Weltoffener Kreis Paderborn - Das Handlungskonzept zur prävention gegen rechtsextremismus und rassismus - Vielfalt Lieben

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Weltoffener
Kreis Paderborn
Das Handlungskonzept
      Das Handlungskonzept
                        zurzur
                            Prävention
                               Präventiongegen
                                          gegen
Rechtsextremismus
               Rechtsextremismus
                    und Rassismus und Rassismus
Leitziel
    Der Kreis Paderborn handelt
    geschlossen gegen Alltagsrassismus,
    Rechtsextremismus und gruppenbezogene
    Menschenfeindlichkeit .

    Wir stehen für Weltoffenheit, für Toleranz
    und Vielfalt und für einen respektvollen
    Umgang im persönlichen und
    gesellschaftlichen Miteinander.

2                                            3
Inhaltsverzeichnis
    1. Einleitung                                                      8
    2. Das Landesförderprogramm „NRWeltoffen“                         10
    3. P roblemaufriss: Rassismus und rechte
      Strukturen im Kreis Paderborn                                    12
    4 .Das Handlungskonzept                                            18
    4 .1. Entstehung des lokalen Handlungskonzeptes im Kreis Paderborn 18
    4 .2. Umsetzung des Handlungskonzepts                              19
    4 .3. Handlungsempfehlungen                                       22
        4 .3.1. Erziehung und Bildung                                 25
        4 .3.2. Sport und Freizeit                                     31
        4 .3.3. Medien und Kultur                                      35
        4 .3. 4 . Sicherheit und Ordnung                              39
        4 .3.5. Integration, Emanzipation und Religion                42
    5. L okale Anlaufstellen bei Fragen zu Rassismus
      und Rechtsextremismus                                            51

4                                                                           5
Geleitwort
    Mit dem Leitbild „…nah bei den Menschen!“ versteht sich der
    Kreis Paderborn als weltoffen und plädiert für eine allgemei-
    ne Willkommenskultur. Die kulturelle Vielfalt bereichert das
    Leben der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis: Sie wird in
    Familien, Nachbarschaften, KiTas, Schulen und Hochschulen,
    Glaubensgemeinschaften, in vielen Vereinen und Organisatio-
    nen sowie am Arbeitsplatz gelebt .

    Die freiheitlich-demokratische Ordnung des Grundgesetzes
    fußt auf der Unantastbarkeit der Menschenwürde, auf der
    freien Entfaltung der Persönlichkeit sowie auf der Gleichheit
    aller Menschen. Diese Werte sind zu bewahren. Es ist sehr
    wichtig , politisches und gesellschaftliches Engagement für
    Demokratie und Toleranz zu stärken und antidemokratischen
    Kräften keinen Raum zur Entfaltung zu geben.

    In Zeiten einer steten Zunahme rechtsextremer Gewalt und Ausbreitung des Aus-
    länderhasses ist die Bekämpfung aller Arten von Diskriminierung von besonderer
    Notwendigkeit . Der Kreis Paderborn sieht in der Bekämpfung von Rechtsextre-
    mismus und Rassismus eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ausländerfeind-
    lichkeit, Homophobie, Sexismus und Antisemitismus sind Themen, die alle etwas
    angehen und denen entschieden und vereint entgegengetreten werden muss: in
    der Politik, in der Schule und Hochschule, in der Verwaltung , in Kunst, im Sport
    und allen anderen Bereichen der Gesellschaft . Dies gilt für alle Institutionen,
    Organisationen, Vereine, Verbände, Bündnisse und Privatpersonen.

    Demokratie stellt keine Selbstverständlichkeit dar und es ist die Aufgabe aller
    Bürgerinnen und Bürger des Kreises Paderborn, der Ablehnung einer freiheit-
    lich-friedlichen Gesellschaftsordnung sowie allen undemokratischen Erschei-
    nungsformen geschlossen entgegenzuwirken.

    Es ist mir ein wichtiges Anliegen, mit dem hier vorliegenden Handlungskonzept
    ein starkes Zeichen gegen Alltagsrassismus und Rechtsextremismus zu setzen.
    Mein Dank gilt allen, die sich an der Ausarbeitung und Umsetzung des Hand-
    lungskonzeptes beteiligt haben und beteiligen werden. Mit diesem Konzept und
    seiner Umsetzung soll aufgezeigt werden, dass es im Kreis Paderborn keinen
    Platz für Gewalt, Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
    gibt .

    Ihr

    Manfred Müller
    Landrat des Kreises Paderborn

6                                                                                       7
2. D as Landesförderprogramm
    1. Einleitung                                                                                         „NRWeltoffen“
    Nordrhein-Westfalen ist ein weltoffenes und durch Vielfalt geprägtes Land. Seit                   Basierend auf einem Beschluss im Koalitionsvertrag der beiden im Jahr 2012
    Jahrzehnten kommen Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Regio-                        regierungsbildenden Parteien wurde unter der Koordination des damaligen Mi-
    nen der Welt hierher. Sie arbeiten hier, gründen Familien und nehmen teil am so-                  nisteriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport ein Handlungskonzept
    zialen und kulturellen Leben. Nordrhein-Westfalen zeichnet sich aus durch eine                    zur Prävention gegen Rechtsextremismus und Rassismus für NRW entwickelt .
    Tradition des gelingenden Miteinanders von Menschen unterschiedlicher sozia-                      Ursprünglicher Hintergrund dafür war die Aufdeckung der Morde durch die
    ler, kultureller und ethnischer Herkunft . Getragen wird dies von den Menschen                    rechtsextreme Terrorzelle „NSU“ und die allgemeine Zunahme rassistischer und
    in Nordrhein-Westfalen, von zivilgesellschaftlichen Zusammenschlüssen und vor                     rechtsextremer Propaganda und Straftaten. Durch das Handlungskonzept sollten
    allem durch die Kommunen.                                                                         die vielfältigen Aktivitäten der Landesregierung durch eine nachhaltige Strategie
    Neben diesem gelingenden Miteinander gibt es aber auch noch eine andere Seite                     besser aufeinander abgestimmt werden. Dafür wurden nicht nur alle relevanten
    gesellschaftlicher Normalität: Die Allgegenwart rassistischer Ausgrenzung und                     Ministerien, sondern insbesondere auch die zivilgesellschaftlichen Akteure aus
    Diskriminierung gegenüber Menschen, die als „nicht zugehörig“ wahrgenommen                        dem Themenfeld eng miteinbezogen. Im Mai 2016 wurde dann das integrierte
    werden.                                                                                           Handlungskonzept gegen Rechtsextremismus und Rassismus mit insgesamt
    Im Kontext der jüngsten Migrationsbewegung nach Deutschland kam es zu einer                       166 Maßnahmen für das Land NRW verabschiedet .
    deutlichen Zunahme von rassistischen Gewalthandlungen und Äußerungen im
    öffentlichen Diskurs sowie in den sozialen Medien. Hiervon sind besonders Ge-                     „NRWeltoffen“ auf kommunaler Ebene
    flüchtete, Muslima und Muslime betroffen bzw. Menschen, die als solche wahr-                      Rassismus und Antisemitismus entgegenzuwirken ist eine demokratische Not-
    genommen werden. In jüngster Zeit kam es vermehrt auch zu antisemitischen                         wendigkeit und die Aufgabe einer Vielzahl von Akteuren, so der Befund der
    Vorfällen. Jüdinnen und Juden nehmen eine drastische Zunahme antisemitischer                      Landeszentrale für politische Bildung. Dabei hat das Land Nordrhein-Westfalen
    Äußerungen und Handlungen wahr. Viele fühlen sich in ihrem Alltag bedroht und                     die Bedeutung der lokalen Ebene bei der Prävention von Rechtsextremismus und
    in ihrer Heimat nicht mehr sicher.                                                                Rassismus erkannt und fördert seit 2017 ausgewählte Kreise und kreisfreie Städ-
    Rassismus und Antisemitismus sind – so der wiederkehrende Befund empirischer                      te bei der Entwicklung und Umsetzung passgenauer lokaler Handlungsstrategien
    Studien – keine ausschließlichen Phänomene extrem rechter Gruppierungen,                          zur Vermeidung dieser destruktiven gesellschaftlichen Phänomene. So soll neben
    sondern in allen gesellschaftlichen Schichten und politischen Orientierungen                      dem allgemeinen Handlungskonzept gegen Rechtsextremismus und Rassismus
    anzutreffen.                                                                                      der Landesregierung auch eine Vielzahl an Handlungskonzepten in verschiede-
    Diesen Ideologien der Ungleichheit entgegen zu wirken, ist eine demokratische                     nen Kreisen und kreisfreien Städten entstehen, die an die jeweiligen Gegeben-
    Notwendigkeit und die Aufgabe einer Vielzahl von Akteuren. Eine besondere                         heiten vor Ort angepasst sind. Auch der Kreis Paderborn hat sich für eine För-
    Bedeutung kommt hierbei der lokalen Ebene zu. Wichtig ist, dass es vor Ort ein                    derung durch das Land Nordrhein-Westfalen beworben und ist seit Anfang 2017
    bewusstes, präventives und zielgerichtetes Agieren gegen rechtsextreme, rassis-                   Teil des Programms. Neben dem Kreis Paderborn werden 24 weitere Kreise und
    tische und antisemitische Bestrebungen und für ein respektvolles, durch gegen-                    kreisfreie Städte aus den verschiedenen Regierungsbezirken Nordrhein-Westfa-
    seitige Akzeptanz und Anerkennung geprägtes Handeln gibt . Dies zu initiieren,                    lens durch das Landesprogramm gefördert .
    zu unterstützen und zu fördern, ist nicht zuletzt auch eine Aufgabe der Städte,                   Auch auf kommunaler Ebene lag und liegt der Fokus darauf, die bereits bestehen-
    Gemeinden und Kreise. 1                                                                           den Aktivitäten gegen Rechtsextremismus und Rassismus sichtbar zu machen
    Um die Strukturen dafür zu schaffen, hat das Land Nordrhein-Westfalen das För-                    und besser aufeinander abzustimmen. Die lokalen Akteure sollen dafür gestärkt
    derprogramm „NRWeltoffen: Lokale Handlungskonzepte gegen Rechtsextremis-                          und stärker miteinander vernetzt werden.
    mus und Rassismus“ ins Leben gerufen. Ausgewählte Kreise und kreisfreie Städte                    Das Programm „NRWeltoffen“ richtet sich primär gegen Phänomene von Rechts-
    werden bei der Ausarbeitung und Umsetzung lokaler Handlungskonzepte zur                           extremismus und Rassismus und ist darüber hinaus auf die Förderung von De-
    Prävention gegen Rechtsextremismus und Rassismus gefördert, um präventive                         mokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt gerichtet . Die Fördermittel des
    Maßnahmen zu bündeln, besser aufeinander abzustimmen und weiterzuentwi-                           Landes sind dabei je nach lokalen Gegebenheiten, dem Bedarf vor Ort und der
    ckeln. Der vorliegende Entwurf stellt dabei das lokale Handlungskonzept für den                   jeweiligen Ausrichtung des Handlungskonzeptes für folgende mögliche Punkte
    Kreis Paderborn dar.                                                                              vorgesehen:

    1 Aus dem Aufruf zum Förderjahr 2020 „NRWeltoffen: Lokale Handlungskonzepte gegen Rechtsextre-
      mismus und Rassismus“

8                                                                                                                                                                                         9
3. P roblemaufriss: Rassismus
          >   Einrichtung einer koordinierenden Fachstelle
                                                                                und rechte Strukturen im
     >   Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Handlungskonzeptes
                                                                                Kreis Paderborn
          >    aßnahmen zur Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure
              M
              in die Konzeptentwicklung und –umsetzung                      Das Landesprogramm „NRWeltoffen: Lokales Handlungskonzept gegen Rechts-
                                                                            extremismus und Rassismus“ will bei der Thematisierung von Rassismus alle
     >U
       msetzung   von Einzelmaßnahmen in den jeweiligen                    Bevölkerungsschichten in den Blick nehmen und sich ausdrücklich nicht auf das
         Handlungsfeldern zur Erreichung der Ziele des                      Wirken rechtsextremer Organisationen und Strukturen beschränken. Die primä-
         Handlungskonzeptes                                                 re Prävention, also die Verhinderung von gesellschaftlichen Missständen bevor
                                                                            diese zutage treten, steht klar im Fokus.
                                                                            Rassistische Denk- und Handlungsmuster gehen nicht allein von der extremen
          >A
            ktivitäten   zur Vernetzung: Organisation eines                Rechten aus, sondern finden sich in verschiedenen Abstufungen und Facetten
              strukturierten/regelmäßigen Austausches aller                 in allen Bevölkerungsschichten wieder. Obwohl Rassismus ein zentraler Aspekt
              relevanten Akteure im Themenfeld                              rechtsextremer Ideologie ist, ist er nicht auf Rechtsextremismus begrenzt und
                                                                            muss auf allen gesellschaftlichen Ebenen thematisiert werden.
     >M
       aßnahmen      zur Qualifizierung: Vermittlung von Bildungs-         Rassismus liegt vor, wenn bei einzelnen Menschen oder Gruppen aufgrund von
                                                                            bestimmten äußerlichen Merkmalen wie etwa Körpergröße, Sprache oder Haut-
         bzw. Qualifizierungsangeboten für Organisationen, Institutionen,   und Haarfarbe eine bestimmte Abstammung bzw. Herkunft behauptet wird und
         Akteure im Bereich Rechtsextremismus- und Rassismusprävention      diese Menschen aufgrund dessen Abwertung und Diskriminierung erfahren. Der
                                                                            Begriff der Rasse ist dabei immer ein Konstrukt, welches weder auf biologischen
          >M
            aßnahmen      zur Beratung und Information:                    noch soziologischen Tatsachen fußt . Das Aussehen wird mit grundsätzlichen
              Beratungsangebote für Organisationen, Initiativen,            menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten gleichgesetzt, wobei vermeintlich
                                                                            fremde Merkmale als weniger wert eingestuft werden. Dabei geschehen rassis-
              Bürgerinnen und Bürger, die im Themenfeld engagiert           tische Verhaltensweisen nicht immer bewusst, sondern sie sind normalisierten,
              sind; Durchführung von Informationsveranstaltungen            alltäglichen Handlungsabläufen immanent und damit gesellschaftlich instituti-
              für unterschiedliche Zielgruppen                              onalisiert, ohne dass sie als solche erkannt und benannt werden. Dies kann etwa
                                                                            zur Benachteiligung bestimmter Menschen und Menschengruppen bei der politi-
     >M
       aßnahmen      zur Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Informations­         schen Beteiligung , im Bildungssystem und auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt
                                                                            führen. Solche institutionalisierten Mechanismen aufzudecken und zu themati-
         broschüren zum Handlungskonzept, Flyer zu Beratungsangeboten,      sieren ist wichtiger Bestandteil einer wirksamen Prävention.
         Internetauftritt)                                                  Anders als der ursprüngliche Begriff Rassismus vermuten lässt, werden diskrimi-
                                                                            nierende und abwertende Unterscheidungen heutzutage immer seltener wegen
          >E
            ntwicklung von Monitoring-Verfahren/Durchführung von           einer vermeintlichen „Rassenzugehörigkeit“, sondern wegen einer meist von
              Maßnahmen zur Überprüfung des Umsetzungsstandes               außen getätigten Zugehörigkeitszuschreibung zu bestimmten Kulturkreisen oder
                                                                            Religionen gemacht . Deshalb hat sich für abwertende Unterscheidungspraxen
                                                                            aufgrund von Körperlichkeiten, Sexualität oder Religiosität mittlerweile der Be-
                                                                            griff der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit durchgesetzt, der etwa auch
                                                                            die Ablehnung von Obdachlosen, Behinderten und Arbeitslosen umfasst . Auch
                                                                            bei der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit führen körperliche Merkmale,
                                                                            die ethnische Herkunft, die Staatsangehörigkeit, sexuelle Präferenzen, kulturelle
                                                                            Eigenheiten oder die religiöse Zugehörigkeit zu einer Unterscheidungspraxis, die
                                                                            Menschen als vermeintlich fremd und damit als weniger wert klassifizieren.
                                                                            Auch das Handlungskonzept legt den Fokus auf die primäre Prävention und hat
                                                                            nicht den Versuch zum Ziel, Menschen mit geschlossenen rechtsextremen Welt-
                                                                            bildern zu bekehren. Für solche Fälle gibt es kompetente Anlaufstellen, die am
                                                                            Ende des Handlungskonzeptes aufgelistet sind.

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Nichtsdestotrotz soll hier ein kurzer Aufriss über rechte und extrem rechte           beantragen, veröffentlichte die „Gemeinde Neuhaus“ auch die Petition „Gemein-
     Strukturen im Kreis Paderborn geliefert werden. Dieser ist mit Unterstützung der      same Erklärung“. Die „Gemeinsame Erklärung“ ist eine Petition von 2018 mit,
     Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold erar-            laut eigener Aussage, über 165.316 Unterstützern, darunter etwa Thilo Sarrazin
     beitet worden und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit .                        und Uwe Tellkamp. Unterschrieben werden kann dort der Text: „Mit wachsendem
                                                                                           Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwan-
     Identitäre Bewegung (IB)                                                              derung beschädigt wird. Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich
     Ursprünglich aus Frankreich, ist die Identitäre Bewegung seit 2014 auch in            dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres
     Deutschland vereinsrechtlich registriert . Vereinssitz ist dabei Paderborn. Grund     Landes wiederhergestellt wird.“ Ob die Verfasser der Petition und die „Gemeinde
     dafür war der Wohnsitz des Vorsitzenden der IB Niels Altmieks in Altenbeken.          Neuhaus“ dabei die gleiche Vorstellung einer rechtsstaatlichen Ordnung teilen,
     Weitere fünf der insgesamt sieben Gründungsmitglieder hatten oder haben ih-           darf zumindest angezweifelt werden.
     ren Wohnsitz in Paderborn, Salzkotten und Büren. Auch das bundesweite Spen-           Der Verfassungsschutz NRW zählt der Reichsbürger-Ideologie im Jahr 2018 etwa
     denkonto des Vereins liegt seitdem bei der Sparkasse Paderborn-Detmold. Bemü-         3.200 Anhänger in Nordrhein-Westfalen zu. Dabei verfolgen die Anhänger teil-
     hungen der Sparkasse, dagegen gerichtlich vorzugehen, sind bislang gescheitert .      weise komplett unterschiedliche Motive und Ziele. Laut Verfassungsschutz lässt
     Bei der Identitären Bewegung handelt es sich im Wesentlichen um einen losen           sich die Reichsbürger-Szene idealtypischerweise in drei Motivgruppen untertei-
     Verbund von Aktivisten, die in lokalen Gruppen vor Ort agieren. In NRW zählt der      len: Rechtsextremisten, Verschwörungstheoretiker und Personen, die sich finanzi-
     Verfassungsschutz im Jahr 2018 25 Aktivisten zuzüglich etwa 50 aktionsorientier-      ellen Verpflichtungen gegenüber dem Staat entziehen möchten. Dabei sind auch
     te Sympathisanten. Bundesweit sind es etwa 600 Mitglieder.                            Überschneidungen durchaus üblich.
     Ideologisch vertritt die IB die Idee des Ethnopluralismus, eine modernisierte         Wie viele Mitglieder die „Gemeinde Neuhaus“ aufweist, ist öffentlich nicht be-
     Form völkischer Ideologien. Dabei wird eine Vermischung vermeintlicher Ethni-         kannt . Auch über Überschneidungen mit der rechtsextremistischen Szene gibt
     en abgelehnt und ethnisch homogene Nationen gefordert . Diesem Verständnis            lediglich die Veröffentlichung der „Gemeinsamen Erklärung“ vage Hinweise.
     folgend sind die Aktionen der IB geprägt von rassistischen Positionen, die Min-       Im November 2019 wurde bei einem Streifenpolizisten der Polizei Paderborn
     derheiten ausgrenzen. Die Identitäre Bewegung gibt sich modern und hat eine           eine Nähe zur Reichsbürger-Szene bekannt . Dieser wurde daraufhin vom Dienst
     prägnante Symbolik entwickelt, die vorwiegend junge Menschen mit gutem                suspendiert und ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet . Verbindungen
     Bildungsniveau ansprechen soll. Sie setzt auf öffentlichkeitswirksame Aktions-        zur „Gemeinde Neuhaus“ sind dabei nicht bekannt geworden.
     formen.
     2019 hat der Verfassungsschutz die Identitäre Bewegung als Verdachtsfall einge-       Wewelsburg
     stuft, was eine nachrichtendienstliche Beobachtung ermöglicht .                       Neben dem Hermannsdenkmal und den Externsteinen im Kreis Lippe gehört auch
     Im Kreis Paderborn hatte die Identitäre Bewegung 2016 ihren letzten öffentlich-       die Wewelsburg im Kreis Paderborn zu beliebten Ausflugszielen der extremen
     keitswirksamen Auftritt, als bei einem Stadtfest in Paderborn Informationsflyer       Rechten und Rechtsesoterikern. Grund dafür ist die Nutzung der Burg zwischen
     und Pfefferspray verteilt wurden. Im gleichen Jahr hat sie ihren Hauptsitz nach       1933 und 1945 als Versammlungsort der SS und die Pläne Heinrich Himmlers,
     Rostock verlegt .                                                                     sie zum Herrschaftsgebäude für die SS umzubauen. Eingebettet in eine Erinne-
     Bundesweit haben die Aktivitäten der Identitären Bewegung abgenommen. Auch            rungs- und Gedenkstätte finden sich bis heute im Nordturm zwei aus dieser Zeit
     im Kreis Paderborn haben unter anderem die Verlegung und die Einstufung des           erhaltene Räume: die „Gruft“ und der „Obergruppenführersaal“. Insbesondere
     Verfassungsschutzes zu einer Verminderung der öffentlichen Aktivität geführt .        seit den 1990er Jahren ranken sich vermehrt rechte Verschwörungstheorien um
     Ob diese Tendenz mit der Auflösung der lokalen Strukturen einhergeht, welche          diese beiden Räume. Vorrangig das von der SS in den oberen Saal eingelassene
     zur Gründung des Vereins geführt haben, ist nicht gesichert .                         Bodenornament, das eine zwölfstrahlige Runen-Sonne zeigt, dient Rechtsesote-
                                                                                           rikern als vermeintlicher Kraftpunkt . Ursprünglich ohne überlieferte Bedeutung ,
     Reichsbürger                                                                          wurde das Ornament mittlerweile von rechten Kreisen als „Schwarze Sonne“
     Im Jahr 2013 wurde die „Gemeinde Neuhaus“ mit Sitz in Schloß Neuhaus aus-             umgedeutet und hat sich international als Symbol und Erkennungszeichen von
     gerufen. Laut eigener Aussage beruft sie sich auf die Gesetze von vor 1914 und        Rechtsextremisten etabliert . Es hat sich eine Deutung verselbständigt, die zwar
     auf die Verfassung Preußens von 1850. Die Bundesrepublik Deutschland lehnt            einen fiktiven Ursprung hat, aber für Besucher*innen des rechten Spektrums eine
     sie als nicht legitimes Konstrukt ab. Ihr wichtigstes erklärtes Ziel ist ein „Frie-   hohe Attraktivität aufweist und dafür sorgt, dass verstärkt versucht wird, die
     densvertrag“, um den vermeintlichen Kriegs- und Belagerungszustand Deutsch-           Wewelsburg für rechte Zwecke und Politik zu vereinnahmen. So existiert etwa
     lands aufheben zu können. Neben einer Petition, um diesen „Friedensvertrag“ zu        ein Video von 2018, welches eine vermummte Gestalt vor der Wewelsburg zeigt,
                                                                                           die sich selbst als Mitglied der „Atomwaffen Division“ ausgibt, einer ursprüng-
                                                                                           lich aus Amerika stammenden rechtsextremen Organisation, die sich selbst für
                                                                                           2019 gegen Grünen-Politiker*innen ausgesprochene Morddrohungen verantwort-
                                                                                           lich zeichnet .

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Paderborner Domstädter                                                             Auch bei der zweiten Auflage, die im Dezember 2019 in Schloß Holte-Stukenbrock
     Die Paderborner Domstädter sind eine Gruppe von Fußballfans des SC Pader-          unter dem Motto „Deutsche Souveränität und deutsche Interessen“ stattfand,
     born 07, unter welchen sich auch gewaltbereite Hooligans mit Verbindungen          waren größtenteils Gastredner eingeladen, die dem „Flügel“ der AfD zuzuordnen
     in die rechtsextremistische Szene finden. Auch unter dem Namen „Ackerjungs“        sind. Darunter waren etwa Oliver Kirchner, Christian Blex, Dubravko Mandic und
     bekannt, wurden den Domstädtern neben Graffitis mit zum Teil gewaltverherr-        Jens Kestner. Der „Flügel“ der AfD wird vom Verfassungsschutz seit 2019 als Ver-
     lichender und rechtsradikaler Symbolik in der Vergangenheit auch verbale und       dachtsfall eingestuft .
     körperliche Attacken auf andersdenkende Menschen bzw. deren Treffpunkte            Neben dem „Hermannstreffen“ fand 2019 außerdem eine Podiumsdiskussion
     zugesprochen. Über organisierte Aktionen der Domstädter gab es in den letzten      zum Thema „Medienkrieg – Feldzug gegen die Meinungsfreiheit statt“. Eingela-
     Jahren keine öffentliche Meldung; auch die genaue Anzahl der Personen, die zum     den waren hierzu neben Christian Blex der rechte Medienanwalt Christian Stahl
     rechten Kern gezählt werden können, ist öffentlich nicht bekannt .                 sowie rechte Youtuber und Blogger wie Michael Stürzenberger, Oliver Flesch und
                                                                                        Timm Kellner.
     Alternativer Kulturkongress Deutschland e.V. (AKD)
     Der Alternative Kulturkongress Deutschland e.V. wurde im Februar 2016 gegrün-      Timm Kellner
     det . Sitz des Vereins ist Paderborn und Vorsitzender ist Matthias Tegethoff; in   Timm Kellner ist ein in Horn-Bad Meinberg ansässiger rechter Youtuber und Au-
     weiterer Funktion stellvertretender Sprecher des AfD-Kreisverbandes Paderborn.     tor. Neben sogenannten „Polit-Talks“, in denen etwa mit Matthias Tegethoff über
     Selbst formulierter Zweck des Vereins ist die Förderung , der Schutz und der       aktuelle politische Themen diskutiert wird, produziert Timm Kellner hauptsäch-
     Erhalt von Kultur und Kulturbewusstsein. Als Gefahren für Kultur und das Kul-      lich eigene Beiträge und bespielt damit verschiedene soziale Medien wie Face-
     turbewusstsein werden auf der Internetseite des Vereins etwa die vermeintli-       book und Youtube.
     che Einschränkung der Redefreiheit durch den Bundestag oder die manipulative       Timm Kellner war Polizist im Kreis Lippe, bevor er wegen gefährlicher Körper-
     Meinungsbildung der Gesellschaft durch Bildungsstätten, Medien und Wirt-           verletzung neun Monate lang in Haft saß und vom Dienst suspendiert wurde.
     schaftsvertreter ausgemacht . Die deutsche Demokratie wird als „lobbyistische      In autobiographischen Büchern stellt er sich als Opfer einer Polizei-Intrige dar,
     Oligarchie“ bezeichnet, in der die Bürger kein Mitspracherecht mehr hätten.        versucht die Rockerszene in ein positiveres Licht zu rücken und schildert seine
     Zur Deutung einer abendländischen Kultur wird der nationalistische und an-         Meinung über den vermeintlichen Niedergang Deutschlands. Schon während sei-
     tidemokratische Kulturkritiker Oswald Spengler herangezogen, Integration wird      ner Zeit bei der Polizei hat er Kontakte ins Rockermilieu geknüpft und gründete
     als flächendeckend gescheitert bezeichnet, die deutsche Erinnerungskultur als      2015 den Biker-Club Brothers MC Salt City mit Sitz in Horn in Ostwestfalen-Lippe.
     „historischer Tunnelblick“ mit alleinigem Fokus auf den Nationalsozialismus        Seit 2016 teilt Kellner regelmäßig Beiträge bei Facebook, Youtube und Telegram.
     beschrieben, die Schuld Deutschlands für den zweiten Weltkrieg wird zumindest      Dabei werden Flüchtlinge, Muslim*innen, Feminist*innen und Klimaaktivist*in-
     in Frage gestellt und Globalisierung , „Multikulturalismus“ und „Gendermainstre-   nen regelmäßig dehumanisiert . Als Feindbilder werden insbesondere wirkmäch-
     am“ werden als „Kulturnihilismus“ klassifiziert . Damit reproduziert der Verein    tige und in der Öffentlichkeit stehende Frauen wie die Klimaaktivistin Greta
     gängige rechte Theorien.                                                           Thunberg , die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli oder Angela Merkel stili-
     Um die Menschen für diese vermeintlichen Probleme zu sensibilisieren, möchte       siert . Es wird ein vermeintlicher Kollaps Deutschlands beschwört, gegen den das
     der Alternative Kulturkongress Plattformen schaffen, auf denen sich gleichge-      Volk sich wehren müsse.
     sinnte Menschen austauschen können, um ein mutmaßlich ausschließlich eli-          Um diese Wehrhaftigkeit zu demonstrieren, rief Kellner beispielsweise zu Mahn-
     täres Parteiensystem durchleuchten zu können. Dafür werden etwa Vorträge,          wachen in Paderborn auf. Bei insgesamt drei solcher Mahnwachen im Jahr 2019
     Exkursionen, Stammtische und Podiumsdiskussionen organisiert . Als Veran-          schwankte die Teilnehmendenzahl zwischen 50 und 120. Auch wenn der Einfluss
     staltungsort ist dabei grundsätzlich Ostwestfalen-Lippe angegeben, wobei der       Kellners im Kreis Paderborn also eher gering zu sein scheint, ist seine bundeswei-
     tatsächliche Veranstaltungsort den Teilnehmenden erst kurz vor Beginn bekannt      te Reichweite doch enorm. So gehört Kellner zu den reichweitenstärksten rechten
     gegeben wird, um Gegendemonstrationen zu verhindern.                               Youtubern Deutschlands.
     In Anlehnung an das Hermannsdenkmal hat so 2018 erstmals das „Hermannstref-        Neben dem Teilen von Videos auf Youtube, hat Kellner seine eigene Webseite
     fen“ in Augustdorf stattgefunden. Als Redner waren dort u.a. Björn Höcke aus       gegründet, über die er seine Beiträge teilt . 2018 gründete er außerdem die poli-
     Thüringen und Andreas Kalbitz aus Brandenburg vor Ort .                            tische Liste „Für Die Eigenen“. Die Liste soll laut eigener Aussage als Netzwerk
                                                                                        dienen für alle, „denen ihre Heimat und die Zukunft ihrer Kinder noch am Herzen
                                                                                        liegt .“ Von den Teilnehmer*innen der Liste selbst scheinen keinerlei Aktivitäten
                                                                                        auszugehen.

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4 . Das Handlungskonzept                                                           Ausgehend von diesen Handlungsfeldern wurden fünf Arbeitsgruppen gebildet,
                                                                                        welche in einem etwa zwei Jahre währenden Prozess die Handlungsbedarfe in
                                                                                        den jeweiligen Feldern abgesteckt und daraus mögliche Maßnahmen abgeleitet
                                                                                        haben.
     Der Kreis Paderborn hat sich entschieden, seine Präventionsarbeit gegen Rechts-
     extremismus und Rassismus zu verstärken und sich aus diesem Grunde für eine        Abschluss und Verabschiedung des Handlungskonzeptes
     Förderung im Rahmen des Landesprogramms „NRWeltoffen: Lokales Handlungs-           Nach der Zusammenfassung der Handlungsempfehlungen zu einem Handlungs-
     konzept gegen Rechtsextremismus und Rassismus“ beworben. Nach der Bewilli-         konzept wurde dieses im Dezember 2018 vom Kreistag verabschiedet .
     gung der Förderung startete das Projekt im Kreis Paderborn Anfang 2017.            Das vorliegende Handlungskonzept stellt nun eine überarbeitete und aktualisier-
                                                                                        te Fassung dar, wobei die konkreten Handlungsempfehlungen lediglich redaktio-
                                                                                        nell und nicht inhaltlich verändert wurden.

     4 .1. E ntstehung des lokalen Handlungs-
            konzeptes im Kreis Paderborn                                                4 .2. U msetzung des
     Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure                                              Handlungskonzeptes
     Wie auf Landesebene wurde auch auf Kreisebene ein besonderer Fokus auf die
     Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure bei der Ausarbeitung des lokalen
     Handlungskonzepts gelegt . Bei einer über das Projekt informierenden Auftaktver-   Alle am Handlungskonzept Beteiligten waren sich einig , dass die Arbeit für eine
     anstaltung fanden sich so zahlreiche Vertreter*innen aus verschiedenen Verei-      tolerante und weltoffene Gesellschaft sowie gegen Rechtsextremismus und
     nen, Organisationen, Initiativen und Ämtern, die aktiv an der Ausarbeitung des     Rassismus eine Daueraufgabe darstellt, die nicht mit der Erarbeitung des Hand-
     Handlungskonzepts mitgewirkt haben.                                                lungskonzeptes abschließend bewältigt ist . Deswegen hat sich der Kreis Pader-
                                                                                        born entschieden, auch für die Jahre 2019 und 2020 Gelder aus dem Landespro-
     Handlungsfelder                                                                    gramm „NRWeltoffen: Lokale Handlungskonzepte gegen Rechtsextremismus und
     Angelehnt an das Landeskonzept wurden durch ein Steuerungsgremium zuvor            Rassismus“ zu beantragen.
     folgende fünf zu bearbeitende Handlungsfelder festgelegt:
                                                                                        Die koordinierende Fachstelle
     › Erziehung und Bildung                                                            Nach Bewilligung der Fördermittel wurde im Mai 2019 die koordinierende
                                                                                        Fachstelle neu besetzt . Waren vorherig der Aufbau eines Netzwerkes und die
     › Sport und Freizeit                                                               fachliche Begleitung des Entwicklungsprozesses des Handlungskonzeptes die
                                                                                        maßgeblichen Aufgaben der Koordinierungsfachkraft, haben sich diese mit der
     › Medien und Kultur                                                                Fertigstellung des Handlungskonzeptes dementsprechend gewandelt . Folgende
                                                                                        Aufgabenfelder der Koordinierungsfachkraft lassen sich grob ausmachen:
     › Sicherheit und Ordnung
                                                                                        • Die fachliche Begleitung des Umsetzungsprozesses des Handlungskonzeptes
     › Integration, Emanzipation und Religion
                                                                                        • Sicherstellung der Vernetzung aller relevanten Akteure

                                                                                        • F örderung der Qualifizierung von Organisationen und Institutionen sowie
                                                                                           Beratung von Akteuren

                                                                                        • Öffentlichkeitsarbeit zum kommunalen Handlungskonzept

                                                                                        • Durchführung von Maßnahmen zur Qualitätssicherung

16                                                                                                                                                                         17
Der Zusammenschluss dieser beiden Projekte findet sich mittlerweile auch online
                                                                                                          unter „vielfalt-lieben.de“ wieder. Der Internetauftritt bietet neben allgemeinen und ak-
                                                                                                         Vielfalt-lieben.de
     Aufgabe der Koordinierungsfachkraft ist nicht die eigenständige Umsetzung der im Hand-               tuellen
                                                                                                         Der        Informationendieser
                                                                                                              Zusammenschluss      über die beiden
                                                                                                                                        beiden      Projekte
                                                                                                                                                Projekte findetauch
                                                                                                                                                                sich nützliche, den
                                                                                                                                                                     mittlerweile   Zielen
                                                                                                                                                                                  auch     derunter
                                                                                                                                                                                       online   Projek-
     lungskonzept aufgelisteten Maßnahmen. Stattdessen sollen geeignete Akteure und Koope-               „vielfalt-lieben.de“
                                                                                                          te entsprechendewieder.    Der Internetauftritt
                                                                                                                                Funktionalitäten, wie etwabietet
                                                                                                                                                              derneben  allgemeinen
                                                                                                                                                                   Möglichkeit       und aktuellen In-
                                                                                                                                                                                der Beantragung     von
     rationspartner ausgemacht, gegebenenfalls zur Umsetzung der Maßnahmen angeregt und                  formationen über die beiden Projekte auch nützliche, den Zielen der Projekte entsprechende
                                                                                                          Geldern oder der Bewerbung eigener themenspezifischer Veranstaltungen und Pro-
                                                                                                         Funktionalitäten, wie etwa der Möglichkeit der Beantragung von Geldern oder der Bewerbung
     dabei fachlich begleitet und unterstützt werden.
                                                                                                         eigener  themenspezifischer
                                                                                                          jekte und                    Veranstaltungen
                                                                                                                        setzt damit bereits              undder
                                                                                                                                             eine Vielzahl   Projekte und setztMaßnahmen
                                                                                                                                                                  geforderten    damit bereitsaus
                                                                                                                                                                                               einedem
                                                                                                                                                                                                   Viel-
     „Demokratie leben!“                                                                                 zahl der geforderten Maßnahmen
                                                                                                          Handlungskonzept      um.          aus dem Handlungskonzept um.
     Unterstützung bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Prävention von Rechtsextremismus
     und Rassismus gibt es durch das Bundesprogramm
     „Demokratie leben!“. Anfang 2019 wurde im Kreis Paderborn eine „Partnerschaft für Demo-
     kratie“ eingerichtet, deren Koordinierungs- und Fachstelle das Ziel hat, vielfältige Projekte zur
     Demokratie- und Toleranzförderung anzustoßen, zu fördern und umzusetzen. Auch im Bun-
     desprojekt liegt der Fokus auf der Beteiligung und Stärkung der Zivilgesellschaft. So können
     über das
     Bundesprogramm Gelder für die Umsetzung eigener Projekte etwa von Vereinen und Ini-
     tiativen beantragt werden. Aufgrund der inhaltlichen Nähe und der ähnlichen Zielsetzung
     wurden die beiden Projekte „NRWeltoffen“ und
     „Demokratie leben!“ im Kreis Paderborn eng miteinander verknüpft.
     Beide Projekte sollen sich gegenseitig unterstützen und ergänzen.
     Dabei teilen sie sich etwa ein Steuerungsgremium bzw. einen Begleitausschuss. Das Steue-
     rungsgremium besteht aus Vertreter*innen verschiedener Ämter und zivilgesellschaftlicher
     Vereine und begleitet für „NRWeltoffen“
     den Umsetzungsprozess des Handlungskonzeptes und entscheidet bei
     „Demokratie leben!“ über die Förderung eingegangener Projektanträge.

                                                                                                         Netzwerkarbeit
                                                                                                         Für eine erfolgreiche und nachhaltige Umsetzung des Handlungskonzeptes ist das Projekt
                                                                                                           Netzwerkarbeit
                                                                                                         „NRWeltoffen“   und die koordinierende Fachstelle stark auf die Zusammenarbeit und Koopera-
                                                                                                         tion
                                                                                                           Für eine erfolgreiche aktiven
                                                                                                              von  im Themenfeld          Akteuren angewiesen.
                                                                                                                                   und nachhaltige    UmsetzungSo        wurde
                                                                                                                                                                       des      während des Entwicklungs-
                                                                                                                                                                            Handlungskonzeptes       ist das
                                                                                                         prozesses des Handlungskonzeptes bereits ein Netzwerk von Engagierten gebildet, welches
                                                                                                         inProjekt
                                                                                                            Zukunft„NRWeltoffen“    undwerden
                                                                                                                     weiter vergrößert   die koordinierende       Fachstelle
                                                                                                                                               soll. Ziel ist es, ein          stark
                                                                                                                                                                      breites und     auf die Zusammen-
                                                                                                                                                                                  belastbares  Bündnis
                                                                                                         aufzubauen,   das bei der Umsetzung  des  Handlungskonzeptes         unterstützend
                                                                                                           arbeit und Kooperation von im Themenfeld aktiven Akteuren angewiesen. So wurde    mitwirkt   und
                                                                                                         gleichzeitig bei der eigenen Arbeit unterstützt wird. Dafür können etwa themenspezifische
                                                                                                           während
                                                                                                         Projekte    des
                                                                                                                   und    Entwicklungsprozesses
                                                                                                                       Veranstaltungen               des Handlungskonzeptes
                                                                                                                                        organisatorisch                              bereits
                                                                                                                                                           und finanziell unterstützt,       ein Netzwerk
                                                                                                                                                                                         geeignete  Koopera-
                                                                                                         tionspartner  vermittelt
                                                                                                           von Engagierten        oder Unterstützung
                                                                                                                              gebildet,                 bei derweiter
                                                                                                                                        welches in Zukunft        Professionalisierung  von Initiativen
                                                                                                                                                                         vergrößert werden     soll. Zielund
                                                                                                                                                                                                          ist
                                                                                                         Vereinen geleistet werden.
                                                                                                           es, ein breites und belastbares Bündnis aufzubauen, das bei der Umsetzung des
                                                                                                         Für einen Ausbau und eine stärkere Bekanntmachung der verschiedenen
                                                                                                           Handlungskonzeptes unterstützend mitwirkt und gleichzeitig bei der eigenen Arbeit
                                                                                                          unterstützt wird. Dafür können etwa themenspezifische Projekte und Veranstaltungen
                                                                                                          organisatorisch und finanziell unterstützt, geeignete Kooperationspartner vermittelt
                                                                                                          oder Unterstützung bei der Professionalisierung von Initiativen und Vereinen geleistet
                                                                                                          werden.

18                                                                                                                                                                                                              19
Für einen Ausbau und eine stärkere Bekanntmachung der verschiedenen Akteure
     sollen regelmäßige Netzwerktreffen wie der „Markt der Möglichkeiten“ in der We-
     welsburg oder „Demokratiekonferenzen“ dienen. Außerdem soll das Netzwerk durch
      im März
     Akteure
     Wewelsburg
                2020regelmäßige
             sollen   erstmals stattfindende
      die Netzwerkkarte
                                              „Aktionswochen
                                 Netzwerktreffen
                  oder „Demokratiekonferenzen“
                                                  wie der „Marktgegen
                           auf der Website www.vielfalt-lieben.de
                                                                        Rassismus“ in
                                                                  der Möglichkeiten“
                                                  dienen. Außerdem soll  das Netzwerk
                                                                     stärker
                                                                                     und
                                                                                       derdurch
                                                                                      durch und
                                                                             wertgeschätzt
                                                                                                  4 .3. Handlungsempfehlungen
     im März 2020 erstmals stattfindende „Aktionswochen gegen Rassismus“ und durch die
      sichtbar gemacht
     Netzwerkkarte       werden.
                     auf der Website www.vielfalt-lieben.de stärker wertgeschätzt und sichtbar
     gemacht werden.                                                                              Unter dem Leitziel: „Der Kreis Paderborn handelt geschlossen gegen Alltagsrassismus, Rechts-
                                                                                                  extremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Wir stehen für Weltoffenheit, für
                                                                                                  Toleranz und Vielfalt und für einen respektvollen Umgang in persönlichem und gesellschaft-
                                                                                                  lichem Miteinander“ wurden während des Ausarbeitungsprozesses des Handlungskonzeptes
                                                                                                  auf insgesamt 18 Seiten Handlungsempfehlungen zusammengefasst. Die Handlungsempfeh-
                                                                                                  lungen wurden dabei aufgeteilt in die Punkte:

                                                                                                  • Zielgruppen
                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                  • Handlungsziel
                                                                                                  • Mögliche Maßnahmen

                                                                                                  Soweit möglich bzw. vorhanden wurde in der vorliegenden aktualisierten Fassung des Hand-
                                                                                                  lungskonzeptes der Punkt „Aktueller Stand“ hinzugefügt. Dieser weist auf bereits umgesetz-
                                                                                                  te Maßnahmen bzw. auf zur Maßnahme passende Programme hin. Dabei ist dieser Stand
                                                                                                  immer als Momentaufnahme zu sehen, welche möglicherweise nicht die gesamte Bandbreite
                                                                                                  der Umsetzung aufzeigt.
                                                                                                  Die möglichen Maßnahmen sind teilweise als konkrete Handlungsaufforderung, teilweise als
                                                                                                  Denkanstoß bzw. –impuls formuliert und sollen stetig überprüft, angepasst und weiterentwi-
                                                                                                  ckelt werden.

         4.3.Handlungsempfehlungen

     Unter dem Leitziel: „Der Kreis Paderborn handelt geschlossen gegen Alltagsrassis-
     mus, Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Wir stehen
     für Weltoffenheit, für Toleranz und Vielfalt und für einen respektvollen Umgang in
     persönlichem und gesellschaftlichem Miteinander“ wurden während des Ausarbei-
     tungsprozesses des Handlungskonzeptes auf insgesamt 18 Seiten Handlungsemp-
     fehlungen zusammengefasst. Die Handlungsempfehlungen wurden dabei aufgeteilt
     in die Punkte:

                                    Zielgruppen

20                                                                                                                                                                                               21
Leitziel des Handlungskonzeptes

     Der Kreis Paderborn handelt geschlossen gegen Alltagsrassismus,            Mittlerziele des Handlungskonzeptes
     Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

     Wir stehen für Weltoffenheit, für Toleranz und Vielfalt und für einen      1.                Förderung einer Kultur der gegenseitigen Anerken-
     respektvollen Umgang in persönlichem und gesellschaftlichem                                  nung, Toleranz, Vielfalt und des Respekts
     Miteinander.

     Zielgruppe          › Alle Bürger*innen                                    2.                Wissensvermittlung zu den Themen Alltagsrassismus,
                                                                                                  Rechtsextremismus, Antisemitismus, Ausländer- und
     Handlungsziele      ›E
                           ntwicklung und Sichtbarmachung der                                    Islamfeindlichkeit, Sexismus, Homo- und Transpho-
                          Grundhaltung gegen Rechtsextremismus                                    bie sowie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
                          und Alltagsrassismus durch:                                             und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit zu diesen
                                                                                                  Themen
                         › Stärkung der Demokratiekompetenz
                                                                                3.                Unterstützung der Antidiskriminierungsarbeit
                         › F örderung der Selbstreflexion des Einzelnen
                           und Bewusstmachung des strukturellen
                           Alltagsrassismus                                     4.                Stärkung der politischen Urteilsfähigkeit, Mündigkeit
                                                                                                  und Partizipation
                         ›R
                           eflektieren, Ansprechen und Abbauen von Ängsten
                          und Vorurteilen                                       5.                Förderung von beruflicher und gesellschaftlicher
                                                                                                  Teilhabe von Minderheiten
                         › F örderung der Entwicklung von Zivilcourage gegen
                           Rassismus und Rechtsextremismus

     Mögliche            ›K
                           ontinuierliche Erweiterung des Netzwerks
     Maßnahmen            gegen Rechtsextremismus und Rassismus im
                          Kreis Paderborn mit zivilgesellschaftlichen und
                          staatlichen Akteuren

                         ›R
                           egelmäßige Auseinandersetzung mit den Themen
                          Rechtsextremismus und Alltagsrassismus

                         ›G
                           ezielte und verstärkte Öffentlichkeitsarbeit

                         ›W
                           erbekampagnen sowie Plakat-, Button- und
                          Postkartenaktionen

                         ›A
                           ktionswochen für Zivilcourage mit
                          unterschiedlichen Aktivitäten und Akteuren

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4 .3.1. Erziehung und Bildung
                                                                                        Analyse und Aufbereitung rechter Strukturen
     Das Handlungsfeld „Erziehung und Bildung“ legt seinen Fokus auf KiTas sowie
     schulische und außerschulische Bildungsinstitutionen. In ihrem Bestreben mün-      1. Handlungsempfehlung
     dige und kritische Bürger heranzuziehen, bilden schulische und außerschulische
     Bildungsinstitutionen einen wichtigen Baustein in der Rassismus- und Rechtsex-
                                                                                        Handlungsfeld: Erziehung und Bildung
     tremismusprävention. Als Treffpunkt von Menschen unterschiedlicher Nationali-
     täten sind sie besonders gefragt, sich kritisch mit dem Thema Rassismus ausein-
     andersetzen und diesem präventiv entgegenzuwirken.
     Gerade während der Identitätsfindung und -bildung sind junge Menschen sensi-       Zielgruppen      › Schulen und außerschulische Bildungsinstitutionen
     bel und zugänglich für simple und undifferenzierte Wert- und Weltbilder, wie sie                    › alle Bürger*innen des Kreises Paderborn
     insbesondere von antidemokratischen Strömungen oftmals postuliert werden.
     Entsprechend sind frühzeitig ansetzende pädagogisch-präventive Maßnahmen
     wie beispielsweise Besuche von Gedenkstätten, Aufklärungsarbeit zu rechts-         Handlungs­       Es fehlen Informationen über die aktiven, rechtsext-
     extremen Parolen und Zeichen sowie die Förderung von Medienkompetenz von           bedarf           rem orientierten Akteure und Gruppierungen im Kreis
     besonderer Bedeutung. Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit, das Aufzeigen                       Paderborn. Eine systematische, qualitative und/oder
     von Handlungsmöglichkeiten und -alternativen sowie die Förderung von kriti-                         quantitative Erfassung der rechten Szene im Land-
     scher Reflexion und Courage sollten so zentrale Bausteine in der Arbeit von                         kreis Paderborn liegt derzeit nicht vor.
     schulischen und außerschulischen Bildungsinstitutionen darstellen.
     Die nachfolgenden Maßnahmen legen deshalb den Fokus nicht nur auf junge,
     heranwachsende Menschen, sondern insbesondere auch auf Lehrer*innen,               Handlungsziele   › Schaffung von Transparenz über Akteure und
     Schulsozialarbeiter*innen, Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen in ihrer                             Gruppierungen der rechten Szene durch Sammlung,
     Funktion als Multiplikator*innen.                                                                      Bearbeitung und Streuung von Informationen

                                                                                        Mögliche         › Empirische Bestandsaufnahme und -analyse
                                                                                        Maßnahmen           von rechtsextremen Organisationen und Akteuren
                                                                                                            sowie deren Einflussnahme.

                                                                                        Aktueller        Die obenstehende Auflistung rechtsextremer
                                                                                        Stand            Strukturen im Kreis Paderborn ist in Zusammenarbeit
                                                                                                         mit der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus
                                                                                                         entstanden und stellt eine vorläufige aktuelle,
                                                                                                         wenngleich nicht vollständige Übersicht dar.

24                                                                                                                                                              25
Maßnahmenüberblick                                                     Schulung von Lehrkräften
     2. Handlungsempfehlung                                                 3. Handlungsempfehlung
     Handlungsfeld: Erziehung und Bildung                                   Handlungsfeld: Erziehung und Bildung

     Zielgruppen      ›S
                        chulen und außerschulische Bildungsinstitutionen   Zielgruppen      › Schulen
                      ›a
                        lle Bürger*innen des Kreises Paderborn                              › Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte

     Handlungs­       Es besteht der Bedarf einen Maßnahmenüberblick        Handlungs­       Lehrkräften und sozialpädagogischen Fachkräften
     bedarf           über die aktuellen Projekte und Angebote gegen        bedarf           mangelt es oftmals an ausreichender Handlungskom-
                      Rechtsextremismus und Rassismus aufzubauen und                         petenz, wenn sie in Schulen mit den Themen Rechts-
                      zu pflegen.                                                            extremismus und Rassismus konfrontiert werden.

     Handlungsziele   ›T  ransparenz über Projekte und Angebote schaffen   Handlungsziele   › Thematisieren von Rechtsextremismus und
                      ›A  bstimmung von Maßnahmen                                              Rassismus im schulischen Unterricht
                      › F örderung von bedarfsgerechten Maßnahmen für                       › Stärkung der Handlungskompetenz von
                        die Schließung von Angebotslücken                                       Lehr- und sozialpädagogischen Fachkräften
                      ›E  ntwicklung von neuen Projekten und Maßnahmen
                                                                            Mögliche         › Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsangeboten
     Mögliche         ›E
                        rstellung und Pflege eines Maßnahmenkatalogs       Maßnahmen           für Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte
     Maßnahmen                                                                                  mit dem Schwerpunkt Rechtsextremismus und
                                                                                                Alltagsrassismus
     Aktueller        Die Website „www.vielfalt-lieben.de“ archiviert                        › Inhaltliche Erweiterung des Notfallordners
     Stand            Akteure, Veranstaltungen und Projekte in der                              für Schulen durch die Schwerpunktthemen
                      Präventionsarbeit und bietet damit einen ersten                           Rechtsextremismus und Rassismus
                      Überblick über die verschiedenen Maßnahmen im
                      Kreis Paderborn.                                      Aktueller        › Derzeit wird an der Institutionalisierung einer
                                                                            Stand               regelmäßigen Fortbildung für schulische Fachkräfte
                                                                                                gearbeitet
                                                                                             › Der Notfallordner für Schulen wurde um das Thema
                                                                                                „Extremismus /Verfassungsfeindliche Äußerungen“
                                                                                                erweitert

26                                                                                                                                                   27
Sensibilisierungsarbeit an Schulen
     4. Handlungsempfehlung
     Handlungsfeld: Erziehung und Bildung

     Zielgruppen      ›A
                        lle Bürger*innen des Kreises Paderborn

     Handlungs­       Es bedarf der verstärkten politischen Bildung und der
     bedarf           Vermittlung von Geschichtsbewusstsein an Schulen
                      und außerschulischen Bildungsinstitutionen, um die
                      Urteilsfähigkeit und die Bereitschaft zur gesellschaft-
                      lichen und politischen Partizipation zu fördern.

     Handlungsziele   ›A  useinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
                         und mit aktuellen rechtsextremistischen Entwick-
                         lungen
                      ›A  ufklärung über gesellschaftliche Prozesse und
                         deren geschichtlichen Zusammenhänge
                      ›H  interfragen eigener und fremder Ideologien von
                         Ungleichwertigkeit
                      › F örderung der Kultursensibilität für die gegenseiti-
                         ge Akzeptanz und Achtung kultureller Unterschiede
                      ›S  tärkung der Handlungskompetenz zur Erkennung
                         ausgrenzender Situationen sowie Sensibilisierung
                         für die Gefahren von Alltagsrassismus und
                         gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit
                      ›V  ermittlung von demokratischen Werten

     Mögliche         › B esuche von NS-Gedenkstätten
     Maßnahmen        › Initiieren von themenspezifischen Projekten in
                          Schulen und weiteren Bildungsinstitutionen
                      › W eiterführung von pädagogischen Bildungs­
                          angeboten der Erinnerungs- und Gedenkstätte
                          Wewelsburg

     Aktueller        Im an der Wewelsburg angesiedelten Projekt
     Stand            „Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage“
                      ist ein Netzwerk von Schulen untergebracht, die sich
                      aktiv gegen Rassismus einsetzen und regelmäßige
                      Projekte zu dem Thema durchführen. Dieses Netz-
                      werk soll nach Möglichkeit stetig erweitert und bei
                      der Durchführung von Projekten unterstützt werden.

28                                                                               29
4 .3.2. Sport und Freizeit
                                                                                         Sensibilisierung von Multiplikator*innen im Sportbereich
     Im Handlungsfeld „Sport und Freizeit“ liegt der Fokus hauptsächlich auf Sport
     bzw. Freizeitaktivitäten im sportlichen Bereich. Insbesondere Sport und sportli-    1. Handlungsempfehlung
     che Aktivitäten zeichnen sich durch einen sozial-integrativen Charakter aus. Dort
     bestenfalls gelebte Werte wie Chancengleichheit, Fairness und das Respektieren
                                                                                         Handlungsfeld: Sport und Freizeit
     des Gegners können die Demokratieerziehung und damit die Präventionsarbeit
     gegen Ideologien der Ungleichwertigkeit unterstützen. Als Treffpunkte für Men-
     schen verschiedener Nationalitäten und Religionen können Sportvereine trotz
     möglicher Unterschiede ein Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft vermit-        Zielgruppen      › Hauptamtliche Multiplikator*innen in Vereinen
     teln.                                                                                                › Trainer*innen
     Gleichzeitig kann dieses Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft aber auch                         › Übungsleiter*innen, Vorstände, Förderer
     zu Abgrenzung und Ablehnung von Außenstehenden führen. Insbesondere in
     Fußballstadien und Fankurven kommt es beispielsweise immer wieder zu rassis-
                                                                                                             und Sponsoren von Vereinen
     tischen, fremdenfeindlichen, sexistischen oder homophoben Praxen von rechten
     Gruppierungen und Hooligans.                                                        Handlungs­       Oft fehlt es an Fachkenntnissen über Erscheinungs-
     In Sportvereinen kommt insbesondere den Autoritätspersonen, wie Trainer*in-         bedarf           formen (Symbole, Codes, Bands, Kleidung etc.) der
     nen, Teamleiter*innen und Vorständen eine besondere Verantwortung bei der                            rechten Szene sowie einer Sensibilisierung für All-
     Prävention von Rechtsextremismus und Rassismus zu. Als Vorbild können sie die                        tagsrassismus bei Multiplikator*innen, Trainer*innen,
     Philosophie des Vereins und damit auch bestimmte Ansichten der Mitglieder
                                                                                                          Übungsleiter*innen und der Vorstandsebene im
     maßgeblich beeinflussen. Damit Multiplikator*innen ihre Vorbildfunktion po-
     sitiv ausfüllen können steht insbesondere die Sensibilisierung , Aufklärung und                      Bereich Sport und Freizeit.
     Stärkung der Handlungskompetenz dieser Zielgruppe im Fokus der präventiven
     Arbeit im Handlungsfeld „Sport und Freizeit“.                                       Handlungsziele   › Förderung der Bildungs- und Aufklärungsarbeit
     Trotz des Schwerpunktes auf Sport und sportliche Freizeitaktivitäten sollen                             über Rechtsextremismus und Alltagsrassismus für
     allgemein auch kulturelle Freizeitaktivitäten wie Schützenfeste, Karneval oder                          Multiplikator*innen
     Ähnliches Beachtung finden.
                                                                                                          › Sensibilisieren der Vorstandsebene von Vereinen für
                                                                                                             die Themen Rechtsextremismus und Rassismus
                                                                                                          › Stärkung der Wahrnehmung der eigenen Vorbild-
                                                                                                             funktion bei Sportler*innen und Vorständen von
                                                                                                             Vereinen

                                                                                         Mögliche         ›A  usarbeitung und Pflege einer Broschüre über Merk-
                                                                                         Maßnahmen           male und Erscheinungsformen der rechten Szene
                                                                                                          › Einrichtung einer Homepage mit Fortbildungsan-
                                                                                                             geboten, Veranstaltungskalender und einer On-
                                                                                                             line-Aufklärungsbroschüre über die aktuellen Gefah-
                                                                                                             ren und Merkmale der rechten Szene
                                                                                                          › Formulierung von klaren und verbindlichen Regeln
                                                                                                             in den Vereinen im Umgang mit Rechtsextremismus
                                                                                                             und Rassismus
                                                                                                          › Fortbildungsangebote für Multiplikator*innen im
                                                                                                             Bereich Sport und Freizeit

                                                                                         Aktueller        ›U  nter „www.vielfalt-lieben.de“ findet sich ein Ver-
                                                                                         Stand              anstaltungskalender, über den über themenspezifi-
                                                                                                            sche Veranstaltungen und Fortbildungen für ver-
                                                                                                            schiedene Zielgruppen informiert wird. Auch eine
                                                                                                            Broschüre zu Merkmalen der rechten Szene ist dort
                                                                                                            verlinkt.
                                                                                                          › F ortbildungsangebote für Multiplikator*innen sind
                                                                                                            derzeit in Planung

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Abstimmung des Grundausbildungsprogramms
     für Ehrenamtliche
     2. Handlungsempfehlung
     Handlungsfeld: Sport und Freizeit

     Zielgruppen      › Alle
                           Anbieter des (Grund-) Ausbildungsprogramms
                        der Ehrenamtlichen

     Handlungs­       Das (Grund-) Ausbildungsprogramm der Ehrenamt-
     bedarf           lichen im Bereich Sport und Freizeit beinhaltet kaum
                      Aufklärungsangebote zu rechten Gefahren und
                      Erscheinungsformen sowie zur Antirassismusarbeit.
                      Das Ausbildungsprogramm umfasst dabei:
                      › JuLeiCa
                              (über 16 Jahre)
                      › Sporthelferausbildung
                                              (unter 18 Jahren)
                      › Übungsleiterausbildung
                                                (über 18 Jahren)
                      › Junior
                             Coach

     Handlungsziele   › Integration
                               von Aufklärungsmaßnahmen im
                        (Grund-) Ausbildungsprogramm der Ehrenamtlichen
                      › Stärkung
                                der Wahrnehmung der eigenen Vorbild-
                        funktion bei den ehrenamtlichen Multiplikator*in-
                        nen im Bereich Sport und Freizeit

     Mögliche         ›V
                        ernetzung aller Anbieter der (Grund-) Ausbildung
     Maßnahmen        ›R
                        egelmäßige Netzwerktreffen zum Austausch
                      ›G
                        emeinsame Abstimmung von Angeboten und
                       Modulen

     Aktueller        Bislang hat ein Netzwerktreffen von Vertretern der
     Stand            Anbieter der (Grund-) Ausbildung der Ehrenamtlichen
                      stattgefunden. Weitere Treffen und die Ausarbeitung
                      gemeinsamer Maßnahmen sind geplant.

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4 .3.3. Medien und Kultur
                                                                                        Vernetzung von Akteuren
     Im Internet, in sozialen Plattformen, auf Videoplattformen und in Blogs kommen
     gerade Jugendliche und junge Erwachsene leicht mit rechtsextremer Ideologie in     1. Handlungsempfehlung
     Berührung. Rechte Musikgruppen nutzen das Internet zum Vertrieb ihrer Musik,
     Onlinehändler verkaufen rechte Devotionalien wie Kleidung und Accessoires.
                                                                                        Handlungsfeld: Medien und Kultur
     Organisationen und Vereinigungen nutzen das Internet für die Verbreitung ihrer
     Propaganda, geben sich dabei oft bewusst modern und bieten so niedrigschwel-
     lige und scheinbar unverfängliche Zugänge zu rechter Ideologie. Dabei sind rech-
     te Inhalte oft nicht auf den ersten Blick zu erkennen, sondern sie werden subtil   Zielgruppen      › Alle aktiven Künstler*innen
     vermittelt . Kommentarspalten werden unter dem Deckmantel der vermeintlichen                        › Alle Bürger*innen
     Anonymität und Straffreiheit oft zu Sammelbecken fremdenfeindlicher, sexisti-
     scher, antisemitischer und homophober Äußerungen.
     In einer Welt, die immer stärker durch schnellen Wandel gekennzeichnet ist, ist    Handlungs­       Im Kreis Paderborn sind diverse Initiativen, Akteure
     die Überwachung des digitalen Raumes in seiner Gesamtheit durch Einzelperso-       bedarf           und Künstler*innen im Themenfeld aktiv. Diese sind
     nen und Politik schwer durchführbar. Deshalb steht im medialen Bereich insbe-                       allerdings unzureichend vernetzt, es findet zu wenig
     sondere die Vermittlung von kritischer Medienkompetenz im Fokus der präventi-                       Austausch statt.
     ven Arbeit .
     Im Handlungsfeld „Medien und Kultur“ stehen Maßnahmen zur Nutzung der              Handlungsziele   › Vernetzung der Initiativen durch mediale
     digitalen Angebote zur Verbesserung der Vernetzung und Sichtbarmachung der
     verschiedenen Akteure im Kreis Paderborn im Vordergrund. Kultur wird hierbei
                                                                                                            Infrastruktur
     insbesondere als die unterschiedlichen Weltsichten und Werte verschiedener                          › Verbesserung des Austausches von Beispielen
     Menschen gesehen. Dabei wird der Fokus auf die Sichtbarmachung von Gemein-                             guter Praxis
     samkeiten gelegt, um so die Kulturdynamik zu verbessern.
                                                                                        Mögliche         Entwicklung einer Website mit folgenden Funktionali-
                                                                                        Maßnahmen         täten:
                                                                                                          ›V  eranstaltungskalender
                                                                                                          ›V  orstellung verschiedener Akteure und Initiativen
                                                                                                          › F orum für gewünschte Vernetzung und Koordinie-
                                                                                                            rung von Angeboten und Nachfragen

                                                                                        Aktueller        Die Website „www.vielfalt-lieben.de“ bietet neben
                                                                                        Stand            einem Veranstaltungskalender, in dem themenspe-
                                                                                                         zifische Veranstaltungen beworben werden können,
                                                                                                         eine Netzwerkseite, auf der sich verschiedene Akteure
                                                                                                         vorstellen und den Kontakt ermöglichen können.

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