Lebens..WeltWelt - LUNCHHAUS NATÜRLICH GUT - Lebenshilfe Tirol

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Lebens..WeltWelt - LUNCHHAUS NATÜRLICH GUT - Lebenshilfe Tirol
Lebens..Welt
Lebens
Zeitschrift der Lebenshilfe Tirol
                                                          20-2
                                                LEBENS.WELT APRIL 2020
                                              ÖSTERREICHISCHE POST AG
                                                     SPONSORING POST
                                                        GZ 02Z031792 S

                              LUNCHHAUS
                             NATÜRLICH GUT
                                    SEITE 7
Lebens..WeltWelt - LUNCHHAUS NATÜRLICH GUT - Lebenshilfe Tirol
Lebenshilfe und                                                                             Aufklärung für Angehörige
                                                                                            „Klienten, die eigenständig wohnen oder sich verändern
                                                                                            wollen, klagen immer wieder, dass ihre Eltern oder
                                                                                            Geschwister ihnen das nicht zutrauen“, erklärt Thomas
                                                                                            Baumgartner, Sprecher der Kunstwerkstatt in Lienz.
                                                                                            Er wünscht sich, „dass sie über die UN-Konvention
                                                                                            und die Rechte von Menschen mit Behinderungen
        Liliane Kröpfl ist eine gute Beobachterin.                                          mehr aufgeklärt werden.“
          Sie spürt, wie es Menschen geht. Das
        schätzen gerade die Leiseren. Mit ihr be-
      ginnen die Müden Stiegen zu steigen und
       die Zurückgezogenen Karten zu spielen.
      Die 18-Jährige merkt, dass sie viel zu geben
             hat. „Das stärkt mich auch!“
                              Liliane Kröpfl,
                        Freiwillige Helferin in Imst

                                                                                         Minion

                                                             DE
                                                                                                                                                            PEFC zertifiziert
                                                                                                                                                            Dieses Produkt stammt
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                                                                                                                                                            bewirtschafteten Wäldern
                                                                                                                                                            und kontrollierten Quellen
                                                                                                                                                            www.pefc.at
                                                                                        PEFC zertifiziert   PEFC zertifiziert    PEFC zertifiziert
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                                                                                        bewirtschafteten    bewirtschafteten     bewirtschafteten           aus nachhaltig
                                                                                        Wäldern und         Wäldern und          Wäldern und
                                                                                        kontrollierten      kontrollierten       kontrollierten             bewirtschafteten Wäldern
                                                                                        Quellen             Quellen              Quellen                    und kontrollierten Quellen

                                                                                          Politik hört auf die Lebenshilfe
                                                                                        www.pefc.at         www.pefc.at          www.pefc.at                www.pefc.at

                                                                                         In Wien besuchten der Lebenshilfe-Generalsekretär
                                                                                                                                      PEFC zertifiziert

                                                                                         Albert Brandstätter und mehrere Selbstvertreter/
                                                                                                                                      Dieses Produkt stammt
                                                                                                                                      aus nachhaltig
                                                                                                                                      bewirtschafteten Wäldern
                                                                                         innen heuer alle Parteien. Sie fordern: Mehr Miteinan-
                                                                                                                                      und kontrollierten Quellen

                                                                                         der, Inklusion und Selbstbestimmung. Die Forderung
                                                                                                                                      www.pefc.at

                                                                                         nach „Gehalt statt Taschengeld“ wurde sogar im
                                                                                         schwarz-grünen Regierungsübereinkommen
                                                                                         festgeschrieben.
                                                                                         Myriad

                                                                                                                                                         PEFC zertifiziert
                                                                                                                                                         Dieses Produkt stammt
                                                                                                                                                         aus nachhaltig
                                                                                                                                                         bewirtschafteten Wäldern
                                                                                                                                                         und kontrollierten Quellen
                                                                                                                                                         www.pefc.at
                                                                                        PEFC zertifiziert   PEFC zertifiziert   PEFC zertifiziert
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                                                                                        bewirtschafteten    bewirtschafteten    bewirtschafteten
                                                                                        Wäldern und         Wäldern und         Wäldern und               ausnachhaltig
                                                                                                                                                         aus  nachhaltig
                                                                                        kontrollierten      kontrollierten      kontrollierten            bewirtschafteten Wäldern
                                                                                                                                                         bewirtschafteten    Wäldern
                                                                                        Quellen             Quellen             Quellen                   undkontrollierten
                                                                                                                                                         und  kontrollierten Quellen
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                                                                                        www.pefc.at         www.pefc.at         www.pefc.at              www.pefc.at
                                                                                                                                                          www.pefc.at

Lebenshilfe Tirol gem. GmbH // Ing.-Etzel-Straße 11, 6020 Innsbruck // T 050-434-0 // W lebenshilfe.tirol // M office@lebenshilfe.tirol // Redaktion Peter Schafferer,
                                                                                                                                                   PEFC zertifiziert
Ulli Pizzignacco-Widerhofer, Manfred Lechner // Grafik Silke Sporn // Fotos Lebenshilfe Tirol, soweit nicht anders gekennzeichnet // Druck Gutenberg-Werbering
                                                                                                                                                          Dieses Produkt stammt
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                                                                                                                                                          und kontrollierten Quellen

2                                                                                                                                                   LEBENS.WELT
                                                                                                                                                         www.pefc.at
                                                                                                                                                                     02.20
Lebens..WeltWelt - LUNCHHAUS NATÜRLICH GUT - Lebenshilfe Tirol
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                                                                                    Berater/innen
                                                                            stehen Menschen mit Behinderungen
                      Es werden immer mehr                                    in allen Regionen Tirols zur Seite.
Was vor 14 Jahren mit dem „Ersten Tiroler Integrationspreis“               Die Beratung informiert Menschen mit
  begann, ermutigt heute immer mehr Betriebe. Der Erfah-                  Behinderungen – unabhängig ob von der
    rungsaustausch von Wirtschaft, Sozialministerium und                    Lebenshilfe begleitet oder nicht. „Wir
          Expert/innen wie der Lebenshilfe hilft mit, Ängste                 helfen ihnen, selbstbestimmt ihren
                  abzubauen und Förderungen anzupassen.                       Weg zu gehen“, so Simone Heller,
                                                                                      Leitung Beratung.

                                                               Damals & heute
                                                               Vor 40 Jahren half Lebenshilfe-Gründer Karl Winkler den
                                                               Klient/innen noch ohne Einstiegshilfen in den Wagen. Heute
                                                               sind viele der 75 Lebenshilfe-Busse sowie öffentliche Ver-
                                                               kehrsmittel mit Einstiegshilfen ausgestattet.

                                                                                          uf
                                                                    De r Re nne r a

„Wir haben nur eine Welt“
Lebenshilfe-Sprecherinnen und -Sprecher trafen sich
im Februar mit Geschäftsführer Georg Willeit. Gemein-
sam überlegten sie, wie die Lebenshilfe achtsam und
nachhaltig wirtschaften kann. „Wir sprachen darüber,
wo man Mülltrennung einführen sollte und wo es schon
gut läuft. Und einige überlegten, wo man vom Auto auf
öffentliche Verkehrsmittel umsteigen kann“, berichtet
Thomas Baumgartner, Regionalsprecher für Osttirol.

                                                                                               3
Lebens..WeltWelt - LUNCHHAUS NATÜRLICH GUT - Lebenshilfe Tirol
Das schaffe ich
Zwei junge Tiroler haben Lust, sich beruflich weiterzuentwickeln.
In einem Lebensmittelgeschäft nutzen sie die Chance, persönlich zu wachsen.

„Kann ich helfen?“, fragt der junge Mitarbeiter   Die neue Arbeit gibt ihnen aber vor allem
 eine Frau, die zögernd vor dem Regal steht.      das Bewusstsein, eine vollwertige Kraft zu
„Ich kann Ihnen sagen, welche Marke gut ist!“     sein. Um nicht zu verschlafen, hat sich Do-
 Dominik Frischmann ist Kaufmann mit Leib         menico Windbichler einen Lichtwecker ge-
 und Seele. Er liebt seine Arbeit und will die    kauft und tut alles, um morgens pünktlich
 Kundschaft zufriedenstellen. Wie sein Kol-       aus dem Bett zu kommen. Auch mit seinem
 lege Domenico Windbichler, der gerade an         Taschengeld geht er jetzt anders um: Obwohl
 der Kassa eine junge Frau bedient. Hochkon-      in der Wohngemeinschaft für alles gesorgt
 zentriert tippt er den Produktcode für Obst      wird, kauft er jetzt selber ein. Er organisiert
                                                                                                    Ich habe meinem
 und die Backwaren ein. So wie alle Mitarbei-     sich seine Chips und sein Duschgel oder           Buben immer viel
 ter/innen bei MPREIS. „Dass die beiden an        kocht sich seine Nudeln selbst. Er weiß, dass
 der Kassa arbeiten, war gar nicht vorgese-       er zum Lernen hier ist und dass Mitarbeiter/
                                                                                                    zugetraut, denn er
 hen!“, erklärt Marion Mühlbacher. Sie beglei-    innen mehr verdienen als er. Um das zu än-        war immer schon
 tet das Projekt „LebensM“, mit dem die zwei      dern, übt er schon in den Pausen mit Zahlen
 den Schritt in die Wirtschaft wagen.             und Produkt-Codes.
                                                                                                      sehr gerissen.
                                                                                                    Ich hätte das nie
In einem MiniM+ (kleiner MPREIS) verräumen        Auch im Umgang mit Frauen ist der junge
sie die Kühlwaren, kontrollieren die Regale       Mann sicherer geworden. Wenn junge Da-
                                                                                                     erträumt, dass
und füllen auf, was fehlt. Dazwischen bedie-      men ins Geschäft kommen, bemerkt er sie           Dominik so erfolg-
nen sie Kundschaften in der Café-Ecke, ser-       gleich und bietet ihnen seine Hilfe an. Wie
vieren, säubern oder setzen sich für eine         ein Gentlemen fasst er an der Kasse ihre Ta-
                                                                                                    reich ist. Obwohl
halbe Stunde an die Kassa. So lange hält die      sche und fragt „Auto?“. Auch Dominik Frisch-      ich schon viel Zeit
Konzentration beim Kassieren.                     mann weiß, dass er Leute beeindruckt, wenn
                                                  er ihnen an der Kassa korrekt das Wechsel-
                                                                                                     investiert habe
Die zwei Männer lieben die neue Aufgabe.          geld übergibt, ohne auf der Anzeige nachzu-         und kämpfen
Nicht nur, weil sie so gern unter Leuten sind.    sehen.
Oder weil die Kundschaft im kleinen Ort so
                                                                                                     musste, dass er
froh über den Laden ist. Die zwei aus der Le-     Mama ist stolz                                    den Kindergarten
benshilfe suchten schon länger eine „echte
Arbeit“ und sind über diese Chance froh. Hier     „Ich hätte das nie erträumt, dass Dominik so
                                                                                                      und die Schule
lernen sie, wie man Wertstoffe sortiert und        erfolgreich ist“, staunt auch die Mutter.         besuchen durfte.
für die Rückfahrt verpackt, was man beim           Dass ihr Sohn an der Kassa sitzt und das
Kassieren beachtet und dass man besser             Wechselgeld im Kopf berechnet, überrascht
                                                                                                      Da lernten wir
nicht hungrig an der Kassa sitzt. Sie üben,        selbst sie. Jahrelang kämpften beide, dass        uns zu wehren.
wie man höflich, aber nicht kumpelhaft auf         Dominik, wie alle, die Dorfschule besuchen
                                                                                                    Doris Frischmann, Mutter
Kundinnen zugeht und wie man sich als Mit-         durfte. „Da lernten wir uns zu wehren“, er-
arbeiter korrekt verhält. „Bei den Schulun-        zählt sie. Sie hat ihm immer viel zugetraut
gen lernen auch wir bei MPREIS, Vorschriften       und auch konsequent mit ihm alle Rechen-
so weiterzugeben, dass sie von allen leicht        aufgaben gemacht, die auch alle anderen
verstanden werden“, erklärt Projektkoordi-         aufhatten. Heute lebt ihr Sohn allein, geht
natorin Anna Mölk von MPREIS, die das Team         selber zum Bankomaten und führt ein Kassa-
professionell begleitet.                           buch, das er auf den Cent genau abrechnet.

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Lebens..WeltWelt - LUNCHHAUS NATÜRLICH GUT - Lebenshilfe Tirol
Menschen aus der Nähe

                                            Ich habe in
                                          Österreich viele
                                         Menschen beglei-
                                         tet. Aber hier im
                                        LebensM wachsen
                                         die Klienten jeden
                                         Tag mit den Auf-
                                         gaben. Sie reden
                                         mit und gestalten
                                         ihre Arbeit selber.
                                         Dass SIE arbeiten
                                          und ich sie nur
                                         unterstütze, beflü-
Dominik Frischmann und Domenico           gelt mich selber.
Windbichler zeigen im MiniM+,              Marion Mühlbacher,
was sie drauf haben.                          Assistentin

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Lebens..WeltWelt - LUNCHHAUS NATÜRLICH GUT - Lebenshilfe Tirol
Tanzen, langlaufen, wandern mit dem Alpenverein:
                                                                                  Domenico Windbichler bewegt sich –
Dominik Frischmann musiziert für sich und auch auf der Bühne.                     am liebsten im Freien.

Selbstbewusst ist der 25-Jährige auch im                                           Mathias Mösl. Der Koch erinnert sich, wie er als
Umgang mit seiner Assistenz. Kommt ein                                             18-Jähriger derart unterfordert war, dass er
Assistent immer zu früh, meldet Dominik                                            Dinge versteckte, T-Shirts zerschnitt und Un-
Frischmann das der Vorgesetzten. Denn                                              fug trieb. „Als Domenico bei mir in der Küche
nach der Arbeit will er zuerst einmal allei-                                       begann, ist er aufgeblüht.“ Der clevere Ju-
ne sein. Das ist so ausgemacht. „Dabei ist                                         gendliche versteht gleich, dass Kochen eine
er immer hoch korrekt und höflich“, lobt die                                       Arbeit ist, bei der man etwas abzuliefern hat.
Zuständige seine herausragend guten Um-                                            Interessiert verfolgt er, wie sein Chef Dres-
gangsformen. Er erkundigt sich beim Ko-                                            sings und Salate zubereitet. Allein durchs
chen nach den Wünschen der Assistenten                Nachdem ich nicht            Zuschauen prägt er sich Arbeitsschritte und
oder erinnert sie per SMS an wichtige Termi-         die Jüngste bin, war          Rezepte ein und eignet sich so vieles an. „Er
ne. So wie bei seinem ersten Gitarren-Auf-                                         hat Spaß an der Arbeit und hat einmal aus
tritt vor Publikum: Als er ohne Generalprobe           mir wichtig, dass           dem Stegreif selber Spaghetti Bolognese für
die „Powerband“ bei zwei Nummern beglei-               er selbständig ist.         50 gekocht!“ Als er beim Versuch, Joghurt zu
tet, staunt sein Assistent, wie locker und                                         machen, die Zutaten vertauscht, rettet sein
souverän Dominik einsteigt. „Ich war nervö-             Wenn ich in der            Chef das Dessert. Doch Domenico Windbich-
ser als er!“                                          Pension heimziehe,           ler lässt sich nicht entmutigen und bekommt
                                                                                   es tags darauf perfekt hin. Am Wochenende
Lausbub wird zum Mann                                 bleibt er hier. Weil         kocht er auch bei seiner Mutter, macht Fotos
                                                      er ist „ein Tiroler“.        und zeigt sie stolz seinem Chef.
Beharrlichkeit hat auch Domenico Windbichler                                      „Dass er jetzt im MiniM+ was Neues probiert
                                                       Doris Frischmann, Mutter
in seiner Jugend gelernt. Weil er beim Reden                                       und sein Wunsch in Erfüllung geht, find ich
oft nicht verstanden wird, ist er gewohnt,                                         super!“, meint seine Mutter und vergleicht
mehrere Anläufe zu nehmen und Sätze zu                                             den Schritt mit dem Auszug von daheim.
wiederholen. „Domenico hat sich wahnsinnig                                        „Das war damals auch für mich schwierig.
entwickelt“, bestätigt auch                                                        Aber es tut ihm gut. Und uns auch!“ 

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Lebens..WeltWelt - LUNCHHAUS NATÜRLICH GUT - Lebenshilfe Tirol
natürlich gut
Seit 10 Jahren wird im Lunchhaus gekocht, serviert
und Inklusion gelebt – und das vorwiegend mit                          Neue Projekte, neue Erfahrungen: Mit dem Verein „feld:schafft“
regionalen Produkten. Heute stehen Bildung und                              verarbeitet das Team vom Lunchhaus Ausschuss-Gemüse
Vernetzung verstärkt im Fokus.                                                                                     zu Suppenwürze.

 Bereits um 10:35 Uhr herrscht am Jausen-Buffet im Gymna-        Seit vier Jahren ist das Lunchhaus zertifizierter Klimabünd-
 sium Sillgasse reger Ansturm. Rund 800 Schülerinnen und         nispartnerbetrieb. „Wir haben gespürt, wie sehr uns das
 Schüler decken sich mit selbstgemachten Broten, Salaten,        Thema Nachhaltigkeit in den Bann zieht“, so Jörg Pfisterer
 vegetarischen Pizzen, Keksen und Kuchen ein. „Wir arbeiten      vom Lunchhaus. Heute wird im Restaurant überwiegend
 hier mittendrin, das ist Inklusion pur“, so Nadja Geisler vom   beim Erzeuger oder bei heimischen Bauern eingekauft,
 Lunchhaus, das den Jausenverkauf in der Schule mitbetreut.      und auch bei der Verwertung der Waren überlässt das
 Bei der Herstellung der gesunden Jause und der Smoothies        Lunchhaus-Team nichts dem Zufall. Im Zuge der Suche
 sowie beim Verkauf setzt das Jausen-Team auf Zusammen-          nach nachhaltigen Partnern stieß man auf völlig neue
 arbeit mit anderen Lebenshilfe-Arbeitsstandorten wie dem        Kooperationen. So wird beispielsweise gemeinsam mit der
 JobInn, Sillside, Tivoli, Wilten und Hötting-West. Im Schnitt   feld:schafft unverkaufbares Gemüse von Bauern zu hoch-
 sind 6-7 Menschen mit Behinderungen beim Jausenstand            wertiger Suppenwürze verarbeitet und direkt oder über
 täglich im Einsatz. „Die Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich   Märkte und Bäckereien vertrieben. Wen wundert es da, dass
 und die Begegnung mit Schülerinnen, Schülern und Lehrern        das Lunchhaus mehrfach ausgezeichnet wurde. Ob als Lehr-
 ist völlig entspannt und beflügelt uns“, so Frau Geisler.       betrieb, Fairtrade-Gastro-Partner oder als Green Chefs, für
„Schön ist auch, wenn die Kinder ihren Familien erzählen,        Verantwortung in der Gastronomie.
 wie natürlich bei uns alles abläuft. Das ist die beste Wer-     Aber zurück zum Gymnasium Sillgasse. Wissensvermittlung
 bung für uns, und Barrieren entstehen so erst gar nicht.“       ist dem Lunchhaus-Team wichtig. So gibt es regelmäßige ge-
                                                                 meinsame Unterrichtsstunden über Ernährung und Zutaten
Verändertes Angebot mit Nachhaltigkeit                           einer gesunden Jause oder kleine Wissensstationen in den
                                                                 Schulgängen. Das kommt bei allen sehr gut an. 
Das Restaurant Lunchhaus wurde vor 10 Jahren für Men-
schen gestartet, die in der Küche und im Service berufliche
Erfahrungen sammeln wollten. Schnell wurde klar, dass es
im Restaurant nicht nur um kulinarische Mittagsbuffets,
                                                                   Lunchhaus wirkt
Firmenfeiern oder Caterings geht. So rückte das gemeinsa-          Durch Projekte mit Kooperationspartnern, die Arbeit
me Arbeiten, Meinungen Einbringen, Ideen Anstoßen und              von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen
das Übernehmen von Verantwortung für sich und andere               und neue Erprobungsfelder/-möglichkeiten bieten.
zunehmend in den Vordergrund.
                                                                   Heiliggeiststraße 7-9, Landhaus 2, 6020 Innsbruck
                                                                   Mittagsmenüs von Mo-Do 11:30-14:00 Uhr

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Lebens..WeltWelt - LUNCHHAUS NATÜRLICH GUT - Lebenshilfe Tirol
Prominente im Interview

Inklusion in der Schule
funktioniert, wenn man will
Viele Kinder mit Behinderungen landen im Laufe ihrer Schullaufbahn in Sonderschulen.
Das Abschieben muss nicht sein, sagt Volker Schönwiese,
wenn Kinder, Lehrkräfte und Eltern besser unterstützt werden.

Laura Moser: Als ich in eine Mittel-Schule                                         Zweitlehrer/innen, Assistenz und Beratung in
wollte, sagten viele, ich sollte in die Sonder-                                    der Schule kann da helfen. Es geht um guten
schule gehen.                                                                      Unterricht und nicht darum, ob die Kinder
Schulen sollten aber alle Kinder willkommen
                                                      „Manchmal ist                richtig oder nicht richtig sind. Manchmal ist
heißen, und nicht Kinder wegschicken. Es ist            Mobbing das                Mobbing das Problem. Darüber sollte offen
nachgewiesen, dass gemeinsamer Unterricht                                          gesprochen werden. Wenn eine Klasse lernt,
für alle Kinder besser ist. Es müssen allerdings
                                                    Problem. Darüber               Konflikte gemeinsam durchzustehen, wird
die Bedingungen dafür geschaffen werden.                 sollte offen              das Klima für alle besser. Und behinderte
Laura Moser: Viele Kinder, die in einer Inklu-                                     Kinder lernen, sich zu wehren. Das ist lang-
sionsklasse beginnen, landen später in der
                                                   gesprochen werden.“             fristig für sie sehr wichtig. Natürlich braucht
Sonderschule. Warum?                               Univ.-Prof. Volker Schönwiese   es Unterstützung, um gut zu reden und
Wenn Lehrer/innen überfordert sind, ent-                                           Konflikte auszuhalten. Ich meine: Die Schu-
steht oft der Wunsch, Probleme über die                                            le muss lernen – nicht nur die Schüler/innen.
Sonderschule zu lösen. Der Einsatz von                                             So wie jeder Betrieb heute auch.

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Lebens..WeltWelt - LUNCHHAUS NATÜRLICH GUT - Lebenshilfe Tirol
Laura Moser: Was muss man tun, damit                                                     berichten. Genauso ist es auch bei der In-
sich etwas ändert?                                                                       klusion. Inklusion ist nichts Besonderes.
Derzeit tritt die Lehrer/innen-Gewerk-                                                   Bei Inklusion geht es darum: Die Tren-
schaft gegen Inklusion auf. Die Politik soll-      Wenn eine Klasse                      nung vom Wohnort verhindern. Und was
te sich auf die Seite der Kinder und Eltern                                              kann, was braucht ein Kind, diese Lehr-
stellen. Und den Lehrer/innen natürlich
                                                     lernt, Konflikte                    person, diese Klasse? Sich nach dem Be-
das geben, was sie benötigen.                      gemeinsam durch-                      darf von allen richten, nicht nur die Be-
Simon Prucker: Die Selbstvertreter/innen                                                 hinderung sehen.
                                                      zustehen, wird
beklagen den Mangel an Schul-Assistenz                                                   Simon Prucker: Was halten Sie von Mehr-
in der 5.-8. Schulstufe.                           das Klima für alle                    stufenklassen, wo ältere Schüler/innen
Genau! Assistenz in der Schule und auch                                                  Jüngeren den Lernstoff erklären?
                                                   besser. Und behin-
Kinderassistenz zuhause gibt es zu wenig.                                                Ich haben kürzlich solche Mehrstufen-
Eure Forderung unterschreibe ich sofort:          derte Kinder lernen                    klassen mit Inklusion besucht. Die sind
Es braucht mehr Assistenz.                                                               super. Das ist wie daheim, wo ältere Ge-
                                                     sich zu wehren.
Laura Moser: Barrierefreiheit ist schon                                                  schwister den Jüngeren helfen. Kinder ha-
lange Gesetz, aber bei mir in Imst noch           Univ.-Prof. Volker Schönwiese          ben diese Fähigkeit. Und Inklusion heißt,
nicht umgesetzt. Warum?                                                                  von diesen Kompetenzen auszugehen, die
Barrierefreiheit an allen Schulen ist schon                                              Kinder mitbringen. Das gilt es zu nutzen
lange fällig! Das müssen wir laut sagen. In                                              und zwar für alle.
den letzten Jahren wurden in Tirol zwei Sonderschulen neu
gebaut. Mit dem Geld hätten alle Schulen in Tirol gut barrie-
refrei gemacht werden können.
Simon Prucker: Was ist der nächste Schritt, der nötig ist?
Der wichtigste Schritt wäre: Kein Kind wird neu in die Son-
derschule aufgenommen. Dann sind in rund zehn Jahren
alle Kinder in der Regelschule. Das wäre eine Umstellung für
alle, aber alles so zu lassen wie früher oder gerade jetzt –                                            Praxisbericht zum Thema:
das geht nicht mehr. Sonderschulen und Regelschulen ne-                                                 Basale Lernbedürfnisse
beneinander zu erhalten ist das teuerste am Schulsystem,                                                 im inklusiven Unterricht,
es muss umverteilt werden. Das hat auch der österreichi-                                                 Verlag Julius Klinkhardt
sche Rechnungshof, der die Regierung kontrolliert, schon
festgestellt.
Laura Moser: Wann fließt endlich mehr Geld in die Regel-
schulen?
Nur wenn wir uns öffentlich dafür stark machen. Seit Jahr-
zehnten sehen wir in vielen Bezirken in Österreich wie z. B.
in Reutte, aber auch in Südtirol, Skandinavien, Kanada: In-
klusion funktioniert! Es gibt UNO-Regeln für Behinderten-
                                                                      Im Gespräch
rechte, für Kinderrechte, Frauenrechte. Und alle drei UNO             Als Tirols erste Integrativ-Klassen entstanden, beglei-
Ausschüsse rufen Österreich auf: Macht endlich weiter mit             tete und unterstützte der Erziehungswissenschaftler
der Inklusion! Nächstes Jahr schaut sich die UNO an, was              Univ.-Prof. Volker Schönwiese die Schulversuche. Er
sich in Österreich bei den Rechten von Kindern und Erwach-            arbeitete bis 2013 an der Uni Innsbruck und gründete
senen mit Behinderungen getan hat. Und wenn ihr wollt,                z. B. die digitale Bibliothek www.bidok.at zu Fragen der
fahren wir gemeinsam nach Genf, um dort unsere Stand-                 Inklusion.
punkte zu vertreten.                                                  Laura Moser aus Imst macht in der Lebenshilfe eine
Simon Prucker: Wie gut funktioniert Inklusion in Reutte               Lehre zur Bürokauffrau.
und in Südtirol?                                                      Simon Prucker ist Selbstvertreter und arbeitet als Peer-
Genauso gut könnten wir fragen: Wie gut funktionieren Gym-            Berater in der Lebenshilfe.
nasien in Innsbruck? Da könnten wir Gutes und Schwieriges

                                                                                                     9
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Aus der Region

Zwei Künstler - zwei Werke
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                                                                                                       der auf Papier. „Die Beteiligten setz-
                                                                                                       ten sich sehr respektvoll mit Werken
                                                                                                       des anderen auseinander“, beobach-
                                                                                                       tete Rudi Ingruber von der Kunstwerk-
                                                                                                       statt Lienz. „Der Austausch war für ei-
                                                                                                       nige sehr aufregend!“
                                                                                                       Beim Projekt „Zwei Künstler – zwei
                                                                                                       Werke“ arbeiteten 12 Künstler/innen
                                                                                                       in Wien, Graz, Amsterdam und der
                                                                                                       Schweiz paarweise mit Berufskolleg/
                                                                                                       innen aus der Kunstwerkstatt Lienz
                                                                                    © Lukas Jungmann

                                                                                                       zusammen. So entstanden 24 Motive,
                                                                                                       die im Advent an der Fassade des Lien-
                                                                                                       zer Rathauses zu sehen waren. „Die
                     „Ich verstehe, was du sagen willst und antworte mit meinen Farben.“               Zusammenarbeit von Kunstschaffen-
                                                                                                       den mit und ohne Behinderungen, die
Lienz-Wien Klaus Altstätter und Fritz        Osttiroler Bildhauer vom Bild des Ma-                     sich oft nur am Postweg austauschten,
Ruprechter verstehen sich auch ohne          lers anregen: Er sägte in das Bild hin-                   hat viel bewirkt“, so Rudi Ingruber. So
Worte. In einem gemeinsamen Kunst-           ein und unterstrich so die Pinsel-Stri-                   sind Folgeprojekte geplant sowie ge-
projekt bearbeiteten sie die Werke           che im Gemälde (rechts im Foto). Der                      meinsame Ausstellungen in Lienz und
des jeweils anderen. So ließ sich der        Maler hingegen färbte den Holzblock                       Wien.

Betriebe entlasten                           Mitarbeiterin beim Abstempeln der
                                             Sendungen und bezahlt die Gebühren.
Kufstein Zweimal die Woche erledigt         „Wir wollen dort mitarbeiten, wo Arbeit
Martin Payr den Postweg für einen            anfällt“, erklärt Matthias Anker. Darum
Betrieb in Endach. In Begleitung eines       ist der Standortleiter stets auf der Su-
Zivildieners macht der Botendienst           che nach neuen Partnern. „Es gibt vie-
dem jungen Mann sichtlich Freude.            le kleine Aufgaben, die wir überneh-
Denn im Postshop in einem Einkaufs-          men können. Das entlastet Betriebe
zentrum wird er als Stammkunde im-           und erlaubt Menschen mit Unterstüt-
mer freudig erwartet. Dort gibt Martin       zungsbedarf, am öffentlichen Leben                           Mitmachen heißt teilhaben: Martin Payr
Payr die Briefe ab, hilft der Postshop-      im Stadteil teilzuhaben!“                                         gibt für einen Betrieb die Post auf.

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Blind               „Beim Tun lerne ich“
                            Kaffee
                            machen               Fieberbrunn Seit einem Jahr arbeitet
                                                 Daniela Fessmann in der Kinderkrippe.
               Telfs Damit sich ein blin-        Von elf bis eins gibt sie das Essen aus,
              der Mann in der Wohn-              hilft den Kleinsten beim Essen, Spie-
               gemeinschaft besser               len oder Anziehen. Dazwischen macht
                  zurecht findet, hat            sie sauber, denn ab zwölf kommen
                    ihm ein Assistent            auch Hort-Schüler/innen zum Essen.
                    kleine     Orientie-        „Alle sind sehr froh, denn am Mon-           Daniela uns massiv!“ Auch für die Kin-
rungs-Hilfen aufgeklebt: Die Bad-Tür             tag ist oft mehr zu tun“, weiß Daniela      der gehört Daniela Fessmann wie alle
ist mit einem Waschlappen gekenn-                Fessmann. Weil alles so gut funktio-        anderen zum Krippen-Team. Wenn sie
zeichnet. An der Tür des Mitbewoh-               niert, hilft sie seit heuer an drei Tagen   einmal im Winter krank ist, fragen die
ners hängt eine CD, am Abstellraum               in der Woche mit. Sie kennt ihre täg-       Kleinen nach Daniela.
ein Waschmittel-Messbecher und vor               lichen Aufgaben und erledigt inzwi-         Die Aufgaben und das Zutrauen haben
dem Personal-WC ein Kugelschreiber.              schen eigenständig die Küchendiens-         sie reifen lassen: Heute übernimmt
So erkennt der ältere Herr immer, vor            te, die Wäsche und mehr. „Daniela           sie auch daheim und am Arbeitsplatz
welcher Tür er steht. Am Kaffeeauto-             traut sich heute mehr zu. Sie verräumt      in der Lebenshilfe Verantwortung. Sie
maten in der Küche wurde ein Knopf               Spielgeräte im Garten und geht auch         räumt den Kühlschrank sauber, wech-
so markiert, dass er ihn tastend er-             neue Aufgaben selbstsicherer an“, be-       selt alte Handtücher aus oder bringt
kennt. Nachdem er auch seine Tasse               obachtet Karin Haberl von der Kinder-       den vollen Müll raus. Und wenn sie
an der typischen Oberfläche erkennt,             krippe. Sie weiß, wo sie die neue Kol-      heute einen Botendienst im Dorf
bereitet er sich seither seinen Verlän-          legin einsetzen kann und vertraut ihr:      macht, fragt sie die Kolleg/innen, ob
gerten selber zu.                              „In der stressigen Mittagszeit entlastet     jemand mitgehen will.

Baumwolle statt Plastik                         Traumberuf greif bar                         Arbeiten heißt lernen
                                                Hall-Innsbruck „Mit Kindern zu ar-
                                                beiten macht mir Spaß“, erklärt Laura
                                                Fasser. Neben ihrer Arbeit bei der Le-
                                                benshilfe in Hall machte sie 2019 ein
                                                Praktikum in einer Kinderkrippe. Seit-
                                                her freuen sich Kinder und Kollegin-
                                                nen über die Helferin. Die 22-Jährige
                                                findet es „spannend, wie sich die Klei-
    Nachhaltig: Stoff- statt Plastik-Taschen.   nen entwickeln, wachsen und ihren                        Claudia zeigt, was in ihr steckt.
                                                Weg gehen!“ erzählt sie und berich-
 Matrei in Osttirol Als Partner der             tet von einem Mädchen, das gerade             Innsbruck Bei ihrem Kellner-Prakti-
„Sonnenregion Hohe Tauern“ schaut               zu sprechen beginnt. Am schönsten             kum übt Claudia Meister den Umgang
 auch die Lebenshilfe auf Nachhaltig-           ist es für sie, wenn die Kinder sie mor-      mit Gästen des „Cafe 9b“. Unterstützt
 keit: Im Zuge des Projekts „Plastik?           gens mit einem Lachen begrüßen und            von Chefin Edith und dem Team deckt
 Denk nach!“ verteilen Lebensmittel-            auf sie zutrappeln.                           sie auf, serviert, bereitet Kaffee und
 geschäfte Stofftaschen an ihre Kund-           Laura Fasser hat als erste Tirolerin          traut sich immer mehr zu.
 schaft, um das Umweltbewusstsein               nach der Sonderschule die Kindergar-         „Es geht mir nicht nur ums Kellnern,
 zu fördern. Klient Hansjörg Tegischer          ten-Helfer-Ausbildung abgeschlossen.          sondern anderen zu zeigen, was in mir
 leistet seinen Beitrag für die Umwelt:         Die private Kinderkrippe hat ihr daher –      steckt“, erzählt sie. Was Claudia Meis-
 Er verwandelt die wiederverwendba-             abhängig von der Finanzierung – eine          ter später arbeiten will, lässt sie offen.
 ren Stofftaschen mit seinen Motiven            volle Anstellung in Aussicht gestellt.       „Dazu muss ich noch viel lernen. Und
 zu originellen „Hinguckern“.                  Bis dahin aber heißt es warten.              dafür ist das Praktikum ja da.“

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Sport spornt an: „Dann haben alle gejubelt und waren stolz auf mich.“
                                                                  bei ist es kaum ein         und erstmals alleine zu verreisen, be-
                                                                  Jahr her, dass er sich      stätigen auch die Eltern.
                                                                  mit seinem Assisten-       „Assistent Thomas ist wie ein 6-er im
                                                                  ten für die Teilnah-        Lotto! Er hat sich voll ins Zeug gelegt
                                                                  me entschieden hat.         und Sponsoren für die Ausrüstung or-
                                                                  Gemeinsam mit dem           ganisiert!“, schwärmen die Eltern und
                                                                  ausgebildeten Schileh-      freuen sich, wie souverän ihr Sohn
                                                                  rer bereitet er sich re-    alle Rennen gemeistert hat.
                                                                  gelmäßig darauf vor:       „Schon beim Vorrennen hat alles so
                                                                  Die beiden trainieren       gut geklappt, dass alle gejubelt haben
                                                                  auf der Piste, im Fit-      und stolz auf mich waren“, erinnert
                                                                  nessstudio, machen          sich der Ski-Star. Er möchte künftig ei-
Die Silbermedaille motiviert Laurin Liebeskind weiterzumachen.    Radtouren, Bergtour-        nem Skiclub beitreten und mehr trai-
                                                                  en und gehen schwim-        nieren. „In zwei Jahren bin ich dann
Kufstein-Villach Laurin Liebeskind hat            men. „Laurin hat sich zum Ziel gesetzt,     wieder dabei – aber wie!“
heuer einiges erreicht: Bei den Spe-              eine Medaille zu gewinnen. Das hat er
cial-Olympics-Winterspielen im Super              konsequent verfolgt und hat ehrgeizig
G gewann er die Silbermedaille, beim              drauf hingearbeitet“, erklärt Assistent
                                                                                             „Laurin ist mit der Aufgabe
Riesentorlauf den 4. Platz. Seine El-             Thomas Steininger.                           gereift, erwachsener und
tern sind „erstaunt und überwältigt“,             Das gemeinsame Projekt motiviert
wie motiviert und sicher der 21-Jähri-            den jungen Sportler, sich mehr zu-
                                                                                             selbstbewusster geworden.“
ge auf sein Ziel hingearbeitet hat. Da-           zutrauen, seine Stärken auszubauen               Thomas Steininger, Assistent

Talente erkennen                                Daneben kümmert sich Sebastian               Nachhaltige Produkte
                                                Siess auch um kleinere Geschwister
Landeck/Perjen Weil Sebastian Siess             und Eltern.
gern mit Kindern arbeitet, organisiert         „Wenn ein Kind Hilfe braucht oder sich
er seit einem Jahr Kreativ-Nachmit-             nicht traut, etwas zu nehmen, ist Se-
tage in Perjen. Mit einer Mal-Thera-            bastian schon zur Stelle“, beobachtet
peutin bereitet er den Raum vor und             Simone Nicolussi. Die Maltherapeutin
kümmert sich aufmerksam um die                  schätzt ihn als „Ruhepol in der Grup-
kleinen Teilnehmer/innen: „Ich frag’,           pe“, der achtsam mit Kindern umgeht –
wer mag einen Kaffee, wer mag was               auch wenn es rundherum lauter wird.
trinken. Und ich teile die Farben und          „Sebastians Ruhe hilft den schüchter-                  Zertifizierter Green-Event-Partner.
Pinsel aus. Die Kinder sind zufrieden!“         nen Kindern, sich zurecht zu finden“,
                                                bestätigt auch eine Mutter.                  Stubai-/Wipptal Immer mehr Firmen
                                                Die Teilnehmer/innen kennen inzwi-           und Veranstalter achten beim Ein-
                                                schen den Ablauf und verständigen            kauf auf nachhaltige Produkte und
                                                sich mit allen ganz selbstverständlich –     Müllvermeidung. Die Arbeitsstand-
                                                auch ohne Worte. Dieser Kontakt mit          orte Wipptal und Stubaital sind seit
                                                den aufgeweckten Kleinen gefällt             2019 zertifizierte Green-Event-Partner-
                                                auch den Klient/innen, die jetzt auch        betriebe und bieten Veranstaltern ne-
                                                am Programm teilnehmen. Die Mütter           ben Bio-Baumwolltaschen viele Pro-
                                                genießen den Austausch mit anderen           dukte: Holzanzünder, Liköre, Mar-
                                                und vertrauen den beiden voll: Sie           meladen, Kräutersalze, aber auch
     Beim Mal-Nachmittag ist Sebastian Siess    lassen ihre Kleinen auch kurz alleine,       Kirschkernkissen, Wildbienennistkäs-
                         ein gefragter Mann.    um etwas in der Stadt zu erledigen.         ten und Bienenwiesen-Samen.

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So verstehe ich dich                          „Ihr helft uns, dass der Betrieb besser läuft.“
 Tirol Wer sich nur mit vertrauten Per-
 sonen verständigen kann, wer sehr oft
 falsch verstanden wird oder gar nicht,
 erlebt große Hilflosigkeit. Um mitzu-
 teilen, dass man spazieren und Freun-
 de treffen will oder Ruhe braucht,
 kann man sich mit Gebärden, Hand-
 bewegungen, Blicken, Symbolen oder
 elektronischen Hilfsmitteln behel-
 fen. Um Menschen Gehör und Teilhabe
                                               © wisthaler.com / prinoth
 zu sichern, hat die Lebenshilfe einen
„Werkzeugkoffer für Unterstützte Kom-
 munikation“ zusammengestellt. Damit
 hat jetzt jeder Bezirk Unterlagen und
 Anleitungen, um die Verständigung zu
 erleichtern. Mit dabei sind auch Sym-        Ötztal Bahnhof/Telfs „Wir haben Tätig-      Weil auch das Verpacken der Wind-
 bole, Bildtafeln und Geräte, die Bot-        keiten, die uns bei der Montage auf-        schutzscheiben für Pistengeräte viel
 schaften aufnehmen und abspielen.            halten“, weiß Bernhard Neuner von           Zeit braucht, hat er das System mit der
 Damit können jetzt betroffene Perso-         der Prinoth GmbH. Der Lagerleiter ist       Lebenshilfe überarbeitet. „Seither gibt
 nen in der Lebenshilfe bewährte und          froh, dass die Lebenshilfe mithilft, Fil-   es keine Reklamationen mehr“, erklärt
 neue Hilfsmittel ausprobieren und he-        ter und Kleinteile abzuzählen und zu        er. Der ehemalige Zivildiener plant
 rausfinden, was für sie passt.              verpacken, damit alles schneller läuft.     auch, Klient/innen anzustellen.

Hier hab’ ich meinen Job                      auch sehr positiv auf, dass Johanna
                                                                                                                    W IE
                                              hier bei uns mit im Team ist.“                                     NOR M
                                                                                                                        A
                                              Jeden Mittwoch beginnt Johanna Egger                               IST D L
                                              ihren Dienst mit einem Rundgang und                                      AS
                                                                                                                  DE N N
                                              begrüßt die Kundschaft im Geschäft.
                                              Dann kontrolliert sie die Umkleideka-       ... auf                  ...
                                              binen und räumt dann im Kinderbe-           der Skipiste
                                              reich oder bei der Unterwäsche auf.
                                              Sie spürt, dass die Chefin und die Kol-      St. Johann Vor drei Jahren begibt sich
                                              leginnen ihr vertrauen. Und sie bringt       ein Standortleiter mit einem jungen
                                              sich gerne ein. „Johanna arbeitet sehr       Rollstuhl-Fahrer auf die Ski-Piste. Ihr
    Johanna weiß, was zu tun ist, damit die   eigenständig und braucht keine Vor-         „Bi-Ski“ sorgt am Lift für Erstaunen und
      Kund/innen sich im C&A wohl fühlen.     gaben. Trotzdem macht sie mehr, als          Ratlosigkeit. „Das Liftpersonal hatte so
                                              wir ihr anfangs zugetraut haben. Sie         eine Sitzschale auf Skiern noch nie be-
Wörgl Seit September arbeitet Johanna         weiß: Hier ist sie wer!“, erklärt ihre       fördert“, erinnert sich der Lebenshil-
Egger im C&A. Dort schlichtet sie neu         Chefin. „Sie ist sehr ausgeglichen und       fe-Mitarbeiter. Heute melden sich Ski-
gelieferte Ware in die Regale, holt An-       sicher in dem, was sie tut“, bestätigt       schulen bei der Lebenshilfe, um sich
probiertes von den Umkleiden und              auch ihre Bezugs-Assistentin. Johan-         auf dem Sport-Gerät einzuschulen.
bringt es ordentlich zusammengelegt           na Egger ist sehr gern im Geschäft.          Und das Liftpersonal hilft dem Rolli-
wieder an seinen Platz. „Johanna ist          Sie genießt es, zum Team zu gehören,         fahrer derart gekonnt beim Aussteigen,
hervorragend, weil sie hier viel Fröh-        die gemeinsame Weihnachtsfeier, die          dass der Sessellift nicht
lichkeit reinbringt und für Ordnung           Mode-Trends und die Gewissheit, ge-          einmal anhalten muss.
sorgt“, bestätigt Filialleiterin Veronika     braucht zu werden: „Jetzt hab ich mei-       Das Video dazu finden
Haver. „Unsere Kunden nehmen es               nen Job gefunden!“                          Sie auf Facebook.

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Hier werden Menschen
                                                                                                       ernst genommen.

Lieber gut beraten
Wünsche der Klientinnen und Klienten stehen immer im Mittelpunkt.

Vertraulich, verlässlich und kostenlos – so        Felix hat viele Talente: Er ist kreativ, kann
arbeitet die unabhängige Beratung der Le-          sich gut konzentrieren und diskutiert gerne          Beratung hilft
benshilfe Tirol. Im Zentrum steht immer der        gesellschaftliche Themen. Manchmal zieht
Auftrag der Klientin oder des Klienten. Wie        er sich zurück. Eva Hafele organisiert psy-          Menschen mit
bei Felix. „Von zu Hause ausziehen und in          chotherapeutische Hilfe, die er sehr gerne          Behinderungen,
einer eigenen Wohnung leben.“ Sein großes          annimmt. Dann setzen Felix und seine
Ziel. Immer an seiner Seite die diplomierte        Beraterin wichtige Schritte in Richtung einer       ihre Interessen
Sozialarbeiterin Eva Hafele, seine Beraterin.      passenden Tages- bzw. Arbeitsstruktur.               zu klären, sich
Sie organisiert mehrere Helferkonferenzen,        „Felix hat sich stetig weiterentwickelt, gelernt,
um alle Beteiligten im Boot zu haben: Eltern,      dass Rückschläge dazugehören, sich etwas            mitzuteilen und
Onkel, Freunde, seine ehemalige Lehrerin,          zuzutrauen und Ziele erreicht. Das hat ihn          durchzusetzen.
Standortleitungen, Therapeut/innen und             und sein Umfeld verändert. Mittlerweile hat
                                                                                                           Simone Heller,
Behörden. Sie holt die Sorgen der Eltern ab,       er sich ein neues Ziel gesetzt: Nur noch mo-
                                                                                                          Leitung Beratung
bindet sie ein. So können sie gut loslassen.       bil begleitet zu wohnen“, umreißt Eva Hafele
Felix probiert verschiedene Wohnformen der         die nächste Etappe. Auch dabei wird sie an
Lebenshilfe und anderer Anbieter aus. So           seiner Seite sein.
findet Felix selbst heraus, was passt.            „Beratung hilft Menschen mit Behinderungen,
Felix entscheidet sich für ein Vollzeit beglei-    ihre Interessen zu klären, sich mitzuteilen
tetes Wohnhaus, 80 km von seinen Eltern            und durchzusetzen. Sie umfasst alle Lebens-
entfernt. Eva Hafele erledigt alle Formali-        bereiche mit besonderem Augenmerk auf
täten. In seiner kleinen, eigenen Wohnung          Übergänge, Schnittstellen und Zwischen-
                                                                                                      Kontakt & Infos
lernt er seinen Haushalt zu führen und zu          räume. Sie begleitet beim Wechsel von              Simone Heller
kochen. Nach ein paar Übungsfahrten fährt          Dienstleistungen, bei Erprobung verschie-          Leitung Beratung
er selbständig mit dem Zug. „Auf einmal            dener Angebote und gibt Orientierungshilfe“,       Tel. +43 0504340201
stand er vor der Tür. Er ist ganz allein ge-       umreißt Simone Heller, die Leiterin der neun       s.heller@lebenshilfe.tirol
kommen. Das hätte ich ihm nicht zugetraut!“,       Bezirksberatungen, worum es ihr und ihrem          www.lebenshilfe.tirol
freut sich seine Mutter.                           14-köpfigen Team geht. 

14                                                                                                           LEBENS.WELT 02.20
Gemeinwohl

Ehrenamtlicher Einsatz
für Menschen im Dorf
Sozialläden bieten günstig Lebensmittel.
Die Arbeit erledigen Ehrenamtliche – auch von der Lebenshilfe.

„Menschen, die weniger als 950 Euro im Monat haben,
 bleibt nach der Miete und Stromrechnung oft wenig zum
 Leben“, erklärt Bernhard Oberschneider. Der Lebenshilfe-
 Mitarbeiter ist ehrenamtlicher Obmann des Sozial-
 ladens in Matrei in Osttirol und kennt die Nöte der
 Menschen.
 Gemeinsam mit dreizehn Freiwilligen organisiert er
 günstige Lebensmittel und Hygieneartikel für Bedürf-
 tige. Unter ihnen auch Klient/innen und Kolleg/innen
 der Lebenshilfe. „Sie übernehmen an zwei von drei
 Verkaufstagen den Dienst und sind so eine tragende
 Säule“, erklärt Bernhard Oberschneider.
 Michael Jesacher und Rainer Pötscher kleben die
 Preise auf die Waren und räumen sie in die Regale. Sie
 helfen älteren Kund/innen beim Einpacken oder tra-
 gen ihnen die Einkaufstasche über die Stiege vor dem
 Haus. Wenn jemand einen Kaffee oder Tee wünscht,
 kümmern sich Theresia Köll und Silvia Schwarcz darum.
 Irene Patterer berät Kundschaften, die etwas Bestimmtes                        Rainer Pötscher, Felix Waldauf und Irene Patterer
 suchen. Sie wiegt Obst und Gemüse, füllt die Rechnungs-                             und andere Freiwillige versorgen Bedürftige
 zettel aus und kontrolliert am Ende des Tages den Kassa-                                    mit Lebensmittelspenden und mehr.
 stand. Mit geübtem Blick schaut sie durch die Regale und
 meldet, wenn ein wichtiges Produkt ausgegangen ist.
 Schon vor Dienstbeginn marschiert die Frau allein zum
 Bäcker und holt dort frische Brot-Spenden ab. „Das mach’
 ich auch am Samstag, in meiner Freizeit. Denn ich bin beim
 Freiwillig-Team – vom ersten Tag an“, sagt sie.

11 Jahre im Dienst für Landsleute
                                                                 Lebenshilfe leistet Nachbarschaftshilfe
„Kraut und Rüben“ heißt das Projekt, das finanziell benach-      Sozialladen in Matrei in Osttirol
 teiligte Menschen mit dem Nötigsten versorgt: Essen und         Sozialladen in Landeck
 Hygieneartikel für ein paar Cent. 2009 starteten sozial enga-   Essen auf Rädern Rotkreuz in Landeck
 gierte Menschen aus der Pfarre und Gemeinde Matrei die-         Kleidersammlung in Reutte
 ses Projekt der Nächstenliebe. Mit Hilfe des Schützenver-       Essen auf Rädern (kochen und austeilen) in Prutz,
 eins und Spenden wurden Pfarrräume saniert und die ersten       Ramsau
 Lebensmittel-Spenden verteilt. 

                                                                                                15
Mit Ihrer Hilfe

Aus dem Pflegeheim
zurück ins Leben
Nach einer schweren, schmerzhaften                            „Wir haben mitgelitten“, erklärt As-
Entzündung am Bein kann Johanna                                sistent Michael Senn. Er und andere
Klotz nicht mehr gehen. Sie kommt in                           haben die ganze Zeit hindurch Kontakt
die Klinik. Ihre Lebenshilfe-Assistenz                         gehalten, sie mit Kleidern, Geld und
wird gestrichen. Als Pflegefall ver-                           dem Persönlichsten versorgt.
bringt sie ein Jahr im Altersheim. „Das                        Obwohl niemand weiß, wann und ob
hat mir nicht gepasst. Ich wollte wieder                       sie je wieder gesund wird, tun die
heim!“ Heute lebt die 65-Jährige wieder                        Mobil-Begleiter alles, damit die ver-
in ihrer Stadtwohnung „Ich möchte                              ängstigte Frau ihre Stadtwohnung be-
nicht mehr tauschen. Bitte!“, sagt sie.                        halten kann und ihre Finanzen geregelt
Die Erinnerungen treiben ihr Tränen                            werden. „Johanna hat ja sonst nie-
ins Gesicht. „Ich geh’ selber einkaufen,                       manden“, erklärt Michael Senn und
geh’ zur Sparkasse Geld holen. Ich bin                         Frau Klotz nickt.
eh sparsam!“ Sie weiß, wie man Bett-
wäsche flickt und nach Schnäppchen                             Heute bin ich
Ausschau hält.                                                 viel glücklicher!

Ich will nicht                                                 Johanna Klotz ist dankbar, ihr vertrau-
zur Last fallen.                                               tes Umfeld wiederzuhaben. Ihre Woh-
                                                               nung, ihren Spar-Markt und Menschen,
„Ich tu gern kochen, am Flohmarkt han-                         die sie kennt.
 deln. Und das Kassabuch führen – mit
 Michael!“ Seitdem sie wieder Assisten-
 ten hat, denen sie vertraut, hat sie
 schrittweise alle Tabletten abgesetzt.
 Sogar den Rollator gibt sie heuer noch
 zurück. „Da bekomm ich dann Geld
 zurück!“

Ich tu das ja nicht zufleiß!

Johanna Klotz spricht schnell, ent-
schuldigt sich oft. Dabei sehnt sich das
ehemalige Heimkind nur nach einem
eigenständigen Leben. Nach Menschen,
                                            Menschen begleiten
die sie annehmen. Denn die fremden          heißt da zu sein, wenn sie Unterstützung brauchen.
Menschen in der Klinik und im Alten-        Mit Ihrer Spende verbessern Sie die Lebensqualität
heim machten ihr Angst: Wenn das            von Menschen mit Behinderungen.
Personal von ihr Dinge verlangt, die sie    Lebenshilfe Tirol, Hypo-Bank,
nicht versteht, verliert sie gänzlich die   IBAN AT50 5700 0002 0007 4229
Kontrolle, fühlt Panik.

16                                                                                 LEBENS.WELT 02.20
Warum Menschen helfen

Lehrlinge zeigen
Verantwortung
Eine Idee, von der alle profitieren.

 Um sich aufs Berufsleben vorzubereiten, testeten drei                                      Pfiffige Lehrlinge spendierten den Erlös
 Lehrlinge der Berufsschule Kufstein-Rotholz eine eigene                                       ihrer Geschäftsidee der Lebenshilfe.
 Geschäftsidee. Im Advent 2019 stellten sie gemeinsam ein
 Weihnachtsbuch zusammen: Voller Rezepte, Bastelideen            Nachdem die Schüler/innen auch selber Erfahrungen mit
 und Geschichten für die ganze Familie.                          Behinderungen haben, widmen sie den Erlös der Lebenshil-
„Unser Team hat das Buch auf Weihnachtsmärkten in Wörgl          fe, „weil sie die Menschen im Bezirk begleiten.“
 und Schwaz angeboten. Wir haben Bekannte und Arbeits-           Projektleiter Tobias Brüderle zeigt sich beeindruckt: „Die
 kolleg/innen angesprochen und so an die 60 Stück verkauft“,     drei haben sich ordentlich was vorgenommen und viel Zeit
 berichtet Celina Rauch, die ihre Lehre im Gemeindeamt von       und Herzblut reingesteckt“, erklärt er voller Respekt. „Dass
 Münster macht. „Das ist eine tolle Idee, bei der wir viel für   sie in kurzer Zeit diese Summe zusammengetragen haben,
 die Praxis lernen!“                                             ist ein tolles Projekt-Ergebnis!“

  6x Danke!                                                           Die Österreichischen Bundesbahnen spendeten
                                                                      über Licht ins Dunkel einen Treppenlift, damit
                                                                      Senior/innen in St. Johann länger daheim wohnen
                                                                      können.

                                                                      Schüler/innen der HAK Wörgl verkauften beim
                                                                      Elternsprechtag Selbstgebasteltes. Die 147 Euro
                                                                      spendierten sie der Lebenshilfe.

                                                                      Mit 4.000 Euro unterstützte OPEL-Linser den
                                                                      Einbau von Einstiegshilfen bei Klein-Bussen.

                                                                      Der Rotary-Club Telfs-Seefeld finanzierte 2019
                                                                      einigen Personen eine wohltuende Urlaubswoche.

        Die Wirte der Rauthhütte, die Bergrettung und                 Bäckereien, SPAR- und ADEG-Geschäfte spendeten
        der Sozialsprengel Telfs ermöglichten einen                   den Erlös der Lebkuchen-Aktion „Lichtblicke“ an
        schönen Ausflug.                                              die Lebenshilfe Osttirol.

                                                                                                  17
heitsmanagement lag. Konkret wurden unter anderem Fort-
                                                                  bildungen im Bereich „Gesundes Führen“ und „Teamsitzun-
                                                                  gen“ für Führungskräfte durchgeführt, Supervisionen und

 Gsund &
                                                                  Coachings ausgebaut sowie neue Dialogräume eröffnet.
                                                                  Moderne Meetingstrukturen und einfache Funktionsbe-
                                                                  schreibungen unterstützen die interne Informationsweiter-

 Achtsam
                                                                  gabe und sorgen für klare Zuständigkeiten.
                                                                  Natürlich wurde im Rahmen von Gsund&Achtsam auch auf
                                                                  die klassische Gesundheitsförderung nicht vergessen. So
                                                                  gibt es heute beispielsweise Rückenfitbusse, Gesundheits-
                                                                  workshops, moderne Nachtdiensträume, höhenverstellbare
Kürzlich wurde die Lebenshilfe                                    Schreibtische, „Burn-in-statt-Burn-out“-Fortbildungen, Lauf-
mit dem BGF-Gütesiegel ausgezeichnet                              veranstaltungen, Yogakurse oder Wellness-Angebote.
und für ihr Engagement für ein
gesünderes Arbeitsumfeld gewürdigt.                               BGF-Gütesiegel verliehen

                                                                  Die Lebenshilfe Tirol erhielt vor wenigen Wochen vom
 Menschen mit Behinderungen haben ein Recht darauf, ihr           Österreichischen Netzwerk Betriebliche Gesundheitsför-
 Leben so zu leben wie andere auch, mitten in der Gesell-         derung (BGF) und der Österreichischen Gesundheitskasse
 schaft. Sie wollen selbständig wohnen, ihre Freizeit aktiv ge-   (ÖGK) das BGF-Gütesiegel verliehen. Dieses offizielle öster-
 stalten und sich beruflich fit machen. Um diese Begleitung       reichische Qualitätszeichen ist eine große Auszeichnung für
 bei einem barrierefreien, selbstbestimmten und erfüllten         Betriebe, die systematisch und dauerhaft Maßnahmen für
 Leben sicherzustellen, braucht es aktive, flexible, motivierte   ein gesünderes Arbeitsumfeld umsetzen. 
 und belastbare Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
„Heute geht es bei unserer Arbeit immer mehr darum, in der
 Nachbarschaft, im Sozialraum, in inklusiven Arbeitssettings
 Inklusion auf den Boden der Gesellschaft zu bringen“,
 beschreibt Lebenshilfe-Geschäftsführer Georg Willeit die
 neuen Herausforderungen in der Begleitung von Menschen
 mit Behinderungen. „Dabei sehen wir unser strategisches
 Gesundheitsmanagement Gsund&Achtsam als Basis für
 zufriedene und vitale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw.
 eine bessere Unternehmenskultur“.
 Ausgehend von den Wünschen der Lebenshilfe-Mitarbei-
 terinnen und -Mitarbeiter erarbeiteten interne Gesund-
 heitsteams über 70 Verbesserungsmaßnahmen, wobei der                     Arno Melitopulos (ÖGK-Direktor), Georg Willeit (Lebenshilfe),
 Fokus auf einem organisatorisch-strategischen Gesund-                Gert Lang (Fond Gesundes Österreich) und Lisa Stern (ÖGK-BGF)

18                                                                                                               LEBENS.WELT 02.20
Jan Alblas
                                                                          präsentierte
                                                                          Erfahrungen und
                                                                          Erfolgsrezepte
                                                                          von 100 Nachbar-
                                                                          schafts-Kreisen
                                                                          in den Niederlanden.

 Nachbarschafts-Hilfe
 kann man lernen
Jeder Mensch braucht andere Menschen, die ihm Halt geben. „Buurt-Cirkel“-Nachbarschaftskreise
motivieren Menschen im Alter, nach Obdachlosigkeit oder mit psychischen Problemen,
sich in ihrer Nachbarschaft selbst zu helfen.

                                                                    Chancen und Risken
„Eine Gesellschaft ist nur dann eine, wenn man einander Ge-         Buurt-Cirkel sind spannend, weil sie davon ausgehen,
 sellschaft leistet“, erklärt Jan Alblas, Direktor der niederlän-   dass alle Menschen das Potential haben, sich in einer
 dischen Sozialeinrichtung Pameijer. Er war dabei, wie man          Gemeinschaft einzubringen und andere zu unter-
 2013 in Rotterdam Nachbarschaftskreise gründete.                   stützen. Menschen, die in bestimmten Bereichen Un-
„Wir helfen Menschen, ihre Qualitäten und Talente zu entde-         terstützung benötigen, werden nicht auf die Rolle der
 cken und zu nutzen. Damit sie weniger von Unterstützung            Nehmenden festgeschrieben, sondern auch in der Rol-
 und Fachkräften abhängig sind“, erläutert Jan Alblas bei           le der Gebenden gesehen. Ich spreche hier von einem
 einem Vortrag der Autistenhilfe und des Vereins Lebenshilfe        Geben im Sinne tatkräftiger Hilfe für andere und nicht
 Tirol Ende Jänner in Innsbruck.                                    vom Geben eines dankbaren Lächelns in einer sonst
                                                                    asymmetrischen Beziehung.
Jede/r kann etwas beitragen.                                        Wir alle sind in unterschiedlichen Phasen unseres Le-
                                                                    bens in unterschiedlicher Intensität auf Unterstützung
 Mitgliedern der Nachbarschafts-Kreise gelingt es, ihren            anderer angewiesen, aber wir sind immer auch mehr
 Alltag leichter zu bewältigen und länger selbständig zu woh-       als das. Bedeutsam-Sein in einer Gemeinschaft ist ein
 nen. Ausgebildete Begleiter/innen bringen Menschen mit             wichtiger Aspekt von Teilhabe.
 und ohne Behinderungen zusammen und helfen, Nachbar-               Damit dieses Konzept gut umgesetzt werden kann,
 schaftskreise aufzubauen. 100 solcher Kreise sind so in den        muss aber vor allem eines sichergestellt sein: Spezi-
 Niederlanden entstanden: Sie helfen einander bei Besor-            fische Pflege- und Assistenzleistungen müssen wei-
 gungen, im Garten oder beim Ausfüllen von Anträgen. Sie            terhin professionell gegeben sein. Ich gehe lieber mit
 kochen einmal in der Woche miteinander. Sie vereinbaren            einem Fußball-Fan aus meiner Nachbarschaft zum
 sich für Caféhausbesuche oder Ausflüge – und lernen auch,          Match als mit jemandem, der dafür bezahlt wird, aber
 dem Nachbarn mal „nein“ zu sagen.                                  ich will nicht meiner Nachbarin die Inkontinenz-Ein-
„Das Selbstwertgefühl der Teilnehmer steigt. Sie schließen          lage wechseln müssen, weil diese Aufgabe im Sinne
 neue Bekanntschaften. Sie merken, dass es Spaß macht, ei-          einer Sparpolitik in den Buurt-Cirkel verlagert wurde.
 gene Fähigkeiten mit anderen zu teilen“, berichtet Jan Alblas.
 Und er erwähnt, dass die Mitglieder weniger Medikamente            Eva Fleischer, Prof.in für Soziale Arbeit am Management Center Innsbruck

 und weniger Pflegestunden benötigen. 

                                                                                                              19
Lebens.Welten
                                       Sportbegeisterte
                                          aus aller Welt
                                      packten freiwillig
                                         mit an, um die
                                       3. Winter World
                                      Masters Games in
                                           Innsbruck zu
                                           organisieren.

                                                                                                   © Kathrein / Land Tirol

                                                            Das Land Tirol unterstützt die Zusammenarbeit
                                                           von Lebenshilfe und MPreis. Landesrätin Patrizia
                                                                            Zoller-Frischauf war zu Besuch.

Das Café Talent in Volders ist
ein beliebter Treffpunkt für
Kartenrunden, Familienfeiern
und mehr.

Bei Zillertal-Bier etikettieren                                       Erich Hofer und 50 Sportbegeisterte
und verpacken Klient/innen                                            aus Tirol genossen heuer das sportliche
Spezial-Biersorten.                                                   Kräftemessen mit anderen.
                                                                      Foto: Nationale Winterspiele der
                                                                      Special Olympics in Kärnten

     In Telfs, Schwaz und Fieber-
     brunn bietet die Lebenshilfe
     jetzt gebrauchte Kinderartikel
     für die Sommersaison.                                             www.lebenshilfe.tirol
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