Positionen zur Wahl - aok-bw-presse.de

 
WEITER LESEN
Positionen zur Wahl - aok-bw-presse.de
3/2021
AOK BADEN­-WÜRTTEMBERG

NEUE LEGISLATUR

Positionen
zur Wahl
Was die AOK Baden-Württemberg
für das Gesundheitssystem fordert

25 ALTER & Die Pflegereform, letzter schwerer Brocken   26 REDE &  Wie es nach dem Abbruch des Tübinger
   PFLEGE der Legislatur, will viel und bringt wenig       ANTWORT Wegs weitergeht, berichtet Lisa Federle
Positionen zur Wahl - aok-bw-presse.de
Seite 2            INHALT

08                                    16                                       20
                                                                                                                                         04     TREFFPUNKT
                                                                                                                                                Nachrichten, Positionen, Meinungen
                                                                                                                                                aus dem Gesundheitswesen

                                                                                                                                         08     SEISMOGRAF
                                                                                                                                                Die gesundheitspolitischen Positionen
                                                                                                                                                der AOK zur Bundestagswahl

                                                                                                                                         12     GESUNDHEIT & VERSORGUNG
                                                                                                                                                Chronischer Schmerz ist vor
                                                                                                                                                allem eine Kopfsache

Bundestagswahl: Das fordert Forschung: Die AOK gibt                             EU-Impfzertifikat: Eine
die AOK Baden-Württemberg neue Impulse für das Land                             Übergangslösung fürs Reisen
                                                                                                                                         14     HIER & JETZT
                                                                                                                                                Modellprojekte und Erfahrungen
                                                                                                                                                aus Baden-Württemberg

                                                                                                                                         16     STANDPUNKT
                                                                                                                                                Der Verwaltungsrat der AOK Baden-
                                                                                                                                                Württemberg bezieht Stellung

                                    ZAHL DER AUSGABE                                                                                     18     PRÄVENTION & INNOVATION
                                                                                                                                                Mit PromeTheus aktiv bis ins hohe
                                                                                                                                                Alter bleiben

                                                                                                                                         20     VERSORGUNG & IT
                                                                                                                                                Das europäische Impfzertifikat soll
                                                                                                                                                freies und sicheres Reisen ermöglichen

                                                                                                                                         22     ALTER & PFLEGE

                                           Wahlkreise                                                                                           Schwerstkranke Menschen können
                                                                                                                                                zu Hause in Würde sterben
                Baden-Württemberg ist in 38 Wahlkreise eingeteilt.
                    Sie tragen die Nummern 258 bis 295. Für die                                                                          25     RECHT & GESUNDHEIT
                 Bundestagswahl am 26. September sind hier rund                                                                                 Die Pflegereform – k(l)eine Lösung
                7,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger wahlberech-                                                                                vor der Bundestagswahl
                 tigt. Im aktuellen 19. Deutschen Bundestag sitzen
                96 Abgeordnete aus Baden-Württemberg. Darunter                                                                           26     REDE & ANTWORT
                                 sind nur 25 Frauen.                                                                                            Lisa Federle schaut in Tübingen
                                                                                                                                                nicht nur auf Inzidenzen

                                                                                                                                         28     GESUNDHEIT & WIRTSCHAFT
                                                                                                                                                Für Hilfsmittel hat die AOK 2020
                                                                                                                                                über 562 Millionen Euro ausgegeben

                                                                                                                                         30     WEBSNACKS & TERMINE
                                                                                                                                                Welche Apps trenden und was
                                                                                                                                                Transparency International macht

                                                                                                                                         31     AUS & EINSICHT
                                                                                                                                                Lukas Dürr ist Gärtner und spendet
                                                                                                                                                Stammzellen

IMPRESSUM
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: AOK Baden-Württemberg, Presselstraße 19, 70191 Stuttgart; Verlag: ­KomPart ­Verlagsgesellschaft
mbH & Co. KG, Rosen­t haler Straße 31, 10178 Berlin; Geschäftsführer: Frank Schmidt, Martin Gosen; C
                                                                                                   ­ reative ­D irector: Sybilla Weidinger;
Redaktionelles Konzept: Robin Halm, Anne Wäschle; Koordination: Stefan Rösch; Chefredaktion: Anne W          ­ äschle (awa), Telefon:
030 22011 121; Redaktion: Anette Frisch (af), Stephan Funk (stef), Robin Halm (roha), Grit Horn (gh), Ines Körver (ink), Fabian Obergföll
(fob), Stefan Rösch (srö); Grafisches Konzept und Umsetzung: Katharina Doering; Nachdruck oder Weiterverwendung von Inhalten nur
mit Genehmigung des Herausgebers. Der Redaktionsschluss für die Ausgabe 03/2021 war der 21. Mai 2021. Nächster Redak­t ionsschluss:
26. Oktober 2021. Adressänderungen per E-Mail an agendagesundheitmagazin@bw.aok.de                                          IDENT.-NR . 21- 0057

                                                                                                             3/2021
Positionen zur Wahl - aok-bw-presse.de
S ietiet e3 3 R UEBI RN IBKLNI AC M
                                                  Se                                 KE
Bild: DRF Luftrettung

                        Trio mit
                                       Auf dieses Flugobjekt ist nicht nur die Crew stolz. Der H145 ist der erste Hubschrauber mit
                                       Fünfblattrotor, der bundesweit bei der Luftrettung im Einsatz ist. Seit dem Frühjahr fliegt er als

                        fünf Flügeln   „Christoph 51“ durch die Region Stuttgart – und zwar besonders ruhig, was Patientinnen und
                                       Patienten zugute kommt. Die neue Technik erlaubt außerdem mehr Nutzlast, heißt, bei Bedarf
                                       kann mehr medizinisches Personal und Treibstoff für längere Strecken aufgenommen werden.

                                                                              3/2021
Positionen zur Wahl - aok-bw-presse.de
Seite 4      TREFFPUNKT

                                                            MENSCH MIT MISSION
                                                                                                                                S P Ä TA U S L E S E

                        Digitale Leidenschaft
                                                                                                                                UNZENSIERTER
                                                                                                                                 GEDANKEN

                        Rund 200 Unternehmerinnen unterstützen die Initiative „FRAUEN unternehmen“
                        des Bundeswirtschaftsministeriums. Eine ist Sybille Koch-Göpfrich aus Freiburg

                                                                                                                              »Letztlich geht
                          »Seid mutig.                        Nach wie vor machen sich weniger Frauen als Männer                es immer um
                         Beginnt klein,                       selbstständig. In Deutschland wird bisher nur jedes dritte
                                                                                                                              die Abwägung
                                                              Unternehmen von einer Frau geführt, bei technologischen
                           aber denkt
                          groß! Glaubt
                                                              Start-ups sind es noch weniger. Das Bundesministerium
                                                                                                                                  zwischen
                                                              für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat daher 2014 die
                         an euch, dann                        Initiative „FRAUEN unternehmen“ ins Leben gerufen. Ziel           Freiheit und
                         tun es andere                        ist es, Frauen über Vorbilder zur beruflichen Selbstständig-
                                                                                                                              Sicherheit. Die
                                                              keit zu ermutigen und Mädchen für das Berufsbild „Un-
                          wie Banken,
                           Geschäfts­
                                                              ternehmerin“ zu begeistern. Das bundesweite Netz setzt          Datenschützer
                                                              sich aus Unternehmerinnen und Freiberuflerinnen zusam-
                         partner oder                         men, die zwar aus verschiedenen Regionen und Bran-                sind ja nicht
                         Kunden auch«                         chen kommen, aber die eines verbindet: Sie möchten den
                                                                                                                                  moralisch
                                                              Gründerinnengeist vorantreiben.

                           Dr. Sybille Koch-Göpfrich
                                                                  So ist es auch bei Sybille Koch-Göpfrich, die seit zwölf      höherwertig,
                                                              Jahren die Hexental-Apotheke in Freiburg mit großer Mo-
                          Inhaberin der Hexental-Apotheke
                                     in Freiburg              tivation und Leidenschaft führt. Sukzessive hat sie ihr Un-      weil sie mehr
                                                              ternehmen weiterentwickelt, modernisiert und in Projekte        Gewicht auf die
                                                              investiert – unter anderem in ein Qualitätsmanagement,
                                                              in Aus- und Weiterbildung oder in moderne Technik wie            Freiheit legen.
                                                              einem Kommissionierautomaten, der die klassischen
                                                              Apothekerschränke ersetzt. Viele Prozesse laufen inzwi-
                                                                                                                                   Und ich
                                                              schen digital. Ein Konzept der Unternehmerin für digitale            bin kein
                                                              Dienstleistungen im analogen Verkaufsraum landete beim
                                                              Deutschen Apothekerpreis auf dem dritten Platz. Sie ist           schlechterer
                                                              überzeugt, dass der Digitalisierung die Zukunft gehört.
                                                                                                                                Mensch, weil
                                                              2020 hat sie die Software Tracemedics mitentwickelt und
                                                              die Marke coronagetestet.de angemeldet. Damit bildet                ich mehr
                                                              sie alle Prozesse von Coronatestzentren digital ab. Trotz-
                                                              dem bleibt ihrer Meinung nach der Mensch das
                                                                                                                                Gewicht auf
                                                              Maß aller Dinge: Kundinnen und Kunden wün-                      den Schutz vor
                                                              schen sich auch künftig vor allem eine gute per-
                                                              sönliche Beratung. srö              existenzgruenderinnen.de     Verbrechern
Bild: David Lohmüller

                                                                                                                                    lege«
                                                                Sybille Koch-Göpfrich
                                                                arbeitete nach dem Abitur bei Swiss Air als Flugbe-
                                                                                                                                Wolfgang Schäuble
                                                                gleiterin im Langstreckeneinsatz. Kurze Zeit fasste die
                                                                                                                                 Bundestagspräsident
                                                                41-Jährige eine Bewerbung als Pilotin ins Auge, ent-
                                                                   schied sich aber dann mit einem Stipendium der
                                                                      Deutschen Wirtschaft für ein Pharmaziestudi-
                                                                        um. 2009 übernahm sie die Geschäftsleitung
                                                                           der Hexental-Apotheke in Freiburg. Die-
                                                                           se wurde 1972 von ihrer Mutter Hannelore
                                                                            Koch gegründet und beschäftigt heute
                                                                                                                                                       Bild: K. xxring

                                                                            13 Frauen und einen Mann.

                                                                                                        3/2021
Positionen zur Wahl - aok-bw-presse.de
Seite 5                                                                TREFFPUNKT

 UMFRAGE             WELCHE SOZIALPOLITISCHEN THEMEN MÜSSEN AUF DIE AGENDA?

Am 26. September wird ein neuer Bundestag gewählt. Der Ausgang entscheidet auch über die Gesundheitspolitik.
Trotz des hohen Standards in der medizinischen Versorgung hat das deutsche System erhebliche strukturelle Defizite

                                   Ungerechtes Finanzsystem                                                                                                                      Klimaschutz zentrale Aufgabe
                                   Wichtig ist mehr Gerechtigkeit in den fö-                                                                                                     Wir wissen, dass die Klimakrise die Ge-
                                   deralen Finanzbeziehungen der GKV. Ein                                                                                                        sundheit von uns allen beeinträchtigt.
                                   System, das wirtschaftlich starke Län-                                                                                                        Für die notwendige Transformation un-
                                   der mit effizienten Strukturen wie Ba-                                                                                                        serer Gesellschaft zur Klimaneutralität
                      Bild: BWKG

                                                                                                                                                                  Bild: privat
                                   den-Württemberg für andere bezahlen                                                                                                           bleibt wenig Zeit. Neben dem Kampf ge-
                                   lässt und überdurchschnittliche Lohnkos-                                                                                                      gen Corona muss deshalb der Klima-
 Matthias Einwag                   ten für Pflegekräfte und ärztliches Per-                                                               Dr. Robin T. Maitra                    schutz zur zentralen gesundheitspoliti-
  Hauptgeschäftsführer             sonal in diesen Ländern ignoriert, muss                                                                 Mitglied im Vorstand                  schen Aufgabe für den Schutz unserer
Baden-Württembergische                                                                                                                    der Landesärztekammer
Krankenhausgesellschaft            überwunden werden.                                                                                      Baden-Württemberg                     Gesundheit werden.

Wirksame Pflegereform                                                                                                                    Arbeitsbedingungen verbessern
Die Pflege ist die große gesellschaftliche                                                                                               Wir brauchen bessere Arbeitsbedingun-
Herausforderung. Wir brauchen mehr                                                                                                       gen in den Gesundheitsberufen und ei-
                                                                                                                Bild: Matthias Busse

qualifiziertes Personal und Versorgungs-                                                                                                 ne Neuordnung der Kompetenzen. Auf-
formen, die besser auf die Menschen zu-                                                                                                  grund des demografischen Wandels wird

                                                                                                                                                                                                                           Bild: privat
geschnitten sind. Alles muss finanzierbar                                                                                                die Zahl der pflegebedürftigen Men-
sein. Eine Pflegereform muss an ver-                                                                                                     schen deutlich steigen. Gleichzeitig wer-
schiedenen Stellen gleichzeitig ansetzen.                 Hans-Josef Hotz                                                                den bis 2035 etwa 500.000 Pflegefach-                          Andrea Kiefer
Denn Pflegebedürftige brauchen drin-                       Vorsitzender des                                                              personen in Rente gehen. Der Beruf                                Vorsitzende
                                                            Sozialverbands                                                                                                                               Landespflegerat
gend Hilfe und finanzielle Entlastung.                  VdK Baden-Württemberg                                                            muss attraktiver gestaltet werden.                            Baden-Württemberg

          FALSCH                   NACHRICHTEN
                                                                                                               Sind IGeL eine sinnvolle
                                                                                                               Ergänzung zum GKV-Angebot?
                                                                                                               Im Gegenteil. Die Zusatzleistungen können mehr schaden als
                                                                                                               nützen, warnt der Medizinische Dienst der Krankenkassen

                                                                                                               Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, sind medizinische Zu-
                                                                                                               satzangebote, die selbst bezahlt werden müssen. Laut Medizinischem
                                                                                                               Dienst der Krankenkassen (MDS) geben gesetzlich Versicherte dafür
                                                                                                               jährlich etwa eine Milliarde Euro aus. Ein lukrativer Markt, auf dem es
                                                                                                               schätzungsweise 1.500 Angebote gibt, für die Patientinnen und Pati-
                                                                                                               enten im Schnitt 74 Euro zahlen, wie das Wissenschaftliche Institut der
                                                                                                               AOK errechnet hat. Es gibt sinnvolle IGeL, wie Reiseimpfungen gegen
                                                                                                               Cholera oder Typhus. Bei vielen Angeboten ist Skepsis angebracht, denn
                                                                                                               alles, was medizinisch notwendig ist, bezahlen die Krankenkassen. Der
                                                                                                               MDS warnt deshalb davor, dass gerade die eigenfinanzierte Diagnostik
                                                                                                               der Gesundheit mehr schaden als nützen kann. Denn falschpositive Er-
                                                                                                               gebnisse bei Gesunden können schädliche invasive Behandlungen nach
                                                                                                               sich ziehen. Im Zweifel handelt es sich um unzureichend geprüfte, risi-
                                                                      Bild: iStock.com © Nataliia Nesterenko

                                                                                                               koreiche und nutzlose medizinische Leistungen. Von den drei am häu-
                                                                                                               figsten angebotenen IGeL – der Augeninnendruckmessung
                                                                                                               zur Glaukom-Früherkennung, dem Ultraschall der Eierstöcke
                                                                                                               und dem Ultraschall der Brust zur Krebsfrüherkennung – ra-
                                                                                                               ten sogar die Fachgesellschaften ab. gh                      igel-monitor.de

                                                                                                                                              3/2021
Positionen zur Wahl - aok-bw-presse.de
Seite 6      TREFFPUNKT

                           KREUZVERHÖR
                                                                                                                                       TAT E N & TAT S A C H E N

       KREUZ VERHÖR
Die Europäische  Kommission
                                                                                                                                                Bereitschaft sinkt weiter
steckt in der Pandemie in ihren                                                                                                                 Die Zahl der Organspenden in

Krebsplan vier Milliarden Euro                                                                                                                  Baden-Württemberg ist rückläu-
                                                                                                                                                fig. Staatssekretärin Leidig ap-
Krebsdiagnostik für alle, Sonderprogramme für Kinder,                                                                                           pelliert: Auch in der Coronapan-
Wissenszentrum: Brüssel hat sich viel vorgenommen. Gut so?                                                                                      demie dürfe man dieses Thema
                                                                                                                                                nicht vergessen.1.066 Bürgerin-
                                                                            Alle Welt starrt auf die                                            nen und Bürger aus Baden-Würt-
                                                                          Corona­pandemie. Warum                                                temberg stehen aktuell (Stand
                                                                          bringt die Europäische Kommis-                   Dr. Ute Leidig       Ende April 2021) auf der War-
                                                                          sion gerade jetzt „Europas Plan                 Staatssekretärin im   teliste von Eurotransplant. Von
                                                                                                                            Ministerium für
                                                                          gegen den Krebs“ auf den Weg?                    Soziales, Gesund-    Januar bis Mai 2021 gab es in
                                      Bild: Europabüro für Südwestfalen

                                                                                                                          heit u. Integration
                                                                          Die Frage ist leicht zu beantworten:                                  Baden-Württemberg 46 Organ­
                                                                                                                                Baden-
                                                                          Der Krebsplan war lange gefordert,                 Württemberg        spender mit 153 gespendeten
                                                                          angekündigt und vorbereitet. Die                                      Organen (Vorjahreszeitraum: 60
                                                                          Bekämpfung von Krebs ist nach wie                                     Spender mit 183 Organen).
                                                                          vor ein dringendes Thema, das
   »Das Thema                                                             keinen Aufschub zulässt. In der EU
                                                                          wurde im Jahr 2020 bei 2,7 Millio-              Mehr Apps auf Rezept
   Krebs duldet                                                           nen Menschen Krebs diagnostiziert,              Anne Sophie Geier will digitalen
     keinen                                                               und 1,3 Millionen Menschen sind                 Gesundheitsanwendungen wie
    Aufschub«                                                             dieser Krankheit erlegen. Hinter                Apps und Webanwendung, die
                                                                          jeder Zahl steckt eine Tragödie und             auf Rezept verschrieben werden
             Peter Liese                                                  in einigen Bereichen, zum Beispiel              können, zum Erfolg verhelfen. Die
    Gesundheitspolitischer Sprecher                                       bei Krebserkrankungen von Kindern,              neue Geschäftsführerin des Spit-
   der EVP-Fraktion im EU-Parlament
                                                                          ist der Kampf ohne europäische                  zenverbandes Digitale Gesund-
                                                                          Kooperation nicht zu gewinnen.                  heitsversorgung (SVDGV) war zu-
                                                                                                                          vor beim GKV-Spitzenverband               Anne Sophie
                                                                                                                                                                         Geier
   Im Jahr 2040 sollen laut Plan weniger als fünf Prozent                                                                 Sachgebietsleiterin für die frühe        Geschäftsführerin
der Bevölkerung rauchen. Wie will die EU das schaffen?                                                                    Nutzenbewertung von neu zuge-             Spitzenverband
                                                                                                                                                                   Digitale Gesund-
Hier ist eine Doppelstrategie notwendig aus Aufklärung und regulato-                                                      lassenen Arzneimitteln. Dem 2019          heitsversorgung
rischen Maßnahmen. Rauchen ist nach wie vor die Hauptursache                                                              gegründeten SVDGV gehören
für eine Krebserkrankung. Wir müssen deshalb alles dafür tun, um                                                          rund 80 E-Health-Start-ups an.
Jugendliche davon abzuhalten, damit zu beginnen, und starken
Rauchern helfen, damit aufzuhören. In schwerwiegenden Fällen
können aus meiner Sicht im Rahmen einer Schadensminimierung und                                                                                 Wechsel in den GBA
reguliert auch E-Zigaretten eine Hilfe darstellen.                                                                                              Die gesundheitspolitische Spre-
                                                                                                                                                cherin der CDU/CSU-Bundes-
   Ziel ist auch, dass 90 Prozent der dafür infrage kommen-                                                                                     tagsfraktion hat ihr Mandat zum
den Menschen bis 2025 Brustkrebs-, Gebärmutterhalskrebs-                                                                                        1. Juli niedergelegt und wech-
und Darmkrebsuntersuchungen angeboten bekommen. Müss-                                                                                           selt zum Gemeinsamen Bundes-
te man dafür nicht massiv Geld in einige Staaten pumpen?                                                                                        ausschuss (GBA). Sie wird Nach-
Je eher eine Krebsdiagnose gestellt wird, desto erfolgsversprechender                                                                           folgerin von Prof. Elisabeth Pott
ist in der Regel auch eine Therapie. Die Vorsorgeuntersuchungen und                                                                             als unparteiisches Mitglied. Karin
damit die steigenden Chancen einer Krebsentdeckung und erfolgrei-                                                          Karin Maag           Maag wurde von der KBV, der
                                                                                                                               MdB
chen Behandlung spielen deshalb eine zentrale Rolle. Früherkennung                                                        MdB und gesund-       KZBV und der DKG vorgeschla-
durch Screening bietet die beste Chance, Krebs zu besiegen und Leben                                                       heitspolitische      gen. Der GBA ist das höchste
                                                                                                                                                                                       Bilder: Lena Lux; SVDGV; pag/Anna Fiolka

                                                                                                                           Sprecherin der
zu retten. Die finanziellen Mittel dafür kann die EU natürlich nicht aus-                                                 CDU/CSU-Bundes-       Gremium der Selbstverwaltung.
schließlich bereitstellen. Dennoch leistet sie hier wichtige Hilfestellung,                                                 tagsfraktion        Er entscheidet über die Leistun-
durch gemeinsame Ausschreibungen sowie Förderung und Nutzung                                                                                    gen im Katalog der gesetzlichen
neuer Technologien. Zum Beispiel den Einsatz künstlicher Intelligenz,                                                                           Krankenkassen.
um schneller und präziser Vorhersagen treffen zu können. ink

                                                                                                                 3/2021
Positionen zur Wahl - aok-bw-presse.de
Seite 7         TREFFPUNKT

                                                        ZEITSPRUNG

                           Vorkämpferin für Frauenrechte:
                           Die erste Bundesministerin für Gesundheit
                           Als Emma Sophie Elisabeth               rer Zeit immer weit voraus.
                           Schwarzhaupt vor 60 Jahren,             Als frühe Vorkämpferin für die
                           ganz genau am 14. Novem-                Gleichberechtigung der Frau
                           ber 1961, im Bundestag ihren            legte sie sich dabei sogar öf-
                           Amtseid ablegte, stieg in der           fentlich mit den Nazis an. Sie
                           noch jungen Bundesrepublik              leistete ebenso als Richterin
                           Deutschland erstmals eine Frau          Pionierarbeit wie bei der Be-
                           in den Ministerrang auf. Diese          kleidung hoher Kirchenäm-

                                                                                                    Bild: K. Doering
                           Errungenschaft musste jedoch            ter. 1953 wurde Schwarzhaupt
                           erst hart erkämpft werden. Be-          erstmals in den Bundestag ge-
                           vor die damals 60-Jährige ih-           wählt, wo sie sich im Rechts-
                           ren Dienst als Bundesministerin         und Familienausschuss be-                           nach wenigen Tagen mit dem         für Ärzte. 1965 erhielt sie als
                           für Gesundheitswesen antre-             sonders für die Reform des                          Contergan-Skandal befassen.        erste Frau das Große Bundes-
                           ten konnte, mussten zunächst            Ehe- und Familienrechts im                          Schwarzhaupt setzte sich für       verdienstkreuz. Bis heute folg-
                           mutige Unionsfrauen den Ka-             Sinne der Gleichberechtigung                        die Verbesserung der medi-         ten Elisabeth Schwarzhaupt
                           binettssaal mit einem Sitzstreik        engagierte. So war die Einfüh-                      zinischen Prävention und Le-       acht weitere Frauen und sie-
                           blockieren, um sich gegen-              rung der Zugewinngemein-                            bensmittelhygiene ein, ordne-      ben Männer an der Spitze des
                           über Kanzler Konrad Adenau-             schaft, durch die Ehefrauen                         te die Schluckimpfung gegen        Bundesgesundheitsministeri-
                           er durchzusetzen und endlich            nach der Scheidung materiell                        Kinderlähmung und die Grün-        ums. Ob nach sechs Jahrzehn-
                           ein frauengeführtes Ministeri-          bessergestellt wurden, mit ihr                      dung des Deutschen Krebsfor-       ten wieder eine Frau dieses
                           um zu bekommen.                         Verdienst.                                          schungszentrums in Heidel-         Amt bekleiden wird, entschei-
                               Als emanzipierte Frau war               Als Bundesgesundheitsmi-                        berg an und legte die Basis für    det sich nach der Bundestags-
                           Elisabeth Schwarzhaupt ih-              nisterin musste sie sich schon                      die Bundesgebührenordnung          wahl im September.       stef

                                                                                          PRO                            KONTRA

                                                                                       Soll die
                                                                                  Leihmutterschaft
                                                  Katrin Helling-Plahr                                                                             Prof. Dr. Godula
Bild: DBT/Stella von Saldern

                                                    FDP, MdB, Mitglied in                                                                                Kosack
                                               den Ausschüssen für Gesundheit                                                                      Vorstandsvorsitzende

                                                                                legalisiert werden?                                                                                         Bild: Jürgen Kunze
                                                     sowie für Recht und                                                                            Terre des Femmes
                                                      Verbraucherschutz

                                           »Aus reiner Nächstenliebe«                                                  »Verstoß gegen Menschenrechte«
                                Ein Viertel der Kinderlosen zwischen 20 und 50 Jahren ist unge-                        Bei der Mietmutterschaft wird das Kind zu einem Vertrags-
                                wollt kinderlos. Der Gesetzgeber muss sich an ihre Seite stellen.                      gegenstand, die Mutter zu einer Miet-Gebärmutter degra-
                                  Wenn eine junge Frau sich mit ihrem Partner Kinder wünscht,                          diert. Es handelt sich um eine Vermarktung des weiblichen
                               aber nach einer Gebärmutterhalskrebserkrankung keine Kinder                             Körpers. Er wird zum Gegenstand von Ausbeutung für die
                               mehr austragen kann, verbietet das deutsche Recht der Schwes-                           Bedürfnisse anderer. Dieser Kinderhandel ist ein Verstoß ge-
                                  ter, die ihr gern helfen möchte, dies derzeit. Wenn Wunschel-                        gen die Menschenrechte. Die Mutter erhält zumeist eine Ent-
                               tern nur durch Leihmutterschaft geholfen werden kann und die                            lohnung dafür, dass sie ein Kind produziert. Selbst bei der so-
                                   Leihmutter selbstbestimmt helfen möchte, hat der Staat kein                         genannten altruistischen Mietmutterschaft erhält die Frau
                                    Recht, dieses Glück zu verhindern. Leihmutterschaft aus rei-                       eine Aufwandsentschädigung, die oft so hoch ist, dass sie in
                               ner Nächstenliebe muss, an strenge Auflagen geknüpft, erlaubt                           prekären Verhältnissen eine relevante Summe ist und als ge-
                                  werden. Mit der Legalisierung altruistischer Leihmutterschaft                        tarnte Vergütung fungiert. Aufgrund ungleicher Machtver-
                               wäre letztlich gedient: den Wunschkindern, die in klare Verhält-                        hältnisse und sozialem Druck bleibt somit fraglich, inwieweit
                                 nisse hineingeboren werden, den Wunscheltern und den Leih-                            auch bei der sogenannten altruistischen Mietmutterschaft
                                                    müttern, die selbstbestimmt helfen dürfen.                         von einer freien Entscheidung gesprochen werden kann.

                                                                                                                             3/2021
Positionen zur Wahl - aok-bw-presse.de
Seite 8    SEISMOGRAF

          K O M M E N TA R

   Gute Versorgung
     basiert auf
  stabilen Finanzen
Wenn das Gesundheitswesen in Deutsch-
land ein Mietshaus wäre, so lebten in ihm
viele Parteien: Von A wie Apotheker oder B
wie Beitragszahler über S wie Selbstverwal-
tung oder Z wie Zahnärzte. Alle wollen ei-
nes: Nachhaltig und sicher wohnen. Das
Gebäudemanagement hat also mehrere Auf-
gaben: In erster Linie, gut zu wirtschaften.
Das heißt, verantwortlich mit den aus dem
Hausgeld stammenden Mitteln umzugehen,
gleichwohl für wertsteigernde Modernisie-
rungen zu sorgen und Investitionen weit-
sichtig anzugehen. Als oberster Dienstherr
des Gesundheitswesens hat Jens Spahn keine
dieser Aufgaben beherzigt. Er hat viel Geld
ausgegeben, um die Interessen einzelner Be-
rufsgruppen und Institutionen zu bedienen.
Das belastet den Haushalt fortlaufend. Ef-
fekt: Das Hausgeld – sprich die Beitragsätze
– steigt für alle. Mehr noch: der Gesundheits-
minister hat die gesamten Finanzierungs-
rücklagen der Mieterschaft aufgebraucht,
während die Einnahmen der GKV coronabe-
dingt insgesamt aufgrund der Kurzarbeit sin-
ken. Es tut sich jetzt und für die kommenden
Jahre eine fortlaufende Finanzierungslücke
von 16 bis 19 Milliarden Euro auf. Eine der-
artig hemdsärmelige Finanzpolitik verbietet
sich für Sozialversicherungen. Das Verspre-
chen muss sein, dass sie nachhaltig Stabilität,
hohe Qualität und Verlässlichkeit bieten. Für
die kommende Legislatur fordern wir des-
halb vom Gesundheitsminister, dass er oder
sie für eine seriöse, nachhaltige und stabile
Finanzierung von Kranken- und Pflegeversi-
cherung sorgt. Zugleich sind die inhaltlichen
Herausforderungen immens: Die Digitalisie-
rung des Gesundheitswesens ist dringender
denn je und der Klimawandel erfordert er-
hebliche Investitionen, um die gesundheitli-
chen Auswirkungen der Erderwärmung für                 Alles auf einen Blick
die Menschen möglichst zu dämpfen.                     Anlässlich der Wahl illustriert die Titelgeschichte die Positionen der
                                                       AOK Baden-Württemberg zu den Themen Finanzierung, Digitalisie-
                                                       rung, Krankenhaus und Pflege. Parallel erscheint ein Positionspapier
              Johannes Bauernfeind
                Vorstandsvorsitzender                  zur Bundestagswahl. Sie finden es unter                aok.de/bw/politik
               AOK Baden-Württemberg

                                                                       3/2021
Positionen zur Wahl - aok-bw-presse.de
Seite 9          SEISMOGRAF

                                                             Positionen
                                                             zur Wahl
                                           Die Bundestagswahl stellt die Weichen für das Gesundheits- und
                                     Pflegesystem der kommenden Jahre. Die AOK Baden-Württemberg als größte
                                     Krankenkasse im Südwesten weiß aus der Praxis, welche Stellschrauben jetzt für
                                                eine nachhaltige Entwicklung gedreht werden müssen

                                 W
                                                     enn am 26. Sep-      Für Holger Pressel ist die Entwicklung alar-         Holger Pressel fordert die Neuverhand-
                                                     tember gewählt       mierend. „So wichtig es ist, dass der Bei-        lung eines Zuschusses für alle versiche-
                                                     wird, stimmen die    tragssatz stabil bleibt, es fehlt an einem ver-   rungsfremden Leistungen und die Neuver-
                                                     Bürgerinnen und      lässlichen, nachhaltigen und wettbewerbs-         messung der wettbewerblichen Rahmen-
                                                     Bürger auch über     orientierten Finanzierungsmodell für die          bedingungen in der GKV. Eingriffe in die Fi-
                             das Gesundheitssystem ab. Wie nie zuvor      GKV“, betont der Politikchef der AOK Ba-          nanzautonomie der Krankenkassen dürften
                             wurde es im vergangenen Jahr diskutiert.     den-Württemberg. Sie werde zunehmend              sich nicht wiederholen, betont Pressel. Der
                             Die Herausforderungen, die in der kom-       von kurzfristigen und zentralen Entschei-         Wettbewerb um die beste Versorgung fin-
                             menden Legislaturperiode zu bewältigen                                                         de in der Region statt. „Die Krankenkassen
                             sind, gehen aber längst nicht alle auf Co-         »Es fehlt an                                brauchen einen Gestaltungsspielraum für
                             rona zurück.                                                                                   eine adäquate und qualitativ hochwertige
                                                                            einem nachhaltigen
                                                                                                                            Versorgung vort Ort. Hier sind die Kranken-
                             GIGANTISCHES HAUSHALTSLOCH                       Finanzierungs­                                kassen als Player in der Region gefragt und
                             Die Einnahmen und Ausgaben in der ge-                modell«                                   nicht die Politik Berlins“, so Pressel.
                             setzlichen Krankenversicherung (GKV) klaf-
                             fen immer weiter auseinander. Das liegt                    Dr. Holger Pressel                  DIGITALISIERUNG MIT NACHDRUCK
                                                                                 Leiter Stabsstelle Politik, Verbände &
                             nicht an der Coronakrise, wie manche viel-                  Gremienmanagement                  Elektronische Patientenakte, Videosprech-
                             leicht annehmen. Verantwortlich für die                                                        stunden: Die Digitalisierung des Gesund-
                             immer größer werdenden Haushaltslücken       dungen aus Berlin abhängig. „Wenn die ge-         heitswesens schreitet voran. Der Gesetz-
                             in der GKV ist Gesundheitsminister Jens      setzlichen Krankenkassen zum Spielball po-        geber will den Takt vorgeben und hat mit
                             Spahn. Dessen teure Gesetzgebung – über      litischer Entscheidungen nach Kassenlage          dem jüngst verabschiedeten Digitale-Ver-
                             40 Gesetze in einem Volumen von mehr         werden, dann fehlt es nicht nur an Nach-          sorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Ge-
                             als 40 Milliarden Euro bis 2022 – führen     haltigkeit, sondern an jedweder Planbar-          setz (DVPMG) binnen zwei Jahren bereits
                             in Kombination mit den Pandemiekosten        keit und Verlässlichkeit“, so Pressel. Ins Bild   die dritte Regelung geschaffen. Mehr Tem-
                             und wegbrechenden Einnahmen zu gigan-        passt, dass Berlin die Pandemie zeitgleich        po bei der Digitalisierung des Gesundheits-
                             tischen Defiziten. Um den durchschnittli-    dazu genutzt hat, sich der Rücklagen der          wesens begrüßt auch Michael Noll, der den
                             chen Zusatzbeitrag bei 1,3 Prozent stabil    Krankenkassen zu bemächtigen und die              Geschäftsbereich Digitale Innovation der
                             zu halten, sorgt die Bundesregierung mit     Selbstverwaltungsorgane zu schwächen.             AOK Baden-Württemberg leitet: „Es wur-
                             dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Ge-     Spahns Amtszeit ist geprägt von Zentralisie-      de höchste Zeit! Deutschland hinkt bei der
Bilder: Ferdinando Iannone

                             sundheitsversorgung (GVWG) für einen er-     rungsbestrebungen, die wettbewerbliche            Digitalisierung des Gesundheitswesens
                             gänzenden Bundeszuschuss im Jahr 2022        Impulse in der Re­gion für eine qualitativ hö-    seit Jahren hinterher und es ist gut, dass
                             von mindestens sieben Milliarden Euro.       herwertige Versorgung einschränken.               sich das jetzt ändert“, so Noll. „Es wurden

                                                                                                              3/2021
Positionen zur Wahl - aok-bw-presse.de
Seite 10         SEISMOGRAF

                                                   »Es wird Zeit für                            sorgung muss sich daran orientieren, wo
                                                                                                und wie die Menschen leben wollen“, so
                                                  einen Technologie-
                                                                                                Stenzel. Damit das funktioniert, bedarf es
                                                 sprung hin zu einer                            struktureller Anpassungen. Angefangen
                                                  voll unterstützten                            bei den Schnittstellen von gesetzlicher
                                                digitalen Versorgung,                           Krankenversicherung und sozialer Pflege-
                                                 die den Menschen in                            versicherung über das Zusammenspiel von
                                                                                                Prävention, Rehabilitation und Pflege bis
                                                den Mittelpunkt stellt«                         hin zur sektorenübergreifenden Herange-
                                                                                                hensweise. „Gerade bei der Aufweichung
                                                               Michael Noll                     der Sektoren sind dicke Bretter zu bohren.
                                                            Geschäftsbereichsleiter
                                                             Digitale Innovation                Eine vernetzte Herangehensweise ist da-
                                                                                                für sinnvoll. Alle Gesundheitspartner müs-
                                               PFLEGE IN NETZWERKEN
                                                                                                sen Hand in Hand arbeiten“, sagt Stenzel.

 D I G I TA L I S I E R U N G                  Angesichts der doppelten demografischen
                                               Herausforderung wird die Pflege zum Prüf-
                                                                                                Deswegen sollten Pflegekassen und Ein-
                                                                                                richtungsträger auch die rechtliche Mög-
                                               stein der Gesellschaft. Denn: Wie sollen im-     lichkeit erhalten, Verträge für sektoren-
                                               mer mehr Pflegebedürftige von immer we-          übergreifende, integrative Versorgungsan-
nicht nur endlich die richtigen Rahmenbe-      niger Pflegekräften versorgt werden? Dass        gebote zu schließen.
dingungen gesetzt, die Umsetzung wird          sie schwierig zu beantworten ist, zeigt das
auch vorangetrieben. Es gibt erkennbar die     Gerangel um die jüngste Pflegereform (sie-       KLINIKSTRUKTUR NEU ORDNEN

ganzheitliche Vision eines vernetzten Ge-      he S. 25). Im Fokus stehen eine bessere Be-      Handlungsbedarf macht die AOK auch
sundheitswesens“, sagt der AOK-Experte.        zahlung von Pflegekräften und die Eigen-         beim Thema Krankenhaus aus. Seit Jah-
Dafür gelte es aber in den kommenden           anteile der Pflegebedürftigen. Für die AOK       ren kommen wissenschaftliche Gutachten
Jahren, mit einem Technologiesprung die        ist klar: „Pflege ist eine gesamtgesellschaft-   zu dem gleichen Ergebnis: In Ballungsge-
Voraussetzungen zu schaffen. „Die aktu-        liche Aufgabe, die Bund, Länder, Kranken-        bieten existieren erhebliche Überkapazi-
ellen Anwendungen des Gesundheitswe-           und Pflegekassen und auch die Versicher-         täten; Leistungskonzentration und Spezi-
sens, allen voran die elektronische Pati-      ten selbst gemeinsam verantworten“, sagt
entenakte, basieren noch auf dem alten         AOK-Pflegeexperte T­ hilo Stenzel. Der Ge-            »Bund, Länder,
technologischen Standard und werden erst       setzgeber müsse für die Stabilität der Pfle-      Kommunen, Kranken-
nach und nach angepasst“, sagt Micha-          geversicherung sorgen, insbesondere durch
                                                                                                und Pflegekassen sowie
el Noll. Entscheidend für den Erfolg sind      die staatliche Finanzierung versicherungs-
für ihn Gestaltungsspielräume. Die ge-         fremder Leistungen durch einen ausreichen-       die Versicherten selbst
matik solle dafür die Rahmenbedingun-          den Bundeszuschuss, zum Beispiel die seit         stehen in gemeinsamer
gen setzen und nicht auch noch selbst mit      Langem geforderte Steuerfinanzierung der                Verantwortung«
eigenen Lösungen am Wettbewerb teil-           Rentenversicherungsbeiträge für pflegende
nehmen, wie etwa mit der E-Rezept-App.         Angehörige. Das bestehende Teilleistungs-                           Thilo Stenzel
Die Krankenkassen bieten mit der elekt-        system bedarf insgesamt einer dringenden,                         Geschäftsbereichsleiter
                                                                                                                  Verhandlungen und
ronischen Patientenakte ihren Versicher-       aber gleichwohl behutsamen Weiterent-                               Verträge – Care
ten die zentrale Plattform, mit der sie Zu-    wicklung, um Pflegebedürftige und de-
griff auf alle Daten haben. Deren Inhalte in   ren Angehörige zu entlasten. Die Eigenleis-
den kommenden Jahren sowie beispiels-          tungen der Versicherten bleiben dabei aber
weise Zugriffsrechte einzelner Akteure sind    auch zukünftig wichtig. Ausgewählte för-
bis ins kleinste Detail im Gesetz geregelt.    derungswürdige Leistun-
„Diese Reglungstiefe geht deutlich zu weit     gen, wie die Kurzzeit-
und nimmt den Krankenkassen den Spiel-         pflege, sollen voll durch
raum bei der Ausgestaltung“, so Noll. Die
AOK engagiert sich stark in regionalen Ver-
                                               die Pflegeversicherung
                                               übernommen werden.
                                                                                          PFLEGE
netzungsvorhaben, wie der elektronischen           „Als Pflegekasse
Arztvernetzung, welche die Versorgung vor      setzen wir uns dafür
Ort konkret verbessert und die Ärzte or-       ein, das Alter neu zu
ganisatorisch entlastet. „Solche regiona-      sehen – als eine Phase
len Lösungen sollen auch in Zukunft ihren      mit Möglichkeiten und
Raum in einem vernetzen Gesundheits-           nicht mit Beschrän-
wesen haben“, sagt Michael Noll.               kungen. Die Pflegever-

                                                                                 3/2021
Seite 11         SEISMOGRAF

                                                     »In der Pandemie                         von Versorgungsstufen mit festgelegten
                                                                                              Leistungsgruppen sowie personellen und
                                                      hat sich gezeigt,
                                                                                              strukturellen Kriterien und rechtssicher
                                                       dass wir eine                          ausgebauten Mindestmengen.
                                                      klarer geordnete                            Auch bei der Digitalisierung gibt es
                                                       Krankenhaus-                           Nachholbedarf. Anders als bei den mit dem
                                                     landschaft brau-                         Krankenhauszukunftsgesetz initiierten In-
                                                                                              vestitionen in moderne Notfallkapazitäten
                                                      chen, gestaffelt                        sollten hier aber nicht Gelder mit der Gieß-
                                                     von der Basis- bis                       kanne verteilt werden. Stattdessen müsse
                                                      zur Spitzenver-                         sich die Förderung auf die bedarfsnotwen-
                                                         sorgung«                             digen Häuser konzentrieren. Eine dritte Auf-
                                                                                              lage des Krankenhausstrukturfonds sei nö-
                                                                                              tig. Hauptaugenmerk müsse dabei der Ab-
   KRANKENHAUS                                              Carla Nonnenmacher
                                                             Geschäftsbereichsleiterin
                                                                                              bau von Doppelstrukturen sein. Sollten
                                                       Verhandlungen & Verträge – Stationär   die Länder weiterhin zu wenig in die Klini-
                                                                                              ken investieren, müssten die Kassen ent-
alisierung findet hingegen zu wenig statt.     nenmacher, Geschäftsbereichsleiterin Ver-      sprechende Investitionskostenaufwendun-
Zudem kommen die Bundesländer nur un-          handlungen & Verträge überzeugt. Sie           gen aus dem Gesundheitsfonds erhalten.
zureichend ihrer Aufgabe nach, die Investi-    erläutert: „Fast jede vierte an Covid-19 er-   Zudem ist noch eine weitere Vorausset-
tionskosten der Krankenhäuser zu tragen.       krankte Person musste wieder verlegt wer-      zung zu schaffen: die Weiterentwicklung
„In der Coronapandemie hat sich einmal         den, weil sie nicht in ein geeignetes Kran-    der derzeitigen Vergütung zu einem leis-
mehr gezeigt, dass wir eine klarer geord-      kenhaus eingeliefert worden war. Mit           tungsgerechten und pauschalierten Vergü-
nete Krankenhauslandschaft brauchen,           einer gestaffelten Struktur hätte man das      tungssystem. „Wir müssen die Versorgung
und zwar gestaffelt von der Basis- bis zur     vermeiden können.“ Die AOK plädiert da-        noch stärker unter Qualitätsaspekten
Spitzenversorgung“, zeigt sich Carla Non-      her für bundeseinheitliche Regelungen          und vom Patienten her betrachten“, resü-
                                                                                              miert Nonnenmacher. Dazu gehöre auch,
                                                                                              dass sektorenübergreifende Versorgungs-
    Kernforderungen der AOK Baden-Württemberg                                                 ideen kollektivvertraglich umgesetzt wer-
                                                                                              den können. Hier seien allerdings erst ein-
      Das Gesundheits- und Pflegesystem muss nachhaltig weiterentwickelt und
                                                                                              mal entsprechende Rechtsgrundlagen zu
    resilienter gegen Pandemien­­­werden. Gesamtgesellschaftliche Aufgaben darf
                                                                                              schaffen. roha, gh, ink, awa
    nicht a­ llein die gesetzliche Krankenversicherung tragen. Die Autonomie der
    Kassen muss gewahrt bleiben. Keine weiteren Eingriffe in die Selbstverwaltung.                 »Eingriffe in die
                                                                                                  Finanzautonomie
       Es braucht stabile finanzielle Verhältnisse, die durch einen verlässlichen
    Bundeszuschuss gesichert sind, und eine klare Strategie, wie Kosten eingespart
                                                                                                     der Kassen
    ­werden können, ohne die Versorgungsqualität zu gefährden. Fairer Wettbewerb                  dürfen sich nicht
     muss gefördert werden durch eine solidarische Wettbewerbsordnung mit einem                     wiederholen«
     zielgenaueren Morbi-RSA, der die Risikoselektion weiter verhindert.

                                                                                                                   Dr. Holger Pressel
      Die Krankenkassen bieten ihren Versicherten mit der ePA die zentrale Platt-                                  Leiter Stabsstelle Politik,
    form zum Zugriff auf die Gesundheitsdaten. Sie brauchen Gestaltungsspielräu-                                    Verbände & Gremien­
                                                                                                                         management
    me, um dabei Mehrwerte zu schaffen und den Technologiesprung in ein voll
    vernetztes Gesundheitswesen zu vollenden.

       Die Pflegeversicherung sollte solidarisch gestaltet werden. Für Finanzstabilität
    würde ein Bundeszuschuss für versicherungsfremde Leistungen sorgen. Pflege­
    leistungen sind unabhängig vom Wohnort zu denken. Die Sektorengrenzen
    ­müssen überwunden werden, damit Pflege in Netzwerken geplant werden kann.

       In der Krankenhauslandschaft muss die Zentrenbildung vorangetrieben werden.
    Es braucht bundeseinheitliche Vorgaben für Leistungsgruppen, personelle und
    strukturelle Kriterien sowie Mindestmengen für eine qualitative Versorgung.                               FINANZEN

                                                                                3/2021
Seite 12       GESUNDHEIT & VERSORGUNG

                                                                                                                                             Bild: istockphoto.com © fizkes Generation
Weit verbreitet: 17 Prozent
der Deutschen sind betroffen

                    Chronischer Schmerz ist
                   vor allem eine Kopfsache
     Immer mehr Menschen in Deutschland sind von chronischem Schmerz betroffen.
    Die Dauerqualen sind längst eine Volkskrankheit wie Diabetes und Bluthochdruck

     A
                       n jedem ersten          nische Schmerzen jährliche Kosten von         Schmerz gelernt und es hat sich mit der Zeit
                       Dienstag im Juni fin-   schätzungsweise 38 Milliarden Euro. Da-       ein Schmerzgedächtnis gebildet. Geringste
                       det der Aktionstag      von sind etwa zehn Milliarden Euro Be-        Reize können dann Schmerzen auslösen –
                       gegen den Schmerz       handlungskosten. Den Löwenanteil der          auch wenn keine klare Ursache vorliegt.
                       statt. Schmerzpati-     Kosten verursachen aber Krankengeld,              Darum ist es wichtig, Schmerzen recht-
entinnen und -patienten sowie deren An-                                                      zeitig zu behandeln, um diese Spira-
gehörige können sich über Behandlungs-             »Man kann das                             le zu durchbrechen. Bei leichten bis mä-
möglichkeiten informieren und beraten                                                        ßigen Schmerzen kommen nicht opioi-
lassen. Organisiert wird die Veranstaltung
                                                 Schmerzgedächtnis                           de Schmerzmittel zum Einsatz. Wenn die-
von der Deutschen Schmerzgesellschaft.           umprogrammieren                             se erfolglos sind, wird eine individuel-
Denn: In jedem dritten Haushalt in Euro-          und den Schmerz                            le Schmerztherapie verordnet. Parallel zur
pa lebt ein Mensch, der unter Schmerzen             auch wieder                              medikamentösen Behandlung empfiehlt
leidet. Etwa 17 Prozent aller Deutschen                                                      die Schmerzmedizin Patientinnen und Pa-
                                                     verlernen«
sind von lang anhaltenden, chronischen                                                       tienten einen gesunden Lebensstil. Sich
Schmerzen betroffen – mehr als zwölf Mil-                                                    so viel wie möglich zu bewegen, kann ei-
                                                       Prof. Dr. Angela Dieterich
lionen. Durchschnittlich dauert ihre Lei-           Hochschule Furtwangen University (HFU)   ne wichtige Rolle spielen. „Jeder Schritt ist
densgeschichte sieben Jahre, bei mehr                                                        auch ein Schritt aus dem Schmerz he­raus“,
als 20 Prozent über 20 Jahre. Die Betrof-      Arbeitsausfall und Frühberentung.             sagt Angela Dieterich von der Hochschule
fenen leiden nicht nur unter dem Dauer-        Die Schmerzforschung zeigt: Ein anhalten-     Furtwangen University (HFU). „Man kann
schmerz, sondern auch unter körperlichen       der, starker Schmerzreiz führt zu einem       das Schmerzgedächtnis umprogrammie-
Einschränkungen im Alltag. Dies geht oft       Lernprozess im Rückenmark. Während der        ren und den Schmerz auch wie-
mit depressiver Stimmung, angstvollen Ge-      akute Schmerz zeitlich begrenzt ist, wird     der verlernen.“ Dabei können ei-
danken, Schlafstörungen und verminderter       chronischer Schmerz als Dauerschmerz be-      ne kognitive Verhaltensthera-
Konzentration einher.                          zeichnet. Die Nervenbahnen übertragen         pie bei einer Psychotherapeutin
    Die Folgen für das Gesundheitssys-         den elektrischen Reiz dann immer wie-         oder Psychotherapeuten und ein
tem sind gravierend. Laut der Deutschen        der. Die Nervenzellen reagieren zunehmend     Schmerztagebuch helfen. srö
Schmerzgesellschaft verursachen chro-          überempfindlich. Das Nervensystem hat den           schmerzgesellschaft.de; hs-furtwangen.de

                                                                                3/2021
Seite 13       GESUNDHEIT & VERSORGUNG

      Bei Cannabis auf Rezept                                                                                                                  S TA N D P U N K T

         ist vieles ungeklärt
Seit nun vier Jahren dürfen Ärztinnen und Ärzte Cannabis verordnen.
                                                                                                                                         Gudula Kirtschig
Hauptindikation sind chronische Schmerzen. Vor der Verordnung müssen
                                                                                                                                        Expertin für medizinische
Voraussetzungen erfüllt sein und jeder Fall sorgfältig geprüft werden

                                                                                                                                                                              Bild: C. Zocher
                                                                                                                                         Qualitätsförderung der
                                                                                                                                        AOK Baden-Württemberg

 S         eit 2017 dürfen Ärztinnen
           und Ärzte unter bestimmten
           Voraussetzungen Patienten
                                            lichen Anleitung auf Leistungspflicht hin
                                            begutachtet. Ein Problem, das alle Betei-
                                            ligten eint, ist die Frage, ob eine Krank-
                                                                                                                                                 CANNABIS

mit einer schwerwiegenden Erkrankung
Cannabinoide verordnen, wenn keine
                                            heit schwerwiegend ist und welche ge-
                                            nauen Behandlungsvarianten der Patient
                                                                                                                                        Noch fehlen
andere Behandlungsoption zur Verfü-         vorher erfolglos absolviert haben muss,                                                    Erkenntnisse
gung steht und der Einsatz von Cannabis     bevor ihm Cannabis verordnet werden
Aussicht auf eine spürbare Verbesserung     darf. Denn dies ist gesetzlich nicht                                                    Das Genehmigungsverfahren für die
                                                                                                                                    Verordnung von Cannabinoiden ist
                                                                                                                                    in Deutschland ziemlich aufwendig.
                                                                                                                                    Es erfordert von den Ärztinnen und
                                                                                                                                    den Ärzten sowie den Krankenkas-
                                                                                                                                    sen, in jedem Einzelfall zu entschei-
                                                                                                                                    den, was eigentlich eine schwer-
                                                                                                                                    wiegende Krankheit ist und ob die
                                                                                                                                    Patientin oder der Patient bereits
                                                                                                                                    hinreichend und auch erfolglos mit
                                                                                                                                    Therapiealternativen behandelt wur-
                                                                                                                                    de. Die Ärztinnen und Ärzte müssen
                                                                                                                                    zudem auf einer bisher lückenhaf-
                                                                                         Bild: Adobestock.com © Visual Generation

                                                                                                                                    ten wissenschaftlichen Erkenntnis-
                                                                                                                                    basis zum Thema einschätzen, ob die
                                                                                                                                    Patientin oder der Patient von die-
                                                                                                                                    ser Therapieform wirklich profitie-
                                                                                                                                    ren würde.
                                                                                                                                       Der Gesetzgeber hat mit gutem
                                                                                                                                    Grund geregelt, dass anhand einer
                                                                                                                                    Begleitstudie genau zu ermitteln ist,
verspricht. Die Krankenkassen müssen        genau definiert. Klarheit unter anderem                                                 ob das aktuelle Verfahren auch wirk-
die Verordnungen in jedem Einzelfall        über die genaue medizinische Wirkung                                                    lich funktioniert, bei welchen Indi-
sorgfältig prüfen und bei positivem Er-     und den möglichen Erfolg der Cannabis-                                                  kationen es angewandt wird und
gebnis genehmigen. In der Regel werden      arzneimittel soll eine Begleiterhebung                                                  bei welchen die Behandlung den
die Anträge dem Medizinischen Dienst        des Bundesinstituts für Arzneimittel und                                                Patientinnen und Patienten wirk-
vorgelegt, der sie nach einer einheit-      Medizinprodukte bringen. ink                                                            lich hilft. Leider beteiligen sich der-
                                                                                                                                    zeit nicht alle Ärztinnen und Ärz-
                                                                                                                                    te, die Cannabis verordnen, auch an
                                                                                                                                    dieser Begleiterhebung. Das wird ei-
   So macht es die AOK                                                                                                              ne Beurteilung der Effektivität und
                                                                                                                                    des Prozesses sicherlich allgemein er-
   Auch die AOK Baden-Württemberg erhält Anträge auf Kostenübernah-                                                                 schweren. In sechs Monaten nach
   me einer Cannabistherapie. Die Prüfung einer Genehmigung der Therapie                                                            Übermittlung des Abschlussberichts
   in ­jedem Einzelfall ist nötig, weil für Cannabinoide keine arzneimittelrecht-                                                   soll der Gemeinsame Bundesaus-
   liche Zulassung besteht. Daher ist der Anspruch des Fünften Sozialgesetz-                                                        schuss dann Näheres zur Leistungs-
   buchs nicht erfüllt, wonach die jeweilige Leistung dem aktuellen Stand der                                                       gewährung regeln.
   ­medizinischen Erkenntnis entsprechen muss.

                                                                             3/2021
Seite 14      HIER & JETZT

  MELDUNGEN             MODELLPROJEKTE & ERFAHRUNGEN
                                                                                                                        Sport stärkt Psyche
                                                                                                                        Studienprogramm. Regelmäßige sportli-
                                                                                                                        che Aktivität kann die Symptome von Depres-
                                                                                                                        sionen, Panikstörungen oder Schlafstörun-
                                                                                                                        gen lindern. Doch gerade psychisch Erkrank-
                                                                                                                        ten in der ambulanten Akutversorgung fällt
                                                                                                                        es schwer, sich dazu aufzuraffen. Diesen Miss-
                                                                                                                        stand möchte das Projekt „ImPuls“ des Insti-
                                                                                                                        tuts für Sportwissenschaft der Uni Tübingen
                                                                                                                        verändern. Seit März haben 600 Versicherte
                                                                                                                        der AOK und der TK die Möglichkeit, in zehn
                                                                                                                        regionalen sport- und bewegungstherapeuti-
                                                                                                                        schen Zentren an dem Programm teilzuneh-
                                                                                                                        men. Dabei soll überprüft werden, ob das vom
                                                                                                                        Innovationsfonds geförderte Projekt dauerhaft
                                                                                                                        in die Regelversorgung von psychisch Erkrank-

                                                                                  Bild: iStockphoto.com © CasarsaGuru
                                                                                                                        ten integriert werden kann. Neben der Eber-
                                                                                                                        hard Karls Universität Tübingen als Projektlei-
                                                                                                                        tung und der AOK sind weiter die TK, die LMU
                                                                                                                        München, die TU München sowie
                                                                                                                        der Deutsche Verband für Gesund-
Die Seele fit machen: Regelmäßige Bewegung
                                                                                                                        heitssport und Sporttherapie e.V.
verbessert die psychische Gesundheit
                                                                                                                        am Projekt beteiligt.  impuls.uni-tuebingen.de

Neue Standorte für                               Ernährungshilfe gegen
die Wissenschaft                                 Mangelernährung
 Gesundheitsforschung. Tübingen, Ulm und         Klinikkonzept. Jeder vierte Tumorerkrankte stirbt nach Angaben der Uniklinik
 Mannheim sollen künftig stärker vernetzt zur    ­Tübingen nicht am Tumor, sondern an den Folgen von Mangelernährung. Das
 bundesweiten Gesundheitsforschung bei-           versucht das Ernährungsteam der Uniklinik Tübingen seit 2015 zu ändern. Viele
tragen. Ulm wird einer von sieben Standor-        Patientinnen und Patienten werden bereits mangelernährt ins Krankenhaus auf-
ten des Deutschen Zentrums für Kinder- und        genommen. Häufig sind davon ältere Menschen betroffen, die aufgrund ihrer
Jugendgesundheit. Tübingen und Mann-              Erkrankung nicht mehr richtig essen, weil es zum Beispiel schmerzhaft ist.
heim gehören zum neuen Deutschen Zent-            Dadurch fehlen ihnen wichtige Nährstoffe. Das Team von der Stabsstelle Ernäh-
rum für Psychische Gesundheit, das bundes-        rungsmanagement will sein Konzept mit anderen Kliniken im Land teilen, um
weit ebenfalls sieben Standorte hat. Die Zu-      die Situation zu verbessern. Dabei wollen die Ernährungsexpertinnen und -exper-
sammenschlüsse sollen nach dem Willen des         ten zunächst herausfinden, wie viele Fachkräfte es bereits an den Kliniken in
Bundesforschungsministeriums Fachwissen           Baden-Württemberg gibt und wo Unterstützungsbedarf besteht.
bündeln und die Forschung schneller voran-
bringen. In Ulm stehen Hormonsystem, Stoff-
wechsel, Immunsystem und Körperabwehr            Einladung zum Darm-Check wirkt
sowie psychische Gesundheit bei Kindern und      Vorsorgeprogramm. Seit zehn Jahren versendet die AOK Baden-Württemberg
Jugendlichen im Mittelpunkt. Mit Hirnstimu-      an alle 55- bis 59-jährigen Teilnehmenden ihres Haus- und FacharztProgramms Ein-
lation, verstärkter Psychotherapie und rech-     ladungsschreiben zum Darm-Check. Diese Erinnerung an die Vorsorgekolosko-
nergestützter Psychiatrie wollen Tübingen        pie wirkt sich positiv auf die Darmkrebsinzidenz aus. Zu diesem Schluss kommt ei-
und Mannheim die Grundlagen für eine bes-        ne aktuelle Analyse der Daten aus den AOK-Haus- und FacharztProgrammen in
sere Behandlung von Menschen mit psychi-         ­Baden-Württemberg. Demnach lag die Inzidenzrate der über 50-jährigen Versi-
schen Krankheiten legen. In den kommenden         cherten in der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) im Jahr 2019 im Vergleich zu
Monaten sollen Konzepte entwickelt werden,        2010 bei -21,2 Prozent, in der Regelversorgung bei -5 Prozent. Pro 100.000 Versi-
wie dies umgesetzt werden kann. Danach            cherten entspricht dies einem Rückgang von 229,1 auf 180,5 Fälle in der HZV und
­beginnt die Förderphase, an der Bund und         von 206,1 auf 195,7 Fälle in der Regelversorgung. Diese Entwicklung ist bei Frauen
 Land mitwirken.                                  weniger zur beobachten, es profitieren besonders Männer. 

                                                                       3/2021
Seite 15      HIER & JETZT

                                                                          Wo das Atmen schwerfällt
                                                                   3,4 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter der Lungenkrankheit COPD.
                                                                               Menschen in Baden-Württemberg sind seltener betroffen

                                                          Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung betrifft haupt-
                                                          sächlich Menschen in höherem Alter. In Deutschland leben
                                                          circa 3,4 Millionen Menschen mit der Diagnose COPD.                         SCHLESWIG-HOLSTEIN
                                                          Das entspricht 7,1 Prozent der erwachsenen Bevöl-                               6,48 %
                                                          kerung ab 40 Jahren. Wie der „Gesundheitsatlas
                                                                                                                                                         MECKLENBURG-VORPOMMERN
                                                          COPD“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK                    BREMEN
                                                                                                                                                                6,92 %
                                                          (WIdO) zeigt, ist der Anteil der COPD-Erkrankten in              6,96  %
                                                          Baden-Württemberg im Vergleich der Bundeslän-                                 HAMBURG
                                                          der mit 5,8 Prozent am niedrigsten, den höchs-                                6,58 %                          BERLIN
                                                          ten Anteil hat Berlin mit 8,6 Prozent. Auf Kreis-                                                           8,60 %
                                                          ebene findet sich der bundesweit niedrigste
                                                                                                                                   NIEDERSACHSEN
                                                          COPD-Anteil mit 4,5 Prozent im
                                                                                                                                      7,29 %
                                                          baden-württembergischen Kreis
                                                                                                                                                                            BRANDENBURG
                                                          Biberach, der höchste in der nord-
                                                          rhein-westfälischen Stadt Gelsen-                                                       SACHSEN-ANHALT              7,27 %
                                                                                                        NORDRHEIN-WESTFALEN
                                                          kirchen mit 12,1 Prozent.
                                                                                                             8,40 %                                  7,90 %
                                                              Die Erkrankung wird in den
                                                          meisten Fällen durch das Rauchen
                                                          verursacht, deswegen gilt Rauch-                                                                             SACHSEN
                                                          prävention als wichtigste Strate-                                 HESSEN
                                                                                                                                               THÜRINGEN              6,04 %
                                                          gie zur Vermeidung künftiger                                    6,45 %               8,02 %
                                                          COPD-Erkrankungen. Bei der                 RHEINLAND-PFALZ
                                                          AOK Baden-Württemberg gab es
                                                                                                        7,42 %
                                                          2020 rund 170.000 Versicherte
                                                                                                   SAARLAND                                                         COPD: Baden-Württemberg
                                                          mit COPD. Um die Gesundheits-
                                                                                                   8,11 %                                                           hat den niedrigsten Länder-
                                                          kompetenz lungenkranker Patien-                                                                           schnitt. Der Bundesdurch-
                                                          ten wirksam zu stärken und dadurch                                                                        schnitt beträgt 7,1 Prozent

                                                          die Versorgung zu verbessern, erweitert die
                                                          AOK Baden-Württemberg im Juli ihr Facharzt­                                              BAYERN
                                                          Programm um das Fachgebiet Pneumologie.
                                                                                                                 BADEN-WÜRTTEMBERG                6,19   %
                                                          Speziell für COPD-Patientinnen und -Pati-
                                                                                                                     5,83 %
                                                          enten werden dadurch mehr Gesprächs-
                                                          leistungen ermöglicht und vergütet.
                                                          Ein Schwerpunkt liegt auf den Themen
                                                          Rauchstopp und Tabakentwöhnung.

                                                                           COPD IN DER WOHNBEVÖLKERUNG BADEN-WÜRTTEMBERGS: PATIENTENVERTEILUNG NACH ALTER

                                                                      FRAUEN    MÄNNER
                                                          30.000
Quelle: Gesundheitsatlas Deutschland – COPD © WIdO 2021

                                                          25.000

                                                          20.000

                                                          15.000

                                                          10.000

                                                           5.000

                                                              0
                                                                    40 bis 44   45 bis 49   50 bis 54   55 bis 59   60 bis 64   65 bis 69    70 bis 74   75 bis 79   80 bis 84    85 bis 89
                                                                                                                                  1/2021
Seite 16                                    STANDPUNKT

                                                            FORSCHUNG

                     Neue Impulse für das Land
                Innovationen im Gesundheitswesen bringen die Versorgung im Land voran.
                     Eine der treibenden Kräfte ist dabei die AOK Baden-Württemberg

                                                                                                Da passt es gut, dass sich in die-     titutionen nicht nur bei neuen
                                                                                                sem Jahr die Krankenkassen und         Ideen und Projekten. Sie bringt
                                                                                                ihre Verbände im Land mit den          auch evidenzbasierte Konzepte
                                                                                                Universitätskliniken Tübingen,         in die Praxis und unterstützt die
                                                                                                Ulm, Freiburg und Heidelberg           Grundlagenforschung. Dadurch
                                                                                                über die vertraglichen Rahmen-         werden Problembereiche aufge-
                                                                                                bedingungen zu den Zentren für        deckt. Leistungserbringer kön-
                                                                                                Personalisierte Medizin (ZPM)         nen die Entwicklung neuer Kon-
                                                                                                und deren Vergütung geeinigt          zepte mitgestalten und aktuelle
                                                                                                haben. Bei einer ZPM-Behand-          wissenschaftliche Erkenntnisse in
                                                                                                lung findet eine umfangreiche         die Versorgung einbringen.
                                                                                                molekulare Diagnostik und de-              Die Basis bei allen Projek-
                                                                                                ren Bewertung im sogenann-            ten und Maßnahmen ist ein Ver-
                                                                                                ten interdisziplinären Molekula-      ständnis von Public Health, bei
                                                                                                ren Tumorboard statt. So lässt        dem eine sektorenübergreifen-
                                                                                                sich eine bessere Therapieemp-        de Versorgung und eine lebens-
                                                                                                fehlung, beispielsweise bei einer     lauforientierte Gesundheitsfor-
                                                               Bilder: (c) Matthias Schmiedel

                                                                                                Krebserkrankung, geben. Dass          schung im Vordergrund stehen.
                                                                                                die AOK Baden-Württemberg             Ziel der Forschung ist immer der
                                                                                                hier im Verbund mit den ande-         weitestmögliche Erhalt von Teil-
                                                                                                ren Krankenkassen beteiligt ist       habe, Selbstbestimmung und
                                                                                                und den Rahmenvertrag für die         Lebensqualität der oft älteren

                                 D
                                            er Koalitionsvertrag                                ZPM mit vorangetrieben hat, ist       Menschen in rehabilitativer und
                                            der neuen Landes-                                   nicht verwunderlich.                  pflegerischer Versorgung. Da-
»Die Brücken                                regierung umfasst                                      Die AOK im Land ist dafür be-      zu gehört es, Pflegebedürftig-
  zwischen                     stolze 162 Seiten. Immerhin                                      kannt, sich in alle Gesundheits-      keit hinauszuzögern und – wo
 Forschung                     auf fünf Seiten beschreiben                                      und Pflegethemen einzubringen         möglich – zu verhindern. Bei be-
                               Grüne und Union, wie der                                         und ihre regionalen Gestaltungs-      stehender Pflegebedürftigkeit
 und Praxis                    Themenkomplex Gesundheit                                         spielräume zu nutzen. Schon vor       sollen Ressourcen erhalten und
sollten weiter                 weiterentwickelt werden soll.                                    Jahren hat sie beispielsweise die     genutzt werden.
 ausgebaut                     Besonders ist zu begrüßen, dass                                  Reha- und Pflegeforschung als              Ein gutes Beispiel hierfür ist

und gefestigt                  die Koalitionäre Baden-Würt-                                     eigenen Bereich etabliert. Der        das Präventionsprogramm Pro-
                               temberg in der kommenden                                         Anspruch dabei ist, Brücken zwi-      meTheus für mehr Teilhabe im
  werden«                      Legislaturperiode zum Vorreiter                                  schen Forschung und Praxis zu         Alter (siehe Seite 18). Die AOK
                               bei der Digitalisierung im Ge-                                   bauen. In einer Vielzahl von Pro-     Baden-Württemberg beglei-
                               sundheitswesen machen wollen.                                    jekten bringt ein Team von en-        tet so die Gestaltung einer al-
   Peer-Michael Dick
 Alternierender Vorsitzender   Neben einer Weiterentwicklung                                    gagierten Wissenschaftlerin-          tersfreundlichen Gesellschaft
  des Verwaltungsrates der     der Strategie zur Digitalisierung                                nen und Wissenschaftlern der          und übernimmt dabei Verant-
 AOK Baden-Württemberg,
      Arbeitgeberseite         in Medizin und Pflege sollen                                     AOK Baden-Württemberg For-            wortung für den Erhalt der Wür-
                               unter anderem die Förderung                                      schungsinstitute und Leistungs-       de jedes Menschen in allen Le-
                               der Künstlichen Intelligenz (KI)                                 erbringer zusammen. So kann           bensphasen. Das ist ein zentraler
                               und der personalisierten Medizin                                 Versorgung innovativ weiterent-       ­A spekt, damit eine solidarische
                               Schwerpunkt der Arbeit in der                                    wickelt werden. Die AOK unter-         Gesundheitsversorgung dauer-
                               aktuellen Legislaturperiode sein.                                stützt dabei als Partnerin die Ins­    haft gelingt.

                                                                                                          2/2021
Seite 17      STANDPUNKT

                                                         ERDERWÄRMUNG

             Aktiver Gesundheitsschutz
           Der Klimawandel hat schon heute negative Auswirkungen. Mit ihrer
        Umweltstrategie 2030 will die AOK Baden-Württemberg nachhaltig handeln

  E
            s ist zwar nur ein klei-   Und dass nachhaltiges Han-         genommen. Der Klimawandel ist
            ner Wald, aber dafür       deln und der wirtschaftlich,       erfahrbar geworden, beispiels-
            mit umso größerer          ökologisch und sozial verant-      weise durch die Zunahme von          »Die AOK
Symbolkraft. Als im vergangenen        wortungsvolle Umgang mit Res-      Waldbränden und Waldsterben            packt
Jahr AOK-Vorstandschef Johan-          sourcen im Interesse der Versi-    oder extremer Wetterlagen und           beim
nes Bauernfeind gemeinsam mit          chertengemeinschaft ist, liegt     höhere Temperaturen. 2020 gab
dem damaligen Umweltminister           auf der Hand. Denn der Klima-      es schätzungsweise 4.000 hit-
                                                                                                             Klimaschutz
Franz Untersteller den Spaten-         wandel birgt enorme Risiken        zebedingte Todesfälle. Beson-           an –
stich für den AOK-Wald mit über        für die Gesundheit. Bereits heu-   ders nachdenklich stimmt dabei:      immer im
5.000 Bäumen setzte, war das           te zeichnen sich Auswirkungen      Es trifft vor allem die Älteren,
ein deutliches Zeichen für Nach-       auf Herz-Kreislauf- und Atem-      Personen mit Vorerkrankungen,
                                                                                                              Sinne ihrer
haltigkeit, verbunden mit einer        wegserkrankungen sowie auf         Kleinkinder und Menschen, die      Versicherten
klaren Botschaft: Klimaschutz          die Verläufe von Infektionen ab.   bei Hitze arbeiten müssen. Für         und in
und Gesundheit hängen eng              Klimaschutz ist deshalb auch       Ärztinnen und Ärzte bedeutet
zusammen. Denn Wälder binden           Gesundheitsschutz und muss als     diese Entwicklung eine zuneh-
                                                                                                                 vielen
nicht nur CO2 und produzieren          solcher im Gesundheitswesen        mende Herausforderung. Ins-         Projekten«
Sauerstoff – sie erfüllen auch         anerkannt werden.                  gesamt gilt: Wir müssen die Zu-
eine wichtige Funktion als Ort                                            sammenhänge weiter erforschen
                                                                                                               Monika Lersmacher
der Ruhe und Erholung.                        »Der                        und unser Handeln so verän-        Alternierende Vorsitzende des
    Die größte Krankenkasse im
                                          Klimawandel                     dern, dass sich die nächsten Ge-       Verwaltungsrates der
                                                                                                              AOK Baden-Württemberg,
Land nimmt ihre Verantwor-                                                nerationen auf eine lebenswerte
tung ernst. Das zeigen viele Pro-
                                           ist bereits                    Zukunft freuen können.
                                                                                                                    Versichertenseite

jekte als Teil des Umweltpro-              erfahrbar
gramms greenAOK, das die AOK               geworden«
Baden-Württemberg seit 2013
vorantreibt. Im Herbst 2020 ist        Wie wichtig das ist, zeigt ein
sie als deutschlandweit erste ge-      Statement von Eckart von
setzliche Krankenkasse dem             Hirschhausen, Mediziner und
Klimabündnis des Landes Ba-            Gründer der Stiftung „Gesunde
den-Württemberg beigetreten.           Erde – Gesunde Menschen“, auf
Dieses verfolgt das Ziel der Ver-      der diesjährigen Pressekonferenz
einten Nationen, die Erderwär-         der Deutschen Gesellschaft für
mung auf maximal 1,5 Grad zu           Innere Medizin. Seiner Meinung
begrenzen. In ihrer „Umwelt-           nach bleibt die Klimakrise die
strategie 2030“ hält die Gesund-       größte Gesundheitsbedrohung
heitskasse fest: Spätestens in         des 21. Jahrhunderts. Diese The-
neun Jahren will sie klimaneu-         se unterstützen der Weltärzte-
tral wirtschaften und nachhal-         bund, die Weltgesundheitsor-
tiges Handeln in die Unterneh-         ganisation, der Lancet Climate
mens-DNA integriert haben. Das         Countdown, die Leopoldina und
ist wichtig, denn auch die AOK         viele andere Institutionen.
hinterlässt einen CO2-Fußab-              Und in der Tat: Die meisten
druck – und der soll sukzessive        von uns haben die Veränderun-
immer kleiner werden.                  gen in der Natur bereits wahr-

                                                                            3/2021
Sie können auch lesen