Saison 2019 / 2020 BASF-Kulturprogramm - The Big Four

Die Seite wird erstellt Raik Fritsch
 
WEITER LESEN
Saison 2019 / 2020 BASF-Kulturprogramm - The Big Four
Saison 2019 / 2020
 BASF-Kulturprogramm

The Big Four

Anna Prohaska, Sopran
Ensemble 1700
Dmitry Sinkovsky, Alt, Solovioline und Konzertmeister
Dorothee Oberlinger, Blockflöte und Leitung

Dienstag, 28. Januar 2020, 20.00
BASF-Feierabendhaus
„Night Music“                       Programm

                                    Henry Purcell
Besetzung:
                                    (1659 – 1695)

Anna Prohaska
                                    aus: „The Fairy Queen“
Sopran
                                    First Music Prelude & Hornpipe
Ensemble 1700                       Arie „See even night herself is here“
                                    Prelude
Dmitry Sinkovsky                    Arie „One charming night“
Alt, Solovioline & Konzertmeister   Chaconne „Dance of Chinese Men and Women“
Emiliano Rodolfi
Oboe & Blockflöte
                                    Anonym (Sephardisches Schlaflied)
Jonas Zschenderlein
Violine                             „Nani Nani“

Christian Voss
Violine & Viola
                                    Tarquinio Merula
Marco Testori                       (1595 – 1665)
Cello
                                    „Canzonetta spirituale sopra la nanna“
Riccardo Coelati Rama               für Sopran und B.c.
Kontrabass                          Ciaconna für zwei Oberstimmen und B.c.
Makiko Kurabayashi
Fagott

Axel Wolf
Laute

Olga Watts
Cembalo

Dorothee Oberlinger
Blockflöte & Leitung

                                                                                3
Antonio Vivaldi                              Georg Friedrich Händel
(1678 – 1741)                                (1685 – 1759)

Sinfonie zu „La senna festeggiante“ RV 693   aus: „Lucio Cornelio Silla“ HWV 10
für Blockflöte, Oboe, Streicher und B.c.     „Dolce nume de mortali“ (Schlafarie des Silla)
Allegro
Andante molto                                aus: „Partenope“ HWV 27
Allegro molto                                „Furibondo spira il vento“
                                             (Arie des Arsace für Alt, 2 Blockflöten,
Concerto „La Notte“ op. 10 Nr. 2 RV 439      Streicher und B.c.)
für Blockflöte, Streicher und B.c.
Largo
Presto. „Fantasmi“ – Largo                   Antonio Vivaldi
Presto
Largo „Il sonno“                             Concerto c-Moll RV 441
Allegro                                      für Blockflöte, Streicher und B.c.
                                             Allegro non molto
                                             Largo
Heinrich Ignaz Franz Biber                   Allegro molto
(1644 – 1704)

Ciaconna aus: „Serenada a cinque“            John Dowland
(„Nachtwächtersonate“)                       (1563 – 1626)
für Sopran, Streicher und B.c.
                                             „From silent night“
1. Teil: ca. 55 min                          für Sopran, Violine und B.c.

Pause                                        Georg Friedrich Händel

                                             aus: „Solomon“ HWV 67
John Cage                                    „The Arrival of the Queen of Sheba“
(1912 – 1992)                                „Will the sun forget to streak“
                                             „Welcome as the dawn of day“.
„Dream for Merce Cunningham“                 Duett für Sopran, Alt, Streicher und B.c.
arrangiert für Cello und Laute
                                             2. Teil: ca. 45 min

4                                                                                             5
Anna Prohaska                                             Dmitry Sinkovsky
  Mit 20 Jahren war Anna Prohaska erstmals an der           Als Geiger, Sänger und Dirigent verfolgt Dmitry
Staatsoper Unter den Linden zu hören, der sie trotz       Sinkovsky gleich drei Karrieren äußerst erfolgreich.
ihrer internationalen Karriere weiterhin als Ensemble-
                                                            Er studierte Geige am Moskauer Konservatorium
mitglied verbunden bleibt.
                                                          bei Alexander Kirov und Dirigieren an der Zagreber
  Sie sang unter Daniel Barenboim, Simon Rattle,          Musikakademie bei Tomislav Fačini. Neben seinem
Claudio Abbado, Herbert Blomstedt, Pierre Boulez,         Schwerpunkt in der Barockmusik profilierte er sich als
Daniel Harding, Mariss Jansons, Yannick Nézét-            klassischer Geiger und Dirigent mit einem Repertoire
Séguin, Gustavo Dudamel oder Franz Welser-Möst            von Mozart bis Schostakowitsch und von Beethoven
und gastierte auf großen Bühnen wie Mailänder             bis Bartók.
Scala, Bolschoi Theater, Nationaloper Amsterdam,
                                                            In der Saison 2012/13 wurde Dmitry Sinkovsky als
Royal Opera House Covent Garden oder Pariser Oper.
                                                          Dirigent einem größeren Publikum auf der Tournee
Seit 2008 ist sie regelmäßig zu Gast bei den Salzburger
                                                          der „Drama Queens“ von Joyce di Donato vorgestellt.
Festspielen. 2012 widmete ihr Jörg Widmann die Partie
                                                          Heute tritt er regelmäßig in Europa, Russland, Kanada,
der Inanna in seiner Oper „Babylon“, die musikalische
                                                          Asien, Australien und den USA auf. Er ist Resident
Leitung hatte Kent Nagano.
                                                          Conductor des Seattle Symphony Orchestra und
  Konzerte führten sie zum Cleveland Orchestra, dem       wird immer wieder vom Detroit Symphony Orchestra
LA Philharmonic Orchestra, dem NHK Symphony               eingeladen. Sinkovsky arbeitet eng mit Künstlern wie
Orchestra Tokyo, zum London Symphony Orchestra,           Alexei Lubimov, Alexander Rudin, Teodor Currentzis,
den Wiener und den Berliner Philharmonikern oder          Andreas Scholl, Christophe Coin, Aapo Häkkinen
zum Symphonieorchester des Bayerischen Rund-              und Skip Sempé zusammen. 2011 gründete er in
funks. Einen besonderen Stellenwert nimmt die             Moskau sein Ensemble auf historischen Instrumenten,
Alte Musik für sie ein, häufig trat sie mit Nicolaus      „La Voce Strumentale“.
Harnoncourt und dem Concentus Musicus auf und
                                                            2017 debütierte er als Countertenor in der Titel-
arbeitet regelmäßig mit der Academy of Ancient
                                                          rolle von Vivaldis „Lucio Silla“ bei den Internationalen
Music, dem Freiburger Barockorchester oder der
                                                          Händel-Festspielen Göttingen und bei den Ludwigs-
Akademie für Alte Musik Berlin zusammen.
                                                          burger Schlossfestspielen unter der Leitung von
  Nachdem sie schon bei den Eröffnungskonzerten           Dorothee Oberlinger. 2019 spielte er den Ruggero
des Pierre Boulez Saals mitgewirkt hat, verwirklicht      in Vivaldis „Orlando furioso“ zusammen mit dem
sie dort 2018 mit Schönbergs „Pierrot Lunaire“ einen      Klaipėda Chamber Orchestra unter seiner Leitung.
lang gehegten Repertoirewunsch, unter der Leitung         Seit 2014 ist er regelmäßiger Gast des Bolshoi Thea-
von Zubin Mehta, am Klavier Daniel Barenboim.             ters in Moskau.
   Mit ihren thematischen Liederabenden ist Prohaska        Sinkovsky ist Professor am Moskauer Staatlichen
gern gesehener Gast in Liedzentren wie der Schuber-       Konservatorium und künstlerischer Leiter des Orlando
tiade Schwarzenberg, der Wigmore Hall London, in          Furioso Festivals in Dubrovnik. Er spielt eine Geige von
Wien oder Berlin.                                         Francesco Ruggeri (1675), die ihm von der Stiftung
                                                          Jumpstart Jr. zur Verfügung gestellt wird.
6                                                                                                                7
Dorothee Oberlinger                                            „Night Music“
  Dorothee Oberlinger zählt zu den namhaften Ver-                Sie folgt dem Zwielicht der Dämmerung und ist oft-
tretern ihres Instruments. Ihren internationalen Durch-        mals dennoch nicht wirklich dunkel: die Nacht. Je nach
bruch feierte sie 1997 mit dem 1. Preis beim Wettbe-           Jahreszeit ist sie länger oder kürzer, bringt Frost oder
werb SRP/Moeck in der Londoner Wigmore Hall.                   Abkühlung. Alle vier Wochen sorgt der Vollmond für
  Als Solistin spielt sie mit dem von ihr gegründeten          konturenscharfe Schatten, bei Neumond und klarem
Ensemble 1700 sowie mit renommierten Barock-                   Himmel öffnet sich hingegen das Firmament. Früher
ensembles und Orchestern wie den Sonatori de la                suchten Reisende und Seefahrer Orientierung in den
Gioiosa Marca, Musica Antiqua Köln, der Akademie               wegweisenden Sternbildern, heute verwehrt allzu oft
für Alte Musik Berlin, der Academy of Ancient Music,           das Streulicht der Straßen und Städte den Blick in
London Baroque, Melante, Zefiro und L´arte del mondo.          die sprichwörtlich sternklare Nacht. Fast scheint es
Sie arbeitet in verschiedenen Projekten mit führenden          so, als hätte die Industriegesellschaft seit mehr als
Musikern der Alten Musik wie Reinhard Goebel,                  150 Jahren ihren Bezug zur dunklen Seite des Tages
Giovanni Antonini, Vittorio und Lorenzo Ghielmi,               verloren. Während man früher ohne Licht ruhte, gibt
Luca Pianca, Rachel Podger, Giuliano Carmignola,               es heute Nachtschichten. Weit entfernt sind dann
Sandrine Piau oder Max Emanuel Cencic.                         auch jene Verse, mit denen Johann Wilhelm Ludwig
                                                               Gleim den einst natürlich ordnenden Kreislauf be-
  Ihre Einspielungen mit barocker Musik des 17. und
                                                               schrieb: „Gute Nacht! Bis an den Morgen / Schlafen
18. Jahrhunderts werden von der Fachkritik mit höchs-
                                                               wir und uns’re Sorgen.“ So wurde der in aller Frühe
ten Auszeichnungen bewertet. Ihr erfolgreiches Debüt
                                                               krähende Hahn schon lange durch einen Wecker
als Dirigentin gab sie 2011 in Salzburg, gefolgt von
                                                               ersetzt, die träumerische Poesie der Romantik im
gefeierten Stationen bei den Tagen Alter Musik in
                                                               20. Jahrhundert durch den technischen Vorgang der
Herne 2016 und bei den Göttinger Händel-Fest-
                                                               „Nach(t)verarbeitung“ ersetzt.
spielen 2017.
                                                                 Und dennoch übt die Nacht auf den Menschen
  Neben ihrer intensiven Beschäftigung mit der Musik
                                                               eine anhaltende Faszination aus – positiv wie negativ.
des Barock widmet sich Dorothee Oberlinger immer
                                                               Da gibt es die Angst vor dem Schlaf und der Macht des
wieder auch der zeitgenössischen Musik.
                                                               Unbewussten, wenn für eine begrenzte Zeit der aktive
   Seit 2009 ist sie Intendantin der traditionsreichen         Intellekt ruht, sogar ruhen muss; Wissenschaftler
Arolser Barockfestspiele und seit 2004 ist sie Profes-         sprechen etwa vom „Schlafdruck“. Es gibt aber auch
sorin an der Universität Mozarteum Salzburg wo sie             die Nachtwandler, die als „Eulen“ die Nacht zum Tage
das dortige Institut für Alte Musik leitet. Für ihre musika-   machen. Und so erlebt heute jeder seine eigene Zeit
lischen Verdienste ist sie 2016 zur Ehrenbürgerin ihrer        für Träume und Albträume, fürs Wachen und Schlafen.
Heimatstadt Simmern und vom Städte-Netzwerk der
                                                                 Kulturgeschichtlich gesehen war die Nacht schon
Telemann-Städte zur Telemann-Botschafterin ernannt
                                                               immer der Raum für Leidenschaften, wenn Traum
worden. 2019 hat sie die Intendanz des Programms
                                                               und Trieb zu heimlichen wie sinnlichen Begegnungen
der Musikfestspiele Potsdam-Sanssouci übernom-
                                                               führen. Doch wurden mit ihr auch seit altersher
men. Die Stadt Magdeburg wird Dorothee Oberlinger
                                                               Gefahren verbunden. Die Antike personifizierte die
2020 mit dem Telemann-Preis auszeichnen.

8                                                                                                                     9
Nacht (griechisch Nyx und lateinisch Nox) als Tochter      Henry Purcell
des Chaos sowie als Mutter von Hypnos (Schlaf) und
                                                              Shakespeares Komödie „A Midsummer Night’s
Thanatos (Tod) – so jedenfalls hat Homer die Mythen
                                                           Dream“ war schon nahezu 100 Jahre alt, als Henry
in seiner „Ilias“ überliefert. Die Stunden zwischen
                                                           Purcell das Stück erstmals am 2. Mai 1692 in einer
Mitternacht und Morgengrauen wurden überdies als
                                                           verkürzten Form als Oper unter dem Namen „The
‚intempesta‘ (ohne Zeit, totenstill) empfunden, in denen
                                                           Fairy Queen“ auf die Bühne brachte. Der Art nach ein
auch noch im späteren Volksglauben Dämonen,
                                                           Zauberspiel, handelt es sich doch in der Gesamtheit
Geister, Gespenster und Tod ihr Unwesen trieben.
                                                           um eine erstaunlich sozialkritische Handlung mit so
  So weit gefächert die Phänomene der Nacht sind,          fiktiven wie lebensnahen Figuren. So wirbelt der
so unterschiedlich wurden sie musikalisch reflektiert –    Liebeszauber des Elfenkönigs Oberon (und seine
vom Wiegenlied über den Gesang der Nachtvögel,             Verwirrung stiftende Ausführung durch den Hof-
von Sehnsucht und Liebesdramen bis hin zu rausch-          narren Puck) die Beziehungen aller Protagonisten auf
enden Bacchanalen. Deutlich wird dies an den verton-       verstörende Art durcheinander, um am Ende mit
ten Texten, entsprechenden Beinamen oder einfach           einer gleich dreifachen Hochzeit neue Harmonie und
der Bezeichnung des Genres. Am bekanntesten                Beständigkeit herzustellen. Ermüdet vom Streit mit
dürften dabei die Serenade sein (ob als Ständchen          Oberon bittet Titania im zweiten Akt ihre Feen, sie
zur Gitarre, unter freiem Himmel mit einer Bläser-         in den Schlaf zu singen, wobei sofort die allego-
harmonie oder als sinfonisches Stück), gefolgt vom         rischen Figuren der Nacht, des Geheimnisses, der
Nocturne, einem romantischen Charakterstück für            Verschwiegenheit und des Schlafes erscheinen. Den
Klavier, wie man es bei Chopin und Debussy findet.         Anfang aber macht die Nacht: „Lasst Lärm und
Wie bunt das Kaleidoskop der Nacht ist, zeigt das          Sorge, / Zweifel und Verzweiflung, / Neid und Groll /
Programm des heutigen Abends mit Werken, in denen          auf immer von hier verbannt sein, / lasst sanfte Ruhe /
immer wieder andere Themen, Motive und Aspekte             ihre Augenlider schließen / und murmelnde Bäche /
aufgenommen und weitergesponnen werden.                    süße Träume bringen.“ Und das Geheimnis weiß:
                                                           „Eine bezaubernde Nacht / gibt mehr Freude / als
                                                           hundert glückliche Tage. / Die Nacht und ich steigern
                                                           den Geschmack, / wir lassen das Vergnügen länger
                                                           dauern, / auf tausenderlei verschiedene Arten.“ Dass
                                                           aber alle Verwirrungen dieser Sommernacht nur
                                                           einem Traum entsprungen sind, machen die letzten
                                                           Zeilen der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel
                                                           deutlich: „Wenn wir Schatten euch beleidigt, / O so
                                                           glaub – und wohl verteidigt / Sind wir dann –: ihr alle
                                                           schier / Habet nur geschlummert hier / Und geschaut
                                                           in Nachtgesichten / Eures eignen Hirnes Dichten.“

10                                                                                                              11
Antonio Vivaldi                                            Georg Friedrich Händel
   Das legendäre Wirken von Antonio Vivaldi am                Häufig genug wird vergessen, dass so mancher
Ospedale della Pietà, später auch als Impresario am        Komponist auch ein mehr oder weniger erfolgreicher
Teatro Sant’Angelo, überstrahlt nicht nur in der Musik-    Unternehmer war. In den Briefen von Mozart und
geschichte den allmählichen Niedergang des einst so        Beethoven ist nur allzu oft von finanziellen Dingen
mächtigen Venedigs. Schon Jahrzehnte zuvor hatte           die Rede. Doch auch Georg Friedrich Händel trat in
man im Dogenpalast die Relevanz der Entdeckung             London nicht allein als Schöpfer von nicht weniger
Westindiens ebenso verkannt wie den Wandel der             als 42 Opern auf, sondern auch als Direktor verschie-
sich rund um den Globus ziehenden Handelsströme:           dener Opernunternehmungen – mit großartigen Er-
Wegen des neuen ozeanischen Seehandels versieg-            folgen, aber auch bitteren Insolvenzen. Nachdem das
ten die florierenden Routen der Seidenstraße; die          King’s Theatre am Haymarket wegen der hohen
einst so mächtige Republik Venedig verlor an Bedeu-        Gagen der Sänger und der Kosten für die aufwändig
tung. Reisende in Sachen Musik wie etwa noch               gestalteten Bühnenbilder seine Pforten schließen
Charles Burney sahen dies weniger, sondern waren           musste, wurde von kunstsinnigen Aristokraten ein
von dem in höchster Blüte stehenden Musikleben be-         neues Unternehmen ins Leben gerufen: die als Aktien-
geistert. Er berichtet auch über die teilweise sehr aus-   gesellschaft organisierte Royal Academy of Music,
gedehnten Serenaden als „Kantaten von beträchtlicher       bei der Händel die musikalische Verantwortung trug.
Länge, begleitet von einer größeren Zahl Musiker“.         Das Unternehmen geriet allerdings bald in eine finan-
Diese werden „gewöhnlich bei großen Festlichkeiten         zielle Schieflage. Auf der einen Seite hatte man den
aufgeführt: bei der Versöhnung von Fürsten nach            Aktionären stolze 25% Dividende versprochen, auf
                                                           der anderen Seite aber nicht genug Stammkapital
längerer Uneinigkeit oder bei der Ankunft hochge-
                                                           angesammelt, um überhaupt wirtschaftlich arbeiten
stellter Persönlichkeiten“. Zu diesen Werken gehört
                                                           zu können – ein Alptraum. Aus dem Fiasko ging Händel
auch die wohl zwischen 1722 und 1725 entstandene
                                                           indes relativ unbeschadet hervor. In den 1730er Jahren
Partitur zu „La Senna festeggiante“ („Die feiernde
                                                           wandte er sich allmählich von der Oper ab und schuf
Seine“), eine Auftragskomposition zu Ehren des
                                                           stattdessen das auf Texte des alten Testaments
französischen Königs Ludwig XV. In der dreiteiligen
                                                           beruhende, in englischer Sprache gesungene geist-
eröffenenden Sinfonia findet sich an mittlerer Stelle
                                                           liche Oratorium, bei dem bewusst auf ein Bühnen-
ein kleines Notturno mit der delikaten Spielanweisung
                                                           geschehen verzichtet wird. Als eines seiner letzten
„tutti gli stromenti d’arco di Violini devono suonare
                                                           Werke dieses Genres kam 1749 „Solomon“ zur
sempre Pianissimo“ (alle Streichinstrumente müssen
                                                           Aufführung. Den dritten Akt leitet als Sinfonia der
immer sehr leise spielen). Kontrastreich gibt sich das
                                                           bekannte Satz „The Arrival of the Queen of Sheba“
berühmte Concerto mit dem Beinamen „La Notte“:             ein, doch finden sich darüber hinaus in dieser Kom-
Es beginnt mit dunklen Farben, im zweiten Satz treiben     position auch wunderbare Bezüge zur Nacht und
die Dämonen (Fantasmi) ihr Unwesen, bevor dann             dem folgenden, erlösenden Morgengrauen – wenn
alles (wieder) in den Schlaf (Sonno) sinkt. Offen bleibt   sich die Sonne erneut am Horizont zeigt („sie auf-
am Ende des Finales, ob die Geisterstunde nun wirk-        schließt die Pforten des Tages“) und der Kreislauf von
lich überstanden ist ...                                   Neuem beginnt („Willkommen wie der Tagesanbruch“).
                                                                                                    Michael Kube

12                                                                                                             13
„See even night herself is here“        „Nani, Nani“

See, see‚ see                           Nani nani
Even night herself is here              Nani quere el hijo
See‚ see‚ see, even night               El hijo de la madre
Even night herself is here              De chico se haga grande.
To favour your design.
                                        Ay, dúrmite mi alma
And all her peaceful train is near      Dúrmite mi vista
That men to sleep incline               Ay, que tu padre viene
Let noise and care, doubt and despair   Con muncha alegría.
Envy and spite‚ (the fiendes delight)
Be ever, be ever banished hence.        Ay, avriméx mi dama
                                        A vriméx la puerta
Let soft repose her eyelids close       Que vengo cansado
And mu...urmering                       De arar las huertas.
Streams bring pleasing dreams
Let nothing, let nothing stay           Avrir no vos avro
To give offence                         No veníx cansado
Let nothing‚ let nothing                Sino que veníx
Nothing stay to give offence.           De onde muevo amor.

                                        Ni es más hermoza
„One charming night“                    Ni es más valida
                                        Ni ella lIevava
One charming night                      Más de las mis joyas.
Gives more delight
Than a hundred, than a hundred
A hundred lucky days.

Night and I
Improve the taste
Make the pleasure longer last
A thousand, thousand, thousand,
Thousand, thousand several ways.

14                                                                 15
„Canzonetta spirituale sopra la nanna“   „Nachtwächtersonate“

Hor ch’è tempo di dormire                Lost Ihr Herrn und last Euch sagen
Dormi dormi figlio e non vagire,         Der Hammer, der hat Zehne gschlagn
Perché, tempo ancor verrà                Hüets Feyer, hüets wohl
Che vagir bisognerà.                     und lobet Gott, und unser Liebe Frau.
Deh ben mio deh cor mio Fa,
Fa la ninna ninna na.
Chiudi, quei lumi divini                 „Dolce nume de mortali“
Come fan gl’altri bambini,
Perché tosto oscuro velo                 Dolce nume de’ mortali
Priverà di lume il cielo.                nel mio sen dispiega l’ali.
Deh ben mio …
Over prendi questo latte
Dalle mie mammelle intatte               „Furibondo spira il vento“
Perché ministro crudele
Ti prepara aceto e fiele.                Furibondo spira il vento
Deh ben mio …                            e sconvolge il cielo e il suol
Amor mio sia questo petto                Tal adesso l‘alma io sento
Hor per te morbido letto                 Agitata dal mio duol.
Pria che rendi ad alta voce
L’alma al Padre su la croce.
Deh ben mio del …                        „From Silent night“
Posa hor queste membra belle
Vezzosette e tenerelle                   From silent night, true register of moanes
Perché poi ferri e catene                From saddest Soule consumde with deepest sinnes
Gli daran acerbe pene.                   From hart quite rent with sighes and heavie groanes
Deh ben mio …                            My wayling Muse her wofull worke beginnes.
Queste mani e questi piedi               And to the world brings tunes of sad despaire
Ch’or con gusto e gaudio vedi            Sounding nought else but sorrow, griefe and care.
Ahimè com’in varij modi                  Sorrow to see my sorrowes cause augmented
Passeran acuti chiodi.                   And yet lesse sorrowfull were my sorrowes more
Questa acia gratiosa                     Griefe that my griefe with griefe is not prevented
Rubiconda hor più di rosa                For griefe it is must east my grieved sore.
Sputi e schiaffi sporcheranno            Thus griefe and sorrow cares but how to grieve
Con tormento e grand‘affano.             For griefe and sorrow must my cares relieve.

16                                                                                        17
„Will the sun forget to streak“        Konzerteinführung
                                       28. Januar 2020, 19.00, Kammermusiksaal
Will the sun forget to streak
Eastern skies with amber ray           Wolfgang-Armin Rittmeier
When the dusky shades to break
He unbars the gates of day?
                                       Veranstaltungshinweis
Then demand if Sheba‘s queen
E‘er can banish from her thought       14. Februar 2020, 20.00, BASF-Feierabendhaus
All the splendour she has seen         Rudolf Buchbinder, Klavier
All the knowledge thou hast taught.    Nikolaj Szeps-Znaider, Violine
                                       Werke von Ludwig van Beethoven

„Welcome as the dawn of day“

Welcome as the dawn of day
To the pilgrim on his way
Whom the darkness caus‘d to stray
Is my lovely king to me.

Myrtle grove, or rosy shade
Breathing odours through the glade
To refresh the village maid
Yields in sweets, my queen, to thee.

18
BASF SE
FHG/TC – Z 24 · Kunst & Kultur
Tel.: 0621- 60 99911 · Email: basf.konzerte@basf.com
www.facebook.de/BASF.Kultur · Twitter: @BASF−Kultur
www.basf.de/kultur
Sie können auch lesen