Wirtschaftstrends Jahresmitte 2015 - Kolumbien 22.07.2015 - Lateinamerika Verein eV

 
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22.07.2015

Wirtschaftstrends Jahresmitte 2015 - Kolumbien

Verfasser: Edwin Schuh (Juni 2015)

Bogotá (gtai) - Kolumbien bleibt eines der dynamischsten Länder Lateinamerikas. Die Gründe
liegen in der stabilen Wirtschaftspolitik, steigenden Einkommen, einem großen Binnenmarkt und
der seit 2002 verbesserten Sicherheitslage. Während die Bauwirtschaft und der Konsum das
Wachstum ankurbeln, bleiben die Industrie und der Rohstoffsektor hinter den Erwartungen zurück.
Wichtige Infrastrukturprojekte bieten interessante Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.

Inhalt
1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Investitionen
Konsum
Außenhandel
2 Branchen im Überblick

Maschinen- und Anlagenbau
Kfz-Industrie
Chemie
Bauwirtschaft
Elektrotechnik/Elektronik
Informations- und Kommunikationstechnik
Umwelttechnik
Medizintechnik
Infrastruktur
Erdölsektor
Bergbau
1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts

Kolumbiens Wirtschaftswachstum lag 2014 mit 4,6% zwar leicht unter den Erwartungen, war aber
weiterhin eines der höchsten in Lateinamerika. Angetrieben wurde das Wachstum vor allem von
der Bauwirtschaft, die um 9,9% expandierte. Der Rohstoffsektor hingegen litt unter dem
gesunkenen Erdölpreis und verzeichnete als einziger Sektor einen Rückgang (-0,2%). Das
verarbeitende Gewerbe wuchs wie schon in den beiden Jahren zuvor kaum (+0,2%). Für 2015 und
2016 sehen die Prognosen ein gemäßigteres Wirtschaftswachstum voraus, da sich der
Rohstoffsektor abkühlt. Wichtige Infrastrukturprojekte sollen jedoch 2016 in die Bauphase gehen
und könnten ab diesem Zeitpunkt das BIP-Wachstum antreiben.
MKT201507218008.14

Die kolumbianische Industrie kennzeichnet eine geringe Wettbewerbsfähigkeit, da die Transport-
und Energiekosten hoch sind und die Innovationskraft gering. Eine Steuerreform, die Anfang 2015
in Kraft trat, hat zudem die Steuerlast der Unternehmen erhöht. Als Folge ist die Importkonkurrenz
von Gütern aus Ländern wie Mexiko oder China stark. Die Ausfuhren der Industrie in das ehemals
wichtigste Abnehmerland Venezuela leiden währenddessen unter den dortigen wirtschaftlichen
Problemen. Die Raffinierie Cartagena musste 2014 wegen Modernisierungsarbeiten ihre
Produktion vorübergehend einschränken, was die Industrie negativ beeinflusste. Ende 2015 soll
die Raffinierie wieder den Betrieb aufnehmen.

Hoffnungen schöpft das verarbeitende Gewerbe durch den seit Mitte 2014 gegenüber dem US-
Dollar und dem Euro deutlich abgewerteten kolumbianischen Peso. Dadurch werden Produkte aus
dem Ausland teurer und die Exporte der Industrie könnten mittelfristig steigen. Die Verbesserung
der Verkehrsinfrastruktur soll zudem langfristig die Transportkosten in Kolumbien senken. Dazu
geht die Regierung das umfassendste Programm zum Ausbau der Infrastruktur in der Geschichte
des Landes an, welches den Bau von 8.000 km Autobahnen sowie Investitionen in Häfen,
Flughäfen, Zugstrecken und die Binnenschifffahrt vorsieht.

Wirtschaftliche Eckdaten
 Indikator                                          2013      2014    Vergleichsdaten Deutschland 2014

 BIP (nominal, Mrd. US$)                           380,0     377,9                              3.858

 BIP pro Kopf (US$)                               12.478    13.072                             46.812

 Bevölkerung (Mio.)                                 48,3      48,9                               80,9

 Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = kol$)   1.868,9   2.068,0                                  -

Quellen: DANE, Zentralbank Banco de la República, EIU, Statistisches Bundesamt

Kolumbien kann ab 2017 wieder mit Wachstumsraten von über 4% rechnen. Dazu muss das Land
die derzeitige Schwäche des Rohstoffsektors ausnutzen, um die Wirtschaft unabhängiger vom
Erdöl zu machen und die Exporte zu diversifizieren. Der weiterhin schwache Peso wird dabei
helfen. Allerdings muss das Land einige Herausforderungen in Angriff nehmen, um das Potenzial
völlig auszuschöpfen. Dazu gehören die Förderung der Industrie und Investitionen in die
Verkehrsinfrastruktur. Ein erfolgreicher Abschluss der Friedensverhandlungen mit der Guerilla
könnte das BIP-Wachstum, Schätzungen der Regierung zufolge, um rund 1% jährlich erhöhen.

Investitionen

Die Bruttoanlageinvestitionen erhöhten sich 2014 dem Statistikamt DANE zufolge mit 10,9%
deutlich. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen Mitte 2014 stiegen vor allem die Investitionen im
Tiefbau stark an, sie verlangsamten sich allerdings im 2. Halbjahr und kamen im Gesamtjahr auf
ein Wachstum von 12,1%. Ebenfalls überdurchschnittlich entwickelten sich die Investitionen in
Maschinen und Anlagen (+12,2% auf rund 25,0 Mrd. US$).

Durch eine Steuerreform Anfang 2015 hat sich die Steuerlast der Unternehmen erhöht. Auch sind
durch die Abwertung des Peso die Importe teurer geworden. Zudem investiert der Erdölsektor
aufgrund des gesunkenen Ölpreises weniger. Experten gehen daher für 2015 und 2016 von einer
geringen Zunahme der Investitionen aus. Ab 2017 soll das Wachstum wieder bei über 5% liegen,
auch da die Regierung bis 2021 rund 100 Mrd. US$ in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur
investieren will.

Die ausländischen Direktinvestitionen lagen 2014 mit 16,1 Mrd. US$ nur 0,9% unter ihrem
historischen Höchstwert von 2013. Rund ein Drittel davon flossen in den Erdölsektor (4,8 Mrd. US
$). Die ausländischen Investitionen in den Bergbau halbierten sich 2014 auf rund 1,6 Mrd. US$.
Deutliche Zunahmen verzeichneten hingegen die Investitionen in die Industrie (2,9 Mrd. US$), den
Finanzsektor (2,5 Mrd. US$) und den Transport- und Kommunikationssektor (1,9 Mrd. US$).

Ausgewählte Großprojekte
                           Investitionssumme
 Projektbezeichnung                                             Projektstand                     Anmerkung
                                (in Mio. US$)

                                                   Erste Projekte Mitte 2014
                                                                                   PPP-Konzessionen für 40
                                                von der Agencia Nacional de
 Vierte Generation von                                                            Autobahnstrecken mit einer
                                      21.100            Infraestructura (ANI)
 Autobahnkonzessionen                                                                 Gesamtlänge von rund
                                                vergeben; zweite Welle Mitte
                                                                                                   8.000 km
                                                      2015; Baubeginn 2016

                                                                                  Erhöhung der Kapazität zur
 Erweiterung der                                Projekt zu 98% fertiggestellt,
                                                                                  Verarbeitung von Erdöl auf
 Raffinerie Cartagena                  6.500         durchgeführt von CB&I;
                                                                                      165.000 bpd; Betreiber:
 (Reficar)                                       Inbetriebnahme Ende 2015
                                                                                                   Ecopetrol

                                                                                   Finanzierung noch unklar;
                                                 Im Strukturierungsprozess;
                                                                                      Regierung will 70% der
 Erste Metrolinie Bogotá               6.000         Ausschreibung für 2016
                                                                                   Kosten übernehmen, 30%
                                                                 vorgesehen
                                                                                            die Stadt Bogotá

                                                   Im Bau; Fertigstellung bis            Unternehmen: EPM;
 Wasserkraftwerk Ituango               5.500
                                                                        2018            Kapazität: 2.400 MW

                                                      Projekt aufgeschoben;
                                                                                         Länge: 780 km, vom
                                                        Baubeginn 2016 und
                                                                                      Department Meta nach
 Pipeline Oleoducto al                                 Inbetriebnahme 2018
                                       5.000                                        Buenaventura; Kapazität:
 Pacífico                                                            geplant;
                                                                                  250.000 bis 400.000 Barrel/
                                                Umweltgenehmigung wurde
                                                                                          Tag; Unternehmen:
                                                                        erteilt
Ecopetrol, Pacific Rubiales,
                                                                                           Enbridge, Cenit

                                                     Projekt aufgeschoben;
                                                                               Erhöhung der Kapazität zur
 Erweiterung der                                        Unternehmen in der
                                                                               Verarbeitung von schwerem
 Raffinerie                           3.300          Vorauswahl: SK, Toyo
                                                                                   Erdöl auf 175.000 bdp;
 Barrancabermeja                                 Engineering, Tecnip-Tipiel-
                                                                                      Betreiber: Ecopetrol
                                                                        GS

                                                                               Projekt umfasst Ausbau der
                                                Erweiterung des Flussbettes       Kläranlage PTAR Salitre
 Reinigung des Bogotá-                               wird durchgeführt; vier         und Bau einer neuen
                                      3.000
 Flusses                                          Konsortien für Ausbau der         Wasseraufbereitungs-
                                                PTAR Salitre in Vorauswahl      anlage (Kapazität: 14 cbm/
                                                                                              s) in Canoas

 Austausch der SITP-
                                                       Dekret 477 von 2013
 Busflotte durch Hybrid-      2.225 (auf 30                                     BYD, Siemens, Volvo und
                                                       erlassen; bereits 300
 und Elektrobusse             Jahre verteilt)                                              Higer involviert.
                                                      Hybridbusse geliefert
 (Bogotá)

                                                Konsortium aus den Firmen      Schiffbarmachung auf einer
                                                  Odebrecht (Brasilien) und      Länge von 256 km sowie
 Schiffbarmachung des
                                        910       Valorcon (Kolumbien) hat        Betrieb und Wartung der
 Magdalena-Flusses
                                                   Mitte 2014 den Zuschlag      gesamten Strecke von 908
                                                                   erhalten       km; Bau von acht Häfen

                                                     Auftrag für Planung an
                                                                                 Soll mit El Dorado I durch
 Flughafen El Dorado II                          internationales Konsortium
                                        809                                      Regionalbahn verbunden
 (Bogotá)                                         vergeben; Inbetriebnahme
                                                                                                   werden
                                                           für 2021 geplant

Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Kolumbien exportieren wollen, sollten bei ihrer
Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit
verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:
MKT201507218008.15

Konsum

Der Konsum entwickelt sich in Kolumbien weiterhin stark. So nahm der Konsum der Haushalte
2014 um 4,4% zu, vor allem dank einer hohen Nachfrage nach langlebigen Gütern. Dabei spielt
auch eine leichtere Kreditvergabe und der niedrige Leitzins der Zentralbank eine Rolle. Dieser
wurde allerdings im Laufe des Jahres 2014 von 3,25% schrittweise auf 4,50% angehoben, um der
zunehmenden Inflation entgegenzuwirken. Diese hat sich nach einem Tiefstand im Jahr 2013 auf
3,7% im Jahr 2014 erhöht, angetrieben von steigenden Preisen für Lebensmittel und Energie. Für
2015 wird eine Inflation von 4,3% prognostiziert.

Auch die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt trägt dazu bei, dass der Konsum der Haushalte steigt.
So war die Arbeitslosigkeit mit 9,1% im Jahresdurchschnitt 2014 so niedrig wie nie zuvor. Neue
Arbeitsplätze werden zudem vornehmlich im formellen Sektor geschaffen und tragen zur höheren
Kaufkraft bei. Der Konsum der Haushalte soll sich 2015 um 3,4% erhöhen.

Der öffentliche Konsum legte 2014 um 6,2% zu. In der zweiten Jahreshälfte entwickelte er sich
durch den Start einer neuen Amtsperiode der Regierung schwächer als im 1. Halbjahr. Trotz der
geringeren Staatseinnahmen durch den gesunkenen Erdölpreis soll der Konsum der Regierung
wegen ihres antizyklischen Ausgabenplans aufrecht erhalten werden. Für 2015 wird ein Wachstum
des öffentlichen Konsums von 4,7% erwartet.

Außenhandel

Im Jahr 2014 erreichten die Einfuhren Kolumbiens mit 64,0 Mrd. US$ ein neues Allzeithoch.
Besonders stark entwickelten sich die Importe von Erdölderivaten und Kfz. Die Exporte reduzierten
sich indes vor allem aufgrund niedrigerer Erdölausfuhren infolge des gesunkenen Ölpreises. Auch
das verarbeitende Gewerbe verzeichnete einen Rückgang seiner Ausfuhren. Daher erwirtschaftete
Kolumbien 2014 ein deutlich gestiegenes Handelsbilanzdefizit von 9,2 Mrd. US$, das mit Abstand
höchste seit Beginn der Aufzeichnungen 1980.
Außenhandel Kolumbiens (in Mio. US$; reale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)
 Indikator                                    2013             2014                      Veränderung 2014/2013

 Importe                                    59.381            64.029                                       7,8

 Exporte                                    58.824            54.795                                      -6,8

 Handelsbilanzsaldo                            -557           -9.234                                   1.557,8

Quelle: DANE

Die Einfuhren aus Deutschland stiegen 2014 mit 14,7% überdurchschnittlich und erreichten 2,5
Mrd. US$. Deutschland überholte damit Brasilien und lag auf Platz vier der Hauptlieferländer,
hinter den USA, der VR China und Mexiko. Aus Deutschland wurden vor allem Maschinen (406
Mio. US$), pharmazeutische Erzeugnisse (398 Mio. US$) und Kfz (248 Mio. US$) importiert. Den
größten Posten bildeten 2014 jedoch Luftfahrzeuge (462 Mio. US$) aufgrund einer Lieferung an
die Fluggesellschaft Avianca.

Ende 2014 wertete der kolumbianische Peso gegenüber dem Euro und dem US-Dollar deutlich ab.
Für 2015 wird daher ein weniger starkes Wachstum der Importe erwartet. Da die Abwertung
gegenüber dem Euro geringer ausfiel als gegenüber dem US-Dollar, verteuern sich die Importe
aus der EU jedoch weniger stark. Die Exporte der Industrie und der Landwirtschaft profitieren
wegen ihrer geringen Wettbewerbsfähigkeit nur bedingt von dem schwachen Peso, während sich
der Wert der Erdölausfuhren 2015 deutlich verringern wird.

Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. US$; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)
 SITC Warengruppe                                                      2013      2014    Veränderung 2014/2013

 0 Nahrungsmittel/lebende Tiere                                  4.847,6       4.889,7                     0,9

 5 Chemische Erzeugnisse                                        10.320,2      10.787,6                     4,5

 .51 Organische Chemikalien                                      2.378,4       2.336,6                    -1,9

 .54 Arzneimittel                                                2.466,0       2.536,0                     2,8

 .57 Kunststoffe in Primärformen                                 1.477,1       1.677,5                    13,6

 6 Vorerzeugnisse                                                8.321,2       9.041,4                     8,7

 .67 Eisen/Stahl                                                 2.379,5       2.654,0                    11,5

 7 Maschinen und Fahrzeuge                                      22.764,8      24.402,6                     7,2

 .71 Kraftmaschinen                                              1.103,8       1.148,4                     4,0

 .72 Arbeitsmaschinen                                            2.111,0       1.924,3                    -8,8

 .74 Maschinen für verschiedene Zwecke                           2.842,9       3.065,4                     7,8

 .77 Elektrische Maschinen                                       1.999,6       2.232,7                    11,7

 .78 Kraftfahrzeuge                                              5.958,1       6.654,8                    11,7

 8 Fertigerzeugnisse                                             5.044,4       5.560,0                    10,2

 .87 Mess-, Prüf- und Kontroll-instrumente, -apparate und -
                                                                 1.169,9       1.292,1                    10,4
 geräte

Quelle: DANE
2 Branchen im Überblick
Kolumbiens Wirtschaftswachstum wird Mitte 2015 angetrieben von der Bauwirtschaft, dem Finanz-
und Immobiliensektor und hohen Konsumausgaben. Der Rohstoffsektor erreicht hingegen nicht
mehr die Wachstumraten vergangener Jahre. Besonders der Erdölsektor könnte sich zukünftig
aufgrund gesunkener Investitionen rückläufig entwickeln. Die Industrie soll sich 2015 Prognosen
des Wirtschaftsinstituts Fedesarrollo zufolge erholen und um 3,0% expandieren, nachdem sie in
der Vergangenheit stagnierte. Dank des abgewerteten Pesos hofft die Industrie auf höhere
Exporte, allerdings ist die Abhängigkeit von Vorprodukten groß, deren Preise wechselkursbedingt
steigen. Zukünftig wird die Bauwirtschaft der zentrale Wachstumstreiber sein, vor allem dank
großer Infrastrukturvorhaben.

Maschinen- und Anlagenbau

Kolumbiens Nachfrage nach Maschinen und Anlagen bleibt hoch und wird größtenteils durch
ausländische Produkte gedeckt. Die Investitionen haben sich jedoch wegen der trüben Lage in der
Industrie nur geringfügig erhöht. Die Einfuhr von Maschinen (SITC 71-74) stieg 2014 lediglich um
1,2% auf 6,3 Mrd. US$. Die Importe von elektrischen Maschinen (SITC 77) nahmen allerdings
deutlicher (+11,7% auf 2,2 Mrd. US$) zu. Die Nachfrage konzentriert sich vor allem auf Bau- und
Bergbaumaschinen, Pumpen und Kompressoren sowie Nahrungsmittel- und
Verpackungsmaschinen. Wie schon 2013 war Deutschland auch 2014 viertwichtigster Lieferant
von Maschinen und -teilen hinter der VR China, den USA und Mexiko. Die deutschen Lieferungen
lagen mit 406,3 Mio. US$ allerdings 13,0% unter ihrem Vorjahresniveau.

Kfz-Industrie

Nach Angaben des Industrieverbandes ANDI war der Kfz-Absatz 2014 mit 326.023 Fahrzeugen so
hoch wie nie zuvor. Verantwortlich dafür sind das starke Wirtschaftswachstum, steigende
Haushaltseinkommen und niedrige Zinsen. Für 2015 werden aufgrund des abgewerteten Pesos
deutliche Preissteigerungen und daher nur ein Absatz von 290.000 Fahrzeugen erwartet. Das
Marktpotenzial gilt als groß, da nur rund 10% der Bevölkerung ein Fahrzeug besitzt und der
Fuhrpark veraltet ist. Rund zwei Drittel der in Kolumbien verkauften Kfz werden importiert. Mexiko,
die USA, Korea (Rep.) und die VR China sind die wichtigsten Lieferländer. Marktführer sind die
beiden größten lokalen Hersteller Chevrolet und Renault. Die heimische Kfz-Industrie hat mit der
Konkurrenz aus dem Ausland und geringer Wettbewerbsfähigkeit zu kämpfen.

Chemie

Die chemische Industrie ist mit einem Anteil von rund 13% der größte Sektor des verarbeitenden
Gewerbes in Kolumbien. Die Bruttowertschöpfung erhöhte sich 2014 um 3,3% auf rund 3,7 Mrd.
US$. Die petrochemische Industrie dürfte ab Ende 2015 einen starken Aufschwung erleben, wenn
die modernisierte Raffinerie in Cartagena wieder vollständig ihren Betrieb aufnimmt. Ihre Kapazität
soll sich auf 165.000 bpd erhöhen, der nachgelagerte Kunststoffsektor wird davon profitieren.
Kolumbiens Einfuhr von chemischen Erzeugnissen (SITC 5) stieg 2014 um 4,5% auf 10,8 Mrd US
$. Chemische Erzeugnisse machen rund ein Viertel der deutschen Lieferungen nach Kolumbien
aus, wobei pharmazeutische Erzeugnisse der wichtigste Posten sind.

Bauwirtschaft

Kolumbiens Bauwirtschaft legte 2014 um 9,9% zu und war damit der am stärksten wachsende
Wirtschaftssektor. Das Marktforschungsinstitut BMI prognostiziert bis 2020 ein jährliches
Wachstum von 7,5%. Insgesamt betrug der Umsatz 2014 rund 18,5 Mrd. US$, wovon 56% auf den
Tiefbau und 44% auf den Hochbau entfielen. Im Hochbau besteht wegen der wachsenden
Mittelschicht, steigenden Einkommen und niedrigen Zinsen hohes Potenzial. Besonders der Bau
von Bürogebäuden und Einkaufszentren boomt. Das Wachstum im Tiefbau soll in den nächsten
Jahren zweistellig ausfallen, da die Regierung rund 100 Mrd. US$ in den Ausbau der
Verkehrsinfrastruktur investieren will. Dazu gehört der Bau von 8.000 km Autobahnen,
Großprojekte im öffentlichen Nahverkehr sowie der Ausbau von Häfen, Flughäfen und
Schienenwegen.

Elektrotechnik/Elektronik

Das Ministerium für Bergbau und Energie (MinMinas) will bis 2019 rund 2,0 Mrd. US$ investieren,
um die Stromübertragungsnetze des Landes auszubauen und neue Umspannwerke zu errichten.
Ingesamt werden 13 Höchstspannungsnetze vergeben. Die Projekte sollen die Stromnetze an der
Karibikküste erweitern und deren Zuverlässigkeit erhöhen. Außerdem müssen neue
Großkraftwerke an das Stromnetz angebunden werden. Im Jahr 2015 nehmen zwei neue Wasser-
und zwei Kohlekraftwerke mit insgesamt 1.524 MW ihren Betrieb auf. Die Einfuhr von elektrischen
Maschinen, Apparaten etc. (HS 85) legte 2014 um 10,7% auf 6,6 Mrd. US$ zu. Deutschland war
mit Verkäufen in Höhe von 119 Mio. US$ fünftwichtigster Lieferant hinter der VR China, Mexiko,
den USA und Brasilien.

Informations- und Kommunikationstechnik

Dem Regierungsprogramm Vive Digital zufolge soll die Anzahl der mobilen und festen
Internetanschlüsse von 9,9 Mio. Mitte 2015 bis 2018 auf 27 Mio. verdreifacht werden. Dadurch soll
sich der Anteil der Kolumbianer, die das Internet nutzen, von 80% auf 90% erhöhen. Die
Abdeckung bei Mobiltelefonen liegt derzeit bei 112%, wobei sich eine Marktsättigung abzeichnet.
Experten zufolge investieren die Telekommunikationsunternehmen Claro, Movistar, Tigo-Une,
ETB, Directv und Avantel 2015 rund 2,0 Mrd. US$, ein Großteil davon in den Ausbau der 4G-
Netze. Kolumbiens Wertschöpfung im IKT-Sektor wuchs 2014 um 4,2% auf rund 8,1 Mrd. US$. Im
Networked Readiness Index des World Economic Forum (WEF) stieg Kolumbien 2014 um drei
Plätze auf Rang 63, einen Platz hinter China.

Umwelttechnik

Kolumbien hat in der Umwelttechnik großen Nachholbedarf. Bis 2019 plant die Regierung
Investitionen von rund 7,3 Mrd. US$ in die Kanalisation, Wasseranschlüsse und Kläranlagen.
Dann sollen die städtischen Gebiete sowohl beim fließenden Wasser als auch bei der Kanalisation
vollständig abgedeckt sein und 36% des Abwassers behandelt werden. Das wohl größte Projekt
im Bereich Umwelttechnik ist die Säuberung des Bogotá-Flusses auf einer Länge von 350 km. Der
Fluss ist durch Schwermetalle und Bakterien stark verunreinigt. Die Investitionen für das Projekt
belaufen sich auf rund 3 Mrd. US$. Dazu gehören der Ausbau der Kläranlage PTAR Salitre für 350
Mio. US$ und eine neue Wasseraufbereitungsanlage für 1,1 Mrd. US$ in Canoas. Von der
Reinigung des Flusses profitieren rund 7,3 Mio. Menschen.

Medizintechnik

Kolumbiens Markt für Medizintechnik ist mit einem Volumen von rund 2,5 Mrd. US$ der viertgrößte
Lateinamerikas hinter Brasilien, Mexiko und Argentinien. Nach Schätzungen des
Branchenverbandes Cámara de Dispositivos Médicos e Insumos para la Salud soll sich das
Marktvolumen bis 2017 auf 3,1 Mrd. US$ erhöhen. Aufgrund mangelnder lokaler Produktion
werden rund 86% des Bedarfs, insbesondere von Hightechgeräten, importiert. Im Jahr 2014
importierte Kolumbien Medizintechnik (ISIC 331, Rev. 3) im Wert von rund 1,8 Mrd. US$ (+17,2%).
Deutschland belegt mit einem Anteil von rund 12% den zweiten Platz der Hauptlieferländer hinter
den USA (33%). Wegen Finanzierungsproblemen plant die Regierung eine Reform des
Gesundheitssystems. Gelingt es, das System zu stabilisieren dürfte der Absatz von Medizintechnik
profitieren.
Infrastruktur

Gemäß der kolumbianischen Regierung sollen bis 2021 rund 100 Mrd. US$ in den Ausbau der
Verkehrsinfrastruktur fließen. Herzstück ist das Programm "4. Generation von Konzessionen
(4G)", welches den Bau von 40 Autobahnstrecken mit einer Gesamtlänge von 8.100 km vorsieht.
Daneben soll in Bogotá endlich eine erste Metrolinie für 6 Mrd. US$ entstehen. Seit 2012 ein
Gesetz für Public-private-Partnerships (PPP) in Kraft getreten ist, wurden Projekte im Wert von
13,5 Mrd. US$ genehmigt. Dazu gehören die Schiffbarmachung des Magdalena-Flusses sowie
erste 4G-Projekte. Die Modernisierung wichtiger Häfen und Flughäfen runden das
Infrastrukturprogramm ab. Für deutsche Firmen bestehen gute Chancen als Zulieferer von
speziellen Baumaterialien, Maschinen oder Verkehrstechnologie.

Erdölsektor

Die Erdölförderung lag 2014 gemäß dem Verband Asociación Colombiana del Petróleo (ACP) mit
990.000 bpd rund 1,6% unter ihrem Vorjahresniveau. Für 2015 wird wieder eine Förderung über
der Marke von 1 Mio. bpd erwartet, da die Unternehmen trotz des niedrigeren Ölpreises ihre
Produktion aufrecht erhalten. Sorgen bereitet das geringe Niveau der Reserven, welche nach
derzeitigem Stand nur noch 6,4 Jahre ausreichen. Es soll daher verstärkt auch offshore und
unkonventionelles Erdöl gefördert werden. Eine Zunahme von Guerillaanschlägen auf Pipelines
und Öltransporter, der niedrige Ölpreis sowie die Öffnung des mexikanischen Erdölsektors wirken
sich jedoch negativ auf die Investitionen in Exploration aus. Der Erdölverband ACP erwartet daher
mittelfristig eine abnehmende Förderung, die 2018 bei 786.000 bpd liegen soll.

Bergbau

Kolumbiens Bergbau leidet unter einer unklaren Rechtslage, Protesten und einer geringeren
Nachfrage aus den USA und Europa. Das Wachstum des Sektors lag 2014 daher nur bei 2,4%.
Für 2015 erwartet der Verband Asociación Colombiana de Minería (ACM) eine stagnierende
Kohleproduktion von 88 Mio. t. Ein Nachtfahrverbot der Zuglinie Fenoco, welche Kohle aus dem
Department Cesar an die Küste transportiert, bereitet den Unternehmen Schwierigkeiten. Der
Abbau von Gold hat in Kolumbien zwar großes Potenzial, ist jedoch nicht sehr weit entwickelt. So
erfolgen rund 83% des Abbaus informell oder illegal. Aufgrund der Probleme fielen die Importe von
Bergbaumaschinen 2014 um 30,5% auf 894,4 Mio. US$ und die ausländischen Investitionen in
den Sektor halbierten sich auf 1,6 Mrd. US$.

Dieser Artikel ist relevant für:
Kolumbien
Nahrungs- und Genussmittel, allgemein, Bauwirtschaft, allgemein, Chemische Industrie,
allgemein, Bergbau / Rohstoffe, allgemein, Medizintechnik, allgemein, Maschinen- und
Anlagenbau, allgemein, Export, Import, Wirtschaftslage, -entwicklung, allgemein, Sozialprodukt /
Volkseinkommen / BIP / BSP, Außenhandel / Struktur, allgemein, Investitionen (Inland),
Investitionsklima, allgemein, Straßenfahrzeuge, allgemein, Strom-, Energieerzeugung, allgemein,
Konjunktur, allgemein, Elektronik, allgemein, Öl, Gas, Konsum / Konsumentenverhalten,
Telekommunikations- u. Navigationstechnik (inkl. Mobilfunk), Verarbeitende Industrie
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Datum: 22.07.2015
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