Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 - FIFA.com

Die Seite wird erstellt Pascal Herrmann
 
WEITER LESEN
Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 - FIFA.com
Physische Analyse
der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™
Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 - FIFA.com
Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 - FIFA.com
Physische Analyse
der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™
Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 - FIFA.com
Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™
Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 - FIFA.com
Inhaltsverzeichnis   3

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort                                               5

Einleitung                                            6

Methodik                                              9
- Merkmale der Spielerinnen                           9
- Datenerfassung                                      9
- Gemessene Parameter und Geschwindigkeitsbereiche   11
- Datenanalyse                                       13

Analysen und Ergebnisse                              14
- Teamanalyse                                        14
- Positions- und Einzelanalysen                      46
- Analyse des Endspiels: USA – Japan 5:2 (4:1)       63

Schlussfolgerungen                                   71

Praktische Empfehlungen für das physische
Training und beispielhafte Trainingseinheit          74

Abkürzungsverzeichnis                                83

Begriffsverzeichnis                                   84

Literaturverzeichnis                                 86

Editorial                                            88
Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 - FIFA.com
4   Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™
Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 - FIFA.com
Vorwort     5

VORWORT

Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ in Kanada war für den Frauenfussball und die FIFA
ein Meilenstein. Die siebte WM-Ausgabe bot neben einem Publikumsansturm und TV-
Rekorden auch etliche Premieren. So wurde erstmals mit 24 Teams und ausschliesslich auf
Kunstrasen gespielt. Zudem gab es mit den USA den ersten dreifachen Weltmeister.

Der Frauenfussball hat sich damit endgültig auf oberster Ebene im Sport etabliert und sein
Niveau weiter gesteigert.

Neben dem technischen, taktischen und mentalen Training ist in den letzten Jahren auch
die körperliche Vorbereitung immer wichtiger geworden. Mit dem Tempo sind auch die
physischen Anforderungen an die Spielerinnen enorm gestiegen. Eine intensive physische
Vorbereitung unter fachlicher Anleitung ist deshalb auf jeder Stufe ein Muss.

Um den Frauenfussball getreu ihrer Mission auch in dieser Hinsicht weiter zu fördern,
präsentiert die FIFA hiermit die Ergebnisse der zweiten Studie zur physischen Leistung
der Teams, praktische Empfehlungen für das Fitnesstraining und Beispiele für Trainings-
einheiten.

Fatma Samoura
Generalsekretärin
Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 - FIFA.com
6   Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™

    EINLEITUNG

    Die Weltmeisterschaft ist für alle Akteure     Umso mehr Informationen wir in Bezug auf
    im Fussballsport der absolute Höhepunkt.       die körperlichen Anforderungen des Spiels
    Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada       insbesondere während solcher Turniere
    2015™ war die siebte Auflage des Turniers      zur Verfügung haben, desto spezifischer
    seit der ersten Ausgabe 1991 in der VR         können wir auf die physische Vorbereitung
    China. 24 Teams nahmen an der Endrunde         der Spielerinnen eingehen, die solchen
    2015 teil – acht Teams mehr als 2011 und       Belastungen standhalten müssen, und
    sogar doppelt so viele wie bei der Premiere    somit die Leistungen optimieren und die
    1991. Sieben Teams (Brasilien, Deutschland,    Verletzungsgefahr verringern.
    Japan, Nigeria, Norwegen, Schweden, USA)
    haben an allen sieben Endrunden teilge-        2011 wurde erstmals eine physische Analyse
    nommen, während acht Teams (Costa Rica,        der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™
    Ecuador, Elfenbeinküste, Kamerun, Nieder-      durchgeführt. Dieser Bericht soll auf diesen
    lande, Spanien, Schweiz, Thailand) 2015        Erkenntnissen aufbauen. Der Bericht (FIFA,
    ihr WM-Debüt gaben. Insgesamt wurden           2012) nutzte Geschwindigkeitsbereiche und
    146 Treffer erzielt, was eine Rekordmarke      Definitionen, die zuvor noch nicht verwen-
    darstellt. Pro Spiel gab es durchschnittlich   det wurden, was den Vergleich mit den
    2,81 Treffer. Das sind zwar mehr als 2011,     verfügbaren Forschungsdaten schwierig
    aber weniger als bei den vorangegangenen       machte. Die wichtigsten Erkenntnisse der
    Turnieren. Die Zuschauerzahlen bei den         Analyse aus dem Jahr 2011 lauteten, dass
    Spielen waren bei den beiden letzten           die durchschnittliche Laufleistung der Feld-
    Endrunden konstant. Viele Begegnungen          spielerinnen während der Spiele 10,2 km
    waren ausverkauft, was die anhaltende          betrug, die sich wie folgt aufteilten:
    Unterstützung und das fortdauernde Inter-      2,3 km Läufe in mittlerem Tempo (12,1–
    esse am Frauenfussball belegt. Die FIFA und    18 km/h), 395 m Läufe in hohem Tempo
    die einzelnen Teams haben in zahlreichen       (18,2–21 km/h), 235 m optimale Sprints
    Medienberichten und Filmaufnahmen              (21,1–25 km/h) und 55 m maximale Sprints
    über das Turnier berichtet, was ebenfalls      (25 km/h). Die Analyse zeigte ausserdem,
    Beleg für die zunehmende Beliebtheit           dass die Spielerinnen der sechs bestplatzier-
    des Frauenfussballs ist. Derzeit spielen       ten Teams im Turnier eine durchschnittliche
    30 Millionen Frauen weltweit Fussball. Die     Laufleistung von 10,6 km je Spiel aufwie-
    FIFA will diese Zahl bis zum Jahr 2019 auf     sen, während die Spielerinnen der sechs
    45 Millionen erhöhen. Der Frauenfussball       Letztplatzierten pro Spiel durchschnittlich
    weltweit wächst und entwickelt sich            eine Gesamtdistanz von 9,9 km zurück-
    permanent weiter.                              legten. Gegenüber den Gruppenspielen
                                                   steigerten die Teams in der K.-o.-Phase ihr
    Die physische Vorbereitung der Spielerin-      Laufpensum um durchschnittlich 3,6 % und
    nen ist eine Facette der fussballerischen      im Bereich des maximalen und optimalen
    Leistung, und zusammen mit der techni-         Sprints sogar um 21,7 %. Dies legt nahe,
    schen, taktischen und psychologischen Vor-     dass die Intensität des Spiels und die kör-
    bereitung der Spielerinnen kann dies auf       perlichen Anforderungen mit zunehmender
    Spitzenniveau über Erfolg oder Misserfolg      Turnierdauer steigen, was Auswirkungen
    entscheiden. Die körperlichen Anforde-         auf das Training und die Vorbereitung der
    rungen sind bei einem solchen Turnier, bei     Spielerinnen hat.
    dem mehrere Spiele innerhalb eines kurzen
    Zeitraums zu absolvieren sind, enorm           Trotz der zunehmenden Beteiligung und
    hoch. Die Spielerinnen müssen topfit sein,     Einbindung von Mädchen und Frauen am
    um ihre Leistung bringen zu können und         bzw. in den Fussballsport schlägt sich diese
    erfolgreich zu sein. Die physische Planung     gesteigerte Popularität noch nicht in einer
    und Vorbereitung sind ganz entscheidend        Zunahme der verfügbaren wissenschaftli-
    dafür, dass die Spielerinnen optimal auf die   chen Untersuchungen nieder. Der Grossteil
    kurz aufeinanderfolgenden Spiele mit einer     der Literatur und Forschungen bezüglich
    begrenzten Erholungszeit vorbereitet sind.     der körperlichen Anforderungen des
Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 - FIFA.com
Einleitung     7

Fussballs befasst sich mit der Arbeitsrate      Spitzenspielerinnen stellt. Hierfür wurde
von männlichen Spitzenspielern (Castellano      eine einzigartige Gruppe von Spielerinnen
et al., 2014). Folglich mangelt es an detail-   der Weltelite beobachtet. Diese Studie soll
lierten Informationen zu den körperlichen       somit als eine Grundlage zur Weiterent-
Anforderungen eines Spiels, zum Training        wicklung des Frauenfussballs dienen.
und zur Vorbereitung der Spielerinnen.
Zwei kürzlich erschienene Studien (Datson       Im Vergleich zu 2011 bot die Endrunde
et al., 2014; Martinez-Lagunas et al., 2014)    2015 viele zusätzliche physische Herausfor-
liefern einen Überblick über die bislang im     derungen für die teilnehmenden Teams.
Bereich des Frauenfussballs durchgeführten      Hierzu zählten unter anderem die folgen-
Forschungen. Ein Grossteil der Untersu-         den Faktoren:
chungen hat sich jedoch auf die physischen
Eigenschaften der Spielerinnen konzent-         1. Anzahl Teams. Mit der Erweiterung des
riert, und diese Daten umfassen demografi-         Teilnehmerfelds auf 24 Teams mussten
sche Variablen (Alter, Grösse und Gewicht)         die Teams, die sich in der Gruppenphase
sowie die körperlichen Fitnessprofile der          durchgesetzt hatten, zusätzlich ein
Spielerinnen. Weitaus weniger Studien              Achtelfinale bestreiten. Die vier Halbfina-
haben sich mit den körperlichen Anfor-             listen absolvierten damit innerhalb von
derungen des Spiels an Fussballerinnen             29 Tagen sieben statt sechs Spiele. Bei
beschäftigt. Darüber hinaus wurden bei             der Endrunde 2011 waren es noch sechs
den bis dato durchgeführten Untersuchun-           Spiele innerhalb von 21 Tagen gewesen.
gen eine Reihe von Bewertungsmethoden,
eine begrenzte Anzahl von Spielerinnen          2. Spielfeldbeschaffenheit. 2015 in Kanada
und/oder Spielen sowie eine Vielzahl von           wurde erstmals ein FIFA-Wettbewerb
Geschwindigkeitsbereichen und Definitio-           ausschliesslich auf Kunstrasen gemäss
nen des Bewegungsapparates verwendet,              den Spielregeln und den Wettbewerbs-
was den Vergleich und die Interpretation           bestimmungen ausgetragen. Alle sechs
zu einer grossen Herausforderung macht.            Austragungsorte verfügten über einen
Noch jüngere Studien (Dwyer und Gabbett,           FIFA-Recommended-2-Star-Kunstrasen
2012; Vescovi, 2012; Bradley und Vescovi,          und folglich einen Kunstrasen mit dem
2015) haben versucht, über die Analyse             höchsten Standard, den die FIFA speziell
von per GPS-Geräten (Global Positioning            für den Profifussball entwickelt hat.
System) erfassten Sprintprofilen geeignete         2011 waren alle Spiele auf Naturrasen
Geschwindigkeitsbereiche für Fussballe-            ausgetragen worden.
rinnen zu definieren und zu standardisieren.
Ein Grossteil dieser Daten wurde jedoch         3. Umgebungsbedingungen. Die Durch-
unter College-Spielerinnen und unterklassi-        schnittstemperatur (Mittel ± SD)
gen Fussballerinnen erfasst, und die vorge-        während der Spiele betrug 22,1 ± 2,7 ºC
schlagenen Bereiche sind niedriger als die,        (Bereich: 16–27 ºC), die relative Luft-
die viele Fachleute auf die weltweit besten        feuchtigkeit lag bei 50,3 ± 12,6 %
Frauennationalteams anwenden. Dieser               (30–79 %), und die Windgeschwindigkeit
Bericht versucht, einige der bislang in der        betrug 12,8 ± 6,6 km/h (1–25 km/h).
Literatur bestehenden Lücken zu schliessen.        Die Bedingungen variierten je nach
Zu diesem Zweck wird eine Kombination              Spiel und Austragungsort. Ausserdem
aus den in der wissenschaftlichen Literatur        wurden neun Begegnungen im über-
vorgeschlagenen Geschwindigkeitsberei-             dachten Olympic Stadium in Montreal
chen und den derzeit von den Fachleuten,           ausgetragen. 2011 wurden alle Spiele
die einige der weltweit besten Frauen-             im Freien ausgetragen. Die durchschnitt-
nationalteams unterstützen, verwendeten            liche Temperatur lag bei 21,8 ± 4,5 ºC
Bereichen genutzt, was einen Vergleich der         (13–32 ºC), die relative Luftfeuchtigkeit
Methoden ermöglicht. Abschliessend liefert         bei 54,5 ± 13,8 % (34–97 %) und die
dieser Bericht eine umfassende Übersicht           Windgeschwindigkeit bei 11,3 ± 4 km/h
über die Anforderungen, die das Spiel an           (4,7–20,2 km/h).
Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 - FIFA.com
8   Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™

    4. Jetlag und Reisemüdigkeit. Die sechs         3. Übersicht über die Positionsanforderun-
       Austragungsorte in Kanada erstreck-             gen im Frauenfussball auf Spitzenniveau
       ten sich auf fünf Zeitzonen, was zur            einschliesslich einer eingehenden
       Folge hatte, dass zwischen den Spielen          Analyse der herausragenden Spielerin-
       teilweise sehr weite Strecken zurück-           nen des Turniers. Hierzu gehören das
       gelegt werden mussten. Insgesamt                FIFA-All-Star-Team und die Gewinnerin-
       wurden 20 Spiele an den westlichen              nen der offiziellen FIFA-Auszeichnungen.
       Austragungsorten (Vancouver (UTC
       – 7 Std.), Edmonton (UTC – 6 Std.)), sie-    4. Erlass von Richtlinien zur physischen
       ben Begegnungen im mittleren Kanada             Vorbereitung und zum Training der
       (Winnipeg (UTC – 5 Std.)) und 25 Spiele         Spielerinnen auf der Grundlage der
       an den östlich gelegenen Spielorten             Erkenntnisse dieses Berichts.
       (Ottawa (UTC – 4 Std.), Montreal (UTC
       – 4 Std.) und Moncton (UTC – 3 Std.))        5. Abgabe von Empfehlungen für künftige
       ausgetragen. Bei der Endrunde 2011              Forschungen, um die Entwicklung des
       fanden alle Spiele in derselben Zeitzone        Frauenfussballs weltweit weiter zu
       statt. Allein für das Finale 2015 reiste        unterstützen. Hierzu gehört auch der
       das Nationalteam der USA von Montreal           Versuch, die bei der Analyse der Leistung
       nach Vancouver. Die beiden Städte               von Spitzenspielerinnen verwendeten
       liegen rund 4800 Kilometer und drei             Geschwindigkeitsbereiche zu standardi-
       Zeitzonen auseinander.                          sieren.

    Auch wenn die aktuelle Analyse der              Mit der Erhebung möglichst vieler
    physischen Leistungen während der Spiele        Informationen über die körperlichen
    nicht beansprucht, wissenschaftlicher Natur     Anforderungen während Spielen und dem
    zu sein, berücksichtigt sie bei der Interpre-   Angebot von Hilfsmitteln zur physischen
    tation und Anwendung der Daten dennoch          Vorbereitung von Spielerinnen können
    die oben aufgeführten Besonderheiten und        noch wirksamere Trainingsprogramme
    verweist auf einige der derzeit verfügbaren     entwickelt werden. Die Verbesserung des
    wissenschaftlichen Daten zum Frauenfuss-        körperlichen Zustands der Spielerinnen
    ball. Die Analyse besitzt beschreibenden        weltweit kann letztlich nur zu einer
    Charakter, versucht aber, das Verständnis       Steigerung des Niveaus und der Intensi-
    für die körperlichen Anforderungen des          tät der Spiele im Frauenfussball führen.
    Spitzenfussballs zu erhöhen und durch           Wenn sich die besten Spielerinnen auf
    diese Informationen unser Spiel weltweit        dem Rasen miteinander messen, wird der
    weiterzuentwickeln. Daher verfolgt die          Frauenfussball technisch noch besser und
    Analyse diese zentralen Ziele:                  für Zuschauer attraktiver. Darüber hinaus
                                                    gibt diese Publikation den aufstrebenden
    1. Erweiterung der Wissensgrundlage und         Ländern im Frauenfussball und Entschei-
       der verfügbaren Informationen zu den         dungsträgern wie Trainern, technischen
       physischen Anforderungen an Spitzen-         Direktoren, Fitnesstrainern und Betreuern
       spielerinnen und den zugehörigen             Aufschluss darüber, wo die führenden
       körperlichen Anforderungen des Spiels        Frauennationalteams physisch stehen und
       während eines Turniers.                      wie sie mit den Anforderungen des Spiels
                                                    Schritt halten.
    2. Umfassende Analyse der von den ein-
       zelnen Teams absolvierten körperlichen
       Belastungen unter Berücksichtigung der
       Auswirkungen von aufeinanderfolgen-
       den Spielen, der Zeitpunkte im Spiel, der
       Turnierphase, der Verbandszugehörig-
       keit und des Abschneidens beim Turnier.
Methodik      9

METHODIK

Merkmale der Spielerinnen                                Datenerfassung
Insgesamt waren 552 Spielerinnen aus                     Spieldaten und Informationen zum
24 verschiedenen Ländern (23 Spielerinnen                Austragungsort
je Nation) für die FIFA Frauen-Weltmeis-                 Die Daten wurden bei allen 52 Spielen der
terschaft Kanada 2015™ vom 6. Juni bis                   FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada
zum 5. Juli 2015 gemeldet. Ihr Alter, ihre               2015™ als Teil dieser Analyse erfasst. Aller-
Körpergrösse und ihr Gewicht betrugen                    dings wurden aufgrund von technischen
im Durchschnitt (Mittel ± SD) zu Beginn                  Problemen bei der Datenerfassung von
des Turniers 25,6 ± 4,2 Jahre (Bereich:                  drei Spielen (Spiel Nr. 1 Kanada – VR China,
15,8–40 Jahre), 167,3 ± 6,6 cm (140–187 cm)              Spiel Nr. 13 Kanada – Neuseeland und Spiel
bzw. 60,6 ± 6,5 kg (42–82 kg). Nur 438                   Nr. 31 Nigeria – USA) nur 49 Spiele bei der
dieser Spielerinnen wurden jedoch tat-                   Datenanalyse berücksichtigt. Diese Spiele
sächlich in mindestens einem Spiel offiziell             wurden in sechs verschiedenen Städten
eingesetzt. Daher stellt diese Zahl (n = 438)            in Kanada ausgetragen (von West nach
die spezifische Spielerinnen-Erhebungs-                  Ost): Vancouver, Edmonton, Winnipeg,
grundlage dar, die für die vorliegende                   Ottawa, Montreal und Moncton, die sich
Analyse betrachtet wurde. Das Alter, die                 in fünf verschiedenen Zeitzonen befinden.
Grösse und das Gewicht dieser Spielerinnen-              Tabelle 1 zeigt die Austragungsstädte und
Erfassungsgrundlage betrug im Mittelwert                 -orte des Turniers. Die durchschnittlichen
25,9 ± 4 Jahre (16,6–40 Jahre), 167 ± 6,7 cm             Umgebungsbedingungen für die 52 Spiele
(140–187 cm) bzw. 60,3 ± 6,3 kg (45–82 kg).              waren 22,1 ± 2,7 ºC (16–27 ºC), relative
                                                         Luftfeuchtigkeit 50,3 ± 12,6 % (30–79 %)
Wichtiger Hinweis: Die Daten bezüglich                   und Windgeschwindigkeit 12,8 ± 6,6 km/h
Alter, Körpergrösse und Gewicht der Spiele-              (1–25 km/h).
rinnen wurden dem FIFA-Generalsekretariat
gemäss Art. 25 des Reglements für die FIFA
Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™
von jedem teilnehmenden Team gemeldet.
Folglich wurden diese Werte nicht direkt für
die Zwecke dieses Berichts erhoben.

Stadt       Austragungsort            Spielfeldgrösse Kapazität   Zeitzone                 Anz. Spiele

Vancouver   BC Place Stadium          105 x 68 m      54 267      Pacific Daylight Time    9
                                                                  (UTC – 7 Std.)

Edmonton    Commonwealth Stadium 105 x 68 m           56 335      Mountain Daylight Time   11
                                                                  (UTC – 6 Std.)

Winnipeg    Winnipeg Stadium          105 x 68 m      33 318      Central Daylight Time    7
                                                                  (UTC – 5 Std.)

Ottawa      Lansdowne Stadium         105 x 68 m      24 341      Eastern Daylight Time    9
                                                                  (UTC – 4 Std.)

Montreal    Olympic Stadium           105 x 68 m      51 335      Eastern Daylight Time    9
                                                                  (UTC – 4 Std.)

Moncton     Moncton Stadium           105 x 68 m      19 772      Atlantic Daylight Time   7
                                                                  (UTC – 3 Std.)

Tabelle 1: Austragungsstädte und -orte der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™
10   Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™

     Messsystem und -verfahren                                  Bediener im Stadion in der Nähe der
     Alle Spiele wurden mit einem mobilen,                      Mittellinie auf der Hauptkameraplattform
     videobasierten Trackingsystem gefilmt, das                 installiert, die sich in einer Mindesthöhe
     drei hochauflösende Kameras mit einer                      von 10 m über dem Spielfeld befinden
     Abtastfrequenz von 20 Hz nutzt (Prozone®                   muss (Abbildung 1). Nach der Kalibrierung
     System, Prozone Sports Ltd., Leeds, Gross-                 des Systems wurde die Erfassung der
     britannien). Dieses System ermöglicht die                  Spieldaten durchgeführt. Nach dem Spiel
     simultane Erfassung der Bewegungsmuster                    wurden die Daten dann im Prozone Pro-
     aller 22 an einem Fussballspiel teilnehmen-                duction Centre analysiert. Diese Analyse
     den Spielerinnen. Die wissenschaftliche                    umfasst eine strenge Qualitätskontrolle,
     Forschung unterstützt die Präzision und                    bevor die kompletten Spieldaten für die
     Reproduzierbarkeit dieses Systems für                      weitere Analyse mit individuell anpassba-
     diesen Zweck (Di Salvo et al., 2006). Vor                  ren Geschwindigkeitsbereichen verfügbar
     jedem Spiel wurde das mobile, videobasier-                 gemacht werden. Abbildung 2 veran-
     te Trackingsystem von einem geschulten                     schaulicht diesen Prozess.

     Abbildung 1: Mobiles Trackingsystem Prozone® im BC Place Stadium vor einem Spiel

                                                        Prozone Algorithm
                                                           & Quality Control

       System im          Video-                           Produktions-                      Daten als Software, Bericht und
        Stadion         übertragung                          prozess                             Datenbank verfügbar

     Abbildung 2: Prozone® Spieldaten-Produktionsprozess
Methodik   11

                              Gemessene Parameter und                                      Geschwindigkeitsbereiche (Speed
                              Geschwindigkeitsbereiche                                     threshold, ST) sind in Tabelle 3 zusammen-
                                                                                           gefasst. Diese Geschwindigkeitsbereiche
                              Die physischen Leistungsparameter sind                       wurden nach einer akribischen Überprü-
                              nicht die einzigen Erfolgsfaktoren im                        fung der aktuellen wissenschaftlichen
                              Fussball, und diese Parameter werden in                      Forschung bezüglich der physischen
                              hohem Mass von technischen und takti-                        Spielleistungsanalyse von Fussballerinnen
                              schen Aspekten sowie von psychologischen                     (Datson et al., 2014; Martinez-Lagunas et
                              und diversen anderen Faktoren beeinflusst                    al., 2014) und der derzeit von den Fachleu-
                              (Castellano et al., 2014). Daher wurden                      ten, die einige der weltweit besten Frauen-
                              physische und technisch-taktische Leis-                      nationalteams unterstützen, verwendeten
                              tungsparameter zusammen mit anderen                          Geschwindigkeitsbereiche festgelegt.
                              Variablen als Teil dieses Berichts in einem
                              ganzheitlichen Ansatz ausgewertet, um                        Weitere Argumente, die für die Auswahl
                              deren Auswirkungen untereinander und                         dieser Geschwindigkeitsbereiche sprechen:
                              auf den allgemeinen Erfolg im Fussball
                              besser verstehen zu können. Tabelle 2 zeigt                  1) Die Verwendung von 16 km/h und
                              die Parameter, die als Teil dieses Berichts                     20 km/h als generische Grenzwerte für
                              gemessen und analysiert wurden.                                 die Festlegung der Geschwindigkeitsbe-
                                                                                              reiche für Laufen in hohem Tempo und
                              Die für die Nutzung in diesem                                   Sprint für die Analyse der physischen
                              Bericht ausgewählten spezifischen                               Leistung während Frauenspielen wird

Spieldauer                      Physische Leistung                                              Technisch-taktische Leistung

Spieldauer                      Gesamtdistanz (GD)                                              % eigener Ballbesitz

Effektive Spielzeit             Mit und ohne Ball zurückgelegte Distanz                         Pässe insgesamt

                                Im defensiven, neutralen und offensiven Spielfelddrittel        % erfolgreiche Pässe
                                zurückgelegte Distanz

                                Zurückgelegte Distanz, Anzahl der Läufe, durchschnittliche      Torschüsse
                                Distanz der Läufe und Erholungszeit zwischen den Läufen in
                                unterschiedlichen Geschwindigkeitsbereichen

                                Mittlere Geschwindigkeit                                        Eckstösse

                                Maximale Geschwindigkeit                                        Treffer pro Spiel

                                                                                                Gegentreffer pro Spiel

                                                                                                Endplatzierung im Turnier

Tabelle 2: Für diesen Bericht gemessene und bewertete Parameter

Geschwindigkeitsbereich-Nr.     Geschwindigkeitsbereich (km/h)                                  Bewegungskategorie

ST1                             0–6                                                             Gehen

ST2                             6–12                                                            Joggen

ST3                             12–16                                                           Laufen in mittlerem Tempo

ST4                             16–18                                                           Laufen in hohem Tempo, Zone 1

ST5                             18–20                                                           Laufen in hohem Tempo, Zone 2

ST6                             20–23                                                           Sprintzone 1

ST7                             > 23                                                            Sprintzone 2

Tabelle 3: Für diese Analyse ausgewählte Geschwindigkeitsbereiche (GB = Geschwindigkeitsbereich)
12   Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™

       durch wissenschaftliche Untersuchun-           hohem Tempo und der Sprints genauer
       gen gestützt (Bradley and Vescovi,             die Bedürfnisse der entwickelten Länder
       2015). Darüber hinaus ermöglicht die           und der erfahreneren/talentierteren
       Nutzung von 2–3-km/h-Inkrementen im            Feldspielerinnen beim Turnier.
       Hochgeschwindigkeits- und Sprintbe-
       reich eine präzisere Identifikation der      3) Wissenschaftler und Fachleute nutzen
       Unterschiede in der physischen Leistung         derzeit für die Quantifizierung der physi-
       bei diesen Geschwindigkeiten zwischen           schen Spielleistung von Fussballerinnen
       den teilnehmenden Nationen verschie-            weltweit eine Vielzahl von Geschwindig-
       denen Niveaus (z. B. hoch entwickelte           keitsbereichen, was den Vergleich der
       gegenüber weniger entwickelten                  Ergebnisse aufgrund eines mangelnden
       Ländern). Diese Auswahl der Geschwin-           globalen Konsenses hinsichtlich der
       digkeitsbereiche verhindert auch die            zu diesem Zweck standardisierten
       „Überschätzung“ der hoch entwickelten           Geschwindigkeitsbereiche zu einer
       Länder und die „Unterschätzung“ der             grossen Herausforderung macht. Daher
       weniger entwickelten Länder in Bezug            hoffen wir, dass dieser Bericht auch als
       auf die mit hohem Tempo und im Sprint           Ausgangspunkt für die Standardisierung
       absolvierten Distanzen, indem zwei              dieser Geschwindigkeitsbereiche dienen
       verschiedene Zonen in diese Bewegungs-          kann. Dank identischen Bereichen
       kategorien aufgenommen wurden, die              können Daten präziser verglichen und
       präziser mit deren tatsächlichen physi-         genutzt werden und so spezifische
       schen Fähigkeiten übereinstimmen.               physische Trainingsprogramme für
                                                       jede einzelne Spielposition entwickelt
     2) Der untere Geschwindigkeitsbereich             werden. Dies wird den Frauenfussball
        (Zone 1) der Bewegungskategorien               weltweit weiter voranbringen.
        „Lauf mit hohem Tempo“ und „Sprint“
        spiegelt nicht nur die physischen Fähig-    Kombinierte Geschwindigkeitsbereiche
        keiten der weniger entwickelten Länder      Für einige Variablen wurden die Ergebnisse
        präziser wider, sondern auch die der        auch in kombinierten Geschwindigkeits-
        ebenfalls am Turnier teilnehmenden Tor-     bereichen wie beispielsweise < 12 km/h
        hüterinnen und jüngeren Spielerinnen        (Bewegungskategorien mit niedriger Inten-
        (U-20 und U-17). An die Torhüterinnen       sität: ST1+ST2), < 16 km/h (Bewegungskate-
        werden während des Spiels geringere         gorien mit niedriger bis mittlerer Intensität:
        körperliche Anforderungen als an die        ST1+ST2+ST3), > 16 km/h (Bewegungska-
        Feldspielerinnen gestellt. Ebenso ver-      tegorien der Zone 1 mit hoher Intensität
        fügen die jüngeren Spielerinnen (U-20       und Sprint: ST4+ST5+ST6+ST7), > 18 km/h
        und U-17) im Allgemeinen über eine          (Bewegungskategorien der Zone 2 mit
        geringere physische Leistungsfähigkeit      hoher Intensität und Sprint: ST5+ST6+ST7)
        als die älteren Spielerinnen (> U-20).      und > 20 km/h (Sprint-Bewegungskatego-
        Folglich kann die Festlegung von zu         rien: ST6+ST7) erfasst.
        hohen Geschwindigkeitsbereichen für
        sie auch zu einer Unterschätzung der        Im gesamten Text wird hauptsächlich über
        Anzahl der tatsächlich während eines        die quantitativen Geschwindigkeitsbereiche
        Spiels von ihnen absolvierten Läufe mit     in km/h anstelle entsprechender beschrei-
        hohem Tempo und der Sprints führen.         bender Bewegungskategorien auf die
        Gleichzeitig erfüllt der höhere Geschwin-   verschiedenen Geschwindigkeitsbereiche
        digkeitsbereich (Zone 2) der Läufe mit      verwiesen.
Methodik     13

Datenanalyse                                   Daten von 31 der 32 Spiele für dieses
                                               Turnier erneut analysiert. Unterschiede bei
Die Analyse der Spieldaten umfasst die         den methodischen Vorgehensweisen und
folgenden Hauptkategorien:                     Datenauswertungsverfahren zwischen dem
                                               aktuellen Bericht (Turnier 2015) und dem
• Analyseebene (Spiel, Team und individu-      zuvor veröffentlichten Bericht vom Turnier
  ell)                                         2011 (FIFA 2012) können der Grund für
• Spielphase (gesamtes Spiel, erste oder       die Diskrepanz der endgültigen Ergebnisse
  zweite Hälfte, 15-Minuten-Intervalle,        sein.
  Verlängerung)
• Turnierphase (Gruppen- oder K.-o.-           Für die meisten Parameter wurden – sofern
  Phase, Endspiel)                             nicht anders angegeben – Mittelwerte
• Verbandszugehörigkeit (CONCACAF              aufgeführt (so wurden z. B. auch einige
  (4 Teams: Kanada (CAN), Costa Rica           Standardabweichungen und Bereiche
  (CRC), Mexiko (MEX), USA (USA)), UEFA        aufgeführt). Für ausgewählte Parameter
  (8 Teams: England (ENG), Deutschland         wurden statistische Tests wie etwa t-Tests,
  (GER), Frankreich (FRA), Niederlande         ANOVA-Tests und Produkt-Moment-Kor-
  (NED), Norwegen (NOR), Schweden              relationen berechnet. Die statistische
  (SWE), Schweiz (SUI), Spanien (ESP)),        Signifikanz wurde bei p < 0,05 festgesetzt.
  CONMEBOL (3 Teams: Brasilien (BRA),          Die von jedem Team aufgezeichneten
  Ecuador (ECU), Kolumbien (COL)), CAF         physischen Leistungswerte wurden für alle
  (3 Teams: Elfenbeinküste (CIV), Kamerun      Feldspielerinnen berechnet, die jedes Spiel
  (CMR), Nigeria (NGA)), AFC (5 Teams:         bestritten haben. Hierzu zählen auch die
  Australien (AUS), VR China (CHN), Japan      Auswechselspielerinnen. Die Daten der
  (JPN), Republik Korea (KOR), Thailand        Torhüterinnen wurden jedoch nicht berück-
  (THA)), OFC (1 Team: Neuseeland (NZL))       sichtigt (Summe der Werte aller Einzelnen
• Endplatzierung im Turnier                    geteilt durch 10). Die torwartspezifischen
• Position (Torhüterinnen und Feldspiele-      Ergebnisse wurden separat errechnet.
  rinnen einschliesslich Innenverteidigerin-   Sämtliche Analysen wurden über die Dauer
  nen, Aussenverteidigerinnen, zentrale        eines normalen Spiels, d. h. der regulären
  Mittelfeldspielerinnen, äussere Mittel-      Spielzeit berechnet (z. B. 90–94 Minuten
  feldspielerinnen/Aussenstürmerinnen          einschliesslich jeglicher Nachspielzeit,
  und zentrale Angreiferinnen)                 jedoch ohne Verlängerung), mit Ausnahme
• Herausragende Spielerinnen (FIFA-            der Analyse des Endspiels 2011, die auch
  All-Star-Team und Gewinnerinnen der          Ergebnisse aus der Verlängerung enthält.
  offiziellen FIFA-Auszeichnungen)             Für die Positionsanalyse der physischen
• FIFA Frauen-Weltmeisterschaften              Leistungsvariablen wurden nur die Daten-
  Kanada 2015™ und Deutschland 2011™           sätze der Spielerinnen ausgewertet, die
  – Vergleich der wichtigsten Ergebnisse       das gesamte Spiel absolviert haben. Die für
                                               jede Spielerin aufgezeichnete Spielposition
                                               entspricht der Hauptposition, die jede
Wichtiger Hinweis: Die Spieldaten der          Spielerin während jedes einzelnen Spiels
FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutsch-         eingenommen hat.
land 2011™ mussten anhand der neuen
Geschwindigkeitsbereiche und der in der
aktuellen Studie verwendeten aktuellen
Datenanalyseverfahren erneut analysiert
werden, um die Ergebnisse präziser mit
der Endrunde 2015 vergleichen zu kön-
nen. Es fehlten die Daten eines der Spiele
aus dem Jahr 2011 (Spiel Nr. 18 Kanada
– Nigeria), die nicht wiederhergestellt
werden konnten. Daher wurden nur die
14   Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™

     ANALYSEN UND ERGEBNISSE

     Teamanalyse                                                mit 26:23 Minuten geringfügig unter dem
                                                                Mittelwert der ersten Halbzeit.
     1. Spieldauer
     Die mittlere Dauer aller Spiele während                    Zusammenfassung
     der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada                   • Die Spieldauer war während der FIFA
     2015™ betrug 95:02 (Bereich: 91–100                          Frauen-Weltmeisterschaft Kanada
     Minuten) einschliesslich Nachspielzeit,                      2015™ (95:02) und der FIFA Frau-
     jedoch ohne Berücksichtigung von Verlän-                     en-Weltmeisterschaft Deutschland
     gerungen, wobei die effektive Spielzeit                      2011™ (95:07) nahezu identisch.
     bei 53:21 lag. Bei der FIFA Frauen-Welt-                   • Die effektive Spielzeit war bei der End-
     meisterschaft Deutschland 2011™ betrug                       runde 2015 mit 53:21 Minuten geringer
     die durchschnittliche Spieldauer 95:07                       als im Jahr 2011 mit 56:21 Minuten.
     und die effektive Spielzeit 56:21, also drei               • Mögliche Gründe für Unterschiede bei
     Minuten mehr als bei der Endrunde 2015.                      der effektiven Spielzeit zwischen und
     Bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft                        innerhalb der Turniere sind die Spielfeld-
     China 2007™ lag sie bei 53:40 Minuten.                       beschaffenheit, die Dauer und die Logis-
     Während des Turniers 2011 stieg die                          tik der Ballrückgabe, nachdem dieser aus
     effektive Spielzeit von 56:56 während der                    dem Spiel war, sowie technische Fakto-
     Gruppenphase auf mehr als 60:00 während                      ren, insbesondere die Spielstrategien der
     der K.-o.-Phase. Während des Turniers                        einzelnen Teams.
     2015 stieg die effektive Spielzeit von 53:28
     während der Gruppenphase auf mehr als
     53:00 während der K.-o.-Phase. Die mitt-                   2. Analyse der während der Spiele
     lere Dauer der ersten Halbzeit der Spiele                  absolvierten Gesamtdistanzen
     betrug 46:18 Minuten, wobei der Ball 26:56                 Eine Analyse der Laufleistungen aller
     Minuten im Spiel war, während die Dauer                    Teams zeigt eine mittlere Gesamtdistanz
     der zweiten Hälfte im Mittel über zwei                     (GD) von 10 860 m je Feldspielerin pro
     Minuten länger war. Die durchschnittliche                  Spiel während der FIFA Frauen-Weltmeis-
     Spieldauer der zweiten Halbzeit belief sich                terschaft Kanada 2015™ (Abbildung 3b)
     auf 48:45 Minuten, allerdings lag die effek-               und 10 965 m während der FIFA Frauen-
     tive Spieldauer für den zweiten Durchgang                  Weltmeisterschaft Deutschland 2011™

       344 m (3 %)        179 m (2 %)       306 m (3 %)              354 m (3 %)     170 m (1 %)     302 m (3 %)

                                                                                                                                     IK F
           502 m (4 %)                                            514 m (5 %)
                                                                                                                                     IK F

                                        2923 m (27 %)                                               2850 m (26 %)                    IK F
              2099 m (19 %)                                                 2021 m (19 %)
                                                                                                                                     IK F

                              4612 m (42 %)                                                  4648 m (43 %)                           IK F

                                                                                                                                     IK F

                                                                                                                                     IK F

                           a) 2011                                                             b) 2015

     Abbildung 3: Analyse der durchschnittlich je Feldspielerin pro Spiel bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ und der FIFA Frauen-
     Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ absolvierten Distanzen
Teamanalyse           Analysen und Ergebnisse          15

                               (Abbildung 3a). Die durchschnittliche GD                  2015 zwischen Endplatzierung und Lauf-
                               bei der Endrunde 2011 war tatsächlich                     leistung bei 0–6 km/h (r = –0,41), was
                               höher als im Bericht für 2011 (10 200 m),                 nahelegt, dass die schlechter platzierten
                               da der aktuelle Bericht die Daten aus                     Teams eine grössere Distanz im niedrigsten
                               dem Jahr 2011 neu analysiert hat und die                  Geschwindigkeitsbereich absolviert haben,
                               Nachspielzeit am Ende der beiden Halb-                    sowie bei der Endplatzierung und der im
                               zeiten umfasst. Die GD beider Turniere                    Geschwindigkeitsbereich von 12–16 km/h
                               sind nahezu identisch, ebenso wie die                     (r = 0,42) absolvierten Läufe, was impliziert,
                               Aufschlüsselung der in den verschiedenen                  dass die besser platzierten Teams aufgrund
                               Geschwindigkeitsbereichen absolvierten                    der umgekehrten Beziehung eine grössere
                               Entfernungen, wobei die Spielerinnen im                   Entfernung in diesem Geschwindigkeits-
                               Durchschnitt 1 % mehr Läufe zwischen                      bereich absolviert haben. Es gab ausserdem
                               20–23 km/h während der Endrunde 2011                      eine gemässigtere inverse Beziehung
                               absolvierten.                                             zwischen der Platzierung und der Gesamt-
                                                                                         distanz (r = –0,34) und der bei 18–20 km/h
                               Das Verhältnis zwischen der Endplat-                      (r = –0,34) zurückgelegten Entfernung
                               zierung der Teams bei den Endrunden                       und der Distanz bei > 23 km/h (r = –0,37).
                               2011 und 2015 und den Distanzen in den                    Auch diese Beziehungen legen nahe, dass
                               verschiedenen Geschwindigkeitsbereichen                   die besser platzierten Teams beim Turnier
                               (Tabelle 4) zeigt, dass die Korrelationen                 2015 tendenziell grössere Entfernungen in
                               während des Turniers 2015 tendenziell                     den höchsten Geschwindigkeitsbereichen
                               stärker ausgeprägt waren. Dies ist mögli-                 absolviert haben. Während des Turniers
                               cherweise auf die gestiegene Anzahl der an                2011 gab es geringfügige Wechselbezie-
                               der Endrunde teilnehmenden Teams und                      hungen zwischen der Endplatzierung und
                               eine grössere Bandbreite hinsichtlich des                 der Gesamtlaufleistung (r = –0,20) sowie
                               Niveaus und der physischen Eigenschaften                  zwischen der bei 20–23 km/h (r = –0,18), bei
                               der Teams zurückzuführen. Die stärksten                   12–16 km/h (r = –0,17) und bei 6–12 km/h
                               Korrelationen gab es bei der Endrunde                     (r = –0,23) zurückgelegten Entfernung.

Turnier            0–6 km/h        6–12 km/h      12–16 km/h     16–18 km/h     18–20 km/h      20–23 km/h      > 23 km/h       GD

2011               0,01            –0,23          –0,17          0,04           0,04            –0,18           –0,07           –0,20

2015               0,41            –0,29          –0,42          –0,28          –0,34           –0,25           –0,37           –0,34

Tabelle 4: Korrelation zwischen der durchschnittlich in jedem Geschwindigkeitsbereich (ST) zurückgelegten Distanz und der Endplatzierung bei
der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ und der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™

                     Gesamt-        0–6 km/h      6–12 km/h      12–16 km/h      16–18 km/h     18–20 km/h      20–23 km/h      > 23 km/h
                     distanz (m)

                                    m      %      m       %      m       %       m       %      m       %       m       %       m       %

Gruppenphase         10 830         2909   26,9   4563    42,1   2031    18,8    502     4,6    346     3,2     174     1,6     305     2,8
2011 (n = 46)

K.-o.-Phase 2011     11 099         2937   26,5   4660    42,0   2167    19,5    502     4,5    342     3,0     184     1,7     307     2,8
(n = 16)

Gruppenphase         10 816         2885   26,7   4618    42,7   1992    18,4    510     4,7    350     3,2     164     1,5     297     2,7
2015 (n = 68)

K.-o.-Phase 2015     10 904         2815   25,8   4678    42,9   2050    18,8    519     4,8    359     3,3     176     1,6     307     2,8
(n = 30)

Tabelle 5: Analyse der durchschnittlich von den Teams während der Gruppen- und K.-o.-Phase bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft
Kanada 2015™ und der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ absolvierten Distanzen
16   Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™

     Tabelle 5 zeigt eine Zusammenfassung           Abbildung 4 zeigt die mittleren Gesamt-
     der durchschnittlichen Distanzen und eine      distanzen je Team, zurückgelegt im
     Aufschlüsselung nach Prozenten für die         Geschwindigkeitsbereich von 0–16 km/h
     Gruppen- und K.-o.-Phase der FIFA Frauen-      und > 16 km/h, dargestellt im Vergleich
     Weltmeisterschaft Kanada 2015™ und der         zum durchschnittlichen Ballbesitz der
     FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland      Mannschaft und der Torschüsse jedes
     2011™. Wie zu sehen ist, unterscheidet         Teams für alle Spiele während des Turniers.
     sich die mittlere Laufleistung zwischen        Die Grafik ist nach der bei > 16 km/h
     den beiden Turnieren oder zwischen der         absolvierten Distanz mit den niedrigsten
     Gruppen- und der K.-o.-Phase bei jedem         Werten von links nach rechts sortiert. Es sei
     Turnier nicht sehr. Diese Werte liegen etwas   darauf hingewiesen, dass Daten aus den
     höher als einige der zuvor in der Literatur    Gruppenspielen CAN – CHN, CAN – NZL
     veröffentlichte Laufleistungen für Fussbal-    und USA – NGA fehlen. Folglich basieren
     lerinnen wie etwa 9900 m (Andersson et         die Ergebnisse für NZL auf dem Mittelwert
     al., 2010), 9970 m (Gabbett und Mulvey,        aus nur zwei Spielen, für CAN aus drei
     2008) oder 10 300 m (Krustrup et al., 2005),   Begegnungen, für CHN aus vier Parten und
     was jedoch erwartet werden konnte, da die      für die USA aus sechs Spielen. Insgesamt hat
     FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ für den         NZL (17 %) die grösste Distanz im höchs-
     Frauenfussball die höchste Wettbewerbs-        ten Geschwindigkeitsbereich (> 16 km/h)
     stufe darstellt. Die Distanzen (m und % der    absolviert, gefolgt von GER (15 %) und USA
     GD) im Bereich von 0–6 km/h und 6–12 km/h      (15 %). Die beiden anderen Halbfinalisten
     sind sowohl für die Gruppen- und K.-o.-        (ENG, JPN) absolvierten beide 14 % der
     Phase als auch für beide Endrunden quasi       Läufe > 16 km/h. Fünf der acht Teams, die
     identisch. Sowohl für 2011 als auch für        in der Gruppenphase ausgeschieden sind,
     2015 gab es eine unerhebliche Zunahme          befanden sich unter den sechs am schlech-
     (136 m, 0,7 %; 58 m, 0,4 % für 2011 bzw.       testen platzierten Teams im Hinblick auf die
     2015) bei der im Bereich von 12–16 km/h        bei > 16 km/h absolvierte Distanz, wobei
     absolvierten Distanz. Insbesondere für die     CIV, ECU, ESP und COL (11 %) die geringste
     Weltmeisterschaft 2015 gab es eine gering-     Laufleistung in diesen Geschwindigkeitsbe-
     fügige Zunahme bei der Laufleistung in         reichen zurückgelegt haben. In der aktuel-
     den Bereichen von 18–20 km/h, 20–23 km/h       len Analyse sind die Beziehungen zwischen
     und > 23 km/h von der Gruppenphase zur         den bei 0–16 km/h absolvierten Läufen und
     K.-o.-Phase, die sich auf insgesamt 31 m pro   dem Ballbesitz (r = 0,05), 0–16 km/h und
     Spielerin beläuft. Der direkte Vergleich der   den Torschüssen (r = 0,06) sowie > 16 km/h
     intensiveren Geschwindigkeitsbereiche mit      und dem Ballbesitz (r = 0,07) allesamt zu
     der einschlägigen Literatur ist schwierig      vernachlässigen, während es eine geringfü-
     und sollte mit entsprechender Sorgfalt         gige Korrelation zwischen der bei > 16 km/h
     durchgeführt werden, da die in der Lite-       absolvierten Distanz und den Schüssen auf
     ratur verwendeten Analysemethoden und          das Tor (r = 0,21) gab. Daher scheint es,
     Geschwindigkeitsbereiche insbesondere          dass für die aktuelle Analyse der Ballbesitz
     für Studien, die sich auf den Frauenfussball   in keiner Relation zur Intensität der Läufe
     konzentrieren, nicht einheitlich sind.         steht, die die Teams absolviert haben. Den-
                                                    noch ist es so, dass die Teams, die eine grös-
     In diesem Abschnitt bezieht sich die           sere Laufleistung bei > 16 km/h absolviert
     physische Analyse für jedes Team auf die       haben, etwas mehr Torschüsse zu verzeich-
     Gesamtdistanz, wie angegeben, je Feldspie-     nen hatten. FRA (60 %) hatte mit Abstand
     lerin und Spiel und wird durch Division der    den höchsten Durchschnitt in Bezug auf den
     von jedem Team absolvierten Gesamtdis-         Ballbesitz bei seinen fünf Spielen, während
     tanz durch 10 wie im Bereich „Verfahren“       es hinsichtlich der im Bereich von > 16 km/h
     beschrieben berechnet. Die Ergebnisse          absolvierten Distanz den 13. Platz belegte.
     beziehen sich – sofern nicht anders ange-      ECU und THA (39 %) wiesen den nied-
     geben – auf die Spiele während der FIFA        rigsten Durchschnitt beim Ballbesitz auf,
     Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™.         und beide Teams befanden sich unter den
Teamanalyse                              Analysen und Ergebnisse                                                                           17

          12 000                                                                                                                                                                                                                                                           70

                                                                                                                                    60                                                                                                                                     60
          10 000                                                                                                                                                                                   58
                                                                                                                                                                                                              57
                                                                                                                                                             55
                                                   53                                    54                                                                                                                                                           53
                                                                                51                          51                                                                                                           51             52
                          49                                                                                                50                                                 50                                                                                    49 50
                                                                                                                    48                      48

                                                                                                                                                                                                                                                                                Torschüsse/Ballbesitz (%)
                  8000                                                                                                                                               46
                                                                                                                                                    46
Distanz (Meter)

                                                             42                                    43                                                                                   43
                                                                                                                                                                                                                                                                           40
                                          39                           39
                  6000

                                                                                                                                                                                                                                                                           30

                  4000                                                                                                                                                                                                                                25

                                                                                                                    20                                                                                                                                                     20
                                                                                                                                    19
                                                   16                                    16                                                                                                        16
                                                                                                                                                                                                              14                        14
                  2000 14                                                       12                                          13                               13      13
                                                                                                   10                                               11                                                                                                               11 10
                                                                                                             9                               9                                  9
                                                              7                                                                                                                                                            8
                                                                        6                                                                                                                 5
                                          4
                     0                                                                                                                                                                                                                                                     0
                         CIV          ECU          ESP       COL THA NGA NOR KOR NED CMR CHN FRA MEX AUS JPN ENG SWE CRC BRA                                                                                 SUI       CAN USA GER NZL
                         1112         1140         1172      1205      1215     1237     1247      1270     1277    1277    1312    1324    1335    1367    1368     1377     1380      1387      1389       1392       1397           1437          1500           1567
                         8964         8818         9640      9281      9360     8706     9761      9639     9548    9116    9234    9722    9687    9411    9682     9509     9888      9912      9528       9487       9744           9593          9772           9157
                          49           39           53        42        39       51       54        43       51      48      50      60      48      46      55       46       50        43        58         57         51             52            53             49
                          14            4           16         7         6       12       16        10        9      20      13      19       9      11      13       13        9         5        16         14         8              14            25             11

                    016 km/h                        > 16 km/h                   Ballbesitz (%)                     Torschüsse (%)

Abbildung 4: Analyse der absolvierten Gesamtdistanz (0–16 km/h und > 16 km/h), Torschüsse und Ballbesitz

                   6000                                                                                                                                                                                                                                                    10
                                                                                                                                                                                                                                                                   5574
                                                                                                                                                                               5697
                                                                                                     5685
                                                                                                    5615

                                                                                                                                                                                                   5608
                                            5726

                                                                                                                                                                             5571

                                                                                                                                                                                                              5567

                                                                                                                                                                                                                         5565

                                                                                                                                                                                                                                       5564
                                                                                                                                                             5555

                                                                                                                                                                                                                                                     5464
                                                                                                                             5536

                                                                                                                                     5535
                                           5545

                                                                5654

                                                                         5589
                                                               5488

                                                                                                                            5485

                                                                                                                                             5475

                                                                                                                                                            5475
                                                                                                                                    5474

                                                                                                                                                                      5468
                                                                        5456

                                                                                                                                                                                                5442
                                                                                           5485

                                                                                                                                                                                                                                                              8
                                                                                                                                                     5425

                                                                                                                                                                                                                                                                           8
                                                                                                                                            5410
                                                                                          5395

                   5500
                                                                                                                                                    5354

                                                                                                                                                                                                          5351

                                                                                                                                                                                                                     5345
                                                                                                                                                                    5344
                                                                                                                     5308

                                                                                                                                                                                         5274
                                                                                                                    5267

                                                                                                                                                                                                                                                8
                                                                                                                                                                                                                                5261
                                                                                                             5276
                                                                                                            5210

                                                                                                                                                                                                                                                            5150
                            5143

                                                                                                                                                                                      5119

                                                                                                                                                                                                                                              5082
                                                      5126

                                                                                                                                                                                                                                                                           6
                                                     4949

                                                                                  5027
                                                                                 4916

                   5000                                                                                                                                                                                                           6
                                   4816

                                                                                                                                                                                                                                                                           4
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Veränderung der GD (%)

                                                                                                                                                                                                            4          4
                   4500
                                                                                                                                                                                       3         3
Distanz (Meter)

                                                                                                                                                                     2        2                                                                                            2
                   4000                                                                                                                      1       1       1
                                                                                                                             1       1
                                                                                                                                                                                                                                                                           0
                   3500                                                                                              -1
                                                                                                    -1       -1
                                                                                          -2                                                                                                                                                                               -2
                                                                         -2       -2
                                              -3               -3
                   3000                              -3
                                                                                                                                                                                                                                                                           -4

                   2500
                                                                                                                                                                                                                                                                           -6
                             -6

                   2000                                                                                                                                                                                                                                                    -8
                           ECU GER CIV CAN FRA NGA SUI CRC COL THA MEX NOR ENG AUS USA ESP SWE CMR JPN BRA KOR NED CHN NZL
                                     1. HZ                          2. HZ                         % GD-Differenz

Abbildung 5: Analyse der während der ersten und zweiten Halbzeit absolvierten Distanzen
18   Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™

     fünf am schlechtesten platzierten Teams        CAN (2 %), wobei GER (5726 m) die grösste
     in Bezug auf die bei > 16 km/h zurück-         Distanz in der ersten Halbzeit zurücklegte.
     gelegten Entfernungen. Rampinini et al.        NZL (425 m; 8 %), CHN (382 m; 8 %) und
     (2007) berichteten, dass die Läufe mit hoher   NED (302 m; 6 %) wiesen die grösste Stei-
     Geschwindigkeit ca. 8 % der während            gerung der Laufleistung von der ersten zur
     eines Spiels zurückgelegten Gesamtdistanz      zweiten Halbzeit auf. Wie zuvor erwähnt,
     im Männerfussball ausmachen (12 % für          war der Ball in der zweiten Hälfte der
     die aktuellen Ergebnisse > 16 km/h). Die       Spiele ca. 33 Sekunden weniger im Spiel als
     Studien zum Frauenfussball haben ergeben,      in der ersten Halbzeit, was bedeutet, dass
     dass die Läufe mit hohem Tempo 12,5 % für      die Spielerinnen effektiv weniger Zeit für
     inländische skandinavische Ligaspielerinnen    ihre Läufe zur Verfügung hatten.
     (Mohr et al., 2008) und bis zu 24,7 % für
     australische internationale Spielerinnen       Bei Berücksichtigung der Dauer jeder Halb-
     (Gabbett und Mulvey, 2008) ausmachen.          zeit kann die durchschnittliche Laufleistung
     Beim Vergleich der Zahlen der Studie ist       für jede Spielerin jedes Teams durch
     Vorsicht geboten, da eine Vielzahl von         Division der absolvierten Distanz durch
     Methoden (Videoaufzeichnungen, GPS,            die genaue Dauer der ersten und zweiten
     handschriftliche Aufzeichnungen, com-          Halbzeit berechnet werden (Abbildung 6).
     puterbasierte Systeme) genutzt und eine        Wie zu sehen ist, verzeichneten einige
     Reihe von Geschwindigkeitsbereichen auf        Mannschaften von der ersten zur zweiten
     die Daten angewandt wurden. Ausserdem          Halbzeit einen erheblichen Rückgang der
     haben Gregson et al. (2010) festgestellt,      Laufleistung, insbesondere ECU, das von
     dass die von den Spielerinnen während          111 m/Minute auf 99 m/Minute in der
     der Begegnungen absolvierten Läufe mit         zweiten Halbzeit abfiel (11 % Rückgang).
     hohem Tempo zwischen den Spielen sehr          Die Gesamtdistanz liess auch bei CIV, GER,
     variabel sind und durch Faktoren wie           CAN (8 %) von der ersten zur zweiten
     etwa die Spielposition und den Ballbesitz      Halbzeit stark nach. Viele Teams wiesen
     beeinflusst werden, die wiederum durch die     eine nahezu identische Laufleistung auf,
     Veränderungen der taktischen und tech-         die Unterschiede zwischen erster und
     nischen Anforderungen des Spiels bedingt       zweiter Halbzeit sind vernachlässigbar.
     sind. Diese Beobachtung kann bei einem         NZL (3 %) und CHN (2 %) verzeichneten
     Turnier noch ausgeprägter sein, wenn das       die grösste Zunahme von der ersten zur
     Spielergebnis mit Fortschreiten des Turniers   zweiten Halbzeit. Viele Faktoren können
     immer entscheidender wird, was die Teams       hierzu beitragen, unter anderem die Spiel-
     dazu führt, Formation und Spielerinnen         weise, die Notwendigkeit, zu verteidigen/
     abhängig von dem im jeweiligen Spiel           einen Treffer zu erzielen, die Formation
     erforderlichen Resultat zu ändern.             einer Mannschaft und die des Gegners,
                                                    Ermüdung, die individuelle Fitness der
     Abbildung 5 zeigt einen Vergleich der          Spielerinnen, Einwechselungen und deren
     mittleren Laufleistung aller Teams in der      Einfluss sowie technische Faktoren.
     ersten und zweiten Hälfte (beide Zeit-
     räume umfassen jegliche Nachspielzeiten        Zusammenfassung
     aufgrund von Spielunterbrechungen). Mit        • Bei den Gesamtdistanzen oder den
     Ausnahme von THA und MEX ist bei allen           Läufen innerhalb der verschiedenen
     anderen Mannschaften ein geringfügiger           Geschwindigkeitsbereiche gab es
     Unterschied zwischen der in der ersten           geringfügige Unterschiede zwischen den
     und zweiten Hälfte absolvierten Distanz          Endrunden 2011 und 2015.
     festzustellen. Zehn Mannschaften wiesen        • Bei der Weltmeisterschaft 2015 ist eine
     in der zweiten Spielhälfte eine geringere        geringfügige Zunahme der Laufleistung
     Gesamtlaufleistung auf. ECU (382 m; 6 %          > 18 km/h zwischen der Gruppen- und
     Abnahme) verzeichnete den grössten               der K.-o.-Phase festzustellen.
     Abfall bei der Laufleistung gegenüber der      • Die Korrelationen zeigen, dass die
     ersten Hälfte, gefolgt von GER, CIV und          besser platzierten Teams beim Turnier
Teamanalyse                         Analysen und Ergebnisse                                                 19

                                                                                      2015 tendenziell grössere Distanzen in                                              den Torschüssen, was nahelegt, dass die
                                                                                      den oberen Geschwindigkeitsbereichen                                                Mannschaften, die eine grössere Distanz
                                                                                      zurücklegten. Diese Beziehungen waren                                               bei > 16 km/h zurücklegten, tendenziell
                                                                                      während der Weltmeisterschaft 2011                                                  mehr Torschüsse zu verzeichnen hatten.
                                                                                      weniger offensichtlich.                                                           • Bei der Mehrheit der Mannschaften
                                                                                    • NZL (17 %), GER (15 %) und die USA                                                  lag nur ein geringfügiger Unterschied
                                                                                      (15 %) legten die grössten Strecken                                                 zwischen der in der ersten und zweiten
                                                                                      > 16 km/h zurück, CIV, ECU, ESP und COL                                             Spielhälfte zurückgelegten Gesamt-
                                                                                      (11 %) die geringsten.                                                              distanz vor. NZL und CHN (8 %) wiesen
                                                                                    • Es gab keinen Zusammenhang zwischen                                                 jedoch die höchste Zunahme auf, wäh-
                                                                                      der bei < 16 km/h zurückgelegten                                                    rend ECU (6 %) den grössten Rückgang
                                                                                      Gesamtdistanz und dem Ballbesitz oder                                               verzeichnete.
                                                                                      den Torschüssen. Es gab nur eine gering-                                          • Durch Angabe der Gesamtdistanz pro
                                                                                      fügige Korrelation zwischen der bei                                                 Minute kann die Laufleistung (Meter-
                                                                                      > 16 km/h absolvierten Laufstrecke und                                              zahl) der Spielerinnen bestimmt werden.

                             130
*?SkCGQRSLE+CRCP +GLSRC

                             125

                             120

                             115

                             110

                             105

                             100

                              95
                                     ECU GER                  CIV CAN FRA NGA SUI CRC COL THA MEX NOR ENG AUS USA ESP SWE CMR JPN BRA KOR NED CHN NZL

                                               1. HZ                            2. HZ

Abbildung 6: Analyse der durchschnittlichen Laufleistung während der ersten und zweiten Halbzeit

                             900
                                                                                                                                                                                         797
                                                                        789

                             800
                                                                                                                                                                                      770
                                                                                     727

                                                                                                                                              724
                                                                                                                                             713
                                                                              710

                                                                                                                                                                                                     711

                                                                                                                                                                                                                                                     706
                                                            703

                                                                                                                                                                        703

                                                                                                                                                                                                                                                                             697
Distanz (Meter)

                                                                                                                                                    693

                                                                                                                                                                       689

                                                                                                                                                                                                                             687
                                                                                                                                                    687

                                                                                                                                                           687
                                                                                                                          708

                             700
                                                                                                                                                          681
                                                                                                                         679

                                                                                                                                702

                                                                                                                                                                                               679
                                                                                                                                675
                                                                                           671

                                                                                                                                                                                                                                                                 662
                                                                                                                                                                                                                                               661
                                                                                                                                                                                649

                                                                                                                                                                                                                       648
                                                                                                 645

                                                                                                             643

                                                                                                                                       646
                                                                                                                                      631

                                                                                                                                                                              628

                                                                                                                                                                                                                 624
                                   621

                                                                  621

                                                                                                                                                                                                                                                                       615
                                                                                                                                                                                                                                                           608
                                                                                                                                                                                                                                         605
                                                                                                                   604

                                                                                                                                                                 604
                                                                                                                                                                 601
                                                593

                                                                                                       592

                                                                                                                                                                                                           591

                             600
                                                                                                                                                                                                                                   567
                                         520

                                                      519

                             500

                             400

                             300
                                   ECU CIV                  FRA GER CAN NGA NOR CRC ENG CMR USA SWE JPN COL                                                            SUI NED NZL BRA THA MEX ESP AUS KOR CHN
                                         1. HZ                           2. HZ

Abbildung 7: Analyse der während der ersten und zweiten Halbzeit absolvierten Distanzen bei > 16 km/h
20   Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™

       Hierbei hatte ECU den grössten Rück-         (siehe Abbildung 8), wobei die Unterschiede
       gang der Laufleistung zu verzeichnen.        für USA, SWE, JPN und COL zu vernach-
       Sie fiel von der ersten zur zweiten Hälfte   lässigen sind. CHN (13 %) und KOR (9 %)
       von 111 m/Minute auf 99 m/Minute ab          haben die bei den Läufen > 16 km/h grösste
       (11 % Rückgang). Die Gesamtdistanz           Zunahme von der ersten zur zweiten
       liess auch bei CIV, GER, CAN (8 %) von       Hälfte zu verzeichnen. Dagegen weisen
       der ersten zur zweiten Halbzeit stark        ECU (–16 %), CIV (–12 %), FRA (–10 %)
       nach. NZL (3 %) und CAN (2 %) ver-           und GER (–10 %) den grössten Rückgang
       zeichneten die grösste Zunahme von der       der bei höherem Tempo absolvierten
       ersten zur zweiten Halbzeit.                 Distanzen zwischen der ersten und der
     • Zu den Faktoren, die möglicherweise          zweiten Halbzeit auf. Abbildung 9 zeigt die
       zu diesen Beobachtungen beigetragen          Veränderung der Laufleistung bei > 16 km/h
       haben, zählen unter anderem die              von der ersten zur zweiten Halbzeit für
       Spielfeldbeschaffenheit, der Spielcha-       die Mannschaften unter Berücksichtigung
       rakter, das Niveau der gegnerischen          der Dauer jeder Halbzeit. Während NED,
       Mannschaft, die Notwendigkeit, zu            NZL, BRA und THA eine Zunahme der
       verteidigen/einen Treffer zu erzielen,       tatsächlichen Distanz bei > 16 km/h in der
       die Formation einer Mannschaft und die       zweiten Hälfte zu verzeichnen hatten, war
       des Gegners, Ermüdung, die individuelle      die eigentliche Laufleistung identisch, da
       Fitness der Spielerinnen, Einwechselun-      die zweite Halbzeit der Spiele länger war
       gen und deren Einfluss sowie technische      (48:45 gegenüber 46:18 Länge der ersten
       Faktoren.                                    Halbzeit). Während GER (17 m/Minute) die
     • Der direkte Vergleich der intensiveren       höchste Laufleistung in der ersten Halbzeit
       Geschwindigkeitsbereiche mit der ein-        aufzuweisen hatte, fiel diese in der zweiten
       schlägigen Literatur sollte mit entspre-     Halbzeit der Spiele auf 15 m/Minute ab.
       chender Sorgfalt durchgeführt werden,        Dies kann, wie schon erwähnt, auf eine
       da die in der Literatur verwendeten          Reihe unterschiedlicher Faktoren wie unter
       Analysemethoden und Geschwindig-             anderem Fitness und Ermüdungszustand
       keitsbereiche insbesondere für Studien,      der Spielerinnen, Umgebungsbedingungen,
       die sich auf den Frauenfussball konzent-     Niveau der gegnerischen Mannschaft und
       rieren, nicht einheitlich sind.              Spielstand sowie Ein-/Auswechselungen
                                                    und Änderung der Formation während der
                                                    zweiten Spielhälfte zurückzuführen sein.
     3. Analyse der Läufe mit hohem Tempo
     (16–20 km/h) und Sprints (> 20 km/h)           Abbildung 10 zeigt die bei > 16 km/h
     Abbildung 7 zeigt die in den höheren           absolvierten Distanzen (einschliesslich der
     Geschwindigkeitsbereichen durchschnitt-        Aufschlüsselung für die vier Geschwin-
     lich absolvierten Läufe in der ersten und      digkeitsbereiche mit höherem Tempo) im
     zweiten Halbzeit (nur > 16 km/h, die als       Vergleich zur durchschnittlichen Anzahl
     die Geschwindigkeitsbereiche betrachtet        von Pässen je Spiel. Es gibt einen geringfü-
     werden, in denen die Spielerinnen mehr         gigen Zusammenhang zwischen der durch-
     am Spiel beteiligt sind und einen grösseren    schnittlichen Anzahl der Pässe und der bei
     Einfluss auf das Resultat haben können).       16–18 km/h (r = 0,23), 18–20 km/h (r = 0,22)
                                                    und 20–23 km/h (r = 0,06) zurückgelegten
     Wie bereits zuvor erwähnt, schwankt dies       Strecke und eine mittlere Korrelation bei
     zwischen den Spielen, was in hohem Mass        den Distanzen der mit > 23 km/h (r = 0,31)
     auf die individuellen physischen Faktoren      absolvierten Läufe. Wenn eine Mannschaft
     sowie auf die taktischen und technischen       in Ballbesitz ist, tendieren die nicht am Ball
     Anforderungen des Spiels zurückzuführen        befindlichen Spielerinnen dazu, intensive
     ist (Gregson et al., 2010). Bei intensiverer   Bewegungen auszuführen, um Raum zu
     Untersuchung dieser Daten ist festzustellen,   schaffen, sich von ihrer Gegenspielerin zu
     dass sich der Prozentsatz für alle Teams       lösen und den Ball annehmen zu können,
     von der ersten zur zweiten Halbzeit ändert     was Läufe mit höherer Intensität involviert
Teamanalyse               Analysen und Ergebnisse                                     21

Veränderung der Distanz in ST 4-7 (%)

                                        15
                                                                                                                                                                                                                                          13

                                        10                                                                                                                                                                                          9
                                                                                                                                                                                                                7         7
                                                                                                                                                                                                6     6
                                         5                                                                                                                                               5
                                                                                                                                                                                   4
                                                                                                                                                                             3
                                                                                                                                                                        2
                                         0                                                                                                                      0

                                                                                                                                                  -1      -1
                                                                                                                                -2         -2
                                         -5                                                               -4         -4
                                                                                              -6
                                        -10                                     -8     -8
                                                                       -10
                                                          -12   -12
                                        -15
                                                  -16
                                        -20
                                                  ECU CIV FRA GER CAN NGA NOR CRC ENG CMR USA SWE JPN COL SUI NED NZL BRA THA MEX ESP AUS KOR CHN

Abbildung 8: Analyse der Veränderung der bei > 16 km/h absolvierten Distanzen von der ersten zur zweiten Halbzeit

                                        18
*?SkCGQRSLE+CRCP +GLSRC

                                        17

                                        16

                                        15

                                        14

                                        13

                                        12

                                        11

                                        10
                                                  ECU CIV FRA GER NGA CAN NOR CRC ENG CMR USA SWE JPN COL SUI NED NZL BRA THA MEX AUS ESP KOR CHN

                                                   1. HZ               2. HZ

Abbildung 9: Analyse der durchschnittlichen Laufleistung > 16 km/h während der ersten und zweiten Halbzeit

                                        1600                                                                                                                                                                                        700

                                        1400                                                                                                                                                                                        600
                                                                                                                                            580
                                                                                                                                                                562
                                        1200                                                                                                                                            540
                                                                                                                                                                                              508                                   500
                                                                                                                                                                                                                                           .ÈQQCECQ?KR
                                                                495
                                                                                                                                                                                                                    482
                                        1000                                                457                452                                                          452
                                                                                                                                 433
                     Distanz (Meter)

                                                                                     398                                                                                                            388 394                   396 400
                                                  374                                              375                                                    377
                                         800                                                                              362
                                                                      333                                                                         321                 329
                                                                             302                                                                                                  307                                               300
                                                         288
                                         600

                                                                                                                                                                                                                                    200
                                         400

                                         200                                                                                                                                                                                        100

                                              0                                                                                                                                                                                     0

                                                  CIV ECU ESP COL THA NGA NOR KOR NED CMR CHN FRA MEX AUS JPN ENG SWE CRC BRA SUI CAN USA GER NZL
                                                  255     259   249   264     280    287    282     303        292        269        296    310    270    309   315   315   299   325   322   298   322   311       349       335
                                                  177      98   127   139     169    212    167     130        170        162        136    180    181    196   144   193   160   161   191   157   191   202       177       186
                                                  274     318   310   327     318    312    325     335        308        332        365    350    353    359   369   353   369   374   365   384   373   376       402       436
                                                  406     466   485   476     448    427    474     502        507        514        514    485    531    504   539   516   552   528   511   553   511   548       572       611
                                                  374     288   495   333     302    398    457     375        452        362        433    580    321    377   562   329   452   307   540   508   388   394       482       396

                                                        IK F           IK F            IK F                    IK F               .ÈQQCECQ?KR

Abbildung 10: Analyse der bei > 16 km/h absolvierten Läufe im Zusammenhang mit der durchschnittlichen Anzahl der Pässe pro Spiel
22   Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™

     und wiederum zum Teil diesen stärkeren                    Phase vor der Halbzeit keinen Gegentreffer
     Zusammenhang zwischen der Anzahl der                      hinnehmen möchte, zurückzuführen. Die
     Pässe und der Läufe mit einem Tempo von                   zwischen der 45.–60. Minute zurückgelegte
     mehr als 23 km/h erklärt.                                 Distanz war geringer als die der ersten
                                                               15 Minuten, 20 % und 12 % weniger im
     Während der FIFA Frauen-Weltmeister-                      Jahr 2011 bzw. 2015. Dies lässt vermuten,
     schaft 2015™ absolvierten die Spielerinnen                dass die Spielerinnen physisch nicht für
     im Durchschnitt eine Gesamtdistanz von                    den Beginn der zweiten Hälfte vorbereitet
     1320 m je Spiel bei Geschwindigkeiten von                 sind und/oder sie von der ersten Halbzeit
     > 16 km/h. Bei der FIFA Frauen-Weltmeis-                  immer noch teilermüdet sind und sich nicht
     terschaft 2011™ lag dieser Wert noch bei                  optimal erholt haben. Dies stimmt mit den
     1266 m. Abbildung 11 zeigt einen Vergleich                immer mehr evidenzbasierten Erkennt-
     der durchschnittlichen Distanz, die in jedem              nissen überein, die einen Rückgang der
     15-minütigen Abschnitt des Spiels absol-                  Läufe mit hohem Tempo unmittelbar nach
     viert wurde. Die letzte Viertelstunde jeder               der Halbzeit im Vergleich zu den ersten
     Halbzeit umfasst auch die Nachspielzeit.                  15 Minuten des ersten Durchgangs belegen
     Bei beiden Endrunden nahm die Laufleis-                   (Bradley et al., 2009, Mohr et al., 2003).
     tung bei > 16 km/h gegenüber der ersten                   Lovell et al. (2007) haben in einer kont-
     Viertelstunde während der 15. bis zur 30.                 rollierten Studie festgestellt, dass aktive
     Minute um 25 % bzw. 14 % im Jahr 2011                     Wiederaufwärmmethoden vor Beginn der
     bzw. 2015 ab. Bei beiden Turnieren war die                zweiten Spielhälfte dazu beitragen, die
     absolvierte Distanz zwischen der 15.–30.                  fussballspezifische Ausdauerleistung auf-
     Spielminute und zwischen der 30.–45.                      rechtzuerhalten, und die Coaches/Trainer
     Minute + Nachspielzeit identisch und gerin-               sollten auswerten, was ihre Spielerinnen
     ger als die Laufleistung während der ersten               während der Halbzeit und insbesondere
     15 Minuten des Spiels. Dies legt nahe, dass               vor Beginn der zweiten Hälfte machen.
     die Spielerinnen optimal auf den Spiel-                   Während der zweiten Hälfte nahmen beim
     beginn vorbereitet waren, dann jedoch                     Turnier 2011 die mit hohem Tempo absol-
     während der späteren Spielphasen der                      vierten Läufe in der letzten Viertelstunde +
     ersten Halbzeit aufgrund der zunehmen-                    Nachspielzeit zu. Die Laufstrecke lag aber
     den Ermüdung und aufgrund einer Kom-                      8 % unter der in den ersten 15 Spielminu-
     bination aus mangelnder Fitness und/oder                  ten absolvierten Distanz. Bei der Endrunde
     inadäquater Ernährung/Flüssigkeitszufuhr                  2015 absolvierten die Spielerinnen 3 %
     erschöpft waren. Möglicherweise ist dieser                mehr Distanz bei > 16 km/h während
     Rückgang auch auf taktische Gründe oder                   der letzten Viertelstunde verglichen mit
     die Tatsache, dass man während der letzten                den ersten 15 Spielminuten. Dies steht

                       300

                       275
                               253
                                                                                                                              248
     Distanz (Meter)

                       250

                       225     241                                215                     212                                 232
                                                  207
                       200                                                                                          197
                                                                                          204
                       175                        192             193                                               192

                       150
                             +GL          +GL       +GL               +GL               +GL   +GL

                              2011      2015

     Abbildung 11: Vergleich der absolvierten Distanz je 15 Minuten bei > 16 km/h für die Endrunden 2011 und 2015
Sie können auch lesen