"zzgl. 19 %": Know-how rund um die Umsatzsteuer - Oktober 2014

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"zzgl. 19 %": Know-how rund um die Umsatzsteuer - Oktober 2014
„zzgl. 19 %“: Know-how
rund um die Umsatzsteuer
                Oktober 2014
"zzgl. 19 %": Know-how rund um die Umsatzsteuer - Oktober 2014
Inhalt

Schwerpunkt
»» Intro

»» Neunzehn, sieben oder null Prozent?

»» (K)ein Formular mit 7 Siegeln: Die Umsatzsteuer-Voranmeldung

»» Kleinunternehmerinnen und -unternehmer: besser ohne Umsatzsteuer?

»» Die Umsatzsteuer in Rechnungen

»» Handel inner- und außerhalb der EU: Umsatzsteuer?

Service
»» Die Gründerwoche 2014: Machen Sie mit!

»» Aktuelle Meldungen

»» Veranstaltungen

»» Print- und Online-Tipps

»» BMWi-Expertenforum

                                                                  Seite 2
"zzgl. 19 %": Know-how rund um die Umsatzsteuer - Oktober 2014
Intro

  Jede Unternehmerin und jeder Unternehmer - ob gewerblich oder freiberuflich - hat mit ihr zu tun: der Umsatzsteuer.

Die Umsatzsteuer ist die am weitesten verbreitete Steuer.          Typische Fragen, die junge Unternehmen zum Thema Um-
Trotzdem bereitet sie vor allem jungen Unternehmerinnen            satzsteuer haben, drehen sich vor allem um …
und Unternehmern immer wieder Kopfzerbrechen. Kein
Wunder: Mit der Umsatzsteuer sind jede Menge verschiede-
                                                                   »» den Umsatzsteuersatz (19 oder 7 Prozent)
ner Anforderungen, Pflichten oder auch steuerliche Gestal-
tungsmöglichkeiten verbunden.                                      »» die Umsatzsteuerbefreiung
                                                                   »» die Kleinunternehmerregelung
                                                                   »» den Vorsteuerabzug
                                                                   »» die Rechnungsstellung
                                                                   »» die Umsatzsteuervoranmeldung oder auch
                                                                   »» die Umsatzsteueridentifikationsnummer

                                                                   In dieser Ausgabe des eMagazins stellen wir Ihnen daher das
                                                                   kleine Einmaleins der Umsatzsteuer vor.

                                                                     UMSATZ- ODER MEHRWERTSTEUER?

                                                                     Es gibt keinen Unterschied zwischen Umsatz- oder
                                                                     Mehrwertsteuer. Üblich ist der Begriff „Umsatzsteuer“.

                                                                     WEITERE INFORMATIONEN

                                                                     Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
                                                                     »» GründerZeiten Nr. 9: Steuern

  Quelle: Statistisches Bundesamt: Finanzen und Steuern: Umsatz-
  steuerstatistik 2012, Wiesbaden 2014

                                                                                                                       Seite 3
"zzgl. 19 %": Know-how rund um die Umsatzsteuer - Oktober 2014
Neunzehn, sieben oder null Prozent?

                   „zzgl. Umsatzsteuer“ – (fast) jede Unternehmerin und jeder Unternehmer muss auf sei-
                     nen Rechnungen Umsatzsteuer ausweisen. Nur: Welcher Steuersatz ist der richtige?

Warum beispielsweise Brennholz, Gummibärchen und Hun-            Dasselbe gilt auch für den ermäßigten Umsatzsteuersatz,
defutter mit 7 Prozent versteuert werden, während bei Mi-        nur dass der nicht bei 19, sondern bei 7 Prozent liegt und
neralwasser, Babynahrung oder Medikamenten 19 Prozent            beispielsweise für Lebensmittel, Bücher oder Hotelübernach-
fällig sind, ist schwer nachvollziehbar. Zum Glück müssen sich   tungen angewandt wird. Auch künstlerische Werke werden
Unternehmerinnen und Unternehmer nicht mit den Gründen           mit einem ermäßigten Satz von 7 Prozent verkauft. Allerdings
dafür beschäftigen. Wissen sollten sie hingegen, welchen         nur, wenn sie direkt durch den Künstler, also den Urheber des
Umsatzsteuersatz sie ihren Kunden in Rechnung stellen müs-       Werks, oder in Kommission verkauft werden. Beim Verkauf
sen.                                                             über Kunsthändler oder Galeristen gilt der Steuersatz von 19
                                                                 Prozent.

19 oder 7 Prozent?
                                                                 Ein weiterer Sonderfall ist die Umsatzsteuer für Versandkos-
Die wichtigsten Umsatzsteuersätze in Deutschland betragen        ten. Hier orientiert sich die Umsatzsteuer an den versandten
19 und 7 Prozent. Welcher Steuersatz jeweils gilt, hängt davon   Produkten. Werden ausschließlich Waren mit einem Um-
ab, um was für ein Produkt oder eine Leistung es sich handelt    satzsteuersatz von 19 Prozent versandt, gilt dies auch für die
oder auch davon, wer das Produkt bzw. die Leistung verkauft.     Versandkosten. Entsprechendes gilt dann auch bei Waren mit
                                                                 einem Steuersatz von 7 Prozent.
Im Normalfall beträgt der Umsatzsteuersatz 19 Prozent. Ob
im produzierenden Gewerbe, im Handwerk oder im Dienst-           Die Ermäßigung von 7 Prozent wurde eingeführt, um Ver-
leistungsbereich - in den Rechnungen muss es heißen: „zu-        braucher in bestimmten lebensnotwendigen Bereichen (z.B.
züglich 19 Prozent Umsatzsteuer“. Dabei muss immer auch          Lebensmittel, Kultur) finanziell zu entlasten. Und um die
der genaue Eurobetrag der Umsatzsteuer in der Rechnung           Wettbewerbsfähigkeit bestimmter Branchen zu erhalten (z.B.
aufgeführt werden. Ausnahme: Kleinbetragsrechnungen bis          Gastgewerbe). Während der reguläre Umsatzsteuersatz seit
zu 150 Euro brutto. Hier werden der Netto- und Umsatzsteu-       Mitte der 1980er Jahre (damals: 14 Prozent) immer weiter
erbetrag in einer Summe aufgeführt.                              nach oben geklettert ist, stehen die 7 Prozent seither „wie
                                                                 eine Eins“.
Die Umsatzsteuer bezieht sich immer auf den Nettobetrag,
also den eigentlichen Preis der Ware oder Dienstleistung.
Nettobetrag plus Umsatzsteuer ergeben dann den Endbetrag
(Bruttobetrag).
                                                                                                                        Seite 4
"zzgl. 19 %": Know-how rund um die Umsatzsteuer - Oktober 2014
Umsatzsteuer bei „gemischten
  7 PROZENT UMSATZSTEUER: FÜR WELCHE
  WAREN UND LEISTUNGEN?                                        Tätigkeiten“
                                                               Wenn Sie Ihre hauptberufliche Tätigkeit beispielsweise mit
  Für welche Umsätze der ermäßigte Steuersatz von 7 Pro-       19 Prozent Umsatzsteuer versteuern und Sie nun eine wei-
  zent gilt, listet § 12 des Umsatzsteuergesetzes auf.         tere Leistung oder ein Produkt anbieten, die nicht zu ihrem
                                                               bisherigen Tätigkeitsspektrum gehören (Beispiele: Künstler
                                                               plus Café, Augenarzt plus Kontaktlinsenverkauf, Architekt
                                                               plus Bauunternehmung), müssen Sie darauf achten, dass
Keine Umsatzsteuer                                             Sie für die zusätzliche Leistung den richtigen Steuersatz
In bestimmten Fällen brauchen Sie auf Ihren Rechnungen         anwenden. Weiter stellt Dr. Herbert Becherer, Vizepräsident
überhaupt keine Umsatzsteuer auszuweisen. Auch hier            der Bundessteuerberaterkammer (BStBK), heraus: „Die um-
kommt es auf das Produkt selbst an oder darauf, wo der Kun-    satzsteuerliche Behandlung hängt immer von dem Produkt
de seinen Sitz hat oder auch, um was für ein Unternehmen es    beziehungsweise der Leistung ab, die Sie anbieten und nicht
sich handelt.                                                  von Ihrem Beruf.“

Weitgehend bekannt ist, dass alle Heilbehandlungen von
Ärzten, Zahnärzten, Physiotherapeuten oder Hebammen              DIE UMSATZSTEUER AUF PREISANGABEN
usw. von der Umsatzsteuer befreit sind. Unter bestimmten
Voraussetzungen können sich aber auch selbständige Lehrer        Preisangaben für Endverbraucher müssen immer die
bzw. Dozenten, die an allgemeinbildenden oder berufsbilden-      Umsatzsteuer und eventuelle sonstige Preisbestandtei-
den Einrichtungen tätig sind, von der Umsatzsteuer befreien      le (z.B. Versand) beinhalten. Inhaber von Online-Shops
lassen. Entscheidend ist, so heißt es beim Deutschen Steuer-     müssen außerdem darauf hinweisen, dass die angege-
beraterverband, dass sie spezielle Kenntnisse und Fertigkei-     benen Preise Umsatzsteuer enthalten. Bei Bedarf muss
ten vermitteln. Dazu gehören auch Nachhilfeunterricht und        auch auf zusätzliche Fracht-, Liefer- oder Versandkosten
Computerkurse. Voraussetzung ist, dass sie dem Finanzamt         oder sonstige Kosten hingewiesen werden. Dies schreibt
eine Bescheinigung der zuständigen Landesbehörde vorlegen        die Preisangabenverordnung vor.
können. Wer welche Bescheinigung zur Umsatzsteuerbe-
freiung benötigt und wer diese Bescheinigung ausstellt, ist
von Bundesland zu Bundesland verschieden und kann beim
zuständigen Finanzministerium oder der Oberfinanzdirektion
erfragt werden.                                                  WEITERE INFORMATIONEN

                                                                 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Auch Tätigkeiten, die einer Spezialsteuer unterliegen, sind
von der Umsatzsteuer befreit. Beispiel: Der Abschluss von        »» GründerZeiten Nr. 9 „Steuern“
Versicherungen, die der Versicherungssteuer unterliegen.
                                                                 BMWi-Existenzgründungsportal
Um den Handel innerhalb der EU zu vereinfachen, weisen           »» BMWi-Expertenforum „Umsatz-/Vorsteuer“
Unternehmen, die an Unternehmenskunden innerhalb der
EU liefern, ebenfalls keine Umsatzsteuer auf ihren Rechnun-
gen aus.

Und um Kleinunternehmen von bürokratischen Pflichten zu
entlasten, wird bei ihnen die Umsatzsteuer auf Wunsch nicht
erhoben.

Eine Übersicht der Leistungen, die von der Umsatzsteuer be-
freit sind, zeigt § 4 des Umsatzsteuergesetzes.

                                                                                                                    Seite 5
"zzgl. 19 %": Know-how rund um die Umsatzsteuer - Oktober 2014
(K)ein Formular mit 7 Siegeln:
                Die Umsatzsteuer-Voranmeldung

               Als Gründerin oder Gründer kann man sich unter einer Umsatzsteuer-Voranmeldung erst ein-
                  mal wenig vorstellen. Vielleicht ist der etwas unverständliche Name auch der Grund da-
                           für, dass viele junge Unternehmer lieber einen Bogen darum machen.

„Ich habe mich selbständig gemacht. Muss ich die monatliche       Folgejahr jeden Monat eine Umsatzsteuer-Voranmeldung an
Voranmeldung ans Finanzamt schicken, obwohl ich noch kei-         ihr Finanzamt zu übermitteln.
ne Einnahmen habe? Muss oder kann ich die Ist-Besteuerung
jetzt schon beantragen?“ Geht es um die Umsatzsteuer-
                                                                  Das heißt: Spätestens am 10. Tag des Folgemonats muss das
Voranmeldung, tauchen bei vielen jungen Unternehmerinnen
                                                                  Formular zur Umsatzsteuer-Voranmeldung über das Online-
und Unternehmern erst einmal Fragen auf. Das fängt schon
                                                                  Portal ELSTER beim Finanzamt eingegangen sein. Bis zu die-
damit an, dass viele nicht wissen, was sich dahinter eigentlich
                                                                  sem Termin muss auch die errechnete Zahllast überwiesen
genau verbirgt.
                                                                  werden.

Genau genommen besteht die Umsatzsteuer-Voranmeldung
                                                                  Bei der Oberfinanzdirektion Niedersachsen macht man oft
aus zwei Schritten: Zunächst einmal müssen Unternehmerin-
                                                                  auch die Erfahrung, dass junge Unternehmen überhaupt
nen und Unternehmer (oder ihr Steuerberater) ein Formular
                                                                  keine Umsatzsteuer-Voranmeldung abgeben. Sie meinen,
ausfüllen. Darin teilen sie ihrem Finanzamt mit,
                                                                  dies sei nicht nötig, solange sie keine Umsätze erzielen. Ein
                                                                  Trugschluss: Eine Umsatzsteuer-Voranmeldung muss immer
»» wie viel Umsatzsteuer sie durch den Verkauf von Waren          abgegeben werden, selbst wenn man dem Finanzamt damit
   oder Dienstleistungen innerhalb eines bestimmten               nur mitteilt, dass man im letzten Monat keinerlei Einnahmen
   Zeitraums erwirtschaftet haben und                             hatte. In dem Fall trägt man bei den „Umsätzen“ einfach 0,00
                                                                  ein.
»» wie viel Vorsteuer ihnen in demselben Zeitraum in Rech-
   nung gestellt wurde. Bei der Vorsteuer handelt es sich
   um die Umsatzsteuer, die sie an andere Unternehmer             Abgabefrist verlängern
   zahlen, wenn sie Waren oder Dienstleistungen einkaufen.
                                                                  Dass die Umsatzsteuer-Voranmeldungen und die damit
                                                                  verbundenen Zahlungen an das Finanzamt jeweils um einen
                                                                  Monat verschoben werden können, ist vielen Gründerinnen
Im zweiten Schritt überweisen Sie die so genannte Zahllast        und Gründern nicht bekannt, so die Oberfinanzdirektion
an das Finanzamt. Bei der Zahllast handelt es sich um die Dif-    Nordrhein-Westfalen. Der Gründer oder sein Steuerberater
ferenz aus Umsatzsteuer und Vorsteuer. Das heißt, die Vor-        muss dazu über das Online-Portal ELSTER einen Antrag auf
steuer, die Sie beim Einkauf von Waren oder Dienstleistungen      Dauerfristverlängerung beim Finanzamt stellen.
bezahlt haben, ziehen Sie einfach von der Umsatzsteuer ab.
Haben Sie im Voranmeldungszeitraum mehr Vorsteuer be-
                                                                  Voraussetzung für die Fristverlängerung ist: Das Unterneh-
zahlt als Umsatzsteuer eingenommen, bekommen Sie den
                                                                  men leistet eine Sondervorauszahlung in Höhe von 1/11 des
Überschuss vom Finanzamt zurück.
                                                                  voraussichtlich für das Jahr der Gründung fälligen Umsatz-
                                                                  steuerbetrags. Unternehmen, die bereits am Markt sind, müs-
So weit so gut. Dennoch gibt es typische Fehler, die junge        sen 1/11 der Umsatzvorauszahlungen des vorangegangenen
Unternehmen bei der Umsatzsteuer-Voranmeldung immer               Jahres als Sondervorauszahlung überweisen. Der Vorauszahl-
wieder machen. Wir haben dazu die Oberfinanzdirektionen           betrag wird dann mit dem zu zahlenden Betrag der letzten
Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen nach ihren Erfah-           Umsatzsteuer-Voranmeldung verrechnet.
rungen gefragt. Hier das Ergebnis:

Abgabefristen nicht bekannt
Viele junge Unternehmen kennen die gesetzlichen Fristen
zur Abgabe ihrer Umsatzsteuer-Voranmeldung nicht, heißt es
bei der Oberfinanzdirektion Nordrhein-Westfalen. Dabei sind
sie gesetzlich dazu verpflichtet, im Jahr der Gründung und im

                                                                                                                        Seite 6
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zen, unabhängig von der Höhe des Umsatzes. Ausnahme:
  KLEINUNTERNEHMER? KEINE UMSATZ-                              Freiberufler, die eine doppelte Buchführung betreiben, auch
  STEUER-VORANMELDUNG!                                         wenn sie dazu gesetzlich nicht verpflichtet sind, müssen die
                                                               Soll-Versteuerung anwenden. Bitte beachten Sie, dass dies
  Wer die sog. Kleinunternehmerregelung in Anspruch            nur für Freiberufler im Sinne des § 18 Abs. 1 des Einkommen-
  nimmt, gibt grundsätzlich keine Umsatzsteuer-Voran-          steuergesetzes gilt.
  meldung ab. Wer es trotzdem tut, riskiert, dass er den
  Anspruch auf die Kleinunternehmerregelung verliert.          Die Ist-Versteuerung kann jederzeit formlos beim Finanzamt
  Denn in der Abgabe der Umsatzsteuer-Voranmeldungen           beantragt werden. Gründerinnen und Gründer, die ihr Unter-
  sieht das Finanzamt grundsätzlich einen Verzicht auf die     nehmen bzw. ihre selbständige Tätigkeit erst noch anmelden,
  Kleinunternehmerregelung. Der Verzicht ist für den Un-       können im Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ankreuzen,
  ternehmer für mindestens fünf Kalenderjahre bindend.         ob sie die Soll- oder die Ist-Versteuerung bevorzugen.

Soll- oder Ist-Versteuerung unbekannt                          Fehler beim Ausfüllen
                                                               Beim Ausfüllen der Umsatzsteuer-Voranmeldung erleben die
Jungen Unternehmerinnen und Unternehmen ist oft nicht
                                                               Finanzämter häufig, dass bei den Umsätzen (Einnahmen) der
klar, dass es zwei verschiedene Arten der Umsatzversteuerung
                                                               Bruttobetrag eingetragen wird. Richtig ist aber der Nettobe-
gibt, heißt es bei der Oberfinanzdirektion Niedersachsen.
                                                               trag (ohne Umsatzsteuer). Darauf weist die Oberfinanzdirek-
                                                               tion Nordrhein-Westfalen hin.
Die Soll-Versteuerung ist der Regelfall. Dabei werden in die
Umsatzsteuer-Voranmeldung die Nettopreise der verkauften
Waren oder Dienstleistungen in dem jeweiligen Zeitraum
eingetragen, in dem sie an den Kunden geliefert wurden -
unabhängig davon, wann der Kunde die Leistung bezahlt hat
oder bezahlen wird. Das Ganze nennt sich auch Besteuerung
nach dem vereinbarten Entgelt (und nicht nach dem erhal-
                                                               Bei der Vorsteuer, also der Umsatzsteuer, die Sie an andere
tenen Entgelt). Das Unternehmen leistet gegenüber dem
                                                               Unternehmer beim Einkauf von Waren oder Leistungen ge-
Finanzamt also eine Vorauszahlung. Die Soll-Versteuerung
                                                               zahlt haben, müssen Sie dagegen nur den reinen Vorsteuer-
kann vor allem bei jungen und kleineren Unternehmen zu
                                                               betrag bei der entsprechenden Kennzahl eingeben.
Liquiditätsengpässen führen.

Beispiel: Ein Tischler baut am 15. September einen Schrank
für einen Kunden und schickt ihm am 20. September 2014
eine Rechnung. Die Umsatzsteuer, die auf der Rechnung
ausgewiesen ist, muss der Unternehmer in die Umsatzsteuer-
Voranmeldung für den Monat September eintragen und bis
zum 10. Oktober an das Finanzamt überweisen. Dass der
Kunde die Rechnung erst zwei Monate später überweist,
spielt dabei keine Rolle.
                                                               Reicht der Unternehmer eine zweite (berichtigte) Umsatz-
                                                               steuer-Voranmeldung ein, muss in der Umsatzsteuer-Voran-
Bei der Ist-Versteuerung wird die Umsatzsteuer erst dann       meldung der richtige Zeitraum angegeben und die berichtig-
an das Finanzamt abgeführt, wenn der Kunde die Rechnung        te Umsatzsteuer-Voranmeldungen mit einer „1“ zur Kennzahl
bezahlt hat. In der Umsatzsteuer-Voranmeldung wird daher       10 gekennzeichnet werden.
erst in dem Monat die Umsatzsteuer eingetragen, in dem das
Geld auf dem Konto eingegangen ist. Die Ist-Versteuerung
(Besteuerung nach dem vereinnahmten Entgelt) können Un-
ternehmen in Anspruch nehmen, die nicht mehr als 500.000
Euro Jahresumsatz erzielen oder die von der Buchführungs-
pflicht befreit sind.

Freiberufler können die Ist-Versteuerung sogar immer nut-

                                                                                                                    Seite 7
Immer mit ELSTER
                                                               WEITERE INFORMATIONEN
Die Umsatzsteuer-Voranmeldung muss, genauso wie die
Umsatzsteuer-Jahreserklärung, auf elektronischem Weg an        Bundesministerium der Justiz und für Verbraucher-
das zuständige Finanzamt übermittelt werden. Dazu gibt es      schutz
das Internetportal ELSTER. Auf der Webseite der Finanzver-
                                                               »» Gesetze im Internet: Umsatzsteuergesetz
waltung können alle Formulare rund um das Thema Steuern
online ausgefüllt und weitergeleitet werden. Wer das ers-
te Mal mit ELSTER zu tun hat, muss sich zunächst auf der       Finanzministerium des Landes Nordrhein-Westfalen
Webseite registrieren. Das kann bis zu zwei Wochen dauern.     »» Steuertipps für Existenzgründerinnen und Existenz-
Gründerinnen und Gründer, die monatlich eine Umsatz-              gründer
steuer-Voranmeldung abgeben müssen, sollten sich daher
rechtzeitig anmelden, empfiehlt die Oberfinanzdirektion
Niedersachsen.                                                 Niedersächsisches Finanzministerium
                                                               »» Steuertipps. Informationsbroschüre für Existenz-
                                                                  gründerinnen und Existenzgründer (PDF, 3,2 MB)

                                                               Bundessteuerberaterkammer
                                                               »» Steuerberatersuche
  Quelle: ElsterOnline-Portal
                                                               Deutscher Steuerberaterverband e.V.
                                                               »» Steuerberater-Suchservice
Hilfestellung und Beratung
Im ELSTER-Portal gibt es eine Ausfüllhilfe, die klar und gut
verständlich beim Ausfüllen des Formulars hilft. Eine erste
Orientierung bieten auch die Finanzämter. Erkundigen Sie
sich auch beim Finanzministerium Ihres Bundeslandes, ob es
eine Steuerbroschüre für Gründerinnen und Gründer anbie-
tet.

Wer mit Formularen „auf Kriegsfuß“ steht, sollte frühzeitig
Kontakt zu einem Steuerberater aufnehmen.

                                                                                                                     Seite 8
Kleinunternehmerinnen und
  -unternehmer: besser ohne Umsatzsteuer?

           Wer mit seiner beruflichen Selbständigkeit startet und erst einmal keine hohen Einnahmen hat, kann
               die sogenannte Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen. Damit ist vieles einfacher.

Die Kleinunternehmerregelung bietet eine ganze Reihe von        »» im Jahr der Gründung voraussichtlich einen Umsatz
Vorteilen: Sie brauchen keine Umsatzsteuer ans Finanzamt           (nicht zu verwechseln mit Gewinn!) von nicht mehr als
abzuführen. Sie müssen auch keine monatliche Umsatzsteu-           17.500 Euro erwirtschaften,
er-Voranmeldung abgeben. Und da Ihre Rechnungen keine
Umsatzsteuer enthalten, haben Sie gegenüber Privatkunden
                                                                Für die Folgejahre gilt:
einen Wettbewerbsvorteil: Im Vergleich zu Unternehmen, die
ihre Rechnungen mit Umsatzsteuer ausweisen müssen, sind
Sie günstiger.                                                  »» Kleinunternehmen dürfen im vorangegangenen Kalen-
                                                                   derjahr 17.500 Euro nicht überstiegen haben und
Allerdings hat die Kleinunternehmerregelung auch einen          »» im laufenden Kalenderjahr voraussichtlich 50.000 Euro
Haken: Wenn Sie Waren oder Leistungen einkaufen, kön-              nicht übersteigen.
nen Sie die in den Rechnungen aufgeführte Umsatzsteuer
nicht als Vorsteuer absetzen. Sollten Sie also in absehbarer
Zeit größere Investitionen planen (Büroausstattung, Kfz,
häufige berufliche Reisen), ist es vermutlich sinnvoller, auf   Wichtig zu wissen für Gründer: Die Umsatzgrenze von 17.500
die Kleinunternehmerregelung zu verzichten. In dem Fall         Euro bezieht sich immer auf ein ganzes Jahr. Wer mit der
gilt für Sie - wie für jeden Unternehmer - die reguläre Um-     Selbständigkeit während des Jahres startet, muss den vor-
satzbesteuerung. Das bedeutet, Sie müssen monatlich eine        aussichtlichen Umsatz also auf zwölf Monate hochrechnen.
Umsatzsteuer-Voranmeldungen auf elektronischem Weg              Daran denken viele Gründer nicht, wenn sie den Fragebogen
über das Webportal ELSTER an das Finanzamt übermitteln.         zur steuerlichen Erfassung ausfüllen, so die Erfahrung der
In Ihren Rechnungen weisen Sie die Umsatzsteuer aus und         Oberfinanzdirektion Nordrhein-Westfalen.
im Rahmen der Umsatzsteuer-Voranmeldungen ziehen sie
die Vorsteuer ab.                                               Und: Bei beiden Beträgen handelt es sich um Bruttobeträge.
                                                                Die Umsatzsteuer muss immer mit einberechnet werden.
Beachten Sie: Wenn Sie die Kleinunternehmerregelung in
Anspruch nehmen, dürfen Sie auf Ihren Rechnungen keine
Umsatzsteuer ausweisen. Stattdessen sollten sie folgenden       Praxisbeispiel:
Hinweis aufnehmen: „Keine Umsatzsteuer, da Kleinunter-          Eine Designerin hat sich im Oktober 2012 selbständig ge-
nehmer nach § 19 UStG.“                                         macht. Sie schätzt ihren monatlichen Umsatz auf durch-
                                                                schnittlich 1.200 Euro plus 7 Prozent Umsatzsteuer (84 Euro).
Übrigens: Wenn Sie sich dazu entschließen, auf die Kleinun-     Auf das Gesamtjahr hochgerechnet, sind das 15.408 Euro.
ternehmerregelung zu verzichten, gilt das für fünf Kalender-    Damit liegt sie unter der Umsatzschwelle von 17.500 Euro
jahre. Darauf weist der Deutsche Steuerberaterverband hin.      und kann die Kleinunternehmerregelung in Anspruch neh-
Überlegen Sie sich diesen Schritt daher gut                     men. Im zweiten Jahr ihrer Selbständigkeit erzielt sie einen
                                                                Umsatz von 16.000 Euro. Dazu rechnet sie noch 7 Prozent
                                                                hinzu und kommt auf einen Bruttoumsatz von 17.120 Euro.
Für wen ist die                                                 Das heißt, sie kann weiterhin die Kleinunternehmerrege-
Kleinunternehmerregelung?                                       lung nutzen. Im dritten Jahr ihrer Selbständigkeit laufen die
                                                                Geschäfte langsam an, so dass sie einen Nettoumsatz von
Voraussetzung ist, dass Sie - aus steuerlicher Sicht -          35.000 Euro erwirtschaftet. Rechnet sie 7 Prozent Umsatz-
Kleinunternehmer(in) sind. Dazu gehören Einzelunternehmen       steuer hinzu, kommt sie auf insgesamt 37.450 Euro. Mit die-
bzw. Freiberufler, aber auch Teams in der Rechtsform einer      sem Betrag liegt sie unter 50.000 Euro, so dass für dieses Jahr
GbR oder Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt),          noch die Kleinunternehmerregelung gilt. Ab dem folgenden
die                                                             Jahr, muss sie allerdings zur regulären Besteuerung wechseln
                                                                und auf ihren Rechnungen Umsatzsteuer ausweisen und an

                                                                                                                        Seite 9
das Finanzamt abführen. Aber selbst wenn sie in diesem Jahr      Beispiel:
auf einen Gesamtumsatz von über 50.000 Euro gekommen
wäre, hätte dies für das laufende Jahr keine Konsequenzen.       Ein Gründer eröffnet am 1. September 2014 seinen Online-
Die Kleinunternehmerregelung würde trotzdem noch gelten.         Shop. Im Fragebogen zur steuerlichen Erfassung hat er ange-
Es sei denn, die Designerin hätte bereits zu Beginn des Jahres   kreuzt, dass er die Kleinunternehmer-Regelung in Anspruch
einschätzen können, dass ihr Umsatz die Grenze von 50.000        nehmen wird. Wider Erwarten läuft das Geschäft von Anfang
Euro überschreitet. In dem Fall wäre sie bereits für das lau-    so gut, dass er die Umsatzgrenze von 17.500 Euro überschrei-
fende Jahr umsatzsteuerpflichtig geworden.                       tet und einen Umsatz von 19.500 Euro erzielt. Das bedeutet:
                                                                 Ab 1. Januar 2015 muss er seinen Kunden jeweils 19 Prozent
                                                                 Umsatzsteuer in Rechnung stellen. Sollten im Jahr 2015 die
„Bei der Umsatzgrenze von 50.000 Euro kommt es immer auf
                                                                 Umsätze zurückgehen, so dass er insgesamt nicht mehr als
die Prognose an“, so BStBK-Vizepräsident Dr. Herbert Beche-
                                                                 17.500 Euro (inkl. Umsatzsteuer) erwirtschaftet, kann er -
rer. Diese Prognose muss zu Beginn des Jahres erstellt wer-
                                                                 wenn er möchte - ab 2016 wieder die Kleinunternehmerrege-
den. Liegt sie unter 50.000 Euro, gilt die Kleinunternehmer-
                                                                 lung in Anspruch nehmen.
regelung für das laufende Jahr, selbst wenn der tatsächliche
Umsatz später davon abweicht.

Kleinunternehmerregelung beantragen
Jede Gründerin und jeder Gründer erhält vom Finanzamt ei-
nen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung. Gewerbetreiben-
de bekommen diesen Fragebogen in der Regel im Rahmen
ihrer Gewerbeanmeldung zugeschickt. Freiberufler wenden
sich direkt an das Finanzamt. In Zeile 7.3 des Fragebogens
kreuzen Sie an, ob Sie die Kleinunternehmer-Regelung in An-
spruch nehmen. Oder ob Sie auf die Kleinunternehmer-Re-
gelung verzichten, obwohl Sie die Umsatzgrenze von 17.500
Euro voraussichtlich nicht überschreiten. In dem Fall sind
Sie an diese Entscheidung fünf Jahre gebunden. In diesem
Zeitraum können Sie nicht zur Kleinunternehmer-Regelung            Bildrechte: Deutscher Steuerberaterverband e.V.
wechseln. Der Wechsel von der Kleinunternehmerregel zur
Regelbesteuerung ist dagegen jederzeit möglich. Ein formlo-
ses Schreiben ans Finanzamt reicht aus.
                                                                   WEITERE INFORMATIONEN
Bereits selbständige Kleinunternehmer können jederzeit für         Bundesministerium der Justiz und für Verbraucher-
das Folgejahr die sog. Kleinunternehmerregelung in Anspruch        schutz Gesetze im Internet
nehmen, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen. Ein formlo-
ses Schreiben ans Finanzamt genügt.                                »» Umsatzsteuergesetz
                                                                   Bundesministerium der Finanzen

Umsatzgrenze überschritten                                         »» Formular-Management-System der Bundesfinanz-
                                                                      verwaltung
Wenn Sie im Laufe des Jahres feststellen, dass die Umsatz-
grenze von 50.000 Euro überschritten wird, müssen Sie mit
Beginn des kommenden Jahres in Ihren Rechnungen die Um-
satzsteuer ausweisen und im Rahmen der Umsatzsteuervor-
anmeldung an das Finanzamt abführen.

                                                                                                                     Seite 10
Interview
                mit Myriam Kasten, Photographie
                    „Im Grunde ist die Umsatzsteuer nur so ein durchlaufender Posten, der auf dem Ge-
                                  schäftskonto geparkt wird, ohne dass er einem gehört.“

Myriam Kasten ist freiberufliche Fotografin mit einem ei-       Angestellten. Anfangs hatte ich auch noch kein eigenes Stu-
genen Fotostudio in Duisburg. Zu ihren Kunden gehören           dio, sondern bin von anderen Fotografen oder von privaten
vorwiegend Hochzeitspaare, Familien und gelegentlich auch       Auftraggebern gebucht worden. Über meinen Steuerberater
Unternehmen. Als sie sich vor sieben Jahren selbständig         habe ich dann von der Kleinunternehmerregelung erfahren.
gemacht hat, hat sie sich für die Kleinunternehmerregelung      Er hat mir gesagt, wie viel Umsatz ich als Kleinunternehmerin
entschieden.                                                    erwirtschaften darf, dass ich auf meinen Rechnungen keine
                                                                Mehrwertsteuer ausweisen muss, aber auch keine Vorsteuer
                                                                geltend machen darf. Das passte alles ganz gut zu meiner
                                                                damaligen Situation. Also habe ich auf dem Fragebogen zur
                                                                steuerlichen Erfassung angekreuzt, dass ich die Kleinunter-
                                                                nehmerregelung in Anspruch nehme.

                                                                Dass Sie damit auch keine Anschaffungen
                                                                steuerlich absetzen konnten, war
                                                                für Sie nicht entscheidend?
                                                                Kasten: Nein, eine Kamera hatte ich ja schon, und mehr An-
                                                                schaffungen brauchte ich erst einmal nicht. Das hat sich dann
                                                                erst im Laufe der Zeit geändert, als die Geschäfte immer bes-
                                                                ser liefen. Mein Umsatz war dann irgendwann so hoch, dass
                                                                ich nicht mehr unter die Kleinunternehmerregelung fiel. Hin-
                                                                zu kam, dass ich damals auch ein eigenes Fotostudio eröffnen
                                                                wollte. Das war natürlich mit einigen Investitionen für Foto-
                                                                lampen, Blitzlampen, Fotostudioausrüstung usw. verbunden,
                                                                für die ich im Einkauf Vorsteuer mit bezahlen musste. Die
                                                                konnte ich dann durch den Wechsel zur Regelbesteuerung
                                                                beim Finanzamt absetzen.

                                                                Mit dem Wechsel zur Regelbesteuerung
  Bildrechte: Myriam Kasten
                                                                mussten Sie auch Umsatzsteuer-
                                                                Voranmeldungen abgeben. Das mussten
                                                                Sie als Kleinunternehmerin nicht.
Frau Kasten, Sie haben zu Beginn Ihrer
Selbständigkeit die Kleinunternehmerregelung                    Kasten: Ja, als Kleinunternehmerin musste ich bzw. mein
                                                                Steuerberater nur jeweils eine Umsatzprognose für das
in Anspruch genommen. Wie kam                                   kommende Jahr und eine Erklärung über die tatsächlichen
es zu der Entscheidung?                                         Umsätze des abgelaufenen Jahres abgeben. Mit dem Wechsel
                                                                zur Regelbesteuerung sind die Prognosen weggefallen, aber
Kasten: Ich war beim Thema Steuern anfangs sehr unbedarft       dafür sind die quartalsweisen Umsatzsteuervoranmeldungen
und habe mir erst einmal einen Steuerberater gesucht, der       hinzugekommen. Darin wird dem Finanzamt mitgeteilt, wie
mir alles erklärt hat. Ich war und bin ja nach wie vor eine     viel Umsatzteuer ich bei meinen Einkäufen bezahlt habe und
Ein-Personen-Show, wie man so schön sagt, und habe keine        wie viel ich durch meine Aufträge eingenommen habe.

                                                                                                                    Seite 11
Ich stelle also alle drei Monate meine Ein- und Ausgangs-        man vielleicht mit 2.000, 3.000 Euro Umsatz knapp über der
rechnungen zusammen, gebe sie meinem Steuerberater, der          Kleinunternehmerschwelle liegt, also insgesamt noch nicht
die Umsatzsteuervoranmeldung macht und mir dann sagt,            so viel verdient und dann alle drei Monate die eingenommene
wie viel ich ans Finanzamt überweisen muss. Dabei darf er die    Umsatzsteuer abführen muss: Da hat man dann manchmal
Umsatzsteuer, die mir in Rechnung gestellt wurde, von der        das Gefühl, dass auf dem Geschäftskonto nichts übrig bleibt.
abziehen, die ich eingenommen habe. Ich zahle also nur die
Differenz.

                                                                 Was haben Ihre Kunden beim Wechsel
                                                                 zur Regelbesteuerung gesagt?
Das hört sich nicht so an, als ob Ihnen
das Thema Umsatzsteuer jemals                                    Kasten: Ich habe sehr viele Privatkunden. Und die mussten
Kopfzerbrechen bereitet hat.                                     nach meinem Wechsel zur Regelbesteuerung tatsächlich
                                                                 tiefer in die Tasche greifen. Für meine gewerblichen Kunden
Kasten: Im Gegenteil. Das war gar nicht so einfach. Ich musste   spielte die Regelbesteuerung keine Rolle. Die können die
wirklich lernen, ganz anders mit dem Geld umzugehen. Wenn        Umsatzsteuer ja beim Finanzamt absetzen. Aber wenn ich
ein Kunde mein Honorar plus 19 Prozent Umsatzsteuer be-          einem Hochzeitspaar sage, das kostet 500 Euro plus 95 Euro
zahlt, landet der komplette Rechnungsbetrag ja erst einmal       Umsatzsteuer, dann können die nichts absetzen. Das bedeu-
auf meinem Geschäftskonto. Das fühlt sich natürlich gut an,      tet: Für Privatkunden bin ich tatsächlich teurer geworden,
aber man muss dann doch im Hinterkopf behalten, dass die         auch wenn ich selbst gar nichts davon habe. Die Alternative
Umsatzsteuer oder zumindest ein Teil davon alle drei Monate      ist, dass ich mein Honorar auf 420 Euro reduziere. Dann kom-
ans Finanzamt weitergeleitet werden muss. Im Grunde ist die      men noch rund 80 Euro Umsatzsteuer hinzu, so dass meine
Umsatzsteuer nur so ein durchlaufender Posten, der auf dem       Kunden im Endeffekt weiterhin 500 Euro bezahlen. Aber das
Geschäftskonto geparkt wird, ohne dass er einem gehört. Das      ist für mich natürlich ein Verlust. Also da muss man schon
muss man sich immer wieder bewusst machen, dass es nicht         überlegen, wie man sein Honorar am besten gestaltet, um
das eigene Geld ist. Das kann gerade in der ersten Zeit nach     wettbewerbsfähig zu bleiben und trotzdem über die Runden
dem Wechsel zur Regelbesteuerung schwierig werden. Wenn          zu kommen.

                                                                                                                     Seite 12
Die Umsatzsteuer in Rechnungen

                   Wenn Sie als Unternehmer Waren oder Dienstleistungen einkaufen, erhalten Sie die da-
                  für gezahlte Umsatzsteuer, die so genannte Vorsteuer, vom Finanzamt zurück. Vorausset-
                      zung ist: Die Eingangsrechnung enthält alle gesetzlich vorgeschriebenen Angaben.

Der Vorsteuerabzug, den Sie bei Ihrer Umsatzsteuer-Voran-          »» vollständiger Name und vollständge Anschrift des
meldung vornehmen, bedeutet bares Geld. Das macht sich                Lieferanten
vor allem bei größeren Investitionen bemerkbar. Aber auch
                                                                   »» vollständiger Name und vollständge Anschrift des
laufende kleinere Anschaffungen fürs Büro machen sich übers
                                                                      Empfängers
Jahr bezahlt, wenn das Finanzamt die Vorsteuer rückerstattet.
                                                                   »» Datum der Rechnung
                                                                   »» die Steuernummer, die vom Finanzamt erteilt wurde,
                                                                      oder die vom Bundeszentralamt für Steuern erteilte
                                                                      Umsatzsteuer-Identifikationsnummer
                                                                   »» eine fortlaufende Rechnungsnummer mit einer oder
                                                                      mehreren Zahlen- oder Buchstabenreihen oder einer
                                                                      Kombination
                                                                   »» die Menge und Art der gelieferten Gegenstände bzw.
                                                                      Umfang und Art der erbrachten Leistungen
                                                                   »» der Zeitpunkt der Lieferung oder Zeitraum der Leis-
                                                                      tungserbringung (Kalendermonat ist auseichend)
                                                                   »» der Nettobetrag in Euro
                                                                   »» der Umsatzsteuersatz (19 % oder 7 %) und die Höhe des
                                                                      Steuerbetrags in Euro
                                                                   »» im Fall der Steuerbefreiung ein Hinweis darauf, dass für
                                                                      die Lieferung bzw. sonstigen Leistung eine Steuerbefrei-
                                                                      ung gilt (z.B. „innergemeinschaftliche Lieferung“)
                                                                   »» im Voraus vereinbarte Boni, Rabatte, wenn nicht im
                                                                      Entgelt berücksichtigt
                                                                   »» Zahlungsziel (Datum, bis wann die Überweisung einge-
                                                                      gangen sein sollte)
                                                                   »» Hinweis auf zweijährige Aufbewahrungspflicht bei
                                                                      Werkslieferungen oder Leistungen im Bau oder Ausbau
                                                                      an Privatkunden

Das funktioniert allerdings nur, wenn die Eingangsrechnung,        Übrigens: In bestimmten Fällen, wie z.B. Provisionen von
die Sie beim Kauf bzw. bei der Anlieferung der Waren erhal-        Handelsvertretern oder Lizenzgebühren, kann es sein, dass
ten, alle gesetzlich vorgeschriebenen Angaben enthält. Dass        Sie für eine erhaltene Leistung keine Rechnung bekommen,
dies oft nicht der Fall ist, erleben die Mitarbeiter der Finanz-   sondern Sie selbst die Rechnung ausstellen (und den Betrag
ämter immer wieder. Das Ergebnis ist: Der Vorsteuerabzug           überweisen). Achten Sie in dem Fall darauf, dass Sie dieses
wird nicht anerkannt.                                              Dokument auch tatsächlich als „Gutschrift“ bezeichnen.

Achten Sie daher darauf, dass Ihre Eingangsrechnungen die          Weitere besondere Pflichten bei der Rechnungsstellung listet
folgenden gesetzlich vorgeschriebenen Bestandteile enthal-         § 14a des Umsatzsteuergesetzes (UStG) auf.
ten:

                                                                                                                       Seite 13
Kleinbetragsrechnungen
                                                               WEITERE INFORMATIONEN
Vor allem Einzelhändler verkaufen jeden Tag eine Vielzahl an
Waren. Um ihnen das Leben etwas zu erleichtern, brauchen       Bundesministerium der Justiz und für Verbraucher-
sie nicht bei jedem Verkauf eine umfangreiche Rechnung zu      schutz Gesetze im Internet
schreiben. Vielmehr reichen Kleinbetragsrechnungen (Quit-
                                                               »» § 14 Ausstellung von Rechnungen
tungen) aus. Voraussetzung ist: Der Gesamtbetrag einschließ-
lich Umsatzsteuer darf 150 Euro nicht übersteigen.
                                                               Nutzen Sie auch die Informationen auf den Webseiten
                                                               der
Der Vizepräsident der Bundessteuerberaterkammer, Dr. Her-
bert Becherer: „Unternehmen, die die Vorsteuer für Einkäufe    »» Industrie- und Handelskammern und Handwerks-
beim Finanzamt geltend machen möchten, sollten darauf             kammern.
achten, dass die Kleinbetragsrechnungen folgende Angaben
enthalten:

»» den vollständigen Namen und die vollständige Anschrift
   des leistenden Unternehmens-,
»» das Ausstellungsdatum-,
»» die Menge und die Art der gelieferten Gegenstände oder
   den Umfang und die Art der sonstigen Leistung und
»» den Nettobetrag und den darauf entfallenden Steuer-
   betrag für die Lieferung oder Dienstleistung in einer
   Summe sowie den Steuersatz oder im Fall einer Steuer-
   befreiung einen Hinweis darauf, dass für die Lieferung
   oder Dienstleistung eine Steuerbefreiung gilt.“

                                                                                                            Seite 14
Handel inner- und außerhalb der EU:
                    Umsatzsteuer?

         Auch wenn sie ein Zungenbrecher ist: Innerhalb der Europäischen Union sorgt die Umsatzsteuer-Identifi-
            kationsnummer dafür, dass die Geschäfte zwischen Unternehmen relativ unbürokratisch ablaufen.

Die Europäische Union ist für mittelständische, aber auch        Waren oder Leistungen an
für kleine Unternehmen, neben dem heimischen Markt, der
wichtigste Umschlagplatz für Waren und Dienstleistungen.         Unternehmenskunden in EU-
Und obwohl die 28 Mitgliedstaaten unterschiedliche Um-           Mitgliedsstaat liefern
satzsteuersätze haben, läuft der Handel aus steuerlicher Sicht
ziemlich reibungslos. Eine entscheidende Rolle spielt dabei      Beispiel: Ein Unternehmer in Deutschland verkauft und
die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer, kurz: USt-IdNr.          liefert seine Ware an einen Kunden in Frankreich. Bei dem
                                                                 Kunden handelt es sich um ein Unternehmen, das sich zu-
                                                                 vor gegenüber seinem Geschäftspartner in Deutschland mit
Mit der Steuernummer, die jedem Unternehmen und Frei-
                                                                 seiner USt-IdNr. ausgewiesen hat (z.B. in seiner Bestellung
berufler vom Finanzamt erteilt wird, hat sie übrigens nichts
                                                                 oder im Impressum auf der Homepage). Der Unternehmer in
zu tun. Zuständig ist vielmehr das Bundeszentralamt für
                                                                 Deutschland weist in seiner Rechnung daher nur den Netto-
Steuern. Nikolaus Schopphoven ist dort Leiter eines Referats
                                                                 betrag (umsatzsteuerliche Bemessungsgrundlage) aus – also
für das Umsatzsteuerkontrollverfahren: „Mit Einführung des
                                                                 ohne Umsatzsteuer. Der französische Abnehmer muss den
EU-Binnenmarktes und dem Wegfall der innereuropäischen
                                                                 Nettobetrag mit dem französischen Umsatzsteuersatz ver-
Grenzen gilt seit 1993, dass beim Handel zwischen Unter-
                                                                 steuern.
nehmen die Umsätze in der Regel im Land des Empfängers
besteuert werden. Dies wurde inzwischen auch auf innerge-
meinschaftliche Dienstleistungen erweitert. Um sicherzustel-     „Der Unternehmer in Deutschland darf dabei nicht vergessen,
len, dass diese Umsatz- bzw. Erwerbsbesteuerung tatsächlich      diesen Umsatz in einer sogenannten ‚Zusammenfassenden
stattfindet, haben die EU-Länder ein innergemeinschaftliches     Meldung‘ zu erklären“, so Nikolaus Schopphoven: „In der
Kontrollverfahren geschaffen. Grundlage hierfür ist die Um-      ‚Zusammenfassenden Meldung‘ werden die Umsatzsteuer-
satzsteuer-Identifikationsnummer, die jedes Unternehmen          Identifikationsnummer des Erwerbers und der Nettobetrag
braucht, das innerhalb der EU mit anderen Unternehmen Ge-        (Bemessungsgrundlage) aufgeführt und monatlich über unser
schäfte treibt. Damit können wir und unsere Partnerbehör-        Online-Portal oder das Elster-Online-Portal an uns übermit-
den in den EU-Mitgliedsstaaten nachverfolgen, ob die Waren       telt. Die Daten werden bei uns gespeichert und mit den Part-
und Dienstleistungen tatsächlich versteuert wurden.“             nerländern ausgetauscht. Die französische Steuerverwaltung
                                                                 kann dann überprüfen, ob der französische Unternehmer die
                                                                 Warenlieferung aus Deutschland tatsächlich versteuert hat.“
Wer braucht die USt-IdNr. und wer
nicht?                                                           Allerdings macht man beim Bundeszentralamt für Steuern
                                                                 immer wieder die Erfahrung, dass vor allem junge Unterneh-
Unternehmen benötigen keine USt-IdNr., wenn                      men, die keinen Steuerberater haben, oft nicht daran denken,
                                                                 eine „Zusammenfassende Meldung“ abzugeben. „Die werden
»» ihre Kunden und/oder Lieferanten ihren Sitz in Deutsch-       von uns erst einmal höflich erinnert. Wenn das nichts nützt,
   land oder in Ländern außerhalb der EU haben.                  müssen wir dann leider mit Zwangsgeldern drohen“, so
                                                                 Schopphoven.
Unternehmen benötigen eine USt-IdNr., wenn
                                                                 Und was die Umsatzsteuervoranmeldung betrifft, in der jedes
                                                                 Unternehmen dem Finanzamt monatlich oder quartalsweise
»» alle oder ein Teil ihrer Kunden ihren Sitz in EU-Mit-
                                                                 seine steuerpflichtigen und steuerfreien Umsätze sowie die
   gliedstaaten haben und es sich dabei um Unternehmen
                                                                 abziehbare Vorsteuer mitteilt: Hier müssen die Nettoumsätze
   handelt, die ebenfalls im Besitz einer USt-IdNr. sind oder
                                                                 angegeben werden, die auch in der „Zusammenfassenden
»» sie Waren oder Dienstleistungen von Unternehmen               Meldung“ aufzuführen sind.
   beziehen, die ihren Sitz in einem der EU-Mitgliedstaaten
   haben und eine USt-IdNr. besitzen.

                                                                                                                    Seite 15
Waren oder Leistungen an Privatkunden                            steuer in ihren Rechnungen aus, sie können aber auch keine
                                                                 Vorsteuer steuerlich geltend machen. Für unternehmerische
in EU-Mitgliedsstaat liefern                                     Aktivitäten innerhalb Deutschlands ist der Fall damit erledigt.
Anders sieht es aus, wenn es sich bei dem Kunden aus Frank-
reich um eine Privatperson handelt, die in Deutschland bei ei-   Kleinunternehmen, können aber auch EU-weit tätig sein, bei-
nem Händler Ware erwirbt und gleich mitnimmt. In dem Fall        spielsweise als Betreiber von Online-Shops. In dem Fall kann
muss die Rechnung je nach Ware den deutschen Regelsteu-          es für sie sinnvoll sein, eine USt-IdNr. zu beantragen. Vor al-
ersatz von 19 Prozent oder den ermäßigten Steuersatz von 7       lem dann, wenn sie Waren aus einem der EU-Mitgliedsländer
Prozent enthalten. Die Umsatzsteuer führt das Unternehmen        beziehen, weiß Nikolaus Schopphoven: „Auch Kleinunter-
in Deutschland dann einfach in seiner Umsatzsteuervoran-         nehmer können, ohne dass sie ihren Kleinunternehmerstatus
meldung auf und führt sie ans Finanzamt ab.                      verlieren, eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer bean-
                                                                 tragen. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn sie Waren aus
Kommt es zu mehreren Lieferungen an Privatkunden in ei-          einem EU-Land beziehen, dessen Umsatzsteuersatz höher
nem bestimmten Mitgliedstaat, kann damit ein bestimmter          ist als der deutsche. Schweden zum Beispiel hat einen Um-
Warenwert („Lieferschwelle“) überschritten werden. In die-       satzsteuersatz von 25 Prozent, der ermäßigte Satz liegt bei 12
sem Fall sind verschiedene Besonderheiten zu beachten. Die       Prozent. In Polen zahlt man regulär 23 Prozent Umsatzsteuer.
Bundessteuerberaterkammer (BStBK) rät Unternehmerinnen           Deutschland ist da im EU-Vergleich mit 19 beziehungsweise
und Unternehmern daher, sich an einen Steuerberater zu           7 Prozent relativ moderat.“
wenden.
                                                                 Beispiel
Dr. Herbert Becherer, Vizepräsident der BStBK, weist darüber
hinaus darauf hin, dass Verpackungs- und Versandkosten           Wie sich das in der Praxis auswirkt, zeigt das folgende Bei-
als Nebenleistungen umsatzsteuerlich genauso behandelt           spiel: Ein Kleinunternehmer in Deutschland bezieht Waren
werden wie die eigentliche Lieferung. Geht die Lieferung         aus Polen.
an einen Privatkunden innerhalb der EU, werden die Verpa-
ckungs- und Versandkosten also je nach Ware mit 19 Prozent       Variante 1: Er besitzt keine USt-IdNr. und wird von seinem
oder 7 Prozent versteuert. Handelt es sich um eine steuer-       polnischen Lieferanten daher wie eine Privatperson be-
freie innergemeinschaftliche Lieferung an ein Unternehmen,       handelt. Das heißt, er erhält eine Rechnung, die mit einem
sind die Versandkosten ebenfalls steuerfrei.                     polnischen Regelsteuersatz von 23 Prozent ausgewiesen ist.
                                                                 Der Kleinunternehmer in Deutschland muss den kompletten
                                                                 Rechnungsbetrag bezahlen. Die gezahlte Umsatzsteuer kann
Waren oder Leistungen aus einem EU-                              er nicht als Vorsteuer geltend machen, da er die Kleinunter-
Mitgliedsland beziehen                                           nehmerregelung in Anspruch nimmt.

Beispiel: Ein niederländisches Unternehmen liefert Fahrradt-
eile an ein Unternehmen in Deutschland. Das Unternehmen          Variante 2: Er besitzt eine USt-IdNr. In diesem Fall erhält er
in Deutschland erhält mit der Lieferung eine Rechnung ohne       von seinem polnischen Lieferanten eine steuerfreie Rech-
Umsatzsteuer. Da der Bezug von Waren aus einem anderen           nung, die nur den Nettobetrag ausweist. Diesen Betrag zahlt
EU-Land für den Empfänger steuerpflichtig ist - man spricht      er an den Lieferanten. Darüber hinaus muss er auf den Net-
von der so genannten Erwerbsbesteuerung -, muss es auf den       tobetrag den vergleichsweise geringen deutschen Steuersatz
Nettobetrag den deutschen Regelsteuersatz von 19 Prozent         von 19 Prozent anwenden und an sein zuständiges Finanz-
anwenden und als Erwerbssteuer in seiner Umsatzsteuervor-        amt in Deutschland abführen. Da er die Kleinunternehmer-
anmeldung angeben. Den Betrag kann das Unternehmen als           regelung in Anspruch nimmt, kann er auch in diesem Fall
Vorsteuer geltend machen.                                        keine Vorsteuer geltend machen, dennoch zahlt er insgesamt
                                                                 weniger als bei Variante 1. Dort muss er den Nettobetrag plus
                                                                 der vergleichsweise höheren polnischen Umsatzsteuer an
Kleinunternehmen                                                 den Lieferanten bezahlen.

Kleinunternehmer, die die sogenannte Kleinunternehmer-
regelung in Anspruch nehmen, sind in Deutschland von der
Umsatzsteuer befreit. Das heißt, sie weisen keine Umsatz-

                                                                                                                        Seite 16
Kleinunternehmen, die die USt-IdNr.                            Umsatzsteuer-Identifikationsnummer beantragt und bei
                                                               dem Unternehmen mit dem innergemeinschaftlichen Erwerb
nutzen,                                                        von Waren und Dienstleistungen zu rechnen ist. Sobald uns
»» entscheiden sich damit zur Durchführung der Erwerbs-        dieser Grundkennbuchstabe vorliegt, bekommt der Antrag-
   besteuerung (Umsatzsteuerpflicht beim innergemein-          steller seine USt-IdNr.“
   schaftlichen Erwerb von Waren und Dienstleistungen).
   An diese Entscheidung sind sie zwei Jahre gebunden.
                                                               Lieferungen ins nicht-europäische
»» brauchen bei Lieferungen innerhalb der EU und               Ausland
   Dienstleistungen an Unternehmen in einem anderen
   EU-Mitgliedsstaat keine „Zusammenfassende Meldung“          Ob die Schweiz, Norwegen oder USA: Lieferungen in Länder,
   abzugeben.                                                  die nicht zur Europäischen Union gehören, sind steuerfrei (§
                                                               6 Abs. 1 UStG). Unabhängig davon, ob es sich bei den Kunden
                                                               um Verbraucher oder Unternehmen handelt. Und: Unter-
                                                               nehmen, die ihre Waren oder Dienstleistungen in Drittländer
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer                             außerhalb der EU liefern, brauchen keine Umsatzsteueriden-
                                                               tifikationsnummer zu beantragen. Der Deutsche Steuerbera-
beantragen                                                     terverband (DStV) weist allerdings darauf hin, dass Exporte
Für Gründerinnen und Gründer ist es ganz einfach: Im           ab einem Warenwert von 1.000 Euro bei der zuständigen
Fragebogen zur steuerlichen Erfassung, der bei jeder Un-       Ausfuhrzollstelle angemeldet werden müssen. Das geschieht
ternehmensgründung ausgefüllt werden muss, können sie          elektronisch über das IT-Verfahren der Zollbehörde „ATLAS-
gleichzeitig einen Antrag auf Erteilung einer Umsatzsteuer-    Ausfuhr“.
Identifikationsnummer stellen. „Früher oder später beziehen
doch sehr viele Unternehmen Waren oder Dienstleistungen        Bei einer Lieferung in ein Drittland muss sich der deutsche
aus dem EU-Ausland oder liefern dorthin. Von daher ist es      Unternehmer davon überzeugen, dass der Kunde auch tat-
sinnvoll, die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer schon bei     sächlich in diesem Drittland ansässig ist und die Ware dorthin
der Unternehmensgründung zu beantragen“, empfiehlt Niko-       gelangt. Sollten daran Zweifel bestehen, sollte vorerst die
laus Schopphoven.                                              deutsche Umsatzsteuer berechnet werden. Dazu rät der DStV.
                                                               Die Abwicklung von Exporten in Drittländer ist aus umsatz-
Besteht das Unternehmen bereits, kann der Inhaber direkt       steuerlicher Sicht einfacher als der innergemeinschaftliche
auf der Homepage des Bundeszentralamts für Steuern ei-         Handel. Dennoch empfiehlt der DStV, vorab eine steuerliche
nen Antrag ausfüllen. „Innerhalb von ein bis zwei Tagen hat    Beratung aufzusuchen.
er dann seine USt-IdNr. Bei Anträgen per Post oder per Fax
kann es drei bis fünf Tage dauern“, so Schopphoven.
                                                                 WEITERE INFORMATIONEN
Für Kleinunternehmer, die die Kleinunternehmerregelung
in Anspruch nehmen, läuft das Antragsverfahren etwas an-         Bundeszentralamt für Steuern
ders. Der Grund: Sie werden beim Finanzamt nicht für die
                                                                 »» Umsatzsteueridentifikationsnummer (USt-IdNr.)
Zwecke der Umsatzsteuer geführt. Nikolaus Schopphoven:
„Bevor wir eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer an            Bundesministerium der Finanzen
Kleinunternehmer vergeben, weisen wir sie darauf hin, dass       »» ATLAS Ausfuhr
wir vom zuständigen Finanzamt zunächst einen sogenannten
Umsatzsteuer-Grundkennbuchstaben benötigen. Den muss
der Kleinunternehmer bei seinem Finanzamt beantragen, das
die entsprechenden Daten an uns weiterleitet. Das ist in der
Regel kein Problem und geht schnell. Im Grunde geht es nur
darum, dass die Finanzämter auch wissen sollen, dass eine

                                                                                                                    Seite 17
Die Gründerwoche 2014:
                                Machen Sie mit!

                             Im November erwartet Sie wieder die Gründerwoche Deutschland.

Vom 17. bis zum 23. November 2014 (und auch schon in der        finden Sie im Veranstaltungskalender der Gründerwoche.
Zeit davor) bieten die Partner der Aktionswoche Workshops,      Veranstaltungen für Gründerinnen
Seminare, Planspiele, Wettbewerbe und viele weitere Veran-
staltungen rund um das Thema berufliche Selbständigkeit an.
Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie setzen sie damit Impulse für eine neue Gründungs-         SELFIE-AKTION ZUR GRÜNDERWOCHE
kultur und ein freundlicheres Gründungsklima in Deutsch-          2014
land.
                                                                  Werden Sie Mitglied der Gründerwoche-Community.
                                                                  Veröffentlichen Sie Ihr Selfie auf www.gruenderwoche.
Die Gründerwoche Deutschland findet wie immer in enger
                                                                  de und machen Sie mit einer kurzen Message deutlich,
Kooperation mit der Global Entrepreneurship Week (GEW)
                                                                  warum Sie sich an der bundesweiten Aktionswoche be-
statt. Die GEW ist eine weltweite Aktionswoche, die Millio-
                                                                  teiligen und die Gründung von Start-ups unterstützen.
nen junger Menschen in 150 Ländern für innovative Ideen,
                                                                  Mit der Selfie-Aktion möchte das Bundesministerium für
Gründungen und Unternehmertum begeistert.
                                                                  Wirtschaft und Energie (BMWi) Ihnen die Möglichkeit
                                                                  bieten, ein Zeichen für mehr Gründer- und Unterneh-
Special 2014: Gründerinnen                                        mergeist zu setzen. Zur Selfie-Aktion

Die Initiatoren der Global Entrepreneurship Week und der
Gründerwoche Deutschland möchten in diesem Jahr insbe-
                                                                Task Force zur Förderung der Unternehmensnachfolge
sondere Frauen dazu ermutigen, den Weg in die berufliche
                                                                durch Frauen - Die Task Force zur Förderung der Unterneh-
Selbständigkeit einzuschlagen. Obwohl es viele Beispiele
                                                                mensnachfolge durch Frauen wird am 19. November im Bun-
erfolgreicher Unternehmerinnen gibt, gründen Frauen immer
                                                                desministerium für Wirtschaft und Energie in Berlin tagen.
noch seltener als Männer ein Unternehmen. Dabei bringen
                                                                Die bundesweite gründerinnenagentur (bga) hat anlässlich
sie mit ihren Qualifikationen, ihren kommunikativen Kom-
                                                                des Women‘s Entrepreneurship Day (WED) dazu eingeladen.
petenzen und ihrem ausgeprägten Risikobewusstsein gute
                                                                Die bga ist ein deutschlandweites Kompetenz- und Service-
Voraussetzungen mit.
                                                                zentrum zur unternehmerischen Selbständigkeit von Frauen
                                                                mit branchenübergreifenden Angeboten zu Existenzgrün-
Highlights zum Special „Gründerinnen“                           dung, Existenzfestigung und Unternehmensnachfolge. Sie
                                                                bietet Informationen und Beratung an und stellt Kontakte
                                                                zu Expertinnen und Experten, Beratungseinrichtungen und
VERANSTALTUNGEN                                                 Netzwerken in ganz Deutschland her. Zur bundesweiten
                                                                gründerinnenagentur (bga)
Women‘s Entrepreneurship Day - Höhepunkt der diesjähri-
gen Global Entrepreneurship Week (GEW) ist der Women‘s
Entrepreneurship Day (WED) am 19. November 2014. An
                                                                PRAXIS
diesem Tag sollen die Leistungen von Unternehmerinnen
ganz besonders gewürdigt und gefeiert werden. In Koopera-       Gründerinnen-Galerie - In ihrer Gründerinnen-Galerie stellt
tion mit dem US-Außenministerium sowie Botschafterinnen         die bundesweite gründerinnenagentur (bga) Existenzgrün-
und Botschaftern aus 153 Ländern findet aus diesem Grund        derinnen und Unternehmensnachfolgerinnen aus (fast) allen
eine internationale Konferenz im Hauptsitz der Vereinten        Branchen und Bundesländern vor. Haben Sie Lust und Inte-
Nationen in New York statt. Sie will weltweit Initiativen und   resse daran, sich hier als Gründerin und Unternehmerin zu
Aktivitäten auf den Weg bringen, um unternehmerisch aktive      präsentieren? Oder möchten Sie erfolgreiche Gründerinnen
Frauen zu unterstützen. Mehr zum „Women‘s Entrepreneur-         und Unternehmerinnen empfehlen? Dann nehmen Sie Kon-
ship Day“                                                       takt zu uns auf. Zur Gründerinnengalerie

Veranstaltungen im Rahmen der Gründerwoche Deutsch-             Roadshow „Mehr Chefinnen im Handwerk“ - Mit der Roads-
land - Auch im Rahmen der Gründerwoche Deutschland              how möchte die bundesweite gründerinnenagentur mehr
sind viele Veranstaltungen speziell für Gründerinnen und        Frauen ermutigen und dabei unterstützen, eine Führungs-
gründungsinteressierte Frauen geplant. Eine Übersicht dazu
                                                                                                                   Seite 18
position im Handwerk zu übernehmen. Die multimediale
Ausstellung porträtiert dazu sechs beispielhaft erfolgreiche
Handwerkschefinnen in Bild und Ton. Zum Tourenplan der
Roadshow

INITIATIVEN
Gründerinnen in der Digitalen Wirtschaft - Die Möglichkei-
ten der Digitalen Wirtschaft eröffnen für Gründerinnen viele
neue Chancen. Aus diesem Grund hat der Beirat „Junge Di-
gitale Wirtschaft“ (BJDW) beim Bundesministerium für Wirt-
schaft und Energie (BMWi) eine deutschlandweite Kampagne
gestartet. Sie will potenziellen Gründerinnen Mut machen. Zu
diesem Zweck berichten 10 Unternehmerinnen aus der Digi-
talen Wirtschaft in Videoclips von sich und ihrem Werdegang.
Zu den Videos

FRAUEN unternehmen - Die Initiative „FRAUEN unterneh-
men“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie
und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend will erfolgreiche Unternehmerinnen in der Öf-
fentlichkeit sichtbarer machen und über ihre Wege zum
Erfolg berichten. Ein bundesweites Netzwerk von Unterneh-
merinnen soll Mädchen und junge Frauen in Schule, Ausbil-
dung und Hochschule für den Schritt in die Selbständigkeit
sensibilisieren und motivieren. Mehr zu „FRAUEN gründen“

                                                               Seite 19
Aktuelle Meldungen

Zypries gratuliert zu 10 Jahren                                 Verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten
bundesweite gründerinnenagentur                                 für Start-ups
Die Parlamentarische Staatssekretärin beim BMWi, Brigitte       Mit INVEST erhalten private Investoren 20 Prozent ihrer
Zypries, hat am 10. Oktober 2014 auf dem Jubiläumskongress      Eigenkapital-Investition erstattet. Voraussetzung ist, dass
„10 Jahre Europäisches Erfolgsmodell bga“ der bundesweiten      sie sich mit mindestens 10.000 Euro an jungen innovativen
gründerinnenagentur (bga) zu ihrem zehnjährigen Bestehen        Unternehmen beteiligen und die Beteiligung mindestens drei
gratuliert.                                                     Jahre halten.

Staatssekretärin Zypries: „Die bga mit ihren 2.000 regiona-     INVEST verringert damit das Investitionsrisiko der Business
len Partnerinnen unterstützt seit 10 Jahren Frauen bei der      Angels und verbessert gleichzeitig die Chancen der Unterneh-
Gründung ihres Unternehmens und im Unternehmensalltag.          men, einen Wagniskapital-Investor zu finden. Das Bundeska-
Sie tut das sehr erfolgreich und unterstützt so die Bundesre-   binett hat nun zusätzlich beschlossen, den INVEST-Zuschuss
gierung bei ihrem Ziel, das unternehmerische Potenzial von      für Wagniskapital von den Ertragssteuern zu befreien.
Frauen in Deutschland besser zur Geltung zu bringen und
mehr Frauen dazu zu motivieren, ein Unternehmen zu grün-
den. Bislang wird nur jedes dritte Unternehmen von einer
Frau gegründet und nur jedes zehnte wachstumsorientierte          WEITERE INFORMATIONEN
Start-up von einer Geschäftsführerin geleitet. Die vielen er-
folgreichen Unternehmerinnen, die über die bga ihre Erfah-        BMWi-Existenzgründungsportal
rungen einbringen und an Gründerinnen weitergeben, zeigen         »» Gabriel: Steuerbefreiung des INVEST-Zuschusses
anderen, dass sich der Schritt in die Selbständigkeit lohnt.“        verbessert Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups

  WEITERE INFORMATIONEN

  »» Bundesministerium für Wirtschaft und Energie               Handlungsempfehlungen zur Stärkung
  »» 10 Jahre Europäisches Erfolgsmodell bga                    von IT-Start-ups
                                                                Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gab-
                                                                riel, hat am 19. September 2014 in Berlin den zweiten Bericht
                                                                des Beirats „Junge Digitale Wirtschaft“ mit Handlungsemp-
                                                                fehlungen zur Stärkung der IT-Start-ups entgegengenom-
Gründerinnen Mut machen                                         men.
Der Beirat „Junge Digitale Wirtschaft“ (BJDW) beim Bundes-
ministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) startete am       Der Bericht enthält u.a. Aussagen und Vorschläge für die
15. September seine deutschlandweite Kampagne, die Un-          Themenfelder Gesellschaft, Infrastruktur, Unterstützung,
ternehmerinnen sichtbar und potentiellen Gründerinnen Mut       Finanzierung und Wachstum.
machen soll. In Videointerviews berichten 10 Gründerinnen
aus der Digitalen Wirtschaft von sich und ihrem Werdegang.
Auf die Frage „Welchen Rat würdest Du Deinem 14-jährigen
                                                                  WEITERE INFORMATIONEN
Ich geben“ erhalten die Zuschauer viele Tipps aus dem Le-
bensalltag zum Thema Unternehmensgründung, speziell von
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Frauen.
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                                                                     lungsempfehlungen an Bundesminister Gabriel
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