Das Magazin des Difu 1/2018

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Das Magazin des Difu 1/2018
1/2018

Das Magazin des Difu

		Aus dem Inhalt

 4 Standpunkt
		 Raus aus dem Kleinklein der
   Kommunalfinanzierung

11 Forschung & Publikationen
		 OB-Barometer 2018:
   Digitalisierung, Wohnen und
   Mobilität wichtiger denn je

20 Neue Projekte
		 Rechtliche Fragen digitaler
   Transformation

25   Veranstaltungen
     Fachkräftemangel in der
     Kommunalverwaltung
Das Magazin des Difu 1/2018
Editorial                                   24 Kooperativ haushalten
                                            24 Transformation realisieren
Standpunkt                                  25 Klima schützen, Werte schaffen
4	Raus aus dem Kleinklein der              25 Synergien nutzen, Wissen vermitteln
    Kommunalfinanzierung!                   26 Innovation anstoßen
                                            26 Fahrradstraßen gestalten
Forschung & Publikationen
6 Digitalisierung, Wohnen und Mobilität    Veranstaltungen
    für Kommunen wichtiger denn je          28 Veranstaltungsvorschau
7 Nachhaltigkeit hat hohe Priorität        29 Schulentwicklung auf dem Prüfstand
    in der Lokalpolitik                     30 Umgang mit dem Fachkräftemangel
8 Zuwanderung und Integration von              in der Kommunalverwaltung
    Geflüchteten in Kommunen                31 Kommunen und Forschung erproben
9 Reich und Arm – Ungleichheit                 neue Wege
    in Städten                              32 Handlungsoptionen für den ÖPNV
10 Clusterpolitik in der kommunalen            bei schwacher Nachfrage
    und regionalen Wirtschaftsförderung     33 Personenbeförderungsgesetz: Neue
12 Nutzen und Auswirkungen der                 Normen für neue Mobilitätsangebote?
    Parkraumbewirtschaftung                 34 Integrierte Infrastruktur- und Finanz-
13 Lieferkonzepte in Quartieren –              planung in Kommunen
    die letzte Meile nachhaltig gestalten   35 225.000 Euro Preisgeld für neun
14 Auswirkungen des Online-Handels             vorbildlich klimaaktive Kommunen
    auf Innenstädte und Ortszentren
15 Praxisleitfaden „Klimaschutz in          Nachrichten & Service
    Kommunen“ aktualisiert und erweitert    18 Was ist eigentlich … Intermodaler und
16 Klimaschutz im ländlichen Raum:             multimodaler Verkehr?
    Gute Beispiele aus Kommunen             19 Veröffentlichungsüberblick
                                            21 Difu-Service für Zuwender
Neue Projekte                               22 Impressum
17 Klimaschutz: Förderung hoch,             36 Difu-Intern: Abschied und Neubeginn
    Treibhausgase runter                    37 Difu aktiv
23 integriert und vernetzt                 38 Neues im Difu-Inter-/Extranet
23 dialogisch und prozessbegleitend        39 Difu-Mediennachlese
Das Magazin des Difu 1/2018
Editorial

                           Liebe Leserin, lieber Leser,

                           „Was nichts kostet, taugt nichts“ – oder doch? Auch diese Frage könnte im Rah-
                           men der „Erwägungen“ zu einem kostenlosen ÖPNV, die die Bundesregierung
                           wohl in einem Schreiben an EU-Umweltkommissar Karmenu Vella in Aussicht
                           gestellt hat, beleuchtet werden. Zwar sind die Intentionen der Bundesregierung in
                           den Tagen nach Bekanntwerden der Briefinhalte nicht unbedingt deutlicher ge-
                           worden, gleichwohl ist zu begrüßen, dass der ÖPNV und seine zentrale Bedeutung
Fotos: David Ausserhofer

                           für eine nachhaltige Mobilität in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt
                           worden sind. Deutlich geworden ist aber, dass eine nachhaltige Mobilität nicht mit
                           „Hau-Ruck-Aktionen“ zu erreichen ist, sondern durchdachter Konzepte und für
                           deren Umsetzung eines zeitlichen Vorlaufs bedarf, damit die angestrebte positive
                           Wirkung tatsächlich eintritt. Das betrifft ein breites Themenspektrum, angefangen
                           von der Frage der Finanzierung über die Entwicklung sinnvoller Systemstrukturen
                           bis hin zur Schaffung ausreichender Fahrzeugkapazitäten.

                           Dass „Neue Mobilität“ ein TOP-Zukunftsthema für die Kommunen ist, zeigt auch
                           das aktuelle OB-Barometer 2018 des Difu. Im Vergleich zu den Vorjahren messen
                           die alljährlich befragten Stadtspitzen diesem Thema eine erheblich gewachsene
                           Bedeutung zu (siehe Seite 6).

                           Diese Einschätzung teilt auch das Difu, was sich an seinen umfangreichen For-
                           schungs- und Fortbildungsaktivitäten zu Mobilitätsthemen zeigt –, einige davon
                           finden Sie im aktuellen Heft: Parkraumbewirtschaftung, Lieferkonzepte, Fahrrad-
                           straßen, Personenbeförderungsgesetz oder „ÖPNV bei schwacher Nachfrage“
                           sind Stichworte hierfür.

                           Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und grüßen herzlich

                           Prof. Martin zur Nedden                                     Dr. Busso Grabow
                           Wissenschaftlicher Direktor, Geschäftsführer                Geschäftsführer

                                                                                                                3
Das Magazin des Difu 1/2018
Standpunkt
Berichte 1/2018

                                                 Raus aus dem Kleinklein der
                                                 Kommunalfinanzierung!
                                                 Transformation braucht Finanzautonomie, und die ist nur durch eine Erhöhung
                                                 der kommunalen Anteile an den Gemeinschaftssteuern und die kommunalen
                                                 Finanzausgleichssysteme der Länder zu erreichen.

                                                 Egal wie die neue Bundesregierung aussehen wird       Kommunen auf einem Bestand an Kassenkrediten
                                                 – ein Thema wird in den kommenden Jahren wie-         von rund 50 Mrd. Euro. Das Problem dabei: Die
                                                 der ganz oben auf der politischen Agenda stehen:      Belastungen verteilen sich sehr ungleich auf die
                                                 die öffentliche Daseinsvorsorge der Kommunen          Kommunen in den verschiedenen Bundesländern.
                                                 und ihre Finanzierung. Schon im Bundestags-           Der wahrgenommene Investitionsrückstand, den
                                                 wahlkampf 2017 kursierten Forderungen nach            das Difu jedes Jahr auf Basis von Einschätzun-
                                                 Einsetzung einer Kommission zur „Wiederherstel-       gen der Kommunen errechnet, lag 2016 bei rund
                                                 lung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse“.    126 Mrd. Euro. Nicht umsonst schrumpft der
                                                 Neben den kommunalen Spitzenverbänden und             Bestand des kommunalen Vermögens seit 2002.
                                                 dem Aktionsbündnis „Für die Würde unserer             Zudem sind die Sozial- und Personalausgaben
                                                 Städte“ fand sich dieses Thema auch in der Mehr-      in den vergangenen Jahren massiv gestiegen.
                                                 zahl der Wahlprogramme der Parteien und nun           Schon ein paar dieser Kennziffern reichen, um
                                                 auch im Sondierungspapier für die neue Große          ein düsteres Bild der kommunalen Finanz- und
                                                 Koalition. Um die Problematik tatsächlich politisch   Haushaltslage zu zeichnen – nicht selten bemüht
                                                 breit bearbeiten zu können, wird es jedoch einer      im politischen Diskurs. Die Realität ist jedoch
                                                 integrierten Perspektive bedürfen, die über eine      deutlich komplizierter. Denn gegenwärtig ist
                                                 Betrachtung fiskalischer Missstände hinausgeht.       durchaus mehr Geld im System als noch vor
                                                                                                       einigen Jahren. Neben dem Anstieg der Steuer-
                                                 Zwar wird dieser Anspruch mit Verweis auf die         einnahmen stehen Ländern und Kommunen auch
                                                 Formel von der „Gleichwertigkeit der Lebens-          deutlich mehr Mittel aus diversen Förderpro-
                                                 verhältnisse“ reklamiert. Der letzte Versuch einer    grammen des Bundes zur Verfügung: Neben den
                                                 Gemeindefinanzreform, die beiden Föderalis-           inzwischen vier Investitionsprogrammen „Kinder-
                                                 musreformen sowie die jüngste Neuordnung der          betreuungsfinanzierung“ zum Kita-Ausbau, dem
                                                 föderalen Finanzbeziehungen verhakelten sich          Ganztagsschulprogramm und der Kompensation
                                                 allerdings stets im Kleinklein fiskalischer Detail-   für die Flüchtlingsunterbringung bilden das
                                                 fragen. Nimmt man dieses Grundgesetz-Postulat         Teilhabegesetz, der Kommunalinvestitionsförde-
                                                 hingegen wirklich ernst, geht es nun nicht mehr       rungsfonds und die deutliche Mittelerhöhung für
                                                 und nicht weniger als die gesellschaftliche Inte-     den Städtebau nur einige Beispiele aus der immer
                                                 grationsfähigkeit von Kommunen und Regionen,          länger werdenden Liste an Mischfinanzierungen.
                                                 die durch die tagtägliche Bereitstellung ihres        Und die nächsten Programme warten schon auf
                                                 öffentlichen Leistungsangebots, ihres Personals       die Umsetzung, wie auch im Sondierungspapier
                                                 und ihrer Infrastrukturen gewährleistet wird. Zwar    für die Neuauflage der Großen Koalition vorgese-
                                                 lassen sich aus diesem Postulat keine unmittel-       hen: seien es die „Diesel-Milliarde“ zur Reduktion
                                                 baren Ansprüche im Verhältnis zwischen Staat          der Feinstaubbelastung in den Städten, der „Digi-
                      Fotos: David Ausserhofer

                                                 und Bürgern bzw. zwischen den föderalen Ebe-          talpakt“ zur Ausstattung der Schulen mit digitaler
                                                 nen ableiten. Allerdings prägt sie wie kaum ein       Infrastruktur, ein neues Ganztagsschulprogramm
                                                 anderes Narrativ den politischen Diskurs in der       oder ein neuer Investitionsfonds, gespeist aus
                                                 Bundesrepublik. Zu Recht. Denn die integrie-          Versteigerungserlösen der 5G-Lizenzen. Die Kehr-
                                                 rende Wirkung der kommunalen Daseinsvorsorge          seite dabei: Verwenden die Kommunen Gelder,
                                                 besitzt einen Eigenwert, der leider oft erst dann     die nicht aus eigenen Einnahmequellen stammen,
                                                 breite Wertschätzung erfährt, wenn wirtschaft-        sitzen bei der Verausgabung immer Dritte mit am
                                                 liche Strukturprobleme negative Dominoeffekte         Tisch, die über Zweck, Höhe, Zeitraum und Be-
                                                 erzeugen und ganze Landstriche in eine Abwärts-       dingungen der Mittelverwendung mitentscheiden.
                                                 spirale versetzen oder bei Wahlen die politischen     Statt einer Stärkung der allgemeinen Finanzauto-
Dr. Henrik Scheller
                                                 Ränder erstarken.                                     nomie erfolgt dann – zumindest in den investiven
+49 30 39001-295
scheller@difu.de
                                                                                                       Aufgabenfeldern – immer stärker eine Finanzie-
                                                 Schon lange ist die Finanzmisere der Kommunen         rung nach Programmlage.
Dr. Jens Libbe                                   offenkundig – daran ändern auch die Überschüsse
+49 30 39001-115                                 der Jahre 2016 und 2017 nichts. Neben einem           Damit wird nicht nur das Prinzip der kommunalen
libbe@difu.de                                    Schuldenberg von rund 130 Mrd. Euro sitzen die        Selbstverwaltungsautonomie untergraben, das

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Das Magazin des Difu 1/2018
Standpunkt
                                                                                                                      Berichte 1/2018

                              sich vielleicht noch als verfassungstheoretisches   Ziele auf nationaler und internationaler Ebene
                              Abstraktum abtun ließe. Vielmehr kommen viele       sowie den auch in den Städten immer spürbarer
                              Städte und Gemeinden angesichts der zuneh-          werdenden Klimawandel bestehen für viele dieser
                              menden Zahl an Programmen aus der Mittelbean-       Infrastrukturen grundlegende Transformations-
                              tragung und entsprechenden Projektabwicklung        notwendigkeiten, die über eine klassische In-
                              nicht mehr heraus. Den zuständigen Fachämtern,      standhaltung bei Verschleiß oder den Ersatz nach
                              die in den vergangenen Jahren unter dem Stich-      gesetzlicher Abschreibung hinausgehen. Hierzu
                              wort der „Verwaltungsmodernisierung“ einen          bedarf es vorausschauender Infrastruktur- und
                              personellen Aderlass zu verkraften hatten, fehlt    Finanzplanungen, die mit der Logik der zeitlich
                              es inzwischen nicht selten an qualifizierten Mit-   befristeten Projektfinanzierung bestehender Mi-
                              arbeitern, um die existierenden Förderangebote      schfinanzierungen nicht kompatibel sind.
                              auch umfassend in Anspruch zu nehmen. Auch
                              tun sich finanzschwächere Kommunen oft deutlich     Es ist mithin dieser Dreiklang aus zukunftswei-
                              schwerer mit dem Abruf der bereitgestellten Mit-    senden Infrastrukturinvestitionen, qualifizierter
                              tel, da Förderhöchstsätze vorgegeben und durch      Personalausstattung und Stärkung der Finanz-
                              einen Eigenanteil kofinanziert werden müssen.       autonomie der Kommunen, der zum Gegenstand
                              Zudem sind Förderperioden zeitlich befristet und    der Beratungen in einer neuen Gemeinde(finanz)-
                              Planungs- und Folgekosten nicht förderfähig.        reform-Kommission gemacht werden sollte. Da-
zum Weiterlesen               Gut gemeinte Förderprogramme scheinen mithin        rüber hinaus sind es aber auch die Städte selbst,
KfW-Kommunalpanel 2017        allenfalls bedingt geeignet, um bestehende Dis-     die zu einer Weiterentwicklung der strategischen
   www.difu.de/11243          paritäten im Kommunalvergleich abzubauen.           Investitions- und Finanzplanung beitragen müs-
                                                                                  sen: Mit einem klima- und demographiegerechten
Nachhaltige Finanzplanung
                              Unter dem Gesichtspunkt fiskalischer Nachhaltig-    Umbau der kommunalen Infrastrukturen wird
im Konzern Stadt Köln, in
                              keit muss die stete Ausweitung von Mischfinanzie-   nicht nur der Kapitalstock der Kommunen wieder
der gemeindehaushalt
    www.bit.ly/2E4BF4Q
                              rungsprogrammen ebenfalls hinterfragt werden.       stabilisiert, sondern auch ein Beitrag für die Le-
                              Die Mittel von Bund und Ländern reichen oft nicht   bensqualität und damit den Zusammenhalt der
Kommunale Infrastruktur-      über eine Anschubfinanzierung hinaus. Wenn          Stadtgesellschaften geleistet. Zudem bedarf es in
politik. Zwischen Konsoli-    beispielsweise allein die Umrüstung der Busflotte   den Kommunen fachübergreifender Diskussionen,
dierung und aktiver Gestal-   einer einzigen Großstadt mit 200.000 Einwohnern     in die – neben Finanzexperten – z.B. gezielt auch
tung, Aus Politik und         bis zu 30 Mio. Euro kosten kann, wird schnell       Stadtplaner, Infrastruktur- und Klimaexperten
Zeitgeschichte, 16-17/2017    deutlich, dass für die 78 anderen Städte dieser     einbezogen werden. Die Ausgestaltung der Kom-
     www.bit.ly/2E4Szof       Größenklasse insgesamt ein Fördervolumen von        munalfinanzierung sollte diesen Anforderungen
                              2,3 Mrd. Euro vom Bund benötigt würde – die         folgen – und nicht umgekehrt. Eine weitere Aus-
Ansätze für eine
                              mittleren und kleinen Städte sind dabei noch gar    weitung der Mischfinanzierungsprogramme ist
generationengerechte
                              nicht berücksichtigt. Und dabei stellt der ÖPNV     dafür nicht zielführend. Vielmehr sollte eine sub-
Stadt-, Infrastruktur- und
Finanzierungsplanung der
                              nur einen Infrastrukturbereich unter anderen dar,   stanzielle Stärkung der kommunalen Finanzauto-
Kommunen, Sächsischer         der von den Kommunen in den kommenden Jah-          nomie durch die kommunalen Finanzausgleichs-
Rechnungshof (Hrsg.):         ren – je nach Bevölkerungsentwicklung – unter-      systeme der Länder und durch eine Erhöhung
Finanzkontrolle in Sachsen,   halten, aus-, um- oder rückgebaut werden muss.      der kommunalen Anteile an den Gemeinschafts-
    www.bit.ly/2GXMxU7        Mit Blick auf die klima- und energiepolitischen     steuern erfolgen.

                                                                                                                                   5
Das Magazin des Difu 1/2018
Forschung & Publikationen
Berichte 1/2018

                              Digitalisierung, Wohnen und Mobilität
                              für Kommunen wichtiger denn je
                              Stadtspitzen nennen bei aktueller Difu-Jahresumfrage „OB-Barometer 2018“ ihre
                              wichtigsten Themen: Neben Integration/Zuwanderung und Kommunalfinanzen
                              gewinnen Digitalisierung und Mobilität zunehmend an Dringlichkeit.

aktuelle Difu-Jahresumfrage
OB-Barometer 2018

                              Jährlich stellt das Difu den (Ober-)Bürgermeiste-    nehmen diese Themen jetzt und auch künftig mit
                              rinnen und (Ober-)Bürgermeistern großer deut-        als größte Herausforderungen für deutsche Kom-
                              scher Städte ab 50.000 Einwohner vier Kernfra-       munen insgesamt wahr.
                              gen, damit Veränderungen in den Kommunen
                              frühzeitig erkannt und darauf reagiert werden        Daher verwundert es auch nicht, dass die Städte
                              kann. Gefragt wird nach den aktuell wichtigsten      sowohl für die aktuell brennenden Themen als
                              Aufgaben in der eigenen Stadt, den aktuellen He-     auch mit Blick auf die zukünftigen Handlungsfel-
                              rausforderungen für Kommunen insgesamt, nach         der Unterstützung durch EU, Bund und Länder
                              Themen, die in den nächsten fünf Jahren für die      fordern. Vorrangig geht es ihnen darum, die kom-
                              Kommunen an Bedeutung gewinnen werden und            munale Finanzlage zu verbessern und Hilfen zur
                              nach Bereichen, in denen sich die Rahmenbedin-       Bewältigung der Integration von Flüchtlingen zu
                              gungen für Kommunen ändern müssen. Die im            erlangen. Deutlich größerer Unterstützungsbedarf
                              Zusammenhang mit der Zuwanderung stehenden           als noch in den Vorjahren wird außerdem bei der
                              Aufgaben beschäftigen die Stadtspitzen größerer      Verkehrspolitik, beim Aus- und Umbau der Infra-
                              deutscher Städte auch in diesem Jahr nach wie        struktur, bei der Bildungspolitik und im Bereich
                              vor sehr stark und werden sie weiterhin beschäf-     Städtebau und Wohnen gesehen.
                              tigen. Dieses Befragungsergebnis zieht sich wie
                              ein roter Faden durch alle Antworten des OB-Ba-      Die repräsentative Befragung wird vom Deutschen
                              rometers, auch wenn das Thema seine deutliche        Städtetag und vom Deutschen Städte- und
                              Vorrangstellung im Vergleich zu Vorgängerumfra-      Gemeindebund unterstützt. Die detaillierten Ergeb-
                              gen verloren hat. Inzwischen ist es eine ebenso      nisse und Grafiken des OB-Barometers 2018
                              dringliche Aufgabe bezahlbaren Wohnraum zu           sowie die der Vorjahresauswertungen stehen
                              schaffen – vor allem für Städte aus dem Norden       ausführlich auf der Difu-Website bereit.
www.difu.de/9888              und Süden Deutschlands sowie für Großstädte.
                              Trotz insgesamt verbesserter öffentlicher Finanz-
                              lage bleiben außerdem für viele Städte Haushalts-
                              konsolidierung sowie der Aus- und Umbau der
Dr. Busso Grabow
                              Infrastruktur eine große Herausforderung. Deutli-
+49 30 39001-248
grabow@difu.de
                              che Trendverschiebungen zeigen sich auch hin zu
                              den Themen Verkehr und neue Mobilitätsformen
Dipl.-Soz. Detlef Landua      sowie „Smart City“. So gewinnen Mobilität und
+49 30 39001-196              Digitalisierung  aus Sicht der eigenen Stadt deut-
dlandua@difu.de               lich an Bedeutung. Die befragten Stadtspitzen

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Das Magazin des Difu 1/2018
Forschung & Publikationen
                                                                                                                   Berichte 1/2018

                           Nachhaltigkeit hat hohe Priorität
                           in der Lokalpolitik
                           Wie ist eigentlich der Stand der nachhaltigen Entwicklung aus Sicht der Kommunalpolitik?
                           Dieser Frage ging das Difu im Auftrag der Bertelsmann Stiftung im „Monitor Nachhaltige
                           Kommune“ nach. Befragungsergebnisse und Projektbericht stehen zum Download bereit.

                           Der Monitor Nachhaltige Kommune hat das Ziel,          häufiger diskutiert und als insgesamt wichtiger
                           Kommunen dabei zu unterstützen, ein systema-           eingeschätzt als in den Räten insgesamt.
                           tisches und wirkungsorientiertes Nachhaltig-       •   Der Bekanntheitsgrad von übergreifenden
                           keitsmanagement vor Ort umzusetzen. In einer           Nachhaltigkeitsstrategien (Agenda 2030 der
                           Pilotphase wurde von 2015-2016 ein erster In-          Vereinten Nationen, Deutsche Nachhaltigkeits-
                           dikatorenkatalog zur Messung der nachhaltigen          strategie) ist unter Kommunalpolitikern aus
                           Entwicklung auf kommunaler Ebene erstellt.             größeren Städten höher, aber insgesamt aus-
                           Dieser wird zurzeit mit dem Schwerpunkt SDG-           baufähig. Globale Verantwortung als ein wich-
                           Indikatoren für ein Monitoring der Umsetzung           tiger Aspekt einer nachhaltigen Entwicklung
                           der Agenda 2030 auf kommunaler Ebene vom               ist in den deutschen Kommunalräten ebenfalls
                           Difu gemeinsam mit folgenden Partnern weiter-          noch kaum angekommen.
                           entwickelt: Kommunale Spitzenverbände, Bundes-     •   Im Hinblick auf die Rollen, die die Kommunal-
                           institut für Bau-, Stadt- und Raumforschung            politik im lokalen Transformationsprozess
                           (BBSR), Servicestelle Kommunen in der Einen            einnehmen kann, sehen es die meisten Frak-
                           Welt (SKEW) und Bertelsmann Stiftung. Der              tionsvorsitzenden vor allem als ihre Aufgabe
                           derzeitige Arbeitsstand wurde im Bericht Monitor       an, Nachhaltigkeitskriterien bei Ratsbeschlüs-
                           Nachhaltige Kommune 2017 veröffentlicht.               sen zu berücksichtigen. Die Erarbeitung
                                                                                  strategischer Leitlinien zur nachhaltigen Ent-
                                                                                  wicklung wird vorrangig als eine gemeinsame
                                                                                  Aufgabe von Kommunalpolitik, -verwaltung
                                                                                  und weiteren Interessensgruppen verstanden.
                                                                                  Für die Schwerpunktsetzung auf bestimmte
                                                                                  Themen und Handlungsfelder nachhaltiger
                                                                                  Entwicklung in den einzelnen Fraktionen gilt,
                                                                                  dass sie sich in Abhängigkeit von Kommunal-
                                                                                  typ und Kommunalgröße, der regionalen Lage
                                                                                  und der Parteizugehörigkeit stark unterschei-
                                                                                  den. Insgesamt sind jedoch Bildung, Mobilität
                                                                                  und Wohnen die Top-Themen in den Fraktio-
                                                                                  nen, während Sicherheit, Armut und Eine-
                                                                                  Welt-Engagement kaum als wichtige Hand-
                           Ein wichtiges Element des aktuellen Monitors           lungsfelder nachhaltiger Entwicklung einge-
                           sind Befragungen zum Stand der nachhaltigen            ordnet werden.
                           Entwicklung in deutschen Kommunen aus Sicht        •   Die Nutzung von Instrumenten eines systema-
                           unterschiedlicher Akteursgruppen. Diesmal              tischen Nachhaltigkeitsmanagements in der
                           lag der Fokus beim Thema Kommunalpolitik.              Kommune ist bei einer deutlichen Mehrheit der
                           So befragte das Difu im Herbst 2017 online die         befragten Kommunalpolitiker noch kein Thema
                           Fraktionsvorsitzenden der Stadt- und Gemein-           – allerdings bewerten diejenigen, deren Kom-
                           deräte aller Städte und Gemeinden mit mehr             mune solche Instrumente bereits eingeführt
www.difu.de/11744          als 5000 Einwohnern sowie der Kreistage aller          hat, diese mehrheitlich als hilfreich für ihre
www.bit.ly/2mkeeO8         (Land-)Kreise. Die Kernergebnisse von insgesamt        Ratsarbeit.
                           937 Befragten in Kürze zeigen:                     •   In der Digitalisierung sehen rund zwei Drittel
                                                                                  der Befragten eine Chance für die kommunale
                           • Nachhaltige Entwicklung nennen die Räte von          nachhaltige Entwicklung – was insbesondere
Dr. Busso Grabow
                             rund zwei Dritteln der befragten Kommunen            auf die Digitalisierung von Verwaltung und
+49 30 39001-248
grabow@difu.de
                             als wichtiges Thema – das gilt für Kommunen          Ratsarbeit zutrifft, aber auch auf andere Hand-
                             aus ost- und westdeutschen Bundesländern,            lungsfelder wie Arbeit und Beschäftigung,
Dipl.-Soz. Detlef Landua     für verschieden große Städte und Gemeinden           Wirtschaftsstruktur, Mobilität und Bildung.
+49 30 39001-196             und für Kreise gleichermaßen. In den einzelnen
dlandua@difu.de              Fraktionen wird das Thema vergleichsweise

                                                                                                                                7
Das Magazin des Difu 1/2018
Forschung & Publikationen
Berichte 1/2018

                      Zuwanderung und Integration von
                      Geflüchteten in Kommunen
                      Neue Difu-Veröffentlichung zeigt Integrationsherausforderungen und Lösungswege
                      der Kommunen. Neben aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen werden auch
                      Praxiserfahrungen vorgestellt.

                      Die Zuwanderung nach Deutschland vollzog sich       werden behandelt: Welche baurechtlichen Mög-
                      in den vergangenen Jahrzehnten in Zyklen. Einen     lichkeiten bestehen für eine schnelle Schaffung
                      neuen Höhepunkt erreichte sie 2015/2016, als vor    von Unterbringungsmöglichkeiten? Kommt es im
                      allem Flüchtlinge aus Nordafrika und dem Nahen      Zuge der Zuwanderung und Integration zu einer
                      Osten Schutz und Asyl in der Bundesrepublik         Renaissance der sozialen Wohnungspolitik? Wel-
                      suchten. Ging es in der Anfangsphase vor allem      che Rolle fällt der Wohnungswirtschaft zu? Welche
                      um die Verteilung, Unterbringung und humanitäre     Potenziale des Quartiersmodells „Soziale Stadt“
                      Erstversorgung der Geflüchteten, müssen inzwi-      können genutzt werden? Ergänzt werden diese
                      schen die deutlich anspruchsvolleren Anforderun-    Beiträge durch einen Praxisbericht über Wege und
                      gen der Integration bewältigt werden.               Probleme der Wohnungsmarktintegration und
                                                                          Überlegungen zum Thema Zuwanderung und
                      Die neue Veröffentlichung widmet sich zunächst      Sicherheit in den Quartieren.
                      Fragen der kommunalen Steuerung und Kom-
                      munikation: Neben einer Übersicht der Kompe-        Eine besondere Herausforderung stellt die Zu-
                      tenzverteilung in der bundesdeutschen Flücht-       wanderung für die regionale Entwicklung und die
                      lingspolitik zählen dazu Einschätzungen aus Sicht   ländlichen Räume dar. Im letzten Kapitel geht es
                      der kommunalen Spitzenverbände zu institutio-       daher um die unterschiedlichen Rahmenbedin-
                      nellen Veränderungen und fiskalischen Fragen.       gungen in städtischen und ländlichen Räumen
                      Erfahrungsberichte zur Ankunft, Registrierung,      und Potenziale und Voraussetzungen, die ländli-
                      Antragstellung, der interkulturellen Öffnung von    che Regionen für die Aufnahme und Integration
                      Behörden sowie der Weiterentwicklung von Ver-       von Flüchtlingen bieten. In diesem Kontext werden
                      waltungsstrukturen im Zuge der Zuwanderung          erste Erfahrungen mit der neuen Wohnsitzrege-
                      verdeutlichen das Spektrum der kommunalen           lung erläutert.
                      Herausforderungen. Um den langen Weg vom An-
                      kommen zum Bleiben geht es in einem weiteren        Der Band zeigt, dass Integration ein beständiger
www.difu.de/11667
                      Kapitel – mit Beiträgen zum Zusammenspiel zwi-      politischer Selbstreflexionsprozess ist, in dem
                      schen Kommunalverwaltung und Zivilgesellschaft,     – unter aktiver Einbeziehung der „Aufnehmen-
                      zu konkreten Aktivitäten von Willkommensinitia-     den“ als auch der „Zugewanderten“ – immer
Dipl.-Soz.            tiven, Gastfamilien und Migrantenorganisationen     wieder über das bestehende rechtliche, admi-
Gudrun Kirchhoff      bis hin zu Fragen der beruflichen Perspektiven      nistrative und fiskalische Instrumentarium nach-
+49 30 39001-192      Geflüchteter. Auch Fragen der Wohnraumversor-       gedacht werden muss, um ggf. Anpassungen
kirchhoff@difu.de     gung sowie der Stadt- und Quartiersentwicklung      vorzunehmen.

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Das Magazin des Difu 1/2018
Forschung & Publikationen
                                                                                                                   Berichte 1/2018

                       Reich und Arm – Ungleichheit
                       in Städten
                       Die „Ungleichheit in Städten“ ist eine zentrale Thematik der neueren Stadtforschung.
                       Diesem Thema widmen sich die Autoren in der neuen Ausgabe der Zeitschrift
                       „Moderne Stadtgeschichte“ – MSG.

                       Mit dem Themenschwerpunkt „Reich und Arm –             Birke zeigt mittels einer retrospektiven Einord-
                       Ungleichheit in Städten“ greift das aktuelle Heft      nung des Buches indirekt auch den rasanten
                       der „Modernen Stadtgeschichte“ eine Kernfrage          Wechsel der Themen und Paradigmen im Feld
                       der neueren Stadtforschung auf. Die Heraus-            von Analysen zu sozialen Ungleichheiten in
                       geber Alex Schildt (Hamburg) und Clemens               Städten auf.
                       Zimmermann (Saarbrücken) akzentuieren in
                       ihrer Einleitung einige zuletzt von der Forschung      In der freien Rubrik „Forum“ rekonstruiert
                       verstärkt beachtete Aspekte, wie die Frage un-         Takahito Mori (Tokyo) die Einführung der Arbeits-
                       terschiedlicher Chancen von Stadtbewohnern             losenfürsorge in Hamburg während des Ersten
                       als Katalysator und Indikator für sozialräumliche      Weltkriegs unter besonderer Berücksichtigung
                       Ungleichheiten, oder die Zusammenhänge zwi-            privater Initiativen, die er als Wegbereiter der
                       schen der Schrumpfung von Städten und sozialer         kommunalen Sozialpolitik der 1920er-Jahre iden-
                       Benachteiligung. In den Einzelbeiträgen unter-         tifiziert. Michael Kriest (München) zeichnet die
                       sucht Anne Kurr (Hamburg) die soziale Funktion         Auswirkungen des nationalsozialistischen Auto-
                       von „guten Adressen“ in reichen Stadtvierteln von      bahnbaus auf die Stadtplanung in verschiedenen
                       Paris und Hamburg von den 1950er- bis zu den           deutschen Städten nach.
                       1980er-Jahren und Lu Seegers (Hamburg) ana-
                       lysiert die stadtgesellschaftliche Wahrnehmung
                       von Clubs der Hamburger Wirtschaftselite als
                       exklusive Orte.

                       David Templin (Hamburg) verfolgt die Karriere des
                       aktuell viel benutzten Begriffs der „Gentrification“
                       als Deutungsmuster in stadtbezogenen Debatten
                       und in der Stadtforschung seit den 1960er-Jah-
                       ren in Großbritannien, den USA und Deutschland.
                       Dieter Schott (Darmstadt) hebt in seinem Beitrag
                       zu „Infrastrukturnetzen und soziale(r) Ungleicheit“
                       die anfänglich im späten 19. Jahrhundert sozial
                       stark selektive Einführung moderner Stadttech-
                       niken hervor, die in der Folgezeit jedoch schritt-     Im Berichtsteil, der wie immer über zurücklie-
                       weise praktisch allen Stadtbewohnern zugäng-           gende Tagungen im Feld der Stadtgeschichte
                       lich wurden. Einer jüngeren Periode starker po-        informiert, berichtet Ana Kladnik über eine Kon-
                       litischer Polarisierung widmet sich der Aufsatz        ferenz, die sich in Potsdam unter dem Titel „How
                       von Christian Jansen (Trier), der die Hinwendung       Long are New Towns New?“ mit der Historisie-
                       der Neuen Linken im Italien der 1970er-Jahre zu        rung Neuer Städte befasste. Weitere Konferenz-
                       Fragen städtischer Lebensqualität als Feld re-         berichte gelten einer in Barcelona und Marburg
                       volutionärer Mobilisierung beschreibt. Katharina       abgehaltenen Doppeltagung über „Emerging
                       Wohlgemuth (Saarbrücken) vertieft die in der           Cities in Europe’s South and East“ und der unter
                       Einleitung von Schildt/Zimmermann aufgewor-            dem Titel „Licht, Luft, Feuer und Wasser in der
                       fene Frage nach dem Zusammenhang von sozia-            Geschichte und Gegenwart der Stadtentwick-
                       ler Ungleichheit und Schrumpfung von Städten           lung“ in Berlin veranstalteten Nachwuchstagung
www.difu.de/11668      und ihren kulturpolitischen Strategien – anhand        der Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbani-
                       eines Städtevergleichs der westdeutschen Stadt         sierungsforschung (GSU). Eine Vorschau auf zahl-
                       Salzgitter mit der ostdeutschen Stadt Dessau.          reiche kommende stadthistorische Konferenzen
Prof. Dr.              Und schließlich beschäftigt sich Peter Birke           mit Hinweisen zu Websites und Deadlines rundet
Christoph Bernhardt    (Göttingen) in seiner Leitrezension mit dem in-        das Heft ab.
+49 3362 793-142       zwischen bereits zum Zeitdokument gewordenen
christoph.bernhardt@   Standardwerk von Hartmut Häußermann/Dieter
leibniz-irs.de         Läpple/Walter Siebel: Stadtpolitik von 2008.

                                                                                                                                 9
Das Magazin des Difu 1/2018
Forschung & Publikationen
Berichte 1/2018

                            Clusterpolitik in der kommunalen und
                            regionalen Wirtschaftsförderung
                            Ende oder Neustart? Eine aktuelle Difu-Studie, an der die Städte München, Bremen,
                            Chemnitz, Düsseldorf, Mannheim und die Region Hannover beteiligt waren, widmet sich
                            dem Stand und den Entwicklungsperspektiven der Clusterpolitik in Kommunen.

                            Die Förderung von Potenzialen der räumlichen         Befragung. In die Forschungsarbeit waren Wirt-
                            Konzentration von Unternehmen, spezialisierten       schaftsförderungsstellen der deutschen Groß-
                            Anbietern, Dienstleistern, wissenschaftlichen        städte einbezogen, es wurden Interviews mit
                            Einrichtungen und Institutionen desselben Wirt-      Clustermanagern und kommunalen Wirtschafts-
                            schaftsbereichs spielt in der kommunalen und         förderern geführt sowie Workshops veranstaltet,
                            regionalen Wirtschaftsförderung seit über zwei       in denen sich Praktiker über ihre Erfahrungen
                            Jahrzehnten eine wichtige Rolle. Sie wird auch       in der kommunalen Clusterpolitik austauschen
                            unter dem Stichwort Clusterpolitik diskutiert.       konnten. Die Ergebnisse dieser Studie wurden
                            Mehr als drei Viertel der deutschen Großstädte       unter dem Titel „Ende oder Neustart – Perspekti-
                            sind aktiv in der Clusterpolitik. Fast ein Viertel   ven der Clusterpolitik“ in der Reihe Difu-Impulse
                            zählt das Engagement in der Clusterpolitik zu        veröffentlicht.
                            den drei wichtigsten Aufgabenbereichen der
                            Wirtschaftsförderung.                                Die wachsende Bedeutung von Querschnitts-
                                                                                 themen und die Ausgestaltung von Förderpro-
                            Ziel der kommunalen Clusterpolitik ist es, re-       grammen auf EU- und Bundesebene führen dazu,
                            gionale Stärken noch weiter herauszuarbeiten,        dass sich Cluster immer mehr über Branchen-
                            um von den zu erwarteten Wettbewerbsvortei-          grenzen hinweg orientieren. Besonders bei der
                            len zu profitieren und sich in der globalen Wirt-    Initiierung branchenübergreifender Kooperationen
                            schaft zu behaupten. Clusterpolitik ist dabei kein   könnte den kommunalen Wirtschaftsförderungen
                            in sich geschlossenes Politikfeld, sondern eine      in Zukunft eine zunehmende Bedeutung als Kon-
                            Kombination aus regional-, industrie- und for-       taktvermittler und Impulsgeber zukommen.
                            schungspolitischen Maßnahmen, das sich stetig
                            weiterentwickelt.                                    Auch Cluster – und damit die Ausgestaltung der
                                                                                 Clusterförderung – sind von den Auswirkungen
                            Parallel und ergänzend zu den clusterpolitischen     der Digitalisierung betroffen. Die Digitalisierung
                            Maßnahmen der Kommunen haben EU, Bund und            bietet dabei einerseits die Möglichkeit einer effi-
                            Länder eigene clusterpolitische Strategien und       zienteren Vernetzung von Produktionseinheiten
                            Programme aufgelegt. Aktuelle Beispiele hierfür      und -schritten, was die Beziehungen innerhalb
                            sind der Spitzenclusterwettbewerb des Bundes         eines Clusters weiter festigen kann. Andererseits
                            oder die Initiierung und Unterstützung von landes-   könnte mit einer fortschreitenden Digitalisierung
                            weiten Clusterinitiativen in den Bundesländern.      auch die Bedeutung räumlicher Nähe von wirt-
                            Kommunale Clusterpolitik findet daher heute vor      schaftlichen Akteuren abnehmen. Welcher dieser
                            verschiedenen Programm- und Förderkulissen           beiden Effekte letztendlich überwiegt, bleibt
                            übergeordneter Ebenen statt, was zu unterschied-     abzuwarten.
                            lichsten Akteurskonstellationen mit den damit
                            verbundenen Chancen, aber auch Schwierigkeiten       Kaum ein anderes theoretisches Konzept der
                            führt.                                               Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschafts-
                                                                                 geografie hat in der Vergangenheit in ähnlichem
                            Zusammen mit dem Deutschen Städtetag und             Maße Einzug in die Wirtschaftsförderungspraxis
www.difu.de/10407           der Landeshauptstadt München initiierte das          gehalten. Clusterpolitik ist derzeit dabei, sich auf
www.difu.de/publikationen   Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) die „Ge-     allen Ebenen, auch auf der kommunalen Ebene,
                            meinschaftsstudie der deutschen Städte zur           zu verändern. Die neue Veröffentlichung gibt
                            Clusterpolitik“. An der Studie beteiligten sich      einen Eindruck davon, wie diese Veränderungen
                            neben München die Freie Hansestadt Bremen,           und Entwicklungen aussehen könnten, formuliert
Dr. Dirk Assmann
                            Chemnitz, die Landeshauptstadt Düsseldorf,           Handlungsempfehlungen für die kommunale Wirt-
+49 30 39001-200
assmann@difu.de
                            Leipzig, Mannheim und die Region Hannover.           schaftsförderung und benennt offene Fragen.

Dr. Holger Floeting         Die Studie gibt Einblicke in den aktuellen
+ 49 30 39001-221           Forschungsstand der Clusterpolitik und zeigt
floeting@difu.de            Ergebnisse einer bundesweiten schriftlichen

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Forschung & Publikationen
Berichte 1/2018

                         Nutzen und Auswirkungen der
                         Parkraumbewirtschaftung
                         Wachsende Einwohner- und Pendlerzahlen und ein ungebremster Anstieg an Kfz-
                         Neuzulassungen bescheren vielen Städten ein Parkproblem. Wohin mit immer
                         mehr Autos? Was kann Parkraumbewirtschaftung bewirken?

                                                                                                                            Foto: Green City e.V., Stefan Rumpf
                         Private Autos werden im Durchschnitt nur eine        Dies sind einige Ergebnisse aus der vom Ver-
                         Stunde pro Tag benutzt und stehen die meiste Zeit    kehrsministerium Baden-Württemberg beauf-
                         herum und blockieren Straßenraum. Insbeson-          tragten und finanzierten Studie „Parkraumbewirt-
                         dere in den Innenstädten, in denen Parkraum ein      schaftung – Nutzen und Effekte“. Eine in diesem
                         knappes Gut ist, kommt es häufig zu Konflikten.      Zusammenhang erstellte Broschüre soll lokale
                         Die Parkraumbewirtschaftung hat sich zuneh-          Akteure – insbesondere aus Verwaltung und Kom-
                         mend als verkehrspolitische Maßnahme bewährt,        munalpolitik – dabei unterstützen, Parkraumbe-
                         stößt jedoch vielerorts immer noch auf erhebliche    wirtschaftung umzusetzen. Die Publikation liefert
                         Widerstände. Mit Blick auf die notwendige Ver-       das nötige Wissen und überzeugende Argumente.
                         kehrswende gilt es, die vielen Vorteile – für Kom-   Sie kann dazu beitragen, öffentliche Debatten
                         munen und für Bürger – des Parkraummanage-           über das Thema sachlicher zu führen. Denn oft
                         ments zu verdeutlichen:                              ist es eine emotionale Einschätzung von Bürger-
                                                                              schaft, Einzelhandel oder Medien, die Entschei-
                         • Parkraummanagement setzt keine hohen               dungsträger hindert, eine nachhaltige Stadtver-
                           Investitionen voraus und lässt sich in relativ     kehrspolitik zu unterstützen.
                           kurzer Zeit umsetzen.
                         • Die Lärm- und Luftschadstoffbelastung redu-
                           ziert sich, Parksuchverkehr wird vermieden.
                         • Eine flächenhafte Parkraumbewirtschaftung
                           schafft Platz, verbessert die Verkehrssicherheit
                           und erhöht die Aufenthaltsqualität.
www.difu.de/11582
                         • Autofahrer werden motiviert, zu Fuß zu gehen,
                           Fahrrad zu fahren oder Busse und Bahnen zu
                           nutzen.
Dipl.-Geogr. Uta Bauer   • Die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaf-
+49 30 39001-151           tung können im Idealfall zur Finanzierung von
bauer@difu.de              Geh- oder Radwegen genutzt werden.

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Forschung & Publikationen
                                                                                                                        Berichte 1/2018

                             Lieferkonzepte in Quartieren –
                             die letzte Meile nachhaltig gestalten
                             Der wachsende Wirtschaftsverkehr, besonders der Liefer- und Dienstleistungsverkehr,
                             führt zu einer erheblichen Belastung des Straßennetzes. Neue Veröffentlichung zu
                             Lösungskonzepten für Probleme im Lieferverkehr in dicht bebauten Stadtquartieren.

                                                                                                                                    Foto: Martina Hertel
Innerstädtische Zustellung
per Lastenrad

                             Stadtbewohner beauftragen durchschnittlich             gestiegene Lieferverkehr belastet Innenstädte
                             0,1 Lieferungen pro Tag – mit zunehmender Ten-         und Wohnquartiere, in denen sich die meisten
                             denz. Ein Drittel des städtischen Verkehrs ist Wirt-   Ziele des Wirtschaftsverkehrs befinden, erheblich.
                             schaftsverkehr, d.h. Güterverkehr sowie Dienst-        Meist wird in den Spitzenzeiten in die Quartiere
                             leistungs- und Geschäftsfahrten. Aktuelle Trends       ausgeliefert. Dazu kommen andere Fahrten im
                             der Arbeitsteilung, des Online-Handels und             Wirtschaftsverkehr wie Müllentsorgung, Straßen-
                             Kundenansprüche wie schnelle Lieferzeiten oder         reinigung, Speditionslieferungen, Pflegedienste,
                             kleinere Zeitfenster führen zu kleineren Sendungs-     Handwerkerfahrten usw. So entsteht besonders
                             größen sowie Sendungs- und Fahrtenzuwachs.             morgens viel Wirtschaftsverkehr, was in eng-
                                                                                    bebauten Quartieren mit einer hohen Dichte an
                             So wird vor allem der Liefer- und Dienstleistungs-     Lieferzielen, bei viel privatem Personen- und öf-
                             verkehr verstärkt. Der Kunde wird „Regisseur           fentlichen Verkehr, zu erheblichen Belastungen
                             seiner Sendung“ und erhöht so die Ansprüche            der meist engen Straßen führt. Die Reduktion
                             an die logistische Leistungserstellung. Auch das       dieses Verkehrs bzw. die Auslieferung mit ande-
                             „Internet der Dinge“ kann verkehrserzeugend            ren Verkehrsmitteln sind wichtige Lösungswege.
                             wirken, z.B. aufgrund der Ausweitung von Be-           Diverse Studien zeigen, dass in Innenstädten ein
                             schaffungsmärkten. Durch flexible Arbeitsmuster        großer Teil der Sendungen mit alternativen Liefer-
                             steigt zudem der Personenwirtschaftsverkehr.           konzepten zugestellt werden könnte.
                             Mittlerweile verursachen Personenwirtschafts-
                             und Dienstleistungsverkehr einen Fahrtenanteil         Die Publikation stellt den Status quo im städti-
                             von mehr als 50 Prozent des Wirtschaftsverkehrs.       schen Lieferverkehr dar, beschreibt Potenziale
www.difu.de/publikationen/   Disperses Verkehrsaufkommen und komplexe               des nichtmotorisierten Lieferverkehrs und stellt
difu-impulse                 Tourenbildungen (nicht selten haben Touren 140         Praxisbeispiele vor. Das hochaktuelle Thema ent-
                             bis 150 Zustellungen) tragen zur Ausdifferenzie-       wickelt sich sehr dynamisch, zahlreiche Pilotpro-
                             rung im Verkehr bei und erschweren die Planung         jekte wurden in den letzten Jahren umgesetzt.
                             des Wirtschaftsverkehrs.                               Ausgewählte Ergebnisse informieren Kommunen
Dr.-Ing.
Wulf-Holger Arndt                                                                   über die neusten Entwicklungen im innerstädti-
+49 30 39001-252             Diese Trends haben verschiedene Wirkungen              schen Lieferverkehr.
arndt@difu.de                auf den Wirtschaftsverkehr. Vor allem der stark

                                                                                                                                     13
Forschung & Publikationen
Berichte 1/2018

                           Auswirkungen des Online-Handels
                           auf Innenstädte und Ortszentren
                           Studie zu Online-Handel: Handel sowie Kommunen müssen auf aktuelle Entwicklungen
                           reagieren, wenn es weiterhin attraktive Städte geben soll, die zum Einkaufen und
                           Verweilen einladen. Wachstum findet im Einzelhandel künftig fast nur noch online statt.

                           Stadt und Handel sind seit jeher von vielfältigen
                           wechselseitigen Abhängigkeiten geprägt. Und
                           seit mehr als 15 Jahren wird über die Auswir-
                           kungen des Online-Handels auf Stadt, Stadtbild
                           und Stadtfunktion diskutiert: Verschwinden die
                           Läden aus den Zentren, weil die Menschen immer
                           mehr im Internet bestellen? Es wird zunehmend
                           deutlich, dass der Trend zum Online-Einkauf eine
                           starke und wachsende Dynamik entfaltet. Aber der
                           Online-Handel ist nicht unbedingt der Auslöser
                           für die Probleme des stationären Handels – dazu
                           haben beispielsweise auch überdimensionierte
                           Flächenausweisungen der vergangenen Jahr-
                           zehnte, insbesondere an nicht-integrierten Stand-     attraktive Städte geben soll, die zum Einkaufen
                           orten, beigetragen. Weitere Einflussfaktoren sind     und Verweilen einladen. Dies sind einige der
                           unter anderem der demografische Wandel, sich          Ergebnisse der im Rahmen des Experimentellen
                           verändernde Werte oder die Dynamiken des Im-          Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt) geförder-
                           mobilienmarktes. Der Online-Handel verstärkt          ten Studie. Das Deutsche Institut für Urbanistik
                           diese Entwicklungen jedoch weiter.                    (Difu) untersuchte dabei gemeinsam mit den Part-
                                                                                 nern BBE Handelsberatung und elaboratum aus
                           Nach den Daten des Handelsverbands Deutsch-           München mögliche räumliche Auswirkungen des
                           land (HDE) wird der Gesamtumsatz des Jahres           Online-Handels auf Innenstädte, Stadtteil- und
                           2017 im Online-Handel bei 48,4 Mrd. Euro liegen       Ortszentren sowie Handlungsmöglichkeiten von
                           und damit erneut ein Plus von etwa zehn Prozent       Kommunen, Handel, aber auch von Akteuren aus
                           gegenüber dem Vorjahr erzielen. In einigen Berei-     der Immobilienwirtschaft.
                           chen hat die Wachstumsdynamik zwar nachgelas-
                           sen, zum Beispiel bei der Unterhaltungselektronik     Die Studie wurde im Auftrag des Bundesministe-
                           und bei Büchern, in anderen Warengruppen              riums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor-
                           beginnt das Wachstum jedoch gerade erst, etwa         sicherheit (BMUB), des Bundesamts für Bau-
                           beim Heimwerkerbedarf oder bei Autozubehör.           wesen und Raumordnung (BBSR) und des HDE
                           Je nach Branche sieht die Zukunft des Online-         durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie sind als
                           Handels daher sehr unterschiedlich aus, fest steht    BBSR-Online-Publikation veröffentlicht. Zudem
                           dabei aber, dass das Wachstum im Einzelhandel         liegt eine Kurzfassung der Ergebnisse als
                           fast ausschließlich online stattfindet.               Difu-Paper vor.

                           Aber auch über die Entwicklung der Innenstädte
                           lassen sich keine allgemeinen Aussagen machen.
www.difu.de/11255          Zu verschieden sind die individuellen Vorausset-
www.difu.de/11596          zungen einer Stadt durch ihr regionales Umfeld,
                           ihr touristisches Potenzial oder die Akteure inner-
                           halb der Stadt. Solche spezifischen Ausgangs-
                           lagen können dazu beitragen, dass der Einzel-
Dr. Beate                  handel das Zentrum einer Großstadt verlässt oder
Hollbach-Grömig            dass eine Mittelstadt ein vitaler Handelsstandort
+49 30 39001-293
                           bleibt. Mehrheitlich werden jedoch jene Groß-
hollbach-groemig@difu.de
                           städte, die das vielfältigste und differenzierteste
                           Handelsangebot aufweisen, auch zukünftig feste
Prof. Dipl.-Ing.
Martin zur Nedden          Anker der Handelslandschaft sein. Handel sowie
+49 30 39001-214           Städte und Gemeinden müssen daher auf aktu-
zurnedden@difu.de          elle Entwicklungen reagieren, wenn es weiterhin

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Forschung & Publikationen
                                                                                                                 Berichte 1/2018

                      Praxisleitfaden „Klimaschutz in
                      Kommunen“ aktualisiert und erweitert
                      Dass Klimaschutz nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance für positive
                      Veränderung gesehen werden kann, zeigt der bewährte Leitfaden anhand neuer
                      Praxisbeispiele aus weiteren Handlungsfeldern.

                                                                                                                             Foto: Unsplash, Max Boettinger
                      Deutschlandweit gehen Kommunen im Klima-              Den individuellen Bedürfnissen und Kapazitäten
                      schutz mit guten Beispielen voran, diskutieren        der Kommunen entsprechend, werden verschie-
                      Klimaschutzziele, gehen Selbstverpflichtungen zur      dene Herangehensweisen thematisiert. Zahlreiche
                      Minderung ihrer Treibhausgasemissionen ein            aktuelle Praxisbeispiele sollen darüber hinaus
                      und erstellen Klimaschutzkonzepte.                    zur Nachahmung oder zu eigenen Aktivitäten
                                                                            anregen.
                      Längst wird Klimaschutz nicht mehr nur als Her-
                      ausforderung, sondern auch als Chance begriffen.       Der Praxisleitfaden wurde 2016 bis 2017 im Auf-
                      Kommunen, die beim Klimaschutz durchdacht             trag des Bundesministeriums für Umwelt, Natur-
                      und konsequent vorgehen, können dauerhaft             schutz, Bau und Reaktorsicherheit unter Feder-
                      Energiekosten senken, den Finanzhaushalt entlas-      führung des Service- und Kompetenzzentrums:
                      ten, wertvolle Beiträge zur regionalen Wertschöp-     Kommunaler Klimaschutz (SK:KK) beim Deut-
                      fung leisten und die Lebensqualität ihrer Bürger      schen Institut für Urbanistik (Difu) in Kooperation
                      erhöhen. Die kommunalen Handlungsmöglich-             mit dem Institut für Energie- und Umweltfor-
                      keiten sind dabei vielfältig: Neben Planungs- und     schung (ifeu) und dem Klima-Bündnis inhaltlich
                      Ordnungsaufgaben sind langfristige Strategien im      und strukturell überarbeitet und um aktuelle
                      Sinne des Klimaschutzes und einer nachhaltigen        Schwerpunkte und Handlungsfelder ergänzt.
                      Daseinsvorsorge erforderlich. Gleichzeitig stehen
                      die kommunalen Klimaschutzaktivitäten stets in        Neben der Printversion steht der Leitfaden in einer
                      einem ökonomischen und sozialen Kontext.              barrierefreien Version im Internet zum Download
                                                                            zur Verfügung.
                      Der Praxisleitfaden „Klimaschutz in Kommunen“
                      unterstützt Kommunen bei einem strukturierten
www.bit.ly/2Fzev8y    Vorgehen im Klimaschutz und dient als Arbeits-
                      hilfe für die Initiierung und Durchführung von Kli-
                      maschutzaktivitäten. Der Praxisleitfaden bietet
M. Sc. Greta Link     Grundlagenwissen sowie eine Vielzahl von sinnvol-
+49 30 39001-170      len Handlungsmöglichkeiten in unterschiedlichen
skkk@klimaschutz.de   Teilbereichen des kommunalen Klimaschutzes.

                                                                                                                              15
Forschung & Publikationen
Berichte 1/2018

                            Klimaschutz im ländlichen Raum:
                            Gute Beispiele aus Kommunen
                            Difu veröffentlicht Ideen und Impulse zum Klimaschutz für Kommunen in ländlichen
                            Gebieten. Die Beiträge aus Kommunalpraxis und Forschung greifen viele für den
                            Klimaschutz wichtige Themenbereiche auf.

                            Die Voraussetzungen zur Umsetzung von Klima-        sowie Forschungseinrichtungen in ausführlichen
                            schutzmaßnahmen unterscheiden sich in länd-         Artikeln und prägnanten Exkursen ihre Ideen,
                            lichen Räumen häufig von denen in Ballungs-         dem Wandel des Klimas entgegenzuwirken und
                            zentren und Großstädten. Dennoch sind die           gleichzeitig Entwicklungsprozesse in ländlichen
                            Möglichkeiten, aktiv Klimaschutz zu betreiben,      Gebieten anzustoßen oder effektiv voranzutreiben.
                            im ländlichen Raum ebenso vielfältig wie in urba-   Dazu wurden Gemeinden und Regionen mit unter-
                            nen Gebieten. Denn sicher ist: Eine Erreichung      schiedlichen Voraussetzungen und Schwerpunk-
                            der bundesweiten Klimaschutzziele ist nur mög-      ten ausgewählt: In Willebadessen setzt man stark
                            lich, wenn Klimaschutz flächendeckend – sprich      auf Bioenergie-Erzeugung, in den Gemeinden
                            in den Ballungsgebieten und auf dem Land –          Mettingen und Jesberg treibt man klimafreundli-
                            erfolgreich betrieben wird.                         che Mobilitätskonzepte voran, die Marktgemeinde
                                                                                Glonn nutzt gute Beispiele für den Einsatz erneu-
                            Ländliche Regionen stehen vor großen Zukunfts-      erbarer Energien vor Ort für die Bildungsarbeit
                            aufgaben: Zentrale Themen, wie der Klimawandel,     und im Landkreis Oldenburg nimmt man Klima-
                            die demographische Entwicklung, die fortschrei-     schutz in der Landwirtschaft in den Fokus. Diese
                            tende Globalisierung oder die Sicherung der         und weitere gute Beispiele sowie Impulse aus der
                            Daseinsvorsorge sind auch – oder in manchen Be-     Forschung sollen andere Kommunen in ländlichen
                            reichen sogar besonders – „in der Fläche“ spür-     Gebieten zur Entwicklung und Umsetzung eigener
                            bar. Kommunale Klimaschutzmaßnahmen bieten          Vorhaben anregen und motivieren.
                            häufig vielfältige Synergieeffekte und Entwick-
                            lungspotenziale für ländliche Gebiete, um diesen    Das neue Heft erscheint im März 2018. In der
                            Herausforderungen zu begegnen, zum Beispiel         Publikationsreihe „Themenhefte“ greift das Difu
                            in den Bereichen klimafreundlicher Mobilitäts-      nach und nach Schnittstellen des kommunalen
www.difu.de/publikationen
                            sicherung, der Strom- und Wärmeversorgung aus       Klimaschutzes zu verschiedenen Handlungsfel-
                            erneuerbaren Energien oder einer nachhaltigen       dern auf. Es werden Ziele, Aufgaben und Inhalte
                            Landwirtschaft.                                     des jeweiligen Themenbereichs aufbereitet.
Marco Peters, M.A.
+49 221 34 03 08 27         Im aktuellen Themenheft „Klimaschutz & ländli-
peters@difu.de              cher Raum“ präsentieren Kommunen und Vereine

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Neue Projekte
                                                                                                                Berichte 1/2018

                     Klimaschutz: Förderung hoch,
                     Treibhausgase runter
                     Ob kommunale Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden, entscheidet sich auch mit
                     Blick auf den Haushalt einer Kommune. Weil Klimaschutz nicht vom Geld abhängen darf,
                     gibt es Unterstützung vom Bund, zum Beispiel im Rahmen der Kommunalrichtlinie.

                     Viele Kommunen sind ambitioniert, Klimaschutz-         sollen beispielsweise den Primärenergieeinsatz
                     projekte zu initiieren. Manche stehen noch am          reduzieren, Effizienzpotenziale nutzen und die
                     Anfang, andere haben sich bereits von erfahrenen       Nutzungsbereiche Strom, Wärme und Verkehr
                     Fachleuten beraten lassen, integrierte Klima-          effektiv koppeln. Wie immer im kommunalen
                     schutzkonzepte erstellt oder investive Klima-          Klimaschutz ist es auch hier wichtig, relevante,
                     schutzmaßnahmen umgesetzt. Wie „klimaaktiv“            lokale Akteure ins Boot zu holen und sie an den
                     eine Kommune auch ist, die Fördermöglichkeiten         Vorhaben zu beteiligen.
                     sind vielseitig. Um Kommunen dabei zu unterstüt-
                     zen, Klimaschutzmaßnahmen zu verwirklichen,
                     fördert die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI)
                     des Bundesministeriums für Umwelt, Natur-
                     schutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) so-
                     wohl strategische als auch investive Projekte mit
                     verschiedenen Förderprogrammen – seit 2008
                     beispielsweise mit der Richtlinie zur Förderung
                     von Klimaschutzprojekten in sozialen, kulturellen

                                                                                                                               Foto: Elke Postler
                     und öffentlichen Einrichtungen. Bislang wurden
                     mit der Kommunalrichtlinie mehr als 12.500
                     Klimaschutzprojekte in über 3.000 Kommunen
                     gefördert. Möglichkeiten für Kommunen, sich für
                     den Klimaschutz fit zu machen, gibt es zahlreiche:
                     auf LED-Leuchten umsteigen, alte Elektrogeräte          Antragstellung
                     und Lüftungsanlagen gegen energiesparende               ————————————————————————
                     tauschen oder Mobilitätskonzepte entwickeln, die
                                                                             Anträge für die Kommunalrichtlinie können bis
                     auf ÖPNV-Nutzung, Carsharing oder Radverkehr
                                                                             zum 31. März 2018 beim Projektträger Jülich (PtJ)
                     setzen.
                                                                             gestellt werden. Anträge für die Förderschwer-
                                                                             punkte Klimaschutzmanagement und Energie-
                     Da Radverkehr ein wichtiger Baustein im Kli-
                                                                             sparmodelle in Kitas, Schulen, Einrichtungen
                     maschutz ist, gibt es hierfür spezifische Förder-
                                                                             der Kinder- und Jugendhilfe sowie Sportstätten
                     programme. Dass Kommunen mehr Raum für
                                                                             sind ganzjährig möglich.
                     klimafreundliche Zweirad-Mobilität brauchen,
                     ist vielerorts offensichtlich. Ob mehr Radwege          Fragen zur Kommunalrichtlinie beantwortet
                     und Stellplätze mit Ladestationen für Pedelecs          das Service- und Kompetenzzentrum:
                     oder Radkuriere, die Pakete transportieren – im         Kommunaler Klimaschutz (SK:KK) beim Difu:
                     Rahmen des Bundeswettbewerbs „Klimaschutz               +49 30 39001-170
                     durch Radverkehr“ können modellhafte, investive         skkk@klimaschutz.de.
                     Projekte gefördert werden, welche die Radver-           Ausführliche Infos stehen online bereit:
                     kehrssituation in Wohnquartieren, Dorf- oder            www.ptj.de/klimaschutzinitiative-kommunen.
                     Stadtteilzentren verbessern. Ziel ist es, Treibhaus-    Projektskizzen für den Bundeswettbewerb
                     gasemissionen zu mindern, die Lebensqualität in         „Klimaschutz durch Radverkehr“ können bis
                     Kommunen zu verbessern und andere Kommunen              zum 15. Mai 2018 eingereicht werden. Aus
                     zur Umsetzung ähnlicher Projekte zu inspirieren.        allen eingegangenen Projektskizzen werden
                                                                             die besten Projekte ausgewählt, für die Anträge
                     Um gute Praxisbeispiele, die Kommunen anregen           gestellt werden können.
www.bit.ly/2HaA8wf
                     diese nachzuahmen, geht es auch beim Förder-
                                                                             Für den Förderaufruf Kommunale Klimaschutz-
                     aufruf für kommunale Klimaschutz-Modellpro-
                                                                             Modellprojekte können bis zum 15. April 2018
                     jekte. Denn wie der Name sagt, werden Modell-
                                                                             Projektskizzen eingereicht werden, aus denen
Ilka Müller, M.A.    projekte gefördert, die nicht nur Treibhausgase
                                                                             ebenfalls die besten Projekte ausgewählt und
+49 30 39001-185     mindern, sondern deren Ideen auch auf andere
                                                                             zur Antragstellung aufgefordert werden.
imueller@difu.de     Kommunen übertragbar sind. Die Modellprojekte

                                                                                                                                17
Was ist eigentlich?
Veranstaltungen
Berichte 1/2018

Intermodaler und
multimodaler
Verkehr
Begriffe aus der kommunalen Szene,
einfach erklärt

Multimodaler Verkehr meint die Nutzung ver-
schiedener Verkehrsmittel für unterschiedliche
Wege. Das Auto wird z.B. für Fahrten in der
städtischen Peripherie genutzt, und für Wege
in das Stadtzentrum wird der öffentliche Ver-
kehr gewählt. Individuelle Kriterien sind aus-
schlaggebend für die Auswahl des für jeden
Weg passenden Verkehrsmittels. Der inter-
modale Verkehr fokussiert dagegen auf einen
Weg, für den verschiedene Verkehrsmittel so
kombiniert werden, dass eine aus individueller
Sicht optimale Lösung erreicht wird. Beispiels-
weise wird der Abschnitt von der Wohnung
bis zur Stadtbahnhaltestelle mit dem eigenen
Fahrrad zurückgelegt, und nach dem Aus-
stieg aus der Stadtbahn wird für den letzten
Abschnitt auf das Angebot eines öffentlichen
Fahrradverleihsystems zurückgegriffen.
————————————————————————
„Multi- und intermodale Mobilität kommt
den hohen Mobilitätsansprüchen der heu-
tigen Zeit entgegen. Sie bieten Flexibilität
und sind Schlüssel für ein nachhaltiges
Mobilitätsverhalten.“
————————————————————————
Multimodalität und Intermodalität sind zen-
trale Strategien, damit Verkehr stadtver-
träglicher wird. Bessere Verknüpfungen und
erweiterte Angebote unterschiedlicher Ver-
kehrsmittel haben daher einen hohen Stellen-
wert: Beispielsweise werden hierzu Car- und
Bikesharing-Systeme aufgebaut, Fahrpläne
von Bussen und Bahnen aufeinander abge-
stimmt und kurze Umsteigewege ermöglicht
sowie Bike & Ride und Park & Ride realisiert.
Die Digitalisierung kann diese Entwicklungen
unterstützen, weil Informationen über und
der Zugang zu unterschiedlichen Mobilitäts-
optionen bzw. ihre Kombination leichter und
attraktiver werden, so dass Wege durch die
Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel
zeitsparender und ressourcenschonender
zurückgelegt werden können, als dies bei-
spielsweise bei ausschließlicher Nutzung des
eigenen Autos für alle Wege möglich wäre.

Weitere Begriffe online:
www.difu.de/6189

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