Natura 2000 - Stand und Perspektiven - Götz Ellwanger - Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen

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Natura 2000 - Stand und Perspektiven - Götz Ellwanger - Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen
Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen

Natura 2000 – Stand und Perspektiven

                                   Götz Ellwanger
                 BfN, FG FFH-Richtlinie / Natura 2000
               Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt,
                          28. Januar 2020

© A. Ssymank      © G. Ellwanger
Natura 2000 - Stand und Perspektiven - Götz Ellwanger - Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen
Inhalte Vortrag

                                 Umsetzung von Natura 2000 in Deutschland
                                 • Konnte der Rückgang der Biodiversität gestoppt oder verlangsamt
                                   werden?
                                 • Ist die Entwicklung in den Schutzgebieten besser als außerhalb?
                                 • Sind unsere Schutzinstrumente ausreichend /wirksam?
© G. Ellwanger

                                 • Verfügt der Naturschutz über ausreichende Ressourcen?
                                 • Findet in den Schutzgebieten eine angepasste Landnutzung statt?
© G. Ellwanger

                                 Schutzgebietsmanagement vor Ort
                                 • Welchen Beitrag leistet ein bestimmtes Gebiet zum
© E. Schröder
                                   Schutzgebietsnetz Natura 2000?
                                 • Festlegung der Erhaltungsziele
                                 • Bedeutung des Verschlechterungsverbots
                 © E. Schröder

                                 • Umgang mit Zielkonflikten

                                                                          Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Natura 2000 - Stand und Perspektiven - Götz Ellwanger - Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen
Rückgang verlangsamt?
            FFH-Bericht 2019: Vergleich der Regionen

               ALP                            ATL                     KON
          15,7%
                2019                                16,4
                                                                      7,1%
                                       17,3                                   20,2%

Arten   13,3%               48,2%
                                                              38,3%
                                                       27,3
                                     39,1                                      34,4%
          22,9%

                6,7% 2,2%                     1,5                      0,0%
                                                     19,4                     18,1%

LRT     24,4%                                                 39,8%

                                    55,2
                            66,7%                      23,9
                                                                              42,2%
Natura 2000 - Stand und Perspektiven - Götz Ellwanger - Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen
Konnte der Rückgang der Biodiversität
  gestoppt oder verlangsamt werden?

 Bilanz FFH-Bericht 2019:
 Arten: 12 Arten mit einer (tatsächlichen) Verschlechterung
  des EHZ; nur 2 Verbesserungen
 LRT: 15 LRT mit einer Verschlechterung des EHZ
 Insbesondere nutzungs- und pflegeabhängige LRT,
  Magerrasen, aber auch Küstendünen
 sowie Amphibienarten, drei Fledermausarten, Maculinea
  teleius u.a.
 Verbesserungen des EHZ bei zwei Fledermausarten (nur
  ATL)
 Erfolge langfristiger Naturschutzmaßnahmen, z.B. Biber,
  Wildkatze, Kegelrobbe, Kleine Hufeisennase

                                      Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Natura 2000 - Stand und Perspektiven - Götz Ellwanger - Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen
Gesamttrends 2013 – 2019

Arten                                                 LRT

Auswertung anhand Methodik FFH-Bericht 2019
Bezugsraum: Deutschland
369 Art- und 192 LRT-Bewertungen
                            Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Natura 2000 - Stand und Perspektiven - Götz Ellwanger - Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen
Vogelschutzbericht 2019: Brutvögel

 Kurzeittrend (12 Jahre) und Langzeittrend (36 Jahre) der Brutvögel in Deutschland.
 Anzahl der Arten; Prozentualer Anteil
• Etwa 1/3 der Arten weisen seit über 12 Jahren zunehmende
  Bestandstrends auf, z.B. Seeadler, Uhu und Schwarzstorch
• Etwa 1/3 der Arten sind in den letzten 12 Jahren im Bestand
  zurückgegangen, v.a. Arten der Agrarlandschaft wie Kiebitz und Rebhuhn
• Anteil der Brutvögel mit abnehmenden Beständen ist in den vergangenen
  12 Jahren deutlich höher als im Zeitraum der letzten 36 Jahre → Druck auf
  die Vogelbestände nahm weiter zu
                                                       Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Natura 2000 - Stand und Perspektiven - Götz Ellwanger - Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen
Konnte der Rückgang der Biodiversität
  gestoppt oder verlangsamt werden?

These 1: Der Rückgang der Biodiversität hält an, trotz
erheblicher Anstrengungen im Naturschutz und
punktueller Erfolge.

                                      Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Natura 2000 - Stand und Perspektiven - Götz Ellwanger - Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen
Situation
 Ist in deninFFH-Gebieten
              Natura 2000-Gebieten
                            alles besser?
   Beispiel 1:besser?
              High Nature Value Farmland

 Vergleich Entwicklung des HNV-Farmland-Anteils innerhalb /
  außerhalb von Schutzgebieten von 2009-2016 (PAN 2017)
 Anteil von HNV-Flächen in Schutzgebieten deutlich höher als
  außerhalb
 Bundesweit deutliche Rückgänge von HNV-Flächen
                           HNV                  Änderung                                95-%-VI
                       2009      2016      absolut            relativ               rel. Änderung
alle HNV-Flächen:
in FFH                 46,0 %    40,9 %   – 5,1 PP*      – 11,0 %*               – 21,2 %            – 0,8 %
außerhalb FFH          11,4 %    10,1 %   – 1,4 PP*      – 11,9 %*               – 17,4 %            – 6,4 %
in VSG                 27,4 %    24,4 %   – 3,0 PP       – 10,8 %                – 23,2 %              1,5 %
außerhalb VSG          12,1 %    10,6 %   – 1,4 PP*      – 11,9 %*               – 17,2 %            – 6,7 %
in FFH oder VSG        30,5 %    27,5 %   – 3,0 PP*      – 9,9 %*                – 18,7 %            – 1,1 %
weder FFH noch VSG     11,3 %     9,9 %   – 1,4 PP*      – 12,3 %*               – 18,1 %            – 6,6 %
strenger Schutz        49,0 %    43,6 %   – 5,4 PP       – 11,0 %                – 22,2 %              0,1 %
kein strenger Schutz   12,3 %    10,8 %   – 1,4 PP*      – 11,8 %*               – 17,0 %            – 6,5 %

                                                 Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Natura 2000 - Stand und Perspektiven - Götz Ellwanger - Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen
Beispiel 1: High Nature Value Farmland

 Rückgang des HNV-Farmlands auch in Schutzgebieten

 Keine eindeutigen Unterschiede in der Größenordnung der
  Rückgänge innerhalb/außerhalb N2000

 In höchster Wertstufe (I) allerdings keine signifikanten
  Änderungen feststellbar (zu geringe Anzahl Probeflächen?)

 Durch landwirtschaftliche Nutzung geprägte, aber aktuell nur
  durch sporadische Pflege erhaltene Flächen („LRT“):
  Rückgang innerhalb N2000 nicht signifikant, aber außerhalb

                                      Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Natura 2000 - Stand und Perspektiven - Götz Ellwanger - Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen
Beispiel 2: Rückgang LRT-
                    typischer Insektenzönosen

            •   Fallenergebnisse über 27 Jahre in 63 Schutzgebieten
                (37 Natura 2000, 7 NSG, 9 LSG, 6 Wasserschutzgebiete, 4 unter örtlichem
                Management)

            •   Reine Biomasseergebnisse über alle flugaktiven Insekten
                (Gesamtfang)
            •   Festgestellte Rückgänge im Durchschnitt 76 % (Sommer 82
                %)
            •   Statistische Auswertung berücksichtigt: Wetterbedingungen,
                Biotoptyp, Landnutzung, Vegetation – erklärt ca. 7 % der
                gemessenen Rückgänge
            •   Rückgänge auch in gut gepflegten Schutzgebieten,
                Veränderungen an der Vegetation nicht erkennbar

                Hallmann et al. (2017): https://doi.org/10.1371/journal.pone.0185809

© M. Sorg
                                                             Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Ist die Entwicklung in den Natura 2000-
     Gebieten besser als außerhalb?

These 2: Der Rückgang der Biodiversität findet
auch in den FFH-Gebieten / N2000 statt (wenn
auch möglicherweise abgeschwächt).

                                Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Sind unsere Schutzinstrumente
         ausreichend /wirksam?

 Laufendes Vertragsverletzungsverfahren der EU
 a) Rechtliche Sicherung FFH-Gebiete (Grundschutz,
  Erhaltungs- und Entwicklungsziele) bis Ende 2018
 b) Festlegung der Erhaltungsmaßnahmen bis Ende 2020(?)
 Umsetzung in vielen Ländern durch Sammel-VO oder
  Gesetz (a) und Managementpläne (b)
 Vertragsnaturschutz als primäres Instrument der
  Maßnahmenumsetzung
  gleichwertige Schutzwirkung unterschiedlicher
  Sicherungskonzepte der Bundesländer?
  Wirkung fehlender gebietsspezifischer Ge- und Verbote?
  größerer Erfolg der Maßnahmenumsetzung?
                                     Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Ergebnisse des Fitness Checks

 RL sind unerlässlich für EU Naturschutzpolitik, aber es gibt
  Umsetzungsdefizite:
   •   (noch) fehlende Managementpläne
   •   ausbleibende oder ineffektive Managementmaßnahmen
   •   unzureichende Verfügbarkeit finanzieller Mittel
   •   mangelhafte Integration der Ziele und Vorschriften der
       Richtlinien in andere Politikbereiche, v.a. in die GAP,
       Agrarpolitik und Landnutzung
   •   Wissenslücken, eingeschränkte Datenverfügbarkeit sowie
       fehlender Austausch von Daten, Erfahrungen und Ergebnissen
   •   unzureichender Schutz der Gebiete vor Eingriffen in der Praxis

                                            Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Qualität von Managementplänen

 Qualitätsanalyse von 52 Managementplänen aus
  12 Bundesländern aus den Jahren 2004 bis 2016
 Auswertung allgemein
 1     Art des Planwerks
 2     Laufzeit und Angaben zur Fortschreibung des Plans
 3     Aussage zur Verbindlichkeit der Planung
 Auswertung Schutzgüter
 4     Beschreibung der Bedeutung des FFH-Gebietes im Kontext Netz Natura 2000 und Kohärenz
       Beschreibung der Bedeutung der Vorkommen der LRT und Arten der FFH-RL im Kontext Netz
 5     Natura 2000 und Kohärenz. Verweis auf landesweite Vorgaben (Prioritäten/ besondere
       Verantwortlichkeit).
 6a    Welche Schutzgüter (Kategorien) werden im MP beschrieben?
 Auswertung Planung
 6b    Welche Schutzgüter (Kategorien) werden im MP beplant?
 7     Ist die Maßnahmenplanung flächenscharf?
 8     Wird zwischen Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen unterschieden?
 9     Prüfung der Umsetzbarkeit von Maßnahmen vorhanden?
 10    Benennung der Hemmnisse und Konflikte für die Umsetzung?
 11    Werden Zielkonflikte zwischen Schutzgütern der FFH-RL betrachtet?
 12    Werden Zielkonflikte mit Schutzgütern außerhalb der FFH-RL betrachtet?
       Werden für die Umsetzung der konkreten Maßnahmen Verantwortliche und Zuständigkeiten
 13
       benannt?
       Gibt es konkrete Aussagen zu Monitoring/Erfolgskontrolle bezogen auf die Schutzgüter der
 14
       FFH-RL?
Studienergebnisse (LB 2017)

 nicht repräsentative sektorale Auswertung
 keine umfassende Gesamtbeurteilung der bisherigen
  Qualität der Managementplanung
 Insgesamt gute naturschutzfachliche Qualität der MPs
 aber u. a. deutliche Defizite in einer noch mangelhaften
  Umsetzungsorientierung
    •   fehlende Priorisierung von Maßnahmen
    •   fehlende Vorabstimmung von Maßnahmen hinsichtlich
        Umsetzbarkeit (z.B. mit Genehmigungsbehörden)
    •   fehlende Klärung /Dokumentation der Haltung von
        Eigentümern /Pächtern zu geplanten Maßnahmen
    •   Ungeklärte Zuständigkeiten für Umsetzung

                                       Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Studienergebnisse (LB 2017)

 nicht repräsentative sektorale Auswertung
 keine umfassende Gesamtbeurteilung der bisherigen
  Qualität der Managementplanung
 Insgesamt gute naturschutzfachliche Qualität der MPs
 aber u. a. deutliche Defizite in einer noch mangelhaften
  Umsetzungsorientierung
    •   fehlende Priorisierung von Maßnahmen
    •   fehlende Vorabstimmung von Maßnahmen hinsichtlich
        Umsetzbarkeit (z.B. mit Genehmigungsbehörden)
    •   fehlende Klärung /Dokumentation der Haltung von
        Eigentümern /Pächtern zu geplanten Maßnahmen
    • Ungeklärte
These              Zuständigkeiten
        3: Die notwendigen         für Umsetzung
                            Schutzinstrumente sind vorhanden,
entfalten aber (noch) keine ausreichende Wirkung

                                       Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Stehen ausreichend Ressourcen
     Kostenschätzung Natura 2000
  für Natura 2000 zur Verfügung?
 Erste Kostenschätzung 2004: 627 Mio. €/Jahr
 Neue Kostenschätzung Sept 2016: 1,416 Mrd. €/Jahr
 Erhöhter Kostenbedarf seit 2004 u.a. durch:
    •   erhebliche Gebietsnachmeldungen (Meldung damals noch nicht
        abgeschlossen)
    •   Erhebliche Erhöhung der Maßnahmenkosten durch allgemeinen
        Preissteigerung und stark gestiegener Pacht- und Landpreise
    •   Neue Trends in der Landnutzung seit 2004, die zusätzliche oder teurere
        Naturschutzmaßnahmen erfordern
    •   Erhöhte Bedeutung der artenschutzrechtlichen Regelungen:
        Mehrkosten für Maßnahmen außerhalb der N2000-Gebiete oder für
        Arten nach Anhang IV FFH-RL
    •   Präventionsmaßnahmen und Entschädigungszahlungen durch
        Ausbreitung einiger Tierarten (z.B. Wolf, Biber)
    •   erhöhter Personalbedarf durch Verschärfung und Verkomplizierung der
        Vorgaben der EU-Fonds
 Kostenschätzung enthält keine Kosten für marine Schutzgüter und
  Auenrenaturierung (WRRL)
                                                Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Verfügt der Naturschutz über
      ausreichende Ressourcen?

„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die EU-Mittel
zugunsten der biologischen Vielfalt in diesem Jahrzehnt
aufgestockt (…) werden, …“. Gemeinschaftsbericht (2009)
These 4a: Finanzierungsmöglichkeiten für N2000 müssen
verbessert werden (Reform GAP, Aufstockung LIFE,
erleichterter Zugang)

„EU-Finanzierungsinstrumente, die die Bewirtschaftung und
die Wiederherstellung von Natura-2000-Gebieten
ermöglichen, wurden nicht ausreichend genutzt“ (SEC(2011)
1573 final, 12.12.2011).
These 4b: Finanzierungsmöglichkeiten für N2000 müssen
effektiver genutzt werden (Programmierung Länder, LIFE)

                                     Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Findet in den Schutzgebieten eine
  angepasste Landnutzung statt?

 In FFH-Gebieten: 125.000 ha Feldkulturen, 16.000 ha Obst-
  und Weinbau (Brühl 2017)
 Überwiegend konventionell bewirtschaftet
 Vergleichsweise kleinteilige Gebietsmeldung
 In hohem Umfang Randeffekte  Düngung, Pestizide
 Fehlende Umsetzung nationaler Aktionsplan zur
  nachhaltigen Anwendung von PSM (RL 2009/128/EG)
 Ziel nach Art. 12b: Minimierung oder Verbot von PSM in
  Natura 2000 und in Gebieten der WRRL bis 2018!
 Zulassungsverfahren von PSM berücksichtigen ungenügend:
  Fledermäuse, Amphibien und indirekte Effekte entlang der
  Nahrungsketten
 sowie Insekten-Biodiversität (nur wenige robuste Test-Arten)
                                      Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Schutzgebiete ohne Schutz?

9 FFH-Gebiete im RP Schwaben:
85 ha LRT 6510 real vorhanden,
3.100 ha bei Erstmeldung geschätzt!

                                      155 Wiesenvogel-VSG:
                                      Grünlandverlust von 1,42 %
                                      von 2000 bis 2006
                                      (max. 38 %, in 10 VSG >10 %)

                                          Quellen: Hötker & Leuschner 2014 /
                                                                NABU 2012
Schutzgebiete ohne Schutz?

9 FFH-Gebiete im RP Schwaben:
85 ha LRT 6510 real vorhanden,
3.100 ha bei Erstmeldung geschätzt!

                   Ausmaß der Verluste unrealistisch, da
                   - Bestandsschätzung bei Erstmeldung
                   - standörtliches Potential wohl geringer
                   - zu großzügige Interpretation des LRT
                    Auslöser für Vertragsverletzungs-
                   verfahren gegen Deutschland

                                               155 Wiesenvogel-VSG:
                                               Grünlandverlust von 1,42 %
                                               von 2000 bis 2006
                                               (max. 38 %, in 10 VSG >10 %)

                                                    Quellen: Hötker & Leuschner 2014 /
                                                                          NABU 2012
Findet in den Schutzgebieten eine
  angepasste Landnutzung statt?

 Zum Teil Flächenverluste von LRT- und Habitatflächen in
  Schutzgebieten
 Zum Teil Qualitätsverluste durch zu intensive oder fehlende
  Nutzung der Kernflächen
 Verschlechterungsverbot wird de facto vielfach unterlaufen
 Gründe: schleichende Prozesse, Schwierigkeit des
  Nachweises der Kausalkette oder Vollzugsdefizite
 Aber auch Akzeptanzprobleme, Schwierigkeiten in der
  Zusammenarbeit doi:10.1642/AUK-17-202.1mit anderen
  Akteuren

                                      Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Findet in den Schutzgebieten eine
  angepasste Landnutzung statt?

 Zum Teil Flächenverluste von LRT- und Habitatflächen in
  Schutzgebieten
 Zum Teil Qualitätsverluste durch zu intensive oder fehlende
  Nutzung der Kernflächen
 Verschlechterungsverbot wird de facto vielfach unterlaufen
 Gründe: schleichende Prozesse, Schwierigkeit des
  Nachweises der Kausalkette oder Vollzugsdefizite
These
  Aber5:auch
          Intensive landwirtschaftliche
              Akzeptanzprobleme,        Nutzung in und
                                     Schwierigkeiten    um
                                                     in der
FFH-Gebiete   trägt maßgeblich
   Zusammenarbeit              zu Verschlechterungen
                     doi:10.1642/AUK-17-202.1mit     anderen
beiAkteuren

These 6: Naturschutz braucht mehr Ressourcen und
Bündnispartner zur erfolgreichen Umsetzung von N2000
                                       Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Natura 2000 – immer noch zu wenig
bekannt und zu wenig ernst genommen ?

                                                      Quelle: N2000 newsletter

Nur 5% der Deutschen wissen was Natura 2000 ist !

                                     Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Beitrag des Einzelgebiets zum
    Schutzgebietsnetz Natura 2000

Gebietsspezifische               Übergeordnete Erfordernisse
Erfordernisse, z.B.:             (können sich ändern), z.B.:
• Schlechter/ sich               • ungünstiger
   verschlechternder                Erhaltungszustand (Art. 17-
   Erhaltungsgrad                   Berichte: „rot“, „gelb“;
• Zu klein für langfristige         national, EU in der
   Sicherung                        biogeografischen Region
• Metapopulationsdynamik         • Einzelparameter prüfen…
   …

                Strategische Prioritätensetzung
                      (für die Schutzgüter)

Potentielle LRT, Lebensraum für Arten (über die aktuellen Vorkommen
hinaus), Situation außerhalb der Schutzgebiete

Erhaltungsziele auf Gebietsebene schließen ggf. Entwicklung mit
ein (Festlegung nach naturschutzfachlichen Kriterien)
Ableitung der Erhaltungsziele

EHZ-Bewertung der Schutzgüter in der Biogeografische Region
in Deutschland (nach FFH-Bericht):
  • Verbesserung der Qualität (Struktur und Funktionen) der
    Wald-LRT / Habitat der Art
  • Ggf. zusätzliche Flächen erforderlich (Area/Habitatgröße)
     Nutzung von Entwicklungspotentialen
  • Ggf. sogar (regional) Erweiterung des Verbreitungsgebiets
    erforderlich
  Ziele auf Bundeslandebene:
  • Ggf. abweichende Ziele (Erhaltungszustand kann
    besser/schlechter als auf biogeo. Ebene sein)
  • Welchen Beitrag kann ein bestimmtes Einzelgebiet zu den
    überregionalen Zielen leisten?
  •  sollte durch Managementplan beantwortet werden

                                     Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Gebietsebene

 Grundsätzlich mindestens Erhaltung des Status quo (Fläche
  und Qualität) der gemeldeten LRT
 Erst durch spätere Kartierung festgestellte LRT i.d.R.
  ebenfalls zu schützen (Nachtrag SDB)
 Verschlechterungsverbot
   •   Verpflichtung der MS geeignete Maßnahmen zu treffen
   •   betrifft bei nutzungsabhängigen LRT auch natürliche
       Entwicklungen (EuGH C-06/04)
   •   sofern Prozesse durch Bewirtschaftung beeinflussbar
       ( Klimawandel)
   •   Maßnahmen ggf. auch außerhalb der Gebiete zu ergreifen oder
       bestehende Bewirtschaftungsformen anzupassen
   •   Verpflichtung zu Maßnahmen besteht schon vor Eintreten einer
       Verschlechterung (Vorsorge / Vermeidung)

                                          Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Zielkonflikte

                  Konfliktlösung bei sich widersprechenden Erhaltungszielen
                   (gebietsbezogene Ziele für LRT und Anhang II-Arten)
                  Z.B. Eichen-Hainbuchen- versus Buchenwälder
                  Entscheidung im Hinblick auf relative Bedeutung der
                   Schutzgüter im Gebiet und für die überregionale
                   Zielerreichung
                    •   Größe und Erhaltungsgrad der Vorkommen
                    •   Vernetzungsaspekte
                    •   Arthabitate….
                  Möglichkeit eines Ausgleichs (für beeinträchtigten LRT /
                   Arthabitate) in einem anderen Teil des Gebiets
                  Ob ggf. neu entstehende LRT zu schützen sind, ist anhand
                   der Erhaltungsziele zu beurteilen

                                                       Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
© G. Ellwanger
Wildnisentwicklung

Wildnis ist eine mögliche Erhaltungsmaßnahme für bestimme
Arten und LRT (als solche in der FFH-RL nicht genannt)
•   EU-Guideline „Wildnis in Natura 2000“: Anerkennung einer bedeutenden
    Rolle von Wildnis zum Erreichen eines günstigen Erhaltungszustandes
•   EU-Guideline Natura 2000 & Wälder: in bestimmten Fällen ist das
    Nichteingreifen eine Erhaltungsmaßnahme

Prüfung: durch „vorsichtige“ Umstrukturierung Arrondierung von
Prozesschutzflächen möglich?
Kriterien u.a.:
•   Dauer Regenerierbarkeit betroffener LRT/Arthabitate [paralleles
    Vorhalten von Flächen bis die Umsiedlung erfolgreich ist]
•   Historische Kontinuität soweit möglich erhalten (insbes. bei Wald-
    LRT)
•   Landschaftskontext der Wiederansiedlung aller charakt. Arten
    beachten [Singularitäten, besonders artenreiche Flächen i.d.R.
    nicht veränderbar]
                                              Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Ausblick

 Die Abnahme der Biodiversität konnte nicht gestoppt
  werden.
 Ohne Natura 2000 wäre die Situation aber weit schlechter.
 Durch aktives Handeln vor Ort sind Erfolge möglich.
 Erfolgsfaktoren sind u.a.
    •   ausreichende Ressourcen (Finanzmittel, Personal)
    •   klar kommunizierte Ziele (Was ist verhandelbar?)
    •   Beteiligungsmöglichkeiten
    •   Kontinuität (Ansprechpartner, Gebietsbetreuung)
    •   Vertrauen
    •   Gewisse Beharrlichkeit

                                           Tagung N2000-Management vor Ort, Erfurt, 28.01.2020, BfN, FG II.2.2
Vielen Dank für Ihre
      Aufmerksamkeit!

Mit Natura
   2000

                    Vielfalt
                   erhalten !
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