NACH EINER WAHREN GESCHICHTE - EIN FILM VON ROMAN POLANSKI DELPHINE DE VIGAN - PRESSEHEFT - INDIEKINO BERLIN
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NACH DEM BESTSELLER VON DELPHINE DE VIGAN NACH EINER WAHREN GESCHICHTE EIN FILM VON ROMAN POLANSKI PRESSEHEFT
Mit EMMANUELLE SEIGNER EVA GREEN VINCENT PEREZ PRESSEHEFT STUDIOCANAL GmbH THEATRICAL DISTRIBUTION GERMANY TEL.: +49 (0) 30 81 09 69 - 316 PUBLICITY FAX: +49 (0) 30 81 09 69 - 309 NEUE PROMENADE 4 INTERNET: PRESSE.STUDIOCANAL.DE D-10178 BERLIN E-MAIL: PRESSE@STUDIOCANAL.DE
INHALT Besetzung / Stab / Technische Daten.....................................................................................................................................3 One Line Synopsis / Kurzinhalt / Pressenotiz ..................................................................................................................... 4 Langinhalt .......................................................................................................................................................................................... 5 Interview mit Regisseur Roman Polanski .................................................................................................................................. 6 Interview mit Hauptdarstellerin Emmanuelle Seigner.........................................................................................................10 Über die Romanautorin Delphine de Vigan – und ihr literarisches Double ...............................................................12 Vor der Kamera Emmanuelle Seigner (Delphine) ................................................................................................................................................14 Eva Green (Elle) .............................................................................................................................................................................15 Hinter der Kamera Roman Polanski (Regie & Drehbuch) .......................................................................................................................................16 1BXF&EFMNBO ,BNFSB Kontakte ...........................................................................................................................................................................................19 2
BESETZUNG Delphine Emmanuelle Seigner Elle Eva Green François Vincent Perez Karina Josée Dayan Presseagentin Camille Chamoux Die Dokumentaristin Brigitte Roüan Der Nachbar Dominique Pinon Ausstellungsleiterin Noémie Lvovsky Die Journalistin Elisabeth Quin STAB Regie Roman Polanski Drehbuch Olivier Assayas & Roman Polanski nach dem Roman „Nach einer wahren Geschichte“ von Delphine de Vigan Produzent Wassim Béji Ausführende Produzenten Yann Gozlan, Mariusz Lukomski, Wojtek Palys Kamera 1BXF&EFMNBO Musik Alexandre Desplat Ton Lucien Balibar Produktionsdesigner Jean Rabasse Kostüme Karen Muller-Serreau Schnitt Margot Meynier Casting Sarah Teper TECHNISCHE DATEN Lauflänge 100 Minuten Format digital, Audio: 5.1 Bild 2,39:1 FSK FSK 12 beantragt 3
ONE LINE SYNOPSIS In Roman Polanskis neuem Psychothriller geraten die französischen Charakterdarstellerinnen Emmanuelle Seigner und Eva Green in ein hintersinniges Spiel um Wahrheit und Fiktion. KURZINHALT Seit ihr sehr persönlicher Roman über ihre Mutter zu einem Bestseller wurde, leidet die Pariser Autorin Delphine (Emmanuelle Seigner) an einer Schreibblockade. Die endlosen Lesetouren, Signierstunden und vereinzelte Drohbriefe setzen ihr zu. Doch als sie die attraktive Elle (Eva Green) trifft, ändert sich das. Schnell fasst Delphine Vertrauen zu der geheimnisvollen Frau, die als Ghostwriter ihr Geld verdient. Selbstlos übernimmt Elle immer mehr Aufgaben für Delphine, beantwortet Mails und zieht sogar bei ihr ein. Als Delphine schließlich feststellt, dass ihr die Kontrolle entgleitet, muss sie sich fragen: Wer ist Elle wirklich? Will sie Delphines Leere füllen oder stiehlt sie ihr das Leben? PRESSENOTIZ Mit dem Psychothriller NACH EINER WAHREN GESCHICHTE kehrt der gefeierte Regisseur und Oscar- Preisträger Roman Polanski („Der Ghostwriter“, „Rosemaries Baby“) zum Thrillergenre zurück. Seine Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Delphine de Vigan ist ein hintersinniges Spiel um Macht und Identität, um Wahrheit und Fiktion – ein großartiges Pas de Deux für die französischen Charakterdarstellerinnen Emmanuelle Seigner („Venus im Pelz“) und Eva Green („Casino Royale“). Das Drehbuch verfasste Polanski gemeinsam mit Olivier Assayas („Personal Shopper“), die Kamera führte 1PMBOTLJT8FHHFGÊISUF1BXF&EFMNBO 4
LANGINHALT Nachdem sie erstmals einen Bestseller geschrieben hat, ist die Buchautorin Delphine (Emmanuelle Seigner) auf Lesetour. Ihr sehr persönlicher Roman über ihre Mutter findet vor allem bei weiblichen Fans großen Anklang, doch die vielen Autogrammstunden setzen Delphine körperlich zu. Als sie das Signieren auf einer Buchmesse gerade abbrechen will, dringt doch noch eine schöne junge Frau zu ihr vor: Das ist Elle (Eva Green). Wenig später treffen sich beide auf einer Party wieder. Elle ist als Ghostwriterin tätig und sprüht nur so vor Charme und Verständnis für Delphine. Sie unterhalten sich über den Druck des Literaturbetriebs und dass alle ein neues Buch von Delphine erwarten. Delphine trifft sich in den nächsten Tagen wieder mit Elle und sie wird schnell zur Vertrauten und Freundin. Es dauert nicht lang, bis Delphine ihr gesteht, dass sie gerade an einer Schreibblockade leidet. Währenddessen kann sich Delphines Lebensgefährte, der bekannte Fernsehjournalist François (Vincent Perez), kaum um sie kümmern. Er muss zu einer lange geplanten USA- Reise aufbrechen, auf der er die wichtigsten Autoren des Landes interviewen wird. Eines Abends ist Delphine bei Elle zum Geburtstag eingeladen. Es wird ein merkwürdiger Abend. Obwohl der Tisch für viele gedeckt ist, ist Delphine der einzige Gast. Beim Essen erzählt ihr Elle dann aus ihrem Leben, vom Tod ihres Mannes und anderen dramatischen Ereignissen. Elle eröffnet ihr, dass schon lange niemand mehr zu ihrem Geburtstag komme. Delphine erkennt, dass Elle ein tief verletzter Mensch sein muss. Später unterhalten sie sich wieder über Delphines neues Buch. Elle hat ganz klare Erwartungen, wovon der neue Roman handeln solle. Er müsse noch radikaler, noch persönlicher werden. Die Menschen würden sich nur für wahre Geschichten interessieren. Immer wieder fragt sie Delphine nach dem geheimen Buch, das angeblich längst in ihrem Kopf Gestalt angenommen habe. Delphines Schaffenskrise wird schlimmer und sie lässt Elle bei sich einziehen. Doch auch das bringt kein neues Leben in die Wohnung. Elle übernimmt Delphines E-Mail-Korrespondenzen, während diese sich immer mehr zurückzieht und sogar eine lange gebuchte Lesung absagen will. Doch da erklärt sich Elle bereit, an ihrer statt aufzutreten. Das Publikum würde sie ja sowieso nicht erkennen. Am Abend kommt Elle zurück und erklärt, alles sei gut gelaufen. Am nächsten Tag stürzt Delphine, schwerbeladen mit Einkäufen, die Treppe hinab und bricht sich das Bein. Elle kümmert sich um Delphine und überredet sie dazu, dass sich beide in das Landhaus der Schriftstellerin zurückziehen. Dort, in der Einöde, soll Delphine wieder besser schreiben können. Doch auf der Fahrt dahin kommt es zu einem Moment, der Delphine die Augen öffnet: Bei einem Halt an der Tankstelle (Elle ist gerade zum Bezahlen und nicht in der Nähe) konfrontiert eine Unbekannte Delphine damit, dass diese nie zu der Lesung gekommen sei und nicht mal abgesagt habe. Es ist die Lesung, die eigentlich Elle übernehmen sollte. Auf dem Land kümmert sich Elle zwar scheinbar liebevoll um ihre Freundin. Zunehmend schleichen sich aber auch Misstöne in die so idyllische Frauenfreundschaft und Elle reagiert mit Wut, wenn Delphine nicht das schreibt, was sie erwartet. Aber Delphine hat längst einen eigenen Plan gefasst: Sie wird Elles Lebensgeschichte für ihren neuen Roman ausbeuten. Als Elle diesen Verrat entdeckt, kennt ihre Wut keine Grenzen mehr. Delphine entdeckt in Elle eine Psychopatin, die zu allem entschlossen ist. Ihr Leben gerät in Gefahr... 5
INTERVIEW MIT REGISSEUR ROMAN POLANSKI Was hat Sie an dem Roman „Nach einer wahren Geschichte“ so gereizt? Ich hatte von der Autorin Delphine de Vigan vorher noch nie ein Buch gelesen. Meine Frau Emmanuelle Seigner gab mir den Roman und meinte: „Lies ihn. Da ist vielleicht etwas, das dich interessieren könnte.“ Mir gefiel dann sofort diese Konfrontation der beiden Hauptfiguren. So eine Auseinandersetzung zwischen zwei Frauen hatte ich vorher noch nie gefilmt. Aber vor allem das Thema der Schreibblockade faszinierte mich. Es erinnert mich an meine eigenen Ängste, die mich als Regisseur heimsuchen, wenn ich einen Film beendet habe und der nächste noch nicht feststeht. Im Roman von Delphine de Vigan findet man ja auch viele Ihrer Vorlieben wieder: das Spiel zwischen Realität und Fiktion, das Gefangensein und wie sich diese beiden Frauen gegenseitig manipulieren. Nun, das sind Motive, die in meinen Filmen häufig vorkommen: die Konfusion zwischen Traum und Wirklichkeit in Der Mieter (Le Locataire, 1976) oder die Buchverfilmungen von Die Neun Pforten (The Ninth Gate, 1999) oder Der Ghostwriter (The Ghost Writer, 2010). Wann dachten Sie an das Duo Emmanuelle Seigner und Eva Green? Bereits beim Schreiben des Drehbuchs. Mir war klar, dass Emmanuelle die Schriftstellerin spielen würde. Eva Green hatte ich niemals kennengelernt, kannte aber ihre Filme. Besonders gefiel sie mir in Sin City II: A Dame to kill for (2014) von Roberto Rodriguez. Eva ist ebenso schön wie angsteinflößend. Sie wäre perfekt in der Rolle der Stiefmutter in Schneewittchen. Wie sind Sie bei der Adaption des Buches vorgegangen? Der Roman ist sehr umfangreich und doch gibt es nur wenige konkrete Szenen. Es geht mehr um die Konsequenzen von Ereignissen als um die Ereignisse selber. Vieles wird nur skizziert. Dieser Literaturstil erschwert eine Adaption. Das war mir bewusst. Er steht im Gegensatz zu anderen Werken, aus denen man sich nur gewisse Passagen herausgreift, die man dann verfilmt. Sie haben das Drehbuch gemeinsam mit Olivier Assayas geschrieben. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Olivier Assayas hatte zwei Filme gedreht, in denen sehr moderne Frauen im Zentrum stehen, die mir vom Typ her auch für meine Frauenfiguren vorschwebten. Ich wusste, dass er schnell arbeiten kann. Er ist auch einer der wenigen französischen Regisseure, der fast jedes Jahr einen Film dreht. Und außerdem begann Oliver seine Karriere als Drehbuchautor. Daher war ich mir sicher, dass er mir helfen könnte. In den beiden letzten Filmen von Assayas finden sich ja ähnliche Themen wie in NACH EINER WAHREN GESCHICHTE. In Die Wolken von Sils Maria (Clouds of Sils Maria, 2014) geht es um Manipulation und die Frage nach der Rolle des Künstlers und in Personal Shopper (2016) um ein Klima der Angst... Das sind in der Tat zwei Filme, die mir besonders gut gefallen haben. Wie haben Sie zusammengearbeitet? Olivier hat sich sofort an die Arbeit gemacht und aus dem Roman alles herausgefiltert, was sich für ein Drehbuch eignet. Wir befanden uns auf derselben Wellenlänge. Das war sehr angenehm. Ab einem gewissen Moment haben wir dann per Skype weitergearbeitet. Es war Sommer, wir waren beide mit unseren Familien unterwegs und haben dann per Bildschirm viel miteinander kommuniziert. Unsere Texte schickten wir uns per Mail. 6
Im Roman geht es ja um den Gegensatz zwischen Autoren, die sehr in der Realität verhaftet bleiben und denen, die mehr aus ihrer Fantasie schöpfen... Wir haben diese Kontroverse beibehalten, aber in eher bekömmlichen Dosen für einen Kinozuschauer: Dafür haben wir uns sehr mit diesem geheimen Buch beschäftigt, das die Figur der Elle von der Autorin verlangt. Dabei geht es ja um das Familiendrama der Autorin. Elle ist eine interessante Figur. Schon bei ihrem ersten Auftritt mit der leicht verzerrten Stimme aus dem Off setzen Sie auf Verwirrung beim Zuschauer... Das ist ja das Konzept im Buch. Existiert sie wirklich, oder ist sie nur eine Wahnvorstellung? Es ist unmöglich, das mit hundertprozentiger Sicherheit zu sagen. Aber legen Sie nicht ein paar Indizien aus, die eher für die Wahnvorstellung sprechen? Die Figur der Elle musste ambivalent sein. Das war die Herausforderung beim Regieführen. Ich musste Zweifel und Unsicherheit säen. Diesen Aspekt habe ich auch all meinen Mitarbeitern vermittelt. Je mehr die Geschichte fortschreitet, desto mehr ahmen beide Frauen einander nach, oder? Genau diesen Umstand mochte ich an dem Buch. Das war nicht leicht, denn Eva und Emmanuelle ähneln sich überhaupt nicht. Aber dann entsteht zwischen beiden plötzlich eine große Intimität? Ich wollte die Grenzen bis zur Homosexualität ausloten, ohne dass sie diese Grenze überschreiten. Wollten Sie auch wieder mit dem Thema der Schizophrenie spielen? Es ist keine Obsession von mir, aber das Thema interessiert mich. Ich habe das ja in Ekel (Repulsion, 1965) mit Catherine Deneuve schon einmal filmisch behandelt als etwas, das dem Schaffungsprozess nahekommt. Kann es sein, dass Sie diesmal weniger mit Spannungselementen arbeiten als in Ihren früheren Thrillern? Wie wollen Sie das vergleichen? Das kann man nicht so verallgemeinern. Ich bin sehr eklektisch in meinen Entscheidungen. Was für den einen Film richtig ist, muss bei einem anderen Film nicht mehr richtig sein. Sie kippen gegen Ende dann fast in den Horrorfilm. Viele Kritiker haben dabei an Misery (1990) von Rob Reiner nach Stephen King gedacht... Sie haben definitiv Recht. Delphine de Vigan dachte an Stephen King, als sie ihr Buch schrieb. Sie haben öfter Literatur verfilmt. Wie wichtig ist Ihnen dabei die Werktreue? Die ist entscheidend. Wenn ich ein Werk adaptiere, dann möchte ich die Absichten des Autors in Bilder übersetzen. Schon als Kind war ich enttäuscht, wenn ich bei Verfilmungen nicht mehr die Geschichte vorfand, die ich liebte. Viele Figuren, die ich mochte, waren verschwunden, andere kamen hinzu. Das machte mich verrückt. Und so habe ich mir geschworen: Falls ich eines Tages Filmemacher werde, dann werde ich die Bücher, die ich verfilme, nicht verraten. Könnte man sich denn eine „Macbeth“-Adaption ohne Hexen vorstellen? Warum haben Sie so viele Literaturverfilmungen gedreht? Meine ersten Filme basierten auf Originaldrehbüchern, die ich geschrieben hatte. Später wurde ich faul. Ich habe niemals behauptet, schriftstellerisches Talent zu besitzen. Ich leide sehr, wenn ich schreibe. Ich weiß aus Erfahrung, dass es nichts Schrecklicheres gibt als eine leere Seite. Man fühlt sich dann schon besser, wenn man irgendetwas zu Papier gebracht hat. 7
Und doch können Sie sich über diesen Schmerz lustig machen. Es gibt in Ihrem Film viele Einstellungen, in denen Delphine regungslos vor ihrem Computer sitzt. Das ist fast schon komisch... Ich kenne solche Situationen und dieses Milieu einfach. Als ich zusammen mit meinem Drehbuchautor Gérard Brach Ekel schrieb, fragten uns danach viele Journalisten, ob wir vorher viele psychiatrische Kliniken aufgesucht hätten. Dabei hatten wir keine einzige besucht. Die Szenen entstanden einfach ganz instinktiv und kamen dann von alleine. Wie aber entsteht der Instinkt, wenn nicht durch die Fähigkeit zu beobachten? Sagen wir es einmal so: Ich kann beobachten und drücke das in meinen Filmen aus. Es wirkt schon fast wie eine Karikatur, wie Sie die künstlerischen und literarischen Zirkel beschreiben... Es sind alles Kleinbürger. Dabei vergesse ich nicht, dass ich auch einer bin. Sie übrigens auch... Elle hält nicht viel von Delphines neuem Buchprojekt. Dennoch sagt sie ihr: „Deine Verleger werden es lieben und gut vermarkten, weil du davor einen so erfolgreichen Roman geschrieben hast...“ Jeder Künstler steht eines Tages vor diesem Dilemma: Macht er eine Sache, die sich gut verkauft und prostituiert sich ein wenig oder versucht er sich an etwas Ambitioniertem, das kommerziell weniger Erfolg haben wird, ihm aber eine größere Befriedigung verschafft? Man ist laufend zwischen diesen beiden Begierden hin und her gerissen. Ist Ihnen das auch passiert? Natürlich. Warum haben Sie den drei Regisseurinnen Brigitte Rouän, Noémie Lvovsky und Josée Dayan eine Rolle gegeben, ebenso wie der Journalistin Elisabeth Quin? Damit die Szenen einfach glaubhafter wirken. Sie kommen aus diesem Milieu und kennen es. Ich finde Elisabeth Quin perfekt, wenn sie Emmanuelle interviewt. Ich musste mich nicht besonders ins Zeug legen, damit sie gut spielt. Sie ist einfach so. Und wie haben sie auf das Rollenangebot reagiert? Sie waren überrascht, aber haben die Rollen angenommen. Außerdem versicherten sie mir, sie hätten das für keinen anderen Regisseur gemacht. Das schmeichelte mir. Vincent Perez ähnelt dem Lebensgefährten von Delphine de Vigan. War das Absicht? Ich wollte schon lange mit Vincent arbeiten. Er ist ein sehr guter Schauspieler und ein schöner Mann. Ich habe ihn gerne gefilmt. War es am Set manchmal anstrengend mit zwei Schauspielerinnen in den Hauptrollen? Ehrlich gesagt hatte ich Angst, dass sie sich mal an die Gurgel gehen könnten. Aber das Gegenteil war der Fall: Sie haben sich wunderbar verstanden und sehr effizient zusammengearbeitet. Hat sich das Drehbuch während der Dreharbeiten noch verändert? Auch wenn ich versuche, ein Drehbuch so wasserdicht wie möglich zu schreiben, um dem Team und der Produktion nicht so viele Probleme zu bereiten, entwickelt sich ein Drehbuch immer. Für mich ist es wie eine Gebrauchsanleitung, ein Ratgeber für alle Beteiligten. 8
Wie verläuft Ihre Zusammenarbeit mit Pawel Edelman, mit dem Sie seit Der Pianist (The Pianist, 2002) zusammendrehen? Wenn ich mich mit jemandem bei der Arbeit gut verstehe, versuche ich, diese Zusammenarbeit weiterzuführen. Pawel und ich stehen uns sehr nah. Wir sprechen dieselbe Sprache. Das Licht und das visuelle Konzept macht Pawel. Ich entscheide, was im Bildrahmen zu sehen ist, was ich dort sehen möchte und wo die Kamera steht. Diesmal haben Sie sich für eine subjektive Kamera entschieden... Die Erzählung erfolgt in der Ich-Form. Da war es offensichtlich. Die Schwierigkeit bestand nur darin, diesen Stil ganz durchzuziehen. Wie arbeiten Sie mit Alexandre Desplat zusammen? Es ist ja Ihre vierte Zusammenarbeit. Wir verstehen uns gut. Wenn die Dreharbeiten beendet sind, gehe ich in sein Studio. Wir müssen dabei nicht viel miteinander reden oder viel Zeit verbringen. Er macht ein paar Probeaufnahmen und lässt mich dann die Stücke hören, wenn er sie etwas ausführlicher bearbeitet hat. Dann nehmen wir auf. Das geht sehr schnell. Sie haben diesmal sehr schnell gearbeitet. Zwischen dem Schreiben des Drehbuchs und der Premiere in Cannes verging weniger als ein Jahr... Wir wurden wirklich erst in letzter Sekunde fertig. Die Dreharbeiten endeten am 27. März und am 27. Mai waren wir in Cannes. Der Produzent wollte es so, und so musste ich etwas „Vorführbares“ abliefern. Daher mussten wir im Schnitt mit einem ganz anderen Tempo arbeiten. Ich konnte also keinen „fine cut“ (Feinschnitt) abliefern, wie man in Hollywood sagt. Ich habe den Film erst nach dem Festival so geschnitten, wie ich ihn haben wollte. Bereuen Sie das? Vielleicht. Wer NACH EINER WAHREN GESCHICHTE in Cannes gesehen hat und jetzt anschaut, sieht nicht denselben Film. Die Cannes-Fassung war eine Art Rohschnitt. Wollen Sie immer noch den Film über die Dreyfus-Affäre drehen nach dem Roman von Robert Harris? Auf jeden Fall. Es ist ein wichtiges und aufregendes Projekt. 9
INTERVIEW MIT HAUPTDARSTELLERIN EMMANUELLE SEIGNER Wie hat Ihnen Roman Polanski Ihre Figur beschrieben? Wir haben nicht sehr viel darüber geredet. Er ist kein Filmemacher, der an die Schauspielführung intellektuell herangeht. Wir haben diverse Dinge ausprobiert, bemerkt, was funktioniert und was nicht. Aber er hat mir viele Freiheiten gelassen in dieser Rolle. Für mich war es interessanter, mir vorzustellen, dass es Elle gar nicht gibt. Weil wenn es sie gibt, dann hat man schon viele Filme zu diesem Thema gesehen wie Misery (1990) von Rob Reiner oder Eine verhängnisvolle Affäre (Fatal Attraction, 1987). Daher fand ich es spannender, dass Elle eigentlich nicht existiert. Wie sah das Roman Polanski? Wollte er, dass ein gewisser Zweifel besteht, ob es Elle nun gibt oder nicht? Er wollte den Zweifel beibehalten. Mir wäre es lieber gewesen, dass es gar keinen Zweifel geben kann, dass Elle nicht existiert. Ich hätte das stärker gefunden. Aber ich bin ja nicht diejenige, die den Film macht (lacht). Sie haben ihm das Buch zu lesen gegeben und wollten, dass er es verfilmt? Ich hatte es gelesen, und er war auf der Suche nach einem Thema. So empfahl ich es ihm einfach, und es gefiel ihm sehr. Im Buch besteht immer diese Doppeldeutigkeit, und das wollte Roman auch bewahren. Roman Polanski hat den Ruf, sehr präzise zu sein, kaum Änderungen am Text zuzulassen. Wie können Sie sich als Schauspielerin dennoch einbringen? Wenn es um seinen Bildausschnitt geht, den „Frame“, da ist er sehr genau und lässt sich nicht hineinreden. Aber beim Spiel lässt er schon Freiheiten zu, also mir gibt er jedenfalls diese Möglichkeiten. Bei Venus im Pelz (La Vénus à la fourrure, 2013) habe ich sehr viel improvisiert, und er hat diese Szenen dann auch behalten. Er mag das schon. Aber es gibt Schauspieler, besonders jüngere Kollegen, die vielleicht etwas eingeschüchtert sind. Er kann sehr autoritär erscheinen, gerade weil ihm sein „Frame“ so wichtig ist. Man muss sich dann trauen, und ich kenne ihn natürlich sehr gut und traue mich auch. Als Sie beide das erste Mal gemeinsam drehten in Frantic (1988), waren Sie nicht einmal 20 Jahre alt. Trauen sie sich heute mehr? Es war nie mein Problem, mich nicht zu trauen. Ich hatte nur weniger Erfahrung. Aber Roman sagte nach Frantic, mit mir zu arbeiten, sei wie mit einem Krokodil zu drehen. Ist Roman Polanski ein Regisseur, der immer arbeiten muss? Ja, er braucht das. Er liebt es über alles, am Set zu sein, seinen Film zu drehen. Das Schreiben fällt ihm viel schwerer. Seine Filme im Schneideraum zu begleiten, das mag er auch, aber vor allem während der Dreharbeiten ist er in seinem Element. Wie war die Zusammenarbeit mit Eva Green? Ich habe es geliebt, mit ihr zu drehen. Sie ist ein wunderbarer Mensch und unglaublich liebenswürdig und intelligent. Das war wie Magie. Zwischen uns ist wirklich etwas entstanden und das spürt man auch im Film. Wir schicken uns auch heute noch Textnachrichten. 10
Das ist ja ein schöner Widerspruch, weil Sie ja nicht einmal wollten, dass ihre Figur der Elle existiert? (Lacht). Also sie als Frau mochte ich sehr. Ich hatte schon ein wenig Angst vorher. Manchmal können Schauspielerinnen echte Nervensägen sein, prätentiös oder etwas dümmlich, ganz so wie Menschen im Leben. Und sie mochte ich sofort. Ich weiß noch, wie Eva das erste Mal aus London kam und zu Roman ins Büro kam. Sie gefiel mir auf Anhieb. Dabei war es für sie nicht leicht, denn wir sind ein Paar und sie ist auch wirklich schüchtern. Es half ihr aber, dass wir uns beide dann so gut verstanden haben. Stimmt es, dass Roman Polanski Sie zunächst für die Rolle der Elle wollte? Ja, aber genau das wollte ich nicht. Solche Rollen der Femme fatale hatte ich, wie in Venus im Pelz, schon öfter gespielt. Diesmal wollte ich lieber das Opfer sein... Aber Ihre Figur ist nicht nur Opfer, sondern auch sehr manipulativ... Das stimmt natürlich. Es ist alles eine Art doppeltes Spiel und komplexer. Was ich meine ist, ich spiele gerne auch verletzliche Frauen, die leiden. Das ist doch interessant. 11
ÜBER DIE ROMANAUTORIN DELPHINE DE VIGAN - UND IHR LITERARISCHES DOUBLE Das Spiel mit Identitäten und der schmale Grat zwischen Fiktion und autobiografischer Wahrheit durchziehen das literarische Oeuvre von Delphine de Vigan (geboren 1966 im Pariser Vorort Boulogne- Billancourt). Sie studiert Literatur, arbeitet dann jedoch in einem Meinungsforschungsinstitut. Abends schreibt sie und veröffentlicht 2001 unter dem Pseudonym Lou Delvig ihren ersten Roman „Jours sans fins“, in dem sie den Kampf eines jungen Mädchens gegen Anorexie thematisiert. Die deutsche Erstausgabe „Tage ohne Hunger“ erscheint erst 2017. Ihren internationalen Durchbruch erlebt sie mit „No und Ich“ (frz. „No et moi“, 2008). Auch das deutsche Feuilleton lobt Delphine de Vigan für ihre Geschichte einer Freundschaft zwischen einer 13-jährigen, hochtalentierten Oberschülerin und einer fünf Jahre älteren Obdachlosen. Die als Schauspielerin aus Filmen wie C’est la vie – So sind wir, so ist das Leben (Le premier jour du reste de ta vie, 2008) bekannt gewordene Filmemacherin Zabou Breitman verfilmt den Roman 2010 durchaus mit Erfolg. Über 200.000 Zuschauer sehen No et moi im Kino. 2011 ziert die eigene Mutter das Cover der Ausgabe von „Rien ne s'oppose à la nuit“, die in Deutschland zwei Jahre später unter dem Titel „Das Lächeln meiner Mutter“ erscheint. In diesem stark autobiographischen Buch arbeitet Delphine de Vigan den Selbstmord ihrer Mutter Lucile auf. Schon in jungen Jahren verdient Lucile als Fotomodel Geld für die Familie hinzu. Viele tragische Ereignisse ihres Privatlebens und die tabuisierte Familiengeschichte stürzen sie jedoch in immer tiefere Depressionen. Ihre Tochter, die Autorin des Romans, erzählt aus dem Leben der Mutter in der dritten Person. Auch diesmal spielt sie mit dem Spannungsfeld zwischen der eigenen Biographie und literarischer Überhöhung. Die Rezensentin von Deutschlandradio Kultur fasst es wie folgt zusammen: „Und doch lässt sie sich nie ganz das Heft aus der Hand nehmen, dazu ist sie zu sehr eine Autorin, die mit der Sprache spielt, die Perspektiven wechselt und der es gelingt, den Spannungsbogen bis zum Ende zu halten.“ Als dann 2015 „D’après une histoire vraie“ erscheint (dt. “Nach einer wahren Geschichte“, 2016), treibt Delphine de Vigan wie in einem literarischen Sequel das Jonglieren mit den Identitäten auf die Spitze. „Was kannst Du danach noch schreiben?“, fragt sich Delphine in diesem Roman nach dem Riesenerfolg von „Das Lächeln meiner Mutter“. Ihr Roman bleibt diesmal jedoch nicht autobiographisch, sondern ist pure Fiktion. Oder doch nicht? In Frankreich kreisen die Fragen des anspruchsvollen Feuilletons und der Hochglanzpresse immer wieder um die Beziehung zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Delphine de Vigan und ihr literarisches Double Delphine: Beide sind Erfolgsautorinnen, die den Rummel um ihre Person nicht gut verkraften. Und so entsteht ein Buch über Literatur, über eine Frauenfreundschaft, die zum psychologischen Thriller führt. Aus der mysteriösen neuen Freundin und Vertrauten Elle wird eine Fanatikerin. Der Leser soll dabei ganz bewusst auch an Filme wie Weiblich, ledig, jung sucht... (Single white female, 1991) von Barbet Schroeder, an Shining (1980) von Stanley Kubrick und vor allem an Misery (1991) von Rob Reiner denken. Delphine de Vigan spickt den eigenen Roman mit „echten Fakten“ aus ihrem Privatleben. Die Namen ihrer Kinder oder ihres Lebensgefährten sind echt. Immer wieder fragt man die Literatin, was nun ausgedacht sei und was alles stimme. Wie solle man das „Wahre“ vom „Falschen“ trennen? Aber genau auf diese Klarstellung lässt sich Delphine de Vigan nicht ein. Ihre literarische Doppelgängerin Delphine meint dazu: 12
„Es ist ein Buch, das sich liest wie ein Buch nach wahren Begebenheiten, ein Roman, der sich an wirkliche Begebenheiten anlehnt, aber in dem doch fast alles ausgedacht ist.“ Neben dem literarischen Erfolg hat Delphine de Vigan auch eine Karriere im Film. Sie schrieb bereits Drehbücher und drehte als Regisseurin 2013 ihren Debütfilm, die Komödie Sex für Fortgeschrittene (DVD Premiere 2014, frz. À coup sûr). Darin meint eine ehrgeizige Journalistin, sie sei eine Null im Bett. 13
BESETZUNG EMMANUELLE SEIGNER Delphine Geboren am 22. Juni 1966 in Paris stammt Emmanuelle Seigner aus einer Künstlerfamilie. Die Großeltern sind bekannte Schauspieler, die Mutter Sängerin und der Vater Journalist. Auch ihre zwei Jahre jüngere Schwester Mathilde Seigner ist eine bekannte, französische Schauspielerin. Schon als Teenager modelt Emmanuelle Seigner und spielt ihre erste kleine Rolle 1985 bei Jean-Luc Godard in Détective. Drei Jahre später entdeckt sie Roman Polanski und gibt ihr an der Seite von Harrison Ford die Hauptrolle in seinem Paris-Thriller Frantic. Im Jahr 1989 heiraten Polanski und Seigner in Paris und haben zwei Kinder: Morgane (geboren 1993) und Elvis (geboren 1998). In Bitter Moon (1992) spielt Emmanuelle Seigner erneut eine Hauptrolle in einem Film ihres Mannes, beginnt aber schnell eine internationale Karriere. So dreht sie u.a. in Italien mit Mario Monicelli oder dem Oscarpreisträger Gabriele Salvatores und in Frankreich an der Seite von Catherine Deneuve und Jean- Pierre Bacri in Place Vendome (1998) von Nicole Garcia. Der Film bringt ihr eine Nominierung für den César als Beste Nebendarstellerin ein. Mit Johnny Depp spielt sie in Polanskis Die Neun Pforten (1999). 2005 verkörpert sie in Backstage eine Sängerin und spielt den gesamten Soundtrack ein. So beginnt ihre zweite Karriere. Im Duo mit Bryan Adams erscheint 2006 die Single „Ce n'était qu'un rêve“. In „Liebe und Benzin“ feat. Emmanuelle Seigner singt sie für Bela. B auf Englisch. 2010 veröffentlicht Emmanuelle Seigner ihre CD „Dingue“ und 2014 „Distant Lover“. Im Kino spielt sie 2007 wichtige Rollen: La vie en rose (La Môme) von Olivier Dahan und an der Seite von Mathieu Amalric in Julian Schnabels Schmetterling und Taucherglocke (Le Scaphandre et le papillon). Auch berühmte Regisseure wie Jerzy Skolimowski und François Ozon besetzen sie in ihren Filmen Essential Killing (2010) und In ihrem Haus (2012). Wieder mit Mathieu Amalric sieht man sie im Film ihres Mannes Venus im Pelz (2013), in dem sie eine Femme fatale verkörpert. 2017 dreht sie dann mit Eva Green Roman Polanskis NACH EINER WAHREN GESCHICHTE. Filmografie (Auswahl) 2018 NACH EINER WAHREN GESCHICHTE (Regie: Roman Polanski) 2016 Le divan de Staline (Regie: Fanny Ardant) 2016 Die Lebenden reparieren (Réparer les vivants) (Regie: Katell Quillévéré) 2013 Venus im Pelz (La Vénus à la fourrure) (Regie: Roman Polanski) 2012 In ihrem Haus (Dans la maison) (Regie: François Ozon) 2010 Essential Killing (Regie: Jerzy Skolimowski) 2009 Giallo (Regie: Dario Argento) 2009 Affären à la carte (Le Code a changé) (Regie: Danièle Thompson) 2007 Schmetterling und Taucherglocke (Le Scaphandre et le papillon) (Regie: Julian Schnabel) 2007 La vie en rose (La Môme) (Regie: Olivier Dahan) 2005 Backstage (Regie: Emmanuelle Bercot) 2004 Happy End mit Hindernissen (Ils se marièrent et eurent beaucoup d’enfants) (Regie: Yvan Attal) 1999 Die Neun Pforten (The Ninth Gate) (Regie: Roman Polanski) 1998 Place Vendôme (Regie: Nicole Garcia) 1997 Nirvana (Regie: Gabriele Salvatores) 14
1992 Bitter Moon (Regie: Roman Polanski) 1988 Frantic (Regie: Roman Polanski) EVA GREEN Elle Eva Green wird am 6. Juli 1980 in Paris als Tochter eines schwedischen Arztes und der französischen Schauspielerin Marlène Jobert geboren. Nach Anfängen am Theater in Frankreich wird sie als 23-Jährige von Bernardo Bertolucci in Die Träumer (The Dreamers) besetzt. In der „Menage à trois“ um ein inzestuöses Geschwisterpaar und einen jungen Amerikaner in Paris versteht es Eva Green in der Rolle der Isabelle meisterhaft sinnlich, kokett, durchtrieben und verletzlich zu sein. Vor allem in den USA sorgten die sehr freizügigen Nackt- und Sexszenen für viel Aufregung, obwohl sie von Bertolucci sehr behutsam, natürlich und alles andere als reißerisch inszeniert werden. Die perfekt Englisch sprechende Französin setzt sich dann in kommerziellen Großproduktionen wie Kingdom of Heaven (2005) und dem James Bond Film Casino Royale (2006) durch. Eva Green pendelt zwischen London und Paris und dreht nach ihrem kommerziellen Durchbruch auch kleinere europäische Filme wie Womb (2010) von Benedek Fliegauf oder Perfect Sense (2011) von David Mackenzie. Nur in ihrer französischen Heimat bietet man ihr lange keine nennenswerten Rollen an. Ursprünglich war sie in Lebewohl meine Königin (Les Adieux à la reine, 2012) von Benoit Jacquot vorgesehen. Die Rolle der Marie Antoinette übernimmt dann jedoch Diane Kruger. 2012 dreht sie Dark Shadows, den ersten von bisher drei Filmen mit Tim Burton. Zwischen 2014 und 2016 spielt sie die Hauptrolle in der TV Serie Penny Dreadful. Nach einigen Hollywoodfilmen wie Sin City II: A Dame to kill for (2014) von Roberto Rodriguez ist es dann Roman Polanski vorbehalten, Eva Green in NACH EINER WAHREN GESCHICHTE ihre erste, französischsprachige Hauptrolle anzubieten. Im Mai 2018 startet in Deutschland auch ihr neuer Film Euphoria der Schwedin Lisa Langseth, indem sie an der Seite von Alicia Vikander spielt. Filmografie (Auswahl) 2018 NACH EINER WAHREN GESCHICHTE (Regie: Roman Polanski) 2016 Die Insel der besonderen Kinder (Miss Peregrine's Home for Peculiar Children) (Regie: Tim Burton) 2014 The Salvation-Spur der Vergeltung (The Salvation) (Regie: Kristian Levring) 2014 Sin City II: A Dame to kill for (Regie: Roberto Rodriguez) 2012 Dark Shadows (Regie: Tim Burton) 2011 Perfect Sense (Regie: David Mackenzie) 2010 Womb (Regie: Benedek Fliegauf) 2006 Casino Royale (Regie: Martin Campbell) 2005 Kingdom of Heaven (Regie: Ridley Scott) 2003 Die Träumer (The Dreamers) (Regie: Bernardo Bertolucci) 15
STAB Roman Polanski Regie & Drehbuch Roman Polanski kommt als Kind polnischer Juden am 18. August 1933 im XII. Pariser Bezirk zur Welt. Vier Jahre später kehren seine Eltern nach Krakow zurück. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Polen im September 1939 muss die Familie ins Krakauer Ghetto. Dem Vater gelingt es, den jüdischen Sohn vor dem Abtransport in ein Konzentrationslager zu retten. Versteckt bei einer katholischen polnischen Familie, gibt der junge Roman Polanski sein gesamtes Taschengeld für Kinobesuche aus und schwärmt für Marika Rökk. Nach dem Krieg, den nur der Vater und seine Halbschwester überleben, während die Mutter in Auschwitz ermordet wird, begeistern Polanski zunächst sowjetische Heldenepen, bevor er die ersten Hollywoodfilme entdeckt. Als Jugendlicher beginnt Polanski als Sprecher beim Radio. Es folgt eine kurze schauspielerische Karriere u.a im Film Eine Generation (Pokolenie, 1955) seines Freundes und Mentors Andrzej Wajda. Danach besucht Roman Polanski die Filmhochschule in Lodz und dreht ironische Kurzfilme wie Zwei Männer und ein Schrank (Dwaj ludzie z szafą, 1958). Noch in Polen entsteht sein erster Spielfilm Das Messer im Wasser (1962), ein Drei-Personen-Stück um eine Frau zwischen zwei Männern, das hauptsächlich auf einem Boot spielt. Meisterhaft versteht es Polanski, Spannung zu inszenieren und die Enge des Raumes für das Kino zu nutzen. Nach seinem Spielfilmdebüt verlässt er Polen und geht zunächst nach Paris. Es folgen 1965 so berühmte Filme, wie Ekel, Wenn Kattelbach kommt (Goldener Bär auf der Berlinale, 1966) und 1968 der Schocker Rosemarys Baby, seine Eintrittskarte nach Hollywood. Was Roman Polanski auszeichnet, ist seine Vielseitigkeit. Er ist immer am Drehbuch beteiligt und hat in seiner ganzen Karriere versucht, Publikumsfilme zu drehen. Vor allem mit Thrillern reüssiert er an der Kinokasse: 1974 mit dem Kultfilm Chinatown und 1987 mit der Hitchcock-Hommage Frantic. Klaustrophobie, aber auch unterschwellige Erotik sind Themen, die sich in Filmen wie Der Mieter oder Bitter Moon wiederfinden. Wüst und verspielt sind seine Komödien Der Tanz der Vampire oder Piraten. Wunderschön episch dagegen sein Melodrama Tess mit der damals 17-jährigen Nastassja Kinski. Seinen bisher größten Erfolg feiert er mit seinem nach eigener Aussage persönlichstem Film Der Pianist. Dafür erhält er 2002 die Goldene Palme in Cannes und ein Jahr später den Oscar als bester Regisseur. Gerade in Deutschland gibt es eine oft vereinfachende Polanski-Rezeption. Man sieht in ihm meist nur den Regisseur von Werken wie Rosemarys Baby oder Ekel, die über 40 Jahre zurückliegen und interessiert sich vor allem für sein mal tragisches, mal skandalöses Privatleben. So verlor er seine damals hochschwangere zweite Ehefrau Sharon Tate durch einen brutalen Mord, und er darf bis heute nicht in die USA einreisen, wo er seit 1977 des sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen angeklagt ist. Gelegentlich arbeitet Polanski als Schauspieler, führt im Theater („Amadeus“) oder der Oper („Rigoletto“) Regie. Im Kino sieht man von ihm in den letzten Jahren so unterschiedliche Filme wie Der Ghostwriter (Silberner Bär der Berlinale, 2010) oder Der Gott des Gemetzels. Für seinen auf Französisch gedrehten Venus im Pelz (La Vénus à la fourrure, 2013) erhielt Polanski den César für die Beste Regie. 2017 nahm er mit NACH EINER WAHREN GESCHICHTE am Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes teil. Seit 1989 ist Polanski mit Emmanuelle Seigner, der Hauptdarstellerin vieler seiner letzten Filme, verheiratet. Sie haben zwei gemeinsame Kinder. 16
Filmografie (Auswahl) 2018 NACH EINER WAHREN GESCHICHTE 2013 Venus im Pelz (La Vénus à la fourrure) 2011 Der Gott des Gemetzels (Carnage) 2010 Der Ghostwriter (The Ghost Writer) 2005 Oliver Twist 2002 Der Pianist (The Pianist) 1999 Die Neun Pforten (The Ninth Gate) 1994 Der Tod und das Mädchen (Death and the Maiden) 1992 Bitter Moon 1988 Frantic 1986 Piraten (Pirates) 1979 Tess 1976 Der Mieter (Le Locataire) 1974 Chinatown 1972 Was (Che?) 1971 Weekend eines Champion (Weekend of a Champion) 1971 Macbeth 1968 Rosemaries Baby (Rosemary’s Baby) 1967 Tanz der Vampire (Dance of the Vampires/The Fearless Vampire Killers) 1965 Wenn Kattelbach kommt (Cul de Sac) 1965 Ekel (Repulsion) 1962 Das Messer im Wasser (Nóż w wodzie) 1BXF&EFMNBO Kamera (FCPSFOXVSEF1BXF&EFMNBOBN+VOJJOØEź, der drittgrößten Stadt Polens, in der 1899 das FSTUF,JOP1PMFOTFSÚGGOFUFXJSEJOØEź die Filmhochschule gegründet. Zu den berühmtesten "CTPMWFOUFOHFIÚSFO"OES[FK8BKEBVOE3PNBO1PMBOTLJ4DIPOBMT,JOEUSÊVNU1BXF&EFMNBOWPN,JOP und so ist es nur folgerichtig, dass er sich an der berühmten Filmhochschule seiner Heimatstadt bewirbt und dort nach einem anfänglichen Studium der Filmwissenschaft auch als Kameramann angenommen wird. 1988 beendet er sein Studium. Schon drei Jahre später macht er als „Director of photography“ (dt. $IFGLBNFSBNBOO TFJOFOFSTUFO'JMNGàSEFO3FHJTTFVS8BEZTBX1BTJLPXTLJ EFSTFJU#FHJOOEFSFS Jahre kommerziell erfolgreiche Actionfilme dreht. Insgesamt acht Filme drehen Edelman und sein Freund Pasikowski zusammen, darunter die beiden Kultfilme über korrupte Polizisten Psy (1992) und Psy 2 (1994) und den wohl kontroversesten polnischen Film der letzten Jahre Poklosie (Aftermath, 2012), der ein Pogrom von Polen an Juden 1941 thematisiert. Aber vor allem durch die Zusammenarbeit mit Polens wohl bedeutendstem und bekanntestem Regisseur "OES[FK8BKEBHFMJOHU1BXF&EFMNBOEFSLàOTUMFSJTDIF%VSDICSVDI"MT&EFMNBONJU8BKEBPan Tadeusz dreht, ein zweieinhalbstündiges Epos über den Versuch Polens, mit Hilfe Napoleons die politische Unabhängigkeit wiederzuerlangen, sehen über sechs Millionen Zuschauer den Film in seiner polnischen Heimat. Es bleibt Wajdas größter kommerzieller Erfolg. Roman Polanski wird durch Pan Tadeusz auf Edelman aufmerksam. Er bietet ihm seinen Film Der Pianist an. Beide treffen sich zum ersten Mal in Berlin, 17
um die Koproduktion dort vorzubereiten. Für Der Pianist erhält Edelman den Europäischen Filmpreis und den César für die beste Kamera und bekommt eine Oscar-Nominierung. Danach dreht er erneut mit Andrzej Wajda. In Zemsta (2002) spielt Roman Polanski eine wichtige Hauptrolle. HJCU1BXF&EFMNBOTFJO)PMMZXPPEEFCàUNJURay von Taylor Hackford. Aber in einem Interview sagt der polnische Kameramann: „In Hollywood bist du ein Teil der Kinoindustrie. In Europa und Polen drehst du Filme mit Freunden.“ Das erklärt, warum er seitdem bei allen noch folgenden Filmen von Wajda und Polanski hinter der Kamera stand und so unvergessliche Bilder für u.a Das Massaker von Katyn, Oliver Twist oder NACH EINER WAHREN GESCHICHTE geschaffen hat. Filmografie (Auswahl) 2018 NACH EINER WAHREN GESCHICHTE Regie: Roman Polanski 2013 Venus im Pelz (La Vénus à la fourrure) Regie: Roman Polanski 2012 1PLPTJF 3FHJF8BEZTBX1BTJLPXTLJ 2011 %JF.àIMFVOEEBT,SFV[ .ZOJLS[Zż) Regie: Lech Majewski 2011 Der Gott des Gemetzels (Carnage) Regie: Roman Polanski 2010 Der Ghostwriter (The Ghost Writer) Regie: Roman Polanski 2007 Das Massaker von Katyn (Katyń) Regie: Andrzej Wajda 2005 Oliver Twist Regie: Roman Polanski 2004 Ray Regie: Taylor Hackford 2002 Die Rache (Zemsta) Regie: Andrzej Wajda 2002 Der Pianist (The Pianist) Regie: Roman Polanski 2001 Verlorene Kinder des Krieges (Edges of the Lord) Regie: Yurek Bogayevicz 1999 Pan Tadeusz Regie: Andrzej Wajda 1997 Liebesgeschichten (Historie milosne) Regie: Jerzy Stuhr 1994 Hunde II 3FHJF8BEZTBX1BTJLPXTLJ 1992 Hunde (Psy) 3FHJF8BEZTBX1BTJLPXTLJ 18
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