Technik von morgen kommt nach Berlin - Das Magazin
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Schutzgebühr: 3,20 Euro Was uns bewegt. Wen wir bewegen. Ausgabe September 2018 Technik von morgen kommt nach Berlin InnoTrans 2018: Leitmesse ist wieder wichtiger Branchentreff Seite 6 Forschung: Ferlemann kündigt Open Data: EU-Richtlinie würde Medibus: Rollende Arztpraxis Programm für die Schiene an den Wettbewerb verzerren schließt Versorgungslücken Seite 13 Seite 18 Seite 26
INHALT EDITORIAL Verkehrswende 6 InnoTrans: Branchentreff und Leitmesse für Verkehrstechnik in Fahrt bringen 20 Zukunftskongress: Die fahrerlose Es tut sich etwas im ÖPNV und beim Schienen- die rückläufigen Marktanteile der Güterbahnen und Mobilität kommt – nur wie? güterverkehr. Den vielversprechenden Worten gibt ein klares Bekenntnis zum Masterplan Schie- im Koalitionsvertrag folgen nun Fördermittel und nengüterverkehr ab. Es gibt weiterhin viel zu tun. Taten. Das dürfte die Aufbruchsstimmung in der Als nächstes gilt es, den Schienengüterverkehr zu Branche weiter beflügeln. Ein Indiz dafür ist der modernisieren und leistungsfähiger zu machen. Das neue Rekord von mehr als 3.000 Ausstellern bei der angekündigte Bundesforschungsprogramm Schiene weltweit führenden Messe für Verkehrstechnik – (siehe Interview mit Enak Ferlemann auf S. 13) kann der InnoTrans. dazu beitragen, Innovationen künftig im wahrsten Wortsinn schneller aufzugleisen. Die Trassenpreissenkung für Güterbahnen, die Priorisierung des 740-Meter-Netzes, die weitere Neue Erfahrungen – unter anderem mit reduzierten 26 Medibus: Rollende Praxis schließt Elektrifizierung und Digitalisierung, das kommende Planungsbeschleunigungsgesetz, ein 500-Millio- Ticketpreisen – sammeln wir demnächst auch im ÖPNV. Hier geht es um die Luftreinhaltung. Dafür ärztliche Versorgungslücken. nen-Euro-Förderprogramm für energieeffiziente stärkt die Bundesregierung unter anderem Busse Schienenfahrzeuge: Das alles sind wichtige Baustei- und Bahnen in Bonn, Essen, Herrenberg, Mannheim ne, um das Gesamtsystem Schiene in Deutschland zu und Reutlingen. In den kommenden beiden Jahren 24 Länderkonferenz: Expertenrunden stärken. Und es sind erste Schritte auf dem Weg zur werden wir zusammen mit den fünf Modellstädten diskutierten über Thüringer ÖPNV. Verkehrswende. und ihren Verkehrsunternehmen genau prüfen, was das Programm bewirkt. Wir hoffen, dass Maß- Alle Beteiligten müssen ihr Umsetzungstempo nun nahmen, die sich als besonders effektiv erweisen, erhöhen. Vor allem die Senkung der Trassenpreise auch langfristig finanziert werden. Bund, Länder hätte keinen weiteren Aufschub geduldet. Sie ist für und Kommunen stehen dabei gleichermaßen in der die Unternehmen des Schienengüterverkehrs von Verantwortung. großer wirtschaftlicher Bedeutung. Denn sie stehen im Wettbewerb mit dem Lkw unter immensem Druck. Mit der Halbierung der Schienenmaut sendet Herzlichst Ihr die Bundesregierung ein deutliches Signal gegen Jürgen Fenske 3 E ditorial 12 Hintergrund 18 Aktuell 24 Aus dem Verband Die Verkehrswende in Fahrt bringen Mehr Tempo beim Masterplan SGV Open Data: „EU-Richtlinie füttert Neue Qualität für den Nahverkehr Seite 13: E. Ferlemann im Interview große private Datenkraken.“ in ganz Thüringen 4 V DV im Bild Seite 14: Projekte des Bedarfsplans Hamburg: Mit dem Nahverkehr bis 20 Aus dem Verband 26 Unterwegs im Netz vor die Haustür 15 Aktuell Robo-Autos oder autonomer ÖPNV: In Nordhessen rollt die Arztpraxis Konferenz widmet sich erstmals dem Was bringt die Zukunft? zur Sprechstunde an. 6 T itelstory Thema Gleisanschlüsse. InnoTrans: Nabel der Verkehrswelt 23 Aus dem Verband 30 Zu guter Letzt VDV Das Magazin als E-Paper unter: Seite 9: Ronald Pofalla erläutert die 16 Aktuell Marketingkongress: Durchblick im Deutschlands jüngster Busfahrer: www.vdv-dasmagazin.de DB-Pläne zur Netz-Digitalisierung Luftreinhaltung: Modellstädte und Wald der digitalen Möglichkeiten Endlich 18 und ans Steuer Bund testen Ideen für mehr ÖPNV. 2 04 | 2018 04 | 2018 3
VDV IM BILD Mit dem Nahverkehr bis vor die Haustür Hamburg hat ein neues Nahverkehrsmittel, das bis vor die Haustür kommt: In den nordwestlichen Stadtteilen Lurup und Osdorf können Fahrgäste per App einen Shuttle anfordern, der sie von einer beliebigen Adresse zu einer Haltestelle bringt – und umgekehrt. Der „Ioki-Hamburg“-Shuttle rollt jeden Tag rund um die Uhr – ohne festen Fahrplan und ohne feste Linien. Die barrierefreien Sechssitzer eines britischen Herstellers werden vor Ort emissionsfrei von einem Elektromo- tor angetrieben. Da der Shuttle in den bestehenden ÖPNV integriert ist, kann er mit allen Zeit- und Einzelfahrkarten des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) ohne weiteren Aufpreis genutzt werden. Dabei bündelt ein Algorithmus Kun- den, die in die gleiche Richtung wollen, zu einer Fahrgemeinschaft. Das Angebot ist eine Kooperation von Ioki – dem Geschäftszweig der Deutschen Bahn für On-demand-Mobilität – und den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH). Die Fahrt mit dem eigenen Auto soll damit überflüssig werden. 4 04 | 2018 04 | 2018 5
TITELSTORY Der Nabel der Verkehrswelt Mehr Technologie rund um die Schiene und den öffentlichen Personennahverkehr gibt es in dieser Dichte nirgends zu sehen: Vom 18. bis zum 21. September trifft sich die Branche auf der InnoTrans in Berlin. Die internationale Leitmesse wird auch für Hersteller und Betreiber von E-Bussen immer interessanter. I n Deutschland und in anderen Ländern wächst der Öffentliche Personennahverkehr spürbar. Technik, die Milliarden von Fahrgästen weltweit in Zukunft nutzen werden, gibt es im September wieder auf der InnoTrans zu sehen. Vom 18. bis zum 21. September präsentieren mehr als 3.000 Aussteller aus 60 Ländern ihre Innovationen und Produkte den Experten aus der Verkehrsbranche. Im Anschluss kommen auch Eisenbahnfans auf ihre Kosten. Sie können die mehr als 140 Fahrzeuge, die auf dem Frei- und Außenge- lände ausgestellt werden, an den Publikumstagen vom 22. bis zum 23. September in Augenschein nehmen. Zur bislang jüngsten Auflage der alle zwei Jahre stattfin- denden Messe kamen 2016 fast 140.000 Fachbesucher aus aller Welt – mehr als drei Viertel von ihnen waren Entscheider. Ihnen bietet sich ein gebündelter Blick auf die Innovationen der Branche. Neben dem Öffentlichen Verkehr gehören Eisenbahntechnologie, Eisenbahnin- frastruktur, Innenausstattungen und Tunnelbau zu den Messesegmenten. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten zählt in diesem Jahr erneut die digitale Vernetzung. So wird auch der Messestand der Deutschen Bahn (Halle B) am 19. September im Zeichen des Projekts „Digitale Schiene Deutschland“ stehen. In dem Zu- 6 04 | 2018 04 | 2018 7
TITELSTORY kunftsprogramm bündelt die DB die Entwicklung und den Einsatz innovativer Technologien. Während sich VIER FRAGEN AN ... einige davon noch im Testbetrieb befinden, kommt das Ronald Pofalla (Foto), Vorstand Infrastruktur der Deutschen Bahn, erläutert europäische Zugsicherungssystem ETCS – Herzstück die Pläne des Konzerns bei der Digitalisierung des Schienennetzes. der digitalen Schiene – auf einzelnen Strecken bereits zum Einsatz. Künftig werden Züge im deutschen Stre- ckennetz per Funk gesteuert. Zum Thema „Beschleu- nigter Flächenrollout ETCS/Digitale Stellwerke: Start in » Das Projekt „Digitale Schiene Deutschland“ (DSD) kommt Wir werden mit der flächendeckenden Einführung von ETCS die Digitalisierung der Schiene“ werden am DB-Stand einem gigantischen Modernisierungsprogramm für das deutsche und Digitalen Stellwerken zu einer ganz neuen Netzarchi- auf der InnoTrans unter anderem Infrastrukturvor- Schienennetz gleich. Wie wollen Sie den Bund davon überzeu- tektur kommen. Das digitalisierte Netz ist die Basis für einen stand Ronald Pofalla (siehe Interview S. 9), Vertreter aus gen, dass die Milliarden gut investiert sind? digitalen und damit insgesamt besseren Bahnverkehr. Die Politik und Verbänden sowie Martin Schmitz, VDV- Ronald Pofalla: Bis zum Jahr 2030 soll der Verkehrssektor 60 zum Teil jahrzehntealte Technik wird auf einen neuen Stand Geschäftsführer Technik, diskutieren. Millionen Tonnen CO2 einsparen. Wir Bahnen können da den gebracht. Sie wird dann eine höhere Stabilität bieten, das entscheidenden Beitrag leisten. Dazu muss aber mehr Verkehr heißt weniger störanfällig, updatefähig und effizienter. Züge auf die Schiene verlagert werden. Wir brauchen jedoch zu- fahren energiesparender, und wir erreichen bis zu 20 Prozent Ebenfalls der Digitalisierung – in diesem Fall des Schie- sätzliche Kapazitäten im Netz und müssen zudem die Stabilität mehr Kapazität im Netz, die wir nötig brauchen. Ein anderes nengüterverkehrs – widmet sich das Dialog Forum, das und Flexibilität des Eisenbahnsystems verbessern. Die Digitale Thema ist das Demografieproblem: Viele unserer Mitarbeiter vom Deutschen Verkehrsforum (DVF) und vom VDV Schiene Deutschland ist für mich hier die einzige Lösung. im Netz erreichen in den kommenden Jahren die Alters- Branchentreff InnoTrans: Auf der Fachmesse für Verkehrstechnik stellen ausgerichtet wird. Neue Technologien bieten dem Gü- grenze. Hier ist es schwer, neues Personal für jahrzehntealte die Hersteller ihre Neuheiten in den Bereichen innovative Komponenten, tertransport die Chance, produktiver und effizienter » Wo rechnen Sie mit Widerständen? Technik zu finden. Mit DSD wird die Eisenbahn wieder zum Fahrzeuge und Systeme vor (Foto oben). Der VDV ist wieder vertreten mit zu werden und seine Qualität zu verbessern. Was die Ich kann nicht erkennen, weshalb es Widerstände geben soll. Wir Hightech-Beruf. einem Gemeinschaftsstand (Foto M.) und dem Dialog Forum (Foto unten). Unternehmen der Branche tun, welche Anforderungen müssen unser System digitalisieren, damit wir im Wettbewerb die verladende Wirtschaft hat und ob die Rahmen- noch besser werden. Aber natürlich weckt so eine massive Trans- » Welche Chancen sehen Sie für die europäische Bahnindustrie? bedingungen überhaupt stimmen, diskutieren am 19. formation auch Ängste. DSD dürfte eines der größten Digitali- Wir können der Taktgeber für die Infrastruktur der Zukunft September Vertreter von Verbänden, Güterbahnen und sierungsprojekte in Deutschland werden. Deshalb reden wir mit werden. Wenn die Bahnindustrie zusammen mit den Bahnen möglichst vielen Beteiligten im Bahnsektor und machen hieraus dieses große Transformationsprojekt verwirklicht, ist das Wissenschaft unter der Moderation von VDV-Vizeprä- eine gemeinsame Initiative. eine Blaupause für die Eisenbahnunternehmen rund um sident Joachim Berends. Am folgenden Tag geht es an den Globus. Wir sorgen so gemeinsam für zukunftsfähige gleicher Stelle darum, wie neue Mobilitätsdienste den » Inwiefern bringt die Digitalisierung des Netzes den bedeuten- Arbeitsplätze und halten weiter im Rennen um die Technolo- Öffentlichen Verkehr verändern. Zu den Fragen, die den technologischen Fortschritt im Personen- und Güterverkehr? gieführerschaft in Deutschland und Europa die Nase vorn. Branchenvertreter mit Politikern diskutieren, gehört beispielsweise, ob neue Mobilitätsdienste die verlässli- chen Angebote des Öffentlichen Verkehrs aufs Spiel set- zen. Ebenfalls ein Thema sind die Rahmenbedingungen, um das Verkehrsangebot in der Stadt und im ländlichen Raum zu verbessern. Der VDV ist nicht nur in den Fachveranstaltungen vertre- ten, sondern mit 15 Partnern auch wieder an einem 180 DIE VDV-VERANSTALTUNGEN Quadratmeter großen Gemeinschaftsstand (Halle 2.2, Stand AUF EINEN BLICK 302). Hier gibt es ebenfalls eine Innovation zu sehen. Be- sucher haben die Möglichkeit, erstmalig den Prototypen des neuen Web Based Trainings (WBT) „Kommunikati- Dialog Forum: Digitalisierung des Schienengüterver- onsverfahren im Eisenbahnbetrieb“ zu testen. Interaktiv kehrs: Herausforderungen und Chancen für die Unter- und anhand von praxisnahen Simulationen können die nehmen, Mittwoch, 19. September 2018, 14-16 Uhr, Palais Teilnehmer dieses Trainings ihr Wissen über bestimmte am Funkturm Kommunikationsregeln aus dem Betrieb überprüfen und festigen. Mittels digitaler Spracherkennung und über das Dialog Forum: Neue Mobilitätsdienste plus Bus und Bahn im Rechner integrierte Mikrofon lassen sich standardi- – wie verändert die Digitalisierung den Öffentlichen sierte Formulierungen einüben. Auf diese Weise stärken Verkehr? Donnerstag, 20. September 2018, 14–16 Uhr, Triebfahrzeugführer ihre Kompetenz und ihre Disziplin bei Palais am Funkturm der Kommunikation mit der Fahrdienstleitung – wichtig vor allem bei unvorhergesehenen Situationen. „Das Web International Bus Forum: Elektrobusse im ÖPNV: Lösung Based Training soll helfen, Fehler zu vermeiden, Abläufe für Luftreinhaltung und Klimaschutz im städtischen Ver- reibungsloser zu gestalten und letztlich die Sicherheit im kehr? Donnerstag, 20. September 2018, 14–16 Uhr, Halle Eisenbahnbetrieb noch weiter zu erhöhen“, erläutert Katja 7.3, Raum Berlin Kirsten von der VDV-Akademie, die das WBT gemeinsam mit DB Netz, DB Training und dem VDV entwickelt hat. Gemeinschaftsstand von VDV, VDV-Akademie, VDV eTicket Service und weiteren Partnern: In den Bereich Public Transport – mit 22.000 Quadrat- Bus Display: Auf einer Präsentationsstrecke drehen in diesem Jahr die Halle 2.2, Stand 302 metern drittgrößtes Messesegment – wurde vor zwei Jah- E-Busse verschiedener Hersteller wieder ihre Runden. Im Sommergarten ren das Bus Display ins Leben gerufen. Im Fokus der zeigen Aussteller ihre Produkte rund um die Elektromobilität. 8 04 | 2018 04 | 2018 9
TITELSTORY GELÄNDEPLAN DER INNOTRANS 2018 Aussteller steht dort die Elektromobilität. Auch in diesem Jahr wird das Gelände rund um den Sommergarten zur Prä- sentationsfläche für neue E-Bus-Modelle und Ladeinfra- struktur. Auf einem 500 Meter langen Rundkurs können die Besucher die Fahrzeuge in Aktion erleben. Ergänzt wird das Bus Display durch ein Rahmenprogramm. Den Trend zur Elektrifizierung des ÖPNV auf der Straße greift das in diesem Jahr erstmalig stattfindende International Bus Forum auf, das vom VDV ausgerichtet wird. Durch den Einsatz von E-Bussen erhöhen die Verkehrsunternehmen ihren Umweltvorteil und bereiten sich auf die Umsetzung der Umwelt- und Klimaschutzziele im Bereich Verkehr vor. „Der VDV hat deshalb die inhaltliche Verantwortung und Koordination des International Bus Forum übernommen“, erläutert VDV-Geschäftsführer Martin Schmitz. Die zwei- stündige Veranstaltung richtet sich an Betreiber, Hersteller und Zulieferer von E-Bussen im ÖPNV und ein interessier- tes Fachpublikum. Messebesucher haben freien Eintritt. Unter der Leitfrage, ob Elektrobusse im ÖPNV die Lösung für Luftreinhaltung und Klimaschutz im städtischen Ver- Blick in die Zukunft der Mobilität (Foto o.): Auf dem größten Schienen- kehr sind, diskutieren Vertreter aus Politik, Verkehrsun- event der Welt präsentieren mehr als 3.000 Aussteller ihre Produkte in ternehmen und Industrie darüber, wie sie ihr Engagement 41 Hallen und auf über 3,5 Kilometern Gleis. Mehr als 140 Fahrzeuge verstärken können, um E-Bussen zum Durchbruch im werden auf dem Außengelände der Messe Berlin (Foto u.) zu sehen sein. deutschen ÖPNV zu verhelfen. Denn anders als in anderen europäischen Großstädten steigt die Zahl dieser Fahrzeuge hierzulande noch langsam. Woran liegt das? In das Thema einführen werden der Sonderbeauftragte für das Sofort- Railway Technology Public Transport InnoTrans Convention incl. programm Saubere Luft, Dr. Siegfried Balleis (Bundesver- Interiors, incl. Travel Catering Gleis- und Freigelände PTI-Forum kehrsministerium), und die Senatorin für Umwelt, Verkehr & Comfort Services Special Gauge Display Career & Education Hall und Klimaschutz des Landes Berlin, Regine Günther. Nach Railway Infrastructure Eröffnungsveranstaltung Business Lounge einem Erfahrungsbericht aus Eindhoven und Amsterdam Tunnel Construction Speakers‘ Corner Pressezentrum geht es am Nachmittag des 20. September um die Heraus- forderungen, die die Einführung von Zero-Emission-Bus- sen im deutschen ÖPNV mit sich bringt. Auf dem Podium ANZEIGE diskutieren Dr. Sigrid Evelyn Nikutta (BVG) und Ingo Wortmann (MVG München) sowie Vertreter aus Industrie und Wissenschaft. Die Messe Berlin veranstaltet die InnoTrans seit 1996 mitt- lerweile zum zwölften Mal. Zusammen mit dem Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB), dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) sowie dem Deutschen Verkehrsforum (DVF) gehört der VDV zu den Initiatoren der InnoTrans. Zum Kreis der Trägerverbände stieß später auch der Verband der Europäischen Bahn- industrie hinzu. Infos zu den VDV-Veranstaltung erhalten Sie online unter: www.vdv.de/innotrans.aspx 10 04 | 2018 04 | 2018 11
HINTERGRUND „Wir wollen moderne Technik schneller auf die Schiene bringen“ Masterplan Schienengüterverkehr: Wie geht es weiter beim Thema Forschung? Enak Ferlemann (Foto), Parlamentarischer Staatssekretär An Tempo gewinnen im Bundesverkehrsministerium und Beauftragter für den Schienenverkehr, beantwortete die Fragen von „VDV Das Magazin“. die Frage auf, ob der Schienengüter- Monitoring für die dauerhafte Umsetzung Im Sommer 2017 stellte der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt den Masterplan verkehr grundsätzlich auf dem richtigen des Masterplans gebildet. Die Signale ste- Schienengüterverkehr (SGV) vor. In einer Zwischenbilanz sieht der VDV erste positive Schritte – Weg ist. Was erwarten Sie von den hen also auf „Fahrt“. und weiterhin großen Handlungsbedarf. Unternehmen? » Wir haben letztes Jahr gemeinsam mit Unter dem Dach des Bundesprogramms der Branche den Masterplan Schienen- „Zukunft Schienengüterverkehr“, das die güterverkehr erarbeitet. Er ist unsere Ziele des Masterplans unterstützt, sollen Blaupause für einen nachhaltigen und als Sofortmaßnahme auch im Eisen- V erkehrsunternehmen und Politik haben damit begonnen, den Masterplan Schienengüterverkehr (SGV) in die Tat umzusetzen. Vor allem die Halbierung der Trassenpreise für Netz haben unterdessen die Planungen begonnen, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von Abgeordneten der FDP-Fraktion hervorgeht. Gebaut zukunftsfähigen Schienengüterver- kehr. Darin ist genau beschrieben, wel- che Aufgaben die Politik und welche die bahnbereich Forschungsstrukturen dau- erhaft etabliert werden. Welche Schritte planen Sie an dieser Stelle? Güterbahnen bewertet der VDV positiv. Zudem unterstützt der werden soll ab 2019; bis Mitte der 2020er-Jahre sollen alle Unternehmen leisten müssen, um dies zu » Wir wollen das Gesamtsystem Schiene Verband, dass der Ausbau wichtiger Güterverkehrsstrecken Maßnahmen abgeschlossen werden. erreichen. Wir erwarten, dass die Unter- in Deutschland weiter stärken. Deshalb für Züge mit einer Länge von 740 Metern in den vordring- nehmen nun alles tun, um ihren Beitrag zu werden wir die Eisenbahnforschung lichen Bedarf des Bundesschienenwegeausbaugesetzes Noch in diesem Jahr soll das Bundesprogramm „Zukunft leisten. Dazu gehört auch unser Bundes- künftig gezielter nutzen, um zum Beispiel aufgenommen wurde (siehe Karte S. 14). „Beide Maßnahmen Schienengüterverkehr“ vorgestellt werden – eine weitere programm „Zukunft Schienengüterver- Innovationen schneller umsetzen zu kön- sind Kernpunkte des Masterplans und befinden sich auf Sofortmaßnahme aus dem Masterplan. Das Programm kehr“. Damit wollen wir moderne Technik nen. einem guten Weg“, erläutert Dr. Martin Henke, VDV-Ge- verfolgt das Ziel, auch im Eisenbahnbereich Forschungs- Herr Ferlemann, mit der Trassenpreis- schneller auf die Schiene bringen. Dazu Um alle wichtigen Forschungsthemen schäftsführer für den Bereich Eisenbahnen: „Jetzt kommt strukturen dauerhaft zu etablieren und Innovationen im senkung ist ein erster Schritt gemacht, gehören automatische Zugbildungsan- abzudecken, legen wir ein Bundesfor- es darauf an, bei der Umsetzung der großen Themen mehr SGV anzuregen (siehe Interview S. 13). In dieser Legislatur- um die Rahmenbedingungen für den lagen, Telematiksysteme oder modernes schungsprogramm Schiene auf. Wir Geschwindigkeit aufzunehmen.“ Aus Sicht des VDV, der periode soll es mit 500 Millionen Euro ausgestattet werden. Schienengüterverkehr zu verbessern. Wagenmaterial. Ich kann mir auch gut werden auch ein Deutsches Zentrum für maßgeblich am Masterplan mitgearbeitet hat, ist ebenfalls Die Mittel sind allerdings nicht im Haushaltsentwurf für Welche konkreten Effekte versprechen ein digitales Testfeld „Autonomes und Schienenverkehrsforschung gründen, wichtig, dass das Planungsbeschleunigungsgesetz zeitnah das Jahr 2019 eingestellt. Martin Henke mahnt: „Wir dürfen Sie sich davon? vernetztes Fahren auf der Schiene“ vor- fertig wird. So kann künftig die Schieneninfrastruktur keine weitere wertvolle Zeit dabei verlieren, die dringend » Enak Ferlemann: Zunächst bin ich stellen. Dort könnten neue Techniken auf schneller ausgebaut werden. Für die Arbeiten am 740-Meter- notwendigen Innovationen in der Branche zu realisieren.“ froh, dass uns das Parlament die Mittel der Langstrecke getestet und weiterent- für eine Förderung zur Absenkung der wickelt werden. Nun müssen wir noch die Wir werden ein Deutsches Trassenpreise bereits ab dem 1. Juli 2018 notwendigen Haushaltsmittel bekommen. Zentrum für Schienenver- zur Verfügung stellt. Hierzu gilt mein Das Bundesprogramm „Zukunft Schie- kehrsforschung gründen. Dank allen, die daran mitgewirkt haben. nengüterverkehr“ soll in dieser Legisla- Mit der Maßnahme sorgen wir für eine turperiode mit insgesamt 500 Millionen Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im BMVI Kostenentlastung bei den Güterbahnen. Euro ausgestattet werden. Dadurch werden sie preislich wettbe- Der Runde Tisch Schienengüterver- werbsfähiger und haben Spielräume, um kehr wird unter Leitung meines Kollegen das als Ressortforschungseinrichtung des in die Modernisierung ihrer Technik zu Staatssekretär Dr. Schulz und mir fortge- BMVI eine Denkfabrik des Bundes mit investieren. Wir erhoffen uns davon, führt. Das Gremium wird die Umsetzung hohem wissenschaftlichen und prakti- mehr Verkehr insbesondere von der der Maßnahmen des Masterplans über- schen Anspruch sein wird. Das Zentrum Straße auf die Schiene zu verlagern. wachen und bei Bedarf auch die Zügel soll Forschungserkenntnisse liefern, die Eine Übersichtskarte straffen beziehungsweise neue Maßnah- einen hohen unmittelbaren und prak- zu den Vorhaben im Im Jahr 2017 ist der Marktanteil der Gü- men beschließen. Auf Arbeitsebene haben tischen Nutzen für die Eisenbahn in 740-Meter-Netz terbahnen erneut gesunken. Das wirft wir bereits eine Arbeitsgruppe mit einem Deutschland haben. finden Sie auf Seite 14. 12 04 | 2018 04 | 2018 13
HINTERGRUND AKTUELL Westerland Konferenz widmet sich Gleisanschlüssen Verlag Schweers + Wall GmbH Sylt Flensburg Niebüll Sassnitz Husum Puttgarden Rendsburg Kiel 22 Stralsund Heide Warnemünde Prozent mehr Güterverkehr per Bahn: Der Studie „Deutsch- ben, erhalten Geld vom Bund. 14 Millionen Euro stehen noch bis Greifswald Neumünster Rostock land mobil 2030“ zufolge ist dies innerhalb der kommen- 2020 jedes Jahr zur Verfügung. „Die Gleisanschlussförderung Spiekeroog Itzehoe Lübeck den zwölf Jahre machbar, wenn sich Politik und Unternehmen zeigt, dass auch mit vergleichsweise wenig Geld viel bewegt Wismar Juist Langeoog Wangerooge El be Güstrow Anklam gemeinsam anstrengen und konsequent auf die Schiene setzen werden kann“, erläutert Marcus Gersinske, Fachbereichsleiter Cuxhaven Borkum Eidelstedt Hamburg Schwerin Neubran- denburg – etwa durch den Ausbau der Infrastruktur. Zuletzt ging hier- Ressourcenmanagement Eisenbahn beim VDV. Auf Initiative Wilhelmshaven Blankenese Pasewalk HH Altona Schwarzenbek zulande jedoch die Zahl der Gleisanschlüsse deutlich zurück. des VDV war die Gleisanschlussförderung 2004 von der dama- Bremerhaven Emden Büchen Parchim Emden Rbf HH Harburg HH-Bergedorf Gbf Meyenburg Neustrelitz Prenzlau Szczecin/ Stettin Um Güter auf der Schiene überhaupt transportieren zu können ligen Bundesregierung ins Leben gerufen worden. Seitdem hat Leer Elb e Putlitz und zusätzliche Mengen von der Straße zu verlagern, benötigt das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) 164 Projekte bewilligt, die mit Oldenburg Bremen Pritzwalk der Wagenladungsverkehr ein ausreichendes Netz von Gleis- 122 Millionen Euro gefördert worden sind. Die Förderung ist an Angermünde Soltau Uelzen Wittenberge anschlüssen und multimodalen Logistikknoten. Diesem Thema die Verpflichtung der Unternehmen gekoppelt, ein festgelegtes Salzwedel Meppen Neustadt Oranienburg Velten Berlin wollen der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Volumen nicht mehr auf der Straße, sondern über die Schiene zu Coevorden Meppen (Dosse) Logistik (BME) und der VDV mehr Gehör verschaffen. Erstmalig transportieren. Laut EBA sollte durch die bewilligten Mittel eine Nienburg Stendal Satzkorn Küstrin richten beide Verbände am 16. und 17. Oktober die gemeinsame Verlagerung von bis zu 17,8 Millionen Tonnen beziehungsweise Ems Rahden Celle Oebisfelde Erkner Wolfsburg Berkenbrück Bad Bentheim Gardelegen Üst Gleisanschluss-Konferenz aus. Dabei geht es auch um die Fra- 5,7 Milliarden Tonnenkilometern jährlich bewirkt werden. Ak- er Kirchhorsten Wunstorf Hannover Wes Hengelo Brandenburg Frankfurt/Oder Minden Schandelah Wusterwitz Fangschleuse Königs- gen, ob bessere politische und gesetzliche Rahmenbedingungen tuell befinden sich etwa 25 Projekte in laufenden Verfahren. Auf Enschede Rheine Osnabrück Rehren Lehrte Magdeburg Wusterhausen Sudmühle Herford Braunschweig Helmstedt erforderlich sind und was sich auf der Angebotsseite ändern Anfrage von „VDV Das Magazin“ teilte das EBA mit, dass die För- Arnhem Extertal Eilsleben Baruth (Mark) Münster/W. Bielefeld Hildesheim Guben muss, um Gleisanschlüsse attraktiver zu machen. Zudem wollen dermittel für dieses und nächstes Jahr noch nicht ausgeschöpft Coesfeld Wittenberg Emmerich Bocholt Nottuln-Appelhülsen Gütersloh Goslar Halberstadt Dessau Walddrehna Cottbus die Teilnehmer an einer „Gleisanschluss-Charta“ arbeiten, die im sind. Köthen Falken- kommenden Jahr an die Politik überreicht werden soll. Wesel Hamm Paderborn Einbeck-Salzderhelden Hamm Rbf Weser Bitterfeld berg Elsterwerda Senftenberg Duisburg Dortmund Göttingen Sangerhausen Krefeld Essen Kassel Nordhausen Halle Mehr Güter auf die Schiene zu verlagern, ist ein notwendiger Weitere Infos unter: Hagen Röblingen Dornreichenbach Neuss Gbf Schwelm Schritt, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Unternehmen, Mönchen- Wuppertal RBK am See Leipzig Oschatz Riesa Bautzen Görlitz www.bit.ly/gleisanschluss Neuss Düsseldorf gladbach RBK Mechterstädt- Weißenfels Döbeln die ihren privaten Gleisanschluss ausbauen oder wiederbele- Baal Gbf Wartha Sättelstädt Naumburg Dresden Kurort Rathen Köln K-Deutz Bebra Gotha Weimar Jena Pirna Düren Siegen Eisenach Erfurt Chemnitz Zittau Sechtem Wutha Seebergen Gera ANZEIGE Aachen Marburg (Lahn) Glauchau Mulda Decin Bonn Meiningen Saalfeld Schleiz Zwickau Besuchen Sie Axis Giessen Plauen Rh Fulda Probstzella ein Limburg Urmitz Sonneberg LEGENDE Gerolstein Koblenz Mo sel Bad Ems Frankfurt (Main) Coburg Hof Maßnahmen des Bedarfs- auf der InnoTrans Wiesbaden planvorhabens 740 m-Netz Halle 2.1/407 Hanau Schweinfurt Kahl Lichtenfels Mai n Cheb Bingen Hbf Aschaffenburg Grundnetz DB und NE Mainz Darmstadt Bamberg Bayreuth Marktredwitz Signalversetzung Trier DA-Eberstadt Würzburg Luxembourg Worms M ai n Markt Bibart Gleisverlängerung Heppenheim Lauda Neustadt/Aisch Weiden Kaiserslautern Emskirchen Gleisneubau Mo sel Kindsbach Mannheim Steinach/ Fürth (Bay) Hbf Homburg Ludwigshafen R.o.d.T. Nürnberg Umbau Bahnhofskopf Heidelberg Lehrberg Wicklesgreuth Furth im Wald Saarbrücken Zweibrücken Ansbach Ein Tag. Schwandorf Metz Winden Graben-Neudorf Neumarkt (Oberpf) Sarreguemines Karlsruhe Heilbronn Crailsheim Beratzhausen Regensburg Hbf KA-Durlach Treuchtlingen Wilferdingen-Singen Mangolding Straubing ein Pforzheim Hbf Sünching 192 Vorfälle. Aalen Straßkirchen Rh Herrenalb Otting-Weilheim Strasbourg Stuttgart Ingolstadt Plattling Don au Zacke Donauwörth Kehl Passau Offenburg Tübingen Ulm Neu-Ulm Bbf Landshut Neu-Ulm Augsburg Mering Inn ÖBB 740-Meter-Netz Breisach Freiburg Trossingen Dona u Mammendorf München Kirchseeon SLB 192 richtige Entscheidungen. (Breisgau) Tuttlingen Buchloe Memmingen Prien am Chiemsee ÖBB Wenn Sie für die Sicherheit und den Schutz eines öffentlichen städtischen Der Ausbau wichtiger Güterverkehrsstrecken Singen für 740 Murnau Meter lange Güterzüge ermöglicht deutliche Kapazitäts- Kempten Kochel Rosenheim Fischbach (Inn) Salzburg Verkehrssystems mit Hunderten von Zügen verantwortlich sind, müssen Weil gewinne – eine wesentliche Maßnahme, um dieKonstanz Wettbe- Berchtesgaden Sie jeden Tag eine große Anzahl von Vorfällen erkennen, bewerten und werbsfähigkeit des SchienengüterverkehrsSBB zu steigern. Garmisch-P. ÖBB Basel Im europäischen Schienengüterverkehr SBB Lindau ÖBB behandeln. Aus diesem Grund haben wir sichergestellt, dass unsere SBB hat sich der ÖBB Oberst- Netzwerk-Videolösungen alles problemlos bewältigen können. So können SBB ÖBB 740-Meter-Güterzug als Standard etabliert. Im ersten ÖBB dorf Innsbruck ein Inn Schritt werden die Voraussetzungen an der Infrastruktur Sie in jeder Situation die richtige Entscheidung treffen. Rh SBB geschaffen, damit Züge mit dieser Länge das deutsche und ÖBB europäische Schienennetz durchgängig befahren können. Weitere Informationen finden Sie auf www.axis.com/trains 14 04 | 2018 04 | 2018 15
AKTUELL Das Auto stehen lassen ÖPNV FÜR EINEN EURO PRO TAG Nach dem Wiener Vorbild soll ein Jahresticket zum Preis von 365 Euro den Nahverkehr in Bonn ab dem kommenden Jahr preislich at- Die EU-Kommission verklagt Deutschland wegen der schlechten Luftqualität in traktiver machen. Das „Klima-Ticket“ gilt jedoch nur für Neukunden. Stadtwerke Bonn (SWB) den Städten; mancherorts sind Fahrverbote beschlossen oder noch nicht vom Tisch. Hinzu kommt eine bessere Vertaktung von Bussen und Bahnen sowie ein betriebliches Mobilitätsmanagement, das sich an Arbeitgeber in In 65 Städten konnten 2017 die Stickoxid-Grenzwerte nicht eingehalten werden. Martin Magunia der Region richtet. Mit ihnen sollen passgenaue Angebote entwickelt Nun sollen Bonn, Essen, Herrenberg, Reutlingen und Mannheim modellhaft testen, und getestet werden. Firmen soll es erleichtert werden, Jobtickets an- welche Maßnahmen sich eignen, um die Stickoxidkonzentration wirksam zu zubieten. Insgesamt erhält Bonn vom Bund 38 Millionen Euro. reduzieren. Bis 2020 investiert der Bund dafür 130 Millionen Euro vor allem in die Stärkung des ÖPNV – und setzt damit Anreize, das Auto stehen zu lassen. MEHR ALS 100 NEUE HALTESTELLEN Reutlingen treibt den Ausbau des ÖPNV voran. Zehn neue Buslinien und mehr als 100 neue Haltestellen erweitern bald das Stadtbusnetz. Die Fördermittel in Höhe von 16,6 Millionen Euro sollen außerdem in ein Umweltticketpaket mit Tarifsenkungen investiert werden. Ähn- MEHR NAHVERKEHR UND ANGEBOTE FÜR RADFAHRER lich wie Bonn will Reutlingen ein Ticket einführen, mit dem der Nah- Essen testet Tarifsenkungen und die Ausweitung des ÖPNV-Angebots durch verkehr für einen Euro pro Tag genutzt werden kann. Außerdem sind dichtere Takte von Bussen und Bahnen. Hierzu müssen das Fahrpersonal deutlich eine Preissenkung beim Tagesticket im Umfang von knapp 20 Prozent aufgestockt und auch neue Fahrzeuge angeschafft werden, erläutert Oberbürger- sowie günstigere Gruppen- und Jobtickets geplant. Zudem soll der Radverkehr verbessert werden. Ruhrbahn/Verkehrs AG meister Kufen im WDR-Interview. Erste Tarifmaßnahmen sollen bereits Anfang 2019 starten. Im Sinne der gesetzten Klimaschutzziele der Bundesregierung sollen mit Hilfe der Förderung Anreize geschaffen werden, ganz oder zeitweise vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen. Mit 30 zusätzlichen Fahrradstraßen will die Stadt ihre Bürger ermuntern, öfter aufs Rad zu steigen. Insgesamt unterstützt der Bund diese Maßnahmen mit 21 Millionen Euro. VERKEHR WIRD DIGITALER GESTEUERT Herrenberg plant, den Verkehr digital zu steuern und ihn damit flüssiger zu machen. Das soll auch den Fahrzeiten der Busse zugutekommen. Zudem sind der Einsatz eines dritten Stadtbusses sowie die Einrichtung von Linientaxis mit kleinen Bussen geplant. Im Stadtgebiet sollen die Preise für Monats- und Tagestickets deutlich gesenkt werden. Außerdem soll eine App verschiedene Mobilitätsangebote ZUSÄTZLICHE LINIEN UND MICRO-HUB bündeln und den schnellsten sowie umweltfreundlichsten Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) Neben umfangreichen Preissenkungen in der Tarifwabe Mannheim/ Weg von A nach B aufzeigen. Die baden-württembergische Ludwigshafen, Angebotsausweitungen im ÖPNV durch zusätzliche Stadt erhält voraussichtlich mehr als vier Millionen Euro. Buslinien und der Anschaffung schadstoffarmer Euro-6-Fahrzeuge mit Hybridantrieb testet Mannheim ein spezielles Konzept für den Nikola Neven Haubner Lieferverkehr. Dafür plant die Stadt die Einrichtung eines so genann- ten Micro-Hubs – eines Umschlagplatzes für Paketlieferdienste. Sie sollen die letzte Meile zu den Empfängern per Elektrofahrzeug oder ANZEIGE Lastenrad zurücklegen. Für die Umsetzung der Modellstadt-Projekte erhält die Stadt Mannheim rund 30 Millionen Euro. AdBlue®-System mit aktivem Thermo-Management Saubere Busse Saubere Städte SCRT® TM AdBlue®-System mit aktivem Thermo-Management: Technologie analog Euro VI für die Nachrüstung >> Maximale Wirkungsgrade im realen Linienbetrieb >> Funktionssicher bis -7 °C >> Förderfähig gemäß BMVI-Richtlinie 2018 Exklusiv von HJS HJS Emission Technology GmbH & Co. KG Dieselweg 12 · D-58706 Menden/Sauerland 16 04 | 2018 Telefon +49 2373 987-555 04 | 2018 17 tech-sales@hjs.com · www.hjs.com
AKTUELL AUS DEM VERBAND WER FÜR DEN ÖPNV BEZAHLT – UND WEM DIE DATEN GEHÖREN „EU-Richtlinie Nahverkehr der Zukunft: Sind Daten der öffentlichen Hand mit Steuergeldern erhoben worden und deshalb der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich zu machen? Diesem Argument von Open-Data-Aktivisten und Interessensvertretern der Digitalwirtschaft widerspricht der VDV: Mit Abstand die meisten ihrer füttert Datenkraken“ Ideen gesucht Einnahmen erwirtschaften die Verkehrsunternehmen aus Fahrgeldern Die Mobilität der Zukunft basiert auch auf der Nutzung von Daten: Nur so sowie darüber hinaus aus anderweitigen Dienstleistungen. Vor diesem lassen sich neue Angebote aufbauen, Dienstleistungen verbessern und Hintergrund kann dem VDV zufolge nicht argumentiert werden, dass die öffentliche Hand Eigentümer der in den Verkehrsunternehmen erhobenen verschiedene Anbieter intelligent vernetzen. Eine neue EU-Richtlinie Daten sei. Vielmehr gehörten die Daten denjenigen, die sie produzieren und könnte künftig jedoch den öffentlichen Verkehrsunternehmen Lasten erheben: also den Verkehrsunternehmen und kommen damit wiederum den auferlegen, die sich im Ergebnis als nachteilig für die Kunden erweisen. Kundinnen und Kunden zu Gute. Wie Daten fair ausgetauscht und dabei der Wettbewerb und die Digitali- sierung im Verkehrssektor berücksichtigt werden können, hat der VDV in einem Positionspapier zusammengestellt. Es enthält weitergehende Infor- M mationen über die Public-Sector-Information-Richtlinie (PSI) der EU und macht Vorschläge, wie der aktuelle Entwurf angepasst werden könnte. it der App schnell einen Kleinbus große private Datenkraken, die oftmals Wie lassen sich die Wünsche an einen ordern, der auf einer vorher nicht im Ausland sitzen und hier kaum Steuern attraktiven Nahverkehr der Zukunft mit Das Positionspapier steht zum Download bereit unter: festgelegten Strecke Fahrgäste aufnimmt bezahlen. “ digitalen Mitteln erfüllen? Vorschläge www.vdv.de/positionensuche.aspx und sie ans gemeinsame Ziel bringt: Damit dazu sucht die Initiative „Deutsch- ihre Kunden innovative Angebote wie Die digitale Transformation und der Auf- land – Land der Ideen“ im Rahmen Ridesharing nutzen können, gehen „klas- bau neuer Mobilitätsplattformen sind eines Wettbewerbs. Noch bis zum sische“ ÖPNV-Unternehmen zunehmend für die Verkehrsunternehmen mit Kos- 30. September 2018 können Beiträge Partnerschaften mit Anbietern neuer Mo- ten verbunden. Für die müssen sie selbst eingereicht werden. Die besten drei bilitätsdienstleistungen ein. Bevor sich aufkommen. Daten können dazu beitra- Ideen werden im Bundesministerium die Kunden ein Fahrzeug teilen können, gen, die Wertschöpfung und den Kosten- für Verkehr und digitale Infrastruktur müssen die beteiligten Unternehmen ihre deckungsgrad öffentlicher Unternehmen, (BMVI) mit dem Deutschen Mobilitäts- Daten austauschen. Ein aktueller Geset- die häufig in nicht-kostendeckenden preis ausgezeichnet. Zu gewinnen gibt zesvorstoß der EU könnte Kooperationen Märkten wie im Verkehr aktiv sind, zu es Preise im Gesamtwert von 6.000 wie diese und damit die Innovationsfähig- verbessern. Das trägt dazu bei, die öffent- Euro. Nicht nur die Sieger profitieren keit der Verkehrsunternehmen sowie die lichen Haushalte zu entlasten. Es müsse von der Teilnahme. Wer seine Ideen Zusammenarbeit mit digitalen Start-ups möglich bleiben, dass die Verkehrsun- einreicht, hat die Chance, Zugang zu den akut gefährden. ternehmen auch künftig die bei ihnen verschiedenen Förderprogrammen des entstandenen Daten selbstbestimmt ein- BMVI zu erhalten. In diesem Jahr findet Auf Kosten des Gemeinwohls setzen dürfen und nicht zur kostenlosen der Ideenwettbewerb in Kooperation mit Die EU-Kommission will neu regeln, wie Herausgabe verpflichtet werden, fordert dem VDV statt. Informationen des öffentlichen Sek- Jan Schilling: „Wenn Daten das Öl der Zu- tors weiterverwendet werden sollen kunft sind, ist es unverständlich, dass uns Teilnahmebedingungen unter (PSI-Richtlinie). Behörden und öffentli- dieser Rohstoff aus der Hand genommen ideen.deutscher-mobilitaetspreis.de che Unternehmen, wie zum Beispiel kom- werden soll. Im Übrigen sind diese Daten Trailer bei YouTube: munale Verkehrsunternehmen, sollen auch nicht mit öffentlichen Geldern be- youtu.be/Z2R1vr6oFt0 dazu verpflichtet werden, Daten aus ihrem zahlt, sondern weitestgehend durch Fahr- Geschäftsbetrieb in großem Umfang an geldeinnahmen finanziert.“ Neue Gesellschaft betreut Dritte weitergeben zu müssen – auch an Wettbewerber. Für Privatunternehmen Derzeit besteht in der Branche der Kon- Verkehrskampagnen soll diese Verpflichtung nicht gelten. sens, Mobilitätsdaten aus unterschiedli- Nachdem die Infrastrukturinitiative „Sollten diese Pläne so umgesetzt werden, chen Bereichen nutzbar zu machen – eine „Damit Deutschland vorne bleibt“ zum würde das massiv in die unternehmeri- wichtige Voraussetzung etwa, um Ange- 30. Juni 2018 beendet wurde, ist am sche Freiheit und in den Wettbewerb ein- bote wie die brancheneigene Mobilitäts- 1. August die „Deutschland mobil 2030 greifen und die Verkehrsunternehmen bei plattform „Mobility inside“ aufzubauen. GmbH“ neu gegründet worden. Sitz der Entwicklung neuer digitaler Angebote Diese Reiseinformations- und Buchungs- der Gesellschaft ist Berlin. Sie wird die erheblich beeinträchtigen“, sagt Dr. Jan plattform soll ab 2019 alle Verkehrsunter- geplante Arbeitgeberinitiative sowie Schilling, VDV-Geschäftsführer ÖPNV. nehmen miteinander vernetzen. Sie soll es die Kampagnen im Verkehrssektor von Letztlich ginge das nicht nur zu Lasten Kunden erleichtern, den ÖPNV und dar- „Deutschland mobil 2030“ betreuen. der Fahrgäste, sondern zum Beispiel auch über hinaus gehende Mobilitätsangebote auf Kosten der Städte als Eigentümer und zu nutzen – von der Fahrplanauskunft bis damit der Bürger: „Am Ende profieren nur zur Bezahlung. 18 04 | 2018 04 | 2018 19
AUS DEM VERBAND Forschungsprojekte vor. Jeremy Yap von der Land Rund um die Hafencity Transport Authority aus Singapur kündigte bei- wolle die Hochbahn spielsweise an, dass der Stadtstaat in Zukunft keine auf einem 3,5 Kilome- autonomen Fahrzeuge für den Individualverkehr ter langen Rundkurs Wollen wir in Zukunft nur noch Robo-Taxen haben Robo-Autos oder autonomer ÖPNV: zulassen werde. Es gelte, den Öffentlichen Verkehr zu stärken. einen autonomen Mi- nibus erproben. Ein oder eine lebenswerte Stadt Was bringt Für Deutschland präsentierte unter anderem Dr. wesentlicher Unter- mit weniger Verkehr? Henry Widera von den Berliner Verkehrsbetrieben schied zu anderen Tests (BVG) das im Frühjahr gestartete „Stimulate“-Projekt in Deutschland: „In der Martin Schmitz, VDV-Geschäftsführer Technik mit der Berliner Charité: Auf zwei Klinik-Campus- letzten Phase wollen die Zukunft? sen sind vier autonome Minibusse im Ringverkehr wir tatsächlich eine unterwegs – ab 2019 sollen sie sogar ohne Begleit- Geschwindigkeit von fahrer ihre Runden drehen. Bislang haben sie knapp 50 Stundenkilometern erreichen“, so Rodriguez. 3.000 Fahrgäste befördert, bei einer Verfügbarkeit Das erfordere jedoch noch einiges an technologi- von rund 70 Prozent (Stand Juni 2018). „Das liegt scher Forschungs- und Entwicklungsarbeit. „Wir aber weniger am autonomen Fahren als an Proble- brauchen zusätzliche Kommunikationsmittel und men mit der E-Mobilität im Winter“, so Dr. Widera. Sensorik, um das zu realisieren.“ Ziel sei es, 2021 Seit dem Frühsommer ist die BVG zudem an einem auf der Teststrecke autonom und ohne Begleiter im Gemeinschaftsprojekt mit der DB-Tochter Ioki be- Fahrgastbetrieb unterwegs zu sein. Die ersten Er- teiligt. Ein fünfter autonomer Minibus fährt seit- probungsfahrten – ohne Passagiere, dafür aber mit dem auf dem Berliner Euref-Campus und kann dort Begleiter – sollen Anfang 2019 starten, dann jedoch künftig „on demand“ per App geordert werden. Der noch mit dem üblichen Tempo von rund 15 km/h. Leiter Digitalisierung mahnte an, dass noch viel in Was die Zulassung für höhere Geschwindigkeiten Sachen Akzeptanz getan werden müsse. angeht, müsse man schrittweise vorgehen und sich langsam steigern, so Rodriguez. Hamburger Hochbahn peilt Tempo 50 an Natalie Rodriguez, Projektmanagerin bei der Ham- Apropos Zulassung: Die größtenteils noch nicht burger Hochbahn, stellte die Pläne ihres Unterneh- vorhandene Rechtsgrundlage sowie unklare Haf- mens in Sachen automatisierter ÖV-Shuttle vor. tungsfragen beim autonomen Fahren lösten Elektrisch, geteilt und autonom – so sieht die Mobilität von morgen aus, mit der die Verkehrswende gelingen kann. Zumindest, wenn es nach den Teilnehmern des 3. VDV-Zukunftskongresses „Autonomes Fahren im Öffentlichen Verkehr“ geht. Für sie steht fest: Die fahrerlose Mobilität kommt. Offen ist nur, wann – und in welcher Form. „W ollen wir in Zukunft nur noch Robo-Taxen haben oder eine lebenswerte Stadt mit we- niger Verkehr?“, gab Martin Schmitz, VDV-Geschäfts- Zukunft. „Wir müssen aufpassen, dass das auto- nome Fahren keinem Selbstzweck, sondern einem übergeordneten Ziel dient“, mahnte etwa Dr. Norbert führer Technik, bei seiner Begrüßungsrede gleich die Salomon in seiner Keynote. Der Leiter der Abteilung Richtung der Veranstaltung vor. Denn diese Frage Grundsatzangelegenheiten im Bundesverkehrsmi- zog sich durch die zweitägige Konferenz in Berlin: nisterium betonte: Die Entwicklung dürfe keines- Kann autonomes Fahren zu weniger Verkehr führen falls zulasten des ÖPNV gehen. Zu den Chancen des Lewis Fulton (l.) von und wenn ja, wie? Und welche Rolle autonomen Fahrens zähle bei- der University of 230 kommt dem Öffentlichen Verkehr spielsweise die Sicherung der Mo- California sagte, dass Ridesharing-Ange- dabei zu? bilität im ländlichen Raum – und bote keineswegs zu ein ÖPNV „on demand“. „Dieses zu weniger Verkehr füh- Das Interesse an dem Thema war schaffen, ist heute noch eine große ren. Natalie Rodriguez groß. Mit 230 Teilnehmern ver- Vision“, so Salomon. „Aber es ist (M.) stellte die Pläne buchte die dritte Auflage der Zu- hinzukriegen.“ der Hamburger Hoch- kunftskonferenz fast doppelt so TEILNEHMER bahn vor. Gerhard Steiger (r.) von der viele Gäste wie die Premiere in besuchten die mittlerweile dritte Dass dem so ist, zeigte der Blick Robert Bosch GmbH 2016. Sie diskutierten nicht nur Auflage des Zukunftskongresses in die inner- und außerdeutsche - fast doppelt so viele wie vor ist zuversichtlich, den technologischen Entwick- Praxis. Referenten aus Singapur, dass sein Unterneh- zwei Jahren, als die Veranstal- lungsstand, sondern auch die Rolle tung zum ersten Mal stattfand. Manchester, Oslo und den Nie- men zusammen mit des Öffentlichen Verkehrs in der derlanden stellten ihre Pläne und Daimler in fünf Jahren Robo-Taxen auf die Straße bringt. 20 04 | 2018 04 | 2018 21
AUS DEM VERBAND AUS DEM VERBAND VDV-Marketingkongress: Durchblick im Wald der Möglichkeiten „E s war einmal ein Marketeer, das stand in einem Wald voller Möglichkeiten.“ So beginnt die Story, mit der die VDV-Akademie der VDV-Akademie das Prinzip des Barcamps. Konzept, Thema und Programm wurden vom VDV-Ausschuss für Marketing und Kommu- auf den diesjährigen VDV-Marketingkongress nikation erarbeitet. Der Ausschuss hat ebenfalls am 16. und 17. Oktober in Leipzig einstimmt. Die die Referenten ausgewählt. Dieses Mal geht es Teilnehmer sollen sich zwischen Storytelling, unter anderem um „Mylola“, eine Plattform mit Social Media, Apps und Big Data einen besseren Last-Minute-Schnäppchen aus Gastronomie, Durchblick verschaffen. Erstmalig setzen die Ver- Freizeit und Shopping, mit der die Stadtwerke In mehreren Sessions erörterten die Teilnehmer des Kongresses Austausch: VDV-Akademie und das Forum für Verkehr und Logistik anstalter auf das „Barcamp“ – ein neues Format, Osnabrück ihre Mobilitäts-App erweitert haben. die Facetten des autonomen Fahrens im Öffentlichen Verkehr. veranstalteten Europas einzigen Kongress zum autonomen ÖV. bei dem es auf die Teilnehmer ankommt. Denn die Infos über weitere Themen sowie die Möglichkeit, sind aufgerufen, ihr eigenes Thema mitzubrin- eigene Ideen einzustellen, bietet die Veranstal- gen. Das kann ein bereits laufendes Projekt sein, tungs-App. Der Anmeldeschluss war zwar am beim Kongress immer wieder Kritik der Referenten und Für einen starken ÖPNV plädierte auch Hilmar von Lo- über das die Marketingkollegen aus den anderen 1. September. Kurzentschlossene können sich Teilnehmer aus. Christine Greulich vom Bundesver- jewski vom Deutschen Städtetag. Ein autonomer Verkehr Verkehrsunternehmen mehr erfahren sollen, oder jedoch mit Ilona Merkle in Verbindung setzen. kehrsministerium konnte hier zumindest teilweise Ent- als Zubringer zum ÖPNV – das sei die Form, die die Städte eine Aufgabenstellung, über die ein Erfahrungs- Ein Bericht folgt in unserer nächsten Ausgabe. warnung geben: „Ein entsprechendes Gesetzesvorhaben und Gemeinden befürworten würden, sagte er. Finanziel- austausch gewünscht wird. „Alles kann und das ist für diese Legislaturperiode in Vorbereitung“, sagte die ler Unterstützung für den autonomen Individualverkehr in allen Formaten“, erläutert Ilona Merkle von www.vdv-akademie.de Referatsleiterin Automatisiertes Fahren & Intelligente erteilte er hingegen eine Absage – auch falls dieser als „ge- Verkehrssysteme. „Wir arbeiten daran, die Rahmenbe- teilte“ Mobilität, etwa über Free-Floating-Flotten, statt- dingungen dafür zu schaffen, dass autonomes Fahren finde. „Die dafür erforderliche Infrastruktur werden wir ANZEIGE unter bestimmten Bedingungen und auf bestimmten nicht finanzieren. Das müssen die Anbieter selbst über- öffentlichen Straßenabschnitten möglich wird.“ Andere nehmen. Wir sind nur bereit, Mittel für die Infrastruktur Länder sind da schon deutlich weiter: In Kalifornien und des Öffentlichen Verkehrs bereitzustellen. Das ist gesetzt, Arizona dürfen autonome Autos seit Kurzem ohne Sicher- und davon werden wir so schnell nicht abrücken.“ heitsfahrer auf öffentlichen Straßen fahren. Wann es aber überhaupt so weit sein wird, dass Flot- Autonomes Fahren ist keine Verkehrswende ten vollständig autonomer Fahrzeuge durch die Städte Dass zu einer echten Verkehrswende jedoch mehr gehört, schwärmen – darüber waren sich die Teilnehmer uneins. als autonome und elektrische Fahrzeuge auf die Straße Zumal dies nicht nur von Gesetzeslage und technologi- zu bringen, bewies Lewis Fulton von der University of scher Entwicklung, sondern auch von der Kundenak- California. Der Forscher präsentierte eine Studie, die die zeptanz abhängt. Zuversichtlich zeigte sich hier Gerhard Effekte von Ridesharing in großen US-Metropolen unter Steiger, Bereichsvorstandschef Chassis Systems Control die Lupe genommen hat. Das ernüchternde Ergebnis: An- bei Bosch. Der Konzern wolle gemeinsam mit Daimler gebote wie Uber haben demnach keineswegs zu weniger Robo-Taxen auf die Straßen bringen. „In Summe werden Verkehr geführt. Im Gegenteil: „49 bis 61 Prozent der wir noch etwa fünf Jahre brauchen, um das serientaug- Ridesharing-Fahrten hätten ohne sie gar nicht erst statt- lich zu machen“, kündigte er an. Robo-Taxen könn- gefunden oder wären zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV ten den ÖV konkurrenzieren oder als größere, geteilte zurückgelegt worden“, berichtete Fulton. Fahrten mit dem ÖV-Shuttles den ÖV ergänzen. Und auch Till Ackermann, eigenen Pkw seien kaum ersetzt worden. Komfort wiegt VDV-Fachbereichsleiter Volkswirtschaft und Business demnach schwerer als ökologische und wirtschaftliche Development, gibt sich optimistisch: „Die Lösungen der Argumente. Damit sich das in Zukunft ändert, brauche es technischen und rechtlichen Herausforderungen für au- nicht nur ein attraktives ÖPNV-Angebot, sondern auch tonome ÖV-Shuttles der sogenannten vollautomatisierten Unterstützung durch die Politik, so Fulton weiter. Eine Möglichkeit, um den Öffentlichen Verkehr den Rücken Stufe vier sind in Arbeit, damit die Chancen bald genutzt werden können.“ Effizienz für Busse und Bahnen zu stärken: „Die Preisgestaltung“, sagte der Forscher. „Sie Fahrgäste zuverlässig und sicher ans Ziel bringen, Lösungen: Automatgetriebe und Hybridsysteme wird für die Zukunft eine entscheidende Rolle spielen.“ Es dabei Energie sparen und Emissionen reduzie- für Busse; Radsatzgetriebe, Frontsysteme und gelte, den Pkw etwa durch höhere Steuern unattraktiver Weitere Informationen dazu: ren: Fahrzeuge im Stadt- und Regionalverkehr Scharfenberg Kupplungen für Stadt- und zu machen. www.bit.ly/zukunftskongress_vdv müssen vielfältige Anforderungen erfüllen. Voith Straßenbahnen. Damit Ihre Fahrzeuge effizient bietet Ihnen optimal auf Ihre Einsätze angepasste und umweltschonend in Bewegung bleiben. 22 04 | 2018 voith.com 04 | 2018 23
AUS DEM VERBAND Thüringen: dig sei: 90 Prozent der Einwohner Thüringens ähnlich. Er verwies darauf, dass sich der Erfolg Neue Qualität für den lebten auf dem Land oder in den kleinen Städten. erst nach acht bis zehn Jahren eingestellt habe. Das bisherige ÖPNV-Angebot aber diene über- Das „Durchhaltevermögen” stehe aber viel zu oft wiegend dem Schülerverkehr. Lukin: „Wir reden im Konflikt mit der Wirtschaftlichkeit solcher lange darüber, wir müssen endlich etwas tun.” Das Angebote. Mangels ausreichender Nachfrage ÖPNV im ganzen Land forderte auch Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsfüh- seien davon auch immer wieder Neben- rer der Industrie- und Handelskammer Südthü- bahnen bedroht wie derzeit die „Pfeffer- ringen. Im Thüringer Wald gehe nichts ohne das minzbahn” im Weimarer Land. Durch Auto, weil das Bus-Angebot zu dünn sei – und das die Finanznöte sei letztlich auch die in einer Region, die 40.000 Industriearbeitsplätze Verkehrswende immer wieder in- Landauf, landab planen Verkehrsunternehmen und Politik die Verkehrs- aufweise. Immer deutlicher zeige sich auch, dass frage gestellt. Ganz anders die Lage wende – und stehen vor schwierigen Weichenstellungen. Schlaglichtartig junge Erwachsene gern auf das Auto verzichten, in den fünf Straßenbahn-Städten zeigte das die Länderkonferenz für den öffentlichen Personenverkehr in wenn es Mobilität per Bus und Bahn gebe, betonte des Landes. EVAG-Chefin Myriam der IHK-Manager. Das sieht auch die Landesregie- Berg: „Wir haben heftig Probleme, Thüringen, die Ende Juni in Erfurt stattfand. rung so. Klaus Sühl, Staatssekretär im Ministerium alle Fahrgäste zu befördern, denn für Infrastruktur, berichtete, dass ab dem 1. Okto- wir haben keine Fahrzeugreserve.” ber ein „Azubi-Ticket” für den SPNV landesweit Für knapp 100 Millionen Euro will und für alle ÖPNV-Leistungen im Verkehrsver- das Unternehmen 24 neue Straßen- S teigende ÖPNV-Nachfrage in den thü- ringischen Städten und neue Angebote in den ländlichen Regionen sind die eine Es sei völlig klar, dass ein zunehmend at- traktiver ÖPNV das Rückgrat der Verkehrs- wende sein werde. Autofahren müsse teuer bund Mittelthüringen zum Preis von 50 Euro – zu- nächst als Pilotprojekt – angeboten werde. Es gelte noch nicht im ganzen Land, weil es noch keinen bahnen beschaffen, doch die Förder- töpfe des Landes seien leer. Nicht nur in Erfurt stünden die Verkehrsbetriebe vor EVAG-Chefin Myriam Berg Seite der Medaille. Die Kehrseite: Unsichere werden, auch wenn das schmerzlich sei. landesweiten Verkehrsverbund gibt. „Diese Klein- dem Problem, Investitionen in Infrastruk- (M.) im Gespräch mit dem Landrat Finanzierungen und das Gebot der Wirt- Durch die neuen Möglichkeiten der Digi- teiligkeit ist ein Unding”, ärgerte sich Matthias tur und Fahrzeuge bis zu 80 Prozent durch des Kreises Nordhausen, schaftlichkeit bremsen Ideen wieder aus. talisierung könne der Umweltverbund von Jendricke, Landrat des Kreises Nordhausen. Eigenmittel zu finanzieren. Das treffe dann Matthias Jendricke (l.), und „Ein guter ÖPNV ist eines der wichtigsten Bus und Bahn sinnvoll durch multimodale, über die Stadtwerke-Verbünde die Kom- Alexander Hilge, Beigeordneter Birgit Keller, Thüringens Ministerin verkehrspolitischen Ziele der Landesre- autonome Fahrzeugflotten ergänzt werden. Finanznot stellt Verkehrswende infrage munen. Alexander Hilge, Beigeordneter der Stadt Erfurt. für Infrastruktur und Landwirtschaft, gierung”, sagte die Ministerin für Infra- Neben der Einbindung des neuen Wie attraktiv guter ÖPNV ist, erlebt die Touris- der Stadt Erfurt, sieht das Land in der eröffnete die Länderkonferenz mit ihrer struktur und Landwirtschaft Birgit Keller ICE-Knotens Erfurt Hauptbahnhof in mus-Branche. Das „Rennsteig-Ticket” für die Pflicht: „Ohne das Zutun des Frei- verkehrspolitischen Rede (Foto u.). (Die Linke) auf der Länderkonferenz der die regionalen Liniennetze gehört zu den Wochenend-Wandertour, so Alexander Mayrho- staates werden wir an dieser Infrastrukturinitiative „Damit Deutsch- Thüringer Leuchtturm-Projekten der fer von Thüringen Tourismus, sei ein guter Beitrag Aufgabe scheitern.” land vorne bleibt“. Dass die Politik in der 2016 begonnene Aufbau eines „landes- für die Energie- und die Verkehrswende. Michael Pflicht ist, im Interesse der weltweiten bedeutsamen Busnetzes”. „2017 waren es Hecht, Geschäftsführer der Erfurter Bahn, sah das Vereinbarung zum Klimaschutz die schon 13 Linien, 2018 werden es 18 Li- Verkehrswende herbeizuführen, nien”, berichtete Myriam Berg, Vorstand hatte Urs Maier, Projektleiter der Erfurter Verkehrsbetriebe AG (EVAG) des Berliner Think Tanks und stellvertretende Vorsitzende der „Agora Verkehrswende”, VDV-Landesgruppe Sachsen/Thüringen. in seinen einleitenden Mit Fördergeldern des Landes wird ein Worten unterstrichen Linienverkehr für die dünner besiedelte und zugleich Mut ge- „Fläche” abseits des Schienenverkehrs macht: „Die Verdopp- und über Landkreis-Grenzen hinweg lung des ÖPNV bis 2030 eingerichtet, mit guten Anschlüssen ist mit rein nationa- zum vertakteten regionalen Zugan- ler Politik zu gebot. machen.” Mehr ÖPNV auf dem Land Wie bedeutsam das ist, erläuter- ten die Landtagsabgeordneten Gudrun Lukin (Die Linke) und Marcus Malsch (CDU). Die beiden Verkehrsausschuss-Mitglie- der unterstrichen, dass gerade in Über den ÖPNV diskutierten Ralf Pieterwas (l.) von ländlichen Räumen ein besseres der IHK Südthüringen, Michael Hecht (M.) von der ÖPNV-Angebot dringend notwen- Erfurter Bahn und Alexander Mayrhofer von Thüringen Tourismus (r.). Myriam Berg (stellvertretende Vorsitzende der VDV-Landesgruppe Sachsen/Thüringen, 2. v. l.) begrüßte Ministerin Birgit Keller und die Landtags- abgeordneten Marcus Malsch (CDU, l.) und Gudrun Lukin (Die Linke, r.). 24 04 | 2018 04 | 2018 25
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