Online-Payment-Studie 2014 - Daten, Fakten, Hintergründe und Entwicklungen Händler
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Online-Payment-Studie 2014 Daten, Fakten, Hintergründe und Entwicklungen Inklus Interv ive iews m Ebay, it Bigpo EHI G int, epr Online üfter -Shop und K larna Händler Forschung Kongresse Medien Messen
Vorwort 5 Liebe Leserinnen und Leser, die vorliegende Studie bildet die dritte Ausgabe Akzeptanzstellen und die Höhe der Umsatzan- der Online-Payment-Studien Reihe seit Einfüh- teile bei den Händlern stiegen in den letzten rung im Jahr 2012. Nach drei Jahren sind ent- Jahren stark. Die Anzahl der PayPal-Kunden- sprechende Erfahrungswerte vorhanden und konten ist wesentlich durch den Einsatz bei die Ergebnisse der Händlerbefragungen geben Ebay gestiegen. Lastschrift, ebenfalls als Erfin- eindeutige Tendenzen vor. dung deutscher Händler, ist seit 1963 im Gewinner bei den Umsatzanteilen ist klar Einsatz. Vor allem umsatzstarke Onlinehändler PayPal. Gestartet mit einem Anteil von 13,5 setzen die Lastschrift direkt als Zahlungsart Prozent in der Studie 2012, ist inzwischen eine oder indirekt hinter einer eigenen Zahlungsart Steigerung auf 19,9 Prozent erreicht. Der ewig (z. B. Bezahlfunktion in einem Kundenlogin hin- Erste ist und bleibt die Rechnung mit zeitlich terlegt) ein. Das Lastschriftwachstum in den stabilen 25 Prozent. Die Lastschrift bildet in letzten zwei Jahren kommt wesentlich durch diesem Jahr den dritten stärksten Teilnehmer den Umsatzzuwachs von Amazon.de, nur als mit 19,3 Prozent im Vergleich zu 15,6 Prozent eigener Händler und nicht als Marktplatz im ersten Studienjahr. Absehbar wird es in betrachtet. 85 Prozent des Umsatzes des Zukunft daher eine Marktdominanz dieser drei Händlers Amazon wird laut der EHI Schätzung Zahlungsarten geben. per Lastschrift von den Kunden bezahlt. Bei Schaut man sich die Strukturen und Wachs- 16,3 Prozent Anteil am Gesamtmarktumsatz tumsursachen genauer an, ergibt sich ein sehr von Amazon.de ist dadurch automatisch bei unterschiedliches Bild. Der Rechnungskauf, in der Lastschrift ein Umsatzanteil von 13,85 Pro- den fünfziger Jahren durch die deutschen zent erreicht. Mit dem Wachstum von Amazon. Versandhändler eingeführt, hat seit dieser de wächst folglich auch der Umsatzanteil Zeit seine Bedeutung im Distanzgeschäft. der Lastschrift. Kurgefasst – Rechnung bleibt PayPal hingegen ist seit 2004 auf dem Zah- stabil, PayPal wächst endogen und Lastschrift lungsmittelmarkt vertreten. Die Anzahl der exogen.
6 Vorwort Die Erwartungen der Händler in der Befra- Online-Payment Markt als gut einschätzbar. Ist gung haben sich ähnlich entwickelt. Auf die das aktuell die richtige Sichtweise? Frage, welcher Anbieter das Thema Payment Ja und Nein. Die starken Zahlungsarten sind in Zukunft am erfolgreichsten umsetzt und für Entscheider gut erkennbar. Auch die Daten- beeinflusst, sahen und sehen die Händler Pay- lage lässt für den Händler eine eindeutige Stra- Pal (aktuell 40,4 Prozent) weit führend. Auf tegiefindung zu. ABER – zwei wesentliche den zweiten Platz ist Amazon (19,2 Prozent) Sprengstoff-Themen sind in den letzten zwei vorgerückt und hat damit die Banken (aktuell Jahren akut geworden. Eine zunehmende 7,7 Prozent) verdrängt. Auch Google sinkt in Regulierung durch nationale oder europaweite der Wahrnehmung der Händler von Jahr Gesetzgebungen und der Einzug des Mul- zu Jahr. tichannel Konzeptes in den E-Commerce In der EHI Studie „E-Commerce-Markt zeigen Auswirkungen. Deutschland 2013“ wurden die Top-1.000 Durch die SEPA-Umstellung haben sich umsatzstärksten Onlineshops ermittelt. Diese die Lastschriftanteile bei 60 Prozent der Onlineshops bilden den Untersuchungsrahmen Befragten verringert. Bis zum nächsten Jahr der vorliegenden Studie. Wie oft in der Gesamt- muss die SecuRe Pay Regelung, letztlich auch heit der 1.000 Onlineshops ein Zahlungsmittel von der EZB kommentiert und empfohlen, von angezeigt wurde, wird als Sichtbarkeit der Zah- den Zahlungsdienstleistern und Händlern lungsmittel definiert. Dieser Faktor stieg für umgesetzt werden. Die Lebensmittelzeitung PayPal (82,3 Prozent) und Rechnung allgemein titelte im Februar entsprechend – „Web-Shop- (55,5) überdurchschnittlich an. Zurückzuführen Kassen droht Inconvenience“. Haben Händler ist dies wesentlich auf hohe Marketing- und und Dienstleister die Conversionsrate, auch Vertriebsaktivitäten entsprechender Anbieter. mit entsprechend hohen Kosten, in den letzten Bei diesen bisher genannten klaren und zeit- Jahren optimiert und erhöht, ist der Regulator lich stabilen Veränderungen erscheint der für diese Ecommerce-übliche Messeinheit
Vorwort 7 nicht zugänglich. Ob eine höhere Sicherheit lungen mit Zahlungsgarantie den Benchmark- mit gleichzeitig gleichbleibender Usability Preis mindestens halbiert. überhaupt theoretisch machbar ist, werden Wir freuen uns daher jetzt schon auf die fol- die Konzepte nach Regulierung zeigen. gende Studie im nächsten Jahr und freuen uns Zahlung bei Abholung ist dieses Jahr als auf ein erneut spannendes Payment-Jahr. Das neue Zahlungsart in die Umsatzanteile aufge- EHI dankt allen Unternehmen und Experten, nommen wurden. Damit ist ein originärer die an der Erhebung teilgenommen haben. Bestandteil des Multichannel-Konzeptes, die Interaktion auf allen Vertriebskanälen, in das Köln, Juni 2014 (Online-)Payment aufgenommen. Auf der E-Fashion 2013 erläuterte der Händler Erns- ting’s Family, dass auf Online-Einnahmen in Höhe von 100 Euro rund 23 Euro Zusatzein- nahmen aus der Filiale kommen. Multichan- Horst Rüter, nel-Händler bieten Online-Reservierung und Mitglied der Geschäftsleitung, Abholung in der Filiale zunehmend an, die Leiter Forschungsbereich dahinterliegende Zahlungsart ist Zahlung bei Zahlungssysteme, Abholung. Für den Händler lohnt es sich in EHI Retail Institute zweierlei Bereichen. Er erhält Zusatzeinnah- men, da der Kunde in der Filiale zusätzliche Käufe tätigt, und hat eine günstige Zahlungsart im Angebot. Eine girocard Bezahlung mit Zahlungsgarantie bei Abholung kostet ihn Tim Kiesewetter, schätzungsweise zwischen 0,2 – 0,3 Prozent Projektleiter Online-Payment, des Umsatzes, was im Vergleich zu Onlinezah- EHI Retail Institute
8 Inhalt Vorwort ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 5 Management Summary ..........................................................................................................................10 Einleitung.................................................................................................................................................14 Begriffserklärung – Thematische Abgrenzungen und Definitionen ...................................................16 Allgemeine Informationen......................................................................................................................20 Zahlungsmittel und Zahlungsarten im untersuchten Payment-Mix...................................................28 Rechnung .................................................................................................................................................30 Paypal .......................................................................................................................................................32 Lastschrift .................................................................................................................................................34 Kreditkarten ..............................................................................................................................................38 Vorauskasse .............................................................................................................................................40 Finanzierung .............................................................................................................................................42 Nachnahme ..............................................................................................................................................44 Sofortüberweisung ...................................................................................................................................46 Zahlung bei Abholung ..............................................................................................................................48 Bezahlen über Amazon ............................................................................................................................50 Parfitt-Collins-Modell im Payment ...........................................................................................................52 Ergebnisse der Befragung �������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 56 Was scheint dem Kunden wichtig? Was ist dem Händler wichtig?..........................................................56 Kosten der Bezahlverfahren .....................................................................................................................60 Payment-Steuerung .................................................................................................................................62 Angegebene Umsatzanteile bei den teilnehmenden Händlern.................................................................66 Panelvergleich ..........................................................................................................................................68 Markthochrechnung .................................................................................................................................70
Inhalt 9 Marktakteure ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 72 Payment-Service-Provider .......................................................................................................................74 Acquirer ....................................................................................................................................................76 Acquirer, Payment Service-Provider, Payment-Dienste und Issuer auf dem deutschen Markt ..............77 Hot Topics im Payment ..........................................................................................................................82 Rechnungskauf bei eBay .........................................................................................................................84 Entwicklungen bei SecuRe Pay ................................................................................................................87 Payment und die neue Verbraucherrechterichtlinie .................................................................................91 Neue Art des Express-Checkout bei Klarna .............................................................................................94 Grundüberlegungen für Online-Händler ...............................................................................................98 Brand vs. White Label, Express-Checkout vs. Payment-Page, Checkout und Layout ...........................98 Optimaler Payment-Mix, Hidden-Champion-Rechnung ........................................................................100 Aktuelle und zukünftige Entwicklungen ..................................................................................................102 Fazit .......................................................................................................................................................104 Stimmen aus dem Handel ......................................................................................................................106 Abbildungsverzeichnis ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������ 108 Quellenverzeichnis ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������ 110 Impressum ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 111
10 Managment Summary Management Summary Marktstruktur Der Einsatz eines Zahlungsmittels in einem Die Studie „E-Commerce-Markt Deutschland“ Top-10-Shop kann auf Grund seiner Umsatz- wird als Studie des EHI Retail Institute seit höhe den Marktanteil der Zahlungsart wesent- fünf Jahren jährlich untersucht. Anfang viertes lich erhöhen. Der Einsatz der Lastschrift bei Quartal 2013 erschien die fünfte Auflage Amazon.de führt rechnerisch direkt zu einem der Studie. Dabei wurden Analyse- und Erhe- Marktanteil von fast 14 Prozent der Lastschrift. bungsdaten aus 2013 und Umsätze der größ- Zahlungsarten wie z. B. Rechnung und Finan- ten 1.000 Onlineshops in Deutschland aus dem zierung sind für die großen Onlineshops mit Umsatzjahr 2012 ermittelt. Die ermittelten indi- ihrer Unternehmensgröße und entsprechenden viduellen Umsätze der 1.000 größten Online- Transaktionszahlen kostengünstig einzusetzen. shops und die Sichtbarkeit der Zahlungsmittel Sie können großen Nutzen aus dem Gesetz der wurden in diese Online-Payment-Studie großen Zahlen bei Risiko erzielen und entspre- übernommen. chende Möglichkeiten zur Risikominimierung Die jährliche Ecommerce-Studie bringt und -Einschätzung nutzen. Erkenntnisse über die speziellen Strukturen des Die üblichen Zahlungsmittel mittelständischer Marktes hervor. Der wichtigste Punkt aus der Shops unterscheiden nicht von denen großer Studie ist die zunehmende Dominanz der Top- Shops. 10- und der Top-100-Onlineshops durch ihren In den Top-1.000-Shops sind die Zahlungsar- hohen Anteil am gesamten Marktumsatz. Ama- ten PayPal, Kreditkarte, Vorauskasse, Nach- zon.de hat mit einem Umsatz von 4,8 Milliarden nahme und Sofortüberweisung am häufigsten Euro auf den zweiten Platz Otto.de mit einem ausgewiesen bzw. beworben. Dies wird in die- Umsatz von 1,7 Milliarden Euro einen erhebli- ser Studie mit der Sichtbarkeit der Zahlungsmit- chen Vorsprung. tel bezeichnet. Ihr entsprechender Marktanteil
Managment Summary 11 weicht, bis auf bei PayPal, davon aber stark ab. Die hohe Sichtbarkeit einer Zahlungsart bedeu- tet nicht immer auch einen hohen Marktanteil. Bei hoher Sichtbarkeit sind verstärkte Marke- tingmaßnahmen gewisser Zahlungsarten und Marken zu vermuten. Ob ein Kunde diese dann aber auch zum bezahlen nutzt ist eine andere Geschichte. Beispielhaft liegt der Marktanteil der Zah- lungsart Nachnahme 2013 in der Hochrechnung nur bei 3,3 Prozent (3,9 % 2012). Angezeigt als Zahlungsart wird sie aber in 56,7 Prozent (57,8 % 2011) der Top-1.000-Shops 2012. Sichtbarkeit und Umsatzanteil weisen eine Dif- ferenz von 52,8 Prozent auf. Hier sollte der Händler in seinem Onlineshop genau prüfen, für welches Bezahlverfahren er seinen Werbeplatz im Layout einsetzt. Unver- zichtbar für den Händler ist die Ausweisung aller angebotenen Bezahlarten zur Kundeninforma- tion auf der Startseite des Onlineshops. Ebenso sollte eine allgemeine Informationsseite für alle Zahlungskonditionen eingestellt werden.
12 Managment Summary Hochrechnung der Marktanteile (vorher 35 Prozent). Die Hochrechnungsanteile Als Analyseform wurde eine Kombination von für Lastschrift wurden für die Online-Pay- Clusteranalyse und Spieltheorie verwendet. Mit ment-Studie 2013 nachträglich von 15,8 Pro- Hilfe der gebildeten Cluster verschiedener Pay- zent auf 18,8 Prozent und für Kreditkarte von ment-Mixe konnten Shops mit identischem 20,5 Prozent auf 17,9 Prozent korrigiert. Vor- Zahlungsangebot ermittelt werden. Durch die auskasse (8,9 %), Ratenkauf bzw. Finanzierung Anwendung spieltheoretischer Strategien (4,4 %), Nachnahme (3,3 %) und Sofortüberwei- konnte von einer Umsatzverteilung einzelner sung (2,8 %) bilden die weitverbreitetsten Zah- Shops im Cluster auf die durchschnittliche Ver- lungsverfahren in der Hochrechnung. Neu auf- teilung aller Shops im selben Cluster gefolgert genommen wurden die Zahlungsarten ‚Zahlung werden. Die einzelnen Umsätze jedes Online- bei Abholung‘ (0,7 %) und ‚bezahlen mit ama- shops sind dabei aus der Studie „E-Com- zon‘ (0,4 %). merce-Markt Deutschland 2013“ bekannt und wurden übernommen. Key-Player Die Top 10 der umsatzstärksten Onlineshops Ergebnisse der Hochrechnung generierten im Umsatzjahr 2012 32,8 Prozent Der Kauf auf Rechnung (25,4 %) ist das umsatz- (2011: 32,0 %) des Gesamtumsatzes von 29,5 stärkste Zahlungsmittel. PayPal (19,9 %) und Milliarden Euro. Diese Dominanz wird im Lastschrift (19,3 %) weisen ein starkes Wachs- Umsatzjahr 2013 tendenziell gleich blieben. Der tum auf und belegen Platz zwei und drei. Kredit- Einfluss der Key Player auf die Marktanteile der karte (14,8 %) folgt mit einer Verringerung des untersuchten Zahlungsmittel ist groß. Anteils im Vergleich zum Vorjahr (17,9 %). Die Berechnungsgrundlage für Amazon.de wurde Payment-Steuerung dieses Jahr geändert. Das EHI schätzt den Bei der Wahl eines gewissen Zahlungsmittels Anteil der Lastschrift auf 85 Prozent (vorher 65 die für den Händler entstandenen Kosten bzw. Prozent) und der Kreditkarte auf 15 Prozent Ersparnisse an den Kunden weiterzugeben,
Managment Summary 13 ist Ziel der europäischen Payment Service SEPA und SecuRe Pay Regelungen Directive (PSD). Allgemein gaben nur noch Nach der Verlängerung der Umsetzungsfrist für 19,9 Prozent der Händler an, dem Kunden bei SEPA durch die EU Kommission haben 65 Pro- der Wahl eines von ihm gewünschten Bezahl- zent der Befragten die Umstellung auf die verfahrens Vergünstigungen (z. B. kostenloser SEPA-Lastschrift im ersten Quartal 2014 durch- Versand) zu gewähren. Im Jahr 2012 waren es geführt. Bei 60 Prozent hat dies zu einer Verrin- noch 37,8 Prozent. gerung des Lastschriftanteils geführt. Bei den restlichen 40 Prozent ist der Umsatzanteil Markengestützte Zahlungssysteme steigen gleich geblieben. Die Anzahl von Zahlungsanbietern, die ihre Pro- Die Frage nach praxistauglichen Autorisie- dukte mit einer (Dach-)Marke (z.B. Billpay, rungsmethoden beantworten die Händler ein- Klarna) anbieten, stieg im Bereich Rechnungs- deutig. Fast alle Händler äußerten, dass sie kauf in den letzten drei Jahren deutlich. Auch Software-basierte Authentifizierungsmöglichkei- das Angebot von White-Label-Rechnungs- ten für praxistauglich halten. Zwei Drittel sehen dienstleister (z.B. RatePay) stieg. dies auch bei Handy-basierten Möglichkeiten. Bei Express-Checkout-Systemen (z. B. Pay- Hardware- und Biometrie-basierte Verfahren Pal, Bezahlen mit Amazon) stieg die Anzahl beurteilen sie in der Mehrzahl als nicht markengestützter Systeme ebenfalls. V.me und praxistauglich. Masterpass bilden in diesem Bereich neue Angebote der Kreditkartenunternehmen. 14,8 Prozent der befragten Händler wollen eines der beiden Systeme einsetzen. Händler-eigene Express-Checkout-Systeme sind nur vereinzelt erkennbar.
18 Begriffserklärung der Handys bzw. der Smartphones, im amerika- stützt (z. B. Rechnung mit Klarna) oder als nischen als Mobile(-Device) bezeichnet, wurde White- Label-Version (z. B. Rechnung mit REAL aus der Unterkategorie eine eigene Kategorie. Solution) einsetzt. Der Begriff Mobile bezeichnet daher die Nut- zung einer mobilen Datenverbindung mit gleich- In der Typologie im Bereich Zahlungssys- zeitiger Nutzung eines Mobile-Devices. teme kann man zwischen Zahlungskanal, Zah- Wenn mit einem Handy an einer stationären lungsmittel und Zahlungsart unterscheiden. Kassenumgebung bezahlt wird, spricht man Der Zahlungskanal definiert den Einsatzbe- dennoch vom stationären Bezahlvorgang. Wir reich des Zahlungssystems. Heute wird zwi- hingegen nur eine Artikelnummer oder ein Code schen den Zahlungskanälen im stationären/ mit dem Handy gescannt und die Bestellung online-/mobilen Bereich unterschieden. Jeder und Abwicklung erfolgt ausschließlich über das Zahlungskanal weist unterschiedliche Prozess- Mobile-Device, dann spricht man zurecht von schritte und Techniken auf. Mobile Payment. Das Zahlungsmittel beschreibt eine spezifi- sche Zahlungsprozesskette. Beispielsweise Begrifflichkeiten bei Zahlungssystemen sind die Prozesse bei dem Zahlungsmittel Grundsätzlich ist zwischen Debit- und Kredit- Rechnungskauf anders als bei dem Zahlungs- Verfahren zu unterscheiden. Bei Debit-Verfah- mittel Kreditkartenzahlung. Beim Rechnungs- ren (z. B. Lastschrift) werden die Buchungen kauf erfolgt der Versand vor der Bezahlung, die zeitnah ausgeführt und dem Konto belastet. zeitversetzt später durch den Kunden erfolgt. Kredit-Verfahren (z. B. Kreditkarten) erlauben Bei einer Kreditkartenzahlung wird eine zeitnahe eine spätere Buchung, was zusätzliche Kosten Bezahlung vom Anbieter garantiert (Zahlungs- durch Zwischenfinanzierung verursacht. garantie), bevor der Händler den Versand der Ebenso ist zwischen PrePaid und PostPaid Ware freigibt. zu unterscheiden. Bei PrePaid (z. B. Voraus- Die Zahlungsart beschreibt einen genauen kasse) geht der Kunde in Zahlungsvorleistung Zahlungsprozess, meist eines Anbieters oder und bei PostPaid (z. B. Rechnung) der Händler. einer Marke/Brand. PayPal stellt dabei eine Zu unterscheiden ist ferner, ob man ein Zahlungsart für den Händler dar, obwohl der Zahlungsmittel als Brand-Version/markenge- Endkunde bei PayPal den Betrag durch ver-
Begriffserklärung 19 Zeitliche Entwicklung der Begrifflichkeiten (Abb. 1) Seit mehr als Seit ca. Seit Mitte Seit Ende Seit Anfang 10.000 Jahren* 3.000 v. Chr.* der 1980er** der 1990er der 2010er Bargeldzahlung Papiergeld Unterscheidung Unterscheidung Umbenennung zwischen Online zwischen Online- von Offline Zah- und Offline und Mobile- lungssituation in Bezahlvorgang Payment stationäres Payment mit Hilfe von Die Ägypter Einführung Aufkommen der mehrkanalige genormten erfinden das von Makatel Internetverbindung Bezahlungsmög- Zahlungsmitteln Papiergeld und und Online- und der SMS im lichkeiten im stati- (Münzen, Steine, den Wechsel Autorisierung bei Telekommunikati- onären Bereich: Muscheln etc.) auf Papyrus Eurocheque-Karte onsgeschäft und offline, online und Verbreitung im mobile. Offline Bereich Zahlungsbegriff Zahlungssysteme wird nun als stati- onäre Bezahlsitua- tion bezeichnet. * Leseempfehlung: Graeber, D.: Schulden: Die ersten 5000 Jahre; Klett-Cotta 2012; ISBN 3608947671 ** „Allgemein wird in der Bundesrepublik ein in München gestarteter Versuch als ‚echter‘ Test eines bargeldlosen Zahlungssystems im deutschen Handel angesehen: Am 24. März 1983 eröffnete das Bekleidungshaus Wöhrl seinen Kunden die Möglichkeit, in einer Filiale des Unternehmens an der Kasse mit Eurocheque-Karte zu zahlen“ (Seite 21) - Zellekens, J.; Fontaine, J.; Braatz, F.: Zahlung per Karte; EHI Retail Institute 1989; Köln; ISBN 3872571184 schiedene Zahlungsmittel (Lastschrift, Kredit- zutreten. Gleichzeitig dient der Aufbau einer karte) begleichen kann. Marke bei jeder Zahlung der Erhöhung des Das Ziel einer markengestützten Strategie Vertrauenswertes beim Kunden. Vorreiter der eines Zahlungsanbieters gegenüber dem End- markengestützten Strategien waren Visa, kunden ist, als eine Zahlungsart mit identischem Mastercard und Amex. Aktuell erfolgreichstes Design in verschiedenen Zahlungskanälen auf- Beispiel ist PayPal.
24 Allgemeine Informationen Die 20 größten Online-Shops nach den E-Commerce-Umsätzen 2012 (Abb. 2) Umsatz in Mio. Übersichtsseite zu allen Online-Shop Hauptproduktsegment EUR 2012 Zahlungsverfahren 2013 www.amazon.de 4.811,1 Generalist Ja www.otto.de 1.701,0 Generalist Ja www.notebooksbilliger.de 485,0 Computer, Unterhaltungselektronik, Handys, Zubehör Ja www.zalando.de 411,6 Bekleidung, Textilien, Schuhe Ja www.weltbild.de 388,9 Generalist Nein www.conrad.de 372,9 Generalist Ja www.tchibo.de 360,0 Generalist Ja www.bonprix.de 357,0 Bekleidung, Textilien, Schuhe Ja www.cyberport.de 343,1 Computer, Unterhaltungselektronik, Handys, Zubehör Ja www.esprit.de 327,6 Bekleidung, Textilien, Schuhe Nein www.alternate.de 302,7 Computer, Unterhaltungselektronik, Handys, Zubehör Ja www.hm.com/de 282,2 Bekleidung, Textilien, Schuhe Ja www.c-and-a.com/de 281,9 Bekleidung, Textilien, Schuhe Ja store.apple.com/de 278,1 Computer, Unterhaltungselektronik, Handys, Zubehör Nein www.thomann.de/de 264,7 Hobby-, Sammel- und Freizeitartikel Ja www.baur.de 254,9 Generalist Ja www.mytoys.de 244,0 Spielwaren, Baby Ja itunes.apple.com/de 212,9 Digitale Medien Nein www.qvc.de 193,0 Generalist Ja www.brands4friends.de 186,7 Bekleidung, Textilien, Schuhe Nein Quelle: Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2013“, EHI Retail Institute
Allgemeine Informationen 25 Die angebotenen Zahlungsmittel im Jahr 2013 in den 20 größten Online-Shops (Abb. 3) über Amazon Finanzierung Vorauskasse Nachnahme Zahlung bei Sofortüber- Kreditkarte Lastschrift Rechnung Abholung Bezahlen weisung PayPal Online-Shop www.amazon.de P P P www.otto.de P P P P www.notebooksbilliger.de P P P P P P P www.zalando.de P P P www.weltbild.de P P P P P www.conrad.de P P P P P P P P www.tchibo.de P P P P P www.bonprix.de P P P P P P www.cyberport.de P P P P P P P www.esprit.de P P P P P P www.alternate.de P P P P P P P www.hm.com/de P P P www.c-and-a.com/de P P P P P store.apple.com/de P P P P www.thomann.de/de P P P P P P www.baur.de P P P P P P P www.mytoys.de P P P P P P itunes.apple.com/de P www.qvc.de P P P www.brands4friends.de P P P Quelle: Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2013“, EHI Retail Institute
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