Mehr Männer im Lehrberuf dank Quereinstieg Starke Leitung - gesunde Schule - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 10

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Mehr Männer im Lehrberuf dank Quereinstieg Starke Leitung - gesunde Schule - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 10
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Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH                     10 | 2016

Mehr Männer im Lehrberuf dank Quereinstieg
Starke Leitung – gesunde Schule

                                                                               1
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Mehr Männer im Lehrberuf dank Quereinstieg Starke Leitung - gesunde Schule - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 10
10 | 2016
EDITORIAL

                                                      Guten Schultag!

Ausgabe 10 | 2016 | 27. September 2016                Machen Sie den Test: Stellen Sie sich auf ein Bein. Und schliessen Sie
Zeitschrift des LCH, 161. Jahrgang der
Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ)
                                                      dazu die Augen. Können Sie das Gleichgewicht auch auf einer wackligen
BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich             Unterlage halten? Mal gelingt dies besser, mal schlechter. Haben Sie auch
                                                      schon festgestellt, dass diese Übungen schwieriger sind nach einem
Impressum
                                                      belasteten Arbeitstag oder wenn Sie unruhig, gestresst sind – neumodisch
                                                      ausgedrückt, wenn sich Ihre Work­Life­Balance nicht im Einklang befindet?
Herausgeber/Verlag
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer
                                                      Work­Life­Balance wird in der Regel als «Zustand, in dem Arbeits­ und
Schweiz LCH                                           Privatleben miteinander in Einklang stehen» definiert.
• Beat W. Zemp, Zentralpräsident
• Franziska Peterhans, Zentralsekretärin
• Jürg Brühlmann, Leiter der Pädagogischen            Für die Work­Life­Balance im Schulumfeld sind unter anderem auch die
  Arbeitsstelle LCH
                                                      Schulleitungen zuständig. Der Ressortleiter Führung und Qualitätsmanage­
Zentralsekretariat und Redaktion                      ment an der PH FHNW, Christof Thierstein, sagt es im Beitrag «Gesundheit»
Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich                    so: «Es gilt, auf der einen Seite die Leistung, die eine Schule erbringt, und
Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15
E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch                         auf der anderen Seite das Wohlbefinden der Mitarbeitenden möglichst
Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch
Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr,
                                                      in Balance zu halten.» Wir erfahren unter anderem, bei welchen Faktoren
Fr bis 16 Uhr                                         Schulleitungen Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeitenden haben
                                                      und wo die Grenzen liegen (ab Seite 23).
Redaktion
• Doris Fischer (df), Verantwortliche Redaktorin
• Belinda Meier (bm), Redaktorin Print/Online         Um erwünschte Balance respektive (fehlende) Ausgewogenheit geht es
• Deborah Conversano (dc), Redaktorin Print/Online
Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz),   auch im Beitrag «Nach wie vor Männermangel an den Primarschulen»
Claudia Baumberger, Jürg Brühlmann (Querbeet),        (ab Seite 12). Bis 1964 arbeiteten mehr Männer als Frauen im Lehrberuf.
Sandro Fiscalini (Cartoon), Peter Hofmann (Schul-
recht), Chantal Oggenfuss (Bildungsforschung),        Seither hat der Anteil männlicher Lehrpersonen in der obligatorischen
Roger Wehrli (Fotografie), Eleni Kougionis (Foto-     Schule stetig abgenommen. Fachleute vermuten jedoch, dass die Waag­
grafie)
                                                      schale auf der Männerseite langsam wieder gewichtiger wird. Der Anteil
Abonnemente/Adressen                                  der männlichen Lehrpersonen an der Primarschule ist laut Statistiken im
Bestellungen/Adressänderungen:
Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54,
                                                      letzten Jahr gesamtschweizerisch leicht gestiegen. Welche Gründe dafür
adressen@LCH.ch                                       verantwortlich sein könnten, brachte unser Korrespondent Peter Krebs an
Adressänderungen auch im Internet:
www.bildungschweiz.ch
                                                      verschiedenen PH und im Gespräch mit dem Verein «Männer an die Primar­
Für Aktivmitglieder des LCH ist das                   schule» MaP in Erfahrung. Dass Aufstiegsmöglichkeiten, Prestige und
Abonnement im Verbandsbeitrag
(Fr. 74.– pro Jahr) inbegriffen                       Lohn nicht immer die entscheidenden Kriterien für einen Berufswechsel
Jahresabonnement für Nichtmitglieder:                 sind, erfahren wir unter anderem im Porträt von Sebastian Müller (Seite 15).
Schweiz Fr. 103.50, Ausland Fr. 175.–
Einzelexemplar Fr. 8.–, ab dem 8. Expl.               Bei uns hat es der Quereinsteiger sogar aufs Titelbild geschafft.
Fr. 6.– (jeweils plus Porto und MwSt.)

                                                      Unabhängig vom Geschlecht offeriert der LCH seinen Mitgliedern wiederum
Dienstleistungen
Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat       einen Gratiseintritt an die Swiss Education Days vom 8. bis 10. November
LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch
Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch
                                                      in der Messehalle der BernExpo in Bern. Beachten Sie bitte speziell zur
                                                      Bestellung den in dieser Ausgabe abgedruckten Code auf dem Inserat Seite 9.
Inserate/Druck
Inserateverkauf: Martin Traber, Zürichsee
Werbe AG, Tel. 044 928 56 09                          Doris Fischer
martin.traber@zs-werbeag.ch
Mediadaten: www.bildungschweiz.ch
Druck: FO-Zürisee, 8712 Stäfa
ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage:
42 525 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung)

                                                                                        Geschlechterspezifisch nicht ganz in der Balance, aber top­
                                                                                        motiviert: das Redaktionsteam. Foto: Anna Walser

                                                                                                                                                      3
Mehr Männer im Lehrberuf dank Quereinstieg Starke Leitung - gesunde Schule - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 10
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                                                                         INHALT

        6  Mit Taten setzen sich die
        Aargauer Lehrerinnen und Lehrer
        gegen den Bildungsabbau zur Wehr.

                              12     Der Verein «Männer an
                              die Primarschule» kämpft
                              gegen den Männermangel an
                              Primarschulen.

                                                       10    LCH und
                                                       SER setzen sich
                                                       für die Landes­
                                                       sprachen ein.

                      23    Schulleiterinnen und Schulleiter
                      können die gesundheitliche Balance
                      von Lehrpersonen stärken.

        26    Die Swiss School in
        Singapur: Eine intensive
        Erfahrung für Kinder und
        Lehrpersonen.
                                    Fotos auf diesen Seiten: Belinda Meier, Philipp
                                    Baer, Eleni Kougionis, Anna Walser, Swiss School
                                    in Singapore (SSIS)
                                    Titelbild: Mehr Männer für den Lehrberuf
                                    Foto: Philipp Baer

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INHALT

            AKTUELL

          6 Aargauer Lehrerinnen und Lehrer werden protestieren
          7 Ab in den Schnee

            AUS DEM LCH

          9 Swiss Education Days: Freier Eintritt für Leserinnen und Leser
         10 «Dass wir auf Kurs sind, glaubt einfach niemand mehr»

            LEHRBERUF

         12 Nach wie vor Männermangel an den Primarschulen

            PÄDAGOGIK

         17 Kinderrechte verstehen
         18 Warum gibt es immer mehr Autisten?
         20 Wenn die Echse die Vernunft vom Thron stösst

            GESUNDHEIT

         23 Mit gutem Beispiel vorangehen

            BILDUNG INTERNATIONAL

         26 Multikulturelle Schule mit Schweizer Gütesiegel

            AUSSTELLUNG

         34 Den ökologischen Fussabdruck reduzieren

            RUBRIKEN

          3 IMPRESSUM
         30 BILDUNGSNETZ
         31 BÜCHER UND MEDIEN
         35 VERLAG LCH
         37 REISEN LCH
         38 MEHRWERT LCH
         41 BILDUNGSMARKT
         47 QUERBEET
         47 BILDUNG SCHWEIZ demnächst

                                                                             5
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Aargauer Lehrerinnen und Lehrer
werden Protestaktionen durchführen
Die vom Kanton angekündigten weiteren Abbaumassnahmen in der Bildung kritisiert
der Aargauische Lehrerinnen­ und Lehrerverband aufs Schärfste. An seiner
ausserordentlichen Delegiertenversammlung beschloss er unter anderem, eine
Protestkundgebung durchzuführen und eine Resolution zu lancieren.

Am 26. August 2016 hat der
Regierungsrat des Kantons
Aargau den Aufgaben- und
Finanzplan 2017–2020 vorge-
stellt und die damit verbunde-
nen weiteren Abbaumassnah-
men bei der Bildung und beim
Personal verkündet. «Jetzt
geht es der Bildung definitiv
an den Kragen», stellte der
Aargauische Lehrerinnen- und
Lehrerverband alv angesichts
des geplanten Abbaus bei
Fächern und Lektionen, der
Streichung von Unterstützungs-
angeboten bei Lehrpersonen
und der dritten Lohnnullrunde
in Folge in einer Medienmittei-
lung fest.Der alv ist nicht bereit,
weitere Abbaumassnahmen
hinzunehmen. Er befürchtet,
dass die aargauischen Schulen
                                      Die Delegierten des alv sind sich einig: Weitere Abbaumassnahmen werden nicht akzeptiert. Mit geplanten
dadurch zu stark geschädigt
                                      Aktionen wollen sie sich zur Wehr setzen. Foto: Simon Ziffermayer
und noch weitere Lehrper-
sonen aufgrund schlechter
Arbeitsbedingungen in andere          Lektion zu kürzen. Weiter soll          wird»,ergänzte Beat Petermann,             Parlaments zu Lasten der
Kantone abwandern werden.             an der Sekundar- und Bezirks-           Co-Präsident des Verbands                  Bildung zu ergreifen.
                                      schule das Wahlfach «geomet-            Schulleiterinnen und Schullei-
«Die Bildung wird an die Wand         risch-technisches Zeichnen»             ter Kanton Aargau VSLAG. Es             alv, VSLAG und VASP spannen
gefahren»                             wegfallen. Auf der Primarstufe          sei daher nicht selbstverständ-         zusammen
Vor diesem Hintergrund und            sollen die Lektionen in den             lich, dass man im Kanton Aar-           An der ausserordentlichen
weil die Zeit zum Handeln             Fächern Deutsch, Realien und            gau unter diesen Bedingungen            Delegiertenversammlung alv
drängt, hat der alv am 14. Sep-       Musik reduziert werden. In der          noch Lehrerin oder Lehrer sei.          nahmen auch Vertreterinnen
tember 2016 eine ausser-              1. und 2. Primarklasse sind                                                     und Vertreter des VSLAG und
ordentliche Delegiertenver-           zudem Kürzungen der Lektionen           Dreimal «Ja» für die Bildung            des Verbands aargauischer
sammlung in Aarau einberufen.         für den DaZ-Unterricht vorge-           Um den Schaden, den ein                 Schulpflegepräsidentinnen
«Der Kanton spricht von               sehen. «Auf der Primarstufe             erneuter Bildungsabbau                  und -präsidenten VASP teil.
Sanierungsmassnahmen.                 geht es ans Lebendige», stellte         anrichten würde, zu verhin-             Ebenfalls von den Abbaumass-
Saniert werden vielleicht die         Abbassi fest. «Hier werden              dern, haben die Delegierten             nahmen betroffen, unterstüt-
Finanzen. Die Bildung aber            hochgerechnet 585 Lektionen             einstimmig folgende Anträge             zen sie den alv im Bestreben,
wird nicht saniert, sondern an        pro Jahr weniger unterrichtet.»         gutgeheissen:                           den Worten auch Taten gegen
die Wand gefahren», leitete           All diese Abbaumassnahmen               • Durchführung einer Protest-           den Bildungsabbau folgen zu
Elisabeth Abbassi, Präsidentin        und nicht zuletzt die geplante            kundgebung am 8. November             lassen. «Eine gute Schule ist
alv, ihre detaillierte Analyse        Erhöhung des Pflichtpensums               2016. Sollte an diesem Tag            eine Schule mit guten Lehrper-
der Abbaumassnahmen vor               für Lehrpersonen der kantona-             keine Grossratssitzung                sonen», stellte Franco Corsi-
den rund 136 versammelten             len Schulen (ohne Gymnasium)              stattfinden, würde die Kund-          glia, Präsident VASP, klar. Wenn
Delegierten ein. Der Umfang           und weiteren Nullrunden bei               gebung am 15. November                man diese aber behalten wolle,
der geplanten Massnahmen ist          den Löhnen bringen das Fass               2016 erfolgen.                        müsse das Umfeld stimmen.
beachtlich gross – die Folgen         zum Überlaufen. Die voraus-             • Lancierung einer Resolution           «Jährlich an der Schraube der
ebenfalls. Konkret plant der          sichtlichen Konsequenzen die-             gegen den Abbau bei der               Ressourcen zu drehen, muss
Kanton, in der Realschule das         ser radikalen Sparpolitik sind            Bildung und beim Personal.            daher ein Ende haben. Die Zeit
Pflichtfach «geometrisch-             massiv. «Die Streichung der               Diese soll von mindestens             ist gekommen, dass wir zu den
technisches Zeichnen» zu              Lektionen führt zu weniger                10000 Personen unterschrie-           essenziellen Werten zurück-
streichen, in der 3. Sekundar-        Bildung, grössere Klassen füh-            ben und am 8. respektive              kehren», forderte er.
klasse das Pflichtfach                ren zu weniger Betreuung und              15.November 2016 dem Gros-
«Geschichte/Geografie» um             höhere Pensen lassen die Qua-             sen Rat überreicht werden.            Belinda Meier
eine Lektion und das Pflicht-         lität sinken», warnte Abbassi.          • Der Verbandsrat erhält die
fach «Musik» in der 1. Bezirks-       «Es ist ein Novum, dass an der            Kompetenz, das Referendum             Weiter im Netz
schulklasse ebenfalls um eine         Pflichtstundentafel abgebaut              gegen Sparbeschlüsse des              www.alv-ag.ch

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AKTUELL

Ab in den Schnee
Damit Kinder und Jugendliche auch in Zukunft Ski­
oder Snowboardfahren lernen, bietet die Schneesport­
initiative Schweiz allen Schulen die nützliche Plattform
goSnow.ch.

Viele Faktoren haben in den
letzten Jahren dazu geführt,
                                   rer können die Kinder für den
                                   Schneesport begeistern», sagt
                                                                      WAS, WANN, WO                     derungen, Sozialisation und
                                                                                                        Integration um? Um Erkennt-
dass immer weniger Schweizer       Tanja Frieden, Snowboard-                                            nisse für die Führungsaufga-
                                                                      Nachwuchsförderung
Kinder dem Schneesport frö-        cross-Olympiasiegerin, Lehre-                                        ben einer Schule zu gewinnen,
nen: kein oder wenig Schnee        rin und Coach sowie Präsiden-      Technik                           werden namhafte Vertreterin-
im Unterland, grösseres Sport-     tin der Schneesportinitiative      Am 8. Dezember laden die          nen und Vertreter aus Bildung,
und Freizeitangebot im urba-       Schweiz. Wenige Klicks genü-       SATW und die PH FHNW zur          Politik und Publizistik ihre
nen Raum, kulturelle Hinter-       gen, um ein komplettes             neunten Tagung «Nachwuchs-        Sichtweisen darlegen. Der
gründe, ein schwieriges            Schneesportlager zum               förderung Technik» an der         anschliessenden Podiumsdis-
wirtschaftliches Umfeld sowie      Pauschalpreis von rund 350         Kantonsschule Wohlen ein. An      kussion folgt ein Kabarett vom
ein erhöhtes Sicherheitsbe-        Franken pro Kind zu buchen.        dieser Tagung wird der Frage      Geschwisterduo Birkenmeier.
dürfnis in der Gesellschaft.       Transport, Unterkunft mit          nachgegangen, wie Kinder und      Weitere Informationen und
«Alles fährt Ski» – was bis vor    Halbpension, Bahn- und Lift-       Jugendliche in Schule und         Anmeldung:
wenigen Jahren als typisch         tickets, Mietmaterial sowie ein    Freizeit für Technik begeistert   www.vslchfachtagung.ch
schweizerisch galt, soll auch in   Special-Event sind hier dabei.     werden können. Die Studie
Zukunft gelten: Dies ist das       Ausserdem bietet die Platt-        «MINT Nachwuchsbarometer
Ziel des Vereins Schneesport-      form viele relevante Informa-      Schweiz» hat gezeigt, dass bei    profilQ – fünftes Treffen
initiative Schweiz. Eine Initia-   tionen, etwa rund um die           Jugendlichen das Interesse an     Im Forum profilQ engagieren
tive, die auch der LCH vollum-     Sicherheit im Schnee. Auch für     Technik nicht zwangsläufig        sich Fachpersonen aus der
fänglich unterstützt. Um den       Schulen mit eigenem Lager-         steigt, wenn das Interesse an     Forschung, der Praxis und Leh-
Lehrerinnen und Lehrern die        haus oder bestehenden              Naturwissenschaften geför-        re. Sie entwickeln gemeinsam
Organisation von Schneesport-      Schneesportlagern bietet die       dert wird. Die produkt- und       und eigenständig die schul-
aktivitäten zu erleichtern, ver-   Website www.gosnow.ch Vor-         lösungsorientierte Technik        interne Qualitätsarbeit weiter.
mittelt der Verein über seine      teile. Zum Beispiel eine J+S-      benötigt eine spezifische För-    Die Ziele dabei sind eine Stär-
Website fixfertig organisierte     Leiter-Börse sowie attraktive      derung, zusätzlich zur Förde-     kung des schulinternen Quali-
und günstige Schneesport-          Angebote für das Mietmaterial      rung in Mathematik, Informatik    tätsmanagements, der Aus-
lager und -tage für Schulen.       oder den Transport im Car oder     und Naturwissenschaften.          tausch zu spezifischen
«Gerade Lehrerinnen und Leh-       Zug. (pd)                                                            Teilthemen der Schul- und
                                                                      Die Tagung richtet sich an        Unterrichtsqualität und die
                                                                      Fachleute aus Bildung und         Förderung der überregionalen
DISKUSSION                         seien die beste Verbindung von     ausserschulischen MINT-Lern-      und überkantonalen Vernet-
                                   der Schule ins Elternhaus. Die     orten sowie an Personen von       zung und Zusammenarbeit der
Hausaufgaben                       Kinder würden dabei lernen,        Förderinstitutionen im MINT-      Akteure und Akteurinnen aus
abschaffen?                        wie viel sie selbständig machen    Bereich. Im Anschluss an die      Forschung, Praxis und Steue-
                                   können.                            Tagung kann die öffentliche       rung. Der gleichnamige Verein
Im August dieses Jahres hat                                           TecNight besucht werden. Dort     basiert auf profilQ, einer
der Verband Schulleiterinnen       Auch Beat W. Zemp, Zentral-        können spannende und viel-        gemeinsamen Initiative der
und Schulleiter Schweiz            präsident LCH, erkennt die         seitige Technikwelten live mit-   beiden Dachverbände Lehre-
(VSLCH) bekanntgegeben,            Problematik. Lösungen, wel-        erlebt werden. Weitere Infor-     rinnen und Lehrer Schweiz LCH
dass er die klassischen Haus-      che die Erledigung der Haus-       mationen und Anmeldung:           und Schulleiterinnen und
aufgaben abschaffen möchte.        aufgaben auf dem Schulareal        www.satw.ch                       Schulleiter Schweiz VSLCH.
Seither wird das Thema wieder      ermöglichen, befürwortet er.
vielseitig debattiert. Der         Einer Abschaffung der Haus-                                          Am 7. Dezember 2016 findet im
VSLCH argumentiert, dass           aufgaben steht er jedoch skep-     Schule, Macht,
                                                                                                        Alterszentrum Bürgerasyl-
Schülerinnen und Schüler, die      tisch gegenüber. Es sei wichtig,   Gesellschaft                      Pfrundhaus in Zürich das fünf-
sich zu Hause an niemanden         dass es für Schülerinnen und       Der VSLCH lädt am 23. Novem-      te Forum profilQ statt. An die-
wenden können, mit Hausauf-        Schüler auch Lernsequenzen         ber 2016 zu seiner diesjähri-     sem Forum werden Themen
gaben benachteiligt werden.        gebe, in denen selbständig         gen Fachtagung nach Hergis-       wie Rituale (zum Beispiel das
Auch würden Hausaufgaben           gearbeitet werden müsse. Nur       wil ins Schulhaus Grossmatt       Händeschütteln), Nähe–Dis-
oftmals Konflikte zwischen         so wüssten sie später, wie sie     ein. Gemeinsam geht man an        tanz, kulturelle und gesell-
den Eltern und ihren Kindern       mit einer Prüfungssituation        diesem Tag verschiedenen Fra-     schaftliche Unterschiede,
bergen. Sinnvoller seien des-      umgehen müssten. Der VSLCH         gen nach. Wo kann und muss        Integrität, Gestaltung infor-
halb Schulaufgaben: Die Schu-      wird eruieren, wie auch mit        die Schule Grenzen setzen, um     meller Normen, Kleidung und
le soll Gefässe für jene Schüler   weniger Hausaufgaben erfolg-       nicht zum Spielball zu werden?    viele mehr aufgenommen.
anbieten, die zu Hause keine       reicher Unterricht stattfinden     Wo braucht sie Spielräume?        Weitere Informationen:
günstigen Bedingungen haben        kann. (aw)                         Wie gehen Schulen mit den         www.profilq.ch
und Unterstützung benötigen.                                          verschiedenen Aufgaben aus
Die Kritiker dieser Idee sehen                                        den Bereichen Vorbereitung
das anders: Die Hausaufgaben                                          auf die späteren Lebensanfor-

                                                                                                                                     7
Mehr Männer im Lehrberuf dank Quereinstieg Starke Leitung - gesunde Schule - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 10
So viel mehr als Tisch und Stuhl:

Ergonomische Möbel,
die Schule machen.

                                                                                                                                             Dinosaurier.
                                                                                                                                                Training.
                                                                                                                                                   Angst.
                Einrichtungen für Schulverwaltung und Schulleitung                                                                 Wir reden. Auch über
                                                                                                                                  psychische Gesundheit.
                                                                                                                                    Gesprächstipps: www.wie-gehts-dir.ch

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                                                                                                           Gesundheitsdirektion

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Werken, Technik, Freizeit und Hobby

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Recycling-Tischlampe
Dieses Modell verbindet Sach- und Werkunterricht. Elementare                        für kompetenzorientierten Unterricht                 Video-Anleitung
Holzbearbeitungstechniken werden beim Bau des Gestells angewen-
det. Alternativ kann eine stabile Schachtel verwendet werden                        Workmap für Lehrkräfte und Schüler                   Ausführliche Aufbauanleitung
(Recycling-Idee). Als Reflektor (Lichtverstärker) wird ein recycelter
durchsichtiger Behälter (Glas, PET-Flasche...) benötigt. Dieser wird mit
Wasser gefüllt und auf die LED gestellt. Das Gefäß wirkt wie eine
                                                                                    100% Erfolgsgarantie                                  www.opitec.ch/plusline
Sammellinse und verstärkt das Farbspiel der RGB-LED. Anschließend
wird ein Stromkreis mit LED und Schalter zusammengestellt und ein-          Eine Konzeptpackung,
gebaut. Dies erweitert die grundlegenden Kompetenzen und stellt              viele Möglichkeiten
einen Alltagsbezug her.
Erforderliche Arbeiten: Sägen, Anreißen, Feilen, Leimen, Bohren und
Nageln (wenn eine Holzkonstruktion gebaut wird), Stromkreis zusam-
menbauen
Lehrplananforderungen: Nach LehrplanPLUS für den Werk- und für den
                                                                             8+
Sachunterricht, Umgang mit Materialien und Werkzeugen,
Anleitungen und Modellzeichnungen nutzen, einfache Stromkreise
herstellen und unter Verwendung der Symbole skizzieren
Maße: ca. 200 x 200 x 30 mm (ohne Aufsatz)
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Mehr Männer im Lehrberuf dank Quereinstieg Starke Leitung - gesunde Schule - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 10
10 | 2016
AUS DEM LCH

Leserinnen und Leser erhalten freien
Eintritt an die Swiss Education Days
In wenigen Wochen ist es so weit: Die Swiss Education Days (vormals Didacta)
öffnen vom 8. bis 10. November ihre Tore. Neben dem Namen ist auch der Standort
der Bildungsmesse neu, sie findet erstmals in Bern statt. Leserinnen und Leser von
BILDUNG SCHWEIZ profitieren dank Sponsoren erneut von einem Gratiseintritt.

Rund 170 Aussteller aus dem           Rund um die Uhr können Lese-              der», die Vernissage von Char-   10. November, dem letzten
In- und Ausland präsentieren          rinnen und Leser von BILDUNG              ta und Leitfaden zum Thema       Messetag, sind Besuchende
an den diesjährigen Swiss             SCHWEIZ mit ihrem Gut-                    Sponsoring und private Bil-      von 9 bis 16 Uhr herzlich will-
Education Days ihre Innova-           scheincode ihr Ticket online              dungsfinanzierung sowie die      kommen. Das Messegelände
tionen für den Bildungsmarkt.         beziehen. Dazu gibt man auf               Vorstellung von Lernmateria-     ist vom Hauptbahnhof Bern
Alle zwei Jahre findet die            der Website www.swiss-edu-                lien zum Lernspiel Finance-      bequem mit Tram Nr. 9 bis
beliebte Bildungsmesse statt          cation-days.ch/ticketshop den             Mission Heroes durch Beat W.     Guisanplatz Expo oder mit Bus
und das Redaktionsteam von            Gutscheincode ein, der im                 Zemp, Zentralpräsident LCH.      Nr. 20 bis Wankdorf Bahnhof
BILDUNG SCHWEIZ freut sich,           untenstehenden Inserat abge-              Neben der Nahrung für den        und anschliessend Tram Nr. 9
seinen Leserinnen und Lesern          druckt ist. Mit dem Ausfüllen             Geist ist am Stand des LCH       bis Wankdorf Center zu
auch in diesem Jahr einen             der persönlichen Angaben wird             aber auch für das leibliche      erreichen.
kostenlosen Eintritt anbieten         der Ticketbezug ausgelöst.                Wohl gesorgt. Im Bistro können
zu können.                                                                      sich die Besucherinnen und       BILDUNG SCHWEIZ und der
                                      Wissen und Musse an einem                 Besucher hinsetzen, sich aus-    LCH freuen sich auf Ihren
Möglich ist dies durch das            Ort vereint                               ruhen und einen Kaffee oder      Besuch an den Swiss Educa-
Sponsoring einiger langjähri-         Der LCH ist auch in diesem                ein Mittagessen geniessen.       tion Days und insbesondere
ger Geschäftspartner des LCH,         Jahr mit einem Stand vertreten                                             am Stand des LCH, Treffpunkt
bei denen wir uns bedanken            und bietet ein vielfältiges Pro-          Die Messe ist am Dienstag,       der Lehrerinnen und Lehrer.
möchten: der FO Zürisee, der          gramm. Highlights sind unter              8. November, und Mittwoch,
Zürichsee Werbe AG und dem            anderem die Präsentation des              9. November, von 9 bis 18 Uhr
Versicherer Zurich Schweiz.           neuen Lehrmittels «Mathekin-              geöffnet. Am Donnerstag,         Deborah Conversano

      Bildung ist Entwicklung.
       8.–10.11. 2016 | BERN
      Bildung Schweiz schenkt ihren Leserinnen und Lesern einen Eintritt an die
      bedeutendste Schweizer Bildungsmesse in Bern – wo die Schweiz sich bildet.
      swiss-education-days.ch

      Geben Sie unter www.swiss-education-days.ch/ticketshop den
      Promocode sw164chrep ein und drucken Sie dann Ihre Eintrittskarte im
      Wert von CHF 20.00 aus. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

     Besten Dank an die Ticketsponsoren:
                                      Partner der Bildung Schweiz
                                                                    Zürichsee
                                                                    Werbe AG

                                                                                                                                                9
Mehr Männer im Lehrberuf dank Quereinstieg Starke Leitung - gesunde Schule - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 10
10 | 2016
                                                                                                                                 AUS DEM LCH

«Dass wir auf Kurs sind, glaubt
einfach niemand mehr»
In einer gemeinsamen Vernehmlassung zuhanden des Bundesrats sprechen sich
LCH und SER für den Start einer zweiten Landessprache in der Primarschule aus
und für einen durchgehenden Unterricht bis zum Ende der obligatorischen Schule.

Einmal jährlich treffen sich die Vertrete­         Bildungsziele lautet ‹Wir sind auf Kurs›.          weiter Ferne zu sein – zu unterschiedlich
rinnen und Vertreter der Präsidialkonfe­           Das glaubt einfach niemand mehr», stellt           sind die Voraussetzungen, die schulischen
renz LCH (PrK LCH) und des erweiterten             Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, in             Traditionen, aber auch die finanziellen und
Komitees SER (CoSER), um sich zu bri­              Bezug auf den Fremdsprachenunterricht              bildungspolitischen Begebenheiten in den
santen bildungspolitischen Themen aus­             auf der Primarstufe fest. «Im Gegenteil, es        einzelnen Kantonen.
zutauschen und gemeinsame Strategien               sieht in manchen Kantonen der Deutsch­                 Im Kanton Thurgau soll der Franzö­
und Positionen auszuarbeiten. Haupttrak­           schweiz sogar danach aus, als ob der               sischunterricht auf die Sekundarstufe ver­
tandum der diesjährigen Konferenz vom              erreichte Harmonisierungsstand wieder              legt werden. Ab nächstem Schuljahr sollen
7. September 2016 in Bern war die Ver­             rückgängig gemacht wird.»                          die Schülerinnen und Schüler also erst in
nehmlassung über die «Änderung des Bun­                                                               den drei letzten obligatorischen Schuljah­
desgesetzes über die Landessprachen und                                                               ren Französischunterricht haben. In den
die Verständigung zwischen den Sprach­
                                                   «Man kann zwar aus HarmoS                          Kantonen Luzern und Zürich sind derzeit
gemeinschaften». Diese hat der Bund am             austreten, aber man kann nicht                     Initiativen mit ähnlichem Ziel hängig. Im
6. Juli 2016 eröffnet. Er lädt sowohl den                                                             Kanton Basel­Landschaft ist sogar eine Ini­
                                                   in der Eidgenossenschaft                           tiative lanciert worden, die das Ziel verfolgt,
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer
Schweiz LCH als auch das Syndicat des              bleiben und die Bildungsartikel                    aus HarmoS auszutreten. «Man kann zwar
enseignants romands SER ein, bis zum               der Bundesverfassung miss-                         aus HarmoS austreten, aber man kann
14. Oktober 2016 schriftlich Stellung zu                                                              nicht in der Eidgenossenschaft bleiben und
beziehen.                                          achten.»                                           die Bildungsartikel der Bundesverfassung
                                                                                                      missachten», kritisiert Zemp.
Der Fremdsprachenunterricht – nach                 In der Tat wird der Fremdsprachenunter­
wie vor ein Flickenteppich                         richt auf bildungspolitischer Ebene bereits        Der Bundesrat greift ein
«Die offizielle Kommunikation der EDK              seit einigen Jahren kontrovers diskutiert.         Vor dem Hintergrund dieser gegenläu­
hinsichtlich der Harmonisierung der                Eine harmonisierte Lösung scheint in               figen Entwicklungen hat der Bundesrat

Die Vertreterinnen und Vertreter des gemeinsamen Treffens PrK LCH und CoSER entscheiden sich für eine gemeinsame Stellungnahme zur Fremdsprachen­
Regelung zuhanden des Bundesrats. Sie favorisieren dabei die Variante 3. Foto: Anna Walser

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AUS DEM LCH

entschieden, zu handeln. Die sich abzeich­    Konsultativabstimmung mit einer grossen       Bundesebene erstellt werden und dass
nende Tendenz in manchen Deutsch­             Mehrheit dafür entschieden, dem Bund in       die beiden Gewerkschaftsdachverbände
schweizer Kantonen, nur noch eine             einer gemeinsamen Stellungnahme zu ant­       sowie LCH und SER ihre bildungspoliti­
Fremdsprache, nämlich Englisch, auf der       worten und dabei die von ihm favorisierte     schen Aktivitäten auf Bundesebene koor­
Primarstufe zu unterrichten, widerspricht     Variante 3 zu unterstützen. Während die
seiner Ansicht nach dem Sprachenartikel       Mitglieder des erweiterten Komitees SER
in der Bundesverfassung. Das hat Bun­         geschlossen für die Variante 3 stimmten,
                                                                                            «Wir wollen mehr Einblick
desrat Alain Berset bereits im Frühjahr       gab es unter den Präsidentinnen und Präsi­    in die bildungspolitischen
2014 in einer Fragestunde des Nationalrats    denten der Deutschschweizer Kantone ver­
klar zum Ausdruck gebracht. Schülerinnen      einzelte Enthaltungen und Gegenstimmen.
                                                                                            Geschäfte auf Bundesebene
und Schüler müssen auf der Primarstufe           LCH und SER ziehen die Variante 3          erhalten und früh genug
eine zweite Landessprache erlernen, lau­      vor, weil sie im Gegensatz zu Variante 1
tete schon damals seine klare Forderung.      und 2 festlegt, dass der Unterricht bis
                                                                                            Weichen auf nationaler Ebene
Am 6. Juli 2016 hat der Bundesrat nun ein     zum Abschluss der obligatorischen Schule      in die richtige Richtung
Vernehmlassungsverfahren zur Harmoni­         erfolgen muss und auf der Sekundarstufe       stellen können. Deshalb
sierung des Sprachenunterrichts eröffnet.     nicht in Form eines Wahlfachs wieder
Ziel ist es, den Unterricht in der zweiten    abgewählt werden kann. Die Variante 3         haben LCH und SER einen
Landessprache in der Primarschule gesetz­     geht auch deshalb als Favorit hervor, weil    Vertrag mit SGB und Travail.
lich zu verankern und den Unterricht bis      sie für Nicht­HarmoS­Kantone wie Aar­
zum Ende der obligatorischen Schule zu        gau, Thurgau oder Appenzell Innerrho­         Suisse abgeschlossen.»
sichern.                                      den die Möglichkeit bietet, erst in der
                                              6. Primarklasse mit dem Fremdsprachen­        dinieren. Diese Zusammenarbeit der vier
Drei Varianten zur Stärkung                   unterricht in der zweiten Landessprache       Dachverbände soll den Einfluss der Lehr­
der Landessprachen                            zu beginnen. Diese Flexibilität, verbun­      personen auf die nationale Politik deutlich
Der Bundesrat stellt drei Varianten zur       den mit der Option, die Lektionenzahl         verstärken. Zusammen mit SGB und Tra­
Diskussion. Variante 1 schreibt vor, dass     in der 6. Klasse anzuheben, könnte den        vail.Suisse wollen sich LCH und SER ent­
der Unterricht in der zweiten Landesspra­     Lehrpersonen bei der Umsetzung in der         schieden für den Erhalt guter Bildung und
che spätestens ab dem 5. Primarschuljahr      Praxis entgegenkommen. LCH und SER            die entsprechenden Rahmenbedingungen
einzusetzen hat. Variante 2 verankert das     werden ihre Stellungnahme dem Bund in         stark machen. Am 5. September 2016 hat
Modell 3/5 des HarmoS­Konkordats auf          diesem Sinne bis zum 14. Oktober 2016         die erste ganztägige Sitzung des Koordina­
Gesetzesstufe: Die erste Fremdsprache         zukommen lassen.                              tionsbüros LCH/SER mit SGB und Travail.
soll spätestens ab dem 3. Schuljahr, die                                                    Suisse stattgefunden. Das Mandat ist als
zweite ab dem 5. Schuljahr unterrichtet       Mandatsvertrag mit SGB                        Pilotprojekt auf zwei Jahre befristet. Vor
werden. Eine der beiden Sprachen ist eine     und Travail.Suisse                            Ablauf der Frist wird das Projekt bewertet
Landessprache, die andere Englisch. Die        Die politischen Dossiers auf nationaler      und das weitere Vorgehen definiert. ■
vom Bundesrat bevorzugte Variante 3 zielt      Ebene, die sowohl Schule als auch Lehr­
schliesslich auf die formelle Sicherung der    personen betreffen, haben stark zugenom­     Belinda Meier
zweiten Landessprache ab. Sie legt fest,       men. «Wir wollen mehr Einblick in die
dass der Unterricht der zweiten Landes­        bildungspolitischen Geschäfte auf Bundes­
sprache in der Primarschule startet und bis    ebene erhalten und früh genug Weichen auf    Weiter im Netz
zum Ende der obligatorischen Schulzeit         nationaler Ebene in die richtige Richtung    www.LCH.ch – Unter «Medienmitteilungen»
dauern muss.                                   stellen können. Deshalb haben LCH und        und «Positionspapiere» finden sich
                                               SER einen Vertrag mit SGB und Travail.       diverse offizielle Stellungnahmen seitens
LCH und SER unterstützen Variante 3            Suisse abgeschlossen», erklärt Franziska     LCH zum Fremdsprachenunterricht.
Die Dachverbände der Lehrerinnen und           Peterhans, Zentralsekretärin LCH. Diesen
Lehrer der Deutschschweiz und der              Mandatsvertrag stellt sie in der Folge den
Romandie, LCH und SER, haben sich              anwesenden Verbandsvertreterinnen und
bereits in früheren Stellungnahmen für        ­vertretern vor.
eine möglichst weit gehende Harmoni­              Der Vertrag legt fest, dass die Verant­
sierung des Sprachenunterrichts und für        wortlichen für die Bildungsdossiers von
eine Priorisierung der Landessprachen          SGB und Travail.Suisse an vier ganztägigen
stark gemacht. Im Rahmen der halbtägigen       Sitzungen des Koordinationsbüros LCH/
Zusammenkunft PrK LCH und CoSER                SER teilnehmen, dass ein Monitoring der
haben sich die Vertreterinnen und Vertre­      Bildungspolitik auf nationaler Ebene sowie
ter der Kantonalsektionen in Form einer        eine Liste der politischen Geschäfte auf

                                                                                                                                   11
STEHSATZ | STEHSATZ
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Nach wie vor Männermangel
an den Primarschulen
Text : Peter Krebs    Männer unterrichten nicht besser als Frauen. Aber an der Primar­
Fotos: Philipp Baer
                      schule sind sie als Lehrkräfte stark untervertreten. Die Hochschulen
                      geben Gegensteuer: Mehr Diversität ist laut den Fachleuten gut für
                      die Kinder, die Kollegien und entspricht einem Wunsch der Eltern.
                      Ausserdem ist sie im Sinn der Chancengleichheit bei der Berufswahl.

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RUBRIK
LEHRBERUF

Man weiss es: In den Lehrerkollegien der Primarschulen                          Christa Kappler leitet für die PH Zürich das Projekt
herrscht Männermangel. Laut der Bildungsstatistik 2015                          «Umsteiger, einsteigen!», mit dem die Pädagogischen
waren von den gut 47 000 Personen, die auf der Primarstufe                      Hochschulen Zürich und Zug berufstätigen Männern die
(1. bis 6. Klasse) unterrichteten, gerade mal 18,4 Prozent                      Gelegenheit geben, einen kurzen Einblick in die Tätig­
Männer. An der Sekundarstufe 1 ist das Verhältnis viel                          keit des Primarlehrers zu erhalten; mit dem Ziel, sie für
ausgewogener. Hier unterrichteten letztes Jahr 54 Prozent                       einen Quereinstieg zu gewinnen. Sie können dazu einen
Frauen und 46 Prozent Männer.                                                   halben Tag lang bei einem Praxislehrer schnuppern. Das
    Das Problem ist erkannt: «Der nach wie vor zu kleine                        Interesse war gross, als das Projekt im letzten Frühling
Männeranteil ist bei uns ein Dauerthema», sagt Daniel                           publiziert wurde. Innert eines Monats haben sich 80 Kan­
Steiner, Leiter des Instituts Vorschulstufe und Primarstufe                     didaten gemeldet, gut 30 haben das Angebot bisher genutzt.
der Pädagogischen Hochschule Bern. Die PH geben seit                            Eine statistische Auswertung liegt noch nicht vor. Christa
einigen Jahren mit verschiedenen Massnahmen Gegensteuer.                        Kappler hat aber positive Rückmeldungen erhalten. Sie
Als besonders wirksam hat sich die Öffnung der Studien­                         lassen darauf schliessen, dass der Schnuppertag als Ent­
gänge für Quereinsteiger erwiesen. Bei diesen Angeboten                         scheidungshilfe nützlich ist. Einigen Kandidaten habe er
ist der Männeranteil deutlich grösser als in den klassischen                    die Motivation und Zuversicht gegeben, die finanziell und
Studiengängen. An der PH Zürich waren letztes Jahr 37 Pro­                      organisatorisch oft anspruchsvolle Umschulung an die
zent Männer für die 2011 geschaffenen Quereinsteiger­                           Hand zu nehmen.
Studiengänge eingeschrieben, während es im «normalen»                              Laut Christa Kappler hat es unter den Quereinsteigern
Bildungsweg für die Primarstufe nur 19 Prozent waren.                           etliche Berufsleute aus dem Banken­ und Versicherungs­
    Eine ähnliche Feststellung macht Daniel Steiner. Sein                       wesen, die in eine mehr oder weniger ausgeprägte Sinn­
Institut bietet zwar keine gesonderten Quereinsteiger­                          krise geraten sind und noch einmal etwas Neues anpacken
Studiengänge an. Es hat aber neue Zulassungswege geschaf­                       möchten. Auch Angestellte oder selbständig Erwerbende
fen. So gewährt zum Beispiel «Admission sur dossier»                            aus prekären beruflichen Verhältnissen wie Journalisten,
Personen über 30 Jahren ohne gymnasiale Maturität einen                         Marketingleute oder Kunstschaffende entschlössen sich zu
direkten Zugang zum Studium. «Der Männeranteil bei den                          einer Umschulung an der PH. «In einem gewissen Alter
Studierenden ohne gymnasiale Maturität ist bei uns über­                        nehmen die Vorbehalte gegen den Primarlehrberuf ab»,
durchschnittlich hoch.»                                                         vermutet Christa Kappler. Häufig seien es Männer, die
                                                                                den Berufswunsch Lehrer schon früher gehegt hätten und
Verschiedene Rollenmodelle kennenlernen                                         die nun darauf zurückkommen. Zu ihnen zählen Sebastian
Koordiniert vom Verein «Männer an die Primarschule»                             Müller (s. Porträt Seite 15) und Marcel Röllin, der seine Aus­
MaP beteiligen sich verschiedene PH seit Ende 2015 an                           bildung gegenwärtig an der PH Zug macht. Nach der obli­
vier Projekten mit dem Ziel, wieder mehr Primarlehrer zu                        gatorischen Schulzeit habe er zunächst einmal genug gehabt
gewinnen (s. nächste Seite). Dabei sei es keineswegs so,                        von der Schule, erklärt er. Er absolvierte dann eine Lehre
dass Männer grundsätzlich besser oder schlechter unter­                         als Zimmermann. Als er sich nach einer Knieoperation neu
richten als Frauen, sagt Christa Kappler, wissenschaftliche                     ausrichten musste, entschied er sich für die Berufsmatur
Mitarbeiterin an der Pädagogischen Hochschule Zürich.                           mit dem Ziel, Ingenieur zu werden. Doch es kam anders.
Anzustreben sei vielmehr die Diversität des Lehrkörpers.                        Während eines relativ langen Prozesses der Umorientierung
«Davon profitieren alle: die Kinder, das Kollegium und                          habe er sich daran erinnert, wie gerne er mit Kindern arbeite,
die Eltern.» Für die Kinder sei es wichtig, verschiedene                        ihnen Wissen und andere Fertigkeiten vermittle. So wählte
«Rollenmodelle» kennenzulernen und zu sehen, dass auch                          er schliesslich für den zweiten Bildungsweg die PH statt
ein Mann fürsorglich oder streng sein und sich um jüngere                       die Ingenieurschule. Die Tatsache, dass Primarlehrer eher
Kinder kümmern könne. Gerade Buben brauchten solche                             als Frauenberuf gilt, spielt für ihn kaum noch eine Rolle.
Vorbilder, bestätigt der Verein MaP: «Fehlen sie, so neh­                       Er erfahre die Geschlechterfrage sogar als positiv. An den
men sie die oft künstlichen Rollenmodelle, die sie in den                       Praktikumsstellen reagierten viele Eltern gerade von Knaben
Medien finden.»                                                                 erfreut, «wenn wieder einmal ein Lehrer vor der Klasse
                                                                                steht». Heute ist er überzeugt, die richtige Wahl getrof­
                                                                                fen zu haben. Aber es habe auch den Umweg gebraucht
Nur gerade jede fünfte Primarlehrperson ist männlich – Der Verein «Männer
an die Primarschule» setzt sich mit verschiedenen Projekten dafür ein, wieder   und «die Erfahrung, wie es wirklich ist, auf dem Bau zu
mehr Primarlehrer zu gewinnen.                                                  arbeiten».

                                                                                                                                           13
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Vom Männer­ zum Frauenberuf                                                     Zürich erreichte er 2015 für die Primarstufe immerhin wie­
Es gehe nicht darum, «irgendwelche Männer» für den                              der 19 Prozent. Er ist damit rund doppelt so hoch wie noch
Lehrberuf zu gewinnen, sagt Christa Kappler, «sondern wir                       vor einigen Jahren. Auch an der PH Bern zeigt der Trend
möchten die besten Lehrkräfte». Der Abbau von Barrieren,                        nach oben. Der Anteil der männlichen Studierenden für die
die Männer daran hindern, den Lehrberuf zu wählen, soll                         Primarstufe und die Vorschulstufe ist innert fünf Jahren von
das bisher zu wenig genutzte Potenzial auf dem Arbeits­                         12 auf 16 Prozent gestiegen. Daniel Steiner führt dies auch
markt besser ausschöpfen. Aus dem einstigen Männerberuf                         auf das verbesserte Berufsbild zurück: «Man nimmt den
des Schulmeisters ist in der zweiten Hälfte des letzten Jahr­                   Lehrberuf zunehmend wieder als attraktive, anspruchsvolle
hunderts eine vornehmlich von Frauen ausgeübte Tätigkeit                        und gesellschaftlich wichtige Tätigkeit wahr.»
geworden. Laut Beat Ramseier, Leiter der Koordinations­                            Allerdings bleibt das Thema aktuell. In den nächsten Jah­
stelle des Vereins MaP, hat das zahlreiche Ursachen. So                         ren kommen an den Primarschulen Lehrergenerationen ins
spiele etwa der Lohn eine Rolle, der je nach Kanton weniger                     Pensionsalter, in denen noch vergleichsweise viele Männer
attraktiv sei als in anderen akademischen Berufen oder an                       tätig waren. Bis Mitte der 1960er­Jahre unterrichteten noch
den Sekundarstufen. Auch die vergleichsweise beschränk­                         mehr Lehrer an der Primarstufe als Lehrerinnen. ■
ten Karrieremöglichkeiten seien für Männer ein Hindernis.
Andererseits profitierten Frauen eher vom guten Angebot
                                                                                IM SINN DER CHANCENGLEICHHEIT
an Teilzeitstellen an vielen Schulen. Schliesslich habe auch
der Verlust an Prestige eine Rolle gespielt: «Früher waren                      Das Bestreben, mehr Männer für den Lehrberuf zu motivieren, ist
die Lehrer zusammen mit den Ärzten und dem Pfarrer                              im Sinn der Chancengleichheit. Sie bedeutet unter anderem, dass
Respektspersonen.»                                                              Mädchen und Jungen ihren Beruf ohne Rücksicht auf Geschlech­
                                                                                terstereotype wählen können. Das verlangen der Gleichstellungs­
   Inzwischen scheint aber die Talsohle erreicht. Mit
                                                                                artikel der Bundesverfassung und das entsprechende Ausfüh­
18,4 Prozent lag der Anteil der Primarlehrer im letzten                         rungsgesetz. Deshalb unterstützt das Eidgenössische Büro für die
Jahr gesamtschweizerisch wieder leicht höher als in den                         Gleichstellung von Mann und Frau EBG die vier vom Verein «Män­
vorangehenden Jahren, im «Rekordjahr» 2012/13 waren                             ner an die Primarschule» MaP koordinierten Teilprojekte. Das EBG
es nur gerade 17,6 Prozent. Möglicherweise macht sich da                        übernimmt dabei rund 60 Prozent der Kosten, die übrigen in der
                                                                                Trägerschaft vertretenen Institutionen beteiligen sich mit 40 Pro­
der Effekt der ersten «Quereinsteiger» bemerkbar, die in
                                                                                zent. Die Projekte laufen noch bis Ende 2017, wie Beat Ramseier
den Lehrberuf eingestiegen sind. Doch auch in den regulä­                       erklärt. Im Vereinsvorstand sind neben den PH Zürich, Bern und
ren Studiengängen hat der Männeranteil zugenommen, bei                          Luzern auch der LCH und der VSLCH und eine Bildungspolitikerin
insgesamt stark steigenden Studierendenzahlen. An der PH                        vertreten.

Zu tiefer Lohn, beschränkte Karrieremöglichkeiten und der Verlust an Prestige könnten mögliche Gründe für den Mangel an Primarlehrern sein.

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10 | 2016
LEHRBERUF

Von der Oper an die Schule
Sebastian Müller war früher Opernregisseur. Jetzt arbeitet er als
Primarlehrer in Zürich. Er hat viel Spass am neuen Beruf, mit dem
er sich einen alten Wunsch erfüllt.

Seit 2014 ist der 39­jährige Sebastian Müller diplomierter     am Ende der sechsten Klasse aufzuführen – altersgerecht
Primarlehrer. Er unterrichtet im Schulhaus Untermoos in        angepasst natürlich. Sebastian Müller kann in mancherlei
der Stadt Zürich an einer sechsten Klasse, «den ganzen         Hinsicht von seinen früheren Berufserfahrungen profitie­
Fächerkanon», wie er sagt. Der finnische Staatsangehörige      ren, zu denen er Parallelen sieht: Vor einer Klasse stehen,
ist auf dem zweiten Bildungsweg Primarlehrer geworden.         führen, den Überblick wahren, viel wahrnehmen und viel
Im ersten Beruf war er Opernregisseur. Er hat an ver­          organisieren sei bei beiden Tätigkeiten gefragt.
schiedenen deutschen Opernhäusern gearbeitet und auch             An seiner Primarschule arbeiten neben einer Mehrzahl
Opernsänger ausgebildet. Die Beschäftigungsverhältnisse        Lehrerinnen auch andere männliche Kollegen. Für ihn per­
am Theater seien allerdings prekär, es sei heute kaum noch     sönlich sei das nicht so wichtig. Aber für die Schule und die
realistisch, eine feste Anstellung zu bekommen. Das hat mit    Schüler sei ein gewisser Männeranteil und die Vielfalt vor­
den Ausschlag gegeben, dass sich Sebastian Müller für den      teilhaft: «Nach dem Kindergarten und der Unterstufe freuen
Quereinsteigerkurs Quest meldete, den die Pädagogische         sich manche, wenn sie mal einen Mann haben als Lehrer.»
Hochschule Zürich 2011 startete. So bestand auch die Aus­      Für viele Knaben sei es ausserdem auch gut, «männliche
sicht, das Pendlerleben aufzugeben und mit seiner Freundin,    Vorbilder zu haben, die nicht dem manchmal sehr einsei­
einer Schweizerin, zusammenzuleben.                            tigen Rollenverständnis entsprechen, das sie von zuhause
   Es sei jedoch kein reiner Zweckentscheid gewesen, betont    kennen.» Insgesamt dürfe man diese Frage aber nicht über­
der Primarlehrer, es habe auch einer alten Neigung entspro­    bewerten: «Mehr Männer als Lehrer lösen sicher nicht alle
chen: «Ich wollte schon als Schüler Lehrer werden und bin      Probleme der Primarschule.» ■
nun auf einen alten Wunsch zurückgekommen.» Bereut hat
er den Wechsel nicht, im Gegenteil: «Es macht mir sehr viel    Peter Krebs
Spass» und die Erfahrungen seien ausserordentlich positiv.
So sehr, dass er am Anfang der Ferien eine gewisse Trau­
rigkeit verspürt, weil ihm die Schule fehlt.
   Die guten Erfahrungen begannen bereits mit der sehr
praxisbezogenen Ausbildung an der PH, die er als profes­
sionell bezeichnet und wo er das Lehrerhandwerk fundiert
erlernt habe. Inzwischen unterrichtet er eine «gute Klasse»
und arbeitet mit hoch motivierten Kolleginnen und Kollegen
zusammen.

Authentizität ist der Schlüssel für einen erfolgreichen
Unterricht
Überwunden hat er auch seine grösste Sorge, nämlich die
Frage, ob er den Draht zu den Kindern dieser noch jungen,
vorpubertären Altersstufe finde: «Ich habe selber keine
Kinder und wusste nicht, ob ich kindgerecht genug sein
kann.» Einst hatte er sich vorgenommen, am Gymnasium zu
unterrichten, mit den Grossen, mit denen man auch grosse
Literatur behandeln könne. Diese Ängste sind verflogen.
Sebastian Müller hat die Erfahrung gemacht, dass man sich
als Lehrer nicht in eine andere Person verwandeln muss. Der
Schlüssel für einen erfolgreichen Unterricht sei die Authen­
tizität: «Man kann so sein, wie man ist, man muss einfach
ehrlich sein.» Ausserdem sei es durchaus möglich, auch an
der Mittelstufe anspruchsvolle Dinge anzupacken und ernst­
hafte und grosse Themen wie etwa den Tod zu behandeln:
«Das interessiert sie auch.» Er wagt sich mit seiner Klasse
sogar an ein Projekt, das er selber ironisch als «grössen­
wahnsinnig» bezeichnet, nämlich Shakespeares «Hamlet»
                                                               Von der Oper in die Schule: Sebastian Müller liess sich auf dem zweiten
                                                               Bildungsweg zum Primarlehrer ausbilden.

                                                                                                                                         15
10 | 2016
                 LEHRBERUF

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10 | 2016
PÄDAGOGIK

Kinderrechte verstehen
Mit neu aufgelegten, interaktiven Lektionen von Terre des hommes können
Schüler und Schülerinnen erfahren, wie Kinder in vielen Ländern der Welt
durch Arbeit ausgebeutet werden. Sie erleben dabei den Alltag von jungen
Minenarbeitern in Burkina Faso oder von Flüchtlingskindern und lernen
gleichzeitig ihre eigenen Rechte kennen.

Die Bekämpfung der Ausbeutung von Kin­         hineinversetzen, indem sie Passanten Scho­              Unterstützung und Anmeldung
dern durch Arbeit ist einer der Schwer­        kolade oder Selbstgebasteltes gegen eine                Das Kinderhilfswerk unterstützt die Stras­
punkte von Terre des hommes. Gemäss            Spende anbieten oder zum Beispiel Schuhe                senaktivitäten bei den Standbewilligungen
der Internationalen Arbeitsorganisation                                                                und mit Aktionsmaterial, wie zum Beispiel
arbeiten weltweit 168 Millionen Kinder –                                                               Kisten mit Schuhputzutensilien, Plakaten
davon über die Hälfte (85 Mio.) unter
                                               «Ich finde den Aktionstag                               und Informationsmaterial, sowie Mützen
den schlimmsten Bedingungen, wie zum           cool. Es ist auch für uns span-                         für die teilnehmenden Schüler. Louie
Beispiel in der Kinderprostitution oder in                                                             Patsch aus Schaan, einer der rund 3000
Goldminen. Mit der Flüchtlingskrise ver­
                                               nend, zu verstehen, wie sich                            jährlich teilnehmenden Schülerinnen und
schärft sich dieses Phänomen weiter. Da        Kinder fühlen, die jeden Tag                            Schüler, erzählt der Zeitung «Liechtenstei­
Erwachsene zum Beispiel im Libanon und         arbeiten müssen, um zu über-                            ner Vaterland»: «Ich finde den Aktionstag
in Jordanien keinen legalen Zugang zum                                                                 cool. Es ist auch für uns spannend, zu ver­
Arbeitsmarkt haben, ist die Anzahl der dort    leben.»                                                 stehen, wie sich Kinder fühlen, die jeden
arbeitenden Kinder massiv gestiegen.                                                                   Tag arbeiten müssen, um zu überleben.»
                                               putzen. Gleichzeitig setzen sie sich so für                Die Anmeldung kann per E­Mail an
Kinderrechte und ­schicksale                   andere Kinder ein, deren Schicksal sie                  events@tdh.ch erfolgen. Anmeldeschluss
kennenlernen                                   zuvor beispielhaft in der Schulstunde ken­              für die Aktivitäten für Schulen ist am
Die Schullektionen werden von Terre­           nengelernt haben. Manuel Looser, Lehrer                 31. Oktober.
des­hommes­Mitarbeitenden geleitet und         aus St. Georgen, betont die Bereitschaft der
bieten Schulmaterial für drei verschiedene     Schüler, die Aktion zu unterstützen. Ihm                Lisa Flückiger, Medienbeauftragte Terre
Altersstufen. Die Altersklassen zwischen       war es wichtig, dass den Kindern bewusst                des hommes
fünf und sieben Jahren sowie diejenigen        wird, «dass sie es im Vergleich zu anderen
zwischen acht und zwölf Jahren nehmen          Kindern schön haben und ihr Leben keine
am Leben von Geschwistern in Burkina           Selbstverständlichkeit ist». Gleichzeitig               Weiter im Netz
Faso teil, die die Schule verlassen mussten,   lernten sie, Hemmschwellen zu überwin­                  Mehr Informationen finden Sie auf:
um in einer Goldmine zu arbeiten. Der          den, indem sie auf die Passanten zugehen.               www.rechtederkinder.ch
Schulstoff deckt sich mit den im Lehr­         Die Art der Aktivität kann von der Schule
plan 21 definierten Lernzielen, andere         selbst gewählt und mit anderen Fächern
Lebensweisen von Menschen in verschie­         wie beispielsweise Werken verbunden
denen Lebensräumen kennenzulernen, zu          werden.
beschreiben und zu vergleichen. Die 13­
bis 15­jährigen Schülerinnen und Schü­
ler beschäftigen sich mit dem Schicksal
eines syrischen Flüchtlingskindes, welches
nun im Libanon arbeiten muss. Hier wird
zudem die Anforderung des Lehrplans 21,
die Entwicklung, Bedeutung und Bedro­
hung der Menschenrechte zu kennen,
abgedeckt.
   Die interaktiven Übungen bieten eine
Mischung aus Wissensvermittlung, kleinen
Aufgaben und Diskussionsfragen. Sie wur­
den speziell für diese Aktivität in Zusam­
menarbeit mit Terre des hommes Suisse
entwickelt und können ein oder zwei
Schulstunden umfassen, je nach Wunsch
der Lehrperson.

Für einen Tag Strassenkind sein
Die Schulstunde kann durch eine Spen­
denaktion am oder um den UNO­Kin­
derrechtstag am 20. November ergänzt
werden. Diese zielt darauf ab, dass sich
die Schülerinnen und Schüler selbst einmal
in die Situation eines arbeitenden Kindes
                                               Schüler setzen sich für benachteiligte Kinder ein, indem sie für einen Tag Strassenarbeit leisten.
                                               Foto: Christian Brun

                                                                                                                                                    17
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Warum gibt es immer mehr
Autisten?
Noch nie gab es mehr Schulkinder mit einer Autismus­Spektrum­Diagnose.
Was sind die Gründe und was bedeutet dies für die Lehrkräfte?

Autismus hat den Sprung vom Handicap                 auf den Boden und beginnt zu schreien.                Mehr Autisten aufgrund medizinischer
einer Randgruppe zum gesellschaftsfähi­              Der Primarschüler ist mit der Situation               Fortschritte und Frühdiagnosen
gen Anderssein geschafft. Schätzungsweise            überfordert. Was meint die Lehrerin mit              Die Fortschritte in der Diagnostik erklären
ein Prozent der Schweizer Bevölkerung                «Platz aussuchen»? Neben wen setze ich               einen Teil der Zunahme. Früher galten
leidet an einer autistischen Störung. Das            mich? Wo stelle ich die Wasserflasche hin?           Menschen mit Autismus als schizophren
sind rund 83 000 Kinder und Erwachsene.              Konstante Überforderung und Stress ent­              und schwerst gestört. Unter dem Begriff
Bezogen auf die aktuellen 86 559 Gebur­              laden sich in seiner Aggression.                     «autistische Psychopathie» umschrieb
ten pro Jahr (2015) kämen hierzulande                    Situationen wie diese und Kinder wie             Hans Asperger zwar schon 1944 die Sym­
zusätzlich jährlich an die 860 Kinder mit            Bruno sind in Schweizer Schulen keine sel­           ptomatik des späteren Asperger­Syndroms.
einer autistischen Störung dazu. Diese               tenen Ausnahmen mehr. Trotzdem über­                 Doch erst Jahrzehnte später wurde die
Zahlen bedeuten, dass in jedem grösseren             rascht die Menge an Kindern, die an einer            Arbeit von Asperger wieder aufgegriffen,
Primarschulhaus mehrere Kinder mit einer             Autismus­Störung leiden. In der Volks­               weitergeführt und schliesslich Anfang der
Autismus­Spektrum­Diagnose den Unter­                schule im Kanton Bern gab es laut der                1990er­Jahre in die zwei internationalen
richt besuchen.                                      Tageszeitung «Der Bund» im Jahr 2000                 Diagnosesysteme ICD­10 und DSM­IV
                                                     noch kein einziges Kind mit der Diagnose             aufgenommen. Zusätzlich integrierte das
«Von null auf dreihundert»                           Asperger­Syndrom. Zehn Jahre später                  DSM­IV vor drei Jahren auch die ASS.
Da ist zum Beispiel Bruno. Er leidet an              waren es offiziell 341 Kinder. Die Tages­            Bis es solche Neuerungen in die Praxis
einer Autismus­Spektrum­Störung (ASS),               zeitung thematisierte die Entwicklung mit            schaffen, braucht es Jahre. Der sprung­
genauer am Asperger­Syndrom. Der                     der Überschrift «Von null auf dreihundert».          hafte Anstieg der Autismus­Diagnosen
Zweitklässler findet sich wohl in klaren             Nachgefragt bei den Schulpsychologischen             zeigt, dass die neue Autismus­Auslegung
Strukturen und statischen Mustern zurecht,           Diensten verschiedener Kantone und                   in Arztpraxen und Psychiatrischen Diens­
geprägt durch bekannte Handlungen                    Autismus­Beratungsstellen passt der Titel            ten angekommen ist. Die Fachpersonen
und Routine. Alles, was dynamisch oder               zur Autismus­Situation in der Schweiz und            sind sensibilisiert.
emotional ist, bereitet ihm Mühe. Beim               umschreibt auch den globalen Trend tref­                Auch die Frühdiagnose und die Erfas­
gemeinsamen Znüni­Essen rastet er aus.               fend. In den frühen 1970er­Jahren schätz­            sung von ASS tragen zum Anstieg der Dia­
Er findet auf den Holzbänken nur schwer              ten US­Forscher, dass ein Kind aus 14 000            gnosen bei. Bis in die 1980er­Jahre gab
einen Platz und stösst seinen Nachbarn               Kindern autistisch sei. Glaubt man einer             es kein Früherkennungssystem. Heute
in die Rippen. Die Trinkflache fällt zu              aktuellen Studie aus Südkorea, leidet jedes          werden in der Schweiz Kinder mit früh­
Boden, gefolgt von der Znünibox. Statt               38. Kind zwischen sieben und zwölf Jahren            kindlichem Autismus (Kanner­Autismus)
die verstreuten Brezeln aufzuheben, tritt            an einer Art von Autismus. Doch woran                schon im Alter von zwei bis vier Jahren
Bruno drauf. Der Achtjährige wirft sich              liegt diese sprunghafte Zunahme an ASS?              diagnostiziert. Das Asperger­Syndrom

Abgeschirmt und gefangen in der eigenen Welt – autistische Kinder sind oftmals Einzelgänger, vermeiden soziale Kontakte und können sich nur mit Mühe in
andere Menschen hineinversetzen. Foto: EvgeniiAnd/Thinkstock

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