Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes Grosse Töne Besuch im Opernhaus Zürich Kulturland Kultur ausserhalb der Städte Aua wir ...

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Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes Grosse Töne Besuch im Opernhaus Zürich Kulturland Kultur ausserhalb der Städte Aua wir ...
Zeitschrift des Schweizerischen
     Bühnenkünstlerverbandes

         NSEMBL
                      Nummer 97
            Juli –September 2017

                  Grosse Töne
     Besuch im Opernhaus Zürich

                     Kulturland
     Kultur ausserhalb der Städte

                    Aua wir leben!
      Ein Festival am Puls der Zeitl

          Hurra, es ist Sommer!
             Der Festivalkalender
Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes Grosse Töne Besuch im Opernhaus Zürich Kulturland Kultur ausserhalb der Städte Aua wir ...
Editorial
                              Liebe SBKV-Mitglieder, liebe Leserschaft
                                                                                    Inhalt
                              Im letzten Heft hat das «Ensemble» die Leser-         Editorial  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 2
                              schaft aufgefordert, uns konkrete Fälle von           Opernstars  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4
                              Lohndumping zu nennen. Der Rücklauf lag prak-         Werkzeugkasten, Schweri macht's leicht  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8
                              tisch bei Null. Lediglich drei E-Mails sind bei der   SBKV-Delegiertenversammlung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 9
                              Redaktion eingegangen. Muss man also davon            SBKV vor dem Aus?  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 11
                              ausgehen, dass in der Schweiz schlecht bezahlte       AUAWIRLEBEN  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 12
                              Jobangebote die absolute Ausnahme sind? Mit-          70. Filmfestival Locarno  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 14
                              nichten.                                              Festival-Kalender  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 15
                                                                                    Helden des Kulturalltags  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 16
    Offenbar ist aber das Interesse, sich über dieses Thema auszutauschen,          Schweizer Theaterpreis  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 18
    erstaunlich gering, oder man sieht den Sinn nicht ein, was das Sammeln          Nachrichten  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 20
    von unterbezahlten Jobangeboten denn bewirken könnte. Lassen Sie                Sprecherkasse  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 21
    mich versuchen, Ihnen darauf eine Antwort zu geben.                             Tonstudio für Anfänger  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 22
                                                                                    Neues Mitglied  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 23
    Dieses Heft hat es sich zum Ziel gesetzt, den Zusammenhalt unter den
    SBKV-Mitgliedern zu stärken, Solidarität zu fördern und die Leserschaft
    für gemeinsame Probleme zu sensibilisieren. Gerade in der freien Szene,
    wo Menschen nur in losen Konglomeraten zusammenarbeiten, kann das
    «Ensemble» einen Beitrag dazu leisten, ein Gemeinschaftsgefühl zu ent-
    wickeln. Ich bin überzeugt, dass wir zum Beispiel das Problem der sinken-
    den Gagen in Werbefilmproduktionen in den Griff bekommen könnten,
    wenn wir uns bewusst machen, dass wir alle im selben Boot sitzen.
                                                                                                                                                                                  Herausgeber:
    Gründe für den Preiszerfall gibt es viele: Auftraggeber, die Schauspiel für                                                                                        Schweizerischer
    ein Hobby von Arbeitslosen halten; Werbeagenturen, welche unsere Ar-                                                           Bühnenkünstlerverband SBKV
    beit viel zu billig an diese Auftraggeber verkaufen; Castingbüros, welche                                                     Kasernenstrasse 15 · 8004 Zürich
    die Budgets der Werbeagenturen stillschweigend akzeptieren; und eine                                                                                   Telefon 044 380 77 77
    Vielzahl an Darstellerinnen und Darstellern, die aus unterschiedlichen                                                                                  Telefax 044 380 77 78
    Gründen bereit sind, für Dumpinglöhne zu arbeiten.                                                                             www.sbkv.com · sbkv@sbkv.com

    Mit all diesen Akteuren suche ich den Dialog, denn ich möchte nicht nur mit                                                                                                         Redaktion:
    dem Finger auf die Schuldigen zeigen sondern auch Massnahmen disku-                                                                                                  Rolf Sommer (rs)
    tieren, was man gegen den Preiszerfall unternehmen kann: Zum Beispiel                                                                            Katherine Waldvogel (kw)
    ein besseres Bewusstsein für die Richtlöhne des SBKV auf allen Ebenen,                                                                                 Valérie Mosimann (vm)
    eine mögliche Solidaritätsvereinbarung zwischen allen SBKV-Mitgliedern,
    welche besagt, dass wir selber diese Richtlöhne nicht unterschreiten, oder                                                                                                         Gestaltung:
    eine Konfrontation mit jenen Arbeitgebern, welche unsere Gagen noto-                                                       Christian Knecht, www.vasistas.ch
    risch versuchen zu drücken.
                                                                                                                                                                                              Auflage:
    Ihre Meinungen, Erfahrungen und Ideen sind mir deshalb enorm wichtig,                                                                                                1‘350 Exemplare
    und ich lade Sie dazu ein, sich mit mir auszutauschen. Ich bin weiterhin
    gespannt auf Ihre Reaktionen.                                                                                                                                                            Titelbild:
                                                                                                          «Der Freischütz» von Carl Maria von Weber
    Herzliche Grüsse,                                                                                                                                                Opernhaus Zürich
    Rolf Sommer                                                                                                                                            Foto: Hans Jörg Michel

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Hinweis                                               Liebe SBKV-Mitglieder,
                                                      liebe Leserschaft des «Ensembles»
des SBKV:
Der SBKV betreibt seit                                Ich freue mich riesig, neu in den Vorstand des SBKV eintreten zu dürfen.
vielen Jahren einen                                   Ich durfte bereits an der Delegiertenversammlung 2017 teilnehmen und
Vermittlungskatalog
für Mitglieder aus den
                                                      bin vom grossen Engagement begeistert. Die Leistung aller Beteiligten ist
Bereichen Schauspiel                                  gross, viel grösser als ich gedacht habe.
und Musical. Dieser ist in
gedruckter Form erhält-
lich sowie online unter                               Ich arbeite seit zwölf Jahren als freischaffende Schauspielerin und Re-
PerformersOnStage.com                                 gieassistentin, und während dieser Jahre passierte es manchmal, dass
einsehbar. Er wird an
viele Fernsehanstalten,
                             ich mich leicht entmutigt gefühlt habe. Aber wenn man weiss, was für eine Unterstützung man
Theater-, Film-, Fernseh-,   vom SBKV bekommen kann, ist das erleichternd. An euch Künstler da draussen: wir sind im besten
Besetzungs- und              Händen!
Castingbüros, Regis-
seure, Choreographen
etc. in Deutschland,         Ein Teil des SBKV zu sein, ist mir sehr wichtig, und ich werde alles daran setzen, um meinen Beitrag
Österreich und der
Schweiz versandt.
                             zu leisten. Die Arbeit von uns Künstlerinnen und Künstlern wird immer noch als etwas Esoterisches
                             und nicht Greifbares wahrgenommen. Gerade hier in der Schweiz, wo der Markt nicht sehr gross
Ab sofort können sich
                             ist und sich das Kunstverständnis vielerorts noch nicht verinnerlicht hat, ist es wichtig, dass wir
auch Mitglieder aus
den Bereichen Gesang         zusammenhalten und dieselben Ziele verfolgen.
und Tanz eintragen
lassen.
                             Ich werde mich für Themen einsetzten wie zum Beispiel Mindestgagen: meiner Meinung nach eine
Sie erscheinen im            Selbstverständlichkeit! Des Weiteren sollte es eine Standardisierung der Verträge geben, denn wir
gedruckten Katalog.
                             Künstler sollten uns auf unsere Arbeit als Schauspieler, Tänzer und Sänger fokussieren können und
Online werden die
Angaben durch Links          nicht nebenbei noch Juristen oder Pensionskassenexperten werden müssen. Gleichzeitig sollten
zu Demovideos und            wir keine Arbeit annehmen, welche zu einem zu tiefen Lohn angeboten wird. Ich weiss, das ist
Homepages, Angaben
zu Vita und Engage-          schwierig. Ich bin selber auch in diese Falle getappt. Aber lieber keinen Lohn bekommen als sich
ments sowie zwei             für zu wenig Geld verkaufen! Nur wenn wir uns alle zusammentun, werden sich die Löhne erhöhen,
zusätzlichen Fotos
                             denn so funktioniert das bekannte Wirtschaftsprinzip von Angebot und Nachfrage.
ergänzt.

Nutzen Sie die Chance,       Ein anderes Thema, das mir fest am Herzen liegt, ist die Gleichstellung zwischen Frauen und Män-
Ihre Vermittlungs-
fähigkeit zu erhöhen         nern. Immer noch gibt es die alten Klischees. Manchmal höre ich Sätze wie: «Frauen sind halt ein-
und melden Sie sich mit      fach so». Da muss sich immer noch Vieles ändern.
dem entsprechenden
Anmeldeformular bis
zum 31. Juli 2017 an.        Als Vertreterin der italienischen Schweiz werde ich mich im Vorstand auch für das Tessin engagie-
www.sbkv.com                 ren und die Verbindungsperson sein für unsere Mitglieder aus diesem Landesteil. Ich möchte die
                             Kooperation zwischen dem Ticino und dem Rest der Schweiz verstärken, nicht nur auf der Ebene
                             der Zusammenarbeit sondern auch im Sinne einer steigenden Quote der italienischsprachigen SB-
                             KV-Mitglieder. Ich freue mich darauf.

                             Catherine Pagani

                                                                                                                                    3
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Opern
    Seit der Fertigstellung des neugestalteten Sech-   delt sich für den Chor bereits um die zwei-
    seläutenplatzes 2014 scheint auch das Opern-       te Probe an diesem Tag), führt mich Kai kurz
    haus in einem neuen Glanz zu erstrahlen. Es        hoch in den ersten Stock, wo sich die Garde-
    wirkt grösser und prächtiger als je zuvor und      roben befinden. Nach dreimal abbiegen habe
    grüsst mit seiner wunderschönen weissen Fas-       ich die Orientierung bereits komplett verlo-
    sade die vielen Menschen, die über den weit-       ren. Kurz darauf betreten wir den Saal für die
    läufigen Valser Quarzit schlendern. Etwas be-      Chorproben. Dieser sieht aus wie die moder-
    scheidener wirkt das Gebäude erst, wenn man        ne Variante eines griechischen Amphiethe-
    den Bühneneingang auf der Rückseite sucht.         aters. Steil steigen die Ränge nach oben, wo
    An der Pforte fragt man sich, ob die zwinglia-     die Chorleute hinter ihren Notenpulten Platz
    nische Nüchternheit Zürichs dem Haus an die-       nehmen. Das Notenmaterial liegt schon bereit.
    ser Stelle vielleicht doch einen Finger auflegt.   Die Arena unten ist kaum grösser als der Flü-
                                                       gel, der darauf steht, und an welchem sich nun
    Kai Bischoff, Sänger im Chor des Opernhauses       Ernst Raffelsberger zum Spielen bereit macht.
    und SBKV-Obmann, holt mich dort ab. Anders         Der gebürtige Österreicher ist einer der bei-
    als ich, der mit einer stillen Ehrfurcht durch     den Chordirektoren, überlässt das Dirigieren
    den Bühneneingang ins Innere dieser heiligen       aber vorerst seinem neuen slowenisch-kana-
    Hallen hineingelangt, wirkt Kai absolut tiefen-    dischen Kollegen Janko Kastelic, der die Stel-
    entspannt. Es gibt keinen Grund, davon über-       le erst vor wenigen Wochen angetreten hat.
    rascht zu sein. Immerhin geht Kai seit über sie-
    ben Jahren hier täglich ein und aus. Dennoch       Geprobt wird «Un ballo in maschera» von
    spiegelt sich an seiner Ruhe meine Nervosität,     Giuseppe Verdi – eine Wiederaufnahme. Auf-
    was mir durchaus etwas peinlich ist. Kai hat       geboten zur Probe sind lediglich die Männer,
    mich eingeladen, eine Chorprobe zu besu-           mit denen Kastelic nun in einem beeindru-
    chen. Alltag für den aus dem deutschen Görlitz     ckenden Tempo durch die Partitur brettert.
    stammenden Bassbariton, Neuland für mich.          Man hält sich nicht lange an einzelnen Stellen
    Bevor die Probe um 18:15 Uhr beginnt (es han-      auf sondern klärt Auftakte, Lautstärken und

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nstars
                                      (rs) Das
                                             Opernhaus Zürich ist ein Haus von Weltrang. Die grössten Stars ihres Fachs
                                      sind hier zu Besuch. Grund genug, den vielen Menschen, die dort täglich arbeiten
                                      einen Besuch abzustatten.

                                      Tempi. «Die Bässe singen an dieser Stelle zu       aussen hat. «Unser Beruf ist einem sozialen
                                      dunkel», erklärt Kastelic. «Ich möchte, dass sie   Leben nicht sehr zuträglich», sagt er lako-
                                      heller singen. Weiter bei Takt 187.» Die Kon-      nisch, als er mein entgleistes Gesicht bemerkt.
                                      zentration und die Präzision, mit welcher hier
                                      gearbeitet wird, faszinieren mich. Gleichzeitig    Wir gehen zurück in den Proberaum, wo nun
                                      fusst die Probe auf einer allgemeinen stoi-        auch die Damen des Chors zur Probe dazu-
                                      schen Gelassenheit. Kunst, so scheint es mir       stossen. Gearbeitet wir an «Das Land des Lä-
                                      einmal mehr, ist ein wohlgeübtes Handwerk.         chelns» von Franz Lehár. Die beiden Chordirek-
                                                                                         toren haben die Plätze getauscht: Kaselic sitzt
                                      In der Probepause führt mich Kai Bischoff er-      am Flügel, Raffelsberger dirigiert. Es herrscht
                                      neut durch die Gänge, und plötzlich stehen         einiges Amüsement, weil einige Sängerinnen
                                      wir zu meiner völligen Verwunderung auf der        und Sänger parallel zum Gesang auch die ein-
                                      Seitenbühne. Die Vorstellung läuft. Nur wenige     studierten Arm-Choreografien andeuten, die
                                      Meter vor mir steht ein dramatisch geschmink-      offenbar noch nicht allen ganz in Fleisch und
                                      ter Tenor mit langen Haaren im Scheinwer-          Blut übergegangen sind. Doch die Aussage
                                      ferlicht und schmettert seine Arie in Rich-        von Kai geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
                                      tung Zuschauersaal. Ich will von Kai wissen,       Ich betrachte die bunt zusammengewürfelte
                                      ob er selber manchmal auch als Zuschauer in        Truppe aus allen Herren Ländern und kann
                                      die Oper geht. Er schaut mich verwundert an        mich auf einmal des Eindrucks nicht erwehren,
                                      und lacht: «Wann denn bitte?» Meine Frage          dass diese Menschen von ihrem prächtigen
                                      kommt mir augenblicklich blöd vor. Als Fami-       Opernhaus verschluckt wurden. Sie leben im
                                      lienvater verbringt man die seltenen freien        fein tapezierten ornamentreichen Magen ei-
Fotos: Sandra Then, Simon Hallström

                                      Abende zwischen Proben und Vorstellungen           ner fantastischen und hoch präzisen Spieluhr
                                      gewiss nicht dort, wo man arbeitet. Gleich-        und bringen diese mit ihren göttlichen Stim-
                                      zeitig erschaudere ich beim Gedanken, dass         men zum Klingen. Gleichzeitig scheinen sie da-
                                      man als Chorsänger am Opernhaus Zürich             rin auf eine seltsame Weise gefangen zu sein.
                                      kaum eine Chance auf kulturelles Futter von

                                                                                                                                           5
Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes Grosse Töne Besuch im Opernhaus Zürich Kulturland Kultur ausserhalb der Städte Aua wir ...
Andreas Homoki
                                                                                                                    Intendant
                                                                                                                    Opernhaus Zürich

                                                                                                              Das Opernhaus
                                                                                                              Zürich wurde am
                                                                                                              30. September 1891
                                                                                                              mit der Auffüh-
                                                                                                              rung von Wagners
                                                                                                              «Lohengrin» eröffnet
    Eine Woche später bin ich Gast auf einer sze-         Die Tatsache, dass man zwischen all den Opern       und bietet Platz für
    nischen Probe von «Das Land des Lächelns».            auch mal eine Operette einstudieren darf,           1100 Personen. In
                                                                                                              den Anfangszeiten
    Diese findet nicht im Opernhaus selbst statt          scheint den Beteiligten grossen Spass zu berei-
                                                                                                              diente es als Musik-
    sondern auf der Probebühne im Kreis Fünf,             ten. Das bestätigen nicht nur diverse Chormit-      und Sprechtheater
    ganz in der Nähe des Prime Towers und des             glieder sondern auch die beiden Solistinnen         und wurde deshalb
                                                                                                              «Stadttheater»
    Schiffbaus. Die Inspizientin Katharina Kühnel         von Weltformat Julia Kleiter und Rebeca Ol-         genannt. Nach dem
    erwartet mich am Eingang und nimmt mich mit           vera: «Das ist eine sehr willkommene Abwechs-       Bau des Schauspiel-
                                                                                                              hauses im Jahr 1926
    hinein in die gigantische Halle. «Ja, das ist schon   lung!» Es wird gelacht, getanzt, geschmachtet,
                                                                                                              konzentrierte man
    einmalig», sagt sie als Reaktion auf mein Stau-       in Ohnmacht gefallen und natürlich gesungen,        sich auf Oper, Ope-
    nen. «Wir verfügen hier drin sogar über eine voll     dass es eine Freude ist. Auch Ernst Raffelsber-     rette und Ballett. Den
                                                                                                              Namen «Opernhaus»
    funktionsfähige Drehbühne. Das erleichtert die        ger ist sichtlich angetan: «Man müsste an den       erhielt es aber erst
    Proben ungemein.» Ich kann es kaum fassen.            Hochschulen mehr Operetten dirigieren lernen.       1964. 1984 wurde es
                                                                                                              nach einer zweijähri-
                                                          Da muss man viel agiler sein.» Er bremst den
                                                                                                              gen Renovationszeit
    Katharina weist mir einen Platz zu. Ich sitze di-     Chor präzise zur Fermate hin und beschleunigt       wiedereröffnet.
    rekt hinter dem Chordirektor Ernst Raffelsber-        dann energisch. Trotzdem ist er mit dem Wie-
    ger und Vladimir Junyent, dem «Maestro sugge-         ner Walzer-Gefühl noch nicht ganz zufrieden:
    ritori» oder wie man profan sagt: Souffleur. «Ich     «Das Problem ist, dass ich Österreicher bin»,       Zuschauer pro Jahr:
    gebe den Sängerinnen und Sängern nicht nur            sagt er grinsend. «Alle anderen wissen viel-        ca. 245’000

    die textlichen sondern auch die musikalischen         leicht, wie’s geht. Aber das nützt ihnen nichts.»   Auslastung:
    Einsätze», erklärt er mir. «Deshalb dirigiere ich                                                         ca. 83%
    die ganze Vorstellung mit.» Unzählige weitere         Nach der Probe spreche ich mit den hinzugecas-
                                                                                                              Subventionierung:
    Menschen sitzen hinter dem Regiepult entlang          teten Gasttänzerinnen. Sowohl Stefanie Gygax        ca. 80 Mio.
    der Wand. Katharina deutet mir an, wer zu             als auch Sarah Madeleine Kappeler haben im
                                                                                                              Eigenfinanzierung:
    welcher Abteilung gehört: Regieassistenz, Büh-        Musical- und Operettenbereich bereits diverse       ca. 21%
    nenbildassistenz, Kostümassistenz, Hospitanz.         Hauptrollen in grossen Produktionen gespielt.
                                                                                                              Festangestellte:
    Dann kommt Andreas Homoki, der Interndant             Auf meine Frage, weshalb sie bereit waren,
                                                                                                              ca. 600
    des Hauses und Regisseur von «Das Land des Lä-        nun einen Vertrag als Ensembletänzerin zu           • Orchester: 108
    chelns». Er beginnt die Probe mit den gut gelaun-     unterzeichnen, antworten beide mit dersel-          • Chor: 60
                                                                                                              • Ballettensemble: 36
    ten Worten: «Sollen wir einfach mal machen?»          ben Antwort: «Hallo? Das ist das Opernhaus!»

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Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes Grosse Töne Besuch im Opernhaus Zürich Kulturland Kultur ausserhalb der Städte Aua wir ...
Anlässlich des Probebesuchs bei «Das Land des Lächelns»               haben Sie ein geheimes Motivationsrezept?
                                                                                                                                                                                                                        am Opernhaus Zürich ergab sich für das «Ensemble» die                 Nein, unser Chor ist von sich aus sehr spielfreudig. Chorleute
                                                                                                                                                                                                                        Gelegenheit, mit Opernhausintendant Andreas Homoki                    sind nicht einfach nur Musikbeamte. Natürlich ist es dennoch
                                                                                                                                                                                                                        ein Interview zu führen. Im Gespräch ging es auch um                  wichtig, eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen - und eine
                                                                                                                                                                                                                        gewerkschaftliche Themen.                                             abwechslungsreiche Auswahl an Stücken hilft ebenfalls.

                                                                                                                                                                                                                        Herr Homoki, bald schliessen Sie ihre fünfte Spielzeit am             Sie haben gesagt, dass es nichts Langweiligeres gäbe, als
                                                                                                                                                                                                                        Opernhaus Zürich ab. Wie hat sich das Haus in diesen fünf             einen Chor von nur gleichaussehenden 25-Jährigen. Die
                                                                                                                                                                                                                        Jahren verändert?                                                     Charaktertypen scheinen Ihnen sehr wichtig zu sein?
                                                                                                                                                                                                                        Manche sagen, das Publikum hätte sich verjüngt, ich kann das          Ich bin selber nicht involviert, wenn es darum geht, freigewordene
                                                                                                                                                                                                                        nicht wirklich beurteilen. Ich habe allerdings neue Proben-           Chorstellen zu besetzen. Das fällt in die Zuständigkeit der
                                                                                                                                                                                                                        strukturen eingeführt: Aufgrund meiner frühen Nominierung             Chordirektoren, wobei der Chor bei der Auswahl neuer Mitglieder
                                                                                                                                                                                                                        konnte ich bereits vier Jahre vor meinem Antritt in Zürich mit        angehört wird. Natürlich spielt bei der Auswahl auch eine Rolle,
                                                                                                                                                                                                                        der Planung beginnen. Ich habe die Arbeitsabläufe unter die           ob jemand eine gewisse Ausstrahlung hat. Eine tolle Stimme
                                                                                                                                                                                                                        Lupe genommen und gemerkt, wie eng hier mit zwölf Opern-              reicht sicher nicht.
                                                                                                                                                                                                                        Neuproduktionen pro Spielzeit geplant wird. Das war für
                                                                                                                                                                                                                        das Haus eine hohe Belastung und führte                                                      Janko    Kastelic   wurde   ganz    neu   als
                                                                                                                                                                                                                        teilweise zu Frustrationen. Mit unserem                                                      einer   von    zwei   Chordirektoren      ein-
                                                                                                                                                                                                                        neuen Planungsschema machen wir heute
                                                                                                                                                                                                                                                                              «Das Opernhaus                         gestellt. Der Chor hat sich eher für
                                                                                                                                                                                                                                                                              Zürich ist etwas
Fotos: Seite 4 & % © Judith Schlosser, Opernhaus Zürich, «Un ballo in mascera», Giuseppe Verdi · Seite 6 T+T Fotografie / Toni Suter, Opernhaus Zürich, « Das Land des Lächelns» · Foto Andreas Homoki © Frank Blaser

                                                                                                                                                                                                                        neun Opern-Premieren und etwa achtzehn                                                       einen anderen Bewerber ausgesprochen.
                                                                                                                                                                                                                        Wiederaufnahmen. Hinzu kommt natürlich                                                       Warum hat der Chor in solchen Fragen
                                                                                                                                                                                                                        das ganze Ballett-Programm. Das funktioniert
                                                                                                                                                                                                                                                                             ganz Besonderes,                        nicht mehr Gewicht?
                                                                                                                                                                                                                        jetzt sehr gut.                                       denn historisch                        Die Meinung des Chores ist uns in solchen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Fragen sehr wohl wichtig. Aber es liegt in der
                                                                                                                                                                                                                        Konnten Sie die Ideen, die Sie bei
                                                                                                                                                                                                                                                                               betrachtet ist                        Natur der Sache, dass es zwischen Direktion
                                                                                                                                                                                                                        Ihrem Antritt aus Berlin mitgebracht                    Zürich keine                         und Chormitgliedern auch unterschiedliche
                                                                                                                                                                                                                        haben, am Opernhaus Zürich umsetzen?                                                         Auffassungen geben kann. Aber: Die künstle-
                                                                                                                                                                                                                        Gab es Highlights? Enttäuschungen?                   klassische Opern-                       rische Gesamtverantwortung liegt letztlich
                                                                                                                                                                                                                        Die   Situation   in   Berlin   mit   drei   kon-     stadt wie Wien,                        beim Intendanten. Das ist auch gut so, denn
                                                                                                                                                                                                                        kurrierenden      Opernhäusern         in     ein                                            dann weiss man immer, wer Schuld ist, wenn
                                                                                                                                                                                                                        und derselben Stadt ist natürlich eine ganz         Paris oder Mailand.»                     etwas schiefläuft
                                                                                                                                                                                                                        andere als in Zürich. Deshalb lässt sich die
                                                                                                                                                                                                                        Arbeit nicht einfach auf eine neue Stadt übertragen. Ich möchte       Ich war erstaunt, dass Sie die Chorleute mit Sie ansprechen.
                                                                                                                                                                                                                        Theater machen für den Ort, wo ich gerade bin, und mit der Stadt,     Warum ist das so?
                                                                                                                                                                                                                        in der ich lebe, in einen Dialog treten. Enttäuschungen gab es        Mit einer grossen Gruppe von sechzig oder mehr Chorleuten,
                                                                                                                                                                                                                        tatsächlich keine. Im Gegenteil war ich überwältigt, wie qualitativ   mit denen man kontinuierlich arbeitet, geht man nicht mit allen
                                                                                                                                                                                                                        hochstehend hier gearbeitet wird. Nehmen Sie die Mitarbeiter der      so vertraut um wie in einem kleinen Team in der freien Szene.
                                                                                                                                                                                                                        Bühnentechnik: Obwohl unsere Bühne relativ klein ist, laufen die      Das «Sie» ist für mich vor allem Ausdruck von Respekt – auch
                                                                                                                                                                                                                        Auf- und Abbauten mit einer weltweit einmaligen Effizienz.            ausserhalb des Theaters. Ich persönlich bin kein Freund von
                                                                                                                                                                                                                                                                                              Duzi-Gesellschaften wie etwa in Skandinavien.
                                                                                                                                                                                                                        Wie unterscheidet sich das Opernaus Zürich von anderen
                                                                                                                                                                                                                        Opernhäuser? Ist Zürich eine Opernstadt?                              Sie haben für «Das Land des Lächelns» eine ganze Gruppe
                                                                                                                                                                                                                        Das Opernhaus Zürich ist etwas ganz Besonderes, denn historisch       von externen Tänzerinnen angestellt. Ist die Arbeitsbelastung
                                                                                                                                                                                                                        betrachtet ist Zürich keine klassische Opernstadt wie Wien,           beim Ballett zu hoch, um in dieser Produktion mitzutanzen?
                                                                                                                                                                                                                        Paris oder Mailand. Die spezifische Operntradition ist hier viel      Ja, absolut. Sie können nicht auch noch in der Oper mitmachen.
                                                                                                                                                                                                                        jünger und wurde erst seit etwa Mitte der Siebzigerjahre richtig      Ausserdem wollte ich für diese Inszenierung speziellere Typen auf
                                                                                                                                                                                                                        hochklassig. Heute gehört das Haus zur internationalen Top-Liga,      der Bühne haben als klassische Ballerinas.
                                                                                                                                                                                                                        obwohl es vergleichsweise klein ist und nur einen beschränkten
                                                                                                                                                                                                                        Kartenumsatz generiert. Zürich beweist, dass Qualität mehr ist        Letztes    Jahr   wurde        der   Hausvertrag    zwischen     dem
                                                                                                                                                                                                                        als die Summe der Sängerinnen und Sänger auf der Bühne.               Opernhaus Zürich und dem SBKV unterzeichnet. Sie waren
                                                                                                                                                                                                                                                                                              selber nicht bei den Verhandlungen dabei, obwohl Sie den
                                                                                                                                                                                                                        Die Arbeitsbelastung für den Chor ist verglichen mit anderen          Vertrag mitunterzeichnet haben. Gibt es einen Grund dafür?
                                                                                                                                                                                                                        Häusern in der Schweiz relativ hoch. Dennoch hatte ich                Mein kaufmännischer Direktor Christian Berner und unser
                                                                                                                                                                                                                        auf den beiden Proben, die ich besuchen durfte, den                   Rechtsanwalt Marc Meyer sind für solche Verhandlungen viel
                                                                                                                                                                                                                        Eindruck, dass da ein ausgesprochen agiler und spiel-                 besser geeignet als ein Künstler-Intendant wie ich. Die Ver-
                                                                                                                                                                                                                        freudiger Chor am arbeiten ist. Ist das pures Glück oder              handlungslinie wurde aber ständig mit mir abgestimmt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      7
Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes Grosse Töne Besuch im Opernhaus Zürich Kulturland Kultur ausserhalb der Städte Aua wir ...
Werkzeugkasten                                               Schweri macht‘s leicht!
                                                                 Die Rechtskolumne von Yolanda Schweri
    Junge Firmen zu Ihren Diensten

    Wir stellen junge Firmen vor, die ihre                      Arbeiten im Ausland –
    Dienstleistungen explizit im Kultur-
    bereich anbieten. Dieses Mal die Firma
                                                                sozialversicherungsrechtliche
    «kulturjurist.ch».                                          Hürden
    Was bietet kulturjurist.ch an?                              Viele Künstlerinnen und Künstler arbeiten immer wieder auch im
    Kulturjurist.ch ist eine auf das Kulturleben                Ausland. Aufgrund der bilateralen Verträge Schweiz-EU gilt dabei
    spezialisierte Anwaltskanzlei. Ich konzentriere             der Grundsatz, dass jede Person nur in einem einzigen Land sozial-
    mich bei meiner juristischen Arbeit auf Fragen              versichert (auch krankenversichert!) ist.
    und Probleme aus dem Alltag von Kulturschaf-
    fenden. Im Vordergrund steht die Beratung                   Es gilt das Erwerbsortprinzip: Dort wo gearbeitet wird, ist man auch dem
    und Schlichtung, nicht die Auseinanderset-                  Sozialversicherungssystem unterstellt (Bsp.: Eine Schweizerin wohnt in
    zung. Unkonventionelle Lösungsansätze, ehr-                 Basel und arbeitet in Lörrach; zuständig ist Deutschland).
    liche Risikoeinschätzungen und faire Beratun-
    gen bilden die Basis meiner Herangehensweise                Wenn in mehreren Ländern gearbeitet wird, ist grundsätzlich das
    an neue Aufgaben.                                           Wohnland zuständig, falls auch im Wohnland gearbeitet wird (Bsp.: Die
                                                                Schweizerin, wohnhaft in Basel, hat verschiedene Engagements sowohl
    Weshalb sollten einzelne Künstler,                          in der Schweiz als auch in anderen EU-Ländern; zuständig ist die Schweiz).
    Theatergruppen oder Produzenten den                         Alle Einkommen, auch die im Ausland erzielten, müssten also in einem
    Kulturjuristen engagieren? Nebst meiner                     einzigen Land bei den Sozialversicherungen abgerechnet werden. Wenn
    Ausbildung zum Juristen bin ich seit mehr als               Sie in der Schweiz leben und arbeiten, und ein Engagement im Ausland
    15 Jahren als Lichtdesigner und Produzent                   haben, gehen Sie wie folgt vor:
    für Theater-, Musical- und Konzertprojekte
    tätig. Dank dem langjährigen und vielseitigen
    Engagement im Kulturbereich und meinem
                                                                1    Bei der Sozialversicherungsanstalt Ihres Wohnsitzkantons ein
                                                                     Formular A1 beantragen. Mit diesem Formular wird bestätigt, dass
                                                                die Schweiz für Sie zuständig ist (schreiben Sie der SVA oder erklären
    Crossover-Wissen weiss ich, welche Probleme                 Sie persönlich, dass Sie unselbständig erwerbstätig sind, diverse Arbeit-
    sich im Kulturbereich stellen und kann ein-                 geber in der Schweiz haben und nun für ein befristetes Ausland-
    fach, verständlich und zielorientiert helfen.               Engagement ein Formular A1 benötigen).

    Wie wird der Aufwand berechnet?
    Mein Aufwand von Beratungen und Vertretun-
                                                                2    Das Formular A1 dem ausländischen Arbeitgeber vorlegen und mit
                                                                     ihm klären, wer die Sozialversicherungsbeiträge (AHV/IV/ALV/EO,
                                                                UVG, evtl. Pensionskasse) in der Schweiz abrechnet:
    gen wird mit einem Stundenansatz über Fr.                   − Arbeitgeber rechnet direkt ab (dann fällt Pkt. 3 weg), oder
    220.00 berechnet. Mir ist bei meiner Tätigkeit              − Arbeitnehmer rechnet selber ab (der Arbeitgeber zahlt zusätzlich zum
    die finanzielle Lage von Kulturschaffenden                  Bruttolohn seinen Arbeitgeberanteil aus; es erfolgen keine Lohnabzüge
    stets bewusst und Leerläufe oder Umwege                     ausser Quellensteuer). Dafür unterzeichnen Sie und Ihr Arbeitgeber eine
    kenne ich daher nicht.                                      Vereinbarung. Erfragen Sie die Beitrags-Prozentsätze bei der AHV und
                                                                ggf. bei Ihrer Pensionskasse.
    Wer steht hinter kulturjurist.ch und
    wann wurde die Firma gegründet?
    Hinter dem Label kulturjurist.ch stehe ich als
                                                                3    Falls Sie selber abrechnen, beantragen Sie bei der SVA (Ausgleichs-
                                                                     kasse) einen Anschluss als Arbeitnehmer, der Beiträge eines aus-
                                                                ländischen Arbeitgebers abrechnet. Reichen Sie das Formular A1 ein, die
    Anwalt und mir vertraute Partner im rechtli-                Vereinbarung mit dem Arbeitgeber und den Arbeitsvertrag oder eine
    chen Beratungsbereich. Ich habe im Herbst                   Lohnabrechnung, aus der die Bruttogage hervorgeht. Die SVA wird Ihnen
    2015 nach dem Abschluss meiner Anwaltsprü-                  dann eine Rechnung für die AHV-Beiträge stellen.
    fungen die Kanzlei kulturjurist.ch gegründet.
    Seither arbeite ich auf beiden Berufen.                     Viele von Ihnen mussten bereits feststellen, dass die Theorie einfach
                         Der Luzerner Markus Güdel              klingt, in der Praxis aber nicht funktioniert, denn sowohl die schweize-
                         vertritt als Rechtsanwalt              rischen wie auch die ausländischen Behörden und Arbeitgeber sind mit
                         Kulturschaffende rund um
                         Rechtsfragen im Kulturbereich.         der Handhabung überfordert oder geben falsche Auskünfte. Tatsächlich
                         Zudem ist er seit 2003 als gefragter
                         freischaffender Lichtdesigner          wird deshalb auch heute noch meistens dort abgerechnet, wo man
                         in der gesamten Schweiz tätig.
                                                                gerade arbeitet.
                                                                Der SBKV wird zum Ganzen eine ausführlichere Beschreibung und Hand-
       Kulturjurist.ch          www.kulturjurist.ch             lungsanleitung erarbeiten und berät Sie gerne weiter.

8
Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes Grosse Töne Besuch im Opernhaus Zürich Kulturland Kultur ausserhalb der Städte Aua wir ...
Bericht von der Delegierten-                                                              Anwendung des GAV bezahlen müssen.
                                                                                          Dieser Beitrag geht je zur Hälfte an den
versammlung des Schweizerischen                                                           SBKV und an den SBV. Alle Berichte wer-
                                                                                          den von der Versammlung zur Kenntnis
Bühnenkünstlerverbandes SBKV                                                              genommen, die Jahresrechnung wird ge-
Samstag, 13. Mai 2017                                                                     nehmigt, und schliesslich erklären sich
                                                                                          die Delegierten einstimmig mit der Ar-
(rs) Am 13. Mai fand im Hotel Engimatt      (E-Mail), über soziale Medien und durch       beit des Vorstandes einverstanden.
in Zürich die jährliche Delegiertenver-     das neu gestaltete und inhaltlich überar-
sammlung des SBKV statt. Grosses            beitete Vereinsmagazin «Ensemble».            Ebenfalls zur Kenntnis genommen wird
Thema dabei waren die Subventions-          ● Der SBKV gab erneut seinen jährli-          das Budget für das Jahr 2017. Salva Leu-
kürzungen des Bundesamtes für Kul-          chen Vermittlungskatalog heraus und           tenegger gibt Auskunft über einzelne
tur (BAK) und die damit verbundene          betreibt die Online-Plattform perfor-         Punkte wie beispielsweise den neu ge-
Frage eines Zusammenschlusses der           mersonstage.com sowie schauspieler.ch         schaffenen Posten «Kampagnen»: In
Berufsverbände SBKV, SSRS und TASI.         (zusammen mit SSFV und ACT)
                                            ● Auch im vergangenen Jahr gab es drei        Übersicht über die Wahlen:
Es herrscht eine fröhliche Stimmung an      Mitgliederanlässe: am Zurich Filmfesti-
                                                                                          Wahlberechtigte:  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 19
diesem sonnigen Samstagmorgen im            val, an den Solothurner Filmtagen und
Konferenzraum des Hotels Engimatt. Be-      am Filmvestival in Locarno                    Eingegangene Stimmzettel:  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 19

vor die Versammlung um 10:30 Uhr los-       ● Das Angebot an Weiterbildungen              JA-STIMMEN:
geht, stehen die gut dreissig Delegierten   wurde ausgebaut. Der SBKV organisierte        Bisherige:
                                                                                          Matthias Albold:  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .             19
Schlange an der Kaffeemaschine und be-      Workshops zu den Themen Mikrofonar-           Günter Baumann: .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                  19
dienen sich am üppigen Frühstücksbuf-       beit, Steuern und Sozialversicherungen        Oliver Dähler: .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .       17
                                                                                          Cheyne Davidson: .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                 17
fet. Man begrüsst sich herzlich, und fast   bis hin zu Verhandlungstechniken. Jedes       Elisabeth Graf: .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         17
wie in einer Theaterkantine entsteht so-    Mitglied bekam bei Anfrage 100.– Fran-        Lisa Lorenz: .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   17
                                                                                          Martin Krämer:  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            12
fort ein herrliches Geplauder. Nachdem      ken zu eigenen Ausbildungszwecken zur         Irina Schönen:  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         17
                                                                                          Adrian Schriel: .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         14
alle im Sitzungszimmer Platz genommen       Verfügung gestellt. Von diesem Angebot
                                                                                          Neu:
haben, begrüsst die SBKV-Präsidentin        Gebrauch gemacht haben lediglich 69           Catherine Pagani .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .              16
Elisabeth Graf die anwesenden Delegier-     Mitglieder.                                   Damien Ligier .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .        16
                                                                                          Präsidium:
ten und Gäste und eröffnet die Sitzung      ● Der SBKV hat die Verhandlungen über
                                                                                          Elisabeth Graf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                17
mit der traditionellen Schweigeminute       den GAV abgeschlossen. Am Opernhaus
                                                                                          Vizepräsidium:
für die im letzten Jahr verstorbenen und    Zürich, am Konzert Theater Bern sowie         Oliver Dähler  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 16
namentlich erwähnten Schweizer Künst-       am Theater Basel konnten Hausverträge         Lisa Lorenz .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17
lerinnen und Künstler. Die Delegierten      abgeschlossen oder weiterverhandelt           Die weiteren Wahlen erfolgen
erheben sich von ihren Stühlen und so-      werden. Die Mindestgagen wurden mit           mittels Handheben und sind
                                                                                          durchwegs einstimmig.
fort entsteht eine andächtige Stille.       dem SBV diskutiert - von echten Ver-
                                            handlungen kann leider nicht die Rede         Mitglieder der Geschäfts- und
                                                                                          Rechnungsprüfungskommission:
Nachdem die Stimmenzähler gewählt           sein.                                         Fay Kaufmann  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (bisher)
                                                                                          Ingo Anders  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (bisher)
sind, die Tagesordnung geklärt und das      ● Die Jahresrechnung 2016 des SBKV
                                                                                          Reto Ziegler  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (neu)
Protokoll der Delegiertenversammlung        schliesst mit einem erfreulichen Über-
                                                                                          Vertragsausschuss Solo:
2016 genehmigt ist, folgen die Berichte     schuss von gut 88‘000 Franken ab. Die-        Oliver Dähler  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (bisher)
über das vergangene Jahr der Präsiden-      ser dient dazu, die Defizite der Jahre        Cheyne Davidson  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (bisher)
                                                                                          Günter Baumann  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (bisher)
tin Elisabeth Graf sowie der Geschäfts-     zuvor und den drohenden Wegfall der
leiterin Salva Leutenegger. Beide bli-      BAK-Subventionen abzufedern.                  Vertragsausschuss Chor und Ballett/Tanz:
                                                                                          Agnes Fillencz  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (bisher)
cken auf ein erfolgreiches Betriebsjahr     ● Die Mitgliederzahl ist von 1164 auf         Oliver Dähler  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (bisher)
zurück. Hier die wichtigsten Punkte im      1151 leicht gesunken. Davon sind 854          Markus Moritz  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (bisher)

Überblick:                                  Freischaffende.                               Mitglied des Bühnenschiedsgerichts:
                                                                                          Rolf Simmern  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (bisher)
● Die Rechtsberatung und der Rechts-
                                                                                          Günter Baumann als Stellvertreter (bisher)
schutz sind nach wie vor die Kernkompe-     In der anschliessenden Fragerunde geht
                                                                                          Tarifkommission
tenz des SBKV. Im vergangenen Jahr gab      es vor allem um die Verwendung des            für die Festsetzung der Mindestgagen:
es 10 Rechtsfälle, 87 Rechtsberatungen      Vereinsvermögens und des Hilfsfonds.          Elisabeth Graf  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (bisher)
                                                                                          Kristof Dohms  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . (bisher)
und ca. 80 telefonische Auskünfte.          Diese Gelder sollen nicht angetastet wer-     Stefan Lahr als Stellvertreter  .  .  .  .  . (bisher)
● Der SBKV hat die Kommunikation mit        den. Fragen gab es auch zum sogenann-         Salva Leutenegger  .  .  .  . (von Amtes wegen)

seinen Mitgliedern ausgebaut. Informa-      ten «Solidaritätsbeitrag», den alle, die an
                                                                                          Das offizielle Protokoll der SBKV-DV
tionen werden über vier Kanäle verteilt:    festen Häusern engagiert sind aber nicht      2017 kann beim SBKV bestellt werden:
über die Homepage, via Newsletter           SBKV-Mitglied werden möchten, für die         sbkv@sbkv.com

                                                                                                                                                                                           9
Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes Grosse Töne Besuch im Opernhaus Zürich Kulturland Kultur ausserhalb der Städte Aua wir ...
Zusammenarbeit mit dem Kommunika-
     tionsprofi Mark Balsiger und verschiede-
     nen Mitgliedern des SBKV möchte man
     die Öffentlichkeit auf die schlechten
     Arbeitsbedingungen im Kunstbereich
                                                                                                     VORSTAND
     aufmerksam machen. Der Fokus soll
     auf den tiefen Gagen liegen, die nicht                                                              PRÄSIDENTIN

     dem entsprechen, was Künstlerinnen
     und Künstler in der Schweiz tatsächlich                             VIZEPRÄSIDENT                                             VIZEPRÄSIDENTIN:
     leisten. Auf eine simple, klare Art soll die
                                                                                                   Elisabeth Graf (bisher)
     Botschaft verbreitet werden, dass die                                                              Schauspielerin
                                                                                                        (freischaffend)
     Mindestgagen zu tief angesetzt sind. Ge-
                                                                     Oliver Dähler (bisher)                                        Lisa Lorenz (bisher)
     plant sind zwei Spots mit Schauspiel und                              Choreograf                                                    Sängerin
                                                                         (freischaffend)                                         (Chor Opernhaus Zürich)
     Tanz, die aufrütteln und zum Denken an-
                                                                                                  VORSTANDSMITGLIEDER
     regen sollen. Dafür wurden 25'000 Fran-
     ken budgetiert.

     Danach geht es weiter zu den Wahlen.           Matthias Albold (bisher)      Günter Baumann (bisher)       Cheyne Davidson (bisher)        Martin Krämer (bisher)
                                                          Schauspieler              Schauspieler (Theater                 Sänger                        Sänger
     Anwesend sind neunzehn Wahlberech-              (Stadttheater St. Gallen)     Orchester Biel Solothurn)    (Solist Opernhaus Zürich)        (Chor Theater Basel)

     tigte, die dazu aufgefordert sind, mittels
     Wahlzettel die Vorstandsmitglieder und
     das Vereinspräsidium geheim zu wählen.
                                                      Damien Liger (neu)           Catherine Pagani(neu)          Irina Schönen (bisher)        Adrian Schriel (bisher)
     Alle bisherigen Vorstandsmitglieder wer-        Regieassistent (Theater           Schauspielerin                  Schauspielerin                  Regisseur
                                                    Orchester Biel Solothurn)          (freischaffend)                 (freischaffend)              (freischaffend)
     den wiedergewählt und Elisabeth Graf
     als Präsidentin sowie Oliver Dähler und
     Lisa Lorenz als Vizepräsident und Vize-                                                    GESCHÄFTSSTELLE
     präsidentin souverän bestätigt. Insofern
                                                                                                    GESCHÄFTSLEITERIN
     bleibt alles beim Alten. Trotzdem gibt
     es eine markante Neuerung: der Vor-
     stand wird von neun auf elf Mitglieder
     vergrössert. Neu zur Wahl angetreten                                                           Salva Leutenegger

     und mit grosser Zustimmung gewählt
     wurden die Schauspielerin Catherine Pa-                                                         ADMINISTRATION

     gani (Tessin) und dem Regieassistenten
     Damien Liger (Romandie). Damit re-
     präsentiert der Vorstand nun die drei                                            Zineb Benkhelifa                 Sandra Känzig
     grossen Sprachregionen der Schweiz.

     Nach dem Mittagessen wendet sich Eli-
     sabeth Graf mit den «Worten der Präsi-         und Freischaffenden sondern dass die                         Zum Abschluss wird die Themenliste
     dentin» an die Delegierten. Sie schlägt        Vielfalt eine Stärke des Verbands sei. Die                   unter dem Punkt «Varia» für einzelne
     einen Bogen vom Schweizerischen De-            anstehende Statutenrevision sei nötig,                       Anliegen geöffnet. Irina Schönen teilt
     mokratieverständnis zum Minderhei-             weil «sich einerseits die Verhältnisse ge-                   mit, dass es auch in diesem Jahr einen
     tenschutz, der auch innerhalb des SBKV         ändert haben und andererseits die An-                        Kurs «Tonstudio für Anfänger» geben
     ein wichtiger Wert ist. Sie deutet darauf      sprüche an die Statuten gestiegen sind».                     wird, Salva Leutenegger möchte wissen,
     hin, dass die freie Theaterszene in den                                                                     wie der Newsletter bei den Mitgliedern
     letzten vierzig Jahren enorm gewachsen         Nun folgt das mit Spannung erwartete                         ankommt, Heidi Diggelmann äussert
     ist, was sich auch in den Mitgliederzah-       Traktandum «Info der Geschäftsleitung                        sich hoch erfreut über das neue Erschei-
     len des SBKV widerspiegelt: Die Festan-        über die zukünftige Unterstützung des                        nungsbild des «Ensembles», Elisabeth
     gestellten bilden heute nur noch etwa          Bundesamts für Kultur». Das «Ensem-                          Graf gratuliert Sandra Känzig zu ihrem
     einen Drittel aller Mitglieder, im Vor-        ble» hat diesen Punkt auf der nächsten                       5-jährigen Bürojubiläum beim SBKV und
     stand sind sie jedoch mit sechs von elf        Seite zusammengefasst.                                       Yolanda Schweri informiert über einen
     Personen vertreten. Elisabeth Graf be-                                                                      Entscheid des Bühnenschiedsgerichts.
     tont, wie wichtig die Ensemble-Theater         Nach diesem ausführlich diskutierten                         Die Delegiertenversammlung wird um
     seien, und dass es im SBKV nie Graben-         Traktandum informieren die Delegier-                         17:05 mit einer Einladung zu Kaffee und
     kämpfe gab zwischen Festangestellten           ten über ihre jeweiligen Ortsgruppen.                        Kuchen für beendet erklärt.
10
SBKV vor dem Aus?
Das Bundesamt für Kultur setzt Kulturverbände unter Druck

                                                               SBKV nicht ändern und muss sich auf andere Akteure ver-
Die Fakten:                                                    lassen. Auf politischer Ebene werden Suisseculture und der
Seit 2012 ist der SBKV Teil des Kulturförderungskonzeptes      Gewerkschaftsbund tätig.
des BAK. Das Konzept unterstützt unter anderem kulturelle
Organisationen, die sich für die Verbesserung der Rahmen-      Salva Leutenegger stuft es als sehr problematisch ein, dass
bedingungen von Künstlerinnen und Künstlern einsetzen.         unter den neuen Voraussetzungen viele Arbeitnehmerver-
Als klassischer Berufsverband erfüllte der SBKV bisher die     bände aus der Förderung herausfallen und der Arbeitge-
vorgegebenen Kriterien und wurde mit jährlichen Beiträgen      berverband (SBV) von Fördergeldern profitiert. Zudem stellt
zwischen 92‘000 und 98‘000 Franken unterstützt. 2016 muss-     sich die Frage, weshalb der SBV die Kriterien allein dadurch
ten die unterstützten Organisationen für die kommende          erfüllt, dass er gesamtschweizerisch tätig ist. Der SBV ist
Förderperiode 2017 bis 2020 ein neues, sehr umfangreiches      kein Berufsverband wie SBKV, TASI und ACT, die ansons-
Gesuch einreichen. Bis anhin gab es für Theaterverbände        ten sämtliche Kriterien erfüllen. Insofern erscheint es will-
eine Ausnahmeklausel, welche sie vom Zwang der gesamt-         kürlich, dass nur das Kriterium der gesamtschweizerischen
schweizerischen Tätigkeit befreit hat. Der Bundesrat hat für   Tätigkeit (die der SBKV ja erfüllt, aber nicht in genügendem
die neue Periode diese Ausnahmeklausel gekippt und die         Umfang) ausschlaggebend ist.
Evaluation der Gesuche an eine Firma ausgelagert. Obwohl
der SBKV insgesamt über 40 Mitglieder in der französi-         Der SBKV hat vor Jahren die Option einer Fusion mit ACT
schen und italienischen Schweiz hat, wird seine gesamt-        geprüft. Aufgrund unterschiedlicher Verbandsstrukturen
schweizerische Tätigkeit nicht anerkannt. Dieselbe Nicht-      und -kulturen sind aber beide Seiten übereinstimmend zum
anerkennung haben andere Theater-Arbeitnehmerverbände          Schluss gekommen, dass das keine geeignete Lösung ist.
(SSRS, TASI, ACT) auch zu beklagen. Nicht betroffen ist als    Geprüft wird nun eine Dachverbandlösung mit dem
einzige Organisation der Arbeitgeberverband SBV (Schwei-       SSRS und TASI. Eine Schwierigkeit dabei ist, dass das BAK
zerischer Bühnenverband).                                      und die Verbände nicht zwingend darin übereinstimmen,
                                                               was die Definition eines Dachverbandes angeht. Das BAK
Auf die Frage, weshalb der Bundesrat die Ausnahmeklausel       gibt zudem klar vor, dass es sich nicht um eine Lösung han-
fallen liess, wurden finanzielle Gründe und die Vision einer   deln darf, die nur dem Zweck dient, immer noch Fördergel-
in sich gesamtschweizerisch vernetzten Kulturlandschaft        der zu erhalten. Die Dachverbandslösung muss auch inhalt-
genannt. Dass es aber diese nationale Verbundenheit gera-      lich überzeugen. Daran wird aktuell gearbeitet.
de im Theaterbereich aufgrund der Sprachdominanz nicht
gibt, wird vollständig ausgeblendet. Erklärungsversuche        Diskussion an der
von Seiten der Verbände, wonach sich Schauspieler aus
der Deutschschweiz eher nach Deutschland und Österreich        Delegiertenversammlung
als in andere schweizerische Sprachregionen orientieren,       In der Diskussion kommt die Frage auf, weshalb der SBKV
wurden ebenfalls nicht berücksichtigt.                         nicht direkt die Lösung anstrebt, mit SSRS und TASI zu fusio-
                                                               nieren beziehungsweise eine Struktur zu gründen, die mit
Das BAK fordert hingegen, dass die Verbände SSRS, TASI,        Sektionen in den verschiedenen Regionen arbeitet. Salva
ACT und SBKV im kommenden Jahr 2017 zu einem gros-             Leutenegger erwidert, dass ein Dachverband die einfache-
sen Verband fusionieren. Diese Forderung müsste bis Ende       re Lösung darstellt und dass eine Verbandsfusion – insbe-
2017 umgesetzt sein. Mündlich wurde die Frist vom BAK bis      sondere von drei Verbänden – ein extrem langwieriger und
März 2018 verlängert. Die Zeit, eine Lösung zu finden, ist     schwieriger Prozess darstellt. Salva Leutenegger hat im
sehr knapp bemessen. Im Moment befindet man sich betref-       Laufe ihrer Verbandsarbeit zwei Fusionsprozesse miterlebt,
fend Förderbeiträgen in einem «Übergangsjahr», das heisst      die beide nach sehr langen Verhandlungen gescheitert sind.
der SBKV erhält aktuell 65’938 Franken Förderung.              Auch die Gespräche mit ACT haben gezeigt, dass eine Fusion
                                                               eben nicht so einfach ist. Schliesslich stellt Salva Leute-
Einschätzung der Situation:                                    negger fest, dass der SBKV auch ohne BAK-Gelder wei-
Unter dem Deckmantel «Vision Gesamtschweiz» möchte das         terbestehen könnte, dass dies aber mit massiven Ein-
BAK vor allem Geld sparen. Diese Förderkriterien kann der      schränkungen verbunden wäre. (vm)

                                                                                                                               11
«Ensemble»: AUAWIRLEBEN gibt es jetzt schon seit
     35 Jahren. Hätte man sich damals schon vorstellen
     können, dass das Festival so lange Erfolg hat?
     Nicolette: Das Festival wurde ursprünglich von Peter Borchert
     am Stadttheater Bern als Reihe für zeitgenössische Dramatik
     entwickelt. Als Peter Borchert das Stadttheater verliess, nahm
     er das Format mit und betrieb es als freies Festival. Anfangs
     war es kleiner und hatte noch viel mehr den Charakter
     eines Szenetreffs, bei dem es stark um den Austausch unter
     Kunstschaffenden ging. Schön ist, dass es im Kern immer noch
     etwas davon hat. Ganz am Anfang war es vermutlich nicht
     angedacht, dass es DAS Theaterfestival von Bern wird. Es ist
     nach und nach gewachsen.

     Wo steht das Festival heute?
     Nicolette: Es gibt zwei Linien, die sich in den letzten zehn
     Jahren verstärkt haben. Das Eine ist eine grosse Offenheit
     gegenüber speziellen Formen. Wir zeigen zum Beispiel viele
     Produktionen ohne klare Akteur-Zuschauer-Trennung. Ich
     erinnere mich an ein Eins-zu-eins-Stück im Jahr 2011, wo jeder
     einzeln hinein musste und einen Performer zugewiesen bekam.
     Das war damals extrem schwierig zu verkaufen. Ich musste           Vielleicht kommen ja einige Leute nicht zu uns, weil es eben
     meine Freunde anrufen und sie anflehen: Kommt doch, ich            nicht sehr niederschwellig ist, in eine Dampfzentrale oder in ein
     schenke euch das Ticket! Inzwischen hat sich das etabliert und     Schlachthaustheater zu gehen. Du gehst an einen Ort, wo du
     das Publikum hat ein grosses Vertrauen in uns entwickelt, was      nicht weisst, wie du dich da verhalten musst.
     Formen angeht. Die andere Linie, die wir in den letzten Jahren
     sehr verstärkt haben, ist, das Festival noch zugänglicher zu       Bettina: Ich glaube, es geht auch darum, überhaupt auf die
     machen. Ich glaube, das Festival ist schon sehr niederschwellig,   Idee zu kommen, ins Theater zu gehen. In Bümpliz haben wir
     aber das muss man den Leuten auch klarmachen.                      probiert, wirklich zu den Leuten hinzugehen, beispielsweise
                                                                        mit den Projekten von Martin Schick. Darunter gab es ein
     Inwiefern?                                                         Tauschprojekt, wo sie an Haustüren klingeln gingen und Leute
     Nicolette: Wir haben sehr viel Produktionen im Programm,           gefragt haben, ob sie etwas gegen einen Gegenstand, den sie
     für die man keine universitäre Bildung, keine besonderen           dabei hatten, tauschen würden. Wir selbst waren in Bümpliz
     Sprachkenntnisse und keine Seherfahrung im Theater braucht,        mit dem «Kaffiwägeli» unterwegs, haben Kaffee verschenkt
     um sie schauen zu können. Zum Beispiel dieses Jahr mit «The        und mit den Leuten über Theater geredet. Das ist es auch,
     Money». Da muss man wissen, was Geld ist und man muss mit          was wir mit dem Festivalzentrum versuchen. Wir laden zwar
     jemandem etwas verhandeln können, wie im Alltag auch. Aber         ein internationales, professionelles Theater von Europa nach
     es braucht keine literarischen oder philosophischen Referenzen.    Bern ein. Aber wir haben auch ein Festivalzentrum, das für alle
     Das, was in diesem Moment stattfindet in dem Raum, ist die         Berner da ist. Auch wer nicht ins Theater geht, kommt vielleicht
     einzige Referenz. Seit letztem Jahr ergänzen wir das Festival      hier einmal essen oder ein Konzert hören.
     zudem mit einigen Inklusionsmassnahmen und machen
     beispielsweise einen Teil der Stücke für Gehörlose zugänglich.     AUAWIRLEBEN zeigt weniger klassische Dramen
     Dieses Jahr haben wir einen Kinderhütedienst ins Leben             sondern – ich schmeisse mal mit Begriffen um mich –
     gerufen. Und wir haben ein einmaliges Projekt in Bümpliz           postdramatisches Theater, dokumentarisches Theater,
     lanciert, um zu schauen: Was passiert, wenn wir die üblichen       Off-Theater, Off-Off-Theater. Weshalb wählt ihr gerade
     Spielstätten verlassen und einfach mal an Orten spielen, die       diese Formen?
     noch nicht so klar mit zeitgenössischer Kunst konnotiert sind?     Nicolette: Wir sind eigentlich offen für die ganze strukturelle
12
(vm) Vom 11. - 21. Mai 2017 fand in Bern zum 35. Mal das Theaterfestival
                                                             AUAWIRLEBEN statt. Höchste Zeit einmal hinzufahren und zu
                                                             gucken, was die da eigentlich so treiben! Das «Ensemble» hat sich
                                                             im Festivalzentrum mit Nicolette Kretz (Leitung) und Bettina Tanner
                                                             (Produktionsleitung & Administration) getroffen und nachgefragt.

                                                                                    gesagt haben: Das kommt nicht in Frage, wir zahlen dir das
                                                                                    Doppelte! Es ist uns sehr wichtig, dass faire Arbeitsbedingungen
                                                                                    herrschen. Ich war schon in einigen Fördergremien und da
                                                                                    hat man viel Einblick, wie das so läuft in der freien Szene.
                                                                                    Ich finde es manchmal seltsam, wie manche freie Häuser
                                                                                    argumentieren, sie können nicht mehr zahlen, weil sie kein Geld
                                                                                    hätten. Ja, dann macht halt weniger Produktionen, dann könnt
                                                                                    ihr es nämlich.

                                                                                    Erzählt doch mal von der aktuellen AUAWIRLEBEN-
                                                                                    Ausgabe! (Das Interview wurde am 16.05. geführt, Anm. d. Red.)
                                                                                    Bettina: Ich wurde gerade gestern wieder gefragt: Worauf
                                                                                    freust du dich jetzt noch? Und ich so: «The Money», weisst
                                                                                    du, das ist wirklich ein neues Konzept! Und natürlich «69
                                                                                    Positions». Und «She She Pop», die kommen jetzt auch! Und
                                                                                    Maria Marshal hat noch eine Premiere. Wir haben eine grosse
                                                                                    Bandbreite. Das ist ja das Coole.

                                                                                    Nicolette: Es läuft bei mir immer gleich, dass ich kurz vor
                                                                                    Festivalbeginn denke: Ja, es wird gut, aber es wird nicht die
                                                                                    beste von allen AUAWIRLEBEN-Ausgaben. Ich habe jedes Jahr
                    Bandbreite von Stadttheater bis Off-Off. Es ist uns sehr        dieses kurze Unsicherheitsmoment. Und sobald das Festival
                    wichtig, dass wir uns keine Einschränkungen setzen. Wir         begonnen hat, denke ich dann plötzlich: Shit, es ist cool! Dieses
                    wollen einladen können, was wir spannend finden. Was mich       Jahr haben wir insgesamt vielleicht viele eher sperrige Stücke.
                    berührt ist, wenn ich das Gefühl habe, dass die auf der Bühne   Wir programmieren selten «Wohlfühltheater». AUAWIRLEBEN
                    ein Anliegen haben. Ich persönlich spüre das mehr heraus in     ist nicht von ungefähr unser Titel. Es muss ein bisschen weh
                    Ensemblekreationen als im Autorinnentheater.                    tun. Wir zeigen Theater, das sich selbst – und somit auch das
                                                                                    Publikum – nicht schont.
                    Als Festivalorganisatorinnen habt ihr eine Doppelrolle
                    inne. Ihr seid einerseits selbst Kulturschaffende und           Was ist eure Zukunftsvision für AUAWIRLEBEN?
                    andererseits Arbeitgeberinnen, die Gagen zahlen und             Nicolette: Noch eine grössere Niederschwelligkeit,
                    damit auch eine soziale Verantwortung tragen. Wie               Zugänglichkeit schaffen, ohne dass wir beim Programm
                    geht ihr damit um?                                              Einbussen machen müssen. Das ist ja ganz wichtig: Unser
                    Bettina: Wir sind davon überzeugt, dass man faire Gagen         Programm ist professionell und qualitativ sehr hochstehend.
                    zahlen muss. Wir haben ein Jahresbudget und dann schauen        Auch intellektuell fordernd. Aber es soll zugänglich sein. Das ist
                    wir: Was passt alles rein? Zwischen zehn und fünfzehn           kein Widerspruch. Oft scheut sich die kulturelle Vermittlung vor
                    Produktionen plus Rahmenprogramm. Und halt lieber eine          komplexen Inhalten, aber Theater muss nicht banal sein, um
                    Produktion weniger und dafür richtige Gagen zahlen. Wir         bei einem ungeübten Publikum anzukommen. Ich glaube, dass
                    wollen das Kunstschaffen und Theater unterstützen, damit es     das, was wir zeigen, eben sehr zugänglich und überhaupt nicht
                    professionell ist und die Leute davon leben können.             banal ist.

                    Nicolette: Wir haben es durchaus schon erlebt – tendenziell
                    eher bei Stadt- und Staatstheatern – dass die Gagenforderung
                    so absurd hoch war, dass wir sagen mussten: Gut, merci,
Foto: Anna Lupien

                                                                                                                     Nicolette Kretz
                    in dem Fall nicht. Ich finde, das muss man auch können.                                          (Leitung)
                    Umgekehrt hatten wir auch schon einen Künstler, der uns                                          Bettina Tanner
                    bei seinem ersten Solo eine Gage angegeben hat, wo wir                                           (Produktionsleitung & Administration)

                                                                                                                                                             13
70.
     & die Würdigung auf der Zwanzigernote
                                              FILMFESTIVAL
                                              LOCARNO
     (kw) Das Internationale Filmfestival Locarno gehört zu        dem Thema «Die vielseitige Schweiz». Die Zwanzigernote
     den frühesten seiner Art. Nur Venedig und Moskau sind         symbolisiert die kreative, kulturelle und künstlerische Seite
     älter. Dieses Jahr findet es vom 2. – 12. August statt.       der Schweiz. Marco Solari, Präsident des Filmfestivals, sieht
                                                                   in dieser Würdigung zeitgleich eine grosse Verpflichtung:
     Am 23. August 1946 fiel zum ersten Mal das Licht der          «Die Repräsentation auf der Banknote freut uns ausser-
     Filmkunst auf die Leinwand, damals noch im Garten des         ordentlich und ist eine enorme Verantwortung, die wir gerne
     Grand Hotel Locarno, das heute denkmalgeschützt und           wahrnehmen. Nun muss das Festival noch weiter wachsen
     seit 2005 geschlossen ist. Über die Jahre nahm Locarno        und wir können uns keine Fehler mehr erlauben. Wir
     eine einzigartige Position im Panorama der wichtigsten        garantieren weiterhin höchste kulturelle und künstlerische
     internationalen Filmfestivals ein. Jeden August wird die      Qualität, da wir unter den zehn besten Filmfestivals der Welt
     Kleinstadt Locarno während elf Tagen zur Hauptstadt des       bleiben wollen», erklärt Marco Solari bei der symbolischen
     Films. Hierbei ist das Publikum die Seele des Festivals,      Übergabe einer druckfrischen Zwanzigernote vom Präsi-
     wie die Bilder der Piazza Grande einstimmig beweisen. Im      denten der Schweizer Nationalbank Thomas Jordan am
     magischen Szenario der Piazza werden jeden Abend bis zu       17. Mai in Locarno. «Ohne Publikum könnte kein Festival
     8000 Filmbegeisterte aus aller Welt willkommen geheissen.     bestehen», betont Solari. Aus diesem Grund gibt er diese
                                                                   Würdigung auch an seine treuen
     In diesem Jahr feiert das Filmfestival sein 70-jähriges Be-   filmbegeisterten      Gäste    weiter.
     stehen. Offenbar war die Zeit für eine besondere Art der      Am ersten Abend auf der Piazza
     Würdigung reif. Das Internationale Filmfestival Locarno ist   Grande kosten die Tickets zwanzig
     auf der neuen Zwanzigernote verewigt. Die gesamte neue        Schweizer Franken, sofern mit der
     Serie der Banknoten der Schweizer Nationalbank steht unter    neuen Banknote bezahlt wird.

     AKKREDITIERUNG
     SBKV-Mitglieder haben
     wieder das Anrecht auf eine
     Akkreditierung (ohne Zutritt
     zum Ringbereich der Piazza
     Grande).

     Diejenigen Mitglieder, die
     erstmals am Festival teilneh-                                                    SSFV/SBKV-
                                                                                      Frühschoppen
     men möchten, können das
     Formular ausschliesslich on-
     line bis zum 18. Juli 2017 mit
     folgendem Link ausfüllen:                                                        Der   Berufsverband         der   professionellen
     http://accreditation.pardo.ch
     Passwort: SBKV70LA                                                               Schweizer Filmschaffenden (SSFV) organisiert
                                                                                      erneut einen sogenannten «Frühschoppen»,
     Mitglieder, die bereits in der
     Vergangenheit akkreditiert
                                                                                      der vom SBKV mitfinanziert wird. Alle Mit-
     waren, haben bereits Anfang                                                      glieder sind herzlich eingeladen. Das sympa-
     April per Mail einen Link                                                        thische Get-Together von FilmtechnikerInnen,
     erhalten.
                                                                                      SchauspielerInnen, ProduzentInnen und Re-
     Die Bearbeitungsgebühr                                                           gisseurInnen findet am So, 6. August 2017,
     beträgt 70 Franken. Für nach-
     trägliche Akkreditierungen
                                                                                      11 bis 14 Uhr im Caffé Festival an der Viale
     wird eine zusätzliche Gebühr                                                     Balli 2 in Locarno statt.
     von Fr. 30.– erhoben.

14
er
Festivalkalend                                Freilichtspiele Luzern
                                              Tribschen
                                                                                           St. Galler Festspiele
                                                                                           23.06. – 07.07.17
                                                                                                                                          Tellspiele Interlaken
                                                                                                                                          29.06. – 16.09.17
                   mmt, die
Der Sommer ko eht an!                         13.06. – 29.07.17
                   st
Festivalsaison hat die
                  e»
Das «Ensembl ivals
                   st
wichtigsten Fe le rund                                                                     Die 12. St. Galler Festspiele warten auf mit
       ei lic ht sp ie
und Fr                                        Die Luzerner Freilichtspiele zeigen mit      der Oper «Loreley» von Alfredo Catalani
                  n Film,
 um die Sparte einkunst                       Stadt der Vögel eine luftige Komödie, in     im Klosterhof, dem Tanzstück Kranzrede         Die traditionellen Tellspiele gehen neue
                   Kl
 Theater, Tanz , gesucht.
                                              der die Vögel sich mit den Göttern und       von Jörg Weinöhl in der Kathedrale und         Wege. Das neue Stück «Tell - Ein Stück
                   us
 und Oper hera nen
                                              den Menschen anlegen und ihr eigenes         Konzerten in der Kirche St. Laurenzen. Wie     Schweiz» wird inszeniert durch Ueli
                                              «Wolkenkuckucksheim» erschaffen. Von         immer auch mit Werkeinführungen und            Bichsel. Speziell: Zum ersten Mal an den
                     ei
 Wir wünschen Sommer!                         Gisela Widmer, inszeniert von Annette        Klosterrundgängen.                             Tellspielen wird auf der Bühne Mundart
                   en
 unterhaltsam                                 Windlin. www.freilichtspiele-luzern.ch       www.stgaller-festspiele.ch                     gesprochen. www.tellspiele.ch

Neuchâtel International                       Freilichtspiele Göschenen Landschaftstheater                                                Freilichtspiele Zermatt
Fantastic Film Festival                       30.06. – 19.08.17         Ballenberg                                                        06.07. – 27.08.17
30.06. – 08.07.17                                                       05.07. – 19.08.17
Das 2000 gegründete Festival des              Wer hat noch nicht von einem Meeran-         Nach zwei sehr erfolgreichen Theater-
Fantastischen Films, kurz NIFFF, ist          schluss für die Schweiz geträumt? Die        saisons mit «Ueli der Knecht» und «Ueli der
mit über 45’000 Zuschauern zu einem           Produktion «Göschenen am Meer» dreht         Pächter» wagt sich das Landschaftstheater      Nach der Matterhorn Story zeigen die
der grössten Filmfestivals der Schweiz        sich ganz um die grossen Dimensionen.        Ballenberg an einen neuen Stoff.               Freilichtspiele Zermatt dieses Jahr
geworden. Es behandelt vordergründig          Um 1900 wollte der italienisch-schweizeri-   «Veronika Gut - Aufruhr in Nidwalden»          Shakespeare. Aber natürlich darf das
den Fantastischen Film – wobei unter          sche Ingenieur Pietro Caminada die           erzählt die Geschichte einer mutigen und       Lokalkolorit nicht fehlen – und so wird der
«fantastisch» die Grenzüberschreitung         Schweiz mit einem Kanal durch die Alpen      umstrittenen Frau, die vor 200 Jahren der      originale Stoff ein bisschen angepasst.
der naturgesetzlich definierten Realität      schiffbar machen. Wenn das mal kein          französischen Besatzung die Stirn bot und      Et voilà: «Romeo & Julia am Gornergrat -
verstanden wird – sowie das asiatische        grosses Freilichtspektakel verspricht!       dafür einen hohen Preis bezahlte.              Eine andere Geschichte».
Kino und digitale Bilder. www.nifff.ch        www.goeschenen-am-meer.ch                    www.landschaftstheater-ballenberg.ch           www.freilichtspiele-zermatt.ch

Walensee-Bühne                                Thunerseespiele                              Karl May Freilichtspiele                       Festival del Film
Walenstadt                                    12.07. – 29.08.17                            Engelberg                                      Locarno
09.07. – 26.08.17                                                                          15.07. – 13.08.17                              02.– 12.08.17
                                                                                                                                         Dieses Festival bedarf keiner grossen
                                                                                                                                         Worte – es steht für sich selbst. Das
                                                                                                                                         geschichtsträchtigste und grösste
                                                                                                                                         internationale Filmfestival der Schweiz
                                                                                           Die Kombination Obwalden und Wild West findet zum 70. Mal statt und lockt
Die Walensee-Bühne entführt in die            Dieses Jahr gibt’s Katzenmusik am            liegt jetzt nicht unbedingt auf der Hand, ist jährlich rund 160’000 Zuschauer,
Seventies und bringt mit dem Musical          Thunersee. Vor altbekanntem alpinem          aber mit Sicherheit spannend. In Engelberg 1000 Medienleute und über 3’000
«Saturday Night Fever» mit der Musik          Panorama zeigen die Thunerseespiele          finden mit dem Stück «Winnetou 1» zum         Branchenvertreter auf die malerische
der «BeeGees» den Disco Groove auf die        das Erfolgsmusical «Cats».                   ersten Mal die Karl May Freilichtspiele       Piazza Grande.
Bühne. www.walenseebuehne.ch                  www.thunerseespiele.ch                       statt. www.winnetou.ch                        www.pardolive.ch

Schlossoper Haldenstein                       Festival International du                    NordArt Theaterfestival                        Zürcher Theater
Chur                                          Film Alpin des Diablerets                    Stein am Rhein                                 Spektakel
04. – 19.08.17                                05. – 12.8.17                                09. – 19.08.17                                 17.08. – 03.09.17
                                                                                           Das charmante, kunterbunte
                                                                                           Nischenfestival für allerlei Theatrales
Veranstaltet von der Kammerphilharmonie       Das FIFAD geht dieses Jahr bereits in        geht zum siebten Mal über die vier
wird zur neunten Ausgabe der Schlossoper      die 48. Runde und kümmert sich um            Bühnen. Gezeigt wird so ziemlich alles:
Haldenstein Mozarts Singspiel «Die Ent-       die kinematographische Behandlung            Theater, Comedy, Poetry Slam, Literatur,       Das Zürcher Theaterspektakel wurde
führung aus dem Serail» aufgeführt. Regie     des Alpinismus. Das Nischenfestival hat      Artistik, Kindertheater, Musik, Kabarett,      1980 als internationales Treffen freier
führt Anthony Pilavachi, die musikalische     eine lange Tradition und ist im relativ      Strassentheater, you name it! Apropos          Theater gegründet. Heute ist es eines der
Leitung hat Philippe Bach inne. Mit dem       unbekannten Genre des Alpinistischen         Namen: Es sind doch immer wieder auch          wichtigsten europäischen Festivals für
Chor der Schlossoper Haldenstein.             international von Bedeutung.                 namhafte Künstler zu entdecken.                zeitgenössische Formen der darstellenden
www.kammerphilharmonie.ch                     www.fifad.ch                                 www.nordart.ch                                 Künste. www.theaterspektakel.ch

Gässli Film Festival                          La Bâtie Festival                            Fantoche Internationales    Jugend Theater Festival
Basel                                         de Genève                                    Festival für Animationsfilm Schweiz
31.08. – 03.09.17                             01. – 16.09.17                               Baden 05. – 10.09.17        Aarau 06. –10.09.17

                                                                                           Das Animationsfilmfestival, das 1995 ganz
Das kleine, feine Schweizer Kurzfilm-         Ein genreübergreifendes Festival oder        klein gestartet hat, geht dieses Jahr zum      Zum vierten Mal lädt das Festival junge
festival mit internationalem Flair findet     doch eher ein riesengrosses Event-           15. Mal über die Bühne. Mit nationalem         Ensembles nach Aarau in die Alte
zum 9. Mal im Gerbergässlein statt. Unter     Spektakel? Zu sehen, hören, spüren           und internetionalem Kurzfilmwettbewerb,        Reithalle und das Theater Tuchlaube ein.
anderem verschreibt sich das Gässli Film      und erleben sind Tanz, Musik, Theater,       einer Auswahl an animierten Langfilmen         Junge Spielerinnen und Spieler treffen
Festival der Nachwuchsförderung junger        Performance, Restaurants, Bars, Lounges      und Einblicken in das Medium Animation         aufeinander sowie auf professionelle und
regionaler Filmschaffender.                   und Dancefloors.                             und Game.                                      international tätige Theaterschaffende.
www.baselfilmfestival.ch                      www.batie.ch                                 www.fantoche.ch                                www.jugendtheaterfestivalschweiz.ch

Festival du Film Français                     FigurenTheaterFestival                       Upcomping Filmmakers                           Zürich Film Festival
d’Helvétie Biel + Bern                        Basel                                        Luzern                                         28.09. – 08.10.17
13. – 17.09.17                                21. – 24.09.17                               22. & 23.09.17

Das FFFH, das letztes Jahr 14’500                                                          Das zweitägige Schweizer Jungfilmfestival
Zuschauerinnen und Zuschauer anzog,                                                        mit rund 1’000 Zuschauerinnen und              Das Zürich Film Festival ist das
geht 2017 in die 13. Ausgabe. Das Festival                                                 Zuschauern ist zwar ein ganz kleines           zweitgrösste internationale Filmfestival
lädt französische Filme und Künstler in die                                                Festival. Dennoch hat es Tradition: Es         im Land und so tummeln sich da auch
Deutschschweiz ein. Auf dem Programm          Noch gibt es nicht viele Informationen im    existiert bereits seit 1986 und hat sich       gerne mal die Promis. Es verzeichnete
stehen französische Spiel-, Dokumentar-       Netz. Aber auf dem schönen Münsterplatz      die Förderung des Schweizer Filmkultur,        2016 rund 90’000 Eintritte und zog über
und Animationsfilme sowie Begegnungen         wird es stattfinden und Figurentheater für   insbesondere des Nachwuchsfilms auf die        600 akkreditierte Filmschaffende sowie
in Form von Podiumsgesprächen.                Kinder und Erwachsene zeigen.                Fahnen geschrieben.                            500 Medienschaffende aus aller Welt an.
www.fffh.ch                                   www.figurentheaterfestival.ch                www.upcoming-filmmakers.ch                     www.zff.com

                                                                                                                                                                                        15
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