Rundbrief 2019 BUND Region Hannover - Bund für Umwelt und ...
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Editorial 03 Interview mit Daniel Fuhrhop 19-20 Vertragsnaturschutz 04-05 Begrüntes Hannover 21-23 BUND-Ackergruppe 05 Vorstand 24 Humustagung 06-07 AG Naturfotografie 25-26 Universum Kleingarten 08-09 AG Fledermäuse 27-28 Mittellandkanal 10 AG Amphibien 29-30 Ameisenbläuling 11 Mehlschwalben 31-33 ÖSML 12 Weißstörche 33-35 Höversche Kippen 13 BUNDjugend / JANUN 36-37 Kompensation Wedemark 14-15 Naturrallye für Kinder / 38 BUND-Nachwuchsschulen Wietze 15 Einladung zur 39 Interview mit Georg Wilhelm 16-17 Mitgliederversammlung 2019 AG Stadtentwicklung 18 Veranstaltungskalender 40-50 BUND aktiv 51-53 Impressum Herausgeber: BUND Region Hannover, Goebenstraße 3a, 30161 Hannover Redaktion: Sabine Littkemann (verantw.), Kristina Bastian, Cornelia Booß-Ziegling, Sibylle Maurer-Wohlatz Titelbild: Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falcata), fotografiert von Marc Gerecke (AG Naturfotografie) auf einer vom NABU und BUND geretteten Magerwiese bei Gailhof in der Wedemark (Bericht siehe Seite 14-15) Rückseite: Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas), Weibchen, fotografiert von Hanne Laabs (AG Naturfotografie) auf der Magerwiese bei Gailhof (Seite 14-15) Satz und Layout: Baensch Plus GmbH, Eike-Christian Bänsch Druck: dieUmweltDruckerei GmbH | Auflage: 5.000 Exemplare Stand: Februar 2019 | Erscheinungsweise: Einmal pro Jahr Redaktionsschluss für den Rundbrief 59 ist der 22.01.2020 Ein Nachdruck der Artikel ist mit Quellenangabe und Information der Redaktion ausdrücklich erwünscht. Die Beiträge einschließlich der Fotos liegen in der Verantwortlichkeit der Verfasser. Der BUND Region Hannover dankt dem Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover für die jährliche institutionelle Förderung. Die im Rundbrief oftmals genannte männliche Form (wie Naturschützer) bezieht sich gleichermaßen auf Personen jeden Geschlechts. Auf eine Mehrfachbezeichnung wurde zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.
Liebe Mitglieder, 03 3 liebe Freundinnen und Freunde des BUND, Editorial im vergangenen Jahr konnte der BUND Region Hannover wieder gezielt Schwach- stellen im Naturschutz aufzeigen und mit Vorschlägen für Alternativlösungen punk- ten. Nicht genug im Fokus standen die land- wirtschaftlichen Flächen, obwohl sie über 53 Prozent der Fläche in der Region einnehmen. Angesichts des dramatischen Artenschwunds von Insekten, Vögeln und Wildpflanzen in der Agrarlandschaft und den spürbaren Folgen des Klimawandels müssen jetzt alle Alarmglocken schrillen! Nicht umsonst sind Boden zu richten, um gemeinsam nach 35.000 Menschen, viele auch aus unserer Lösungen für alle Betriebe zu suchen: für Region, zur großen Agrardemonstration „Wir mehr Biodiversität im und auf dem Boden, haben es satt“ nach Berlin gefahren. eine ganzjährigen Bodenbedeckung, natürli- che Pflanzenstärkung und giftfreie Alterna- In der Stadt Hannover sind in den letzten 20 tiven zu Glyphosat. Die BUND-Bodentagung Jahren die Agrarflächen von 3.800 auf 2.800 zum Humusaufbau im November war in die- Hektar geschrumpft. Seit Jahren macht sich ser Hinsicht ein Highlight. Sie hat gezeigt, der BUND dafür stark, dass die 940 Hektar dass das 1.5 Grad-Ziel nur erreicht werden städtische Flächen an Biobetriebe verpachtet kann, wenn in allen Bereichen Treibhausgase werden. Die „Bundeshauptstadt der Biodiver- reduziert werden. Hier gilt es Lösungsstrate- sität“ setzt dies bisher in der Praxis nicht um, gien zu erarbeiten, die allen nützen. obwohl es eine Chance wäre, Biodiversität, pestizidfreie Flächen und Bodenschutz voran Deshalb werden wir uns mit den vielen zu bringen. Wir sind gespannt, ob sich das ehrenamtlichen und hauptamtlichen Aktiven 2019 ändern wird! im BUND Region Hannover auch in diesem Jahr wieder für Artenvielfalt, eine zukunfts- Die neuen Maßnahmen zum Vertrags- fähige Landwirtschaft und den Klimaschutz naturschutz der Region Hannover gehören einsetzen. Gemeinsam können wir etwas ebenfalls auf den Prüfstand. In Zukunft soll- bewegen! ten nur noch solche Leistungen honoriert werden, die nachweislich der Förderung von Einen Einblick in unsere breit gefächerten Insekten und Feldvögeln dienen. Aktivitäten des vergangenen Jahres möchten wir Ihnen auf den folgenden Seiten zeigen. Angesichts der immer stärker spürbaren Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen! Folgen des Klimawandels stellt sich die Frage nach der ambivalenten Rolle der Landwirt- Herzlichst, schaft: als Verursacher von Treibhausgasen und zugleich als Betroffener zunehmender Sibylle Maurer-Wohlatz Wetterextreme. Daher schlägt der BUND vor, in der Region jetzt den Fokus auf den
04 Vertragsnaturschutz Foto: Georg Wilhelm Viel wertvoller als ein kurzes Blüten-Strohfeuer mit wenigen Kulturpflanzen sind mehrjähri- ge oder dauerhafte, artenreiche Blühflächen mit heimischen Arten wie auf dieser Fläche. Beispiel Wilde Karde (rechts): Zur Blütezeit wird sie von einer Vielzahl von Insekten be- sucht, später ist sie geradezu ein Magnet für Stieglitze. Viel Geld für wenig Sinn Wenn das nicht nach einer erfreulichen Nachricht wurden, fallen im Vergleich dazu kaum ins Gewicht. aussieht: Die Region Hannover spendiert über sechs Vor allem jedoch durften die Landwirte sich Blühflä- Jahre insgesamt mehr als eineinhalb Millionen Euro chen bezuschussen lassen, die sie ohnehin angelegt für Vertragsnaturschutz auf landwirtschaftlichen hätten, um ihre Greeningverpflichtungen zu erfül- Flächen. Gut gemeint heißt aber nicht unbedingt gut len. Das heißt, es musste kein einziger Quadratmeter gemacht, und so ist es leider auch hier. Blühfläche zusätzlich angelegt werden, um die Na- turschutzgelder zu erhalten. Die Ausgaben sind in Der Renner unter verschiedenen angebotenen Maß- diesem Fall für die Natur völlig sinnlos. nahmen, die die Naturschutzbehörde belohnt, waren 2018 zum Start des Programms einjährige Blühstrei- Natürlich kann man den Landwirten keinen Vorwurf fen zur Förderung von Insekten, die fast 80 Prozent machen, wenn sie Zuschüsse für etwas annehmen, der Vertragsnaturschutzflächen ausmachten. Dafür was sie sowieso tun. Auch der Region und ihrem musste bis Mitte Mai eine Blühmischung eingesät Projektpartner, dem Landvolk, ist zu Gute zu halten, werden, die Ende September schon wieder beseitigt dass das Programm 2018 sehr schnell auf die Beine werden durfte. Der Haken dabei: Der Wert solcher gestellt werden musste und dann schon mal etwas Flächen etwa für Wildbienen und Schmetterlinge schief gehen kann. Grundfalsch ist es aber, wenn die ist äußerst gering, denn der Lebensraum ist viel zu Irrtümer wiederholt werden. Schon im September kurzlebig. hatten wir auf den Konstruktionsfehler der Blüh- streifenförderung aufmerksam gemacht. Wir legten Aber werden mit dem vielen Geld überhaupt zusätz- dann detaillierte Vorschläge für Maßnahmen vor, liche Blühstreifen geschaffen? Die Landwirte sind in die Insekten oder Feldvögeln wirklich etwas nutzen der EU seit 2015 durch das sogenannte Greening in und immerhin werden jetzt auch Verträge für mehr- der Regel verpflichtet, auf fünf Prozent ihres Lan- jährige Blühflächen angeboten. Erneut werden aber des etwas für die Natur zu tun, zum Beispiel Blüh- in diesem Jahr einjährige Blühflächen bezuschusst, flächen oder Brachen anzulegen. Diese Blühflächen die die Landwirte für das Greening anlegen, was si- und Brachen machten 2018 in der Region Hannover cherlich wieder viel attraktiver als tatsächlicher Na- 2320 Hektar aus. Die 93 Hektar Blühstreifen, die turschutz sein wird. Außerdem sind auch die übrigen von der Region aus Naturschutzgeldern bezuschusst Maßnahmen überwiegend fachlich fragwürdig, zum
05 Dass es auch anders ginge, zeigt die Jägerschaft, Fotos: Sibylle Maurer-Wohlatz Vertragsnaturschutz die neuerdings ebenfalls mit Regionsgeldern Vertragsnaturschutz anbietet. Die Maßnahmen etwa für Rebhühner entsprechen nicht nur dem Stand der Wissenschaft. Ausgeschlossen sind auch Greening- flächen, das heißt, es handelt sich wirklich um zu- sätzliche Flächen für die Natur. Ob damit aber gegen die überwiegend wertlosen, aber lukrativeren Ange- Wilde Karde bote konkurriert werden kann, ist die Frage. Sehr zu befürchten ist, dass auch in diesem Jahr von den viel Beispiel Rebhuhnschutzstreifen, die viel zu schmal zu knappen Naturschutzmitteln eine sechsstellige sind oder Altgrasstreifen, die zum Schutz von Insek- Summe abermals praktisch ohne Nutzen verschwen- ten und Wiesenbrütern nicht funktionieren können, det wird. weil sie nach wenigen Wochen wieder abgemäht werden. Georg Wilhelm BUND Ackergruppe Gewöhnlicher Natternkopf mit Hummelbesuch Boden- und Biodiversitäts-Experimente auf BUND-Pachtacker Es geht um alte Sorten, auch kreuzungsgefährdete, blütlern sowie Gründüngermischungen zwischen die wir unverfälscht auf unserem „Acker“ bei Jein- den Kulturreihen. Unsere Tiefwurzler haben der Tro- sen erhalten, weit weg von anderen Gemüsekultu- ckenheit getrotzt, wie die rund 50 Tomatensorten, ren. Angefangen haben wir mit der Saatgutgewin- deren Boden mit Heu und Stroh gemulcht war und nung von Tomaten, Bohnen, Mais und Zucchini. die erst sehr spät gewässert werden mussten. Profi- Inzwischen experimentieren wir mit der Kombina- tiert haben viele Insekten wie Hummeln, Schweb- tion verschiedener artenvielfältiger Kulturen und fliegen und Falter, die kontinuierlich in dieser Humusaufbau sowie Pflanzenkohle. Oase Nahrung finden konnten, auch im Spätsom- mer durch Natternkopf, Folgesaaten und blühende Die trockene Vegetationssaison 2018 war eine Her- Gemüsekulturen. Von der Artenvielfalt profitie- ausforderung: Was nicht rechtzeitig Ende März bis ren ebenso viele Vögel und „Haus“hamster, die Anfang April gesät war, konnte nur mit Hilfe von hier im pfluglosen Bereich überwintern. Wer Lust vielen Gießkannen noch keimen. So war unsere klei- hat, bei der Erhaltung alter Gemüsesorten mitzu- ne Ackergruppe stark gefordert. Sehr bewährt haben machen, Praxiserfahrung zu sammeln und Freude sich deshalb schatten- und windschutzspendende an Biodiversität hat, möge sich an uns wenden: Blumen wie Kornrade, Mohn und Reihen mit Dolden- d.wohlatz@gmx.de Dietrich Wohlatz
06 Humustagung Foto: Otto Ehrmann Belebter Boden mit Regenwurmröhren, in denen Pflanzenwurzeln wachsen und organische Nährstoffe verteilt werden. Gemeinsame Tagung von BUND und IG gesun- der Boden zu Humusaufbau und Klimawandel Manchmal liegen Themen in der Luft: So war der haben auch Vorschläge unterbreitet, wie das Thema lange, heiße und trockene Sommer ein Vorge- Humusaufbau weiter offensiv diskutiert werden soll. schmack auf Extremwetterereignisse des Klimawan- dels. Wer nun denkt, dass dies den Bauernverband Sehr gut bewertet wurden die aus völlig unter- endlich zu einem Umlenken in der landwirtschaft- schiedlichen Bereichen stammenden Referenten, lichen Praxis bewegt hätte, hat weit gefehlt. Dabei die deutlich gemacht haben, dass es notwendig ist, liegt die Lösung sozusagen „auf und im Boden“: Mit wieder regionale organische Kreisläufe zu schlie- jedem Prozent mehr organischem Kohlenstoff im ßen, auch von Tierhaltung und Ackerbau. Konsens Acker, Garten oder Grünland speichert der Boden war, bodenschonend ohne Pflug zu arbeiten mit enorme Mengen Wasser und Nährstoffe ganz ohne vielfältigen Fruchtfolgen und Zwischenfrüchten, Chemie und macht Böden widerstandsfähig gegen um den Bodenraum ganzjährig in Tiefe und Breite Starkregen, Orkane und Trockenperioden dank des auszufüllen und die kostenlosen Dienstleistungen aktiven Bodenlebens in humusreichen Böden. Dass der Bodenlebewesen bei der Pflanzenernährung und Humusaufbau als Kohlenstoffspeicher ein Schlüs- beim Humusaufbau gezielt zu fördern. Mit diesen sel gegen den Klimawandel und eine Maßnahme Schritten nähern sich auch konventionelle Betriebe gegen seine Auswirkungen ist, haben die 185 Gäs- einer natur- und klimaverträglichen Landwirtschaft. te erkannt, unter ihnen sehr viele Landwirte und Eine Zusammenarbeit aller Beteiligten, der Land- Gärtner, die deshalb an unserer Tagung am 19. No- wirtschaftskammer, der Verbände, der Wissenschaft vember in der Akademie des Sports teilnahmen. Sie
07 Humustagung Foto: Sabine Littkemann Humus-Experten aus Forschung und Praxis begeisterten das Publikum mit neuen Erkenntnissen über die weitreichende Bedeutung von Humus in der landwirtschaftlichen Praxis. und der Praktiker, wird in Folge angestrebt, um das Wer sich in Humusaufbau vertiefen möchte: Der Thema zu vertiefen. Reader zur Tagung ist als Download unter www. bund-hannover.de unter Thema „Boden“ erhält- Ein besonderer Dank geht an die ehrenamtliche Mo- lich sowie als Druckversion in der Geschäftsstel- deratorin, Prof. Dr. Claudia Kammann. Sie machte le. Die IG gesunder Boden erstellt eine DVD mit deutlich, dass, nachdem jahrzehntelang der Boden den Tagungsbeiträgen; zu bestellen bei www. als Senke für CO2 außer Acht gelassen wurde, er nun ig-gesunder-boden.de Die Tagung wurde von der endlich im Fokus steht. So betrachten der Weltkli- Niedersächsischen BINGO Umweltstiftung geför- marat, das Potsdam Institut für Klimaforschung und dert, ohne die es uns nicht möglich gewesen wäre, die EU die Speicherung von Kohlenstoff im Boden so viele gute Referenten aus dem ganzen Bundes- durch Humusaufbau und pyrogene Pflanzenkohle gebiet und Österreich einzuladen. Wer Interesse als notwendige Maßnahmen zum Erreichen der Kli- an der geplanten Folgeveranstaltung in diesem maziele von Paris. Der BUND Region Hannover wird Jahr hat und rechtzeitig informiert werden möch- sich deshalb aktiv dafür einsetzen, dass klimascho- te, wende sich bitte an Sybille Maurer-Wohlatz, nende und biodiverse Landwirtschaft ab 2020 durch E-Mail: smw@nds.bund.net. die EU gefördert wird! Sibylle Maurer-Wohlatz
08 Universum Kleingarten Foto: Andrea Preißler Essbarer Dschungel und Kinderhochbeet im Modellgarten Fliederweg 78 Das einzigartige Projekt zur Ökologisierung hannoverscher Kleingärten geht weiter Unser erfolgreiches Pilotprojekt haben wir 2018 zur Erhaltung von Nutzpflanzen (VEN) im KGV mit neuen Partnern und noch mehr Themen wei- Vereinigte Steintormasch. Ebenso starken An- ter vorangebracht. Dank der Niedersächsischen drang gab es bei den Pflanzenbörsen, die wir mit BINGO Umweltstiftung wird das Projekt von Juni AckerPella e.V. durchführten. Wir boten unter an- 2018 bis Mai 2020 gefördert und dank des Fach- derem Vorträge und Workshops zu Gemüseanbau bereichs Umwelt und Stadtgrün der LHH konnten in Mischkultur, Bodenbearbeitung und Hochbeet- wir bereits im April starten. bau an. Einen von uns gepachteten, leerstehenden Kleingarten in Herrenhausen-Burg verwandelten Neue Partner sind die Kleingärtnervereine (KGV) Jan Heeren und Anke Bischoff mit aktiver Mit- Langefeld, Herrenhausen-Burg und Burgland, hilfe von Freiwilligen von einem wuchernden „alte“ und neue Gärtner aus der Steintormasch „Urwald“ in einen Modellgarten, wo Angebote für sind weiterhin mit dabei. Wir brauchten drin- Kinder und Eltern entwickelt wurden: zum Bei- gend Verstärkung und freuen uns sehr, dass sich spiel ein Wildnispfad und ein „essbarer Dschun- unser Projektteam um Anke Bischoff vergrößert gel“ aus Mais, Bohnen, Kürbissen, Amarant und hat! Neu ist auch die Zusammenarbeit mit dem Blütenpflanzen sowie in Zusammenarbeit mit Institut für Bodenkunde der Leibniz-Universität. zwei KiTas der Zachäus-Gemeinde bemalte Kin- 20 Kleingärten wurden hinsichtlich Nährstoffver- derhochbeete. Die Tageszeitungen HAZ und NP sorgung und Humusgehalt im Rasen und Gemü- berichteten ausführlich und mit einer Fotostrecke seanbaubereich beprobt. Ergebnisse werden 2019 im Internet über den Modellgarten. mit einer Masterarbeit vorliegen. Sie helfen uns, gezielt Düngeempfehlungen zu geben und noch Im August lockte ein Workshop zur natürlichen besser zu Humusaufbau sowie Grundwasser und Pflanzenstärkung und Schädlingsabwehr vie- Boden schonender Bewirtschaftung zu beraten. le Teilnehmer in den Modellgarten, die bei einer Tomatenverköstigung im Anschluss die Vielfalt Auftakt war im Februar eine gut besuchte Saat- samenfester Tomatensorten mit allen Sinnen er- gutbörse in Zusammenarbeit mit dem Verein leben konnten. Ein weiteres Highlight war eine
09 Universum Kleingarten Staudentauschbörse: die Schätze wurden entwe- KGV Vereinigte Steintormasch drei Apfelbäu- der getauscht oder in vorbereitete Schaubeete ge- me und zwei Pflaumen. 2019 werden weitere pflanzt. Mit einem Praxisworkshop zu Kompost für Apfelallergiker geeignete alte Sorten da- und dem Bau einer Wurmfarm, die in der KiTa zukommen. Diese enthalten in ihren Früchten Zachäus-Kids überwintern darf, endete die Sai- gesundheitsfördernde Polyphenole. Hierzu son. hatte Willi Hennebrüder vom BUND Lemgo (www.bund-lemgo.de/apfelallergie.html) einen „Kleingarten als Habitat für Wildtiere“ ist auch Vortrag beim Bezirksverband der Kleingärtner ein neues Thema. Wildbienenexperte Jakob Klu- gehalten. Er beschäftigt sich seit langem mit dem cken baute mit Interessierten Nisthifen vor zwei Erhalt der Vielfalt alter Obstsorten und steht dazu Vereinshäusern. Eine kleinere Variante wurde in Kontakt mit der Charité in Berlin, wo über mit Kindern und Eltern im Modellgarten gebaut Apfelallergien geforscht und Lösungen für Be- und es wurden Zwiebelgewächse und Stauden troffene angeboten werden. gesetzt, damit Wildbienen Nahrung finden. Mit externen Referenten wie Heilpflanzenexpertin Neben über 50 Fortbildungsveranstaltungen Angela Sarti, die Workshops zur Bestimmung und sorgten Events mit gemeinschaftlichem Kochen Verwendung von Wildkräutern durchgeführt hat, und lockerem Austausch für Verstetigung in sowie Marco Schmale vom VEN, der anschaulich den Vereinen. So gibt es in der Steintormasch vorführte, wie sich selber Saatgut gewinnen läßt, und Herrenhausen mittlerweile Stammtische, haben wir weitere Themen angeboten. deren Mitglieder sich monatlich treffen und regen Austausch über verdeckte Mailverteiler. Und wie geht es weiter? Für 2019 haben sich Vereine aus Im November pflanzten wir auf einer Streu- Hainholz gemeldet, die aktiv mitmachen wollen. obstwiese mit altem Obstbaumbestand im Darauf freuen wir uns! Andrea Preißler-Abou El Fadil Foto: Andrea Preißler Foto: Anke Bischhoff Staudentauschbörse mit Pflanzaktion im Wildbienennisthilfe im KGV Burgland e.V. Modellgarten
10 Mittellandkanal Foto: Georg Wilhelm Das hartnäckige Engagement des BUND für eine Neuausrichtung der Grünpflege am Mittelland- kanals hat endlich Wirkung gezeigt. Beiderseits dieses Weges können sich inzwischen wieder Sträucher entwickeln. Neue Zeiten am Kanal Erstaunliche Veränderungen sind am Mit- ten, dass der Großteil der Gehölze, zu deren tellandkanal zu beobachten. Dort, wo in Pflanzung bzw. Erhaltung das WSA nach dem den Vorjahren das Wasser- und Schiff- Kanalausbau vor 20 Jahren laut Planfest- fahrtsamt Braunschweig (WSA) das Grün stellung verpflichtet ist, durch die bisherige entlang der Wasserstraße alljährlich im Win- Brachialpflege beseitigt wurde. Rückende- ter bis zum Boden zerschredderte, pflanzte die ckung bekamen wir von der Unteren Natur- gleiche Behörde im Frühjahr 2018 etwa 2000 schutzbehörde, aber auch von engagierten heimische Sträucher. Und im anschließenden Anwohnern und Bezirksratsmitgliedern. Dürresommer wurden die Anpflanzungen Das WSA, das just einen neuen Amtsleiter mit bemerkenswertem Aufwand gewässert, bekommen hatte, gab uns in unserer Kritik so dass die Ausfälle recht gering waren. Recht und sagte eine Neuausrichtung der Pfle- Auch bei der Gehölzpflege gab es einen Vor- ge auf dem hannoverschen Kanalabschnitt zeichenwechsel. Statt Tabula rasa auf gro- zu, die auch Vorbild für andere Strecken wer- ßen Flächen ist das Motto jetzt „So viel wie den soll. Die zwei jungen Mitarbeiter, die das nötig, aber so wenig wie möglich“. Zurück- Projekt leiten, treffen sich etwa viermal im geschnitten wird wirklich nur noch punkt- Jahr mit uns zur Begutachtung der bisherigen genau da, wo Gehölze für die Schifffahrt Arbeiten und zum fachlichen Austausch. oder den Betriebsweg störend sind oder wo Zwar wird es noch dauern, bis der planfest- aggressiv vordringende Gehölze wie die gestellte Zustand des Kanalgrüns erreicht ist, Robinien-Stockausschläge zurückgedrängt aber die WSA scheint auf einem guten Weg werden sollen. zu sein. Der Sinneswandel begann, nachdem wir im Georg Wilhelm, Dirk Hofmeier Dezember 2017 akribisch nachgewiesen hat-
11 Ameisenbläuling Foto: Matthias Woithe Sensenschwingen für den Falterschutz Zuerst sah alles noch ganz normal aus. wichtig, dass immer wieder kleine einge- Morgens in der Feldmark bei Rethen wurde streute Flächen ungemäht bleiben. begonnen, mit einer großen Maschine Grä- ben zu mähen. Aber dann hob und senkte Erste Erfolge dieser und der vorjährigen sich der Ausleger immer mal wieder und pro- Bemühungen haben sich 2018 eingestellt. duzierte ein Muster mit ungemähten Streifen. Denn erstmals seit 2014 riskierten einige Maschinenschaden? Land Art? Versteckte Bläulinge von ihren Restlebensraum, dessen Kamera? Manche Grabenabschnitte schien gesamte Fläche gerade mal so groß ist wie der Maschinenführer auch ganz vergessen ein Tennisspielfeld, wieder Ausbreitungsflü- zu haben. Dort machte eine Schar von hoch- ge zu den nächsten Wiesenknopfflächen. Für motivierten, mit Sensen und Rechen bewaff- eine bessere Vernetzung hatten wir 2017 über neten Menschen ein paar Tage später weiter. zweitausend selbst gezogene Wiesenknopf- Nach reichlichem Schweißvergießen türm- Pflanzen in die Gräben gesetzt, aber wagten te sich zwar viel abgeschnittenes Grün am kaum zu hoffen, dass sie schon so schnell Wegrand, aber die Gräben wirkten nicht im angenommen werden. Auch die Wirtsameise mindesten fachgerecht gemäht, denn unan- hatte sich gegenüber dem Vorjahr sehr gut getastete Stauden wechselten vermeintlich ausgebreitet. chaotisch mit kurz gesenstem Gras. Nun wünschen wir sehr, dass der Bläu- „Ist es auch (scheinbar) Wahnsinn, so hat es ling trotz hohem Aussterberisiko durchhält doch Methode“ ließe sich frei nach Shakes- und uns auch in diesem Jahr die Freude peare sagen, denn hinter dem Ganzen steht macht, zur Flugzeit wieder da zu sein. Das durchaus ein Sinn, nämlich Hilfe für einen wüstenähnliche Wetter war nicht nur für die vom Aussterben bedrohten Schmetterling, Helferinnen und Helfer eine große Belastung, den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, sondern gefährdete die Existenzgrundlagen der hier nur noch ein winziges, isoliertes des Falters, insbesondere die feuchtelieben- Vorkommen hat. Um den Großen Wiesen- den Ameisen. Wir arbeiten weiter daran, dass knopf, seine Raupennahrungspflanze, zu die Zahl der Falter wieder größer wird und fördern, wurde mit Sensen um diese Pflanzen die Population sich auch räumlich ausbreitet, drum herum gemäht. Und um die Rote Kno- so dass sie auch ungünstige Jahre verkraften tenameise zu unterstützen, in deren Bauten kann, und hoffen erneut auf so tolle Hilfe wie die Raupen sich dann entwickeln, war es letztes Jahr! Georg Wilhelm
12 ÖSML Foto: ÖSML Kai-Olaf Krüger und Dr. Hanna Kastein setzen sich gemeinsam mit der Vorsitzenden Gertraude Kruse für den Naturschutz in den Leineauen südlich Hannover ein. Die ÖSML stellt sich vor Die Ökologische Stattion Mittleres Leinetal Projekte sind der Schutz des Feldhamsters, (ÖSML) in Laatzen direkt an der Leine ist die Erfassung von Fischottern, Habitatbäu- ein gemeinnütziger Verein, der sich um die men, Brutvögeln und Fledermäusen, die Ein- Betreuung von Natura 2000-Gebieten in der dämmung von Neophyten, die Pflege von südlichen Region Hannover sowie im Land- Heckenstrukturen sowie der Themenkomplex kreis und in der Stadt Hildesheim kümmert. Landwirtschaft und Biber. Ziel ist die Sicherung und Verbesserung der biologischen Vielfalt. Dafür wurde die Biber ÖSML 2012 von den Landesverbänden des Als Großnager löst der Biber immer wieder BUND und NABU mit ihren Kreisverbänden Konflikte zwischen Landwirtschaft und Hannover und Hildesheim, der Paul-Feindt- Naturschutz aus. Deshalb ist er seit 2015 Stiftung und dem Ornithologischen Ver- Zielart in Projekten der ÖSML im Auftrag der ein zu Hildesheim gegründet. Fünf feste Region Hannover. Dabei arbeitet die Stati- Mitarbeiter/innen sind in der Station tätig. on auch mit dem NABU Laatzen zusammen. Der BUND Region Hannover ist im Beirat der Nach Erstellung einer Konfliktanalyse für ÖSML vertreten. Zudem gibt es einen Aus- den Stadtbereich Hannover wurden 2016/17 tausch über Projekte, etwa zum Erhalt des an der Alten Leine mit einem Gewässer- Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings. randstreifen-Programm Fraßschäden an Feldfrüchten und Dammbauaktivitäten des Gefördert werden die Projekte der ÖSML von Bibers erfasst. Zum Programm gehört zu- der Region Hannover und dem Land Nieder- dem die Betreuung betroffener Landwirte. sachsen. Deshalb werden regelmäßig runde Tische zum Austausch und zur Beseitigung auftre- Arbeitsbereiche tender Probleme durchgeführt. Die Aufgaben der Station umfassen Kartie- rung und Monitoring von Tier- und Pflan- Kontakt zenarten, Planung, Unterstützung und ÖSML e. V. Durchführung von Pflege-, Entwicklungs- Ohestr. 12, 30880 Laatzen und Artenhilfsmaßnahmen sowie fachliche Tel.: 0511–54 104 702 Beratung der beteiligten Akteure. Großer E-Mail: info@oesml.org Wert wird auf die Einbindung des ehren- Homepage: oesml.org amtlichen Naturschutzes gelegt. Wichtige
13 Höversche Kippen Foto: Sabine Littkemann Geschafft – Mitglieder des BUND und der SPD haben die Höverschen Kippen erklommen. Unbekanntes Hannover – SPD-Umweltpolitiker erkunden die „Höverschen Kippen“ Sieben SPD-Politiker, darunter fünf Mitglieder große Fläche ehrenamtlich pflegen, genauer des Umweltausschusses der Regionsversamm- gesagt: von unerwünschtem Aufwuchs freihalten lung, gewannen im Juni neue Einblicke in ein für und so die Trockenrasen, aber auch den Nieder- sie unbekanntes Biotop in der Region. Unter der wald erhalten. Führung vom BUND-Aktiven Karsten Poschadel ging es bei schönster Abendsonne durch einen Der BUND Region Hannover hat die Höver- urwüchsigen Niederwald, dem „Kleinen Holz“, zu schen Kippen und das „Kleine Holz“ längst von den Höverschen Kippen – einer versteckt liegen- der Firmengruppe Holcim gepachtet, um dieses den Mergelhalde auf der Grenze zwischen Höver landschaftliche Kleinod zu bewahren und den (Sehnde) und Hannover zwischen Zementwerk Aktiven eine dauerhafte Perspektive zu verschaf- Holcim und Mittellandkanal. Auf dem besonn- fen. Der an den BUND-Vorstand herangetragene ten und trockenen Hügel, einst Aushub im Zuge Wunsch des umweltpolitischen Sprechers der des Kanalbaus (um 1920), hat sich eine besondere Regionsfraktion, Peter Heberlein, einmal ein Pflanzenwelt mit seltenen Arten der Kalkmager- Projekt des Umweltverbandes vor Ort kennen- rasen entwickelt – das Schopfige Kreuzblümchen, zulernen, kam da wie gerufen. Was lag näher, der Purgier-Lein oder die Stängellose Kratzdistel als ein erfolgreiches, langjähriges und dennoch gehören dazu. Auch das Gefleckte Knabenkraut, vielen unbekanntes Projekt wie die Höverschen eine Orchideenart, präsentierte sich bis in die Ka- Kippen vorzustellen? Dass die Schutzbemühun- nalböschung hinein zahlreich und in schönster gen des BUND und seiner Aktiven um dieses Blüte. entlegene Fleckchen Erde am Rande Hannovers außerordentlich sinnvoll sind, davon haben sich Dass die wertvollen Kalkmagerrasen noch nicht die SPD-Umweltpolitiker überzeugen können. verschwunden sind, ist vor allem dem uner- müdlichen Einsatz von Karsten Poschadel und Sabine Littkemann seinen insgesamt rund 50 Mitstreitern zu ver- danken, die seit 30 Jahren die rund acht Hektar
14 Kompensation Wedemark Foto: Sabine Littkemann Kompensation auf dem Holzweg – BUND und NABU verhindern Aufforstung eines wertvollen Biotops in der Wedemark Als im Sommer 2017 das Logistikunternehmen Georg Ebeling Pläne zur Erweiterung seines Fir- mengeländes in Wedemark-Gailhof bekannt gab, wurden auch Umweltpolitiker auf den Plan geru- fen. Da das weitläufige Firmengelände vom Land- schaftsschutzgebiet „Wietzetal“ begrenzt wird, musste für den geplanten Neubau einer weiteren Lagerhalle im östlichen Teil des Betriebsgeländes unweit der A7 eine Teillöschung des Landschafts- schutzgebietes erfolgen. Im August machte sich Foto: Hanne Laabs deshalb der Ausschuss für Umwelt und Klima- schutz der Region Hannover vor Ort ein Bild von den Planungen – und gab schließlich grünes Licht für die Traditionsfirma und ihre Betriebserweite- rung. Ende gut, alles gut? Noch nicht ganz. Für den Der gefährdete Wiesengrashüpfer (Chortippus Hallenneubau mussten rund 13.600 Quadratmeter dorsatus) fühlt sich in dem geretteten Biotop Wald- und Gehölzinseln weichen – ein Eingriff, sehr wohl. der nach Wald- und Naturschutzrecht durch Er- satzaufforstung an anderer Stelle kompensiert „Wenn hier aufgeforstet wird, gehen bedrohte Le- werden sollte. Die Kompensationsflächen waren bensräume für Reptilien, Insekten und Vögel ver- bereits gefunden und von Ebeling gekauft wor- loren“, kritisierte die ortskundige Gailhoferin und den, als die Wedemärker NABU-Aktivistin Hei- informierte den zuständigen Naturschutzbeauf- de Winterfeldt Alarm schlug: Die größte der drei tragten Heinz Linne und die BUND-Geschäftsfüh- vorgesehen Aufforstungsflächen, ein 10.900 Qua- rerin Sabine Littkemann über die drohende Kom- dratmeter großes Brachland östlich der A 7, war pensationsmaßnahme. Nach einem gemeinsamen bereits ein wertvolles Biotop! Ortstermin attestierte auch BUND-Naturschutzex- perte Georg Wilhelm der Fläche einen hohen na-
15 turschutzfachlichen Wert: „Hier kommen Trocke- Die Untere Naturschutzbehörde schloss sich der Kompensation Wedemark ne Sandheiden sowie Mager- und Borstgrasrasen Sichtweise der Naturschützer an, und auch die vor, alles geschützte Biotope, die durch eine Auf- Gemeinde Wedemark zog mit: Die Mitglieder forstung unzulässig zerstört würden.“ Zu rechnen des Umweltausschusses ließen sich bei einem sei hier zudem mit geschützten Reptilien wie der herbstlichen Spaziergang vom ökologischen Wert Zaun- und der Waldeidechse. Auch die Heuschre- der Fläche überzeugen, die Verwaltung ließ den ckenfauna sei außergewöhnlich arten- und indi- Bebauungsplan noch einmal überarbeiten. viduenreich, darunter auch gefährdete Arten. Die Zur Freude aller beteiligten Akteure wurde Naturschützer forderten in ihren Stellungnahmen im Januar 2018 – mit Inkrafttreten des neuen unisono, auf die Aufforstung zu verzichten. Die Bebauungsplanes – auf die Aufforstung des Flur- Waldeigenschaft im Sinne einer Entwicklung na- stücks endgültig verzichtet. turnaher „Waldwiesen“ und der „Habitatgestal- tung für bedrohte Arten des Waldes“ werde sich Sabine Littkemann mittelfristig von selbst einstellen. Wietze Foto: Katerina Jarolim-Vormeier/HAZ Petra Kraus (Stadtentwässerung Hannover) und René Hertwig (BUND) setzen die Wietze-Renatu- rierung in Isernhagen-Süd gemeinsam um. Renaturierungsprojekt an der Wietze Aktuell verläuft die Wietze im Bereich des Stand- Außerdem werden an mehreren Stellen die Ge- ortübungsplatzes der Bundeswehr in Bothfeld- wässersohle zehn Zentimeter tief ausgehoben Vahrenheide geradeaus wie ein Kanal. Im Rahmen und ein Kiesbett zur Verbesserung der Struktur- eines von der Niedersächsischen Bingo-Umwelt- vielfalt angelegt. Bei einem Ehrenamtseinsatz stiftung geförderten Projektes soll dies nun ge- werden zusätzlich Schwarzerlen zur Beschattung ändert werden. Nach langer Planungszeit und des Gewässers gepflanzt. Das Projekt wird in Zu- zahlreichen Terminen mit allen Beteiligten wird sammenarbeit mit der Stadtentwässerung Hanno- im Frühjahr 2019 ein etwa 200 Meter langer Ab- ver durchgeführt. Die Bauarbeiten übernimmt die schnitt renaturiert. Ziel ist es, die eigendynami- Firma Hofmann & Leyhe GbR. Wir bedanken uns sche Entwicklung des Gewässers zu fördern. Um bei allen Beteiligten! das Flussbett zu verlagern, wird an der Südseite Kies eingebracht und auf der gegenüberliegen- René Hertwig den Seite die Böschung abgetragen, damit auch bei Hochwasser der Abfluss gewährleistet ist.
16 Ein großer Naturschützer hat Hannover verlassen Interview: Georg Wilhelm Wie nur wenige hat Georg Wilhelm in den letzten Jahrzehnten den Na- turschutz in Hannover und Region ge- prägt. Der langjährige Vorsitzende des BUND Region Hannover und BUND-Na- turschutzexperte hat mit seinen fach- lich herausragenden Stellungnahmen neue Maßstäbe im ehrenamtlichen Na- turschutz gesetzt und seine Gegner bis- weilen das Fürchten gelehrt. Mit Georg Wilhelm verlässt uns also geballte Ex- pertise und langjährige Erfahrung und nicht zuletzt ein besonnener und inte- grer Mensch, der dennoch nie davor scheute, auch dicke Bretter zu bohren Foto: Gerd Wach – oder sich mit lokalen Größen anzu- legen, wenn die Sache es erforderlich machte. Im Januar ist er ins Wendland gezogen. Im Interview verrät Georg Wilhelm, Sind hier die Früchte netzrunzelig oder querrun- worauf es aus seiner Sicht bei der Her- zelig? Georg Wilhelm erklärt den Unterschied kulesaufgabe Naturschutz ankommt. zwischen dem Hohen Steinklee und dem Echten Steinklee. Wie bist du vor 30 Jahren zum BUND gekom- men? Was wurden dann deine besonderen Anlie- gen? Für mich war Natur immer schon eine Herzenssa- che. Politisch engagiert hatte ich mich aber lange Ich fand es wichtig, nicht nur zu zeigen, woge- bei Themen wie Atomkraft und dann Dritte Welt. gen wir sind, sondern auch positive Zukunftsbil- So ab Mitte Zwanzig hatte ich mich intensiver mit der zu zeichnen. Zum Beispiel hatten wir früh ein Botanik beschäftigt. Irgendwann wollte ich Na- Konzept zum Kronsberg entwickelt, in dem eine tur aber nicht nur erkunden, sondern auch was vielfältige Landschaft auch mit Ackerwildkraut- bewirken und kam zum BUND. Hier hatte mich flächen, Magerrasen und Feuchtbiotopen skizziert überzeugt, dass an den großen umweltpolitischen wurde. Davon gab es noch wertvolle Reste, aber Themen wie Verkehr, Energie und Landwirtschaft das hatte bis dahin kaum jemand wahrgenommen. gearbeitet, aber auch der klassische Naturschutz Vieles wurde dann von der Stadt Hannover umge- vor Ort ernst genommen und nicht als Kleinkram setzt. Später kamen unser Programm „Mehr Natur belächelt wird. Am Anfang hat mir ein junger aber im Stadtwald“ und dann unser Plan für eine grüne schon erfahrener BUNDler, Matthias Muncke, der Diagonale durch Hannover vom Ricklinger Holz so eine Art Mentor für mich war, sehr geholfen, zum Misburger Wald und manches andere. Das hier meinen Platz zu finden. haben wir fast immer zusammen mit Verbündeten herausgegeben, vor allem mit dem NABU. Es ist ein großer Pluspunkt, dass BUND und NABU hier über die ganzen Jahre so toll zusammenarbeiten.
17 Gibt es etwas, was Dich besonders freut? zeichnet, aber das war’s auch bisher. Bei Ersatz- Interview: Georg Wilhelm maßnahmen oder Vertragsnaturschutz ist man Auf jeden Fall. Allein schon in Hannover: Wenn zufrieden, wenn irgendwas irgendwo gemacht man die ganzen Orte besuchen wollte, wo wir in wird. Die allerbeste Blühfläche bringt Wildbienen, den letzten dreißig Jahren und auch vorher viel Schmetterlingen oder Heuschrecken aber rein gar erreicht haben, müsste man eine Menge Zeit ein- nichts, wenn sie unerreichbar mitten in der Agrar- planen. Etwa die gerettete Mergelgrube HPC I, wüste liegt. Es müssten Maßnahmen etwa entlang die mal Bauschuttdeponie werden sollte. Die ist von Fließgewässern konzentriert und bevorratet jetzt FFH-Gebiet, also europäisches Schutzge- werden. Andere können das, wieso nicht die Re- biet, ebenso wie demnächst die Fösse, die heute gion Hannover? teilweise renaturiert ist. Niemand hatte auf dem Schirm, dass es an der Fösse natürliche Salzquel- Hättest Du eigentlich einen Rat an Natur- len mit seltensten Pflanzenarten gab, die bis heute schutz-Einsteiger? überlebt haben. Dann die Amphibienlebensräume am Benther Berg, wohl unser ältestes Projekt. Die Jeder hat seinen eigenen Weg. Aber vielleicht über hundert Hektar Naturwaldflächen in der Ei- dieser Tipp: Habt Mut, Eure eigenen Experten zu lenriede, für die wir uns so lange eingesetzt ha- werden. Wenn Euch gesagt wird, etwas geht nicht ben. Die Halbtrockenrasen der Höverschen Kip- und Gesetze, Zahlen, Gutachten oder dergleichen pen, wo eigentlich mal ein Kraftwerk geplant war. würden dem entgegenstehen, dann prüft das ge- Ich könnte mit der Aufzählung lange weiterma- nau nach. Nicht selten lösen sich dann angebliche chen. Da denke ich dann: Klasse, ehrenamtlicher Sachzwänge in Luft auf. Naturschutz kann echt was schaffen! Und jetzt heißt es: Ich bin dann mal weg? Aber Frust gibt es natürlich auch..? Na, ich bin ja schon fast 20 Jahre halber Wendlän- Klar. Wir setzen uns gegen den im wahrsten Sinne der. Bei den nächsten Vorstandswahlen werde ich irren Flächenverbrauch ein und da sammeln wir nicht mehr antreten, aber beim Bläulingsprojekt, regelmäßig Niederlagen. Und für starke Lobby- beim Mittellandkanal und anderem möchte ich interessen ignorieren die Behörden auch durch- gern weiter mitmachen. aus Naturschutzrecht wie bei der Steinbrucher- weiterung von Heidelberg Cement. Das ist alles Die Fragen stellte Sabine Littkemann. schlimm, aber nicht unerwartet. Doch ich kapiere rein gar nicht, wenn die Kommunen sogar auf ihren Eigentumsflächen Naturschutz ignorieren. Warum etwa verpachtet die Stadt Hannover die stadteigenen Äcker immer noch nicht an Bio- bauern? Und auch das Maßnahmenprogramm für Naturschutz in den Landschaftsräumen am Stadt- rand hat man offenbar zu Grabe getragen. Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Zie- le für die nächsten Jahre? Foto: Georg Wilhelm Da gäbe es vieles. Aber ein ganz großes Thema ist der Biotopverbund. Nach dem Gesetz soll überall auf zehn Prozent der Fläche ein Netz verbundener Gerettete Mergelgrube HPC I in Hannover Biotope geschaffen werden. Die Region hat dafür Misburg – einer der Erfolge des Naturschutzes zwar Bereiche in den Landschaftsrahmenplan ge-
18 Stadtentwicklung Foto: Jürgen Seifert Betonklotz Ihme-Zentrum aus den 70er Jahren: Ist die Stadtplanung heute sozialer und umweltverträglicher? Wachstum ist wieder modern Hannover und die meisten Regionsgemeinden noch ungern in die City, weil das Gedränge dort an wachsen! Das sei gut so, versuchen uns seit Jahren den Nerven zerrt. Der Nutzungsdruck auf Freiflä- die Medien und die Politik einzureden. Der alte chen steigt mit zunehmender Bevölkerungszahl. Wachstumsgedanke sitzt tief. Genau genommen Um den Auswirkungen des Klimawandels in der wächst nur die Bevölkerung, die kommunalen Stadt zu begegnen, werden ebenfalls Flächen und Flächen bleiben natürlich die gleichen. andere Strukturen benötigt. Hier kollidieren mas- siv verschiedene Ansprüche. Und da gehen auch schon die Probleme los. Es fehlt angeblich Wohnraum. Und das, obwohl die Aber auch dort, wo die vielen Zugezogenen weg- durchschnittliche Quadratmeterzahl Wohnfläche ziehen, entstehen Probleme: Die Dörfer im weite- pro Person in Deutschland 2017 schon bei 46,5 ren Umfeld verlieren erst einen Teil ihrer Bevölke- Quadratmeter lag. Das wird in der Region Han- rung, dann machen Läden, Arztpraxen und Kitas nover ähnlich sein. Trotzdem wird so viel gebaut zu. wie seit dem Krieg nicht mehr. Das führt zu vie- len Problemen, die gerade uns als Umweltverband Es gibt offenbar kein Gesamtkonzept für dieses Sorgen machen: Flächenversiegelung (auch von Phänomen der aktuellen Landflucht. Dorf und Kleingärten und anderen grünen Flächen) mit den Stadt reagieren ohnmächtig oder mit überholten üblichen Folgen, wie Verlust von Lebensraum für Mustern. Und nur wenige profitieren von Land- in der Stadt vorhandene Vegetation und Tierwelt, verkauf oder Bautätigkeit. Verlust von Luftreinhalte- und Lärmschutzfunkti- on, Verlust von Naherholungsqualität. Hannover Wir wollen in der AG Stadtentwicklung schauen, rangiert ganz oben auf der Liste der am stärksten wo es Ansätze gibt, einerseits diese Abwande- versiegelten Großstädte Deutschlands. rung zu stoppen und andererseits die Folgen in den Städten zu mildern. Wir wollen die Ursachen Auch die zunehmende Verkehrsverdichtung (Zu- erkennen, mit Akteuren Kontakt aufnehmen und wanderer bringen auch Autos mit!) belastet die gute Beispiele für das Wohnen auf dem Lande so- Luft, erzeugt Lärm und braucht Abstellfläche. wie die umweltschonende Wohnraumschaffung in Dazu kommen soziale Probleme: für jede „Sozial- den Städten aufzeigen. wohnung“ werden drei Wohnungen im mittleren oder höheren Preissegment gebaut. Die Mieten Reiner Luginbühl steigen. Schon jetzt gehen viele Menschen nur
19 Baukritiker Daniel Interview: Daniel Fuhrhop Fuhrhop im Interview Warum Neubau nicht die Lösung ist und wir enger zusammenrücken müssen Am 10. und 11. November 2018 stan- Foto: privat den beim Dokumentarfi lmfestival „Utopianale“ im Freizeitheim Linden die Themen Nachhaltigkeit, Wohnen und Demokratie im Fokus – in Form von Filmen, Diskussionen und Workshops. BUND-Vorsitzender Gerd Wach war Fuhrhop: Wir werden nicht zurückkehren zu den dabei und sprach mit Daniel Fuhrhop Großfamilien von früher, aber auch das Alleinleben – Architekt, Buchautor und bekannter gefällt nicht jedem. Das führt zu einem gestiegenen Bauverbot-Blogger – über Wohnraum- Interesse an Formen gemeinschaftlichen Wohnens, mangel, Bauwut und neue Ideen fürs und das kann man aufgreifen und Angebote för- Wohnen in Stadt und Land. dern: Mehrgenerationenwohnen, Untermiete nach dem Modell „Wohnen für Hilfe“, Wohnprojekte mit Wach: Herr Fuhrhop, mit dem provokanten Titel mehr oder weniger Nähe je nach persönlichen Vor- Ihres Buches „Verbietet das Bauen!“ haben Sie lieben. erreicht, dass Alternativen zum Bauboom in den großen Städten diskutiert werden. Haben Für die Wiederbelebung schrumpfender Orte wün- sie den Eindruck, dass die Städte darauf reagie- sche ich mir ein Modellprojekt, einen Wettbewerb ren und weniger bauen? um die „Kulturkleinstadt Europas“ (ähnlich wie sonst die Kulturhauptstadt), bei der gezielt in einer Fuhrhop: Leider wird in allen Großstädten eher kleinen Stadt Kreative angelockt werden durch hun- mehr gebaut. Aber immerhin merkt man so langsam, dert Stipendien auf einmal, verbunden mit Prämien dass Neubau den Wohnungsmangel nicht beseitigt für Existenzgründer, „verstreute Hotels“ für Touris- – vor allem nicht bei bezahlbaren Wohnungen. Und ten und offene Türen für Flüchtlinge in Willkom- so interessieren sich neuerdings viele aus Politik mensstädten. und Verwaltung dafür, wie man auch ohne Neubau Wohnraum schaffen kann, etwa durch Umbau und Wach: Wir sorgen uns darum, dass durch den Umnutzung oder durch entschiedenes Vorgehen ge- Bauboom Naturflächen wie Brachen, Kleingär- gen Leerstand. ten und alte Bäume verstärkt verschwinden. Wie kann mehr Wohnraum geschaffen werden, Wach: Treiber für die steigende Nachfrage nach ohne dass grüne Strukturen darunter leiden? Wohnraum in den großen Städten sind der Zu- zug aus dem ländlichen Raum wegen dortiger Fuhrhop: Schonender als Neubau ist der Ausbau schlechter Infrastruktur (Ärztemangel, kein ungenutzter Dachgeschosse oder bei manchen Häu- Breitband-Internet, Arbeitsplätze etc.), die Zu- sern ein behutsames Aufstocken. Am schonendsten nahme von Single-Wohnungen und die stetige kann man Platz schaffen durch die Entdeckung des Steigerung des spezifischen Wohnraums, der „unsichtbaren Wohnraums“: Es sind die ungenutz- inzwischen bei über 45 Quadratmeter pro Per- ten Räume in zu groß gewordenen Wohnungen son liegt. Welche Maßnahmen müssen ergriffen und Häusern von älteren Menschen, bei denen die werden, um diesen Trend zu stoppen? Kinder ausgezogen sind. In neuartigen Wohnagen-
20 turen könnte man die Wohnwünsche gen steigender Mieten angestammte Quartiere zu verlassen? Interview: Daniel Fuhrhop der Älteren erfüllen und damit gleichzeitig Wohnraum für an- dere freimachen – durch die Fuhrhop: Neubau schafft Vermittlung von Unter- keinen bezahlbaren mietern, die Abtrennung Wohnraum, denn von Einliegerwohnungen die günstigsten oder durch Umzug in eine Wohnungen findet nahegelegene kleinere man in Altbauten, wäh- Wohnung. All das müsste rend durch Luxusneu- finanziell gefördert und bauten der Mietspiegel durch dafür eingestelltes und dadurch auch die Personal vermittelt wer- Altbaumieten steigen. den. Das wäre immer noch Stattdessen sollte man erheblich günstiger als der die alten Häuser instand teure Neubau und zugleich halten und Leerstand ideal für die Umwelt. verhindern, etwa durch ein Leerstandskatas- Wach: Im Raum steht ter. Schließlich sollten auch die Forderung wir die Altbauten nicht nach „bezahlbarem an Private verkau- Wohnraum“. Der sollte fen – am wirksamsten nach diversen Definitionen nicht mehr als ein Drit- gegen Spekulation sind kollektive Modelle tel des Haushaltsnettoeinkommens kosten. Wel- wie das Mietshäuser-Syndikat oder ein Erbbaurecht che Strukturen oder Angebote sollte die Kommune wie etwa mit der Stiftung trias. schaffen, damit Bürger nicht gezwungen sind, we- Bücher von Daniel Fuhrhop: Alle im Oekom Verlag. Verbietet das Bauen! (2015) Informationen: Willkommensstadt (2016) http://www.daniel-fuhrhop.de/buecher/ Einfach anders wohnen (2018) Blog: www.verbietet-das-bauen.de Wohnen im neuen Quartier „Mosaik Eilenriede“ – wenig Grün, 464 Parkplätze. (K)ein Zukunftsmodell? Foto: Sabine Littkemann
21 Begrüntes Hannover Foto: Sabine Littkemann Zwei Mitarbeiter von EWALD Bedachungen verlegen die erste geförderte umweltfreundlichere Folie aus flexiblen Polyolefinen (FPO). BUND begrüßt die Förderung von herbizidfreien Dachabdichtungen bei Begrünungen großer Flächen attraktiv zu machen, wurde der maximale Förderbetrag für Entsiegelungsflächen BEGRÜNTES HANNOVER Förderprogramm für Gebäudebegrünung ab 75 Quadratmeter auf 10.000 Euro angehoben. und Entsiegelung Außerdem muss der Aufbruch und die Entsorgung des Materials sowie das Aufbringen des Mutterbodens Es war ein Herzensanliegen des BUND: Im Rah- nicht mehr unbedingt durch eine Fachfirma erfol- men des Förderprogramms „Begrüntes Hannover“ gen. sind bei Dachbegrünungen nun auch PVC- und herbizidfreie Dachabdichtungen förderfähig, wenn BUND verlost Prunkwinden und Feuerbohnen sie gleichzeitig die Wurzelfestigkeit herstellen. Bei beim Autofreien Sonntag den üblicherweise verbauten Wurzelschutzfolien Das Projektteam hat den Autofreien Sonntag aus Bitumen verhindern Herbizide eine Durchwur- genutzt, um auf die Vorteile von begrünten Dächern zelung. Die Gifte werden jedoch mit der Zeit durch und Fassaden hinzuweisen. Vor allem das Glücksrad den Regen ausgewaschen und gelangen in das hat viele BesucherInnen und Kinder magisch ange- Grundwasser oder in Bäche und Flüsse. zogen. Wer etwas Glück hatte, konnte eine vorgezo- Die umweltfreundlicheren Abdichtungen bestehen gene Prunkwinde oder Feuerbohne für den Balkon aus Kunststoff und enthalten keine Herbizide. Ob- oder Garten gewinnen. wohl sie in der Anschaffung etwas teurer sind, lohnt sich der Einbau langfristig auch finanziell, weil sie Unsere Tipps zum Vorziehen etwa 50 Prozent länger halten als Bitumenbahnen. Die Samen werden etwa einen Zentimeter tief in die lockere torffreie Blumenerde gesetzt und an- Förderhöchstsumme bei Entsiegelungen steigt auf schließend ein wenig angedrückt und gewässert. 10.000 Euro Gute Erfahrungen haben wir mit normalen klei- In Hannover gibt es viele Innenhöfe und ehema- nen Kunststoffpflanztöpfen gemacht, in die ab Mai lige Gewerbeareale, die versiegelt sind. Inzwi- ausgesät wurde. Kokosfasertöpfe, die nach Auflau- schen hat sich die Nutzung aber gewandelt oder fen der Klettersprößlinge insgesamt in Böden oder die Eigentümer bevorzugen Grünflächen. Um das Kübel eingesetzt werden sollen, sind wegen gerin- Föderprogramm auch für die Entsiegelung solch gen Wachstums nicht zu empfehlen.
22 Begrüntes Hannover Fotomontage von Kristina Bastian anhand eines Bildes von JuergenG, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de Neuer Facebook-Auftritt staub binden, sodass sich die Belastung insbeson- Das Projektteam weitet seine Öffentlichkeitsarbeit dere an stark befahrenen Straßen senken ließe. Der aus und präsentiert sich nun auch bei Facebook. Mit Vorschlag hat über 1.700 Personen erreicht und viel erfolgreichen Projekten aus der Region und einer Zuspruch erhalten. Veranschaulichung der Vorteile sollen potentielle Jonas Henatsch AntragstellerInnen überzeugt werden, auch selbst tätig zu werden. Weitere Infos gibt es unter www.facebook.com/begruenteshannover Als die politischen Parteien diskutierten, die Dächer in der Innenstadt flächendeckend zu begrünen, hat das Projektteam kurzerhand vorgeschlagen, die Ein- gänge von Stadtbahn-Tunnel und Brückenpfeiler Die Blaue Prunkwinde wächst als einjährige mit Kletterpflanzen zu begrünen. Das Blätterwerk Kletterpflanze. würde gesundheitsschädliche Stickoxide und Fein- Foto: Sabine Littkemann Foto: Jonas Henatsch Gerd Wach und Jonas Henatsch (links) betreuen Gefördert aus dem Sparkassenbrief den BUND-Stand am Autofreien Sonntag.
23 Begrüntes Hannover Foto: Gerd Wach BUND sucht Efeuwände Zusammen mit der Stadt hat der BUND Bürger der Haussperling, der durch sein Tschilpen das Dorf aufgerufen, ihm Standorte großer mit Efeu be- in die Stadt bringt. Könnten Insekten und Vögel ab- wachsener Wände mitzuteilen. Der heimische Efeu, stimmen, wäre der Efeu einer ihrer Favoriten. botanisch Hedera helix, ist für das Stadtklima von besonderer Bedeutung. Die immergrüne Pflanze ver- Hintergrund dieses Aufrufes ist es, diese Leistungen sorgt das ganze Jahr die Umwelt mit Sauerstoff, in des Efeus wieder mehr in das Bewusstsein der Bür- den heißen Sommermonaten reduziert sie über die ger zu bringen. Mit der Zusendung von Fotos, sollen Verdunstung ihrer Blätter die Extremtemperaturen einerseits diese Flächen dokumentiert, andererseits und schafft so ein angenehmes Kleinklima. In ihrem die Pflege dieser Flächen für die Stadtgemeinschaft Laubwerk werden ständig Feinstaub und Stickoxide durch die Hauseigentümer herausgestellt werden. zurückgehalten, bei Regen dann ausgewaschen und so die Luft gereinigt. Einsendungen mit Hinweisen zum Standort in der Stadt Hannover sind mit Fotos zu richten per Mail Es gibt in Hannover an vielen Hauswänden immer an: begruenteshannover@nds.bund.net noch große Efeuflächen. An ihnen erfreuen sich Telefonische Nachfragen unter 0511-70038247. viele Mitbürger, gerade wenn in der kalten Jahres- zeit eine grüne senkrechte Fläche die wintergraue Gerd Wach Stadt belebt. Im Herbst, wenn der Efeu blüht und © Adobe Stock // Irina Baturina großzügig Nektar spendet, besuchen ihn zahlreiche Insekten. Der Großschmetterling Admiral ist dann oft als Besucher anzutreffen. Im Frühling und Som- mer brüten in den Efeupolstern viele Singvögel wie Grünfink, Gartengrasmücke, Buchfink, Amsel – und
24 Vorstand Foto: privat Eine AG der besonderen Art: Der Vorstand Der Vorstand der BUND-Kreisgruppe Region Han- Veranstaltungen und gibt diesen Rundbrief her- nover kann aus maximal neun Personen bestehen. aus. Zurzeit arbeiten acht Vorstandsmitglieder, alle eh- renamtlich. Alle Vorstandsmitglieder haben ihre speziellen Interessen und Arbeitsgebiete und greifen auch In monatlichen Treffen mit der Geschäftsführerin einmal zur Schaufel, um etwa einen Krötenzaun und dem Naturschutzreferenten werden Personel- anzulegen oder etwas anzupflanzen zum Erhalt les und Finanzen geregelt, zum Beispiel Förder- der Biodiversität in der Region. gelder für Projekte beantragt. Ebenso werden die Jahresmitgliederversammlung und die Jahresfeier Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des organisiert. Der Vorstand hält Kontakt zum Lan- BUND Region Hannover am 15. Mai wird für drei des- und Bundesverband. Vor allem aber steht er Jahre ein neuer Vorstand gewählt. Bewerbungen den Arbeitsgruppen mit Rat und Tat zur Seite und Interessierter sind sehr willkommen! ist ansprechbar für Anliegen aller Mitglieder und am Naturschutz Interessierter. Hauptanliegen der Vorstandsarbeit ist es, dass Na- tur- und Umweltschutz überhaupt Beachtung fin- den, zum Beispiel bei Bauvorhaben. Ganz wichtig ist dafür der Kontakt zu Politik und Verwaltung. Außerdem informiert der Vorstand zu aktuellen Umwelt- und Naturschutzfragen. Er nimmt Stel- lung in der Presse, organisiert Info-Stände und
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