ZEITUNG 4.0 - DIE NEUE ÄRA - LOCAL IS SOCIAL. 23. Forum

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ZEITUNG 4.0 - DIE NEUE ÄRA - LOCAL IS SOCIAL. 23. Forum
23. Forum Lokaljournalismus
                 der Bundeszentrale für politische Bildung

LOCAL IS SOCIAL.
ZEITUNG 4.0 – DIE NEUE ÄRA.
vom 27. bis 29. Mai 2015 in Köln in Kooperation mit dem Kölner Stadt-Anzeiger

                             Das Magazin zum Kongress
ZEITUNG 4.0 - DIE NEUE ÄRA - LOCAL IS SOCIAL. 23. Forum
Editorial

„Ich bin digital unterwegs.“
   Typisch Sarah. Typisch Ford.                                                                                                                    Lutz Feierabend                                         Berthold L. Flöper
                                                                                                                                                   Stellvertretender Chefredakteur                         Leiter Lokaljournalistenprogramm der
                                                                                                                                                   "Kölner Stadt-Anzeiger"                                 Bundeszentrale für politische Bildung

                                                                                                                                            „Der Aufbruch in eine neue Ära“

                                                                                                                                                   W
                                                                                                                                                             as wird vom Forum Lokaljourna-        Change ist die große Herausforderung für
                                                                                                                                                             lismus 2015 in Köln bleiben? Die      die Branche. Aber auch die Gesellschaft
                                                                                                                                                             vielleicht wichtigste Erkenntnis      befindet sich im Wandel. Gesellschafts-
                                                                                                                                                   ist eine Haltung, die man bei nahezu allen      politische Entwicklungen und Phänome-
                                                                                                                                                   Teilnehmerinnen und Teilnehmern erken-          ne gilt es zu analysieren und aufzugreifen.
                                                                                                                                                   nen und spüren konnte. Wir sind längst          Das ist wichtig, denn sie wirken sich direkt
                                                                                                                                                   aufgebrochen und voller Selbstvertrauen.        auf die Lebenswelt und schließlich auch
                                                                                                                                                   Lokalredaktionen sind die kompetentesten        auf die Demokratie aus. Debatten um Pe-
                                                                                                                                                   Begleiter für alle, die sich für ihre Nahwelt   gida, Flüchtlinge und Finanzkrise sind die
                                                                                                                                                   interessieren – sei es analog auf Papier        Herausforderungen der Zeit – besonders
                                                                                                                                                   oder digital, auf welchem Endgerät auch         auch für den Lokaljournalismus. Sie zu
                                                                                                                                                   immer. Dass dies von Standort zu Stand-         meistern, ist Pflicht und Chance zugleich.
                                                                                                                                                   ort unterschiedlich aussehen kann, ist Aus-
                                                                                                                                                   druck der publizistischen Vielfalt. Aber es     Und was noch bleiben wird, ist … Köln.
                                                                                                                                                   geht um die Köpfe: Nur wer sich selbst          Wer bei Sonne und klarem Himmel vom
                                                                                                                                                   ändert, kann andere verändern.                  KölnSky, der 29. Etage des Deutzer Hoch-
                                                                                                                                                                                                   hauses, auf die Stadt blickt, wird nach-
                                                                                                                                                   Das erfolgreichste Format des Forums            drücklich darauf hingewiesen, welche zen-
                                                                                                                                                   sind die Praxisgespräche. Nicht nur, weil       trale Rolle der Dom für die Identität der
                                                                                                                                                   die Intimität der Arbeitsgruppen ernsthaf-      Kölner hat. Das nächtliche Orgelkonzert

                                                                                 SYNC mit AppLink
                                                                                                                                                   te Debatten und offene Worte ermöglicht.        im leeren Kirchenschiff, exklusiv für die
                                                                                                                                                   Sondern auch, weil alle Teilnehmenden           Forums-Teilnehmenden, war nicht nur
                                                                                 Du möchtest auch unterwegs nicht auf Deine Connections            sich einbringen und – unabhängig von            erhebend, sondern zeigt dies noch deutli-
                                                                                 verzichten? Dann nimm Dein digitales Leben doch einfach           der Größe der Redaktion und dem Stand           cher. Und die Einführung in die Welt des
                                                                                 mit! Dank Ford SYNC 1 mit AppLink kannst Du Deine Apps
                                                                                                                                                   der Entwicklung – von den Berichten und         Karnevals ist auch eine in das Selbstver-
                                                                                 jetzt auch während der Fahrt nutzen, ganz einfach per
                                                                                                                                                   Best-Practice-Beispielen profitieren. Sie       ständnis der Kölner, die nach dem Motto
                                                                                 Sprachsteuerung. So bist Du immer und überall connected.
                                                                                                                                                   haben gezeigt: Der Lokaljournalismus be-        „Leben und leben lassen“ verfahren.
                                                                                                                                                   findet sich im Aufbruch in eine neue Ära
                                                                                                                                                   – auf dem Weg zur Zeitung 4.0.                  Herzlich

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  Die Verfügbarkeit der verschiedenen SYNC-Funktionen (Wunschausstattung gegen Mehrpreis) ist abhängig von der Kompati-
bilität Ihrer mobilen Geräte. Details erfahren Sie bei Ihrem Ford Partner.

                                                                                                                                                                                                                                                         03
ZEITUNG 4.0 - DIE NEUE ÄRA - LOCAL IS SOCIAL. 23. Forum
Inhalt                                                                                                                                                                                                                                                                                                Inhalt

                                                                                                                                                       22                               38                                                                       Impressum
                                                                                                                                                                                                                                                                 Nachlese zum 23. Forum Lokaljournalismus
                                                                                                                                                                                                                                                                 vom 27. bis 29. Mai 2015 in Köln.

                                                                                                                                                                                                                                                                 Herausgeber:
                                                                                                                                                                                                                                                                 Kölner Stadt-Anzeiger, c/o Lutz Feierabend,
                                                                                                                                                                                                                                                                 Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, E-Mail:
                                                                                                                                                                                                                                                                 lutz.feierabend@mds.de; www.ksta.de

                                                                                                                                                                                                                                                                 Bundeszentrale für politische Bildung (bpb),
                                                                                                                                                                                                                                                                 Fachbereich Multimedia/Lokaljournalisten-
                                                                                                                                                                                                                                                                 programm der bpb, c/o Berthold L. Flöper,
                                                                                                                                                                                                                                                                 Adenauerallee 86, 53113 Bonn,
                                                                                                                                                                                                                                                                 E-Mail: floeper@bpb.de; www.bpb.de.

                                                                                                                                                                                                                                                                 Redaktion:
                                                                                                                                                                                                                                                                 Anke Vehmeier (CvD), Michael Greuel,
                                                                                                                                                       33                                                                                                        Thomas Schmitz
      16                                               08
                                                                                                                                                                                                                                                                 Produktion:
                                                                                                                                                                                                                                                                 mdsCreative GmbH

     Der Aufbruch in                                                                                                                                                                                                                                             Texte:
     eine neue Ära                  03                                                                                                                                                                                                                          Marion Bacher, Sabrina Gaisbauer, Tanja
     Editorial von Lutz Feierabend                                                                                                                                                                                                                               Brandes, Jenny Filon, Merle Sievers, Christina
                                                                                                                                                                                                                                                                 Michaelis, Jennifer Stötzel, David Freches,
     und Berthold L. Flöper
                                                                                                                                                                                                                                                                 Lukas Thiele, Thomas Schmitz, Marco Schyns,
                                                                                                                                                                                                                                                                 Benjamin Quiring und Michael Greuel
     Das Kleine im Großen 06                                                                                                                                                                                                                                    Fotos:
                                                                                                                                                                                                                                                                 Stefan Worring und Max Grönert

                                                                                                                                                      Klare Strukturen und                   Wichtige
                                                                                                                                                      Liebe zum Detail    26                Vermittler-Rolle             35
     Der gesellschaftliche Auftrag                                                                                                                    Inspiration Lokaljournalismus:         „Warum braucht Demokratie
     der Wirtschaft und der                                                                                                                           Best of European Newspapers            lokale Massenmedien?“
     Medien vor Ort
                                                                                                                                                      The Oscar goes to...            28    Unser wichtigstes
     „Nicht an der Qualität                                                                                                                                                                  Projekt                      36
     sparen“               07                                                                                                                                                               Quotes von Teilnehmenden des
     Robert von Heusinger, Dr. Dieter                                                                                                                                                        Forums Lokaljournalismus
     Steinkamp und Bernhard Mattes          12
     im Gespräch                                                                                                                                                                             Neue Wege zum Leser 38
                                                                                                                                                                                             Lösungen für den Wandel von der

                                                                                                                                                                                                                                                      Mein Wein -
                                                                                                                                                                                             Zeitung zum Medienhaus

                                                                                „Es muss süchtig                      „Print ist die Sonne“ 12       Wie werde ich Preisträger?             Wege aus dem
     Praxisgespräche
                                                                                machen“
                                                                                Wie disruptiver Wandel unsere
                                                                                                                 08   Aus alt mach neu:
                                                                                                                      So geht Wandel                  Die Leser nicht
                                                                                                                                                                                             Labyrinth                    40
                                                                                                                                                                                                                                                      Lust auf Wein!
     Schluss mit umsonst 14              Die Zeitung lebt                19   Branche betrifft – Keynote von                                        unterschätzen                   30
     Paid Content – Konzepte und          Augmented Reality – Echter            Christoph Keese                       Köln in all                     Entschleunigte Magazine haben
     Erfahrungen mit Christian Lindner    Mehrwert für den Leser, finden                                              seinen Facetten           22   den Mut, die Leser zu fordern und
     und Horst Seidenfaden                Martin Krotki und Christian                                                                                 zu überraschen
                                                                                Start-up seit 1880              10
                                          Radtke
                                                                                Inspiration und Unternehmergeist                                                                                                                                                                                                P im Hof
     Mit Netz relevanter            16   Mut, neue Wege                        – Was können Medienhäuser von                                         Mehr Mut zur
     Inspiration im Newsroom – neue       zu gehen                        20   neuen Firmen lernen?                                                  Radikalität                     32
     Köpfe, neue Konzepte, vorgestellt                                                                                                                Medien 2020: So geht Aufbruch
     von Andreas Ebel und Daniel                                                                                                                      ohne Ballast                                                                                    Unsere Vinothek auf der Aachener Str.
                                                                                „Auf Augenhöhe                                                                                                                                                        Es erwarten Sie Geheim-Tipps, Spitzen-Weine
     Fiene                                                                                                                                                                                   Das Forum Lokaljournalismus                              und viele Neuentdeckungen.
                                                                                mit Katzennews“                 10
                                                                                                                                                                                             2015 – eine Bilanz
                                                                                Hansi Voigt im Twitter-Interview                                      „Relevanz
     Die Playmobil-Story            18                                                                               Köln, Kölsch, Kirche,           entscheidet“                    33    Interviews                   42
     Lokales 4.0 – von der Tradition                                                                                  Karneval und Kabarett           Videodays-Organisator                  Klaus Meier, Horst Seidenfaden
     zur Innovation: Michael Husarek      Tobias Köhler und Philipp Ostrop                                                                            Christoph Krachten im Gespräch         und Dirk Lübke im Gespräch
     und Tobias Köpplinger zeigen, wie    präsentieren Lösungen für Smart-                                            „Stärkt das Lokale“       24
     das funktioniert                     phones, Tablets und Web-Apps                                                Medienwissenschaftler
                                                                                                                      Horst Röper im Interview        Impressum                       05    Die Foren im Überblick 38
                                                                                                                                                                                                                                Aachener Straße 233-237 (gegenüber Melaten) | 50931 Köln-Lindenthal
04                                                                                                                                                                                                                              Telefon 0221 93 81 500 | www.meinwein-online.de | info@meinwein-online.de
ZEITUNG 4.0 - DIE NEUE ÄRA - LOCAL IS SOCIAL. 23. Forum
Der gesellschaftliche Auftrag                                                                                                                                                                                                                                                                     Interviews

                                                                                                                                                                 „Nicht an der Qualität sparen“
                                                                                                                                                                 Regionalzeitungen geben den besten Überlick, was im Umfeld passiert

                                                                                                                                                                  Robert von Heusinger                           Dr. Dieter Steinkamp                                  Bernhard Mattes
                                                                                                                                                                 Vorstand                                        Vorstands-                                        Vorsitzender der
                                                                                                                                                                 Mediengruppe                                    vorsitzender                                      Geschäftsführung
                                                                                                                                                                 M. DuMont                                       RheinEnergie                                      der Ford-Werke
                                                                                                                                                                 Schauberg

                                                                                                                         Robert von Heusinger (v. l.),

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         ne r t
                                                                                         Thomas Krüger, Dr. Dieter Steinkamp und Bernhard Mattes

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Grö
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    ax
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              :M
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                e   r
                                                                                                                                             Bild: Max Grönert                                                                                                                                              Bild

     Das Kleine im Großen                                                                                                                                        Wie wichtig ist Ihnen Ihre tägliche Lo-
                                                                                                                                                                 kal-/Regionalzeitung?
                                                                                                                                                                 Die Regionalzeitungen - das sind bei mir in
                                                                                                                                                                                                                 Wie wichtig ist Ihnen Ihre tägliche Lokal-/
                                                                                                                                                                                                                 Regionalzeitung?
                                                                                                                                                                                                                 Engagierte Lokalberichterstattung ist für uns
                                                                                                                                                                                                                                                                   Wie wichtig ist Ihnen Ihre tägliche
                                                                                                                                                                                                                                                                   Lokal-/Regionalzeitung?
                                                                                                                                                                                                                                                                   Die regionale und die überregionale Ta-
     In Köln engagieren sich Konzerne auch politisch. Darf das sein?                                                                                             Köln der „Express“, der „Kölner Stadt-Anzei-    als regionales Unternehmen eine der wichtigs-     geszeitung haben bei aller Digitalisierung
                                                                                                                                                                 ger“ und die „Kölnische Rundschau“ – ge-        ten Informationsdrehscheiben vor Ort. Kaum        des Informationsangebots den Stellenwert

     W
                 ährend im Hotel Cologne am Rudolfplatz der Er-            ternehmen biete Interessengruppen wie zum Beispiel Homose-                            ben mir schon am Abend als E-Paper, spätes-     ein anderes Medium beschäftigt sich so nach-      beibehalten, den sie auch schon in der Ver-
                 öffnungsfilm zum Forum Lokaljournalismus über             xuellen Plattformen, um ihre Belange öffentlich zu machen, sagt                       tens aber am Morgen den besten Überblick        haltig und kontinuierlich mit den Prozessen       gangenheit in prä-digitalen Zeiten hatten.
                 die Leinwand flimmert, wird nur wenige Kilometer          der Kölner Ford-Chef Bernhard Mattes. Außerdem habe jeder                             über das, was in meinem direkten Umfeld,        und Vorgängen im unmittelbaren Lebensbe-          Die Lektüre der regionalen Tageszeitung
     weiter nördlich eine Fliegerbombe entschärft. 20.000 Kölner           Mitarbeiter Anspruch auf zwei bezahlte Tage im Jahr, um sich                          was für meine Familie relevant ist. Sie sind    reich der Menschen. Deswegen ist sie für mich     ist fester Bestandteil meines Starts in den
     mussten ihre Häuser verlassen, der Verkehr über die Mülhei-           bei einem gemeinnützigen Projekt zu engagieren.                                       mobil und auf Papier meine ersten Quel-         und meine tägliche Arbeit nahezu unverzicht-      Tag. Ins digitale Nachrichtenangebot steige
     mer Brücke wurde gesperrt, die Schifffahrt auf dem entspre-                                                                                                 len. Niemand kann mir kompetenter erklä-        bar. Die Informationen über das lokale Gesche-    ich zwischendurch während zwei Terminen
     chenden Rheinabschnitt vorübergehend eingestellt. Eine ein-           Ähnlich einmütig sind die Meinungen auf dem Podium, als es                            ren, was in der Stadt und der lokalen Politik   hen erlauben es mir, frühzeitig neue Trends zu    ein, um mir im Verlauf des Tages noch ein-
     zige Bombe kann eine halbe Millionenstadt aus den Angeln              um den digitalen Fortschritt geht. Überall und immer arbeiten                         wissenswert ist, was sich in der Schulpolitik   erkennen und Entwicklungen auf politischem,       mal einen Überblick über die Nachrichten-
     heben. Eine Bombe, die trotz ihrer 20 Zentner überraschend            zu können, ist für Mattes dementsprechend auch eine positive                          und den Schulen vor Ort tut, welche Bau-        wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Ter-      lage zu verschaffen. Insofern ist der Stellen-
     klein ist, gemessen an der Kraft, die sie entwickeln könnte.          Entwicklung. Im Hinblick auf die Sorge um den Datenschutz                             stellen den Verkehr bremsen, welche Auf-        rain zu überblicken, für die wir dann wiederum    wert von gedruckten Nachrichten nach wie
                                                                           wirbt Mattes für mehr Offenheit im Umgang mit den USA:                                führungen ich nicht verpassen sollte und        Impulse setzen können. Als offenes und in-        vor hoch bei meinen Lesegewohnheiten.
                                                                           „Wir müssen uns sagen: Die da drüben sind keine Konkurren-                            was gerade am Geißbockheim passiert. Die        formationsorientiertes Unternehmen sind die
                                                                           ten, vor denen wir Angst haben müssen. Wir müssen offen sein                          Regionalzeitung bildet den inneren Ring.        lokalen und regionalen Informationsangebote       Zeitung 4.0 – was könnten Zeitungs-
        WIR SIND IMMER NOCH                                                für kreative Möglichkeiten, die uns die Kommunikation bietet.“                        Kurz danach kommen „Handelsblatt“, „Süd-
                                                                                                                                                                 deutsche“ und „FAZ“, die benötige ich für
                                                                                                                                                                                                                 außerdem eine gute Plattform zum Dialog mit
                                                                                                                                                                                                                 unseren Kunden. Wir können darüber schnell
                                                                                                                                                                                                                                                                   häuser auf dem Weg dorthin von Ihrem
                                                                                                                                                                                                                                                                   Unternehmen lernen?
          DIE VIERTE GEWALT                                                Für Robert von Heusinger, Vorstand der Mediengruppe                                   meine berufliche Tätigkeit.                     und wirksam die Informationen bereitstellen,      Die Digitalisierung hat ebenso wie auf
                                                                           M. DuMont Schauberg, ist die Angst vor Innovation ohnehin                                                                             die wichtig sind. Das betrifft Dienstleistungen   große Unternehmen einen fundamenta-
                                                                           eine zutiefst menschliche. „Vor jeder neuen Entwicklung ha-                           Der Strukturwandel der Gesellschaft hat         ebenso wie neue Angebote, Engagement im           len Einfluss. Vor dem Hintergrund einer
                                                                           ben wir zunächst einmal Angst.“                                                       eine tiefgreifende Ausdifferenzierung           Bereich Versorgungssicherheit, Preise, aktuelle   heranwachsenden Generation, die sich
     Da klingt es fast wie eine Analogie, was Journalistin Andrea                                                                                                sowie eine Vielfalt an sozialen Milieus         Informationen zu Baustellen und vieles mehr.      interessenabhängig verstärkt im Web in-
     Grießmann beim Forum in ihrer Begrüßung sagt: „Wenn                   Es ist eine Kunst, die Chance in der Veränderung zu sehen,                            zur Folge. Wie können es Redaktionen                                                              formiert und für die Mobilität nicht un-
     man im Kleinen nicht anfängt, kann man im Großen nichts               und zwar eine, die besonders die Medien beherrschen müssen.                           da erreichen, die Informations-                 Zeitung 4.0 – was könnten Zeitungs-               bedingt bedeutet, ein eigenes Auto zu
     erreichen.“ Die Auftaktveranstaltung indes gibt sich dann gar         Ob nicht gerade die Zeitungen unter dem digitalen Fortschritt                         und Beteiligungsinteressen der unter-           häuser auf dem Weg dorthin von Ihrem              besitzen, heißt es verstärkt für Verlage
     nicht klein: „Der gesellschaftliche Auftrag eines Weltkonzerns        zu leiden hätten, will Thomas Krüger wissen. Was da ablaufe,                          schiedlichen Bevölkerungsgruppen zu             Unternehmen lernen?                               und Automobilhersteller, auf das neue
     und der Medien vor Ort“ lautet der Titel der Gesprächsrun-            gleiche doch geradezu Kannibalisierungsprozessen. Für von                             erfassen und sich journalistisch an ihnen       Es wäre vermessen, wenn wir den Verlagen          Konsumverhalten zu reagieren. Die gesell-
     de und entsprechend gewichtig sind die Themen, denen sich             Heusinger liegt der Schlüssel zum Erfolg lokaler Medien auf                           zu orientieren?                                 ungefragt mit guten Ideen und Ratschlägen         schaftliche Entwicklung schreitet diesbe-
     die Teilnehmer mit Thomas Krüger, dem Präsidenten der                 der Hand: „Wir müssen uns auf unseren Markenkern besin-                                 Selbstverständlich müssen unsere Journa-      kommen. Die Verlage wissen sehr gut um die        züglich so rasant voran, dass es wichtig ist,
     Bundeszentrale für politische Bildung, nähern: Kögida, TTIP,          nen. Die lokale Nachricht ist das, was uns stark macht.“ Das                          listen vor Ort recherchieren, so erhalten sie   Notwendigkeiten der Zukunft. Viele bieten         möglichst zeitnah mit den Anforderungen
     Zivilcourage, Umgang mit Flüchtlingen, die gesellschaftliche          gelte auch für die Berichterstattung über ortsansässige Fir-                          ihre Informationen auch aus erster Hand,        schon eine intelligente und gut gemachte Ver-     des Marktes und der Konsumenten Schritt
     Verantwortung großer Konzerne.                                        men. „Wir sind immer noch die vierte Gewalt“, so von Heu-                             aber sie bekommen natürlich ein Gespür          knüpfung von gedruckten Inhalten mit On-          zu halten. Speziell Verlage sollten bei allen
                                                                           singer. Es sei Aufgabe der Medien, kritisch nachzubohren und                          für Geschichten, wenn sie den Timelines auf     lineangeboten über verschiedene Wege, von         Veränderungen nicht den Qualitätsjourna-
     Als Kögida, der Kölner Ableger der Dresdner Pegida-Bewegung,          auch mal unbequem zu sein. „Genau das wird von uns erwar-                             Facebook und Twitter folgen. Sie erfahren       Mail über Newsletter, Tabletangebote bis hin      lismus aus den Augen verlieren.
     Anfang des Jahres durch Köln marschierte, wurde am Dom                tet. Die Leser wollen keinen Kuscheljournalismus.“ Gleich-                            nicht nur, welche Themen diskutiert werden,     zu den Sozialen Netzen an. Sicher eine schwie-
     die Außenbeleuchtung mit Unterstützung der RheinEnergie               zeitig seien die Leute kritischer geworden – und dank sozialer                        sie erhalten in der Regel auch ein differen-    rige Phase, denn die alten Erlösquellen fallen         Die Gespräche führte Ralf Siepmann
     ausgeschaltet. Das Wahrzeichen der Stadt sollte nicht für die         Netzwerke auch in der Lage, ihren Unmut unmittelbar mitzu-                            ziertes Meinungsbild. Das Internet bietet die   weg, die neuen sind noch nicht in ausreichen-
     antiislamische Bewegung missbraucht werden können. Für Dr.            teilen. „Die Leser sind zu einer fünften Gewalt geworden“,                            Möglichkeit, nicht mehr nur zu senden, son-     der Menge etabliert. In dieser Phase sehe ich
     Dieter Steinkamp, den Vorstandsvorsitzenden der RheinEnergie          so von Heusinger. „Wir stehen viel mehr unter Beobachtung                             dern auch zu empfangen. Diese Interaktivität    nur eine Gefahr: an der journalistischen Quali-
     Köln, ist klar: „Wir sind ein Teil der Zivilgesellschaft.“ Die Fra-   als früher. Es herrscht der Generalverdacht, dass wir nicht or-                       mit den Menschen ist ein entscheidender         tät zu sparen und damit in eine Abwärtsspirale
     ge, ob man sich als Unternehmen politisch engagieren soll, stelle     dentlich arbeiten. Da hilft nur eins: Wir müssen noch sorgfäl-                        Faktor – heute längst ein Qualitätsmerkmal      aus Kostendruck, Qualitätssenkung und an-
     sich daher gar nicht. Gerade als kommunal geführtes Kölner            tiger werden. So ein Shitstorm kann auch sehr heilsam sein.“                          des Journalismus.                               schließendem Verlust der Relevanz zu geraten.
     Unternehmen sei man ohnehin in der Verantwortung. Das sieht
     man bei der global operierenden Firma Ford ähnlich. Das Un-                                                          Tanja Brandes

06                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      07
ZEITUNG 4.0 - DIE NEUE ÄRA - LOCAL IS SOCIAL. 23. Forum
Disruptiver Wandel                                                                                                                                                                                                                                                                                 Interview

      „Es muss süchtig machen“

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Bild: Stefan Worring
      Christoph Keese findet, dass sich Journalisten manchmal etwas
      überschätzen – und der Unterschied zu Bloggern gar nicht so groß ist.
      Die Qualitätssicherheit sieht er nicht gefährdet

      E
           s lachen immer die Halbtoten auf dem Weg zum              Netzwerk Facebook zu verteidigen. „Die Zusammenarbeit
           Friedhof.“ Springer-Vizechef Christoph Keese ist          ist an klare Vereinbarungen gekoppelt. Werden sie nicht
           während seines kurzweiligen Vortrags durchaus noch        eingehalten, sind wir aus dieser Kooperation schneller wie-
      zu Scherzen aufgelegt, auch wenn er über ein für Me-           der raus als wir drin waren“, sagt er.
      dienschaffende existenzielles Thema spricht: disruptiven
      Wandel – also die Entstehung von Innovationen, die die         Der Springer-Verlag hatte vor einigen Wochen bekannt
      Kraft haben, bestehende Produkte oder Technologien vom         gegeben, dass sich das Onlineangebot der „Bild“-Zeitung
      Markt zu verdrängen. „Solche Ideen werden anfangs meist        künftig am Projekt „Instant Articles“ beteiligen wird. Im
      nicht ernst genommen, sondern vielmehr belächelt. Lei-         Rahmen dieses Angebots veröffentlicht Facebook in sei-
      der macht Lachen oftmals aber auch blind für die guten         ner App für das Smartphone komplette Artikel und Videos
      Dinge“, glaubt Keese. So würden beispielsweise News-Ag-        ohne die Nutzer auf die Webseite des jeweiligen Medienan-
      gregatoren wie Flipboard oder Pulse, die ihren Nutzern         bieters weiterzuleiten. „Die redaktionelle Hoheit über die
      kostenlos ausgewählte Nachrichten zur Verfügung stellen,       veröffentlichten Artikel liegt allerdings weiterhin allein bei                                                                                                                                                        Christoph Keese,
      inzwischen einen enormen Preisdruck verursachen und            uns“, erklärt Keese. Darüber hinaus werde die Werbung,                                                                                                                                   Executive Vice President Axel Springer SE
      den traditionellen Verlagen die Kunden abwerben.               die das soziale Netzwerk im Rahmen der „Bild“-Inhalte
                                                                     zeige, ebenfalls von Springer selbst verwertet. Derzeit wird
                                                                     Keese zufolge zudem an einem Bezahlmodell für die Inhal-

     LACHEN MACHT OFTMALS
                                                                     te gearbeitet. Das sei ebenso Bedingung wie die Einhaltung
                                                                     geltender Datenschutzbestimmungen. Die Kooperation                                  „Jeder kann globaler Spieler werden“
                                                                     bedeute daher nicht, dass der Verlag gegenüber Monopolis-
      BLIND FÜR GUTE DINGE                                           ten wie Facebook und Google nicht auch weiterhin gewisse
                                                                     Vorbehalte habe, wie das nach Bekanntwerden der Zusam-                              Christoph Keese über seine Zeit im Silicon Valley, Gefahren und Chancen
                                                                     menarbeit von einigen Kritikern behauptet worden war.
                                                                                                                                                         Herr Keese, Sie haben für den Sprin-             haben, auch wenn er noch so viele Leser für     Ja. Ich kenne keinen vernünftigen Grund, der
      Ähnliches gelte für bestimmte Online-Angebote - auch ab-                                                                                           ger-Verlag einige Monate im Silicon              sich gewinnt.                                   gegen Mut und Experimentierfreude spricht.
      seits der hierzulande bekannten Webseiten Buzzfeed oder                                                                                            Valley gelebt und in dieser Zeit zahlreiche

                                                                                                                                      Bild: Screenshot
      Huffington Post. So habe beispielsweise der Blog „Business                                                                                         erfolgreiche Tech-Unternehmen besucht.           Sind Apps wie Pulse oder Flipboard –            Wie sieht für Sie guter, digitaler Lokal-
      Insider“ aus den USA inzwischen 20 Prozent mehr Reich-                                                                                             Was haben Sie dort – im Hinblick auf die         also Aggregatoren, die News nach den            journalismus aus?
      weite als das „Wall Street Journal“. Ähnlich erfolgreich ist                                                                                       Zeitungsbranche – gefunden? Chance               Wünschen der User zusammenstellen –             Was ist digitaler Lokaljournalismus? Wie un-
      demnach das Magazin „Politico“ aus Washington, an des-                                                                                             oder Gefahr?                                     auch eine Möglichkeit für lokale Verlage?       terscheidet er sich von Lokaljournalismus? Wir
      sen europäischer Ausgabe die Springer AG inzwischen                                                                                                Für sechs Monate habe ich im Silicon Valley      Glauben Sie, dass deutsche User im Loka-        sollten die Idee der Zeitung vom Medium Papier
      beteiligt ist - und das trotz Abopreisen von mindestens                                                                                            gelebt und gemeinsam mit meinen Kollegen         len irgendwann Geld für solche Angebote         emanzipieren. Das Prinzip für guten Journalis-
      7500 Euro jährlich (siehe nebenstehendes Interview). Die                                                                                           Investitionsmöglichkeiten für unser Haus         zahlen werden?                                  mus ist immer gleich: exzellente Inhalte zu bie-
      Beliebtheit von „Politico“ liege unter anderem im täglichen                                                                                        erkundet sowie mich mit der Veränderung          Das kann ich so pauschal nicht beantworten.     ten, und zwar solche, die die Leser wirklich haben
      Newsletter des Chefreporters Michael Allen begründet.                                                                                              für den Journalismus beschäftigt, die vom        Wodurch unterscheiden sich lokale Verlage       wollen. „Politico“ zum Beispiel ist Lokaljournalis-
      Diese Qualität sei ein Alleinstellungsmerkmal und führe die                                                                                        Silicon Valley ausgeht. Wir leben in den         im Internet eigentlich von nationalen und       mus. Das Washingtoner Original erscheint nur in
      Leser zur Marke. „Es muss süchtig machen“, so Keese.                                                                                               aufregendsten, chancenreichsten Zei-             globalen Verlagen? Sich selbst als lokaler      Washington. Leser außerhalb des Beltway inter-
                                                                                                                                                         ten, die man sich nur wünschen kann. Im          Anbieter zu begreifen, ist ein Relikt aus der   essieren „Politico“ nicht. Genau deswegen zahlen
      Für Stirnrunzeln sorgt der Executive Vice President der                                                                                            digitalen Journalismus findet derzeit eine       Print-Zeit. Im Netz kann jeder noch so kleine   die Leser 7.500 Dollar Jahresabo-Gebühr für die
      Springer SE mit seiner These, dass man zwischen Bloggern                                                                                           kreative Explosion statt, die eine Vielzahl      Verlag ein globaler Spieler werden. Natürlich   Webseite. Gleiches machen wir jetzt gemeinsam
      und Journalisten nicht unterscheiden sollte. Vielleicht wür-   „Im Grunde wird Facebook für uns zu einem                                           neuer Erzählformen und Verbreitungswege          bezahlen die Leser. Nicht nur irgendwann,       mit „Politico“ in Brüssel – auch das ist wieder ein
      den sich Journalisten „manchmal auch einfach etwas über-       Vertriebspartner wie es derzeit auch Grossisten sind“, so                           hervorbringt – leider in Deutschland viel        sondern schon jetzt. Man muss nur Angebo-       Lokalmedium mit ähnlich hohem Preis. Warum
      schätzen“. Die Anmerkung aus dem Plenum, dass doch die         Keese. Er räumte in diesem Zusammenhang allerdings                                  weniger als anderswo auf der Welt. Gefahr        te liefern, die den Lesern Geld wert sind.      bezahlen die Leser das? Weil es ihnen diesen
      Qualitätssicherheit nicht mehr gewährleistet wäre, wenn        auch ein, dass ein Unternehmen wie die Springer AG bei                              droht nur aus zwei Richtungen: Demjenigen,                                                       Preis wert ist. Im Netz funktioniert es genauso
      „jeder Blogger einfach so etwas publizieren kann“, lässt       entsprechenden Verhandlungen bessere Chancen habe als                               der Technologie nicht als Chance begreift        Sollten Verlage mutiger sein? Im Valley         wie auf Print: Finde heraus, was dein Leser wirk-
      Keese nicht gelten. „Die Fehlerquote bei Bloggern ist gar      etwa kleinere Verlage. „Man muss dann schon harte Kante                             und sie nicht beherzt ergreift – er wird         gilt – salopp gesagt – das Motto: Wer           lich will, dann bezahlt er auch. Der Trick ist es,
      nicht so hoch“, behauptet er.                                  zeigen. Von alleine machen diese Konzerne solche Verein-                            abgehängt werden. Und demjenigen, der            noch nie gescheitert ist, kann keinen           herauszufinden, was die Leser wirklich wollen.
                                                                     barungen nicht.“                                                                    sich der enormen Macht von Plattformen           Erfolg haben. Sind Verlage zu zögerlich,        Das ist eine Kunst für sich, aber man kann sie be-
      Christoph Keese nutzt die Gelegenheit zudem, um die                                                                                                nicht bewusst ist und sich ihnen unreflektiert   neue Zeitungs- oder Digitalformate              herrschen lernen.
      jüngste Kooperation des Springer-Verlags mit dem sozialen                                                   Michael Greuel                        ausliefert – er wird kein Auskommen mehr         auszuprobieren?                                               Das Gespräch führte Michael Greuel

08                                                                                                                                                                                                                                                                                                              09
ZEITUNG 4.0 - DIE NEUE ÄRA - LOCAL IS SOCIAL. 23. Forum
Inspiration                                                                                                                                                                                                      Twitter-Interview

 Start-up                                                           „Auf Augenhöhe mit Katzennews“                          Tanja Brandes @Tanja Brandes
                                                                                                                            @hansi_voigt Können Sie uns ein Beispiel dafür
                                                                                                                                                                                 Merle Sievers @PerleRelations
                                                                                                                                                                                 @hansi_voigt Ok. Letzte Frage: Was können On-

 seit 1880
                                                                                                                            nennen?                                              line-Lokalmedien in Deutschland von @watson_
                                                                     Merle Sievers @PerleRelations                                                                               news lernen?
                                                                                                                            11:30 PM - 28 Apr 2015
                                                                     @hansi_voigt Hallo Herr Voigt. Wir wären so weit.                                                           11:54 PM - 28 Apr 2015
                                                                     Sind Sie bereit für das Interview?
                                                                                                                            hansi voigt @hansi_voigt
                                                                     11:02 PM - 28 Apr 2015
                                                                                                                                                                                 hansi voigt @hansi_voigt
                                                                                                                            @TanjaBrandes Redaktionelle Artikel zu Work/Life/
                                                                                                                            Musik um die s. Axa, CS, Merc. nach folg. Regeln     @PerleRelations Na ja, kein Grund zum Hochmut
                                                                     hansi voigt @hansi_voigt                               http://www.watson.ch/!172817829 positioniert haben   für @watson_news Aber das Lokale wird über die
                                                                     @PerleRelations Ja, wir können loslegen!               11:37 PM - 28 Apr 2015                               Individualisierung des Angebots erschlossen.
                                                                     11:12 PM - 28 Apr 2015                                                                                      12:01 PM - 28 Apr 2015

                                                                                                                            hansi voigt @hansi_voigt
                                                                     Tanja Brandes @Tanja Brandes                                                                                hansi voigt @hansi_voigt
                                                                                                                            @TanjaBrandes Wenn die Artikel als unglaub-
                                                                     @hansi_voigt Nennen Sie uns drei Stichworte: Was       würdig gelten würden, würde sie zbsp. niemand        @PerleRelations @watson_news Diese individuelle
                                                                     ist das Konzept von @watson_news?                      sharen. Das ist nicht der Fall.                      Nutzung haben wir in unserem Tag-System vorbe-
     Stefan Aschauer-Hundt                                                                                                                                                       reitet. Das führt die User auch zu lok. Inhalt.
                                                                     11:14 PM - 28 Apr 2015                                 11:38 PM - 28 Apr 2015
                                                                                                                                                                                 12:03 PM - 28 Apr 2015
 Was können Zeitungen von der                                        hansi voigt @hansi_voigt                               Merle Sievers @PerleRelations
 Gründerszene lernen?                                                @TanjaBrandes @watson_news Social, Informa-            @hansi_voigt Das Standbein der Lokalmedien sind
                                                                                                                                                                                 hansi voigt @hansi_voigt

 Z
                                                                     tion, Unterhaltung - oder auch „Journalismus auf       exklusive Inhalte. Reicht das oder fallen sie dem    @PerleRelations @watson_news Und für dieses
        wanzig Seiten lokale Nachrichten nur für Plettenberg im
                                                                     Augenhöhe mit Katzennews“                              großen Verdrängungs-Wettbewerb zum Opfer?            Lokale Angebot wird auch @watson_news Inhalts-
        Sauerland, ein Verbreitungsgebiet mit 38.000 Einwohnern –
                                                                     11:16 PM - 28 Apr 2015                                 11:43 PM - 28 Apr 2015                               partner brauche. Lokale, zum Beispiel!! .-))
        das ist das tägliche Geschäft des „Süderländer Tageblat-
 tes“. Stefan Aschauer-Hundt gibt als Redaktionsleiter einen                                                                                                                     12:04 PM - 28 Apr 2015
 Einblick in den Lokaljournalismus der kleinsten Zeitung in                                                                 hansi voigt @hansi_voigt
                                                                     Merle Sievers @PerleRelations
 NRW. Dabei wird deutlich: Das „Süderländer Tageblatt“
 versteht sich als Redaktion und als Start-up. Ein Start-up al-      @hansi_voigt Klingt einleuchtend. Welche Rolle         @PerleRelations Lokalmed. haben viel längere
 lerdings, das nicht gerade erst gegründet wurde, sondern be-        spielt Timing? Orientiert sich das Themen-Setting      Halbwertszeit im analogen Bereich. Ausserd: Digit.
 reits seit 1880 besteht. Ein kleines Unternehmen mit kleinem        an den gängigen Smartphone-Nutzungszeiten?             Erschliessung lokal. Werbemärkte kommt erst
 Team, in dem alle alles können und machen: recherchieren,           11:19 PM - 28 Apr 2015                                 11:43 PM - 28 Apr 2015
 schreiben, layouten, Print, Online. Sogar Gabelstaplerfahren
 können sie, wenn es denn sein muss. An den journalistischen
                                                                     hansi voigt @hansi_voigt                               hansi voigt @hansi_voigt
 Impuls schließt sich auf dem Forum Lokaljournalismus eine
 Best-Practice-Runde an, bei der drei erfolgreiche Unterneh-         @PerleRelations Bei uns gilt: Was mobil nicht          @PerleRelations Ich denke aber, dass sich lokale
 mer von den Erfahrungen mit ihren Start-ups berichten.              funktioniert, machen wir nicht. Mobil ist alles. Wir   Medien technische und inhaltliche Kooperationen

                                                                                                                                                                                                                                     Bild: @hansi_voigt
                                                                     haben desh. extra ein eigenes CMS gebaut.              suchen sollten. #ErgänzungstattAlleingang
 Die App „Go Berlin“ von Raufeld Medien beispielsweise bietet        11:22 PM - 28 Apr 2015                                 11:45 PM - 28 Apr 2015
 ihren Nutzern eine Übersicht über kulturelle und gastronomi-
 sche Höhepunkte in Berlin. Geschäftsführer Bernd Ziegenbalg
 nennt Beispiele: „Wo ist die beste Eisdiele in meinem Kiez, die     hansi voigt @hansi_voigt                               Merle Sievers @PerleRelations                        hansi voigt @hansi_voigt
 jetzt geöffnet hat? Auf solche urbanen Fragen antworten wir         @PerleRelations Ausserdem bedeutet mobil viel          @hansi_voigt Heißt das,dass Lokalmedien sich mal     Nicht einfach: Live-Tweets für Live-Interview mit
 geobasiert mit einem Stadtplan, auf dem die Antworten ein-          höhere Interaktion mit den Usern. Sie haben das        nicht verrückt machen sollen? Digitalisierung wird   Live-Selfie! Herzlichen Dank an @PerleRelations
 gezeichnet sind.“ Einziges Problem: Das Besondere, das „Go          perfekte mulitmediale Gerät immer dabei.               schon klappen,wenn Werbekunden anbeißen?             und an #folo2015
 Berlin„ von einer simplen Navigations-App abhebt, nämlich die                                                              11:49 PM - 28 Apr 2015
                                                                     11:24 PM - 28 Apr 2015                                                                                      12:18 PM - 28 Apr 2015
 redaktionelle Auswahl der Veranstaltungs- und Gastronomie-
 tipps, wird nicht von allen Nutzern erkannt. „Die vermissen ihre
 Pommesbude in der App, die wir nicht ausgewählt haben.“             Tanja Brandes @Tanja Brandes                           hansi voigt @hansi_voigt                             Tanja Brandes @TanjaBrandes
                                                                     @hansi_voigt watson präsentiert Werbung als            @PerleRelations Nein, aber wir erleben hier in       @hansi_voigt Sieht super aus! Vielen Dank für das
 Dr. Sebastian Pranz vom Kölner „Froh!“-Magazin plädiert für
                                                                     redaktionelle Artikel. Verkauft der Journalismus       CH gerade, dass Regio-Print-Titel sich gut halten,   Interview, das war ein cooles Experiment! Grüße
 mehr Inspiration statt Information. Das unabhängige Start-up
                                                                     damit seine Glaubwürdigkeit? #nativeAdvertising        währ. nationale Gratispresse verliert                den Rhein rauf!
 gibt seit sechs Jahren in unregelmäßigen Abständen ein Ma-
                                                                     11:25 PM - 28 Apr 2015                                 11:53 PM - 28 Apr 2015                               12:20 PM - 28 Apr 2015
 gazin heraus, dessen Ausgaben monothematisch sind. Florian
 Swoboda hat mit seinem Start-up „barzahlen.de“ eine Markt-
 lücke geschlossen: Menschen, die gerne online shoppen, aber         hansi voigt @hansi_voigt                               hansi voigt @hansi_voigt                             Merle Sievers @PerleRelations
 nicht ihre Kontodaten im Netz hinterlegen wollen oder nicht
 im Besitz einer Kreditkarte sind, können sich auf „barzahlen.       @TanjaBrandes Wir präsentieren nicht Werbung           @PerleRelations Lokale Medien müssen trotzdem        @hansi_voigt Auch von mir herzlichen Dank. Bis
 de“ einen Beleg für ihren Kauf ausdrucken. Damit können sie         als Artikel sondern wir lassen Artikel bewerben -      digitale Strategie entwickeln. Inhalt und Lokale     zum 27. Mai dann in #Köln! #FoLo2015 // cc. @Tan-
 dann im Einzelhandel bezahlen.                                      und machen das sehr transparent. Also: Nein            Vermarktung wären klare Stärken.                     jaBrandes @watson_news @ksta_news
                                                Merle Sievers       11:28 PM - 28 Apr 2015                                 11:55 PM - 28 Apr 2015                               12:22 PM - 28 Apr 2015

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ZEITUNG 4.0 - DIE NEUE ÄRA - LOCAL IS SOCIAL. 23. Forum
So geht Wandel                                                                                                                                                                                                                                                             So geht Wandel

 „Print ist die Sonne“

                                                                                                                                                Bilder: Max Grönert
                                                                                                                                                                                                                                                           Dr. Brigitte Schwinge

                                                                                                                                                                      Doch nicht jedem Mitarbeiter gefallen die vielen Neuerun-
                                                                                                                                                                      gen. „Wie hält man Redakteure bei der Stange?“, fragt Bri-
                                                                                                                                                                      gitte Schwinge von der Bonner Unternehmensberatung p4d.
                                                                                                                                                                      „Alle leiden darunter, dass alles komplexer wird. Scheitern
                                                                                                                                                                                                                                      DIE NEUE WÄHRUNG
                                                                                                                                                                      muss deshalb auch mal erlaubt sein.“ Eine Lösung wäre ih-
                                                                                                                                                                      rer Meinung nach ein symbolischer Kompass, der den Weg
                                                                                                                                                                                                                                      DES JOURNALISTEN IST
                                                                                                                     Michael Bröcker (v. l.),                         zu einer zuvor festgelegten Vision zeigt. Dazwischen soll es    SHAREABILITY
                                                                       Ralf Freitag, Sylvia Binder, Dr. Brigitte Schwinge und Nicole Hanisch                          Freiräume geben. „Man muss auch sagen können, wovor
                                                                                                                                                                      man Angst hat. Gegenseitiges Zuhören ist wichtig.“

                                                                                                                                                                      Einig sind sich die Diskutanten in der Frage, auf welchen
 Zeitungen und Redaktionen unterliegen einem Wandel, der Mitarbeiter auch                                                                                             Bereich die neu entwickelten Konzepte angewendet werden
 schnell überfordern kann                                                                                                                                             sollen: „Das Brot des Digitalen ist das Lokale. 86 Prozent
                                                                                                                                                                      der Leser interessieren sich vor allem für den Lokalteil“,
                                                                                                                                                                      sagt Michael Bröcker. Die neue Währung der Journalisten

     E
            s ist schon fast eine rhetorische Frage, die Moderatorin   Auch Ralf Freitag von der „Lippischen Landes-Zeitung“ in                                       ist seiner Meinung nach die Shareability. Das bedeutet, ein
            Sylvia Binner zur Verdeutlichung der Lage zu Beginn        Detmold mahnt beim Thema Wandel zur Ruhe. „Change                                              Artikel ist dann erfolgreich, wenn er oft in sozialen Netz-
                                                                                                                                                                                                                                              Deiters GmbH · Dr.-Gottfried-Cremer-Allee 5 · 50226 Frechen
            der Podiumsdiskussion „So geht Wandel“ stellt: „Wer        ist auch ein menschliches Problem. Wir brauchen auch mal                                       werken geteilt wird.
      macht in seiner Redaktion gerade große Veränderungs-             wieder etwas Ruhe und Routine. Wie steuer ich das, ohne
      prozesse durch?“ Sie hätte auch fragen können, wer gratis        dass alles aus der Kurve fliegt?“ Zustimmung bekommt                                           Für ihn soll auch die Lokalredaktion vor Ort das soziale Me-
      Schokolade möchte, die Reaktion wäre wohl dieselbe gewe-         er von Nicole Hanisch, Mitglied der Geschäftsleitung des                                       dium sein. Wie in sozialen Netzwerken soll deshalb auch um
      sen: Alle Hände im Saal schießen in die Höhe. Dass sich der                                                                                                     die Lokalredaktionen eine Community aufgebaut werden.
      Journalismus im Wandel befindet, ist nicht neu. Aber wie                                                                                                        „Das Herz muss für Berichte aus dem Lokalen schlagen“,
      treibt man den Wandel am besten voran? Hat die klassische                                                                                                       wirft Nicole Hanisch ein.
      Zeitung schon ausgedient? „Nein“, sagt Michael Bröcker,                WIR BRAUCHEN AUCH
      Chefredakteur der „Rheinischen Post“, „Print ist die Sonne.                                                                                                     Um all diese Neuerungen auch technisch voranzutreiben,
      Um die Zeitung herum müssen wir neue Strukturen schaf-                 MAL WIEDER ETWAS                                                                         wirbt Michael Bröcker für feste systematische Strukturen.
      fen, die Digitales integrieren.“ Dazu brauche es vor allem
      Geduld, Zutrauen und Strukturen.                                       RUHE UND ROUTINE                                                                         Für die „Rheinische Post“ plant er deshalb nun, junge Ana-
                                                                                                                                                                      lysten zu holen, die Spaß daran haben, bei einem Medien-
                                                                                                                                                                      unternehmen zu arbeiten und Themen aus dem Ort an die
                                                                                                                                                                      Redaktion heranzutragen. Neu ist auch die „Google-Frau“,
                                                                                                                                                                      wie Bröcker sie nennt, die über Google nach aktuellen The-
                                                                       Marktforschungsinstituts Rheingold Salon: „Online und                                          men sucht. „So kam es dann, dass wir eine Geschichte über
                                                                       Print müssen in ein Ergänzungsverhältnis treten.“ Vor al-                                      Hochbeete im Blatt hatten, weil die Leute danach gesucht
                                                                       lem, weil die Print-Inhalte den eher emotionalen Online-In-                                    haben“, sagt Bröcker.
                                                                       halten eine gewisse Autorität verleihen würden.
                                                                                                                                                                      Dass die klassische Zeitung sich verändern und immer mehr
                                                                       „Wir müssen diese Print-gegen-Online-Grabenkämpfe ver-                                         digitalisieren wird, ist sicher. Die Teilnehmer der Podiums-
                                                                       gessen“, sagt Bröcker deutlich. „Print und Online müssen                                       diskussion haben jedoch betont, dass auf dem Weg zur Di-
                                                                       auf Augenhöhe diskutieren. Online können wir machen,                                           gitalisierung die Zeitung nicht auf der Strecke bleiben darf.
                                                                       was wir im Print nicht machen können. Gleichzeitig bringt                                      Wie es nicht geht, hat Kaiser Wilhelm II. gezeigt, den Mode-
                                                                       Online aber auch Themen zu Print.“ Ralf Freitag hat bei der                                    ratorin Sylvia Binner zum Abschluss der Diskussion zitiert:
                                                                       „Lippischen Landes-Zeitung“ deswegen in seiner Redakti-                                        „Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist nur eine vorü-
                         Ralf Freitag, „Lippische Landes-Zeitung“      on gemischte Arbeitsgruppen gebildet. „Die Mischung ist                                        bergehende Erscheinung.“
                                                                       wichtig, um neue Impulse zu bekommen“, erklärt er.
                                                                                                                                                                      				Lukas Thiele

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ZEITUNG 4.0 - DIE NEUE ÄRA - LOCAL IS SOCIAL. 23. Forum
Praxisgespräche                                                                                                                                                                                                                                                                                   Praxisgespräche

                                                                                                                                                                             Der Internetauftritt müsse sich aber deutlich von dem un-             ment für das Bezahlsystem im Netz, sagt Christian Lindner:
                                                                                                                                                                             terscheiden, was dem Kunden bisher geboten werde. „Was                „Man muss sich nicht mehr mit dem Spruch herumschlagen:
                                                                                                                                                                             wir jetzt haben, sind plärrende, blinkende Ein-Euro-Läden.            Zeitung ist ja ganz nett, aber warum soll ich dafür bezahlen,
                                                                                                                                                                             In so einem Laden bezahlt niemand für Designermöbel."                 wir kriegen das ja auch alles umsonst.“

                                                                                                                                                                             Was der User tatsächlich will, darüber herrscht Uneinigkeit           Der Mut, mit dem man bei der „Rhein-Zeitung“ diesen Weg
                                                                                                                                                                             im Plenum. Ist es das sorgfältig vorsortierte Angebot, das            konsequent geht, ringt den Kollegen aus allen Verlagen Re-
                                                                                                                                                                             man aus der Printausgabe kennt? Oder sollte es demnächst              spekt ab. Und von der offenen Art, mit der der Koblenzer
                                                                                                                                                                             vielleicht möglich sein, unterschiedliche Ressortangebote bei         Chefredakteur seine Erfahrungen und Erkenntnisse teilt,
                                                                                                                                                                             unterschiedlichen Anbietern zusammenzubuchen? Sind indi-              profitiert die gesamte Branche. „Alle Metered-Modelle be-
                                                                                                                                                                             vidualisierte Inhalte der Schlüssel für die Zukunft? Mit einem        deuten: Ich trau mich ein bisschen. Aber eben nicht so ganz“,
                                                                                                                                                                             Mythos wird an diesem Nachmittag im Plenum jedenfalls                 sagt Horst Seidenfaden. „Christian Lindner traut sich jetzt.“
Horst Seidenfaden (v. l.)                                                                                                                                                    aufgeräumt: Nicht das digitale Angebot macht die Zeitung              Auch, wenn über allem natürlich die Frage schwebt: Was,
mit Moderator Peter Taubald und Christian Lindner
                                                                                                                                                                             kaputt, Zeitung macht die Zeitung kaputt. Soll heißen: Die            wenn es nicht funktioniert? „Das andere Modell hat ja erst
                                                                                                                                                                             Inhalte, die in der Zeitung nicht gelesen werden, haben auch          recht nicht funktioniert“, sagt Lindner. „Wir werden es se-
                                                                                                                                                                             beim Onlineangebot nichts zu suchen.                                  hen. Aber wenn wir keine Erfahrungen sammeln, dann ha-
                                                                                                                                             Bilder: Stefan Worring
                                                                                                                                                                                                                                                   ben wir keine. So einfach ist das.“

                   Schluss mit umsonst
                                                                                                                                                                             Dass die gedruckte Zeitung demnächst ausgedient hat, glaubt
                                                                                                                                                                             indessen niemand in der Runde. Es gebe ein weiteres Argu-                                                               Tanja Brandes

                   Die Zeitung muss im Netz edel aufbereitet sein

                                                                                                                                                                      „Text ist eine Qualität an sich“
                  D
                         ie Zeitung, aus Papier, mit Doppelseiten, fliegenden          „Wir haben 20 Jahre lang einen Branchenirrtum gepflegt.“ Es
                         Bögen und Anzeigenblättern; die Zeitung, die die Fin-         ist ein bewusster Strategieschwenk, den die Koblenzer aus einer
                         ger schwärzt, wenn man sie auf dem Frühstückstisch            eigentlich simplen Erkenntnis heraus vollzogen haben: „Wir                     Ein guter Beitrag ist laut Christian Lindner                                                 Christian Lindner
                   ausbreitet – früher oder später wird sie, da sind sich die Teil-    generieren sehr aufwendig Inhalte. Und verschenken sie dann                                                                                                                 Chefredakteur
                   nehmer der Diskussion zum Thema Paid Content einig, ein             online“, sagt Christian Lindner. „Wir haben es für einen Erfolg
                                                                                                                                                                      wichtiger als die multimediale Aufbereitung                                                  Rhein-Zeitung
                   Luxusprodukt werden. Schon längst dominiert die digitale            gehalten, wenn wir wahrgenommen werden. Nur: Was finan-
                   Welt das Informationsverhalten der Leser.                           ziert uns das?“ Schluss damit: Außer der Startseite gibt es bei                Herr Lindner, Ihr Kollege Horst Seidenfaden         Sie glauben an eine Renaissance von                   die dann nicht in der Tagesarbeit eingebunden
                                                                                       den Koblenzern nichts mehr umsonst. „Monetäre Realisierung                     hat gesagt, 90 Prozent der redaktionellen           langen, gut recherchierten Texten. Ande-              sind, sondern besonderen Content generieren,
                   Von Verlagen wurde das lange vor allem als Chance gesehen.          statt Reichweite“, nennt Lindner das. Aus der Metered Paywall                  Inhalte, die die Lokalzeitungen generieren,         rerseits heißt es immer, man müsse sich               dann muss ich eben dafür sorgen, dass diese
                   Das Zauberwort hieß: Reichweite. Die Koblenzer „Rhein-Zei-          ist eine Festung geworden. Eine, die die Inhalte schützen soll.                seien Käse…                                         als Zeitung um junge Leser bemühen, die               Leute auch wirklich frei arbeiten können. Da
                   tung“ gilt als einer der Vorreiter der Öffnung in Richtung In-      Das kann man als kühn bezeichnen, schließlich hat der Leser                    Wenn es so wäre, dann würde eine ganze Redak-       ein ganz anderes, von sozialen Medien ge-             muss man Prioritäten setzen und entscheiden,
                   ternet und Social Media. Beim Praxisgespräch wird Chefre-           sich 20 Jahre lang daran gewöhnt, alle, zuletzt immerhin noch                  tion etwas komplett falsch machen. Und dann         prägtes Leseverhalten haben. Wie soll das             was einem wichtig ist. Man sollte sich auch fra-
                   dakteur Christian Lindner von Kollege Peter Taubald gar als         die meisten Zeitungsinhalte quasi eins zu eins kostenlos im                    sollte man etwas ändern. Ich finde diesen Ansatz    zusammenpassen?                                       gen, ob es sinnvoll ist, eine lokale Website täg-
                   Twitter-Papst vorgestellt. Umso bemerkenswerter erscheint           Netz zu beziehen.                                                              aber etwas überheblich. Leser entscheiden, was      Ein wichtiges Thema, professionell angepasst          lich mit mehreren Hundert Texten zu füttern,
                   der radikale Konzeptwandel, den sich die Koblenzer seit Fe-                                                                                        sie interessiert. Wenn ein Medium richtig auf-      und journalistisch gut aufbereitet, das ist die       statt sich auf weniger zu konzentrieren, dann
                   bruar dieses Jahres verordnet haben. „Das Reichweitenmodell         Horst Seidenfaden, Chefredakteur „Hessische/Niedersäch-                        gestellt ist, ist das Interessenspektrum deutlich   erfolgreiche Mischung. Dann wird das Ergebnis         aber mit höherer Qualität. Das ist eine Frage
                   ist gescheitert“, sagt Lindner. 20 Jahre hätten sich die Verlage    sische Allgemeine“ in Kassel sagt deshalb: „Alle Paywall-Mo-                   breiter, als Redakteure das vorgeben können.        auf jeden Fall gelesen, ob nun von 18-Jährigen        der Schwerpunktsetzung.
                   im Internet nur darum bemüht, national eine Rolle zu spielen.       delle sind kaufmännisch gescheitert.“ Und zitiert gleich                       Wir müssen Inhalte generieren, die Relevanz ha-     oder von 80-Jährigen. Wenn ein Text idealer-
                   „Wir haben dabei unsere Texte verschenkt.“ Nachdem der              Christoph Keese vom Axel Springer Verlag: „Wir bieten nur                      ben und die es nur bei uns gibt, dann wird sich     weise durch ein Video ergänzt werden soll, dann       Sie gelten als der „Twitter-Papst“ des
                   Koblenzer Verlag 2013 eine Metered Paywall für die Seite ein-       zehn Prozent dessen, was die Leser eigentlich wollen.“ Was                     für jeden Text ein Leser finden.                    macht man eben das. Aber ich misstraue dem            Lokaljournalismus, die „Rhein-Zeitung“ ist
                   geführt hatte, bei der dem Leser noch zehn Texte monatlich          Seidenfaden daraus ableitet: „90 Prozent der redaktionellen                                                                        gefühlten Dogma, dass möglichst viel multi-           dafür bekannt, sich den sozialen Netzwer-
                   kostenlos zur Verfügung standen, müssen User seit Februar für       Inhalte, die wir produzieren, sind Käse.“ Einem User, der                      Stichwort Relevanz: Sie wollen weg von              medial aufbereitet werden muss. Text ist eine         ken besonders zu öffnen. Auch wenn Sie
                   alle Artikel zahlen. Ein einzelner Text kostet 50 Cent. Für 5,90    Geld für den Besuch einer Website zahlen soll, müsse mehr                      dem typischen Online-Modell, bei dem je-            Qualität an sich. Wenn ich Text krampfhaft mit        gerade eine neue Richtung eingeschlagen
                   Euro im Monat hat der Leser ein Jahr lang Zugang zu allen On-       geboten werden. „Wir müssen uns bemühen, dem Kunden                            den Tag möglichst viele Texte auf die Seite         Audio und Bewegtbild vermähle, dann macht             haben, was das Paywall-Modell angeht:
                   line-Artikeln. 36.000 Leser haben sich bislang für dieses Modell    auch online ein besonderes Paket zu liefern, keinen unsor-                     gestellt werden. Stattdessen plädieren              das in Einzelfällen Sinn, im Regelfall bin ich fest   Was bedeuten Twitter und Co. für Sie nach
                   entschieden. „Das sind Kunden, zu denen wir eine Beziehung          tierten Gemischtwarenladen, auf den der Leser stößt, wenn                      Sie für ein „Nobel-Onlineangebot“ für die           davon überzeugt, dass gute geschriebene Texte         wie vor beruflich?
                   aufbauen können“, sagt Christian Lindner. Dass damit auch po-       er die Bezahlschranke überwunden hat.“ Nur was genau soll                      Leute, „denen Facebook eben nicht reicht.“          zu wichtigen Themen einer wild daherkommen-           Unsere Community ist weiter unerlässlich für
                   tenzielle Leser vom Besuch der Seite abgehalten werden, nimmt       dem Leser geboten werden, damit er sich für ein digitales                      Ist das nicht ein sehr elitäres Denken?             den, aufwendig konsumierbaren Medienmixtur            uns. Wenn man die respektiert und pflegt, dann
                   Lindner in Kauf. „Solange die Seite frei zugänglich war, war        Abo entscheidet? Bei der Beantwortung dieser Frage hilft                       Eine gut gemachte Zeitung oder Website spie-        deutlich überlegen sind.                              ist das ein unglaublicher Themengenerator, ein
                   der meiste Traffic auf unserer Seite rein zufällig.“ Jeder zweite   dem Chef der „Rhein-Zeitung“ ein Gedankenspiel: „Wie                           gelt ein Grundinteresse wider. Ein Interesse an                                                           Recherchehelfer, ein Feedbackinstrument. Und
                   Besucher klickte gerade einmal im Monat auf rhein-zeitung.de.       würde die Website einer Zeitung aussehen, wenn sie heute                       dem, was die Menschen ärgert, was sie ändern        Qualität wie Sie sie verlangen, ist auch eine         es eröffnet die Möglichkeit, Texte auch in ande-
                                                                                       zum ersten Mal online gehen würde? Wenn wir all unsere                         wollen. Das fangen wir auf, das spiegeln wir wi-    Finanzierungsfrage. Wie soll das gehen, in            re Milieus zu bringen. Twitter, Facebook und Co.
                                                                                       Erfahrungen der vergangenen 20 Jahre in die Entwicklung                        der, das moderieren wir. Unsere Angebote rich-      Zeiten, in denen bei allen Verlagen gespart           sind unersetzlich. Aber man muss diesen Kon-
                                                                                       einbringen können?“ Christian Lindner hat die Frage für                        ten sich an Menschen, die bewusst in einer Regi-    wird?                                                 takt zur Community auch wollen. Eine Redak-
                     PAYWALL-MODELLE                                                   sich schon beantwortet: „Weniger Texte auf der Seite, die
                                                                                       entweder werbearm ist oder ganz ohne grelle Anzeigen aus-
                                                                                                                                                                      on leben, die eine Liebe zu dieser Region haben
                                                                                                                                                                      und sie gerne weiterentwickelt sehen würden.
                                                                                                                                                                                                                          Das ist die Aufgabe von Chefredakteuren. Kein
                                                                                                                                                                                                                          Verlagsmanager schreibt einem Chefredakteur
                                                                                                                                                                                                                                                                                tion, die das will, wird bessere Themen haben,
                                                                                                                                                                                                                                                                                bessere Inhalte veröffentlichen als die, die die
                   SIND KAUFMÄNNISCH                                                   kommt.“ Für eine edel aufbereitete Seite mit guten, aufwen-                    Wem gepostete Bilder von Essen aus Restau-          vor, wie viele Redakteure er wofür einsetzt.          Schotten runterlässt und ungestört sein möchte.
                                                                                       dig recherchierten Texten wären die Leser, so glaubt Lindner,                  rants reichen, der ist mit anderen Angeboten        Wenn ich als Chefredakteur die Auffassung
                          GESCHEITERT                                                  durchaus bereit, einen entsprechenden Betrag zu bezahlen.                      besser bedient, als mit dem, was wir können.        habe, ich brauche zehn Prozent meiner Leute,                    Das Gespräch führte Tanja Brandes

      14                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       15
ZEITUNG 4.0 - DIE NEUE ÄRA - LOCAL IS SOCIAL. 23. Forum
Praxisgespräche

                    Mit Netz relevanter
                    Lokalredaktionen benötigen Inspiration aus dem Netz – entweder durch
                    Nutzer-Feedback oder durch systematische Suchen mithilfe von Tools

               D
                          as Netz wird viel zu selten als Inspirationsquelle ge-    lere Entscheidungen für Themen in sozialen Netzwerken –
                          nutzt, stattdessen noch zu häufig den gewöhnlichen        und nicht darum, für einen Online-Trend das gesamte Blatt
                          Quellen und Wegen vertraut. Das hat aber nichts mehr      umzuschmeißen.
                    mit der Leserwirklichkeit zu tun“, betont Daniel Fiene. Beim
                    Praxisgespräch „Inspiration im Newsroom – neue Köpfe,           Die Ostsee-Zeitung ist einen anderen Weg gegangen. Sie hat
                    neue Konzeption“ stellt der langjährige Blogger, Moderator      die kleine Redaktion in Ribnitz-Dammgarten zur „Zukunfts-
                    der „Sendung mit dem Internet” bei Antenne Düsseldorf           redaktion” umfunktioniert, um crossmediales Denken und
                                                                                                  Arbeiten zu ermöglichen. Meist werde eine
                                                                                                  Nachricht erst zur Blatt-Geschichte und an-
                                                                                                  schließend zur Online-Meldung. „Das muss
                                                                                                  natürlich umgekehrt laufen”, sagt Andreas Ebel.
                                                                                                  „Geht aber nur, wenn derjenige, der die Nach-
                                                                                                  richt recherchiert, sie auch selber absetzt.“ Die
                                                                                                  OZ hat Mitarbeiter in den Lokalredaktionen
                                                                                                  für crossmediales Arbeiten geschult und die
                                                                                                  Arbeitszeiten angepasst, um besser über das
                                                                                                  Geschehen der Nacht zu informieren. Die Mit-
                                                                                                  arbeiter sind zufrieden, die Interaktion auf der
                                                                                                  Facebook-Seite ist hoch. Durch die Möglichkeit,
                                                                                                  Feedback mitzuteilen, sei der Leser nicht nur
                                                                                                  Konsument, er gestalte die Zeitung durch The-
                                                                                                  menanregungen mit. Wöchentlich erscheint auf
                                                                                                  einer ganzen Seite das Leserforum, bestehend
                                                                                                  aus Facebook-Kommentaren oder -Bildern der
                      Katharina Ritzer (v. l.),
                                                                                                  User. Der Print-Rückgang sei seit der Initiierung
                      Andreas Ebel und Daniel Fiene                                               der „Zukunftsredaktion” gestoppt worden.

Bild: Max Grönert                                                                                  Einige Zuhörer äußern sich skeptisch. Ihre Be-
                                                                                                   fürchtung: Wer das Blatt mit Online-Inhalten
                    und der Dradio-Wissen-Sendung „Was mit Medien. Das              füllt, vernachlässigt „Basis-Berichterstattung”. „Es geht nicht
                    Medienmagazin” und nun seit einem Jahr Social-Media-Ma-         darum, diese Inhalte aus der Zeitung zu verbannen, sondern
                    nager der „Rheinischen Post”, gemeinsam mit Andreas Ebel,       zusammen mit den Akteuren neue spannende Geschichten zu
                    Chefredakteur der „Ostsee-Zeitung”, Wege für inspirieren-       finden”, so Ebel. Die ritualisierte Darstellungsform sei nicht
                    des und digitales Arbeiten in ihren Lokalredaktionen vor.       mehr so interessant. Die Nachrichten passieren im Lokalen.
                    Moderiert wird der Austausch von Katharina Ritzer, Redak-       Dort müsse der Journalist vor Ort sein. „In den Lokalredak-
                    tionsleiterin Online und Digitales beim „Nordbayerischen        tionen sind wir weiter als im Mantel, dort ist man meistens
                    Kurier”. Ein zentrales Thema ist die Interaktion mit und das    einen Tag hinter dem Netz”, berichtet Katharina Ritzer. Ebel
                    Feedback aus sozialen Netzwerken. „Social Media ist mehr
                    als Facebook und Twitter”, sagt Fiene. Für ihn ist wichtig,
                    dass die einzelnen Kanäle durch Themenverantwortliche
                    gesteuert werden und diese auch in die Kommunikation mit          DIE MITARBEITER SIND
                    einsteigen. „Der Social-Media-Redakteur ist eher ein Service-                                                                     30 Länder - 300 Medien - 1 Presseschau
                    dienstleister, der Schwerpunkte einzelner Kanäle erklärt und      ZUFRIEDEN, DIE INTERAKTION AUF
                    das Ohr am Netz hat – denn das Netz ist die Gesellschaft.“
                                                                                      DER FACEBOOK-SEITE IST HOCH                                     Die euro|topics-Presseschau: Der tägliche Blick in
                    Daran angelehnt erläutert Fiene die „Listening-Struktur”,
                    für ihn ein Mix aus Algorithmen und journalistischer Hand-                                                                        europäische Kommentare aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft
                    werksarbeit. Das echte Redakteursnetzwerk muss auch online
                    abgebildet und erweitert mit den relevanten Internet-The-
                                                                                    und Fiene raten dazu, den Lesern eine tägliche Nachrichten-
                                                                                    zusammenfassung bei WhatsApp zu senden. Das sorge für
                                                                                                                                                      und Kultur – in drei Sprachen.
                    men zusammengeführt werden. Durch Tools wie Tweetdeck,          Leserbindung und passe in die Lebenswirklichkeit der Rezi-
                    10000flies.de oder tame.it und scharf eingestellte Suchfilter   pienten. Oder wie Fiene gegen Ende resümiert: „Wer sich
                    könne man das so systematisieren, dass man auf relevante        dem Netz verschließt, wird auf kurz oder lang die Relevanz
                    Ergebnisse für die eigene Zielgruppe stoße. „Die Struktur       der eigenen Zielgruppe verlieren.“
                    unterstützt die Redakteure, richtige Themenentscheidungen
                    zu treffen”, sagt Fiene. Es gehe um bewusstere und sensib-      				                                           David Freches     www.eurotopics.net
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ZEITUNG 4.0 - DIE NEUE ÄRA - LOCAL IS SOCIAL. 23. Forum
Praxisgespräche                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Praxisgespräche

 Die Playmobil-Story                                                                                                                                                  Die Zeitung lebt                                                                                                                 3 FRAGEN AN
 Der „Nordbayerische Kurier“ arbeitet nach dem Schema „Online to Print“.                                                                                              Augmented Reality bietet Chancen, mit den Lesern zu
 Bei den Kollegen anderer Redaktionen wirft das zahlreiche Fragen auf                                                                                                 interagieren, und liefert einen Mehrwert für Print                                                                                          Christian Radtke

 W                                                                                                                                                                    E
          eißer Gartenzaun, gelber Hausan-          die Geschichten anschließend in der Zeitung        ,SamSon’ vor, wir kopieren nichts aus der                             ine hübsche Frau, die einem von der Titel-    Schnell war der Zeitung klar: Das ist auch für un-                                                       Leiter Customer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Relationship
          strich, rotes Ziegeldach. In einem        aus“, sagt Köpplinger. „Alles was online           Zeitung“, so Husarek. „Ab und zu gibt es                              seite zuzwinkert. Ein Elefant, der aus der    sere Leser interessant – als Brücke zwischen dem                                                            Management
          kleinen, gemütlichen Einfamili-           geht, funktioniert auch im Print-Bereich.          eine Zweitverwertung im Print-Bereich, aber                           Zeitung herauswächst, sich drehen und         Print-Produkt und den digitalen Inhalten.
 enhaus in Bayreuth wohnen Claudia und              Andersherum wird das schwierig.“                   nicht andersherum.“ Bei „SamSon“ wird                          wenden lässt. Was klingt wie die Umsetzung der                                                                                                                  Weser-Kurier
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Mediengruppe
 Stefan Mayer mit ihren zwei Kindern Silke                                                             zunehmend mit Video- und Audio-Forma-                          Magier-Zeitung „Der Tagesprophet“ aus den            Auf mehr als 37.000 Geräten wurde die für
 und Bernd, haben nette Nachbarn und ge-            Die Zeitung verlangt von ihren Journalisten,       ten gearbeitet. 20 Geschichten werden pro                      Harry-Potter-Filmen ist Realität. Erweiterte Re-     den Nutzer kostenlose App des Weser-Kuriers
 nießen die Natur. Doch plötzlich stört etwas       sich bereits vor dem Termin oder während           Ausgabe veröffentlicht, inklusive zwei bis                     alität um genau zu sein. Zeitschriften wie „Fo-      seit dem 1. September 2013 runtergeladen – bei
 die nordbayerische Idylle: die Straßenaus-         der Recherche Gedanken über die multime-           drei Videos. Derzeit ist es ein Ergänzungs-                    cus“, das „Arte-Magazin“ und „Computer-Bild“         einer Zeitungsauflage von etwa 142.000 Exem-
 baubeitragssatzung. Für Lokaljournalisten          diale Umsetzung zu machen. Während des             angebot, das im Digital-Abo und per App                        nutzen diese „Augmented Reality“ (AR).               plaren. Sehr erfolgreich war zwei Monate nach
 ein grausiges Verwaltungsthema – trocken,          Praxisgesprächs bekommt der Multime-               erhältlich ist. „Letztlich ist es aber eine Vor-                                                                    dem Start ein zweiwöchiges, speziell auf AR ba-
 kompliziert, schwierig zu erklären. Für Tobi-      dia-Journalist zahlreiche skeptische Stimmen       arbeit, um die Zeitung irgendwann komplett                     Als das Einblenden von virtuellen Elementen          sierendes Gewinnspiel. „70.000 Bilder wurden                               Welchen Nutzen hat Augmented
 as Köpplinger und sein Multimedia-Redakti-         zu hören: Wie ist dieses Konzept in der Pra-       crossmedial aufzustellen“, sagt Husarek, der                   in ein reales Sichtfeld, beschreibt Martin Krotki    während dieser Zeit pro Tag gescannt, da hatten                            Reality für den Leser?
 onsteam des Nordbayerischen Kuriers hin-           xis umzusetzen? Bedeutet es nicht, dass Zei-       weiß, dass mit „SamSon“ derzeit kein Geld                      vom Unternehmen Appear2Media diese Tech-             wir erst 12.000 Nutzer“, sagt Radtke. „Mit wenig                           Der Leser bekommt mithilfe von Aug-
 gegen eine kreative Herausforderung. „Wir          tungsreporter gleichzeitig Foto-, Video- und       verdient wird. „Wir glauben aber, dass das                     nik. Reale Bilder vermischen sich mit virtuellen     Mühe bekommen Sie Schwung in das Thema.“                                   mented Reality eine größere Nähe zum
 haben mit zwei Redakteuren in anderthalb           Textmaterial produzieren müssen? Für den           Konzept langfristig aufgehen wird.“                            Elementen. Eingesetzt wird das etwa in Visieren                                                                                 Inhalt, der im Artikel steht. Es ist etwas
 Tagen ein zweiminütiges Video dazu produ-          Multimedia-Experten ist klar: „Wir können                                                                         von Militärpiloten. Auch Zeitungen und Zeit-                                                                                    anderes, wenn ich bei einer Wahlbericht-
 ziert – mit Playmobil-Figuren“, berichtet er       nicht alles mit dem Smartphone machen.             Husarek stellt während des Forums auch                         schriften können diese Technik nutzen. „Für den          EINE BRÜCKE                                                            erstattung einen Politiker zitiere oder ob
 während des Praxisgesprächs „Lokales 4.0 –
 Von der Tradition zur Innovation“.
                                                    Wir brauchen Video-Fachleute, die auch eine
                                                    gewisse Qualität liefern.“
                                                                                                       Themen heraus, die laut der Analysen der
                                                                                                       Redaktion bei den Usern besonders beliebt
                                                                                                                                                                      Leser entsteht ein neues Produkt“, ist sich Krotki
                                                                                                                                                                      sicher. Mit einem Smartphone oder in Zukunft             ZWISCHEN                                                               ich auch sein Gesicht sehe und wie er
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      sich bewegt. Das erhält eine ganz andere

 Die Zeitung aus Bayreuth hat ein Verbrei-          Ähnlich gehen mittlerweile die „Nürnberger
                                                                                                       sind. „Im Magazin laufen vor allem Frei-
                                                                                                       zeit-Themen gut, in all ihren Facetten“, sagt
                                                                                                                                                                      auch mit einer Datenbrille lassen sich diese Zu-
                                                                                                                                                                      satz-Inhalte abrufen. Dazu muss der Nutzer sich
                                                                                                                                                                                                                               PRINT UND DIGITAL                                                      Tiefe. Das andere ist, dass man mehr In-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      formationen transportieren kann.
 tungsgebiet von rund 200.000 Bürgern,              Nachrichten“ mit Multi- und Crossmediali-          Husarek. „Natürlich sind das keine Knül-                       eine App runterladen.
 34.000 haben die Print-Ausgabe abonniert.          tät um. Michael Husarek, stellvertretender         ler-Storys, aber es sind Geschichten, die wir                                                                       Die Verlage müssen zunächst investieren. Die                               Ist es nicht schwierig, Lesern zu
 Die Website hat 2,5 Millionen Klicks pro           Chefredakteur, stellt während des Praxisge-        gut multimedial aufarbeiten können, zum                        Eine Tageszeitung, die AR nutzt, ist der We-         App von Appear2Media kostet 20.000 Euro pro                                vermitteln, dass sie sich mit einer
 Monat. Die Journalisten stellten sich die          sprächs das neue Magazin „SamSon“ vor:             Beispiel auch mithilfe von Grafiken oder                       ser-Kurier. Täglich sind 15 Artikel mit den          Plattform. Zusätzlich wird für die Dienstleistung                          speziellen Brille oder dem Handy
 Frage, wie sie die digitale Entwicklung für        ein wöchentliches Format, das freitagabends        eben Video- oder Audiodateien.“                                AR-Effekten versehen. Ein blauer Punkt in ei-        bezahlt. „Je mehr eine Redaktion selbst macht,                             hinsetzen müssen, um die Zusatzin-
 sich nutzen können. Sie haben sich für das         für das „Lean-Back“-Lesen an Samstag und                                                                          nem Bild zeigt dem Leser an: Hier passiert etwas.    desto weniger kostet es“, erzählt Krotki. Verlage                          halte der Zeitung zu sehen?
 „Online to Print“-Konzept entschieden.             Sonntag erscheint. Bei diesem Magazin steht                                      Jennifer Stötzel                Scannt er das Foto mit dem Handy, öffnen sich        erhoffen sich durch AR zusätzliche Erlöse. „Bei                            Das Handy liegt bei vielen immer in
 „Wir planen wie gewohnt unsere Themen              das „Online First“-Prinzip im Vordergrund.                                                                        Zusatzelemente: eine Bildergalerie, ein Video        Magazinen geben Werbekunden 70.000 Euro für                                Reichweite, das würde ich nicht an eine
 vor, arbeiten aber zuerst online und werten        „Wir halten exklusive Geschichten für                                                                             oder beispielsweise eine Audiodatei.                 eine AR-Anzeige aus“, weiß Radtke. Bei Tages-                              Altersgruppe knüpfen. Wenn ein Effekt
                                                                                                                                                                                                                           zeitungen liegen die Einnahmen höchstens im                                nicht funktioniert, hat man auch ältere
                                                                                                                                                                      Ursprünglich sollte AR ein Anreiz für Anzeigen-      vierstelligen Bereich.                                                     Leser am Hörer.
                                                                                                                                                                      kunden und die Marketingabteilung sein. Schließ-
                                                                                                                                                                      lich ist es schick, wenn man den neuen Mercedes      Eine beruhigende Nachricht übrigens für alle,                              Warum soll man Augmented Reality

 „Neues ausprobieren“
                                                                                                                                                               ring   nicht nur auf dem Foto sieht, sondern ihn direkt     die vom Tod der gedruckten Zeitung sprechen:                               einsetzen, wenn man Zusatzinhal-
                                                                                                Tobias Köpplinger
                                                                                                                                                            Wor

                                                                                                                                                                      erleben kann, etwa als 3D-Modell, unterlegt mit      Augmented Reality setzt darauf, dass es ein                                te auch online oder auf dem iPad
                                                                                               Leiter Multimedia,
                                                                                                                                                         an

                                                                                               Nordbayerischer Kurier, Bayreuth
                                                                                                                                                                      Ton. „Ich komme aus einer Generation, in der         Print-Produkt gibt. Zeitungen werden durch AR                              bekommt?
                                                                                                                                                      tef

                                                                                                                                                        :S
                                                                                                                                                    Bild
                                                                                                                                                                      es wirkt, wenn sie einen kernigen Motor hört“,       vielleicht also so lebendig wie nie zuvor.                                 Sie setzen hier eine Entscheidung vor-
                                                                                                                                                                      erzählt Christian Radtke, Leiter Customer Relati-                                                                               aus: Ich lese die Zeitung oder ich infor-
 Auf ihren Vortrag zum „Online to Print“-Kon-       wir einfach abwarten, wie das Konzept im           Inwiefern hat sich für Sie die Interakti-                      onship Management der Weser-Kurier-Gruppe.           		                             Thomas Schmitz                             miere mich online. Die Augmented-Rea-
 zept gab es viele skeptische Stimmen wie           Alltag besteht.                                    on mit den Lesern und Online-Nutzern                                                                                                                                                           lity-Inhalte kann ich ja auch online lesen.
 dies umzusetzen sei oder zum Arbeitsauf-                                                              geändert?                                                                                                                                                                                      Aber es ist eben nicht jeder online oder
 wand. Haben Sie damit gerechnet?                   Was ändert sich für den klassischen Zei-           Für uns besteht ein ständiger Kontakt zum                                                                                                                                                      in der Zeitung unterwegs. Das sind un-
 Ich kenne diese Stimmen ja aus unserem Haus.       tungsreporter bei seiner Arbeit?                   Leser und zum Nutzer. Wir haben eine enga-                                                                                                                                                     terschiedliche Zugangskanäle. Die Pha-
 Das ist wie immer bei solchen Entwicklungen:       Er muss sich vor einem Termin Gedanken ma-         gierte Facebook-Community, die uns Feedback                                                                                                                                                    se, ein Smartphone zu benutzen, um
 Wenn ich Kollegen sage, sie sollen ein wenig       chen, ob es andere oder bessere Arten gibt, die    zu Geschichten gibt. Dieses Feedback müssen                                                                                                                                                    zusätzliche Inhalte abzurufen, ist ein
 anders arbeiten, verstehen sie nur: Alles, was     Geschichte zu erzählen als Text. Bietet es sich    wir ernst nehmen, ebenso wie Ergebnisse bei                                                                                                                                                    Durchgangsstadium. Die nächsten Gerä-
 sie bisher gemacht haben, war schlecht. Aber       etwa an, ein Quiz oder eine interaktive Karte zu   Online-Abstimmungen. Ebenso kann es nicht                                                                                                                                                      te, die auf Augmented Reality zugreifen,
 darum geht es nicht. Wir müssen miteinander        entwickeln? Wenn ja, spricht er mit einem On-      sein, dass wir uns auf Facebook-Nachrichten                                                                                                                                                    werden in den täglichen Ablauf voll inte-
 reden, uns gegenseitig unterstützen bei der        line-Experten von uns, der die Ideen umsetzen      drei Stunden lang nicht melden. Wir müssen                                                                                                                                                     griert sein. Ich halte es für fahrlässig, das
 inhaltlichen wie technischen Umsetzung. Die        kann. Wenn es um aktuelle Ereignisse geht, soll-   sofort reagieren und das honorieren die Nut-                                                                                                                                                   außer Acht zu lassen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                Bilder: Max Grönert
 Kritiker, die sich nicht überzeugen lassen, wer-   te auch der Zeitungsreporter sein Smartphone       zer auch. Wer ernst genommen wird, geht uns
 den wir auch in Zukunft nicht erreichen. Aber      zücken können und schnell ein Video von der        nicht mehr von der Stange.                                      Moderatorin Christina Knorz (v. l.)                                                                                             Das Gespräch führte Thomas Schmitz
 vor allem junge Kollegen haben Lust darauf,        Massenkarambolage machen. Da schlägt dann                                                                          mit Martin Krotki und Christian Radtke
 etwas Neues auszuprobieren. Jetzt müssen           die Aktualität die Qualität.                               Das Gespräch führte Jennifer Stötzel

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