Vor Ort - Gemeinsam lernen - FAIRMED

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Vor Ort - Gemeinsam lernen - FAIRMED
vor Ort
             Ausgabe Nr. 236 | August 2021

Gemeinsam lernen
Vor Ort - Gemeinsam lernen - FAIRMED
«Hier in der Schweiz mangelt es
an nichts. Auch wenn ich wenig
habe, so habe ich immer noch
mehr als genug und gebe gerne
etwas an weniger privilegierte
Menschen weiter.»
Carmen Walser, Kauffrau EFZ und FAIRMED-
Unterstützerin
Vor Ort - Gemeinsam lernen - FAIRMED
Inhalt                                                                Liebe Leserin, lieber Leser

                                                                        Es gibt keine Gesundheit ohne Gesundheits-
 3 | EDITORIAL                                                          personal, sagt die Weltgesundheitsorganisation
                                                                        WHO – und das ist eine universelle Wahrheit.
 4 | SCHAUPLATZ                                                         Während global ständig darüber berichtet wird,
     Der Tag einer                                                      wie viel Gesundheitspersonal in den armen Län-
     Gesundheitshelferin                                                dern fehlt, spricht kaum jemand darüber, dass
                                                                        das vorhandene Gesundheitspersonal ausge-
 8 | FAIRMED bildet aus                                                 bildet werden muss. Die universelle Wahrheit
                                           sollte also eher lauten: Es gibt keine Gesundheit ohne qualifiziertes Gesund-
10 | AGENDA 2030                           heitspersonal! Dies gilt besonders jetzt während der Pandemie, in der wir
     «Es war ein Match»                    lernen müssen, wie die pandemiebedingten Herausforderungen zu meis-
                                           tern sind. Es gilt aber auch für die Bekämpfung vieler sogenannter alter oder
12 | AKTUELL                               vernachlässigter Krankheiten. Darüber hinaus sind die Gesundheitshelfen-
     Lebensmittelpakete                    den in den Gemeinden ein oft schlecht ausgestattetes, aber entscheiden-
     für Nepal                             des Element, um sicherzustellen, dass die Menschen in abgelegenen und
                                           schwer zugänglichen Gemeinden die Gesundheitsdienste, die ihr Grund-
14 | PERSÖNLICH                            recht sind, kennen und in Anspruch nehmen.
     «Ich bin selbstbewusster
     geworden»                             FAIRMED hat letztes Jahr in ihren Projektgebieten insgesamt 9445 Gesund-
                                           heitsmitarbeitende ausgebildet. Diese aussergewöhnlichen Frauen und
16 | IHR EINSATZ HILFT                     Männer bilden das Rückgrat der schwachen Gesundheitssysteme in unse-
     Gönnerschaft, Spende                  ren Arbeitsgebieten und sorgen dafür, dass wir Fortschritte machen, um
     oder Erbschaft                        niemanden zurückzulassen – ganz besonders nicht diejenigen, die von heil-
                                           baren und kontrollierbaren Krankheiten betroffen sind. Um eine flächen-
                                           deckende Gesundheitsversorgung zu verwirklichen und jedem Menschen
                                           eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zukommen zu lassen,
                                           brauchen wir ausgezeichnet geschulte Gesundheits- und Führungskräfte
                                           sowie eine Kultur des lebenslangen Lernens. Dies ist der Kern dessen, was
                                           wir bei FAIRMED in jedem einzelnen Projekt, jeder Gemeinde und jedem
                                           Land, mit dem wir zusammenarbeiten, tun.

                                           Wenn ich sehe, mit welcher Leidenschaft und welchem Aufwand unsere
                                           Gesundheitsfachkräfte, unsere Kollegen und Partner dafür arbeiten, dass
                                           auch die Ärmsten gesünder leben können, werde ich dankbar und demü-
Impressum                                  tig. Wenn Sie dieses Magazin lesen, werden Sie verstehen, wie Ihre Unter-
                                           stützung den Ärmsten ein gesünderes Leben ermöglicht. Ich danke Ihnen
                                           von Herzen für Ihr Engagement!

Aarbergergasse 29
Postfach, CH-3001 Bern
                                           Bharath Sundar
Telefon +41 (0)31 311 77 97                Programmverantwortlicher Nepal
info@fairmed.ch
www.fairmed.ch

Redaktion: Saskia van Wijnkoop,
Arno Meili
Fotos: Sarthak Karki, Karin Scheidegger,
Simon Huber, FAIRMED
Gestaltung: graphicarts, Bern-Liebefeld
Druck: Bruhin Spühler AG, Rüti ZH

Vierteljährliches Magazin von FAIRMED.
Abonnement in Spenden ab 5 Franken
enthalten.
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Der Tag einer
                 Gesundheitshelferin
                 Die 27-jährige Gyan ist in den Bergen des nepalesischen
                 Distrikts Baglung täglich als Gesundheitshelferin für FAIRMED
                 unterwegs. Die steilen Wege zu ihren Patienten nach Hause
                 und ins Gesundheitszentrum erwandert sie zu Fuss, ihre klei-
                 ne Tochter auf dem Rücken. Wir haben Gyan einen Tag lang
                 begleitet.

                 Die bunten Gebetsfähnchen flat-          drei Uhr morgens im kleinen Berg-
                 tern leicht im kühlen Bergwind, die      dörfchen Nishikola im Distrikt Baglung
                 schneebedeckten Ausläufer des Hima-      in Nepal. Gyan Kumari erwacht, ohne
                 layas leuchten silbern im Mondlicht,     einen Wecker gestellt zu haben, und
                 bis auf das Schnauben des Rinds          erhebt sich flink von ihrem Schlafla-
                 im nahen Stall herrscht noch eine        ger, auf dem sie – an ihre Grossmut-
                 andächtige, nächtliche Stille – es ist   ter und ihre dreijährige Tochter geku-

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schelt – die Nacht verbracht hat. Die      wichtigen Papiere verstaut. Behende
zierliche 27-Jährige geht als Erstes in    und leichtfüssig erklimmt Gyan den
den Stall, um nach den Hühnern und         ersten Hügel auf ihrem Weg. Stau-
dem Rind zu sehen, holt Feuerholz          nend schauen wir ihr zu, wie sie den
und entzündet vor der kleinen Hütte,       nahegelegenen Wildbach über ein
in der sie mit Grossmutter und Toch-       schmales Bündel von zusammen-
ter wohnt, das Feuer. Während das          gebundenen Bambusrohren über-
Wasser für den Tee langsam erwärmt         quert – einer Seiltänzerin gleich. «Die
wird, hat sie sich bereits im Schneider-   Fussmärsche, die ich täglich zurück-
sitz vors Feuer gesetzt und studiert,      lege bis in den Gesundheitsposten
beleuchtet vom Schein der Flammen,         und nach Hause zu den Patienten
die Papiere, die sie vom gestrigen         in den abgelegensten Dörfern, kön-
Arbeitstag mitgebracht hat. «Bevor         nen schon mal bis zu sechseinhalb
ich das Frühstück koche und meine          Stunden dauern», erzählt Gyan. «Die
Tochter wecke, bereite ich mich auf        Wege sind oft sehr steil und gefähr-
meinen Arbeitstag vor – so kann ich        lich – ich muss gut aufpassen, dass
in Ruhe überlegen, was ich erledigen       ich nicht abstürze.»
muss und wie ich den Tag am besten
plane», sagt Gyan.                      Patienten behandeln im Gesund-
                                        heitsposten
Leben bei den Grosseltern               Über steinige Abhänge und an klei-
Der Morgen beginnt stahlblau zu däm- nen Reisfeldern vorbei, umweht von
mern, es ist fünf Uhr in der Früh, als einem leichten Berglüftchen, gelangt
Gyan das Frühstücksgeschirr abgewa- Gyan zum Gesundheitsposten im
schen hat. Sie erle-                                   Dorf Bhalkot. «Dass
digt nun alles rund       «Ich muss aufpas- ich die Ausbildung
ums Haus, schaut                                       zur Gesundheitshel-
nach den Tieren, ern-
                        sen,   dass   ich auf   den    ferin für den Dist-
tet Gemüse vom Feld,     steilen   Wegen     nicht     rikt Baglung machen
                                                       durfte, verdanke ich
sammelt Feuerholz,              abstürze.»
wäscht ihre Tochter,                                   den Spenderinnen
zieht sie an und füttert sie. «Meine und Spendern von FAIRMED», sagt
Eltern hatten keine gute Ehe, darum Gyan und setzt sich an den Tisch
bin ich schon sehr früh zu meinen in den neuen, frisch gestrichenen
Grosseltern gezogen und hier bei Gemäuern des Gesundheitspostens.
ihnen aufgewachsen», erzählt uns
Gyan in sanftem, ernstem Ton. Immer
wieder huscht ein feines Lächeln über
                                                                 Gyans Tag beginnt morgens um drei Uhr: Bevor sie sich auf
Gyans Gesicht. «Mein Mann arbeitet                               den Weg zu ihren Patienten macht, sammelt sie Feuerholz,
in Saudiarabien, darum lebe ich wie-                             bestellt Haus und Feld, kümmert sich um die Tiere.
der bei meiner Grossmutter – mein
Grossvater ist inzwischen gestorben.»

Sechseinhalb Stunden zu Fuss
unterwegs
Jetzt erwärmt eine kräftige Vormit-
tagssonne die Felsbrocken, die das
Bergdörfchen Nishikola säumen. Es
ist halb zehn Uhr, das Mittagessen
verspiesen, Gyan zieht los. In einem
Tuch hat sie ihre Tochter Saya an den
Rücken gebunden, an den Füssen
leichte Stoffschuhe, in der Tasche alle

                                                                                                            SCHAUPLATZ       5
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«Ich habe in meiner Ausbildung viel      Mütter trinken nach Geburt
                                               gelernt, und ich lerne jeden Tag Neues   Alkohol und Öl
                                               dazu durch die neuen Erfahrungen,        Diese Geduld und Zeit nimmt sich Gyan
                                               die ich mache», fährt Gyan fort. Mit     auch, als sie im Dörfchen Budhakok
                                               ruhigen, konzentrierten Bewegungen       zwei frischgebackene Mütter besucht.
                                               blättert sie in den Patientenregistern   Es ist inzwischen gegen vier Uhr nach-
                                               und überprüft, ob alle Einträge rich-    mittags, als sie sich mit Lalkumari, die
                                               tig gemacht worden sind. Anschlies-      vor wenigen Wochen zum ersten Mal
                                               send kümmert sie sich um die Patien-     Mutter geworden ist, unterhält. Lal-
                                               ten, die auf dem Posten eintrudeln.      kumari hört Gyan aufmerksam und
                                               Freundlich, aber bestimmt misst Gyan     ernsthaft zu, als diese ihr sagt: «Das
                                               den Blutdruck ihrer Patientinnen und     Wichtigste ist, dass ihr nur sauberes
                                               Patienten, wägt Babys, verabreicht       Wasser trinkt. Wenn du nicht sicher
                                               Medikamente und beantwortet Fra-         bist, koch es zuerst. Wasche dein Baby
                                               gen. «Es braucht Geduld und Zeit, den    jeden Tag gründlich und dich auch und
                                               Menschen zu erklären, was sie ändern     schau, dass der Boden sauber ist und
                                               können, um ihre Gesundheit zu ver-       kein Abfall liegen bleibt. Sobald dein
                                               bessern.»                                Kind krabbeln kann, wird es sich alles

    Ihre dreijährige Tochter auf dem Rücken, ist Gyan jeden Tag
    bis zu sechseinhalb Stunden auf steilen Wegen zu Fuss unterwegs,
    um die Ärmsten medizinisch zu versorgen.

6    SCHAUPLATZ
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in den Mund stecken.» Gyan händigt
Lalkumari Eisentabletten gegen ihre
Blutarmut aus und erklärt ihr, dass sie
ihr Baby in der nächsten Woche für
die Impfung zum Gesundheitsposten
bringen solle. Lalkumari nickt und ver-
abschiedet sich mit einem grossen
Lächeln von Gyan. «Die Menschen in
den Dörfern kennen mich alle persön-
lich – sie vertrauen mir, weil ich ihre
Bräuche kenne, weil ich ihre Sprache
spreche, weil ich sie aus tiefstem Her-
zen verstehe», fährt Gyan fort. Trotz-                                Im abgelegenen Bergdörfchen Budhakok klärt FAIRMED-
                                                                      Gesundheitshelferin Gyan (rechts) die frischgebackene
dem dauere es immer eine gewisse
                                                                      Mutter Lalkumari (links) über Säuglingspflege, Hygiene
Zeit, bis die Menschen ihre Gewohn-                                   und die nötigen Impfungen auf.
heiten änderten, ergänzt sie: «Zum
Beispiel diese Tradition, dass frischge-
backene Mütter gleich nach der Geburt
ein Gemisch aus Alkohol und Senföl         wegs auf dem Weg zum Gesundheits- ums Feuer herum, so nahe es geht –
trinken sollen, ist purer Aberglaube,      posten geboren, weil es ihre Mütter denn schon kriecht eine nächtliche
sehr ungesund und immer noch weit          nicht schaffen, den langen, beschwer- Kälte heran, der Himmel wird schwär-
verbreitet.»                               lichen Weg in den Posten rechtzeitig zer. «Um sieben, allerspätestens um
                                           zu meistern. Und dann gibt es noch acht Uhr lege ich mich schlafen», sagt
Auf der Strasse geboren – Gyan             diejenigen, die es gar nicht erst ver- Gyan. Sie will morgen pünktlich um
rettet Mutter und Kind                     suchen und ihr Kind                                     drei Uhr aufwa-
Vor ein paar Wochen war Gyan im            zuhause gebären.»        «Es braucht Geduld, chen, damit sie ihre
Gesundheitsposten dabei, die Gebur-        Um das Wissen für                                       Arbeit in Angriff
tenliste nachzuführen, als sie plötz-
                                                                      den Menschen zu              nehmen kann. «Ich
                                           eine gute Gesund-
lich zu Hilfe gerufen wurde. «Holt         heit von Mutter und         erklären, wie sie           bin so froh, dass ich
die Gesundheitshelferin! Rettet das        Kind zu vermitteln, gesünder sein können.» eine Arbeit machen
Baby!, hörte ich es rufen», erzählt        koordiniert Gyan                                        kann, die nützlich
Gyan. «Eine hochschwangere Frau war        auch die Selbsthilfegruppen von Müt- und sinnvoll ist. Ich kann den Men-
nach ihrer Rückkehr aus Indien positiv     tern in den umliegenden Dörfern. schen helfen, gesund zu werden, sie
auf Corona getestet und in Quaran-         «Die freiwilligen Mitarbeiterinnen, mit sogar manchmal vor dem Tod bewah-
täne gesetzt worden. Als die Wehen         denen ich zusammenarbeite, leiten ren. Was gibt es Schöneres?»
einsetzten, begab sie sich auf den Weg     diese Gruppen: So tauschen sich die
zum Gesundheitsposten – zu spät:           Mütter einmal im Monat aus, können
Das Kind kam unterwegs zur Welt.»          Neues von der Leiterin der Gruppe,
Gyan rannte, so schnell sie konnte, zur    aber auch voneinander lernen.»
Frau und dem Neugeborenen. «Zuerst
geriet ich in Panik, als ich die beiden    Nachtruhe um 20 Uhr
sah: Die Frau stark blutend und zit-       Es ist sechs Uhr abends, als Gyan von
ternd, das Baby bereits blau angelau-      der Arbeit in ihr Dörfchen Nishikola
fen – aber ich wusste, ich musste han-     heimkehrt. «Jetzt bin ich sehr müde
deln, überwand meine Angst und tat         und froh, dass meine Grossmutter
Schritt für Schritt, was eine Hebamme      das Abendessen kocht – sie weiss
getan hätte. Zum Glück und oh Wun-         zum Glück, wie anstrengend meine
der, ich konnte die Mutter und das         Arbeit als Gesundheitshelferin ist.»
Kind retten!» Anschliessend begab          Die Grossmutter lacht und zeigt ihre
sich auch Gyan zwei Wochen in Qua-         Zahnlücken, während Gyans Tochter
rantäne. «So eine Geschichte ist übri-     Saya, in ihre dicke rosarote Daunen-
gens keine Seltenheit», erzählt Gyan       jacke gewickelt, die Ziege streichelt,
weiter. «Viele Babys werden unter-         die sich zu uns gesellt. Wir setzen uns

                                                                                                              SCHAUPLATZ       7
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FAIRMED bildet aus
                 Gesundheitshelferinnen oder -helfer wie Gyan haben eine mindestens
                 18 Monate dauernde medizinische Grundausbildung hinter sich und
                 werden von FAIRMED laufend aus- und weitergebildet. Zu Beginn ihrer
                 Tätigkeit für FAIRMED erhalten sie einen dreitägigen Grundkurs, der
                 sie mit dem Projekt vertraut macht. Parallel zu ihrem Einsatz werden
                 die Gesundheitshelfenden je nach Schwerpunkt ihrer Tätigkeit weiter-
                 gebildet.

                 Die Ausbildungsprogramme reichen         weiterzubilden, entstehen FAIRMED
                 vom Rettungssanitäter über Geburts-      pro Ausbildungstag einer Person Kos-
                 hilfe, Schwangerschaftsberatung, dem     ten in der Höhe von umgerechnet acht
                 Umgang mit vernachlässigten Tropen-      bis 35 Schweizer Franken. 2020 wur-
                 krankheiten, dem Leiten von Mütter-      den von FAIRMED Nepal 51 Ausbil-
                 und Behindertengruppen, dem Vermit-      dungstage für Gruppen von bis zu elf
                 teln von medizinischem Wissen bis zur    Gesundheitshelferinnen und -helfern
                 fachgerechten Wartung von medizini-      durchgeführt.
                 schen Instrumenten und Betreuung
                 von leicht bis mittelschwer erkrankten   Da die folgenden Bilder von den Ausbil-
                 Corona-Patientinnen und -Patienten.      dungen vor März 2020 aufgenommen
                                                          wurden, tragen die FAIRMED-Mitar-
                 Um eine Gesundheitshelferin oder         beitenden und die Auszubildenden
                 einen Gesundheitshelfer aus- oder        keine Gesichtsmasken.

8   SCHAUPLATZ
Vor Ort - Gemeinsam lernen - FAIRMED
«Leitung von Selbsthilfegruppen für Mütter»

                                                             FAIRMED bildet ihre Gesundheitshelferinnen und -helfer für die Lei-
                                                             tung von Müttergruppen aus und weiter. Damit Schwangere und
                                                             junge Mütter sich regelmässig austauschen und ihr Wissen mitei-
                                                             nander teilen können, leiten FAIRMED-Gesundheitsmitarbeiterin-
                                                             nen einmal pro Monat in verschiedenen Dörfern Selbsthilfegrup-
                                                             pen für Mütter. Die Gesundheitshelferinnen klären dabei die Mütter
                                                             und diejenigen, die es werden, über die nötigen Vorgeburtsunter-
                                                             suchungen, die Vorteile einer medizinisch begleiteten Geburt sowie
                                                             die Säuglingspflege auf.

                             «Leitung von Selbsthilfegruppen für Menschen mit Behinderungen»

FAIRMED bildet ihre Gesundheitshelferinnen und -helfer auch in der
Leitung von Selbsthilfegruppen von Menschen mit Behinderungen
aus. Die Treffen finden wie die Müttergruppen monatlich statt. Die
Teilnehmenden erfahren, wie sie staatliche Unterstützung bean-
tragen können, welche Hilfsmittel ihren Alltag erleichtern können
und was für Aus- oder Weiterbildungen für sie in Frage kommen.

     «Hygienemassnahmen und richtige Sterilisation von Instrumenten»

                                                             FAIRMED-Mitarbeiter Mesuva Bhandari (rechts) fragt die Kursteil-
                                                             nehmenden, was sie am Vortag gelernt haben: Kursteilnehmer Kiran
                                                             erklärt, wie die Hände richtig gewaschen werden müssen, bevor ein
                                                             neuer Patient behandelt wird und führt das richtige An- und Abzie-
                                                             hen der Medizinalhandschuhe vor. Jetzt will die FAIRMED-Mitarbei-
                                                             terin Shreejana Basnet (Mitte) wissen, wie medizinische Instrumente
                                                             richtig sterilisiert werden müssen. Kursteilnehmerin Brinda fasst alle
                                                             Sterilisationsschritte vom Waschen, Sterilisieren, Trocknen und der
                                                             anschliessenden richtigen Lagerung zusammen.

  Im letzten Jahr hat FAIRMED
  weltweit 9445* Gesundheits-
  fachkräfte ausgebildet.
  *Die Zahl fällt gegenüber dem Jahresbericht höher aus, da wir in der Zwischenzeit auch
  die Anzahl Gesundheitsfachkräfte, die in der Bekämpfung der Frambösie ausgebildet wur-
  den, erhalten haben. Damit hat uns die Organisation für Koordination und Kooperation zur
  Kontrolle der wichtigsten Endemien in Zentralafrika (OCEAC) beauftragt.

                                                                                                                    SCHAUPLATZ        9
Vor Ort - Gemeinsam lernen - FAIRMED
«Es war ein Match»
                                          Auf anfangs Jahr ist FAIRMED eine Allianz mit der Christoffel
                                          Blindenmission CBM Schweiz eingegangen. Die Partner-
                                          schaft von FAIRMED mit der ursprünglich auf Augengesund-
                                          heit spezialisierten Organisation ist entstanden, weil die
                                          DEZA mittelgrosse Organisationen nur noch unterstützt,
                                          wenn sie Allianzen mit Partnerorganisationen eingehen.
                                          FAIRMED vor Ort hat sich mit den Programmverantwortli-
                                          chen der beiden Organisationen darüber unterhalten, was
                                          diese Partnerschaft konkret bedeutet, warum sie überhaupt
                                          zustande gekommen ist und wohin sie letztlich führen soll.

                                          FAIRMED vor Ort: FAIRMED und           gien und Komplementarität, die uns
                                          CBM bilden seit anfangs Jahr           die Allianz mit FAIRMED ermöglicht,
                                          gemeinsam die Allianz LNOB (leave      zu profitieren.
                                          no one behind), welche von der
                                          Direktion für Entwicklung und          Eva Studer: Es gibt in der Schweiz
                                          Zusammenarbeit DEZA als institu-       nicht viele NGOs, die sich für Men-
                                          tionelle Partnerin unterstützt wird.   schen mit Behinderungen einset-
                                          Warum haben sich die beiden Orga-      zen, ausserdem sind FAIRMED und
                                          nisationen zusammengetan?              wir ungefähr gleich gross – somit ist
     Eva Studer, Programmkoordinatorin                                           garantiert, dass wir punkto Einfluss
     Nepal und Vietnam CBM
                                          Bart Vander Plaetse: Seit Jahren       gleich lange Spiesse haben.
                                          haben wir uns bei FAIRMED Gedan-
                                          ken darüber gemacht, mit welcher Bart Vander Plaetse: Um ehrlich zu
                                          Schweizer NGO wir eine Partner- sein: Da sich mittelgrosse Entwick-
                                          schaft eingehen                                           lungsorganisatio-
                                          könnten. CBM «Wir sind komplementär, nen wie wir bei der
                                          war dabei immer
                                                                verstehen aber Entwick- DEZA nicht mehr
                                          im Spiel, weil sie                                        einzeln, sondern
                                          einerseits kom-         lungszusammenarbeit               nur noch gemein-
                                          plementär ist zu                   ähnlich.»              sam mit einer
                                          dem, was wir                                              Partnerin bewer-
     Mark Schmid, Leiter Internationale
     Programme CBM                        machen, andererseits eine Auffas- ben konnten, könnte man unsere
                                          sung von Entwicklungszusammenar- Allianz auch als eine Art Zwangshei-
                                          beit hat, die unserer ähnlich ist.       rat ansehen. Da wir aber mit CBM
                                                                                   über das Swiss Disability and Deve-
                                          Mark Schmid: Schweizer Entwick- lopment Consortium (SDDC) und das
                                          lungsorganisationen haben ja stets International Disability and Develop-
                                          zwei Seelen in ihrer Brust: Einerseits ment Consortium (IDDC) seit einigen
                                          streben sie danach, autonom und Jahren verlinkt waren und uns beide
                                          unabhängig zu bleiben, andererseits für bessere Rechte von Menschen mit
                                          wollen sie sich vernetzen, um sich zu Behinderungen eingesetzt hatten, ist
                                          verbessern. Die DEZA ist für uns ein es keine Zwangsheirat, sondern, um
     Bart Vander Plaetse,                 wichtiger Motivator und Mitunterstüt- in der Datingsprache zu bleiben, eher
     Programmleiter FAIRMED               zer, um von dem Potenzial an Syner- ein Match!

10    AGENDA 2030
Die Allianz LNOB von FAIRMED              Mark Schmid: (lacht) Das spielt natür-              Wie soll die Welt in 20 Jahren aus-
und CBM hat zum Ziel, das Leben           lich keine Rolle! Unser Gründer Ernst               sehen für CBM und FAIRMED?
von benachteiligten Menschen, zu          Christoffel lag mit seinen Anliegen
denen auch Menschen mit Behin-            nicht sehr weit weg von eurem Grün-      Bart Vander Plaetse: Heute Mor-
derungen gehören, zu verbessern.          der Marcel Farine. Und wir haben         gen hatte ich eine Sitzung mit unse-
Leave no one behind, der Leitsatz         beide in den 60er und 70er Jahren        rer Landesverantwortlichen von Sri
der nachhaltigen Entwicklungs-            denselben Prozess von der Fürsorge-      Lanka, wo ich derzeit in Quarantäne
ziele der Agenda 2030 der Verein-         Organisation zur Entwicklungsorgani-     bin. Hier warten 200 000 Menschen,
ten Nationen ist quasi auch die           sation durchgemacht.                     die eine erste Corona-Impfung erhal-
gemeinsame Vision von FAIRMED                                                      ten haben, vergeblich auf die zweite
und CBM. Wie lässt sich eine solche       Wo können CBM und FAIRMED                Impfung. Währenddessen werden
Zusammenarbeit umsetzen?                  voneinander profitieren?                 vielerorts in Europa bereits die 12
                                                                                   bis 15-Jährigen zur Impfung zugelas-
Eva Studer: Ziel ist nicht, dass wir      Mark Schmid: FAIRMED hat viel sen. Diese Ungleichheit ist so beschä-
gemeinsame Projekte in unseren Ein-       Erfahrung in der                                                 mend. Ich wünsche
satzländern in Afrika und Asien durch-    direkten      Arbeit «Ein würdiges Leben mir, dass in 20 Jah-
                                          mit marginalisier-
führen werden – es geht in erster
                                          ten Menschen, wir
                                                                   führen – darüber darf ren               Geburtsort
                                                                                                                     nicht mehr der
                                                                                                                                      eines
Linie um gegenseitige fachliche Unter-
stützung und gegenseitiges Lernen.        haben eine sehr           nicht   der  Geburtsort                Menschen darüber
Das Steuerungskomitee aus je zwei         lange Erfahrung mit           entscheiden!»                      entscheidet, ob sie
Programm-Mitarbeitern jeder Orga-         den Stakeholdern in                                              oder er ein gesun-
nisation trifft sich viermal pro Jahr,    den Ländern, die mit diesen margina- des, würdevolles und glückliches
um sich auszutauschen. Zwischen-          lisierten Menschen arbeiten. Die Ziel- Leben führen kann.
durch ergeben sich aber auch spon-        gruppe ist dieselbe, aber wir haben
tane Anfragen. Die Programmanage-         eine unterschiedliche Herangehens- Eva Studer: Ich wünsche mir, dass
rin der einen Organisation ruft bei der   weise. Auch thematisch ist die Kom- Inklusion von Menschen mit Behinde-
Programmanagerin der anderen Orga-        plementarität unserer beiden Organi- rungen normal sein wird und wir nicht
nisation an und fragt nach, wie sie ein   sationen interessant: FAIRMED hat mehr um gleiche Rechte kämpfen, ja
spezifisches Problem lösen würde.         einen starken Fokus auf vernachläs- uns rechtfertigen müssen dafür! Ich
Wir können sehr viel voneinander auf      sigte Tropenkrankheiten – wir sind aus wünsche mir, dass es ganz normal
technischer Ebene lernen oder auch        einer Augengesundheits-Organisation sein wird, dass nicht nur reiche Men-
darin, wie sich welche wichtigen Per-     hervorgegangen und haben uns Rich- schen und diejenigen ohne Beein-
sonengruppen vor Ort an Projekten         tung psychische Gesundheit weiter- trächtigungen Zugang zu Gesund-
beteiligen können.                        entwickelt. Nehmen wir das Beispiel heit, zu Information, zu Bildung und
                                          der vernachlässigten Tropenkrank- Arbeit haben werden. Und natürlich
Mark Schmid: Als NGO hat man tag-         heit Trachoma*: Es ist vielverspre- schliesst das auch die Gleichstellung
täglich unzählige Gelegenheiten zu        chend, wenn wir den Fokus auf die der Geschlechter ein, mit der es auch
lernen, jedoch oft nicht die Ressour-     Bekämpfung der vernachlässigten nur langsam vorwärts geht.
cen dafür. Da CBM und FAIRMED             Tropenkrankheiten von FAIRMED mit
sich einerseits nah, andererseits sehr    dem Fokus von CBM auf die mentale Mark Schmid: Ich kann mich dem
divers sind, haben wir die exzellente     Gesundheit von Trachoma-Betroffe- nur anschliessen und bin optimis-
Chance, auf sehr effizientem, direk-      nen zusammenbringen können.              tisch, dass wir sehr viel in diese Rich-
tem Weg quasi vom Nachbarsfeld zu                                                  tung bewegen können. Durch unsere
lernen.                                   Bart Vander Plaetse: Ja, wir können Allianz und unsere Netzwerke sind
                                          uns sehr gut ergänzen. Nehmen wir wir viel einflussreicher als wir es ein-
Mit mehr als 110 Jahren Erfah-            das Beispiel Disability Inclusive Deve- zeln wären. Mit vereinten Kräften
rung in der Entwicklungszusam-            lopment, kurz DID. Obwohl die Inklu- können wir mehr Entwicklungsak-
menarbeit hat CBM rund 50 Jahre           sion von Menschen mit Behinderun- teure erreichen und für mehr Inklu-
Erfahrungsvorsprung gegenüber             gen in unseren Projekten längst ein sion gewinnen!
FAIRMED. Wie kann FAIRMED das             wichtiger Bestandteil ist, können wir
wettmachen?                               in diesem Bereich von CBM als Exper- *Trachoma      (Körnerkrankheit) ist eine chronische Bindehaut-
                                                                                   entzündung am Auge, die unbehandelt zu Erblindung füh-
                                          ten auf diesem Gebiet viel lernen.       ren kann, in armutsbetroffenen Teilen Afrikas, Asiens und
                                                                                              Australiens endemisch ist und zu den 20 vernachlässigten
                                                                                              Tropenkrankheiten gezählt wird.

                                                                                                                                 AGENDA 2030             11
Lebensmittelpakete
               für Nepal
               Die Corona-Pandemie bringt Nepal an den Anschlag: Nicht
               nur die hohen Ansteckungszahlen, die hohe Sterberate und
               der immer schwierigere Zugang zu einer medizinischen Ver-
               sorgung machen der Bevölkerung zu schaffen – jetzt gehen
               den Ärmsten sogar die Nahrungsmittel aus.

               «Viele sehr arme Nepalesinnen und       troffene Familien Nahrung benötigten.
               Nepalesen können sich keine Nah-        «Wir haben uns darum entschlossen,
               rungsmittel mehr leisten, weil sie      für erste 1283 armutsbetroffene Fami-
               durch die Pandemie ihre Arbeit verlo-   lien Soforthilfe in Form von Lebensmit-
               ren haben», erklärt Nirmala Sharma,     telrationen zu leisten.» Die Lebens-
               die FAIRMED-Landeskoordinatorin         mittelpakete enthalten 25 Kilogramm
               für Nepal. Die Gesundheitshelferin-     Reis, drei Kilogramm Linsen, 1 Kilo-
               nen und -helfer von FAIRMED hätten      gramm Sojabohnen, zwei Kilogramm
               festgestellt, wie dringend armutsbe-    Salz, zwei Liter Speiseöl, zwei Kilo-

12   AKTUELL
gramm Zucker, vier Stück Seife und
kosten umgerechnet 22 Schweizer
Franken. «Unsere lokalen Teams im
Distrikt Baglung und unseren ande-
ren Einsatzgebieten stimmen sich
mit den zuständigen Behörden ab,
um die hilfsbedürftigen Familien zu
finden und mit ihnen in Kontakt zu
treten, die Hilfsgüter zu beschaffen
und zu liefern», so Nirmala Sharma
weiter. Die ersten Pakete wurden
bereits Mitte Juni ausgeliefert. «Da
viel mehr Menschen als diese tau-
send Familien unter Lebensmittel-
knappheit leiden, möchten wir noch
mehr solche Pakete liefern können –
wir hoffen deshalb auf die Solidarität
der FAIRMED-Unterstützerinnen und                                   Menschen, die bereits vor Corona arm waren und nun
                                                                    kein Geld mehr für Essen haben, können sich dank den
-Unterstützer.»                                                     Lebensmittelpaketen bis 25 Tage lang ernähren.

Über 9000 Neuansteckungen pro
Tag im Mai
Auf dem Höhepunkt der zweiten         rung gefolgt, fährt Nirmala Sharma
Welle steckten sich im Mai über 9000  fort: «Wir richten gemeinsam mit
Nepalesinnen und Nepalesen pro Tag    der Regierung seit anfangs Mai Auf-
mit Corona an, die Gesamtzahl der     nahmezentren an den Einreisehäfen
Todesopfer betrug Ende Mai laut       entlang der Grenzbezirke ein, stellen
nepalesischem Gesundheitsminis-       Antigen-Testkits sowie PCR-Testkits
terium 7163, Experten rechnen mit     bereit und finanzieren Beatmungs-
einer tatsächlichen Gesamtzahl, die   und Sauerstoffmessgeräte». Gleich-
vier Mal so hoch                                         zeitig    beteiligt
bei über 28 000        «Bereits 1283 Familien sich FAIRMED am
liegt. Bisher sind                                       Transport von Impf-
erst knapp vier
                         haben wir mit Reis,             stoffen in abgele-
Prozent der Men- Linsen und Salz versorgt.» gene Gebiete und
schen in Nepal voll-                                     engagiert sich für
ständig geimpft. In vielen Distrikten die Unterstützung von COVID-Betrof-
herrscht eine starke Überlastung des  fenen bei der Isolation zuhause, so
Gesundheitssystems und der Kran-      Nirmala Sharma weiter: «Wir versor-
kenhäuser und ein Mangel an Sauer-    gen die Patienten zuhause mit Mas-
stoff. Die nepalesische Regierung     ken, Desinfektionsmitteln, Seifen und
hat als Reaktion darauf die Mobilität Schmerzmitteln – dabei haben wir
im Land eingeschränkt, die Grenz-     ein besonderes Augenmerk auf die
übergänge wo möglich geschlossen      Corona-infizierten Schwangeren und
und vorübergehend alle internationa-  Mütter sowie Menschen mit Behin-
len und inländischen Flüge gestoppt.  derungen.»

Sauerstoff, Transport der
Impfstoffe und Versorgung der
Kranken
Zusammen mit anderen NGOs in
Nepal ist FAIRMED deshalb dem
Unterstützungs-Aufruf der Regie-

                                                                                                              AKTUELL      13
«Ich bin selbstbewusster
                                 geworden»

                                 Naima Fernandez hat soeben ihre         verbuchen, die Post zu erledigen und
                                 dreijährige kaufmännische Lehre         vieles mehr.
                                 bei FAIRMED erfolgreich abge-
                                 schlossen und die Prüfung für die       Was hast du am liebsten gemacht?
                                 Berufsmaturität bestanden. Die          Ich habe sehr gern telefoniert. Span-
                                 18-Jährige erzählt, wie sie ihre Prü-   nend war das Telefonieren auf Italie-
                                 fungsangst überwunden und was           nisch, da das mit Spanisch und Deutsch
                                 sie bei FAIRMED gelernt hat – und       eine meiner drei Muttersprachen ist
                                 erteilt zum Schluss FAIRMED als         und ich sie so praktizieren konnte.
                                 Lehrbetrieb selber eine Note.           Ich durfte auch verantwortungsvolle
                                                                         Aufgaben erledigen wie Rechnungen
                                 FAIRMED vor Ort: Du hast soeben         verbuchen, Bewerbungen annehmen,
     Name: Naima Fernandez
                                 deine dreijährige kaufmännische         bestätigen und weiterleiten sowie im
     Beruf: KV-Angestellte
                                 Lehre bei FARMED erfolgreich abge-      Rekrutierungsprozess für die neuen
     Alter: 18 Jahre
                                 schlossen. Was waren deine Aufga-       Lernenden mitwirken.
     Lebensform: wohnt mit
     ihrer Mutter und jüngeren   ben in den letzten drei Jahren?
     Schwester in Köniz/BE                                               Vor ziemlich genau drei Jahren hast
                                 Naima Fernandez: Zu meinen täg-         du deine Lehre bei FAIRMED ange-
                                 lichen Aufgaben gehörten, das Tele-     fangen. Wie war das?
                                 fon abzunehmen, wenn Spendende          Da war ich noch die schüchterne,
                                 anriefen, eingegangene Spenden zu       kleine Naima und ziemlich aufgeregt.

14    PERSÖNLICH
Und wie bist du heute – im                Da ich das Berufsmaturjahr gleich        Was könnte FAIRMED als Lehrbe-
Vergleich?                                anschliessend an den KV-Abschluss        trieb besser machen?
Ich bin viel selbstbewusster gewor-       absolvieren werde, zahlt der Staat       Ein besserer Einblick in alle ver-
den, gelassener und fühle mich woh-       mir die Matur.                           schiedenen Abteilungen, beson-
ler in meiner Haut.                                                                ders in den Programmbereich, wäre
                                        Und was sind deine Pläne nach              schön – und wenn man als Lernende
Wie erklärst du dir das?                der Matur?                                 ein Gesundheitsprojekt vor Ort in
Das ganze Team von FAIRMED hat          Zuerst möchte ich etwas reisen,            Afrika und Asien besuchen könnte!
mich von Anfang an getragen und an      mein Französisch verbessern und            Aber obwohl das nicht möglich war,
mich geglaubt. Beson-                                   danach studieren –         wusste ich trotzdem immer genau,
ders meine Berufs-           «Wir sprechen              zum Beispiel Spra-         was FAIRMED macht. Es gab mir ein
ausbildnerin Therese                                                               gutes Gefühl, etwas für arme Men-
                           bei FAIRMED viele chen. Ich könnte mir
Dubach hat mich                                         vorstellen, Dolmet-        schen zu machen und gibt es mir
mental unterstützt.          Sprachen     –  das        scherin zu werden.         immer noch. Ich helfe sehr gerne,
Ich habe grosse Prü-            gefällt mir!»                                      und möchte auch in meinem späte-
fungsangst und sie                                      Was denkst du, wie         ren Beruf helfen.
konnte mich immer wieder beruhi-        beeinflusst die Lehre bei FAIRMED
gen und aufmuntern, wenn ich mal deine Berufswahl?
eine schlechte Note hatte.              In den Gesamtteamsitzungen reden
                                        wir alle meistens Englisch, und
Von wegen schlechten Noten! Du          alles mit den afrikanischen Ländern
hattest ja immer sehr gute Noten        läuft auf Französisch. Dass wir bei
und hast jetzt sogar die Prüfung        FAIRMED so viele Sprachen spre-
für die Berufsmaturität bestanden.      chen, hat mir auch die Lust gegeben,
Ja, eigentlich hatte ich immer gedacht, mehr mit Sprachen zu machen. Auf
dass ich die Berufsmaturität nur        Italienisch, Spanisch, Deutsch und
machen würde, wenn ich es ohne Prü-     Englisch bin ich schon ziemlich stark –
fung schaffen würde – weil ich eben     mein Französisch möchte ich aber
Prüfungen hasse. Aber da ich noten-     noch verbessern.
mässig nur ganz knapp unter der prü-
fungsfreien Zulassung war, habe ich     Wie hast du die langen Monate der
die Prüfung doch gemacht und bin jetzt Pandemie erlebt?
sehr froh darum. So habe ich näm-       Da ich im Gegensatz zu meinen Kol-
lich schon viel vom Stoff, der in der   leginnen und Kollegen in anderen
Abschlussprüfung der Berufsmaturi-      Betrieben eigentlich immer im Büro
tät kommen wird, wiederholt.            war, war ich oft allein. In der Freizeit
                                        habe ich versucht, das Beste dar-
Warst du schon immer eine so gute       aus zu machen und mich draussen –
Schülerin?                              immer mit den gleichen – Freundin-
Hmmm, nein, bis zur siebten Klasse      nen und Freunden zu treffen.
hatte ich eher schlechte Noten. Seit-
her werden sie immer besser. Ich Zum Schluss: Was gibst du
gehe sehr gern in die Schule – um FAIRMED für eine Note als Lehr-
zu lernen, aber auch, weil dort auch    betrieb?
immer viel Lustiges passiert mit den    Eine Sechs – bei FAIRMED hat man
Mitschülerinnen und -schülern.          es als Lernende megagut! Man
                                        bekommt viel, zum Beispiel auch
Nun wirst du ein Jahr lang Vollzeit     das Libero-Abo und die Schulbücher
zur Schule gehen und in einem Jahr      und sogar den Sprachaufenthalt im
die Berufsmaturität in der Tasche       Ausland, der dann wegen Corona lei-
haben. Wie löst du das finanziell?      der nicht stattfand, bezahlt. Und die
                                        Unterstützung im Team ist gross, man
                                        lernt viel und wird ernstgenommen.

                                                                                                         PERSÖNLICH     15
r en E  in s at z  f ür die
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    s un dheit der Ä r ms t e n
G e

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