2016 Deutsche Gesellschaft für ...

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2016 Deutsche Gesellschaft für ...
2016
2016 Deutsche Gesellschaft für ...
Gartenkultur 2016
                                             Mitteilungen der DGGL Hessen e.V.

Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL)
Landesverband Hessen e.V.
2016 Deutsche Gesellschaft für ...
Impressum                                                                                                                                                                Inhalt 2016
              Wir danken allen, die die Redaktion bei      Autoren:                        Inhalte                                                       Autoren
              der Erstellung der »Gartenkultur 2016«
                                                                                     2     Impressum
              – Mitteilungen der DGGL Hessen e. V. –       Nina Gerlach
                                                                                     4     Begrüßung                                                     Petra Hirsch
              unterstützt haben.
                                                                                     5     Editorial                                                     Monika Horlé-Kunze
                                                           Mechthild Harting
                                                                                   6-7     Leitbild der DGGL

                                                           Thomas Herrgen                  Gartenkultur aktuell
                                                                                  8 - 11   Verleihung des »Garten-Oskar« 2015                            Thomas Herrgen
                                                           Petra Hirsch          12 - 13   Barbara Vogt: GartenRheinMain in guten Händen                 Lydia Specht
                                                                                 14 - 15   Zu Gast bei Claudia und Werner G. Müller                      Petra Hirsch
                                                           Wolf-Dieter Hirsch              im »GARTEN MIT SCHWUNG«
                                                                                 16 - 19   Ehemaliger Park der Villa Mumm – Geschosswohnungsbau          Otfried Ipach
                                                           Monika Horlé-Kunze              an der Kennedyallee auf historischem Gelände
                                                                                 20 - 23   Magie der Orte – urbane Räume im Kontext                      Prof. Cornelia Müller
                                                           Otfried Ipach         24 - 25   Dazwischen oder da draußen?! Grüne Räume in der Region        Mechthild Harting
                                                                                           Gartenkultur im Film
              Die DGGL Hessen e.V. hat mit freundlicher    Christian E. Loeben   26 - 29   Wenn man in einem Garten nicht träumen kann ...               Monika Horlé-Kunze
              Genehmigung der Autoren und Bildrechte-                            30 - 31   Vom Untergang des Bösen zum Untergang der Erkenntnis –        Prof. Dr. Nina Gerlach
              inhaber die einmaligen Veröffentlichungs-    Cornelia Müller                 Gartendarstellung in Lars von Triers Melancholia (2011)
              rechte für die Gartenkultur 2016 erhalten.                                   Historische Gartenplanung
                                                           Annette Otte
                                                                                 32 - 35   Anmerkungen zum Einfluss André Le Nôtres                      Stefan Schweizer
              Redaktionsschluss: 23.03.2016                                                auf den Städtebau
                                                           Cassian Schmidt
                                                                                 36 - 41   Altägyptische Gärten – die ältesten Gärten der Welt           Dr. Christian E. Loeben
              Redaktion:
              Monika Horlé-Kunze, Birgit Greiner           Lydia Specht                    Parkanlagen
                                                                                 42 - 45   Schloss und Schlosspark zu Rauischholzhausen                  Prof. Dr. Dr. Annette Otte
              Kontakt Redaktion:                           Stefan Schweizer
                                                                                           Pflanzen
              mhk@dggl.org                                                       46 - 49   Farben der Prärie -nordamerikanische Stauden                  Prof. Cassian Schmidt
                                                                                           in der Gartenkultur
              Lektorat:
              Belinda Vogt                                                                 Gartenfeste
                                                                                 50 - 55   Das Fürstliche Gartenfest Schloss Fasanerie 2015              Thomas Herrgen
              Layout und Gestaltung:                                             56 - 59   Das Fürstliche Gartenfest Schloss Wolfsgarten 2015            Thomas Herrgen
              Bettina Riedel, briedel64@gmx.de                                             Mit »Flammenden Gärten« in den Herbst
                                                                                     60    Die Offene Gartenpforte                                       Wolf-Dieter Hirsch
              Herausgeber:                                                                 Nachhaltiges Bauen
              Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und                          62 - 65   Nachhaltige Baukultur mit höchsten ästhetischen Ansprüchen:   Firma Rinn
              Landschaftskultur (DGGL)                                                     Betonwerkstein-Hersteller Rinn produziert CO2-neutral
              Landesverband Hessen e.V.
                                                                                           DGGL Hessen
              Postfach 1144
                                                                                 66 - 67   Ein Planungsbüro stellt sich vor: Jobst Seeger                Monika Horlé-Kunze
              65521 Niedernhausen
                                                                                      68   Kreativ und administrativ –                                   Wolf-Dieter Hirsch
                                                                                           Arbeiten für die DGGL und Mitgliederentwicklung               Monika Horlé-Kunze
              V.i.S.d.P. Petra Hirsch
                                                                                 70 - 75   Mitgliederliste
                                                                                 76 - 77   DGGL Hessen e.V. Programm 2015
              © DGGL-Landesverband Hessen e.V.                                   78 - 79   DGGL-Akademie Schloss Biebrich Programm 2015

2 Impressum                                                                                                                                                                        Inhalt 3
2016 Deutsche Gesellschaft für ...
BEGRÜSSUNG »GARTENKULTUR 2016«                                                                                                                                                                                                               Editorial
                                                                   Was soll man darunter verstehen? Die          »Ein Garten ist ein idealer Ort, um sich       Gärten der Welt, die in Ägypten entstanden,                              Monika
                                                                   Definition für »zeitgenössische Garten-       auf die großen Fragen einzulassen.« Dieser     wieder vor unseren Augen erblühen. Prof.                                 Horlé-Kunze
                                                                   kunst« ist einfach: das ist Gartenkunst       Satz von Charles Jencks umschreibt sehr        Stefan Schweizer erläutert uns den Zusam-
                                                                   der Gegenwart.                                gut die Bedeutung unseres Themas.              menhang von Gartenkunst und Städtebau
                                                                                                                                                                am Beispiel des Erbes von André Le Nôtre.
                                                                   Und was macht sie herausragend? Jeden-        Über Vorträge, Lesungen, Filme, Exkursio-      Barbara Vogt und Mechthild Harting laden
                                                                   falls nicht allein planerischer und gestal-   nen und Führungen wollen wir Ihre Sehn-        ein, Gärten und Landschaften im Rhein-
                                                                   terischer Perfektionismus. Auch nicht die     sucht wecken, Gartenanlagen und Kultur-        Main-Gebiet zu entdecken. Die Magie der
                                                                   Größe eines Projektes oder herausragend       landschaften zu entdecken. Die Gartenkultur    Orte – Prof. Cornelia Müller gelingt in ih-
Erste Vorsitzende
                                                                   hohe Kosten pro Quadratmeter.                 2016 zeigt nur einen Ausschnitt aus unseren    rem Artikel eine faszinierende Zusammen-
der DGGL Hessen
                                                                                                                 Programmen und den Veranstaltungen, an         fassung der Komplexität unseres Themas.
e.V. Petra Hirsch
                                                                   Aber ein Unikat mit einer pfiffigen Idee,     denen wir teilnehmen. Unsere vielen Akti-
                    Liebe Mitglieder und Freunde der DGGL,         ein Geist, der dem Projekt innewohnt,         vitäten sind nur möglich, weil wir Unter-      Private Gärten, öffentliche Gärten, Garten-
                                                                   seine »Aura «.                                stützung und Bestätigung, nicht nur aus den    denkmäler, Gartenfeste, die Vielfalt unserer
                    GARTENKUNST führen wir im Namen                                                              Reihen der DGGL, erhalten. Viele wirken        Themen begeistert mich immer wieder.
                    unserer Gesellschaft. Mit der Gartenkunst      Den »Garten-Oskar 2015« dürfen Sie im         mit – als Referenten, Autoren, Ratgeber oder   Ganz besonders freut es mich, dass wir im
                    setzen wir uns in der DGGL permanent           Oktober 2016 besichtigen und dann selbst      Sponsoren. Dafür ein großes Dankeschön.        vergangenen Jahr zum ersten Mal das The-
                    und intensiv auseinander. In unseren Ver-      urteilen. Wir sind gespannt auf interes-                                                     ma »Gärten im Film« sowohl im Akademie-
                    anstaltungen können Sie alles über Garten-     sante Diskussionen.                           Ästhetik, Kunst, Wissenschaft, Architektur,    programm als auch im DGGL-Programm
                    kunst erfahren. Unser Ziel ist, aufzuzeigen,                                                 Denkmalpflege und Naturschutz. All das         präsentieren konnten. Ich wünsche Ihnen
                    welchen Stellenwert sie in unserer Gesell-     Ich freue mich, Sie dort und zu unseren       sind Aspekte, mit denen wir uns beschäfti-     viel Vergnügen beim Entdecken und jede
                    schaftskultur hat, und wir wollen Begeiste-    weiteren vielfältigen Veranstaltungen be-     gen. Dr. Christian Loeben lässt die ältesten   Menge Anregungen für eigene Recherchen.
                    rung und Leidenschaft für sie wecken.          grüßen zu dürfen.

                    Die Vielfältigkeit der Gartenkunst zeigen      Ihre
                    uns unsere Referenten in ihren Vorträgen,
                    sehen wir auf unseren Exkursionen und
                    stellen uns Landschaftsarchitekten mit
                    ihren Projekten im öffentlichen Raum und
                    mit der Gestaltung von privaten Gärten
                    und Objekten vor. Wie vielfältig die Mei-
                    nung über Gartenkunst ist, zeigen die an-
                    schließenden interessanten Diskussionen.

                    Wie einfach war es doch zu Zeiten Lud-
                    wigs XIV., als alle wussten(!), dass die
                    Gärten von Veaux-le-Vicomte und Ver-
                    sailles das Nonplusultra der Gartenkunst
                    waren oder sein sollten!

                    Wir als DGGL-Hessen machen es dann
                    auch noch ein bisschen schwieriger: In
                    einer Zeitepoche der gesellschaftlichen
                    Freiheit und damit einhergehender garten-

                                                                                                                                                                                                               ©Wolf-Dieter Hirsch (3)
                    künstlerischer Freiheit loben wir einen
                    Preis für »herausragende zeitgenössische
                    Gartenkunst« aus.

4 Begrüßung                                                                                                                                                                                                                                    Editorial 5
2016 Deutsche Gesellschaft für ...
Leitbild der DGGL
                      Natur und grüne Kultur                                                                       Bewährtes erhalten
                      Die DGGL ist die gesellschaftliche     Kraft für Garten- und Landschaftskultur               Historische Gärten und bedeutende Land-
                                                                                                                   schaften als kulturelles Erbe erhalten: Die
                      in Deutschland. In siebzehn Landesverbänden und dem Bundesverband
                                                                                                                   DGGL engagiert sich für die Erforschung
                      engagieren sich Fachleute und Garten-begeisterte gemeinsam für historische                   und Erhaltung historischer Gärten und
                      Gärten, moderne Landschaftsarchitektur, urbane Gartenkultur und ge-                          Parks sowie der Kulturlandschaft.
                      wachsene Kulturlandschaften.
                                                                                                                   Neues entwickeln
                                                                                                                   Neue Grün- und Freiräume mit gestalteri-
                      Gartenlust wecken                            Einfluss nehmen                                 schem Anspruch, in sozialer und ökologi-
                      Gärten schaffen, erhalten und erleben: Die   Politik, Verwaltung und Gesellschaft vom        scher Verantwortung gestalten: Die DGGL
                      DGGL weckt Begeisterung für Gärten,          Wert des Freiraums, des gestalteten Grüns       setzt sich dafür ein, bei Planung und Bau
                      vermittelt Wissen – und führt Menschen       und der Landschaft überzeugen: Die              von Anlagen neuen Ideen und kreativen
                      zusammen, die diese Leidenschaft teilen.     DGGL tritt auf allen Ebenen konsequent          Lösungen angemessen Raum zu geben.
                                                                   dafür ein, Gärten, Parks und Spielflächen
                      Bewusstsein schaffen                         ästhetisch, funktional und ökologisch           Demokratie leben
                      Gestaltetes Grün als kulturellen Wert er-    hochwertig zu gestalten sowie bestehen-         Demokratie mit Leben erfüllen: Die
                      kennen: Die DGGL macht die Geschichte        de Freiflächen und Kulturlandschaften           DGGL versteht sich als unabhängiges
                      historischer Anlagen erlebbar, zeigt die     mit qualifizierter Pflege zu erhalten. Die      Forum mit demokratischer Willensbil-
                      Schönheit gut gestalteter Gärten und         DGGL setzt sich dafür ein, das Wissen           dung in föderaler Struktur. Sie vereinigt
                      Parks, vermittelt die soziale Bedeutung      um Garten- und Landschaftskultur in der         in ihren Arbeitskreisen umfangreiches
                      von Spiel-, Sport- und Erholungsanlagen      Aus- und Weiterbildung fachübergreifend         Expertenwissen und steht in den Landes-
                      – und schafft Verständnis für die öko-       zu verankern.                                   verbänden allen Interessierten als breit
                      logische und kulturelle Bedeutung der                                                        angelegtes Netzwerk offen.
                      gestalteten Natur.

                                                                                                                Grafik © B.Riedel

6 Leitbild der DGGL                                                                                                                                              7
2016 Deutsche Gesellschaft für ...
Verleihung des »Garten-Oskar« 2015
Neujahrsemp-                                                                                                                                                                        Foto oben: Futuris-
fang der Grünen                                                                                                                                                                     tische Kletterhilfen
                                                                                                                                                                                    aus Edelstahl-Stäben
Verbände 2016 im
                                                                                                                                                                                    stützen die Rambler-
Planungsdezernat,                                                                                                                                                                   Rosen und tragen zur
Frankfurt                                                                                                                                                                           Raumbildung bei.
am Main:
Verleihung des                                                                                                                                                                      Foto unten: Mauern
Garten-Oskar 2015                                                                                                                                                                   und Stufen als Son-
                                                                                                                                                                                    deranfertigungen aus
am 22.01.2016
                                                                                                                                                                                    Beton überbrücken die
                                                                                                                                                                                    Höhenunterschiede
Thomas Herrgen                                                                                                                                                                      seitlich des Hauses.

                                                                                                                     ©Thomas Herrgen (2)
                        Der DGGL Landesverband Hessen vergibt         Stufen und Terrassen aus hellem Beton die
                        seit 2001 jährlich den »Garten-Oskar«.        Übergänge zur Topographie des Weinber-
                        Der Preis für zeitgenössische Gartenkunst     ges her. Der helle Beton und der Bodenbe-
                        geht im Wechsel an private und öffentliche    lag aus Muschelkalk korrespondieren mit
                        Projekte. Die Auszeichnung 2015 für Pri-      den für Ingelheim typischen Kalkmergel-
                        vatgärten wurde am 22. Januar, wie immer      mauern, die sich auch auf dem Grundstück
                        während des gemeinsamen Neujahrs-             kulissenhaft abbilden. Das Material nimmt
                        empfangs der Grünen Verbände Hessen           Bezug auf das »Terroir« Ingelheims, wo die
                        (BDLA, DGGL, FGL, GALK, HVNL), vor            Weine auf Muschelkalk und Kalkmergel
                        rund 300 Gästen verliehen.                    wachsen. Damit wurde der Vorliebe des
                                                                      Bauherrn, einem Connaisseur für erlesene
Die Firma Gramenz       Im November zuvor hatte die Jury die Ein-     Weine, entsprochen.
Garten- und Land-       reichungen anonym gesichtet und bewer-
schaftsbau aus          tet. Es wurde ein würdiger Preisträger ge-    Anlage mit Hofgut-Charakter
Wiesbaden sponsort
den Garten-Oskar mit
                        funden, der die Trophäe des Frankfurter       Ein Karree aus neun dachförmig geschnit-
3.000 Euro jährlich.    Künstlers Bernhard Jäger und das Preisgeld    tenen Amberbäumen formt zusammen
                        von 2.500 Euro sogar schon zum zweiten        mit dem L-förmigen Gebäude ein hofarti-
                        Mal gewann: Adler & Olesch Landschafts-       ges Ensemble. So wird das Thema Hofgut
                        architekten aus Mainz. Gebaut hat den         aufgegriffen und neu interpretiert. Die
                        Garten die Gramenz Hausgarten GmbH            Architektur und reduzierte Gestaltung
Foto oben links:        aus Wiesbaden.                                des Wohnhauses entspricht der schlichten
Etwa 300 Gäste
                                                                      Moderne, korrespondiert jedoch im Ma-
verfolgten die
Preisverleihung im
                        »Terroir« – Moderne Gestaltung in             terial der Fassaden aus hellem Sand- und
Planungsdezernat        altem Weinberg                                Kalkstein mit den Elementen des Frei-
Frankfurt, darunter     So nannten die Planer ihr Projekt im rhein-   raums. Aufgabe des Planers war es, mit den
die Dezernenten         hessischen Ingelheim. Mitten in einem         neuen, hinzugefügten Elementen zwischen
Olaf Cunitz und         Weinberg eines Traditionsweinguts, ein-       Architektur und Vorhandenem zu vermit-
Rosemarie Heilig        gebettet im alten Ortskern von Ober-Ingel-    teln. Andererseits »war es uns wichtig, dass
(1. R. rechts) sowie
                                                                                                                                           © Adler & Olesch (2)

Grünflächenamtsleiter
                        heim liegt das neue sandsteinfarbene          der Garten zwischen Historischem und
Stephan Heldmann        Wohnhaus mit Blick auf die Streuobstwie-      Neuem eine deutliche ‚Zeitfuge‘ bildet«.
(1. R. links).          sen des Selztales. Im Außenbereich stellen    Damit vermieden die Planer, »dass ein his-

8 Verleihung des »Garten-Oskar« 2015                                                                                                                              Verleihung des »Garten-Oskar« 2015 9
2016 Deutsche Gesellschaft für ...
Foto unten: Der Nord-   torisierendes und rustikales ‚Weinbergs-     mit der Umgebung verbindet«, so das                                                                      Foto oben: Der Garten-
garten mit Cornus       idyll‘ in ein kulturell gewachsenes Ensem-   Juryurteil weiter. Die verwendeten neuen                                                                 plan/Grundriss zeigt
kousa und den                                                                                                                                                                 die Lage im Weinberg
                        ble implantiert wird, das sich an das vor-   Steinmaterialien korrespondierten mit
japanischen Pflanzen.                                                                                                                                                         und die Bezüge
                        handene respektlos anbiedert«, so Stefan     den vorhandenen Kalkmergelmauern auf                                                                     von Architektur und
                        Bitter von Adler & Olesch.                   dem Weinbergsgrundstück. Das Gestal-                                                                     Freiraum.
                                                                     tungsprinzip der »geliehenen Landschaft«
                        Jurybegründung                               sei deutlich erkennbar realisiert und die                                                                Foto unten: Die Ter-
                        Die Jury würdigte ein Gartenprojekt, »das    beabsichtigte zeitgenössische Neuin-                                                                     rasse mit Kies unter
                                                                                                                                                                              Dach-Amberbäumen
                        die Feinsinnigkeit der Planer auf Anhieb     terpretation eines »Hofgutes« gekonnt
                                                                                                                                                                              ist das zentrale Nutz-
                        erkennen lässt«. Die Gartenarchitektur       umgesetzt. Geglückt sei mit dem Projekt                                                                  element der Anlage.
                        sei sehr einfühlsam in die Topographie des   »Terroir«, so die Juroren abschließend,
                        Weinberges eingefügt worden, ohne die um-    »ein gestalterisch und handwerklich
                        gebende, regionaltypische Kulturlandschaft   sehr gut gelungenes zeitgenössisches
                        und den »Genius Loci« zu dominieren.         Gartenkunstwerk«.

                        Die Gestaltung setze »gekonnt ausdrucks-
                        stark einen zeitgenössischen Kontrast,
                        der die reduzierte moderne Architektur
                        des Wohnhauses aufnimmt und perfekt

                                                                                                                                    © Adler & Olesch (2)
                                                                                                                 © Bauherr privat

10 Verleihung des »Garten-Oskar« 2015                                                                                                                      Verleihung des »Garten-Oskar« 2015 11
2016 Deutsche Gesellschaft für ...
Barbara Vogt: GartenRheinMain in guten Händen
                         Lydia Specht: Sie haben am 1. April 2015       RheinMain gut etabliert und wird von                                       Grüngürtels in diesem Jahr. Für unsere Mit-     Ganz praktisch finden sich im Programm
                         die Projektleitung für GartenRheinMain         immer mehr Menschen nachgefragt. Ihr                                       glieder muss das Thema natürlich geeignet       Führungen in Burggärten, Wallanlagen oder
                         übernommen. War das eine große Um-             Anspruch war es, so hat sie es ja auch in der                              sein, ihre Park- und Gartenanlagen einzu-       Wanderungen im Grüngürtel, ebenso wie
                         stellung für Sie, aus dem freiberuflichen      »Gartenkultur 2015« formuliert, möglichst                                  bringen und so haben wir zunächst auf ring-     Spaziergänge oder weiter ausgreifende Rad-
                         Bereich der Gartendenkmalpflege in die         viele Kommunen bei der Vermittlung von                                     förmige Park- und Gartenanlagen geschaut,       routen entlang der Flussufer. Es gibt auch
                         Verwaltung zu wechseln?                        Gartenkultur einzubinden, auch wenn dort                                   und da finden sich schon etliche Gärten und     Veranstaltungen, die ganz konkret mit dem
                                                                        auf den ersten Blick vielleicht »nur« blü-                                 Parks anstelle ehemaliger Wehranlagen. Der      Wasser zu tun haben, wie eine Schifffahrt in
                         Barbara Vogt: Während meines Studiums          tenreiche Verkehrskreisel, Streuobstwiesen,                                Grüngürtel verbindet ja verschiedene Qua-       Eltville, eine Floßtour auf einem Nidda-Ab-
Barbara Vogt im Inter-   der Landespflege in Hannover habe ich be-      Kleingärten oder etwa ein schöner histori-                                 litäten von Grünräumen miteinander, und         schnitt oder eine Kinderführung zu »Wald,
view mit Lydia Specht    reits einige Zeit in einem Grünflächenamt      scher Aussichtspunkt in der Landschaft zu                                  das gilt auch für Flussuferpromenaden und       Wasser, Zisterzienser« mit Experimenten
                         gejobbt, aber eine Institution, die Kultur     finden sind. Ich möchte damit fortfahren,                                  Alleen oder für die Regionalparkrouten.         im Kloster Eberbach, um nur einige wenige
                         in einer Region vermittelt, ist schon etwas    den Blick auf die gartenkulturellen und kul-                               Zunächst titelten wir daher »Grüne Ringe        herauszugreifen. Nicht alle Veranstaltungen
                         anderes. Wir haben mit vielen Kommunen,        turlandschaftlichen Werte möglichst vieler
                         mit vier Landkreisen und einigen regio-        unserer Mitgliedskommunen zu schärfen.

                                                                                                                                                                                                                                                   © KulturRegion Frankfurt RheinMain
                         nalen Institutionen zu tun. In der Kultur-
                         Region Frankfurt RheinMain bin ich von         Es ist gerade unser Profil, die lokalen Klein-
                         meinen Kolleginnen und Kollegen sehr gut       ode zu entdecken und zu zeigen. Natürlich
                         aufgenommen und bei allen Fragen oder          freuen wir uns auch, Führungen zu den
                         Arbeitsengpässen gut unterstützt worden.       überregional bedeutsamen, gut gepflegten
                                                                        historischen Gärten der Verwaltung der
                         Bei GartenRheinMain gibt es zeitweise          Staatlichen Schlösser und Gärten anbieten
                         Phasen hoher Arbeitsintensität mit langen      zu können. Hier kann man Gartengeschich-
                         Arbeitstagen. Zu anderen Zeiten ist Gar-       te und Gartenkultur bestens vermitteln. Ich
                         tenRheinMain auch mit einer halben Stelle      möchte dazu anregen, das Unbekannte vor
                         zu bewältigen, so dass ich noch Zeit für       der eigenen Haustür in der Metropolregion
                         kleinere Projekte und Recherchearbeiten        zu entdecken.                                                                                                                                                                                                   Abb. oben:
                         habe. In den mehr als 17 Jahren in meinem                                                                                                                                                                                                                      Titel des 200-seitigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Programms von Gar-
                         Büro ‚Der alte Garten‘, in denen ich garten-   Ein gewisser Wandel ergibt sich bei unserem

                                                                                                                         © Barbara Winterott (2)
                                                                                                                                                                                                                                                                                        tenRheinMain 2016
                         denkmalpflegerische Projekte bearbeitet        Angebot fast automatisch, denn in unserem                                                                                                                                                                       »Grün trifft Blau« mit
                         habe, konnte ich mich ebenfalls schon der      Facharbeitskreis mit den Kommunen, von                                                                                                                                                                          600 Veranstaltungen
                         Vermittlung von Gartenkultur widmen mit        garteninteressierten Bewohnern der Regi-                                                                                                                                                                        in der Region.
                         zahlreichen Vorträgen, Führungen oder          on, durch bestimmte Förderprogramme,
                         der Arbeit mit Ehrenamtlichen. Nun hat         durch die Projekte meiner Kolleginnen in                                   ∞ Blaue Bänder« woraus schließlich ganz         sind dem Schwerpunktthema gewidmet, son-                                             Foto rechts:
                         sich die Gewichtung zugunsten der Ver-         der KulturRegion, und nicht zuletzt durch                                  knapp »Grün trifft Blau« wurde.                 dern das Programm enthält auch regelmäßi-                                            Barbara Vogt erläutert
                         mittlung verschoben.                           meine eigenen Ideen ergeben sich neue                                                                                      ge Park- und Gartenführungen, die man viel-                                          die von ihr kuratierte
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Wanderausstellung
                                                                        Themen oder neue Vermittlungsformen. Es                                    Fachlich gesprochen, beschäftigen wir uns       leicht schon lange einmal besuchen wollte.
                                                                                                                                                                                                                                                                                        über den Gartenkünst-
                         Lydia Specht: Das Projekt GartenRhein-         sind eigentlich immer mehr Ideen vorhanden                                 mit vernetzten Grünflächen, mit der Inwert-                                                                                          ler Heinrich Siesmayer
                         Main geht nun in das zwölfte Jahr seit der     als Zeit diese umzusetzen. Daher befürchte                                 setzung der Flussufer und mit der Sicht auf     Lydia Specht: Ich danke Ihnen für das Ge-                                            im Palmengarten.
                         Gründung. Welche Formate der Organisa-         ich nicht, dass in den nächsten Jahren Lan-                                Grünflächen als dem notwendigen Aus-            spräch und freue mich sehr auf die vielfälti-
                         tion und der Programmgestaltung werden         geweile bei GartenRheinMain aufkommt.                                      gangspunkt für Stadtplanung in expandie-        gen Veranstaltungen der nächsten Jahre.
                         Sie in den kommenden Jahren weiter-                                                                                       renden Großstädten.
                         führen oder was möchten Sie ergänzen           Lydia Specht: Wo setzt Ihr Programm
                         oder erneuern?                                 »Grün trifft Blau« die Schwerpunkte für                                    Zum Jahresschwerpunkt bieten wir auch in        Das Programm ist online als PDF einzu-
                                                                        das Jahr 2016?                                                             diesem Jahr wieder eine Vortragsreihe an, die   sehen sowie in Rathäusern, Bürger- und
                         Barbara Vogt: Zunächst bin ich sehr froh,                                                                                 im Palmengarten stattfindet. Auch in diesem     Touristinfos der Region FrankfurtRhein-
                         die gute Arbeit von Heidrun Merk fort-         Barbara Vogt: Der Anlass für dieses Pro-                                   Punkt greife ich gern auf die von Heidrun       Main erhältlich.
                         setzen zu dürfen. Durch sie ist Garten-        gramm war das Jubiläum des Frankfurter                                     Merk geschaffenen Strukturen zurück.

12 Barbara Vogt: GartenRheinMain in guten Händen                                                                                                                                                                Barbara Vogt: GartenRheinMain in guten Händen 13
2016 Deutsche Gesellschaft für ...
Zu Gast bei Claudia und Werner G. Müller
im »GARTEN MIT SCHWUNG«
Besuch eines                        Als die DGGL-Akademie bei Frau Clau-          terschiedlichen Gartenräume, sie trennen                         lich zum mit quadratischen Säulen von                            und wann entsprechende Gartenbereiche
Privatgartens in                    dia Müller anfragte, ob es möglich sei,       sie aber auch voneinander, um die üppige                         Carpinus betulus räumlich abgegrenzten                           dann wahrgenommen werden sollen. So
Königstein,                         ihren Garten mit interessierten Teilneh-      Vielfalt der Gestaltung so zu neutralisieren,                    »FRANZÖSISCHEN GARTEN«. Dieser ist                               sind die Höhepunkte der pflanzlichen Ge-
im Rahmen des                       mern zu besichtigen, antwortete Frau          dass die unterschiedlichen Bereiche einzeln                      formal mit rechtwinkligen Beetstrukturen                         staltung fein verteilt und dosiert. Frau Mül-
Grünen Salons                       Müller ohne Zögern und freudig: »Ja           wahrgenommen werden können. Sie sollen                           angelegt, auch um eine gestalterische Ein-                       ler erklärte uns, dass ihr Garten trotz seiner
am 29.05.2015                       selbstverständlich! Mein Garten ist viel      zum »Lustwandeln« anregen und den Gar-                           bindung der schräg stehenden Bestands-                           Pflanzenvielfalt Ruhe ausstrahle, aber auch
                                    zu schön, als dass nur mein Mann und          ten mit allen Sinnen erlebbar machen.                            mauer aus Taunusquarzit-Bruchsteinen zu                          permanent Neugierde erzeuge. Er verlange
Petra Hirsch                        ich uns daran erfreuen.« So ist sie: Frau                                                                      erhalten. Für eine geborgene Atmosphäre                          nach den »täglichen« morgendlichen und
                                    Müller! Voller Lebensfreude, spontan,         Mit dieser Absicht führte uns Frau Müller                        des Sitzplatzes sorgt das Blätterdach eines                      abendlichen Spaziergängen.
                                    temperamentvoll und herzlich. Und genau       durch ihren Garten und ließ uns an ihrer                         großen Acer palmatum. Dieser und die
                                    so wurden wir mit 15 Teilnehmern auch         Begeisterung teilhaben: Wir betraten den                         Magnolien spenden bis in den späteren                            Auch wir lustwandelten neugierig mit Frau
                                    am Nachmittag des 29. Mai 2015 mit            Garten durch den »ROTEN VORGAR-                                  Nachmittag lichten Schatten. Das Geplät-                         Müller durch ihren Garten und lauschten
                                    Begrüßungsgetränken empfangen. Wir            TEN«. Ein Spontankauf Frau Müllers gab                           scher des Brunnens, der Duft des Laven-                          ihren Ausführungen. Sie und ihr Mann
                                    schauten von der großzügigen neuen Ter-       den Ausschlag für diese Gestaltungsidee:                         dels und der auch hier gepflanzten hoch-                         würden jede freie Minute im Garten ver-
                                    rasse hinab in den Garten und erfuhren,       30 samtigrote Beetrosen »Lavaglut«. Sie                          stämmigen »Schneewittchen« sollen an                             bringen, um keinen Augenblick des wech-
                                    in welchem Zustand das Ehepaar Müller         standen eingebettet in Imperata cylindrica                       heißen Sommertagen eine wohlige Atmo-                            selnden »Gartenschauspiels« zu verpassen.
                                    diesen Garten vorfand:                        `Red Baron´. Für den roten Frühjahrsas-                          sphäre zum Lesen und Träumen schaffen.                           Sie kenne und beobachte jedes einzelne Ge-
                                                                                  pekt sorgte Iris b.-e. `Red Orchid´. Parrotia                                                                                     hölz, jede einzelne Staude und überwache
                                         Sie erwarben 2013 die sehr geschmack-    persica, Sambucus nigra `Red Lace´ und                           Die Auswahl der Gehölze und Stauden,                             ihr Wohlergehen. Es war zu erkennen, dass
                                        volle Villa aus den 1960er Jahren auf     in den Übergangsbereichen Cornus florida                         ihrer Charakteristika und Blühzeiten richten                     es dem Garten gut ging. Auch wir fühlten
                                       einem 2.500 qm großen Grundstück im        `Rubra´, Acer palmatum `Bloodgood´,                              sich danach, wie der Garten oder die Räume                       uns wohl und entspannt als Gäste in diesem
                                      Hochtaunus, leider mit einem durch un-      Cornus kousa `Milky Way´ sorgten für die                         des Wohnhauses im jahres- und tageszeit-                         Garten und genossen diesen Freitagnach-
                                    sachgemäße Pflege und dilettantische Um-      vertikale Struktur. Sie waren großzügig mit                      lichen Rhythmus genutzt werden und wie                           mittag im Mai.
                                    gestaltungen von Terrassen und Treppen-       graulaubigen Miscanthus sin. `Morning
                                    anlagen grausam verstümmelten Garten.         Light´ unterpflanzt, die hier einen wohltu-
                                    Eigentlich nur noch eine traurige Ruine.      enden Kontrast der Leichtigkeit bildeten.
                                    Bei der ersten Besichtigung des »Tatortes«    Ein Acer griseum mit seinen in der Abend-
                                    hob Frau Müller deutlich hervor, dass sie     sonne rotglühenden abgerollten Rinden-
                   © Petra Hirsch

                                    diesen Anblick maximal einen Winter ertra-    röllchen sorgte für den Abschluss. Von
                                    gen mochte. Ein neuer, schöner und Freude     dort gelangte man zur großzügigen Terras-
                                    spendender Garten musste bis zum Sommer       se oder seitlich abbiegend in den »HIBIS-
                                    2014 entstanden sein! Das Grundstück selbst   CUS-GARTEN«, weiter lustwandelnd
                                    besaß eine traumhafte Lage: auf einem Hügel   unter pittoresk ausgeschnittenen Carpinus
                                    liegend mit freiem Blick vom Wohnhaus über    bet. Pendulus zum »ROSEN-GARTEN«

                                                                                                                                                                                                  © Marion Nickig
                                    die gedachte, aber nicht vorhandene Mittel-   des Hausherrn mit ca. 100 ausschließlich
                                    achse des Gartens zur »Burg Königstein«.      duftenden Rosen in 15 Sorten.

                                    Betrachten wir nun den Garten: Grundlage      Zurück zum Gartenkonzept: Der Schwung
                                    der Gestaltung ist die proportional zum       der Wege führt zur Mittelachse des Gar-
                                    Haus, zum Garten und zur Höhendifferenz       tens mit einer Bank unter dem Dach einer
                                    gestaltete Terrasse und deren An- und         malerisch schräg gewachsenen Larix
                                    Einbindung in den Garten mit der Sicht-       decidua. Hinter dieser Larix erstreckt sich
                                    achse zur Burg. Das gestalterische Grund-     im gesamten südlichen Kurvenbereich bis
                                    gerüst ist das schwungvolle Wegekonzept,      zur östlichen Grenze der »ASIATISCHE
                                    inspiriert durch die Form des Grundstücks     GARTEN«. Hier geht es vorbei an bizarr
                                                                                                                                  © Petra Hirsch

                                                                                                                                                                                                  © Petra Hirsch
                                    und das Temperament der Bauherrin. Die        gewachsenen Pinus banksiana, weiter zum
                                    Wege verbinden und erschließen die un-        »MAGNOLIENGARTEN« und schließ-

14 Zu Gast bei Claudia und Werner G. Müller                                                                                                                                                                                             Zu Gast bei Claudia und Werner G. Müller 15
2016 Deutsche Gesellschaft für ...
Ehemaliger Park der Villa Mumm – Geschosswohnungsbau
an der Kennedyallee auf historischem Gelände
DGGL-Führung        1. Einleitung                               Freifläche zwischen den Gebäuden. Im                                 mit Bäumen bestanden war. Nur an der                           schützte Grünanlage ausgewiesen. Die Villa
26.06.2015          Die DGGL hatte zu einer öffentlichen        aktuellen Baubereich konnte der Schicht-                             süd-westlichen Seite der Villa wurde eine                      Mumm und das Pförtnerhaus sind als Kul-
                    Führung durch die im Bau befindliche        aufbau auf der Tiefgaragendecke erläu-                               halbrunde Rasenfläche mit einem Wasser-                        turdenkmal eingetragen. Darüber hinaus
Otfried Ipach       Wohnanlage FRANK An der Kennedyal-          tert werden. Das Bauvorhaben zeigte das                              becken angelegt. Der älteste vorliegende                       stehen die Einfassungsmauer mit Zaun und
                    lee in Frankfurt eingeladen. In dem ehe-    breite Spektrum des Garten- und Land-                                historische Plan »Park von Mumm« von                           die Toranlage an der Kennedyallee unter
                    maligen Park der Villa Mumm wurden,         schaftsbaus bis hin zur Sanierung der                                1915 zeigt die Villa Mumm, das Pförtner-                       Denkmalschutz. Einige steinerne Vasen,
                    nach dem Abbruch des siebenstöckigen        historischen Mauer mit Zaun und impo-                                häuschen an der Forsthausstraße (heute                         die im Parkgelände verteilt sind, stammen
                    Gebäudes der Deutschen Flugsicherung,       santer Toranlage.                                                    Kennedyallee) und ein weitläufiges und                         noch von der ehemaligen Parkanlage. Die
                    neun mehrgeschossige Wohngebäude mit                                                                             verzweigtes Wegesystem mit dem Haupt-                          einzig erhaltene historische Wegeführung,
                    mittiger Tiefgarage errichtet. Die Füh-     2. Geschichte des ehemaligen Parks der                               weg vom Frankfurter Weg (heute Mör-                            die Hauptwegetrasse vom Pförtnerhäus-
                    rung begann in der Villa Mumm. Hier         Villa Mumm, Frankfurt am Main                                        felder Landstraße) zur Forsthausstraße.                        chen bis zur Villa Mumm, wurde 1976
                    erläuterte Herr Hallfahrt vom Denkmal-      Hermann Mumm von Schwarzenstein er-                                  Durch den Ersten Weltkrieg verlor die                          durch den Neubau der Deutschen Flugsi-
                    amt der Stadt Frankfurt deren Historie.     warb 1902 ein 12,5 Hektar großes Grund-                              Familie Mumm ihre Güter in der Champa-                         cherung zerschnitten.
                    Anschließend referierte Frau Mayerhofer,    stück in der Villenkolonie am Frankfurter                            gne und damit ihre Haupteinnahmequelle.
                    Büro Ipach, über die Geschichte des ehe-    Stadtwald und beauftragte den dänischen                              Sie verließ die Villa vor Beginn der 20er
                    maligen Parks, erläuterte die Projekthis-   Architekten Aage von Kauffmann, eine                                 Jahre des 20. Jahrhunderts.
                    torie und führte durch die Neuanlage        Villa im neoklassizistischen Stil zu erbau-
                    der Außenanlagen. Die komplett fertig-      en. Gleichzeitig entstand die Parkanlage im                          Die Stadt Frankfurt kaufte 1937 das Anwe-
                    gestellten Bereiche vermittelten bereits    Charakter eines Waldparks, da das Gelände                            sen, und der östliche Parkbereich wurde
                    einen Eindruck von der großzügigen          am Rande des Stadtwaldes großflächig                                 zur Bebauung freigegeben. Ein Teil des
                                                                                                                                     Parks wurde als Stadtwald festgesetzt. Der
                                                                                                                                     restliche Park mit Villa und Wirtschafts-
                                                                                                                                     gebäude wurde Staatseigentum und für
                                                                                                                                     behördliche Zwecke genutzt.

                                                                                                                                     Heute ist die Liegenschaft noch ca. 4 ha

                                                                                                                                                                                   © Otfrid Ipach
                                                                                                                                     groß. Seit 1955 ist dort das Institut für
                                                                                                                                     Angewandte Geodäsie (jetzt Bundesamt
                                                                                                                                     für Kartographie und Geodäsie) unter-
                                                                                                                                     gebracht. Der Erweiterungsbau entstand                         3. Projekthistorie                             Die Toranlage im
                                                                                                                                     1970. Das Institut überwacht unter ande-                       Auf Grundlage des Vorkonzepts von Wentz-       renovierten Zustand.
                                                                                                                                     rem die Drehung der Erde. Dabei geht es                        Concept (Projektentwickler) 2009 lobte
                                                                                                                                     um die Abweichung zwischen der Zeitmes-                        FRANK Heimbau, Hofheim, 2011 einen
                                                                                                                                     sung der Atomuhren und der astronomi-                          städtebaulichen Workshop mit Gutach-
                                                                                                                                     schen Zeit, die am Sonnenstand gemessen                        terverfahren für den Hochbau aus. Die
                                                                                                                                     wird. Alle paar Jahre muss nachjustiert                        teilnehmenden fünf Architekturbüros
                                                                                                                                     werden, um die Koordinierte Weltzeit                           waren Planquadrat (Darmstadt), Turkali
                                                                                                                                     aufrecht zu erhalten. Man fügt eine Schalt-                    Architekten, Landes + Partner, Meixner
                                                                                                                                     sekunde ein, wobei das Bundesamt ent-                          Schlüter Wendt (alle Frankfurt am Main)
                                                                                                                                     scheidet, wann dieser Vorgang notwendig                        und das Büro Ipach (Neu-Isenburg) als
                                                                                                                                     ist. Zuletzt geschah dies in der Nacht vom                     Landschaftsarchitekt und externer Berater
                                                                                                                                     30. Juni auf den 1. Juli 2015.                                 für die Hochbaukollegen. Die Jury für die-
                                                                                                                                                                                                    sen über drei Monate angesetzten Workshop
                                                                                                                                     Die Anlage der Villa Mumm steht heute                          bestand aus Vertretern der Stadt Frankfurt -
                                                                                                              © Wolf-Dieter Hirsch

                                                                                                                                     unter Denkmalschutz. Die heutige Rest-                         Leiter der Bauaufsicht Hr. Dr. Kummer und
                                                                                                                                     parkfläche, ca. ein Drittel der ehemaligen                     Hr. Neubauer, Bauaufsicht -, Vertretern des
                                                                                                                                     Parkanlage von Mumm, ist als denkmalge-                        Bauherrn Frank Heimbau GmbH Hofheim

16 Ehemaliger Park der Villa Mumm                                                                                                                                                                                                Ehemaliger Park der Villa Mumm 17
der Historie der Parkanlage von Mumm.          erhalten werden. Einzelne Charakterbäume                                  sorgfältige und sehr gelungene Ausführung
                                                                                                                        Die FRANK an der Kennedyallee GmbH             wurden freigestellt. Die Pflanzenauswahl                                  der Außenanlagen war Firma August Fich-
                                                                                                                        beauftragte das Büro Irmela Löw, Frankfurt,    für die Gehölzcluster in den Rasenflächen                                 ter GmbH aus Raunheim verantwortlich.
                                                                                                                        eine gartendenkmalpflegerische Recherche       orientierte sich unter anderem an historisch                              Firma Nüthen Restaurierungen GmbH &
                                                                                                                        durchzuführen und die Belange des Denk-        dokumentierten Pflanzenarten im Wald-                                     Co. KG aus Erfurt führte gewissenhaft und
                                                                                                                        malamtes bereits im Vorfeld einzubeziehen.     park, wie Taxus und Rhododendron.                                         fachgerecht die Sanierung der historischen
                                                                                                                        Wichtig war die Wiederherstellung der                                                                                    Anlagen aus. Die Betonsitzquader und
                                                                                                                        historischen Wegeverbindung vom Pfört-         Mit dem Bundesamt für Kartographie und                                    großformatigen Platten in den Eingangs-
                                                                                                                        nerhaus an der Kennedyallee bis zur Villa      Geodäsie wurden Festlegungen hinsicht-                                    bereichen sowie die Mauerabdeckungen
                                                                                                                        Mumm. Die ursprünglich begleitende Allee       lich der Grenzbepflanzung mit Heckenro-                                   und Sockelsteine für die neue Mauer, in
                                                                                                                        konnte aufgrund der Erfordernisse für die      sen abgestimmt und zur Optimierung der
                                                                                                                        Feuerwehr (Zufahrten und Aufstellflächen)      Grundstückszuschnitte tauschten Frank
                                                                                                                        nur im Bereich des Pförtnerhäuschens ver-      Heimbau und das Bundesamt Flurstücke.
                                                                                                                        wirklicht werden. Die hellen geschwunge-       Zahlreiche Abstimmungen mit der Bauauf-
                                                                                                                        nen Asphaltwege im Quartier stehen als Zi-     sicht, dem Denkmalamt und dem Umwelt-
                                                                                                                        tat für die Wegeführungen des ehemaligen       amt waren für das Bauvorhaben erforder-
                                                                                                                        Landschaftsparks. Haupt- und Nebenwege         lich. Ein faunistischer Gutachter entdeckte
                                                                                                                        differenzieren sich durch unterschiedliche     den unter Schutz stehenden Heldbockkäfer
                                                                                                                        Wegebreiten. Die historische Treppenanlage     in einer abgängigen Eiche. Diese wurde
                                                                                                                        zur Villa Mumm wurde erhalten.                 fachgerecht so zurückgeschnitten, dass
                                                                                                                                                                       keine Unfallgefahr für die Bewohner besteht
                                                                                                                        Herr Hallfahrt vom Denkmalamt begleitete       und der Heldbockkäfer dort weiter leben
                                                                                                                        intensiv die Sanierung der denkmalge-          kann. Da Eichen auch potentielle Lebens-
                                                                                                                        schützten Mauer mit Zaun und Zauntor.          räume für Hirschkäfer sind, wurde im Wald-
                                                                                                                        Die zugewachsene Mauer und der Zaun            bereich eine Hirschkäferwiege aus Eichen-
                                                                       © Planquadrat Elfers Geskes Krämer Part.G. (2)

                                                                                                                        wurden zunächst freigestellt, defekte Steine   stammabschnitten angelegt.
                                                                                                                        ausgetauscht und der Mauersockel aus
                                                                                                                        Basaltlava stellenweise gerichtet. In Anleh-   Besondere planerische Herausforderung
                                                                                                                        nung an ein historisches Rosenrondell im       lag in der Integration parkunverträglicher
                                                                                                                        Bereich der Mauerrundung im Norden soll        Planungsinhalte. So wurden die Feuer-
                                                                                                                        noch eine mit Rosen bepflanzte Holzpergo-      wehrzufahrts- und Aufstellflächen in
                                                                                                                        la als Sitzplatz eingebaut werden.             Schotterrasen hergestellt und mit dezen-

                                                                                                                                                                                                                      © Wolf-Dieter Hirsch (2)
Abbild. oben: Plan-     und MOW-Architekten, vertreten durch                                                                                                           ten niedrigen Markierungsquadern und
quadrat Elfers Geskes   Frau Giebel. Ziele des Workshops waren die                                                      Um weitere Freiflächen für die hochwer-        Pollerleuchten gekennzeichnet. Entlang der
Krämer Part.G.          städtebauliche Überprüfung der Gebäude,                                                         tige Wohnbebauung zu erhalten, erwarb          Richard-Strauß-Allee wurde neben dem
                        der Freiraumqualität, der Wege- und Sicht-                                                      Frank Heimbau zusätzlich den 20 Meter          neuen Trafobauwerk der Besucherparkplatz
                        beziehungen unter Berücksichtigung der                                                          breiten städtischen Grünstreifen zwischen      angelegt, den eine Taxushecke zur Straße
                        Parkhistorie und eine verkehrsfreie innere                                                      der Kennedyallee und dem eigenen Grund-        hin kaschiert. Das 100-jährige Hochwasser                                 Anlehnung an die historische Mauer, lieferte   Foto oben: Hirsch-
                        Erschließung des Grundstücks. Als Ergeb-                                                        stück. Offene Rasenflächen mit Solitärbäu-     des Luderbachs erforderte die Anlage von                                  Firma Rinn Beton- und Naturstein GmbH          käferwiege aus Eichen-
                                                                                                                                                                       Retentionsräumen in den Außenanlagen.                                     & Co. KG aus Heuchelheim. Auch die spe-        stämmen.
                        nis erfolgte die Gebäudeanordnung unter                                                         men und Gehölzclustern um die Wohn-
                        anderem so, dass möglichst viele Sichtbezie-                                                    gebäude prägen nun die Freiflächen des         Rasenmulden im Gelände kompensieren                                       ziell für dieses Bauvorhaben von Büro Ipach    Foto unten: Treppen-
                        hungen zur Villa Mumm entstanden.                                                               neuen Wohnquartiers. Der Charakter des         heute das durch die Baukörper verloren                                    entworfenen Markierungsquader für die          anlage zum histori-
                                                                                                                        Waldparks ist im südlichen Bereich heute       gegangene Überflutungsvolumen.                                            Feuerwehrflächen wurden als Sonderteile        schen Gartenteil.
                        4. Konzeption der Außenanlagen                                                                  noch zu spüren. Ein Rindenhäckselweg führt                                                                               von Firma Rinn gefertigt.                      .
                        Das Leitbild der Außenanlagenplanung                                                            durch den vorhandenen Waldbestand und          Dank der Bewirtung durch Fa. Fichter mit
                        war der Siesmayersche Landschaftspark des                                                       bindet den Waldspielplatz ein. Der überwie-    kalten Getränken und Knabberzeug war die
                        19. Jahrhunderts, unter Berücksichtigung                                                        gende Teil des Baumbestands konnte hier        Führung keine »trockene Baustelle«. Für die

18 Ehemaliger Park der Villa Mumm                                                                                                                                                                                                                                             Ehemaliger Park der Villa Mumm 19
Magie der Orte – urbane Räume im Kontext
Vortrag zur         Landschaftsarchitektur bereitet ein weites     ist sie in der Symbolik, Heilkunde und im                                             tion, Nutzungsansprüchen, ökologischer         Umfragen und Untersuchungen, die die           Foto links:
DGGL Hessen         Feld von Chancen und Möglichkeiten im          Nutzen bis hin zur Verschönerung der Le-                                              Bedingtheit und Nachhaltigkeit werden          heutigen Wünsche der Bürger an die Stadt,      Elisengarten.
Mitgliederver-      Wandel der Epochen, die sich stetig ver-       benswelt des Menschen. Jede Gesellschaft                                              selbstverständlich, sind konzeptimmanent,      den öffentlichen Raum notieren, steht der
                                                                                                                                                                                                                                                       Foto rechts:
sammlung            ändernden Gesellschaftsformen, die Schich-     und Epoche entwickelte eine ganz eigene                                               haben keinen ausschließlichen Charakter.       Park, inmitten der Stadt, immer ganz oben      Kurbad Meran.
14.04.2015,         tung des kulturellen Erbes. Auch wird die      Verwendung und Formensprache bei der                                                                                                 – gleichgültig, welche Altersgruppe oder
19.00 Uhr           Vorstellung von Natur, Landschaft und ur-      Sorten- und Artenwahl, bei Habitus und                                                Die neuen Konzeptionen erwarten inter-         Bevölkerungsschicht man befragt. Jeder
Palmengarten,       banem Raum durch den Menschen immer-           Phänologie. Individuelle und reflexive An-                                            disziplinäre Zusammenarbeit als Team mit       wünscht sich großzügige Naturräume,
Frankfurt           zu neu definiert sowie in der vielfältigen     wendung der Pflanzenverwendung schafft                                                Stadtplanern, Architekten, Verkehrsplanern,    Parks oder Gärten, und jeder stellt sich da-
am Main             Wechselwirkung des Anthropogenen mit           zeitgenössische, authentische, identitäts-                                            Lichtplanern, Künstlern, Ökologen und          bei etwas anderes vor. Die Landschaftsar-
                    dem Natürlichen fortgeschrieben. Mit           stiftende und charakterbildende Orte im                                               Pflanzschulisten.                              chitekten, traditionell ambitioniert, jedoch
Prof. Cornelia      dem gestärkten Bewusstsein für die Umwelt      Gefüge von Zeit und Raum, auch durch die                                                                                             nicht zu verwechseln mit rückwärtsge-
Müller              wird die Theorie und Praxis zur Konzept-       jahreszeitlichen Aspekte der raumbildenden                                            Die Kulturgeschichte bietet Konzepte, Kom-     wandtem Bewusstsein, sind Visionäre, den-
                    findung und dem Entwerfen von »einfach,        Wirkung und wechselnder Atmosphäre.                                                   positionsregeln, Bilder, Formen, Symbolik,     ken ebenfalls an die Gestalt, die Entstehung
Lützow 7            eindeutig und eindrucksvoll« der dem           Die Pflanze und das mit ihr geschaffene Bild                                          die es zu entdecken und weiterzuentwickeln     urbaner Orte und die Unverwechselbarkeit
C. Müller           Natürlichen innewohnenden Konsequenz           von Garten und Landschaft lebt gleichfalls                                            gilt. Die Vollkommenheit der Schöpfung,        der Adresse.
J. Wehberg          nähergebracht. In der Tradition der Garten-    mit dem Jahr, altert und vergeht, macht                                               der Natur und der gestaltende Eingriff sind
Landschafts-        und Landschaftsarchitektur kommt der           wieder Platz für die zukünftige Entwick-                                              a priori keine unversöhnlichen Gegensätze      So z. B. der Elisengarten in Aachen als
architekten         Pflanze hierbei ein besonders hoher Stellen-   lung. Das Neue soll für den Ort und die                                               und lassen es zu, die Geschichte eines Ortes   öffentlicher Garten: Neben der räumli-
Berlin              wert zu. Mannigfaltig gefragt und gesucht      Adresse sprechen. Fragen nach Partizipa-                                              immer wieder neu zu erzählen. Bei allen        chen und denkmalgerechten Öffnung des

                                                                                                                                  © Erik Jan Ouwerkerk
                                                                                                                  © Jîrg Hempel

20 Magie der Orte – urbane Räume im Kontext                                                                                                                                                                                Magie der Orte – urbane Räume im Kontext 21
und zur Kontemplation. Gleiches gilt für                                   Orte auch repräsentative Orte, die Gelas-                                                   Fotos links:
                                                                öffentliche Parks mit überregionaler Be-                                   senheit und Atmosphäre für den Besucher                                                     Regierungsviertel,
                                                                                                                                                                                                                                       Berlin.
                                                                deutung, wie z. B. die Revitalisierung und                                 vermitteln, wie das neue Regierungsviertel in
                                                                                                                                                                                                                                       Stadtplatz Kesselbrink,
                                                                städtebaulich/landschaftsarchitektonische                                  Berlin im Spreebogen. Der 1997 internatio-                                                  Bielefeld.
                                                                Neuordnung des Kurbades Meran.                                             nal ausgelobte Wettbewerb - Freiflächen im
                                                                                                                                           neuen Regierungsviertel von Berlin - war                                                    Fotos rechts:
                                                                Urbane Orte und Prägnanz, wie z. B. das                                    mit einem 1. Preis für Lützow 7 Ausgangs-                                                   Neanderthal Museum,
                                                                Internationale Handelszentrum in Berlin                                    punkt für die Realisierung und Schaffung                                                    Mettmann.
                                                                                                                                                                                                                                       Int. Handelszentrum,
                                                                oder der Stadtplatz Kesselbrink in Biele-                                  eines Ortes der Begegnung zwischen Öffent-
                                                                                                                                                                                                                                       Berlin.
                                                                feld, entstehen durch intensive, konsequen-                                lichkeit und »der am Ort sichtbar, greifbar
                                                                te und thematische Konzeptentwicklung                                      werdenden Politik«. Der Raum als Bühne
                                                                und sachlich-fachliche, sorgfältige Präzision                              interpretiert den Stadt- und Landschafts-
                                                                in der Ausführung, was die Transformation                                  raum, die Textur, das Maß des Ortes und
                                                                eines Ortes gelingen lässt. Die Unverwech-                                 fügt dem Gesamtensemble behutsam und
                                                                selbarkeit und Individualität wie z. B. beim                               sensibel eine eigene landschaftsarchitektoni-
                    Gartens im Umfeld des Doms stand die        Jüdischen Museum Berlin, dem Nean-                                         sche Sprache hinzu. Die neuen Parkanlagen       Tiergartens und der Spree als Flussraum.
                    Integration unterschiedlichster Nutzungs-   derthal Museum in Mettmann oder dem                                        verstehen sich als demokratischer Raum          Zitat: »…was wir davon hoffen, ist die
                    ansprüche im Vordergrund. Die Neuge-        Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück sind                                      mit einer repräsentativen Gelassenheit          Wirkung und die Macht des Beispiels«
                    staltung bietet Orte urbanen Aufenthalts    weitere Aspekte. Last not least sind urbane                                zwischen den weiten Flächen des Berliner        Peter Joseph Lenné

                                                                                                                © Erik Jan Ouwerkerk (4)

22 Magie der Orte – urbane Räume im Kontext                                                                                                                                                                   Magie der Orte – urbane Räume im Kontext 23
Dazwischen oder da draußen?! Grüne Räume in der Region
Wahrnehmung des        Kennen Sie vielleicht noch den Begriff         Zuzugs von jährlich 15.000 Menschen allein                                             haben: Die Schaffung des Regionalparks                            geschaffen, die historische, wirtschaftliche
Grüns zwischen         des Bauerwartungslandes? Früher, als           nach Frankfurt scheint für manchen wieder                                              Rhein-Main. Die Idee war und ist bis heute,                       und heimatkundliche Bezüge zum Stand-
Stadt und Region       noch kaum von Ökologie und wenig vom           jede freie Fläche, selbst wenn sie mittlerwei-                                         die regionalen Grünzüge endlich für jeder-                        ort herstellen. Beispielsweise verweist das
Vortrag DGGL           Landschaftsschutz die Rede war, da wur-        le geschützt ist, zur Disposition zu stehen.                                           mann erfahrbar zu machen. Dahinter stand                          1997 in Hattersheim geschaffene Rosari-
06.05.2015             den gerne gemeinhin die freien Flächen                                                                                                der Gedanke, dass Dinge, die man kennt und                        um darauf, dass bis in die siebziger Jahre
                       am Rand einer Kommune, die Äcker und           Als ob sie es geahnt hätten, haben im Rhein-                                           schätzt, weniger schnell aufgegeben werden                        von der Main-Taunus-Kommune aus
Mechthild Harting      Felder, als Bauerwartungsland bezeichnet.      Main-Gebiet zwei Generationen von Regi-                                                als noch so gut gemeinte Planeinträge.                            das Rhein-Main-Gebiet mit Schnittrosen
                       Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein,     onalplanern ihre Aufmerksamkeit auf den                                                                                                                  versorgt wurde. In Frankfurt-Oberrad, wo
                       wann auch diese Areale sich in Neubauge-       Schutz des Grüns zwischen den Kommunen                                                 Der Begriff des Parks im Wort Regional-                           die sieben Kräuter der Grünen Soße ange-
                       biete verwandelten.                            gelegt. Schon in den sechziger Jahren haben                                            park ist dabei ein wenig verwirrend. Denn                         baut werden, hat der Regionalpark sieben
                                                                      sie – zumindest für den Kern des Ballungs-                                             es sollten »draußen« vor den Toren der                            Gewächshäuser errichten lassen, jedes steht
                       Heute wird der Ausdruck in aller Regel nur     raums – entschieden, regionale Grünzüge                                                Städte nie Grünanlagen im klassischen                             für eines der Grüne-Soße-Kräuter.
                       noch im juristisch korrekten Sinn gebraucht.   auszuweisen, um sie vor Bebauung zu                                                    Sinne geschaffen werden. Vielmehr geht es
                       Aus dem allgemeinen Sprachgebrauch ist         schützen. Ebenso wurden die Kalt- und                                                  um ein gut erschlossenes Wegenetz durch                           Rund 550 Kilometer Regionalpark-Routen
                       er weitestgehend verschwunden. Auch die        Frischluftschneisen markiert, die vor allem                                            die Landschaft des Rhein-Main-Gebiets.                            gibt es inzwischen, dazu seit 2011 eine
                       Haltung, nicht bebaute Wiesen und Felder       der Großstadt Frankfurt in den Sommer-                                                 Die Landschaft soll zum Park werden.                              190 Kilometer lange, durchweg befahrbare
                       per se als potentielle Siedlungsflächen zu     monaten ein erträgliches Klima erhalten                                                Und so wie es im klassischen Landschafts-                         Rundroute, die in einem großen Bogen
                       sehen, hat sich in den vergangenen 20 Jah-     sollen. Natürlich ist in der Zwischenzeit                                              garten unverhofft Blickachsen etwa zu                             rund um Frankfurt führt. Und die Macher
Foto unten links:
Das Grüne-Soße-
                       ren immer weiter abgeschwächt. Das Grün        hier und dort in die regionalen Grünzüge                                               eigens geschaffenen Ruinen und Brücken                            bauen und planen weiter. Eines haben sie
Denkmal in den         »da draußen« hat im naturschutzrechtlichen     hineingebaut worden, sind Kaltluftschnei-                                              gibt, versuchen auch die Macher entlang                           schon erreicht: Die Routen werden genutzt,     Foto unten links:
Kräuterfeldern in      Sinn, aber auch in den Köpfen der Bürger       sen ignoriert worden, dennoch ist eine                                                 der Routen Attraktionen zu schaffen. Da                           die Menschen sind in der Region unter-         Das »Sonnendeck«
Frankfurt-Oberrad.     allmählich einen Wert bekommen. Doch in        planerische Hürde entstanden, die es zu                                                wird Vorhandenes wie Aussichtspunkte                              wegs und kennen mittlerweile ihre Land-        bei Friedrichsdorf-
                       Zeiten, in denen - wie derzeit in der Rhein-   überwinden gilt, ehe gebaut werden kann.                                               und Naturdenkmäler einbezogen, aber es                            schaft. Zumindest entlang der Routen ist       Seulberg.
Foto unten rechts:
»Sitzkiesel« als ein
                       Main-Region - die Städte in den Ballungs-                                                                                             werden auch neue Attraktionen errichtet                           das Grün der Region dank dieser Popula-
                                                                                                                                                                                                                                                                              Foto unten rechts:
Erkennungszeichen      räumen unerwartet stark wachsen, erlebt die    Für den Bürger sehr viel deutlicher zu spüren                                          wie Türme, Stege und Plattformen, von                             rität geschützt. Was für ein Erfolg für die    Skyline-Blick: Die
der Regionalpark-      Bauerwartungsland-Mentalität eine über-        ist die Entscheidung, die Regionalplaner                                               denen ein weiter Blick in die Region mög-                         Planer und deren tolle Idee eines Regional-    Regionalpark-Rund-
Rundroute.             raschende Renaissance. Angesichts eines        20 Jahre später, im Jahr 1988, getroffen                                               lich ist. Und es werden Anziehungspunkte                          parks Rhein-Main!                              route bei Steinbach.

                                                                                                                                                                                                           © Wolfgang Eilmes
                                                                                                                       © Regionalpark (2)

                                                                                                                                            © Regionalpark

24 Grüne Räume in der Region                                                                                                                                                                                                                                       Grüne Räume in der Region 25
Wenn man in einem Garten nicht träumen kann ...
Gartenfilme im        In Kooperation mit Ilona Grundmann             gen und Gartenliebhabers Tim Smit. Von                                          Im Kosmos des Charles Jencks                 Mathematik. Er wollte mit diesem Garten
Schloss Biebrich      Filmproduction und der Deutschen               den Anfängen im Jahr 1995 bis zur Eröff-                                        An der schottischen Westküste, nordwest-     althergebrachte Vorstellungen, wie ein Gar-
                      Film- und Medienbewertungsstelle               nung der Anlage vergingen sechs Jahre. Ziel                                     lich von Dumfries, ist einer der spektaku-   ten aussehen soll, in Frage stellen.
Samstag,              lud die DGGL Hessen im Rahmen der              war es, eine natürliche Umgebung nach-                                          lärsten Gärten unserer Zeit entstanden:
21.11.2015,           Veranstaltungsreihe »Der Grüne Salon«          zuahmen, um Pflanzen und auch einige                                            The Garden of Cosmic Speculation.            Vor allem die Anwendung des Konzepts
19.00 Uhr             am 21. November 2015 zu einer Filmvor-         Tierarten aus aller Welt dort unterbringen                                                                                   der »geborgten Landschaft« macht den
                      führung ein. Aus der Sendereihe »NEUE          zu können.                                                                      Gemeinsam mit seiner Frau Maggie Kes-        Garden of Cosmic Speculation zu einem
Filmsaal der FBW      GARTENKUNST« präsentierten wir in                                                                                              wick, einer renommierten Expertin der        eindrucksvollen Kunstwerk. Jencks und
Wiesbaden Schloss     intimer Studio-Atmosphäre drei Filme           Unter den Dächern aus Kunststoff-Folie                                          Geschichte chinesischer Gartenkunst, hat     seine (inzwischen verstorbene) Frau Mag-
Biebrich, Ostflügel   auf großer Leinwand. Es war ein Film-          beherbergt das »Eden Project« eine Pflan-                                       Charles Jencks eine Gartenlandschaft mit     gie Keswick nahmen sich die chinesische
                      abend für Menschen, die schöne Gärten          zensammlung quer durch die Klimazonen                                           riesigen Grashügeln und wundervollen         Gartenphilosophie zum Vorbild. So ist ihr
Monika                und gute Filme lieben. Unsere Gäste            der Welt: Über 100.000 Pflanzen aus ca.                                         Teichlandschaften geschaffen. Dazu Terras-   Garten auch eine miniaturisierte und idea-
Horlé-Kunze           waren begeistert, die Filme beeindru-          5.000 Arten versammeln sich in dem von                                          sen, Treppen und Kunstwerke. Inspiration     lisierte Form der schottischen Highlands.
                      ckend und inspirierend, der Abend war          Menschen geschaffenen Biosphärenreser-                                          fand Charles Jencks in Wissenschaft und
                      ein großer Erfolg.                             vat. Ein Schwerpunkt liegt auf Pflanzung
                                                                     und Nachzucht vom Aussterben bedrohter
                                                                     seltener und alter Sorten.
                      Das »Eden Project« von Tim Smit
                      Wie intergalaktische Riesenwaben liegen        Der Rundgang durch die »Biome« führt
                      die größten Gewächshäuser der Welt in          von Olivenhainen des Mittelmeerraumes
                      Cornwall. Nahe der südenglischen Klein-        bis zum tropischen Regenwald. Gründer
                      stadt St. Austell erheben sich futuristische   Tim Smit verwirklichte mit dem Projekt
                      High-Tech-Kuppeldächer bis zu einer Höhe       seinen Traum vom Paradies – und eine
                      von 55 Metern. Das »Eden Project« entstand     Attraktion, die täglich mehrere tausend
                      nach einer Idee des englischen Archäolo-       Besucher anlockt.

                                                                                                                   © Ilona Grundmann Production(4)

26 Wenn man in einem Garten nicht träumen kann ...                                                                                                                                                            Wenn man in einem Garten nicht träumen kann ... 27
Zen und die Gärten von                         »NEUE GARTENKUNST« – die Filmreihe
                     Shunmyo Masuno                                 Die 13-teilige ARTE-Sendereihe »NEUE
                     Die japanische Gartenkunst hat eine jahr-      GARTENKUNST« dokumentiert die welt-
                     hundertealte Tradition und beeinflusst welt-   weit interessantesten Facetten und Protago-
                     weit zeitgenössische Gartendesigner. Shun-     nisten zeitgenössischer Gartengestaltung.
                     myo Masuno ist einer der wichtigsten Gar-
                     tenkünstler unserer Zeit: Der 50-jährige       Im Auftrag von ZDF/ARTE besuchte Re-
                     Professor für Gartendesign lebt in Yoko-       gisseur Christoph Schuch mit dem Kame-
                     hama, der zweitgrößten Stadt Japans. Er ist    ramann Rüdiger Kortz und dem Tonmann
                     Zen-Priester in der 18. Generation und der     Hans Warth-Leimbert Landschaftsarchi-
                     letzte Geistliche, der aus dieser religiösen   tekten und Gartenkünstler in Europa,
                     Inspiration heraus Gärten anlegt. Doch der     Asien, Australien und den USA.
                     Zen-Mönch zieht sich nicht hinter Kloster-
                     mauern zurück. Seine Entwürfe finden sich      Produziert wurde die »NEUE GARTEN-
                     mitten in den Zentren der Metropolen To-       KUNST« von 2001 bis 2005 von der Ilona
                     kio und Yokohama. Diese zeitgenössischen       Grundmann Filmproduction aus Wiesba-
                     Gärten sollen nach dem Willen Masunos          den. Die Filme haben eine Länge von 26
                     Oasen der Ruhe und Besinnlichkeit für          Minuten. Im Jahr 2007 wurde »Im Kosmos
                     gestresste Großstadtbewohner sein. Das Set-    von Charles Jenks« stellvertretend für die
                     zen der Steine ist für Shunmyo Masuno der      gesamte Reihe mit dem 1. Preis für die bes-
                     entscheidende Akt seiner Gartengestaltung.     te Dokumentation beim Gartenfilmfestival
                                                                    in Gaillac, Frankreich, ausgezeichnet.
                     Wir freuen uns sehr, dass wir diese wun-
                     derbare Reihe mit unseren Kooperations-        Ilona Grundmann Production
                     partnern im Jahr 2016 fortsetzen können.       Seit mehr als 30 Jahren produziert Ilona
                     Am 18. November 2016 zeigen wir im Ost-        Grundmann vielfach preisgekrönte Filme,
                     flügel des Schloss Biebrich drei weitere       Kultur-Dokumentationen, Features und
                     Filme aus der Reihe »Neue Gartenkunst«.        Porträts aus allen Teilen der Erde.

                                                                                                                  © Ilona Grundmann Production(5)

28 Wenn man in einem Garten nicht träumen kann ...                                                                                                  Wenn man in einem Garten nicht träumen kann ... 29
Vom Untergang des Bösen zum Untergang der Erkenntnis –
Gartendarstellung in Lars von Triers Melancholia (2011)
Vortrag im            2011 schickte der dänische Regisseur Lars        Der Garten als Sinnbild des                      Werke der Gartenkunstgeschichte negativ,       Postmoderne. Diese ist gekennzeichnet
Palmgarten            von Trier mit Melancholia einen Film in die      Bösen in der Welt                                die den menschlichen Eingriff in die Natur     von dem Bewusstsein, dass sich die Welt
Frankfurt             Kinos, der in bildgewaltiger Schönheit den       Von Triers Film stellt uns den Garten            zur Anschauung bringen. Sie folgt damit auf    einer eindeutigen Deutung entzieht und
am Main               Untergang der Welt darbietet. Ursache ist        hingegen als Sinnbild des Bösen vor und          der visuellen Ebene einer naturrechtlichen     sich der Blick auf dieselbe je nach Pers-
11.11.2015            ein riesiger Gasplanet, der sich auf Kolli-      den Weltuntergang als apokalyptische             Ethik, die »Natürlichkeit« mit dem Guten und   pektive verändert. Als Resultat entstehen
                      sionskurs mit der Erde befindet und diese        Befreiung von diesem, insofern eine Pro-         einem Abweichen von derselben mit Ver-         verschiedene gleichwertige Annahmen
Prof. Dr.             auch letztlich erreicht. Die verbleibenden       tagonistin meint: »Life on earth is evil. We     fehlung gleichsetzt; so auch in Melancholia.   über die Welt. Die Darbietung des physi-
Nina Gerlach          Stunden vor dem Ende alles Irdischen lässt       don’t need to grieve for it.« Der Garten steht                                                  kalisch nicht zu erklärenden Schattenspiels
                      von Trier auf dem schwedischen Schloss           also in von Triers Film gerade nicht für die     Gartendarstellung als Symbol des               in L’Année dernière à Marienbad kann als
                      Tjolöholm (1898-1904) und in dessen ar-          gelungene Schöpfungsnatur, sondern für           Verlusts des Erkenntniszugangs zur Welt        Sinnbild dieses Verlusts von eindeutiger
                      chitektonischem Gartenkunstwerk spielen.         deren Zerstörung durch Unmoral. Diese            Die Inszenierung des Gartenkunstwerkes         Gewissheit angesehen werden, den der
                      Welt und Garten fallen in Melancholia also       Verknüpfung moralischer Verfehlung und           von Schloss Tjolöholm in Melancholia           Mensch in der Postmoderne erfährt. In
                      im doppelten Sinne zusammen.                     architektonischer Gartenkunst ist filmhisto-     erinnert zudem an Alain Resnais’ Film          der Perspektive dieses filmhistorischen
                                                                       risch nichts Außergewöhnliches. So werden        L’Année dernière à Marienbad (1961). In        Gartenzitats wäre dann der Weltuntergang
                      Der Garten als Sinnbild einer guten Welt         etwa in Stanley Kubricks Paths of Glory          der berühmtesten Einstellung des fran-         in Melancholia auch als Verlust des einen
                      Das metaphorische Verständnis des Gar-           (1957) drei Soldaten unschuldig auf dem          zösischen Klassikers werfen zahlreiche         gesicherten Weltzugangs in der Postmo-
                      tens als Welt hat Tradition. So sieht etwa die   Parterre von Schloss Schleißheim hinge-          Personen ihren Schatten auf die Hauptach-      derne zu deuten.
                      natürliche Theologie die Welt als Garten,        richtet und in Lewis Gilberts Moonraker          se der Anlage von Schloss Nymphenburg;
                                                                                                                                                                       Weiterführende Literatur:
                      insofern sich in ihrer natürlichen Vollkom-      (1979) bewohnt ein Rassenideologe Schloss        die künstlichen »Buchsbaumpyramiden«,          Nina Gerlach: Gartenkunst im Spielfilm. Das Filmbild als Argument. München: Wilhelm

                      menheit göttliche Vollkommenheit spiegle.        Vaux-le-Vicomte. Dem gegenüber stehen            die dort aufgestellt wurden, jedoch nicht.     Fink Verlag 2012.
                                                                                                                                                                       Nina Gerlach: »Das kinematographische Bild der Vierten Natur«. In: Stefan Schweizer,
                      Verbreitung findet diese Deutung irdischer       in der Filmgeschichte seit 1945 zumeist          Von Triers Gartendarstellung zeigt eben-       Sascha Winter (Hg.): Geschichte der Gartenkunst in Deutschland. Von der frühen
                                                                                                                                                                       Neuzeit bis in die Moderne: Geschichte – Themen – Perspektiven. Regensburg: Schnell +
                      Natur bis heute, etwa durch Verfilmungen         Landschaftsgärten und die Gärten der Arts        falls ein irritierendes Schattenspiel. Die     Steiner 2012, 479-491.
                                                                                                                                                                       Christoph Grunenberg/Eva Fischer-Hausdorf (Hg.): Letztes Jahr in Marienbad. Ein Film
                      wie Frances H. Burnetts The Secret Garden        & Crafts-Bewegung. Ihre augenscheinliche         Eiben der Anlage von Schloss Tjolöholm         als Kunstwerk. Köln: Wienand 2015.

                      (1911), wenn es dort heißt: »If you look the     Natürlichkeit dient in Kinder- und Liebes-       werfen Schatten in zwei Richtungen.            Andreas Jacke: Krisen-Rezeption oder was Sie schon immer über Lars von Trier wissen
                                                                                                                                                                       wollten, aber bisher Jacques Derrida nicht zu fragen wagten. Würzburg: Königshausen
                      right way, you can see that the whole world      filmen als Kulisse menschlichen Glücks.          Wie ist dieses Zitat zu deuten? Resnais’       & Neumann 2014.
                                                                                                                                                                       Christopher Peterson: »The Magic Cave of Allegory. Lars von Trier’s Melancholia«. In:
                      is a garden.« (Holland 1999).                    Die Filmgeschichte besetzt somit diejenigen      Werk gilt als eines der ersten Filme der       Discourse 35/3 (2013), 400-422.

                                                                                                                                                                                                                                                               Grafik © B.Riedel
30 Gartendarstellung in Lars von Triers Melancholia                                                                                                                                                Gartendarstellung in Lars von Triers Melancholia 31
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