RÄUME - UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT DER UNIVERSITÄT SALZBURG - NOVEMBER 2021 - ÖH SALZBURG

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RÄUME - UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT DER UNIVERSITÄT SALZBURG - NOVEMBER 2021 - ÖH SALZBURG
UNI:PRESS
        STUDIERENDENZEITUNG DER
               ÖSTERREICHISCHEN
        HOCHSCHÜLERiNNENSCHAFT
        DER UNIVERSITÄT SALZBURG
                               —

RäUMe                         —
                           #706
                   November 2021
RÄUME - UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT DER UNIVERSITÄT SALZBURG - NOVEMBER 2021 - ÖH SALZBURG
editorial

                                                                                                     Mr. Noname          Das könntest du sein          Hannah Wahl                David Mehlhart

                                                                          Liebe*r Leser* in
                                                                          wir, die Redaktion der uni:press, wollen euch auf das allerherzlichsten begrüßen zur neuen
                                                                          Ausgabe der uni:press. Die Uni hat ihre Pforten wieder geöffnet und im besten Fall liest der
                                                                          geneigte Leser, die geneigte Leserin diese Zeilen in einer physischen Ausgabe der uni:press, die
                                                                          sie*er justament aus einem der adretten Blechständer gezogen hat. Aber wollen wir uns nicht zu
                                                                          viele kuschelige Gedanken an die Präsenzlehre verschwenden: Erstens kann das alles wieder ein
                                                                          ganz jähes Ende nehmen und zweitens gibt es wenig Lästigeres als die elenden Vorstellrunden zu
                                                                          Beginn der Seminare samt ihren 12-Einheiten-Powerpoint-Syllabi.

                                                                          Aber jetzt zur Ausgabe: Die Autor*innen der Artikel haben in dieser Ausgabe, die mit „Räume“
                                                                          betitelt ist, in vielfältiger Weise diesem Begriff nachgespürt. „Jaja, bei so einem poststrukturalis-
                                                                          tischen Null-Wort kann man wohl eh alles schreiben“, wird jetzt der ein oder andere Prädikaten-
    Impressum                                                             logiker einwerfen, und das mag zu einem gewissen Grad auch stimmen, aber die vorliegenden
                                                                          Texte sprechen eine andere Sprache. Viel mehr wird scharf geschossen (im metaphorischen
    Medieninhaberin: Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der
                                                                          Sinnen natürlich!!!), wenn im Artikel „Das wird man ja noch sagen dürfen“ gezeigt wird, dass die
    Paris Lodron Universität Salzburg (ÖH Salzburg), Kaigasse 28, 5020
    Salzburg, www.oeh-salzburg.at, sekretariat@oeh-salzburg.at /          Uni so allerlei üblen Schabernack einen Hörsaal gibt und sich dann beim Ausbügeln ein Wenig auf
    Herausgeber: HochschülerInnenschaft / Pressereferentin: Carolina      die Nase legt. Ähnliches gilt für die Stadt Salzburg und ihrem Umgang mit Straßennamen, die
    Forstner / Layout: Soja Hack, Johanna Eisl / Anzeigen und Vertrieb:   Nazis ehren. Nachlesen kann man das im Text „Ehre, wem keine Ehre gebührt“. Um das ganze ein
    Carolina Forstner
                                                                          wenig theoretisch zu unterfüttern finden die Leser*innen auch eine Essay, der sich mit Richards
                                                                          Sennetts Idee der offenen Stadt auseinandersetzt. Scheinbar ist es auch so, dass im Rahmen der
    Redaktion (Kontakt: presse@oeh-salzburg.at): David Mehlhart,
    Hannah Wahl                                                           Lehrer*innenausbildung in erster Linie Raum geschaffen wird, zu lernen wie man als Lehrer seine
                                                                          Subalternen aka Schüler*innen am besten zur Selbstoptimierung anleitet. Dazu findet ihr
    Autor*innen: Alica Diem, Yael Gold, Bernhard Landkammer, Karl Mags,   ebenfalls zwei Artikel, einer mit dem klingenden Titel „School of Halbwissen“, in der aktuellen
    David Mehlhart, Georg Pidner, Enby Trans, Christian Veichtlbauer,
                                                                          Ausgabe. Einiges dürfte also doch im Argen liegen an der Uni, was man im Hochglanz-Insta-Feed
    Hannah Wahl, Katharina Zeppezauer-Wachauer
                                                                          nicht so mitbekommt. Weiters erwarten euch spannende Interviews, ein großer Serviceteil
    Druckerei: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H. / www.berger.at /      rundum Salzburg und die ÖH und anlässlich der Transgender-Awarenss-Week (13. – 19.11) ein
    Auflage: 4.500 Stück. Für Verbesserungsvorschläge und kritische       Text, der die bürokratische Odyssee einer Namensänderung nachzeichnet.
    Hinweise sind wir sehr dankbar. Namentlich gekennzeichnete
    Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors/der Autorin
                                                                          Die Redaktion wünscht viel Freunde, Erkenntnis und Anregung beim Lesen!
    und nicht immer die Sichtweise der Redaktion wieder.

    Die uni:press kann auch ganz einfach über meine.oeh-salzburg.at       P.S. Und wie immer: Rückmeldungen, Drohungen,
    abonniert werden oder per Mail an die oben angegeben Adresse.         Kritik oder eigene Ideen für Artikel gerne an presse@oeh-salzburg.at

2                                                                                                                                                                                                          3
RÄUME - UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT DER UNIVERSITÄT SALZBURG - NOVEMBER 2021 - ÖH SALZBURG
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                                                                28	Eine Vornamens­änderung beim
                                                                    Standesamt Wien in 11 Telefonaten
                                                                    (und einem Gespräch vor Ort)

                                                                36	Film­schmankerl

                                                                38 	Beisltest
                                                                     Das NarrenCastl in Lehen

                                                                40	Homies Kulturverein:
                                                                    Die neue Anlaufstelle für urbane Musik
                                                                    und Live-Erlebnisse in Salzburg

                                                      8         Politik &
                                                                Gesellschaft
                                                                42	Mehr als ein

           41
                                                                    Bäuer:innen­protest

                                                                44	Unethisch und diskriminierend:
                                                                    Billa-Werbekampagne

                       Räume
                                                                    sorgte für Empörung

                                                                47   COVID-19-Faktencheck
                       8	„Das wird man ja wohl
                           noch sagen dürfen!“
                          Cancel Culture versus
                          akademische Redefreiheit

                       14 	Zeitmaschine
                                                                Uni & Leben
                       11	„Es gibt hier zu wenig Raum,
                           um etwas zu erschaffen aber          52   Aus dem Vorsitzbüro Vol. 1.0
                           auch um zu scheitern“                55	Der „Gecoachte“ wird bald selbst „Coach“
                           Interview mit der Salzburg               Eine kritische Reflexion vor dem Ende
                           Club Commission                          der Lehramtsausbildung
                       19   Ehre, wem keine Ehre gebührt        58   Vorstellung der ÖH-Referate
            38         23 	Ein Plädoyer für die offene Stadt   64	School of Halbwissen

                  52
                       26 	(Wo) haben wir                      66	Wie, was, wo?
                            Studierende „Raum“?                     Ein kurzer Salzburg-Guide

4                                                                                                                   5
RÄUME - UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT DER UNIVERSITÄT SALZBURG - NOVEMBER 2021 - ÖH SALZBURG
Räume                                                                          RÄUME

    „Wenn sie sich
    die Miete nicht
    leisten können,
    sollen sie doch
    Immobilien
    kaufen!“

                      So oder so ähnlich die ÖVP zum Thema hohe Mieten.
                      Und weil Eigentum ja die beste Vorsorge gegen
                      Altersarmut sein soll, greifen wir euch unter die Arme
                      und stellen euch hier die Basis für euer Eigenheim und
                      alles, was dazu gehört.

6                                                                                  7
RÄUME - UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT DER UNIVERSITÄT SALZBURG - NOVEMBER 2021 - ÖH SALZBURG
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    „Das wird man
    ja wohl noch
    sagen dürfen!“
                    Cancel Culture versus akademische Redefreiheit

                                                                                             A                                                                                          Das Statement
                                                                                                      uch an der Universität Salzburg     sein Seminar zur Gänze einer Bewegung
                                                                                                      wird dieses Semester fleißig da-    widmen, die Israel als koloniales Projekt
                                                                                                      rüber diskutiert, was man denn      einordnet, als Apartheitsstaat deklariert     der Uni­versität Salz-
                                                                                             „eigentlich noch sagen darf“. Um Antise-     und zumeist ausschließlich dessen jüdi-       burg damals war
                                                                                             mitismus, Rassismus und Gender soll es       sche Bevölkerung boykottieren möchte.
                                                                                             in einer Vorlesung dieses Semester ge-
                                                                                                                                                                                        ent­täuschend, an
                                                                                             hen, in der die „Grenzen der akademi-        Schließlich lag es an uns jüdischen Stu-      Schuldein­geständnis
                                                                                             schen Redefreiheit“ eruiert werden sol-
                                                                                             len, nachdem im vorigen Semester die
                                                                                                                                          dierenden, die antisemitische Problema-
                                                                                                                                          tik des Seminars offenzulegen, Recher-
                                                                                                                                                                                        mangelte es wie
                                                                                             Veranstaltung eines anderen Professors       che zu betreiben, die Initiative zu           immer, wenn etwas
                                                                                             „gecancelt“ wurde.                           ergreifen, Gespräche zu suchen und dafür      anti­semitisches an
                                                                                                                                          zu sorgen, dass ein Seminar, in dem anti-
                                                                                                                                                                                        dieser Universität
    Überall und immer wieder hört man davon: Cancel Culture. Die Angst, einem (medialen)     Konkreter Auslöser war eine ursprüng-        semitische Inhalte Platz gefunden hät-

    Shitstorm ausgesetzt und schließlich gänzlich von der öffentlichen Bildfläche gewischt
                                                                                             lich geplante Lehrveranstaltung im Som-      ten, verhindert wird, was schlussendlich      vorfällt
                                                                                             mersemester 2021, in der es um BDS (Boy-     auch dank der Hilfe der Jüdischen Öster-
    zu werden, steigt. Heute dürfe man ja gar nichts mehr sagen. Die Empörungskultur der     cott - Divestment - Sanctions) gehen soll.   reichischen Hochschüler*innen in Wien
    linken „woke-Bubble“ sei totalitär und würde die Menschen in ihrem Recht auf Mei-        Unterrichtet selbstverständlich von einem    und der ÖH Salzburg möglich war, aber       unterstützen, einen offenen Brief in Soli-
                                                                                             Professor, der die Bewegung offenkundig      eben wieder dazu führte, dass wir Betrof-   darität mit dem „gecancelten“ Professor
    nungsfreiheit zensieren. Doch wer wird jetzt eigentlich von wem „gecancelt“?             unterstützt. Der bereits zuvor – auch an     fene uns um uns selbst kümmern muss-        verfassten. Aber immerhin: Das Seminar
                                                                                             der Universität Salzburg – als „kontro-      ten, während andere Studierende, statt      wurde abgesagt, „gecancelt“, und als
    Von Yael Gold                                                                            vers“ aufgefallene Professor wollte also     uns im Kampf gegen Antisemitismus zu        Kompensation sollen dieses Semester

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RÄUME - UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT DER UNIVERSITÄT SALZBURG - NOVEMBER 2021 - ÖH SALZBURG
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     Betroffene hingegen
     erfahren Entsolidarisierung
     und Schikane.
     akademische Redefreiheit und „Cancel Culture“          können, die Universität hat sich ihre Finger nicht
     kritisch diskutiert werden, was auch immer das         schmutzig gemacht und die Obsession Nichtbe-
     heißen mag.                                            troffener mit Jüdinnen*Juden und ganz besonders
                                                            Israel, kann weiter gefüttert werden.
     Man könnte nun denken: „Gut, immerhin hat die
     Universität eingesehen, dass das Seminar abge-         Eine Frage der Perspektive –
     sagt werden soll. Kompensation ist ja wohl noch        und der Privilegien
     drin, denn die Themen müssen ja auch kritisch          Das alles heißt jetzt nicht, dass man über diese
     diskutiert werden.“ Jein. Das Statement der Uni-       Themen nicht diskutieren sollte. Im Gegenteil:
     versität Salzburg damals war enttäuschend, an          Antisemitismus, Rassismus – und eben auch ganz
     Schuldeingeständnis mangelte es wie immer,             besonders antipalästinensischer Rassismus – und
     wenn etwas antisemitisches an dieser Universität       viele weitere Themen müssen viel mehr Raum be-
     vorfällt, aber darüber wurde bereits in der diesjäh-   kommen, intersektionale Bündnisse müssen ge-
     rigen Aprilausgabe der Uni:Press berichtet. Jetzt      schlossen werden und es ist notwendiger denn je,
     soll es vor allem darum gehen, was die Universität     auf Probleme verschiedener marginalisierter
     seither aus dem Vorfall gelernt zu haben scheint:      Gruppen auch im öffentlichen Diskurs aufmerk-
     nichts.                                                sam zu machen. Aber genau da liegt ein sehr
                                                            grundlegendes Problem: Während wir als Betrof-
     Denn was ist nun die korrekte Antwort darauf,          fene permanent damit konfrontiert sind, unsere
     wenn jüdische Studierende sich über ein Seminar        Lebenszeit mal mehr, mal weniger freiwillig darin
     beklagen, das antisemitische Inhalte reprodu-          zu investieren, Nichtbetroffenen unsere Diskrimi-
     ziert? Natürlich: Es widerwillig und auf viel Nach-    nierungserfahrungen, strukturelle Probleme und
     druck absagen – also das absolute Minimum tun          deren Verantwortung als privilegierte Menschen
     – und es dann im Gegenzug den jüdischen Studie-        zu vermitteln, erleben wir als Reaktion darauf
     renden noch schwerer machen, indem man noch            statt Solidarität vor allem Unverständnis und Ab-
     eine Vorlesung plant, in der nun „Cancel Culture“      wendung. Man „will“ also über Diskriminierung
     und „akademische Redefreiheit“ das Zentrum des         reden, oder zumindest so tun, als wollte man das,
     Diskurses bilden, basierend auf den Themen –           aber bitte keinen direkt Betroffenen eine Bühne
     surprise – Antisemitismus, vor allem „Israelkri-       geben, denn die sind zu unangenehm.
     tik“, Rassismus und Gender. Gecancelt wurde also
     nichts und niemand. Der „gecancelte“ Professor         Statt sich also auf die Perspektive und die Lebens-
     wird anderswo seine Thesen weiterverbreiten            realitäten Betroffener einzulassen und die eigenen

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RÄUME - UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT DER UNIVERSITÄT SALZBURG - NOVEMBER 2021 - ÖH SALZBURG
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        Der Kampf gegen                                            troffen. Alle sind sie Täter*innen und schließlich
                                                                   stilisieren sie sich aber alle als die Opfer der ver-
                                                                                                                           gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit lieber
                                                                                                                           ins Endlose abstrahiert, um dann zu der alles ent-
                                                                                                                                                                                   druck finden soll. Zweifelsohne ist es also eine
                                                                                                                                                                                   fragwürdige Entscheidung, mit einem derartigen

        den Antisemitismus-
                                                                   meintlichen „Cancel Culture“, weil Betroffene sie       scheidenden Frage zu kommen, ob der Hass auf            Begriff in einer Lehrveranstaltung um sich zu
                                                                   für ihre Aussagen kritisierten und das sei ja unfair,   marginalisierte Gruppen am Ende nicht doch ir-          werfen, in der es unter anderem um Antisemitis-

        vorwurf ist viel
                                                                   denn schließlich habe es ja niemand so gemeint          gendwie legitim war, weil das war halt einfach die      mus gehen soll. Auf Basis eines antisemitischen
                                                                   und alles war ganz anders. Sie sind also die wahren     Meinung dieser Person und die wurde einfach nur         Ereignisses.
                                                                   Sieger*innen im vermeintlichen Kampf gegen die          falsch verstanden.

        wichtiger als der                                          „linke Zensur“.
                                                                                                                           Auch die besagte Vorlesung an der Universität
                                                                                                                                                                                   Diese sogenannte „Cancel Culture“ hat also noch
                                                                                                                                                                                   nie jene privilegierten Personen getroffen, die

        Kampf gegen                                                Betroffene hingegen erfahren Entsolidarisierung
                                                                   und Schikane. Die angeblich „Gecancelten“ wer-
                                                                                                                           Salzburg funktioniert nach diesem Prinzip. Dis-
                                                                                                                           kriminierung, in diesem Fall Antisemitismus, aber
                                                                                                                                                                                   ständig von sich behaupten, „gecancelt“ zu wer-
                                                                                                                                                                                   den. Im Gegenteil: Während marginalisierte Grup-

        Antisemitismus.                                            fen ihnen häufig vor, sie würden übertreiben oder
                                                                   gar ihre Diskriminierungserfahrungen als PR-
                                                                                                                           auch die Themen Rassismus und Gender werden
                                                                                                                           abstrahiert, es wird diskutiert, was man noch sa-
                                                                                                                                                                                   pen um ihr Leben bangen und täglich mit der
                                                                                                                                                                                   Angst konfrontiert sind, vielleicht eines Tages von
                                                                   Stunt nutzen. Sie werden noch systematischer aus        gen dürfte, was eine „Meinung“ sei, was Betrof-         Rechtsextremen aus dem physischen Leben
                                                                   Diskursen und Räumen ausgegrenzt, denn sie              fene aushalten müssten, statt sich konkreten Er-        gecancelt zu werden, weil die Mehrheitsgesell-
                                                                   würden der Mehrheitsgesellschaft schaden, seien         scheinungsformen von Diskriminierung zu                 schaft glaubt, man müsse diskriminierende, fa-
             Aussagen kritisch zu reflektieren, zentrieren viele   totalitär und gegen Meinungsfreiheit. Am Ende           widmen oder gar Strukturen oder Mechanismen             schistische und rechtsextreme Positionen aushal-
             Nichtbetroffene sich selbst als die „vor den Kopf     aber bangen aber genau diese von struktureller          zu analysieren. Und der Auslöser dafür? Jüdische        ten,    inszenieren   sich    jene,  die   diese
             gestoßenen“, die sonst nie Widerspruch für ihre       Diskriminierung betroffenen Menschen schließ-           Studierende erleben, wie jemand an ihrer Univer-        lebensbedrohlichen Strukturen aktiv oder passiv
             diskriminierenden Aussagen bekommen. Sie ma-          lich um ihr Leben, wenn Rechtsextreme, die durch        sität antisemitische Inhalte verbreiten möchte,         stützen, als die Opfer ihres eigenen Narratives,
             növrieren sich also selbst in eine Opferrolle, ob-    öffentliche Outcalls auf sie aufmerksam werden,         müssen sich selbst darum kümmern, dass die not-         in dem sie von den Betroffenen zensiert und
             wohl sie eigentlich die Täter*innen sind, denn auf    Morddrohungen an sie aussenden. Und dann blei-          wendigsten und absolut mindesten Schritte sei-          schließlich ausgegrenzt würden, weil man sie
             einmal erfahren sie legitime aber für sie unange-     ben häufig nur noch ein Rückzug aus dem öffentli-       tens der Universität eingeleitet werden, um das zu      kritisiert und darum bittet, marginalisierte
             nehme Kritik, wenn sie diskriminierende Dinge         chen Diskurs, ein Umzug und die Hoffnung, dass          verhindern und dann von der Universität schließ-        Gruppen nicht mehr zu unterdrücken.
             sagen, die sie bisher problemlos äußern konnten.      nichts passieren wird. Wer wird hier also wirklich      lich implizit jene Antwort zu bekommen, die zu-
             Das ist sie also angeblich, diese Cancel Culture.     „gecancelt“?                                            gleich auch das mehrheitsgesellschaftliche              Cancel Culture, um die Bedeutung des Begriffes,
                                                                                                                           Grundproblem versinnbildlicht: Der Kampf gegen          dem sich auch an der Universität Salzburg bedient
             Sie reicht schließlich von bekannten TV-„Come-        Tun, was man tun muss. Oder doch nicht?                 den Antisemitismusvorwurf ist viel wichtiger als        wird, zu korrigieren und zu konkretisieren, das
             dians“, deren sexuelle Übergriffe ans Licht kamen     Man müsse unangenehme Meinungen aushalten,              der Kampf gegen Antisemitismus.                         sind Einschüchterungs- und Silencingversuche
             über „Satiriker*innen“, die antisemitische Witze      heißt es dann oft. Man müsse über solche Themen                                                                 aus dem rechten Lager, die nicht nur toleriert,
             vor einem grölenden nichtjüdischen Publikum           diskutieren, so wie eben jetzt, wenn es um „aka-        Dass man das an der Universität Salzburg nun un-        sondern gesellschaftlich als demokratisches Gut
             reißen zu TV-Hosts, die sich rassistisch und anti-    demische Redefreiheit“ geht. Die Frage ist aber,        ter dem rechten Kampfbegriff der „Cancel Culture“       unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit ver-
             ziganistisch äußern und Applaus dafür ernten,         wer diskutiert hier worüber? Und mit wem? Und           diskutiert, aber den Begriff und seine hochproble-      teidigt werden. Cancel Culture ist es, Betroffenen
             über die Frankfurter Buchmesse, wo rechtsext-         warum? Und was muss man eigentlich wirklich             matische Entwicklung besonders im deutschspra-          den hart erkämpften öffentlichen Raum wegzu-
             reme Verlage problemlos ihre Bücher ausstellen        aushalten? Müssen Personen, die strukturell dis-        chigen Raum zeitgleich nicht einordnet, zeugt ent-      nehmen und sich über sie lustig zu machen, zu sa-
             während schwarze Frauen bedroht und schließlich       kriminiert werden, es wirklich aushalten, dass          weder von Ignoranz oder von Boshaftigkeit. Rechte       gen, sie seien zu überempfindlich, sie könnten das
             zur Absage ihres Auftrittes genötigt werden, bis      privilegierte Menschen ihnen ihre Diskriminie-          Cancel Culture imaginiert Zensur und „unnatürli-        nicht „objektiv“ betrachten, so als ob die österrei-
             letztendlich auch zur Uni Salzburg, wo einem ex-      rungserfahrungen absprechen, sich darüber lustig        chen“ sprachlichen Totalitarismus durch eine            chische und bundesdeutsche Täter*innengesell-
             ternen Professor Plattform zur Verbreitung anti-      machen, Rechtsextremen den Weg frei räumen              hauptsächlich linke Gesellschaft und Menschen,          schaft objektiv auf Diskriminierung blicken
             semitischer Inhalte gegeben worden wäre. Sie alle     Menschen zu bedrohen, zu verletzen oder ihnen           die auf verschiedene Weise Marginalisierungser-         könnte. Cancel Culture ist, dass Marginalisierte
             haben öffentlich für ihr Verhalten Kritik erfahren.   gar noch Schlimmeres anzutun, weil die Hilferufe        fahrungen machen. Auf unauffällige Weise hat es         sich aus Selbstschutz aus dem öffentlichen Raum
             Rechtskonservative Medien behaupten, einige von       von Marginalisierten nie ernstgenommen wer-             der Begriff so schon in einige Feuilletons geschafft,   zurückziehen müssen, weil das Sicherheitsrisiko
             ihnen wurden gar „gecancelt“.                         den? Müssen wir Jüdinnen*Juden Antisemitismus           ist aber am Ende ein Begriff, unter dem Unterdrü-       zu hoch ist, während Rechtsextreme keinerlei
                                                                   aushalten, antisemitischen Inhalten an der Uni-         ckung marginalisierter Gruppen weiterhin legiti-        Grenzen oder Konsequenzen befürchten müssen.
             In Wahrheit haben sie alle aber zunächst mehrere      versität Raum geben, oder gar mit Menschen spre-        miert wird und natürlich auch deshalb so gut im         Cancel Culture, das ist schließlich auch der NSU,
             andere Dinge gemeinsam: Niemand von ihnen             chen, die uns hassen und im Extremfall tot sehen        gesamten Spektrum von konservativ bis rechtsex-         das ist Hanau, das ist Halle, der NSU 2.0, das sind
             wurde „gecancelt“, im Gegenteil: Einige haben         wollen? Ist es intolerant, nicht mit Faschist*innen     trem ankommt. Zugleich ist er eben auch ein be-         die Attentate in München 1972 und 2016, das ist
             zusätzlich ganze neue Plattformen bekommen,           zu diskutieren? Nein. Eigentlich wäre es die Auf-       liebtes Mittel rechter bis rechtsextremer Organi-       Idar-Oberstein und das sind auch die hunderten
             von TV-Formaten über Podcasts über Angebote,          gabe der Mehrheitsgesellschaft, klare Kante gegen       sationen,    ihre    Phantasien     vom     „Großen     weiteren „Einzelfälle“, wegen der wir tagtäglich
             Bücher zu schreiben. Niemand von ihnen ist von        Diskriminierung zu zeigen und Betroffene zu un-         Austausch“, einem Systemwandel durch jüdische           Angst haben, während ihr darüber streitet, was
             den Diskriminierungsformen, die sie reproduzie-       terstützen statt Täter*innen zu schützen. Aber          Eliten, zu artikulieren, der angeblich unter ande-      man denn noch sagen darf.
             ren und/oder über die sie sich lustig machen, be-     statt das zu tun, werden verschiedene Formen der        rem im Sprachwandel seinen wortwörtlichen Aus-

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RÄUME - UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT DER UNIVERSITÄT SALZBURG - NOVEMBER 2021 - ÖH SALZBURG
Räume                                                                                                                                                                                                                                                                                         RÄUME

             Zeitmaschine                                                                                                                                                             schrittlichen  neuen
                                                                                                                                                                                     Zaghaft versuchte man
                                                                                                                                                                                     stimmung bei den Mie
                                                                                                                                                                                     schen, statt sie kur
                                                                                                                                                                                     Tatsachen zu stellen.
                                                                                                                                                                                                              Mietgesetzentwurfes.
                                                                                                                                                                                                            , Verständnis und Zu-
                                                                                                                                                                                                           tspekulanten zu erh
                                                                                                                                                                                                                               ei-
                                                                                                                                                                                                           zerhand vor vollendet
                                                                                                                                                                                                                                 e
                                                                                                                                                                                                            Der Erfolg solcher Po-
                                                                                                                                                                                                                                           Maxglan), die im Som
                                                                                                                                                                                                                                           Doch zeigte sich ber
                                                                                                                                                                                                                                           zen „empirischer“ Öff
                                                                                                                                                                                                                                          Gleichgültigkeit und
                                                                                                                                                                                                                                                                mer durchgeführt wur
                                                                                                                                                                                                                                                                eits deutlich die Gre
                                                                                                                                                                                                                                                                 entlichkeitsarbeit.
                                                                                                                                                                                                                                                                                     de.

                                                                                                                                                                                                                                                                 Passivität der betrof
                                                                                                                                                                                                                                                                                      n-
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Um
                                                                                                                                                                                                                                                                                       -
                                                                                                                                                                                     litik ließ nicht lan                                 fenen Bevölkerungstei
                     Wenn man nicht wie ein peinlicher Babyboomer wirken will, sollte man vermeiden, dauernd über die                                                                                    ge auf sich warten.                                     le zu überwinden bra
                                                                                                                                                                                                                                          chen wir Aktionen, die                      u-
                       vergangen, goldenen Zeite zu salbadern und das früher sowieso alles besser war. Eh klar. Hin und                                                                                                                                            Mietendruck und Woh-
                                                                                                                                                                                      Bürgerliche Medien übe                              nungsnot als sehr woh
                                                                                                                                                                                                              rboten sich in der In-                           l bekämpfbare Auswüc
                       wieder ist man aber dann doch verleitet ein wenig ins Schwelgen zu verfallen. Etwa wenn man die                                                                                                                    dieser Gesellschaft                       hse
                                                                                                                                                                                      szenierung einer Lüg                                                    entlarven.
                     studentischen Publikationen aus dem Salzburg der 70er und 80er durchblättert. Nicht nur hatte jede                                                                                    en- und Hetzkampagne
                                                                                                                                                                                      deren Verlauf der „Mo                     , in
                    Fraktion ein eigenes Periodikum, sondern es gab mit der Zeitung “Zeitung - der Versuch einer Gegen-                                                                                       rd an den Hausherre
                                                                                                                                                                                     (Salzburger Nachricht                         n“       Aktionen, die sich
                                                                                                                                                                                                            en) beklagt und die                                    rein auf studentische
                    öffenltichkeit” ein etabliertes Medium, dass mehrere Jahre bestand und ordentlich in alle Richtungen                                                             so gefährdete „Ordnu                        ach        Wohnprobleme beschränk
                                                                                                                                                                                                          ng im Wohnungswesen“                                      en, werden diesem An-
                      austeilte. Z.b erkannte man schon bei der Gründung der Grünen Anfang der 80er, dass diese Partei,                                                              jammert wurde. (Orden                       be-        spruch nicht gerecht
                                                                                                                                                                                                              tlich soll hier woh                                  werden. Heißt doch der
                                          weder links noch lustig ist, sondern vielmehr kleinbürgerlich.                                                                             staatlich gesicherte                           l       sogenannte „studenti
                                                                                                                                                                                                            Mietspekulation bedeu-                              sche Interessenkampf
                                                                                                                                                                                                                                           Klartext, meist nichts                     “ im
                                                                                                                                                                                     ten) Nun braucht es                                                            anderes als der Kampf
                                                                                                                                                                                                          niemanden zu verwunder
                      So verheißungsvoll eine solche Retrospektive auch sein mag, die Ernüchterung folgt auf dem Fuß.                                                               wenn bürgerliche Sch                          n,       für studentische Pri
                                                                                                                                                                                                             reiberlinge sich zu                                  vilegien. Eine weiter
                   Weder kam es zu glorreichen Revolution, noch konnte man die Grünen verhindern und schaut man sich                                                                                                                       Vertiefung der Kluft                           e
                                                                                                                                                                                    handlangern von Spekul                                                          zwischen arbeitender
                                                                                                                                                                                                             anten und Mietpreist-
                   die Namen der Autor*innen an, so wurden nicht wenige von diesen später wichtige Stützen der bürger-                                                              reibern machen. Daß                                    Bevölkerung und Stu
                                                                                                                                                                                                            jedoch, plötzlich Fi-                               denten ist eine unv
                                                                                                                                                                                                                                           meidbare Folge dieser                       er-
                      lichen Ordnung. Naja. Aber das wohl Bitterste, dass einem die schöne Nostalgie versaut: Die Stadt                                                             nanzminister Androsch                                                          Politik. Unsere hoch-
                                                                                                                                                                                                             zum Paten eines neuen
                    Salzburg kriegt seit 40 Jahren ihre Probleme nicht gebacken, allen voran die Wohnungsnot. Aber lest                                                             „entschärften“                                        trabenden gesellsch
                                                                                                                                                                                                      Gesetzesentwurfes                                         aftspolitischen For
                                                                                                                                                                                                                            gemacht       rungen würden dadurc                        de-
                     selbst einen Artikel aus der Zeitschrift des VSStÖ aus dem Jahr 1980 (Nr. 6). Ob damals noch Porträts                                                         werden soll, der den                                                         h der Unglaubwürdigke
                                                                                                                                                                                                           Interessen der Banken                                                        it
                                                                                                                                                                                   Versicherungen, ver                            ,       preisgegeben.
                    von Marx und Lenin in den Räumlichkeiten der Sozis hingen, müsste bei Zeitzeug*innen nachgefragt                                                                                     schiedenen Kreisen
                                                                                                                                                                                   SPÖ genüge tun soll,                         der       Es ist uns auch klar,
                                             werden. Der Ton war damals jedenfalls angenehm rau:                                                                                                            ist wohl die schaml                                   daß die Wohnungsmise
                                                                                                                                                                                                                                 o-       eine strukturell bed                          re
                                                                                                                                                                                   seste Verschacherung                                                          ingte ist und solang
                                                                                                                                                                                                             der Mieterinteresse                                                         e
                                                                                                                                                                                   seit der Wohn- und Mie                         n      aktuell sein wird, wie
                                                                                                                                                                                                            tgesetzreform 1967.                                    Wohnen als Ware gilt,
                                                                                                                                                                                                                                         die mit größtmöglich
                                                                                                                                                                                                                                                                 em Profit verschachert
                                                                                                                                                                                   Was heißt das für                                     muß. Doch erlauben ger
                                                                                                                                                                                                        Salzburg? Ohne das                                       ade derartige Schlüs
                                                                                                                                                                                                                             ge-         nicht, in Lethargie                           se
                                                                                                                                                                                   ringste Hindernis wir                                                      zu verharren. Sicher
                                                                                                                                                                                                          d auch in Zukunft                                                         ,  es
                                                                                                                                                                                   Salzburg Mietpreistre                      in         ist schwer, in einer
                                                                                                                                                                                                          iberei ihre golden                                   Stadt, die die Übertü
                                                                                                                                                                                                                              en        chung von Widersprüche                        n-
                                                                                                                                                                                  Früchte tragen, wer                                                             n fast zur Perfektio
                                                                                                                                                                                                       den Realitätenbüros                                                              n
                                                                                                                                                                                  Wohnungsmarkt beherr                      den         getrieben hat, an Akt
                                                                                                                                                                                                       schen, wird in der Alt                                     ionen a la Amsterdam

                   p f
                                                                                                                                                                                                                               -        oder Frankfurt zu

                 m
                                                                                                                                                                                  stadt weiterhin Wohnra

               a
                                                                                                                                                                                                                                                              denken, doch im Ghe

        Wohnkr
                                                       nte                                                                       n                                                                       um zerstört werden und                                                     tto
                                               spekula
                                                                                                                                                                                  die Wohnungsnot zur                                   theoretischer Einsic
                                     r M i e t                                                                                                                                                        Freude aller Grundspek                                  hten haben wir uns sch
                                                                                                                                                                                                                                                                                      on
                              ado de                                                                                                                            ob-               lanten weiter eskali                       u-         zu lange herumgetrieb
                      m Eldor
                                                                                                                                                     lations                                          eren.                                                    en.
                                          zu                                                                                              e Speku
                                  rkungen
                                                                                                                                   G ä n z                        ie
                                e                                                                                     fast zu
                                                                                                                               r                      n, um d
                   e    B e  m                                                                            n sind                            gehalte
        Einig                                                                                  h nu n g e                     ß t   l e e r                    o no-               Was heißt das für uns                                Originalrechtschreibu
                                                                                   ie       Wo                        . bewu                          n astr                                              ? Warten? Worauf? Auf                              ng wurde beibehalten!
                                                           e    S c h i zophren               ek t e   u nd, d.h               n   W o h n ungen i                                den St. Nimmerleinst
                                                 gt di                            er-       j                         handen  e                                                                        ag, an dem sich die
                                   lem zei                            kuter w                            der vor                                                                                                             Er-
          oh l    kein Prob                      di e   immer a                  l i c h     Preise                 zu  treiben
                                                                                                                                   .                                              kenntnis durchsetzt,
                                                                                                                                                                                                         daß sozialistische Po-
        W                                    s                       alljähr
                    gs    k r a sser al                 h r e n d                            m is c h e Höhen                                               kannten               litik sich nicht in
         Salzbur                           ere. Wä                             zburgs                                                mit sat
                                                                                                                                                  tsam be                                                 Verbalradikalität er-
                    W o h n u ngsmies                 r e  G a f fer Sal                                                   le i d,                         l schaft-              schöpfen darf! Darauf
         dende
                               v i s e n s chwange                h i n t e r  diesen                  w i r  s ind es                e n   o d er gesel               -
                                                                                                                                                                                                         , daß sich der sat
                                                                                                                                                                                                                              te
          tausend
                     en de                           nnt es                                   Doc  h                     ufzuwüh
                                                                                                                                     l                      en soge               Bürger Salzburgs nac
                               t a u n e n, begi                  .                                   en   G emüter a                    D en n   Antwort            c h
                                                                                                                                                                                                       h einem ersten Kontak
                                                                                                                                                                                                                               t
                     n be    s                                  n                                 k t                              n .                              i            mit den Realitätenbü
          Fassade                                  bröckel                                    Fa                        u setze                          eren s                                       ros gewissen Lernproze
                            m m e r   m ehr zu                                                     ch e   Ak zente z               h e r ,    präsenti              e i -        sen öffnet? Wohl kau                        s-
                      n i                                                                        i                       ortlic                                    t
           Fassade                                                          spreche
                                                                                       n:      l
                                                                                                               Verantw                                  ler Par                                       m! Bleibt uns als Alt
                                                                 s i c h                         a n n te r                        ro j e k te steri             n   e i-        native die konkrete                        er-
                                                 die für                                        n                                p                     atzunge
                                                                                    eten                               ubladen              baren S
                                                                                                                                                                                                        Aktion – eine fortge
                        n i g e   F akten,                  e    h öc h sten Mi                 s t et s   als Sch             u n g r e if                     e n  E n -       setzte                                        -
            Dazu ei                             tand di                              Woh-                             der in               ogramms
                                                                                                                                                      . Letzt                               öffentliche      Provokation
                       g    h at    mit Abs                  d e r    g esamte                   bü r o kraten o              h t e n  P r                     b t  a u ch       Leisetreter und der                        der
            Salzbur                            aktisch                           liert,                             wirklic                          g, blei                                          Spekulanten.
                       e r r e i chs. Pr                  b ü r o s   kontrol                    n e s  nie ver                  di e   E rfahrun             ri v a te i -
                     t                                   n                                                                   s
             in Ös
                                  i r d   R ealitäte                 e    m i t  bis zu
                                                                                                       ,   da s  z eigt un               l i t i ke r das P              n -
             nungsma
                        rkt w                           rdienst                            -      den                        che“ Po               iversen
                                                                                                                                                              Spitze             Erster zaghafter Ver
                                 h r e   V e rmittle                   4 7 9 9  beim Ma                   „ so z ialistis               ,  d i e  d                      r -
                                                                                                                                                                                                      such in diese Richtu
                                                                                                                                                                                                                          ng
                          h i                           lassen     .                              fü  r                     ige Kuh                          le abf    o         war eine Flugblattakt
              die sic                i n g   zahlen                        s fä lle vo
                                                                                           n
                                                                                                            m  eine heil                    h i n  Kniefäl                                              ion in Gebieten mit
                          Sch   il l                           ch  k e i t                         g en t u                          i t er                         g   f ü r    akuten
              21.000                               Dringli                              ien,                             auch we                         er Bele                          Wohnproblemen
                               g e m eldete                      rk i n d e r-Famil                f u n kt i onären                h aa r s t räubend               ä s en -
                                                                                                                                                                                                           (Lehen,  Itzling,
               gistrat                              ist Meh                               en)                             tzter                           flose Pr
                             s u c he n den (me                   h nl i c h em haus                d er n   w ird. Le                 w o hl   die hil              f o r t -
                           s                                    ä                                                        nis wa    r                     urchaus
               Wohnung                 nnieren
                                                      oder                             hnun-                   Erkennt                        sätzen d
                              G a rc o                         e r s t e h ende Wo                  d i e se                     i n e n  A n
                die in                                re le                              sich                      ines in
                                                                                                                              se
                                          rfassba                          beläuft                   tation e
                            3.000 e                         lziffer
                stehen                             Du n k e                             Di es e
                             enüber.
                                            Die                          9.000!!
                 gen geg                                    n auf
                                    e n    S ch ätzunge
                              tzt
                 nach le
14                                                                                                                                                                                                                                                                                               15
RÄUME - UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT DER UNIVERSITÄT SALZBURG - NOVEMBER 2021 - ÖH SALZBURG
Räume                                                                                                                                                                                                                                                                                RÄUME

                                                                                                                                                                                                                                                                    Foto: Sven Buchholzer

       „Es gibt hier zu wenig
       Raum, um etwas zu
       erschaffen aber auch
       um zu scheitern“
                                          Rudolfskai, Gstättengasse und bissi Schallmoos, dann ist in Salzburg
     Die Club Commission Salzburg
         im Interview mit der uni:press

                                          aber schon aufgeräumt, wenns ums Fortgehen und Feiern geht. Wenn
                                          man auf die verschiedenen Spielarten elektronischer Musik steht
                                          siehts sogar noch düsterer aus. Wenig konsumfreie Räume, eine an-
                                          gestaubte Kulturpolitik und die allgegenwärtige Vereinzelung tun ihr
                                          Übriges dazu. Um hier sukzessive Abhilfe zu schaffen hat sich unlängst
                                          die Salzburg Club Commission formiert, eine Interessenvertretung zur
                                          Förderung der hiesigen Clubkultur. Dany, ein Gründungsmitglied die-
                                          ser Initiative, hat mit der uni:press darüber gesprochen worans hapert
                                          in Salzburg und wo man den Hebel ansetzten müsste:

                                          Das Interview führte David Mehlhart.

                                          Wer seid ihr und was macht die                         tions, von denen es zu wenig gibt bzw. Freiflächen.    die dortige Szene nicht so durchinstitutionalisiert   Wie stehts um das Bewusstsein der Salzbur-
                                          Salzburg Club Commission?                              Geht aber auch dort weiter, dass viele Leute, die      ist wie hier mit dem Rockhouse, der Arge oder der     ger*innen und der Politik für Clubkultur?
                                          Die Club Commission ist eine Interessensvertre-        sich engagieren wollen würden wegziehen, weil in       Szene – was aber zweifelsfrei auch Vorteile mit       Generell würde ich sagen, dass bis jetzt wenig Be-
                                          tung für Leute und Akteure, die in Salzburg Club-      Salzburg kulturell zu arbeiten sehr prekär ist und     sich bringt. Dennoch würde Salzburg noch ein          wusstsein herrscht. Es gibt aber vereinzelt Polti-
                                          kultur betreiben. Es geht am Ende um Lobbyarbeit,      es schwierig ist hier Fuß zu fassen. Es gibt hier zu   oder zwei Häuser mit niederschwelligem Zugang         ker*innen, die sich bewusst sind, welchen gesell-
                                          die wir machen wollen, um bei der Bevölkerung für      wenig Raum, um etwas zu erschaffen aber auch           vertragen.                                            schaftlichen Wert eine Subkultur haben kann. Es
                                          einBewusstsein zu sorgen, aber auch bei der Poli-      um zu scheitern. Das alles sind Punkte die sehr                                                              kommt aber auch dazu, dass es in Salzburg scheint,
                                          tik natürlich. Damit erkannt wird, wie wichtig be-     konträr sind zu dem Image einer Kulturstadt, als       Hat die Stadt hier zu lange geschlafen und            als ob sich viele Menschen mit der Situation abge-
                                          spielbare Räume und Flächen sind, bei denen es         die sich Salzburg gerne selber gibt. Und hier muss     müsste aktiver werden?                                funden haben. Mit der Ankündigung den Rudolfs-
                                          keine Rolle spielt, ob man sich das Ticket leisten     sich dringend was ändern, sonst muss man sich          Salzburg scheint generell ein schwieriges Pflaster    kai umzugestalten, dürfte sich aber die Sichtweise
                                          kann oder nicht. Aktuell bewegt sich das in Salz-      die Frage stellen, was hält junge Menschen in          zu sein, wenn man siehr wie klein die Clubszene       vieler ändern, nicht nur jener, die generell alter-
                                          burg sehr im privaten und kommerziellen Rah-           Salzburg? Hilfe bekamen wir vor allem aus Inns-        bis jetzt ist, vor allem die private und gewinnori-   nativere Angebote vorziehen.
                                          men, wie etwa bei den Festspielen. Was es aber         bruck und Wien, wo es schon länger Club Commis-        entierte. Als Konsequenz dieses kleinen Angebo-
                                          braucht ist ein mehr an Subkultur.                     sions gibt.                                            tes weichen dann viele Jugendliche nach draußen       Was sind die nächsten Schritte die ihr
                                                                                                                                                        aus und verbringen den Abend etwa am Elisa-           als Club Commisson geplant habt?
                                          Was war der entscheidende Punkt, an dem                Was unterscheidet Städte wie Innsbruck und             bethkai, dort aber dann die Anrainer*innen stö-       Bisher ist die meiste Zeit in Vernetzung mit den
                                          man gesehen hat, dass es eine Interessenver-           Wien hinsichtlich der Clubkultur von                   ren. Hier könnte die Stadt einschreiten und           einzelnen Akteur*innen aber auch der Politik ge-
                                          tretung braucht?                                       Salzburg?                                              Räume schaffen, die in vielfältiger Weise bespiel-    flossen, wo wir auch schon einige Treffen hatten.
                                          Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich in Salz-    Es gibt vor allem mehr Häuser, die zum einen sehr      und nutzbar ist.                                      Diese waren auch sehr cool und konstruktiv. Da-
                                          burg sehr wenig tut in dem Bereich und es sehr         niederschwellig arbeiten aber auch ein lokal ori-                                                            neben gab es im „Jazz It“ einen Diskussionsabend.
                                          schwierig ist für Leute sich hier zu etablieren oder   entiertes Programm kuratieren. Ich kann nicht                                                                Direkt geplant ist ein Workshop zu sexualisierter
                                          überhaupt ausprobieren. Das fängt an bei Loca-         genau sagen, woran das liegt, aber vielleicht weil                                                           Gewalt im Club. Dieser wird im kommenden Jahr

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RÄUME - UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT DER UNIVERSITÄT SALZBURG - NOVEMBER 2021 - ÖH SALZBURG
Räume                                                                                                                                                                                                                         RÄUME

                                                                                                                     Ehre, wem
                                                                                                                     keine ehre
                                                            Was müsste sich in den nächsten
                                                            Jahren tun, um eine merkbare
                                                            Veränderung in Salzburg zu spüren?
                                                                                                                     gebührt
                                                                                                                         66 Namen, 1.100 Seiten
                                                                                                                                                                 Bericht, 0 Konsequenzen?
                                                            Ich denke da gibt es keinen Masterplan und jede
                                                            Stadt ist dahingehend unterschiedlich und vieles
                                                            hängt von der vorhandenen Infrastruktur vor Ort
                                                            ab. Wenn es nur Räume gibt, die gewinnorientiert
                                                            arbeiten (müssen), dann muss ich das beim Book-
                                                            ing immer im Hinterkopf behalten, damit man am           Raum ist in der Stadt Salzburg, wie auch überall sonst, begrenztes Gut.
                                                            Enden nicht mit einem Minus aussteigt. Wenn hier         Das zeichnet sich ab, wenn wir Debatten um leistbaren Wohnraum
                                                            die Stadt in Strukturen investieren würde, bei de-
                                                            nen das nicht Voraussetzung ist, könnte sich in
                                                                                                                     führen, aber es zeigt sich eben auch in der Frage danach, wie wir
                                                            den nächsten Jahren richtig viel tun. Auch muss          kollektive Räume miteinander gestalten und wem wir Raum geben,
                                                            die Stadt hier erkennen, wie wichtig Nachhaltig-         oder eben nicht. Wem widmet die Stadt Salzburg also den verfügbaren
                                                            keit in dieser Hinsicht wäre. Schließlich könnte
                                                            eine breit aufgestellte Clubkultur auch dem Tou-
                                                                                                                     öffentlichen Raum? Wen erwähnt sie namentlich? Wen ehrt sie?
                                                            rismus gut tun. Daneben gilt es die kreativen            Und warum sind 66 Menschen davon Nazis?
                                                            Leute, die es in Salzburg gibt, sei es an der Uni, der
                                                                                                                     Von Yael Gold
                                                            FH, dem Mozarteum oder dem SEAD, besser un-

                                                                                                                     N
                                                            tereinander zu vernetzen.
                                                                                                                             och nicht allzu lange ist es her, dass ein     ter, was den konkreten Umgang mit besagten Na-
                                                            Einen konkreten Änderungsvorschlag gibt es auch                  neunköpfiger Historiker*innen-Beirat ei-       zi-Straßennamen angeht. Das hat sich zuletzt
                                                            hinsichtlich der Förderstruktur selbst. Diese hängt              nen etwa 1.100 Seiten langen Bericht vor-      darin geäußert, dass eine knappe politische
                                                            sich sehr oft an klar umrissenen Projekten auf, die      gelegt hat, in dem die Biografien von 66 Personen      Mehrheit sich im September 2021 gegen die Um-
                                                            eingereicht werden müssen. Wichtig wäre hier             herausgearbeitet und schließlich veröffentlicht        benennung der problematischsten Straßenna-
                                                            eine Flexibilisierung, dass man etwa für den Auf-        wurden, die entweder selbst Nationalsozialist*in-      men entschieden hat. Die einen wollen aus büro-
                                                            bau von Infrastruktur Förderungen bekommen               nen oder eng in das NS-Regime verwickelt waren.        kratischen Gründen nicht, dass Adressen sich
                                                            kann, sei es nun die Anschaffung eines Computers,        Noch nicht allzu lange ist es her, dass diese 66 Na-   ändern, die anderen wüssten nicht, nach wem
                                                            die Reparatur einer Toilette oder Instandhaltung.        men in drei Kategorien gegliedert wurden, aus de-      man die Straßen benennen sollte, sodass es fair
                                                            Hier könnte man mit wenig Aufwand viele errei-           nen die Empfehlung hervorging, 29 davon min-           wäre und wieder andere wollen statt einer Umbe-
                                                            chen. Die aktuelle Bürokratie schreckt mit Sicher-       destens mit Zusatztafeln zu versehen und bei 13        nennung oder zumindest Tafeln zur Kontextuali-
        stattfinden und richtet sich vor allem an Betrei-   heit jetzt schon viele ab, überhaupt irgendetwas zu      dringend zu handeln. Und noch nicht allzu lange        sierung lieber QR-Codes, über die man Informa-
        ber*innen von Clubs und Lokalen, um sie für die-    beginnen. Hier wird viel Potenzial verschenkt, was       ist es her, dass ÖVP, FPÖ, NEOS, SALZ und ganz         tionen dann online lesen könnte. Unabhängig
        ses Thema zu sensibilisieren. Dabei arbeiten wir    sehr schade ist. Großes Ziel der Club Commission         vorne dabei selbstverständlich ÖVP-Bürgermeis-         davon, was die Ausrede ist, aufgrund derer man
        mit dem Gewaltschutzzentrum und dem Frauen-         ist es am Ende natürlich für alle ein besseres Kul-      ter Harald Preuner sich dazu entschieden haben,        sich gegen eine Umbenennung entscheidet, bleibt
        notruf zusammen. Es wären auch weitere Work-        turerlebnis zu ermöglichen aber auch für die An-         lieber Nazi-Straßennamen zu erhalten als Straßen       eine Sache immer gleich: Es ist und bleibt am
        shops denkbar, etwa wie bearbeite ich Förde-        erkennung der Freien Szene zu sorgen.                    umzubenennen oder zumindest vernünftige Kon-           Ende nichts als eine Ausrede.
        rungsanträge richtig oder Podiumsdiskussionen                                                                textualisierung zu ermöglichen.
        mit Vertreter*innen der Stadt und der Kulturland-         Weitere Infos                                                                                             Straßennamen werden ständig geändert, neue
        schaft. Sehr gerne kann man sich aber natürlich           Webseite: www.salzburgclubcommission.at            Warum nicht einfach umbenennen?                        Straßen gebaut, ihnen werden neue Namen gege-
        mit Vorschlägen an uns wenden oder sich direkt            Instagram: salzburgclubcommission                  Trotz deutlicher Empfehlungen der Histori-             ben, Systeme werden aktualisiert und Menschen
        engagieren.                                               Facebook: Salzburg Club Commission                 ker*innen-Kommission scheiden sich die Geis-           gewöhnen sich an die Veränderung. Diese Pro-

18                                                                                                                                                                                                                               19
Räume                                                                                                                                                                                                                           RÄUME

                                                                                                                                                                                                     Das Stichwort
                                                                                                                                                                                                     lautet historische
                                                                                                                                                                                                     Verantwortung, hat
                                                                                                                    Macht, darüber zu entscheiden, wer in dieser Stadt
                                                                                                                    Raum bekommt und wer in dieser Debatte schließ-
                                                                                                                                                                          man Betroffenen zu-
                                                                                                                                                                          hören und ihre Be-
                                                                                                                                                                                                     aber die Stadt Salz-
                                                                                                                    lich auch öffentlich geehrt wird. Es geht ja nicht    lange ernst nehmen,        burg scheinbar noch
                                                                                                                    nur um einen bürokratischen Prozess, sondern vor      wenn man als alter,
                                                                                                                    allem darum, dass Nationalsozialist*innen die         weißer, privilegierter     nicht erreicht.
                                                                                                                    Ehre erfahren, dass Straßen nach ihnen benannt        cis-Mann      sowieso
                                                                                                                    sind und Menschen mit politischer Macht heute         nicht    auf    deren
                                                                                                                    für den Erhalt dieser Straßennamen sehr vehe-         Stimmen angewiesen ist? Das Stichwort lautet his-
                                                                                                                    ment kämpfen. Das ist ein Schlag ins Gesicht für      torische Verantwortung, hat aber die Stadt Salzburg
                                                                                                                    alle Betroffenen von struktureller Diskriminie-       scheinbar noch nicht erreicht.
                                                                                                                    rung, die in diesen Debatten de facto nicht statt-
                                                                                                                    finden, obwohl gerade diese Stimmen eigentlich        Wer wird gehört? Und wer
                                                                                                                    am stärksten hörbar gemacht werden müssten.           gehört zu Salzburg?
                                                                                                                                                                          Es geht um viel mehr als „nur“ die endlich mehr
                                                                                                                    Auch deshalb fanden im Laufe der Zeit verschie-       als notwendige Entnazifizierung der Symbolwelt
                                                                                                                    dene Aktionen und Diskussionen um die Straßen-        des öffentlichen Raums, es geht auch darum, dass
                                                                                                                    namen und was mit ihnen passieren soll, statt.        jene Parteien und deren individuelle Mitglieder,
                                                                                                                    Denn nicht alle Menschen sind so d‘accord damit,      die diese bisher verunmöglicht haben, sich endlich
                                                                                                                    Nazis Raum zu geben, wie es der Bürgermeister der     mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinanderset-
                                                                                                                    Stadt Salzburg ist. Von einem Memory-Spiel im         zen und sich fragen müssen: Haben wir wirklich
                                                                                                                    Dezember 2020, das ein Umdenken der Salzburger        aus der Geschichte gelernt? Und wenn ja: Wieso
        zesse brauchen Zeit, aber jeder Tag, an dem nicht     Ausnahme von vier Straßennamen gar vor, statt         Erinnerungskultur forderte, über Podiumsdiskus-       handeln wir dann nicht dementsprechend? Es
        gehandelt wird, ist ein weiterer Tag, an dem Ver-     die übrigen Straßen umzubenennen, die Schilder        sionen zu Leon Kahanes Ausstellung „Les Dran-         reicht nicht, Materialien zur Recherche für Bür-
        änderung und der Prozess, den diese Veränderung       der besagten Straßennamen mit QR-Codes zu ver-        céens“ in Salzburg im Juli und August, wo unter an-   ger*innen online zur Verfügung zu stellen und
        braucht, verunmöglicht wird. Der Marko-Fein-          sehen, die dann Informationen online liefern soll-    derem Sashi Turkof, die Co-Präsidentin der            dann so zu tun, als wäre damit die eigene Ge-
        gold-Steg, wenngleich sich hier ganz andere Ab-       ten. Das wäre politisch kein Aufwand, denn die        Jüdischen Österreichischen Hochschüler*innen          schichte aufgearbeitet, während weiterhin Natio-
        gründe des Diskurses auftun und der Umgang der        Parteien müssten sich – zu ihrem Vorteil – nicht      gemeinsam mit den Künstlern Leon Kahane und           nalsozialist*innen namentliche Erwähnung und
        Stadt Salzburg mit den Wünschen von Hanna             kritisch mit ihrer eigenen Positionierung und Ver-    Eduard Freudmann über Erinnerungskultur, das          damit schließlich Ehrung im öffentlichen Raum
        Feingold, Marko Feingolds Witwe, mehr als prob-       gangenheit auseinandersetzen, sie müssten keine       Lueger-Denkmal in Wien und die Straßennamen in        der Stadt Salzburg erfahren. Es geht darum, Raum
        lematisch war, ist dennoch ein anschauliches Bei-     großen bürokratischen Prozesse durchlaufen und        Salzburg diskutierten, wurden durch diese Projekte    neu zu denken und neu zu gestalten und endlich
        spiel dafür, dass Umbenennung funktionieren und       sie wüssten auch ganz genau, dass kein Mensch,        Räume geschaffen, in denen verschiedene Betrof-       den Menschen, die zuvor systematisch unter-
        das Stadtbild nachhaltig beeinflussen und neu         aber auch wirklich kein Mensch, jemals einen die-     fene zu Wort kommen konnten. Dennoch wurden           drückt, ausgegrenzt und deren Vorfahren schließ-
        prägen kann. Es ist aber auch nur ein erster, nur     ser QR-Codes scannen würde, weil niemand sich         gerade diese Stimmen in der Medienlandschaft          lich in großen Teilen ermordet wurden, eine Mög-
        sehr kleiner und widerwilliger Schritt nach vorne,    den Aufwand macht, am Weg nach Hause, zur Ar-         oder in politischen Diskussionen kaum bis gar nicht   lichkeit zu geben, ihre Stimme zu diesen Belangen,
        in dem die Wünsche direkt betroffener Jüdinnen*-      beit oder zu Freund*innen die Geschichte jedes        gehört. Und da sind wir wieder bei der Frage nach     die sie direkt betreffen, zu äußern. Es geht auch
        Juden nicht respektiert wurden und auf den mit        Straßennamens zu scannen, sollten diese QR-           Raum, Macht und Sichtbarkeit.                         darum, ihnen endlich Sichtbarkeit und Repräsen-
        der Abstimmung gegen die Umbenennung von Na-          Codes denn überhaupt jemandem auffallen. Man                                                                tation im Stadtbild zukommen zu lassen. Gerade
        zi-Straßennamen wieder fünf Schritte zurück           lebt halt dann damit, dass das wahrscheinlich ein     Wieso sollte die Stadt Salzburg auch plötzlich        die Diskussion um den Umgang mit und die Um-
        folgten. Man muss sich also fragen, ob es der Stadt   Nazi war. Alles wie immer in Österreich. Bloß keine   Straßen, wie es beispielsweise in Frankreich          benennung von Nazi-Straßennamen böte sich
        Salzburg mit der Umbenennung des Stegs wirklich       Schuld eingestehen. Bloß keiner Verantwortung         durchaus gängig ist, nach Widerstandskämp-            hierfür mehr als perfekt an.
        um die Ehrung Marko Feingolds ging oder nicht         nachkommen. Erinnerungsverweigerung war und           fer*innen, oder gar nach BIPOC, nach Jüdinnen*-
        vielmehr darum, die Umbenennung dafür zu inst-        ist integraler Bestandteil der konservativ-öster-     Juden, nach Sinti*zze und Rom*nja, nach Men-          Am Ende der Diskussion stellt sich aber unabhän-
        rumentalisieren, sich mit falschen Lorbeeren zu       reichischen Identitätspolitik.                        schen mit Behinderung, LGBTQ-Aktivist*innen           gig von dem, was in Zukunft mit diesen Straßen-
        schmücken und sich so von der Arbeit an anderen                                                             oder anderen progressiven und/oder marginali-         namen geschehen wird, eigentlich nur noch eine
        Problemen freizusprechen.                             Wer entscheidet über wen?                             sierten Personen oder Organisationen benennen,        Frage: Wo steht jemand eigentlich wirklich poli-
                                                              In dieser Diskussion wird vor allem auf politischer   die sich konsequent gegen faschistische Struktu-      tisch, der bewusst für den Erhalt von Nazi-Stra-
        Der Historiker Robert Kriechbaumer, der nicht Teil    Ebene – vermutlich auch ganz bewusst – ein we-        ren positionierten, wenn sie sich auch für Natio-     ßennamen kämpft?
        der neunköpfigen Kommission war, schlug mit           sentlicher Punkt gar nicht beleuchtet: Macht. Die     nalsozialist*innen entscheiden kann? Wieso sollte

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Räume                                                                                                                                  RÄUME

        Ein Plädoyer für
        die offene Stadt
                     Was macht eine offene Stadt aus und warum ist es so wichtig, dafür zu
                         planen und darüber nachzudenken? Eingriffe in die Stadt, wie
                      aktuell am Kajetanerplatz realisiert oder am Rudolfskai geplant, ver-
                      ändern diese naturgemäß. Im weiteren Verlauf wollen wir durch die
                      Brille Richard Sennetts einen Blick auf Städte sowie deren Verände-
                     rungen und möglichen Öffnungen werfen. Ein Plädoyer für eine offene
                              Gesellschaft, und die offene Stadt als deren Allegorie.
                                                            Von Christian Veichtlbauer

        I
           n rasender Geschwindigkeit findet         wirklich nicht davon bedroht eine solche     schaft, als um eine Bestandsaufnahme
           Verstädterung und Zersiedelung zu-        Megacity zu werden, aber dennoch wol-        der gegenwärtigen Welt und zugleich um
           gleich statt. In unserer Welt leben       len wir uns mit deren Eigenschaften und      eine wertfreie Voraussage für die Zu-
        mehr als 50 Prozent der Menschen in          Entwicklungen beschäftigen um auch im        kunft. Es gilt die eigenen Erfahrungen
        Städten (für 2050 werden bereits zwei        kleinen Maßstab den Blick für wesentli-      mit theoretischen Erkenntnissen aus
        Drittel prognostiziert), davon eine wach-    che Merkmale von Städten zu schärfen.        dem weiten Feld von Stadtplanung, Ge-
        sende Zahl in Megastädten mit mehr als 5     Das Idealbild einer offenen Stadt steht      schichte der Stadt und ihrer Soziologie
        oder gar 10 Millionen Menschen. Doch die     dabei zur Disposition.                       sowie der Architektur zu verbinden.
        städtische Lebensart geht weit über die
        Grenzen ebenjener als Ort hinaus. Dies ist   Wollen wir dem Wunsch nach Offenheit         Unter offen wird verstanden, dass die Be-
        Ausgangspunkt der Betrachtungen über         folgen, müssen wir die bestehenden           wohner:innen Möglichkeiten haben, ei-
        die Stadt als den Ort des Gegenwärtigen,     Städte und die Regionen der Welt wo sich     gene Bedürfnisse weitgehend frei von
        aber auch des zukünftigen gesellschaftli-    eine Urbanisierung erst vollzieht ins        äußeren Zwängen oder Richtlinien aus-
        chen Zusammenlebens. Der Blick muss          Auge fassen. Wer verstehen will, warum       zuleben. Um dies zu versinnbildlichen,
        sich dabei über den Tellerrand hinweg        eine offene Stadt für die Gesellschaft von   können wir uns ein Labor oder eine
        auf die ganze Welt richten, denn die         zentraler Bedeutung ist, muss sich auf die   Werkstätte nach der Trial-and-Er-
        neuen Städte, oft auch Megacitys ge-         Auseinandersetzung mit all Ihren Di-         ror-Methode vorstellen. Legen wir dieses
        nannt, entstehen nicht in den alten Met-     mensionen einlassen. Hierbei geht es we-     Prinzip auf die Stadt um, so kann davon
        ropolen des Westens. Nun ist Salzburg        niger um eine neue Theorie der Gesell-       gesprochen werden, dass diese aus sich

22                                                                                                                                            23
Räume                                                                                                                                                                                                                            RÄUME

                                                                                                                     Das Thema Städtebau als solches ist ein recht         Globus wie individuelle ästhetische Verwirkli-
                                                                                                                     komplexes und nicht leicht zu greifen. Ein gegebe-    chungen von Architekt:innen. Die Bauten wirken
                                                                                                                     ner Kenntnisstand in den Bereichen Stadtsoziolo-      wie zusammenhangslos in den städtischen Raum
                                                                                                                     gie, Geschichte, Architektur oder Politik kann sehr   gewürfelt. Die Qualitäten für den öffentlichen
                                                                                                                     unterschiedliche Ausgangspunkte generieren. Es        Raum haben dabei ein breites Spektrum.
                                                                                                                     lassen sich keine klaren Kategorien dafür finden,
                                                                                                                     was eine Stadt lebenswert macht. Genau bei die-       Die Frage ist nach dem Verhältnis von gebauter
                                                                                                                     sem Problem können wir mit einer Unterschei-          Struktur und der Umwelt der Gesellschaft auf der
                                                                                                                     dung Richard Sennetts anknüpfen. Eine Unter-          einen Seite sowie der Beschaffenheit von Gesell-
                                                                                                                     scheidung der beiden Kernbegriffe ville und cité.     schaft auf der anderen. Keine der beiden Seiten
                                                                                                                                                                           kann losgelöst von der anderen betrachtet werden.
                                                                                                                     Mit ville wird die architektonische Stadt, der be-    Sie sind wechselseitig voneinander abhängig,
                                                                                                                     baute und geplante Raum beschrieben. Nur ergibt       wenn auch beide ein Eigenleben führen und die
                                                                    Die cité ist zwar                                sich aus einem bestimmten Baustil nicht automa-       Zusammenhänge multikausal sind. Hier befinden

                                                                    jenseits des gebau-                              tisch auch ein bestimmter (politischer) Charakter     wir uns im Einklang mit dem in der Soziologie
                                                                                                                     oder eine besondere Eigenlogik einer Stadt, welche    gängigen relationalen Raumbegriff, der Raum
                                                                    ten Raumes, aber                                 wiederum nicht einfach reproduzierbar ist. Die        nicht als absolut begreift, sondern als einen durch
                                                                    naturgemäß eng                                   ville steht für die von oben geplante Stadt (top      Gesellschaft konstruierten. An dieser Stelle wollen
                                                                                                                     down). Unter cité fassen wir all jene Wahrneh-        wir nicht zu sehr in konstruktivistische Konzepte
                                                                    mit ihm verbunden.                               mungen und städtischen Eigenlogiken – gewis-          abtauchen, sondern ganz klar das Gebaute, die
                                                                    Sie ist so etwas wie                             sermaßen die Seele der Stadt – zusammen. Die cité     Planungen, die Prozesse hinter den Raumbildun-

                                                                    der städtische Eigen-                            ist zwar jenseits des gebauten Raumes, aber na-       gen, die Typen und Formen, die Stadt annehmen
                                                                                                                     turgemäß eng mit ihm verbunden. Sie ist so etwas      kann, im Blick behalten. Durch Fokussierungen
                                                                    sinn und die aktive                              wie der städtische Eigensinn und die aktive Ausge-    auf einzelne dieser Parameter können wir Be-
                                                                    Ausgestaltung der                                staltung der Stadt durch ihre Bewohner:innen, die     trachtungen auf verschiedenen Sphären von
                                                                                                                     sich selbst und den Raum anordnen, der im besten      Stadt, das Physische oder die (gebauten) Ergeb-
                                                                    Stadt durch ihre                                 Fall für sie, aber möglicherweise auch für andere     nisse von Aushandlungsprozessen und gesell-
                                                                    Bewohner:innen                                   Zwecke gebaut worden ist. Unter cité kann man         schaftlichen Diskursen anstellen.
                                                                                                                     mehr oder weniger an die Stadt von unten denken
                                                                                                                     (bottom up). Die Unterschiede zwischen ville und      Die offene Stadt ist in weiten Teilen gleichbedeu-
                                                                                                                     cité gilt es herauszuarbeiten und zu verdeutlichen,   tend mit der Gesellschaft als Ganzes. Jede Stadt
                                                                                                                     welche Konsequenzen es hat, wenn Menschen sich        und deren Bewohner:innen sind einzigartig. Für
        selbst heraus lebt. Stadt wird eben nicht nur (von   Die Stadt soll demnach ein Sinnbild für die in ihr      einen Raum aneignen, ihn formen und mit ihm die       die offene Stadt gibt es demnach keine universa-
        oben) gemacht und angeordnet, sondern auch ge-       lebende Gesellschaft sein. In ethischer Hinsicht        politischen Gegebenheiten der Gesellschaft ver-       len Regeln welchen die Planer:innen zu folgen
        lebt und ständig weiterentwickelt. Hierzu wiede-     toleriert eine offene Stadt natürlich Unterschiede      ändern. Sollte nun Stadtplanung die bestehende        haben, vielmehr könnten wir beginnen die Stadt
        rum müssen sich die Menschen den Raum bis zu         und fördert Gleichheit. Gleichzeitig aber befreit sie   Gesellschaft repräsentieren oder sie zu ändern        und deren Planung dialektisch zu verstehen. Die
        einem gewissen Grad aneignen können. Dieses          in einem spezifischen Sinn die Menschen auch aus        versuchen? Diese Frage lässt sich in der genaueren    Stadt ist sowohl Synonym für die Gesellschaft an
        ständige Zusammenspiel mit der Stadt sowie die       der Zwangsjacke des festen Vertrauten, indem sie        Auseinandersetzung mit dem top down – bottom          sich, als auch der Ort, an dem Gesellschaft statt-
        Folgen der damit verbundenen sozialen Prozesse       ein Terrain schafft, auf dem die Menschen experi-       up Prozess vertiefen.                                 findet und auf die Widerstände trifft, welche sie
        sind prägend für das urbane Gewebe. Auch die „of-    mentieren und Erfahrungen machen können. In                                                                   selbst formt und in der Wechselwirkung wiede-
        fizielle“ Raumplanung ist ein Teil dieser Ausein-    Augenschein genommen werden müssen dabei                Auch aus einem gesellschaftlichen Blickwinkel         rum die Stadt prägt.
        andersetzungen. Eine offene Stadt ist jedoch nicht   sowohl architektonische Aspekte als auch im Be-         heraus stellen wir fest, dass die gebaute Umwelt
        automatisch gegen Stadtplanung von oben, son-        sonderen einzelne Gebäude und ganze Städte so-          meist mehr ist als nur ein Abglanz von Politik und
        dern sieht eine eng verwobene Zusammenarbeit         wie deren politische Systeme. Dafür muss man re-        Ökonomie. Über diesen Bedingungen steht die ba-       Literatur
        zwischen der fachliche Expertise der Bauleute und    gelmäßig seinen Schreibtisch verlassen, um die          sale Erkenntnis, dass die Formen der gebauten         Richard Sennett (2018).
        der Lebenserfahrung der Bewohner:innen als zen-      bebaute und bewohnte Welt zu untersuchen. Vor           Umwelt das Ergebnis des Willens derjenigen seien,     Die offene Stadt – Eine Ethik
        tral an. Der Raum steht dabei allen offen zur Ver-   allem gilt es aber auch den Raum so weit als mög-       die sie erbaut haben. Nicht zu selten wirken die in   des Bauens und Bewohnens
        fügung und Neues kann erschaffen werden.             lich mitzugestalten.                                    jüngerer Zeit errichteten Gebäude rund um den

24                                                                                                                                                                                                                                  25
Räume                                                                                                                                                                                                                                                             RÄUME

                                                           Studierende „Raum“?
                                                                                                                                  Freie Räume an der Uni                            Fachbibliothek für                       der einzige Raum, um an der Uni teilzu-
                                                                                                                                  Da sich die Paris Lodron Universität Salz-        Naturwissenschaften                      nehmen. Jedoch wirft dieser Raum viele

                                                           (Wo) haben wir
                                                                                                                                  burg coronabedingt sich derzeit für Stu-       »» Studierendenarbeitszone,                 Fragen auf. Abgesehen von dem techni-
                                                                                                                                  dierende im Hybrid-Modus befindet, ist            Erdgeschoß neben Mensa                   schen und digitalen „Know-How“, wel-
                                                                                                                                  es für viele nicht zeitlich möglich nach ei-                                               ches man für diesen Raum benötigt, gibt
                                                                                                                                  ner Präsentveranstaltung ihre On-              Rechtswissenschaftliche Fakultät:           es auch den finanziellen Punkt zu be-

                                                                                 ein kurzer Überblick zum aktuellen Lehrbetrieb
                                                                                                                                  line-Lehrveranstaltungen zuhause zu ab-        »» Kommunikationszone in der Fachbib-       rücksichtigen. Denn es gibt Studierende,
                                                                                                                                  solvieren. Das stößt auf ein großes               liothek für Rechtswissenschaften         die aufgrund ihrer finanziellen Mittel
                                                                                                                                  Problem, zu welchem sich die Universität          (Toskanatrakt und                        nicht die Möglichkeit besitzen, sich
                                                                                                                                  etwas überlegen musste. Aus diesem                Firmian-Salm-Haus)                       hochpreisige funktionierende Geräte
                                                                                                                                  Grund gibt es jetzt Räumlichkeiten extra       »» Weitere Möglichkeiten:                   und Software zuzulegen. Diese Geräte
                                                                                                                                  für diese Online-Veranstaltungen. Zudem        »» Kommunikationszone in der                werden allerdings für „Webex“ drin-
                                                                                                                                  wurden außerdem noch Räume für den                Universitätsbibliothek                   gend benötigt. Diesbezüglich gibt es vom
                                                                                                                                  kommunikativen Austausch zur Verfü-                                                        Staat fast so gut wie keine Förderungen
                                                                                                                                  gung           gestellt,        sogenannte                                                 und wenn, sind diese nur schwer zu be-
                                                                                                                                  „Kommunikationszonen“.                         Präsentveranstaltungen                      kommen und mit viel Aufwand verbun-
                                                                                                                                                                                 stark begrenzt                              den. Fühlen sich Student*innen und
                                                                                                                                                                                 Es wird nicht nur Raum für die On-          Professor*innen in dieser Räumlichkeit
                                                                                                                                  Eine Auflistung dieser                         line-Lehrveranstaltungen benötigt, son-     überhaupt wohl und sicher?
                                                                                                                                  Räumlichkeiten an der Universität              dern auch für die Lehrveranstaltungen,
                                                                                                                                  Salzburg findet ihr hier:                      welche in Präsenz stattfinden. Aufgrund     Da das „Webex“ nur digital existiert und
                                                                                                                                                                                 der Coronamaßnahmen sind die Plätze         keine vier Wände besitzt, gibt es kein
                                                                                                                                  Unipark Nonntal:                               für die Studierenden stark begrenzt wor-    wirkliches Gemeinschaftsgefühl. Denn
                                                                                                                                  »» WWW SCR                                     den. Demnach müssen bzw. können sich        die Studierenden begegnen ihren Kom-
                                                                                                                                     (Studierenden Computer Raum)                die meisten Student*innen ihre Vorle-       militon*innen und ihren Professor*in-
                                                                                                                                  »» Seminarraum 3.303 (FB Romanistik)           sungen mittels „Webex“ anhören. Einige      nen nur über eine Kamera. Niemand hat
                                                                                                                                  »» Seminarraum 3.350 (FB Romanistik)           Student*innen wünschen sich jedoch          eine physisch existierende Person vor
                                                                                                                                  »» Kommunikationszone in der                   mehr Präsenzunterricht beziehungs-          sich sitzen. In Wirklichkeit wird nur ein
                                                                                                                                     Fachbibliothek Unipark                      weise ein ausgewogeneres Hybridsys-         eigener kleiner digitaler Platz kreiert.
                                                                                                                                  »» Mensa Unipark, Galerie 1. Stock             tem, welches zwischen präsent und on-       Dieser Platz kann sich sehr einsam und
                                                                                                                                                                                 line wechselt. Laut eines Artikels von      isoliert anfühlen, besonders wenn sich
                                                                                                                                  Rudolfskai 42:                                 „Der Standard“ vom 19. Oktober 2021 be-     jemand allein in seinem Zimmer befin-
                                                                                                                                  »» U 14 EDV-Raum                               vorzugt die Hälfte der Studierenden die     det. Mit „Webex“ haben es besonders die
                                                                                                                                  »» PR 115 A / B (dieser Raum wird parallel     Hybrid-Lehre, die andere Hälfte möchte      Menschen schwer, welche generell ein
                                                                                                                                     auch für Lehrveranstaltungen genutzt,       hingegen     keinen    Online-Unterricht    Problem mit Aufmerksamkeit, Konzent-
                                                                                                                                     und steht deshalb nur teilweise als         mehr.                                       ration und Ablenkung haben. Denn es ist
                                                                                                                                     Lernraum zur Verfügung – bitte                                                          sehr leicht, sich neben seiner „We-
         Für Student*innen ist es ganz besonders wichtig einen Raum zu haben an dem es                                               Aushang beachten)                           Hier kann man weiterlesen:                  bex“-Vorlesung eine andere Beschäfti-
                                                                                                                                  »» U 10 (dieser Raum wird parallel auch        Der Standard                                gung zu suchen. Darunter leidet natürlich
          möglich ist, ungestört lernen und arbeiten zu können. Aber genauso wichtig ist                                             für Lehrveranstaltungen genutzt, und        https://www.derstandard.at/consent/         auch dann die Leistung und die Psyche.
         ein Raum für die Kommunikation, um sich uneingeschränkt mit seinen Kommi-                                                   steht deshalb nur teilweise als             tcf/story/2000130547169/                    Im Gegensatz dazu war und ist „Webex“
         liton*innen austauschen zu können. Normalerweise ist dafür genug Platz an der                                               Lernraum zur Verfügung – bitte              die-haelfte-der-studierenden-will-ku-       in Pandemiezeiten die einzige Möglich-
                                                                                                                                     Aushang beachten)                           enftig-hybride-lehre?ref=artwh              keit für Studierende an Wissen zu gelan-
        Uni. Aber was passiert, wenn die Universität geschlossen ist? Beziehungsweise wo                                          »» Kommunikationszone in der                                                               gen. Es hilft die Verbindung zu den Kom-
        kann jemand ungestört seine Online-Vorlesungen anhören? Besonders in Corona-                                                 Fachbibliothek Unipark                                                                  militon*innen und den Professor*innen
                 zeiten ist das ein Thema, welches viele Studierende beschäftigt.                                                                                                Der Webex-Raum                              aufrechtzuerhalten und sorgt dafür, dass
                                                                                                                                  Naturwissenschaftliche Fakultät,               Ein Raum, der in Wirklichkeit nicht exis-   das Studium weitergeführt werden kann.
                                          Von Alica Diem                                                                          Hellbrunner Straße 34:                         tiert. Aber der „Webex-Raum“ ist für
                                                                                                                                  »» Kommunikationszone in der                   Student*innen in der heutigen Zeit fast

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