Sanfter Berufseinstieg dank neuem Pilotprojekt Debattieren und Netzwerken am Schweizer Bildungstag - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...

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Sanfter Berufseinstieg dank neuem Pilotprojekt Debattieren und Netzwerken am Schweizer Bildungstag - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH   10 | 2019

Sanfter Berufseinstieg dank neuem Pilotprojekt
Debattieren und Netzwerken am Schweizer Bildungstag

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Sanfter Berufseinstieg dank neuem Pilotprojekt Debattieren und Netzwerken am Schweizer Bildungstag - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
Der neue Treffpunkt für
                                                                 Digitalisierung in der Bildung
                                                                 28. bis 30. November 2019 | Messe Basel
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               Digitale
               Transformation
               in Schulen                                            Bedeutung digitaler
                                                                     Kompetenz für
                                                                     Lehrpersonen &
Internationale Keynotes
                                                                     Schulleiter          D
                                                                                       THE ATE                          E

                                                                                                                   V
                               Praxisorientierte
                                                                                                                               11.

                                                                                                                 SA
                                                                                                                         3 0 .
                               Workshops                                                                           28. – 019
                                                                                                                       2

                                                                                                                                         EL
                                                                                                                          MES E BAS
Veranstalter    Partner
                                                                                                                             S

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10 | 2019
EDITORIAL

                                                      Liebe Leserinnen, liebe Leser

Ausgabe 10 | 2019 | 1. Oktober 2019                   Haben Sie auch Ex-Kolleginnen und Ex-Kollegen in Ihrem Umfeld, die mit
Zeitschrift des LCH, 163. Jahrgang der
Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ)
                                                      Ihnen studiert, dem Lehrberuf aber bereits nach kurzer Zeit wieder den Rücken
BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich             gekehrt haben? Es sind nicht wenige an der Zahl, die – kaum in den Beruf
                                                      eingetreten – wieder austreten. Die Gründe mögen vielfältig sein. Tatsache
Impressum
                                                      ist aber: Der Lehrberuf ist anspruchsvoller geworden und die drei Ausbildungs-
                                                      jahre für Lehrpersonen der Zyklen I und II reichen nicht aus, um die Studie-
Herausgeber/Verlag
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer                    renden theoretisch wie praktisch ausreichend auf ihren Beruf vorzubereiten.
Schweiz LCH
• Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin
• Franziska Peterhans, Zentralsekretärin              Das Pilotprojekt «Studienbegleitender Berufseinstieg» der PHBern, das
• Beat A. Schwendimann, Leiter der Pädagogischen      im August startete, ermöglicht Studierenden einen sanfteren Berufseinstieg
  Arbeitsstelle LCH
                                                      und liefert damit ein Modell, das bestenfalls auch dem vorzeitigen Berufsaus-
Zentralsekretariat und Redaktion                      stieg entgegenwirkt. Die am Projekt teilnehmenden Studierenden können
Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich
Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15
                                                      das dritte Ausbildungsjahr in zwei Jahren absolvieren, indem sie nicht nur
E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch                         studieren, sondern gleichzeitig 40 bis 60 Prozent an einer Schule unterrich-
Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch
Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr,
                                                      ten. Ein Erfolgsmodell? «Selber eine Klasse zu führen und Gelegenheit zu
Fr bis 16 Uhr                                         haben, als Klassenlehrerin zu arbeiten, stärkt meine Kompetenzen», sagt
                                                      Sophie Nyfeler. Sie ist eine von 18 Studierenden, die das Pilotprojekt absol-
Redaktion
• Belinda Meier (bm), Leitende Redaktorin             vieren. BILDUNG SCHWEIZ hat sie, eine Mitstudentin, einen PH-Vertreter
• Deborah Conversano (dc), Redaktorin Print/Online    und einen ins Projekt involvierten Schulleiter getroffen und gibt Einblick in
• Maximiliano Wepfer (mw), Redaktor Print/Online
• Anna Walser (aw), Redaktorin Print/Online           das neue Studienmodell (S. 18).
Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz),
Claudia Baumberger, Peter Krebs, Marina Lutz
(Cartoon), Christian Urech, Roger Wehrli, Christa     Die Ausbildung der Primarlehrpersonen auch künftig zu stärken, ist denn
Wüthrich, Michael Merker/Christine Zanetti (Schul-    auch eine von sieben Forderungen, welche die beiden Lehrerinnen- und
recht)
                                                      Lehrerdachverbände der Deutsch- und Westschweiz, LCH und SER, am
Abonnemente/Adressen                                  diesjährigen Schweizer Bildungstag vom 6. September 2019 in Bern vor 130
Bestellungen/Adressänderungen:
Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54,                geladenen Gästen präsentiert haben. Ebenfalls haben sie gleichentags an
adressen@LCH.ch                                       ihrer internen Konferenz einen historischen Entscheid gefällt: Auf dem na-
Adressänderungen auch im Internet:
www.bildungschweiz.ch                                 tionalen Parkett der Bildung wollen sie künftig gemeinsam noch mehr Ein-
Für Aktivmitglieder des LCH ist das                   fluss nehmen, ein Zusammenschluss soll dies möglich machen (S. 8 / S. 9).
Abonnement im Verbandsbeitrag
(CHF 74.– pro Jahr) inbegriffen
Jahresabonnement für Nichtmitglieder:                 Neben dem Berufseinstieg, der Qualitätssicherung im Lehrberuf und dem
Schweiz CHF 108.50, Ausland CHF 183.50
Einzelexemplar CHF 10.25, ab dem 8. Expl.             geplanten Zusammenschluss von LCH und SER bietet die vorliegende Aus-
CHF 7.20 (jeweils plus Porto und MwSt.)               gabe eine bunte Auswahl an weiteren Themen. Wir befassen uns zum einen
Dienstleistungen                                      mit introvertierten Kindern und zum anderen mit solchen, die eine Aufmerk-
Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat       samkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) haben, und gehen der Frage
LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch
Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch
                                                      nach, wie Lehrpersonen sie erkennen, begleiten und unterstützen können
                                                      (S. 28 / S. 31). Welchen Nutzen alternative Lernorte an Schulen haben (S. 34),
Inserate/Druck                                        wie in der Ausstellung «Facing History» antike Figuren zum Leben erwachen
Inserateverkauf: Martin Traber, Fachmedien,
Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09                (S. 41) und auf welche Höhen und Tiefen die 100-jährige Schweizerschule
martin.traber@fachmedien.ch                           Barcelona zurückblickt (S. 38), er-
Mediadaten: www.bildungschweiz.ch
Druck: FO-Zürisee, 8132 Egg ZH                        fahren Sie in weiteren Beiträgen.
ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage:
42 722 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung)
                                                      Ich wünsche Ihnen eine spannende
                                                      Lektüre!

                                                      Belinda Meier
                                                      Leitende Redaktorin

                                                                                           Sich austauschen am Schweizer Bildungstag: Redaktorin
                                                                                           Belinda Meier (l.) und Klara Sokol (r.), Direktorin von éduca-
                                                                                           tion21. Foto: Marc Renaud
                                                                                                                                                       3
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            8   Der Schweizer Bildungstag
            stand ganz im Zeichen der
            Schulqualität.

                                   18    Im Kanton Bern
                                   unterrichten Studierende
                                   der Pädagogischen
                                   Hochschule bereits vor
                                   ihrem Abschluss. BILDUNG
                                   SCHWEIZ hat erfahren, wie
                                   dies gelingt.

                                                    12   Wie das
                                                    Netzwerk MINT-
                                                    Bildung die Freude
                                                    an MINT steigert.

                   16    Beim Berufswahlparcours
                   «Experio Roche» entdecken
                   Jugendliche ihre Interessen und
                   Talente.

    42
    Das Indian Land Museum
    zeigt die Kultur der
    nordamerikanischen
    Indianer.                           Fotos auf diesen Seiten: Marc Renaud, Claudia
                                        Baumberger, Anna Walser, Eleni Kougionis,
                                        Fiona Feuz

                                        Titelbild: Studienbegleitender Berufseinstieg.
                                        Foto: Claudia Baumberger

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INHALT

            AKTUELL

          6 Frauen sollen in der Altersvorsorge nicht mehr benachteiligt werden
          7 PH-Dozierende haben viel Praxiserfahrung

            AUS DEM LCH

          8 Im Dialog für mehr Qualität in der Bildung
          9 LCH und SER wollen Einfluss verstärken
         11 Vermittler mit klarer Position

            MINT

         12 Viele Wege – ein Ziel
         16 14 Berufe in einem Zug kennenlernen

            PÄDAGOGIK

         18 Vielversprechend: Studienbegleitender Berufseinstieg
         22 «Erkenntnis hat nie Format A4»
         24 Killer Perfektion
         28 Introversion: Stille Wasser gründen tief
         31 Wie können wir Kinder mit AD(H)S unterstützen und fördern?

            BILDUNGSFORSCHUNG | BILDUNG INTERNATIONAL

         34 Schulinseln als alternative Lernorte
         38 Mit hundert Jahren auf der Höhe der Zeit

            RUBRIKEN

          3 IMPRESSUM
         35 BILDUNGSNETZ
         36 SCHULRECHT
         41 AUSSTELLUNG
         44 BÜCHER UND MEDIEN
         48 VERLAG LCH
         50 MEHRWERT LCH
         51 REISEN LCH
         52 BILDUNGSMARKT
         55 3 FRAGEN AN ... | BILDUNG SCHWEIZ demnächst

                                                                                  5
Sanfter Berufseinstieg dank neuem Pilotprojekt Debattieren und Netzwerken am Schweizer Bildungstag - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
10 | 2019
                                                                                                                                            AKTUELL

Frauen sollen in der Altersvorsorge
nicht mehr benachteiligt werden
Die Sozialpartner haben einen ausgewogenen Kompromiss für die berufliche Vorsorge
ausgearbeitet. Dieser hat das Potenzial, die zweite Säule als Sozialversicherung zu
stärken und die Rentenleistungen zu erhalten. Von der Modernisierung können vor
allem Frauen und Personen mit tiefem Einkommen profitieren.

Die Dimensionen des «Gender
Pension Gap» sind enorm. Da
                                                                                                                         ZAHLEN, BITTE!
die unter Frauen stark ver­
breitete Teilzeitarbeit in der
beruflichen Vorsorge schlecht
                                                                                                                         3,6
versichert ist, erhalten Frauen                                                                                          Mal höher sind zurzeit die Bei­
63 Prozent weniger Rente aus                                                                                             träge der Arbeitgeber für ein
der Pensionskasse (vgl. Grafik).                                                                                         Vollzeitpensum im Vergleich zu
Nachdem bisherige Reform­                                                                                                einem 50-Prozent-Pensum.
vorschläge in der Altersvor­
sorge keine Mehrheiten gefun­
den hatten, konnten sich die
Sozial­partner auf einen trag­
baren Kompromiss einigen und
                                                                                                                         37
diesen Anfang Juli 2019 dem         Rente der beruflichen Vorsorge nach Geschlecht (Mittelwert in Franken):
                                                                                                                         Prozent aller Erwerbstätigen in
Bundesrat vorlegen. Der Vor­        Teilzeitarbeit ist in der 2. Säule schlecht versichert. Frauen haben dadurch         der Schweiz arbeiten Teilzeit.
schlag fokussiert primär auf        viel tiefere Pensionskassenrenten als Männer. Grafik: Robert Fluder et al. (2016):   Europaweit liegt nur in Holland
den Erhalt der Leistungen und       «Gender Pension Gap in der Schweiz»                                                  der Anteil noch höher.
bietet insbesondere für Frauen
Verbesserungen.                     sind es aktuell doppelt so viele            Weiter im Text
Stark verbreitete Teilzeit­
                                    Frauen wie Männer, die auf
                                    Ergänzungsleistungen ange­
                                                                                Robert Fluder et al.: «Gender
                                                                                Pension Gap in der Schweiz.              59
arbeit unter Lehrpersonen           wiesen sind.                                Geschlechtsspezifische
Wichtiger Bestandteil des                                                       Unterschiede bei den Alters­             Prozent aller erwerbstätigen
Kompromisses ist, dass durch        Senkung des Umwandlungs­                    renten», Beiträge zur Sozialen           Frauen in der Schweiz arbeiten
die Senkung des Koordina­           satzes abfedern                             Sicherheit, 12/2016, Bern.               Teilzeit. Bei den Männern sind
tionsabzugs der versicherte         Wichtiges Instrument zur Ren­                                                        es 18 Prozent.
Verdienst substanziell erhöht       tensicherung ist eine zentral
wird. Vom Lohn werden neu nur       verwaltete Zusatzrente, die die
                                                                                Weiter im Netz

                                                                                                                         63
                                                                                www.sgb.ch > Themen >
noch 12 443 Franken nicht ver­      Senkung des Umwandlungs­
                                                                                ­Sozialpolitik > Artikel vom
sichert statt wie bisher 24 885     satzes von 6,8 Prozent auf 6,0
                                                                                 11. Juli 2019: Stabiles Leis­
Franken. Dadurch wird die Situ­     Prozent sozial abfedern soll.
                                                                                 tungsniveau und solidarisch             Prozent tiefer ist die Rente aus
ation der Teilzeitarbeitenden       Ausserdem soll es eine Verein­
                                                                                 finanzierter Rentenzuschlag             der beruflichen Vorsorge bei
verbessert – ein Anliegen, das      fachung der Beitragssätze
für Schweizer Lehrpersonen          geben, sodass ältere Arbeit­                www.bfs.admin.ch > Statis­               Frauen als bei Männern.
sehr wichtig ist, weil die meis­    nehmende auf dem Arbeits­                   tiken finden >13 Soziale
ten von ihnen Teilzeit arbeiten.    markt durch hohe Lohnneben­                 Sicherheit > Sozialhilfe > Sozi­
Mit 60 Prozent ist der Anteil der
Erwerbstätigen, die nicht voll­
zeitig einer bezahlten Arbeit
                                    kosten weniger benachteiligt
                                    werden. Die Finanzierung
                                    erfolgt über einen Abzug von
                                                                                alhilfebeziehende > Vorgela­
                                                                                gerte Sozialleistungen >
                                                                                Ergänzungsleistungen AHV / IV
                                                                                                                         200
nachgehen, sehr hoch. Eine          0,5 Prozent auf dem AHV-                    > Tabellen > Personen mit                Franken im Monat. So hoch ist
vergleichbare Zahl findet sich      pflichtigen Einkommen.                      Ergänzungsleistungen nach                der maximale Rentenzuschlag
nur im Gesundheitswesen und                                                     demographischen Merkmalen,               im BVG-Kompromiss.
im Kulturbereich.                   Wie geht es nun weiter in die­              Ende Jahr
                                    sem Geschäft? Im November                   www.bfs.admin.ch > Statis­
Die bessere Absicherung kann
helfen, die Diskriminierung der
Frauen zu verringern, die noch
                                    2019 wird eine Antwort des
                                    Bundesrates auf den Vorschlag
                                    erwartet. Dann können die
                                                                                tiken finden >3 Arbeit und
                                                                                Erwerb > Erwerbstätigkeit und
                                                                                                                         2004
                                                                                Arbeitszeit > Erwerbstätige >
immer den grössten Teil der         Parteien und Verbände dazu                                                           In diesem Jahr wurde das
                                                                                Vollzeit und Teilzeit > Publi­
Erziehungs- und Hausarbeit          Stellung nehmen. Einzig die                                                          ­Rentenalter der Frauen von 63
                                                                                kationen > Schweizerische
verrichten. Die Vorsorgelücke       SVP hat bisher Widerstand                                                             auf 64 Jahre angehoben.
                                                                                Arbeitskräfteerhebung (SAKE):
bei Frauen mit Kindern ist          gegen die Vorlage angekündigt:              Teilzeiterwerbstätigkeit in der
nämlich deutlich grösser als        Sie will die Frauenrenten­lücke             Schweiz 2017
bei kinderlosen Frauen. Zudem
wird erwartet, dass der Bezug
                                    nicht schliessen. Die anderen
                                    Parteien haben sich tenden­                                                          12 433
der Ergänzungsleistungen ein­       ziell eher positiv zum Kompro­
gedämmt werden kann. Laut           miss geäussert.                                                                      Franken: Auf diesen Betrag
Statistik des Bundesamtes für                                                                                            wollen die Sozialpartner den
Sozialversicherungen (BSV)          Pascal Frischknecht                                                                  Koordinationsabzug halbieren.

6
Sanfter Berufseinstieg dank neuem Pilotprojekt Debattieren und Netzwerken am Schweizer Bildungstag - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
5.                     Berufslaufbahnen
                                                      5.1 Fragestellungen                                  tionen die heutigen Dozierenden dort innehatten
                                                                                                                         10 | 2019
AKTUELL                                                                                                    (Qualifikationsstellen oder Professuren), wurden bei
                                            Neben den formalen Qualifikationen sind die vor der            den Laufbahnschritten an Fachhochschulen oder Pä-
                                            Übernahme einer Dozentur durchlaufenen berufli-                dagogischen Hochschulen vor allem Daten zu den

PH-Dozierende haben                         chen Stationen entscheidend dafür, welche Kompe-
                                            tenzen die Dozierenden an die Hochschulen mitbrin-
                                                                                                           Stellen im dortigen Mittelbau erhoben.
                                                                                                                Um das Bild der bisherigen Berufslaufbahnen

viel Praxiserfahrung
                                            gen. In den oft bereits längeren Berufslaufbahnen              der Dozierenden abzurunden, wurde im Weiteren un-
                                            können wertvolle Erfahrungen für die Arbeit in den             tersucht, in welchem Kontext bei den Befragten der
                                            verschiedenen Leistungsbereichen an der Hochschule             Wunsch nach einer Dozentur an einer Fachhoch-
                                            gesammelt werden. In Bezug auf die Rekrutierungs-              schule oder Pädagogischen Hochschule entstand, in
Dozierende an Pädagogischen Hochschulen     praxis derund    Fachhochschulen
                                                       Hochschulen                        habenaus
                                                                      ist insbesondere relevant,           welchem Alter sie die erste Dozentur übernommen
­durchschnittlich rund 15 Jahre Praxiserfahrung.            DiesPositionen
                                            welchen beruflichen     geht aus       einer
                                                                                heraus eineschweizweiten
                                                                                              Dozentur     haben und wie lange sie bereits an der aktuellen
 Dozierendenbefragung der HochschuleübernommenLuzern und    wird,der
                                                                  was Pädagogischen              Hochschule
                                                                        also die heutigen Dozentin-        Hochschule arbeiten. Schliesslich wurde auch erho-
                                            nen und Dozenten unmittelbar vor ihrer heutigen Tä-            ben, welcher Anteil der Dozierenden plant, die Hoch-
 Luzern hervor.
                                            tigkeit gemacht haben.                                         schule wieder zu verlassen und beruflich in die Praxis
                                                 Bei den Laufbahnschritten vor der Übernahme               zurückzukehren.
Von Dozierenden der Fach­
 hochschulen (FH) und Pädago­
                                 und wenigereiner
                                               imDozentur
                                                   Bereichkann
                                            undPraxiskompeten­
                                 Stärkung der
                                                              der zwischen Tätigkeiten
                                                                               diplom fürausserhalb
                                                  innerhalb des Hochschulsystems
                                                                               Die meisten
                                                                                              eine der Zielstufen.
                                                                                          differenziert
                                                                                                Dozierenden wer­
                                                                                                                                       WAS, WANN, WO
 gischen Hochschulen (PH) wird   zen liegen.werden.
                                             Rund 90  Bei  den Tätigkeiten ausserhalb
                                                        Prozent                den zudem    des  Hoch-
                                                                                               aus         5.2 Berufliche Tätigkeit unmittelbar vor
                                                                                                   dem jeweiligen
 ein sogenanntes doppeltes                  schulsystems interessieren in Bezug
                                 der Studienteilnehmerinnen                          auf die rekrutiert
                                                                               Berufsfeld     Praxiser- undder  aktuellenSchule
                                                                                                              nicht
                                                                                                                                     braucht
                                                                                                                             Anstellung   als Dozentin oder
 Kompetenzprofil erwartet. Das              fahrung   vor allem
                                 und -teilnehmer geben näm­      solche  in potenziellen  zukünftigen      Dozent
                                                                               etwa aus den Universitäten. (pd)            Persönlichkeit
 heisst, dass sie nicht nur wis­            Berufsfeldern
                                 lich an, dass sie vor ihrerder Studierenden. Wie viele Jahre Er-                          Den Menschen hin zur starken
 senschaftliche Kompetenz        Anstellungfahrung
                                             in einem      Dozierenden hier Weiter
                                                      diepoten­                           im Netz
                                                                                durchschnittlich   mit-                    Persönlichkeit unterstützen.
 mitbringen sollen, sondern                 bringen, wurde
                                 ziellen zukünftigen          bereits in Kapitel
                                                        Berufsfeld                4.3 dargestellt.
                                                                               www.hslu.ch          Bei
                                                                                                 > Suchbegriff:            Wie? Die Veranstaltungsreihe
 auch Praxiserfahrung. Christi­             den Tätigkeiten
                                 der Studierenden               innerhalb des
                                                      tätig waren                  Hochschulsystems
                                                                               Studie   «Dozierende an Fach­               macht bewusst, vernetzt und
 ne Böckelmann von der Hoch­                kann unterschieden
                                 oder es parallel  zur Tätigkeit werden,
                                                                    an        ob die Laufbahnen
                                                                               hochschulen       undimPädagogi­            gibt Impulse aus verschie­
 schule Luzern und Annette                  universitären
                                 der Hochschule             Hochschulsystem
                                                    noch sind.    Die            oder an
                                                                               schen        Fachhoch- der
                                                                                       Hochschulen                         denen Perspektiven. Die Start­
 Tettenborn von der PH Luzern               schulen bzw.
                                 durchschnittliche         Pädagogischen Hochschulen
                                                      Praxiserfah­             Schweiz» verankert                          veranstaltung findet am Don­
 haben eine Studie durchgeführt,            waren.
                                 rung beträgt        Während
                                               15 Jahre.   Beibei
                                                                denden Laufbahnschritten im uni-                           nerstag, 7. November 2019,
 die erstmals aufzeigt, über     Dozierendenversitären
                                                an PH Hochschulsystem
                                                        verfügen            interessiert, welche Posi-                     18.00 bis 19.30 Uhr in Bern
welche Qualifikationen die               über 75 Prozent über ein Lehr­                                                                statt. Weitere Informationen:
heutigen Dozierenden an FH                                                                                                             www.phbern.ch/20.401.401
und PH der Schweiz verfügen
und was die häufigsten Lauf­                                                 Studium
                                                                                                                                       Berufsfindung in Zeiten
bahnen sind. Rund 2500 Dozie­                             Arbeit an Diss./Habilitation

rende aus 23 FH und PH haben                            Berufstätigkeit an Universität                                                 von Migration
hierfür im Herbst 2018 an einer                             Berufstätigkeit an FH/PH                                                   An der Fachtagung «Von der
Online-Befragung teilgenom­                                        Berufstätigkeit in
                                                          anderer Bildungsinstitution                                                  Schule zum Beruf» der FHNW
men. 60 Prozent schreiben                             Berufstätigkeit in Unternehmen                                                   in Olten werden Fragen zum
sich selbst ein solches doppel­                                    Berufstätigkeit in
                                                        NP-Organisation (inkl. Kultur)                                                 professionellen Handeln im
tes Kompetenzprofil zu. Weite­                                        Berufstätigkeit
                                                          in öffentlicher Verwaltung
                                                                                                                                       Kontext von Migration diskutiert.
re 30 Prozent sagen von sich,                               selbstständig erwerbend                                                    Jugendliche sind global unter­
dass sie tendenziell über ein                               Haus- und Familenarbeit                                                    wegs und begegnen national
solches verfügen. Trotzdem                                            Arbeitslosigkeit                                                 ausgerichteten Bildungssyste­
dürfte der Handlungsbedarf                                                   Anderes                                                   men, die ihnen eine Integration
für die Hochschulen eher im                                                              0%   10%   20%   30%      40%    50%   60%    in die Ankunftsgesellschaft
Bereich der Stärkung der wis­                                                                        Anteil Dozierende
                                                                                                                                       ermöglichen sollen. Wunsch
                                                          Dozierende an Fachhochschulen Dozierende an Pädagogischen Hochschulen
senschaftlichen Kompetenzen              Tätigkeit von Dozierenden        der PH (hellgrün)       und der FH (dunkelgrün) unmit-       und Realität klaffen aber oft
                                         telbar vor der aktuellen Anstellung. Grafik: Hochschule Luzern                                weit auseinander. Dies gilt
                                                      Abb. 14: Tätigkeit unmittelbar vor der aktuellen Anstellung als                  nicht nur für die Jugendlichen
                                                      Dozentin oder Dozent (Mehrfachantworten möglich)                                 selbst, sondern auch für die
VOLKSINITIATIVE                          • Ein Verbot für jegliche                                   Haus- und Kinderärzte             Handlungsmöglichkeiten von
                                           Tabakwerbung, die Kinder                                  Schweiz, pharmaSuisse, die        Fachpersonen. Die Tagung vom
Jugendliche                                und Jugendliche erreicht;                                 FMH und auch der Dachver­         26. Oktober 2019 richtet sich
endlich vor Tabak-                         das umfasst Printmedien,                                  band Lehrerinnen und Lehrer       an Fachpersonen, die Jugend­
                                           das Internet einschliesslich                              Schweiz (LCH) gehören.            liche in unterschiedlichen
werbung schützen!                          der sozialen Medien, Plakate,                                                               Angeboten im Bildungs-,
Am 12. September 2019 wurden               Kinos und Verkaufsstellen.                                Schlusslicht Schweiz              Arbeitsmarkt- und Sozialsys­
in Bern die 113 500 beglaubig­           • Keine Verkaufsförderung                                   Mit einem weitgehenden Ver­       tem unterstützen. Informatio­
ten Unterschriften zur Volks­              durch Gratisabgabe von                                     bot von Werbung, Promotion       nen: www.fhnw.ch
initiative «Ja zum Schutz der              Tabakprodukten, wie sie                                    und Sponsoring für Tabak­
Kinder und Jugendlichen vor                durch Hostessen in Clubs                                  waren würde die Schweiz eine
Tabakwerbung» der Bundes­
                                                                                                                                       Schulkongress
                                           oder durch Rabattaktionen                                 der zentralen Forderungen der
kanzlei übergeben. Bundesrat               im Stil von «3 für 2» geschieht.                          internationalen Rahmenkon­        «Bewegung und Sport»
und Parlament sind nun gefor­            • Kein Sponsoring öffentlicher                              vention über die Tabakkontrolle   Vom 25. bis 27. Oktober 2019
dert, den konsequenten Jugend­             und privater Anlässe durch                                der Weltgesundheitsorgani­        wird Magglingen wiederum
schutz endlich umzusetzen.                 Tabakfirmen.                                               sation WHO erfüllen. Die Kon­    zum Kompetenzzentrum rund
                                         • Bei den Substitutionspro­                                  vention ist das wichtigste       um die «Bewegte Schule», den
Klare Forderungen                          dukten: die Gleichstellung                                ­Instrument für die weltweite     Sportunterricht und die
Untersuchungen zeigen, dass                mit herkömmlichen Tabak-                                   Eindämmung der Tabakepide­       ­«Eigene Bewegung und
57 Prozent der Rauchenden als              produkten.                                                 mie und wird von 181 Staaten      Gesundheit». Die Angebote
Minderjährige mit dem Tabak­             Hinter dieser Initiative steht                               getragen. Die Schweiz hat die     richten sich an Lehrpersonen
konsum beginnen. Das Initiativ­          eine Allianz von verschiedenen                               Konvention im Jahr 2004 zwar      vom ­Kindergarten bis zur
komitee fordert deshalb einen            Gesundheitsorganisationen                                    unterzeichnet, aber bis heute     Sekundarstufe II. Informatio­
konsequenten Jugendschutz:               der Schweiz, zu denen mfe                                    nicht ratifiziert. (pd)           nen: www.schulkongress.ch

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Sanfter Berufseinstieg dank neuem Pilotprojekt Debattieren und Netzwerken am Schweizer Bildungstag - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
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Im Dialog für mehr Qualität
in der Bildung
Am Schweizer Bildungstag vom 6. September 2019 in Bern haben sich rund 130 Akteurinnen und
Akteure aus Bildung und Politik über ihre Vorstellungen für die Bildung ausgetauscht. LCH und
SER haben sieben Forderungen vorgestellt, um die Qualität der Schule weiterhin hochzuhalten.

Die ersten Lebensjahre sind besonders          Jahre vorsieht. «Der Staat muss sich für           denn die verschiedenen Zuständigkeiten
wichtig für die Entwicklung eines Kindes.      diese Jugendlichen verantwortlich fühlen.»         schaffen auch Spielräume.»
Damit dieser Start ins Bildungssystem
gelingt, braucht es qualitativ hochstehende,   Ohnmacht ist auch positiv                          Forderungen sind der Startschuss
kostengünstige und flächendeckende             Im anschliessenden Podiumsgespräch gli-            Zuletzt präsentierten LCH und SER ihre
Betreuungsangebote für alle Kinder in der      chen die kantonalen Bildungsdirektorinnen          Forderungen, die sie als Chancen für die
Schweiz. Dies ist eine der sieben Forde-       und -direktoren die Vorstellungen der eid-         Bildung erachten. Die beiden Lehrerdach-
rungen, die der Dachverband Lehrerin-          genössischen Räte mit den Gegebenheiten            verbände sprachen sich für eine Stärkung
nen und Lehrer Schweiz LCH und der             auf kantonaler Ebene ab. So lehnte die             der Ausbildung der Primarlehrpersonen,
Syndicat des enseignants romands SER           Neuenburger Bildungsdirektorin und Vize-           für eine Erhöhung des Bundesbeitrags
am Schweizer Bildungstag gestellt haben.       präsidentin der EDK, Monika Maire-Hefti,           zugunsten der Sprachaustausche und für
Rund 130 geladene Gäste sind zur Veran-        Reynards Vorschlag dezidiert ab. «Auch             einen umfassenden Gesundheitsschutz in
staltung vom 6. September 2019 ins Hotel       die Schulpflicht mit 18 Jahren garantiert          den Bildungseinrichtungen aus. Weiter
Schweizerhof nach Bern gekommen, die           nicht, dass am Ende alle Jugendlichen              verlangten sie mehr Ressourcen für einen
von den beiden Lehrerdachverbänden alle        eine solide berufliche Laufbahn einschla-          wirksamen Einsatz digitaler Technologien
zwei Jahre organisiert wird und diesmal        gen.» Stattdessen machte sie sich für ein          in der Schule und eine substanzielle finan-
unter dem Motto «Bildung und Politik im        Projekt im Kanton Neuenburg stark, in              zielle Unterstützung von Universitäten und
Gespräch» stand.                               dem Jugendliche schon vor Ende der                 Hochschulen durch die öffentliche Hand.
                                               Schulzeit mit Coaching im Berufswahl-              Mit der Formulierung dieser Forderungen
Uneinigkeit entlang den Parteilinien           prozess begleitet werden. Angesprochen             sei die Arbeit aber noch nicht getan, unter-
Auch aus bildungspolitischer Sicht ist die     auf das Verhältnis zwischen Volksschule            strich Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin
Forderung des LCH und des SER nach flä-        und Privatschule stellte Conradin Cramer           LCH. «Das war nur der Startschuss, jetzt
chendeckender, schulergänzender Betreu-        die Tendenz fest, dass über 90 Prozent             stehen die politischen Akteurinnen und
ung weitgehend unbestritten. Dies hat die      der Kinder in öffentliche Schulen gehen.           Akteure in der Verantwortung, um die
Analyse der bildungspolitischen Profile der    «Unser Hauptziel ist nicht die Attrakti-           Qualität der Bildung und der öffentlichen
wichtigsten politischen Parteien ergeben,      vität, dafür sind wir zu monopolmässig             Schule weiterhin hochzuhalten.»
die das Berner Büro Vatter im Auftrag der      unterwegs und müssen unterschiedlichen
beiden Verbände erstellt hat. Geschäftsfüh-    Bedürfnissen gerecht werden», sagte der            Maximiliano Wepfer
rer Christian Rüefli zeigte, dass die Posi-    Basler Erziehungsdirektor. Sein Zuger Pen-
tionen der Parteien in weiteren Punkten        dant Stephan Schleiss sprach in Bezug auf
übereinstimmen. So wird beispielsweise         die Kompetenzverteilung zwischen Kanton            Weiter im Netz
eine weitere Forderung des LCH und des         und Gemeinde von einem Ohnmachts-                  Eine ausführliche Berichterstattung sowie
SER befürwortet, dass 95 Prozent aller         gefühl, das man aushalten müsse. «Die              Bild- und Downloadmaterial zum Schwei-
25-Jährigen über einen Abschluss auf           Dezentralisation ist zuweilen mühsam, aber         zer Bildungstag finden sich auf www.LCH.
Sekundarstufe II verfügen sollen.              ich bin bereit, den Preis dafür zu zahlen,         ch > News > Veranstaltungen LCH
   Uneinig sind sich die Parteien dagegen
zum Beispiel bei der generalistischen Aus-
bildung für Primarlehrpersonen. Hier lagen
die Positionen am meisten auseinander –
und zwar entlang dem zu erwartenden
Muster gemäss der politischen Ausrich-
tung der Parteien. Dies belegte die Podi-
umsdiskussion zwischen Mitgliedern des
National- und Ständerats. Die Thurgauer
SVP-Nationalrätin Verena Herzog befand
beispielsweise, dass Generalisten das
Wichtigste überhaupt für die Motivation
der Kinder seien. Irène Kälin, grüne Nati-
onalrätin aus dem Aargau, hielt dagegen:
«Eine Spezialisierung der Primarlehrper-
sonen ist sinnvoll, da die Anforderungen
immer mehr steigen.» Der Walliser SP-
Nationalrat Mathias Reynard sprach sich
in seinem Votum für das Modell des Kan-
tons Genf aus, das eine Schulpflicht bis 18
                                               Der Schweizer Bildungstag vom 6. September 2019 in Bern stand im Zeichen des Austauschs zwischen
                                               Bildung und Politik. Foto: Marc Renaud

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Sanfter Berufseinstieg dank neuem Pilotprojekt Debattieren und Netzwerken am Schweizer Bildungstag - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
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AUS DEM LCH

LCH und SER wollen Einfluss verstärken
Grösser, stärker, einflussreicher: Die Lehrerinnen- und Lehrerdachverbände der Deutsch- und der West-
schweiz, LCH und SER, planen die gemeinsame Zukunft. Um die öffentliche Schule und Chancengerechtig-
keit zu stärken, haben die beiden Dachverbände zudem ein Argumentarium erarbeitet, das sich klar gegen
die freie Schulwahl ausspricht. Beides wurde an der gemeinsamen Sitzung der Präsidentenkonferenz LCH
mit dem erweiterten Komitee SER am 6. September 2019 in Bern einstimmig verabschiedet.

Verbände schliessen sich zusammen, um           und Vertreter LCH und SER zunächst, auf          Argumentarium für eine starke Volksschule
ihren Einfluss auf dem politischen Parkett      organisatorische und strategische Fragen         und gegen eine freie Schulwahl zu erarbei-
zu vergrössern. Das ist auch bei den Leh-       hinzuweisen. Sandra Locher Benguerel,            ten. Es soll den Mitgliedsorganisationen ein
rerinnen- und Lehrerverbänden der Fall:         Präsidentin LEGR, appellierte an eine gute       Werkzeug in die Hand geben, um für die
Diese schliessen sich zusammen, um geeint       zeitliche Planung: «Wenn wir in einem Jahr       öffentliche Debatte gerüstet zu sein. «Es ist
mehr Durchschlagskraft für ihre Ziele und       über die Szenarien befinden werden, so ist       höchste Zeit, sich zu wappnen», betonte
Forderungen zu erzielen. Der Verband Bil-       es notwendig, dass auch wir genügend Zeit        Dagmar Rösler. LCH und SER warnen seit
dung Bern und sein französischsprachiges        erhalten, um in den Vorständen die erarbei-      1996 vor den Gefahren der Privatisierung
Pendant, das Syndicat des Enseignantes et       teten Szenarien zu diskutieren.» Der Verein      der Volksschule und lehnen daher die Vor-
Enseignants Francophones Bernois (SEFB),        Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und         stösse der Elternlobby Schweiz kategorisch
hatten genau diese Absicht. Sie führen seit     Gymnasiallehrer (VSG) hat die Fusion mit         ab. «Eine starke Volksschule ist wichtig
mehreren Jahren Fusionsgespräche – mit          den Verbänden der welschen und der italie­       und eine freie Schulwahl schadet ihr», ist
Erfolg. An der Delegiertenversammlung           nischen Schweiz bereits vor Jahren erfolg-       Schwendimann überzeugt. Die erarbeiteten
von Bildung Bern vom 5. Juni 2019 wurden        reich umgesetzt. Dessen Präsident Lucius         zehn Argumente sind:
das künftige Organigramm und der Zeit-          Hartmann machte den anwesenden Ver-              • Eine starke Demokratie hat eine
plan des Zusammenschlusses einstimmig           bandsmitgliedern den Zusammenschluss                starke Volksschule.
verabschiedet.                                  ebenfalls beliebt. «Ich empfehle LCH und         • Privatisierung führt zu mehr Kosten
                                                SER, eine Fusion anzustreben – aber mit             ohne klaren Mehrwert.
Mandat Arbeitsgruppe «Formation.CH»             genügend Vorlaufzeit. Und: Bitte auch die        • Freie Schulwahl gefährdet den
Was auf kantonaler Ebene bereits spruchreif     Tessiner berücksichtigen», forderte er.             sozialen Zusammenhalt und die
ist, bahnt sich auf nationaler an. Die Zusam-       Samuel Rohrbach bat die anwesenden              Chancengerechtigkeit.
menarbeit zwischen LCH und SER ist in           LCH- und SER-Mitglieder schliesslich             • Ausreichende Grundbildung ist ein
den vergangenen zehn Jahren stets stärker       zur Abstimmung, die aus Sicht der Ver-              Recht; Schulwahl aber nicht.
geworden. Im Rahmen der gemeinsamen             bandspräsidien nicht hätte besser ausfal-        • Freie Schulwahl benachteiligt gewisse
Sitzung der Präsidentenkonferenz LCH            len können. Ohne Gegenstimmen und                   ländliche Gegenden.
und des erweiterten Komitees SER vom 6.         Enthaltungen wurde das Mandat für die            • Private Schulträger führen nicht zu
September 2019 ging es nun darum, den           Arbeitsgruppe «Formation.CH» angenom-               besserer Leistung.
offiziellen Startschuss für einen Zusammen-     men. «Wir freuen uns über diesen Ent-            • Charter Schools (Freie Schulen) sind
schluss zu geben. «Wir werden heute ent-        scheid, der so herausgekommen ist, wie              eine schleichende Privatisierung des
scheiden, ob wir eine gemeinsame Zukunft        wir es uns erhofft hatten», freute sich der         Service public.
bestreiten wollen», leitete Dagmar Rösler,      Präsident SER.                                   • Freie Schulwahl zieht unproduktive
Zentralpräsidentin LCH, ein. «Wenn unsere                                                           Messungen und Rankings nach sich.
Berner Kollegen das schaffen, so sollte dies    Argumentarium gegen freie Schulwahl              • Freie Schulwahl führt zu sinnlosem
auch für uns möglich sein», fügte Samuel        Seit über 20 Jahren gibt es Vorstösse, die          Wettbewerb unter Schulen.
Rohrbach, Präsident SER, an. Franziska          freie Schulwahl in der Schweiz durchzuset-       • Innovation muss durch schulinterne
Peterhans, Zentralsekretärin LCH, stellte       zen. In den Kantonen Basel-Stadt, Thurgau,          Entwicklung statt Wettbewerb geför-
das Mandat für eine Arbeitsgruppe «For-         St. Gallen und Zürich, wo sie an der Urne           dert werden.
mation.CH» vor, die den Auftrag hat, ver-                                                        Das Argumentarium mit dem Titel «Freie
schiedene Szenarien für einen möglichen                                                          Schulwahl – Mehr Schaden als Nutzen»
Zusammenschluss zu erarbeiten sowie neue        «Eine starke Volksschule ist                     umfasst neben diesen zehn Argumenten
Statuten vorzubereiten. Die Wahl des Sze-       wichtig und eine freie Schul-                    einen Anhang mit ausführlichen Erklärun-
narios wird an der nächsten gemeinsamen                                                          gen, die mit Erkenntnissen aus empirischen
Präsidentenkonferenz von LCH und SER            wahl schadet ihr.»                               Studien belegt werden. Die Präsidenten-
vom 9. September 2020 erfolgen. Die Ver-                                                         konferenz LCH und das erweiterte Komi-
abschiedung der Statuten ist für 2021 vorge-    zur Abstimmung kam, wurde sie allerdings         tee SER haben das Argumentarium, das
sehen. Die Arbeitsgruppe «Formation.CH»         deutlich verworfen. Trotzdem gibt die Inte-      inzwischen unter www.LCH.ch abgerufen
werden die Zentralpräsidentin LCH und der       ressengruppe «Elternlobby Schweiz», die          werden kann, einstimmig verabschiedet. ■
Präsident SER leiten. Sie wird zudem aus        bisher solche Vorstösse initiiert hatte, nicht
drei Kantonalpräsidentinnen und -präsiden-      auf. In elf Kantonen sammelt sie derzeit         Belinda Meier
ten pro Sprachregion bestehen.                  Unterschriften und ist neu auch in zwei
                                                französischsprachigen Kantonen, Freiburg         Weiter im Netz
Zentral: Gutes Zeitmanagement                   und Wallis, aktiv. Vor diesem Hintergrund        www.LCH.ch > Publikationen > Positions-
Das Mandat, über das im Verlauf der             hat Beat A. Schwendimann, Leiter Pädago-         papiere > ­Argumentarium «Freie Schul-
gemeinsamen Sitzung abgestimmt wer-             gische Arbeitsstelle LCH, den Auftrag erhal-     wahl – Mehr Schaden als Nutzen»
den sollte, veranlasste die Vertreterinnen      ten, in Zusammenarbeit mit dem SER ein

                                                                                                                                            9
Sanfter Berufseinstieg dank neuem Pilotprojekt Debattieren und Netzwerken am Schweizer Bildungstag - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
Manchmal
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                                                                                                  Nothilfe für Lehr- und Betreuungspersonen
                                                                                                   bei medizinischen Notfällen mit
                                                                                                   Kindern und Jugendlichen
                                                                                                   in speziellen Gruppenkursen
                  Friday for Future.                                                               (intern und extern)
                                                                                                   auf unserem einzigartigen
                  Und von Montag                                                                   Nothilfe-Parcours
                                                                                                  Wir beraten Sie gerne
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              die      Zukunft.                                                       Die Zukunft ist näher, als Sie denken. In der Umwelt Arena Schweiz in
                                                                                      Spreitenbach entdecken Ihre Schüler die Umweltbildung von ihrer
                                                                                      spannendsten Seite. Interaktiv werden sie durch die Ausstellung geführt
                                                                                      und lernen spielerisch die nachhaltigen Energien der Zukunft kennen.

                                                                                      Infos und Anmeldung: 056 418 13 13
                                                                                      www.umweltarena.ch

              Patronat: Kanton Aargau. Mit Unterstützung der W. Schmid Projekte AG.
              Hauptpartner:
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AUS DEM LCH

Vermittler mit klarer Position
Koni Schuler war in seinem Leben schon vieles, und was er anpackt, macht er
mit Herzblut. So setzt er sich als Präsident des Vereins Lehrerinnen und
Lehrer Schwyz unter anderem seit Jahren für gerechte Löhne auf allen Stufen
ein.

Koni Schuler ist ein Mensch mit vielen         Ewiger Kampf um Lohngerechtigkeit                     nicht nur um frische Luft und genügend
Talenten und Interessen. Als Kind fühlte       Die Solidarität ist Koni Schuler im Kampf             Licht im Schulzimmer, sondern mindes-
er sich ein wenig zum Historiker berufen       für Lohngerechtigkeit erst recht ein Anlie-           tens ebenso um das zwischenmenschliche
und brachte die Geschichte seines Heimat-      gen. Noch immer verdienen im Kanton                   Klima. Voraussetzung hierfür ist seiner
dorfes Rothenthurm (SZ) zu Papier. In den      Schwyz Lehrpersonen im Kindergarten                   Meinung nach eine gute Zusammenarbeit
70er-Jahren war er Mitglied des Langlauf-      trotz heute gleicher Ausbildung weniger               zwischen Schulleitung und Lehrerschaft.
Junioren-Nationalkaders, sechzehn Jahre        als jene der ersten und zweiten Klasse.               Fortschritte sieht Koni Schuler auch in der
engagierte er sich im Zivilschutz, war nach    Deshalb könnte bald schon ein Mangel                  Sitzungsarbeit des LCH. Früher habe er oft
seinem Umzug nach Unteriberg Mitglied          an Kindergartenlehrpersonen entstehen.                bemängelt, dass es nicht Aufgabe der DV
der örtlichen Feuerwehr, hatte Einsitz in      Der LSZ hat darum kürzlich seine For-                 oder der Präsidentenkonferenz sei, viel Sit-
unzähligen Kommissionen und Organisati-        derung nach Lohngleichheit beim kan-                  zungszeit für Meinungen zu sprachlichen
onskomitees, ist ausgebildeter Bibliothekar    tonalen Erziehungsrat deponiert. Wenn                 Details in Positionspapieren zu investieren.
und Legasthenie-Therapeut, Redaktor und        sich hier nicht bald etwas bewege, werde              Solche Äusserungen könne man mit der
Journalist, Lokalpolitiker für die CVP und     man den parlamentarischen Weg oder als                heutigen Technologie im Vorfeld einer
amtet als Friedensrichter.                     Ultima Ratio den Gang vor das Gericht                 Sitzung einholen. Damit würde die Zeit
                                               einschlagen müssen, sagt der Präsident.               frei für wichtige Strategie- und Grundsatz-
Gefordert ist Solidarität                      «Wir haben nicht einen grossen quantita-              diskussionen. «Kleine Fortschritte wurden
Im Hauptberuf ist Koni Schuler Lehrer.         tiven Lehrermangel, sondern eher einen                diesbezüglich in den letzten zwei, drei Jah-
Vierzig Jahre lang unterrichtete er ausser     qualitativen. So sind bei uns zum Beispiel            ren erzielt», resümiert Koni Schuler, «und
im Kindergarten an sämtlichen Stufen der       etwa ein Viertel der Heilpädagoginnen und             ich hoffe gerne, dass es in dieser Richtung
Volksschule. Für ihn war es selbstver-         Heilpädagogen nicht adäquat ausgebildet»,             weitere Fortschritte gibt.»
ständlich, dem Verein Lehrerinnen und          beschreibt Schuler das Problem.
Lehrer Schwyz (LSZ) beizutreten. 2007                                                                Roger Wehrli
wurde er in die Geschäftsleitung gewählt,      Erfreuliches zum Schulklima
seit 2008 ist er dessen Präsident, wodurch     Als grossen Erfolg in seinem Kanton wer-
er Mitglied der Präsidentenkonferenz des       tet Koni Schuler die Sensibilisierung für             ECKDATEN ZUM LSZ
Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer            das Thema Gesundheit. Der LSZ brachte
                                                                                                     Der Verband Lehrerinnen und Lehrer
Schweiz (LCH) wurde. Seit 2013 gehört          die Verantwortlichen beim Kanton sowie
                                                                                                      Schwyz (LSZ) zählt rund 1300 Mitglieder
er auch der Delegiertenversammlung (DV)        Vertreterinnen und Vertreter der Pädagogi-              und ist in die Sektion Einsiedeln / Ausser-
an und ist seit 2015 Verwaltungsrat der        schen Hochschule, des Schulleiterverbands              schwyz und die Sektion Innerschwyz
Solidaritäts- und Ausbildungsstiftung des      und des Lehrerverbands an einen Tisch.                 ­aufgeteilt. Der LSZ gehört dem LCH seit
LCH. Koni Schuler findet, dass alle Präsi-     «Wenn ich von einem guten Schulklima                   dessen Bestehen an und ist mit drei
dentinnen und Präsidenten der kantonalen       spreche, meine ich das durchaus im dop-               ­Personen in der DV LCH vertreten. Vize-
Verbände in der DV Einsitz haben sollten.      pelten Sinn», erklärt Schuler. Es geht ihm             präsidentin des LSZ ist Rita Marty.
Dadurch würden die Themen der Präsi-
dentenkonferenz auch in der DV das nötige
Gewicht erhalten.
   Der LSZ-Präsident sieht sich als Ver-
mittler, der Leute zusammenführt. Er
beschreibt sich selbst als friedfertig und
sozial. Mit seiner dezidierten Meinung hält
er trotzdem nicht hinter dem Berg. «Es
gibt einfach zu viele Trittbrettfahrer, die
von den Errungenschaften und Leistun-
gen des Vereins profitieren», kritisiert er.
Gegen ein Drittel der Lehrpersonen gehört
nicht dem LSZ an. Schuler sieht dafür zwei
Gründe: «Es gibt viele Teilzeitlehrperso-
nen. Bei kleinen Pensen ist der Leidens-
druck weniger gross. Der Lehrerberuf ist
heute verweiblicht. Teilzeitstellen, wie man
sie an Schulen findet, sind insbesondere für
Frauen in ländlichen Gegenden äusserst
attraktiv.» Den zweiten Grund sieht er in
der Präsenz von Schulleitungen.
                                               Koni Schuler ist Präsident des Vereins Lehrerinnen und Lehrer Schwyz und einer der drei Delegierten
                                               seiner Kantonalsektion. Foto: Roger Wehrli

                                                                                                                                                     11
Viele Wege – ein Ziel

Text: Debo-         Fünf Fachhochschulen und fünf Pädagogische Hochschulen setzen
rah Conver-         seit 2017 das vierjährige Programm «Netzwerk MINT-Bildung» um.
sano                In diesem entstehen neue Impulse für die Aus- und Weiterbildung von
                    Lehrpersonen im MINT-Bereich. Programmleiterin Clelia Bieler von der
Fotos: Eleni        Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) spricht über bisherige
Kougionis           Erfahrungen und Ziele.

Im «Netzwerk MINT -Bildung» sollen über die Lehr-            Was können die technischen FH im Projekt von den PH
personen das Interesse und die Freude von Kindern            lernen?
und Jugendlichen an MINT-Themen gesteigert werden,           Das werde ich sehr oft gefragt. Die technischen und natur-
besonders bei Mädchen und jungen Frauen. BILDUNG             wissenschaftlichen Hochschulen setzen sich stark für die
SCHWEIZ hat mit Programmleiterin Clelia Bieler von           Nachwuchsförderung im MINT-Bereich ein. Sie wenden
der FHNW gesprochen.                                         sich bereits in zahlreichen Projekten direkt an Kinder und
                                                             Jugendliche und laden diese an die Hochschulen ein oder
BILDUNG SCHWEIZ: Frau Bieler, das Programm Netz-             besuchen Schulen. Schon seit Längerem wurde angedacht,
werk MINT-Bildung läuft seit zwei Jahren. Sind Sie dem       MINT-Themen stärker über die Lehrpersonen einzubringen.
Ziel der verstärkten Zusammenarbeit zwischen FH und          In den gemeinsamen Projekten mit den PH richten sich die
PH schon näher gekommen?                                     FH nun an diese und erreichen so mehr Schülerinnen und
CLELIA BIELER: Ja, wir sind dem Ziel näher gekommen.         Schüler. Auf der anderen Seite haben mir FH-Dozierende,
Das Programm lebt von den insgesamt 24 Projekten, in         die von der Fachwissenschaft her kommen, zurückgemeldet,
allen arbeiten Dozierende von FH und PH zusammen.            der Austausch mit den Fachdidaktikerinnen und -didak-
Manche Projekte bestehen schon länger oder sind bereits      tikern der PH sei für sie spannend. Gerade wenn sie ein
abgeschlossen. Bei den neueren arbeiten die Vertretenden     komplexes Thema für Lehrpersonen und schliesslich stu-
der beiden Hochschulen sowohl bei der Entwicklung als        fengerecht für Schülerinnen und Schüler aufbereiten, lernen
auch bei der Umsetzung zusammen, dies häufig im Team-        sie viel über ihr eigenes Thema und teils neue Methoden
oder Co-Teaching. Eine Möglichkeit der Umsetzung sind        kennen.
Ausbildungs- und Weiterbildungsformate für Lehrpersonen.
Wir haben diese Form der Zusammenarbeit zwischen den         Wie erleben Sie die Zusammenarbeit zwischen
Hochschultypen übrigens nicht erfunden. Es gab davor         den zwei Hochschultypen?
schon in einigen Regionen Kooperationen zwischen PH          Bisher waren die Erfahrungen positiv. Zum Teil tragen
und FH. So beispielsweise in der Region Nordwestschweiz,     die FH-Dozierenden neue Themen in die PH und auch in
wo die PH in die Strukturen der FH integriert ist, das ist   die Schulen hinein. Eine Herausforderung sind die unter-
auch im Tessin der Fall, dort war man schon vor dem          schiedlichen Fachkulturen, auch die Herangehensweisen
Programm sehr aktiv. In Bern wurde unabhängig vom Pro-       unterscheiden sich. Zudem gehörten Lehrpersonen bisher
gramm ein Kooperationsprojekt angestossen, in dem es um      nicht zum Zielpublikum der FH-Dozierenden.
die Zusammenarbeit von FH und PH geht. Das Neue am
Netzwerk MINT-Bildung ist, dass wir einerseits versuchen,    Unter den 24 Projekten finden sich elf stufenüber­
die Kooperationen stärker zu institutionalisieren oder ein   greifende, acht für die Sekundarstufe und fünf für die
Netzwerk aufzubauen, wo noch keines vorhanden ist. Es        Primarstufe. Weshalb gibt es für die jüngeren Schüle-
geht andererseits darum, dass Erfahrungen zwischen den       rinnen und Schüler weniger Angebote?
verschiedenen Regionen und Projekten ausgetauscht wer-       Ich glaube, das ist zufällig und eher geprägt von Koopera-
den, denn es sind sehr unterschiedliche Erfahrungsschätze    tionen in den einzelnen Hochschulen sowie den Personen,
vorhanden. Dies könnte auch ein Schwerpunkt in der Wei-      die diese Zusammenarbeit suchen. Zudem ist die Primar-
terführung des Programms ab 2021 sein.                       stufe in den stufenübergreifenden Projekten auch integriert,

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MINT

beispielsweise in einem CAS-Studiengang für Lehrpersonen                      leitungen. Ich glaube, dies zeigt auch, dass MINT an sich
von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe I. Somit ist es                     bereits sehr vielfältig ist und es auch die Herangehenswei-
doch etwas ausgeglichener. Dass in der Sekundarstufe I die                    sen sind.
Disziplinen nach Fach aufgeteilt sind und in der Primarstufe
Lehrpersonen mehrere Fächer unterrichten, könnte auch                         Was sind die übergeordneten Fixpunkte, um Teil des
ein Grund dafür sein, dass es weniger Projekte für diese                      Netzwerks MINT-Bildung zu sein?
Stufe gibt. Ich persönlich finde jedoch, dass genau diese                     Der grösste gemeinsame Nenner war, dass es ganz klar auch
Interdisziplinarität auf der Primarstufe ein Vorteil ist für                  eine inhaltliche Kooperation zwischen den Hochschulen sein
diese Art der Kooperation.                                                    musste. Es ist beispielsweise nicht so gemeint, dass eine FH
                                                                              anfangs ihr Fachwissen einbringt und sich dann zurückzieht.
Die Angebote gestalten sich sehr unterschiedlich:                             Ganz am Anfang, als wir das Netzwerk aufbauten, mussten
Vom Konzipieren, Durchführen und Evaluieren einer                             die Hochschulen in Paarungen gemeinsam ihr Interesse
Lehrveranstaltung bis hin zu einem gemeinsamen                                bekunden. Wir hatten uns überlegt, ob auch beispielsweise
Masterstudiengang einer FH und einer PH ist alles                             die PH Zürich mit der FH Graubünden zusammenarbeiten
­dabei. Welche Herausforderungen bringt diese Hetero-                         könnte. Das ist grundsätzlich möglich und könnte auch ein
 genität für Sie als Programmleiterin mit sich?                               Thema in der zweiten Programmphase sein. Wir stellten
Es ist eine Herausforderung, diese verschiedenen Projekte                     aber fest, dass räumliche Nähe ein wichtiger Faktor ist
 kommunikativ als Einheit zu vermitteln. Wir wollten von                      und dass sich vor allem die Hochschulen aus der gleichen
 der Programmleitung her aber explizit nicht zu viele Vor-                    Region zusammengeschlossen haben. Die Netzwerkbil-
 gaben machen. Es gibt Eigenheiten in den einzelnen Regio­                    dung in den Regionen und in einem zweiten Schritt über
 nen und wir haben darum lediglich einige übergeordnete                       die Regionen und Projekte hinaus ist ein weiteres Ziel
Kriterien definiert. Die inhaltliche Verantwortung für die                    des Programms, um Erfahrungen auszutauschen und zu
Projekte an sich liegt aber bei den regionalen Programm-                      besprechen.

Clelia Bieler leitet seit 2017 das nationale Programm «Netzwerk MINT-Bildung». In diesem spannen Pädagogische Hochschulen und Fachhochschulen in der
Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen im Bereich MINT zusammen.

                                                                                                                                                       13
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An einer Tagung im September wurden Good-Practice-                            Life Sciences und der Hochschule für Technik. Wir fanden
Beispiele vorgestellt. Was zeichnet diese aus und wer                         ziemlich schnell interessierte Dozierende, aber es war eine
legt die Kriterien fest?                                                      Herausforderung, ein Thema zu finden, das Technik und
Die Kriterien haben wir partnerschaftlich im Programm-                        Naturwissenschaften vereint und für die Unterrichts­praxis
Ausschuss definiert, der aus Personen aller beteiligten Hoch-                 relevant ist. In der Pilotdurchführung haben die Lehrper-
schulen besteht. Die Kriterien orientieren sich sehr stark an                 sonen im Labor zwei Tage in der authentischen Hoch-
den Programmzielen: Zusammenarbeit von FH und PH,                             schulumgebung pipettiert und in den folgenden zwei Tagen
Sensibilisierung der Lehrpersonen im MINT-Bereich und                         einen Pipettier-Roboter gebaut und programmiert. Anfangs
Inhalte, die am Puls der Zeit sind. Ein zusätzliches Krite-                   waren die Lehrpersonen etwas skeptisch, ob die Themen
rium ist die Nachhaltigkeit: Es soll angedacht sein, wie das                  stufengerecht seien. Es war spannend zu beobachten, wie
Projekt über das Programm hinaus in die Strukturen der                        begeistert sie dann aber waren. Sie hatten das Gefühl, etwas
Hochschulen implementiert werden kann, auch wenn dafür                        gelernt zu haben, das sie sich nicht zugetraut hätten. Dass
keine Bundesgelder mehr zur Verfügung stehen. Das ist                         Lehrpersonen Berührungsängste abbauen konnten, ist für
auch für die Weiterführung des Programms an sich zentral.                     mich eine der schönsten Rückmeldungen aus den Evalua-
In jeder Region wurde entsprechend ein Good-Practice-                         tionsfragebogen. Im ganzen Projekt wurden zudem Frage-
Beispiel ausgewählt.                                                          und Fehlerkultur sehr stark thematisiert und dass es auch
                                                                              ums Ausprobieren geht. Die Lehrpersonen versetzten sich
Sie leiten selbst bis Ende 2020 eines der Projekte.                           ausserdem in die Situation von Schülerinnen und Schülern,
Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?                                   die mit einem bestimmten Thema noch nie konfrontiert
Die erste Durchführung war sehr spannend. Wir haben                           waren, und schauten, was das mit ihnen macht. Im Juli 2020
einen Weiterbildungskurs für Lehrpersonen entwickelt.                         wird der Kurs erneut angeboten, er steht Lehrpersonen aus
Involviert sind Mitarbeitende der PH, der Hochschule für                      der ganzen Schweiz offen. Das Ziel ist, den Kurs ins regu-
                                                                              läre Weiterbildungsprogramm der FHNW zu integrieren.

                                                                              Wie werden die Projekte evaluiert?
                                                                              Da die Projekte sehr heterogen sind, ist es nicht möglich, aus
                                                                              übergeordneter Sicht zu überprüfen, ob die einzelnen Pro-
                                                                              jekte ihr Ziel erreicht haben. Dies ist Aufgabe der einzelnen
                                                                              Projektleitenden und wird unterschiedlich gehandhabt. Auf
                                                                              Programmebene haben wir eine begleitende Evaluation, mit
                                                                              der analysiert wird, ob die Art der Kooperation zwischen
                                                                              FH und PH und die Netzwerkbildung funktionieren und ob
                                                                              die generellen Ziele erreicht werden.

                                                                              In einem Zwischenbericht zum Programm wird auf das
                                                                              Thema Gendergerechtigkeit eingegangen. Können Sie
                                                                              ein konkretes Beispiel geben, was dafür getan wird?
                                                                              Einerseits geht es um die gendergerechte Vermittlung der
                                                                              Inhalte an Lehrpersonen. Auf der Primarstufe sind es mehr-
                                                                              heitlich Frauen, das bedeutet für die Dozierenden der FH
                                                                              eine anders zusammengesetzte Zielgruppe, da sie sonst
                                                                              immer noch mehrheitlich männliche Studierende unter-
                                                                              richten. Andererseits geht es um die Vermittlung der MINT-
                                                                              Inhalte im Unterricht an die Schülerinnen und Schüler.
                                                                              Hier gibt es wiederum sehr unterschiedliche Ansätze, wie
                                                                              das implementiert wird: In manchen Projekten ist gender-
                                                                              gerechte Didaktik ein explizites Thema, in anderen sind
                                                                              Genderexpertinnen involviert und in nochmals anderen wird
                                                                              versucht, Inhalt, Kontext und Alltagsbezug zielgruppen- und
Die Interdisziplinariät auf der Primarstufe kann ein Vorteil für hochschul-
übergreifende Projekte sein, findet Bieler.

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10 | 2019
MINT

gendergerecht zu wählen. Es ist gerade im MINT-Bereich          nicht nachhaltig. Es wäre aber illusorisch zu denken, dass
durch verschiedene Studien erwiesen, dass Mädchen anders        man den neuen Programmpartnern die Auflage machen
an Themen herangehen als Jungen. So kann beispielsweise         könnte, sie dürften nur das Vorhandene weiterführen. Die
beim Thema Robotik auch ein gesellschaftlicher oder sozia­      neuen Regionen brauchen auch eine Chance, ein Netzwerk
ler Aspekt miteingebaut und der Sinn dahinter sichtbar          aufzubauen und etwas Eigenes zu kreieren. Es wird darum
                                                                vermutlich einen Mix geben aus neuen Angeboten und der
«Die Lehrpersonen hatten das Gefühl,                            Weiterentwicklung von bestehenden Projekten.

­etwas gelernt zu haben, das sie sich nicht                     Steht zur Diskussion, die Zusammenarbeit zwischen
 zugetraut hätten. Dass sie Berührungs-                         PH und technischen FH zu institutionalisieren?
                                                                Es wäre wünschenswert und auch im Sinn des Programms,
 ängste abbauen konnten, ist für mich                           dass wir hier etwas aufbauen, das bestehen bleibt. Es gibt
 eine der schönsten Rückmeldungen aus                           gewisse Ansätze oder Anzeichen dafür, dass einige Modell-
                                                                lektionen in Lehrveranstaltungen implementiert wurden
 den Evaluationsfragebogen.»                                    oder Bestrebungen vorhanden sind, erprobte Weiterbil-
                                                                dungen in den Kursus der PH aufzunehmen. Wenn dies so
gemacht werden. Das ist für Kinder generell wichtig, um das     institutionalisiert und in die Strukturen der Hochschulen
Interesse zu steigern, aber insbesondere für Mädchen. Diver-    aufgenommen wird, gibt es eine Chance, dass die Angebote
sität ist zusätzlich bei der Zusammensetzung der Teams          beibehalten werden. Es wäre aber realitätsfern zu denken,
an sich zentral. Wenn möglich sollen nicht stereotypisch        dass alle 24 Projekte weitergeführt werden können. Ich bin
Frauen aus der PH und Männer aus der FH mitarbeiten,            positiv gestimmt, dass das bei einigen gelingen wird.
sondern es soll eine Durchmischung stattfinden.
                                                                Was wird längerfristig aus dem Netzwerk MINT-
 Sie sind seit 2017 Programmleiterin des Netzwerks              Bildung entstehen?
MINT-Bildung und Inhaberin von «Frau MINT». Was ist             Das Programm wird nochmals vier Jahre laufen. Was ent-
 das Ziel des Unternehmens und welche Erfolge                   steht, sind vor allem die Inhalte, die Projekte an sich. Es
­konnten Sie damit schon feiern?                                wäre toll, wenn die im Rahmen des Programms entstehen-
Ich biete Beratung, Projektmanagement und Vernetzung für        den Gefässe bestehen blieben, und noch besser, wenn der
Firmen oder Organisationen, die Kinder und Jugendliche          Austausch erhalten würde. Die Personen aus den PH, die
 mehr für MINT-Themen begeistern möchten. Familiär und          zum Beispiel im Bereich Fachdidaktik Naturwissenschaft
 beruflich bedingt hatte ich noch nicht viel Zeit, um mit der   oder Technik arbeiten, kennen sich untereinander. Das gilt
Firma richtig durchzustarten. Aber ich habe Beratungspro-       auch für die Personen aus den technischen FH. Aber es
 jekte umgesetzt, beispielsweise für einen neuen Studiengang,   wäre schön, wenn die Kontakte zwischen FH und PH über
 der mehr Frauen ansprechen wollte, oder ich begleitete in      die Programmphase hinaus bestehen bleiben, vielleicht sogar
 einem Mentoringprojekt eine junge Frau, die die Angebote       überregional. Der Erfahrungsaustausch ist sehr wichtig.
 ihrer Organisation stärker gendergerecht ausrichten wollte.
Ich konzipiere aber nach wie vor gern und setze gern um.        Interview: Deborah Conversano
Ich möchte mich verstärkt darauf fokussieren. Ich hoffe,
 dafür bald mehr Zeit zu haben.
                                                                Weiter im Netz
Alle bisherigen Programmpartner des Netzwerks                   www.mint-bildung.ch
MINT-Bildung möchten in der zweiten Programmphase
ab 2021 weiter dabei sein. Sechs weitere PH-FH-Tan-
dems haben Interesse gezeigt, ebenfalls einzusteigen.
Falls sie dies tun, werden dann komplett neue Projekte
entwickelt?
Wir haben das lange diskutiert. Die Projekte, die wir jetzt
vier Jahre lang aufbauen, sollen weiterentwickelt und im
besten Fall auch transferiert werden. Alles andere wäre

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