Transfer- und Innovationsstrategie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

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Transfer- und Innovationsstrategie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
1

Transfer- und Innovationsstrategie der
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Präambel
Die Universität Greifswald gehört zu den ältesten Universitäten im deutschsprachigen Raum,
gegründet im Jahre 1456 auf Initiative von Bürgern der Hansestadt Greifswald, der sie auch
heute eng verbunden ist. Mit rund 6.300 Mitarbeitenden, darunter 1.900 Wissenschaft-
ler/innen, sowie 10.900 Studierenden und dem breiten Fächerspektrum einer Volluniversität
mit der Universitätsmedizin Greifswald hat sie eine herausragende gesellschaftliche, wirt-
schaftliche und kulturelle Bedeutung für Stadt und Region.

Die im Leitbild1 der Universität (UG) verankerten Grundsätze geben den Rahmen vor für den
Transfer von Ideen, Wissen und Technologie in Wirtschaft und Gesellschaft. Ihnen zufolge
macht die Universität neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus Grundlagenforschung und
anwendungsorientierter Forschung für die Gesellschaft nutzbar und trägt zur geistigen, kultu-
rellen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung bei. Sie tritt mit ihrer Forschung für die Er-
haltung der natürlichen Lebensgrundlagen ein. Sie fördert Forscherpersönlichkeiten, die in
Zusammenarbeit mit internen und externen Partnern Beiträge zur Lösung grundlegender und
aktueller Probleme globaler und lokaler Dimension leisten und qualifiziert ihre Studierenden
für berufliche Aufgaben in der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Gesellschaft.

Die Transfer- und Innovationsstrategie der Universität Greifswald wird geprägt von den be-
sonderen wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Problemen und Be-
darfen der Region, die gekennzeichnet ist durch eine periphere Lage, geringe Bevölkerungs-
dichte und eine durch Landwirtschaft und Tourismus geprägte Wirtschaft. Insbesondere der
demographische Wandel, geprägt durch Alterung und z.T. dramatischer Rückgang der Be-
völkerung (Abwanderung, v.a. Weggang junger, gut ausgebildeter Frauen; stagnierende Ge-
burtenraten, Abnahme des Erwerbsfähigenpotenzials), stellt ein zentrales Problem dar. Hie-
raus ergeben sich gravierende Folgen für die Infrastruktur im ländlichen Raum. Die Anforde-
rungen für die Daseinsvorsorge (v.a. Gesundheitsversorgung, ÖPNV) ebenso wie deren
Kosten pro Kopf steigen. Die sich aus dem demographischen Wandel ergebenden Heraus-
forderungen für den sozialen Zusammenhalt und bürgerliches Engagement nehmen zu. Das
Gefälle zwischen Stadt und Land ist in vielerlei Hinsicht extrem. So war trotz der regionalen
Probleme Greifswald 2007 hinsichtlich der Faktoren Wachstum, Abbau der Arbeitslosigkeit,
Innovationskraft und demografische Entwicklung die dynamischste Stadt Deutschlands2.
Weiterhin gilt es, die dominierenden Wirtschaftszweige Landwirtschaft und Tourismus nach-

1
 https://www.uni-greifswald.de/universitaet/information/ueber-uns/leitbild-der-universitaet/
2http://www.invest-in-vorpommern.de/fileadmin/inhalt/downloads/Prognos_Zukunftsatlas_2007-
Sonderauswertung_Stadt_Greifswald.pdf
2

haltig zu gestalten und neue Wertschöpfungsketten (z.B. Bioökonomie) zu schaffen. Aus
Sicht der Universität besteht die Herausforderung darin, in enger Kooperation mit benachbar-
ten Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Wirtschaft, Gesellschaft und öffentlicher Verwal-
tung die Lösung dieser Probleme anzugehen und eine starke Wissenschaftsregion zu entwi-
ckeln. Zentrales Ziel ist es, das Potenzial dieser Region als Modell für die Entwicklung inno-
vativer Konzepte für ähnlich strukturierte Regionen, die als „Gegenräume“ zunehmender
Urbanisierung entstehen, für Forschung, Lehre und Transfer zu nutzen.

Vor diesem besonderen regionalen Hintergrund kommt den Transferleistungen der Universi-
tät eine umfassende Bedeutung für alle Bereiche zu, die der Wirtschaft ebenso wie der Kul-
tur, der Politik und der Gesellschaft. Transferleistungen beinhalten Unternehmensgründun-
gen, Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit Unternehmen, Politikberatung, Schutz geis-
tigen Eigentums durch Patentierung, Fortbildungsmaßnahmen bis zu einem „Transfer über
Köpfe“. Erkenntnisgeleitete Grundlagenforschung steht dabei neben industrieller Auftragsfor-
schung und der Erstellung von Expertisen für Politik, Verwaltung und Verbände. Die Univer-
sität ist eingebunden in lokale Projekte zur Lösung ökologischer Probleme als Teil ihrer
Nachhaltigkeitsstrategie und in große internationale Verbünde zur Lösung gesellschaftlicher
Herausforderungen.

Mit der auf einer umfassenden Stärken-Schwächen-Analyse beruhenden Transferstrategie3
aus dem Jahr 2016 zeigt die UG Entwicklungspotenziale und deren Realisierung auf. Diese
Strategie, deren Schwerpunkt auf wirtschaftlicher Verwertung liegt, wird in dem vorliegenden
Konzept weiterentwickelt zu einer umfassenden Transfer- und Innovationsstrategie, die über
den reinen Technologietransfer hinaus den Transfer von Ideen und Wissen in Wirtschaft,
Gesellschaft, Verwaltung und Politik adressiert.

Regionale Rahmenbedingungen für Transfer und Innovation
Laut einer aktuellen Studie des Stifterverbands (2016) lag der Anteil der FuE-Ausgaben am
Bruttoinlandsprodukt in Mecklenburg-Vorpommern (MV) im Jahr 2013 lediglich bei 1,8 %
(Deutschland 2,8 %). In MV entfielen lediglich knapp 30 % der FuE-Ausgaben auf die Wirt-
schaft und 70 % auf Staat und Hochschulen. Deutschlandweit ist dieses Verhältnis umge-
kehrt. Die sehr niedrigen FuE-Aufwendungen der Wirtschaft sind vor allem auf das Fehlen
großer forschender Unternehmen zurückzuführen. 34 % der FuE-Aufwendungen entfallen in
Mecklenburg-Vorpommern auf kleine und mittelständische Unternehmen (Deutschland:
10 %). Darüber hinaus ist der Anteil der Hochtechnologiebranchen an den FuE-Ausgaben
mit 57 % der gesamten FuE-Ausgaben bundesweit am geringsten (Deutschland: 86 %). Tra-
ditionelle Branchen sind für die FuE-Aktivitäten des Landes von besonderer Bedeutung. Die
FuE-Aktivitäten sind v. a. im westlichen Landesteil konzentriert.

3
    https://www.uni-greifswald.de/universitaet/information/ueber-uns/transferstrategie/
3

Im Bundesvergleich gehört auf Basis des Innovationsindex des Regional Innovation
Scoreboard der Europäischen Kommission Mecklenburg-Vorpommern zu den Regionen mit
geringer Innovationsstärke. Im Zeitraum 2008-2012 stieg der Innovationsindex nahezu linear
an und stagniert seither. Stärken im europäischen Vergleich liegen in der öffentlichen Förde-
rung von FuE, bei KMUs mit Produkt- oder Prozess-Innovationen und interner Entwicklung.
Schwächen liegen hingegen in der Zahl europäischer Patente, in FuE-Ausgaben der Unter-
nehmen und bei tertiären Bildungsabschlüssen. Es erscheint daher gerade jetzt von beson-
derer Wichtigkeit, durch gezielte Transfermaßnahmen die Stagnation zu überwinden und an
den positiven Trend anzuknüpfen.

Das Innovationssystem des östlichen Landesteils Vorpommern ist durch eine geringe Zahl
von innovierenden Unternehmen gekennzeichnet. Auch innerhalb des Wissenschaftssektors
ist eine hohe Konzentration auf wenige Hochschulen und Forschungseinrichtungen festzu-
stellen. Die UG ist in diesem Innovationssystem der zentrale Akteur mit dem größten Poten-
zial, innovative Impulse in der Region zu setzen. Durch das breite Fächerspektrum einer
Volluniversität (allerdings ohne Technik- und Ingenieurwissenschaften) bietet sie sowohl für
wirtschaftliche als auch für gesellschaftliche Herausforderungen in der Region besondere
Innovationspotenziale. Aufgrund der spezifischen regionalen Innovationslandschaft ist eine
regionale Innovationsstrategie der Hochschule, die sowohl gesellschaftliche als auch techni-
sche Innovationen außerhalb der Hochtechnologie einbezieht, besonders erfolgsverspre-
chend. Von den in der „Regionalen Innovationsstrategie 2020 für das Land Mecklenburg-
Vorpommern“4 genannten Zukunftsfeldern sind in der Region Vorpommern insbesondere die
Bereiche Gesundheit/Life Science, Ernährung, Energie und Klima konzentriert.

Die Leistungsfähigkeit eines RIS hängt in kritischer Weise von der Quantität und Qualität der
Interaktionen zwischen den Akteuren und den institutionellen Rahmenbedingungen für Inno-
vationsaktivitäten (regionales Innovationsklima) ab. Beide Elemente sind im Regionalen In-
novationssystem Vorpommern noch ausbaufähig. Der UG kommt hierbei als zentralem Inno-
vationsakteur in der Region eine besondere Verantwortung zu. Sie nimmt eine Schnittstellen-
funktion zwischen überregionalen Wissensnetzwerken und regionalem Innovationssystem
ein, die von den regionalen Betrieben aufgrund ihrer geringen Unternehmensgröße nur be-
dingt ausgefüllt werden kann.

In der Vergangenheit hat die Universität bereits relevante Wissenstransfers und strukturelle
Vernetzungen sowohl im Bereich der wirtschaftlichen als auch der sozialen und ökologischen
Innovationen geleistet. Die geplanten Maßnahmen haben daher vor allem das Ziel, aufbau-
end auf bestehenden Initiativen und Erfahrungen die Vernetzung der regionalen Akteure und
das regionale Innovationsklima positiv zu beeinflussen. Der Fokus liegt dabei ganz ausdrück-

4
 http://www.regierung-mv.de/Landesregierung/wm/Technologie/Technologiepolitische-
Schwerpunkte?id=9591&processor=veroeff
4

lich nicht nur auf Maßnahmen im wirtschaftlichen Bereich, sondern auch auf sozialen Aspek-
ten (Gesundheit, gesellschaftlicher Zusammenhalt) und ökologischen Beiträgen (Natur-
schutz, nachhaltige Regionalentwicklung). Damit werden die besonderen Probleme, aber
auch Chancen der Region aufgegriffen.

Transferstrukturen an der Universität Greifswald
Die UG hat verschiedene Strukturen geschaffen, um Transfer zu befördern:

Titel                         Funktion                                           Struktur
Zentrum für Forschungs-       Sensibilisierung, Mobilisiert und Qualifizierung   Stabsstelle, haushalts-
förderung und Transfer        für wirtschaftliches Denken und Handeln            finanziert
Ideen- und Businessplan-      Unterstützung wissensbasierter StartUps im         drittmittelfinanziert bis
wettbewerb                    Verbund mit den Landeshochschulen und -            2019
                              Forschungseinrichtungen
Technologie- und Innovati-    Proaktive Bedarfsaufnahme aus der regionalen       drittmittelfinanziert bis
onsberater                    Wirtschaft im Verbund mit den Landeshoch-          2018
                              schulen
Transfer-Beirat               beratende Funktion für die Universitätsleitung     Universitäres Gremi-
                                                                                 um, seit 2016
Nachhaltigkeitskommission     Nachhaltigkeitsfragen im universitären Kontext     Senatskommission
Nachhaltigkeitsbeauftragter   Einbindung des Nachhaltigkeitsprinzips an der      haushaltsfinanziert
                              Universität
Dezernat Finanzen und         Sicherung geistigen Eigentums                      haushaltsfinanziert
Beschaffung
LS für ABWL sowie Grün-       akademische Gründungsqualifizierung                haushaltsfinanziert
dungsplanung und Supply
Chain Management
Verwertungsverbund            Sicherung und Verwertung von IPR                   bundes-, landes- und
Mecklenburg-Vorpommern                                                           haushaltsfinanziert
Zentren für Innovations-      Forschung für Verfahrens- und Technologiein-       drittmittelfinanziert
kompetenz (HIKE, Funge-       novationen
ne, plasmatis)
Think rural!                  Anwendungsbezogene Forschung zum The-              Transdisziplinäres
                              menspektrum "ländliche Räume"                      Forschungskonsortium
IKEM (Institut für Klima-     Untersuchung des Rechts- und Politikrahmens        An-Institut
schutz, Energie und Mobili-   in den Bereichen Klimaschutz, Energie und
tät e.V.)                     Mobilität
IMaB (Institut für Marine     Forschung und Entwicklung im Bereich mari-         An-Institut
Biotechnologie e.V.)          ner Biotechnologie
DUENE (Institut für Dauer-    Landschaftsökologische und -ökonomische            An-Institut
haft Umweltgerechte Ent-      Forschung zum Schutz bedrohter Natur- und
wicklung von Naturräumen      Kulturlandschaften und deren nachhaltiger
der Erde e.V.)                Entwicklung
Michael Succow Stiftung       Forschung zur Entwicklung und Sicherung von        Right Livelihood
                              Nationalparken und Biosphärenreservaten und        Award Prof. M. Suc-
                              Bewahrung des Naturerbes                           cow (1997) als Grund-
                                                                                 stock
Greifswald Moor Centrum       Forschung und Entwicklung zu Lösungsansät-         Experten-Netzwerk
                              zen für gesellschaftlichen Herausforderungen
                              in den Bereichen Klimawandel, Biodiversität,
                              nachhaltiges Wirtschaften
Alfried Krupp Wissen-         Forschungsaufenthalte in Greifswald im Rah-        Einrichtung in Träger-
schaftskolleg Greifswald      men des Alfried Krupp Fellows-Programms,           schaft der Stiftung
                              Durchführung wissenschaftlicher Vorträge,          Alfried Krupp Kolleg
                              Tagungen, Symposien und Sommerschulen,             Greifswald (Kofinan-
                              Graduiertenkollegs und Interdisziplinärer Ar-      zierung durch UG)
                              beitsgruppen
5

Über diese Strukturen hinaus zeigt die UG vielfältiges Engagement für die Gesellschaft und
Kultur. Gemeinsam mit der Stadt Greifswald organisiert, stärkt die Vortragsreihe „Universität
im Rathaus“5 die Verbundenheit zwischen Universität und Bevölkerung. Universitäre Kunst-
und Kulturfestivals wie die „Bachwoche“, die Festivals PolenmARkT6 (polnische Kultur) und
„Nordischer Klang“7 (skandinavische Kultur) sind von hoher regionaler und nationaler Bedeu-
tung und finden auch internationale Beachtung. Weitere Formate des gesellschaftlichen En-
gagements und der Wissenschaftskommunikation sind die „Familien-Universität Greifswald“8,
die „Kinder- und JugendUni“9 und zahlreiche Angebote des Alfried Krupp Wissenschaftskol-
legs Greifswald.

SWOT-Analyse
Stärken                                                   Schwächen
 Vorhandensein erfolgreicher, interdisziplinärer           Optimierbares wirtschaftsrelevantes For-
 Innovations-Schwerpunkte mit bedarfsorientier-            schungsprofil
 ten Lösungsansätzen für wirtschaftliche, gesell-          Ausbaufähige Kapazitäten zur Identifikation von
 schaftliche und politische Herausforderungen              Verwertungspotenzial aus der Wissenschaft
 Interne Beratungskompetenz für Transfer- und              Projektbasiertheit einzelner universitärer Trans-
 Innovation innerhalb eines gut ausgebauten                ferstrukturen
 Netzwerks (Transferverbund Greifswald, Ver-               Fehlende Patentstrategie
 wertungsverbund MV)                                       Fehlende Mittel zur Adaptation von For-
 Verankerung des Transfers in Leitbild, Hoch-              schungsergebnissen an regionalen Bedarf
 schulentwicklungsplan und Landeshochschul-                Ausbaufähige Vermittlung überfachlicher Zu-
 gesetz                                                    satzqualifikationen im Studium
 Zunehmende Zahl von FuE-Projekten auf Basis               Zu geringe Einbeziehung gesellschaftlicher
 proaktiver Bedarfsabfrage bei regionalen Unter-           Interessenvertreter bei der Konzeption und
 nehmen (Technologie- und Innovationsberater)              Durchführung von Projekten
 als Beispiel für Win-win-Projekte
 Zunehmende Zahl wissensbasierter Ausgrün-
 dungen
Chancen                                                   Risiken
 Förderliche Technologie- und Innovationspolitik           Periphere Lage in strukturschwacher Region
 des Landes M-V und des Bundes                             Hoher Anteil öffentlich geförderter FuE bei ge-
 Gute Kontakte zu Ministerien des Landes M-V/              ringen FuE-Investitionen von Unternehmen
 Vertretung der Universität im Strategierat Wirt-          Hoher Anteil firmeninterner FuE
 schaft-Wissenschaft M-V                                   Ressourcenknappheit und geringer Anteil wis-
 Gute Vernetzung und Zusammenarbeit der                    sensbasierter KMU im Land
 Hochschulen und außeruniversitären Einrich-               Wenige regionale Wertschöpfungsketten bzw.
 tungen in M-V                                             Partnerschaften mit staatlichen und nichtstaatli-
 Gute strategische und projektbasierte Zusam-              chen Akteuren
 menarbeit mit Stadt und Landkreis                         Fachkräftemangel/ Probleme bei der Unterneh-
 Zunehmende politische Bedeutung des Trans-                mensnachfolge
 fers                                                      Große demographische Herausforderungen
 Hoher Anteil von KMUs mit Produkt- und Pro-               Rückgang der Studierendenzahlen
 zessinnovationen
 Zunehmende Engagement-Bereitschaft der
 Zivilgesellschaft
 Ungenutztes Innovationspotenzial der Gesell-
 schaft

5 https://www.uni-greifswald.de/studium/studienangebot/weitere-angebote-der-universitaet/universitaet-im-
rathaus/
6 polenmarkt-festival.de
7 nordischerklang.de
8 https://www.uni-greifswald.de/studium/studienangebot/weitere-angebote-der-universitaet/familienuniversitaet/
9 https://www.uni-greifswald.de/studium/studienangebot/weitere-angebote-der-universitaet/kinder-und-jugenduni/
6

Handlungsfelder und Ziele
Unter Berücksichtigung der genannten Rahmenbedingungen für Transfer und Innovation
werden aus der SWOT-Analyse interner Stärken und Schwächen sowie externer Chancen
und Risiken Handlungsfelder und Ziele abgeleitet und mit konkreten Verantwortlichkeiten,
Zeitplanungen und Zielindikatoren versehen.

           Stärken                                      Schwächen
Chancen      Ausrichtung der universitären Unterstüt-    Verbesserung des Transfer- bzw. Innova-
             zungsstrukturen auf weitere Zielgruppen     tionsklimas
             Intensivierung bedarfsorientierter Ver-     Erhöhung der Zahl wissensbasierter
             bundprojekte mit regionaler Wirtschaft,     Gründungen
             Gesellschaft und öffentlicher Verwal-       Ausbau der Screening-Kapazitäten im
             tung                                        Transferbereich
                                                         Ausbau partizipativer FuEuI-Formate
                                                         Erhöhung der Sichtbarkeit erfolgreicher
                                                         FuEuI-Kooperationen
Risiken      Verbesserung der Ausgründungskultur         Optimierung des IPR-Prozesses
             Ansiedlung forschungsintensiver Unter-      Stärkere Ausrichtung von FuEuI und Leh-
             nehmen                                      re auf regionalen Bedarf
             Gewinnung forschungsintensiver regio-
             naler Unternehmen für Kooperationen
             Erschließung von Akademiker/innen für
             den regionalen Arbeitsmarkt

Handlungsfeld 1: Strukturen und Prozesse für Innovation und Transfer
1.1 Ausrichtung der universitären Unterstützungsstrukturen auf weitere Zielgruppen
Die universitäre Unterstützung des Transfers war bislang weitgehend wirtschaftlich ausge-
richtet (Initiierung von FuE mit Unternehmen und Gründungsförderung). Die proaktive Einbe-
ziehung staatlicher (Verwaltung, Politik etc.) und nichtstaatlicher Akteure (Bürger, Verbände,
Vereine, Stiftungen) und die Erarbeitung bedarfsorientierter Lösungsansätze erfolgte in Ein-
zelfällen. Die Öffnung der Universität gegenüber diesen Zielgruppen wird zukünftig verstärkt,
um einen Beitrag zur Lösung globaler Herausforderungen zu leisten. Entsprechende Forma-
te werden mit den Partnern vor Ort und in der Region entwickelt und umgesetzt.

Zuständigkeit: ZFF (ZFF) | Beginn: 2018 | Ziel: Quantifizierung partizipativer universitärer
Projekte und Erhöhung des Anteils am Gesamt-Projektaufkommen bis 2022

1.2 Ausbau der Screening-Kapazitäten im Transferbereich
Zahlreiche Forschungsergebnisse mit Marktpotenzial werden nicht erkannt oder umgesetzt.
Erforderliche marktbezogene Kenntnisse werden durch das ZFF und Netzwerkpartner im
Transferverbund Greifswald bzw. im Ideenwettbewerb eingebracht. Dieser erfolgreiche
Netzwerkansatz wird durch Einbeziehung weiterer Expert/innen intensiviert werden.

Zuständigkeit: ZFF | Beginn: 2018 | Ziel: Inhaltliche Erweiterung des Expertennetzwerkes
entsprechend des Transferprofils der Universität
7

1.3 Optimierung des IPR-Prozesses
Die finanziellen Aufwendungen für die Sicherung geistigen Eigentums müssen reduziert und
die Einnahmen aus Lizensierung und Verkauf gesteigert werden. Hierfür wird eine Patent-
strategie erarbeitet und u.a. mit den Partnern im Verwertungsverbund Mecklenburg-
Vorpommern abgestimmt. Zugleich stellt sich die Universität den Herausforderung der um-
fassenden Nutzung der Möglichkeiten des Internet zur Verfügbarmachung des Wissens, das
an der Universität erarbeitet wird, um damit zu einer globalen, interaktiven Repräsentanz
menschlichen Wissens entsprechend der „Berlin Declaration on Open Access to Knowledge
in the Sciences and Humanities“10 beizutragen. Über eine verabschiedete Open Access-
Strategie hinaus existieren an der Universität hierfür keine einheitlichen Regelungen. Es
werden daher Empfehlungen für Open Access erarbeitet und umgesetzt.

Zuständigkeit: ZFF, Transfer-Beirat | Zielerreichung: 2017 | Ziel: Erarbeitung einer Patent-
Strategie und von Open Access Empfehlungen (Stellung eines DFG Open Access Antrages)

Handlungsfeld 2: Forschung, Entwicklung und Innovation
2.1 Intensivierung bedarfsorientierter Verbundprojekte mit der regionalen Wirtschaft,
Gesellschaft und öffentlichen Verwaltung
Zentral ist hierfür der Aufbau einer zentralen FuE-Datenbank zur Erfassung der bestehenden
projektbasierten Expertise für und Kooperationen mit externen Partnern. Der Fokus liegt bei
öffentlich geförderten Kooperationsprojekten mit Unternehmen, der öffentlichen Verwaltung,
Stiftungen etc. sowie Auftragsforschung bzw. Beratung

Zuständigkeit: ZFF, Referat/Stabsstelle Drittmittel | Zielerreichung: 2017 | Ziel: FuE-DB

2.2 Unterstützung der Ansiedlung forschungsintensiver Unternehmen
Auf Basis der FuE-Datenbank werden in Zusammenarbeit mit den regionalen Wirtschaftsför-
dergesellschaften gezielt forschungsaktive Unternehmen außerhalb der Region angespro-
chen, um diese für eine Ansiedlung zu gewinnen. Die ggf. zunächst projektbezogene Bereit-
stellung entsprechender Räumlichkeiten erfolgt in Kooperation mit dem Wissenschafts +
Technologiepark Nordost (WITENO GmbH).

Zuständigkeit: ZFF | Beginn: 2018 | Ziel: Ansiedlung von bis zu fünf Unternehmen bis 2022

2.3 Gewinnung forschungsintensiver regionaler Unternehmen für Kooperationen
Forschungsintensive Unternehmen des Landes Mecklenburg-Vorpommern, deren FuE-
Aktivitäten bisher schwerpunktmäßig inhouse betrieben wurden, werden auf Basis der bran-
chenspezifischen Expertise der Universität (FuE-Datenbank) gezielt hinsichtlich bestehenden
FuE- bzw. Personalbedarfs adressiert. Gleiches gilt für Unternehmen, deren Schwerpunkt
bei Produkt- und Dienstleistungsinnovationen liegt.

Zuständigkeit: ZFF | Beginn: 2018 | Ziel: Stellung von bis zu zehn FuE-Anträgen bis 2022

10 openaccess.mpg.de/Berlin-Declaration
8

2.4 Verbesserung des Transfer- bzw. Innovationsklimas
In der Universität gilt es, Wissenschaftler/innen mit innovationsrelevanter Forschungsexper-
tise für die Anwendung und Verwertung ihrer Forschungsergebnisse zu sensibilisieren, zu
mobilisieren und zu qualifizieren. Dies geschieht durch die universitätsinterne Kommunikati-
on von Erfolgsbeispielen, Vortragsreihen oder Anreizsetzungen wie den Greifswald Rese-
arch Award des Greifswald University Club (GUC). Die Berücksichtigung in der leistungsori-
entierten Mittelverteilung ist ein Aspekt wie auch die Berücksichtigung entsprechender Leis-
tungen in Berufungsverfahren.

Zuständigkeit: Universitätsleitung | Beginn: 2018 | Ziel: Dokumentation einer Verbesserung
durch Fragebogenaktionen 2018 und 2021

2.5 Ausbau partizipativer FuEuI-Formate
Die proaktive Einbeziehung relevanter Akteure in den FuEuI-Prozess erhöht die Marktrele-
vanz und -akzeptanz. Die strategische und projektbasierte Zusammenarbeit mit Stadt und
Landkreis, die zunehmende Engagement-Bereitschaft und das ungenutzte Innovationspo-
tenzial der Gesellschaft bilden eine gute Basis, durch Partizipation Win-win-Projekte zu initi-
ieren. Eine konkrete Maßnahme ist die Öffnung des universitären Ideenwettbewerbs für wei-
tere Zielgruppen und FuEuI-Ansätze.

Zuständigkeit: Universitätsleitung | Beginn: 2018 | Ziel: 25% Beteiligung nichtuniversitärer
Zielgruppen am Ideenwettbewerb

2.6 Erhöhung der Sichtbarkeit erfolgreicher FuEuI-Kooperationen
Unter Rückgriff auf die FuE-Datenbank können erfolgreiche Beispiele für die FuEuI-
Kooperation mit externen Partnern selektiert und dargestellt werden. Medien hierfür sind ne-
ben der Homepage der Universität das Uni-Magazin Campus1456 sowie die Social Media-
Kanäle der Universität.

Zuständigkeit: Presse- und Informationsstelle, ZFF | Zielerreichung: 2017 | Ziel: Regelmäßi-
ge Darstellung von Beispielprojekten (ca. zwei pro Jahr) in universitären Medien

2.7 Stärkere Ausrichtung von FuEuI auf regionalen Bedarf
Die UG sieht sich in der Verantwortung als Innovationstreiber für die Region Vorpommern.
Sie betrachtet die Aufnahme von Bedarf aus der Region und die Erarbeitung von Lösungs-
ansätzen auf breiter wissenschaftlicher Basis als Win-win-Situation. Beispiele hierfür sind
das Konzept der Paludikultur zur nachhaltigen land- und forstwirtschaftlichen Nutzung nasser
Hoch- und Niedermoore am Institut für Botanik und Landschaftsökologie, die Erarbeitung
und Umsetzung innovativer Konzepte der medizinischen Versorgung am Institut für Commu-
nity Medicine sowie grenzüberschreitende Kooperationen mit Partnern in Szczecin in der
Telemedizin oder dem Neugeborenenscreening. Die kriteriengeleitete Aufnahme von Bedarf
und dessen Umsetzung in universitären Projekten wird daher über neue Formate wie Ideen-
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wettbewerbe, Dialog-Veranstaltungen, Zukunftswerkstätten u.a. intensiviert. Zur Deckung
des Bedarfs wird eng mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen am Standort ko-
operiert.

Zuständigkeit: ZFF | Beginn: 2018 | Ziel: Erhöhung des Anteils regional ausgerichteter Pro-
jekte bis 2022 auf Basis einer Erhebung 2018

Handlungsfeld 3: Ausgründungen
3.1 Verbesserung der Ausgründungskultur
Zur Sensibilisierung für die Karriereoption „unternehmerische Selbstständigkeit“ werden zu-
künftig verstärkt Informationsveranstaltungen mit der Fokussierung auf „best practice“-
Beispiele durchgeführt. Vorhandene Transferunterstützungsstrukturen – wie das ZFF, die
studentische Gründungswerft, das Gründerbüro – sowie die Vielfalt der Fördermöglichkeiten
für Ausgründungsvorhaben werden in diesem Zusammenhang präsentiert und beworben.
Die Informationsveranstaltungen werden jeweils einmal jährlich unterstützend bzw. vorberei-
tend zum UNIQUE-Ideenwettbewerb durchgeführt. Von zentraler Bedeutung ist ebenfalls das
Screening potenzieller Transferansätze, das erfolgreich in den medizinischen und naturwis-
senschaftlichen Fachbereichen durchgeführt wird. Zukünftig wird das ZFF Doktorand/innen
und Wissenschaftler/innen der drittmittelaktiven, aber transferferneren Lehrstühle proaktiv
adressieren, um Transferpotenzial aufzudecken. Zugleich werden neu berufene Profes-
sor/innen persönlich über die Aufgaben des ZFF informiert und transferrelevante Aktivitäten
eruiert.

Zuständigkeit: ZFF | Beginn: 2018 | Ziel: Steigerung der Beteiligung Forschender und Studie-
render am Ideenwettbewerb um 20% bis 2019 (Basis 2016)

3.2 Zahl wissensbasierter Gründungen erhöhen
Der Ideen- und Businessplanwettbewerb UNIQUE sensibilisiert, mobilisiert und qualifiziert für
unternehmerische Selbstständigkeit und unterstützt bei der Realisierung von Gründungs-
ideen. Auch der „Start Up-Kreißsaal“ als zentraler Gründerraum der Universität in der ehe-
maligen Universitätsfrauenklinik mit moderner, kreativitätssteigernder Ausstattung und in
unmittelbarer Nachbarschaft zu den Expert/innen des Gründerbüros erweist sich als förder-
lich. Um die Zahl realisierter Gründungen weiter zu erhöhen, wird ein „Second Use“-Konzept
für Ideen erarbeitet, die nicht durch den/die Ideenträger realisiert werden.

Zuständigkeit: ZFF | Beginn: 2018 | Ziel: Stabilisierung bzw. Erhöhung der Zahl von ein bis
zwei universitären Start Ups pro Jahr bis 2019 (Bezug 2016)

Handlungsfeld 4: Transfer über Köpfe
4.1 Erschließung von Akademiker/innen für den regionalen Arbeitsmarkt
Die Deckung des regionalen Bedarfs an Fachkräften und in der Unternehmensnachfolge
durch akademische Nachwuchskräfte erfordert universitäre Strukturen und Formate, die
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während des Studiums, am Übergang ins Berufsleben und in der Alumni-Phase greifen.
Praktika in regionalen Unternehmen werden über das Karriereportal UNIchance bzw. in di-
rektem Kontakt zu den Unternehmen verstärkt durchgeführt. Der Ideenwettbewerb zur För-
derung von Ausgründungen mit Teilnehmenden, die per se eine hohe unternehmerische Af-
finität haben, wird ebenfalls als Forum der Fachkräftevermittlung weiterentwickelt. Exkursio-
nen von Studierenden zu Unternehmen werden verstärkt organisiert. Der Ausbau des Alum-
ni-Netzwerkes wird intensiviert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier bei Akademikerinnen,
die für den regionalen Arbeitsmarkt erschlossen werden sollen. Eine verstärkte Kooperation
mit dem universitären Mentoring-Programm für weibliche Promovierende und Postdocs ist
hier zielführend.

Zuständigkeit: Presse- und Informationsstelle, ZFF | Beginn: 2018 | Ziel: Intensivierung der
Fachkräftebezogenen Unternehmenskontakte

4.2 Stärkere Ausrichtung von Lehre auf regionalen Bedarf
Unternehmerforen zur Fachkräftesicherung, wie sie bereits im Bereich „Labor – Life Science
– Pharma“ mit der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern durchgeführt wurden, werden
ausgebaut. Es geht dabei nicht nur um die Sicherung der akademischen Nachwuchskräfte
für den regionalen Arbeitsmarkt. Im direkten Austausch mit Unternehmen sollen Formate
diskutiert werden, die die an der Universität vermittelten Qualifikationen an aktuellen Erfor-
dernissen des Arbeitsmarktes ausrichten. Hierfür wird das Wissens- und Kontaktpotenzial
der Alumni verstärkt erschlossen.

Zuständigkeit: Presse- und Informationsstelle, ZFF | Beginn: 2018 | Ziel: Durchführung von
mind. zwei Unternehmerforen zur Fachkräftesicherung pro Jahr

Schlussbetrachtung
Übergeordnetes Ziel der Universität ist, Transfer als partizipativen, wissenschaftsbasierten,
iterativen Prozess in der Universität und in der Region zu etablieren und darüber Win-win-
Situationen zu schaffen. Von der frühzeitigen umfassenden Einbindung relevanter Akteure
bei der Bedarfserfassung verspricht sich die Universität eine Bereicherung bei der Identifika-
tion wissenschaftlich relevanter Fragestellungen. Die ebenfalls gemeinsame Durchführung
von Projekten zur Erarbeitung innovativer Lösungsansätze soll wiederum das gesamte Inno-
vationssystem auf ein qualitativ höheres Niveau heben. Von diesem ausgehend und die
etablierten Kommunikationsstrukturen nutzend, ergeben sich idealerweise neue Themen.
Der damit etablierte iterative Transfer- und Innovationsprozess passt sich somit flexibel den
spezifischen Rahmenbedingungen und Herausforderungen für Universität und Region an
und wirkt positiv auf diese zurück, indem er Rahmenbedingungen verbessert und Antworten
auf Herausforderungen liefert.
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