Vetsuisse NEWS - Vetsuisse-Fakultät
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VetsuisseNEWS www.vetsuisse.ch Nr. 1 April 2020 Fonds innovative Lehre Seite 4 Am Anfang war die Faser Seite 25 Olivier Glardon im Interview Seite 12 Neue Tierärztinnen und Tierärzte Seite 31 Eine Schlange mit kleinen Mitbewohnern Seite 18 VetsuisseNEWS – eine Erfolgsgeschichte Seite 38
VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Inhaltsverzeichnis VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Editorial Inhalt Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Studentinnen und Studenten, liebe Leserinnen und Leser, Fonds innovative Lehre Fünf Projekte werden vorgestellt Seite 4 Angefüttert es ist eine sehr spezielle Zeit, und es ist eine Zeit, die ert werden sollen. Der Geburtstag findet dieses Jahr Oder wie ein Virus uns nicht davon abhalten wird, Tierärztinnen und Tierärzte zu werden. Seite 9 von einem einzigen Thema dominiert wird. Wer hätte statt, das grosse «200+1» Fest im HB dann erst im 2021. Anfang 2020 gedacht, dass wir seit Wochen darauf war- Die persönlichen Restriktionen, mit denen wir momen- Interview mit Olivier Glardon ten, mal wieder in eine Beiz zum Essen gehen zu dür- tan leben, sind einschneidend, aber die VSF setzt alles Präsident der GST Seite 12 fen, dass sich das Haarwachstum nicht an geschlossene daran, unseren Studierenden ein Unterrichts-Pro- Lessons for life: Teaching Veterinary Anatomy Coiffeur-Salons hält, dass Trockenhefe oder das be- gramm zu liefern, das ihnen auch unter den jetzigen Gastprofessorin Paula Papa Seite 9 rühmte WC-Papier gelegentlich ausverkauft sind, und Bedingungen ein unterbruchsfreies Weiterstudieren er- dass morgens, tagsüber und abends eine Ruhe über Zü- möglicht. Ich danke allen Dozentinnen und Dozenten «Eine Thierarzneischule – gohts no?» rich (und wohl auch Bern) liegt, die an sich unheimlich in Bern und Zürich ganz herzlich für das Riesen-Enga- Beginn der Veterinärmedizin in Zürich Seite 16 wohltuend ist? gement, das wir in den letzten Wochen überall spürten, Tierpathologie in Bern Corona ist DAS Thema der letzten Wochen, es ist einer- und alle Studentinnen und Studenten für das Verständ- Eine Schlange mit kleinen Mitbewohnern Seite 18 seits schrecklich zu sehen, wieviele Personen erkrankt nis einerseits und das grosse Engagement andererseits, Livestream oder – noch viel dramatischer - im Rahmen dieser Pan- bei der Bewältigung der Situation mitzuhelfen. Experiment Facebook Seite 20 demie gestorben sind, andererseits erleben wir eine Während die Lehre weiterläuft, stehen die meisten For- Ära, die von Infektionlogen und Epidemiologen schon schungsprojekte still. Dieser Zustand ist für alle Betei- Sydney School of Veterinary Science lange als Möglichkeit skizziert worden war und die nun ligten sehr schmerzhaft, und wir hoffen alle, dass ein Wäre das etwas? Seite 22 leider Realität wurde. Die nächsten Monate und Jahre Re-Launch möglichst bald wieder möglich sein wird. Am Anfang war die Faser: werden uns hoffentlich wichtige wissenschaftliche Er- Die Hoffnung stirbt zuletzt! Textilien und Felle aus archäologischen Grabungen Seite 25 kenntnisse bringen, die helfen, solche Situationen in Zukunft besser zu meistern oder sogar zu vermeiden, Ich möchte schliessen mit dem schon bekannten Aufruf www.embryology.ch aber es ist jetzt schon klar, dass wir an den Folgen der an alle Leserinnen und Leser, sich mit Vorschlägen für Medizinische Embryologie Seite 29 jetzigen Pandemie noch lange zu nagen haben werden. Beiträge in den VetuisseNEWS an das Redaktionsteam Gratulation Corona ist auch Thema dieser VetsuisseNEWS-Aus- zu wenden. VetsuisseNEWS lebt davon, alle Mitarbei- 111 neue Tierärztinnen und Tierärzte Seite 31 gabe, einerseits direkt im Rahmen eines sehr persönli- tenden der Fakultät und alle Studierenden anzuspre- chen Statements, andererseits auch indirekt im Rahmen chen, und Beiträge aus der Leserschaft sind immer will- Erasmus in Gent des für den Juni 2020 geplanten Geburtstags der Thier- kommen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen Ist Schweizer «Schoggi» wirklich besser als die der Belgier*innen? Seite 32 arzneischule in Zürich, der im Zürcher HB hätte gefei- dieser VetsuisseNEWS-Ausgabe, die – erstmalig – nur Science@Lunch elektronisch zur Verfügung steht! Jour fixe für Forschungsbegeisterte Seite 35 Rezept Thomas A. Lutz Holunder-Cheesecake mit Limetten Seite 37 VetsuisseNEWS Die VetsuisseNEWS feiert demnächst das 15-jährige Jubiläum Seite 38 Buchbesprechung Merkwürdige Meldungen in ungewöhnlichen Zeiten Seite 40 Herausgeber Redaktion Irene Schweizer (is) Layout, Zürich Vetsuisse-Fakultät Thomas Lutz (tal) Text, Zürich Léa Girardin (lg) Fotos, Zürich Universität Bern/Universität Zürich Andrea Bischofberger (ab) Text, Zürich Marlen Tschudin (mt) Text, Zürich Michelle Aimée Oesch (ma) Fotos, Zürich Meike Mevissen (mm) Text, Bern Michael H. Stoffel (mhs) Text, Bern E-Mail Leonore Küchler (lk) Text, Bern irene.schweizer@vetcom.uzh.ch Nicole Widmann (nw) Text, Bern und Zürich Titelbild: Léa Girardin Zürich Tel.: 044 635 81 30 2 3
VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Lehre VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Lehre Fonds innovative alternierend mit einem Kastrations- vormittag, und dies in zweiwöchi- gem Rhythmus. Klinische Untersu- kranke, Obdachlose, ausgesteuerte Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger oder AHV-/IV-Rentner ohne Ergän- sowie Kommunikation sollen dabei im Fokus stehen und die Dokumen- tation des Weiterbildungsstandes Lehre chungen, einfache Behandlungen zungsleistungen, die bei «der registriert werden. und kleinere Eingriffe sollen für Gasse» (Sozialwerk Pfarrer Sieber) Dieses Projekt wird von der Univer- diese Tiere unentgeltlich durchge- gemeldet sind. Die Terminvergabe sität Bern im Rahmen des Fonds für führt werden. Das tiermedizinische wird in Absprache mit der Klein- innovative Lehre (FiL) gefördert. Angebot wird ambulante Tierarzt- tierklinik vom Büro des Sozialwer- sprechstunde, Hilfe bei Fragen rund kes in Bern organisiert. Gerne stellen wir fünf Projekte vor, die entweder von der um die Tierhaltung, Impfungen für Die Untersuchung und Behandlung Universität Bern oder der Vetsuisse-Fakultät, Standort Bern Hunde und Katzen, Parasitenbe- erfolgt in Anwesenheit einer Do- handlung, Wundbehandlung, Mar- zentin bzw. eines Dozenten, die/der gefördert wurden. Die innovativen Projekte haben einerseits kierung mit ISO-Chip, Registrie- die Studierenden (falls erforderlich) zum Ziel, das selbstständige Lernen der Studierenden zu rung bei der ANIS-Datenbank und direkt korrigieren und Ihnen an- fördern und andererseits die praktische Ausbildung zu kleine operative Eingriffe (vorwie- schliessend über EPASS Feedback optimieren. Diese Projekte dienen der Vermittlung komplexer gend Kastrationen) beinhalten. geben wird (Arbeitsplatz basierte Das Angebot richtet sich an armuts- Assessments: Mini-CEX, DOPS,…). Sachverhalte. betroffene Tierhalter wie Sucht- Einfache praktische Handlungen VETHOPES Veterinary Education for Treatment of Homeless Pets by Students Rund um die Geburt beim Schwein – Ein interaktives E-Learning Autor: Franck Forterre Unmittelbar nach Abschluss des ak- der Fall ist, erleben können. Der erhöhten Motivation im und für das Programm mit Hypervideos tuellen Tiermedizinstudiums wer- Ausbau zu einer zusätzlichen «Poly- Studium führen soll. In einem zwei- den sowohl von Seiten der Absol- klinik» könnte die Ausbildung in ten Schritt ist mit der Umsetzung Autor: Alex Grahofer ventinnen und Absolventen als dieser Hinsicht verbessern, würde des neuen Curriculums vorgesehen, Reproduktionsstörungen im Ge- um so später fachlich korrekte Ent- bei offenen Fragen wieder zum auch von Seite der praktizierenden jedoch Unmut bei den praktischen ein entsprechendes Tutorial-System burtszeitraum gehören zu den scheidungen in der tierärztlichen Lernsystem zurückkehren. Somit Tierärztinnen und Tierärzte eine Tierärzten verursachen, die die Uni- einzurichten, so dass Studierende wirtschaftlich bedeutendsten und Praxis zu treffen. Studierende müs- erhalten alle Studierenden unab- ungenügende praktische und eine versität als direkten Konkurrenten aus dem 3. Jahreskurs als Helfer für häufig auftretenden Problemen sen in der Lage sein, einen patholo- hängig vom Vorhandensein von unzureichende Kommunikations- ansehen würden. Die Übernahme die Fünftjahres-Studierenden wäh- der modernen Schweineproduktion gischen von einem physiologischen Fällen während der praktischen ausbildung bemängelt. Durch die der tierärztlichen Betreuung von rend der Untersuchung/Behand- und stellen die Hauptursache für Geburtsablauf zu unterscheiden Ausbildung dieselben Möglichkei- Übernahme der tierärztlichen Be- Tieren randständiger Menschen lung mitwirken können. das Ausmerzen von Sauen in Zucht- und, wenn nötig, selbstständig ei- ten, den Geburtsablauf einer Zucht- treuung von Tieren von randständi- würde hingegen keine Konkurrenz- Studierende sollen, nach einer kur- beständen dar. Die Studierenden nen adäquaten Behandlungsplan sau sowie Massnahmen des Ge- gen Menschen könnten beide Ziele situation schaffen und die Curricu- zen Einführung (Erhebung der Ana- der Veterinärmedizin müssen auf erstellen können. Mittels Hypervi- burtsmanagements zu erlernen und (praktische Ausbildung und Kom- lums-Ziele «Praktische Ausbildung mnese, Handling des Patienten,…) verschiedenste Fragestellungen aus deo-Sequenzen wird den Studieren- anhand von Fallbeispielen anzu- munikation) für die Studierenden und Kommunikation» können für unter Aufsicht und Anleitung von diesem Themengebiet der täglichen den ein realer Einblick in die tägli- wenden. erreicht werden. die Studierenden erreicht werden. Lehrkräften (im Rahmen der curri- Schweinepraxis vorbereitet werden. che Praxis gegeben und das Wissen Durch dieses neue Lehrangebot cularen Ausbildung), die Grundver- Aus diesem Grund wird ein interak- rund um den Geburtszeitraum der Die Kleintierklinik der Vetsuisse- werden die praktischen Fähigkeiten sorgung für die Tiere von obdachlo- tives E-Learning Progamm mit Vi- Sau mittels Fallbeispielen, Frage- Fakultät Bern dient momentan als der Studierende in einem realen Be- sen Menschen übernehmen. Geplant deosequenzen entwickelt, welches stellungen und weiterführender eine reine Überweisungsinstitution, handlungskontext geschult. Die ist, eine halbtägige Sprechstunde die Studierenden dabei unterstützt, Texte sowie Bildmaterial nahege- in der Studierende nur extrem sel- Studierenden erhalten dadurch die (voraussichtlich am Donnerstag- ein umfangreiches Wissen und Ver- bracht. Anhand eines Quizzes kön- ten einfache Routinekonsultationen, Möglichkeit, ihren ersten Fall selbst- morgen) an der Kleintierklinik der ständnis im Themengebiet «Ge- nen die Studierenden ihr neues Wis- wie es in der Privatpraxis täglich ständig zu behandeln, was zu einer Vetsuisse-Fakultät Bern anzubieten, burtshilfe bei der Sau» aufzubauen, sen selbstständig überprüfen und 4 5
VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Lehre VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Lehre «Fallbasiertes Lernen im Schwerpunkt Pathobiologie in Bern» ptomwochen». Diese Veranstaltun- meinuntersuchung des Tieres. Auf- damit die Studierenden bei Wis- gen mit direktem Kontakt und Aus- grund dieser Information werden senslücken über klassische (Lehr- Autorin: Corinne Gurtner tausch zwischen Studierenden und eine gewichtete Problemliste und bücher, Vorlesungsunterlagen) und Das von der Universität Bern finan- Während des fünf Wochen dauern- Unterlagen aus den vorangegange- Dozierenden sollen durch dieses eine Liste von Differentialdiagnosen digitale Wege Informationen zum ziell unterstütze FIL-Projekt in der den Kurses in der Pathologie lernen nen Lehrveranstaltungen in der Pa- Tool nicht ersetzt werden, sondern erstellt. Weitere Abklärungen (Sinn gewünschten Thema recherchieren Pathologie befasst sich mit fallba- die Studierenden morgens unter thologie auf. Dieses Wissen wird in sie stellen eine Ergänzung dar. oder Unsinn, erwarteter Mehrwert können. Dies wiederspiegelt das sierter Lehre. Im Blockkurs der Pa- Anleitung eine Sektion mit Be- einem Kurztest überprüft. Der klinische Fall wird den Studie- der einzelnen Untersuchungen) spätere tägliche tierärztliche Leben thologie-Rotation des 5. Jahreskur- schreibung der Läsionen durchzu- Das fallbasierte Lernen in Klein- renden wie beim ersten Anruf eines werden im nächsten Schritt geprüft, und das erstrebte lebenslange Ler- ses fällt auf, dass Studierende führen und die korrekten Proben gruppen erleichtert und ermöglicht Tierbesitzers vorgestellt (z.B. Kalb bis ein sinnvoller diagnostischer nen. oftmals Mühe haben, die theore- für gezielte weiterführende Unter- die Anwendung des erworbenen mit Durchfall und Saugunlust, Plan steht. Anhand der Resultate Im Pilotprojekt wird das System an- tisch erarbeiteten Inhalte der Vor- suchungen zu entnehmen. Die se- Wissens im paraklinischen und kli- lahme Kuh). Hier müssen die Stu- der weiteren Untersuchungen müs- hand eines Falles aus der Wieder- jahre miteinander zu verknüpfen, zierten Fälle und das weitere Vor- nischen Alltag. Durch die Diskus- dierenden schon erste Entscheidun- sen die Studierenden in der Lage käuermedizin entwickelt und vali- sinnvolle Differentialdiagnoselisten gehen bei den Fällen werden zu- sion in Kleingruppen wird das ak- gen treffen (welche spezifischen sein, eine korrekte Diagnose zu stel- diert, jedoch ist das mittelfristige zu erstellen, histologische Läsionen sammen mit den Studierenden vor tive und tiefe Lernen gefördert. Ein Fragen müssen gestellt werden, len und einen detaillierten Plan für Ziel des Projektes, dass auch weitere zu erkennen und die unterliegen- Ort diskutiert. Nachmittags bearbei- Ansatz, der den Vergleich und die muss sofort etwas unternommen das weitere Vorgehen vorzuschla- Fälle aus den anderen Kliniken, in den Pathogenese-Mechanismen zu ten die Studierenden in Kleingrup- Kontrastierung ähnlicher Krankhei- werden?). Als Feedback auf die Fra- gen (Prognose, Therapie, Massnah- denen bereits Anstrengungen in begreifen. In einem Pilot-Projekt pen während einer Woche jeweils ten ermöglicht, führt zudem zu ei- gen wird den Studierenden mehr men im Bestand). diesem Sinn im Gange sind, integ- mit den Schwerpunkt-Studierenden ein bestimmtes Organsystem (Gast- nem effizienteren Wissenserwerb. Information zur Verfügung gestellt Die Fälle werden so gestaltet, dass riert werden. Pathobiologie des 4. Jahreskurses rointestinaltrakt, Respirationsappa- Durch diese vertieften Pathologie- (Anamneseerweiterung), und sie die elektronische Fallbearbeitung je- sollen sich die Studierenden durch rat, kardiovaskuläres System, Harn- kenntnisse können die Studieren- bekommen die Resultate der Allge- derzeit abgebrochen werden kann, aktives, fallbasiertes Lernen die nö- apparat, zentrales Nervensystem) den anschliessend als Tutoren für tigen Kompetenzen und das zusätz- mit dazugehörigen Fällen, die sie die jüngeren Kohorten eingesetzt liche Wissen aneignen, damit sie am Ende der Woche vorstellen. Die werden. komplexere kognitive Krank- Präsentationen der erarbeiteten heitskonzepte erarbeiten und die Fälle werden mit den Studierenden verschiedenen Inhalte, über einer besprochen. Vor Bearbeitung der «Für mehr Bilingualität im Studium der Veterinärmedizin!» Krankheit miteinander verknüpfen Fälle zu den jeweiligen Organsyste- können. men arbeiten die Studierenden ihre Ein Projekt zur Förderung der französischen Sprache im Berner Studium der Veterinärmedizin Autorenschaft: Lea Hiller und Eliane Jutzi Wie der Titel vermuten lässt, ist das verbessert werden: Das aktive Mit- bei den anderen beiden Ämtern eine Ziel dieses Projektes, dass zukünftig einbeziehen der französischen Spra- finanzielle Entschädigung aufgrund die französische Sprache vermehrt che in den Lernprozess minimiert des damit verbundenen Mehrauf- ePBL – Elektronisches Problem-Based Learning (ePBL) in die Lehre an der Vetsuisse-Fakul- die Sprachbarrieren; der Schwere- wandes. tät in Bern integriert wird. grad des zu erlernenden Stoffes Die Aufgabe der Sprach- Im Rahmen eines Pilotprojektes wird an der Wiederkäuerklinik der Vetsuisse-Fakultät Bern ein System aufgebaut, Zum jetzigen Zeitpunkt werden alle wird vergleichbar mit jenem der mittler*innen ist es, in Zusammen- um eFälle zu Übungszwecken für Studierende aus dem 1. Masterstudienjahr auf ILIAS bereitzustellen. Vorlesungen an der Vetsuisse- deutschsprachigen Studierenden. arbeit mit den jeweiligen Dozieren- Fakultät der Universität Bern (mit den deren Unterrichtsunterlagen Autorenschaft: Manuèle Adé-Damilano und wenigen englischsprachigen Aus- Bisher werden in jedem Jahres- aus dem Deutschen in das Französi- Mireille Meylan nahmen) ausschliesslich in deut- kurs an der Vetsuisse-Fakultät in sche zu übersetzen. Dies soll mit Hauptziel des ePBL-Lehrprojektes rungen, Diagnosestellung bis zur duell und selbstständig üben und scher Sprache gehalten. Dieser Bern alljährlich die Ämter Hilfe intelligenter Übersetzungs- (elektronisches Problem-Based Behandlung und Prognosestellung sich somit auf die klinischen Rota- Umstand erschwert den franzö- der Klassensprecher*innen und tools geschehen, was den Studieren- Learning) der Wiederkäuerklinik aufarbeiten können. Dadurch kön- tionen im 2. Jahr des Masterstudi- sischsprachigen Studierenden im Techniker*innen vergeben. Als zu- den die Arbeit erleichtert. Im An- Bern ist es, ein eTool zu entwickeln, nen die Studierenden das Angehen ums vorbereiten. Vergleich zu den deutschsprachigen sätzliches drittes Amt sind in jedem schluss sollen in einer Besprechung mit dem die Studierenden selbst- eines klinischen Falles und die Die angewandte ePBL-Methode das Studium an der Vetsuisse-Fa- Jahrgang mindestens zwei Studie- mit den Dozierenden allfällige Un- ständig echte klinische Fälle von der Überlegungen über angemessene beruht auf der gleichen Basis wie kultät signifikant. Durch das ver- rende, die Sprachmittler*innen, vor- klarheiten geklärt und die Überset- Anamnese über die klinische Unter- Untersuchungen, Differentialdiag- die zurzeit im 1. Jahr des Master- stärkte Einbinden der französischen gesehen. Diese führen das Amt frei- zung auf ihre Korrektheit überprüft suchung, weiterführende Abklä- nosen und Fallmanagement indivi- studiums durchgeführten «Leitsym- Sprache soll die Chancengleichheit willig aus, erhalten aber wie auch werden. Bereits heute vorhandene 6 7
VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Lehre VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Vorstellung Ressourcen wie Vorlesungsunterla- gen und Skripten würden dadurch so weit wie möglich ausgeschöpft. Nicht zuletzt erhoffen wir uns durch das Fördern dieser Aspekte auch mehr Selbstvertrauen und daraus immer wieder diskutiert wurde. Massnahmen, um an der Vetsuisse- Fakultät, an welcher gut die Hälfte Angefüttert Oder wie ein Virus resultierende Selbstständigkeit der der eingetragenen Studierenden Das Projekt fordert einen hohen Studierenden im Klinikalltag. Dies nicht deutscher Muttersprache ist, Grad an Selbstständigkeit, das soll seinerseits dazu führen, dass eine Bilingualität zu erreichen, wur- Übernehmen von Verantwortung eine bessere eigenständige Arbeits- den bis heute jedoch keine unter- uns nicht davon sowie effiziente Zusammenarbeit. weise und somit eine bessere Vorbe- nommen. Dies sind alles Punkte, welche auf- reitung auf den späteren Klinikall- Ein erster Schritt in die richtige grund der hohen Frequenz von tag erreicht wird. Richtung wird mit diesem Projekt Frontalunterricht momentan an un- somit getan und das Ziel einer bilin- serer Fakultät zu kurz kommen, Die Förderung der französischen gualen Fakultät wird von nun an abhalten wird, durch dieses Projekt jedoch zukünf- Sprache im veterinärmedizinischen aktiv verfolgt. tig bereits ab dem ersten Studien- Studium in Bern ist ein Thema, jahr stärker gefördert würden. welches schon in der Vergangenheit «Phytovet» – Schnitzeljagd der Giftpflanzen Tierärztinnen und Autorenschaft: Meike Mevissen und Michael Stoffel Die klinische Toxikologie, zu wel- Mit webbasierten Anwendungen Dieses E-Learning Tool richtet sich Tierärzte zu werden cher auch die Intoxikationen mit wie «Actionbound» oder auch in erster Linie an Studierende der Giftpflanzen (Zimmer- und Garten- ILIAS – die zentrale Lehr- und Lern- Veterinärmedizin, steht aber auch pflanzen) gehören, ist ein Thema, plattform der Universität Bern Tierärztinnen und Tierärzten sowie das im Studium der Veterinärmedi- (www.ilias.unibe.ch) – können auch interessierten Tierbesitzern zur Ver- zin aus Zeitgründen kaum vertieft komplexe Situationen aus fächer- fügung. Durch diese App wird Stu- werden kann, obwohl es in der Pra- übergreifender Perspektive abgebil- dierenden ermöglicht, sich nach xis von wesentlicher Bedeutung ist. det werden. Anhand einer interakti- dem «flipped classroom» Prinzip, Mein Name ist Judith Harder, ich bin Veterinärmedizin- Eine reale Situation, wie sie bei sol- ven und intuitiven Benutzerführung auch ausserhalb der Vorlesungszeit studentin, Hundemensch, ewiges Pferdemädchen, Läuferin chen Intoxikationen vorliegt, in Vor- durchlaufen die Benutzer Lern- mit diesem Thema auseinanderzu- und Hobbyschreiberin. lesungen nicht in ihrer ganzen pfade zu klinischen Fällen, die ähn- setzen und sich wichtige Grundla- Komplexität dargestellt werden lich wie eine Schnitzeljagd aufge- gen der klinischen Toxikologie an- kann, da die Thematik ihrem Wesen baut sind. Diese sogenannten zueignen. Didaktisch werden nach verschiedenste Fächer berührt. «Bounds» bieten die Möglichkeit, verschiedene, multimediale Ele- Im Projekt «Phytovet» können die dass Benutzer mit unterschiedli- mente und Werkzeuge genutzt B Benutzer (Studierende, Tierärztin- chem Vorwissen die realistisch auf- (Links, Bilder, Informationstafeln, Autorin: Judith Harder nen und Tierärzte sowie interes- gebauten klinischen Fälle spiele- Quiz: Kurzantwortfragen, MC-Fra- is vor ein paar Wochen habe ben, eher unpraktischen Overalls zu Erwartungen waren nach vier Jah- sierte Tierbesitzer) realitätsnahe risch und realitätsnah aufarbeiten gen, Aufgaben). Die Bounds wer- ich als Pferdetierärztin in Spe verbringen, bedeutete für mich das ren Theorie hoch! Szenarien von Intoxikationen durch können. Je nach Wissensstand kön- den auf Deutsch und Französisch meine Schwerpunktrotatio- Erreichen eines wichtigen Etappen- Mit den Tagen auf der Klinik ist ein Giftpflanzen bei verschiedenen nen innerhalb der «Bounds» weiter- angeboten. nen auf der Pferdeklinik am Tierspi- ziels. Dieses Etappenziel, die Rotati- unstillbarer Tatendrang verbunden Haustieren auf innovative, interes- führende Informationen via Links Dieses Projekt wird von der Univer- tal Zürich genossen. Eine lehrreiche, onen, ist das Herz des Veterinär- und der stetige Wunsch nach mehr! sante und gleichzeitig spielerische oder Lerntafeln aufgerufen werden, sität Bern im Rahmen des Fonds für aufregende und grossartige Zeit! medizinstudiums. Sie sind für mich Mehr Wissen, mehr Patienten und Art und Weise erarbeiten. sodass auch Lernende mit ganz ver- innovative Lehre (FiL) gefördert. Endlich den ganzen Tag in den, las- noch weitaus spannender als erwar- natürlich mehr Praxis. Wie viele schiedenen Voraussetzungen profi- sen Sie mich bei der Wahrheit blei- tet. Und ich versichere Ihnen, die meiner Kommilitoninnen und Kom- tieren. 8 9
VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Vorstellung VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Vorstellung vorstellung statt. Es ist eine selt- einer Kommilitonin ergeben, dass nicht locker zu lassen, bis das Rätsel same, irgendwie lustig-absurde Si- sich die Pausenlänge direkt propor- gelöst ist. Im letzten Jahr geht es ne- tuation, wie ich da von meiner tional zur Distanz zwischen Kaffee- ben den klassischen Tätigkeiten vor kleinen Küche aus mit dem Dekan, maschine und Laptop verhält. allem darum, Verknüpfungen zu se- dem Pro-Dekan Lehre sowie vielen Doch so unterhaltsam diese Form hen, ein Gespür für Patient und Be- weiten wichtigen Personen dieser des Unterrichts teilweise auch sein sitzer zu bekommen und dabei nicht Fakultät einer Videokonferenz bei- mag, so deutlich wird jeden Tag, den Überblick zu verlieren. Um dies wohne und meine Kommilitonin- wie wichtig physische Anwesenheit zu erlernen, braucht es Erfahrungs- nen mir nicht gegenüber, sondern und echte Begegnungen mit Dozie- werte, verknüpft mit bestimmten schmunzelnd in ihren eigenen Kü- renden, Klinikern, Patienten und Gefühlen, welche schlicht und ein- chen sitzen. Besitzern für diese Ausbildung ist. fach nicht zuhause gemacht werden Eine Mischung aus Home Office, Ich kann persönlich nicht leugnen, können. Vorlesung und Fallvorstellung er- dass die Situation, besonders für Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt setzt ab sofort unsere Rotationen. uns Rotationsstudenten, mehr als davon, dass dieses Virus uns nicht Dies ist für alle gewöhnungsbedürf- ernst und zum Teil auch bedrü- davon abhalten wird, gute und fä- tig und sorgt zu Beginn vor allem ckend ist. Die Ungewissheit, welche hige Tierärztinnen und Tierärzte zu für technische Verwirrungen. Ver- in jedem Teams Meeting mit über werden! Der Wille und die Kraft, schiedene Kanäle, Chats und Unter- den Bildschirm schwirrt, ist gross. welche meine Kommilitoninnen gruppen stellen eine ziemliche Her- Wie lange dauert das noch? Was und Kommilitonen hier an den Tag ausforderung dar und sich zurecht passiert mit meinen noch ausste- legen, sind enorm. Wir sind ange- zu finden, ist nicht ganz einfach. Mit henden Rotationen? Und, die wahr- füttert und hungrig nach mehr, da- der Zeit jedoch gelingt es, den scheinlich wichtigste Frage, was ran ändert diese Situation nichts. In zuhause gelösten Fall den richtigen passiert mit unserem Staatsexamen? den letzten viereinhalb Jahren ha- Judith Harder Klinikern vorzustellen. Allgemein Eine Frage, die nicht nur uns bal- ben wir bereits gezeigt, dass wir bekommt man einen tollen, dige Prüflinge umtreibt. Zum heuti- durchhalten können. Genau das militonen lechze ich nur so nach unterschiedlich zusammengesetzt entfernt (oder doch nicht mehr so sympathischen Eindruck der gen Zeitpunkt, nach gut vier Wo- werden wir auch jetzt tun. «hands on» Erfahrung und nach ers- sein, die Grundzutaten aber unter- weit?), ein grosses Fragezeichen. Kliniker*innen und Dozierenden. chen im Ausnahmezustand, gibt es Von seitens unserer Fakultät erfah- ten kleinen Schritten in Richtung scheiden sich kaum. Satt jedoch bin Nicht nur im What’s App Chat des Sie geben sich grosse Mühe und zei- noch keine Angaben dazu. ren wir grosses Engagement, Ein- Verantwortung. ich noch lange nicht! 5. Jahreskurses bricht Chaos aus, gen ihre Kreativität. So kann man Mir geht es jedoch nicht nur um ein satz und viele offene Ohren und di- Der Jahreskurs, den ich nun seit drei Nach den Schwerpunktrotationen, auch in meinem Kopf häufen sich unter anderem über Face Time di- Prüfungsdatum und die Form die- gital helfende Hände. Es ist eine Jahren als Klassensprecherin ver- welche mir sehr genau aufgezeigt Fragen, und Ungläubigkeit macht rekt mit den Anästhesistinnen im ser Prüfung, welche uns schluss- Fakultät, die uns durch all die Ein- trete, zerstreut sich und in grossen haben, wo ich später hin möchte, sich breit. Als Klassensprecherin OP stehen oder auf der Kleintier-IPS endlich zu eidgenössisch diplomier- bussen, Einschränkungen und gro- Schritten geht es für uns alle indivi- quasi auf dem Höhepunkt meiner und auch Co-Präsidentin des Fach- jeden Tag knifflige Fragen lösen. ten Tierärztinnen und Tierärzten ssen Kompromisse hindurch deut- duell Richtung Staatsexamen. Auf Zuversicht und Motivation, da pas- vereins möchte ich aber irgendet- Auch die Vorlesungen der anderen macht. Es geht darum, dass uns, es lich vermittelt, dass wir diese verschiedenen Kliniken, in Labors siert es. was tun. Möchte mich irgendwie Jahreskurse finden natürlich nicht lässt sich nicht schön reden, wich- Situation zusammen durchstehen und Instituten werden wir mit klei- Mitten im Packen für das externe beteiligen an einer Lösung und da- wie gewohnt im Demonstrations- tige Praxis fehlt. können und auch werden. nen Portionen des Lebens als Tier- Praktikum erklingt das bekannte bei gleichzeitig aus meiner Schock- oder Anatomiehörsaal, sondern zu- Zu dieser «Praxis» gehört in meinen Und so werden wir zusammen mit ärztinnen und Tierärzte angefüttert. Geräusch einer ankommenden starre hinausfinden. So finde ich hause statt. Die neue Home Office Augen weitaus mehr als das Anle- den Klinikern, Paraklinikern, Do- Meine Ration besteht aus einer Email. Es ist eine Nachricht aus dem mich kurzfristig mit grossartiger Form bietet neben der Vermittlung gen von korrekt sitzenden Verbän- zierenden, mit der Task Force Lehre, Hand voll Dazugehörigkeit, einem Dekanat. «Praktika, gleich welcher Unterstützung aus dem eigenen von Unterrichtsstoff auch Einblicke den. Auch fallbasiertes Überlegen, der IT-Abteilung und hoffentlich Löffel Humor, einer grossen Scheibe Art, finden nicht statt», heisst es da- Jahreskurs in der Task Force Lehre in das Zuhause und den Alltag der vernetztes Denken und Einschätzen mit einer nicht versiegenden Zuver- Geduld, verrührt mit einem Spritzer rin. Das ist ein Schock. Das Prakti- wieder. Das Team um Roger Ste- Dozenten. So findet sich zum Bei- von Situationen will geübt sein. Die sicht sowie einer Portion Mut unser kalten Wassers. Obendrauf verteilt, kum, welches ich zugunsten einer phan, Thomas Lutz, Marietta Schön- spiel im Wohnzimmer eines Nutz- Rotationen lehren uns nicht nur int- grosses Ziel, das Staatsexamen, er- je nach Tagesverfassung, kommen freiwilligen Quarantänewoche be- mann und die IT-Abteilung des tierprofessors ein mächtiges Portrait ravenös spritzen, viel mehr lehren reichen. knackige Streusel aus Herausforde- reits um eine Woche verschoben Tierspitals arbeitet, so kommt es mir einer Hohlsteinkuh. Von anderen sie uns, Fälle zu beobachten, Wichti- rung und Selbständigkeit. Diese Mi- habe, wurde nun ganz gestrichen. vor, Tag und Nacht an einer Lösung. Dozierenden wiederum lernt man ges von weniger Wichtigem zu un- schung ist es, die ich in den Kliniken Die Rotationen, gestrichen. Das Über Microsoft Teams findet nach Familienmitglieder und Haustiere terscheiden, Prioritäten in Diagnos- bekomme. Sie mag je nach Klinik Staatsexamen, obwohl noch weit einigen Tagen eine erste Probefall- kennen. Ausserdem hat eine Studie tik und Therapie zu erkennen und 10 11
VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Interview VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Interview Interview mit tätsindikatoren für die Akkreditie- rung der universitären Studien- gänge gemäss MedBG und HFKG der Eidgenössischen Prüfungskom- mission für die Veterinärmedizin gewählt. win Cain (Cincinnati), der mir ein tiefes Verständnis der Akupunktur vermittelte und dem ich viel zu ver- Olivier Glardon in Zusammenarbeit mit der Schwei- danken habe. zerischen Agentur für Akkreditie- Da würde es uns nun interessieren, rung und Qualitätssicherung AAQ. wie es zu dieser vielseitigen Tätigkeit Was würdest Du denn aus dieser Er- Somit hatte ich einen internen Ein- gekommen ist. Hast Du dies aktiv ge- fahrung den jungen Studienabgänge- blick in die Akkreditierung der Vet- sucht oder hat es sich gewissermassen rinnen und Studienabgängern für ihre suisse-Fakultät, die sowohl die ergeben? berufliche Zukunftsplanung empfeh- AAQ Kriterien als auch den Anfor- Wahrscheinlich war von beidem et- len? Dr. O. Glardon ist zurzeit Präsident der GST. Für diese derungskatalog der European Asso- was dabei. Sicherlich war ich immer Wie sich aus dem Gesagten ergibt, Aufgabe bringt er aus seinem beruflichen Werdegang eine ciation of Establishments for Veteri- offen für Änderungen und ein Stück würde ich ihnen empfehlen, mög- nary Education EAEVE erfüllt hat. weit auch auf der Suche nach neuen lichst offen zu bleiben für Neues enorme Breite an Erfahrungen aus verschiedensten Nach meiner Pensionierung wurde Herausforderungen. Nach jeweils und für unerwartete Wendungen. Tätigkeitsbereichen mit. Dementsprechend konnten in diesem ich zum Präsidenten der GST ge- etwa acht Jahren reizte es mich, Dazu gehört auch ein aktives Bemü- Gespräch viele Facetten der Tiermedizin angesprochen werden. wählt, eine Position, die es mir er- noch etwas Anderes zu erfahren. hen um stete Weiter- und Fortbil- laubt, meine vielfältigen Erfahrun- Gleichzeitig habe ich aber auch im- dung. Es genügt natürlich nicht, gen einzubringen und mich für mer wieder sehr viel Unterstützung sich einfach treiben zu lassen, es Autorenschaft: unseren Berufsstand einzusetzen. In und Impulse von aussen erhalten. braucht trotz allem eine gewisse Michael H. Stoffel und Meike Mevissen einer weiteren Funktion wurde ich Eine solche Schlüsselfigur in mei- Planung mit einem inneren Aufbau. Vielen Dank, Olivier, dass Du Dir Zeit und mich für die Besetzung einer zudem Anfang 2020 als Präsident nem Leben war zum Beispiel Mar- Die jungen Tierärztinnen und Tier- nimmst für dieses Gespräch. Du bist ja neu geschaffenen Stelle an der nach wie vor vielbeschäftigt. Begin- Kleintierklinik anfragte. Dort war Von dort wechselte ich nen wir bei Deinem unglaublich viel- ich etwa hälftig als Anästhesiologe dann an das Bundesamt seitigen Werdegang: Könntest Du ihn und zur anderen Hälfte als Internist für Gesundheit, wo ich für uns zusammenfassen? tätig. Nach zwei Jahren wurde ich Leiter des Bereichs An mein Studium in Bern habe ich dann von Prof. Suter nach Zürich Akkreditierung und eine Weiterbildung in Akupunktur geholt, wo ich mich als Oberarzt Qualitätssicherung für die in Paris und den USA angeschlossen besonders mit Kardiologie und Weiterbildungsgänge der und dort mit der entsprechenden Erkrankungen des Thorax be- universitären Medizinal- Prüfung abgeschlossen. Dies er- schäftigte und den FVH für Klein- berufe (Human- und Zahn- laubte mir, parallel zu meiner Tätig- tiermedizin erwarb. Nach fünf Jah- medizin, Pharmazie und keit in einer Nutztierpraxis in Dom- ren verliess ich aber die Universi- Chiropraktik) war. didier eine Dissertation bei Professor tätsklinik und gründete eine eigene U. Schatzmann in Angriff zu neh- Praxis mit zwei Standorten – also men. Wir haben dabei an Mili- lange schon vor dem Vetsuisse-Ge- tärpferden verschiedene Akupunk- danken. In dieser Zeit wurde ich vollsten sind aber sicherlich die turpunkte definiert und mittels zum SVK-Präsidenten gewählt und zweiwöchigen Elektivkurse sowie Cortisolmessungen validiert. In die- war Gründungsmitglied einer Ar- die Masterarbeiten. ser Zeit habe ich mich auch noch in beitsgruppe für Akupunktur und Von dort wechselte ich dann an das China auf dem Gebiet der chinesi- Homöopathie, aus welcher später Bundesamt für Gesundheit, wo ich schen Medizin weitergebildet. die CAMVET hervorging. Deshalb Leiter des Bereichs Akkreditierung wurde mir dann auch die Verant- und Qualitätssicherung für die Warst Du dann nicht auch noch an der wortung für ein Lehrangebot in Weiterbildungsgänge der universi- Uni tätig? Komplementärmedizin übertragen. tären Medizinalberufe (Human- Doch, und dies kam dadurch zu- Dieses umfasst eine Anzahl Vorle- und Zahnmedizin, Pharmazie und stande, dass Prof. Schatzmann die sungen, die wohl einen gewissen Chiropraktik) war. Gleichzeitig ging Anästhesiologie ausbauen konnte Einblick gewähren, am wirkungs- es um die Entwicklung der Quali- Oliver Glardon beim Kyudo ( japanische Bogenschiessen) 12 13
VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Rubrik 1 Interview Ganz oben steht für mich sen wir uns die entsprechende das Konzept von «One Anerkennung immer wieder er- Health – One Medicine». kämpfen. Als Musterbeispiel sehe Dies ist ein fruchtbarer ich die Bestandesbetreuung, die nur Ansatz, der viele in enger interprofessioneller Zu- Möglichkeiten und sammenarbeit mit dem Landwirt Chancen eröffnet. erfolgreich sein kann. Diesen An- satz zu pflegen und weiter zu ent- wickeln, halte ich für eine zentrale Als GST-Präsident bist Du jetzt gewis- Aufgabe unseres Berufsstandes. sermassen an vorderster Front, wenn Dies beinhaltet, wie bereits ange- es um die gesellschaftliche Verortung sprochen, auch die Wahrnehmung unseres Berufsstandes geht. Wo siehst unserer gesellschaftlichen Verant- Du hier den Handlungsbedarf? wortung. Zu den spezifischen Auf- Ganz oben steht für mich das Kon- gaben der GST gehört es zudem, auf zept von «One Health – One Medi- adäquate juristische Rahmenbedin- cine». Dies ist ein fruchtbarer An- gungen hinzuwirken. Kornnatter (Pantherophis guttatus) satz, der viele Möglichkeiten und Chancen eröffnet. Dann gilt es die Wenn man sich vor Augen führt, was gesellschaftliche Wahrnehmung un- Du alles geleistet hast, erübrigt sich seres Berufes zu aktualisieren. Noch die Frage nach Hobbies schon fast… ärzte sollen sich immer wieder fra- Mir scheint es wichtig, verschiedenen Ängsten zu kämpfen wege zu suchen und zu finden. immer ist das Bild des tierärztlichen Nein, so arg ist es nun auch wieder gen, welche Ziele sie denn mit ihrer dass an der Fakultät die haben, Versagensängste, Zukunfts- Gleichzeitig müssen wir uns be- Berufes von James Herriot be- nicht. Ich bin ein begeisterter Bro- beruflichen Tätigkeit verfolgen und Verantwortung für den ängste, vielleicht auch Existenz- wusst sein, dass wohl die allermeis- stimmt. Möglicherweise gilt dies cante-Jäger und habe jede Menge ob das berufliche Umfeld zum Kern Lernprozess mit den ängste. Diese Ängste ernst zu ten in Zukunft nicht einfach eine auch für viele Studienanfänger. alte Möbel, die ich restauriere. Da- ihrer Persönlichkeit passt. Letztlich Studierenden geteilt wird. nehmen, könnte manche Konfliktsi- einzige, sondern mindestens zwei Diese Vorstellung ist nicht mehr neben pflege ich auch seit Jahren muss man seinen Beruf mit Herz- tuation entschärfen. Im Extremfall bis drei berufliche Karrieren durch- zeitgemäss und muss korrigiert das japanische Bogenschiessen, das blut ausüben, sich damit identifizie- könnte dies aber auch bedeuten, laufen werden. Dies bedeutet für werden. Als Tierärztinnen und Tier- Kyudo. Zudem halte ich Haustiere, ren können und überzeugt sein, auf die aktuellen Herausforderun- Studierende auf dem Weg in eine mich, dass das Grundstudium eine ärzte haben wir eine sehr gute, Katzen und – etwas weniger zum dass man sich auch noch im Alter gen sein. Daneben gibt es auch noch andere berufliche Richtung zu be- gewisse Breite bewahren soll. Die breite Ausbildung, die es uns er- Kuscheln geeignet – eine Kornnatter von 50 Jahren daran freuen und da- die Überweisungszentren mit Satel- gleiten. Und als drittes befürworte angehenden Tierärztinnen und möglicht, in vielen Bereichen kom- (Pantherophis guttatus) und eine Bar- rin einen Sinn erkennen wird. liten-Praxen, ein Modell, das ich we- ich die Bestrebungen, das «for- Tierärzte sollen möglichst in alle Be- petent mitzureden. Dennoch müs- tagame (Pogona vitticeps). niger gut kenne. schende Lernen» zu fördern. Als langen, die Tiere betreffen, Einblick Wie siehst Du die Entwicklungen in Ideal schwebt mir vor, dass die Stu- erhalten. Dies ist die Grundlage da- der Praxis? Du hast Dich ja eigentlich zeitlebens dierenden sich während des Ler- für, dass jede und jeder einzelne Die Zeit der kleinen Einzelpraxen mit Fragen der Ausbildung befasst. nens bewusst sind, wofür sie sich später die Möglichkeit hat, eine ge- ist sicherlich definitiv vorbei. Was Wo würdest Du heute die Schwer- diese Kompetenzen aneignen wol- eignete Nische zu finden. Dazu ge- ich aus eigener Anschauung kenne, punkte setzen? len, dass sie also stets ihr Ziel vor hören selbstverständlich auch die ist das Phänomen, dass Ketten wie Mir scheint es wichtig, dass an der Augen haben. zahlreichen nicht-klinischen Tätig- der VETtrust oder die SwissVet- Fakultät die Verantwortung für den keitsfelder. Und dann kommt für Group in der Romandie Praxen auf- Lernprozess mit den Studierenden Liessen sich daraus gewisse überge- mich noch eine weitere, wesentliche kaufen, die jedoch selbstständig geteilt wird. Beide Seiten müssen in ordnete Zielsetzungen für das Grund- Dimension ins Spiel: die Verantwor- bleiben. Das Konglomerat ist als AG jedem Lern-Arrangement ihren Bei- studium ableiten? tung gegenüber der Gesellschaft. konstituiert, erledigt alle administ- trag leisten und die Studierenden Grundsätzlich soll das Studium na- Als Tierärztinnen und Tierärzte rativen Arbeiten und schüttet eine können und sollen durchaus eigen- türlich einmal Kompetenzen ver- müssen wir auch unsere ethische Dividende aus. Solange die Autono- verantwortlich einbezogen werden. mitteln. Dazu gehört insbesondere Verantwortung wahrnehmen. mie der Praxen gewahrt bleibt, kann Gleichzeitig sollte man sich bewusst die Fähigkeit, in einer gegebenen dies durchaus eine gültige Antwort sein, dass etliche Studierende mit Situation angemessene Lösungs- Bartagame (Pogona vitticeps) 14 15
VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Geschichte VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Geschichte «Eine Thierarznei- gebracht hatte, erlebte die Realisie- rung nicht mehr, er verstarb 1819 im Alter von 55 Jahren. Bis auf weiteres mission unterstellt. Durch einen Umzug in das Haus des aufgehobe- nen kantonalen Wasenmeister- und Einzelheiten auf diesem Weg finden sich im Buch: Können tote Tiere reden? Geschichte schule – gohts no?» fand der auf 1 Jahr angelegte Unter- Scharfrichter Amts an der Sellnaus- der Veterinärpathologie und ihre richt im Wohn- und Amtshaus von trasse wurde die räumliche Situa- Entwicklung in Zürich (1820-2013) Michel statt. Die Ankündigung ei- tion verbessert. Dort verblieb die von Andreas Pospischil nes weiteren Ausbildungskurses für Ausbildung für Tierärzte bis 1962/63 Chronos Verlag, Zrüch 2018, ISBN 0 +1» 021 Februar 1822 erfolgte in der Neuen auch als im Sommersemester 1902 978-3-0340-1446-5 r «20 uni 2 Zürcher Zeitung vom 21. Januar gegründete veterinär-medizinische s feie i m J 1822. Die provisorische Bewilligung Fakultät der Universität Zürich, um um t erst Beginn der Veterinärmedizin in Zürich im Jahr 1820. für die Thierarzneischule wurde in danach am heutigen Standort erwei- i l ä g den Jahren 1823, 1828 und 1831 er- tert zu werden. Jub edin neuert und sie wurde 1834 mit dem Die Veterinärschule / veterinärme- n a-b Gesetz betreffend die Tierarznei- dizinische Fakultät entwickelte sich ro schule in das Zürcher Schulsystem weiter zur heutigen Vetsuisse-Fa- Co S Autor: Andreas Pospischil integriert und einer Aufsichtskom- kultät. olche und ähnliche Kommen- sungen haben. Nachdem sich die Mitglieder des Sanitätscollegiums tare hörte man in den Beizen, Diskussion etwas beruhigt hatte, und Römers Petition wurde an den aber auch den Zunftstuben gelang es Römer, Aktuar des Sani- Kleinen Rat des Kantons (Regie- Zürichs als im Winter 1818 bekannt tätscollegiums, seine Petition zu er- rung) gesandt. Diese schloss sich am wurde, dass der Zürcher Arzt läutern. «Hohe Versammlung» be- 24. November 1819 ohne grossen Johann Jakob Römer (1763-1819) in gann er, «Ihr habt mir seit vielen Widerstand dem Vorschlag an. einer Petition für junge Tierärzte des Jahren die Aufgabe übertragen, Bereits am 25. Januar 1820 erliess der Kantons Zürich dem Zürcher Tierseuchen auf Zürcher Boden zu Kleine Rat eine Verordnung zur Sanitätscollegium die Gründung überwachen und zu bekämpfen, Gründung einer Thierarzneyschule einer Thierarzneyschule beantragte. worüber ich auch regelmässig be- (Verordnung einer Unterrichtsan- Im Sanitätscollegium wurde die richtet habe.» Römer berichtete wei- stalt für junge Leute, welche sich der Petition heftig diskutiert, die einen ter sehr eindrücklich über die Zu- Thierheilkunde widmen wollen). In riefen aus: «die Hufschmiede, nahme von Erkrankungen wie guter Zürcher Manier, vorsichtig Hirten, Metzger oder Wasenmeister, Rinderpest und Lungenseuche bei und skeptisch, ob diese Unterrichts- die Tiere heilen wollen, examinieren Rindern und Milzbrand und Rotz anstalt erfolgreich werden würde, wir doch hier im Collegium, bevor bei Pferden. Er fuhr fort: «Geachtete erfolgte die Bewilligung für eine sie patentiert werden. Seit 1816 Mitglieder des Collegiums, denken Probezeit von drei Jahren. Der Un- haben wir so 17 Tierärzte patentiert.» Sie an die vergangenen zwei Jahre terricht an der Veterinärschule be- Andere wiederum meinten: «wir (1816/1817), in denen wir keinen gann am 16. Februar 1820 mit zwei schicken ja auch Eleven zur Aus- Sommer erlebten und Jahre des Hauptlehrern (Obertierarzt Johann bildung an bestehende auswärtige Hungers durchlitten, da weder Caspar Michel (1794-1833) und Veterinärschulen wie nach Bern (seit Mensch noch Vieh genügend Dr. med. Conrad Wirth (1793-1849) 1806), nach München (seit 1790), Nahrung fanden. Aus diesen Grün- und 12 Eleven. Voraussetzung für Wien (seit 1765) oder sogar Lyon den brauchen wir eine Thierarz- die Ausbildung waren Kenntnisse (seit 1761).» Ein Mitglied des Collegi- neyschule, deren Eleven uns in Zü- des Lesens und Schreibens und eine ums warf ein: «warum nutzen wir rich helfen die Schwierigkeiten zu praktische Lehrzeit bei einem paten- nicht die kürzlich im Kanton Thur- bewältigen.» Römers eindrückliche tierten Tierarzt. Römer, der das Pro- gau vom dortigen Obertierarzt Worte überzeugten schliesslich die jekt mit viel Energie auf den Weg Juppli etablierte Ausbildungsstätte für Veterinäre.» Wozu also Geld Der 1815 erfolgte Ausbruch des Vulkans Tamboro in Indonesien gelangte eine Asche- und Gaswolke in die Stratosphäre und breitete sich nahezu über den gesamten Globus aus. Auf der Nordhalbkugel führte dies ausgeben meinten die sparsamen zu einer deutlich verminderten Sonneneinstrahlung und einem starken Anstieg des Niederschlags, was zu einem «Jahr ohne Sommer» führte. Die dadurch fehlende Vegetation verursachte ein «Jahr des Hun- Zürcher, wenn wir doch gute Lö- gers». 16 17
VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Pathologie VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Pathologie Eine Schlange Und siehe da: In den Entzündungs- arealen lagen deutlich erkennbare Pilzhyphen vor. mit kleinen Diagnose: Tierkörper: ✯ Hochgradige Abmagerung Mitbewohnern Lippe, Nasenhöhle, Haut: Multifokale, mittelgradige, granulo- ✯ matöse und nekrotisierende Cheili- 12.5fache Vergrösserung des Schlangenkopfs, HE. 40fache Vergrösserung der Nasennhöhle und tis, Rhinitis und Dermatitis mit in- Die HE-Färbung wird routinemässig bei jedem Lippe, HE. An der Oberlippe und der Nasen- traläsionalen Pilzhyphen. Histologieschnitt durchgeführt. Mit Hilfe dieser schleimhaut sind Zelldebris und Entzündungs- Färbung können krankhafte Veränderungen in zellen vorhanden. Zelldebris mit Stern markiert. Gewebeproben untersucht werden. Wenn Haus- und Nutztiere plötzlich sterben, wünschen die Die Abmagerung und die Entzün- Besitzer oft eine Abklärung der Krankheits- oder Todes- dung mit intraläsionalen Pilzhy- phen können die Todesursache der ursache. In der Tierpathologie Bern untersuchen wir solche Boa erklären. Sie sind entweder pri- Fälle. Ab und zu sind auch Exoten dabei. mär durch eine Lebensschwäche des jungen Tieres bedingt, oder aber durch inadäquate Umweltbedin- gungen, wie z.B. zu tiefe oder zu Autorin: Leonore Küchler hohe Luftfeuchtigkeit, entstanden. Im Februar dieses Jahres wurde un- lich spürbaren Wirbelsäule konnten gen Gewebeschnitte von mehreren Hinweise auf andere Läsionen la- serem Sektionsdienst in Bern eine wir äusserlich keine Auffälligkeiten Organen (Herz, Leber, Lunge, Milz, gen nicht vor. graue Boa von 20 cm Länge einge- erkennen. Wir häuteten die Schlange Niere, Nebenniere, Schilddrüse) so- sandt. Das Tier war kürzlich ver- und eröffneten das Coelom (die Lei- wie einen Sagittalschnitt vom Kopf Besitzer und Tierarzt erhielten den storben und die Besitzer wünschten beshöhle). Hier fiel uns die Abwe- an, um auch das Gehirn und die Sektionsbericht und wir hatten 12.5fache Vergrösserung des Schlangenkopfs, PAS. 400fache Vergrösserung des Entzündungsinfiltra- eine Abklärung der Todesursache. senheit von Fettgewebe auf. Ge- Maulhöhle zu beurteilen. wunderschöne Bilder eines Schlan- In der PAS-Spezialfärbung (Periodic acid-Schiff tes in der Nasenhöhle, PAS. Reichlich parallelwan- Informationen zum Alter, weiteren sunde Schlangen verfügen über In der Routine HE (Hämatoxylin- genkopfs mit kleinen Mitbewoh- reaction) werden kohlehydrathaltige dige, septierte Pilzhyphen (Pfeil) sind mittels PAS- Komponenten pink gefärbt Färbung erkennbar. Artgenossen oder zum klinischen sogenannte Fettkörper, welche sich Eosin) Färbung waren an den Lip- nern. Verlauf waren keine vorhanden. zwischen der Leber und der Kloake pen, der Nasenhöhle und der Haut Zusammen mit den Studenten leg- befinden und als Energiespeicher ausgeprägte Ansammlungen von ten wir los und sezierten die kleine dienen. Dieses Tier war also hoch- nekrotischem (abgestorbenem) Ma- Schlange auf dem Sektionstisch. gradig abgemagert. Bei der Entfer- terial und einigen Makrophagen Auch wenn man mit einer gewissen nung und anschliessenden Eröff- und Heterophilen (Entzündungs- Spezies keine Erfahrung hat, kann nung der langgestreckten Organe zellen) vorhanden. In den Entzün- man beruhigt sein, denn prinzipiell fiel auf, dass der Magendarmtrakt dungsarealen waren zudem kleine wird die Sektion jedes Tieres ähn- fast war leer. Das Tier hatte also Strukturen sichtbar, welche wie lich durchgeführt: Zunächst folgt nicht mehr gefressen. Weitere Pilze aussahen, aber in der HE nicht eine äussere Besichtigung des Tier- Veränderungen konnten wir mak- eindeutig identifizierbar waren. körpers, dann eröffnet man die roskopisch nicht erkennen. Haupt- Alle übrigen Organe waren histolo- Körperhöhle(n), entfernt die Organe befunde: Kachexie und leerer Gast- gisch unauffällig. Um Pilzstruktu- und beurteilt, ob irgendwelche ma- rointestinaltrakt. ren sichtbar zu machen, können kroskopischen Veränderungen vor- Auf die makroskopische Beurtei- verschiedene Färbemethoden ange- 1mm liegen. In diesem Fall knipsten wir lung folgt in der Pathologie in den wandt werden. Wir liessen in die- 12.5fache Vergrösserung des Schlangenkopfs, 400fache Vergrösserung der Haut. In der ulzerier- der Schlange zunächst noch die allermeisten Fällen eine histologi- sem Fall eine Grocott- und eine Grocott. Die Grocott-Spezialfärbung ist eine ten Haut sind reichlich Pilzhyphen (Pfeilspitze) Silberfärbung und wird ebenfalls zum Nachweis erkennbar. Zahnspitzen ab, damit sich niemand sche (mikroskopische) Beurteilung PAS-Färbung anfertigen. von Pilzstrukturen verwendet. Dabei werden die Pilzwände schwarz gefärbt. verletzt. Abgesehen von einer deut- der veränderten Organe. Wir ferti- 18 19
VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Facebook VetsuisseNEWS Nr. 1, April 2020 Facebook Experiment Was soll gezeigt werden – Plan • Pferdenotfall • Fachkompetenz und Interdiszi- terial (Banner) und Hinweis auf Zeit und Ort. Eine weitere Problematik war, dass krofonen für Reportagen nutzen, schneiden und mit Untertiteln ver- sehen und dann später auf Social Facebook plinäre Zusammenarbeit zum man nicht davon ausgehen kann, Media posten – Ja. Und Profis Wohle der Pferde dass sich Interview-Partner*innen braucht es – sonst werden die Auf- • Dienstleistung auf höchstem zur Verfügung stellen. Diese sollten nahmen zum ‘Blair witch project’. Niveau 24/7 im Vorfeld bestimmt werden. Es hat Die Zahlen unten zeigen, dass ein Livestream von der • Zusammenarbeit mit der sich gezeigt, dass sonst die Anfrage geschriebener Artikel über eine For- Grosstierrettung für ein Interview eher einem Über- schungsarbeit oder der Aufruf an fall gleicht. Das Vokabular ist ein die Tierhalter*innen zur Hilfe eine Welches Zielpublikum? anderes, und durch die Nutzung grössere Reichweite und bessere Der Livestream lief ausschliesslich des Dialekts und einer anderen Um- Rate an Interaktionen finden, als ExpoHorse 2019 über die Facebook Seite des Univer- gebung können die Redner*innen man denkt. sitären Tierspitals Zürich. In diesem gehemmt sein. Jemand sollte aus Zeitraum verfügte diese Seite über dem Off Kommentare und Überlei- Ich möchte mich bei Colin Schwarz- 393 Abonnent*innen. tungen sprechen. wald, Simone Ringer und allen von Von einer Messe die Liveübertra- der Pferdeklinik herzlich für ihre Welche Story wurde erzählt gung durch Facebook zu nutzen – Geduld und Mitarbeit bedanken. Nach einem Vorschlag von Simone ein klares Nein. In solchen Settings Für mich war es ein guter ‘Lehr- Das Tool Livestreaming wird von den verschiedensten Social Ringer soll der Ablauf von dem das Smartphone mit guten Clip Mi- plätz’. Media Plattformen vermehrt genutzt – zum Guten – wie auch verletzten Pferd, welches von dem Grosstier Rettungsdienst abgeholt zum Schlechten. wird, über die Aufnahme in der Pferdeklinik sowie die Abklärung in den verschiedenen Stationen abge- bildet werden. Als Kommentator D Autorin: Barbara Schneider stellte sich Colin Schwarzwald zur as Tool Livestreaming wird Verfügung. von den verschiedensten Das Ergebnis war eine gefilmte Social Media Plattformen Führung, eröffnet mit einem Inter- vermehrt genutzt – zum Guten – view eines Mitarbeiters der wie auch zum Schlechten. Grosstierrettung. Da der Livestream Es stellt sich die Frage: Soll/muss von 15:00 – 17:00 Uhr angekündigt die Vetsuisse-Fakultät und das uni- war, musste diese plötzlich so lange versitäre Tierspital Zürich dieses dauernde Zeitspanne gefüllt wer- Tool auf ihren Social Media Kanälen den. Man entschied sich für ein kur- nutzen? zes Interview mit Simone Ringer Es bot sich die Gelegenheit, an der über den Ablauf einer Anästhesie ExpoHorse 2019 den Nutzen für die am Pferd und für einen weiteren In- Facebook Seite ‘Universitäres Tier- terviewbeitrag eines Mitarbeiters spital Zürich’ zu testen. Im Vorfeld von der Grosstierrettung. wurde ein Plan erarbeitet, basierend auf den Empfehlungen der UZH So- Fazit: cial Media Gruppe. Während dem Livestream waren Eine Woche vor dem Livestream höchstens 3 ‘direct viewers’ anwe- wurde alle zwei Tage ein Foto der send, trotz der während fünf Tagen Banner mit Hinweis auf Datum und platzierten Posts mit tollem Fotoma- Zeit des Livestreams gepostet. 20 21
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