SIA Effizienzpfad Energie Statusbericht Mobilität

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SIA Effizienzpfad Energie Statusbericht Mobilität
SIA Effizienzpfad Energie
Statusbericht Mobilität
Grundlagen zur Dokumentation SIA D 0216
Ein Projekt von Swiss Energycodes der KHE des SIA

Bearbeitung
Planungsbüro Jud
Stefan Schneider, Dipl. Geograph / Verkehrsplaner SVI
Simon Hopf, Stud. Umwelt-Natw. ETH

31. Januar 2006 / 769
Inhalt

1   Aufgabenstellung                                                                                    1

2   Energieverbrauch im Personenverkehr                                                                 2

    2.1 Wirkungsgefüge ........................................................................... 2

    2.2 Modell.......................................................................................... 4

    2.3 Durchschnittlicher Energieverbrauch pro Person .............................. 7

    2.4 Verkehrsprognosen ....................................................................... 9

3   Energieverbrauch im Personenverkehr nach Nutzung                                                  10

    3.1 Nutzungen: Wohnen, Büro, Schule ............................................... 10

    3.2 Energieverbrauch nach Nutzung................................................... 12

4   Energieverbrauch im Personenverkehr nach räumlichen Bereichen                                     14

    4.1 Räumliche Bereiche: Kernstadt, Agglomeration, Land .................... 14

    4.2 Energieverbrauch nach räumlichen Bereichen ............................... 15

5   Einflussmöglichkeiten auf den Energieverbrauch im Personenverkehr                                 16

    5.1 Ansätze am Wirkungsgefüge........................................................ 16

    5.2 Massnahmenbereiche.................................................................. 17

    5.3 Entwicklungsszenarien ................................................................ 19

6   Fazit                                                                                             22
Statusbericht Mobilität                                                            1
    SIA Effizienzpfad Energie

1   Aufgabenstellung

    Im Rahmen des vom Bundesamt für Energie unterstützen Projektes „Swiss Energy-
    codes“ sucht der SIA eine Strategie für energieeffizientes Bauen. Aufbauend auf dem
    „Absenkpfad Energie“ aus dem Jahre 1995 hat die Kommission für Haustechnik und
    Energie (KHE) des SIA das interdisziplinäre Team von Professor Hansruedi Preisig be-
    auftragt, die Idee des effizienten Bauens bis zur 2000-Watt-Gesellschaft weiter zu
    bearbeiten.
    Es geht darum, Zielwerte zu erarbeiten, Wege aufzuzeigen und Anreize zu schaffen,
    die es ermöglichen, im Jahre 2050 „2000-Watt-kompatibel“ zu sein. Von den 2050
    „noch zur Verfügung stehenden“ 2000W pro Person beansprucht das Gebäude mit der
    dazugehörenden Mobilität einen wesentlichen Teil, den es zu erfassen gilt. Im Rahmen
    des Projektes wurden die Nutzungen Wohnen, Büro und Schulen näher analysiert.
    Zielpublikum für den SIA Energie Effizienzpfad sind Politiker, Behörden, Investoren,
    Bauherrschaften und Planerinnen.

    Dieser Bericht befasst sich mit dem Themenbereich Mobilität. Die weiteren Themenbe-
    reiche behandeln den Energiebedarf des Gebäudes. Es sind dies Heizung/Lüftung/Küh-
    lung, Warmwasser, Licht/Geräte und Graue Energie.

    Hinweise
    Bei der Verwendung des Begriffs Energie ist immer Primärenergie gemeint, falls nicht
    explizit ein anderer Begriff erwähnt wird.

    Bei den ausgewiesenen Zahlen können sich rundungsbedingt teilweise kleinere Diffe-
    renzen ergeben.

    Die in diesem Bericht verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich auf beide
    Geschlechter.
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2     Energieverbrauch im Personenverkehr

      Um den Energieverbrauch im Verkehr zu beschreiben und zu berechnen, wurden ein
      Wirkungsgefüge und ein Modell entwickelt.
      Im Wirkungsgefüge werden die Zusammenhänge dargestellt, die zum Energiever-
      brauch im Personenverkehr führen. Im Rahmen des Modells wird der Energie-
      verbrauch im Personenverkehr aus Komponenten des Wirkungsgefüges berechnet.

2.1   Wirkungsgefüge

      Das Wirkungsgefüge zeigt, welche Komponenten zum Energieverbrauch im Personen-
      verkehr führen:

      Abbildung 1: Wirkungsgefüge zum Energieverbrauch im Personenverkehr

      Wie aus der Graphik ersichtlich, resultiert der Energieverbrauch im Verkehr verein-
      facht aus zwei Komponenten der Wirkungskette: aus dem Verhalten der Nutzer (Ver-
      halten) und aus der technischen Ausrüstung der Fahrzeuge (Technik).

      In der Wirkungskette, die schlussendlich zum Verhalten des Nutzers führt, ist die hohe
      Bedeutung des Gebäudestandorts (mit seinem Umfeld) für das Verhalten sichtbar:
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Für die Mobilität ist bereits der regionale Standort (Standort, Region) des Gebäudes
entscheidend für den Energieverbrauch im Personenverkehr. Die regionale Strassen-
infrastruktur, das regionale Angebot des öffentlichen Verkehrs, das Parkplatzangebot
und anderes beeinflussen die Wahl des Verkehrsmittels und damit ein wesentliches
Element des Energieverbrauchs. So weist z.B. eine Stadt im öffentlichen Verkehr ein
deutlich besseres Angebot auf als eine ländliche Region, was in der Stadt letztendlich
zu einem niedrigeren Energieverbrauch im Personenverkehr führen dürfte.
Weiter ist das unmittelbare Umfeld um das Gebäude wichtig (Objekt, Gebäude). Die
Verkehrsmittelwahl wird z.B. durch das dem Gebäude zugeordnete Parkplatzangebot
und die Distanz zur nächsten Haltestelle des öffentlichen Verkehrs mitgesteuert.

Das Verhalten des Nutzers (Verhalten) wird durch seine Persönlichkeit und Stellung im
Lebenszyklus sowie eine Vielzahl weiterer Elemente beeinflusst. Wichtige Einflussfak-
toren bilden „Standort“ und „Objekt“. Sie beschreiben die dem Nutzer zur Verfügung
stehende Mobilitäts-Infrastruktur sowie das im Umfeld des Standorts verfügbare An-
gebot, d.h. sie beeinflussen z.B. die Verkehrsmittelwahl und dadurch indirekt auch
den Energieverbrauch.

Die technische Ausrüstung der Fahrzeuge (Technik) ist die zweite Komponente des
Energieverbrauchs im Personenverkehr. Der Energieverbrauch resultiert aus dem
Treibstoffverbrauch des Fahrzeugs und ist somit nur bei den Verkehrsmitteln Perso-
nenwagen/Motorrad beim Kauf des Fahrzeugs durch die Einzelperson zu beeinflussen.
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2.2   Modell

      Im Rahmen des Modells wird aus dem Verhalten der Nutzer und der Technik der Fahr-
      zeuge der Energieverbrauch im Personenverkehr berechnet. Es wird der durchschnitt-
      liche Energieverbrauch pro Person und Jahr in der Schweiz ausgewiesen.
      Die folgende Abbildung zeigt die Rechenschritte des Modells, die für die Berechnung
      des Energieverbrauchs im Personenverkehr getätigt werden:

      Abbildung 2: Modell für die Berechnung des Energieverbrauchs im Personenverkehr

      Es ist ersichtlich, dass der Energieverbrauch pro Person und Jahr im Personenverkehr
      aus den Personenkilometern (Verhalten) und dem Energieverbrauch pro Personen-
      kilometer nach Verkehrsmittel resultiert.
      Der Energieverbrauch pro Personenkilometer ergibt sich aus dem Energieverbrauch
      pro Fahrzeugkilometer (Fzkm) (Technik) geteilt durch die Besetzung (Verhalten) nach
      Verkehrsmittel.
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     SIA Effizienzpfad Energie

2.2.1 Verhalten
     Den Modelrechnungen werden die im Inland zurückgelegten Personenkilometer, ge-
     mäss Mikrozensus 20001, zugrunde gelegt. Gleichzeitig wird jeweils die aktuellste ver-
     fügbare durchschnittliche Besetzung 2 einbezogen.

          PW           Bahn        Bus         Flugzeug    Tram         Motorrad    Reisecar

            9137           1848       355           110        137            302        180       [Pkm/ a]

             1.59           229      16.4             81           28        1.15          21     Besetzung

     Tabelle 1: jährliche Personenkilometer und Besetzungsgrad nach Verkehrsmittel

2.2.2 Technik
     Im Bereich Technik wird der Treibstoffverbrauch3 pro Fahrzeugkilometer der Verkehrs-
     mittelflotte ausgewiesen. Um die unterschiedlichen Energietypen vergleichen zu kön-
     nen, wird der Verbrauch von End- in Primärenergie umgerechnet4:

          PW           Bahn        Bus         Flugzeug    Tram         Motorrad    Reisecar

         Benzin        Strom      Diesel       Kerosen     Strom         Benzin      Diesel        Energietyp
             10.0                     28.0         688.0                      5.3        22.4    [l/100 Fzkm]
                           16.0                                3.5                               [kWh/Fzkm]
                                                                                                  Endenergie
               3.3         57.6          9.8      237.5       12.7            1.7         7.9      [MJ/Fzkm]
                                                                                                Faktor Endenergie
               1.1          2.9       1.1           1.1        2.9            1.1         1.1    zu Primärenergie
               3.6        167.0      10.8         261.2       37.0            1.9         8.7     [MJ/Fzkm]

     Tabelle 2: Energieverbrauch pro Fahrzeugkilometer nach Verkehrsmittel5

     1   Bundesamt für Raumentwicklung, Bundesamt für Statistik (2002). Mobilität in der Schweiz.
         Ergebnisse des Mikrozensus 2000 zum Verkehrsverhalten, S. 37. Bern und Neuenburg.
     2   PW: Bundesamt für Raumentwicklung, Bundesamt für Statistik (2002). Mobilität in der
         Schweiz. Ergebnisse des Mikrozensus 2000 zum Verkehrsverhalten, S. 41. Bern und
         Neuenburg.
         alle andern: Maibach, M., Schenkel, D., Peter, D., Gehrig, S. (1997). Umweltindikatoren im
         Verkehr. Anhang, S. 79. Bern: GVF.
     3   PW: eigene Schätzung. Grundlagen: Marti, P.,Waldvogel, S. (2003). Treibstoffverbrauch der
         neu zugelassenen Personenwagen. Tabelle 1, S. 6, Abbildung 1, S. 9. Brugg: Metron.
         Fahrzeugbestand in der Schweiz www.lernfahrt.ch -> Automarkt.
         Tram: Auskunft VBZ. Telefon mit Herrn Spörri vom 15.04.04.
         Motorrad: Maibach, M.,Schenkel, D., Peter, D., Gehrig, S. (1997). Umweltindikatoren im
         Verkehr. Optimaler Einsatz der Verkehrsmittel, Tabelle 10, S. 58. Bern: GVF.
         Alle andern: Maibach, M., Schenkel, P., Seiler, B. (1999). Ökoinventar Transporte. Tech-
         nischer Schlussbericht. Anhang: Bus S. 132, Bahn S. 143 (Schnellzug), Flugzeug S. 155
         (Kurzstreckenjet), Car S. 128. Zürich: Infras.
     4   Umrechnungsfaktoren: 1l Benzin = 32.86 MJ, 1l Diesel = 35.14 MJ, 1l Kerosen = 34.52 MJ,
         1kWh = 3.6 MJ. Maibach, M., Schenkel, D., Peter, D., Gehrig, S. (1997). Umweltindikatoren
         im Verkehr. Glossar, S. 83. Bern: GVF.
     5   Umrechnungsfaktoren „Endenergie zu Primärenergie“ gemäss Vorgaben der Projektleitung.
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      Anmerkungen
         Nur der beim Betrieb anfallende Treibstoff-/Energieverbrauch ist ausgewiesen.
           Die graue Energie der Verkehrsmittel (Herstellung, Entsorgung, Bereitstellung
           Infrastruktur) wird nicht berücksichtigt.
         Beim Treibstoffverbrauch der Verkehrsmittelflotten wurden Vereinfachungen
           getroffen. Z.B.: Die Personenwagenflotte wird nicht in Diesel- und Benzinan-
           trieb unterschieden, sondern mit Benzinantrieb angenommen.
           Weiter wird die Busflotte als Dieselantrieb vereinfacht. Bestehende Unter-
           schiede im Antriebskonzept (Strom/Gas/Diesel/Benzin) werden vernachlässigt.
         Der Energieverbrauch mit dem Velo und zu Fuss wird nicht berücksichtigt.
         Auf die Luftbelastung und den Lärm durch die einzelnen Verkehrsmittel wird
           nicht eingegangen.

2.2.3 Energieeffizienz der Verkehrsmittel
      Die nachfolgende Abbildung weist die Energieeffizienz der Verkehrsmittel pro Perso-
      nenkilometer aus. Diese berechnet sich aus dem Energieverbrauch pro Fahrzeugkilo-
      meter (Tabelle 2) geteilt durch die Besetzung (Tabelle 1):

                           Energieverbrauch im Personenverkehr

                     4.0
                                                                               PW
                                                   3.23
                                                                               Bahn
                     3.0
                              2.27                                             Bus
          [MJ/Pkm]

                                                                 1.67
                     2.0                                                       Flugzeug
                                                          1.32
                                                                               Tram
                                     0.73
                     1.0
                                            0.66                               Motorrad
                                                                        0.41
                                                                               Reisecar
                     0.0

      Abbildung 3: Primärenergieverbrauch pro Personenkilometer nach durchschnittlich besetztem
      Verkehrsmittel

      Es zeigt sich, dass die Bahn das energieeffizienteste Verkehrsmittel ist. Die Bahn ist –
      mit den für die Umrechung von Endenergie zu Primärenergie verwendeten Faktoren -
      etwa dreimal so energieeffizient wie der Personenwagen. Berücksichtigt man, dass die
      SBB ihren Traktionsstrom praktisch vollständig aus Wasserkraft produzieren, verbes-
      sert sich die Energieeffizienz der Bahn nochmals massiv.
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      SIA Effizienzpfad Energie

      Der öffentliche Verkehr (Bahn, Bus und etwas weniger ausgeprägt das Tram) und der
      Reisecar bilden die Gruppe der „energieeffizienten Verkehrsmittel“. Deutlich mehr
      Energie pro Personenkilometer verbrauchen der motorisierte Individualverkehr MIV
      und das Flugzeug.
      Die dargestellten Werte lassen sich bei allen Verkehrsmitteln mit Erhöhung der Aus-
      lastung verbessern. Im Gegensatz zum MIV steigt aber im ÖV die Auslastung und
      damit die Energieeffizienz allein mit zunehmender Nachfrage, da bei hoher Nachfrage
      eine Anpassung der Gefässgrössen leichter möglich ist. Ebenfalls nur im ÖV führt eine
      Glättung der zeitlichen Nachfrageschwankungen zu höherer Energieeffizienz.

2.3   Durchschnittlicher Energieverbrauch pro Person

      Der Energieverbrauch pro Person und Jahr im Personenverkehr liegt bei 23’464 [MJ] 1.
      Der Personenwagen (PW) weist mit 88,5% den überwiegenden Hauptanteil des ge-
      samten Energieverbrauchs auf.
      Der Inland-Flugverkehr fällt mit 1,5 % des Energieverbrauchs im Personenverkehr
      nicht ins Gewicht.
      Der gesamte öffentliche Verkehr (Addition Bahn-, Bus- und Tramanteil) beansprucht
      nur 7,5% des Energieverbrauchs pro Person:

              Energieverbrauch im Personenverkehr
                          [MJ/Person a]
                        180; 0.8%   503; 2.1%             PW
          353; 1.5%
                                          74; 0.3%        Bahn
          234; 1.0%
                                                          Bus

                                                          Flugzeug
       1'348; 5.7%
                                                          Tram

                                                          Motorrad

                                                          Reisecar
                                                20'772;
                                                88.5%

      Abbildung 4: Durchschnittlicher Primärenergieverbrauch pro Person nach Verkehrs-
      mittel (nur Inland-Kilometer)

      Berücksichtigung der „Auslandkilometer“
      Unter Berücksichtigung der Auslandkilometer2 – die durch die Schweizer Wohnbevöl-
      kerung im Ausland zurückgelegten Personenkilometer - steigt der Energieverbrauch
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im Personenverkehr auf 33’486 [MJ/Person a]. Dies ist eine Steigerung um 43%
gegenüber dem Energieverbrauch der „Inlandkilometer“.
Namentlich der Flugverkehr fällt nun stark ins Gewicht. Er beansprucht nun 25,4%
des Energieverbrauchs im Personenverkehr.
Weiterhin an der Spitze steht der Personenwagen mit 67,1%. An dritter und vierter
Stelle stehen die Bahn mit 4,5% und das Motorrad mit 1,3%. Die restlichen Verkehrs-
mittel weisen je einen Anteil von weniger als 1% auf.
In der nachfolgenden Abbildung wird die Verteilung des Energieverbrauchs auf die
Verkehrsmittel ausgewiesen:

                 Energieverbrauch im Personenverkehr
                            [MJ/Person a]

                                                            PW
                            430; 1.3%
                                        125; 0.4%
                181; 0.5%                                   Bahn

    8'492; 25.4%                                            Bus

                                                            Flugzeug

    254; 0.8%                                               Tram

                                                            Motorrad
    1'521; 4.5%
                                            22'483; 67.1%   Reisecar

Abbildung 5: Durchschnittlicher Primärenergieverbrauch pro Person nach Verkehrsmittel (In-
land- und Ausland-Kilometer)

Berücksichtigung des Güterverkehrs
Wird zu den Auslandkilometern zusätzlich der Güterverkehr im Energieverbrauch be-
rücksichtigt, erhöht sich der jährliche Energieverbrauch auf 46'339 [MJ/Person a]
(dies entspricht 1’469 [Watt/Person]). Dies ist eine Steigerung von fast 100%
gegenüber dem Energieverbrauch der „Inlandkilometer“. Der Güterverkehr weist
einen Anteil von 28% am Energieverbrauch aus.
Der Energieverbrauch des Güterverkehrs wurde aufgrund des Treibstoffabsatzes von
Diesel3 (Güterverkehr Strasse) und dem Elektrizitätsbedarf Bahn4 (Güterverkehr
Schiene) für die Schweiz berechnet und dann durch die Bevölkerungsanzahl der

1   berechnet mit Modell
2   Bundesamt für Raumentwicklung, Bundesamt für Statistik (2002). Mobilität in der Schweiz.
    Ergebnisse des Mikrozensus 2000 zum Verkehrsverhalten, S. 37. Bern und Neuenburg.
3   Bundesamt für Energie (2001). Gesamtenergiestatistik, Tabelle 2. Bern.
4   Bundesamt für Energie (2001). Gesamtenergiestatistik, Tabelle 3. Bern.
Statusbericht Mobilität                                                               9
      SIA Effizienzpfad Energie

      Schweiz 1 geteilt. Somit wird der Güterverkehr pauschal als „Rucksack“ zum Energie-
      verbrauch einer Person dazu geschlagen.

2.4   Verkehrsprognosen

      Eine Metastudie2 aus dem Jahre 1997 des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE)
      liefert für die Abschätzung des Verkehrswachstums 2000-2020 folgende Angaben:

                   MIV (Personenwagen)                     +16% bis +31% der [Pkm]
                   ÖV (Bahn, Bus, Tram)                    +30% bis +132% der [Pkm]

                   Güterverkehr Strasse                    +36% bis +87% [Tkm]
                   Güterverkehr Schiene                    +48% bis +96% [Tkm]

      Treten diese Prognosen ein, wird sich der Energieverbrauch im Personenverkehr deut-
      lich erhöhen.

      Um Massnahmenwirkungen abschätzen zu können, werden bezüglich der Fahrleis-
      tungsprognosen drei Szenarien bezüglich des Energieverbrauchs im Personenverkehr
      genauer verfolgt (Szenario 1, Wachstum des ÖV max., Wachstum MIV min.; Szenario
      2, Wachstum ÖV min., Wachstum MIV max.; Szenario 3: mittleres Wachstum des ÖV,
      mittl. Wachstum des MIV). Der Güterverkehr und die im Ausland erbrachten Kilometer
      werden nicht berücksichtigt. Es zeichnen sich folgende Ergebnisse ab:

      Unter dem Szenario 1 (Pkm im PW +16%, Pkm ÖV +132%) steigt der Energiever-
      brauch im Personenverkehr gesamthaft um 24% bis zum Jahr 2020. Der Personenwa-
      gen weist mit 83% weiterhin den Hauptanteil auf. Der ÖV weist mit insgesamt 14%
      den grössten Teil des restlichen Energieverbrauchs aus.

      Unter dem Szenario 2 (Pkm PW +31%, ÖV +30%) hebt sich der Energieverbrauch um
      30%. Der Personenwagen weist mit 90% weiterhin den Hauptanteil aus, der ÖV ver-
      braucht 8%.

      Unter dem Szenario 3 (Pkm PW +23.5%, ÖV +81%) steigt der Energieverbrauch um
      knapp 25% gegenüber dem Verbrauch heute. Der Personenwagen weist mit 86%
      auch hier den Hauptanteil aus. Der ÖV verbraucht insgesamt 11%.

      1   Bundesamt für Statistik, Neuenburg.
          Available: http://www.statistik.admin.ch/stat_ch/ber00/vz/cc/dvz-cc01-01.htm
      2   Bundesamt für Raumentwicklung (2002). Aggregierte Verkehrsprognosen Schweiz und EU,
          Zusammenstellung vorhandener Prognosen bis 2020. Bern: BBL.
10                                                                                                                   Statusbericht Mobilität
                                                                                                                       SIA Effizienzpfad Energie

3     Energieverbrauch im Personenverkehr nach Nutzung

3.1   Nutzungen: Wohnen, Büro, Schule

      Als nächsten Schritt wird der Energieverbrauch im Personenverkehr den für das Pro-
      jekt vorgegebenen Nutzungen Wohnen, Büro und Schule zugeordnet.

      Dazu müssen die Wegzwecke (Arbeit, Ausbildung, Einkauf, Freizeit, Service und Be-
      gleitung, geschäftliche Dienstfahrt, unbestimmt) aus dem „Mikrozensus 2000 zum
      Verkehrsverhalten1“ den drei Nutzungen zugeteilt werden. Das Ziel des Weges defi-
      niert daher die Nutzung.
      Grundsätzlich wird jeder Rück- bzw. Heimweg dem Wohnen zugewiesen. Diese Rück-
      bzw. Heimwege werden etwas vereinfachend als 50% aller im Mikrozensus ausge-
      wiesenen Wege definiert. Die Ausnahme bilden die Wegzwecke „geschäftliche Dienst-
      fahrt“ und „unbestimmte Zwecke“. Die „geschäftliche Dienstfahrt“ wird dem Büro zu-
      geordnet, da Start und Ziel der Fahrt jeweils das Büro sind. Die „unbestimmten
      Zwecke“ werden zu 100% dem Wohnen zugewiesen, da als Ziel dieses Weges gross-
      mehrheitlich die Wohnung angenommen werden kann.

      Nachfolgend ist die so ermittelte relative Verteilung der Nutzungen auf die Wegzwecke
      ausgewiesen:

                                        Nutzungen der Wegzwecke relativ

           100%
                                                                                                              Andere
                     34.7%
                                 50.0%       50.0%       50.0%              50.0%
                             2.3%                                                                             Schule
                                                                                        74.0%
                     13.0%
            50%                                                                                      100.0%   Büro

                     50.0%         50.0%     50.0%       50.0%              50.0%                             Wohnen
                                                                                        26.0%
            0%
                      it

                                               f

                                                         it
                                             au
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                    be

                                                                                                    ke
                                                       ze

                                                                       ng
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                                                                                                  ec
                  Ar

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                                                                                    fa
                                                   Fr
                                         Ei

                                                                                                Zw
                                                                   ei
                             sb

                                                                                  st
                                                                 gl

                                                                                en
                           Au

                                                                                                re
                                                               Be

                                                                              Di

                                                                                              de
                                                            d

                                                                             e

                                                                                            an
                                                          un

                                                                          ich
                                                         ice

                                                                       ftl
                                                                     hä
                                                       rv
                                                     Se

                                                                   sc
                                                                 ge

      Abbildung 6: Aufteilung der Wegzwecke in die Nutzungen Wohnen, Büro und Schule

      1     Bundesamt für Raumentwicklung, Bundesamt für Statistik (2002). Mobilität in der Schweiz.
            Ergebnisse des Mikrozensus 2000 zum Verkehrsverhalten, Anhang 1. f). Bern und Neuen-
            burg.
Statusbericht Mobilität                                                                                          11
SIA Effizienzpfad Energie

Die Personenkilometer der Nutzung Wohnen entsprechen 50% der Summe der Mikro-
zensus Wegzwecke „Arbeit“, „Schule“, „Einkauf“, „Freizeit“ und 100% der „andern
Zwecke“.
Die Personenkilometer der Nutzung Büro entsprechen den Personenkilometern der
Büroangestellten. Der Anteil der Büroangestellten an der Bevölkerung wurde aus der
Erwerbstätigentabelle nach Wirtschaftsklasse1 ermittelt. Er beträgt 26%. Da der Rück-
weg des Arbeitsweges eines Büroangestellten schon der Nutzung Wohnen zugeordnet
ist, fällt noch 13% des Arbeitswegs einer „Durchschnitts-Person" auf die Nutzung
Büro. Bei den geschäftlichen Dienstfahrten werden 26% der Nutzung Büro
zugeordnet.
Die Personenkilometer der Nutzung Schule bilden die Arbeitskilometer der Ange-
stellten im Unterrichtswesen und die Personenkilometer zu Ausbildungszwecken. Der
Anteil der Angestellten im Unterrichtswesen von allen Erwerbstätigen beträgt 4,6%2.
Somit fallen 2,3% der Arbeitswege und 50% der Ausbildungswege (Rückwege zu
Wohnen) der „Durchschnitts-Person“ der Nutzung Schule zu.

Die nachfolgende Abbildung weist die durchschnittlichen Personenkilometer (pro Tag)
der einzelnen Wegzwecke mit Einteilung in die Nutzungen aus:

                                                Nutzungen der Wegzwecke absolut

              12.00
                                                                                                        Andere

               8.00                                               5.47
                                                                                                        Schule
                           2.93
    [Pkm/d]

                                  0.19
                           1.10
                                                                              2.85
                                                                                                        Büro
               4.00
                                                     1.86         5.47
                           4.22                                                         2.17            Wohnen
                                         0.69                                 2.85
                                                     1.86                                        1.71
                                         0.69                                           0.76
               0.00
                                                                  it
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                                                                                                ke
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                                        g

                                                                                               ng
                                                    au

                                                                                               hr
                                                                ze
                        be

                                      un

                                                                                             ec
                                                                                             fa
                                                                                            tu
                                                  nk

                                                              ei
                      Ar

                                   ild

                                                                                           st

                                                                                        Zw
                                                                                          ei
                                                            Fr
                                                Ei
                                 sb

                                                                                       en
                                                                                        gl
                                                                                     Be

                                                                                     re
                               Au

                                                                                     Di

                                                                                   de
                                                                                   e
                                                                    d

                                                                                 ch
                                                                  un

                                                                                an
                                                                             ftli
                                                                ice

                                                                           hä
                                                              rv

                                                                         sc
                                                            Se

                                                                       ge

Abbildung 7: Wegzwecke nach Nutzungen Wohnen, Büro, Schule und Andere (absolut)

1     aus dem Anteil der Sparten J (Kredit- und Versicherungsgewerbe), K (Unternehmensbezo-
      gene Dienstleistungen), L (Öffentliche Verwaltung) und O (Sonst. Dienstleistungen für
      Dritte) vom Total der Erwerbstätigen. Bundesamt für Statistik (2002). Erwerbstätige nach
      Wirtschaftsklassen 2000. Statistisches Lexikon der Schweiz-Premium.
2     aus dem Anteil der Sparte M (Unterrichtswesen) vom Total der Erwerbstätigen. Bundesamt
      für Statistik (2002). Erwerbstätige nach Wirtschaftsklassen 2000. Statistisches Lexikon der
      Schweiz-Premium.
12                                                                          Statusbericht Mobilität
                                                                              SIA Effizienzpfad Energie

      Die Nutzung Wohnen weist total (Summe der Anteile Wohnen) 16,8 Kilometer pro Per-
      son und Tag, die Nutzung Büro total 1,9 Kilometer und die Nutzung Schule 0,9 Kilo-
      meter auf.
      Nicht in diesen drei Nutzungen enthalten sind total 15,3 Personenkilometer. Diese sind
      hier nicht näher untersuchten Nutzungen (Andere) zugeordnet.

3.2   Energieverbrauch nach Nutzung

      personenbezogen
      Die folgende Abbildung weist den durchschnittlichen Energieverbrauch des Personen-
      verkehrs nach Nutzungen aus:

                                     Energieverbrauch nach Nutzung

                                     23'464
                            25'000

                            20'000
           [MJ/ Person a]

                            15'000
                                                11'338
                            10'000

                             5'000
                                                          1'205       418
                                0
                                      Total    Wohnen      Büro      Schule

      Abbildung 8: Primärenergieverbrauch gesamt (Total) und nach Nutzung

      Das Wohnen nimmt den Spitzenplatz unter den untersuchten Nutzungen ein. Der An-
      teil am gesamten Energieverbrauch im Personenverkehr beträgt 48,3%. An zweiter
      Stelle liegt die Nutzung Büro mit einem Anteil von 5,1% des gesamten Verbrauchs.
      Die Nutzung Schule macht lediglich 1,8% des Energieverbrauchs im Personenverkehr
      aus.
      Die nicht untersuchten Nutzungen (Andere) weisen 44,8% vom Energieverbrauch aus
      und sind in dieser Abbildung nicht dargestellt.
Statusbericht Mobilität                                                               13
SIA Effizienzpfad Energie

flächenbezogen
Als Referenzfläche wird gemäss Vorgaben der Projektleitung die Energiebezugsfläche
(EBF) gewählt. Die Energiebezugsfläche1 pro Person umfasst heute im Durchschnitt
für die Nutzung Wohnen 60m2, für Büro 5m2 EBF und für Schule 3m2 EBF.

Die folgende Abbildung stellt den Energieverbrauch im Personenverkehr flächenbezo-
gen nach Nutzung dar:

                         Flächenbezogener Energieverbrauch

                   300
                                         241

                          189
    [MJ/m2EBF a]

                   200
                                                       139

                   100

                    0
                         Wohnen         Büro          Schule

Abbildung 9: Flächenbezogener Primärenergieverbrauch nach Nutzung

Die Nutzung Büro weist mit 241 [MJ/m2 EBF a] den höchsten Energieverbrauch pro
Person aus. Die Gründe sind vor allem die relativ geringe Bürofläche pro durchschnitt-
liche Person und der vergleichsweise hohe Anteil des Verkehrsmittels Personenwagen
am durchschnittlichen „Büroweg“.
Die Nutzung Schule weist mit 139 [MJ/m2 EBF a] den kleinsten Energieverbrauch der
Nutzungen aus. Die Schulfläche ist mit der Bürofläche vergleichbar, doch durch-
schnittlich gehen weniger Personen zur Schule (Ausbildung) als ins Büro. Zudem
werden im Verhältnis mehr die öffentlichen Verkehrsmittel benützt, was energie-
effizienter ist. Die Differenz zur Nutzung Büro beträgt 102 [MJ/m2 EBF a].
Die Nutzung Wohnen liegt mit 189 [MJ/m2 EBF a] zwischen der Nutzung Büro und
Schule.

1   gemäss Angabe von Katrin Pfäffli, Viridén und Partner AG. Mail vom 22.06. 2004.
14                                                                                   Statusbericht Mobilität
                                                                                       SIA Effizienzpfad Energie

4     Energieverbrauch im Personenverkehr nach räumlichen
      Bereichen

4.1   Räumliche Bereiche: Kernstadt, Agglomeration, Land

      In einer vertieften räumlichen Analyse wird der Energieverbrauch im Personenverkehr
      für die drei Bereiche Kernstadt, Agglomeration und Land untersucht. Es ist zu erwar-
      ten, dass sich in diesen Bereichen die Mobilität und somit auch deren Energiever-
      brauch unterscheiden.
      Die Verteilung der Bevölkerung 1 liegt bei 41,1% Kernstadt, 29,0% Agglomeration und
      30,9 Land.

      Nachfolgend ist die durchschnittliche Mobilität pro Person und Jahr der drei räumlichen
      Bereiche2 nach Verkehrsmitteln im Vergleich mit der gesamten Schweiz aufgeführt:

                         PW       Bahn      Bus      Flugzeug   Tram        Motorrad   Reisecar
      Kernstadt           7329      1964       442         44      234           219            91   [Pkm/a]
      Agglomeration       9607      2106       380        303      135           383          193    [Pkm/a]

      Land               10819      1467       219         22          22        329          263    [Pkm/a]
      Schweiz             9137      1848       355        110      137           302          180    [Pkm/a]

      Tabelle 3: durchschnittliche Jahreskilometer pro Person der räumlichen Bereiche

      Bei der Betrachtung der Kernstadt fällt auf, dass hier im Personenwagen (PW) deutlich
      weniger Kilometer gefahren werden als in den übrigen Bereichen. Mögliche Gründe
      sind der kürzere Arbeitsweg als in der Agglomeration oder auf dem Land, die höhere
      Staugefahr und die Verfügbarkeit des Parkplatzangebots (Belegungsgrad, Bewirtschaf-
      tung). Demgegenüber werden im Tram und im Bus mehr Kilometer zurückgelegt als in
      der Agglomeration oder auf dem Land.
      In der Agglomeration fährt eine Person durchschnittlich mehr Kilometer im Personen-
      wagen als in der Kernstadt. Der Flugverkehr fällt hier mit einer Vervielfachung der
      Kilometerleistung pro Person auf. Auch in der Bahn werden am meisten Kilometer im
      Vergleich zu den andern räumlichen Bereichen gefahren.
      Auf dem Land werden am meisten Kilometer im Personenwagen zurückgelegt. Im öf-
      fentlichen Verkehr (Bahn, Bus, Tram) ist hier aufgrund des vergleichsweise unattrakti-
      ven Angebots eine sehr geringe Nutzung festzustellen.

      1    Bundesamt für Raumentwicklung, Bundesamt für Statistik (2002). Mobilität in der Schweiz.
           Ergebnisse des Mikrozensus 2000 zum Verkehrsverhalten, S. 20. Bern und Neuenburg.
      2    Bundesamt für Raumentwicklung, Bundesamt für Statistik (2002). Mobilität in der Schweiz.
           Ergebnisse des Mikrozensus 2000 zum Verkehrsverhalten, S. 64. Bern und Neuenburg.
Statusbericht Mobilität                                                                     15
      SIA Effizienzpfad Energie

4.2   Energieverbrauch nach räumlichen Bereichen

      Der Energieverbrauch der räumlichen Bereiche wird mit dem Modell (Seite 4) berech-
      net. Dabei werden die je Verkehrsmittel zurückgelegten Personenkilometer von
      Tabelle 3 verwendet.

      In der folgenden Abbildung ist der Energieverbrauch pro Person je nach räumlichem
      Bereich ausgewiesen:

                                   Energieverbrauch nach räumlichem Bereich

                          30'000
                                                  25'499          26'564
                                                                                  23'464

                                   19'199
                          20'000
          [MJ/Person a]

                          10'000

                                            82%            109%            113%            100%
                               0
                                     Kernstadt    Agglomeration       Land          Schweiz

      Abbildung 10: Primärenergieverbrauch im Personenverkehr nach räumlichem Bereich

      Das Land weist den höchsten und die Kernstadt den niedrigsten Energieverbrauch pro
      Person auf.
      Im Vergleich mit Tabelle 3 zeigt sich, dass der Energieverbrauch der räumlichen Be-
      reiche einen engen Zusammenhang mit den zurückgelegten Kilometern im Personen-
      wagen aufweist.
16                                                                          Statusbericht Mobilität
                                                                              SIA Effizienzpfad Energie

5     Einflussmöglichkeiten auf den Energieverbrauch im
      Personenverkehr

      Der Einfluss auf den Energieverbrauch im Personenverkehr wird zuerst auf der ab-
      strakten Ebene am Wirkungsgefüge aufgezeigt und danach in konkrete Massnahmen
      für die drei Akteurgruppen Politiker/Behörde, Investor/Bauherr und Planer ausformu-
      liert.

5.1   Ansätze am Wirkungsgefüge

      Nachfolgend sind die Einflussmöglichkeiten auf den Energieverbrauch im Personenver-
      kehr anhand von Ansätzen am Wirkungsgefüge dargestellt:

      Abbildung 11: Einflussmöglichkeiten auf den Energieverbrauch im Personenverkehr

      Beeinflussbare Elemente (Ansatz) sind die Technik, die Nutzer und das Gebäude. Die
      Ansätze steigern die Energieeffizienz der einzelnen Elemente (Focus).
      Im Rahmen der nationalen Verkehrsplanung ist der Standort (Region) verkehrstech-
      nisch beeinflussbar.
Statusbericht Mobilität                                                                        17
      SIA Effizienzpfad Energie

5.2   Massnahmenbereiche

      Die nachstehend fett hervorgehobenen Massnahmenbereiche sind in einem Massnah-
      menkatalog des Gesamtprojektes näher erläutert.

       Politiker / Behörden            Investor / Bauherren   Planer, Planerinnen     Nutzer/innen
        Rahmenbedingungen und Anreize
      Fördern von Angeboten:                                   Zusammenarbeit von
         Infrastruktur für                                    spezialisierten Ver-
          Fussgänger und Fahrrad                               kehrsplanerInnen und
          ausbauen und attraktiv                               Mobilitätsfachleuten
          gestalten                                            mit
         Angebot Öffentlicher                                 Politikern/Behörden
          Verkehr und kombinierte
          Mobilität ausbauen und
          attraktiv gestalten
         Langsamverkehrszonen
          (Tempo 30) schaffen

      Technisch verbessern:
         Entwicklung und Verbrei-
          tung von effizienten Fahr-
          zeugtechnologien und
          alternativen Antriebsener-
          gien fördern.

      Reglementieren:
         Zulassungsbeschränkung
          en für ineffiziente Fahr-
          zeugtechnologien schaf-
          fen
         Parkierungsreglement
          überarbeiten: Parkplatz-
          reduktion, Ausbau Park-
          leitsysteme, unkonven-
          tionelle Lösungen wie z.B.
          autoarmes Wohnen zu-
          lassen
         Fahrtenbeeinflussung
          (Roadpricing, Fahrten-
          modelle, HOV-Lanes) wo
          möglich und sinnvoll
          realisieren
         Anreize für den Kauf von
          energieeffizienten Fahr-
          zeugtechnologien schaf-
          fen

      Sensibilisieren / Auszeichnen:
        Information und Sensibi-
         lisierung durch Mobilitäts-
         beratung, Mobilitäts-
         zentralen
        Auszeichnung von Bauten
         mit vorbildlichen
         Mobilitätskonzepten
18                                                                                            Statusbericht Mobilität
                                                                                          SIA Effizienzpfad Energie

 Politiker / Behörden              Investor / Bauherren        Planer, Planerinnen            Nutzer/innen
 Strategische Planung
                                   Geeigneten Standort
                                   wählen mit guter
                                   Erschliessung durch den
                                   öffentlichen Verkehr usw.
 Vorstudien

 Projektierung
Vorprojekt                         Grundsatzentscheid: Ja      Zusammenarbeit von
                                   zu energieeffizientem       spezialisierten Ver-
                                   Bauen                       kehrsplanerInnen und
                                                               Mobilitätsfachleuten mit
                                   Konzepte fordern, die den   Bauherren/Investoren
                                   energieeffizienten Um-
                                   gang mit Mobilität im       Einbringen/Prüfen von
                                   Wohnbereich fördern.        Projektelementen be-
                                                               züglich:
                                   Konzepte fordern, die den
                                   energieeffizienten Um-       Parkierung mit gerin-
                                   gang mit Mobilität im         ger Belastung des
                                   Bürobereich fördern.          Grundstücks und
                                                                 Alternativangeboten
                                   Konzepte fordern, die den     in der kombinierten
                                   energieeffizienten Um-        Mobilität
                                   gang mit Mobilität im        Attraktive Wegverbin-
                                   Schulbereich fördern.         dungen für Fuss-
                                                                 gänger
                                                                Attraktive Wegverbin-
                                                                 dungen und Abstell-
                                                                 anlagen für Fahrrad
                                                                Beanspruchung von
                                                                 Angeboten der
                                                                 Mobilitätsberatung
 Bauprojekt

 Bewilligungspraxis ist flexibel
 für unkonventionelle Lösun-
 gen wie zum Beispiel auto-
 freies Wohnen und ggf. kom-
 biniert mit Mobilitätsbera-
 tung
 Ausschreibung

 Realisierung

 Inbetriebnahme / Bewirtschaftung / Nutzung
 Zusammenarbeit mit           Angebot von                                                  Individuell z.B. durch
 Privaten und regional /      Mobilitätsservices                                           folgende
 interkommunal fördern.       (Einschluss eines                                            Massnahmen:
                              Mieterabo für den öV,                                            4'000km/a im 10l
                              Carsharing, Carpooling                                            Auto
                              etc.) in den Verkauf /                                           10'000km/a im 4l
                              Vermietung des Objektes                                           Auto
Statusbericht Mobilität                                                                  19
      SIA Effizienzpfad Energie

5.3   Entwicklungsszenarien

      Die Wirkung von fünf unterschiedlichen Entwicklungsszenarien im Personenverkehr
      wird – ohne Einbezug einer allfälligen Verkehrszunahme - bezüglich des Energiever-
      brauchs vertieft untersucht.
      Zwei Szenarien setzen bei einem energieeffizienteren Antrieb der PW an und zwei bei
      einem veränderten Verhalten der Nutzer. Ein Entwicklungsszenario kombiniert beide
      Elemente.

      Die Entwicklungsszenarien im Detail:

      1. Szenario:           Reduktion des Treibstoffverbrauchs der Personenwagenflotte auf
                             7l/100km (heute 10l/100km). Die restlichen Parameter (Energiever-
                             brauch der übrigen Verkehrsmittel und die zurückgelegten Personen-
                             kilometer nach Verkehrsmittel) bleiben unverändert.
                             (Nachfolgend wird dieses Szenario „7-Liter Auto“ genannt)

      2. Szenario:           Reduktion des Treibstoffverbrauchs der Personenwagenflotte auf
                             3l/100km (heute 10l/100km). Die restlichen Parameter (Energiever-
                             brauch der übrigen Verkehrsmittel und die zurückgelegten Personen-
                             kilometer nach Verkehrsmittel) bleiben unverändert.
                             (3-Liter Auto)

      3. Szenario:           Die zurückgelegten Personenkilometer im PW senken sich auf die
                             Hälfte des Standes von heute, d.h. auf 4’569km pro Person und Jahr.
                             Die restlichen Parameter (Energieverbrauch der Verkehrsmittel und
                             die zurückgelegten Personenkilometer mit den übrigen Verkehrsmit-
                             teln) bleiben unverändert.
                             (PW Kilometer)

      4. Szenario:           Die zurückgelegten Personenkilometer im PW betragen bei den Kern-
                             stadtbewohnern nur noch die Hälfte und bei den Bewohnern der
                             Agglomeration noch zwei Drittel von dem Stand von heute1. Die „ein-
                             gesparten“ PW-Kilometer der Kernstadtbewohner (3’665km pro Per-
                             son und Jahr) und der Bewohner der Agglomeration (3'170km pro
                             Person und Jahr) werden in der Bahn zurückgelegt. Die restlichen Pa-
                             rameter (Pkm nach Verkehrsmittel der Bewohner auf dem Land und
                             der Energieverbrauch der Verkehrsmittel) bleiben unverändert.
                             (Stadt und Agglo)

      5. Szenario:           Szenario 1 und Szenario 4 werden kombiniert. D.h. der durchschnitt-
                             liche Treibstoffverbrauch des PW beträgt 7 l/100km, die Stadtbewoh-
                             ner legen nur noch die Hälfte (3'665 Pkm pro Jahr) und die Bewohner

      1   Kapitel 2.2.1
20                                                                                            Statusbericht Mobilität
                                                                                          SIA Effizienzpfad Energie

                               der Agglomeration noch zwei Drittel (6'437 Pkm pro Jahr) der heute
                               zurückgelegten Personenkilometer im PW zurück. Die restlichen Para-
                               meter (zurückgelegte Pkm im PW der Bewohner auf dem Land, Ener-
                               gieverbrauch und zurückgelegte Pkm der übrigen Verkehrsmittel)
                               bleiben unverändert.
                               (7-Liter Auto + Stadt und Agglo)

Vergleich der Entwicklungsszenarien
Die nachfolgende Abbildung weist den Energieverbrauch im Personenverkehr der Ent-
wicklungsszenarien im Vergleich zu heute aus:

                                 Entwicklungszenarien im Vergleich
                              100%
                     25'000
                                                                        82%
                     20'000
                                        73%
     [MJ/Person a]

                                                              56%                   63%
                     15'000    23'464
                                                  38%
                     10'000                                   13'078
                                         17'115                         19'338       14'750
                      5'000                         8'806
                         0
                              heute     7-Liter   3-Liter      PW     Stadt und    7-Liter
                                         Auto      Auto     Kilometer   Agglo      Auto +
                                                                                  Stadt und
                                                                                    Agglo

Abbildung 12: Primärenergieverbrauch der Entwicklungsszenarien

Es zeigt sich, dass das Entwicklungsszenario 3-Liter Auto (die Personenwagenflotte
verbraucht 3 Liter pro 100km im Durchschnitt) die beste Energieeffizienz aufweist
unter den weiteren Entwicklungsszenarien. Die Reduktion des Verbrauchs im Vergleich
zu heute beträgt 62%.
Etwas weniger Energie wird mit der Strategie der Halbierung der Pkm im PW gespart.
Der Energieverbrauch im Personenverkehr senkt sich um 44% zu heute.
Mit der gemässigten technischen Entwicklung des Treibstoffverbrauchs des PW, dem
7-Liter Auto, liegt die Einsparung des Energieverbrauchs bei 27% zu heute.
Legen die Bewohner der Kernstadt die Hälfte und die Bewohner der Agglomeration ein
Drittel der heute jährlich zurückgelegten Pkm im PW anstelle mit dem PW in der Bahn
zurück (Stadt und Agglo), senkt sich der Energieverbrauch im Personenverkehr der
Schweiz um 18%. Senkt sich zusätzlich der Treibstoffverbrauch der PW-Flotte von
heute 10 Liter pro 100km auf 7 Liter (7-Liter Auto + Stadt und Agglo), beträgt die
Energiereduktion im Personenverkehr in der Schweiz 37% im Vergleich zu heute.
Statusbericht Mobilität                                                                21
SIA Effizienzpfad Energie

In einem nächsten Schritt wird der Energieverbrauch flächenbezogen für die Nutzung
Wohnen ausgewiesen:

                            Flächenbezogener Energieverbrauch
                          189
                   200
                                  139                             157
   [MJ/m2 EBF a]

                   160
                                                       106                    119
                   120
                                             71
                   80
                   40
                   -
                         heute   7-Liter   3-Liter      PW     Stadt und    7-Liter
                                  Auto      Auto     Kilometer   Agglo      Auto +
                                                                           Stadt und
                                                                             Agglo

Abbildung 13: Flächenbezogener Primärenergieverbrauch der Entwicklungsszenarien (für die
Nutzung Wohnen)

Auch beim flächenbezogenen Energieverbrauch schneidet das Entwicklungsszenario
„3-Liter Auto“ mit 71 MJ/m2 EBF pro Jahr am besten ab.
Die beiden nächst besten Szenarien bilden die „Halbierung der PW Kilometer“ mit 106
[MJ/m2EBF a] und das kombinierte Szenario „7-Liter + Stadt und Agglo“ mit 119
[MJ/m2EBF a].
Die Entwicklungsszenarien „7-Liter Auto“ und „Stadt und Agglo“ nehmen in der Ener-
gieeffizienz-Rangliste mit 139 und 157 [MJ/m2EBF a] die beiden letzten Ränge ein.
22                                                                     Statusbericht Mobilität
                                                                       SIA Effizienzpfad Energie

6   Fazit

    Der Energieverbrauch im Personenverkehr resultiert wesentlich aus zwei Merkmalen:
    aus dem „Verhalten“, den zurückgelegten Personenkilometern und aus der „Technik“,
    dem Energieverbrauch der Verkehrsmittel pro Personenkilometer. Der Energiever-
    brauch der Verkehrsmittel ist abhängig vom Treibstoffverbrauch pro Fahrzeugkilo-
    meter des Verkehrsmittels und vom Besetzungsgrad des Verkehrsmittels.
    Am meisten Energie im Personenverkehr wird mit dem Personenwagen verbraucht,
    nämlich 88,5% des gesamten Energieverbrauchs im Personenverkehr. Demgegenüber
    weist der öffentliche Verkehr lediglich einen Anteil von 7,5% des gesamten Energie-
    verbrauchs im Personenverkehr auf.
    Eine Senkung des Energieverbrauchs im Personenverkehr scheint über die Verbes-
    serung der „Technik“ des Personenwagens (PW) relativ einfach erreichbar zu sein,
    auch wenn aktuelle Trends wie z.B. zum Sport- und Geländefahrzeug gegenläufige
    Tendenzen aufweisen. Eine Veränderung des „Verhaltens“, eine Verringerung der zu-
    rückgelegten Personenkilometer, dürfte gesellschaftlich schwieriger zu erreichen sein.
    Die im Effizienzpfad aufgezeigten Zusammenhänge, Handlungshinweise und Massnah-
    men dürften aber neben anderen Aktivitäten1 dazu beitragen, dass Veränderungen in
    die richtige Richtung eingeleitet werden können.

    Die Analyse der räumlichen Bereiche zeigt, dass die Stadt im Vergleich zur Agglome-
    ration und zum Land weniger Energie verbraucht. Die Stadt weist das attraktivste An-
    gebot des öffentlichen Verkehrs (ÖV) und gleichzeitig limitierende Elemente für den
    motorisierten Individualverkehr (Stau, Parkraummangel etc.) auf. Das Potential zur
    Verringerung des Gebrauchs des PW und einer gleichzeitigen Verlagerung des Per-
    sonenverkehrs auf den ÖV dürfte deshalb hier am grössten sein. Ein erfolgreiches Bei-
    spiel dieser Strategie ist der autoentlastete Stadtkern Londons.
    Eine Verringerung des PW-Gebrauchs in der Stadt setzt einen leistungsfähigen ÖV
    voraus. Diese Voraussetzung ist in den schweizerischen Städten grösstenteils erfüllt.
    Auf verschiedenen nachfragestarken Achsen sind für Umlagerungen vom MIV auf den
    ÖV während der Spitzenzeiten allerdings Ausbauten erforderlich. Mit zusätzlichen
    Massnahmen in den Bereichen Reisegeschwindigkeit, Information und Komfort wäh-
    rend der Fahrt und an den Haltestellen kann der ÖV für Umsteiger vom PW noch at-
    traktiver gemacht werden.
    Auf dem Land sind wegen der geringeren Besiedlungsdichte Umlagerungen vom MIV
    zum ÖV schwieriger zu erreichen. Da hier der Modal Split heute meistens sehr tief
    liegt und in der Schweiz auch im ländlichen Gebiet ein vergleichsweise dichtes ÖV-An-
    gebot zur Verfügung steht, besteht auch hier noch ein Potenzial für Umlagerungen.

    1    z.B. Programm „Energiestadt“
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