen im Verkauf und Service. Nur so kann es gelingen,
weiteren Aufbau der Kommunikation mit dem               den „Customer Value“ möglichst umfassend auszu-
potenziellen Kunden von großer Bedeutung.               schöpfen – am besten ein Kundenleben lang.
Unbestritten ist aber auch, dass es einerseits für      Die vorliegende Studie verfolgt vor dem skizzierten
Autohausunternehmen immer schwieriger wird, die         Hintergrund einen konzeptionellen Ansatz, der sowohl
relevanten Kundenschnittstellen zu identifizieren       die Kunden- und Autohausperspektive als auch strate-
und zu besetzen, um Leads zu generieren. Anderer-       gische und taktische Handlungsfelder in die Analysen
seits zeigen die Analysen am Institut für Automo-       einbezieht. Sie geht nicht nur auf die Notwendigkeit
bilwirtschaft, dass die Qualität der Leads, die von     des Einsatzes verschiedener Medien und Tools im Au-
unterschiedlichen Quellen stammen, entscheidend         tohaus ein. Nein, sie zeigt darüber hinaus die Schritte
für den Markterfolg sind. Beide Aspekte stellen die     von der Einführung über die Organisation bis hin zum
wesentliche Herausforderungen für die Umsetzung         Betrieb eines effizienten Lead Managementsystems
eines erfolgreichen Lead Managements im einzelnen       im Autohaus auf. Fassen Sie die vorliegende Studie als
Unternehmen dar.                                        Leitfaden für eine erfolgreiche Neukundengewinnung
Zur Umsetzung gut strukturierter Lead Management-       sowie für den Auf- und Ausbau langfristiger und ertra-
prozesse im Autohaus ist es aber auch von Bedeu-        greicher Kundenbeziehungen auf.
tung, die Kundenperspektive zu berücksichtigen.
Schließlich geben potenzielle Automobilkunden
relevante und „sensible“ Daten an das Unternehmen
weiter. Aus Autohaus-Perspektive ist zudem zu be-
rücksichtigen, dass alle Maßnahmen nicht nur auf den
einmaligen Kauf oder Werkstattbesuch zu richten sind,
sondern auf den Auf- und Ausbau einer langfristigen                         PROF. DR. STEFAN REINDL
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    1. 	DIGITALISIERUNG: PARADIGMENWECHSEL
         FÜR DEN HANDEL
    	

            Wenn wir in der heutigen Zeit unsere Geschäfte betreiben, sind wir gleichzeitig Teil eines
            dramatischen Wandels. Denn auf den Marktplätzen findet eine epochale Verschiebung statt:
            vom Zeitalter der Verkäufer hin zum Zeitalter der Verbraucher bzw. Kunden. Veränderungen in
            dieser Größenordnung haben wir – vor allem im Automobilhandel – noch nicht erlebt.

    Seit Jahrtausenden war das Marktverhältnis zwischen         Abbildung 1 verdeutlicht diese Verschiebung: Produk-
    Verkäufer und Kunde so schön einfach, wie es exquisit       te und Dienstleistungen werden zwar weiterhin vom
    wirksam war: Der Verkäufer hatte die volle Kontrolle über   Verkäufer kontrolliert und die Kaufentscheidung liegt
    sein Angebot an Produkten und Dienstleistungen und er       nach wie vor beim Verbraucher. Jedoch ist der Zugang
    bestimmte, welche Informationen wie an die Öffentlich-      zu Informationen über Produkte und über einschlägi-
    keit gelangen. Einzig für die Kaufentscheidung lag die      ge Kundenerfahrungen für Verbraucher nun weitaus
    Macht beim Konsumenten. In der Automobilindustrie           einfacher und diverser (vgl. Blasingame 2014 1). Das
    war der Markt gekennzeichnet von Lokalität, dem physi-      heißt im Umkehrschluss: Der Verkäufer hat nur bedingt
    schen Erleben und einer zeitlichen Begrenzung.              Kenntnis darüber, wer wann welche Inhalte über seine
                                                                Produkte erfährt, wie gut Interessenten informiert sind
    Dann geschah etwas, was keiner anderen Entwicklung          und wie weiträumig sie verglichen haben, wenn sie das
    oder Innovation gelungen war – und das einen neuen          Verkaufsgespräch suchen. Die Digitalisierung wirkt so bis
    Zeitabschnitt einläutete. Die digitale Revolution ermög-    in das persönliche Gespräch. Im Automobilhandel mit
    lichte eine Weiterentwicklung der Medienlandschaft, die     seiner Dienstleistung Verkauf und Service sind Verkäufer
    wiederum zu einer neuen Dimension der Kommunikati-          und Serviceberater mit dieser Herausforderung direkt
    on zwischen den Marktteilnehmern führte. Im Zeitalter       konfrontiert.
    des Kunden ist die ursprüngliche Aufteilung zwischen
    Verkäufer und Verbraucher nicht mehr so einfach.
    Bekannte Marktparadigmen wurden verschoben und es
    entstand nach und nach ein hybrider Automobilmarkt,
    der sowohl lokal und physisch, global und digital ist –
    sowie zeitlich unbegrenzt ist, 24 Stunden lang, an sieben
    Wochentagen.

                                                                ........................................................................

                                                                 Blasigame, Jim (2014): It’s The Age Of The Customer – Are You Ready?
                                                                1

                                                                 Download: 26.05.2017, https://www.forbes.com/sites/ jimblasinga-
                                                                 me/2014/01/27/its-the-age-of-the- customer-are-you-ready/#1283f8ad119a
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                         Abbildung 1: Produktinformationen sind nicht mehr durch den Verkäufer steuerbar
Quelle: Stefan J. Gaul

                         Dieser Wandel hat sich in den letzten Jahren erst schlei-   Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Veränderun-
                         chend, dann immer schneller und wirksamer, vollzogen        gen werden wir uns anschauen, wie sich Digitalisierung
                         und zwingt nun den Automobilhandel sowie die Auto-          und Medienwandel bereits heute auf das Verhalten
                         mobilhersteller, ihre gesamten Prozessketten und ihre       von Autokäufern auswirken und damit den Autokauf
                         Organisation zu überdenken.                                 verändern. Wir werden den Einsatz und die Bedeutung
                                                                                     der Neuen Medien analysieren und Erfolgsfaktoren,
                                                                                     insbesondere das Lead Management für das Autohaus,
                                                                                     betrachten und bewerten.
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     2. 	MEDIEN IM UMBRUCH:
          NEUE ANFORDERUNGEN AN DIE
          KUNDENKOMMUNIKATION
     	
      Die Medienlandschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Das zeigt sich nicht
      nur in der Vervielfachung der Kommunikationsmedien und -kanäle. Gewandelt hat sich auch ihre
      Nutzung; die Art und Weise, wie Medien bedient und wie Informationen verbreitet, abgerufen
      und ausgetauscht werden. Der Automobilhandel ist nun gefordert, auf diese Veränderungen zu
      reagieren und seine Kundenkommunikation an die neuen Anforderungen und Bedürfnisse der
      Kunden anpassen. Doch worum geht es eigentlich ganz genau?

     2.1.     MEDIENLANDSCHAFT IM WANDEL

     Zu den etablierten „Klassischen Medien“ wie Zeitungen,     Heute gilt jedoch zu beachten: Klassische und neue
     Zeitschriften, Radio, Fernsehen und Werbeträgern wie       Medien sind über die Jahre näher zusammengerückt.
     Plakaten, Postwurfsendungen und Händlerbeilagen            Sie werden parallel genutzt, ergänzen sich zum Teil
     kamen über die letzten Jahre bis Jahrzehnte die „neuen     oder sind zu einem neuen Medium geworden (E-Book,
     Medien“ hinzu. Sie übermitteln Daten in digitaler Form     Digitales TV und Radio). Die herkömmliche Unterteilung
     bzw. greifen auf diese zu. Außerdem charakterisieren sie   in zwei Kategorien ist also nicht mehr zeitgemäß.
     sich durch die Interaktivität der Nutzung. Synonym wird
     oft der Begriff „Digitale Medien“ verwendet. Beispie-
     le hierfür sind E-Books, Websites, Online-Videos und
     digitales Fernsehen. Die größte Revolution hat sich im
     Bereich Social Media, über multimediale Plattformen wie
     soziale Netzwerke, Videoportale oder Blogs, vollzogen,
     worin nicht nur die Rezipienten zu Produzenten wurden,
     sondern auch neue Medienformen entstanden sind.
     Diese zeichnen sich durch große Reichweite und Infor-
     mationstiefe aus.
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                            2.2.     BEZAHLTE , NUTZBARE UND EIGENE MEDIEN

                            Die neue Komplexität bildet die Literatur im sogenann-     2008 zum ersten Mal von Daniel Goodall in Bezug auf
                            ten POEM-Model ab. Es steht für Paid, Owned und            die Medienplanung von Nokia verwendet und hat sich
                            Earned Media – hier wird also unterteilt in „eigene“,      als grundlegende Klassifikation etabliert, die alle Misch-
                            „nutzbare“ und „bezahlte“ Medien. Der Begriff wurde        formen abbildet (vgl. Abb. 2).

                            Abbildung 2: Klassifikation Klassischer und neuer Medien („POEM“-Model)
Quelle: SIGNITION Holding

                            Unter „eigenen Medien“ sind alle Kommunikations-           Medien­nutzer (Usern). Auch die Suchmaschinenopti-
                            kanäle zu verstehen, auf die der Verkäufer exklusiven      mierung (SEO), also die Platzierung von Internetseiten
                            Zugriff hat und die er selbst gestaltet und steuert. Zu    im Suchmaschinenranking, spielt hier mit hinein. Es
                            den „Klassikern“ wie Plakaten, Flyern und Postwurf-        entstehen für gewöhnlich keine bis sehr geringe Kosten,
                            sendungen kommen heute die eigene Website, Apps,           jedoch lässt sich der Inhalt nur sehr bedingt steuern.
                            Corporate Blogs, Webinare, Newsgruppen, Newsletter,        Der Begriff „Bezahlte Medien“ bezieht sich wiederum
                            E-Mail-Marketing, Social Media (Facebook, Twitter,         auf alle kostenpflichtigen Kanäle, beispielsweise die
                            YouTube, Instagram) sowie Content Marketing (informie-     klassische Werbeanzeige in Zeitungen und Zeitschriften
                            rende, beratende, unterhaltende Zielgruppenansprache).     oder die Online-Bannerwerbung. Dazu gehören die
                            Die Inhalte werden im Einklang mit der Strategie für       Nutzung von SEM (Search Engine Marketing, Google
                            Vertrieb, Marketing und Service aktiv gestaltet. Kunden    Adwords), Aktivitäten in den Internetportalen (z. B.
                            können auf diese Weise direkt und recht kostengünstig      Kleinanzeigenportale oder Marktplätze), Display Adver-
                            erreicht werden.                                           tising, Mobile Advertising, Advertorials, Paid Content
                            „Nutzbare Medien“ hingegen werden durch andere             Promotion oder Social Media Ads. Das Instrument der
                            Akteure geschaffen und mit Inhalt gefüllt. Darunter fal-   „Mundpropaganda“ in Form von Bewertungen oder
                            len Medienberichterstattungen in Zeitungen und Fach-       Empfehlungen kann aktiv genutzt werden, in dem z. B.
                            zeitschriften, aber auch Bewertungen durch Kunden auf      sogenannte (prominente) Influencer als Markenbot-
                            den entsprechenden Plattformen wie beispielsweise          schafter auftreten und so für mehr Glaubwürdigkeit der
                            autoplenum.de oder Facebook, sowie Blogs, Foren,           Werbeversprechen sorgen. Insgesamt bietet sich hier
                            YouTube, Twitter. Wie der Name schon sagt, profitiert      eine breite Palette von Möglichkeiten, mit der ent-
                            man bei dieser Medienart von den Aktivitäten (Kom-         sprechenden Werbung auf die eigenen Produkte oder
                            mentare, Bewertungen, Verlinkungen usw.) anderer           Dienstleistungen hinzuweisen.
12     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     2.3      BEDEUTUNG DES MEDIENWANDELS FÜR DEN AUTOHANDEL

     Im POEM-Model haben alle klassischen Medienarten         (siehe Ab.b 3), ist erkennbar, dass über die neuen Medien
     ein entsprechendes Pendant in den neuen Medien. Das      eine individuelle Ansprache – bei gleichzeitiger großer
     Fernsehen spiegelt sich zum Beispiel in Streaming-An-    Reichweite – möglich ist. Die Kombination von Reich-
     bietern wie Netflix oder dem Video-Portal YouTube        weite und Informationstiefe ermöglicht es, eine persön-
     wider oder wird erweitert zum „addressable TV“ mit       liche 1:1-Kommunikation zwischen Herstellern/Händlern
     auf das Publikum zugeschnittenen Werbeinhalten, das      und Kunden aufzubauen. In der Automobilbranche war
     UKW-Radio wird zum Internetradio und Printprodukte       das in der Vergangenheit nicht oder nur sehr einge-
     erscheinen online als PDF und E-Magazine. Dieser Trend   schränkt möglich. Jetzt können neue Perspektiven
     von den analogen hin zu den digitalen Medien erreicht    erschlossen und genutzt werden! Relevante Medien
     früher oder später alle Autohäuser.                      und Kanäle für den Autohandel sind z. B. Websites, Apps,
     Um die Kunden auch online erreichen zu können, sollte    E-Mails, Newsletter, Social-Media-Präsenzen, alle Arten
     also die eigene Präsenz entsprechend angepasst wer-      von Portalen, Blogs und Internetwerbung, wie beispiels-
     den. Betrachtet man das gesamte Spektrum der Medien      weise Display-Banner.

     Abbildung 3: Massenmedien werden persönlich und individuell adressierbar

                                                                                                                          Quelle: Stefan J. Gaul
D I G I TA L S T U D I E   2018      13

                            2.4      KONTAKTE IN LEADS VERWANDELN

                            Die Vielfalt der Medien, die auf ein Autohaus zukommen,
                            muss in irgendeiner Form „bearbeitet“ werden.
                            Verschiedene Studien bestätigen, dass die Digitalisie-
                            rung immer mehr Kontaktpunkte zum Kunden schafft.
                            Das heißt bezogen auf den Autohandel: Die Zeit, in
                            der Kunden entweder angerufen haben oder direkt ins
                            Autohaus kamen, sind vorbei. Heute spricht man davon,
                            dass von ca. 26 möglichen Kontaktpunkten, die ein
                            potenzieller Kunde zum Automobilhandel hat, schon
                            ca. 80 Prozent digitalen Ursprungs sind.

                            Abbildung 4: Auswahl der wichtigsten Kontaktpunkte zwischen Kunden und Handel
Quelle: SIGNITION Holding

                            Die Mediennutzung der Kunden ist also Dreh- und            Produkt oder einen bestimmten Service. Angesichts
                            Angelpunkt für den Aufbau und die Pflege von Leads.        der vielen Kanäle und Optionen gilt es, auch auf anderen
                            Leads sind Datensätze, die Informationen über poten-       Marktplätzen und von anderen Verkäufern gefunden
                            zielle Kunden speichern. Zeigen Personen Interesse an      zu werden.
                            einem Produkt oder einer Serviceleistung und stellen sie   Dank des Internets erfolgt die Informationsbeschaffung
                            darüber hinaus potenzielle Käufer dar, ergibt sich eine    unabhängig von Zeit und Raum. Das Wachstum der
                            Verkaufschance. Erfasst ein Unternehmen, üblicherweise     Menge an digitalen Geräten und des unbegrenzten
                            im Marketing/Vertrieb/Service, Daten dieser Interes-       Zugangs zu Informationen vergrößert die Distanz
                            senten, spricht man von Leads. Diese umfassen Infor-       zwischen dem Händler und den potenziellen Kunden.
                            mationen der Interessenten, Grad und Ausrichtung des       Der Händler wird jetzt immer später in den Entschei-
                            Kaufinteresses, Herkunft der Anfrage für ein bestimmtes    dungsprozess eingebunden. Heute geht man davon aus,
14     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     dass die Kunden vor dem Kaufabschluss noch 1,4 Mal         Vor diesem Hintergrund haben wir 957 Automobilkäufer
     den Handelsbetrieb besuchen. Vor zehn Jahren waren         zur Mediennutzung beim Autokauf befragt. Welche
     es noch fünf Besuche! Das stellt die Autohäuser vor        Informationsquellen beeinflussen ihre Kaufentscheidung
     größere Herausforderungen, um die Kunden in jeglicher      und was sind die wesentlichen Entscheidungskriterien
     Informationsphase im Kaufprozess für sich zu gewinnen.     bei der Wahl des Autohändlers? Welche digitalen Leis-
     Dies gelingt nur über eine professionelle Kundenpflege,    tungen und Services werden bereits jetzt und in Zukunft
     die anders als früher vor allem in der Kaufanbahnung       von den Autohändlern erwartet?
     aktiv ist.                                                 Im nächsten Schritt wollten wir sehen, inwieweit Auto­
                                                                häuser diesen Anforderungen entsprechen, und haben
     Fazit: Der Handel muss sich wandeln                        rund 300 Firmen zu ihren Angeboten befragt.
     Das Internet hat einen großen Wandel für alle Han-         Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen finden Sie
     delssparten mit sich gebracht. Vielfältige Kanäle und      im folgenden Kapitel.
     die Möglichkeiten der Interaktion eröffnen völlig neue
     Wege der Kommunikation und erfordern eine innovative
     Kundenansprache und -strategie. Auch wenn der Auto-
     mobilhandel bereits schon jetzt erste Veränderungen
     erlebt, zeichnet sich ab, dass der ungleich größere und
     radikalere Teil noch kommt. Ebenso ist vorstellbar, dass
     die großen Internet-Player wie Google, Apple, Facebook
     oder Amazon auch im Automobilmarkt aktiv werden.
     Damit wird ein professionelles Lead- und Kundenda-
     tenmanagement zukünftig immer wichtiger und bald
     unabdingbar sein.
D I G I TA L S T U D I E   2018   15
16     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     3	MARKTBEFRAGUNG:
        WAS KÄUFER WOLLEN UND
        HÄNDLER BIETEN
     	
      Für die vorliegende Digitalstudie 2018 haben wir Autokäufer sowie Entscheider im
      Markenhandel in Deutschland befragt. Dabei wurden einerseits Nutzung und Bedarf an
      digitalen Services im Autohandel, andererseits das tatsächliche Angebot erhoben.
      Die Erhebung wurde im Juni und Juli 2018 durch die puls Marktforschung GmbH im Rahmen
      von telefonischen Interviews und über repräsentative Online-Panels durchgeführt.

     3.1      METHODIK UND UNTERSUCHUNGSDESIGN

     Befragt wurden insgesamt 957 Autokäufer und Interes-       An den durchschnittlich 3,8 Standorten arbeiten im
     senten, die innerhalb der letzten zwölf Monate ein Auto    Schnitt insgesamt 30 Mitarbeiter. Diese Unternehmen
     erworben haben (48 Prozent) bzw. planen, dies in den       werden in kleine Händler mit einem jährlichen Absatz
     nächsten zwölf Monaten zu tun (52 Prozent). Altersmä-      von bis zu 200 Fahrzeugen (26 Prozent der Befragten),
     ßig stellt die Gruppe der unter 30-Jährigen einen Anteil   mittelgroße Betriebe mit 201 bis 500 Fahrzeugen
     von 33 Prozent, die der 31- bis 50-Jährigen einen Anteil   (37 Prozent der Befragten) und große Betriebe mit
     von 34 Prozent und die über 50-Jährigen einen Anteil       mindestens 501 Fahrzeugen (37 Prozent der Befrag-
     von 33 Prozent. 73 Prozent der Befragten sind Männer,      ten) gruppiert. Durchschnittlich betrug die Anzahl der
     27 Prozent Frauen. Der Anteil von Käufern bzw. Interes-    Neuwagen im Betrieb 343 Absatzeinheiten und die der
     senten an Neuwagen lag bei 52 Prozent, entsprechend        Gebrauchtwagen 438 Einheiten für das Jahr 2017.
     bei 48 Prozent für Gebrauchtwagen.                         Die angebotenen Fahrzeuge werden zu 24 Prozent dem
     Was die Automobilhändler anbelangt, so wurden              deutschen Premiumsegment zugeordnet, zu 26 Prozent
     insgesamt 300 Markenhändler telefonisch befragt. Hier      dem deutschen Volumensegment, und zu 50 Prozent
     handelt es sich zu 51 Prozent der Unternehmen um           stammen die Fahrzeuge aus dem Import.
     Einmarkenbetriebe und zu 49 Prozent um Mehrmarken-
     händler. Im Hinblick auf den Standort sind 37 Prozent
     der Interviewten in kleinen bzw. mittelgroßen Städten
     bis max. 100.000 Einwohner angesiedelt, 41 Prozent
     in ländlichen Gebieten, 15 Prozent in Großstädten (ab
     100.000 Einwohner) und 7 Prozent im Einzugsgebiet
     einer Großstadt bzw. am Stadtrand.
D I G I TA L S T U D I E   2018       17

                                   3.2      KUNDENBEFRAGUNG: DAS WÜNSCHEN SICH AUTOKÄUFER

                                   Wie nutzen Autokäufer die neuen Medien in der Kauf-
                                   entscheidungsphase?

                                   Abbildung 5: Digitale Leistungen – Angebot vs. Erwartungen
Quelle: puls Marktforschung GmbH

                                   Digitale Leistungen: Wunsch- vs. Ist-Situation               ten zur Verfügung. In eine ähnliche Richtung geht der
                                   Wir haben zunächst Händlerkunden zu digitalen Leistun-       Trend der 360-Grad-Bilder von Fahrzeugen, die mehr als
                                   gen befragt: Worauf legen sie Wert und was erwarten          doppelt so häufig gefragt sind, als sie angeboten werden.
                                   sie in Zukunft von ihrem Händler? Die Antworten zeigen:      Auch vergleichsweise simple Angebote liegen hoch in
                                   In jeder Kategorie liegt die Ist-Situation deutlich hinter   der Gunst der Kunden: Die Online-Terminvereinbarung ist
                                   dem Wunschszenario zurück.                                   viel stärker nachgefragt als sie angeboten wird, ebenso
                                   Während immerhin 40 Prozent der Händler eine Ge-             die Rechner zu Finanzierung und Versicherungen. Vier-
                                   brauchtwagenbörse anbieten, sind Neuwagenbörsen              mal so oft würden Kunden eine Händler-App nutzen, wie
                                   mit 22 Prozent Angebot weniger stark entwickelt und          sie sie vorfinden. Der Kunde möchte offensichtlich neue
                                   würden dabei doppelt so stark in Anspruch genommen.          Kommunikationswege.
                                   Ein noch größeres Entwicklungspotenzial zeigt sich beim      Insgesamt bestätigt sich hier die Vermutung, dass digi-
                                   Fahrzeugkonfigurator. 43 Prozent der Befragten geben         tale Services noch viel zu wenig angeboten werden. Um
                                   an, einen solchen gerne nutzen zu wollen, jedoch stand       den konkreten Handlungsbedarf für Händler erschließen
                                   dieser Service nur 18 Prozent der Käufer und Interessen-     zu können, betrachten wir nachfolgend einzelne Aspekte.
18     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     INFORMATIONSQUELLEN
     Der Besuch vor Ort im Autohaus bleibt eine wichtige
     Informationsquelle. Stark genutzt werden auch Websites
     von Händlern und Herstellern.

     Abbildung 6: Informationsquellen für den Autokauf

                                                                Quelle: puls Marktforschung GmbH

     Wo sich Autokäufer informieren
     Fragen wir Käufer und Kaufinteressenten, wo sie sich vor
     dem Erwerb des Wagens informieren, gibt eine große
     Mehrheit von 71 Prozent das Internet an, unabhängig
     davon, ob das Auto von privat oder über den Han-
     del gekauft wird. Nach wie vor hoch in der Gunst der
     Autohauskäufer liegt mit 58 Prozent der Besuch vor Ort,
     wohingegen die Käufer, die den privaten Weg wählen,
     sich eher im Bekanntenkreis informieren (54 Prozent).
     Insgesamt zeigt sich hier im Vergleich zum Vorjahr keine
     gravierende Veränderung.
D I G I TA L S T U D I E   2018       19

                                   Abbildung 7: Informationsquellen im Internet
Quelle: puls Marktforschung GmbH

                                   Informationsquellen im Internet
                                   Für Kunden, die bei Autohäusern kaufen, sind als          jahr hat die Nutzung von Suchmaschinen, von Websites
                                   Informationsquelle die Websites von Händlern (60 Pro­     von Händlern und Herstellern und von Bewertungsweb-
                                   zent) nur knapp beliebter als die der Hersteller          sites an Beliebtheit gewonnen. Es sollte sich lohnen, dies
                                   (57 Pro­zent). Anscheinend bieten Händler-Websites        weiter zu beobachten.
                                   (noch) keinen eindeutigen Mehrwert gegenüber der          Außerdem zeigt sich eindeutig der hohe Stellenwert
                                   Herstellerseiten. Mehr Interessenten könnten beispiels-   von unabhängigen Fahrzeugbörsen bei Privatkäufen.
                                   weise durch digitale Tools wie den Fahrzeugkonfigurator   68 Prozent der befragten Privatkäufer geben an, sich
                                   und unternehmens- bzw. standortspezifische Inhalte auf    darüber zu informieren, davon interessieren sich knapp
                                   die Händlerseiten gelockt werden. Im Vergleich zum Vor-   zwei Drittel für Gebrauchtwagen.
20     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     Abbildung 8: Kontaktaufnahme mit dem Autohandel

                                                                  Quelle: puls Marktforschung GmbH

     Erstkontakt mit dem Händler
     Auch beim Erstkontakt zeigt sich, dass der persönliche
     Besuch im Autohaus nach wie vor sehr beliebt ist. Über
     die Hälfte der Befragten gibt an, diesen Weg zu wählen.
     Vergleichsweise wenige Interessenten treten im ersten
     Schritt per E-Mail (19 Prozent), Telefon (13 Prozent) oder
     über andere Kanäle mit dem Händler in Verbindung.
D I G I TA L S T U D I E   2018      21

                                   EINFLUSS AUF DIE KAUFENTSCHEIDUNG
                                   Influencer sowie Online-Fahrzeugbörsen haben einen
                                   starken Einfluss auf die Kaufentscheidung. An neuen
                                   Tools liegt der Fahrzeugkonfigurator stark im Trend und
                                   es zeichnet sich ab, dass auch Apps von Händlern und
                                   Herstellern im Kommen sind.

                                   Abbildung 9: Einfluss der Informationsquellen auf die Kaufentscheidung
Quelle: puls Marktforschung GmbH

                                   Influencer, Fahrzeugbörsen und Bewertungen                Auffällig ist auch, dass Händler-Apps augenscheinlich
                                   ausschlaggebend                                           einen starken Einfluss auf die Kaufentscheidung ausüben
                                   Überraschend: Beim Einfluss auf die Kaufentscheidung      (54 Prozent), trotz einer aktuell eher geringen Nutzung.
                                   spielen die Aktivitäten der Händler keine erkennbare      Ähnlich wie bei den Websites liegen auch bei diesem
                                   Rolle. Einen sehr starken bis starken Einfluss haben      vergleichsweise jungen Medium die Hersteller noch
                                   hingegen Influencer mit 75 Prozent, die viel genutzten    etwas vor den Händlern. Hier liegt noch Potenzial brach
                                   Online-Fahrzeugbörsen (61 Prozent) sowie Bewertungs-      und es gilt, die Nutzung von Apps anzutreiben.
                                   websites zu Händlern (60 Prozent).
22     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     Abbildungen 10 und 11: Einfluss und Potenzial der digitalen Angebote

                                                                                                                            Quelle: puls Marktforschung GmbH
                                                                                                                                                   Quelle: puls Marktforschung GmbH

     Digitale Angebote – Fahrzeugkonfigurator im Trend          Händlerbewertungen auf Facebook werden zwar wenig
     Die Frage nach der Nutzung der weiteren digitalen An-      genutzt, haben jedoch den größten Einfluss auf die Kauf­
     gebote zeigt: Der Fahrzeugkonfigurator wird im Vergleich   entscheidung (68 Prozent). Hier zeigt sich ein Trend, den
     zu den anderen genannten Funktionen am häufigsten          Autohäuser in ihrem Marketing berücksichtigen sollten.
     genutzt und beeinflusst bei 60 Prozent der Handelskun-     Beachtenswert ist auch, dass Bewertungen des Fahrzeugs
     den die Kaufentscheidung stark bis sehr stark.             und der Händler allgemein eine wichtige Rolle spielen.
D I G I TA L S T U D I E   2018   23

                                   HÄNDLERWAHL: DAS ÜBERZEUGT KUNDEN
                                   Die üblichen Faktoren wie guter Preis, örtliche Nähe und
                                   eine persönliche Beratung bleiben wichtige Faktoren,
                                   die Kunden an Händler binden. Ein guter Service, der
                                   sich u. a. durch eine schnelle Reaktionszeit auszeichnet,
                                   ist ebenfalls wichtig.

                                   Abbildung 12: Entscheidungskriterien für den Kauf im Autohandel
Quelle: puls Marktforschung GmbH

                                   Kurze Reaktionszeit ist wichtig
                                   Dass Preis, örtliche Nähe und Informationen im Internet
                                   die Händlerwahl beeinflussen, überrascht wenig. Bemer-
                                   kenswert hingegen: Für rund ein Drittel der Befragten ist
                                   eine kurze Reaktionszeit auf ihre Anfrage entscheidend.
                                   Dieser Service wird sogar als noch wichtiger wahrge-
                                   nommen als die Erfahrungen mit bzw. die Informationen
                                   zum Händler. Hier zeigt sich die Bedeutung eines guten
                                   Serviceangebots für den Kaufabschluss, gepaart mit
                                   einer kurzen Reaktionszeit.
24     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     Abbildung 13: Persönliche vs. digitale Beratung

                                                                Quelle: puls Marktforschung GmbH

     Persönliche Beratung weiterhin hoch im Kurs
     Trotz der Digitalisierung bevorzugt die große Mehrheit
     der Autokäufer nach wie vor eine persönliche Beratung
     von Mensch zu Mensch. Bei den Handelskäufern sind es
     über 80 Prozent, bei den Privatkäufern immerhin noch
     77 Prozent. Der Handel behält also auch hier seine Exis-
     tenzberechtigung und hat nun die Aufgabe, sein Mar-
     keting und Serviceangebot an die heutigen Bedürfnisse
     und Erwartungen der potentiellen Käufer anzugleichen.
D I G I TA L S T U D I E   2018   25

                                   Abbildung 14: Buchung von Online-Dienstleistungen
Quelle: puls Marktforschung GmbH

                                   Das Interesse der Kunden, Werkstatt- und
                                   Servicedienstleistungen online zum Festpreis
                                   zu buchen, ist groß.
                                   Unabhängig davon, ob über den Handel oder über
                                   privat gekauft wird, interessieren sich rund 60 Prozent
                                   der Befragten dafür. Am beliebtesten sind dabei
                                   die gängigen Angebote wie Haupt- und Abgasunter­
                                   suchung und Reifenwechsel.
26     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     FAZIT AUS DER KUNDENBEFRAGUNG

     Beim Autokauf ist das Internet die Informationsquelle Nr. 1.   Chance nutzen und in einen entsprechenden Ausbau
     Käufer und Kaufinteressenten schätzen die Vielfalt der         von Vertrieb und Service investieren. So spielen online
     digitalen Angebote. Sie werden vor allem zur Vorabinfor-       und offline zusammen und die Kunden werden dort
     mation genutzt; hier liegen Websites von Händlern und          abgeholt, wo sie sich bewegen.
     Herstellern sowie Fahrzeugbörsen ganz vorn.                    Die Befragung bestätigt, was Kunden heutzutage wol-
                                                                    len: Aktuelle Information auf möglichst vielen Kanälen,
     Der Bedarf an Informationen, die direkt vom Händler            möglichst schnell abrufbar. Im Zeitalter der Digitalisie-
     kommen, scheint größer zu sein als das aktuell beste-          rung sind sie es gewohnt, im Internet alle Informationen
     hende Angebot. So rücken Bewertungen von Fahrzeu-              per Knopfdruck in Sekundenschnelle zu erhalten.
     gen und Händlern in den Vordergrund. Ersichtlich ist           Bei einer Anfrage an den Handel sind so einige Stunden
     dies am großen Einfluss von Händlerbewertungen bei             bis Tage eine schier endlose Wartezeit, in der der Inter-
     Facebook. Der Informationsdurst der potentiellen Käufer        essent eventuell aus Ungeduld wieder abspringt – oder
     könnte jedoch gut genutzt werden, um das eigene                zur Konkurrenz abwandert.
     Angebot auszubauen und so Leads zu generieren.                 Wie geht der Handel mit diesen doch recht gravieren-
     Während sie gerne Informationen online sammeln und             den Veränderungen um? Ist die Ansprache überhaupt
     auch Interesse an Online-Terminvereinbarungen haben,           noch zeitgemäß? Die Aussage der Kunden war, dass ei-
     können sich Käufer und Interessenten einen kompletten          nige Services nicht in der gewünschten Fülle angeboten
     Kauf über das Internet noch nicht so recht vorstellen.         werden. Um die reale Situation zu erfassen, haben wir
     Das mag zwei Gründe haben: Das technische Angebot              rund 300 Automobilhändler befragt. Wir wollten wissen,
     an Funktionen und Features ist sicher noch ausbaufähig;        über welche digitalen Medien sie die Kunden informie-
     hier sind die Autohäuser also aktiv gefordert, an ihrer        ren und wie sie Anfragen bearbeiten. Darüber hinaus hat
     Präsenz zu arbeiten. Außerdem bleibt der persönliche           uns interessiert, welche Systeme und Funktionalitäten
     Besuch im Handel weiter wichtig – Händler sollten diese        sie dazu nutzen.

                è Internet ist Informationsquelle Nr. 1 beim Autokauf
                                                                                                                 fazit

                è Hoher Informationsbedarf nur teilweise abgedeckt

                è Persönlicher Besuch im Autohaus bleibt wichtig

                è Schnelle Reaktionszeiten entscheidend für die Kundenbindung
D I G I TA L S T U D I E   2018   27
28     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     3.3      HÄNDLERBEFRAGUNG: DAS BIETEN DIE AUTOHÄUSER

     Abbildung 15: Wie gut fühlt sich der Handel vorbereitet?

     Ist der Handel auf die digitalen Anforderungen            65 Prozent der Händler fühlen sich für die Leads aus dem    Quelle: puls Marktforschung GmbH
     vorbereitet?                                              Verkauf gut aufgestellt, jedoch nur 51 Prozent für die
     Wir haben Autohändler gefragt, wie gut ihr Betrieb        Leads aus dem Servicebereich. Das Problembewusstsein
     (Verkauf und Service) nach eigener Einschätzung auf       ist hier offensichtlich vorhanden und man möchte im
     die digitalen Anforderungen vorbereitet ist. Insgesamt    Jahr 2019 in die Weiterentwicklung investieren. Hier bie-
     sehen sich knapp 50 Prozent der Händler gut vorberei-     ten sich z.B. ein Ausbau der Möglichkeiten zur Online-
     tet. Im vergangenen Jahr war die Stimmung unter den       Termin­vereinbarung an sowie Service- und Werkstatt-
     befragten Händlern noch viel optimistischer.              dienstleistungen zum Festpreis.
     Vielleicht wird dem Handel allmählich der Ernst der
     Lage bewusst. Denn es zeigt sich eine Diskrepanz zu den
     Kundenerfahrungen in Abbildung 5, die ergaben, dass
     der Handel heute noch deutlich hinter den Erwartungen
     der Kunden zurückbleibt.
D I G I TA L S T U D I E   2018   29

                                   Abbildung 16: Marketinginvestitionen online und offline
Quelle: puls Marktforschung GmbH

                                   Der Anteil der Marketingausgaben für Online-Akti-        genutzt. Dazu zählen neben der Hersteller-Website
                                   vitäten ist 2018 deutlich gestiegen und liegt nunmehr    und der eigenen Autohaus-Website auch Facebook
                                   bei 48 Prozent des Marketingbudgets. Damit werden die    sowie die vom Hersteller vorkonfigurierte Website.
                                   Prognosen der im Vorjahr befragten Händler sogar über-   Insbesondere Händler, die mehrere Marken führen,
                                   troffen. Im Durchschnitt werden von einem Händler vier   sollten immer wieder kritisch hinterfragen, ob es
                                   Online-Kanäle zur Präsentation seines Unternehmens       ökonomisch sinnvoll ist, zwei Websites zu pflegen.
30     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     Abbildung 17: Lead-Generierung in den digitalen Medien

                                                              Quelle: puls Marktforschung GmbH
     Abbildung 18: Qualität der Leads über Online-Kanäle

                                                              Quelle: puls Marktforschung GmbH
D I G I TA L S T U D I E   2018      31

Lead-Generierung in Online-Kanälen                                         Auffällig ist, dass zwar rund ein Fünftel der Händler
Welchen Nutzen stiften verschiedene Online-Kanäle in                       Facebook-Seiten als Marketinginstrument betreiben,
Bezug auf die Lead-Generierung? Betrachtet man die                         aber offensichtlich nur wenige Leads darüber generiert
Lead-Quellen insgesamt, dann liegen die Fahrzeugbör-                       werden. Ob das an den Inhalten oder der Aktualität der
sen mit der Generierung von ca. 45 Prozent der Leads                       Facebook-Seiten liegt, bleibt offen. Immerhin bestä-
weit vorn. Das Ergebnis der Online-Fahrzeugbörsen ist                      tigten uns die befragten Käufer ja bereits, dass Social
natürlich stark durch die Gebrauchtwagen beeinflusst.                      Media einen starken positiven Einfluss auf die Kaufent-
Der Neuwagenanteil ist erfahrungsgemäß deutlich                            scheidung hat. Und offensichtlich haben Händler dies
geringer. Relevant für die Lead-Generierung sind Her-                      erkannt, denn 63 Prozent wollen 2019 in den Auf- bzw.
steller-Websites und die eigene Website. Mit ungefähr                      Ausbau der Social-Media-Präsenz investieren.
20 Prozent entstehen über sie jedoch nur ca. halb so                       Über die Qualität der Leads/Anfragen von der Webseite
viele Leads wie über die Fahrzeugbörsen. Hersteller und                    der Herstellerbank gibt es noch keine aussagekräftigen
Herstellerbanken setzen seit Kurzem genau hier an und                      Ergebnisse. Jedoch gehen wir davon aus, dass Seiten, die
versuchen der Abhängigkeit von Online-Börsen entge-                        Leads generieren, generell eine gute Qualität bringen.
genzusteuern, indem sie eigene Automobilbörsen auf                         Darüber hinaus sind Leads von Herstellerbanken auch
den Markt bringen. Die Bedeutung einer eigenständigen                      eine gute Qualifizierung für die Ernsthaftigkeit der
Händler-Website wird hingegen noch unterschätzt. Olaf                      Kundenanfrage und helfen dem Autohandel, konkret zu
Dicker, Inhaber der Webagentur 5W-50, drückt das so                        reagieren.
aus: „Händler müssen begreifen, dass ihre Website eine
echte Alternative zu den Börsen ist.“ 2 Um eine erfolg-
reiche Online-Präsenz aufzubauen und zu pflegen, sind
einige Tricks und Kniffe zu beachten. Doch auch wenn
der Aufwand nicht zu unterschätzen ist: Er sollte sich
auszahlen.

........................................................................

2
    „ Zeigen, was man kann“, kfz-betrieb 29-30/2018
32     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     Abbildung 19: Verwaltung von Kundenanfragen im Automobilhandel

                                                                                                                          Quelle: puls Marktforschung GmbH
     Verwaltung von Kundenanfragen                             Quellen werden nicht im System erfasst und zugeord-
     Eingehende Kundenanfragen werden von 73 Prozent           net. Hier ist es also sehr schwer, einen Gesamtüberblick
     der befragten Händler direkt am Arbeitsplatz des Ver-     über die eingegangenen Leads zu erhalten sowie zu
     käufers und über ein System des Herstellers bearbeitet.   priorisieren – darunter leiden Kundengewinnung,
     Diese Systeme erfassen in der Regel jedoch nur die        Kundenservice und Qualitätsmanagement.
     E-Mail-Anfragen der Hersteller, Händler-Webseiten der     41 Prozent der Händler haben diese Problematik
     Hersteller und Automobilbörsen. Darüber hinaus hat        schon erkannt und nutzen bereits eine Lead Manage-
     der Verkäufer, von der Anfrage bis zum Angebot an den     ment-Software. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Nut-
     Kunden, viel manuelle Arbeit zu leisten. Anfragen aus     zung solcher Systeme allerdings stagniert. Außerdem
     Mailings oder Telefonanrufe aus den unterschiedlichsten   können von diesen Händlern weniger als die Hälfte die
                                                               Wirksamkeit verschiedener Lead-Quellen in Form von
                                                               definierten Kennzahlen auswerten.
D I G I TA L S T U D I E   2018    33

FAZIT AUS DER HÄNDLERBEFRAGUNG

Aus der Kundenbefragung wussten wir bereits, dass
potentielle Käufer die digitalen Kanäle für Information
und Kommunikation mit dem Handel erschlossen haben
und sie schon vielfältig nutzen. Vom Autohandel wün-
schen sie sich die Services, die sie aus anderen Bereichen
und aus der privaten Kommunikation schon kennen –
und zwar in einem Maße, das noch nicht erfüllt ist.
Der Autohandel ist nun also gefordert, aktiv zu wer-
den. Zum einen, um fokussiert die für ihn wirksamsten
Kontaktpunkte zu nutzen, und zum anderen, um die
Flut von Anfragen auf vielen unterschiedlichen Kanälen
zu bewältigen. Um sich dahingehend kundenorientiert
auszurichten, ist eine neue Organisation erforderlich, die
die Leads in einer geordneten, verwertbaren und nach-
haltigen Form bearbeitet. Wie muss der Handel dafür
aufgestellt sein?

           è Handel ist noch nicht optimal auf digitalen Wandel eingestellt
                                                                                                 fazit
           è Vielfältige Kontaktpunkte als Chance

           è Kundenorientierung als Mittelpunkt einer neuen Unternehmensstruktur

           è Neue Art der Lead-Bearbeitung erforderlich
34          D I G I TA L S T U D I E                                      2 0 1 8

     4	MEDIENVIELFALT:
        HERAUSFORDERUNGEN FÜR EIN
        NEUES LEAD MANAGEMENT
     	
      Verbraucher setzen auf digitale Medien und sind aus anderen Bereichen auch
      schon mit vielfältigen Angeboten verwöhnt. Welche konkreten Vorteile bringen
      Neue Medien für den Automobilhandel?

     4.1                    NEUE MEDIEN ALS ERFOLGSFAKTOR

     Der letztjährigen Digitalstudie3 des TÜV-Nord zufolge                          Der berühmte Ausspruch Henry Fords, dass 50 Prozent
     hat der Einsatz von klassischen nutzbaren Medien einen                         der Werbekosten hinausgeworfen seien, man aber nicht
     größeren unmittelbaren Effekt auf den Absatz als der                           wisse, welche Hälfte dies sei, muss in Zeiten von digita-
     Einsatz von eigenen Neuen Medien wie Social Media.                             len Medien und Social Media so nicht mehr gelten. Das
     Da digitale Medien jedoch kostengünstiger, unkompli-                           heißt aber nicht, dass komplett auf klassische Medien
     zierter und damit öfter einsetzbar sind und somit das                          verzichtet werden muss. Generell empfiehlt sich ein
     Meinungsbild nachhaltig prägen, ist ihre Wirksamkeit                           gut geplanter Mix aus klassischen und neuen Medien,
     mittel- bis langfristig höher. Wir weisen in diesem                            um Aufmerksamkeit zu wecken, Markenbotschaften zu
     Zusammenhang noch einmal auf die Ergebnisse der                                platzieren und damit Leads zu generieren.
     Kundenbefragung hin, worin 68 Prozent der Autokäufer
     angaben, dass Facebook-Bewertungen ihre Kaufent-
     scheidung beeinflusst hätten.
     Die Zielgenauigkeit digitaler Medien ist ein weiterer,
     nicht zu unterschätzender Vorteil. Die soziodemogra-
     fischen Merkmale der Nutzer sozialer Plattformen wie
     Alter, Familienstand, verfügbares Einkommen, Interessen
     etc. sowie ihr Surfverhalten ermöglichen eine zielgrup-
     penspezifische Ansprache. Die verringert die Streuver-
     luste von Marketingmaßnahmen und damit auch die
     Kosten für den Werbetreibenden.

     ........................................................................

     3
          Digitalisierung im Automobilhandel.
      Herausforderungen und Handlungsempfehlungen.
      Hrsg. TÜV Nord, AUTOHAUS und effisma, 2017, Seite 57
D I G I TA L S T U D I E   2018         35

                            4.2      EFFEKTIVITÄT VON LEAD-QUELLEN

                            Die große Zahl an Online- und Offline-Medien bringt      Somit wird eine beständige Auswertung und Anpassung
                            vielerlei verschiedene Lead-Quellen hervor, die eine     der Kommunikationsmaßnahmen möglich. Hier wird
                            Erfassung bzw. Bearbeitung erfordern.                    deutlich, dass Agilität und Flexibilität in der Organisation
                            Die folgende Auflistung zeigt die verschiedenen Lead-    heutzutage entscheidend zum Unternehmenserfolg
                            Quellen mit den hinterlegten Kontaktmöglichkeiten.       beitragen können.
                            Moderne Lead Managementsysteme sind in Verbindung
                            mit leistungsfähigen Telefonanlagen in der Lage, die
                            Effektivität der verschiedenen Quellen zu messen, vor
                            allem im Hinblick auf Kaufabschlüsse, die daraus gene-
                            riert werden.

                            Abbildung 20: Leadquellen
Quelle: SIGNITION Holding
36     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     4.3      WAS BISHERIGE SYSTEME (NICHT) LEISTEN KÖNNEN

     Die Vielfalt der digitalen Medien stellt den Automo-           sie nicht in der Lage, eingehende Kundenanfragen den
     bilhandel vor die Herausforderung, sich neu zu orga-           jeweiligen Verantwortlichen zuzuführen und entspre-
     nisieren und sich dabei an den veränderten Kunden-             chend kundenorientiert zu bearbeiten. Es sind mehr
     bedürfnissen zu orientieren. Die dafür notwendigen             reaktive Systeme, die Kundenhistorien dokumentieren.
     Veränderungen kann die für einen Automobilhandels­
     betrieb typische Systemlandschaft jedoch nicht oder          3. Eingehende Kaufanfragen werden teilweise in den
     nur teilweise abbilden.                                          verschiedenen Verkäuferarbeitsplätzen (VAP)
     Bislang sind meist folgende Systeme im Einsatz:                  bearbeitet, die aber nicht vollumfänglich den Anfor-
                                                                     derungen der Neuen Medien entsprechen. Sie sind
     1. Die etablierten Dealer-Management-Systeme (DMS)             hauptsächlich darauf fokussiert, die Kundenanfragen
         bilden verschiedene Prozesse ab: Verkauf (Neu- und          zu Neu- und Gebrauchtwagen in einem Angebot
         Gebrauchtwagen), Werkstattabwicklung, Materialwirt-         mit Finanzierungs/Leasing, Versicherungsangeboten
         schaft inkl. Bestellwesen, Zeitmanagementsystem,            und weiteren Dienstleistungen zu beantworten.
         elektronisches Kassensystem, Finanzbuchhaltung mit          Die Menge der Anfragen, die aus den unterschied-
         Kostenstellenrechnung, Mahnwesen, OP-Verwaltung,            lichsten Quellen sowohl als Anrufe, als auch per E-Mail
         Anlagenbuchhaltung, Controlling mit Kostenarten, Be-        kommen, bereichsübergreifend strukturiert zu verar-
         richtswesen, formularloser Druck, Herstelleranbindung.      beiten, überfordert sie.
         DMS sind nur bedingt in der Lage, die heutigen Anfor-       Deswegen haben sich in den letzten Jahren Lead
         derungen der digitalen Vertriebswege zu erfüllen. Seit      Management-Systeme beim Handel etabliert, mit de-
         dem Jahr 2000 sind daher unzählige Unternehmen              nen man in der Lage ist, alle eingehenden Anfragen
         entstanden, die den Automobilhandel darin unter-            standort- und bereichsübergreifend per Telefon und
         stützen, Neu- und Gebrauchtwagenangebote in ei-             E-Mail zu erfassen. Social Media (Facebook, Twitter,
         nem leserlichen, dem Kunden verständlichen Format           WhatsApp) sind hier bislang nicht eingebunden. Hier
         in die digitalen Vertriebskanäle zu exportieren.            ist eine Erweiterung notwendig.

     2. Über das Customer Relationship Management                Die Systeme (DMS, CRM und VAP) überschneiden sich
         (CRM), dessen Systeme teilweise in die DMS integriert    in vielen Bereichen in der Verwaltung von Kunden und
         sind, werden die Kundendaten für Marketingaktionen       Fahrzeugdaten, sind aber nur bedingt auf ein professio-
         im Vertrieb und im Service verwendet. Allerdings sind    nelles Lead Management vorbereitet.
                                                                                                                               Quelle: SIGNITION Holding

         Abbildung 21: Ineinandergreifen der Systeme
         im Automobilhandel
D I G I TA L S T U D I E   2018       37

                                           4.4                    AUFGABEN EINES MODERNEN LEAD MANAGEMENT-SYSTEMS

                                           Lead Management ist „ein professionelles Manage-                           Viele Daten werden redundant abgespeichert und
                                           ment-Tool für die konsequente Erfassung, Bearbeitung                       sind über Schnittstellen verbunden. Idealerweise
                                           und Ausschöpfung vorhandener Interessentenanfragen.                        werden diese Systeme in Zukunft verschmelzen.
                                           Ziel ist es, jeden einzelnen Interessenten entsprechend                    Bis dahin wird jedoch noch einiges an Entwicklungs­
                                           seiner Anforderungen und seiner Wertigkeit optimal                         arbeit notwendig sein.
                                           zu betreuen und das vorhandene Potential vollständig                       Der Lead Managementprozess umfasst in der Regel
                                           auszuschöpfen.“ 4                                                          drei Phasen (vgl. Abb. 21).
                                           Wenn wir hier von Leads sprechen, meinen wir Daten-                        Bei der Lead-Erfassung werden eingehende Anfragen
                                           sätze, die Informationen über potentielle Kunden spei-                     systemseitig oder manuell erfasst und gegebenen-
                                           chern. Darin sind neben den personenbezogenen Daten                        falls auch qualifiziert, indem zusätzliche Informationen
                                           auch der Grad und die Ausrichtung des Kaufinteresses                       ermittelt werden (z.B. ob Neukunde/Bestandskunde oder
                                           für ein bestimmtes Produkt enthalten.                                      zusätzliche Informationen, die den Lead konkretisieren).
                                           Über die datenbankbasierte Technologie zur Erfassung,                      Der Lead wird dann an die entsprechenden Abteilungen
                                           Verteilung und Kontrolle von Leads stellt das Lead Ma-                     weitergeleitet, um zeitnah bearbeitet zu werden. In der
                                           nagement einen Prozess dar. Dieser muss in die Unter-                      Regel werden klare Zeitvorgaben für die Bearbeitung
                                           nehmensstruktur und -philosophie eingebettet werden.                       gemacht. Auch für die Verteilung der Leads können die
                                           Darin arbeiten verschiedene Unternehmensbereiche (IT,                      unterschiedlichsten Mechanismen angewendet werden,
                                           Callcenter etc.) zusammen, um Marketing und Vertrieb zu                    je nach Anwendungsgebiet und Verwendung. Über die
                                           unterstützen. Das bedeutet für ein „klassisch“ aufgebautes                 Erfassung der Leads kann auch deren Herkunft definiert
                                           Unternehmen mit getrennten, arbeits­teiligen Prozessen                     werden. Dies ermöglicht eine Erfolgskontrolle sowohl für
                                           eine Umstrukturierung der bestehenden Prozesse.                            die Bearbeitung als auch für den erfolgreichen Abschluss.
                                           Ein Lead Managementsystem ergänzt in der heutigen                          Diese Erfolgsquote wird wiederum an das Marketing zu-
                                           Systemlandschaft des Automobilhandels sowohl den                           rückgemeldet, um bei der Auswahl der Marketingkanäle
                                           Verkäuferarbeitsplatz als auch das CRM-System.                             berücksichtigt zu werden.

                                           Abbildung 22: Klassischer Lead Managementprozess
Quelle: Stefan J. Gaul/SIGNITION Holding

                                           ........................................................................

                                           4
                                               Leitfaden: Phasen im Leadmanagement-Prozess. Bitkom, 2006, Seite 7
                                           Hrsg. TÜV Nord, AUTOHAUS und effisma, 2017, Seite 57
38     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     4.5      SILODENKEN WAR GESTERN: LEAD MANAGEMENT NEU GEDACHT

     Wie sollte ein zeitgemäßes und zukunftsorientiertes         Bei den Überlegungen zu einer Unternehmensstrategie
     Lead Managementsystem aufgebaut sein?                       sind die in der klassischen Organisation grundlegend
     Neben den rein technischen Details geht es hier auch        unterschiedlichen Sichtweisen der Unternehmensberei-
     um die Organisationsgestaltung, genauer: um das Zu-         che zu berücksichtigen. Beispielsweise kann hier die tra-
     sammenführen der relevanten Bereiche eines Betriebs.        ditionell produktbezogene Sicht des Marketings mit der
     In der Kundenbefragung haben wir gesehen, wie               meist kundenbezogenen Sicht des Vertriebs/Service in
     wichtig Reaktionszeiten für die Kundenzufriedenheit         Konflikt kommen. Für ein optimales Lead Management
     sind. Wenn es auch bereits entsprechende Vereinba-          ist also eine integrative Organisation notwendig.
     rungen der Hersteller mit dem Handel gibt, so stellt sich   Hier kann sich der Automobilhandel von einigen großen
     etwa die Frage, wie ein Händler auf sinkende Nachfrage      Unternehmen, wie etwa der Telekom, inspirieren lassen,
     oder ständig fallende Kundenanfragen auf der Web-           die Marketing, Vertrieb und Service in einer neuen, auf
     site reagiert, und ob er schnell genug ist. Wie können      den Kunden und dessen Bedürfnisse ausgerichteten
     interne Vorgänge noch besser verzahnt werden, um sich       Form organisiert haben. Auch im Silicon Valley finden
     dahingehend zu unterstützen?                                wir Vorbilder in puncto bereichsübergreifende Zusam-
                                                                 menarbeit, was auf den Automobilhandel bezogen eine
                                                                 engere Zusammenarbeit von Marketing, Vertrieb und
                                                                 Service bedeutet, bis hin zur Einbindung buchhalteri-
                                                                 scher Fragen (Stichwort „Cost und Profit Center“).
D I G I TA L S T U D I E   2018       39

                                 4.6      LEAD MANAGEMENTCENTER ALS ZUKUNFTSWEISENDE LÖSUNG

                                 Geht man beim operativen Lead Management davon             Automobilhändler Fletcher Jones hat das „Business
                                 aus, dass eingehende Leads (Telefon/E-Mail) strukturiert   Development Center“ entwickelt, welches die kunden-
                                 erfasst und an die verantwortlichen Stellen weiterge-      nahen Aktivitäten Service und Verkauf zusammenbringt
                                 leitet werden und die Bündelung der Leads in einem         (vgl. Abb. 22). Ein solches Lead Managementcenter sorgt
                                 System erfolgt, kann man das Lead Management auch          für einen ständigen Austausch zwischen Kundendaten-
                                 zu einer betrieblichen Funktion weiterentwickeln. Dann     management, Lead-Generierung, der Erfassung und
                                 werden neben der Lead-Erfassung die Anfragen quali-        Qualifizierung von Leads und ihrer Bearbeitung. Indem
                                 fiziert, Abgleiche mit Kundendatenbanken vorgenom-         alle Leads erfasst werden, ist eine Analyse der verschie-
                                 men und Arbeiten des Verkaufs an die neu geschaffene       denen Vertriebs- und Marketingmaßnahmen, egal ob im
                                 betriebliche Funktion übertragen. Der amerikanische        Verkauf oder Service, möglich.

                                 Abbildung 23: Bündelung kundennaher Aktivitäten im Lead Managementcenter
Quelle: Stefan J. Gaul/effisma

                                                                                            Das heißt für den klassischen Automobilhändler, dass
                                                                                            Verkauf und Service entweder viel enger zusammenar-
                                                                                            beiten oder Teile der eigenen Kompetenz an den Lead
                                                                                            Management-Verantwortlichen übertragen. Immer unter
                                                                                            der Maßgabe, den Kunden optimal zu bedienen. Hier
                                                                                            muss das Silodenken überwunden werden. Im folgen-
                                                                                            den Kapitel werden wir darauf noch näher eingehen.
40     D I G I TA L S T U D I E   2 0 1 8

     5	HANDLUNGSEMPFEHLUNG:
        EINFÜHRUNG EINES
        LEAD MANAGEMENTSYSTEMS
     	
      Nachdem wir die notwendigen organisatorischen und systemischen Bedingungen
      betrachtet haben, schauen wir uns die Praxis an. Was sollten Sie als Händler bei
      der Einführung eines Lead Managementsystems (LMS) zu berücksichtigen und welche
      Schritte sind dabei notwendig?

     5.1      LEAD MANAGEMENT ALS MOTOR FÜR MARKETING, VERTRIEB
               UND SERVICE

     Um erfolgreich in digitale Medien investieren zu können,     gezielt in Marketingaktionen, interne Prozesse
     müssen die Prozesse der Lead-Bearbeitung ausdefiniert        und Mitarbeiter(training) investieren, die Umsatz und
     und Reaktionszeiten sowie Ziele festgelegt werden.           Profit steigern helfen.
     Verstärkt der Automobilhändler lediglich seine Werbe-        Auch wenn es auf den ersten Blick anders aussieht,
     aktivitäten, verwertet aber die daraus generierten Leads     bezogen auf das unten dargestellte Modell (Abb. 24)
     nicht sinnvoll, verschenkt er einen Teil seines möglichen    bedeutet das, dass das Lead Management vor dem
     Profits. Ist er jedoch in der Lage, alle eingehenden Leads   Kampagnenmanagement kommen muss; und es
     aus der digitalen und analogen Welt zu messen und            vor allem die Ziele für die Kampagnen und das
     nachzuverfolgen, kann er daraus Schlüsse zum Verkaufs-       Kampagnenmanagement vorgibt.
     erfolg der einzelnen Lead-Quellen ziehen und damit

     Abbildung 24: Bausteine und Feedback im Business Development Center
                                                                                                                          Quelle: Stefan J. Gaul/SIGNITION Holding
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